Für Hohenschwangau entwarf er Zeichnungen u einer Sage von Kaiser Karl dem Großen und in einem Saal des Schlosses von Rüdigsdorf bei Leipzig malte er die Fabel von Amor und Psyche. Eines seiner heitersten Gemälde ist Ritter Curts Brautfahrt, nach Goethe. 1839 ging Schwind nach Karls⸗ ruhe, um in dem dortigen neuen Kunstgebäude das Stiegenhaus und einige Säle, auch den Sitzungssaal der Ersten Kammer auszumalen. 1845 siedelte er nach Frankfurt über und malte hier für das Städelsche Institut den Sängerkrieg auf der Wart—⸗ burg und einige kleinere, humoristische Bilder, und folgte im Herbst 1847 einem Rufe als Professor an die Kunstakademie in München. In der Reihe der hier zunächst ausgeführten Werke nimmt das Märchen vom Aschenbrödel die erste Stelle ein. Vom Großherzog von Weimar auf die Wartburg berufen, malte er daselbst thüringische Landgrafen⸗-Geschichten und das Leben der h. Elisabeth. Nach einer kurzen und nicht glücklichen Abschweifung auf das kirchlich religiöse Gebiet kehrte er in seine eigentliche Heimath, die Märchenwelt, zurück und gewann mit seinen »Sieben Raben« alle Herzen, feierte aber, (nachdem er noch im neuen Opernhaus zu Wien den Vorsaal mit der »Zauberflöte ꝛc.“ ausgemalt), mit seinem oben angeführten Werk, einer langen Bilderfolge zum Märchen von der »Schö— nen Melusine«, den letzten Künstler⸗ Triumph. Er starb nach kurzem Keankenlager am 8. Februar d. J.
Kaulbach brachte, als Unterbrechung seiner großen Arbeit »Christenverfolgung unter Neroc, eine Zeichnung »Tandaradei⸗« nach dem bekannten Minneliede, Ramberg einige sehr schöne Blätter zu seinem Cyklus Herrmann und Dorothea⸗—. Unter den jüngeren Talenten sind Defregger und Kurzbauer zu nen⸗ nen, deren kräftiger Realismus die Linie des Schönen nicht überschreitet und für eine tüchtige psychologische Charakteristik Raum läßt. Eine eigenthümliche Stellung nimmt auch Hof— mann aus Zeitz ein, dessen Reif in der Frühlingsnacht« neben sentimentalen Anklängen einige tiefpoetische Momente enthält. Von den Bildhauern hat Wagmüller wieder mehrere seiner lebens- und geistvollen, aber aus dem plastischen oft in den malerischen Stil fallenden Portraitbüsten geschaffen, wie sie durch die internationale Kunstausstellung bekannt wurden. Größere Fortschritte zeigt Knoll, von dem eine Beethovenbüste wegen ihrer charakteristischen Auffassung vielfaches Aufsehen erregte und in dessen Riesenbüste Glucks sich ein glückliches Streben nach dem großen Stile geltend macht. Dieselbe ist für den Geburtsort des Tondichters, Weidenwang in der Oberpfalz, bestimmt und damit leider dem kunstsinnigen Publikum künftig entzogen.
Ungleich wirksamer haben sich die Störungen auf dem Gebiete der Wissenschaft erwiesen, deren ruhige Beschaulichkeit freilich die Aufregung kritischer Zeitepochen am wenig⸗ sten verträgt. Die wissenschaftlichen Lieferungswerke, wie das »Archiv für die Geschichte von Oberbayern«, sind weiter⸗
geführt worden. Auf dem Gebiete der germanistischen SprachB
forschung, die in Bayern stets eisrig und erfolgreich be— trieben wurde und für die das Nachbarland Tyrol eine Fülle noch unausgebeuteten Materials enthält, ist diesmal nur ein Werk zu verzeichnen gewesen, die »oberdeutschen Familien namen« von Dr. Ludwig Steub, München, R. Oldenbourg, 1870. Dasselbe nimmt freilich sowohl durch seine sprachwissen⸗ schaftliche Bedeutung wie durch den anmuthigen Humor seiner Darstellung einen hohen Rang ein.
Heimathsgrüße aus Amerika.
Unter diesem Titel ist der Redaktion eine bereits in 2. Auf⸗ lage bei E. Steiger in New-⸗York erschienene, kleine Sammlung von 32 patriotischen deutschen Liedern zugesandt worden. Mitten aus der unter den Deutschen Amerikas während des gegen—
wärtigen Krieges herrschenden Stimmung hervorgegangen, legen
dieselben ein lebendiges Zeugniß davon ab, wie die Deutschen jenseits des Oceans die gerechte Sache ihres Vaterlandes ver⸗ treten. Einige dieser Gedichte, wie das Lied: ⸗Heil dir, Deutsch— land« von E. A. Zündt, »Jubellied eines Amerikaners« von Bayard Taylor, »An die Deutschen diesseits des Meeres« von Carl Weitershausen u. a. sind bereits durch manche deutsche Zeitungen gegangen, ebenso wie einige unserer Kriegs- und Volkslieder des Jahres 1870 in vielen amerikanischen Blättern abgedruckt worden sind. Daher hat sich denn in vorgedachten Heimathgrüßen z. B. das Gedicht »Landwehrmanns Abschied« . ö. Koch als amerikanischen Ursprunges einge⸗ ichen. . Was aus allen diesen Liedern hervorleuchtet, das ist eine innige Liebe zum alten deutschen Heimathlande. Vaterland!
liebe, liebe Heimath, fern von dir und doch stets dein schlägt unser Herz!« — so singt Zündt in St. Louis, und Karl Heinrich Schnauffer preist die Muttererde mit den Worten:
Ich hang' an meinem Heimathland,
Und mir ist aller Länder Krone
Mein theures deutsches Vatertand. — —
Zum Heimathland steht mein Verlangen,
Ein müder Fremdling, such' ich Ruh,
Und wo das Licht mir aufgegangen,
Drück' man mir auch die Augen zu!
Begeisterte Vaterlandsliebe athmen die Verse des Dich⸗
ters Konrad Krez: Land meiner Väter, länger nicht das meine! So heilig ist kein Boden, wie der deine; Nie wird dein Bild aus meiner Seele schwinden. Und knüpfte mich an dich kein lebend Band, Es würden mich die Todten an dich binden, Die deine Erde deckt, mein Vaterland!
Was die Deutschen Amerikas auch aus der Heimath ge⸗ drängt habe, Alles — meint Caspar Butz — ist jetzt vergessen, denn »für dich, o Muttererde, du Land der Herrlichkeit, auch deine fernen Söhne sie stehen mit im Streit.“ An allen Ereig⸗ nissen des Krieges nehmen sie regen Antheil, wollen »Elsaß als Friedenshort« fortan bei Deutschland wissen und preisen im Jubelton »ein einig, einig, deutsches Volk!“ Ihm ruft Bayard Taylor (geboren in Pennsylvanien 1825) zu: »Heil, edles Volk! dem neu das Herz so unerschüttert schlug!« und rühmt sein treues Beharren; daß es sich Glied an Glied verband -mit 6 find Muth, Gebet und Lied, eine einz'ge Wacht am
hein! *
König Wilhelm wird »Schirmherr deutscher Ehre, »das deutsche Schwert«, »wiedererstandener Barbarossa« genannt; es wird ihm »um die greise Heldenstirn der Lorbeer« gewunden, und ein alter Dichter, Koch geheißen, bricht in die Worte aus:
Du hast gethan, was nimmer wird vergeh'n,
Denn Deutschland dankt Dir, was es heut' erzielt. Es dankt Dir Einigkeit und Heldenmuth,
Und daß nicht Deutschlands wunderschöne Gaun'n
Verwüstet von Napoleon's Räuberbrut,
Die alte Schmach der Zwietracht wieder schaun.
Hohe Freude klingt durch viele Lieder über die Siege un⸗ serer Truppen, die man ihrer geistigen Ueberlegenheit verdanke. So heißt es in dem Liede »Festgruß«:
Das war ein Sieg vom deuischen Geist, vom Geist der deutschen Waffen!
und weiter:
Und dieser Geist soll mit uns gehn auch auf der Fremde Fluren;
Nie soll der Zeiten Lauf verweh'n hier deutschen Geistes Spuren;
Ueber den Siegesjubel aber soll man nicht vergessen, auch die Wunden zu heilen, die der Krieg dem deutschen Volke ge— schlagen. Deshalb fordert Karl Weitershausen seine amerikani⸗ schen Landsleute auf: .
So laßt den Sieg uns feiern Der Teutschen hoch und hehr! Laßt helfen uns den Theuern, Den Brüdern über'm Meer!
Dieselbe hülfbereite Gesinnung drückt sich in den letzten Versen des Schlußgedichtes⸗Germania« von Friedrich Lexow aus:
Die Ihr vom Heim geschieden seid, Seid heim mit Herz und Hand! Was den Verwaisten Ihr geweiht, Ihr weiht's dem Vaterland!
So gehl ein wohlthuender Zug deutscher Bruderliebe durch diese kleine Liedersammlung, und in diesem Sinne ist denn auch der ganze Erlös aus dem Verkauf derselben in uneigennütziger Weise für den Fonds zur Unterstützung der verwundeten deutschen Krieger und der Hinterbliebenen der ö be⸗
stimmt.
Vierteljahrs Hefte des Königlich Preußischen
Staats⸗Anzeigers. Jahrgang 1870. Vier Hefte. Druck und K ö. Königlichen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei (R. v. Decker). . . Die Vierteljahrs ⸗ Hefte des Königlich Preußischen Staats- Anzeigers erscheinen am Schlusse jedes Quartals und enthalten sämmtliche in den ⸗Besonderen Beilagen« des Staats ⸗Anzeigers publizirten Artikel. Dieselben sind durch alle Post ˖ Anstalten und Buchhandlungen für den Preis von 73 Sgr. vierteljährlich zu beziehen.
Bas Abannement betrügt AI Thlr. sür das Pierteljahr. AInseriions preis fũr den Raum einer Druckzeile Sz Sgr. . ,,,,
Alle Post⸗ Anstalten des In und Auslandes nehmen Sestellung an, für Berlin die Expedition des Aö Preußischen Staats Anzeigers:
Zieten⸗ Platz Nr. FR.
1871.
Deutsches Reich.
Bekanntmachung.
Den in Frankreich für den Privat⸗Depeschenverkehr der daselbst befindlichen deutschen Truppen und Beamten ꝛ24. mit ihren Angehörigen nach deutschen Ländern und umgekehrt bis— her eröffneten Telegraphenstationen tritt mit dem 20. d. M. Markirch⸗ hinzu. .
Betlin, den 19. Februar 1871.
General ⸗Direktion der Telegraphen.
Preußische Bank.
Wochen ⸗Uebersicht der Preußischen k vom 15. Februar 1871. 963 i va. h Geprägtes Geld und Barren ..... ...... Thlr. 93, 089,000 2) Kassenanweisungen, Privatbanknoten und Darlehnstassenscheine 4,083,000 S7 240M.
3) Wechselbestände . ...... ...... .... ..... .... ö 4 Lombardbestände . ...... . 24373, 000
6) Staatspapiere, diskontirte Schatz ⸗Anwei⸗
sungen, verschiedene Forderungen und 2 664M
Thlr. 184,564,000
P 3 Banknoten im Umlauf 16,332,000
Depositenkapitalien
8) Guthaben der Staatskassen, Institute und Privatpersonen mit Einschluß des Giro verkehrs S7 2/000
Berlin, den 15. Februgr 1871. Königlich Preußisches Haupt ⸗Bank⸗Direktorium. von Bechend. Boese. Rotth. Gallenkamp. Herrmann.
Nicht amtliches.
Preußen. Berlin, 20. Februar. Se. Majestät der Kaiser und König ließen, wie aus Versailles vom 16. d. Mts. gemeldet wird, am Vormittag des 13. das 6. Thürin⸗
gische Infanterie⸗NRegiment Nr. 95 Revue passiren. Der Herzog
von Sachsen⸗Coburg⸗Gotha, aus dessen Lande das Regiment rekrutirt, führte dasselbe bei Sr. Majestät vorüber. Das
95. Regiment hat in diesem Feldzuge 27 Schlachten und Gefechte
zu bestehen gehabt.
Se. Majestät, Allerhöchstwelche einige Tage unwohl waren, befinden Sich jetzt wieder besser. — Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht, dessen Besserung fortschreitet, wird demnächst nach Berlin zurückkehren.
— Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin war vor⸗ gestern in der 7. Vorlesung des Wissenschaftlichen Vereins an⸗ wesend und wohnte gestern dem Gottesdienste in der St. Mat— thäikirche bei. — Ihre Majestät dinirte in Charlottenburg bei Ihrer Majestät der verwittweten Königin.
. — Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kron prinzessin besuchte am Freitag das Baracken⸗Lazareth auf dem Tempelhofer Felde.
„— Ihre Majestät die Kaiserin- Königin hat auf die Glückwunsch⸗Adresse der Gemeindebehörden Weim ars mit folgendem Schreiben geantwortet:
»Es ist ein besonderer Vorzug, den dargebrachten Glückwünschen durch den eigenen Werth eine höhere Weihe verleihen zu können.
C
Diesen Vorzug besitzt Meine Heimath. Was jede Aeußerung ihrer Theilnahme so werthvoll macht, ist das Bewußtsein, welches ihr eine ehrenvolle Vergangenheit und Gegenwart verleiht. Wo ein Fürsten⸗ haus so ehrfurchtgebietende Namen aufzuweisen hat, wie die Meiner Großeltern und Eltern, und das Land sich mit denselben zu einem untheilbaren Ganzen verbunden fühlt, da bleibt auch der Grundzug der deutschen Gesinnung und deutschen Wesens fest gewurzelt und sein Bestand gesichert. Ich für Meinen Theil gedenke stets dankbar Meiner Vaterstadt und bin getragen von der Zuversicht, daß der Be= ruf, den Mein Kaiserlicher Gemahl auf den Wunsch der deutschen Fürsten und Völker übernommen hat, von Ihm in seiner vollen Verantwortlichkeit gewürdigt und zur Wohlfahrt Deutschlands durch⸗ geführt werden wird. Berlin, den 7. Februar 1871. An die Vertreter der Stadt Weimar.
Au gu sta.
— Der Bundesrath trat heute zu einer Sitzung zusammen.
— QDer Bundeskanzler Graf von Bismarck hat an den Marschall Mae Mahon, Herzog von Magenta, einen Brief gerichtet, der nach dem Versailler ⸗»Moniteur officiel« in der
Uebersetzung lautet: ; . WVersailles, 11. Februar 1871.
Herr Marschall! Die Zeitungen von Bordeaux veröffent⸗ lichen mit Bezug auf mein Cirkular vom 3. Janugr einen an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten gerichteten Brief, der Ihre Unterschrift trägt. In der Voraussetzung, daß dieser Brief authentisch ist, halte ich es für meine Pflicht, denselben nicht unbeantwortet zu lassen. Erlauben Sie mir zuvörderst, dem Wortlaute nach die Stelle des obenerwähnten Eirkulars, um die es sich handelt, zu wiederholen:
»In der Schlacht von Wörth beobachtete man, wie Ge— wehrkugeln in den Boden einschlugen und dann mit einem sehr bemerkbaren Explosionsgeräusch die Erde ringsherum empor⸗ warfen. Unmittelbar nach dieser Beobachtung wurde Oberst von Beckedorff schwer durch eine explodirende Kugel verwundet. Ein ähnliches Geschoß hat im Gefecht bei Tours am 20. De zember v. J. den Lieutenant von Versen vom 2. Pommerschen Ulanen⸗Regiment getroffen. «
In der Anlage finden Sie eine Uebersetzung des Berichtes
des Obersten von Beckedorff. Diesem Zeugen, der in positiver und exakter Weise Thatsachen konstatirt, die er selbst gesehen und an sich erfahren hat, stellen Sie Ihre Ueberzeugung gegen über, daß die in der Schlacht von Wörth engagirten Truppen theile nicht mit explodirenden Kugeln versehen gewesen seien. Ihre Versicherung, deren Loyalität ich natürlich anerkenne, schließt aber die Möglichkeit nicht aus, daß einige Ihrer Sol- daten sich solcher explodirenden Kugeln ohne Ihr Wissen be⸗ dient haben könnten. . Ein analoges Ereigniß, das ich den amtlichen Veröffent⸗ lichungen der französischen Regierung entnehme, setzt mich in den Stand, Ihnen zu beweisen, wie sehr absolute Abläugungen in ähnlichem Falle gewagt sind.
„In seinem Cirkular vom 25. Januar, als Antwort auf mein Cirkular vom 9. desselben Monats, sagt Graf Ehau- dordy nach der englischen Uebersetzung, die ich vor Augen habe: »Niemals hat ein französischer Soldat sich explodiren- der Kugeln bedienen können, wenn solche auf dem Schlacht- felde aufgelesen worden sind, müssen sie aus den Reihen des Feindes herstammen. Und doch hatte drei Tage vor dem Eir⸗ kular des Herrn von Chaudordy der Maire von Paris an