762 Die Deputation des Norddeutschen Reichstages, welcht Valsrien während der Belagerungszeit vielfach zum Obse
beauftragt war, Sr. Majestät dem Kaiser und König nach Versailles die von dem Norddeutschen Reichstage in seiner letzten Sitzung beschlossene Adresse zu überbringen, hat Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen ein kost⸗ bares Album mit den Photographien der Deputationsmitglieder als Andenken übersendet. Hierauf ist am 15. d. M dem rä si⸗ denten Simson folgendes Antwortschreiben Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit zugegangen:
»Die Mir in so schöner Hülle übersandte Sammlung von Photo- graphien der Mitglieder der Adreßdeputation des Norddeutschen Reichstages hat Mir eine wahre Freude bereitet und wird Mir als sichtbare Erinnerung an den historischen Akt der Ueberreichung der Adresse an des Kaisers und Königs Majestät von besonderem Werthe sein.
Indem ich Ihnen Meinen besten Dank für die Sammlung der Photographien sage, ersuche Ich Sie zugleich, den Ausdruck desselben an die ührigen Herren Mitglieder der Deputation übermachen zu wollen.
Hauptquartier Versailles, den 11. Februar 1871.
Ihr wohlgeneigter Friedrich Wilhelm, Kronprinz. An den Ersten Präsidenten des Appellationsgerichts zu Frankfurt a. O. Herrn Dr. Simson.
— In der gestrigen (J.) Sitzung des Bun desraths des Deutschen Reichs, in welcher der Staats. Minister Delbrück in Vertretung des Bundeskanzlers den Vorsitz führte, wurden die Vorlagen des Präsidiums, betreffend a) den Entwurf einer berichtigten Verfassung des Deutschen Reiches, b) den Entwurf eines Gesetzes über die Verbindlichkeit zum Schadenersatz für Körperverletzungen u. s. w. beim Betriebe von Eisenbahnen, Bergwerken u. s. w., c) den Abschluß eines Abkommens mit Italien wegen gegenseitiger Unterstützung Hülfsbedürfti— ger; d) Abänderungen des Regulativs über die zollamt— liche Behandlung der mit den Posten beförderten Sen— dungen; e) die Vereinbarung wegen JZulafsung der gegen⸗ seitigen Angehörigen zum Gewerbebetrieb im Umiherziehen; f) die anderweite Feststellung der Matrikularbeiträge für 1869, g die Feststellung der Wahlkreise in den füddeutschen Staaten, sowie ferner ein Antrag Bayerns, betreffend die Gewährung eines außerordentlichen Zuschusses zu den Pferdegeldern der Grenz- zollbeamten in der bayerischen Rheinpfalz, und ein Antrag Hessens, betreffend die Berechnung der Tabaksteuer von Grundstücken, deren Flächenraum zu hoch deklarirt wor— den ist, den betreffenden Ausschüssen überwiesen. Es erfolgten Mittheilungen über die im laufenden Jahre eingegangenen, den Ausschüssen bereits zugetheilten Vorlagen und über die seit dem Schluß der Session des Bundesraths des Zollvereins im Kor— respondenzwege gefaßten Beschlüsse in Zollangelegenheiten. Verschiedene an den Bundesrath gerichtete Eingaben wurden vorgelegt.
— Der Bundesrath hielt auch heute eine Sitzung ab.
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Aus den Hauptquartieren in Versgilles, 17. Februar.
Se. Majestät der Kaiser und König sind von einer leichten rheumatischen Affektion, welche Allerhöchst dieselben kurze Zeit im Zimmer zurückhielten, vollständig genefen und konnten bereits wieder weitere Ausfahrten unternehmen. Außer mehre- ren Offizieren, die sich nach ihrer Beförderung meldeten, darunter die Obersten von Oppen, Wiebe und Oberst-Lieute— nant von Krieger, empfingen Se. Majestät den Kardinal ⸗Erz⸗ bischof von Rouen, Msgr. Bonnechose, der in Angelegen⸗ heiten der Stadt Rouen in das auptquartier ge⸗ kommen ist und auch bei Sr. Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheit dem Kronprinzen eine Audienz erhalten hat. Ferner wurden von Sr. Majestät der Fürst Hohenlohe Langenburg und der Herzog von Ratibor empfangen. Gestern besichtigten Se. Majestät, nach dem Besuch des Großherzogs von Weimar, die Schanze von Montretout. Audienz hafte außerdem Oberst von Rochow, Commandeur des 1. Garde. Ulanen⸗Regiments. Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht ist soweit hergestellt, daß Höchstderselbe fast täglich entfernter liegende Punkte der Umgebung von Paris aufsuchen kann. Se. Kaiserliche und Koöͤnigliche Hoheit der Kronprinz nahm in den letzten Tagen wiederholt Stellungen, welche die Vorposten des V. Corps innegehabt hatten, in Augenschein. Bei einem Besuch von Louveriennes und St. Michel, zwischen Marly und dem Fort Valsrien, ver— weilte der Kronprinz in einer Villa, die das Besitzthum der du Barry war und wegen ihrer vortrefflichen Lage zum Mont
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vationspunkt gedient hat und daher von den Fürsten und de
Offizieren des Generalstabes häufig aufgesucht worden war. Im Park dieses am nördlichen Ausgang von Louveriennes ge⸗ legenen Schlosses waren einige Geschütze des 6. Feld⸗Artillerie⸗ Regiments aufgestellt gewesen, die ihr Feuer nach Rueil zu richten hatten.
Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit inspizirte ferner auf dem Bahnhof der Westbahn, der unmittelbar am Fuße der Villa Les Ombrages liegt, einen von Professor Ackermann aus Rostock geführten n der zur Evakuation von Verwundeten und Kranken der Lazarethe von Versailles hierher gekommen ist. Nachdem der Kronprinz am 16, in Begleitung des englischen Abgesandten Herrn Odo Russell, den Mont Va' lsrien besucht hatte, ist Höchstderselbe heute Morgen mit kleinem Gefolge nach Orleans und Tours gereist, von wꝗ die Rückkehr in 3 bis 4 Tagen erfolgen wird. (Siehe am Schlusse Depesche.)
Das XII. Feldlazareth, das unter Leitung des Sber⸗Stabs⸗ arztes Dr. Kirchner vom 1. Schlesischen Dragoner⸗Regiment Nr. 4 fünf Monate lang im Schloß von Versailles stationirt
ewesen ist, wird in diesen Tagen aufgelöst werden können ingerichtet am 19. September, hat dieses Lazareth während einer langen und angestrengten Thätigkeit 2007 Blessirte, von denen der bei weitem größte Theil schwer verwundet, in Pflege gehabt. Die Befürchtung, die wohl auftauchen konnte, daß die Gemälde in den mit Kranken belegten Räumen des National. museums einigen Schaden leiden würden, hat sich glücklicher⸗ weise nicht bestätigt. Allerdings hat in vereinzelten Fällen das Kolorit der Bilder, durch Zersetzung der Farbenstoffe unter atmosphärischen Einflüssen, an Frische verloren, das Urtheil der Fachmänner geht aber dahin, daß die Anwendung chemischer Reagentien diesem Uebelstande leicht wird abhelfen können. Der onser⸗ vator der Kunstsammlungen von Versailles, Mr. Soulié, Ver⸗ fasser des Kataloges der Gallerie und Mitglied des Institutes, hat dem Vorstande des preußischen Lazareihes in einer schrift⸗ lichen Urkunde das Zeugniß ausgestellt, daß die Gegenwart der Verwundeten dem 86 der Kunstschätze nur förderlich gewesen sei Das Aktenstück lautet wörtlich:
»Ich Endesunterzeichneter, Konservator des Museums von Versailles, bescheinige, daß die Anwesenheit des preußischen Laza⸗ rethes in den Sälen und Gallerien dieses Museums wesentlich dazu beigetragen hat (a puissament contribué), das Museum vor jeder Unordnung zü schützen und daß, wenn eine gewisse An⸗ zahl von Gemälden durch Kälte und Feuchtigkeit gelitten, dies seinen Grund hat in einem außergewöhnlich strengen Winter und zeitweise in mangelhafter Heizung, für die Herr Pr. Kirchner, Chefarzt der Amhulanz, nicht verantwortlich ist.
Schloß von Versailles, 12. Februar 1871.
Eudore Soulis.«
Aus selbstverständlichen Gesundheitsrücksichten, die auch von der Verwaltung des Schlosses anerkannt wurden , mußten die Krantensäle, wenn sie eine Zeit lang belegt gewesen und dann, nach Umbettung der Verwundeten, verlassen wurden, mehrere Tage und Nächte hindurch gelüftet werden, wobei dann frei⸗ lich das Eindringen von Rässe und Kälte nicht verhindert werden konnte.
Die Nachrichten, die den pariser Blättern über die De— batten der Versammlung von Bordeaux zugehen, reichen bis zum 14. Februar. Um den Verlauf der bisherigen Sitzungen in den Hauptzügen zu rekapituliren, so waren bei der Er ff⸗ nung, die am 12. stattfand und bei der Graf Benoist d'Azy als Älterspräsident den Vorsitz übernahm, nur etwa 150 Mt glieder anwesend. Am 13., wo Jules Favre erschien und das Gouvernement den Händen der Nationalversaminlung Über— antwortete, zugleich aber erklärte, daß die Mitglieder des Pro— pisoriums, die Geschäfte einstweilen weiterführen würden, bis die definitive Regierung konstituirt sei, zählte die Versammlung gegen 309 Deputirte und am folgenden Tage konstatirte man die Anwesenheit von 469, Ein großer Theil der Wahlprüfungen konnte unter diesen Umständen erledigt werden, dagegen mußte die endgültige Zusammensetzung der Bureaux noch unterbleiben. Wegen des rascheren Vorgehens erklärte sich die Versammlung einverstanden, auf die Berathung einer neuen Geschäftsordnung zu verzichten und vorläufig die von 1849 gelten zu lassen. Demgemäß wurde zur Wahl von 15 Bureau, jedes zu 50 Mitgliedern, geschritten. Diese Bureaux vertheilen sich nach den Departements, von denen jedes Bureau 6, nur fünfzehn 5 enthalten. Der Wahlkreis von Paris gehört zum 15. Bureau, welches folgende Departements umfaßt: Savoie, Haute⸗Savoie, Seine, Seine Inférieure, Seine et Marne, Seine et Dise. Etienne Arago hat sein Mandat niedergelegt, weil er sich in besonderer Mission nach Italien begeben wird.
Für die Sicherheit der Versammlung sind umfassende Maßregeln getroffen. Vor den Zugängen zu dem Theater, in welchem die Deputirten tagen, und längs der Gallerie, die das
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große Gebäude umgiebt, sind Geschütze aufgestellt. Gegenüber
vom Theater befindet sich das Hotel der Präfektur, deren ge räumiger Hof stark mit Truppen und mit Nationalgarden be— setzt ist.
z Verschiedene pariser Zeitungen halten es für nicht un— möglich, daß die pariser Abgeordneten, soweit sie der radikalen Partei angehören, gemäßigten Beschlüssen der Versammlung gegenüber eine Sonderstellung einnehmen könnten. Die entsprechenden Deputirten haben vor ihrer Abreise von Paris eine Zusammenkunft. gehalten und daselbst Beschlüsse gefaßt, die allerdings verrathen, daß die Partei der Minderheit auch diesmal, wie schon so oft in Frankreich, gesonnen ist, gegen die Entscheidungen der Majo⸗ rität unter Umständen zu protestiren. Man zweifelt nicht, daß Gambetta, der mit Rochefort verbunden ist, seine Hand dabei im Spiele hat. Der frühere Diktator bereitet eine dusführliche Denkschrift voller Anklagen gegen das Gouvernement von Paris vor. Alle besseren Zeitungen verdammen dies Verfahren auf das Entschiedenste und auch in Bordeaux herrscht eine ähnliche Stimmung, da gemeldet wird, daß der Ausfall der Wahlen in Paris dort, in den Kreisen der Versammlung mit großem Unmuth aufgenommen worden ist.
— 20. Februar. (T. D.) Se. Kaiserliche und König— liche Hoheit der Kronprinz ist heute 6; Uhr von Tours nach viertägiger Ahwesenheit hierher zurückgekehrt.
— Der hiesige »Moniteur officiel vom 17. d. M. meldet amtlich die Ernennung des Polizei⸗Direktors von Berlin, von Drygalski, zum Präfekten des Sarthe⸗Departements und des Herrn Eug. Landgraff aus Leipzig zum General-Sekretär der Präfelttur desselben Departements. Zum Präfekten des Departements Loir et Cher ist Adolf Schoen und zu dessen General⸗Sekretär Eduard Langhans ernannt.
— Ueber die Umstände, unter denen in dem Ge— fecht vor Dijon am 23. Januar e. die Fahne des 2. Bataillons 8. Pommerschen Infanterie Re⸗ giments Nr. 61 verloren ging, emninehmen wir dem »Milit. Wochenblatt« folgende Relation:
Der Verlust einer Fahne in dem hartnäckigen Gefecht vor Dijon am 23. Januar, der das 2. Bataillon 8. Pommerschen Infanterie Regiments Nr. 61 betroffen, wurde, den faktischen Verhältnissen entsprechend, durch die offizielle Depesche zur all⸗ gemeinen Kenntniß gebracht. Ein solches Ereigniß — das erste in den beiden gewaltigen Kriegen der Neuzeit, welche Preußen geführt — konnte nicht verfehlen, allgemeines Aufsehen zu er⸗ regen. Um so mehr beeilen wir uns, auf Grund der offiziellen Relatton, die näheren Umstände darzulegen und nachzuweisen, in wie ehrenvoller Weise das Bataillon seine Fahne ver⸗ loren hat.
Das 2. Bataillon genannten Regiments, unter der interimistischen Führung des Hauptmanns Kumme, erhielt
egen 4 Uhr Nachmittags Befehl zur Unterstützung des rechten Flügels, des ersten Treffens 4. Pommerschen Infanterie ⸗Regi⸗ ments Nr. 21, vorzurücken.
Das Bataillon ging, in Compagnie⸗Kolonnen aufgelöst, auf der Westseite der Chaussee und später der Eisenbahn vor.
Der Feind wurde unaufhaltsam in eiliger Flucht zu⸗ rückgeworfen und gelang es den drei Compagnien, der 5. 6. und 7. Compagnie, welche sich nach dem äußersten rechten Flügel hinzogen, über die allgemeine Feuerlinie hinaus, bis in die Vorstadt von Dijon einzudringen. Hier jehoch angekommen, erhielten ste von der Eisenbahn her, sowie aus den Häusern der Vorstadt, ein so kräftiges Feuer, daß sie sich zum augenblicklichen Schutz gegen dasselbe in einen, dem Feinde soeben mit Sturm abgenommenen Steinbruch warfen.
Hauptsächlich kam das Feuer aus einem sehr großen drei⸗ stöckigen Fabrikgebäude, welches etwa 150 Schritt entfernt, in der rechten Flanke dieser Stellung lag.
Die h. Compagnie erhielt gegen 6 Uhr von dem Premier— Lieutenant Luchs, als stellvertretenden Bataillons Comman— deur, da auch schon der Hauptmann Kumme, Führer des Bataillons, durch einen Schuß in den Hals verwundet war, den Befehl, die Fabrik zu nehmen. Die Compagnie, an deren Spitze sich der Fahnenträger, Sergeant Pionke, gestellt, brach sofort aus der Stellung vor.
Kaum aber 25 Schritt gegen die Fabrik vorgegangen,
wurde der Fahnenträger, sowie die ihn begleitende ganze Sektion, todt zu Boden gestreckt. Der Seconde Lieutenant Schultze erhob sofort die Fahne und eilte der Eompagnie etwa 20 Schritte voran, fiel aber 26. . wenigen Augenblicken durch 2 Schüsse in den Kopf getroffen.
Nun sprang der Seconde - Lieutenant und Adjutant des Bataillons, v. Puttkamer J., schon an der Backe verwundet,
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vom Pferde, erhob die Fahne, wurde aber gleichfalls durch einen Schuß in den Kopf getödtet.
Dasselbe Schicksal hatten zwei Musketiere, welche die Fahne nach ihm erhoben. Als nun auch der Compagnieführer, Premier⸗Lieutenant Weise, verwunder fiel, wich die bis auf einen Rest zusammengeschmolzene Compagnie in den Steinbruch zurück, ohne bei der Finsterniß und dem starken Pulverdampf zu bemerken, daß die Fahne zurückgeblieben.
Sobald dies jedoch entdeckt wurde, brach sofort eine zweite Abtheilung wieder vor, um die Fahne zu suchen, aber diese kehrte nicht zurück, ebenso erging es einer Patrouille, von der nur 1 Mann entkam, welchem der Feind auf dem Fuß folgte.
Die Grube, in der sich der Rest der Compagnie befand, wurde vom Gegner vollständig umzingelt und mußte sich die Compagnie, als der Befehl zum allgemeinen Abbruch des Ge— fechts und Sammeln an der Chauffee eintraf, um denselben ausführen zu können, durchschlagen, und auf dem Wege nach der Chaussee noch ein Gefecht mit einem starken feindlichen Trupp bestehen.
Der Verlust der Fahne wurde daher erst festgestellt, als sich das Bataillon, welches das letzte war, um 8 Uhr Abends, an dem befohlenen Platz, an der zweiten Ferme nördlich von Dijon, bei der Brigade sammelte.
Die beste Illustration schließlich für diesen ummerhin für das Batgillon beklagenswerthen Verlust der Fahne liefert aber die der Brigade Kettler am andern Tage durch den General Ricciotti Garibaldi auf parlamentarischem Wege zugegangene Mittheilung, daß die Fahne unter einem Leichenhügel, mit Blut getränkt, zerschossen und zerbrochen aufgefunden worden sei⸗
Es kann daher wohl nur Eine Stimme darüber sein, daß dieses Ehrenzeichen des Bataillons, welches den Truppen in dem schweren Moment beim Sturme durch brave Offiziere und Soldaten vorangetragen wurde, auf die ehrenvollste Weise verloren gegangen ist.
— Weiter liegen vom Kriegsschauplatz folgende Nach⸗ richten vor:
Straßburg, 20. Februar. (W. T. B)
In Belfort weht die preußische Flagge seit dem 18. d. auf dem Schloß. Ihr Aufziehen wurde durch 101 Schüsse aus französischen Kanonen von allen Forts salutirt. — Dem Ge— neral v. Treskow wurde vom Kaiser der Orden pour le mérite verliehen und ausgesprochen, daß hierin eine vorläufige Anerkennung der bewiesenen Tapferkeit und Ausdauer der Truppen zu erkennen sei.
Aus Versailles wird unterm 20. Februar nach London gemeldet: Von der dem Departement Sise im Betrage von 12 Millionen auferlegten Kriegskontribution ist für 10 Millio⸗ nen und von der Dieppe auferlegten Kriegskontribution ist für „a derselben ein Aufschub bewilligt worden. Der Austausch von Kriegsgefangenen ist bevorstehend. Paris ist ruhig.
Aus dem in Versailles erscheinenden ⸗Moniteur« wird ein Artikel telegraphirt, in welchem es heißt: »Eine Verlänge⸗ rung des Waffenstillstandes würde die deutschen Interessen nur schädigen, Deutschland sei zur Fortsetzung des Krieges ent- schlossen, wenn es nicht Entschädigung für die Vergangenheit und Garantien für die Zukunft erhalte.«
— Französischerseits sind vom Kriegsschauplatz fol⸗ gende Mittheilungen eingegangen: ;
Zur Kapitulation von Belfort bringt das »Journal offi⸗ ciel⸗ vom 16. nachstehende Mittheilung:
»Der Vertrag vom 23. Januar 1871, indem er einen allgemeinen Waffinstillstand stipulirte, Hatte die Militäroperationen der Ost · Ar⸗ meen vorbehalten, deren Situation später geregelt werden sollte—⸗ Diese Ausnahme war motipirt worden durch das formelle Verlangen Preußens, auf die Uebergabe des Platzes Belfort einzugehen. Da dirse Bedingung nicht angenommen worden war, mußte die Belage⸗ rung ihren Verlauf nehmen, und da nach den letzten von der Regie⸗ rung erhaltenen Nachrichten die Armee des Generals Bourbaki sieg· reich zu sein schien, so wäre es unvernünftig gewesen, ihrer Aktion Einhalt zu thun, von der man annahm, daß sie den Belagerten günstig sein müsse.
Im Augenblick, als über den Vertrag verhandelt wurde, kom- mandirte leider General Bourbaki nicht mehr, und das tragische Ereigniß, welches seinen Bestrebungen ein Ziel gesetzt hatte, traf mit dem Rückzuge seiner Truppen zufammen. Die gage von Belfort wurde somit jeden Tag schwieriger, und man begreift, daß ungeachtet seiner Tapferkeit der Platzkommandant geglaubt hatte, anfragen zu müssen! ob er einen Kampf verlängern folle, dessen nahes Ende un. vermeidlich war. Am 7. Februar erhielt die Regierung folgendes Telegramm, welches gleichzeitig die militärische Situation! und die Pflichten der Humanität, die die Folge davon waren, erklären:
» Basel, 6. Februar 1871, 4 Uhr Abends. Für den Kriegs. Minister.
Da das Gerücht der Kapitulation von Paris und des an ver
schiedenen Punkten des französischen Gebietes abgeschlossenen Waffen
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