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Sieg und Friede.
In sinnreicher Weise haben die Griechen den Mythus von der Athena mit dem der Nike zu verbinden gewußt, indem sie eine Athena⸗Nike schufen, die den Gedanken ausdrücken sollte, daß der besonnenen, mit Kunst geleiteten Kriegführung, welche in der ersteren Göttin personifizirt erscheint, auch der Sieg ge⸗ höre: nicht dem sinnlos wüthenden, nur Tod und Verdecben bringenden Schlachtengott Ares. Dieser wird daher auch stets von der Athena besiegt, und zu wiederholten Malen findet sich in der Iliade Homers geschildert, wie Ares mitten im blinden Rasen von der besonnenen Athena schnell bei der Hand er⸗ griffen, entwaffnet und überwunden aus der Schlacht geführt wird. Als immer siegreiche Kriegsgöttin genoß Athena⸗Nike in Athen in dem Tempel, der rechts von den Propyläen ge—⸗ legen noch heute erhalten ist, besondere Verehrung.
Nike wurde in frühester Zeit ungeflügelt dargestellt, so auch in dem vorgenannten Tempel, in welchem ein ungeflügel⸗ tes Abbild der Göttin stand, um auszudrücken, daß der Sieg seine bleibende Wohnstätte in Athen aufgeschlagen hahe. Später tritt ihre Bedeutung als geflügelte Siegesbotin in den Vorder— grund. Als solche wurde sie mit weit ausgebreiteten Schwingen durch die Luft schwebend, in den Händen die Sieges palme oder den Kranz als Attribute tragend, dargestellt, oder wie sie sich mit flatternden Gewändern zur Erde hinabläßt, die in Gestalt einer Kugel sie mit den Fußspitzen berührt. Auf andern Dar— stellungen erscheint sie als Wagenlenkerin neben dem siegreichen Helden, oder sie schwebt über demselben und bekränzt ihn. Eine Reihe von Siegesgöttinnen, die sich in Prozession zur Feier eines Sieges begeben, finden wir auf den Reliefs am Unterbau des mehrerwähnten Tempels der ungeflügelten Nike. Sämmtlich in lange Gewänder züchtig gekleidet, führt die eine den Opferstier heran, während andere die Weihrauchkandelaber tragen oder zum Eintritt in das Heiligthum die Sandalen von den Füßen lösen. Oefter wird Nike, im Begriff den Opferstier zu tödten, abgebildet, oder wie sie aus Waffen ein Tropaeum aufrichtet. Ein auch bei den Römern häufig wiederholtes Motiv ist endlich die auf einen Schild das Gedächtniß des Sieges eingrabende oder mit gesenkten Flügeln am Grabe des Helden trauernde Göttin.
Bei den Römern finden wir neben einer älteren Sieges— göttin, die auf dem Palatinischen Berge verehrt wurde, ähnlich wie bei den Griechen, Bilder der Victoria aufgestellt zum An⸗ denken an und als Dank für einen Sieg. So stand eine Reihe von Victorien auf dem Kapitol, die theils von römischen Feld⸗— herren, theils von auswärtigen Herrschern und Völkern ge— weiht waren. Unter diesen befand sich auch die goldene, 220 Pfund schwere Victoria, welche König Hiero von Syrakus nach der Niederlage bei Cannä den Römern zur Anerkennung ihrer Tapferkeit sandte. Besonders berübmt aber war die vom Kaiser Augustuszum Andenken an den Sieg bei Actium in die Curia Julia geweihte Siegesgöttin. Sie wurde später vom Kaiser Domi—⸗ tian auch in das neu erbaute Senatsgebäude übergeführt und galt nicht nur als Symbol des durch jenen Sieg gegründeten Kaiserreichs, sondern wurde auch als Schutzgöttin des Senats verehrt. Außer diesen wies Rom noch eine Menge anderer Siegesdenkmäler auf, namentlich an den Triumphbögen, den zahlreichen Tropaeen, in den Rennbahnen und auf den
Prachtforen der Kaiser. Auf letzteren waren viele Bildsäulen
der Göttin aufgestellt, die nach den Siegen, für die sie geweiht, die Parthische, Medische, Armenische u. s. f. Victoria benannt wurden. Im römischen Militär- und Lagerleben genossen die Vietorien, Tropaeen und damit geschmückte Feldzeichen eine ganz besondere Verehrung.
Die römischen Darstellungen der Göttin gehen zum größ⸗ ten Theile auf die griechischen zurück. So erscheint sie bald auf
einem von vier Rogen gezogenen Kriegswagen, bald schreitend,
bald mit einem Tropaeum oder mit einem Votiyschilde beschäf—
tigt, oft aber auch wieder mit Palme und Kranz auf der Welt— kugel schwebend. .
Neben der NikeVictoria hat der Friede als personifizirte Göttin in der griechisch⸗römischen Mythologie eigentlich teinen
Platz gefunden. Eirene und Pax bedeuten den Alten nur
den friedlichen, ruhigen Zustand des Landes überhaupt, in welchem der Ackerbau und alle Künste des Friedens gedeiben. Daher haben die sehr wenigen erhaltenen Darstellungen einen durchaus allegorischen Charakter und schließen sich an die der Tyche, des Plutus, der Fortuna und ähnlichen Gottheiten an.
Eine einzelne, klassisch schöne, allegorische Darstellung der Eirene jedoch ist uns in einer Marmorgruppe, die in der Glyptothek zu München aufbewahrt wird, erhalten. Früher für eine Leukothea ertlärt, ist dieselbe erst in neuester Zeit richtig
erkannt, und dies Resultat durch gründliche wissenschaftliche
Forschungen erhärtet worden. Diese Gruppe, von der sich ein Abguß im Berliner Museum befindet, besteht aus einer hohen,
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edlen Matronengestalt, im langen, züchtigen, in ernsten Falten herabfallenden Gewande, die das gelockte Haupt sanft zu dem kleinen Knaben herabsenkt, den sie auf dem linken Arme trägt. In der rechten, erhobenen Hand ist ein Szepter zu ergänzen, in der linken hielt sie nach einer aufgefundenen Münze das Füllhorn, das sie als ⸗Segenspenderin« kennzeichnet. Der kleine Knabe, den sie liebevoll anlächelt, ist der Gott des Reichthums, Plutus, die Göttin des Friedens seine Mutter, seine Nährerin. Dieses vortreffliche Kunstwerk stammt von dem griechischen Bildhauer Kephissodotus dem Aelteren und wurde im Jahre 365 v. Chr. auf dem »Topfmarkt« in Athen, wo man den im Kriege gefallenen Helden zu Ehren Statuen und Grabmäler errichtete, aufgestellt.
Einen Kultus der zur Gottheit erhobenen Pax führte erst Augustus in Rom ein, indem er derselben auf dem Marsfelde einen Altar stiftete, an welchem dreimal des Jahres geopfert wurde. Unter dem Kaiser Vespasian erhielt die Friedensgöttin auch einen großen prächtigen Tempel, der mit vielen Kunst⸗ werken von ausgezeichnetem Werthe verziert war, aber schon unter Commodus ein Raub der Flammen wurde. Die ge⸗ wöhnlichen Attribute der Pax waren der Oelzweig und der Caduceus oder ein Füllhorn. Manche Münzen zeigen sie auch geflügelt wie die Siegesgöttin und in Begleitung einer Schlange, welche an Minerva erinnert.
Nachdem die christlich religiöse Vorstellung von dem Engel als Boten des Friedens, der, ähnlich der Siegesgöttin der Alten, die Palme in der Linken, vom Himmel herabschwebt, die letzter auch zum Symbol des Friedens gemacht, wird es uns schwer, in modernen plastischen Werken diese verschiedenen Bedeutungen desselben Zeichens und ihrer Träger streng auk— einanderzuhalten. Die Verbindung beider Vorstellungen ist aber wohl begründet, denn als der schönste Siegespreis ist die endliche Wiederherstellung des Friedens zu betrachten.
Diese doppelte Bedeutung einer Sieges. und Frie— densgöttin hat unter den neueren Kunstwerken der Art nament- lich Schadows Victoria auf der Quadriga des Brandenburger Thors in Berlin. Nachdem dieselbe im Jahre 1807 von Napo⸗ leon J. nach Paris entführt worden, um auf dem Triumph⸗ bogen des Sterns dort ihren Platz zu finden, demselben, durch den in diesen Tagen unsere siegreichen Truppen ihren Einzug in die französische Hauptstadt gehalten, wurde sie im Jahre 1814 nach er olgtem Friedensschluß wieder zurückgebracht und nunmehr, mit dem Stabe des Friedens in der Hand geschmückt, dessen Spitze das bekränzte Eiserne Kreuzeszeichen trägt, in welchem die Preußen gesiegt hatten, an demselben Orte wieder aufgestellt; und zwar führt sie, früher abgewandt, seitdem ihre Rosse der Stadt zu, um ihr den Frieden zu bringen, dessen Segnungen auf dem darunter befindlichen Relief des Fronti— spices von Schadow allegorisch ausgedrückt sind.
Die Siege der Befreiungskriege hat besonders der Bildhauer Rauch in unserer preußischen Hauptstadt verherrlichen helfen. Nehen den Helden, die er zu porträtiren hatte, schuf er seine mieister⸗ hafte, sich eng an die Antike anschließende Gestalt der Victoria. Sie schreitet einher an den Sockeln der Bildsäulen von Bülow und Scharnhorst in antiker Schönheit und Strenge. Zwei seiner Siegesgöitinnen ragen auf Säulen in die Baumkronen des Schloß— gartens zu Charlottenburg. Die eine schreitet seitwärts blickend, die Palme über der Schulter, den Kranz erhebend, triumphirend wie an der Spitze einer siegreichen Kolonne, die andere ist die⸗ selbe, welche uns von der Säule auf dem Belle -Allianee⸗Platz grüßt, den Palmzweig in der Linken schwingend, den Kranz in der Rechten der Stadt entgegenstreckend. Auch diese Säule ist zugleich ein Monument des Sieges und des Friedens. Friedrich Wilhelm III. legte dazu am Jahrestage der Schlacht bei Belle— Alliance, zugleich aber zur Feier eines 25jährigen Friedens, den Preußen seudem unter ihm genossen, am 18. Juni 1839, den Grundstein zu diesem Denkmal.
In idealer Weise repräsentiren endlich die Gruppen der Schloßbrücke die hohe Idee eines Volkes in Waffen, desselben, das die jüngsten Stege errungen und das auch die Befreiungskriege focht. Wie der Knabe sich für das Waffenwert begeistert, wie der Jüngling es übt, das Schwert empfängt, das Gelöbniß da— gegen giebt, wie er sich jenen denkwürdigen Hinauszügen in den Kampf anschließt, auf den Feind hervorbricht, Wunden davonträgt, siegend das Leben dahingiebt, bis der Mann den Kranz des Sieges an seiner Stirn fühlt und das Schwert in die Scheide zurückstoßen kann, um als Sieges preis den Frieden zu genießen, alles dies, was einst unsere Väter, was wir selbst in der glorreichen Jetztzeit erlebten, in deutlichen Zügen steht es auf der Schloßbrücke vor uns, über die nun bald die siegreichen Söhne tapferer Väter abermals den Einzug halten werden.
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, ien⸗Vertrag die Be Frankrei at in dem Friedenspräliminarien, Ke Be , , de,, Frances ( 1333. 333 3563 Thlr.) über⸗ nommen, wovon 1 Milliarde ( 266/666, 6663 Thlr.) noch im Jahre 1871, der Rest in 3 Jahren zahlbar ist. Um eine Vorstellung von der Größe solcher Geldbeträge zu gewinnen, vergleiche man sie mit den bedeutendsten Summen, die in der Praxis vortommen. Das Budget des preußischen Staats für das Jahr 1871 balancirt mit 172 918.957 Thalern, bleivt also noch um beinahe 94 Millionen Thaler oder um S5 pCt. hinter einer Milliarde Francs zurück, d. h. um eine größere Summe als das ganze Budget des Norddentschen Bundes (76 Mill. Thaler) beträgt. Wenn man nach Hübners statistischer Tabelle 1870) die Staatsausgaben aller Länder der Erde übersiehr, so finden sich überhaupt nur folgende Staaten, deren Hausbalt jährlich mehr als Milliarde Frcs. beansprucht: China 436 000,000 Thlr, Frank eich 67 000 000 Thlr, Großbritannien und Irland 474 00000 Tolr. Britisch. Indien 354 000,000 Thlr. (Japan 240 000 οο Thir, Italien 262. 000,600 Tolr), Oesterreich⸗Ungamn 323, 100, 000 Thli, Rußland 518 000,000 Thlr. und die Vereinigten Sigaten von Nordamerika hö / 00 00 Thlr. Von diesen sämmtlichen Sum men reichen nur die legt: und die für Frankreich wenig über 2 Milliarden Fres. 533,333 333 Thlr.) hinaus; alle übrigen liegen zwischen U und 2 Nil-; liarden Fres., und Staaten, welche für ihren Haushalt jährlich 3 illiar⸗ den Fres. verbrauchten, giebt es nicht. Erst die Budgeis von Rußland Großbritannien und Irland und Oesterreich ˖ Ungarn zu ammengerech net, ergeben 15315000 000 Thlr., also beinahe 5 Melliarden Fres.
Nimmt man den Maßstab der Staatsschul den zur Vergleichung, so würde Preußens gesammte Schuldenlast (442 500, 00 Tilr) fast schon mit Iz Milliarden Fres. Ce. 400 Mill. Thir zu Ticken sein. Bie Türkei würde sich ihrer Schulden last (510 Mall. Thlr) mit 2 Milliarden Fres beinah entledigen können, wogegen für Spanien (1507 Mill. Thlr) schon 5 Milliarden Frcg. nicht ausreichen. Italien (iß52 Mill Thlr5 würde mehr als 7 Desterreich⸗Ungarn (2363 Mill. Thlr) beinahe 9, Rußland (2672 Mill. Thlr.) 10, die Vereinigten Staten von Nordamerika (3767 Mill. Thlr.), und Fiankreich 3760 Mill. Thlr.) über 14 und Großbritannien (6393 Mill Thir) nahe an 20 Milliarden Fres, zur Bezahlung ihrer Staate sulden
ürfen.
ö 3 Milliarde Francs tritt in ihrer Größe aber erst, hervor, wenn man die Zahlungsmittel überblickt, die an den wichtigster
Centralpunkten des Geldverkehrs vorhanden sind. Die Milligrden, die in den Staatsbudgets versiren, setzen sich aus vielen kleinen Zahlungen zusammen, denen auch andauernd fortlaufende Ausgaben gegenüber⸗ stehen. Hier, wie hei den Staatsschulden, die sich nur nach und nach anfammeln, ist die Milliarde nur eine Rechnungseinheit, keine wink lich vorhandene baare Summe. Ganz anders aher verbält es sich mit einer Milliarde, welche baar und auf ein Mal beiaht werden muß. Die Preußische Bank hatte nach ibrer Wochenübersicht vom 28. Fehrugr 1871 einen Bestand an baarem Gelde und in. Barren von 1065 331,000 Thlr., also noch nicht die Häl'te einer Milliarde Francs. Der Wochenausweis der Englischen Bank vom 24 Februar d. J. weist 21, 861K 793 Pfd. Sterl oder 1493388,919 Tor. Met vor, ratß auf, also auch nur 56 pCt. einer Milliarde French. Dic Bank von Frankreich besaß am 30 Juni 1870 12975609 695 Frs. Baar⸗ bestand, also beinahe 15 Milliarde Francs In sämnmstlichen euro⸗ päischen gr,, d. Ende Norember 1870 nur 3,4 Milliarden Franes baar vorhanden.
ö Daß sich eine Summe von 1 Milliarde Rees. vaar nicht leicht zusammenbringen läßt, ergiebt sich aus ihrem Verbältniß zu dem ge⸗ fammten umlaufenden bagren Gelde. In ganz Deutschland sind nach den in Nr 73, Jahrgang 1869 d. Bl. (in der Be sonderen Bellage) ab⸗ gedruckten Berechnungen (von 1764 an) bis Ende 1867 im Ganzen in Gold, Silbercourant,, Silbeischeide ünd Kur fermünzen 795/269 678 Thaler ausgemünzt worden, wovon 983317512 Thlr. mieder einge— zogen sind, also noch 696,952 166 Thir, cikuliren könnten / d. h. nur etwas über 23 Milliarden Fres. Dr Soetbeer (Denkichrift, die deutsche Münzeinigung betreffend) swätzt den gesammten Vünzvorrath
in Deusschlaud auf nur 480 Milliönen Thaler, also noch nicht
2 Milliarden Fres In Großbritannien sind in den Jahren 1821 bis 1868 199,660,053 Pfd Sterl. (1,331, 067000 Thlr. Münzen ausgeprägt worden, was ungefähr 5. Milliarden Fie entspricht. Der Müͤnzenumlauf in Großbritannien wird von Prof. Jevons aber nur auf 3 Pfd. Sterl oder 20 Thlr. pro Kopf der Bevolterun geschäßtzt, was etwa T2 Milliarden Fres. ergäbe. In Frankreich sind in den Jahren 1825 — 1867 9405, 290 526 Fries. (2.508 07 000 Thir) ausge müänzt worden, eine Summ« die hinreichend für F autreichs Geld= reichthum spricht, aber dadurch bedeutend vertleinert ward, daß F ank⸗ reich viele benachbarte Länder mit Münzen versieht und daß das Ein⸗ schmelzen von Münzen nirgend se üblich ist, wie in Frankreich Man schätzt den Münzvorrath daselbst deshacb nur auf 30 Thlr pro Kopf, was etwas über 4 Milliarden Fres. ergäbe. Hiernach würden Groß⸗ britannien und Frankreich, wenn sie ihren gesammten Gel vorrath jusammenlegten, überbaupt nur 6 Milliarden Fres. cuf ein Mal baar aufbringen.
, Produktion von Edelmetallen auf der Erde ber trägt nach der höchsten Schätzung des »Ecanomist« im Durcschnitt 1864 —- 1868 jährlich 330 Millionen Thaler, also nur 13 Milliarden Francs. Nach anderen Schätzungen geht die Produktion nicht einmal über 1 Milliarde Franes hinaus.
Zum Schlusse mögen noch einige Wertbzablen zur Vergleichung ihre Stelle finden: Der gesammte Reinertrag des Grund und Bodens in den alten Provinzen Preußens (103,157,539, 81 Morgen), also nur eine Zehntel Milliarde Morgen) ist bei der Grundsteuernegulirung auf jährlich 11231372826 Thaler einge chätzt worden Der Rein⸗ ertrag von dem gesammten Grundbesitz in Preußen erreicht also noch keine halbe Milliarde Frs. Der gesammte Grundwerth in Frank ;
reich ist im J 1851 amtlich auf 83,744, 000 000 Frs, veranschlagt wor . 5 5 Frs. repräsentiren den 16 Theil dieses Werths. Die Lebensversicherungs- Anstalten im Norddeutschen Bunde hatten Ende 1869 296 3823646 Thlr. verßichert, allo nur wenig über 1Mil⸗ liarde Frs. Das bei allen in Deutschland und Oesterreich dom izili⸗ renden Leben sdersicherungsgesellschaften persicherte Kapital betrug Ende 1869 426 763,174 Thlr., erreichte mithin noch nicht 2 Milliarden Frs. Dagegen waren bei den öffentlichen Feuerversicherungsanstglten im Deutschen Zollverein Ende 1867 für Immobilien und Mobilien 5/262, 236,416 Thlr. versichert, nahe an 29 Milliarden Frs. Der Ge- sammtwerth der Bergwerks und Hüttenproduktion im Zell- perein belief sich 1868 auf 111,589,180 Thlr, noch keine halbe Milliarde Frs Mit Hinzurechnung der Produktion von Oesterreich Ungarn, Großbritannien, Frankreich, Belgien, Schwe⸗ den, Spanien und Rußland ergaben sich 3b / 604/002 Thlr. oder nicht 23 Milliarden Francs. Mit dem im Zollverein umlaufenden Papier- geld ist eine Milliarde Francs nicht zu bezahlen; es eirkulirten in Papier 1865 nur 344257776 Thlr, eiwa nur Milliarde Franes. Much sämmtütiche cirkulirenden Noten der norddeuischen Banken (Ende 1870 260 Mill. Thlr) repräsentiren noch fine Milliarde Franzi dagegen hatte die Bank von Frankreich am 30. Juni 1870 14 Mil- liarden Francs in Banknoten im Umlauf, Der Werth der Waaren⸗ einfuhr in Hamburg betrug im Jahre 1869 427863779 Thir. noch nicht 2 Milliarden Fres Frankreich führte im ersten Hall jabr 1870 an Waren 1,6 Milliarden Fres. ein, 18 aus Die Zinsen von 5 Milliarden Fires. betragen zu 5pCt. jährlich 66 666,666 Thlr., also 5 Mill. Thlr. mehr, als der preußische Staat jährlich an direkten und indirekten Steuern (611755, 420 Thlr.) vereinnahmt.
Aus dem , Wittekinds.
»In der Mitte der großen Fläche, die zwischen Rhein und Wesck, von dem Waldgebirge des Süderlandes im Wechsel von fruchtbaren Fluren, Sand und Moor sich zu den, dem Meere kaum abgerungenen, friesischen Küsten herabsenkt — des Landes Wen falen — liegt eine hügelige Gegend. Zwei Bergketten, die südliche, vor Alters Osning geheißen, die nördliche, der Süntel genannt, schließen von Morgen nach Abend hin sich ab⸗ slachend das Hügelland ein. Zwei Flüsse, Hase und Elsa, die, aus einem Bache entspringend, Ems und Weser verbinden, theilen dasselbe, längs zwischen beiden Ket⸗ ten dahinsließend. Fruchtbares Land, von schönen Quellen und Bächen bewässert, Felsgrund, Mergel, Thon, Sand und Moor wechseln in buntester Mannigfaltigkeit auf diesem Boden, dessen Hügel und Thäler durch die Meereß⸗ fluthen der Vorwelt mit den Trünimern nordischer Gebirge besäet sind.« .
26 schildert Stüve die Gegend Osnabrücks, die für Deutsch⸗ lands ältere Geschichte von großer Bedeutung ist. Es liegt hier eine ansebnliche Zahl gewaltiger, aus Granitkolossen erbauter Hünengräber, ehrwürdige Zeugen der dunkeln Urzeit; noch sind hier und da die Stätten zu bezeichnen, wo das Heidenthum seine Götter verehrte, und langgestreckte Wälle erheben sich da, wo die Altvordern für die Freiheit ihr Blut vergossen. Die erste wurklich historische Kunde indessen giebt uns zunächst der lange, wechselvolle Kampf mit der Uebermacht Roms. An der . lichen Bergkette ist die Stelle zu suchen, wo Parus dem An⸗ drange der Deutschen schließlich erlag; mehr als einmal aden unter Drusüs und Germanicus römische Heere diesen Boden verwüstet, und stritten im blutigen Ringen die Legionen mit den unbezähmbaren Söhnen des Landes. Ein ähnliches Bild bieten dann die Zeiten des fräntischen Karl. In verschiedenen Zügen erfocht Karl der Große wiederholte Siege, erzwang endlich des Volkes Unterwerfung und Betebhrung und zer— störte die im Lande zerstreuten Opfersteine. Noch jetzt erzählt das Volk viel Sagenhaftes von ihm und seinem ge— waltigen Gegner Wittekind, als dessen Burg man noch beute eine von steilen Abbängen und von uralten Wällen umschlossene Ecke des Nettethales bezeichnet. Auf hoher, hervorspringender, steile Bergspitze lieg nd, in der Gabel zwischen zwei sich vereinigenden Bächen, mit zwei und drei Reihen hoöber Wälle und tiefer Gräben umschlossen, nur von einer Seite üter die Bergböbe den Zugang gestattend, muß uns in der That die Wittekindsburg flst genug erscheinen, um gegen ein Heer der damaligen Zeit einen vorläufigen Schutz zu geg äbren. Auch fehlt es, um eine bedeutende Zahl von Menschen und Vieh aufzunehmen, in ihren weiten Umwallungen, den Außen? Und Binnenböfen, nicht an Raum. Die Um— wohner zeigen desgleichen noch die Vertiefung, wo der Brunnen gewesen; wäre dieser aber auch eine Zuthat der Sage, so führt doch zwischen den Wällen an der steilsten Seite noch jetzt ein versteckter Pfad hinunter zum Bache und zu einer Quelle des vortrefflichsten Wassers, so daß auch für dieses, einer Festung unentbebrliche Erforderniß ausreichend gelorgt war, .
Im elften Jahre des Krieges schlugen die Sach sen Karl Heer am Süntes, und im folgenden Jabre 783 schlug . große Schlacht auf dem Osning und besiegte wenige Tage späͤter
die Sachsen an der Hase bei Osnabrück. Hier am Schlag⸗