1871 / 72 p. 14 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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69 M. 10 Coblenz: Kr. Ahrweiler (35 G. darunter Ahrweiler 69,3 M, Bochem 149, M., Wadenheim 203 M. Heimers heim 212.1 M., Ehlingen 100,6 M, Lohrsdorf 134. M, Altenahr 254,7 M., Mayschloß 354,2 M. Nech 170. M., Dernau 289,8 M. Sinzig 260 M. Westum 1062 M., Remagen 268,8 M, Ober winter 259,4 M. Bodendorf 131 M., Niederbreisig 1322 M., Oberbreisig 1113 M.), Mayen (15 G. darunter Hätzenport 1076 M., Lehmen 110 M., Adengu (6 G.) Wetzlar (2 G.), Neuwied (26 G. darunter Unkel 1492 M.,. Rhein⸗ Preikenbach 124 M., Erpel 189,6 M., Linz 214 M., Ockenfels 112,8 M. Dottenberg 124,6 M., Laubsdorf 235.8 M., Leutesdorf 408,6 Me. Hönningen 315, M., Rheinbrohl 40913 M., Niederhammerstein 323,5 M.), Coblenz (23 G darunter Coblenz 191,2 M. / Hochheim 175.5 M., Pfaffendorf 1270 M. Rhens 409 Me., Weiningen 457,5 M. , Cobron 1098 M.), St. Goar (34 G, darunter Boppard 548,11 M. Salzig 50,16 M. Oberspey 151, M., Bacharach 272, M.,. Breit⸗ fheid 1680 M., Manebach 245, M, Oberdiebach 37316 M Steeg 2253, M., Oberwesel 425,5 M. Damscheid 158, M. Niederheimbach 66, M., Sberheimbach 187 M, Burgen 139,9 Me., Alten 190,7 M., Oberfell 145. M., Niederfell 128,6. M.), Zeil (18 Ga darunter nur 7 mit 25 M., die übrigen sämmtlich 119 572,5 M.) Kreuznach (54 G., darunter Kreuznach 149535 M. und 19 andere Gemeinden von 150 51858 M., Aachen (21 G. darunter nur 3 unter 100 M. die übrigen von j02 334 M), Simmern (1 G, zusammen 29, 580,5 M. 11) Trier: Kr. Bernkastel 23 G. darunter 3 unter 100, die übrigen II- 425 M.), Bitthurg (6 G), Wittlich (20 G, davon 8 über 100 422 M.), Stadt Teier (6 G. davon 2 mit mehr als j00 M), Landtreis Trier (62 G., davon 18 üher 100 - 374,6 M. ) Merzig (14 G. 1 von 109, M.), C aarlouis (20 G. 1 mit 110,2 M.), Saarbrücken (10 G.), St. Wendel (13 G.), zusammen 15, 248,8 M.

Ber Weinbau in den alten Provinzen veschränkt sich daher auf 11 Regierungsbezirke, die nach der Größe des Weinlandes, wie folgt, rangiren: Coblenz 29,5806 M. oder 133 pCt. des gesammten Areals des Regierungsbezirks, Trier 15.248,68 M. (Os vpCt,), Merseburg 297453 M. (Gos pCt.), vrankfurt a. O. 2627 M. C0, os pCt.), Pots dam 17735, M. (G02 pCt.), Cöln 1730, M. (0, pEt.), Posen „a3 M. (0, ol pCt.), Erfurt 145, M. (ol pCt.). Aachen 698 M. , Oppeln 18,6 M. Das gesammte Weinareal, 60 8S99ea M. reprä- ö. . der Oberfläche der alten Provinzen (108.8293749, 93 M.)

06 p t. ;

Der Vollständigkeit wegen seien hier auch noch diejenigen Zahlen mitgetheilt, welche sich nach den Erhebungen des Ministeriums für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten im J. 1868 ergeben haben. Es waren hiernach Flächen, von denen Wein gekeltert wird, vor= banden in den Regierungsbezirken: Coblenz 318301 M., Trier 143852 M, Liegnitz 6005,6 M., Merseburg 3425.4 M Frankfurt a. O. 2996, M, Cöln ils Y., Posen 629,5 M., Poté dam 252.1 M., zusammen 61 5144 M. .

In der Grafschaft Meisenheim, welche schon früher die preu⸗ ßischẽ Weinsieuerverfassung hatte, ergab das Kataster von 1864 1433, M. Weinland. Im ehemaligen Herzogthum Nassau nahm im Jahre 18565 der Weinbau folgende Flächen in Anspruch: Kanton Braubach (7 Gemeinden) 11072 M. Eltville (11 Gem. und die Herzogliche To⸗ mäne) 3074 M., Höchst (2 G) 32.3 er, Hochheim 9 G) 1305 M. Königstein 2 G) 78 M. Nassau (6 G) 977 M. Rüdesheim (9 G.) 4138, M., Runfel (1 G.) 12 M. St. Goar hausen (10 G.) 995,6 . Wiesbaden (6 G) 236, M., zusammen 62 Gemeinden, 110771

orgen.

Für das ehemalige Kurfürstenthum Hessen berechnet sich, wie berests erwähnt, der Umfang des Weinlandes nur aus dem Ertrag (1840 - 1842 3240 hessische Ohm, pro Morgen 21 2 hessische Ohm auf 1234 Morgen.

Die Weinsteuer wurde nach der Qualität des Weins in G ver schiedenen Stufen, 35, ru p. 25, 173, 124, 10, 73 Sar. pro Eimer Wein erhoben. In allen alten Provinzen, mit Ausnahme der Rhein⸗ provinz, 6 das Weinland fast durchweg zur 6. Klasse; nur die Provinz Schlesien gehörte der 4. und einzelne Gemeinden der übrigen Provinzen der 4. und 5. Klosse an. In der Rheinprovinz waren alle Klassen vertreten, die 1. jedoch nur in 15 Gemeinden; Ahrweiler und 13 anderen Gemeinden des gleichnamigen Kreises, Wiltingen Kr. Saar burg) Das Amt Meisenheim war zur 446. Klasse eingeschätzt.

Was die Quantität betrifft, so stellte sich der Ertrag in den alten Provinzen im Durchschnitt pro Morgen in den Jahren 1852 bis 1864 auf 76 resp. 71 159, 3 / 8 3/1. 9,9, 10,8, 9 / 5 9, 457. 9, 711 5,5 Eimer; im Amte Meisenheim 1857— 863 auf 44, 49, 5/6, hs, 1, 5, 3,7 Eimer.

Der Preis des Weins beträgt in den Provinzen Brandenburg, Posen und Schlesien im Durchschnitt 6 Thlr. i Eimer, in Guben, Krossen, Züllichau und Grünberg 8 Thlr. Derselbe Durchschnitispreis kann für Naumburger Most angenommen werden. Im Kreise Bonn steht der Preis in Oedekoven, Alfter und Bachem auf 9 = 20 Thlr., in den übrigen Weinorten auf 73 15 Thlr., im Siegkreise für Roth⸗ wein auf 9 Thlr., für Weißwein auf 55 Thlr. im Durchschnitt. Im Regierungsbezirk Coblenz ist der niedrigsse Durchschnittspreis für Roth⸗ wein 47 Thlr. (Cochem) für Weißwein 3 Thlr. (Gels dorf), der höchste 203 (Oberwesel resp. A Thlr. (Weibelsheim) Im Regierungsbezirk Tuer sind bei den öffentlichen Weinversteigerungen für Rothwein 1865

im Kreise Saarburg 75 Thlr. pro Eimer, für Weißwein 1865 im

Kreise Wittlich 395 Thlr. als höchste Durchschnittspreise erzielt wor=

den, während sich das Durchschnittsminimum (1365) (Saarburg) für

Weißwein nur auf 45 Thlr. stellt Im chemaligen Herzogthum Nassau schwankten die Durchschnittspreise im Jahre 1865 pro Ohm (3 16 Heftol., also etwas größer als 2 preuß. Eimer 1,3 Hektol) für Weißwein von 30 Fl. bis 250 Fl. (Gemeinde Wiesbaden), für Roth⸗ wein von 464 bis 150 Fl. (Runkteh.

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Die Baudenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. *)

Das Interesse, welches sich an die Erhaltung und Re stauration kunstgeschichtlich oder historisch merkwürdiger Bau⸗ benkmäler knüpft, machte schon seit Linge die Herstellung eines möglichst vollständigen Inventars derselben zu einem fühlba— ren? Bedürfniß, weil sich nur so eine Uebersicht über das wirklich Vorhandene gewinnen läßt, während sonst leicht ein entlegenes Kunstdenkmal in die Gefahr des Verfalles erathen und die schleunige Beschaffung der Mittel zur Re— . sehr erschwert werden kann. Indessen bei der großen Menge architektonisch merkwürdiger Kunstwerke, mit denen na⸗ mentlich diejenigen Gegenden unseres Staates ausgestattet sind, welche sich gerade der ältesten Kultur erfreuen, ist die sachkundige Herstellung eines vollständigen und. gleichmäßig bearbeiteten Inventars mit großen Schwierigkeiten verbun— den; und es muß daher besonders dankend anerkannt wer⸗ den, daß gerade in einer der jüngsten Provinzen, in der das Interesse für die spezielle Landes geschichte am lebhaftesten blüht, der Verein für hessische Geschichte und Landeß⸗ kunbe dem Wunsche und der Anregung des Kultus- Ministe⸗ riums mit lebhaftestem Interesse entgegengetommen ist und durch die Herausgabe des vorliegenden Werkes einen An⸗ fang gemacht hat, der wie überall wohlverdiente Anerkennung, so hoffentlich auch in den anderen Provinzen in nicht allzu ferner Zeit Nachahmung finden wird. Unter Mitwirkung näm⸗ lich von gebildeten Männern aller Stände, deren Anzahl am besten das lebhafte Interesse bezeugt, welches das Unter⸗ nehmen in der Provinz gefunden, haben im Auftrage des Ver⸗ eins der Baurath von Dehn Rotfelser und der Verfasser der Kunsttopographie Deutschlands, Dr. W. Lotz, mit Benutzung amtlich aufgestellter Tabellen ein volländiges Inventar aller im Regierungsbezirk Cassel erhaltenen Bauwerte, welche vor dem Ende des 16. Jahrhunderts entstanden sind, geliefert, und dieses in wissenschaftlicher, klarer, übersichtlicher Weise durchgeführt und geordnet, so daß es nicht nur den zunächst beabsichtigten Zweck erfüllt, sondern auch in kunstgeschichtlicher Bezichung don Werth ist. Die Bauwerke sind nach dem alphabetischen Re⸗ gister ihrer Ortschaften besprochen und diese letzteren zweckmäßig ßurch die Angabe der Entfernung von dem Hauptort ihres Kreises leicht auffindbar gemacht, wie denn ebenso hinter bem Namen des Kreishauptfortes alle anderen Orte des

betreffenden Kreises, welche im Werke vorkommen, an⸗

eführt sind; ein Verfahren, das die Brauchbarkeit des erkes erleichtert Bei den einzelnen Denkmalen wird zu— nächst kurz der bauliche Zustand, der zur Unterhaltung verpflichtete Eigenthümer, so wie 'oft auch die jährlich aufge⸗ wendete resp. noch benöthigte Summe angegeben, und es folgt dann die Baugeschichte und bie architektonische Beschreibung, die natürlich möglichst kurz gehalten aber doch so geschrieben sind, daß sie das Wissenswertheste enthalten und dem Kundigen ein klares Bild von der Anlage und Är— chitektur selbst bis in die Einzelheiten hinein bieten, bei der Ausführlichkeit hierin ist der architektonische und historische Werth des Gebäudes maßgebend. Die wichtigsten Werke sind in einer auch für den Laien interessanten Weise geschildert.“*) Von derselben wissenschaftlichen Gründlichkeit zeigt auch die der Baubeschreibung und der Aufzählung der im Ge⸗ bäude etwa vorhandenen Kunstwerke beigefügte Angabe der sämmtlichen das Werk betreffende Literatur, so daß das Buch also nicht nur eine vollständige und leicht übersichtliche Samm— lung des gesammten Materials, sondern auch eine Quellen⸗ sammlung bietet, die die Möglichkeit gewährt, sich ohne Mühe über jede Einzelheit genau zu unterrichten.

Diese Vollständigkeit und Uebersichtlichkeit des Werkes ge— währt nach vielen Seiten hin mannigfaltigen Nutzen, denn abgesehen von den eben berührten Vortheilen für die Verwal— tung, erregt und vermehrt es zunächst in dem engeren Kreise, aus dem es erwachsen ist, das Interesse für die in unserer Mitte erhaltenen Reste mittelalterlicher Baudenkmale, und in⸗ dem es nicht nur die Kenntniß, sondern auch das Bewußtsein pon dem Werth derselben in weitere Kreise verbreitet, ist es geeignet, die Pietät zu bewahren, die wir diesen Werken nicht nur als Erzeugnissen der Kunst, sondern als Zeugen und Resten jenes Geistes schuldig sind, aus dem unsere, wenn auch noch so anders geartete Kultur, in ihrer Eigen⸗

*) Die Baudenkmäler im Regierungsbezirk Cassel, mit Benutzung smtlicher Aufzeichnungen beschrieben und in topographisch⸗ alphabeti⸗ cher Reihenfolge zusammengestellt von H. von Dehn ⸗Rotfelser und Dr. W. Loßz. Im Auftrage des Königlichen Ministeriums für geist⸗ liche, Unterrichts. und Medizinal⸗Angelegenheiten herausgegeben durch den Verein für hessische Geschichte und Landeskunde. Cassel, 1870.

**) Vergl. die demselben Werke entnommenen Schilderungen der St. Elisabeth⸗Kirche . Marburg in Nr. 42 der Bes. Beil. Jahrg. 1870 und der Stiftskirche St. Peiri in Fritzlar in dieser Nr.

thümlichkeit erwachsen ist. Für die Kunstgeschichte aber ist das Buch insofern interessant, als es nicht nur manches gar nicht oder wenig bekannte Werk dem Dunkel entreißt und allgemeiner bekannt macht, sondern auch ein Bild von der Kultur und Kunstthätigkeit giebt, die in den verschiedenen Jahrhunderten in diesem vandstrich geherrscht, schon ein flüchtiger Ueberblick über den Index zeigt, daß in dem 1841 ] Meilen großen Lande, abgesehen von sehr zahlreichen Resten, 188 Kirchen des romanischen Styls sich erhalten haben, so daß also, da aus dem IX. Jahrh. nur drei Reste vor⸗ handen sind, von Anfang des X. bis zur Mitte des XIII. Jahrh. hei immer wachsender Kultur eine sehr rege Kunstthätigteit ge— herrscht haben muß, die in der gothischen Zeit, deren Reste nach mehreren Hunderten zählen, eine für die Größe des Landes be— deutende Hoͤhe angenommen hat. Jedenfalls wäre es danken werth, wenn der Index, welcher doch sogar das Faesimile mehrerer an den Gebäuden erhaltenen Jahreszahlen giebt, in einer hinzuzufügenden Anlage einen Ueberblick über die mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit ermittelte Entstehungszeit der Denkmäler gewährte, aus dem sich ersehen ließe, wie viele und welche Gebäude in den einzelnen Jahrhunderten oder Jahr— zehenden entstanden sind.

Sollte das mit so anerkennenswerthem Erfolg von Hessen begonnene Unternehmen, wie zu hoffen, Nachahmung finden, so wird auch der Nutzen, der ja gerade in der Vollständigkeit des gebotenen Materials besteht, in entsprechender Weise wachsen, und wenn es im Verlauf der Jahre gelingen sollte, dasselbe über das ganze Reich auszudehnen, so werden sich unzweifelhaft interessante Resultate ergeben.

Die Stiftskirche St. Petri in Fritzlar.“

Noch vor dem Jahre 744 stiftete der heilige Bonifacius, nachdem er die dem Donnergotte geweihte Eiche gefällt hatte, zu Fritzlar ein kleines mit Benedittinermönchen besetztes Kloster, zu dessen Abt er Wigbertus bestellte, und errichtete neben dem; selben eine dem heiligen Petrus geweihte Kirche. Ohne Zweifel stand diese an der Sielle der jetzigen Stiftskirche St. Petri. Das Kloster zu Fritzlar mit seiner Schule erhob sich schnell zu großer Bedeutung. Rachdem Fritzlar im 11. Jahrhundert unter die Herrschaft der Erzbischöfe von Mainz gekommen war, trat an pie Stelle des Klosters ein Chorherrenstift. 1078 wurde Stadt und Stift bei der Eroberung durch Rudolph von Schwaben arg verwüstet, namentlich die Kirche verbrannt, doch muß diesel be 1118 schon wieder hergestellt gewesen sein. Aus dem Jahre 1171 ist der schmähliche Verfall der »alten« Stiftskirche urkund- lich konstatirt, und es läßt sich mit Sicherheit nachweisen, daß die 'etzt noch erhaltene uͤberwölbte romanische Pfeiler basilika vollstaͤndig einem Neubau zwischen 1171 und 1250 angehört. Die Vorhalle muß nach einer 1233 von Conrad von Thüringen an die Stiftskirche gemachten Schenkung angebaut worden sein. Die Erbauung des doppelten südlichen Seitenschiffes und des Kreuzganges mit den Stiftsgebäuden scheint nach den Ver⸗ wüstungen vorgenommen zu sein, welche 1387 durch die Kämpfe Landgraf Hermann des Gelehrten mit dem Erzbischof Adolph von Mainz herbeigeführt worden waren, das große gothische Fenster an der nördlichen Giebelseite des Querschiffes ist da. gegen , schon in der Schlußzeit des 13. Jahrhunderts entstanden.

Nachdem im Jahre 1801 Fritzlar an Hessen⸗Cassel abge⸗ treten worden war, erfolgte 18063 die Säcularisirung des Stiftes und die Stiftskirche wurde zur katholischen Pfarrkirche.

In ihrer jetzigen Gestalt bildet die Kirche mit den an die⸗ selbe soßenden Stiftsgebäuden eine äußerst reichhaltige Gruppe von Bauten aus sehr verschiedenen Zeiten.

Sieht man von Allem, was sich unzweifelhaft als spätere Zuthat herausstellt, ab, so ist die Kirche eine in allen Theilen Fberwölbte, dreischiffige Pfeilerbasilika spätromanischen Styles

mit spitzbogigen Gewölbegurten und Scheidebogen neben durch⸗

weg rundbogigen Fenstern. Das über die Umfassungsmauern der Seitenschiffe hinaustretende, aus 3 quadratischen Gewölbe⸗ feldern bestehende Querschiff ist über einer Krypta bedeutend erhöht und von den Schiffen aus vermittelst hoher Treppen zugänglich. Der aus einem Gewölbequadrat bestehen de Chor ist mit ziner aus 5 Seiten des Zehnecks gebildeten Apsis ge— schlossen, und in den Ecken zwischen Chor und Querschiff sind Rebenrcume eingebaut. An der Westseite wird der Schiffbau durch eine Fagade mit zwei schlanken Thürmen ,, . welche der Breite der Seitenschiffe entsprechen und einen Hallen⸗ bau von der Breite des Mittelschiffes zwischen sich fassen.

I) Entnommen dem vorher besprochenen Werte: Die Baudenk⸗˖ mäler im Regierungsbezirk Cassel.«

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Schon bald nach der Vollendung dieses Baues wurde vor der Westfagade desselben eine geräumige überwölbte Vorhalle in den reichen Formen des spätesten romanischen Styles ange⸗ haut. Später wurden zu verschiedenen Zeiten an den heiden Giebelfagaden des Querschiffes, an 3 Seiten der Apsis und am nördlichen Seitenschiff die ursprünglichen Fenster durch größere gothische Maßwerkfenster ersetzt. Das ursprüngliche südliche Seitenschiff wurde gegen Ende des 14. Jahrhunderts ganz weg⸗ gebrochen, und statt, desselben sind zwei neue, durch schlante Säulen getrennte Seitenschiffe in gothischem Styl aufgeführt worden, denen sich der wohlerhaltene gothische Kreuzgang nebst den damit in Verbindung stehenden Stiftsgebäuden und Kapellen anschließt. Vor der westlichen Ecke des nördlichen Querschiffes ist die kleine gothische Bonifaciuskapelle erbaut worden. In der Kirche wurden zwei sehr bemerkenswerthe Satramentshäuschen und die Schranken vor der EChortreppe in reichen spätgothischen Formen errichtet. Beide Thürme erhielten statt der ursprüng⸗ lichen Dächer schlanke hölzerne Helme, von denen indessen nur noch einer erhalten ist, da der des nördlichen Thurmes vom Blitz zerstört und durch ein hölzernes Obergeschoß, dessen flaches Dach in der Mitte ein schlantes Thürmchen trägt, ersetzt wurde. Das Dach über dem Mittelschiffe wurde in steiler Form er— neuert, und dem Einbau in der nördlichen Chorecke wurde ein hölzernes Stockwerk aufgesetzt. .

Endlich sind der Renaissance zwei kleine Anbauten an das nördliche Seitenschiff, dessen Dachgesims bei dieser Gelegenheit modernisirt wurde, und eine Abänderung des Stockwerks über der Vorhalle zuzuschreiben, und in dem hölzernen Thurme über der Mitte des Querschiffes ist eine Schöpfung der neueren Zeit zu erkennen.

Feodor Dietz.

Die deutsche Kunst hat einen tüchtigen Meister, das Vater⸗ land einen aufrichtigen, treuen Patrioten noch vor der Wende des verflossenen Jahres verloren. Am 18. Dezember 18790 siarb bei Gray in Frankreich, auf der Rückkehr von dem Kriegs— schauplatze an einem Herzschlage plötzlich der Großherzoglich badische Hofmaler und Professor Feodor Dietz.

Das Lebensbild des vaterländischen, in weiten Kreisen be⸗ kannten Künstlers ist ein ungemein reiches. Nur in den Haupt— momenten sei es hier berührt.

Theodor August Dietz, geboren am 29. Mai 1813 zu Neun⸗ stetten, Amts Krautheim, im Großherzogthum Baden, als Sohn des dortigen Pfarrers, begann nach dem frühen Tode seines Vaters seine Studien auf den Lehranstalten in Karlsruhe. Eine entschiedene Neigung zum Kriegerstande mag für das Genre seiner Kunst später bestimmend gewesen sein. Zunächst war er zum Ingenieur bestimmt und zu diesem Zwecke Schüler des Polytechnikums. Bald aber trat in Entwürfen und Komposttionen neben zweifellosem Talente eine so ent— schiedene Neigung zur Malerei hervor, daß er, den Entschluß faßte, sich ihr ganz zu widmen. Ein Jugendfreund des Ver⸗ ftorbenen erzählt, wie bei einem Ausfluge auf ein Karlsruhe benachbartes Dorf mit der Familie des damaligen Gallerie Direktors Frommel der junge Polytechniker eine der jungen Damen der Gesellschaft so vortrefflich porträtirt habe, daß Frommel sich der besondern Anerkennung nicht habe ent⸗ halten können, was, wenn nicht jenen Entschluß erst geweckt, doch jedenfalls bestärkt haben mag. Jenes war bei dem zum Künstler Geborenen wohl schon im frühen Umgange mit dem russischen, in Karlsruhe lebenden Maler Feodor Jwanowitsch geschehen (von diesem seinem ersten Meister entlehnte er auch die Umwandlung seines Vornamens Theodor in Feodor). Dann genoß er den Unterricht der Hofmaler Karl und Rudolph Kuntz, und ging 1831 nach München in die dortige Akademie, wo er sich bei der von Philipp Foltz geleiteten Ausschmückung der neuen Königlichen Residenz insbesondere durch Wandgemälde nach Bürgers Gedichten im Bürgersaale betheiligte.

Durch alles Ideale angeregt und solchem in seinem ganzen Leben nachstrebend, ist Die in der ihm eige- nen Richtung mit Max Piccolominis Tode (im Besitz des Großherzogs von Baden) sofort ebenbürtig in den Kreis der alteren Schlachten, und Geschichtsmaler eingetreten. Seitdem war sein Streben, die Kämpfe der deutschen Geschichte, ins besondere aus der Zeit des 30jährigen Krieges, und später auch die der Neu⸗ i zu verherrlichen. So folgte seinem Piecolomini in größerem Maßstabe »Pappenheims Tod« und »Gustav Adolph auf dem Schlachtfeld von Lützen.« .

Im Jahre 1836 wurde Dietz durch einen Auftrag des Groß= herzogs nach Karlsruhe zurückgeführt. 1837 ging er nach Paris, wo der rege Verkehr mit den Brüdern nterhalter (gleichfalls Badener von Geburt), Paul Martin, vor Allem aber der Umgang mit Horace Vernet, der damals an seinen