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Vinoy hatte Truppen um den Montmartre herum aufgestellt und in jeder der auf den Montmartre mündenden Straßen mit der Richtung auf denselben eine Mitrailleuse auffahren lassen. Auf Verlangen des Volkes ließen die Truppen es zu, daß die Mitrailleusen fortgeschafft wurden. Auf dem Montmartre fra⸗ ternifirte die Linie mit der Nationalgarde. Auf dem Platze Pigalle wollte ein Chasseur⸗Lieutenant sich von der ihn um⸗ orangenden Menge befreien und machte dabei eine drohende Bewegung mit dem Säbel. Das Volk fiel über ihn her und töbtete ihn. Auf beiden Seiten fielen darauf einige Flinten— schüsse, welche mehrere Verwundungen verursachten. Die Linien⸗ truppen verließen darauf ihre Stellungen und fraternisirten mit dem Volke, das sich zweier Mitrailleusen bemächtigte. Viele Bataillone der Nationalgarde zogen nach dem Montmgrtre, alle die Gewehrkolben nach oben haltend, unter dem Rufe: »Es lebe die Republik!“
— In Folge all' dieser Umstände hat Thiers an die Be— völkerung von Paris eine Proklamation erlassen, welche heute . durch Anschlag veröffentlicht wurde. In derselben
eißt es: h t C. wenden uns an Eure Vernunft und an Euren Patriotis-⸗ mus. Eure Stadt, die bei ihrer Größe nur angemessen bestehen kann, wenn Ordnung herrscht, ist auf das Tiefste erregt; in einigen Quartieren ist es zu Ruhestörungen gekommen, welche sich jedoch nicht auf die übrigen Stadttheile ausgedehnt haben; indessen war dies doch genügend, um die Wiederaufnahme der Arbeit und die Rückkehr all- gemeinen Wohlbefindens zu hintertreiben. Männer, welche schlimme Pläne verfelgen, haben unter dem Vorwande, den Preußen Wider⸗ stand zu leisten, sich zu Herren eines Theils der Stadt aufgeworfen. Sie haben dort einen vollständigen Wachtdienst organisirt, indem sie Euch zwingen, diesen Dienst zu versehen und zwar auf Befehl eines geheimen Komite's, welches sich das Recht beilegt, allein die Gewalt auszuüben. Ein Theil der Nationalgarde verweigert so der Autorität des Generals Aurelles de Paladines, welcher in 6 hohem Grade würdig ist, an Eurer Spitze u stehen, die gebührende Anerkennung; sie verfolgt den Zweck, eine . zu bilden, welche der durch das allgemeine Stimmrecht auf legalem Wege gebildeten . gegenühertritt. Diese Männer, welche Euch schon so viel Schlimmes zugefügt haben, die
ö selbst am 31. Oktober auseinandersprengtet, als sie vorgaben,
uch gegen die Preußen zu verttzeidigen, die doch nur vorübergehend in Euren Mauern erschienen und deren definitiver Abzug nur durch die Unordnungen in der Stadt binausgeschoben wird — diese Män—= ner sind es, welche jetzt die Geschütze richten, deren Feuer Eure Häuser und Euch vernichten würde. Viese Männer sind es, welche die Re— publif komproinittiren, anstatt sie zu vertheidigen, deng wenn sich in der öffentlichen Meinung Frankreichs die Ansicht befestigt, daß Unordnung eine nothwendige Begleiterin der Repu— blit ist, dann dürfte es bald um die Republik geschehen fein. Glaubt ihnen nicht, höret auf uns, die wir Euch die Wahrheit in vollster Aufrichtigkeit sagen. Die Regierung, welche durch die gesammte Nation eingesetzt ist, wäre schon längst im Stande gewesen, sich der Geschütze wieder zu bemächtigen, welche ja doch augenblicklich Niemand anders bedrohen, als Euch selbst; der Regie rung würde es nicht schwer geworden sein, dem Arm der Gerechtig-⸗ keit fene schuldbeladene Menschen zu übergeben, welche nicht davor . auf den Krieg mit dem auswärtigen Feind den Bürger— cieg folgen zu lassen, aber der Regierung lag daran, eine Frist zu ewähren, innerhalb deren die Menschen, welche selbst betrogen wurden, ch lossagen konnten von denen, welche sie betrügen. Durch diesen Stand der Dinge ist eine Wiederaufnahme des Handelsverkehrs un— möglich gemacht. Die Kaufläden stehen leer, die Aufträge, welche von allen Seiten kommen müßten, sind gegenwärtig suspendirt; un sere Arme ruhen müßig; der Kredit will noch immer nicht wiederkehren, die Kapita⸗ lien, deren die Regierung bedarf, um das Land von dem Feinde zu befreien, halten sich zögernd fern. In Eurem eigenen Interesse, im
Interesse der Hauptstadt und des ganzen Landes ist, die Regierung nunmehr entschlossen, zu handeln. Jene verbrecherischen Menschen,
welche es als ihre Absicht aussprachen, eine besondere Regierung zu konstituiren, werden jetzs dem Arm der Gexechtigkeit überliefert wer, den. Die geraubten Geschütze werden nach den Arsenalen zurückgeführt werden. Um diesen Akt, der ebenso dringend von der Gerechtigkeit, wie von der Vernunft geboten wird, zu vollbringen, rechnet die Regie rung auf Eure Unterstützung. Mögen die guten Bürger sich von den schlech⸗ ten trennen, mögen sie . Gewalt zu Hilfe eilen, statt ihr Wider stand zu leisten; so wird es ihnen gelingen, der Hauptstadt um so rascher Gedeihen und Wohlstand zurückzugeben. So werden sie einen wichtigen Dienst der Republik leisten, welche durch die Fortdauer der Unruhen in der allgemeinen Meinung Frankreichs zu Grunde gerichtet würde. Wir richten an Euch diese Worte, weil wir Euren gesunden Verstand, Eure Weisheit, Euren Patriotismus würdigen; aher nach- dem wir diese Ankündigung haben ergehen lassen, werdet Ihr uns nur beistimmen, wenn wir jetzt zur Anwendung der Gewalt unsere Di fu nehmen; denn um jeden Preis und ohne auch nur einen Tag zu verlieren, müssen wir jetzt dafür Sorge tragen, daß ein Zu— stand der Ordnung und des allgemeinen Wohlbefindens vollständig und unerschütterlich wiederhergestellt wird.“
Bis Nachmittags 6 Uhr am 18) hatte die Situation sich nicht wesentlich geändert; die Stimmung war noch immer sehr erregt. — Die , hatte die Truppen, soweit mög—
lich, aus den aufrührerischen Faubourgs zurückgezogen. Dem General Faron, welcher auf dem Montmartre mit einer An—
zahl Truppen von den Aufständischen eingeschlossen war, ist es h, sich durchzuschlagen, wobei seine Truppen, welche drei arrikaden zu übersteigen hatten, von dem Bajonnet Gebrauch machen mußten. General Lecomte und mehrere andere Offiziere werden vermißt, man nimmt an, daß dieselben in Chateau Rouge gefangen gehalten werden. Ein Generalstabs⸗Offizier wurde von den Aufständischen mit dem Bajonnet niedergestoßen. General Paturel ist verwundet, mehrere Linienoffiziere sind zu Gefangenen 5 worden. Auf dem Montmartre, in den Faubourgs Belleville und St. Antoine wurden Barrikaden erbaut. Die Truppen hatten auf dem Montmartre 40 Ge⸗ schütze genommen, von denen die Aufständischen 5 am Morgen wieder in ihren Besitz brachten, ohne daß die Linientruppen Widerstand leisteten. Die Regierung hat eine weitere Proklamation an die Na⸗ tionalgarde gerichtet, in welcher es heißt: »Man verbreitet das absurde Gerücht, die Regierung beabsichtige einen Staatäͤstreich, indessen die Regierung der Repuplik hat und kann keinen anderen Zweck haben, als das Heil der Republik. Die ge— troffenen Maßr'geln waren unumgänglich nothwendig, denn die Re gierung wollte und will ein Ende machen mit jenem Insurrektions⸗ Komite, dessen Mitglieder fast sämmtlich der Bevölkerung unbekannt sind; dieselben vertreten kommunistische Doktrinen und würden Paris der Plünderung überantworten und aus Frankreich ein großes Grab machen, wenn nicht die Nationalgarde und die Armee sich erheben, um gemeinschaftlich das Vaterland und die Republik zu veriheidigen« Picard hat in einer Proklamation die Nationalgarde auf⸗ ,, zu den Waffen zu eilen, um die Herrschaft der Ge—
etze wieder herzustellen und die Republik vor Anarchie zu be⸗
wahren.
— Das Journal Avantgarde bringt in einer Extra⸗Aus⸗ gabe von 7 Uhr Abends die Nachricht, daß die Generale Le⸗ comte und Clement Thomas von den Insurgenten auf dem Montmartre gien 4Uhr Nachmittags nach einem summarischen Verfahren füsilirt worden seien. Biese Nachricht entbehrt bis jetzt jeder authentischen Bestätigung. General Vinoy hat sich mit seinem Stabe, sämmtlichen Linientruppen und der Gentz⸗ d'armerie auf das linke Seine Ufer zurückgezogen, und es aus- schließlich der Nationalgarde überlassen, die Ordnung wieder⸗ herzustellen. Die Nationalgarde hat sich an verschiedenen Punk⸗ ten gesammelt. Auf den Boulevards stehen zahlreiche Gruppen; die Läden sind geschlossen; seit 6 Uhr ist der Omnibus⸗-Verkehr eingestellt. Der Barrikadenbau in den Faubourgs dauert fort. Ein weiterer Zusammenstoß hat, so weit bis jetzt Abends 9 Uhr gemeldet, nicht stattgefunden.
— Das „Journal des Döébats« dementirt das Gerücht, die Regierung beabsichtige die Anleihe in Zproz. Rente auszu⸗ geben. Im Gegentheil sei die Regierung entschlossen, eine hproz. Anleihe abzuschließen. Hierdurch werde in kurzer Zeit eine Konverston und ferner der Beginn einer wirksamen Amor tisation in einigen Jahren möglich sein. Der betreffende Gesetz⸗ entwurf, welcher den Abschluß einer 5proz. Anleihe betrifft, wird voraussichtlich bereits am nächsten Dienstag der National⸗ versammlung vorgelegt werden. Wie es heißt, würde mit dem Hause Rothschild betreffs dieser Anleihe kontrahirt werden und zwar würde es sich um 23 Milliarden Frances handeln. Als Emissionscours wird 85 genannt.
= 19. März W. T. B.) Die heutigen Morgenblätter bestätigen bie Nachricht, daß die Generale Lecomte und Element Thomas in einem Garten der Rue des Rosiers, wo das Cen⸗ tralkomite der Insurrektion seinen Sitz hat, gestern von den Insurgenten erschossen worden sind, und fügen hinzu, daß sie wie tapfere Soldaten gestorben sind.
— Das »Journal des Doöbats« schreibt: Der 18. März wird zu den traurigsten Tagen unserer Geschichte zählen. Die Emeute ist Herrin von Paris. Dieser furchtbare Tag hat der Regierung größeres Uebel zugefügt, als es alle Intriguen der Bonapartisten gekonnt hätten. Frankreich, das sich mit seinen eigenen Händen zerfleischt, leidet hierunter nicht minder, als die republikanische Verfassung. Alle guten Bürger haben die Pflicht, sich um die Regierung, welche durch die legitimen Repräsen⸗ tanten des Landes konstituirt ist, zu schaaren. Die National⸗ versammlung und ihre Delegirten haben allein ein Recht, zu befehlen und nur dadurch, daß ihnen gehorcht wird, bleibt noch eine letzte Hoffnung, unser unglückliches Land zu retten.
Der »Electeur libre meldet: Ein Theil der Regierung ist in Paris geblieben, ein anderer ist nach Versailles gegangen, um in der Nähe der Nationalversammlung zu sein und um alle Maßnahmen, welche die Ereignisse erfordern, treffen zu können. Gestern Abend haben Nationalgarden vom Montmartre das
Generalstabsgebäude der Nationalgarde auf dem Vendoémeplatz besetzt. Die Anhänger des Central⸗Komites verkünden, ihre
Ahsichten seien durchaus friedlich und sie wollten nichts weiter, als daß die Nationalgarde an ihrer Spitze einen von ihr selbst ernannten Chef habe, dem das »imperative Mandat« über⸗ tragen werde, die Republik zu vertheidigen.
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Das heutige »Journal officiel« ist noch nicht erschienen.
— Morgens. Die Aufständischen haben sich des Hotel de ville bemächtigt, woselbst auch das »Centralkomite der National⸗
garde seinen Sitz genommen hat. — Nachmittagß. Das Centralkomite der Nationalgarde,
bestehend aus folgenden Mitgliedern: Asst, Bellevray, Ferrat,
Babek, Moreau, Dupont, Varlin, Boursier, Mortier, Gouhier, Valette, Jourde, Nousseau, Lullier, Blanchet, Grollard, Baron, Jeresme, Holse, Pougeret, hat zwei vom Hotel de ville, 19. März, datirte Proklamationen erlassen. Die erste lautet:
Bürger! Das Volk von Paris hat das Joch abgeschüttelt, welches man ihm aufgelegt hat. Ruhig und unerschütterlich in seiner Kraft hat es ohne Furcht und ohne Provokation die schamlosen Thoren erwartet, welche die Republik antasten wollten. Diesmal haben unsere Brüder von der Armee nicht die Hand an die Heilig. thüͤmer der Freiheiten legen wollen. Dank Allen. Möget Ihr und ganz Frakreich jetzt die Grundlagen zu einer Republik legen die mit allem was sie bringt, freudig begrüßt wird. Nur eine solche Re—
ierung kann für immer die Aera der Invasionen und der Bürger riege abschließen. Der Belagerungkzustand ist aufgehoben. Das Volk von Paris wird in seinen Comitien zusammentreten, um die Kommunalwahlen zu vollziehen. Die Sicherheit aller Bürger ist durch die Unterstützung der Nationalgarde verbürgt“
In der anderen Proklamation heißt es:
Ihr habt uns mit der Vertheidigung von Paris und mit der Verthädigung Eurer Rechte beauftragt, wir sind uns bewußt, diese Mission, unterstützt durch Euren Muth und Eure Kaltblütigkeit, er= füllt zu haben. Wir haben die Regierung, welche uns soeben ver= rathen hat, vertrieben, unser Mandat ist erloschen. Wir geben es Euch zurück, denn wir wollen nicht darnach trachten, die Stelle derjenigen einzunehmen, welche ein Volkshauch umgestürtzt hat. Bereitet Euch vor, vollziehet sofort die Komłmmunalwahlen und gewährt es uns als einzige Belohnung, daß wir erleben dürfen, Euch die wirkliche Re⸗ k begründen zu sehen. Bis dahin handeln wir im Namen des
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— (W. T. B. Die meisten Journale sprechen die Ansicht aus, daß die Regierung nunmehr ernstliche Maß⸗ regeln gegen die aufrührerische Nationalgarde auf dem Mont⸗ martre ergreifen werde. — Victor Hugo trifft morgen mit dem Leichnam seines Sohnes hier ein.
Marschall Mae Mahon hat den Entschluß ausgesprochen, sich gänzlich ins Privatleben zurückzuziehen, derselbe soll sich jedoch bereit erklärt haben, der Regierung seine Unterstützung zu gewähren.
— Die »Indépendancen meldet, daß die in Paris wohn⸗ haften Luxemburger mit Ausweisung bedroht seien. Diese Maßregel würde dadurch motivirt, daß die luxemburger Ne— gierung dem französischen Konsul das Exequatur won habe. Rach einer anderen Mittheilung wären nur solche ersonen mit Ausweisung bedroht, welche den Besitz von Subsistenzmit⸗ teln nicht nachweisen können,. .
— Die französische Artillerieschule, die sich bisher in Metz befand, wird nach Bourges verlegt, wo bekanntlich die fran⸗ zösischen Kanonengießereien sind. .
— Dem »Genfer Journal« wird von Paris folgende Kund⸗ gehen des republikanischen Ausschusses vom Montmartre mit⸗
etheilt: z ö republikanische Ausschuß der Nationalgarde und das Central⸗ Komise der republikanischen Föderation der Nationalgarde haben die Nothwendigkeit einer Fuston im Prinzipe beschlossen und eine Kom⸗ misslon von 7 Mitgliedern hat deren Grundsätze in folgenden Sta⸗ tuten aufgestellt: Vorbemerkung.
Die Republik ist die einzig mögliche Staatsform; sie unterliegt keiner Beanstandung. Die Nationalgarde hat die unbestreitbare Be⸗ fugniß, alle ihre Führer zu wählen und sie abzusetzen, sobald sie das Vertrauen ihrer Wähler verloren haben, immerhin erst nach einer vorgängigen Untersuchung zur Wahrung der Anforderungen von Recht und Billigkeit. ö .
Art. JI. Die republikanische Föderation der Nationalgarde ist folgendermaßen organisirt: 17 Die Generalversammlung ohne Dele⸗ girte; 2, der Bataillons -⸗Ausschuß; 3) der Kriegs- oder Legionsrath; 4 das Centralkomite.
Art. IJ. Die Generalpersammlung wird gebildet: I) von einem ad hoc durch jede Compagnie zu wählenden Delegirten ohne Rang⸗ unterschied; 3 von einem Offizier per Batgillen, durch dessen Offizier⸗ Torp5 gewählt; 3) von allen Bgtaillens Chefs, =
Art. III. Der Bataillons - Ausschuß besteht aus folgenden Per⸗ sonen: I) drei Delcgirten per Compagnie, ohne Rangunterschied ; 2) dem Offiziers ⸗ Delegirten zur Generalversammlung; 3) dem Ba— taillons ⸗ Chef. ⸗ .
Art. IV. Der Legionsrath ist zusammengesetzt aus: 1) zwei De⸗ legirten jedes Bataillons - Ausschusses ohne Rangunterschied; 2) den Bataillons. Chefs des Artondissementś .
Art. V. Das Ceniralkomite ist gebildet: ) Durch zwei Delegirte per Arrondissement, ohne Rangunterschied durch den Legionsrath ge⸗ wählt; 2 aus einem Bataillons ⸗ Chef per Legion, durch seine Kollegen gewählt. ö
Art. VI. Die Delegirten zum Bataillons Ausschusse, Legionsrathe und zum Centralkomite sind die natürlichen Vertheidiger aller Inter= essen der Natio nalgarde. Sie haben über den Stand der Ausrüstung der Spezial⸗ und anderen Corps der genannten Garde zu wachen und
jedem Versuche zum Sturze der Republik zuvorzukommen. Sie haben gleichfalls die Aufgabe, ein Projekt zur völligen Reorganisation der nationalen Sa rem auszuarbe ten. ; Art. VII. Die Zusammenkünste der Generalversammlung finden je am ersten Sonntage im Monat statt, dringliche Fälle vorbehalten. Die verschiedenen Ausschüsse und Kommissionen der Föderation wer- den durch eigene Reglemente Modus, Ort und Stunde ihrer Be⸗ rathungen näher bestimmen. J
Art. VIII. Zur Bestreitung der allgemeinen Kosten der Ver⸗ waltung, der öffentlichen Anzeigen ꝛc. des Centralkomites wird in jeder Compagnie die Selbstbesteuerung eingeführt, welche ein nonat. liches Minimum von 5 Francs ergeben muß; der Ertrag wird vom 1. bis 5. jeden Monats an den Schatzmeister durch die Delegirten abgeliefert werden.
Art. IX. Jedem Delegirten und Mitglied der Generalversamm⸗ lung wird eine auf den Namen lautende Eintrittskarte für die Zu— sammenknfte verabfolgt. .
Art. X. Alle Nationalgarden haften solidarisch für einander und die Delegirten der Föderativen sind unter den unmittelbaren und direkten Schutz der ganzen Rationalgarde ge stellt. .
— Die Regierung hat folgende, von. den in Paris an—⸗ wesenden Ministern Dufaure, Favre, Picard, Simon, Pothuau ki Lesls unterzeichnete, von heute datirte Proklamation er⸗ assen:
»Nationalgarden der Stadt Paris! Ein Komite, welches den Namen »Centralkomite⸗ angenommen, hat sich einer gewissen Zahl von Kanonen bemächtigt, hat Paris mit Barrikaden bedeckt, auf die Vertheidiger der Ordnuüng Feuer gegeben, Gefangene gemacht, und hat . mit kaltem Blute die Generale Lecomte und Thomas er⸗ mordet!
Welche Männer sind Mitglieder dieses Komites? Niemand kennt dieselben, Niemand kann auch nur 56 zu welcher Partei sie ge= hören. Sind es Kommunisten, oder Benapartisten, oder Preußen? Sind sie hervorgegangen aus einer dreifachen Koalition? Wer sie aber auch sein mögen, sie sind die Feinde der Stadt Paris, welche sie der Plünderung überliefern, sie sind die Feinde
rankreichs, welches sie den Preußen überliefern, sie sind die
einde der Republik, welche sie dem Despotismus überlie—⸗ sern. Die verabscheuungswürdigen Verbrechen, welche jene Männer begehen, benehmen denjenigen, welche es wagen sollten, ihnen zu folgen oder sie zu dulden, jede Entschuldigung. Wollt Ihr die Ver- antwortlichkeit für ihre Mordthaten und Verbrechen, die sich noch steigern werden, auf Euch nehmen? Dann bleibt in Eurer Behgu⸗ fung. Wenn Euch aber an Eurer Ehre und an Euren heiligsten Interessen gelegen ist, so schaart Euch um die Regierung, um die Re— publik und die Nationalversammlung!
— Die Aufständischen haben auf dem Stadthause die rothe Fahne aufgezogen. Das Stadthaus ist von Barrikaden um- geben. Die CTirkulation ist jedoch nicht gehemmt. Bis jetzt ist ein neuer Konflikt nicht gemeldet. .
Aus dem Wolff schen Telegraphen⸗Bureau.
Paris, Sonntag, 19. März, Mittags. (Auf indirektem Wege,) »Journal officiel« bringt über die Vorgänge des gestri— gen Tages folgende Mittheilungen: Die Regierung, welche jeden ernsteren Zusammenstoß vermeiden wollte, war bisher mi ilde und Geduld gegen jene Menschen verfahren, von welchen sie hoffte, daß es gelingen würde, sie auf gütlichem Wege zum Verstande und zu ihrer Pflicht zurückzuführen. Das amtliche Blatt führt aus, wie die Regierung sich schließlich doch zum energischen Handeln genöthigt gesehen habe, und schildert alsdann die Ereignisse wie folgt: Die befestigte Position auf dem Mont martre war alsbald genommen, die Geschütze sollten eben nach den Arsenalen zurückgeführt werden, als plötzlich aufrührerische Nationalgarden, zu denen sich noch zahlreiche Volksmassen ge— sellt hatten, auf die Soldaten stürzten und ihnen die Waffen ent⸗ rissen. Mehrere Bataillone wurden von der Volksmenge voll⸗ ständig cernirt, andere sahen sich zum Rückzuge genöthigt. Die Emeu te hatte somit das Feld behauptet. Unter diesen ungeordneten Zuständen ging der Tag dahin, ohne daß die Nationalgarde, welche schon am Morgen zusammengerufen war, irgendwo in hinreichender Anzahl erschienen wäre, um die Ordnung wieder herzustellen. Am Abend bemächtigten sich die In⸗ surgenten des Generalstabsgebäudes der Nationalgarde und des Justiz⸗Ministeriums. »Mit Erstaunen« fährt das Jour⸗ nal officiel fort, „fragt man sich, welches denn eigentlich der Zweck ist, den diese übelwollenden Menschen verfolgen. Man hat das Gerücht verbreitet, die Regierung beagb⸗ sichtige einen Staatsstreich. Es ist das eine erbärmliche Verläumdung; die Regierung, welche hervorgegangen ist aus einer durch allgemeines Stimmrecht gewählten Versammlung, hat zu verschiedenen Malen laut erklärt, daß sie keine andere Absicht habe, als eine feste Begründung der Republik. Diejeni⸗ gen dagegen, welche die Republik stürzen wollen, sind die Männer der Empörung, jene Meuchelmörder, welche nicht da⸗ vor zurückbeben, Tod und Verderben in eine Stadt zu tragen, für die es nur Rettung giebt durch ruhige Arbeit und Achtung vor den Gesetzen. Jene Verbrechen werden, wir hoffen es, eine gerechte Indignätion wachrufen in der Bevölkerung der Stadt