. So schreibt der Archivar Louis Spach zu Straßburg in der Description du département du Bas-RKhin 1858, und zählt nicht weniger als 36 solcher Schlösser auf, deren Ruinen heutzutage noch verkünden, welche mächtige urdeutsche Geschlech— ter und Familien dereinst im alten Wasgau herrschten, sowie 31 Gyttestempel aus den ältesten Zeiten des Christenthums und der Gothik, welche Zeugniß geben von dem frommen Kunstsinne und der Opferwilligkeit des ganzen Volkes dazumal.
Um die Erhaltung dieser historischen Monumente hat sich die im Jahre 1857 zu Straßburg gegründete Sociéts pour la Conservation des monuments historiques d' Alsadèe große Verdienste erworhen, indem sie in ihren Bulletins die Auf— merksamkeit und Pietät des Publikums auf diese Schätze lenkte, deren historische und künstlerische Bedeutung hervorhob und insbesondere auch durch Nachforschungen und Ausgrabungen an Ort und Stelle viele höchst interessante Alterthümer zu Tage förderte und so durch Ansammlung derselben in Museen, . z. B. in Zabern, sie der Vergessenheit und dem Untergang entzog.
Aber nicht die Privatthätigkeit allein nahm sich dieser Angelegenheit an: auch der Staat und das Departement trugen hierzu in pekuniärer Weise wesentlich bei. In Frankreich besteht nämlich seit 1850 ein eigener Fond für die Erhaltung der historischen Monumente, aus welchem das Elsaß nicht unbe— deutende Subventionen seither hierzu erhielt.
Aus diesem Fond waren nun für die nächste Zukunft u. a. auch zwei Kirchen des Kreises Zabern zur dringend nothwen— digen Reperatur solche Unterstützungen bereits zugesagt und zwar zu den auf 31,0090 Fr. veranschlagten Kosten für die Kirche von St. Jean -des Chou 15,000 Fr., zu den auf 20,000 Fr. berechneten für die Kirche zu Mauersmünster da—⸗ gegen 10000 Fr.
Ueber ihre Entstehung und dermalige Beschaffenheit mögen folgende kurze Notizen genügen, welche den ausführlichen Be— schreibungen Dagobert Fischert, Kleins, Didiers, Baquots u., a. entnommen sind.
Die erste dieser Kirchen, nämlich jene von St. Johann, liegt malerisch schön am nordwestlichen Abhange der Vogesen, eine Stunde entfernt von Zabern, auf halber Bergeshöhe, um⸗ geben von den Dörfern Eckartsweiller und St. Jean⸗des⸗Choux,; ihre Lage ist durch eine Feuersbrunst im Jahre 1806, welche die Klostergebäulichkeiten in ihrer Umgebung ergriff, eine freiere geworden, indem die Gemeinde beschloß, dieselben nicht mehr aufzubauen. Das Schiff dieser Kirche stammt in seiner Inte⸗ grität aus dem 12. Jahrhundert und bildet eine römische Basilika mit drei gewölbten, auf viereckigen massiven Pfeilern ruhenden Langtheilen und entsprechenden Nischen und Rund⸗ bogenfenstern, der Thurm dagegen ist im vorigen Jahr⸗ hundert neu gebaut worden. Urkundlich hatte die Ein— weihung dieser Kirche im Jahre 1127 statt, nachdem der Graf Titio von Lützelburg den dazu gehörigen Ort Meyenheimsweiller sammt Territorium der Abtei St. Georg im badischen Schwarzwalde zum Geschenk gemacht und dem St. Johann zu Ehren daselbst auch ein Benedittinerinnenkloster gegründetß hatte, welches unter mannigfachen Leiden und Verwüstungen während des Bauern- und 306 jährigen Krieges bis zum Jahre 1793 fortbestand, wo es sekularisirt und als Nationalgut veräußert wurde, Noch zu erwähnen ist der auf der Höhe des Gebirgszuges über St. Jean stehenden uralten Kapelle St. Michel, des berühmten Wallfahrtsortes und Sitzes der Brüderschaft gleichen Namens, von wo man sich einer prachtvollen Aussicht erfreut und in deren Nähe sich die Spuren eines Druidentempels und einer Einstedlergroötte befinden.
Größer und imposanter, aber schlecht situirt, ist dagegen die Kirche von Mauersmünster (Marmoutier), 13 Stunde in der Ebene entfernt von Zabern, an der Staatsstraße nach Straßhurg. Auch diese Kirche verdankt wohl ihre Entstehung und Bedeutung einem Benediktinerkloster, welches schon im 6. Jahrhundert vom heil. Leabard gegründet, im 8. aber vom heil. Maurus bedeutend erweitert und umgebaut wurde und et ö der reichsten und angesehensten Stifter des El—
Der älteste Theil der Kirche ist nun die Fagade aus dem 10. Jahrhundert, welche aus 3 Etagen mit 3 Giebeln und 3 Thürmen besteht, und einzig in ihrer Art weit und breit ist, ein Gemisch ägyptischen und romanischen Baustyls. Die drei Langtheile der Kirche sind gothisch aus dem 13. Jahrhundert, der Chor erst aus dem vorigen, enthält aber sehr werthvolle Holzschnitzereien, und mehrere alte Grabdenkmäler der Familie von Geroldseck. Von dem Kloster existiren nur noch einzelne Theile, die übrigen sind demolirt, aber auch die Reste zeigen noch die Großartigkeit und die Pracht von ehemals an.
Nicht weit von Mauersmünster liegt ferner der Ort Rein⸗ hardsmünster mit dem durch die Schillersche Ballade berühm⸗ n Eisenhammer und der Fridolinstapelle, von wo ein herr.
licher Spaziergang über die Höhen an den beiden Geroldsecks und dem weitbekannten Haut Barr vorüber wieder nach Zabern zurückführt, so daß man alle diese Ratur⸗ und Kunstschönheiten bequem an Einem Tage besehen kann.
Die Königliche Oper in dem Zeitraum vom l. Januar bis zum 31. März d. J.
„Das verflossene Vierteljahr, eigentlich die Blüthe der Saison, gewährt einen Rückblick auf die angestrengte Thätigkeit der Königlichen Opernbühne. Wie fich unsere Kunstverhältnisse einmal gestaltet haben, so sind es nicht einzelne Werke, welche das Repertoir beherrschen, sondern es ist die Kunst überhaupt in ihrer Gesammtheit, dramatisch wie lyrisch, worauf die Regie bei Aufstellung des Tageszettels Bedacht nimmt. Hiermit be—⸗ wahrt sie sich vor Einseitigkeit und schützt das Publikum vor Einerleiheit. Dieser große, fast tägliche Wechsel, wird freilich auch wieder Ursache, daß nicht eben viel Neues hinzukommen kann, da alle Kräfte des Personals auf Erhaltung des Alten, und zwar des Werthvollsten, angespannt werden. Etwas so gut wie Neues indessen, sowohl in der Scenerie als in der Besetzung, wurde mit der neu einstudirten Oper »Jessonda« von Spohr gebracht, welche zuerst am 7. Januar und seitdem sechsmal gegeben worden ist. Spohr sagt in seiner Autobiographie dar= über: An einem langweiligen Regentage, der in Paris jedes Ausgehen unmöglich macht, bat ich meine Wirthin um Lektüre. Sie brachte mir einen alten, ganz zerlesenen Roman la Veuve de Malabar. Ich fand, daß der interessante Stoff des. selben sich recht gut zu einer Oper eignen würde und erstand das Buch für wenige Sous, um damit einen Versuch zu machen. Schon in Paris und auf der Rückreise dachte ich über die für die Komposition günstigste Form der Oper nach und begann, nach Gondersheim zurückgekehrt, sogleich ein Scenarium zu entwerfen. Später suchte ich nach einem Dichter, der geneigt wäre, nach diesem Schema die Oper zu schreiben. Ich fand ihn in Eduard Gehe. So entstand die Dichtung der Oper »Jessondac. Ein weiteres gleichfalls erfreuliches Ereig⸗ niß desselben Zeitraumes bildete die hundertste Auffüh— rung der Oper »Tannhäuser oder der Sängerkrieg auf der Wartburg, von Richard Wagner, welche am 17. März stattfand. Kann ein Wert der Bühne vom Darsteller nicht getrennt werden, so wenig wie Achilles von seinem Homer,
folg und der Ermöglichung dieses Werkes hat. Er ist es auch, der bei seinem Wiedererscheinen nach zweimonatlichem Urlaube die Heldensagenoper »Lohengrin« von demselben Ton⸗ und Wort⸗ dichter wiederbelebte. Dagegen kam desselben Komponisten Oper »die Meistersinger- nicht zu Stande. Doch bevor wir vom Repertoir reden, haben wir jener großen patriotischen Vorstellungen zu gedenken, welche durch die großen Ereignisse des vergangenen Vierteljahrs veranlaßt wurden. Am 20. März fand zunächst eine von jenen Vorstellungen statt, welche von historischer Bedeutung sind: es war die Festvorstellung zur Berufung des ersten Deutschen Reichstages. Hierzu war der erste Akt aus der eben gedachten Oper »Lohengrin« und der zweite Att aus der Oper »das Feldlager in Schlesien⸗ von Meyerbeer ausersehen worden, Ereigniß des Tages war das Wiedererscheinen Sr. Majestät des Kaisers uͤnd Königs nach glorreich beendetem Kriege in der Oper. IFreudige Begeisterung ergriff das übervolle Haus, das in Gala erschienen war, als es des Kaisers ansichtig wurde. Als nach den Klängen der Ouvertüre zu Glucks »Iphigenie in Aulis« der Vorhang sich erhob, zeigte die Bühne einen Ruhmes— tempel, vor dem sich das Personal der Königlichen Schauspiele im Halbkreise, die Damen in weißen Kleidern mit schwarzen Gürteln und rothen Schleifen, die Herren mit Schleifen in den Reichsfarben geschmückt, Ludw. Dessoir und Theod. Döring an der Spitze, aufgestellt hatten. Darauf trat Frau Pauline Lucca vor, um den Siegesgruß von Händel »Seht, Er kommt mit Preis gekrönt⸗« anzustimmen. In den Hymnus fiel der Chor dann ein, aus welchem eine Verbindung des Orchesters in das Lied »Heil Dir im Siegerkranz« überführte, in das die ganze Zuhrerschaft, auch die Fürstlichen Personen in der Kaiserlichen Loge, einstimmten. Nun theilte sich die Hinterwand, und im Eichenhain erschienen, wieder zur Seite der Kaiserbüste, Hermann und Borussia als schützende Genien, den goldenen Lorbeerkranz über dem Haupte des Heldenfürsten hal⸗ tend, vor demselben der Genius des Friedens und über ihm das Eiserne Kreuz mit der nschrift:; 1870771. Wieder erscholl ein dreimaliges Hoch dem Raiser, der sich nach allen Seiten
huldvoll verneigte. Nochmals sollte die Stimmung der Anwesen.
so geziemt es, dabei des Hauptdarstellers in der Titelrolle der Oper, Niemanns, zu gedenken, der großen Antheil an dem Er⸗
den, durch die Soldatenchöre im Feldlager gehoben, hell auf⸗
lodern, als diese in die Wacht am Rhein« überführte, aber⸗ mals standen sämmtliche Anwesenden auf, und wieder ertönte ein allgemeines dreimaliges Hoch dem Kaiser.
Noch herzlicher war die zwei Tage später, am 22. März, begangene Geburtstagsfeier des Kaisers und Königs. Einem Prolog von Adami folgte an diesem Abend als Festvorstellung die Oper: »Ein Feldlager in Schlesien, von Meyerbeer, und zwar vollständig, nicht aktweise. Auch hier fanden ähnliche Ovationen statt, wie zwei Abende zuvor.
Was das Repertoir im großen Ganzen anlangt, so wurde es besonders durch das Wiederauftreten der Frau Lucca beein⸗ flußt, welches nach längerer Pause am 4. Februar in der Oper Don Juan« von Mozart, und zwar in der Partie der Zerline erfolgte. Hiermit war zugleich ihr Rollenfach, namentlich mit Mignon« von A. Thomas, mit Angela im Schwarzen Domino« von Auber, mit Frau Fluth in der Oper »Die lustigen Weiber von Windsor« von Nicolai, mit dem Pagen in »Figaro's Hochzeit« von Mozart, mit Selica in der »Afrikanerin« von Meyerbeer, auch mit Zerline in Fra Diavolo« von Auber, das so lange unvertreten geblieben, als sie sich der Bühne hatte entziehen müssen, wiederausgefüllt worden. Ein Exreigniß bil— dete auch das Gastspiel des Sängers Ucko von Hamburg, das im Januar stattfand und sich auf das große Rollenfach, als des Eleazar in der ⸗Jüdin« von Halevy, des Edgar in »Luciga« von Donizetti, des Arnold in »Tell« von Rossini, des Manrico im »Troubadour« von Verdi, des Robert in der gleichnamigen Oper von Meyerbeer und des Raoul in den »Hugenotten« des⸗ selben Komponisten erstreckte. Alles Uebrige, was derselbe Zeit- raum umschließt, wurde von dem hier angestellten Personal allein geleistet, das, mit Ausnahme des genannten Sängers, ohne Gäste so Vieles und Mannigfaltiges zur Darstellung gebracht hat. In⸗ sofern die Werke oben nicht bereits angeführt sind, gedenken wir noch der Oper »Die Zauberflöte! von Mozart, von Weber der Werke »Freischütze, »Oberon« und der Musik zu »Preciosa«, von Rossini des »Barbiers von Sevilla“, von Auber der »Krondiamanten! und der »Stummen von Portici-, von Donizetti des »Liebestrankest, von Bellini der »Norma«, von Gounod der Oper »Romeo und Julien, auch der ⸗Mar⸗ garethe«“, so wie der kleinen deutschen Spielopern von Kreutzer bes »Nachtlagerse, von Lortzing des »Czaar und Zimmer- mann, endlich auch noch des „Fidelio« von Beethoven. Auf dem Repertoir des Ballets standen außer den alten beliebten Werken Flick und Flock⸗ und Fantascan, die kleineren Tanzscenen: » Der Geburtstage, » Die Tänzerin auf Reisen«, »Liebeshändel, ferner die größeren: »Das schlecht bewachte Mädchen«, »Robert und Bertram« und endlich »Das hübsche Mädchen von Gent. Von den Vorstellungen, der Zahl nach 75, gehören einige dem Drama an, wie die »Antigone« und der ⸗Somraernachtstraum«, beide mit der Musik von Mendelssohn, so wie der Schillersche Wilhelm Tell« mit der Musik von B. A. Weber,. Neben diesen ist endlich noch Goethe's ⸗Faust« mit der Musik von Lindpaintner und dem Fürsten Radziwill zu erwähnen.
Statistischer Rückblick auf die Königlichen Theater zu Berlin, Hannover, Cassel und Wiesbaden im Jahre 1870.
In Berlin wurden während des Jahres 1870 in den Königlichen Theatern im Ganzen 497 Vorstellungen ge— geben, nämlich 269 Schauspiel⸗“, 159 Opern 39 Ballet⸗ und 25 gemischte Vorstellungen. An 69 Tagen wurde nicht gespielt. Im Opernhause fanden statt: 242, im Schauspielhause: 48 Vorstellungen, im Königlichen Palais 1 und im Neuen Palais zu Potsdam 1, davon 266 im Abonnement. Unter den 492 Vorstellungen waren
1 Benefiz, 1 Vorstellung zum Besten der Kranken⸗ und Unter⸗
stützungskasse des Vereins »Berliner Presser und 22 den Abend füllende Schauspielvorstellungen im Opernhause. — Eine fran⸗ zösische Schauspieler⸗Gesellschaft spielte an 68 Abenden im CToncert⸗Saal des Königlichen Schauspielhauses und 1 Mal im Königlichen Palais. — An verschiedenen Stücken kamen 100 zur Darstellung, an verschiedenen Opern 45, an verschie⸗ de nen Ballets und Divertissements 12 — Zum 1. Male wur— den 15 Stücke mit zusammen 43 Akten und 2 Opern auf— geführt. — Neu einstudirt wurden 6 Stücke, 4 Opern und 1 Ballet. — Vorstellungen klassischer Werke fanden statt, und zwar von Schauspielen im Ganzen: 74 (von Lessing 165, von Goethe 18, von Schiller 24, von Kleist 1, von Shakespegre 16, von Sophokles ), von klassischen Opern im Ganzen: 50 (von Gluck 8, von Mozart 16, von Beethoven 9, von Weber 9 von Mehul 3, von Spontini 5). — „Don Juan ging am 24. April zum 400. Male mit neuen Dekorationen und Kostümen in
Scene; Schillers »Jungfrau von Orleans« wurde am 3. Mai zum 300. Male dargestellt; das Ballet ⸗Sardanapal« kam am 13. Mai zum 50. Male zur Aufführung. — Die Königliche Kapelle veranstaltete 9 Symphonie⸗Soirsen zum Besten ihrer Wittwen⸗ und Waisenkasse.
Das Königliche Theater zu Hannover war während des Jahres 1870 104 Tage geschlossen. Im Ganzen wurden auf demselben 261 Vorstellungen gegeben: 54 Trauer⸗ und Schauspiel⸗ 1I15 Opern⸗, 92 Lustspiel⸗, Vaudeville⸗Vorstellungen und Possen mit Gesang. — An verschiedenen Stücken kamen zur Auffüh⸗ rung: Trauer⸗ und Schauspiele 34, an verschiedenen Opern 49, an verschiedenen Lustspielen, Vaudevilles und Gesangspossen 89. — Zum 1. Male wurden 16 Stücke mit zusammen 40 Akten und 2 Opern aufgeführt. — Neu einstudirt wurden 11 Stücke, 4 Opern und 1 Vaudeville. — Vorstellungen klassischer Werke und zwar von Schauspielen fanden im Ganzen 40 (von Lessing 4, von Goethe 7, von Schiller 7, von Kleist 6, von Shakespeare Il, von Calderon 1, von Molisre , von klassischen Opern im Ganzen 36 statt, (von Gluck l, von Mozart 15, von Beethoven 6, von Weber 10, von Mehul 3, von Cherubini 1)
Das Königliche Theater in Cassel veranstaltete gewöhnlich 5 Vorstellungen in der Woche. Geschlossen war die Bühne während der Ferien vom 13. Juni bis inkl. 16. August und außerdem noch an 6 Abenden. An 245 Abenden wurden Vor⸗ stellungen gegeben; davon gehörten 101 dem Schau⸗ und Lust⸗ spiele an, 96 der Oper, 18 der Posse, und an 30 Abenden fan⸗ den gemischte Vorstellungen statt; im Abonnement 236, mit aufgehobenem Abonnement 9. An verschiedenen Stücken kamen 117 zur Aufführung, an verschiedenen Opern 39. — Zum 1. Male wurden 19 Stücke mit zusammen 51 Akten, 2 Opern, 1ẽOperette, 1 Posse, 1 Schwank und 1 Zeitbild mit Gesang aufgeführt. — Neu einstudirt wurden 12 Trauer⸗ Schau⸗ und Lustspiele, 4 Opern, 3 Possen, 2 Schwänke und 3 Liederspiele. — Klassische Werke kamen zur Aufführung und zwar Schau⸗ spiele im Ganzen 35 (von Lessing 4, von Goethe 8, von Schil⸗ ler 13, von Kleist 2, von Shakespeare 7, von Moreto ), von klassischen Dpern im Ganzen 30 (von Gluck 3, von Mozart 13, von Beethoven 3, von Weber 7, von Cherubini .
Das Königliche Theater in Wiesbaden spielte in der Regel wöchentlich an 5 Abenden. Geschlossen war die Bühne während der Charwoche, am Oster⸗ und Pfingstsonntage, sodann am Christ⸗Sonnabend, am 1. und 2. Christ⸗Festtag und Syl⸗ vester⸗Abend und während der Ferien vom 1. bis inkl. 31. Mai. Im Ganzen fanden 234 Vorstellungen statt, davon 140 im Abonnement. An verschiedenen Stücken gelangten 112, an verschiedenen Opern 44 und an verschiedenen Ballets 10 zur Aufführung. Außerdem wurden 6 Symphonie ⸗Concerte gegeben. — Zum 1. Male kamen 16 Stücke mit zusammen 36 Akten, 18per, 3 Operetten und 2 Ballets zur , . — Neu einstudirt wurden 20 Stücke, 4 Opern und 1 Ballet. — Vor⸗ stellungen klassischer Werke fanden im Ganzen 46 statt und zwar von Schauspielen 24 (von Lessing 4, von Goethe 6, von Schiller 8, von Kleist 2, von Shakespeare , von klassischen Opern 22 (von Gluck , von Mozart 12, von Beethoven 1, von Weber 6, von Mehul 2). .
Bogumil Golt.
Vor wenigen Monaten hat sich das Grab über Bogumil Goltz geschlossen. Im Folgenden soil ein Beitrag zu der Wür— digung geliefert werden, welche die Eigenart seiner Natur und J,. Sprache, der tief sittliche Grund seines Charakters ver⸗
ienen. Bogumil Goltz ist im Anfang dieses Jahrhunderts (am 20. März 1801) zu Warschau geboren, welches damals zu Süd⸗ preußen gehörte. Sein Vater lebte dort als Stadtgerichts - Di- rektor in guten Verhältnissen, besaß ein geräumiges Haus in belebter Gegend und ein paar Meilen von der Stadt ein Land—⸗ gut. Der Sohn schildert ihn als Musterbild eines Beamten aus der Schule König Friedrich II., äußerlich hart gegen die Kinder, aber liebevoll für sie besorgt. Die Großartigkeit und fremdartige Pracht des öffentlichen Treibens der polnischen Hauptstadt, die Unterschiede der Stände in ihren bunten Trachten sowie der Gegensatz von Stadt. und Landleben prägten sich unauslöschlich der Phantasie des Knaben ein. Nach Gründung des Herzogthums Warschau zog die 6 nach Marienwerder, wo der Vater Rechtsanwalt wurde, r stand in nahem Freundschaftsverhältniß zu dem Vater des spätern Provinzial ⸗Schulraths Lucas, und so schloß auch Bo⸗ gumil mit dem um mehrere Jahre ältern Kameraden einen dauernden Herzensbund. Da ihn weder die Mutter beherrschen, noch der Vater sich genügend um ihn bekümmern konnte, zog man es vor, ihn in n mon zu geben. Der Pfarrer Jac⸗