1871 / 98 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

= = . = r m , , , , , , , , , ,

1478

Heute nahmen Se. Majestät der Kaiser militärische Mel-⸗ dungen an, darunter die des Generals Hann von Weyhern, welcher zum kommandirenden General II. Armee Corps ernannt ist, und empfingen die Vorträge der Generale Graf Moltke, von Roon und von Podbielski im Beisein Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, sowie des General-Adjutanten von Tretckow, Chef des Militär-Kabinets, und des Obersten und Flügel⸗Adjutanten von Albedyll, Ehef der Abtheilung für persönliche Angelegenheiten in der Armee. Se. Königliche Hoheit Prinz Albrecht (Sohn) meldete seine Ab— reise nach Schlesten. Um 5 Uhr findet bei Ihren Majestäten ein größeres Diner statt.

Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin war am Sonnabend in den Baracken und Abends in der liturgi⸗ schen Andacht im Dom anwesend. Am Oster⸗Sonntage wohnte Ihre Majestät dem Gottesdienste im Dom, gestern in der Marienkirche bei. . . .

Vorgestern fand das Familien-Diner bei Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kron— prinzessin, gestern in Charlottenburg bei Ihrer Majestät der verwittweten Königin statt. Ihre Majestät die Kaiserin⸗ Königin ertheilte am Sonnabend dem Königlich portugisischen Gesandten Audienz. . .

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron⸗ prinz wohnte am 8. d. M. dem Militärvortrag bei Sr. Majestät dem Kaiser und Könige bei und begab Sich Nachmittags zur liturgischen Andacht in den Dom. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin empfing Mr. Cartwright, Die Höchsten Herrschaften dinirten bei des Prinzen Albrecht Sohn) Königliche Hoheit und ließen Sich Abends in Ihrem

alais von dem hiesigen Bach⸗Verein mehrere Musikstücke vor⸗ tragen.

. ersten Osterfeiertage früh begab Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz Sich zu Ihren Majestäten, wohnte dem Gottesdienst im Dome bei, ertheilte dem König—⸗ lichen Kammerherrn, Grafen Lüttichau, und dem Großherzog- lich badischen Staatsrath, Professor Dr. Geltzer, Audienz und

machte Ihrer Majestät der verwittweten Königin in Charlotten⸗ burg einen Besuch. Um 5 Uhr fand im Kronprinzlichen Palais das Familien⸗Diner der Königlichen S uli statt; später er⸗

schien Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit in der Oper.

Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin empfing im Laufe des Tages den Besuch Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, sowie den Königlich großbritannischen Militär ⸗Bevollmächtigten, General Walker, mit Gemahlin und Tochter und Ihre Durchlaucht die verwittwete Prinzessin Salm.

Gestern war Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz bei dem Militärvortrag bei Sr. Majestät gegen wärtig und empfing den Königlich bayerischen Militärbevoll- mächtigten, Mitglied des Bundesraths, Oberst Frieß. Abends wohnte Höchstderselbe mit dem Prinzen Wilhelm der Vor⸗ stellung im Opernhause bei.

Se. Majestät der Kaiser und König haben am heiligen Oster⸗ Sonntage Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin sowie Ihrer Majestät der Königin Eli⸗ sabeth mittelst besonderer Allerdöchsten Handschreibens unter dem Ausdrucke Allerhöchstihres Dankes fur die hervorragende und segensreiche Wirksamkeit beider Hohen Damen auf dem Gebiete der Pflege verwundeter und erkrankter Krieger und der Fürsorge für die Angehörigen der Kämpfenden, das Ver⸗ vienstkreuz für Frauen und Jungfrauen verliehen. Es war dies die erste Verleihung, welche bei diesem neuen Orden überhaupt stattgefunden hat.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz hat fan Verlassen des französischen Bodens folgenden Armeebefehl erlassen:

»Soldaten der III. Armee! Als Ich im Juli p. J. den Oberbefehl übernahm, sprach Ich die Hoffnung aus, daß es der Tapferkeit und Hingebung der geeinten deutschen Stämme gelingen werbe, den gemeir samen Feind, welcher uns übermüthig zum Kampfe herausgefordert, zu besiegen. Dieses Vertrauen habt Ihr glänzend gerechtfertigt; denn die III. Armee hat in diesem thatenreichen Feldzuge eben so viele Siege als Kämpfe aufzuweisen.

Nachdem Ihr in raschem Anlauf das Thor des Feindes bei Weißenburg erbrochen und damit die Reihe der Siege eröffnet, wurde der starke Gegner zwei Tage darauf in der blutigen Schlacht bei Wörth geschlagen; in schnellen Märschen folgtet Ihr seinen rückgän— gigen Bewegungen und an dem denkwürdigen Tage von Sedan nahmt Ihr einen ruhmpollen und entscheidenden Antheil. Unaufhalt— sam drangt Ihr vorwärts in das Herz des Landes, warft den vor Euch fliehenden Feind hinter die Mauern seiner Hauptstadt und hiel=

tet ihn beinahe 5 Monate allen Gefahren und den Unbilden eines strengen Winters mit unvergleichlicher Ausdauer Stand haltend eng umschlossen.

Während sodann ein Theil von Euch in ununterbrochenen, gegen große Ueberzahl geführten blutigen Gefechten den zum Entsatz des be— drängten Paris von allen Seiten anrückenden Feind zurückwarf, wurden von den Cernirungstruppen alle gegen sie unternommenen Ausfälle energisch und erfolgreich abgewiesen, so daß endlich dem Gegner keine Wahl blieb, als die Waffen zu strecken und Euch die Thore sꝑiner stolzen, als unüberwindlich und unverletzlich gepriesenen Hauptstadt zu öffnen.

Solche Thaten gehören für ewig der Geschichte an und mit Stolz blickt das Vaterland auf Euch als seine würdigen Söhne. Wohl konnten so große Erfolge nicht ohne die schmerzlichsten Opfer errungen werden und mit Wehmuth gedenken wir der zahlreichen gefallenen Kameraden, ein ehrenvolles Gedächtniß ihnen für alle Zeiten be— wahrend.

Indem Ich Euch nunmehr auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers und nach glücklich und ruhmvoll erkämpften Frieden verlasse, spreche Ich Euch Allen Meine höchste Anerkennung und Meinen Dank aus; Ich scheide von Euch Ihr preußischen und bayerischen Corps, Ihr württembergischen und badischen Truppen mit dem Wunsche und in der Zuversicht, daß die auf blutigen Schlachtfeldern geschlossene Waffenbrüderschaft und Einigkeit nimmer zerreißen werde, sondern mächtig erstarke zur Ehre, zum Ruhme und zum Segen des wieder erstandenen gemeinsamen deutschen Vaterlandes.

Nancy, 14 März 1871.

Der Ober⸗Befehlshaber der III. Armee. Friedrich Wilhelm, Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen.

Kiel, 8. April. S. M. Kanonenboote »Drache« und . sind am 6. d. Mts. in Wilhelmshaven außer Dienst gestellt.

Die für die Dauer der Kriegsbereitschaft eingezogen ge⸗ wesenen Seewehroffiziere und Aerzte sind wieder in das Be⸗ urlaubtenverhältniß zurückgetreten.

Laut Allerhöchster Kabinetsordre vom 2. April ist die Indienststellung S. M. Schiffe »Vineta«, »Gazelle«, »Nymphe⸗«, . und der Briggs »Musquito« und »Undine« befohlen worden.

Aus Yokohama wird von Bord S. M. Korvetten »Hertha« und Medusa« gemeldet, daß die Pockenepidemie nachgelassen hat und die an Land in Lazarethen untergebrachten 16 Mann sämmtlich die Krankheit glücklich überstanden haben. Neue Fälle sind nachdem nicht eingetreten und wurde der Verkehr , den Mannschaften beider Schiffe daher wieder frei⸗ gegeben. . ; .

Mecklenburg. Schwerin, 8. April. Die Beisetzung der Leiche der verstorbenen Erbgroßherzogin Auguste wird dem Vernehmen nach am Dienstag nach Ostern in dem Mausoleum a Kapellengartens am ludwigsluster Schloßgarten statt⸗

nden.

Bremen, 10. April. Der Senat hat bei der Bürgerschaft die Niedersetzung einer Deputation beantragt, um mit ihm die Feierlichkeiten feststellen und ausführen zu helfen, welche beim Empfang der aus dem Felde heimkehrenden Krieger zu veran⸗ stalten seien. Ferner ist der Bürgerschaft der Entwurf eines Ein⸗ quartierungsgesetzes vorgelegt. Als Norm für den Umfang der Quartierlast soll in Bremen, Vegesack und Bremerhaven der Wohnungsaufwand gelten.

Sachsen. Dresden, 8. April. Durch Ministerial⸗ erlaß vom heutigen Tage wird die erste Landessynode der 1 Kirche im Königreich Sachsen zum 9 Mai einberufen.

Weimar 8. April. Eine offizielle Feier des höchsten Geburtsfestes Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin, wie sie sonst üblich, hat am heutigen Tage, der stillen Woche wegen, nicht stattgefunden. In fruͤher Morgenstunde ward Höchst—= derselben jedoch vom Männerchor der Singakademie, unter Leitung des Hof⸗Kapellmeisters Prof. Müller -⸗Hartung, eine Morgenmustk gebracht, während die öffentlichen Gebäude, so⸗ wie zahlreiche Privathäuser in der Stadt in Flaggenschmuck prangten. In den Nachmittagsstunden hat Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin eine Deputation von Frauen und Jungfrauen empfangen, welche Ihrer Königlichen Hoheit eine Dankadresse überreichten.

10. April. (W. T. B.) Die Neu ⸗Organisation des weimarischen Staats⸗Ministeriums ist erfolgt. Geheimrath Thon ist zum Vorsitzenden des Staats⸗Ministeriums ernannt und bleibt Chef des Departements der Finanzen. Geheimer Staatsrath Stichling übernimmt die Leitung der Angelegen⸗

w * ,, r n , , ,, ,, ö

hat mit dem großen Cortége heute Mittag dem

1479

heiten des Großherzoglichen Hauses und der Departements des Kultus und der Justiz. Zum Chef der Departements des Aeußern und des Innern ist von Groß ernannt.

Hessen. Darmstadt, 8. April. Se. Königliche Hoheit der Prinz Gustav von Wasa ist heute Nachmittag dahier ein— getroffen und bei Sr. Großherzoglichen Hoheit dem Prinzen

Carl abgestiegen.

Baden. Karlsruhe, 9. April. Der Großherzog hat den Prinzen Wilhelm von Baden auf sein An⸗ fuchen unter Anerkennung seiner treuen und guten Dienste nach nunmehr beendigtem Kriege vom Kommando der 1. badi⸗ schen Infanterie⸗Brigade enthoben.

Württemberg. k 7. April. Se. Kaiserliche Hoheit der Prinz Peter von Oldenburg ist gestern Mittag von hier wieder abgereist.

Bayern. München, 6. April. Se. Majestät der König Hochamt in der Allerheiligen Hofkirche beigewohnt. Stiftspropst v. Döl⸗ linger, welcher das Hochamt celebrirte, vollzog nach beendeter Kirchenfeier im ehemaligen Hartschiersaale die feierliche Fuß 2 an den 12 alten Männern im Beisein des König⸗ lichen Obersthofmeisters, 4 Königlichen Kämmerer und 2 König— lichen Lammerjunker. Ein außergewöhnlich zahlreiches Publikum hatte der Kirchenfeier beigewohnt.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 8. April. (W. T. B.) Zufolge Verfügung des Kaisers soll die Bestattung des Admii⸗ rals von Tegethoff auf allerhöchste Kosten und mit allen ing . zukommenden Ehrenbezeigungen

attfinden.

Die »Wiener Zeitung veröffentlicht in ihrem amtlichen Theile einen aus Meran vom 7. d. anläßlich des Ablebens des Admirals von Tegethoff an die Kriegsmarine erlassenen Kai⸗ serlichen Befehl. Der Kaiser sagt in demselben, daß er in dem Dahingeschiedenen einen treu ergebenen, hingebungsvollen Die ner, der Staat einen seiner ausgezeichnetsten Männer, die Marine den Helden verloren habe, dessen Waffenthaten den herrlichsten Blattern der Kriegsgeschichte angehören. Der Kaiser befiehlt die Abhaltung eines feierlichen Trauergottesdienstes auf allen ausgerüsteten Kriegsschiffen und in allen Marinestationen, so wie eine 14tägige Flaggentrauer.

Der Minister⸗Präsident Graf Hohenwart wird sich Mitt⸗ 64 ö. Trient begeben, um den Kaiser auf seiner Reise zu

egleiten.

10. April. Heute hat das Leichenbegängniß Tegethoffs unter Betheiligung mehrerer Prinzen des Kaiserlichen Hauses, der Generalität, vieler Deputationen und einer zahllosen Menschenmenge stattgefunden.

Schweiz. Bern, 9. April. (W. T. B. In der eid⸗ genössischen Staatskasse ist ein Defizit von 500, 990 Fres, ent- beckt worden. Der Staats⸗Kassirer Eggimann ist der Unter⸗ schlagung dieser Summe geständig.

Belgien. Brüssel, 9. April. Gestern Morgen um 10 Uhr hielt die deutsch⸗französische Konferenz eine Sitzung ab. Dieselbe dauerte bis 115 Uhr. Zwei neue preußische Delegirte sind hier angekommen: der General-⸗Major von Strantz vom Großen Generalstabe und der Bergrath Hauchecorne. Von Seiten des Großherzogthums Baden wird zu den Friedensverhandlungen in Brüssel der frühere badische Gesandte in Paris (bis zum Aushruche des Krieges) Geheimer Rath von Schweitzer, auch bei dem belgischen Hofe akkreditirt, als Bevollmächtigter gehen. Ihn begleitet der Legations-Sekretär Graf zu Rantzau, der den setzten Krieg freiwillig als Offizier mitgemacht hat.

10. April. Der »Indsépendance« zufolge haben die Cigarrenarbeiter zu Antwerpen ihre Arbeit bis jetzt noch nicht wieder aufgenommen. Delegirte der Société internationale begaben sich zu den Arbeitgebern, um im Namen der Arbeiter zu unterhandeln. Die ersteren weigerten sich jedoch, die Dele⸗ girten in ihrer Eigenschaft als Bevollmächtigte der Arbeiter an- zuerkennen und erklärten, daß sie nur mit diesen letzteren selbst unterhandeln würden.

Großbritannien und Irland. London, 8. April. Die Prinzessin von Wales wurde kurz nach ihrer Ankunft in Sandringham von einem Knaben entbunden. Das Kind war sehr schwach, wurde in aller Stille getauft und verschied bald darauf. Das Befinden der Prinzessin selbst ist hefriedigend. Gestern ging der Hof für die verstorbene Königin von Schweden in Trauer; dieselbe wird bis zum 21. d. M. dauern, 26 darauf wird der Hof noch eine Woche lang Halbtrauer anlegen. .

. Mr. Childers, der frühere Maxine Minister, hat in Begleitung seiner Gemahlin über Harwich eine Reise nach dem Kontinent angetreten.

Frankreich. Im Anschluß an die in Nr. 97 des »Staats⸗ Anzeigers, vom S8. d. Mts,. gegebene Uebersicht über die Kon stituirung und bisherige Thätigkeit der pariser Kommune lassen wir nachstehend einen Rückblick auf die militärischen Er—⸗ eignisse folgen, welche der anfangs vermittelnden, dann ab= wartenden Haltung der Versailler Regierung naturgemäß sich anschließen mußten.

„Die Nationalgarden zu Paris, oder wenigstens derjenige Theil derselben, welcher den Aufständischen zuzuzählen, hatte den ganzen Monat März zu seiner Organisirung benutzt; das Central⸗ Komite hatte bereits am 24. März Menotti, Garibaldi zum Chef der pariser Streitkräfte ausgewählt und bis zu dessen Eintreffen die militärischen Vollmachten den von ersterem ernannten »Generalen« Duval, Brunel und Eudes übertragen. Am 28. März jedoch organisirte sich das Central Komite neu, stellte die ⸗Generale- Duval, Henri und Bergeret an die Spitze der Artillerie, Infanterie und Kavallerie und dekretirte den Marsch der Kommune auf Versailles als nächste militärische Operation, zu deren Ausführung etwa 100 120,000 Mann in Paris zur Verfügung stehen sollten, eine Truppenzahl, deren numerische Stärke weniger wie ihre Orga⸗ nisation zu wünschen übrig ließ. Dieser aufständischen Macht, welche erst im Laufe der letzten Wochen so beträchtlich angewachsen war, hatte anfangs die Regierung nicht die genügenden Kräfte entgegenzustellen, und selbst diese erwiesen bei dem ersten Widerstande der Nationalgarden sich als durchaus nicht zu⸗ verlässig. In diesen Umständen war das Zaudern der Regie⸗ rung gegenuber den Ausschreitungen in Paris begründet, sie hoffte durch Vermittlungen und Nachgiebigkeit ohne Blutvergießen der Situation Herr zu werden, während sie andererseits die Zeit scheinbaren Abwartens zur Organisirung der eigenen Truppen⸗ macht benutzte. Am 16. März wurde mit der leitenden deutschen Behörde eine Konvention abgeschlossen, kraft deren der französischen Regierung 80,000 Mann um Versailles zu konzentriren gestattet wurde, da die Hälfte dieser Zahl zur Unterdrückung des Aufstandes für genügend nicht mehr ecachtet werden konnte. Den Oberbefehl über diese Truppen, zu denen die aus deutscher Kriegsgefangenschaft entlassenen Mannschaften theilweis die Cadres lieferten, erhielt zunächst der General Vinoy, dem sodann der frühere Kaiserliche Marschall Mac Mahon, Herzog von Magenta, folgte.

Unter solchen Verhältnissen fand am 2. April der erste Zusammenstoß der pariser Nationalgarden mit den Truppen der Regierung statt; die ersteren hatten die Absicht gehabt, auf Versailles zu marschiren, die Regierung hatte diesen Plan durch ihre Offensio⸗ Bewegungen bereits vereitelt; bei Courbevoie stießen beide Theile auf einander, auf dem linken Seine ⸗Ufer, nordöstlich des Mont Valsrien, der in den Hän⸗ den der Regierung, während die auf demselben Ufer ge— legenen Südforts im Besitze der Aufständischen waren. Der Kampf war keineswegs so bedeutend, wie man den pariser Blättern nach Anfangs glauben konnte; es war ein größeres Vorpostengefecht, das dem Treffen des 3. April voran⸗ ging, dasselbe als Rekognoszirungsgefecht vorbereitete und ein⸗ leitete. Die Aufständischen hatten den Rond Point von Cour⸗ bevoie besetzt, ihre Vorposten standen bei Neuilly und Puteauz, als gegen 10 Uhr Vormittags der Angriff von Nanterre, Rueil und Suresnes mit fast einer Division erfolgte, zu deren Zu⸗ sammensetzung die Versailler Regierung besonders gute und verläßliche Truppen ausgewählt hatte, zwei Regimenter Linien⸗ Infanterie, zwei Marine⸗ÄAnfanterie, ein Bataillon Marxine⸗ Füstliere, Gensd'armen, Jäger zu Pferde und frühere Polizei⸗Agenten, welche sämmtlich unter Befehl des Schiffskapitän Bruat, als provisorischen Divisions-⸗Ge— neral, standen. An diesem Tage waren die Auf⸗ ständischen in entschiedener Minderzahl, und da sie außerdem schlecht bewaffnet waren und Mangel an Munition hatten, so zogen sie sich gegen Mittag bereits in Unordnung zuxück, welche durch den nun etwa 40 Granaten werfenden Mont Valrien beträchtlich gesteigert wurde. In Paris wuchs während dieses Gefechtstages die Aufregung von Stunde zu Stunde: Nachmittags wurde in allen Quartieren Generalmarsch geschlagen, die Truppen sammelten sich auf den Boulevards, den Avenues, in den Champs Elysées, auf dem Marsfelde, und die großartigsten Pläne sollten zum folgenden Kampftage in Ausführung gebracht werden.

Am 3. April begann der Vormarsch der aufständischen Truppen bereits bald nach Mitternacht. .

Derselbe sollte in drei getrennten Kolonnen stattfinden; die eine sollte über Montrouge, die zweite über Issy, die dritte über Rueil und Nanterre vorgehen, die beiden ersteren also südlich, die letztere westlich von Paris sich auf Versailles diri⸗ giren, die Gesammtstärke aller drei Abtheilungen wurde auf 120,000 Mann mit 200 Kꝗgnonen und Mitrailleusen angegeben. Der Kampf begann am 3. April wieder bei Courbevoie und

21 3 185