1871 / 102 p. 12 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Mit einigen Abweichungen ist das angeführte Epos dem Text der großen Oper Frithjof zu Grunde gelegt worden, die am 11. April als neuestes Erzeugniß auf dem Gebiete des deutschen musikalischen Dramas zum ersten Male über die Königliche Bühne ging. Der Komponist Bernhard Hopffer hat mit seinem Bruder Emil, als Dichter des Textes, sich in die Aufgabe getheilt und bekennt sich darin, was den Charakter der Musik betrifft, als Anhänger der von Wagner vorgezeich⸗ neten Richtung, die das Hauptgewicht auf den dramati— schen Fluß der Handlung legt und eine individuelle Zeichnung der Charaktere mit mufikalischen Mitteln zu erreichen strebt, ohne einzelne Gesangskünstler in größeren lyrischen Partien so zur Geltung kommen zu lassen, wie dies in den Werken ande— rer Komponisten der Fall ist, um so, gie en, Ansprüche aber an dieselben in Bezug auf das Spiel macht. Der Text schließt sichæ im Wesentlichen an die Frithjofssage an und giebt daher im dramatischen Gewande den Inhalt des Tegnérschen Epos im Ganzen wieder.

Der erste Aufzug zeigt in der ersten Scene einen freien Platz am Gestade des Meeres mit den Grabhügeln der Väter Helge's und Frithjofs, um welche sich das Volk der Normänner versammelt hat. Diesen verkündet der König Helge von Nordland, daß er die Hand seiner Schwester, der schönen Ingeborg, die nebst ihrem Bruder, dem jungen Sigurd, vom Vater letztwillig seinem Schutze empfohlen worden, dem König Ring, ihrem Bewerber, zu geben bereit sei. Dagegen erhebt sich mit Entschiedenheit der Held der Fabel, Frithjof, ein Jüngling von niederer Herkunft, der aber durch seine Vorzüge die Liebe der schönen Ingeborg zu gewinnen verstanden. Er greift nach seinem edlen, vom Vater ererbten Schwerte, indessen Ingeborg verhindert den Zweikampf der beiden Be⸗ werber, indem sie offen ihre Liebe zu Frithjof bekennt. Aber der König giebt diesem seine Verachtung dadurch zu erkennen, daß er ihm einen Platz unter seinen Dienstmannen anweist. Aufgebracht über diesen Schimpf, zieht Frithjof das Schwert, um sich an dem König zu rächen. Aber ein strafender Blick der Geliebten hält ihn von diesem

Frevel zurück. Inzwischen bilden sich unter den Mannen zwei

Parteien für die beiden Bewerber, welche zur Fehde aufrufen, um so den Göttern die Entscheidung zu überlassen. Der Held dagegen will den Kampf nicht beginnen, sondern die Entschließung des Königs Ring erwarten. König Helge söhnt sich darauf mit Frithjof aus, sucht aber den Bauerssohn dadurch vom Hofe zu entfernen, daß er ihm den schwer auszuführenden Auf— trag giebt, den Lohnzins von einer fernen Insel einzutreiben, mit der Drohung, er werde geächtet werden, wenn ihm dies nicht gelinge. Zu gleicher Zeit ruft der Könlg den Heerbann

egen König Ring auf. In der folgenden zweiten Scene kel ben sich die Liebenden allein und überlegen einen Plan zur Flucht. Nach langem Schwanken aber erklärt Ingeborg ihren Entschluß, 6 bleiben. Auch Frithjof scheint eine Zeit lang seinen Auftrag vergessen zu haben, da erinnern ihn seine Mannen an die Abfahrt des bereitliegenden Schiffes. Er übergiebt der Geliebten als Kleinod einen zauberkräftigen Armring, reißt sich von ihr los und eilt zu Schiffe, das im Hintergrunde, gefüllt mit Reisigen, bei Mondnacht und unter dem gegenseitigen Lebewohl der Liebenden abfährt.

Der zweite Aufzug versetzt den Beschauer vor den Tempel Baldurs in dem heiligen Haine des Gottes. Der Oberpriester theilt dem Volke mit, daß König Rings Ruf bevorsteht, Ingeborg hört bereits das Nahen der Feinde. Der Priester fährt fort in seiner unheilvollen Verheißung, er kündigt dem Könige Helge an, daß die Götter ihm mit Gefahren drohen. Da erscheint Ning mit seinen Mannen und fordert dringend die Jungfrau. Da sich König Helge weigert, so droht ihm jener mit dem Tode, worauf er ihm die Hand der Schwester gewährt, aber mit der Bedingung, daß er von dem Armringe lasse, der eines Anderen Eigenthum sei. Aber König Ring will von dieser Bedingung nichts wissen und führt die schöne Ingeborg in den Tempel, indem er sich auf die Götter beruft. Da kehrt zur rechten Zeit der Held des Dramas mit seinen Kämpen zurück. Er erfährt, wie treulos Helge an ihm gehandelt, der seine Güter verwüstet, seinen Wohnsitz ver⸗ brannt und seine rechtmäßige Braut verkauft hat. Sein böses Gewissen und Furcht vor der Rache Frithjofs treiben den König else in den Tempel, in dem er nach dem Aspylrecht geschützt ist. Frithjof eilt ihm nach, erblickt den entwendeten Armring an Baldurs Altar, reißt denselben herab, stürzt den brennenden Altar um, zündet so den Tempel an und entflieht mit den Sei⸗ nigen unter dem Fluch der Priester zur See. Den Schluß dieses Aktes bildet die großartige seenische Darstellung des 3 lin höchsten Bestürzung des Volkes niederbrennenden

empels.

Der dritte Aufzug führt in die Festhalle der Königs-

burg Helge's, in welchem die Hochzeit König Rings mit der schönen Ingeborg gefeiert werden soll. Helge, gleichsam das böse Prinzip des Dramas, bringt den unter Zaubersprüchen für König Ring zubereiteten Giftbecher. Aber zu rechter Zeit noch erscheint Frithjof als greiser Skalde von Walhalla her, um den Verräther zu entlarven. Er singt, allein von Inge⸗ borg erkannt, von erlogener Liebe und Treue. Als ihn Ring deshalb verweist, wird sein Gesang nur noch feuriger. Ring befiehlt darauf der Braut, dem Sänger das Trinkhorn zu reichen. Er trinkt ohne Folgen, denn ihn schützt der zauber⸗ kräftige Armring. Helge reicht nun dem Bräutigam den Becher, aber noch ehe dieser ihn an die Lippen führt, stürzt ihm Frithjof mit dem Rufe: Es ist Gift, trinke nicht! in die Arme. Der entlarvte Helge weigert sich, zur Strafe den Becher zu leeren und stürzt sich in sein Schwert. Dankbar seinem Retter giebt nunmehr Ring die Braut ihrem Verlobten zurück, verzichtet auf ihre Hand, verabschiedet sich in einer ergreifenden Scene von den Wiedervereinten und schifft sich ein. Den Schluß bildet die Ausrufung Frithjofs zum Könige. .

Die glänzende Ausstattung und vrächtige Inscenirung dieses Werkes hat sich die Regie der Königlichen Oper auch diesmal angelegen sein lassen. Die reichen Kostüme der nor⸗ dischen Helden und Könige und ihres Gefolges, sowie die De⸗ korationen sind sämmtlich neu, letztere vom Königlichen De⸗ korationsmaler Professor Gropius ausgeführt. Das eingelegte Ballet und die großen Aufzüge, wovon namentlich das Kampf⸗ spiel und der Friedenszug im dritten Akt hervorzuheben, sind vom Königlichen Balletmeister Taglioni arrangirt.

Zur Geschichte der altpreußischen Landschaften.

Die kriegerischen Ereignisse des Jahres 1870 haben die Re- formbestrebungen auf dem Gebiete des Realkredits unterbrochen; mit der Rückkehr des Friedens sucht man von verschiedenen Seiten früher angeregte Projekte weiter auszubilden oder zur Ausführung zu bringen. .

Die Wichtigkeit der Realkreditfrage hatte im Jahre 1868 die Veranstaltung einer Bibliographie ) veranlaßt, welche sämmtliche, die Reform des Hypotheken- und Realkreditwesens in Deutschland betreffenden, literarischen Erscheinungen umfaßt und ein reiches Material für die sich jetzt wieder regenden Re⸗ formbestrebungen bietet. Die Centralistrung der Landschaften, welche sich nach den Mittheilungen einiger Zeitungen in den alt⸗ preußischen Provinzen vorbereiten soll, ist auch eine derjenigen Reformen, für welche das erwähnte Sammelwerk eine ein— gehende Literatur aufweist.

Schon H. A. Mascher hatte in dem Buche »Der landschaft⸗ liche Real⸗ und Gewerbe⸗Kredit« (Potsdam 1863) auf die Vor⸗ theile der Vereinigung der sämmtlichen landschaftlichen Kredit- Institute in ein Centralorgan (Centrallandschafts., oder Kredit- Direktion) hingewiesen. Auch Professor E. J. Bekker hielt (Die Reform des Hypothekenwesens als Aufgabe des Norddeutschen Bundes, Berlin, G. Reimer, 1867) die Bildung eines den ganzen Grundbesitz des Norddeutschen Bundes umfassenden Grund schulden⸗Verbandes für ein wesentliches Mittel zur Abhülfe des Kreditnothstandes, dem die landschaftlichen Kreditinstitute ver= möge ihrer provinziellen Natur nicht gewachsen seien, den sie aber erfolgreich bekämpfen könnten, sobald sie sich den Welt— markt eröffnet hätten. E. Wilmars (Die Kreditnoth der Grund⸗ besitzer und deren Abhülfe durch eine Norddeutsche Bundes⸗ Hypothekenbank, Berlin, Guttentag, 1867) erklärte die Centrali⸗ sirung des Pfandbriefwesens ebenfalls für nothwendig; aber im Gegensatz zu den Bekkerschen Vorschlägen, welche alle be⸗ stehenden Landschaften auflösen würden, sollte nach seiner An⸗ sicht nur eine Verschmelzung der bestehenden Institute, unter Wahrung der Selbständigkeit der Einzelnen, stattfinden. Jedes Pfandbrlef⸗Institut tritt der Vexeinigung bei, Die Aktiva und Passiva werden gemeinschaftlich. Die sämmtlichen bei ihnen betheiligten Grundstücke haften für die gesammten Passiva. Die Amortisation und Prämienverloosung erfolgen nach einem Plane.« Auf diese Weise würde eine allgemein bekannte Garantie für die Hypotheken geschaffen, die den Pfand⸗ briefen die Konkurrenz mit den Werthpapieren industrieller Unternehmungen ermöglichen, gleichzeitig auch die Konkurrenz beseitigt, welche die verschiedenen Kreditinstitute einander gegen⸗ wärtig bereiten und durch welche sie ihre Wirksamkeit im Gan= zen lähmen. Professor Dr. Glaser hat im Jahre 1867

*) Literatur über das Hypothekenwesen des preußischen Staates

(Beiheft des Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers). Berlin, Verlag . . Geheimen Ober-⸗Hosbuchdruckerei ( J. von Decker) 1868. Bogen.

lisation der Pf

den Versuch gemacht, eine „Allgemeine Staats - Grundkredit⸗ bank« ins Leben zu rufen, indem er dem Hause der Abgeord⸗ neten den Entwurf für ein derartiges Institut vorlegte. Der— selbe verdient hier Erwähnung, weil er die Nothwendig⸗ keit der Centralisation betonte. Bei der Berathung des An— trags in der Kommission erklärte der Regierungskommissar, daß eine Fusion der großen Landschaften allerdings eine außer⸗ ordentliche Hülfe gewähren würde, daß aber Niemand die Institute dazu zwingen könne. In einem späteren Aufsatz (Die Reform des Realkredits, in Prof. Glasers Zeitschrift für Staats⸗ und Gesellschaftswissenschaften, 50. Heft, 1368) hat Glaser die beiden hauptsächlichsten Mängel des Pfandbriefwesens nochmals dahin präzisirt, daß der Markt für die von Lokalverbänden ausgegebenen Pfandbriefe ein zu beschränkter sei und daß ferner einerseits der Schuldner statt der vollen Valuta Pfandbriefe empfange, bei deren Realisirung er einen mehr oder weniger bedeutenden Kapitalverlust zu übernehmen habe, anderentheils der Kapitalist ein Papier erhalte, welches allen Schwankungen des Geldmarkts unterworfen sei, ohne ihm dafür einen ent⸗ sprechenden Vortheil in Aussicht zu stellen. Durch eine Centra⸗ andbrief⸗Institute würde sich in Betracht des ersten Punkts eine Abhülfe schaffen lassen.

Hiermit kann die Diskussion über diese Frage als erschöpft betrachtet werden. Aus derselben ergeben sich im Wesentlichen die folgenden Resultate. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Centralisation der Kreditinstitute den Pfandbriefen den Welt ⸗— markt eröffnen und daß dadurch ein großer Theil der Uebel— stände beseitigt werden würde, gegen welche die einzelnen Pro⸗ vinziallandschaften vergebens ankämpfen. Der provinzielle Charakter der Pfandbriefe bedingt gegenwärtig deren Abhängigkeit vom provinziellen Geldmarkt, was die Folge hat, daß die Pfandbriefe 4 Provinzen, in denen der Geldmarkt weniger Mittel bietet, echt! verwerthet werden, als diejenigen anderer Provinzen, deren Geldmarkt reichlicher versorgt ist; aber die Konkurrenz der schwer zu plazirenden Pfandbriefe drückt auch den Cours der- jenigen, denen reichlich ,,. Geldmärkte offen stehen. Durch eine Centralisation, welche den lokalen Charakter der Pfand briefe ausgleicht, werden alle Uebelstände gehoben, welche diese Effekten gegen andere von gleicher w und gleichem Zins⸗ ertrage bisher im Preise zurücktreten lassen, und die unzweifel⸗ hafte Sicherheit, welche die Kapitalanlage in Pfandbriefen ge⸗ währt, wird auf den Cours derselben ihre volle Wirkung üben. Mit der Centralisation wird daher der Coursverlust für den Pfandbriefschuldner so weit ermäßigt, wie dies die Konkurrenz anderer Effekten überhaupt zuläßt.

Diese Vortheile liegen so klar zu Tage, daß die Centralisi rung der Pfandbrief⸗Institute nur an den praktischen Schwierig keiten scheitern könnte, welche die Ausführung bietet. Gegen— über einer Verschmelzung der verschiedenen Landschaften, wie sie u. A. von dem Professor Bekker vorgeschlagen ist, wird dar⸗ auf hingewiesen, daß die Landschaften besondere mit vermögens-⸗ rechtlichen Verpflichtungen belastete Korporationen sind, deren Auflösung nicht von ihrem Willen allein abhängt und die doch auch ungeachtet der Hindernisse, auf welche ihre weitere Entwickelung stößt, innerhalb eines großen Geschäfts⸗ kreises und für alle mit Pfandbriefen bereits beleg⸗ ten Güter eine sehr anerkennenswerthe Thätigkeit üben. Aeberdies muß sich, der Natur der Sache nach, jedes Central - Pfandbrief Institut auf Provinzial⸗Organisationen stützen, das Central-Institut könnte aber keine besseren Organe schaffen, als die vorhandenen Landschaften sie bieten. Auf diese Gründe stützt sich die andere, in der Literatur vertretene An⸗ sicht, daß die Centralisirung nicht durch Auflösung, sondern durch eine die korporative Selbständigkeit der verschiedenen Land- schaften wahrende Association derselben zu erzielen sei. Eine solche Vereinigung würde nach den dortigen Ausführungen neben den bestehenden Instituten eine die Gesammtheit der—- selben umfassende Centrallandschaft konstituiren, welche nach den bewährten Grundsätzen der Provinziallandschaft, in deren Bezirk, das betreffende Gut liegt, den Grund und Boden mit Central - Pfandbriefen beleiht, letztere dem Weltmarkt zuführt und dem Publikum rücksichtlich der Erhebung der Zinsen so wie der Amortisation ꝛc. die größt— mögliche Bequemlichkeit gewährt. Der Grundeigenthümer hat also die Wahl, ob er Provinzial⸗ oder Centralpfandbriefe auf⸗ nehmen will. Das beleihungsfähige Objekt wird nicht ver— größert, der Geldmarkt daher durch Pfandbriefe nicht mehr in Anspruch genommen als bisher. Die Landschaften behalten ihre Organisation unverändert und ihren Wirkungskreis un⸗ geschmälert. Die Centralpfandbriefe bieten zunächst dem Inha— ber dieselbe Sicherheit wie die Provinzialpfandbriefe, indem die Beleihungsgrundsätze, das Werthsermittelungs-Verfahren

und die Zwangsamortisation dieselben sind; für die Central⸗ Pfandbriefe tritt aber außerdem noch das Vermögen des Cen⸗ tral⸗Instituts und die Gesammtheit der mit landschaftlichen Central⸗-Pfandbriefen beliehenen Grundstücke als besondere Sicherheit hinzu. Endlich werden die Kosten der Centralland⸗ schaft durch den engen Anschluß an die Provinzial-Insti⸗ tute auf ein Minimum verringert.

Eine derartige Centralisirung würde schon an und für sich auf den Cours der Pfandbriefe günstig wirken, also den Ver=— lust, welchen der Pfandbriefschulbner in der Coursdifferenz zu tragen hat, vermindern. Die Verschmelzung der verschiedenen Institute würde aber überdies voraussichtlich, durch Vereini⸗ gung zahlreicher, jetzt zerstreuter Fonds (Amiortisationsraten, unerhobene Zinsen u. dgl.), die Mittel gewähren, dem Pfand⸗ briefschuldner die Coursdifferenz in baarem Gelde gegen mäßige Zinsen und entsprechende Amortisationsraten darlehnsweise zu erstatten, so daß der Pfandbriefschuldner die volle Valuta des Pfandbriefs unter billigen Bedingungen erhielte.

Die nach diesen Grundzügen durchzuführende Association der verschiedenen Kreditinstitute würde denjenigen Mängeln des Pfandbriefwesens, welche sich erfahrungsmäßig als erheblich er⸗ wiesen haben, Abhülfe gewähren, ohne die bestehenden Institute zu benachtheiligen oder gar zu vernichten. Es mag dann der 83 überlassen bleiben, die Umwandlung aller Provinzial⸗ in

entralpfandbriefe zu vermitteln und die einstweilen noch ge⸗ trennten Verbände zu einem Institut vollständig zu verschmel⸗ zen. Jedenfalls würde die Begründung einer Centrallandschaft neben und in den Provinziallandschaften der erste Schritt auch zu dem weitesten Ziele sein, welches die Befürworter der Cen- tralisirung dem Pfandbriefwesen gesteckt haben.

Aus den berliner Bildhauerwerkstätten.

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Die glückliche Fügung, welche während des eben glorreich zum Austrag und Abschluß gebrachten, riesigen Kampfes den Fuß des Feindes vom Boden des Vaterlandes fern bleiben ließ, hat damit auch die vaterländische Kunst vor den Schädigungen, die schöpferische Thätigkeit auf allen Gebieten derselben vor den Unterbrechungen bewahrt, welche ihr auch während der erfolg, und ruhmreichsten Kämpfe sonst kaum erspart bleiben. Keinen Augenblick sind die Arbeiten an den großen, öffentlichen architektonischen und plastischen Monumenten unterbrochen ge—⸗ wesen, welche vor dem Juli des letzten Jahres unternommen wurden oder bereits im Gange waren. Ebenso hat auch die Kauf- und Sammellust der kunstliebenden Privaten während dieser Kriegsmonate, durch die Sorgen und die Opfer, welche sie auch für die Burger des siegreichen Volkes nothwendig im Gefolge haben, keine Verminderung erfahren. In den Werk- stätten der geschätzteren Maler und Bildhauer sind zahlreiche Werke von hervorragender Bedeutung entstanden. Die per- manenten Ausstellungen in Berlin sowohl, als in anderen Kunststädten des Vaterlandes haben mit den während der friedlichsten Zeiten veranstalteten englischen keine Lücken auf⸗ zuweisen gehabt.

Die Bildhauerkunst ist ihrer Natur nach immer nur in verhältnißmäßig geringerem Maß auf unseren Kunstausstellun⸗ gen vertreten. Um den vollen Umfang ihrer Leistungen kennen zu lernen und ö. würdigen, hat man die Werkstätten ihrer Meister selbst aufzusuchen. Ein solcher Gang, gegenwärtig durch die Bildhauer-Ateliers von Berlin unternommen, kann den besten Belag für die angeführte, in der Geschichte der Staa⸗ ten so seltene, glückliche Thatsache geben: eines vom gewaltig⸗ sten Volkskriege ungestörten stetigen Fortarbeitens und Blühens gerade derjenigen Kunst, welche zu ihrem Gedeihen am meisten der festen, gesicherten und friedlichen Zustände bedarf. Wir beginnen mit der Werkstatt des Professor Albert Wolff.

Dieser Meister ist bekanntlich gegenwärtig und noch für manches Jahr hinaus mit seinen Schülern an der Ausführung des Kolossaldenkmals thätig, welches Se. Majestät der Kaiser und König dem hochseligen Vater, König Friedrich Wilhelm III. im Lustgarten zu Berlin zu errichten befohlen hat. Die Ent⸗ hüllung desselben, die für den 3. August des vorigen Jahres anberaumt war, ist in Folge des damals ausgebrochenen Krieges vertagt worden. Damals bereits haben wir an dieser Stelle von der allgemeinen Gestalt und Kom position des Denkmals eine Schilderung gegeben. Seine Aus⸗= führung ist inzwischen rüstig vorwärts geschritten.