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bis in die deutschen Linien reichen würden und dies eine Verletzung der mit den Deutschen abgeschlossenen Konvention sein würde; jedoch wäre es für einen Truppentheil möglich, sich zwischen Paris und der neutralen Zone zu bewegen. Mac Mahon sollte deshalb Asnisres, Clichy und die äußerste Grenze der Ebene von Genevilliers nehmen und die Wälle am Thore von St. Ouen erreichen. Zwei andere Demonstrationen sollten zu gleicher Zeit im Bisvre - Thale zwischen Montrouge und Chatillon, und die Avenue von Courbevoie hinab gemacht werden, so daß im selben Augenblicke ein Heer von 40000 Mann in die Stadt geworfen werden könnte. Deutscherseits gestattete man, daß Mac Mahons Corps an den deutschen Grenzlinien vorbei marschiren dürfe, unter dem Bemertken, daß auch die deutschen Linien von Asniéres nach St. Denis armirt werden sollten, damit jeder kriegführende Theil von der Ueberschreitung der Grenzen abgehalten werden könne,. 5
Theils in Folge der fast 14tägigen Kämpfe, theils auch beeinflußt durch die zwischen Herrn Thiers und den drei Pariser Delegirten stattfindenden Verhandlungen, namentlich aber wohl, weil der Chef der Exekutivgewalt nur beabsichtigt, die Insur⸗ genten in Schach zu halten, bis er die nöthigen Kräfte zu einer großen Entscheidungsschlacht konzentrirt hat, ist am 13. und 4. April eine, wenn guch im Prinzip nicht anerkannte, so doch faktische größere Waffenruhe eingetreten. leber diese beiden Tage im Besonderen wie die Situation im Allgemeinen äußert sich genauer das Cirkular des Herrn Thiers (s. unter Versailles).
Bei solcher Lage der Dinge steht eine in Folge eines Angriffs von Außen oder durch die Situation im Innern herannahende Krisis wohl in nicht allzuweiter Aussicht.
An diese Uebersicht über die militärischen Ereignisse bis zur Racht vom 14 auf den 15. April reihen sich folgen de neuerdings vom W. T. B. hier veröffentlichte telegraphische Nachrichten über den in der Nacht zum 15. und die demselben folgenden Kämpfe:
Soisy, 15. April, Abends 8 Uhr. In vergangener Nacht und heute war das Geschützfeuer mäßig; von 8 bis 11 Uhr wurde es auf der Linie Montebelloplatz Triumphbogen stärker; zwischen Courbevoie und Asnières dauerte der Kampf fort. Bewegung von kleineren Infanterie ⸗»Abtheilungen zwischen Colombes und Gennevilliers und von Kavallerie Patrouillen zwischen Nanterre und Colombes. Das Kavallerie⸗Heltlager bei Nanterre steht noch, der Wagenpark bei Courbevoie ist noch aufgefahren. .
St. Denis, 15. April, Nachmittags 4 Ubr 20 Mi⸗ nuten. Das gestrige Nachtgefecht hat für die Armee von Versailles anscheinend günstigen Verlauf gehabt, wie man sagt, bei nicht unbedeutenden Verlusten. Zuverlässige Nachrichten fehlen noch. Heute fortgesetzter Artillerielampf. Die Insur⸗ genten stehen noch an der Seinebrücke bei Asnisres, die Regie⸗ rungstruppen am nördlichen Ausgang von Courbevoie und, wie es schien, auch von Neuilly her, unterhielten gegen Asniores lebhaftes Geschützfeuer. Letzteres war auch bei St. Eloud und Scovres sichtbar. . hat ein verunglückter Versuch auf Chateau Becon vor Asnisres stattgefunden, jedoch waren da⸗ bei nur 3 . der Regierüngstruppen betheiligt.
Von Versailles ist in Rheims am 15. April folgende Depesche angelangt: ;
Der Chef der Exekutivgewait an die Präfekten, Unter⸗ präfekten, Divistons. und Brigade⸗Generale, General ⸗Prokura⸗ toren und alle Civil⸗ und Militärbehörden. shl Runbschreiben, in allen Gemeinden Frankreichs anzu⸗
agen.
Vir beiden verflossenen Tage konnten keine Ereignisse herbei⸗ führen, weil die Regierung, bei ihren Organisationsarbeiten beharrend, keinen Auftrag zu Unternehmungen gab. Bei Chatillon und den Forts des Südens ist die Kanonade fast unbedeutend gewesen, doch ist ein Ausfall des Feindes kräftig beantwortet worden. Wir wiederholen bei dieser Gelegenheit, daß in der vorhergehenden Nacht der Versuch des Feindes geglückt ist. Es war nur eine Kanonade und Flinten« feuer ins Blaue hinein und ohne daß Antwort erfolgte, was gewiß nicht der Fall gewesen sein würde, wenn der Feind einen einzigen Schritt vorwärts gethan hätte. Unsere Posten sind gut aufgestellt, vollkommen gesichert vor Feuer und leiden in keiner Weise, während die Insurgenten ihre Munition unnütz aufbrauchen. Unsere zahlreiche Reiscrei hat sich nach Choisy le Roi und Juvisy begeben und sie in der Weise der Verbindung mit Orleans heraubt, daß ihr gar keine mit der Provinz übrig ist. Auf. der anderen Seite, d. h. gegen Neuilly bin, beschleßen die Aufständischen von den Wällen von Maillot unsern Brückenkopf bei Neuilly, und der General Wolff, einer unsrer tapfersten Offiziere, hat einen Ausfall ge, die Häuser zur Rechten und Linken gemacht und dem Feinde
eträchtliche Verluste beigebracht. Man beschäftigt sich mit Zusammen⸗ schießen der Batterie bei Asnisres, lediglich um den Feind zurück zuhalten, wobei man stets die Absicht verfolgt, sich auf Festhalten unferer Stellungen bis zu dem Tage zu beschränken, wo wir versuchen werden, durch eine entscheidende Aktion diesem beklagenswerthen Bürgerkriege ein Ende zu machen. Bis dahin giebt es nichts Be— merkenswerthes, als die Ankunft von Truppen und Material. Die
Versammlung, indem sie friedlich ihre Arbeiten fortsetzt, hat heute mit ungeheurer Majorität das Munizipalgesetz votirt, nachdem sie beinahe in allen Punkten den Plan der Regierung gut geheißen. Sie hat zugleich bewiesen, daß sie Baris Wort halten wollte, indem sie es mit fo vielen munizipalen Freiheiten begabte, als die damit am meisten begünstigten Städte.“ .
— Heute hat sich Nichts von Bedeutung auf dem Kriegs- schauplatze ereignet, nur zwischen den Vorposten wurden einige Flintenschüsse in's Blaue hinein gewechselt. Die Regierungs⸗ truppen hatten nur einen Verwundeten. Die Behauptung der Organe der Kołmmune, Dombrowski habe zu Neuilly 400 Ge⸗ . gemacht, wird, als jeglicher Begruͤndung entbehrend,
ezeichnet.
Aus Paris wird über die letzten militärischen Vorfälle
von Seiten der Kommune gemeldet: 15. April, Morgens 8 Uhr. Ein öffentlicher Anschlag Cluserets meldet, daß die Versailler Truppen Vanves um Mitternacht angegriffen hätten, jedoch zurückgeworfen worden seien. Um 1 Uhr habe bereits vollständige Ruhe wieder ge⸗ herrscht. Heute Morgen hat die Kanonade bei der Porte Maillot und bei Neuilly wieder begonnen
— Abends 6 Uhr 40 Minuten. Heute Nachmittag ist der Geschütkampf von Neuem entbrannt und wird von Minute zu Minute heftiger. Die auf dem Trocadero errichtete Batterie feuert unaufhörlich. Zwischen den Vorposten findet ein heftiges Gewehrfeuer statt. Wie es heißt, soll das Fort Issy durch das Feuer der Versailler Truppen stark gelitten haben.
Im »Journal officiel der Kommune wird folgender Be⸗ richt Eudes vom 15. d., Morgens 7 Uhr, veröffentlicht: Der Kampf scheint jetzt vollständig beendigt zu sein. Die vergangene Nacht war furchtbar. Die Schlacht hat seit 10 Uhr Abends ununterbrochen gedauert. Das Fort Vanves hat einen äußerst heftigen Angriff zu bestehen gehabt. Der Feind erlitt ungeheure Verluste und wurde auf der ganzen Linie zürückgeworfen. Es ist dies ein glorreicher Sieg für die Fahne der Kommune. Ein ÄUnschlag des Centralkomites vom heutigen Tage ver— kündet die Auflösung des 18, 19. und 20. Bataillons. Die Mannschaften müssen ihre Waffen binnen 24 Stunden im Hauptquartier abliefern, widrigenfalls Haussuchungen bei ihnen vorgenommen werden. Die Barrikadenkommission setzt ihre Arbeiten rüstig fort. Ein Eingreifen der Flotille der Kanonen⸗ boote ist durch plötzliches Fallen der Seine, welches durch das Oeffnen der Schleusen bei Suresnes und Bezons bewirkt wurde,
brach gecgt.
— 16. April, Morgens 8 Uhr. Nach einem weiteren Bericht der Kommune hat in Paris eingetroffenen Meldungen zufolge Dombrowski die Versailler Truppen bei Neuilly heftig angegriffen und dieselben aus den Häusern in der Nähe der Kirche vertrieben. 400 Mann, die daselbst cernirt wurden, waren gezwungen, sich zu ergeben. Um Mitternacht waren die Föderlrten beinahe Herren der Brücke von Courbevoie. Die Truppen, welche in Longchamps kampirt hatten, haben ihren Rückzug in der Richtung nach Svres bewirkt. Das Gefecht währte fast die ganze Nacht. Dombrowski verbrachte die Racht auf dem Schlachtfelde, da man um 2 Uhr die Wiederaufnahme der Offenstve Seitens der Regierungstruppen erwartete. Nach weiteren Berichten, welche der Kommune zugegangen sind, haben die Forts Vanves und Issy mehrere auf einander folgende i Angriffe der Versailler Truppen mit großen Verlusten für bie letzteren am 14. und 15. d. M. zurückgewiesen. In diesem Augenblick wird der Mont Valsrien vom Trocadero aus heftig bombardirt.
Die Stellungen der Kriegführenden in Paris sind augen⸗ blicklich die folgenden: Die Insurgenten halten außerhalb der Forts die Dörfer Issy und Vanves besetzt und haben dieselben durch starke Barrikaden befestigt. Sie besetzten auch die Oert⸗ lichkeiten in der Nähe der Forts Bicstre und Montrouge, nämlich Moulin - Sacquet und Hautes Bruydres. Die Ver—⸗ sailler Truppen halten Secaux, Plessis- Piquet, Robinson, Che⸗ villy, LHahy und Croix de Berny besetzt.
— Mittags. Die Kommune herieth das Gesetz bezüglich der Dienstverwelgerer in der Nationalgarde. — Einer offiziellen Benachrichtigung zufolge sollen den Bürgern, ausgenommen denjenigen, die im Alter von 19 bis 40 Jahren stehen, ein
Passirschein für die Eisenbahnen und für die Thore von Clichy
la Chapelle, Pantin, Romainville, Vincennes, Charenton, Italie und Orleans nicht verweigert werden. Eine andere Ver⸗ fügung besagt, daß keine Requisition vorgenommen und ihr nicht nachgegeben werden darf, ohne Vorzeigung einer schrift⸗ lichen Ordre, welche mit dem Siegel der Kommission des Krie⸗ ges versehen sein muß. — Die Kommune hat angeordnet, daß jede Verhaftung sofort dem Delegirten der 5 sf⸗ angezeigt werden muß, welcher den Verhafteten zu verhören und zu ent⸗ scheiden hat, ob die Verhaftung aufrecht erhalten werden soll o der nicht. Wenn diese Anzeige nicht binnen 24 Stunden ge⸗ macht wird, so soll die Verhaftung als eine willkürliche ange
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sehen und diejenigen, welche sie bewerkstelligt haben, bestraft werden. — Es ist der Vorschlag gemacht, in einzelnen Stadt⸗ vierteln von Paris Pferdefleisch zu verkaufen.
Der »Times« wird unterm 17. April Folgendes gemeldet: Mac Mahon hat die Umzingelung von Asnisres glücklich be— werkstelligt. Die Ersatzwahlen der Kommune sind unter geringer Betheiligung vor sich gegangen; viele Wähler haben sich der Abstimmung enthalten.
— Folgender Erlaß des Kronprinzen von Sachsen ist in St. Denis angeschlagen:
Wir, der kommandirende General der III. deutschen Armer; An; gesichts bes Art. 8 der Friedtnspräliminarien; Angesichts des Art. 3 ber zu Rouen am 186 März 1871 abgeschlossenen Konventign, nach welcher in den olkupirten Departements von den deutschen Behörden der Belagerungszustand mit allen seinen Konsequenzen aufrecht erhal- ten wird; Angesichts des Art. 4 der Konvention, welcher lautet: Be— mäß den Vorschristen des Art. 8 der Friedenspräliminarien müssen alle französischen Behörden sich den Maßkegeln fügen, welcht die Kom— mandanten der Truppen im Intertsse der Sicherheit, des Unterhalts
und der Vertheilung der Truppen nehmen zu müssen glauhens; An.
gesichts des französischen Gescßes über den Belagerungszustand vom g. August 1349 — dekretiren: Art 1. Der Belagerungszustand ist erklärt für die Theile des Departements der Seine, der Seine und Oise, der Seine und Marne und der Oise welche von der III. deutschen Ar⸗ mee besetzt sind. Art. 2. Demzufolge gehen die Machtvollkommenheiten, womit die Civilbehsrden zur Echaltung der Ordnung und der Polizei bekleidet sind, ganz an die deutsche Militärbthörde über. Die Civil- behörde wird indessen fortfahren, dieienigen Machtvollkommenheiten auszuüben, von welchen die deutsche Militärbehörde sie nicht enthoben hat. Art. 3. Bei den deutschen Militärgerichten können die Verbrechen und Vergchen gegen die Sicherheit der deutschen Truppen, gegen die Srdnung und den öffentlichen Frieden anhängig gemacht werden, ohne Rucksicht auf die Qualitäten der Haupturheber und ihrer Mit- schuldigen. Art. 4. Die deutsche Militärbehörde hat das Recht: 15 Haussuchungen vorzunehmen in den Wohnungen der Einwohner
bei Tag oder bei Nacht. Y Die entlassenen Sträflinge und die In—
dividuen, welche in den dem Belagerungszustande unterworfenen Orten nicht ihr Domizil haben, zu entfernen. 3) Die Ablieferung der Waffen und Munition zu befehlen, sie aufzusuchen und wegzunehmen. 4) Die Publikationen und Versammlungen zu verbieten, welche sie von solcher Art erachtet, daß dadurch die Unordnung hervorgerufen oder unterhalten wird. Gegeben zu Compisgne, den 6. April 1871. Der Ober ⸗ Kommandant der III. deutschen Armer. Albert, Kronprinz
von Sachsen.
— Die politischen Nachrichten aus Paris und Versailles fassen sich in folgenden Depeschen zusammen;
In Paris äußert das »Journal officiel der Kommune sich unterm 165. April Abends bezüglich der von der republi⸗ kanischen Liga unternommenen Schritte folgendermaßen: Die Liga habe aus freien Stücken eine Iniative ergriffen, welcher die Exekutivkommission und die Kommune fern blieben und fern dleiben mußten; sie habe in ihrer Weise den Wünschen der Bevölkerung von Paris Ausdruck gegeben, indem sie der Regierung in Versgilles ein Ultimatum stellte, dahingehend,
daß, wenn sie, die Regierung, den berechtigten Anforder ingen
kein Gehör schenke, ganz Paris sich zur Vertheidigung dieser Ansprüche erheben würde. Da dieser von der Liga vorausge⸗ sehene Fall thatsächlich nunmehr eingetreten sei, so habe sie nicht nöthig, die Kommune bezüglich ihres weiteren Verhaltens zu befragen, sie brauche nur die Konsequenzen der von ihr selbst gegebenen Erklärungen zu ziehen und ganz Paris aufzu⸗ rufen, seine Rechte zu vertheidigen.
Der Telegraphendienst im Innern von Paris hat wie⸗ der begonnen. ;
— Der Bericht, welchen Adam Bou valet und Desonnaz über ihre Mission in Versailles an die „Ligue de l'Lnion répu. piicaine pour les droits de Paris“ gerichtet haben und aus dem telegraphisch bereits die Hauptpunkte mitgetheilt wurden, lautet:
Bürger! Die Unterzeichneten, von Euch beauftragt, der Regie rung von Versailles Euer Programm vorzulegen und die guten Dienste der »Ligue« anzubieten, um zum Abschlusse eines Waffen stillstandes zu gelangen, haben die Ehre, Euch Bericht über ihre Mission zu erstatten. Nachdem die Delegirten Herrn Thiers vom Programme der Ligue Kenntniß gegeben, antwortete dieser, daß er, als Sberhaupt der einzig legalen Regierung, die in Frankreich bestehe, die Grundlagen eines Vertrages nicht diskutiren könne, daß er jedoch ganz geneigt sei, sich mit Personen zu unterhalten, die er als das re⸗ publikanische Prinzip repräsentirend betrachte, um ihnen die Absichten des Chefs der Exekutiogewalt mitzutheilen. Unter diesem Vor⸗ behalte, welcher übrigens den wahren Charakter unserer Mission fest⸗ stellte, machte uns Herr Thiers über die verschiedenen Punkte des Programms folgende Erklärungen: In so fern es die Anerkennung der Kepublik betrifft, garantirt Herr Thiers deren Exzistenz, so lange er an der Spitze der Regierung bleiben werde. Er habe einen re⸗ publikanischen Staat übernommen; er sttze seine Ehre hinein, densel⸗ ben zu erbalten. — Was die Gemeindefreiheiten von Paris anbe— langt, so setzte Herr Thiers aus einander, daß Paris seine Freiheiten unter den Bedingungen besitzen werde, wie alle anderen Städte, dem Gemeindegefetz gemäß, wie es von der Versammlung der Rep räsen ˖ tanten von ganz Frankreich ausgearbeitet werden würde. Paris werde
das gemeine Recht haben, nichts weniger, nichts mehr. — Betreffs der ausschließlich der Nationalgarde anvertrauten Bewachung von Paris, erklärt Herr Thiers, daß man eine Organisation der National⸗ garde vornehmen werde, daß man aber nicht das Prinzip der ab= soluten Ausschließung der Armee zulassen fönne — Was Lie ge⸗ kö Lage und die Mittel, dem Blutvergießen ein Ziel zu etzen, betrifft, so erklärt Herr Thiers, daß er den Personen, welche im Kampf gegen die Nationah ⸗Versammlung sind, den Charakter von Kriegführenden nicht zuerkennt, daß er nicht wegen eines Waffenstillstandes unterhandeln will, aber er sagt, daß wenn die Pariser Nationalgarden keinen Gewehr ⸗ oder Kanonenschuß mehr thun werden, die Versailler Truppen auch keinen Gewehr- oder Kanonenschuß mehr bis zu dem nicht festgesetzten Augenblicke abfeuern werden, wo die Exekutivgtwalt sich zu einer Attion ent- schließun und den Krieg beginnen wird. — Herr Thiers fügte hinzu: Jeder, der auf den Kaimpf mit den Waffen verzichtet, und an seinen Heerd zurückkehrt, indem er seine feindliche Haltung aufgiebt, wird vor jeder Verfolgung sicher sein. Herr Thiers nimmt nur die Mörder der Generale Lechmse und Climent Thomas aus, die vor die Gerichte kommen, wenn man sie auffindet. Herr Thiers, die Unmöglichkeit anerkennend, in der sich ein Theil der gegenwärtig der Arbeit beraub- ttn Bevölkerung befindet, ohne den bewilligten Sold zu leben wird diesen Dienst während einigen Wochen fortsetzen. So ist, Bürger, das kurze, aber getreue Resums der Unterredung eines Delegirten mit Herrn Thiers. Es steht Euren Delegitten nicht zu, auf irgend eine Weise zu beurtheilen, bis zu welchem Punkte die von Thiers kund— gegebenen Absichten den Wünschen der Pariser Bevölkerung ent- sprechen oder nicht. Die Pflicht Eurer Delegirten hesteht allein darin, Euch die Thatsachen ohne Kommentar mitzutheilen, und das ver= rn. Exposs hat keinen andern Zweck als die Erfüllung dieser Isl icht.
Verfailles, 15. April. Das Journal officiel ver⸗ öffentlicht ein Cirkular der Regierung, in welchem es heißt: Die FünfzehnerKommission ist gestern zusammengetreten, um die Briefe Darboy s und Deguerry's zu prüfen, und hat be⸗ schlossen, die angeblichen Grausamkeiten und Repressalien, die man den Truppen der Regierung zugeschrieben, offiziell für
unwahr zu erklären. Locrohy ist gestern bei den Vorposten von
Neuilly verhaftet und als Gefangener nach Versailles gebracht worden; seine Behandlung war eine rücksichtsvolle.
In der heutigen Sitzung der Nationalversamnilung legte der Finanz⸗Minister das rektifizirte Budget der Ausgaben pro 1871 vor. Die Regierung beantragte keinerlei Aenderung im Kriegsbudget, weil jede Grundlage fehle, um dieses Budget bereits jetzt festzustellen. Der Voranschlag für die übrigen Ministerien zeige eine Ersparniß von 107 Millionen für die Zeit von 6 Monaten (Juli bis Ende Dezember 1871). Was das Budget der Einnahmen anbelangt, so sei es nicht möglich, dieselben eher festzustellen, bis die Ruhe im Lande wieder her⸗ gestellt sei. Der Finanz- Minister erklärte, es würden vom Grundbesitz keine neuen Opfer verlangt werden. Die Regie⸗ rung würde bestrebt sein, den Kredit und den Wohlstand Frankreichs wieder herzustellen. Die Nationalversammlung genehmigte hierauf den Gesetzentwurf, betreffend die Preßver= gehen. In Beantwortung einer Interpellation erklärte Picard, es hätten neuerdings nur einige kleinere Zusammenstöße und Vorpostengefechte stattgefunden.
In Rheims ist am 15. April nachfolgendes Rundschreiben von Versailles eingegangen:
Inneres an die Präfekten und Unterpräfekten. Die Reglerung hat sich zur Herausgabe eines offiziellen Blattes für alle Gemeinden Frankreichs entschlossen. Von Montag an wird dasselbe an jede Prä- sektur und Unterpräfcktur durch einen hesonderen Ballen versendet werden, der so viele Exemplare enthält, als das Arrondissement Ge— meinden hat. Ich bestehe ausdrücklich darauf, daß alle Tage nach Empfang des Packets die Versendung an die Maires stattfindet. Wachen 'sie perfönlich darüber. Unter den jetzigen Umständen ent- spricht die offizielle Presse einem gebieterischen Bedürfniß und einem Wunsch der öffentlichen Meinung, welchen zu befriedigen die Regie- rung sich beeilen muß. .
In Lagny ist am 16. April, Vormittags 10 Uhr 10 Mi⸗ nuten, folgende Depesche von Versailles eingegangen;
Inneres an die Präfekten und Unterpräfekten. Das Gesetz ist votirt, es wird morgen veroffentlicht werden, und die Munizipal— wahlen werden in fürzester Frist, wahrscheinlich den 30. April Fattfinden. Nach dem neuen Gesetz muß jeder Wähler seit einem Jahre in der Gemeinde domieilirt sein. Die Listen sind in diesem Sinne zu revidiren. Die von 1870 werden die Grundlage der Arbeit fein, die man sofort vorbereiten muß. Geben Sie den Maires Wei⸗ sungen in Betreff der Aufschübe, welche für Reklamationen gewährt sind Es ist keine Stunde zu verlieren. Bestätigen Sie mir Empfang dieser Depesche.
Gewerbe und Handel.
Einem offiziellen Ausweise zufolge wurden während des ver—= flossenen Jahres 830,248 Gallonen Wein und 485,618 Gallonen Spi⸗ rituosen von Hamburg nach Großbritannien importirt.
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