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niß von Bedeutung stattgefunden. Nur von den Vorposten wurden einige Schüsse gewechselt, jedoch lassen zahlreiche Trup⸗ penbewegungen darauf schließen, daß ein größeres Gefecht be⸗ vorstehe. : .
stzteris, 22. April, Morgens 8 Uhr. Ein Bericht Cluserets vom 21. d., Nachmittags 5 Uhr, sagt: Unsere Stellung in Neuilly wurde diesen Morgen vom Mont Vals— rien und von den Batterien bei Courbevoie stark beschossen. Die Stellung bei Asnières wurde durch vorgegangene Kolon— nen zahlreicher Tirailleure lebhaft angegriffen, widerstand aber mit Erfolg. Unsere Batterien auf, dem Viadukt bei Asnisres und den naheliegenden Punkten nöthigten den Feind, sich in Unordnung zurückzuziehen, augenblicklich setzt derselbe den Rückzug auf allen Punkten fort« — Nach anderen Berichten haben die Föderirten bei den gestrigen Kämpfen weder Terrain verloren, noch gewonnen. Der Kampf wär sehr mörderisch. Levallois und Courcelles sind mit Verwundeten angefüllt, die ohne jede Hülfe liegen bleiben und auf den Straßen sterben. Da der Kampf unaufhörlich fortdauerte, so war der Dienst für die Ambulanzen sehr schwierig. Viele Krankenträger wur— den getödtet oder verwundet. Wie es heißt, wird eine Waffen⸗ ruhe eintreten, um die Todten zu begraben. Den Einwohnern von Neuilly und Clichy wird man erlauben, sich außerhalb der Gefahr zu begeben. Unter dem Triumphbogen wird eine starke Barrikade errichte. Die Kommune hat die Verhaftung von 20 Nationalgarden anbefohlen, welche überführt sind, willkür⸗ liche Verhaftungen vorgenommen zu haben.
— Mittags meldet die „Agence Havas«; Die Versailler Truppen befestigen ihre Stellungen von Svres bis Courbevoie und Asnisres, ebenso wie die Isle de la Grande Jatte. Die Föderirten haben 2 bei Neuilly, Levallois und Villiers errichtet. Seit 10 Uhr Morgens hat die Kano— nade aufgehört. .
— Ern, Morgens. Das »Journal offieiel« ist heute nicht erschienen. — Der Mont Valsrien beschoß gestern die Porte Auteuil und den Point du jour, woselbst die Föderirten Batterien errichtet haben. — »Rappel« berichtet, daß die Liga der republikanischen Union am vergangenen Freitag drei Dele⸗ girte erwählte, um einen letzten entscheidenden Versöhnungs— versuch in Versailles zu machen, die Delegirten sollen genau präzistrte Verhandlungsgrundlagen nach Versailles bringen.
Die »Agence Havas« meldet: Die gestrigen Kämpfe haben die Stellungen der Kriegführenden nicht verändert, ein offi—⸗ zieller Bericht über die gestern vorgefallenen Exreignisse ist bis jetzt noch nicht veröffentlicht worden. — Nach Mittheilungen, die Seitens der Kommune verbreitet werden, wären die Ver— sailler Truppen gestern ein wenig zurückgedrängt worden und hätten hierbei erhebliche Verluste erlitten. — Zwischen Suresnes und Putegux ist eine Schiffbrücke von den Versailler Trup— pen errichtet worden, dieselben erbauen starke Barrika—⸗ den in Neuilly. Der Kampf beginnt sich bis nach St. Ouen auszudehnen. Schloß Becon scheint als der Stütz⸗ punkt der Offensive und Defensiye von den Versailler Truppen angesehen zu werden. Ein Tages befehl Cluserets zeigt an, daß mit den Regierungstruppen ein Waffenstillstand abgeschlossen sei, um den Bewohnern von Neuilly die Möglichkeit zu ge—
währen, sich nach Paris zurückziehen zu können, man glaubt,
daß der Waffenstillstand am heutigen Tage eintreten werde. — In einem Briefe an die Wähler des 10. Arrondissements be⸗ stätigt Pyat, daß er definitiv entschlossen sei, seine Entlassung einzureichen, wenn die letzten Wahlen von der Kommune als gesetzliche aufrecht erhalten werden sollten; er würde dann wie— der die Redaktion des Vengeur« übernehmen, würde aber auch dann noch ein getreuer Diener der Kommune von Paris bleiben.
— Mittags. Ein offizieller Bericht der Sommune vom 22. d. meldet: »Zwei Batterien Vierundzwanzigpfünder sind Seitens des Obersten Okolovitz aufgestellt, um das furchtbare Feuer der gegenüberliegenden feindlichen Batterien zum Schweigen zu bringen. Die untere Batterie des Schlosses Becon ist vollständig zum Schweigen gebracht durch das Feuer unserer Batterie, welche auf dem Platz Béranger errichtet ist. — 1 Uhr 30 Min. Morgens: Die Versainer Truppen haben in bedeutender Anzahl die Trancheen der Forts Issy und Vanves angegriffen, zehn Mitrailleusenschüsse genügten, sie in Unordnung zurückzutreiben. — ? Uhr 30 Min. Morgens: Er⸗ neuerter Angriff Seitens der Versailler Truppen mit demselben
schlechten Erfolge.
Die politischen Nachrichten der letzten Tage fassen sich in folgenden Telegrammen zusammen:
Versailles, 22. April, Abends 6 Uhr. In der Nationalversammlung erklärte Picard auf eine Änfrage Langlois, die Regierung sei bereit, dem Ansuchen um Ge— stattung eines Waffenstillstandes behufs Beerdigung der Todten zu willfahren, und zu gestatten, daß die Einwohner von Neuilly
zben Ort verlassen. — Eine von der Nationalversammlung ab— gesandte Kommission hat die im Militärhospitale befindlichen Verwundeten besucht und den Aerzten und den barmherzigen Schwestern den Dank für ihre Hingebung ausgesprochen.
— Die »Agence Havas« erklärt die Gerüchte von Ver— änderungen im Ministerium für unbegründet. Auch Thiers hat gestern die Verwundeten im Militärhospital besucht. Das Gerücht, daß die Ergänzungswahlen für die Nationalversamm— lung auf den 25. Mai festgesetzt sind, bestätigt sich nicht.
Das »Journal officiel« veröffentlicht eine Reihe von Beförderungen und Ernennungen zu Rittern der Ehrenlegion, welche auf Vorschlag des Kriegs-Ministers für die ehemalige Rhein-Armee erfolgten, um die bedauerliche Ungleichheit auf⸗ uheben, welche bisher bezüglich dieser Auszeichnung zwischen der genannten Armee und der Armee von Paris, der Nord— und der Loire: Armee bestanden hat. Die Generale Changar— nier, Bourbaki, Eissey und Bisson sind zu Großoffizieren der Ehrenlegion ernannt, — Das amtliche Blatt schreibt ferner: Mehrere Blätter bringen einen ungenauen Bericht über die lnterredung, welche Thiers mit den Abgeordneten des Muni— zipalrxathes von Lyon geführt hat. Thiers hat in allen seinen Kundgebungen unwandelbar nur diejenigen Erklärungen wie— derholt, welche er von der Tribüne herab gegeben hat, und diese Erklärungen allein dürfen den Maßstab für die Beurthei— lung ö. Politik liefern, welche auch die Poltit der Regie rung ist.
— 23. April, Vormittags. Die Vorbereitungen zu einem entscheidenden Schritte werden fortgesetzt; es ist indeß bis jetzt von keinem neuen Ereigniß gemeldet worden. Das - Journal
afficiel« veröffentlicht die Namen mehrerer bereits bestrafter=
Individuen, die man unter den vor Kurzem gemachten Ge— fangenen entdeckt hat.
Paris, 22. April. Es hat sich Nichts von Bedeutung zugetragen. Das »Journal officiel der Kommune veröffentlicht einen Brief Pyats, in welchem derselbe seinen Tadel darüber ausspricht, daß die Kommune die letzten Wahlen für rechtsgiltig zu erklären beabsichtige, was er für eine Usurpation der Gewalt erklärt. Wenn die Kommune auf ihrem Entschlusse beharre, so würde er seine Entlassung geben. Aus demselben Grunde hat auch Rogeard seine Enilassung gegeben. Die Journale Rappel? und Mot d'ordre« tadeln gleichfalls das wülkürliche Vorgehen der Kommune. — Wie »Rappel berichtet, hat eine
Versammlung von Delegirten der Arbeiter⸗Syndikatskammer
dem von der republikanischen Union aufgestellten Programme ihre Zustimmung gegeben und Delegirte ernannt, welche in Gemeinschaft mit denen der republikanischen Union neuerdings Versuche zur Herbeiführung einer Versöhnung in Versailles machen sollen.
— Abends 6 Uhr. In Pariser und Versailler Blättern ist mehrfach davon die Rede, daß St. Denis von den Deut— schen geräumt und von den Versailler Truppen besetzt worden sei. Diese Gerüchte sind, wie die »Agence Havas« meldet, nicht begründet, und handelt es sich blos darum, daß den von der Halbinsel Gennevilliers kommenden französischen Truppen vom Ober ⸗Kommando der deutschen Besatzung der Durchmarsch durch die deutschen Linien gestattet wurde. — Heute wurde der Kampf bei Neuilly und Sablonville wieder aufgenommen. Die Fö— derirten verfügen daselbst über 14 Bataillone und zahlreiche Artillerie. Die Versailler Truppen haben ansehnliche Strejt⸗ kräfte gegenüber der Porte de Courcelles zusammengezogen und unterhalten ein lebhaftes Gewehrfeuer in der Entfer⸗ nung von etwa 199 Metres von den Wällen. In den Häu— sern und in den Straßen von Neuilly und Sablönville wurde in der letzten Nacht gekämpft und erlitten die Föderirten empfindliche Verluste. Die Nationalgarden klagen über Unord— nung in der Administration und in der Leitung, über den Mangel an Munition und Lebensmitteln und das Ausbleiben genügender Unterstützung bei verschiedenen Gelegenheiten, wo⸗ durch es unmöglich gemacht wurde, bereits errungene Vortheile weiter zu verfolgen. — Die der Kommune nahestehenden Blätter sprechen sich tadelnd darüber aus, daß Pyat seine Ent⸗ lassung geben wolle, wenn die Kommune ihren Beschluß, hie letzten Wahlen anzuerkennen, aufrechterhalte. Die Kommune ließ gestern in den Bureaus der Pariser Gasgesellschaft eine Haussuchung vornehmen und die Kaffe mit 200,000 Fres., in Beschlag nehmen.
— Abends 6 Uhr 39 Minuten. (W. T. B) Die Agence Havas« versendet folgende Depesche: Bis jetzt hat noch kein französisches Detachement St. Denis betreten. Sämmtliche Gerüchte, welche bezüglich einer bevorstehenden Räumung dieses Platzes Seitens der Deutschen verbreitet find, können als durch⸗
aus unbegründet angesehen werden. — Die Hauptpunkte des
Programms der republikanischen Liga, welche den neuerlichen Verhandlungen zu Grunde gelegt uͤnd Thiers zur Annahme
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unterbreitet werden sollen, sind folgende: Das Seine⸗Depar⸗ tement wird aufgelöst; die außerhalb der Stadt gelegenen
Kommunen des Seine ⸗Departements sollen zu dem Departe⸗
ment Seine et Oise geschlagen werden. Dle Präfektur des Seine Departements wird aufgehoben; ebenso“ die Polizei Präfektur. Paris soll durch einen mittelst geheimer Abstimmung gewählten Munizipal-Rath, so wie durch Arrondissements - Räthe verwaltet werden, und zwar kommen auf je 20,000 Einwohner ein und auf je überschießende 10,900 ein weiterer Arrondissements Rath. Der Munizipal⸗Rath wird entweder einen Maire und Adjunkten wählen, oder aber an deren Stelle eine Exekutiv · Kommission von 3 bis 5. Mitgliedern. Die Bewachung von Paris und den Forts soll ausschließlich der Nationalgarde anvertraut werden, ausgenommen im Falle des Krieges. Die einzigen Linien⸗ truppen, welche in den Forts zugelassen werden, sollen aus Geniesoldaten bestehen, denen die Ausbesserung und Unterhal⸗ tung der Festungswerke ohliegt. Der Generalstab der Rational— garde wird von der Munizipalität ernannt. Wenn biese Vor— schläge von Thiers angenonimen werden, so hofft man, daß die Liga und ihre Anhänger auch die Kommune zu deren Annahme zwingen würden. — Oberst Cecilia ist zum Platz⸗Komman— danten von Paris ernannt. Dombrowski übernimmt die Oherleitung über sämmtliche Streitkräfte. — Henry bleibt Chef des Generalstabes. — Bergeret ist in Freiheit gesetzt, derselbe hat seinen Sitz in der Kommune wieder eingenommen.
Havre, 23. April. (W. T. B. Der Munizipalrath hat drei Mitglieder nach Paris und Versailles geschickt, welche ver⸗ suchen sollen, einen Ausgleich auf Grund der Anerkennung der Republik und Gewährung der Munizipalfreiheiten für ganz Frankreich zu vermitteln.
Italien. Florenz, 22. April. Die Prinzessin Louie von Großbritannien und der Marquis of Lorne sind hier in⸗ cognito eingetroffen. Die Gäste erschienen gestern in dens spu— tirtenkammer und wurden im Auftrage des Präsidiums von dem Deputirten Fossombroni begrüßt.
— 253. April. (W. T. B.) In der Sitzung des Senats fand die Debatte über das Garantiegesetz statt. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Visconti Venosta, konstatirte, daß der Gesetzentwurf das nationale Pro— gramm der römischen Frage enthalte. Dieselbe sei ausschließ— lich eine innere italienische Frage, so weit es die Annexion Roms am Italien angehe. So weit sie aber die geistliche Macht des Papstes betreffe, berühre sie in gleicher Weise die Interessen der italienischen Katholiken, wie die der Katholiken des Aus⸗ landes, Da das nationale Endziel einmal erreicht sei, so müsse und könne Italien für alle einschlägigen Fragen sich der Mäßi—⸗ gung befleißigen; nur hierdurch könne dasselbe etwaigen Schritten der katholischen Regierungen zuvorkommen. Die Thatsache, daß der Sitz der italienischen Regierung in Rom sein werde, sei die beste Garantie für die Sicherheit des Papstes. Der Minister schloß seine Rede, indem er darauf hinwies, daß die Größe Italiens und Roms darin bestehen würde, der Welt sagen zu können, es habe bei Erfüllung seines nationalen Pro— gramms die unerschütterliche Grundlage für die Freiheit und Unahhängigkeit der Kirche gelegt. ö
Ancona, 20. April. Das österreichische Kriegsschiff „Hel goland« beging die Trauerfeierlichkeit für den Admiral Teget⸗ hoff mit 17 Kanonenschüssen. Ein italienisches Panzerschiff nahm Theil an der Trauerfeierlichkeit, indem es 17 Kanonen⸗ schüsse abfeuerte, welche »⸗Helgoland« mit nochmaligen 17 Ka⸗ nonenschüssen erwiderte.
Rumänien, Galaez, 22. April. (W. T. B.) Der Fürst und die Fürstin sind, von einer zahlreichen Volksmenge enthusiastisch begrüßt, hier eingetroffen. Hier wie in Plojesti und Ibraila bezeugte die Bevölkerung dem Fürstlichen Paare ihre Ergebenheit für den Thron und das Verlangen nach Her— stellung geordneter Zustände. Die Reise nach Jassy sollte am 23. fortgesetzt werden. —
Rußland und Polen. St. Peter burg, 22. April. Der Großfürst Thronfolger und die Großfürstin Cesarewna mit dem Großfürsten Nikolai Alexandrowitsch haben am 19. April ihren Wohnsitz von St. Petersburg nach Zarskoje⸗ Sselo verlegt. - HJ
Die »R. T. A.« berichtet, daß der Großfürst Nikolai Niko⸗ lajewitsch am 19. April durch Moskau gekommen ist, um sich nach Kursk zu begeben. . ö
— Die Korvetten »Lwiza« und »Pamjat Merkurija«, an deren Bord sich die Gardesmarine befinden, sind am 29. März von Konstantinopel nach dem Schwarzen Meere abgegangen.
Odessa, 22. April. (W. T. B.) Heute wurde mit ᷓ Pompe die Leiche des griechischen Märtyrers, des Patriarchen Gregor V., auf dem griechischen Schiffe »Byzanthion« behufs ihrer Ueberführung nach Athen eingeschifft.
Amerika. Washington, 71. April. (Kabeltelegramm.) Der Kongreß nahm die Bill Behufs Einstellung des Unwesens im Süden durch die geheime Verbindung Ku⸗Klur⸗Klan an, nachdem die vom Senat und Repräsentantenhause gemein⸗ schaftlich ernannte Konferenzkommifsson wesentliche Verände⸗ rungen vorgeschlagen hatte. Darauf vertagte sich der Kongreß. Für den 19. Mai hat der Präsident in einer Proklamation eine Extrasession des Senates einberufen, um die Beschlüsse der anglo⸗amerikanischen Kommission in Berathung zu ziehen.
Neichstags⸗ Angelegenheiten.
Berlin, 24. April. In der Sitzung des Deutschen Reichstags vom 22. d. M. beantwortete der Bundesbevoll. mächtigte, Finanz⸗Minister Camphausen, verschiedene Anfragen, welche der Abgeordnete Richter in Betreff der Kriegskontribu—⸗ tionen ꝛc. gestellt hatte, wie folgt:
Meine Herren! Da sonst von keiner Seite in dieser Frage das Wort, begehrt wird, so sebe ich mich genöthigt, schon in diesem Augen- blick über verschiedene Punkte nähere Auskunft zu ertheilen. Der Herr Vorredner hat so ziemlich alle Fragen, die sich an die Anleihe⸗Opera⸗ tionen überhaupt knüpfen lassen, hier vorgebracht, und ich bin meiner— seis sehr gern bereit, über alle einzelne Punkte, die ich mir notirt babe, die gewünschte Auskunft zu ertheilen. Zunächst ist die Frage aufgeworfen worden, ob die Kontributionen, die in einzelnen Städten Frankreichs erhoben worden sind, in der Rechnung begriffen wären oder nicht. Diese Frage habe ich zu verneinen, denn diese Aufstellung ist eine Aufstellung, die von der Centralstelle ausgegangen ist und bei der nur hat herücksichtigt werden können, was in die Kasse der Centralstelle gelangt ist. Es ist insbesondere gefrant, ab darunter die Verpflegungs—« Kontribution begriffen sei, und das kann ich auch nur verneinen. Ueher die Verpflegungskontributionen ist ja überdies die Auskunft ertheilt worden, daß die franzosische Regierung mit der Entrichtung derselben gezögert hat. Es ist ferner die Frage aufgeworfen worden, ob die Grundsätze der Theilung zwischen Nord. und Süddeutschland bei Gelegenheit der Päriser Tontribution festgestellt worden seien. Auch diese Frage muß ich mit Nein beantworten. Es haben nur unter Vorbehalt einer definitiven Regulirung einzelne Zahlungen an die süddentschen Regierungen stattagefunden.
Was dann die große Frage anbetrifft, weshalb, nachdem man ursprünglich den Weg eingeschlagen habe, durch öffentliche Zeichnungen den Kredit zu realisiren, man später dazu übergegangen sei, sich der Vermittlung von Banquiers zu bedienen, so kann ich auch darüber mich ganz kurz auslassen. Im ersten Augenblicke nach der Kriegserklärung hat man den Wunsch gehegt, eine große nationale Anleihe zu machen. Zu welchem Satze die Anleihe aufgelegt werden könne, das ist zu jener Zeit sehr zweifelhaft erschienen; nur mit schwerem Herzen hat man sich damals dazu entschlossen, eine fünf- prozentige Anleihe zu einem so niedrigen Course aufzulegen und zwar zu dem Course von 88; man hat lange geschwanft, ob man es nicht wagen könne, dem Publikum die Zumuthung zu stellen, daß für eine solche Anleihe mindestens 90 gefordert werden möchte. Die Ansichten aus Bangquierstreisen drängten damals dazu, sich für einen noch nie ⸗ drigeren Cours als 88 zu entschließen. Ich persönlich hatte den leb haften Wunsch, zu einem höheren Course realisiren zu können, und als mir das Resultat bekannt wurde, daß die Anleihe nicht vollständig gezeichnet sei, habe ich mich als Finanz- Minister sehr gefreut; es hat keinen Augenblick gegeben, wo ich nicht die Ueberzeugung hatte, wir würden sehr bald höhere Preise für dieselbe Anleihe erlangen können. Das hgt dahin geführt, daß, nachdem nun mit dem durch 0ffentliche Subskrintion dargeliehenen Gelde eine Zeit lang gewirthschaftet war, wir in die Lage gebracht wurden, die verzinsliche 5prozentige Anleihe um einen Betrag von 20 Millonen Thaler zu reduziren und durch Schatzanweisungen zu ersetzen und daß es uns gelang, den Rest von dieser Anleihe — er belief sich ungesahr auf einen Nominalbetrag von 2oM7o0 C00 3hlr. — den Rest von derselben Anleihe, der zur öͤffent· lichen Subskription zu 88 aufgelegt war, wenn ich mich recht entsinne, zu 95k zu begeben so daß an diesem Reste der Anleihe eine Differenz gegen den durch öffentliche Substription erzielten Preis von ungefähr L600,000 Thlr. erzielt wurde. Dies fiel in die Periode nach der Schlacht von Sedan, wo Viele sich mit der Erwartung trugen, daß der Krieg rasch ein Ende nehmen würde. Bald nachher trat eine völlig geänderte Situation ein, und man mußte sich vollständig mit dem Gedanken vertraut machen, daß der Krieg noch eine recht lange Vauer haben würde. Zugleich traten damals Schwierigkeiten auf dem Geldmarkte ein, Es ist durchaus keine leichte Sache gewesen für Deutschland, diesen ganzen Krieg ohne extraordinäre Hülfsmittel bestreiten zu können, es ist keine leichte Sache gewesen, die Preußische Bank und alle übrigen Banken des Landes stets in der Lage zu er- halten, daß sie mit Leichtigkeit haben den Gewerben ihre Unterstüßung angedeihen lassen können. Die Erwägungen, die damals stattfanden, führten vor allen Dingen auf die Nothwen igkeit, dem deutschen Geldmarkt eine Erleichterung zu gewähren. Dies füh te zu der Ueber= zeugung, daß es wünschenswerth sei, englisches Kapital unseren Zwecken dienst bar zu machen, und dies ergab sehr bald, daß, wenn ein solcher Versuch, der in langen Jahren in Deutschland nicht betre—⸗ ten war, wenn der mit Erfolg betreten werden sollte, daß wir dann der Vermittelung von Banquierskräften nicht entbehren konnten um die nothwendigen Verständigungen mit England herbeizuführen. Es wurde deshalb zu jener Zeit unter verhältnißmäßig vortheilhaften Bedingungen ein solches Abkommen mit einem Konsortium geschlossen, und diese damalige Anleihe fand bei dem Publikum überaus großen
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