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Belfall, man war von vornherein bereit, ansehnliche Summen zu zeichnen, und der Erfolg hat bewiesen, daß der aufgelegte Betrag er= heblich überzeichnet worden ist. Meine Herren! Wenn nun Jemand glauben sollte, ganz derselbe Erfolg wäre eingetreten und ganz derselbe Gang hätte eingeschlagen werden können, wenn man der Mitwirkung der Ge⸗ schäftswelt entbehrt hätte, wenn die Geschäftswelt sich kalt und gleichgültig und vielleicht feindselig dagegen gestellt hätte, der würde sich in großem Irrthum befinden, und dieselbe Geschäftswelt hat, als kurze Zeit nachher abermals eine sehr bedeutende Anleihe aufgenommen werden mußte, als bald nachher die zweite Serie dieser neuen Anleihe zu ver— geben war, hat sie zu erheblich höheren Preisen diese Summe der Re— gierung abgenommen, und zwar zu solchen Preisen abgenommen, daß es wirklich lange zweifelhaft blieb, ob sie ihrerseits dabei einen Vor— theil ziehen würde oder nicht. Wenn man sich diese Dinge so vor— stellt, daß, nachdem der Erfolg erzielt worden ist, nun jeder Einzelne schon im Voraus das genau so hätte wissen können, dann glaube ich, daß man doch keine ganz genaue und klare Voistellung von finanziellen Operationen sich macht und von den Bedingungen, die erforderlich sind, um den Erfolg zu garantiren
So viel über den Erfolg der Vermittlung des Konsortiums. Ich würde noch außerdem anführen können, daß ja auch keines- wegs die Lage der verbündeten Regierungen so beschaffen war, um, abgesehen auch von den Rücksichten, die ich hier geltend ge— macht habe, den Weg der öffentlichen Subskriptjon einschlagen zu können. Der Geldbedarf hat zum Theil sehr plötzlich sehr große Di⸗ menstonen angenommen. Die Geldmittel waren rasch zu beschaffen, und wenn man den Weg der öffentlichen Substxription einschlägt, so hat man ausgedehnte Zahlungstermine zu gestatten, von denen auch schon bei der ersten Anleihe, obwohl außerordentliche Begünstigungen für die frühere Einzahlung eingeräumt worden sind, dennoch ein sehr ausgedehnter Gebrauch gemacht worden ist — ein Gebrauch in dem Umfange, wie er den verbündeten Regierungen bei den spätern Dar— lehnsobligationen nicht hätte genügen können.
Dann hat der Herr Vorredner das Verhältniß wegen der Dar— lehnskassen und der Anleihen bei denselben berührt. Soweit es sich bei dieser Frage um die Berechtigung der verbündeten Regierungen handelt, in der Weise zu operiren, wie operirt worden ist, so hahe ich daran zu erinnern, daß der §. 1 des Gesetzes vom 21. Juli 1870, welcher über diese Frage handelt, ausgesprochen hat, daß die Dar— lehnskassen begründet würden zur Abhülfe des Kreditbedürfnisses, vorzüglich zur Förderung des Gewerbes und der Industrie. Nun hat die Verwaltung der Darlehnskassen vom ersten bis zum aller letzten Augenblicke ungusgesetzt in dem Sinne stattgefunden, daß alle Anforderungen auf Darlehen zu Gunsten des Gewerbes und der
ndustrie vollständig ersüllt worden sind. Es hat nicht einen Augen— lick gegeben, wo die Darlehnskassen nicht vollständig in der Lage gewesen wären, alle diese Anforderungen zu erfüllen, und es hat nicht einen Augenblick gegeben, wo etwa deshalb, weil für die verbündeten Regierungen bei der Darlehnskasse ein Lom harddarlehn aufgenommen war, irgend ein anderes Gesuch zurückge⸗ stellt worden wäre. Wäre jemals auch nur die Besorgniß heran— getreten, daß in dieser Beziehung hätte für die anderen Zwecke eine Ersch werung eintreten können, so würde man darauf Bedacht genom— men haben, die Anforderungen zu Gunsten der verbündeten Regie rungen einzuschränken. Ich wiederhole also: es hat niemals eine Beeinträchtigung in dieser Hinsicht staͤttgefunden.
Zur Sache selbst scheint es mir unzweifelhaft, daß, wenn das Geseß sagt: »zur Abhülfe des Kreditbedürfnisses«, dann so gut der Staat ein Lombarddarlehn aufnehmen kann bei diesem Institut, als wie irgend ein Anderer. Jedenfalls ist die Berliner Darlehnskasse, die mit unabhängigen Männern besetzt war, ihrerseits niemals auch nur im geringsien Zweifel darüber gewesen, daß sie vollständig in ihrer Kompetenz handelte, als ste die Darlehen gewährte. Dessenungeachtet, meine Herren, ist, weil wir ja sehr genau wissen, wie man in dieser Beziehung die Vorschriflen lieber möglichst enge auszulegen sucht, auch bei den verbündeten Regierungen der ent- schiedenste Werth darauf gelegt worden — namentlich ich habe den entschiedensten Werth darauf gelegt: gleich beim Beginn über diese Operationen zu sprechen und dem Reichstage Gelegenheit zu geben, wenn er etwa der Ansicht wäre, daß das nicht richtig sei, seine Einwendungen geltend zu machen. Ich habe aller— dings den größten Werth darauf gelegt, daß in der Sitzung vom November vorigen Jahres, wo ausdrücklich diese Sache in den Motiven der verbündeten Regierungen erwähnt war, auch nicht der leisest Widerspruch dagegen erhoben worden ist. Wenn Sie einmal die rechtliche Zulässigkeit st tuiren, und ich habe meinerseits nicht den allerleisesten Zweifel darüber gehabt, so glaube ich, Ihnen dann weiter darlegen zu können daß die verhundeten Regierungen sich ein besonderes Verdienst um Deutschland erworben hahen, indem sie diesen Weg eingeschlagen haben. Sie selbst werden heute ermessen können, daß der Weg von Anfang an mir Vorsicht betreten worden ist, daß von Anfang an mit Vorsicht darauf geachtet worden ist, ob etwa Darlehns ⸗Kassenscheine in größerem Umfange in den Verkehr treten könnten, um irgendwie die Kredit—
fähigkeit dieses Papieres in Zweifel ziehen zu lassen oder um irgend
wie Eirkulationsmittel anzuwenden, die der Vertehr zurückstieße; und wenn in dieser Beziehung nur das leiseste Symptom eingetreten wäre, so dürfen Sie gewiß sein, daß die Finanzverwaltung vorsichtig genug war, um dies gleich im ersten Augenblicke zu beachten. Es hat deshalb die Verausqabung der Darlehnskassenscheine nur successive stattgefunden und heute kann man ganz bestimmt darauf hinweisen, daß niemals Dar⸗ lehnskassenscheine in größerem Umfange im Verkehr gewesen sind, als wie der Verkehr sie willig aufnahm. Er nahm sie aber nicht allein willig auf, sondern es wurde dadurch wesennlich ein Verkehrsbedürfniß befriedigt. Die schwere Last, die Deutschland während dieser Periode
u tragen gehabt hat, ist wesentlich dadurch gemildert worden, daß es (lang, ein allgemeines Verirauen findendes Kreditzeichen, ein allgemein Vertrauen findendes Cirkulationsmittel außer den bereits vorhandenen Eirfulationsmitteln zur Verwendung bringen zu können. Wenn die dadurch vermittelten Zahlungen hätten gemacht werden müssen, vermittels Noten der deutschen Banken, so würde die Lage der deutschen Banken, welche ohnedies eine Zeitlang sehr stark in Anspruch genommen waren, eine viel schwierigere gewesen sein. Sie würden bei allen Banken den Metallbestand in einem nicht ganz richtigen Verhältniß zu den Noten erblickt haben und es würden sich daran Besorgnisse geknüpft haben, die jetzt zunächst nur gegen die⸗ ses eigenthümliche Eirkulationsmittel gerichket sein könnten und da sie nun gegen letzteres nicht hervorgetreten sind, so sehen Sie eben, mit welcher Leichtigkeit eine wirklich schwierige Situation überwunden worden ist.
Ich will endlich bei dieser Angelegenheit nur noch eines Punktes erwähnen, der vom Stan? punkte eines Finanz -⸗Ministers auch nicht ganz gleichgültig ist, den ich aber nicht in den Vordergrund stelle. Durch die Darlehne, welche die verbündeten Regierungen bei den Darlehns—⸗ kassen aufgenommen haben, haben sie sich in die Lage gebracht, Geld
zu bekommen, ohne dafür Zinsen zahlen zu müssen; denn, meine
Herren, der Darlehnskasse hat man wohl die Zinsen vergüten müssen, aher die Intraden der Darlehnskassen gehen dem Norddeutschen Bunde zu Gute, und was er auf der einen Seite an Zinsen hat zahlen müssen, das geht ihm auf der andern Seite an den Einnahmen der Var— lehnskassen zu Gute; mit andern Worten, er hat sich für einen be—
trächtlichen Betrag die Geldmittel verschafft, ohne dafür Zinsen aus⸗
geben zu müssen. Ich wiederhole, daß ich diese Seite der Sache nicht an die Spitze stelle, daß ich ihr aber allerdings doch auch einige Be— deutung vindizire.
Soweit meine Notizen reichen, glaube ich, damit die verschiedenen Anfragen des Herrn Vorredners erledigt zu haben. Sollte im Uebrigen gewünscht werden, auf die Sache weiter einzugehen, ich werde in sedem Augenblick dazu bereit sein.
— Nach dem Abgeordneten Dr. Löwe nahm der Finanz— Minister noch einmal das Wort:
Meine Herren! Der Herr Vorredner hat sich in eine Darlegung der Vor und RNachtheile der Darlehn fassen eingelassen, — oder der Wirkungen, will ich lieber sagen. Er hat angeführt, daß diejenigen, die am lautesten nach Darlehnskassen geschrien hätten, nachher die Darlehns⸗ kassen zu benutzen nicht in der Lage gewesen wären Ich kann mich nicht genau erinnern, ob über das Darlchnstassengesetz eine eingehen e öffentliche Diskusston statt gehabt hat. Jedenfalls habe ich mich in Privatkreisen zu jener Zeit sehr oft darüber ausgesprochen, daß ich die Hauptwir— kung der Darlehnskassen in ihrer Schaffung erblickte, daß in demselben Moment, in welchem man dem Gewerbe und dem Handel ein sicheres Mittel giebt, an das man sich in gewisser Bedrängniß halten kann, inan über den größten Theil dieser Bedrängniß hinaushilft, und diesen heilsamen Effekt der Darlehnskassen haben sie niemals in so emi⸗ nentem Maße geübt, als im Sommer des vorigen Jahres, denn sie haben in hem ersten Augenblick große Dienste dem Gewerbebetrieb, dem Handel und Ackerbau geleistet.
Aber, meine Herren, grade weil sie diesen Dienst leisteten, sind die Geldmirtel der Darlehnskasse nicht in dem Maße in Anspruch ge⸗
nommen worden, und war es also thunlich, diese Geldmittel auch
noch für andere Zwecke, auch noch für die Zwecke der verbündeten Staa⸗
ten in Anspruch zu nehmen, — und das ist dann demnächst geschehen.
Wenn nun der Herr Vorredner sagt, ja, im Anfang wäre das doch sehr zweifelhaft gewesen, so habe ich darauf zu erwidern, die ver⸗ bündeten Regieruagen haben im Anfang keinen Gebrauch davon ge— macht, sondein erst dann, als sie über die Folgen unzweifelhaft waren, und ferner, wenn ausgeführt wird, wenn das so gewesen sein möchte, wie es dann wohl zu Siande gekommen wäre, ja dann, meine Herren, sagt der preußische Finanz ⸗Minister vielleicht nicht mit Unrecht, man habe sich nach den Umständen gerichtet, und wenn die Umstände andere gewesen wären, würde man auch anders gehandelt haben.
Es ist dann in eine ausführliche Darlegung eingegangen, welcher Weg für die Beschaffung der Geldmittel den Vorzug verdienen möchte, die Vermittlung durch Banquiers oder öffentliche Subskription
So, meine Herren, wie man doctores utriusque juris hat, so thut meines Erachtens die Finanzverwaltung gut, daß sie beide Wege züläßt und jeden von diesen Wegen benützt und so benützt, wie er em Lande am Meisten Vortheil gewährt. — Gott behüte mich, daß in Allem, was ich gesagt habe, nur der geringste Einwand gegen die öffentliche Subskription ausgesprochen wäre; ich weiß nicht, ob ich es erleben werde, daß wir wiederum von einer solhen Subskription Gebrauch zu machen hälten, — wenn die Umstände dazu angethan wären, wie sie es im vorigen Sommer ganz entschieden waren, so würde ich der erste sein, auf das Dringendste dazu zu rathen, jenen Weg einzuschlagen.
. Auch war das ein kleiner Irthum, wenn geglaubt wurde, daß dieser Weg bei uns im vorigen Jahre zum ersten Male eingeschlagen sei, — wir haben schon bei der Anleihe vom Jahre 1859 diesen Weg eingeschlacsen; und die Regierung hat auch seitdem noch durch ihre Organe dafür gesorgt, Einzeichnungen auf preußische Anleihen statt⸗ finden zu lassen.
. Endlich ist hervorgehoben worden, bei der Veranstaltung der öffentlich n Subskription hätte man noch nicht so recht um die Sache gewußt, das Publikum sei nicht orientirt gewesen. Nun, meine Herren, was sollen wir dazu sagen? In öffentlicher Berathung beschließt der Reichstag des Norddeutschen Bundes große Anleihen, alsbald wird der Weg der öffentlichen Subskription aüsgesprochen, ich glaube nicht, daß es damals einen Abgeordneten gegeben hat, der nicht gewußt hätte, daß man zur oͤffentlichen Subskription schreiten
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will. Wir haben für die Zeichnung mehr als tausend Kassen beauf— tragt, mehr als tausend verschiedene Stellen im ganzen Lande sind in Requisition gesetzt worden, um die Zeichnungen anzunehmen, und soll man nun heute wirklich behaupten können, damals wäre das Publikum nicht unterrichtet gewesen? Nein, meine Herren, das Publikum hat damals nicht rasch genug einen Entschluß gefaßt, ob das Zeichnen auf die Anleihe seinem Interesse entspreche oder nicht und, wie gesagt, der Finanz Minißer hat sich damals darüber freuen dürfen, daß nicht die volle Summe gezeichnet worden war.
Nach dem Abg. Lasker erklärte der Finanz⸗Minister
schließlich: ̃
Meine Herren! Auf die Frage wegen der Kontrihution glaube ich nicht näher eingehen zu sollen; ich habe mich darüber schon audge⸗ sprochen, daß Zahlungen an süddeutsche Staaten stattgefunden haben, und daß daraus sich die hier angeführte Zahl erklärt.
Was die letzte Frage betrifft, so ist es ja wohl denjenigen Mit- gliedern des Reichstages, die zugleich dem Landtage des Staates Preußen angehören, noch erinnerlich, daß die preußische Regierung — bei der Unmöglichkeit, den Reichstag zusammenzurufen — von dem Landtage die Ermächtigung begehrt hat, einen Vorschuß bis auf Hoͤhe pon 56 Millionen aufnehmen zu können. Der desfallsige Gesetz⸗ entwurf, dessen einmüthige Votirung in beiden Häusern des Landtages die preußische Staatsregierung damals mit großer Genugthuung entgegengenommen, und worin sie einen wiederholten NVeweis des Patriotismus der Vertretung gefunden hat, ist in Preußen bis zu diesem Augenblick nicht publizirt worden, hat allo nicht Ge— setzeskraft erlangt. Auch war in diesem Gesetze vorgesehen, daß nur Schatzanweisungen kreirt werden dürften, die bis zum 1. Juli — derzelt schon ein ziemlich naher Termin — verfallen müßten, und es liegt völlig außer der Absicht und vollig außer der Möglichfeit, daß die preußische Regierung von dielsem Kredit gegenwärtig noch Gebrauch machen könnte. Daß diejenige Forderung, die ja zugleich gestellt war, daß man dazu nur übergehen würde auf Anforderung des Kaisers und des Bundesraths, gegenwärtig nicht mehr erfüllt werden kann, versteht sich ja wohl von selbst. Ich glaube daher, mich darauf be— schränken zu können, mit der größten Bestimmtheit auszusprechen, daß von jenem Kredit kein Gebrauch gemacht werden wird.
— Bei der Berathung des Antrags der Abgg. Hr. Lucius und Genossen (S. den Schlußbericht in der heutigen Nr. d. Bl.) erklärte der General⸗Post⸗-Direktor Stephan nach der Befür⸗ wortung des Antrags durch den Antragsteller:
Meine Herren! Ich beginne damit, einen Irrthum zu berichtigen, der dem Herrn Antragsteller vorhin unterlaufen ist in Bezug auf das Ressortverhältniß. Ich berichtige den Irrthum nur deshalb, weil dies für die Sache, die hier zur Verhandlung steht, von Wesentlichkfit ist und dazu dienen wird, die Beunruhigung, die der Herr Antragsteller geäußert hat, zu zerstreuen. Denn nicht in der Organisa⸗ tion, nicht darin, daß die Feldpost⸗Beamten unter dem militärischen Kommando stehen, während die Staatspost von der heimischen AÄd⸗ minißration abhängt, beruht die Schwierigkeit, sondern lediglich in der Natur der Transporte. Die Staatspost ressortirt nicht von dem Königlich Preußischen Handels-Ministerium, wie der Herr Antragsteller annimmt, sondern als Reichs Institut von dem Bundeskanzler ⸗Amte; und in allen technischen Beziehungen übt das General -⸗Postamt als oberste leitende Behörde auch auf die Feldpost, die auch allein von der Postverwaltung mobil gemacht wird, einen ganz speziellen Ein⸗ fluß aus. Die Einheit ist also völlig gewahrt, und es würde, wenn diefe einheitliche Leitung nicht vorhanden wäre, auch absolut unmöglich sein, den Dienst in technischer Beziehung zu organisiren, da ja die Feldpest auf der Basis der heimathlichen Staatspost sich aufbaut,
mit all ihren Wurzelfasern hierher sich erstreckt und von hier aus ihre
Ergäuz ng empfängt. ö . Was sodann den Antrag selbst betrifft, so findet er gewiß seinen beredtesten Fürsprecher in dem lauten Herzschlage der ganzen Nation für das Wohl ihrer Brüder, die noch auf dem Schauplatz ihrer Thaten und ibres Ruhmes verweilen. Es ist allseitig das Bestreben vorhanden, daß die Unannehmlichkeiten, welche die augenblick
liche Lage der Dinge herbeiführen kann — ich lasse dahin
gefellt sein, ob sie wirklich in dem Maße herbeigeführt werden, wie die Klagen es annehmen lassen — nach Möglichkeit beseitigt oder doch erleichtert werden. Die Postverwaltung hat von Anfang an das hrige dazu beigetragen, so weit es irgend in ihren Kräften stand. tach den Zeugnissen der öffentlichen Meinung, die darüber vorliegen — mir selber würde es am wenigsten anstehen, darüber ein Urtheil auszusprechen — aber nach den beredten Aeußerungen der Anerken- nung, welche aus allen Gauen des Vaterlandes dem General⸗ Posiamt zugegangen sind, wird es nicht als ein? Anmaßung erscheinen, wenn ich, meine Herren, mir die Bemerkung erlaube, daß der Antrag, falls er etwa eine Anregung für die Post . verwaltung enthalten soll, und wenigstens für den Unkundigen könnte es diesen Schein gewinnen, daß dieser Antrag also für uns unerwartet ekommen ist; und doppelt unerwartet nach dem, was der Herr Prä- dent des Bundesrathes neulich auf die Interpellation Lucius hier erklärt hat, daß nämlich das General⸗Postamt bereits ohne eine solche Anregung aus eigenem Antrieb, so wie die, ersten Klagen aus Frankreich einliefen, und zwar schon seit dem 11. April, sich mit den betheiligten Behörden dem Kriegs- Ministertum und dem Ministerlum für Handel und Gewerbe wegen Wiedereinführung des Packetpostdienstes in Verbindung gesetzt hat. Lediglich darin, daß über das Eisenbahnmaterial nicht mehr mit dem Nachdruck hat verfügt werden können, wie zu Anfang, weil an dasselbe ganz enorme Anforderungen gestellt worden sind, und es auf ie Klagen des Handelsstandes zum Theil dem heimathlichen Friedens ˖
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verkehr hat zurückgegeben werden müssen, hat es gelegen, daß die Ver— handlungen noch nicht zu Ende geführt worden sind, es ist aber von Seiten des Königlichen Handels Ministeriums in dieser An— gelegenheit auch jetzt, wie von Anfang an, das größte Entgegenkommen an den Tag gelegt worden, und es ist, nachdem der Eisenbahnver⸗ waltung die Ueberwindung auch der jetzigen Schwierigteiten gelungen ist, heute ein Einverständniß darüber erzielt werden. Danach wird es möglich sein, mit Wiedereinführung der Packetbeförderung gerade so, wie es der Wunsch der Postoerwaltung gewesen ist, auch ohne die im vorliegenden Antrag gegebene Anregung, im Laufe der nächsten Woche wieder zu beginnen.
Hierbei will ich doch bemerken, meine Herren, daß diese Beförde= rung keineswegs zu den Verpflichtungen der Feldpost gehört und daß ihre Mittel auch gar nicht darauf berechnet sind. Dieser Dienst, wenn er so fort dauern sollte, ist dermaßen an— greifend für die heimische Postverwaltung, die Räder haben so scharf ineinandergreifen und so schleunige Umdrehungen machen müssen, daß sie anfangen, sich abzulaufen, und daß die Nachwehen davon, wie ich ernstlich besorge, in einer dem Landes- Postwesen zum Schaden gereichenden Art sich kund geben werden, weshalb es schon jetzt für uns eine ernste Aufgabe ist, die Besorgnisse, die in dieser Beziehung eintreten, durch wirksame Vorkehrungen bei Zeiten zu zerstreuen. Man darf fest behaupten, daß keine andere Postyerwaltung der Welt ihren Armeen Padete naͤchschiden, und daß man den Angehsrigen per Post Kleider, Wäsche und Lebensmittel senden wird, weder in England, Frank- reich, noch Italien u. s. w., und zwar schon deshalb nicht, weil diese Länder überhaupt kein Staats⸗Fahrpostinstitut besitzen; und hier ist es der Ort, meine Herren, daß ich Diejenigen, welche sonst für die Unterlassung von dergleichen Verkehrsanstalten an die Privat ⸗Industrie schwärmen, in diesem Momente daran erinnere, welche Dienste gerade auch unser Staats Fahrpostinstitut dem Lande in der vergangenen großen Zeit zu leisten vermocht hat.
Ich betrachte also, um auf den Antrag zu kommen, den ersten Punkt desselben als gegenstandslos. Der zweite Punktt behandelt das Maxi- malgewicht und der dritte das Porto. Ja, meine Herren, das sind Bingee die fo speziell in die Administration und Technik der ganzen Sachn eingreifen, daß ich es für bedenklich halten muß, hier in diesem Hoheie Hause einen Beschluß darüber herbeigeführt zu sehen, wie weit dr. Post in ihren Dimensionen mit dem Gewicht und dergleichen Aeußen. lichkeiten gehen soll. Es beruht das auf sehr genauen Berechnungeer Es wird den Herren bekannt sein und es liegt auch in der Natur de— Sache, daß jedes Ding, welches auf ein Zusammenwirken in Massen ber rechnet ist, sich einschränken muß. Sie wissen, daß die Bestimmungen üb. die Militärausrüstungen sehr genau vorgeschrieben sind, daß z. B. di kleinen Koffer für die Offiziere, die sie in die Packwagen hineinlegen, eine ganz genaue Größe haben müssen. Wenn ein Bau aufgeführt wer- den soll, müssen die Steine dazu eine ganz bestimmte, vorherberechnete Dimension haben. Ich lege den größten Werth darauf, daß Sie die Postverwaltung nicht dazu drängen, das Gewicht von 4 Pfund über schreiten zu müssen. Denn mit dem Gewicht hängt die Forin zu⸗ sammen; die Gegenstände, die zur Versendung kommen, sind, was ihr spezifisches Gewicht anbetrifft, alle fast gleich schwer; sofern Sie also die Gewichtsgrenze erhöhen, vergrößern Sie nothwendigerweise auch die Dimensionen, und dann ist es nicht mehr möglich, die Vackete in den Eisenbahnwagen, die uns zur Dis position stehen fortzuschaffen, und sie in den Fachwerkräumen der Sammelstellen zu behandeln. Wir haben genau berechnet, daß bei 4 Pfund schweren Packeten in jeden Waggon durchschnittlich ca. 3500 Packete gehen. Nun sind täglich 30 000, in schwierigen Tagen 40,000 Packete durch die Post zur Armee in Frank. reich geschickt worden; das sind ungefähr soviel, wie im Jahre 1866 in einem ganzen Monat abgeschickt wurden. Und wenn der Herr Vorredner gemeint hat, daß diese Summe pro Tag sich vertheilen müsse auf eine größere Reihe von Tagen, und daß man die Packet beförberung wohl länger hätte aufrecht erhalten können, so will ich mir erlauben, ihn daran zu erinnern, daß, als am 8. Dezember die erste Serie der Packetbeförderung geschlossen wurde, die Packete in Frankreich sich derart angehäuft hatten, daß die letzten erst Anfangs Januar zur Vertheilung gekommen sind, weil die Truppen theilweife auf dem Marsch, und die Wege durch die Witterung und die Fuhrkolonnen ruinirt waren, und weil erst auf den entlegenen Routen das nöihige Fuhrwerk herbeigeschafft werden mußte, von dessen Menge man keine Vorstellung hat, wenn man sie nicht gesehen; für die Beförderungen auf den heimathlichen Strecken hinwlederum waren die inzwischen eingetretenen Massenversendungen des Weihnachtsverkehrs und die dann folgenden Schneestürme auch gerade keine Erleichterungen
Ich lege also den größten Werth darauf, meine Herren, daß die in der Praxis bewährten Dimensionen nicht überschritten werden. Es wer⸗ den der Post Seitens der Eisenbahnen täglich 10 Waggons zur Verfügung gestellt, und zwar, je nach Bedarf, in Berlin, Cassel, Leipzig, Frank furt a. M., Cöln, Saarbrücken u. s. w. Diese Waggons kommen aber durchschnittlich erst nach 3 Wochen zurück. Wir müssen also den Bedarf auf 2— 306 Waggons berechnen. Wenn größere Dimensionen festgestellt werden, dann sind auch mehr Waggons nöthig, und die ganze Maßregel scheitert daran, namentlich die Regelmäßigkeit und
Zuverlässigleit der Beförderung. Erweiterte Bedingungen für die
Annahme der Packete lassen sich zwar leicht aufstellen, aber mit der bloßen Annahme der Pakete ist den Truppen nicht geholfen, sondern die Haupsache ist, meine Herren, daß die Packete auch ankommen. Nun bin ich ermächtigt, wenn von dem Hause ein großer Werth darauf gelegt werden sollte, eine Ausdehnung bis 5 Pfund zuzuge⸗ stehen. Ich kann aber nicht dazu rathen, daß ein weitergehender An trag angenommen werde; und wenn Sie auf meine 23 jährige Erfahrung in solchen Dingen und auf meine mehrere Jahrhunderte