1871 / 36 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 Jun 1871 18:00:01 GMT) scan diff

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reichten Resultate der ersten Hälfte des Krieges.

Auf einem mit zwei Kränzen, von eroberten Geschützen besetz ten, in zwei Terrassen aufsteigenden (eylinderischen) Hügel er⸗ hebt sich ein schlankerer, reich und prächtig mit franzoͤsischen Adlern, Fahnen, Laubgewinden, Bändern dekorirter Sockel. Er trägt auf seiner Höhe die von Moritz Schulz in gleichem vergänglichen Material, wie jene Berolina, aber mit großer Meisterschaft und schöner küunstlerischer Wirkung modellirte Vic to ria. Die Spitzen ihrer aufgerichteten mächtigen Schwingen sind 60 Fuß über den Boden entfernt. In ihren erhobenen und vorgestreckten Händen hält sie in der Rechten den Sieger, kranz, in der linken den Palmenzweig. Rückwallend umflattert ihre edle Gestalt das Gewand. Der glorreiche Rame: Sedan prangt über dem preußischen Adlerschilde an der Front ihres Sockels. Vor jenem Kanonenhügel haben neun Riesengeschütze ihre Aufstellung gefunden: der Vierundzwanzigpfünder 16 Ravissant und die acht Sechszehnpfünder Molin - del -rey, la Galattée, le Vioménil, Hyposeus, Folgora, Ganymède, Gamelins und Méölsagre. Diese Aufstellung bildet nur den Mittelpunkt der gesammten Gruppe. Zur Rechten der Victoria für den Beschauer sieht man die 27 Fuß hohe sitzende Kolossal⸗ statue der Festung Metz, auf der linken Seite die ähnliche von Straßburg auf ihren ebenfalls mit Adlern, Fruchtgehängen und Wappenschildern geschmückten Postamenten, beide von Reinhold Begas in der schon geschilderten Weise gusgeführt. Bei der erstgenannten Statue deutet der unter der Mauerkrone den Rücken niederwärts wallende Schleier auf die »jungfräuliche Festung.“ Sie ist im Uebrigen als ein mächtiges Weib von kolossalen Formen und heroischer Attitüde selbst in der sitzen— den Stellung gebildet, die rechte Hand ist in die Seite, die linke auf den Rand des Felsensitzes gestemmt, der sie trägt. In ver— wandtem, diesem Meister charakteristischem Styl ist Straßburg veranschaulicht. Die rechte Hand faßt auf der Brust in die Falten des über die Schulter geschlagenen Mantels; die sinke starr niedergestreckt zur Seite hält die Fackel gegen den Boden gerichtet, welche auf den Brand der im Feuer wiedergewonnenen deutschen Stadt gedeutet werden mag. Hohe bronzirte kandelabergleiche Masten tragen an ihrer Spitze vergoldete Kränze mit dem Bilde des Eisernen Kreuzes darin. Auf großen Bannern liest man die Namen der Schlachten von Colombay, Gravelotte, St. Privat, Vionville und Beaumont. Gegenüber vor dem Thoreingang zum . Potsdamer Bahnhof ist eine prächtige Tribüne konstruirt. Große Gestalten von Berliner Bären halten Wacht

davor. Aus der mittlern Höhe ragt die Kolossalbüste des Kaisers und Königs, an der Rückwand hoch über der letzten

Bankreihe zahlreiche Flaggen⸗, Kranz⸗ und Trophäensäulen mit Flaggen⸗, Schild, Kreuzes und Lorbeerschmuck an ihrer Spitze.

Von hier bis zum Brandenburger Thor erinnern die Aufschriften auf den Schildern an den Flaͤggenmasten an die zweite Periode des Krieges. Man liest dort die Schlachten— namen: Beaune la Rolande, Loigny, Poupry, Beaugency, Marchenoirs, Vendome u. s. w. Eroberte Geschütze sind zu beiden Seiten der Siegesstraße aufgestellt.

Der Platz vor dem Brandenburger Thore ist durch starke 60 Fuß hohe Siegessäulen, welche unter einander durch vielfache Laubgewinde verbunden sind, umschlossen. Ein jeder Mast zeigt auf seiner Spitze einen großen preußischen heraldi⸗ schen Adler in goldenem Lorbeerkranze, auf hohem Sockel um⸗ geben ihn 4 Baͤren als Wappenschildhalter, reiche Fahnen und Banner bilden darüber eine wirksame Dekoration. Die 6 Masten sind den Siegen der deutschen Heere über die Armeen der französischen Republik gewidmet, und zwar, von der Sie— gesstraße eintretend in den also gebildeten Kreis, rechts der erste Mast der Schlachten von Amiens und St. Quentin, sowie den Gefechten und Kämpfen von Bapaume, Péronne, Robert le diable, An der Hallue; zur Linken weiter gehend, der zweite Mast den Schlachten von Orleans und le Mans, sowie denen von Loigny und Poupry, Beaugency, Marchenoir und Azay, der dritte Mast: Pontarlier und Ehateau de Joux, Mont⸗ böliard, Frahier und Pasques; der vierte Mast: Belfort und Alen gon, Döle, Dijon, An der Lisaine. Der fünfte und sechste Mast beziehen sich auf die Kämpfe vor Paris und seinen Forts. Es finden sich daran noch folgende Namen: am fünften: Petit⸗Bicstre, Meudon, Chatillon, Chevilly, Brie⸗ Champigny⸗Villiers, Mont Avron; am sechsten: le Bourget, Stains, Epinai, Mont Valsrien, Malmaison, St. Cloud.

Zwischen beiden Masten hängt ein großes rothes Banner herab, auf dem mit goldenen Lettern Versailles und Paris weithin erkennbar verzeichnet stehen.

Durch das, reich mit Festons, Guirlanden und Kränzen eschmückte Brandenburger Thor hindurch führt die Sieges⸗ raße auf den Pariser Platz, von hier ab bis zu ihrem Ende

, inn n entworfen und ausgeführt vom Professor ropiu s.

Bei dem Eintritt durch das Brandenburger Thor empfängt der Jubelruf der festlich versammelten Tausende, der Will kommen der Ehrenjungfrauen und die Ansprache des Magistrats die heimkehrenden Sieger. Zu beiden Seiten des geräumigen Platzes erheben sich deshalb Tribünen, deren Grundriß eine halbe, der Länge nach durchschnittene Ellipse ist. Dadurch, daß man die oberen Reihen der nach der Peripherie aufsteigenden Sitzbänke noch einmal

durch eine sich scharf absetzende Erhöhung von den mitt—

leren und unteren abgelöst hat, gewinnt das Ganze die architektonisch gegliederte Gestalt eines offenen Amphitheaters. Der gesammte in Roth und Weiß drapirte Bau wird rings von zahlreichen Masten mit Fahnengruppen zusammengehalten und von Silberschilden mit dem schwarzen Adler und dem Bären überragt. Etwas weiter vorgeschoben, mehr nach der Mitte des Platzes zu, befindet sich das Podium für die Ehrenjungfrauen und am Eingange in die Linden erhebt sich unter einem säulengetragenen Baldachin die Bühne für Magistrat und Stadtverordnete, deren Hauptdekoration das Eiserne Kreuz bildet in der alten und neuen Ge— staltung, dieses alte berühmte Zeichen, unter welchem schon die Väter siegten und welches der König am 19. Juli 1870 in seiner ganzen Bedeutung wiederaufleben ließ.

Die Linden entlang sind in ihrer ganzen Ausdehnung mit Reihen von eroberten Kanonen und Mitrailleusen ge⸗ schmückt.

Wo die Wilhelmsstraße, die Schadow⸗, Neustädtische Kirch, Friedrich, und Charlottenstraße die letztere durchschneiden, sind Triumphthore eigenthümlicher Art errichtet. Je zwei solcher von Vietorinengestalten gekrönter hoher Säu! n, wie sie den Bal⸗ dachin über der Tribüne der städtischen Behörden am Beginn der Linden tragen, bilden jedes dieser Thore. Zwischen ihnen ist je ein 20 Fuß breites, 15 Fuß hohes, auf Segeltuch aus⸗ geführtes dekoratives Gemälde befestigt. Diese Bilder versinn— lichen in großen symbolischen Zügen die Hauptmomente jener durch den Krieg Deutschlands gegen Frankreich herbeigeführten glorreichen jüngsten Entwicklung des deutschen Vaterlandes. Den Stoff, welcher in ihnen künstlerisch gestaltet wurde, gaben ein⸗ zelne vom Kaiser und Könige bei verschiedenen Anlässen während jenes Krieges ausgesprochenen höchst bedeutenden Worte. Für das erste Bild (an der Wilhelmsstraße), welches von Otto Knille ausgeführt wurde, boten jene das Motiv, die sich in der König— lichen Verordnung vom 20. Juli 18790 bezüglich der Feier des Bettages am 27. Juli finden. ⸗Mein Volk wird auch in diesem Kampfe zu Mir stehen, wie es zu Meinem in Gott ruhenden Vater gestanden.“ Das Bild, in Form eines Teppichs gedacht, dessen in Gold ornamentirter Fond zu beiden Seiten der figürlichen Darstellung erscheint, zeigt zur Linken vor düstrem, von Blitzen durchzucktem Gewitterhimmel neben der Eiche die hehre blonde Gestalt der goldgerüsteten Germania, das gezückte Schwert in der Hand. Vor ihr die Vertreter des , Volkes, Greise, Männer, Jünglinge und Knaben in malerischer, mittelalterlicher oder phantastischer Rüstung und Tracht, die Hände begeistert zum Schwur erhoben. Dem zweiten Bild, von Schaller gemalt, sind die Kaiserlichen Worte zu Grunde gelegt: »Ganz Deutschland steht einig zusammen, wie nie zuvor, 20. Juli 1870.“ Es schildert allegorisch in idealistischer Form die Ueberbrückung des Mains, also die Verbindung Nord und Süddeutschlands. Beide sind in mächtigen Frauen⸗ gestalten versinnlicht. Jenes eine blondere, dieses eine bräunlichere, durch Attribute und Wappenthiere und die Produkte, hier des Landbaues dort des Meeres, charakterisirt. Geniengestalten schlagen die verbindende Brücke über den trennen den Strom, der Bayer und der Preuße schließen sich auf derselben in herzlicher bundestreuer Liebe in die Arme. Anton von Wem er (sseit dem Ausgang des Krieges von Karlsruhe dauernd nach Berlin übersiedelt) malte das dritte Bild zu den in Ver— sailles am 18. Januar 1871 gesprochenen Kaiserworten: »Seid stets eingedenk, daß der Sinn für Ehre, treue Kameradschaft, Tapferkeit und Gehorsam eine Armee groß und siegreich macht.« Der Inhalt aber der mächtig bewegten symbolischen Komposi⸗ tion ist der Kampf und Sieg Deutschlands. Hoch auf golde— nem Streitwagen in goldener Rüstung, den goldenen Flügel⸗ helm auf den leuchtenden, wallenden Locken stürmt Germania baher, gezogen von weisen Rossen, Jünglinge, goldene Flammenschwerter schwingend, auf deren Rücken, neben dem Wagen schweben gerüstet wallkürenähnlich die Württem— berger und Bayern versinnlichenden heroischen Frauen— gestalten heran. Ueber den im Sturz zusammengebrochenen Feind am Boden geht es unaufhaltsam dahin. Auf schwarzem feurigen Roß eine hohe, Königliche, blondbärtige Reitergestalt mit dem Eisenkreuz auf dem Rundschild weist rückblickend mit dem Schwert dorthin, wo in flammengeröthe⸗

ter, gualmiger Luft der Kaiseradler dem Königsadler im

Kampfe unterliegt. Neben dem Reiter stürmen unauf⸗—

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haltsam die vereinigten deutschen Krieger vor, den afrikanisch— fränkischen Gegner blutend zur Erde streckend, seine Speere zer⸗ splitternd, seine Banner ihm entwindend.

Ernst Ewald malte das vierte Bild am Uebergang der Friedrichsstraße. Es trägt über und neben der Darstellung selbst auf goldenem Grund die Kaiserlichen Worte der Prokla— mation vom 18. Januar 1871 an das deutsche Volk. »Allzeit Mehrer des Reichs, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete natio— naler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung.« Die jungfräulicher Anmuth volle und doch ernst erhabene Gestalt Germania steht, des Deutschen Reiches Krone in der rechten Hand, auf einem Postament, das auf zwei gewaltigen goldenen Löwen ruht, Die Ruhmesgöttin schwebt über ihr und eine Gruppe voll bewegter Gestalten, mit Posaunenschall des Reiches Glanz und Wiederaufrichtung verkündend, umgiebt sie.

A. v. Heyden s Verherrlichung des Friedens schließt an der Charlottenstraße diese Bilderfolge.⸗Möge dem deutschen Reichskriege, den wir so ruhmvoll geführt, ein nicht minder glorreicher Reichsfrieden folgen! 21. März 1814. Die schöne Erfüllung des Wunsches, welchem diese Worte Sr. Majestät Ausdruck gaben, ist hier versinnlicht durch Gruppen bezeichnender, die Thätigkeiten des Frie— dens repräsentirender Gestalten des Berg- und des Land— baues, der Schiffahrt, des Handels, der Kunst und des Gewerbes theils mehr idealen, theils mehr realistischen Cha rak— ters, welche die in ihrer Mitte thronende Germania umgeben. Damit endet der hildliche Schmuck der Lindenpromenade selbst.

Aber unmittelbar danach nimmt ihn die Front des Akademie⸗

gebäudes zu ihcer Seite auf. Mitglieder der Akademie, von Kunstgenossen mit willigem Eifer unterstützt, haben die male— rische Und plastische Dekoration der ganzen Fagade dieses Bau⸗ werks ausgeführt. Auf dem Rande des Daches in seiner vollen Länge erscheint eine mit zierlich gefaltetem, weißen, roth und gold gesäumten Vorhängen verkleidete Ballustrade. In dem Mittelbau vor dem Fenster der normalen Uhr ist unter einem von Säulen getragenen Triumphbogen die Kolossal⸗ büste des Kaisers und Königs (von Prof. Drake modellirt) errichtet. Unterhalb derselben an ihrem Postament reichen die Statuen der Germania und der Borussia sich die eng verbun— denen Hände. Darüber aber im Frontispice des Bogens gehen

nach allen Seiten hin die Strahlen einer goldenen Sonne aus,

über welcher wiederum das Banner mit dem Adler des Deut— schen Reiches erhoben steht. Dem Sieger Gruß und Heil« liest man auf der einen Seite dieser Front, vom dankbaren Vaterland« auf der anderen. Sowohl die Fenster als die Pfeiler zwischen denselben in dem ersten Stockwerk der Fagade sind bedeckt, geschmückt, verkleidet, theils durch Brust— bilder, theils durch ganze Figurenporträts der verdientesten Heerführer und wechselnd damit durch Darstellungen, welche die verschiedenen Truppentheile des deutschen Heeres in charak— teristischen Gestalten und Situationen vergegenwärtigen. Zur Linken für den Beschauer jener mittelsten dekorativen Gruppe zeigt sich der Württembergische Fußsoldat, zur Rechten der Baäyerische, das Banner im Arm, beide nach Bleibtreu s

Skizzen von Hallatz ausgeführt, neben dem ersteren auf Gold⸗

grund gemalt, das Fenster dort deckend, die Kolossalgestalt des Kronprinzen, auf des Säbels Griff gestützt (Oskar Begas), drüben neben dem Bayern die des Prinzen Friedrich Carl von Gustav Richter gemalt in rother Husarenuniform, den Marschallsstab in der Rechten; ein weiter Mantel wallt von den Schultern zum Boden nieder. Den Zwischenpfeiler neben des Kronprinzen Bild deckt eine Composttion von Ludwig Burger. Ber preußische Udan reicht vom Roß herab dem sächsischen Reiter die Champagnerflasche; im Mittelgrunde Militärarzt und Sanitäté corps, die Träger der weißen Binde mit dem rothen Kreuz. Jenseits neben dem Bilde des Prxinzen, G. Spangenbergs Romposition: der preußische Garde— Füsilier, die eroberte feindliche Jahne schwingend, vor ihm der preußische Landwehrmann am Boden ausruhend, im Hinter— grunde badische Schützen. Den Fensterraum neben dem üÜlanen deckt das besonders meisterhaft und wirksam auf Goldgrund gemalte Bildniß des Großherzogs Friedrich Franz von Mecklenburg in ganzer Gestalt von Friedrich Kaulbach. Er steht entblößten Hauptes, die große Ordens— kette über dem einfachen Offiziers-Oberrock, zu seinen Füßen sieht man Blumen und Lorbeerkränze. Drüben das Pendant dazu bildet die von Prof. C. Becker gemalte kriegerische Ge— stalt des Kronprinzen von Sachsen, den vom weiß und grünen Federbusch umwallten Helm auf dem Haupt, die Rechte am Griff des Schwertes, das die Linke an der Scheide gefaßt hält. Auf dieser Seite des Mittelbaus macht den Schluß der malerischen Dekoration das Bild von Professor Steffeck: der preußische Kürassier auf wild vorsprengendem Roß, den tödtlichen Schwert

streich gegen den französischen Bajonetkämpfer zur Seite führend, dessen Kamerad bereits getroffen sich am Boden wälzt. Und jenseits den Abschluß zur Linken macht ein Gemälde von Professor O. Heyden, preußische Jäger und Artilleristen, jubelnd bei dem eroberten französischen Geschütz, gefallene Turkos auf dem vom Kampf zerwühlten blutigen Boden des Schlachtfeldes. Quer über dem Mittelbau, ober⸗ halb dieser Darstellungen, liest man die Worte: »Aus frevel—⸗ haftem Angriff, des deutschen Volkes Einheit.. ;

Die auf Goldgrund von verschiedenen berliner Künstlern im regsten Wetteifer gemalten Medaillon⸗Brustbildnisse des (vom Beschauer) linken Flügels des Akademiegebäudes sind, von der Charlottenstraße beginnend, die Generale v. Voigts— Rhetz, v. d. Tann, v. Göben, v. Manstein, v. Werder, v. Roon, Prinz von Württemberg, v. Kirchbach; auf dem rechten Flügel v. Manteuffel, v. Fransecky, v. Alvensleben J., v. Alvensleben II. v. Bose, v. Steinmetz, v. Zastrow, v. Tümpling. Zwischen den Bildnissen des Kriegs⸗Ministers und des Prinzen von Würt⸗ temberg ist in ganzer Gestalt in kolossalem Maßstabe das Portrait des Reichskanzlers Fürsten Bismarck, jenseits zwischen Fransecky und v. Alvensleben L. in gleicher Weise das des Grafen Moltke, von Professor Adolf Menzel ausgeführt. Jener ist an einem mit Papieren bedeckten Tisch stehend, auf den er die Hände stützt, dargestellt; dieser im winterlichen, schneebedeckten Felde, den Helm auf, den Gummimantel über⸗ geworfen, das Doppelglas in der Rechten haltend, die Linke auf dem Rücken, scharfen Blicks in die Ferne hinausspähend.

Die friedlichen werkthätigen Kräfte sind in der Lin den⸗ promenade durch Ehrensäulen mit Emblemen charakterisirt. Gereimte Sinnsprüche und Citate sind ihnen beigeschrieben. Die Auswahl besorgte Eggers.

Die Anordnung ist die folgende:

I am Eingang zu den Linden: die Eisenbahn,

2) an der Wilhelmsstraße: die Eisenbahn und die Telegraphie,

3) an der Schadowstraße: die Post,

4 an der Neustädtischen Kirchstraße: die Liebesgaben, die Diakonissen und die grauen Schwestern,

5) an der Friedrichsstraße: die Maltheser, die Johanniter, die Felddiakonen und die Feldgeistlichkeit,

6) an der Charlottenstraße: die Aerzte, die Invaliden,

7 an der Mündung der Linden auf den Opernplatz: die sich auf Hülfe und Pflege beziehende Vereinsthätigkeit.

Der weite Platz von dem Standbild König Friedrichs II. bis zur Schloßbrücke ist, um den hier vor dem Kaiser vorbei marschirenden Truppen Raum zu lassen, von Masten freige⸗ blieben, aber der Platz hat durch die sich auf dem Opernplatz, vor der Universität, dem Zeughause u. s. w. erhebenden Tri⸗ bünen, sowie durch das prachtvoll dekorirte Kronprinzliche Palais eine wahrhaft festliche Ausschmückung erhalten.

Ueber die mit Schiffen, zahlreichen Flaggen und Laub— gewinden reich verzierte Schloßbrücke gelangen die Sieger nach ihrem Ziele, dem Lustgarten.

Vor dem Haupsportal des Königsschlosses, etwas vorgerückt gegen die Clodschen Pferdebändiger an der Terrasse, erhebt sich das Riesenbild der Germania mit ihren beiden lang entfremdeten, nun wieder gewonnenen Kindern Elsaß und Lothringen neben sich. Ein hohes, reich geschmücktes Piedestal von cylindrischer Form trägt diese von Albert Wolff in erhabener Schönheit und monumentaler Macht ausgeführte Gruppe. Den untersten Theil des Sockels umgiebt ein vom Bildhauer Walsleben mo⸗ dellirtes Relief, die deutschen Flußgottheiten darstellend: Rhein und Mosel, Oder und Elbe, Weichsel und Nogat, Donau und Main. Den verjüngten Theil des Postamentes darüber deckt ein 6 Fuß hohes Relief von Siemering, dessen Länge abgewickelt 63 Fuß betragen würde. In 27 lebensgroßen Gestalten (die Thiere und Kinder nicht mitgezählth, ist die Wirkung des Königlichen Aufrufs an sein Volk darin dargestellt. Den Mittelpunkt bildet an der Vorderseite der in die Kriegsposaune blasende Herold. Im Sturmschritt nahen sich von beiden Seiten die bereits fertig gerüsteten Krieger. Scenen des Abschieds von Braut, von Weib, von Kind und Eltern, seitens der Männer und Jüng— linge des verschiedensten Lebensberufs, des Studenten, des Landmanns, des Handwerkers, das Ergreifen der Waffen, das freudige Herbeieilen auf das Wort des Königs. Das Alles schildern diese Reliefs in natürlich wahren, kraft⸗ vollen Zügen. Der Umkreis der Höhe des Piedestals zeigt einen Schmuck aus abwechselnd immer wiederholten Adlern und von der Kaiserkrone überragten aufgerichte—⸗ ten Wappenschilden. Die Gestalt der Germania hat sitzend auf ihrem mit dem Reichsadler an seiner Rücklehne geschmück⸗ ten Thronsessel bis zur Spitze der Kaiserkrone auf dem edlen Haupte eine Höhe von 19 Fuß. Sie hält in der Rechten das in einem goldenen Adler endende Reichs- scepter. An ihr Knie schmiegt ssich, bereits zutraulicher ge⸗