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Nichtamtliches.
Dentsches Reich.
Preußen. Berlin, 5. Oktober. . Kaiser und König gedenten, wie bereits gestern mitge⸗ theilt wurde, am 6. Oktober Mittags von Baden nach Rastatt und Carlsruhe abzureisen, woselbst Truppenschau stattfindet. Die Ankunft in Tarlsruhe erfolgt 1 Uhr 20 Mi⸗ nuten. Das Dejeuner wird im Schloß . Die Weiterreise von Carlsrube findet um 3 Uhr 30 Minuten über Bruchsal nach Mannheim statt, woselbst gleichfalls Truppen. besichtigungen stattfinden. Die Ankunft in Mannheim erfolgt um 5 Uhr 30 Minuten, und wird die Reise von dort um 6 Uhr über Worms und Darmstadt nach Frankfurt fortgesetzt, wo das Souper in Westendhall eingenommen wird. Von
rankfurt gedenken Se. Majestät Sich um 9 Uhr 15 Minuten bends über Eassel und Magdeburg nach Berlin zu begeben, wo die Ankunft am 7. d. Morgens 8 Uhr stattfinden soll.
— Ihre Kaiserlichen und , , Hoheiten ber Kronprinz und die Kronprinzessin, welche Baden⸗ Baden am 3. Oktober, Abends 7 Uhr, verlassen und Sich nach Earlsruhe begeben haben, sind am folgenden Morgen in Be—⸗ , . der , . von Baden zur Besichtigung
er Schlachtfelder von Weißenburg und Wörth von dort ab⸗ gereist. Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten gedachten gestern Abends nach Carlsruhe zurückzukehren,
— Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht (Vater) ist am 3. d. Mts. Abends, über Leipzig von Ostende kommend, auf seinem Schlosse Albrechtsberg wieder eingetroffen und hat daselbst gestern sein Geburtsfest begangen.
— Das Staats⸗Ministerium trat heute zu einer Sitzung zusammen.
— Am 29. v. M. ist hier die auf Beschluß des Bundes⸗ rathes einberufene Kom mission von ärztlichen und pharma— zeutischen Sachverstandigen zur Berathung über die Feststellung einer allgemeinen deutschen Pharmakopse zusammen—- getreten. Die Anregung dazu ist schon im Jahre 1869 von Mecklenburg ausgegangen. Der Bundesrath des Norbdeutschen Bundes hatte eine Kommission von 6 Mitgliedern einberufen, zu welcher Preußen, Sachsen und Mecklenburg je zwei Mit- n. en enden hatten und welcher der Königlich preußische
eheime Medtzinal Rath Housselle prästdirte. Diese Kom⸗ misston machte sich indessen nur über ein Gutachten schlüssig, daß von den vorhandenen Pharmakopöen weder die preußische, noch eine von dem Apothekerverein zu Gotha im Jahre 1865 selbständig aufgestellte pharmacopoea Germaniae sich zur Annahme empfehle. Mecklenburg hat nun in neuerer Zeit einen förmlichen Antrag auf Einberufung einer Sach ver⸗ ständigen⸗Kommission zur Feststellung einer allgemeinen deut- schen Pharmakopöe wiederholt, und so ist eine neue Kommission von 12 Mitgliedern beschlossen worden. In derselben führt der Geh. Rath Housselle den Vorsitz. Die Sitzungen, deren zweite am Montag stattfand, werden in einem n des Ministeriums der geistlichen 2c. Angelegenheiten abgehalten.
— S. M. Kanonenboot »Delphin« ist am 4. d. M. von Golette nach Malta in See gegangen.
Cöslin, 28. September. Das Amtsblatt der hiesigen Königlichen Regierung veröffentlicht folgenden Erlaß:
Des Kaisers und Königs Majestät haben Ällergnädigst mich zum Präsidenten der hiesigen Königlichen Regierung zu ernennen geruht. Ich übernehme dieses Amt heute in dem ernsten Willen, der Pflege ünd Förderung der geistigen wie der wirthschaftlichen Interessen des meiner Verwaltung anvertrauten Landestheils, sowie seiner Bewohner meine ganze Kraft zu widmen. Ich bitte, in meiner amtlichen Thätig keit mich durch Rath und That unterstützen zu wollen; ich erbitte ö;
vor Allem Vertrauen, ohne welches mein Streben ein vergebliches bleiben würde.
Cöslin, den 27. September 1871. Der Regierungs ⸗ Präsident.
— von Kamptz. Kiel, 4. Oktober. (K. Corr.) Von der Marine ist der Hamburger Packet ⸗Dampfer »Adele⸗ käuflich erworben, um als Kommunikationsmittel zwischen den Ost⸗ und Nordsee⸗ Marinestationen verwendet zu werden, derselbe soll“ nicht allein für Inventariengegenstände, sondern auch zur Ueberführung von Matrosen⸗ 2c. Detachements Verwendung finden. Stolzenfels, 1. Oktober. 6 Majestät die ver⸗ wittwete Königin machte gestern eine Tour durch das Ahrthal und trat nach eingenommenem Diner nach kurzer Fahrt bis Altenburg, die Ruͤckreise nach Stolzenfels wieder an. Doü sseldorf, 4. Oktober. Der vor Kurzem von Esslin hierher versetzte Regierungs⸗Präsident von Goetz ist in Folge Schlaganfalles heute n eh gestorben.
Se. Majestät der
Bayern. für die XI.
München, 3. Oktober. Finanzperiode 1872 die Staatseinnahmen für ein Jahr der Periode auf 102,601,726 Fl. veranschlagt und zwar; ) Grundsteuer 7,469,831 FJl., 2) Hausstcuer 1,224‚183 Fl., 3) Gewerbesteuer 1719074 Fl., Kapitalrentensteuer 88,6278 Fl., 5) Ein— kommensteuer 434,266 . 6) Taxen und Strafen 4960 000 Fl I Stem pelgefaͤlle 175 G0 Fl, 8, Aufschlagsgefaͤlle einschlies. lich des ner be gh s der Pfalz 9,303,507 Fl., M Zoll. und Steuergefälle 1966,640 Fl, 10 Salinen 1461, 865 Fl., 1 Bergwerke diesseits des Rheins 1,285,565 Fl., 17 Bergwerke berge, h Fi, 1. Ciset bahnen äs zs . Post 3,577,286 Fl., 15 Teles g nn, 482,766 Fl, 16) Lud. wigs · Kanal 91073 Fl., 17) Bodensee Dampfschifffahrt 245,000 Fl., 18) Gesetz, und Regierungsblatt 35790 gl, 19 Staätsforsten, geen und Triften 13 061,616 Fi! . Ockongmie und, Gewerbe ib Mrd Fl. 21) Grünbgefflll 4555, 583 3 22) Zinsen aut Staats ⸗Aktivkapitalien 2331 Il 23) Entschädigung von der Krone Oesterreich 102,983 Fl., 26 Ertragsanthell des Staates an den pfälzischen Eisenbahnen 250,060 Fl., 265) ,, Einnahmen 18,3620 Fl., 26) der im Reichsbudget für das K. b. Militärkontingent ausgeworfene Betrag (durchlaufender Posten) 18996, 075 Fl., 27) Einnghmen für Zwecke des allgemeinen Unterstützungsvereins für die Hinter. lassenen der K. b. Staatsdiener und der hiermit verbundenen Töchterkasse 1615/03 Fl. Die Staatsausgaben sind zu 68, 383073 Fl. veranschlagt und zwar: I) Staatsschuld 11,570, 95h Fl., 3 Königl. Haus und Hof 3,156,807 Fl., 3) Staatsrath 7I016 Fl., Landtag 14098 Fl., 5) Ministerium des K. . und des Aeußern 432,750 Fl., 6) Justiz⸗Ministerlum
Im Finanzge b rdf,
S44,425FI., ) Ministerium des Innern 4 830 54581., 9 Kultus!
Ministerium 67165393 Fl., 9) Finanz ⸗Ministerium 1,011,772
l., 10 Handels. Ministerium 4,540,116 Fl., 1) Militär Etat
durchlausende Post) 18,996,075 Fl., 12) Penstonen der Witt— wen und Waisen der Staatsdiener 845,000 Fl., 13) Ausgaben auf Reichszwecke 10,910,400 Fl., 14 Reichsreservefonds 216,26 Fl. Die Ausgaben auf die Erhebung, die Verwaltung und den Betrieb sind auf 34,218,647 Fl. veranschlagt, u. 1,171,865 Eisenbahnen 1709090117 Fi. Post 3,277,266 Fl., Telegraphen 415,670 Fl., Gesetz. und Regierungsblatt 20,685 Fl., Forst, Jagd⸗ und , en. 5,961,646 Fl. Demnach beträgt der Voranschlag der Ausgaben zusammen 102,601,726 Fl., gleich dem der n n,,
— In Folge der im »ReichsgesetzBlatt« Publizirten Er— nennungen von General⸗Konsuln des Deutschen Reichs in War— schau, Riga, Odessa, St. Petersburg und Lissabon sind die bisherigen Königlich bayerischen General Kon sulate in Warschau, St. Petersburg und Lissabon, sowie die Kon— sulate in Riga und Odessa auf Grund des Art. 56 der Deut— schen Reichsverfassung aufgehoben worden.
Oesterreich⸗ ungarn. Wien, 4. Oltober. Der Kaiser
ist gestern Abend nach Ischl gereist. — Der Kronprinz von Sachsen ist gestern früh hier eingetroffen.
— Daß Reichsgesetzblatt« enthält eine Kundmachung des Handels. Ministeriums vom 29. September 1871, betreffend das
Srganisationsstatut für die Weltausstellung des Jahres 18753
in Wien.
— nde September waren 411,999,234 Fl. Staats-
noten und Partial⸗Hypothekenanweisungen im Umlauf.
— Der oberssterreichische Landtag nahm gestern
die Reichsrathswahlen vor.
Prag, 3. Oktober. Die Dreißiger ⸗Kommisston hielt gestern eine Sitzung ab, in welcher Rieger über das Natitonalt= , Bericht erstattete. Darauf wurde das Gese die Wahlordnung weiter berxathen und bis auf wenige erledigt. Das Subkomite sür diesen Gesetzentwurf hält heute die Schlußberathung. zur Berathung des vom Subkomite ,. Adreßentwurfs
zusarnmen. Bab Nationalitaͤtengesetz ist berelts gedruckt worden. . , Paris, 3. Oktober. Das -Journal officiel,
veröffentlicht das Gefeßz boi 16, September b. J. lbeichest den Präsidenten der Republik ermächtigt, mit dem Deutschen Kaiser unter gewissen Bedingungen einen Vertrag über die Zulassung der elsaß ⸗‚lothringischen Industrie - Erzeugnisse zu er— mäßigten Zöllen abzuschließen.
— Der Bischof Fruchaud von Limoges ist zum Erß—
bischof von Tours, der Bischof GSrault de Langalerie
zum Erzbischof von Auch ernannt worden. — 4. Sttober. Das »Journal officlel⸗ veröffentlicht einen Bericht des interimistsschen Kriegs Ministers Pothuau, in wel⸗
chem derselbe beantragt, den Marschall Baraguay d' Hilliers zum
753 Salinen Fl., Bergwerke diesseits des Rheins 1,R 155,565 Fl,
über unkte
Heute tritt auch die ganze Kommission
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räsidenten und die Generale, Charon, Thiry, Aurelles de aladine und Autemarre zu Mitgliedern der Kommission zu nennen, vor welcher alle Generale und Offiziere zu erscheinen aben, die während des letzten Krieges eine Kapitulation unter⸗
heichneten. Der Bericht ist von Thiers genehmigt worden.
Spanien. Madrid, 3. Oltober. In der heutigen Sitzung der Cortes wurde Sagasta in zweiter Abstimmung mit (zz gegen 113 Stimmen, welche der Kandidat der Regie⸗ rung, Rivero, erhielt, zum Präsidenten gewählt. Der Minister—
raͤsident erklärte hierauf, daß das Ministerium seine Ent— laffung einreichen würde. Die Cortes beschlossen in Folge die⸗ ser Erklärung, ihre Sitzungen bis zur Lösung der Ministerkrisis
vertagen. i . 6 Oktober. Gestern Abend verfügte sich der progres— sistische Klub in Gesammtheit zu Zorilla, um demselben seine mnergische Unterstüßung anzubieten. Gleichzeitig wurden die progressistischen Klubs in den Provinzen telegraphisch aufge— sordert, ihre Zustimmung J dem Vorgehen des Klubs von Madrid zu Gunsten der radikalen Ideen zu erkennen zu geben. Heute Nachmittag soll eine Manifestation im Prado zu Gunsten pes abgetretenen Ministeriums stattfinden.— Espartero hat aus Gesundheitsrücksichten abgelehnt, nach Madrid zu kommen. Wie verlautet, soll ein Ministerium der Vermittelung, unter Vorsitz Malcampo's, gebildet werden. — Die Manlfestation zu Gunsten Zorjilla's 9. heute statigefunden. Die Ordnung wurde nicht gestört.
— Der König hat gestern Abends mit Sagasta und Santa Cruz unterhandelt. Beide sollen gerathen haben, Espar⸗ fero mit der Neubildung des Ministeriums zu betrauen. Derselbe hat, wie bereits gemeldet, auf eine Anfrage geant⸗ wortet, daß Gesundheitsverhältnisse ihn abhielten, nach Madrid zu kommen. Sagasta soll sich zur Uebernahme eines Porte⸗ seuilles bereit erklärt haben.
Numänien. Bukarest, 4. Oktober. Die Kammern sind zu einer außerordentlichen Session für den 17. (29.) Oktober einberufen. Der Minister der auswärtigen Angelegenbeiten Costaforu ist wieder hier eingetroffen.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 3. Oktober. Der Reg. Anz. veröffentlicht folgendes Telegramm; Wla di⸗ sawkaß, 1. Sttober. Nachdem der Kaiser 21 Stunden in dem Fort Wosdwishenski zugebracht und die Truppen besich— igt hatte, reiste Allerhöchstderselbe am 29. nach Wladikawkas ab, woselbst Se. Majestät auch am Abend desselben Tages glücklich eintraf. Unterwegs hielt der Kaiser in der Staniza Ssljepzow6kaja an, wo sich die Deputirten aller Stanizen des Terekschen Heeres Sr. Majestät vorstellten und ein Kosakenfest veranstaltet war. . ᷣ .
Am 30. besichtigte der Kaiser die Truppen, empfing die Deputirten der dortigen Notabeln, hesuchte die Erziehungs und Wohlthätigkeitzanstalten und am Abend ven Ball der Stadt.
Am J. Oktober setzte der Kaiser die Reise nach Tiflis fort.
Dänemark. Kopenhagen, 4. Oktober. Das neue dem Reichstage vorgelegte Zollgesetz ermäßigt den Zoll für Pa—⸗ pier, Glaswaaren, Steinzeug, Porzellan, Seife, Lichte, Raffina⸗ den, sonstigen Zucker unb für Manufatturwaaren. Vom Zoll befreit werden Rohstoffe, als: Talg, Thran, Farbestoffe, Sal⸗ petet, ferner Käse, Pulver, Filz 2c. Bedeutende Zoller mäßigun⸗ gen treten ein für: Holz, Eisen und Holzwagren und Eisen⸗ waaren. Von den jetzigen 271 Tarisposten bleiben nur 181 in Kraft. Der hierdurch berursachte Verlust an Zoll soll nach dem Vorschlage des Ministers durch Erhöhung des Zolls für Tabak, Wein, getrocknete Früchte, Hopfen, Thee (Kaffee bleibt unverändert), Cacao, Kanehl, Essig und . sowie für ver— setzen Spiritus gedeckt werden. Der Gesetzvorschlag enthält ferner die wichtige Aenderung, daß Wagren fortan 15, anstatt jezt 8 Tage, in ben Königlichen Zollpackhäusern lagern können.
Australien. Die legislative Versammlung von Vic⸗ toria hat einer Depesche aus Melbourne vom 10. September zufolge das neue Tarif -⸗Gesetz angenommen.
Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau. Paris, Donnerstag, 5. Oktober. Das Journal officiel erllärt die vom »Siscle« gebrachte Mittheilung, daß mehrere Offiziere bei einem Diner in dem Lager von Satory einen JToast auf Napoleon ausgebracht hätten und in Folge dieses Vorfalls eines der Regimenter des Lagers nach der Loire ab⸗ esandt worden sei, für vollständig erfunden. Das genannte latt fügt hinzu, daß eine Entfernung eines Regiments ehen g wenig stattgefunden habe, wie irgend ein aufrührerischer Toast ausgebracht worden sei. Der Marschall Mac Mahon habe vielmehr, nachdem eine gründliche Untersuchung übers den Vor⸗
das Reichsheer und dessen
fall stattgefunden, der Regierung gegenüber die Erklärung ab⸗ gegeben, er protestire in seinem Namen und Namens der unter , Oberbefehle stehenden Truppen gegen diese unbegründeten zerüchte.
Neichstags⸗Angelegenheiten.
Ueber die bevorstehende Reichstags Session bringt die Prov. Korr. folgende Mittheilungen: Bie Session wird etwa Mitte des laufenden Monais eröffnet werden. Bis dahin wird auch das neu ö Reichstazsgebdäude zur Benußung vollständig bereitgestellt ein. Stsston, deren Dauer nicht sehr ausgedehnt sein kann, wird der Reichs haushalt für 1872 bilden, dessen Voranschlag zum ersten Male die Einrichtungen des Deutschen Keiches in seiner Gesammtheit umfaßt. Der Reichstag wird bei der diesmaligen Berathung des Haus- 20 zum ersten Male auch über die Autgeben für das Reichsheer Beschluß zu fassen haben. Dis zum 31. Dezember 1871 sind (nach Art. 62 der Verfassung) zur Bestreitung des Auf⸗ wandes für das gesammte Heer und die zu demselben gehörigen Ein—= richtungen dem Reichsfeldberrn so viel Mal 225 Thaler als die Kopf- zahl der Friedenzstaͤrke des Geeres beträgt, zur Verfügung gestellt. Per Etat über die Ausgaben für das Bundesheer ist während dieser Uebergangszeit dem Bundesrathe und dem Reichstage nur zur Kenntniß⸗ nahme und zur Erinnerung vorzulegen. Nach Ablauf des gegenwärtigen Jahres dagegen werden zwar die Beträge von je 225 Thaler für die Kopf⸗ zahl der zu stellenden Mannschaften Seitens der einzelnen Staaten zur Reichétasse weiter gejahlt, die Verausgabung dieser Summe für Einrichtungen soll aber alsdann durch das Haushaltsgesetz festgtstellt werden. Es lag bisher in der Absicht der Neichtztegierung, dem Reichstage behufs Feststellung der Ausgaben alsbald eine vollfsändige und genaue Eiatsaufstellung für das Reichs= heer und die Militär Einrichtungen vorzulegen,. Sollte dies wegen augenblicklicher Schwierigkeitin noch nicht ausführbar sein, so würde doch eine De lun ber Gesammthshe der nächstjährigen Ausgaben . das Kriegsheer lm Etatsgeseßz zu erfolgen haben. Bie Bergthung es Reichshaushalts wird hierdurch jedenfalls eine größere Ausdehnung und Bedeutung als bisher gewinnen. In Zusammen ange mit dem Haus -= halts. Etat wird eine Vorlage wegen Erhöhung der Gehälter der Reich · bcamten erfolgen, ebenso wie eine solche für die preußischen Staats beaquten beim Landtage beantragt werden soll. Ein weiterer Gesetzentwurf ist bestimmt, die Stellung der Reichsbeamten und ihre Pensions verhält niffe zu rigeln. Von wichtigeren Vorlagen durfte dem Reichstage noch die Mänzreform zugeden. Derselbe wird außerdem bei den weileren Beschlußnahmen uͤber die Verwendung der Kriegskonteihution und im Zusammenhange damit über die Errichtung cines Reichs Kriegsschäaßes mitzuwirken haben. Die in der Vorberellung begriffenen wichtigen Reformgesetze auf dem Gebiete der Rechtspflege, so iwie das Resché-Preßgesetz und andere Vorlagen dürften erst in der nächsten Frühjahrssession des Reichstages zur Berathung gelangen.
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Verkehrs⸗Anstalten. In der Sitzung des Vereins kunde am 12. September gab der Ministerial · Direktor Weißhaupt eine Schilderung der Vertehrsentwicklung im letzen Jahrzehend. Der Ausschwung, welchen der Eisenbahnvertehr bis zum Jahre 1866 ge—
Berlin. für Eisenbahn⸗
zeigt, verlangsamte sich nach bieser Zelt wesenilich und zeigte erst wieder im Jahre 1870 die alten raschen Fortschritte. Der Ausbruch des Krieges verursachte nur eine vorübergehende Hemmung. Der glorreiche Ausgang bildet den Ausgangspunkt eines bis dahin noch nicht dagewesenen Rufschwunges, zu welchem, um die Aufgabe der Bahnen noch schwieriger zu machen, der Transport der aus Frankreich zurückkehtenden Truphen hinzutrat. Verechnet man, baß zum Transport eines Armee Corps 1060 Züge zu 100 Achsen er= forderlich sind, und nimmt die Belastung der Achse zu 50 Cintner und die Fahrzeit für Hin. und Rückfahrt der Wagen zu 10 Ta⸗ gen an, so erglebt dies 30 CM00, 000 Ctr- Meilen, welche dem gewoöhn lichen Verkehre durch den Transport eines Armee Corps entzogen werden Auch in den Richtungen des Verkehrs sind in Bezug auf dessen Intensität we, , e. eingetreten; so hat der Verkehr von Norden nach Süden, aus den deutschen Secstädlen nach dem Innern bes Landes, eine so ungewshnliche Stärke angenommen, daß die Be⸗ triebs nmiittel der hierdurch betroffenen Bahnen auch nicht entfernt mehr genügen. Ueberhaupt sind die vorhandenen Betriebsmittel der Bahn⸗ Verwaltungen zur Bewältigung der gesteigerten Verkehrs ⸗Anforderun⸗ gen unzureichend, und tann leider durch die stattgehabten umfang. reichen Bestellungen an Wagen und Maschinen für den Augenblick dem Bedärfniß noch nicht genügt werden. Die Fabriken, durch die Aufträge von allen Seiten, insbesondere auch für die Bahnen in Elsaß⸗ Lothringen übersetzt, sind nicht in der Lage, das Fehlende so rasch als gewünscht wird zu liefern. Dazu tritt, daß sie erst seit Kurzem wie ber im Vollbesitz der Arbeitskräfte sind; unsere erste Berliner Wagen. fabrik war bis zum 1. Juli aus Mangel an Kräften mit mehr als Ho Wagen gegen das Vorjahr im Rüdstande Ein weiterer lebelstand ist es, daß bie Wagenfabriken von den Eisenbütten mit der Anlieftrung der Ächsen und Räder 24. in Stich gelassen werden. Die Kalamit ät auf dicsem Gebiete der überdies unter den hohen Zohlenpreisen leidenden Fabrikthätigkelt gegenüher den drängenden auf die bestellten Wagen sehnsüchtig harrenden Bahnverwaltungen ist groß. Durch Vereinigung rößerer Bahnkomplege zu Hülfsverbänden dürfte vielleicht einige nderung der Noih herbeigeführt werden können, obwohl dieselbe ziemlich allgemein ist, immerhin würde dadurch eine hessere Aut⸗ nutzung der Betriebsmittel zu ermöglichen sein. — Der Redner machte
schließlich auf die Bemühungen der deutschen Verwaltungen aufmerk-
Den wichtigsten Gegenstand der Berathungen in der diesmaligen