1872 / 13 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 16 Jan 1872 18:00:01 GMT) scan diff

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Bedürfniß sein, einen des, Livilprozesses Kundigen. dort beizugeben. Einstweilen ist dieser Militärbevollmächtigte ein unentbehrlicher Hülfsbeamter für die dn, g. Thätigkeit unserer dortigen Gesandtschaft, und ich möchte dringend bitten, meine Herren, nicht blos nach persönlicher Rücksichtnahme zu verfahren oder nach dem Wunsche, bie Thätigkeit der Regierung nicht zu slören, sondern sich auch von der Uleberzeu hung vollständig zu durchdringen daß diese Gesandtschaften und ihre Thätigkeit zu dem unenthehrlichsten Hand⸗ werkszeug unserer Politik gehören, und ich möchte an den Herrn Vorredner die Bitte richten, wenn er nichts Neues als das heute und früher , , über die Sache zu sagen weiß, daß wir uns in zukunft lieber gegenseitig mit einer Bezugnahme auf die früheren enographischen Berichte abfinden.

Der Regierungs⸗Kommissar Wirklicher Legations Rath von Bülow leitete die Diskussion dieses Etats wie folgt ein:

Meine Herren! Es wird nur weniger Worte bedürfen, um den vorliegenden Etat vor Ihnen zu erläutern. Derselbe schließt sich genau an denjenigen des Vorjahres an und enthält nur insofern eine Ab— weichung, resp. Mehrforderung, als in Folge des Hinzutritts der Südstaaten zum Reiche die Gesandtschaften in München, Stuttgart, Karlsruhe und Darmstadt Preußisch geworden sind, und als solche vom Bundeshaushalts - Etat 9 den preußischen Etat zu übernehmen waren. Aeber die othwendigkeit der Fort- dauer dieser vier Gesandtschaften als ,, . laube ich mich einer näheren Darlegung enthalten zu dürfen, na dem schon bei früheren Diskussionen von Seiten der Regierung wiederholt und ausführlich die Gründe entwickelt worden sind, welche den Forthestand

reußischer Gesandtschaften an den deutschen H öfen erforderlich er⸗ cheinen lassen, und nachdem Sie, meine , urch Ihr vorjähriges

otum 6 Gründe wenigstens in Bezug auf die ker erte. ten innerhalb des vormaligen Norddeutschen Bundes als zutre anerkannt haben. ; ;

Um den Umfang des Geschäftsverkehrs zwischen dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und den auf dem vorliegenden Etat stehenden acht e , , rer vor Ihnen klar zu stellen, erlaube ich mir anzuführen, daß im Laufe des vorigen Jahres in runder Summe 46000 Erlafse, resp. Berichte zwischen diesen Gesandtschaften und der Centralbehörde ausgetauscht worden sind; eine Zahl, die früher noch erheblich höher war und jetzt nur dadurch eine geringere ist, daß man allgemein darauf. Bedacht genommen at, das Schreibwesen so viel als möglich zu vermindern. Die obige Siffer dürfte, aber auch darthun daß die Arbeit, welche

em auswärtigen Amte durch die Besot gung der speziell preußischen Angelegenheiten innerhalb des Deutschen Reiches erwächst und für welche die bekannten 30/099 Thlr., das Pauschal⸗Aequivalent bilden, eine nicht unbeträchtliche ist, zumal wenn Sie erwägen, daß die oft umfangreiche Correspondenz mit den inneren rer hen Behörden über die in Betracht kommenden Angelegenheiten noch hinzutritt.

Von der Uebernahme der Missionen an den vier k 64 auf den preußischen Etat ist die Vermehrung der sogenannten

ächlichen Ausgaben in den Titeln 4 bis 7 die natürliche Folge gewe⸗ sen. Die bezüglichen Mehrforderungen gründen sich, wie bereits in den Motiven bemerkt ist, auf eine Durchschnittsberechnung der in den letzlen drei Jahren bei den Gesandtschaften in München, Stutt⸗ gart, Darmstadf und Karlsruhe vorgekommenen Ausgahen,

Schließlich erlaube ich mir noch mitzutheilen daß die im Titel 2 unter Nr. 7 befindliche Position: Zulage an ben Militär⸗Bevoll mächtigten in Stuttgart 1500 Thaler. vom Etat zurückgezogen wird. Nachdem kürzlich ein preußischer General an die Spitze des Württem— bergischen Armee⸗Corps berufen worden ist, wird die Accreditirung eines Militär⸗Bevollmächtigten ,. nicht mehr für erforderlich ge⸗ halten. Die Summe der sämmtlichen Ausgaben des vorliegenden Etats vermindert sich danach von 133900 Thaler auf 132,400 Thaler.

Bei der darauf folgenden Berathung, des Etats der Eisenbahn⸗ Verwaltung nahm in der allgemeinen Disküssion nach dem Abg. Dr. Löwe das Wort der Staats⸗Minister Graf von Itzenplitz: . ; .

Meine Herren! Ich wende mich zunächst zu den Prinzipien, ven denen der letzte Herr Vorredner gesprochen hat, und zu dem, was in Zukunft zu thun sein möchte; von den Vorwürfen für die Gegenwart werde ich dem an Abg. Berger hernach antworten.

Was das System anbetrifft, so wollen Sie sich daran erinnern, daß vor den nun fast zehn Jahren, daß ich die Verwaltung über nahm, schon das gemischte System im Lande in sehr großer Aus deh⸗ nung vorhanden war und die größten und nach gst Eisenbahn⸗ Direktionen bestanden, die auszukaufen weder Gelegenheit noch Ver⸗ anlassung war. Das Erste von Allem schien mir denn doch, dem Lande noch recht viele Eisenbahnen zu geben. Damals fanden Sie auf der Karte noch außerordentlich große Lücken wo keine schwarzen Striche für die Eisenbahnen waren und es ist doch in der Zeit gelungen, sehr viele von diesen Lücken auszufüllen. Ich habe alle diese Zahlen nicht zur Hand; aber in den Jahren 1866 69 sind allein 177 Meilen hinzuge⸗ kommen. Ich fragtẽ mich nun damals; auf welche Weise kannst du denn zunächst Eisenbahnen verschaffen? Als ich eintrat, da hätte ich nicht das Glück gehabt ich will nicht weiter daran rühren = aber damals hätte ich nicht das Glück gehabt, von diesem Hause Geld für die Eisenbahnen zu bekommen; also das einzige Nemedium war wenn ich vorwärts kommen wollte, der Prspatindustrie freiere Flü⸗ gel zu lassen als bisher. Das fand anfangs Anklang, wurde aber nachher verworfen; ich habe auch selbst geschen, daß es mit der Privatindustrie seine 2 Schattenseiten hat. Wenn es sich also um das handelt, was für die Zukunft mir das Richtige und zu Erstrebende erscheint, dann weiß ich das sehr genau,

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dehnte Anwendung in unserem Lande nicht mehr finden, weil wir

die Hauptstraßen haben. Allerdings wird es noch vorkommen, und

ich, kann Ihnen gleich eine nennen, das ist eine Bahn von

Trier nach Coblenz, das ist eine Hauptstraße und führt zu⸗

gig von Trier nach Diedenhofen. Wo aber die Hauptstraßen

a sind und es sich um die Nebenstraßen handelt Jeder soll

doch wissen, was er will, und vorzüglich ein Minister da ist

mein Wunsth und Wille der, daß die Nebenbahnen der Privat⸗— industrie den Provinzen und Kreisen überlassen werden, und daß man dazu ihnen Beihülfen au fonds perdu giebt, so weit es die Mittel des Staates gestatten. Denn, meine Herren, dem Prinzip der Garantien bin ich nie hold, gewesen; ich habe es porge unden

und hei vielen Bahnen waren die Einleitungen so ge roffen, daß e auch so weiter geführt werden mußte. Man kann nicht von einer

Sache, die halb in der ö begriffen ist, plötzlich abspringen, aber die Garantien haben sehr große Schattenseiten. Der Herr Abgeordnete Berger hat gus eführt, daß der Staat keinen Nach⸗ theil davon habe, das wird aber nicht so bleiben, denn was wir jetzt noch zu garantiren bekommen könnten, das wird unsere Einnah⸗ men nicht vermehren. Ich bleibe also immer dabei: Zunächst recht. viele Eisenbahnen, möglichst viele Eisenbahnen, das ist die Haupt⸗ 66 unbedingt die Hauptsache, die Tarife finden sich nachher von

elbst, eine jede Konkurrenzbahn bringt gleich die Tarife herunter.

Das wären die Grundsätze, nach denen ich möchte, daß wir noch recht viele Bahnen bekämen.

Einen andern Punkt hat der Herr Abg. Berger berührt, und in dem bin ich ganz vollkommen mit ihm einverstanden: wir in die Regierungsart der Eisenbahnen sowohl bei den großen Ge— sellschaftsbahnen, als auch bei, den Staatsbahnen modifiziren. Es ist für die betreffenden Direktionen nicht mehr möglich, an Ort und Stelle alle Leute zu kennen und 634 zu beurtheilen, und um meine Ansicht darzulegen so erlauben Sie mir eine Analogie zu nennen: die jetzigen Direktionen will ich vergleichen mit Ober-Präsi⸗ denten und i müssen unter sich haben; Regierungen, d. h. kleinere Direktionen, die unter ihnen stehen und die die Sachen an Ort und Stelle erledigen; aus dem Centrum läßt sich das Alles nicht mehr regieren. Es ist ganz unmöglich, daß die Herren, die in , e. fißen, auf der ganzen Bahn von Holland nach dem Osten hin ihre Leute 9; kennen. Das ist aber auch schon in vollem Gange und von mir selbst eingeleitet.

Ein dritter Punkt, den der Herr Abg. Berger nicht erwähnt hat, das sind die Tarife, Wir haben jetzt ein zu komplizirtes Tarifsystem und es ist eine zu schwere Aufgabe für den Mann, der die Waaren annimmt, die richtigen Tarife herauszufinden, und es muß dahin

earbeitet werden, sie zu vereinfachen. In der Beziehung ist unt der w General⸗Direktor in den Reichslanden auch schon mit einem Ver⸗ suche vorangegangen, an den knüpfe ich an, und es ist auch schon ein⸗ geleitet; és hat schon eine Konferenz in Frankfurt a. M. stattgefunden und es wird nächstens eine zweite stattfinden, wo ö. Prinzipien zur . kommen und es darauf ankommen wird, sie möglichst bald einzuführen.

as wäre, was ich für die Zukunft zu sagen habe.

Was nun die Ver angenheit betrifft, ja, meine Herren, so sind der glorreiche Krieg und die glänzende Lage der Finanzen, die wir jetzt hahen, . deren wir uns nicht immer erfreut haben. Unsere Kriege sind zwar immer glorreich gewesen, aber wir haben nicht immer nach dem Kriege Geld gehabt, und das, was uns am meisten behindert und zu gleicher Zeit betrübt hat, war, daß wir nach dem glorreichen Kriege von 1865 keinen Ueberfluß an Geld hatten. Ich will das nicht weiter entwickeln, meine Herren.

Aber darin hat Herr Berger ganz Recht, wenn wir damals so viel Geld gehabt hätten, daß ich Alles bekommen hätte, um was ich gebeten hätte, diese Kalamität wohl nicht eingetreten wäre. Ich er⸗ kenne es mit Dank an, der jetzige Herr Finanz⸗Minister hat mir für die Vergangenheit möglichst Alles bewilligt, und daß er für die Zu⸗ kunft mir chenso willfährig sein werde, darüber gebe ich mich der besten Hoffnung hin. Wäre damals so viel Geld dagewesen, so hätten die Bahnhöfe schon früher vergrößert werden können. Es hätten auch die Doppelgeleise schon früher gelegt werden können, und es hätte besser auf ein zahlreiches und tüchtiges Personal hingewirkt werden können. Das war ja damals aber Alles nicht möglich, und nun wollen Sie nicht vergessen, daß der letzte glorreiche Krieg, der uns auch Geld zugeführt hat, erst vor so kurzer Zeit beendigt i so daß es noch nicht möglich gewesen ist! das Alles nachzuholen, und noch nicht lles hat geschehen können. Daß es an meinen Anträgen nicht gefehlt hat, das werden Sie auch wissen, meine Herren. Die ganze Kalamität im Eisenbahnwesen kann ja Niemanden mehr betrüben als mich, auch noch eshalb, weil sie am schlimmsten gerade einen Landestheil trifft, der mir von alter Zeit her besonders am Herzen liegt und den ich lieb habe, weil ich ihn kenne, indem ich drei Jahre da gewirkt habe. Dessenungeachtet, meine Hexren, kann ich doch nicht zugeben daß ich im Stande ge— wesen wäre, der Kalamität abzuhelfen. Wir arbeiten mit einem Material, was noch lange nicht zu Hause ist. Von dem deutschen Eisenbahnmaterial und Personal ist noch vieles in den Reichslanden; es mußte da sein,; denn wir haben die Bahnen in den Reichslanden von Frankreich gekauft; wir haben aber weder die Menschen noch das Material brauchen können, eben weil es nicht so brauchbar ist wie das unserige, mit welchem wir also für den Augenblick aushelfen mußten. Vor Allem aber ist den Herren bekannt, daß der Reichstag Geld genug bewilligt hat, um für die Reichslande das nothwendige Material zu

beschaffen. Das Material muß aber erst gemacht und die Personen

müssen erst gefunden werden. Was war nun für den ersten Augen⸗ blick nothwendig? Deutschland mußte aushelfen. Und heute habe

es ist Folgendes: die Hauptbahnen muß der Staat hauen, wo sie nicht schon gebaut sind / aber dies erste Prinzip wird eine sehr ausge⸗

ich noch eine sehr große Anzahl (ich werde vielleicht nachher noch Gelegenheit haben, die Spezialien Ihnen vorzubringen) eine große

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Anzahl von Eisenbahnbeamten, sowie eine große Anzahl von Lalo. mo san und Wagen die hier fehlen, in ö Reichslanden. Wir ben also jetzt in Norddeutschland einen geschwächten Bestand an aterial und Personal, und das Personal, welches jetzt operirt, muß übermäßig angestrengt werden. .

Ja, ich muß es aussprechen, es eht nicht anders! Ich muß doch dafür sorgen: die Beamten, welche ehlen, müssen ersetzt werden, so gut es eben geht; für einen Lokomotivführer wird ein geübter Heizer zjenommen u. s w. Sie kennen das ja selbst. Aber es fehlt doch am Ende die Zuverlässigkeit und Regelmäßigkeit: z. B. einer der größten Unglückfällt. welche passirt sind? war daß, als eben die Bergisch⸗ Märkische Eisenbahn ein neues der, em eingerichtet hatte, wobei auch die Nacht meht benutzt wurde als bisher was angeblich allen Uebel⸗ ständen abhelfen sie wenigstens mindern sollte da geschah eben das Un⸗ glüch daß / weil ein genügendes Personal bei weitem nicht horhanden war / an einer sehr , . Station zwei Züge auf einander stießen und die Bahn eren, Das deroutirte für den Augenblick den ganzen neuen Plan, der zur Ausführung kommen sollte. Es ist das ein Un⸗

lück, das ich von ganzem Herzen beklage, und ich beklage ferner, daß ich die Beamten noch strafen muß; denn sonst hört die Srdnung ganz auf. Ich bestrafe sie aber manchmal kann ich sagen, mit blutendem Herzen, denn die Leute waren furchtbar angestrengt⸗ und was ich für sie habe thun können, das ist mit der größten Freude geschehen. Also mit unvollständigem Material und Personal sollte ein Aufschwung des Verkehrs bewältigt werden, wie er noch nie dagewesen ist J und ein anderer Zug des Handels, der an sich höchst erfreulich ist. Früher ging der Händel mehr von Südost nach Nordwest und umgekehrt, jetzt geht er mehr von Norden nach Süden und umgekehrt. as ist ür Vert chlank vortheilhaft, aber daher kommt es auch, daß im Urgenr der Verkehr nicht bewältigt werden kann; der Import . sich namentlich auf Bremen, Hamburg und Harburg. Die Han. növerschen Bahnen hatten, wie wir sie übernahmen ein sehr beschränktes Vetriebsmaterlal; daß das noch nicht ergänzt werden konnte, das liegt in der Natur der Sache. Im Uebrigen glaube ich, gethan zu haben/ was möglich war; denn ich habe jede Beschwerde geprüft, und ich habe die Angaben der Zeitungen verfolgt, die nicht immer begründet waren, aber doch verfolgt, denn biswellen waren sie doch begründet. Ich habe Kommissarien hierhin und dahin geschickt, um zu helfen, Und zuweilen haben wir auch geholfen; dadurch ist es dann gekom⸗ men, daß ich , . bekommen habe, worin es hieß: Du hast da

geholfen, nun hilf auch uns. Ja, meine Herren, wenn das nur immer ginge!

Was die Integrität bett ft so ist mir allerdings bekannt gewor

den, daß darüber geklagt worden ist. Ich habe sofort = ich sage nur die einfache Wahrheit ich habe sofsrt den Polizei Präsidenten von Berlin requirirt, mir einen Polizei⸗Kriminal ommissarius zu geben, und habe denselben dahin e hilt wo man glaubte, daß dergleichen vorgekommen wäre; derselbe hat nicht viel ermittelt obgleich er in 66 Fache gewandt war. Das eht ganz na lkr ich zu, wenn Sie as Kriminalrecht beachten wollen, denn wo Einer bestochen wird da muß auch immer Einer sein, der besticht, und dieser verfällt dem Kri⸗ minalrecht auch. Wenn also etwas Wahres an der Sache ist, so ist es nicht blos ein Vorwurf gegen die , die sich bestechen lassen, sondern auch gegen die, welche bestechen. Ich beschränke mich auf diese Be⸗ merkungen und behalte mir für die weitere Verhandlung vor, Ihnen noch Näheres vorzuführen.

Dem Abg. Schmidt (Stettin), welcher u. A. die Breslau— Küstrin⸗ Stettin ⸗Swinemünder Bahn zur Sprache brachte, er⸗ widerte der Handels⸗Ministerr:

Der geehrte Herr Vorredner hat zunächst in Bezug auf die allge⸗ meine Theorie . was daraus werden solle, wenn »die Sahne vom Staat abgeschöpft feic, was dann den Anderen ührig bliebe. Meine Herren, bis jetzt hat der Staat die Sahne nicht bekommen, sfondern eigentlich liegt es so, daß die lukrativsten Bahnen in den Händen der Privaten sind und die Staatsbahnen nur ,. rentiren und keinesweges so ausgezeichnet, wie auch. der Herr Abgeordnete Berger es vorhin angedeutet hat. Zu den wirklich lukrativen Bahnen

ehört nur die Saarbrücker Bahn. Die Ostbahn . mäßig, und . sie eine lange Verbindungslinie hat kann lange nicht ersezen, daß leiber diefer Provinz die unterirdischen Schätze fehlen, die in der Provinz Schlesien und der Grafschaft Mark vorhanden sind. Was nun die westfälische Bahn anbetrifft, so wird den älteren Mitgliedern dieses Hauses erinnerlich sein, daß ich ste bereits unter Vorbehalt Ihrer Ge⸗ nehmigung für sehr schönes Geld verkauft hatte, daß Sie aber den Kaufvertrag nicht genehmigt haben. Meine Herren ich glaube, Sie haben damit sehr übel gethan, denn diese Bahn wird jetzt ich kann es aus allgemeinen Rücksichten nicht hindern an allen Enden und Ecken abgebaut und wir werden nie dafür bekommen, was wir da⸗ für hätten erhalten können,

Was nun den Spezialfall anbetrifft, welchen der Herr Abg. Schmidt berührt hat. so muß ich gestehen, daß ich mich darauf nicht einlaffen kann, die Sache ist ja eben in lebhafter Verhandlung der Behörden. Meine Herren, wenn das Haus schon in die Verhandlun⸗ gen eingreifen will, während die Sache noch nicht zu Ende ist, dann wird das Verhandeln und Verwalten sehr schwer. Die Deputation aus Stettin ist auch bei mir gewesen und war voller Sorge; ich muß gestehen, mir wurde dabei ganz komisch zu Muthe. .

Ich habe ihr gesagt: mein Gott, glauben Sie daß sich die Frei- burger diese Bahn werden nehmen laͤssen? Es ist ein großer Fehler von andern Bahnen, daß sie diese Bahn nicht früher gebaut haben als die Freiburger; aber die Freiburger werden sie sich nicht nehmen lassen, und ich werde auch keine unbilligen Bedingungen stellen. Ich bin kein Hin⸗ derer von Eisenbahnbauten, ich bin ein Förderer. Was nun die Presse anbelangt nun, das ist mein tägliches Brot; man bringt die Presse in Gang, um noch etwas bessere Bedingungen zu erlangen, obgleich

man mit denen, die man bekommen hat, eigentlich schon ganz zu frieden ist. Nun habe ich aber im Interesse des Staates gewisse Rücksichten zu nehmen, ich a auch Vorschriften von der Neichs⸗ regierung, daß ich gewisse Bedingungen stellen muß, wegen Milität u. s. w. Ich kann auch sagen, die Freiburger Bahn ist 3 ihre Re⸗ flamation bereits beschieden, und es ist halb ein Mißverständniß, halb war es eine Rede pro domo und ich könnte eigentlich sehr viel darauf antworten, ich werde es aber nicht thun um die Zeit des Hauses nicht zu sehr in Anspruch zu nehmen mit einem Spezialfall, der noch gar nicht zu Ende ist. Wenn nun die Zeitungen darüber voreilig R da kehre ich mich gerade so viel dran, wie nöthig ist. Wenn aber ein verehrtes Mitglied, dem ich alle Achtung zolle, mit einem solchen Spezialfalle, der noch nicht beendet ist, die Schlacht er⸗ öffnet, dann möchte ich doch bitten, mir erst zu überlassen, daß ich meine Geschäfte zu Ende führe, und ich kann versichern, daß trotz alledem, was die Herren in den Zeitungen geschrieben haben, die Freiburger Bahn sich diese Bahn nicht wird nehmen lassen und thäte . es dann habe ich für diese Bahn zwei oder drei andere, ie fie auf der Stelle bauen werden.

In der allgemeinen Diskussion ergriff nach dem Abg. Berger Witten) der ,, Kommissar, Ministerial⸗ Direktor Weishaupt das Wort:

Meine Herren! Gestatten Sie auch mir einige einleitende Be- merkungen zu dem Eisenbahnetat; in die Details einzugehen, mag der K vorbehalten bleiben.

Das preußische Eisenbahnnetz hat sich im Jahre 1870 um 133 Reilen, im Jahre 1871 um 110 Meilen erweltert und umfaßt

egenwärtig 1635 Meilen mit einer Gesammteinnabme von 13 Mill. Eee n ober einer Durchschnittseinnahme von etwa 80000 Thalern

6 Meile und Jahr. Es ist dies, meine Herren, der höchste Satz,

er die bisher höchsten vom Jahre 1867 und 1870 um etwa 1000 Thlr. übertrifft, obwohl die hinzugekommenen Bahnen meist in wenig rentabeln Strecken bestanden und die weichende Tendenz in den Tarifen weitere ,, r. . hat. Nur noch einige Jahre n, il, Bauthätigkeit, und die Bahnen ersten Ranges werden fast durchweg vollendet sein; dann wird es sich darum handeln der nicht minder schönen Aufgabe der inneren Ausbildung des Eisen⸗ bahnnetzes näher zu treten und diese noch mehr zu fördern, als es bisher geschehen ist. Es wird hierzu des Zu ammenwirkens vielfacher Kräfte, insbesondere der Opferwilligkeit aller Betheiligten bedürfen. Schon jetzt beziehen sich die Konzessions bewerbungen weit mehr auf Zweig. und Konkurrenzbahnen, als auf neue und selbständige Linien in bisher n ,. enen Distrikten. Die Staatsregierung erweist 6h diesen Bestrebungen förderlich, indem sie in der Vermehrung er Verbindungen das geeignetste Mittel findet, den allerdings bedauerlichen Zuständen auf einigen älteren überlasteten Bah⸗ nen ein Ende zu machen. Sie geht hierbei davon aus, daß die gegenwärtige Ueberfluthung der Eisenbahnen mit den Transporten einen , . Prozentsatz dauernder Steigerung des Verkehrs in sich birgt. Hiernach hat sie ihre Maßnahmen ge⸗ troffen; e eln, hat eine bedeutende Vermehrung des Betriebs⸗ materials stattgefunden. Im Jahre 1870 sind 439 Lokomotiven und 16500 Wagen hinzugekommen mit einem Geldwerth von eirca 20 Millionen Thaler. Für dieses Jahr sind bereits 600 Lokomotiven und 180065 Wagen mit einem Geldwerthe von circa 30 Millionen Thalern bellt Es sind dies Summen von solcher Höhe, wie sie bis dahin für den Bau und die Ausrüstung der Bahnen ö genommen nur etwa verwendet worden sind. Leider sind die be⸗ kreffenden Etablissements des In und Auslandes nicht in der Lage, so rasch diese Bestellungen zu effektuiren als dies im Interesse ps Verkehrs gewünscht werden muß. Aus den ,, der Ablieferung erwachsen den ,, mannigfache Verlegenheiten.

Meine Herren! Das Güterquantum, welches jetzt jährlich auf den Eisenbahnen i, werden muß, beläuft sich auf etwa 10 Mil- liarden Centnermeilen; für Kriegszwecke ist hiervon etwa die Hälfte absorbirt worden. Die Aufgabe nun, dieses Transportdefizit zu decken und zugleich dem Aufschwunge des Handels und der Industrie gerecht zu werden, traf es muß zugestanden werden auf ein durch die Strapazen des Krieges start mitgenommenes und durch die Entsendungen nach Elsaß und Lothringen . geschwächtes Personal und Material, dessen Wiederherstellung, Ersatz und Ver⸗ mehrung . so rasch beschafft werden konnte, als die natür— liche Ungeduld des Publikums dies forderte. Es ist allerdings noch bis heute nicht gelungen, überall die alte Negelmäßigkeit herbeizu⸗ führen resp. allen. Anforderungen des Verkehrs im vollsten Umfange zu genügen. Die Staatsregierung ist aber unablässig bemüht, die Alten normalen Verhältnisse wieder herzustellen; auch der vor⸗ liegende Etat liefert hierfür ein Zeugniß. Es sind darin die Ausgaben reichlich, sehr reichlich bemessen, die Einnahmen mit gewohnter Vorsicht in Ansatz gebracht. In Folge dessen ist trotz einer Mehrlänge der Eisenbahnen von 30 Meilen der Ueberschuß nur 4396006 Thaler höher als im vorigen Jahre, und wenn die Eisen⸗ bahnschulden und die extraordinären Ausgaben in Betracht gezogen werden, ist der Betrag sogar um 26328. 442 Thaler geringer als im Vorjahre, indem für extrgordinäre Ausgaben 2079509 Thaler mehr in Ansatz gebracht und für Verzinsung und Tilgung der Eisenbahn⸗ schulden 687954 Thaler mehr ausgeworfen worden nd?

Meine Herren! Bei der durchaus soliden Basis, auf welcher der Etat beruht, darf die Staatsregierung sich der Hoffnung hingeben, daß derselbe unveränderte Annahme finden wird.

Nach dem Abg. Hammacher nahm bei Schluß der General⸗Diskussion der Ministerial⸗Direktor Weishaupt noch⸗ mals das Wort: ö

Meine Herren: Ich habe nur einige thatsächliche Berichtigungen

vorzubringen. Von dem Herrn Abg. Hammiäacher wird gesagt, er hab