1872 / 103 p. 9 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 02 May 1872 18:00:01 GMT) scan diff

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ungleich treffen, it eine Sache der Gerechtigkeit, aber sie überhaupt hr vermindern, ist meines Erachtens Aufgabe einer wohlerwogenen leichspolitik. Ich weiß nicht, ob es nicht noch schlechtere Steuern, wie die Salzsteuer in den einzelnen Ländern giebt, und ich möchte doch dagegen auch Zeugniß ablegen, daß nicht gerade diese Reichssteuer, wir haben sehr wenig Objekte, die wir im Reiche besteuern können, sie sind vertragsmäßig festgestellt, so gekennzeichnet worden, als sei sie eine hoͤchst ungerechte und es sei eine unnsthige Bedrückung des armen Mannes, wenn . auch nur noch einen Tag in dem Maße fortbestände, in der sie eit Jahren bestanden hat. Es ist jedesmal die Steuer, die das Reich . am meisten braucht, als eine den armen Mann besonders rückende bezeichnet worden. Als man in dem Lokale am Dönhofs— platze über die Tabakssteuer spräch, erinnere ich mich, daß die Pfeife des armen Mannes eine sehr große Rolle spielte. Wie von Petro— leum gesprochen wurde, war es die Beleuchtung des armen Mannes; aber so lange wir noch das Brod und das Fleisch besteuern, muß ich sagen rechne ich dergleichen Aeußerungen in das Gebiet derjenigen politi⸗ schen Heuchelei, die man auf politischem Gebiete für erlaubt hält und sich und anderen konzedirt. (Unterbrechung) Meine Herren! Sie sehen, ich nehme mich nicht aus. Ich mache unter Umstanden auch davon Ge— brauch. Etwas Verletzendes liegt also darin nicht, und in konstitutio⸗ nell ausgebildeteren Staaten geht der Accent, den man unter Umstän⸗ den auf die Pfeife des armen Mannes legtz als könnte er die Speife leichter, als den Tabat entbehren, viel weiter als bei uns, aber ich muß sagen, so lange wir in einem sehr großen Bundesstaate nech das Brod und das Fleisch besteuern, haben wir kein Recht, die Salzsteuer auf diese Weise zu brandmarken, als wäre es gerade ein Mangel an Pflichtgefühl, daß die Regierungen sie nicht längst aufgehoben haben. So lange von dem armen Manne, von dem es ö ist, ob er nach Ihrer Ansicht seine 9 Silber— groschen für das Sal aufbringen kann von dem ich aber nicht ieh daß er sie die ron trägt, denn der Abg. Grumbrecht ist uns ür seine 12 Silbergroschen jeden Beweis schuldig geblieben, ich stelle dem die Behauptung gegenüber, daß er nicht einmal diefe 9 Siiber— groschen vollständig trägt aber fo lange sage ich, Sie von dem armen Manne 15-30 Silbergroschen Klassensteuer in den etzten Stufen nehmen, kann er auch für diesen Betrag kein Salz kaufen fuͤr das Geld, das Sie ihm in Gestalt der Klassensteuer abnehmen Also, wenn Sie den Leuten bei dem Salze eine Erleichterung geben wollen, ihnen aber dafür das Geld direkt aus der Tasche nehmen, ohne sie zu fragen, ob sie satt sind oder nicht, ohne sie zu fragen, ob sie dafür Salz kaufen wollen oder nicht, so kann ich Ihnen das Recht nicht einräumen, die Salz⸗ steuer, als ob sie die allerschlechteste sei, als ob es gemwissermaßen eine Schmach für die Regierungen wäre, sie noch weiter besiehen zu lassen, darzu⸗ stellen. Man muß sich überhaupt, wenn man den Staat eruͤstlich will und wenn man in sich das Gefühl der staatlichen Verantwortlichkeit hat, hüten, von irgend einer Steuer, die man heute noch nicht entbehren kann, mit, dieser, ich kann wohl sagen, Maßlosigkeit zu sprechen, als wenn es eine ungerechte Bedrückung wäre, daß sie überhaupt noch gezahlt wird. Die Steuern sind alle unangenehm, alle läslig und haben alle die traurige Eigenschaft, daß meist diejenigen, welche von der großen Masse, von den Armen, gezahlt werden, überhaupt dem Finanz. Minister den Säckel füllen, indem die Reichen nicht zahlreich genug sind, um sie allein decken zu können. Aber es macht mir den Eindruck: so oft wir über eine Steuer verhandeln, ob sie abgeschafft oder eingeführt werden soll, ist gerade immer die, welche das Reich hat oder brauchtz gerade diejenige, welche die allerdrückendste 1st . möchte das Glaubensbekenniniß ablegen und offen beken' nen ich muß den Muth der Verantwortlichkeit und der Meinung haben, daß ich die Salzsteuer noch nicht für die schlechteste unter den bestehenden halte, und daß ich für das Reich die Matrikularbeiträge noch für schlechter halte, und daß ich meinerseits cher für die Erhöhung der Salzsteuer, als für eine Er⸗ höhung der Matrikularbeiträge stimmen würde, so wie die Sache jetzt steht, denn es ist jeder Staat in der Lage, da zu h. lfen, wo ihn der Schuh am meisten drückt, wenn er keine Matrikularbeiträge zu zahlen braucht, und für die 24 Millionen Preußen, die hier vertreten sind, glaube ich, daß die Abgaben auf Brod, Fleisch, und die Abgaben der letzten Klassensteuer noch viel drückender sind, als die Salzsteuer. Ich möchte dieses Glaubensbekenntniß, das mir Bedürfniß war, doch nicht schließen, ohne an das Gefühl der politischen Verantwortlichkeit, welches jedem Antragsteller beiwohnen sollte, noch zu erinnern. Rach der Verfassung ist allerdings der Kanzler ganz allein verantwortlich; der Kanzler kann aber den Strom nicht aufhalten, wenn die Wider“ standsfähigkeit der vereinigten Regierungen gegen eine Vorlage, die sie für nicht richtig, für bedrückend und für politisch gefährlich halten würden, auch nicht so schwach ist, wie der Herr Abg. v. Hoverbeck sie vorhin andeutete. Sie werden dem civium Ardor prava jubentinm nicht so leicht und rasch unterliegen, als er der keinung ist. Der Kanzler aber kann dem allein nicht widerstehen, er kann unter Um— ständen sagen: es ist wider mein Gewissen zu unter— schreiben; und dann, tritt die Verfassungsfrage Rein, ob Se. Majestät der Kaiser einen Kanzlex findet, der bereit ist u unterschreiben. Aber ich möchte Sie bitten, meine Herren, daß och Jeder, der einen solchen Antrag stellt, sich von demfelben kanz⸗ lerischen Verantwortlichkeitsgefühl für die Fortexistenz unserer mit Mühe begründeten Reichsinstitutionen und deren Konsolidirung durch⸗ dringen und es nicht allein den Negierungen überlassen möge, Ab⸗ hülfen zu suchen, der Reichsvertretüng aber allein“ das Necht zu vindiziren, zu tadeln, wegzuschneiden. Bei einem solchen An⸗ trag, wie der zuerst gestellte, der blos auf den Wegfall einer wesentlichen Steuer ohne Vorschlag irgend eines Ersatzes gesiellt wurde wundere ich mich nicht, unter den alle Elemente zu schen, die ich vorher centrifugale Elemente nannte, solche, denen wenigstens eine Befestigung des Reiches nicht wünschenswerth ist. Diese darunter zu sehen, habe ich mich nicht gewundert; aber, wenn ich die eifrigsten,

hingebendsten Mitarbeiter an dem Zustandekommen, an der Befesti⸗ gung des Reichs mitunterschrieben gefunden habe, so habe ich mir ge⸗ sagt: uns fehlt noch in einem für mich schmerzlichen Maße das Ge⸗ fühl der staatlichen Verantwortlichkeit in unserer Gesammtvertretung.

Nach dem Abg. Richter nahm der Reichskanzler noch— mals das Wort: . ö z . ö

Ich habe nur das Wort ergriffen, um den Zusammenhang ab⸗ zulehnen, den der Herr Vorredner zwischen meiner Heutigen Aeußerung und meiner Bestrebung im preußischen Landtage zu finden glaubte. Ich glaube, meine Versicherung wird genügen, daß mir dieser ferner gelegen hat. Ich stehe überhaupt zu den Verhandlungen im preußischen Landtage sehr viel kühler, als zu den politischen Dingen hier. Ich habe keine andere Absicht gehabt als diejenige, meine Pflicht als Kanzler hier zu erfüllen und zu verhindern, so viel an mir liegt, daß das Reich arm gemacht werde. Ich will auf die weiteren Argumente, was die Vorzüge der direkten und indirekten Steuern betrifft, nicht weiter eingehen; das gehört entweder in den Landtag oder wo anders hin. Ich halte mich an die Vorzüge der eigenen Einnahme des Veiches vor den Matrikularbeiträgen, welche letztere ich von meinem Standpunkte, so viel ich kann, perhorreszire; nur das gebe ich dem Herrn Vorredner zu bedenken daß eine direkte Klassensteuer die unterste Zahlerstufe doch noch viel direkter trifft, als sie die Salzsteuer treffen kann, und daß diese gar nicht in der Lage sind, sich der ersteren zu entziehen durch irgend ein Mittel.

Das einzige Argument, das der Herr Vorredner dafür angeführt hat, ist, daß er geglauht hat, erst durch die Besteuerung der unteren Klassen das politische Selbsigefühl denselben beibringen zu müssen. Ich glaube, das werden sie Ihnen wohl erlassen; sie haben so viel davon, wie Jeder von uns, ohne daß der Herr Vorredner sie zu be⸗ steuern oder eine Steuer für sie zu erhalten braucht. Ich verweise nur auf England; so viel mir bekannt, sind dort die unteren Klassen direkt gar nicht oder beinahe gar nicht besteuert, die Einkommensteuer wird dort die einzige direkte sein, die vorhanden ist und an politi- schem Selbstgefühl hat es dem englischen Volke dennoch niemals gefehlt, und wenn der Herr Vorredner mit dem Argumense schließt: lösen Sie uns doch auf, dann werden Sie finden, in der That unsere

Wähler damit einverstanden sind, weniger Steuern zu zahlen oder gar keine, so glaube ich das sehr gern; ich habe stets zuge⸗ geben, daß kein Mensch gern Steuern zahlt, und die Auflösung des Neichstages, eine folche excentrische Maßregel bei einer verhältnißmäßig so unbedeutenden Budgetfrage, wie diese, die nicht von Bedeutung ist, liegt uns ja sehr fern. Der Herr Vor⸗ redner weiß sehr gut, daß wir dazu eben nicht schreiten werden. Daß die Steuern jedem Wähler unangenehm sind, liegt auf der Hand; daß ihm Jeder angenehm ist, jeder Abgeordnete, der sagt: Du zahlst eigentlich zu viel, und ich bin der Mann, der dir eine Steuererleichte⸗ rung verschafft! ist ohne Zweifel; aber ob es mit der politischen Ver⸗ antwortlichkeit, die ich Jedem in diesem Saale in demselben Maße, wie ich sie fühle, wünsche, verträglich ist, diefes Moment so sehr in den Vordergrund zu stellen und sich nicht zu fragen, welche Folgen für die Gesammtheit daraus entstehen, kali die Verantwortlichkeit der Regierung zu überlassen, das gebe ich Ihnen anheim zu bedenken. Ich glaube, meine Herren, daß die Schmeichelei dem Wähler gegen⸗ über, daß die Schmeichelei den unteren Klassen gegenüber von mancher Seite übertrieben wird und daß Sie dort mit Versprechungen frei⸗ gebig sind, die Sie nicht halten können, weder hier, noch wenn Sie an meiner Stelle stehen.

Dem Abg. von Benda, welcher behauptete, daß zwischen den Aeußerungen des Reichskanzlers und densenigen des Stagts— Ministers Delbrück ein Widerspruch obwalte entgegnete der Fürst von Bismarck:

Ich glaube, der Voraussetzung, als wenn hier zwischen dem Herrn . des Reichskanzler. Amts, der hier Namens der verbüͤnde— ten Regierungen sprach, und meinen Ansichten ein Unterschied bestan= den hätte, dieser Annahme doch entgegentreten zu müssen. Es wäre das sonst unter Umständen wohl zulässig; denn die Verfassung giebt dem Reichskanzler die Möglichkeit, auch ungbhängig von den verbündeten Re— gierungen eine eigene Ansicht zu haben, indem sie ihm die verfassungsmäßi⸗ gen Mittel an die Hand giebt, sie geltend zu machen; aber ich möchte meine Ansicht und das Gewicht, welches Einer oder der Andere ihr beilegen kann, ungern dadurch abschwächen, daß ich der Deutung Raum lasse als wenn die verbündeten Regierungen, in deren Ramen der Herr Präsident des Reickskanzler⸗Amts sprach, anderer Ansicht wären. Ich glaube, mein Nachbar hat ganz ebenso wie ich das Prinzip vertreten, daß das Reich nicht wohl thut, eigene Einnahmen anders als gegen vollständigen Ersatz aufzugeben und sich auf Matri⸗ fular⸗Umlagen für diesen Ersatz anweisen zu lassen. Der Herr Präsident des Reichskanzler⸗Amts ebenso wie ich ich vielleicht mit etwas weniger scharfer Aecentuirung haben es als etwas wün— schenswerthes bezeichnet, daß die Reglerung in die Lage komme, auf die Salzsteuer zu verzichten. Meine Bereitwilligkeit, andere Einnahme⸗ quellen ihr substituirt zu sehen, ist ebenso groß, wie im Namen der verbündeten Regierungen hier ausgesprochen wurde. Nur möchte ich Sie bitten, einem Reichskanzler nicht zuzumuthen, daß er, so lange er es hindern kann, auf feststehende Reichs ⸗Einnahmen verzichtet und

sich dafür mehr oder weniger milde Beiträge der einzelnen Regie—⸗ rungen anweisen läßt.

Dem Abg. Frhrn. von Hoverbeck, welcher gegen die An⸗ wendung des zusdrucks »centrifugale Elementes auf seine Person protestirte, erwiderte der Reichskanzler:

Der Herr Veriedner braucht dies nicht in so drregter Manier zu thun, denn ich kann ihm die Versicherung geben, daß ich an ihn

nicht gedacht habe, denn die cemirifugalen Elen ̃ anderbl ald auf feln Hell fug emente liegen ganz wo

Ferner auf eine Replik desselben Abgeordneten: eber die Wahl meiner Worte bin ich allein Richter; ich glaube,

sie richtig gewählt zu haben.

Auf eine Bemerkung des Abg. Richter, der Reichskanzler habe ihm schlechte Motive untergelegt, äußerte der Fürst von

Bismarck:

kenne die Wahlreden des Herrn Vorredners nicht und kann ihn . auch nicht persönlich als Ziel vor Augen gehabt haben. Ich kann ihm versichern, mein Ziel war breiter.

Dem Reichstag ist folgende Denkschrift, betreffend die Gründung von Stations-Intendanturen in Kiel und Wilhelmshaven. (Zu Titel 4 und 5 des Etats der . . , Marine für

r 1873), vorgelegt worden: , ba n, die e n 6 Con e n n andos der Marine hat die Marine⸗Intendantur, welche zur Zeit ihren Sitz in Berlin hat, die Anlehnung an die Kommando⸗-Bebörde und somit an die Marine⸗ theile, für deren Bedürfnisse dieselbe als ausführende Behörde zu

sorgen hat, verloren.

Durch die Beziehung, in welche die Marine⸗Intendantur sich vor— läufig zur Admiralität gestellt findet, ist sie den Kreisen der aus—⸗ führenden Dienstthätigkeit nicht näher gebracht, sondern im Gegentheile

weiter entrückt worden.

Andererseits entbehren die ausführenden Kommando-Behösrden nunmehr die Kommandos der Marine-Stationen der Ostsee und der Nordser zu Kiel und Wilhelmshaven, die Stütze der Verwaltung.

Es ist daher geboten, die Marine-Intendantur unter Zerlegung in zwei Stations-Intendanturen, die eine mit dem Sitze in Kiel, die andere mit dem Sitze in Wilhelmshaven, den Kommandos der Marine⸗Stationen der Ostsee und der Nordsee zuzutheilen, eine Maß. regel, durch deren Ausführung eine Vermehrung des in dem Titel 4 und 5 des Marine-Etats bezeichneten Personals und eine Ueber- schreitung der durch die genannten Titel bewilligten Summen nicht

herbeigeführt wird.

Das dem Reichstag vorliegende Gesetz, betreffend die Einführung des Gesetzes über die Portofreiheiten vom 5. Juni 1869 im Verkehr mit Bayern und

Württemberg, lautet:

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen ze. velordnen im Namen des Deutschen Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesrathes und des Reichstages, was

Die Wirksamkeit des Gesetzes vom 5. Juni 1869, betreffend die Portofreiheiten im Gebiete des Norddeutschen Bundes Bundesgesetzblatt Seite 141), wird, vom ]. Juli 18.2 an auf den Verkehr zwischen Bayern und Württemberg einerseits und den übrigen Theilen des Deutschen Reichs andererseits, sowie auf den Verkehr zwischen Bayern einerseits und Württemberg andererseits

. Einziger Artikel.

ausgedehnt.

Der im §. 7 des Gesetzes vom e . 1869 auf den 30. Juni tritt bezüglich . welche durch das gegenwärtige Gesetz aufgehoben werdens mit dem . 2 3 ein. Ueber den Anspruch auf Entschädigung ent— scheidet, vorbehaltlich des Rechtsweges, die oberste Postbehörde des- jenigen Gebietes, in welchem der Berechtigte seinen Wohnsitz hat.

1870 festgesetzte Termin

Urkundlich 2c. Gegeben ꝛc.

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derjenigen Portofreiheiten,

Das ,, der 6 ö 3 1 t Nr. 31) hat folgenden Inhalt: Generalverfügung 6 . Volk rf? sann der Eisenbahn zwischen Gotha und Eröffnung der Eisenbahn Barsinghausen und Eröffnung der Eisenbahn zwischen Eilenburg und

23. April 1872. Leinefelde. Vom 26. April.

Falkenberg, Reg.-Bez. Merseburg.

Weetzen⸗

Statistische Nachrichten. . , der Berliner Volksküchen von 1866 hielt am Montag Abend in Arnims Hotel bei sehr zahl⸗ reicher Betheiligung seine diesjährige Generalversammlung ab. Nach dem Jahresbericht konnte trotz der Vermehrung der verabreich= ten Portionen um 187343 nicht nur kein Ueberschuß erzielt werden, sondern es mußte aus dem Reservefonns eine Zubuße von 817 Thlx. Der Grund dieser Erscheinung liegt einerseits in dem verfehlten Versuch der Errichtung einer Frauenküche im Hause des Asylvereins in der Füsilierstraße, die während ihres halbjährigen Bestehens eg. 1000 Thlr. Zubuße erheischte, und ferner in der Steige⸗ rung der Wohnungsmiethen, der Kohlen‘, Kartoffel! und Fleisch⸗ . Die Mieihen sind um das Doppelte gestiegen, jede Küche ef 400 550 Thlr. Miethe, eine sogar 600 Thlr. und trotzdem sind nöthigen Lokale zu finden, 8. und 9. Küche geschlossen sind; Hause Karlstraße 25 wieder eröffnet werden. einer Volksküche in Moabit hängt nur von der Lokalfrage ab. Die Preise der Kohlen sind gegen das Vorjahr um 1990 Thlr.“ der Kar⸗ 3h Thlr, des Fleisches um 600 Thlr., des Inventars um ca. 25 pCt. gestiegen, die Löhne der Dienstboten müssen erhöht werden, so daß der Vorstand sich genöthigt sehen wird, die Preise der ortionen von 1 Sgr. resp. 14 Sgr. um ein Geringes zu erhöhen. . wird diese Eventuglität aber erst nach dem 1. Juli ein⸗ treten und dann mit einer Vergrößerung der Fleischportionen ver-

Berlin, 1. Mai.

entnommen werden.

nicht die

toffeln um 15

bunden sein. Im Jahre 187

so daß gegenwärtig die wird am 2. Juli im

erstere Auch die Errichtung

Vereins (die Frequenz der Asylküche kommt so gut wie gar nicht in , 6 L ganze und 1781 69 halbe, zusammen 2,229,510 Portionen, im Jahre 1870 dagegen 121,947 ganze und ihn 20 halbe, zusammen 216 427i67 Portionen, so daß im letzten Jahre 87,343 Portionen mehr gespeist sind. Trotzdem ergiebt der Genecralabschluß eine Unter⸗ bilanz von 187 Thlr. 13 Sgr. 6 Pf. Dem Konsum nach hat die 1. Küche, Kochstraße 9 das Höchste erreicht, indem sie täglich über 1000, oft gegen 1560 Personen speiste; ihr folgten in der Frequenz die 6. 8. 5. 7. 4, 11., 10., Z. 12. und 9g. Küche. Ihre Majestät die Kaiserin⸗-Königin hat im verflossenen Jahre den Volks⸗ küchen bei Ihren mehrfachen Besuchen die Summen von 330 Thalern der Prämien und Krankenkasse für die Dienst⸗ leute überwiesen. Die Krankenkasse wurde im Laufe des Jahres ziemlich stark in Anspruch genommen. Der Kassen⸗ bericht weist folgende Ziffern auf. Der Rechnungsabschluß balanecirt in Einnahme und Ausgabe S787 Thlr. Die Einnahmen der 13 Küchen bestanden in 86595 Thlr., dazu Einnahmen aus Zinsen 305 Thaler, aus Geschenken 70 Thlr., macht z,970 Thlr. davon ab der Verlust pro 187! mit 817 Thlr., bleibt Summa 87787 Thlr. Die Ausgaben der 13 Küchen betrugen zu den Speisen 61646 Thlr an sonstigen Unkosten 215729 Thlr. das Generalunkostenkonto ist mit 3037 Thlr. belastet, und die Abschreibung vom Inventarkonto 20 pCt. von 6873 Thlr. beträgt 1375 Thlr., zusammen 87737 Thlr. Die Vermögensbilanz schloß am 31. Dezember 1871 mit 20010 Thlr. ab. Aktiva: Cassa 1063 Thlr., Werth des Inventars 5498 Thlr., Werth der Bestände in den Küchen 1959 Thlr., Reservefond 114499 Thlr. Summa 20019 Thlr. Passiva: Diverse Kreditores 3767 Thlr. Gut⸗ haben der Gebrüder Guttentag 900 Thlr., Vereinsvermögen 15,343 Thlr Summa 20010 Thlr. Die statutmäßige Neuwahl des Vorstandes fiel einstimmig auf die Damen Frau Lina Morgen— stern, Frau Martha Richter und Frau Oberbürgermeister Hobrecht, und auf die Herren Direktor Lehmann, Stadtrath Zelle, Kaufmann Morgenstern, Rentier M. S. Meyer, Buchhändler Kaiser und Rentier

Würßburg.

Landwirthschaft.

Die »Annalen der Landwirthschaft« schreiben; Seitens des Ministers für landwirthschaftliche Angelegenheiten ist eine größere Quantität einjähriger Lachse aus der Fischzucht : Anstalt zu Hameln angekauft worden, um dieselben in verschiedene Flüsse, sofern dieselben zur Lachszucht geeignet, einzusetzen. Der größte. Theil dieser jungen Fische wurde in die Weser, an welchem Flusse die Fischzucht- Anstalt zu Hameln gelegen ist, in Freiheit gesetzt, während gleichzeitig das Bureau des deutschen Fischerei⸗ Vereins ersucht wurde, 200 Stück nach der Ems transportiren zu lassen, um sie in diesen Fluß ein⸗ usetzen. ; ö.. Transport ist von dem Fischermeister Schieber zu Hameln mit Geschick und dem besten Erfolge geleitet, und haben sich die dabei benutzten, nach Freiburger Muster angefertigten Transportgefäße auch bei dieser Gelegenheit außerordentlich bewährt. l

Als Kommissarius des deutschen Fischerei⸗Vereins fungirte bei der Abnahme der jungen Fische der Fabrikbesitzer Windhoff in Lin⸗ gen; derselbe hat darüber berichtet, daß die Einsetzung der Fische in die Ems ohne besondere Schwierigkeiten sogleich nach deren Ankunft, und zwar in der Nähe der Emsbrücke bei Lingen ausgeführt ist. Von sämmtlichen Fischen war nur einer todt, die übrigen waren alle sehr gesund. . . .

Bei einer größeren Zahl der in die Weser eingesetzten einjährigen Lachse sind seitens der Professoren Deę Virchow von hier und Hr, Hansen von Kiel höchst interessante Markirungsversuche ausgeführt worden, worüber wir uns nähere Nachrichten vorbehalten.

Gewerbe und Handel.

Die Neue Gasgesellschaft Wilhelm Nolte & Co. zu Berlin hat nach dem der 7. ordentlichen General⸗Versammlung am 2. v. M. erstatteten Geschäftsbericht im Jahre 1871 in ihren 15 Gas⸗ anstalten folgende Ouarta Gas produzirt: .

Altwasser: 3 894,100 Kubikfuß preußisch, 2077 Flammen; Haus— dorff: S230 300 Kbf, preuß, 1488 Il; Neusalz a O.: 4790 300 Kbf. preuß., 1935 Fl Peitz: 2528 l00 Kbf. preuß. 1405 Fl.; Limbach: 30795500 Kbf. preuß. 2558 Fl.; Schneeberg: 2391, 900 Kbf. preuß., 1516 Fl Döbeln; 5 Glo Kbf, preuß., 2607 Fl.; Buchholz: 2280090 Abf. preuß. 1273 Fl. Mittweida; 2349909. Kbf. preuß. 1402 Fh; Haynichen: 23392 860 Kbf. preuß., 1342 Fl.; Nienburga. S.: 1912530 Abf. preuß., 8536 Fl.; Gardelegen 1,140,160 Kbf. preuß., 639 Fl.! Marienburg: 2176, 190 Kbf, preuß. 10246 Fl; Marien— werder: 24405170 Kbf. preuß., 1159 Fl.; Kronstadt: 166643520 Kbf. preuß. 5tzo0 Il. Summa: 58, agö 480 Kbf. preuß., 268971 Fl., gegen 1870: 52,206 240 Kbf. preuß., 24,171 Fl. Also in 1871 Zunahme: 6s7 89 240 Kbf preuß., 2800 Fl. .

Neuerdings hat die Gesellschaft auch die Gasanstalt zu Hirschberg in Schlesien auf 36 Jahre erworben, ferner diejenige zu Wilna ange⸗ kauft und für Schmiedeberg in Schlesien die Konzession zur Einrich— tung einer Gasanstalt erlangt. Die Gesellschaft hat im Jahre 1871 361645 Tonnen Kohlen verbraucht und aus denselben pro Tonne 1609,9 Kbf. Gas, gegen 1554 Kbf. in 1879, gewonnen. Der Gas⸗ verlust betrug 3489035 Kbf. oder 5foos Prozent der Gesammtab⸗

abe. Die gc fh f hat im Februar d. J. ihre Fusion mit der earn Gas-⸗Aktiengesellschaft beschlossen und bei dieser Gelegenheit ihr Kapital um 5 0, 000 Thlr. erhöht. .

Die Preußische Lebens- und Garantie ⸗Versiche⸗ rungs-Aktiengesellschaft Friedrich Wilhelm zu Berlin hatte im Jahre 1871 2 87 Anträge mit 2,055,532 Thlr. Kapital und 2326 Thlr. jährlicher Rente zu beurtheilen. Davon wurden 2188 Anträge mit 1,505,835 Thlr. Kapital und 2823 Thlr. jährlichen

wurden in den 12 Küchen des

Renten angenommen, wodurch Ende 1871 18008 Versicherungen mit