1872 / 108 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 May 1872 18:00:01 GMT) scan diff

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Endlich wird mit der Einziehung von deutschen groben Silber— münzen, zu welcher der §. 11 des Gesetzes vom 4. Dezember v. J. die fr ächtigung ertheilt, erheblicher Verlust unvermeidlich verbun⸗ den sein.

Immerhin ist zu erwarten, daß sich im laufenden Jahre aus der Gesammtheit der zur Ausführung des Gesetzes getroffenen und noch zu treffenden Maßnahmen schließlich ein Ueberschuß ergeben werde.

Da die Ausführung des Geseßes vom 4. Dezember v. J. welche erst mit dem Erlaß des noch vorbehaltenen definitiven Muͤnzgesetzes zum Abschluß gelangt, also jedenfalls bis in das nächste Jahr hinein- reicht, als eine einheltliche Operation zu betrachten ist, so empfiehlt es sich, dieselbe auch finanziell als eine solche zu behandeln, und die Ueberschůsse der bisherigen günstigen Periode zur Deckung der Aus— gaben der späteren ungünstigen Periode auch über den Jahresschluß hinaus zu reserviren.

Demzufolge ist die etatsmäßige Regelung der vorliegenden An⸗ gelegenheit dahin vorgeschlagen, daß unter einem besonderen Kapitel des Hauptetats für 1873 in der Ausgabe die Kosten der Ausführung des Gesetzes vom 4. Dezember 1871 mit der runden Summe von 500M o Thalern in Ansatz gebracht, und zur Deckung derselben unter Zuhülfenahme des im Jahre 1872 sich etwa ergebenden, auf das Jahr 1873 zu übertragenden Ueberschusses eine gleiche Einnahme ver— anschlagt wird. Einnahme und Ausgabe sind in gleicher Höhe an— genommen, weil es unmöglich ist, im Voraus zu übersehen, zu Gunsten welcher der beiden Seiten die Bilanz sich ergeben wird.

Nach einer dem Reichstag vorgelegten Uebersicht der Aus“ gaben und Einnahmen des Deutschen Reichs für das Jahr 1871 haben (im Vergleich mit dem Etat) betragen: A. Die ordentlichen Ausgaben und zwar die fortlaufenden: Kap. 1. Reichskanzler Amt 637470 Thlr. (4 2563282 Thlr.) Eine erhebliche Ueberschreitung des Etats (120 330 Thlr.) hat bei den Pen—

onen und Unterstützungen für die Angehörigen der vormaligen chleswig⸗holsteinischen Armee stattgefunden, dadurch veranlaßt, daß bei den Bewilligungen, die im Jahre 1871 eingetreten sind, die Pen⸗ sionen und . vom 1. Juli 1867 ab nachzuzahlen waren. Außerdem sind 197,206 Thlr. Kosten extraordinär in Folge der Rinderpest entstanden. 3. Reichstag 54232 Thlr. (33,669 le. 4. Auswärtiges Amt Wo 66 Thlr. Ct. 99. 086 Thlr.). 5. Konsulate 421/626 Thlr. (E 57676 Thlr.). 6. Militärverwaltung 68,475,288 Thlr. dem Etat entsprechend). 7. Marineverwaltung 3596, 30 Thlr. dem Etat in der J entsprechend; 41953 Thlr. bei 7 Titeln sind durch . ei Tit. S ausgeglichen). 8. Bundesschuld 505,224 Thlr (— 10961776 Thlr.). 9. Rechnungshof 62,380 Thlr. (— 620 Thlr.). 19. Reichs ⸗-Qber-Handelsgericht 821682 Thlr. (— 3168 Thlr.). Summa 74,80 t, 998 Thlr. (4 336,149 Thlr.. Einmalige und außer⸗ ordentliche Ausgaben: Kap. 2. Auswärtiges Amt S5, 000 Thlr. (dem Etat entsprechend)⸗. 3. Konsulate 3650 Thlr. (desgl). 4. Post- verwaltung 1783519 Thlr. (4 8228 Thlr.). 5. Telegraphenverwaltung O (- 59872 Thlr.; 43,616 Thlr. Ausgaben sind auf das Vorschuß⸗ Conto für den E. 1872 übernommen worden). 6. Militärverwaltung 248.924 Thlr. (dem Etat ö 7. Marineverwaltung 4580, 466 Thlr. (desgl) Summe 5loz5ls Thlr. (— 51531 Thlr.). Summe der ordentlichen Ausgaben 76907514 Thlr. (4 2846138 Thlr.)

B Die außerordentlichen Ausgaben haben betragen: zur Errichtung eines provisorischen Neichstagsgebäudes 451,304 Thlr. für das Hermanns Denkmal 10,90 Thlr. Die Summe der außer— ordentlichen Ausgaben beträgt 461,304 Thlr., die Gesammtausgabe S0 / 368,818 Thlr. c 745.3922 Thlr..

Von den ordentlichen Einnahmen haben ergeben: Kap. !) Die Zölle und Verbrauchssteuern 52761995 Thlr. (4 4, 87495 Thlr.), darunter die Ein und Ausgangsabgaben 21,898 593 Thlr. 4 3.336.533 Thlr.), die Rübenzuckersteuer 8,363 553 Thlr. (— 262797

haler), die Salzsteuer 8,1883785 Thlr. C 5171495 Thlr.), die Ta—⸗ bakssteüer 259,499 Thlr. (*. 15,099 Thlr.), die Brannhweinsteuer 3596524 Thlr. (— 291,91 Thlr.), die Braumalzsteuer 3. 437,997 Thlr. 64 rz Y die Wechselstempelsteuer 1050, 100 Thlr (* 14916

haler); 3) die Post⸗ und Zeitungsverwaltung netto 3 593,160 Thlr. * 1.193865 Thlr.), das Porto 2046475757 Thlr. ( 975,473 Thlr); die Telegraphenverwaltung Zuschuß 25,324 Thlr. (— S5 146 Thlr.); 5) verschiedene Einnahmen 22G276 Thlr. ( 81.5109 Thlr.); G) aus der Bundesanleihe 202,900 Thlr. (— 24 Thlr.; 7 Matrikularbei⸗ träge 237755755 Thlr, (dem Etat entsprechend):; 8) die von der preu⸗ ßischen Militärverwaltung zur Bestreitung des badischen Kontingents dem Reiche in Einnahme zu stellenden 1618, 6590 Thlr. (Lem Etat entsprechend); zusammen 850 l55lz Thlr. Ct 5392616 Thlr. Die außerordentlichen , sind 567 420 Thlr. netto aus der Abstempelung der ausländischen Pnrämienpapiere. Die Gesammt— einnahme sitellt Ig auf S5 582,932 Thlr. (4 51960036 Thlr.), der Ueber schuß auf 214,114 Thlr. - 521d, 1 14 Thir).

Aus den Postüberschüssen des Deutschen Reichs gelangen pro 1871 3462, 136 Thlr. zur Vertheilung, 1,185,637 Thlr. niehr als

veranschlagt waren. ö

Die Petitionskommission begann gestern die Berathung über die zahlreichen dem Reichstage vorliegenden Petitionen gegen die Wirksamkeit der Gesellschaft Jesu im Deutschen Reiche. Der Antrag des Referenten Dr. Gneist lautet: »die sämmtlichen Petitionen dem Reichskanzler mit dem Ersuchen zu, überweisen: aus dem Inhalte derselben es zur Kenntniß der verbündeten Regierungen zu bringen, in wie weiten Maße der Orden Jesu und die von ihm geleiteten Ein— richtungen und Vereine auf dem Boden des freien Vereinsrechts ihre Thätigkeit innerhalb des Deutschen Reiches entwickelt haben, sowie mit der Aufforderung: ) die verbündeten Regierungen zu veranlassem, sich über gemeinsame Grundsätze zu verständigen in Betreff der Zulassung religiöser Orden, in Betreff der Erhaltung des Friedens der Glaubens—⸗

bekenntnisse unter sich und gegen die Verkümmerung staatsbürgerlicher Rechte durch die geistliche Gewalt, insbesondere womöglich noch in dieser Session dem Neichstage einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen die Niederlassung von Mitgliedern der Gesellschaft Jesu und der ihr verbündeten Kongregationen ohne ausdrückliche Zulaffung der betreffenden Landesregierung unter Strafe gestellt wird.« Wr Kor⸗ referent Abg. Grimm stellte den Antrag: »über die Petitio— nen zur Tagesordnung überzugehen, unter Vorlage derselben an den Reichstag mit den Gründen:; 1) weil die auf Aufhebung des Jesuitenordens und seiner Wirksamkeit in Kirche und Schule gerichteten Petitionen nur mittelst eines, die Ver— hältnisse der Einzelstaaten zu der katholischen Kirche berührenden und normirenden Gesetzes erfolgen könne, diese Rechtsgebiete aber der Gesctz. gebungsgewalt des Reiches nicht unterworfen sind; 2) weil eine, ein Ausnahmegesetz rechtfertigende Gefährdung der Existenz und Sicher- heit des Reiches durch die Ausführungen der Petenten nicht dargelegt ist.« Die Abgg, von Helldorff, Dörnburg von Kranach, Lucas und Genossen stellten folgenden Antrag: »Der Reichstag wolle beschließen, sämmtliche Petitionen der Reichsregierung zu überweisen mit der Aufforderung: ) darauf hinzuwirken, daß gegenüber den für das Reich und seine Angehöri zen durch den BVestand und die Wirksamkeitreligiöser Orden und Genossenschaf⸗ ten erwachsenden Gefahren die bestehenden Gesetze mit Energie gehand— habt werden; 2) ohne Verzug einen Zustand des öffentlichen Rechts anzubahnen, in Gemäßheit dessen die Sicherung des Reiches und fei= ner Angehörigen und insbesondere der konfessionellen Parität, sowie des religiösen Friedens die rechtliche Stellung der religiösen Orden und Genossenschaften geregelt und die Rechte der Staatsbürger gegen Eingriffe der geistlichen Gewalt geschützt werden.“ Die Verhand- lungen werden heut fortgesetzt.

Das Amtsblatt der Deutschen Reichs-Postverwal⸗ tung« Nr. 34 hat folgenden Inhalt: General: Verfügungen vom 3. Mai 1872 Gebühr für Postkarten und die Gewichtsstufe für Druck⸗ sachen und Waarenproben; vom 1. Mai 1872 Eröffnung der Eisen⸗ bahn Elm⸗Gemünden in Bayern und Leitung und Beaufsichtigun des Postbetriebes auf der Eisenbahn Kattowitz⸗Leobschütz; vom 2. * 1872 Behandlung der von dem Post-Zeugamte zur Verpackung von Montirungs und Inventariengegenständen verwendeten Kisten.

Das »Justiz⸗Ministerial⸗Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege« Nr. 18 enthält folgende Be—⸗ kanntmachung: Die Feuerversicherungs⸗Gesellschaft Colonia in Esln hat von dem Betrage der Versicherungs-Pränmien, welche im Jahre 1871 von den bei ihr versicherten Jüustizbeamten eingegangen sind, wiederum die Summe von Sechshundert Thalern der Justiz⸗Offizian⸗ ten⸗Wittwenkasse überwiesen. Der Justiz⸗Minister nimmt Veran— ö die Justizbeamten hiervon in Kenntniß zu setzen. Berlin,

en 25.

April 1872. Der ö Leonhardt Ferner i

folgendes Erkenntniß des Königlichen Ober⸗-⸗Appellationsgerichts in Berlin vom 14. Februar 1872: I) Im Falle einer Anklage wegen Urkundenfälschung ist es statthaft, eine Hülfsfrage wegen Gebrauchs der gefälschten Urkunde zu stellen. 2 Wird eine, im Anklagebeschlusse nicht enthaltene Hülfsfrage an die Geschworenen gestellt, so ist es nicht erforderlich, den Angeklagten auf diesen anderen Gesichtspunkt der Anklage noch besonders aufmerksam zu machen. 3) Es ist statt⸗ haftz bei einer Anklage wegen Urkundenfälschung in der Fragestellung die Beweiserheblichkeit des Schriftstückes durch Hervorhebung des spe— ziellen, durch dasselbe bekundeten Rechtsgeschäfts zu ersetzen. 4) Ein Schuldbekenntniß ist eine Urkunde.

Statistische Nachrichten.

Bei der städtischen Sparkasse zu Berlin wurden im ahre 1871 9145122 Thlr. eingezahlt, 193,B102 Thlr. mehr als im ahre 1870, 690,311 Thlr. zurückgezahlt, 90405 Thlr. weniger als

im Jahre 1870. Die Forderung der Interessenten betrug Ende 1871 2855, 684 Thlr., gegen 21581014 Thlr. Ende 1870. Das Guthaben war auf 83,5229 Quittungsbücher vertheilt, deren 28,471 gegen 1870 * 5569) bis 10 Thlr., 16,3853 C 685) von 11 20 Thlr., 19,007 = 363) von 21 50 Thlr., 123335 C4 775) von 51 160 Thlr., 7086 (8I7) von 101 20990 Thlr., 31 ( 9) von 201 Thlr. und mehr lauteten. Auf jeden Einwohner kommen etwa 37 Thlr. Spar- einlagen, auf etwa 10 Einwohner 1 Sparkassenbuch.

Ueber den Fremdenverkehr während der diesjähri⸗ gen Leipziger Ostermesse liegen dem »L. Tgbl.« folgende Notizen vor: Es wurden beim Fremdenbureau des Polizeiamts 24635 Fremde angemeldet, und zwar 102838 aus Gasthäusern und 13747 aus Privatwohnungen. Die Anzahl der ausgestellten Anmeldescheine betrug 12469. Die Gesammtfrequenz der Michaclismesse bezifferte sich nur auf 233273 Fremdenanmeldungen und 11911 ausgestellte

Anmeldescheine. Kunst und Wissenschaft. .

Berlins 8. Mai. Se. Majestät der Kaiser und König haben von Herrn v. Simpson⸗Georgenburg huldvoll einen Separat— abdruck aus dem unter der Presse befindlichen Gestüt⸗-Buche von A. Krocker und J. von Schwarß RNerlag von Wiegandt und Hempel) entgegengenommen, welcher die Geschichte und Beschreibung des Georgenburger Gestüts enthält.

Eine wissenschaftliche Expedition, bestehend aus den Herren Professor Dr. Buchholtz von Berlin, Dr. Lühder aus Greifswald und Dr Reichenow aus Charlottenburg, geht in die— sen Tagen nach West-Afrita ab. Das eigentliche Ziel ihrer Forschun⸗ gen ist Ober-Guinea und zwar das bis jetzt noch wenig bekannte Camerun-Gebirge, zwischen dem 4. und 5 Grad nördl. Br. gelegen, welches ganz besenders für zoologische Forschungen, denen die Reise hauptsächlich gewidmet ist, ein interessantes Feld bietet. Von Came-

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run aus ist ein Vordringen ins Innere nordwärts gegen den Binue in Aussicht genommen, wobei Gebiete berührt würden, welche theil—⸗ weise auch geographisch noch unbekannt sind.

Die Firma F. A Brockhaus in Leipzig feierte am 4. d. M. den hundertjährigen Geburtstag des Gründers der Firma, Friedrich Arnold Brockhaus, sowie gleichzeitig das fünfzigjährige Geschäfts— jubiläum des gegenwärtigen Alterschefs Dr. Heinrich Brockhaus.

nter der Firma F. A. Brockhaus sind gegenwärtig folgende Ge— , ih. vereinigt: Verlagsbuchhandlung; deutsches und aus— ändisches Kommissionsgeschäft, deutsches und ausländisches Sorti⸗ mentsgeschäft; Antiquarium; Filialgeschäft in Wien; Filial— geschäft in Berlin;, Suchdruckerei; Schriftgießerei; Stereotypen gießerei; galvanoplastische Anstalt; Schriftschneiderei und Gravir— anstalt; mechanische Werkstätte, Stahl⸗ und Kupferdruckerei; litho . hische Anstalt und Steindruckerei; xylographische Anstalt; Buch—= inderei. Das Geschäftspersonal betrug am 31 März d. J. 601 P. In den letzten Jahrzehnten sind jährlich durchschnittlich ungefähr 100 neue Verlagsartikel und Fortsetzungen erschienen (darunter 1 politische Zeitung und 5 literarische Zeitschriften.

Coburg, 6. Mai. Der Herzog hat den mit der artistischen Direktion des Herzoglichen Hoftheaters hier und in Gotha prowiso— risch beauftragten Herrn Theodor Loewe in Coburg zum »Hoftheater—⸗ Direktor« ernannt.

Claus Groth, Professor an der Universität Kiel, bekannt als plattdeutscher Dichter, ist von Oxford, wohin er zur Abhaltung

deutscher Vorlesungen berufen worden war, in London eingetroffen

und gedenkt etwa 14 Tage lang daselbst zu verweilen. Derselbe wird am II. d. Mts. eine Vorlesung über deutsche Mundarten mit Er— läuterungen aus seinen Gedichten halten.

Landwirtbschaft.

Berlin. Das landwirthschaftliche Mu seum hat ein Modell des Maischkühlapparates von Naegeli in Wegeleben erhalten, welcher Apparat sich durch große Ersparung an Wasser, schnelle Kühlung und leichte Reinigung auszeichnen soll. Ferner wurde demselben von dem Dr. H. A. Meyer in Kiel ein Modell der Miesmuschelzucht in der Kieler Bucht zum Geschenk gemacht. Durch den Konsul des Deutschen Reiches in Barcelona ist dem Museum eine Kollektion von Getreide—⸗ proben übersandt, und eine Sammlung catalonischer und aragonischer

Wollproben in Aussicht gestellt. Im Regierungsbezirk Potsdam haben sich die Winter⸗

saaten, welche bei der milden Witterung nur dürftig standen

und im Winter erheblich durch Mäusefraß gelitten hatten, im März und April so erholt, daß ihr Stand durchschnittlich als be⸗ friedigend bezeichnet werden darf. Die Frühjahrsbestellung hat unter den besten Witterungsverhältnissen frühzeitig in Angriff genommen werden können.

Gewerbe und Handel.

Duisburg, 6. Mai. In der heutigen General-Versammlung her Rheinischen Bergbau⸗ und Hütten wesen ⸗Aktien⸗Ge⸗ ellschaft zu Duisburg wurde beschlossen, nach bedeutenden, extra⸗ ordinären Abschreibungen die . einer Dividende von 4péCt. vorzunehmen und zu Erweiterungen und zum Ankauf eines werth⸗

vollen Grubenkomplexes unbegebene 440, 000 Thlr. Stammaktien zu

emittiren. Von den anwesenden Aktionären wurden sofort zwei Drittel dieser Summe gezeichnet. ,

Leipzig, 3. Mal. IV. Meßbericht In baumwollenen Strumpfwaaren zeigte sich diesmal keine Lebhaftigkeit, da sie im Preise zu hoch standen. Ebenso erging es wollenen Strumpf— waaren da auch diese zu hoch im Preise waren, im Uebrigen auch gegenwärtige Saison diesem Artikel nicht günstig und die Käufer es vorzogen, ihre Lager erst später zu vervollständigen. Das Manu⸗

faktuürwaanaren-⸗Geschäft war ein ziemlich lebhaftes. Waren es

in der ersten Woche vorzugsweise die Ausländer, so konnte man in der zweiten Woche fast in den meisten . ein reges Leben und Treiben der inländischen Kundschaft gewah— ren. Alles drängte sich, geschmackvolle Nouveautés, die diese Saison so mannigfach bringt, rechtzeitig und möglichst sortirt zu erlangen. Ein gleiches Geschäft hätte sich auch in den verschiedenen Stappelsachen entwickeln können, wenn nicht die jetzt so hohen Preise eine Mäßigung im Einkauf bedungen und mit Recht hätte man die Messe eine brillante nennen können, In sächsischen Manufakturwaaren war die Kauflust diesmal hauptsächlich den Glauchauer Fabrikaten zugewendet, und von diesen wurde auch ziemlich vie! entnommen. In Leinenwagren ging das Geschäft nur mittelmäßig, da auch hierin dem Publikum die Preise zu hoch erschienen und ein Herunterdrücken derselben in keiner Weise zu ermöglichen war. Durch die Preissteigerung der Garne, sowje der hohen Spinnerlshne, dürften auch die Leinenwagren ihre hohen Preise noch längere Zeit behaupten, und es wird das Publikum sich wohl daran gewöhnen müssen, etwas mehr anzulegen In böhmischen Glaswgaxen ging das Meß— eschäft ziemlich gut, denn außer England und Amerika hatte auch 3 andere Kundschaft erhebliche Einkäufe gemacht. Die diesjährige Ostermesse war der Seidenwagrenhranche recht günstig. Aus Rußland hatten sich viele bedeutende Einkäufer eingeskellt; die hier ihren Bedarf deckten. Ebenso sah, man aus überseeischen Plätzen aller Länder Käufer, die man früher hier weniger bemerkte. In schwarzen glatten Taffeten ist nur geringer Begehr gewesen. Gros graines, Failles, Cachemirs, überhaupt alle schweren Stoffe sind bevorzugt worden. Von couleurten seidenen Stoffen fanden auch nur schwerere Quali⸗ täten genügenden Absatz. Satins waren von ganz untergeordneter Bedeu⸗ tung. Obgleich für Sammet eigentlich keine Saison war, machte sich dennoch ein so starker Begehr geltend? daß die Fabrikanten weit über den Herbst hinaus derart mit Aunftraͤgln überhäuft sind daß sie neue nicht aufzunehmen vermögen. Der Artikel ist im Preise erheblich gestiegen, da das Rohmaterial und die Arbeitslöhne bedeutend in die

Höhe gegangen sind. Die starke Nachfrage, die seit geraumer Zeit in Sammietband herrschte ist nicht mehr so lebhaft, el früher, umd hat auch in Folge dessen, statt einer Steigerung des Preises, sich nur auf denjenigen, der zu Anfang des Jahres bewilligt wurde, gehalten. Taffelband has so stark gezogen, daß wohl alle Läger darln geräumt gewesen sind.

Die Deutsche Grundkreditbank in Gotha hat bis Ende 1871 8289, 890 Thlr. unkündhare Hypotheken erworben, die sich- wie folgt, vertheilen: . Preußen und Pommern 15263, 400 Thlr., Schlesien und Pofen 40577660 Thlr., Brandenburg 216065966 Thlr, westlich der Elbe 487,900 Thlr.; außerdem besaß die Bank 7983723 Thlr. Rentenforderungen. Die Bilanz der Bank ist in Rr. 107 d. Bl. veröffentlicht.

Der internationale Zuckerfabrikanten⸗Kongreß in Brüssel, welchem etwa fünfzig Bevollmächtigte der englischen, fran= zösischen, belgischen und holländischen Zuckerfabrikanten in Brüffel bei⸗ wohnten, hatte sich folgende Fragen gestellt: 1) Hat die Konvention von 1864, welche das Prinzip der Gleichheit der vier Nationen in der Behandlung der Zuckerzölle aussprach, ihren Zweck erfüllt? 2) Ist es an der Zeit, sofort eine Aenderung darin zu schaffen? 3) Im de⸗ jahenden Falle: welches sind die Grundsätze der Modifikationen. Der Kongreß hat nach langen Diskussionen die erste Frage verneint, die zweite bejaht, und in Antwort auf die dritte Frage bezeichnet derselbe den betreffenden Regierungen die Herbeiführung einer gleichmäßigen 9 n für die vertragsmäßigen Länder, welche den Betrieb der Fabrikation und die auf die Entrepotverhältnisse bezüglichen Geschäfte regelt. Der Kongreß appellirt überdies an die europäischen Nationen, der künftigen Uebereinkunft beizutreten.

Verkehrs⸗Anstalten.

El her feld. 8. Mai. Die „Elberfelder Zeitung vernimmt, daß 3 Tmin ende der Bergisch⸗Märkischen Eisenbahn auf 73 pCt. fest= geste .

Mainz, 7. Mai. Die heute stattgehabte Generalversamm⸗ lung der Taunus-Eisenbahn-Gesellschaft hat die Verthei⸗ lung einer Dividende von 26 Fl. pr. Aktie beschlossen. Die Ueber⸗ gabe der Bahn an den Staat erfolgt am 15. d. M.

. Southgmpton, 7. Mai. Der Brasiliendampfer »Parcel⸗ ist hier eingetroffen.

Lek enꝶgraphische Witterennzsheri6ehtgtée v. 7. Mai.

Bar. Abw Temp. Ab! , Allgemeine Ort. P. L. v. M. R. ö Wind. Himmelsansieht

Gon stan 3G, 118 NO., schwach. schön.

8

ai. NO., schwach. bedeckt. Windstille. bedeckt, Regen. G., schwach. hedeckt, Nebel. WS W., mässig. trübe, gest. Reg. W., lebhaft. sehr bewwõlkt. ij SSO. , schw. bedeckt.“) NNO. , schw. bedeckt. WSW. , mãssig. WSW, mässig. W., mässig. bewölkt. S.. mãssig. trübe. SW. , lebhaft. SW. , stark. wolkig.

wolkig. ) wolkig. trũbe.)

Haparanda. 330, 2 Christians. 329, 0 Hernöõsand 329, Helsingfor. 332, z Petersburg 332, Stockholm. 330,2 Skudesnäs 328, o Frederiksh.

G

.

ö . 9,8 M3, 0 W., mässig. Kieler Haf. 327,6 SW. , stark. ll . We schwach. bedeckt, Regen. SW. , heftig. hegen. SW. , lebhaft. regnerisch.

W., mässig. trübe. s)

Wes. Lchtt. 339, 9 = Wilhelmsh. 330, Stettin.. 333,3 3, Gröningen 331, 8.2 SVW. , schwach. bewõlkt.

Bremen . .. hewölkt.

WS W., lebh. 331,4 SW. . stark. 332,2 —- 3. S., mãssig. 331, s 3, s SVW., stark. heit, gest Reg. Münster .. 328, s SVW., lebhaft. trübe. , Torgau... 330, 2 WS VW., stark. heiter. Breslau... 329, S., mãssig. wolkig. Brüssel . .. 332, SSW. , mässig. sehr bewölkt. 10) 332, 0 SVW. , mässig. heiter. Wiesbaden 330.6 SVW., mässig. heiter. !) Ratibor ... 326, Sr schwach. sehr heiter. rr, 326,9 SW. , stark. bewölkt. 12) Cherbourg 5339 SW., lebhaft. regnerisch. Havre 333, MW., lebhaft. bedeckt. Carlsruhe . 331, SW. , mässig. bewölkt. 1) 335. SW. , mässig. bewölkt. St. Mathieu 335, z WNW., lebhaft. Regen.

) Gestern Gewitter, Nachts Sturm. *) Regen. Max. 12,0. Min. 4,6» *) Gestern Nachmittag SSW. schwach. Gestern Nach- mittag SW. mässig. Strom S. Strom S , Regen in Iutervallen. s) Gestern Regen und Gewitter. d) Starke Regenschauer. Ss, Heute und gestern Regen. ) Gestern Regen und Wind. *“) Regen in Intervallen. 1) Gestern Vorm. Regen. 12) Trübe. Gesteru stürnmisch.

bewölkt.

& e , s = n 8 1 s o 1 R 1 —=— 0 D —— 1 O V O G

u) Nachts Sturm.