Nichtamtliches.
DODesterreich⸗ Ungarn. Wien, sidium des Abgeordnetenhauses, mittelung der Glückwünsche des Hauses der Erzherzogin Gisela an die Majestät wurde heute vom Kaiser huldvoll emp
— Der Kultus⸗Minister Strema Tagespost« mittheilt, folgenden Erlaß Chefs herausgegeben:
Eurer. welche der Regierung zugekommen sind, wi der Bevölkerung Ausdruck gegeben, daß die
schreitungen mit Nachdruck begegne, welche sich ein Theil des Klerus insbesondere durch den Mißbrauch der Kanzel zu politischen Invek— tiven in oft maßloser, das Ansehen der Gesetze verletzender, ja mit— unter sogar die öffentliche Ruhe gefährdender Weise beigehen läßt.
Bei wiederholten Anlässen schon festen Entschluß des Staates die gung zu sichern Und jeden in tretenden Uebergriff mit den zu Mitteln zurückzuweisen. Als
Mittel muß bei der Allgemeingiltigkeit des
. hat und die gebührende Achtung
Geb
solcher Ausschreitungen auf strafgerichtlichem Wege angesehen werden, bei dessen Verfolgung zwar allerdings die direkte Einflußnahme der
politischen Landesstelle ausgeschlossen ist, auch von den Verwaltungsbehörden im S
5 werden kann, als es der §. 71 der Strafprozeßordnung vom
9. Juli 1853 allen öffentlichen Behörden und
die entweder von ihnen selbst wahrgenommenen oder sonst zu ihrer Kennt
niß gelangten strafbaren Handlungen, welch der Betheiligten zu untersuchen sind, ohne
Strafgerichts zu bringen, in dessen Sprengel ersuche, in diesem Sinne die unterstehenden Ad—
dem ich Euer ministrativen und polizeilichen Organe anzi
merkung bei, daß bei den fraglichen Ausschreitungen vornehmlich d Bestimmungen der §§. 68, 63, 65, 300, 302, 1 3065, 3 8 9 Beachtung zu schenken und dort, wo es zulässig erscheint,
Anordnung des Wien den 10. April 1872.
Der Minister für Kultus und Unterricht:
Stremayr m. P
X tion h. Wier im Kriegsministerium eine Enquste
gefunden, vermöge dessen die, Lieferung von Monturen und . Ausrüstungsgegenständen des Heeres ein Monopol 8. H de. Es nahmen Vertreter der beider. seitigen Handels- und Finanzministerien und der Wiener und
des Hauses Skene wurde. Pesther Handelskammern daran Theil. den Vertrag aus. Der Vorsitzende, Benedek, versprach die Entscheidung des nächsten Dienstag bekannt zu geben.
Pesth, 13. Mai. Vasarhelh (Siebenbürgen) der Linken stattgefunden. Berzenczey, eb wollte an der Spitze von 300 Szeklern wurde jedoch zurückgestoßen. wieder her. sofort eine ö beschloß die Annahme nd lung der Linken.
Schweiz.
es Programms
Bern 14. Mai.
bei, der Abstimmung durch das Volk mit Stimmen und bei der Abstimmung 13 Kantonen gegen 9 abgelehnt worden.
Großbritannien und Irland. Zu Ehren des Königs der Belgier fand 5sterreichischen Botschaftshotel
statt, bei welchem außer Sr. Majestät der Herzog und die Her— zogin von Teck, der helgische Gesandte van ö Weyer, 6 von Cetto, Lord Enfield, Lord Egerton of Tatton u. A. die
Gäste des Grafen Beust waren. — Das Oberhaus hielt am 11.8. in welcher die Consolidated Fund (6,
Frankreich. Paris, 13. Mai.
bespricht heute in einem längeren Artikel die Nachrichten, wel über den schlechten Gesundheitszustand des ,
in, den fremden und anderen Blättern v klärt dieselben für falsch. Die Wahrheit die Empfänge im Elysee und übermäßi wurde Herr Thiers von seinen Freun
In einer Reihe von Eingaben und Petitionen,
Nothwendigkeit betont, dieser Beziehung zu
das geeignetste und
S. 11 der Kaiserlichen Verordnung vom 26. Apri 1854. Nr. 96 des R.-G.- Bl. vorzugehen sein wird. ö pril
— In Folge einer Aufforderung der un arischen Delega⸗ hat in Wien in der vorigen und der
(N. fr. Pr.) Gestern hat in Maros— die angekündigte Versammlung
Nach Steinwürfen kam es zum Handgemenge, zwei Abtheilungen Militär stellten die . Mehrere Verhaftungen sind vorgenommen und eingeleitet worden.
Nach der nunmehr erfolg— ten Zusammenstellung ist die revidirte Bundesv ö ö.
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13. Mai. Das Prä⸗ welches mit der Ueber⸗ anläßlich der Verlobung en betraut worden war, fangen. yr hat, wie die Grazer
an sämmtliche Länder⸗
rd dem lebhaften Wunsche Staatsgewalt jenen Aus.
die Regierung ihren
den eren und pünktliche Befol⸗ Tage ote stehenden geseßlichen wirksamste dieser Strafgesetzes die Ahndung
dessen Beschreitung jedoch inne des Gesetzes insoweit Aemtern zur Pflicht macht, e nicht blos auf Verlangen er sun zur Kenntniß des
ie sich befinden. In=
iweisen, füge ich die Be—
auch nach
s aufenden Woche über den Vertrag statt—
Alle sprachen sich gegen General Mid . Kriegs⸗Ministers am
enfalls von der Linken, sich daran betheiligen,
Die Versammlung der Pesther Versamm⸗
257,000 gegen 252, 006 nach Kantonen von
London, 13. Mai. (am 11 d. Miß. im ein großes Bankett
Mts. eine Extrasitzung, ꝛ so, 009,0 00 Lstr.) Bill zum zweiten und dritten Male gelesen wurde.
Das »Bien Publie⸗
erbreitet sind, und er⸗ sei folgende: »Durch es Arbeiten ermüdet,
etwas Ruhe zu gönnen und seine Kräfte zu schonen. Aber nichts wurde deshalb in seinen Gewohnheiten geändert. Jeden Abend ohne Ausnahme empfing er die nämliche Anzahl von Eingeladenen oder vertrauten Freunden, jeden Tag präsidirte er dem Ministerrath und er hatte nicht nöthig, das Wort durch den Bleistift zu ersetzen; jeden Morgen arbeitete er seine Stun⸗ den und mit der gewöhnlichen Pünktlichkeit. Eine einzige unläug⸗ bare Sache sigurirt in den neuesten Bulletins des Boulevards, nämlich die Vertagung der Diskussion über das Militärgesetz, un, welcher die Nationalversammlung ihre Zustimmung ge⸗ geben.«
— Der Vertheidiger von Straßburg, General Uhri at j auch an den Präsidenlen der Republik n, um e Tln r n gericht gestellt zu werden. — An dem gestrigen Diner bei dem Präsi⸗ denten Thiers nahmen der Graf und die Gräfin von Paris, die Prinzessin Clementine und ihre Tochter, der Herzog von Chartres, Bruder des Grafen von Paris, der Herzog von Aumale, der Prinz von Joinville, der Herzog von Nemours und sein Sohn, der Herzog von Alengon, der Herzog von Sachsen-Coburg, der Fürst und die Fürstin 4 1. ö . ͤ
„Die Nationglversammlung verwarf vorgestern mit 300 gegen 2977 Stimmen den 6 10 des Genn nk n die Reorganisation des Nichteramtes. Nach Verwerfung des Artikels 10 bat der Justiz-Minister, daß die übrigen Artikel an die Kommission zurückverwiesen werden möchten. Diesem Verlangen wurde entsprochen. .
— Vorgestern ist in Bordeauxr ein afrikanischer König gelandet. Derselbe nennt sich Ranalalalulu und will Paris und London hesuchen. Der Hauptzweck seiner Reise soll der sein, der englischen und französischen Regierung Aufklärungen über die schlechte Behandlung zu geben, deren Opfer einige Missionare in seinem Reiche waren. Der afrikanische König ist von einem zahlreichen Gefolge begleitet.
— 15. Mai. Das »Journal officielé meldet die Er— nennung Noailles, zum Gesandten in Washington, Ferry's zum Gesandten in Athen, Gombineau's zum Gesandten in Stockholm, Gabrigc's zum Gesandten im Haag.
Versailles, 14. Mai. In der heutigen Sitzung der Nation alversammlung hatte sich bei der Diskussion über den deutsch⸗französischen Postvertrag Rouher für die Annahme desselben ausgesprochen, Ravinel den Äntrag gestellt, mehrere Artikel des Vertrages an die Kommission zurückzuverweisen. Dieser Antrag wurde jedoch fast einstimmig verworfen und darauf der Vertrag genehmigt. — Haentjens brachte einen An⸗ trag ein, wodurch die mit der Enquste über die Kapitulationen beschäftigte Kommission beauftragt wird, auch auf die Kapitu⸗ lation von Paris n e en, Die Versammlung beschloß über den Antrag mit großer Majorität die Dringlichkeit. — Der Finanz⸗Minister legte das Budget für 1873 vor.
Spanien. Madrid, 14. Mai. (W. T. B.. Offizielle Telegramme aus der Provinz Navarra versichern, daß nur noch eine einzige Carlistenbande und zwar diejenige unter Carasa sich halte, daß dieselbe jedoch von General Woriones verfolgt werde.
„Griechenland. Athen, 27. April. Der Abgeordnete für, Mantinea Rhigas Palamidis, bekannt . seine Theilnahme an dem griechischen Unabhängigkeitskriege, ist kürz⸗ lich verstorben. Derselbe war 1792 zu Tripolitza in Morea eboren. Bei dem Regierungsantritt des Königs Otto über⸗ rug man Palamidis zuerst die Präfektur Lakonien. Später war er zu verschiedenen Malen Minister des Innern.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 10. Mai Der Herzog von Ostgothland ist gener Mila mit dem Dampfschiffe »Svea« von Karlskrong zurückgekehrt ünd wurde am Hafen von der Herzogin und den drei jüngeren Prinzen so wie vom Herzoge von Dalekarlien empfangen.
Dänemark. Kopenhagen, 11. Mai. Die Rekon— valescenz der? rinzessin Thyrag schreitet, nach einem gen gramm der »Berl. Tid.«“, in befriedigender Weise fort. Man erwartete, daß die Prinzessin in diesen Tagen das Bett wäh— rend einiger Stunden werde verlassen können.
Neichstags⸗ Angelegenheiten.
Berlin, 15. Mai. In der gestrigen Sitzung des Rei gi. In de g eichs⸗ tags nahm in der Diskusston über den Etat ben une vue e. i eff r . . ürst von Bismarck in esandtschaft bei dem päpstlichen Stuhl Abs . n n das Wort: . . zegreife, daß bei dieser Budgetposition der Gedank lann / daß die Kosten für diese Gesandtschaft nicht e. . seien, weil es sich nicht mehr um einen Schutz deutscher Unterthanen in den Hetreffenden Landestheilen handelt. Ich freue mich aber doch, daß ein Antrag auf Absetzung dieser Position nicht gestellt ist, denn er würde
en aufgefordert, sich
der Regierung unwillkommen gewesen sein. Die Aufgaben einer Ge—⸗
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sandtschaft bestehen ja einerseits im Schußze ihrer Landsleute / andererselts aber doch auch in der Vermittlung der politischen Beziehungen, in welchen die , nn zu dem Hofe, bei dem ein Gesandter akkreditirt ist, steht Nun giebt es keinen auswärtigen Souverän, der nach der bisherigen Lage unserer Gesetzgebung berufen wäre, so aus⸗ gedehnte, der Souveränität nahe kommende und durch keine konstitu⸗ fionelle Verantwortlichkeit gedeckte Rechte innerhalb des Deutschen Reiches vermöge unserer Gesetzgebung zu üben. Es ist daher für das Deutsche Reich von wesentlichem Interesse, wie dasselbe sich zu dem Ober⸗ haupte der römischen Kirche, welches diese für einen auswärtigen Souverän so ungewöhnlichen umfangreichen Einflüsse bei uns ausübt, wie es sich auf diplcmatischem Wege dazu stellt. Ich glaube kaum, daß es einem Gesandten . z — lischen Kirche maßgebenden Stimmungen gelingen würde, durch die geschickteste Diplomatie, Lurch Ueberredung, — von komminato⸗ rischen Haltungen, wie sie zwischen zwei weltlichen Mächten vor— kommen können, kann ja hier nicht die Rede sein — aber ich will sagen durch Ueberredung einen Einfluß guszuühen, der eine Modift⸗· kation der von Sr. Heiligkeit dem Vapste zu den weltlichen Dingen prinzipiell genommenen Stellung herbeizuführen im Stande sein würde. Ich halte es nach den neüerdings ausgesprochenen und öffent- lich promulgirten Dogmen der katholischen Kirche nicht für möglich, für eine weltliche Macht zu einem Konkordat zu gelangen, ohne daß diese weltliche Macht bis zu einem Grade und in einer Weise effaeirt würde, die das Deutsche Reich wenigstens nicht annehmen kann. Seien Sie außer Sorge, nach Canossa gehen wir nicht, weder körper- lich noch geistig. Aber nichts destowweniger kann sich Niemand ver⸗— hehlen, daß die Lage des Deutschen Reiches, — ich habe hier nicht die Aufgabe, die Motte und die Schuld der einen oder der andern Seite zu untersuchen, sondern nur die Aufgabe, eine Budgetposition zu ver- theidigen, — daß die Stimmung innerhalb des Deutschen Reiches auf dem Gebiele des konfessionellen Friedens eine getrübte ist. Die Regierungen des Deutschen Reiches suchen emsig, suchen mit der ganzen Sorgfalt, die fie ihren katholischen wie ihren evangelischen Unter thanen schulden, nach den Mitteln, um in einer möglichst friedlichen, in einer die konfessionellen Verhältnisse des Reiches möglichst wenig erschütternden Weise aus diesem jetzigen Zustand in einen annehm⸗ licheren zu gelangen. Es wird dies ja schwerlich anders geschehen können als auf dem Wege der Gesetzgebung, und zwar auf dem Wege einer allgemeinen Reichsgesetzgebung, zu welcher die Regierungen genöthigt sein werden, die Beihülfe des Reichstags in . . zu nehmen. Daß aber diese Gesetzgebung in einem für die Gewissensfreiheit durchaus schonenden, in der zurückhaltendsten, zartesten Weise, im schonenden Wege , daß dabei die Regierung bemüht sein muß, sorgfältig alle die unnöthigen Erschwerungen ihrer Aufgabe zu verhüten, die aus unrichtigen Berichterstattungen, aus dem Man— gel an richtigen Formen hervorgehen können, das werden Sie mir zugeben, daß die Regierungen beniüht sein müssen, die Richtigstellung unferes inneren Friedens auf die für die konfessionellen Empfindun⸗ gen, auch solche, die wir nicht theilen, schonendste eise herbeizuführen, werden Sie mir zugeben. Dazu gehört vor allen Dingen, daß auf der einen Seite die römische Kurle jederzeit nach Möglichkeit gut unter richtet sei über die Intentionen der deutschen Regierungen und besser unterrichtet sei, als man es bisher gewesen ist. Ich halte für eine der hervorragendsten Ursachen der gegen martigen Truͤbungen auf kon⸗ fessionellem Gebiete die unrichtige, entweder durch n. Aufregung oder durch schlimmere Motive getrübte Darstellung über die Lage der Dinge in Deutschland und die Intentionen der deutschen Re— gieruͤngen, die an Seine Heiligkeit den Papst gelangt sind. Ich hatte gehofft, daß durch die Wahl eines Botsschafters, Der von beiden Seiten volles Vertrauen hatte, einmal in Bezug auf seine Wahrheitsliebe und Glaubwürdigkeit, dann in Bezug auf die Versöhnlichkeit seiner Gesinnungen und Haltung daß die Wahl eines solchen Botschafters, wie sie Se. Majestät der Kaiser in der Person eines hekannten Kirchenfürsten getroffen hatte, in Rom willkommen sein werde, daß sie als ein Pfand unserer friedlichen ent gegenkommenden Gesinnungen aufgefaßt, daß sie als eine Brücke der Verständigung benutzt werden würde, ich hatte gehofft, daß man darin die Versicherung erkennen würde, daß iwvir etwas Anderes als das, was ein Sr. Heiligkeit dem Papste auch durch die intimsten Bezie⸗ hungen verbundener Kirchenfürst la en vortragen und ausdrücken könnte, nie von Sr. Heiligkeit dem Papste verlangen würden, daß die For— men immer diejenigen bleiben würden, in welchen ein Kirchenfürst dem anderen gegenüber sich bewegt, und daß alle unnsthigen Rei⸗ bungen in einer Sache, die an sich schwierig genug ist, verhütet wür— den. Man hat an diese Ernennung manche Befürchtungen auf evan= gelischer und liberaler Seite geknüßft, die meines Erachtens in einer unrichtigen Würdigung der Stellung eines Gesandten oder Bot— schafters überhaupt bestehen. Ein Gesandter ist wesentlich doch nur das Gefäß, welches, durch die Instruktionen seines Sou⸗ verains gefüllt, erst seinen vollen Werth bekommt, daß aber das Gefäß ein angenehmes, willkommenes sei, ein solches, welches nach seiner WUsch fen en, wie man von alten Krystallen sagte, Gift oder Galle in sich nicht aufnehmen kann, ohne es sofort anzu⸗ zeigen, das , allerdings wünschenswerth, in so delikaten Beziehungen wie diese sind. Das hatten wir gehofft zu erreichen. Leider ist aus Gründen, die uns noch nicht dargelegt sind, diese Intention der Kai— serlichen Regierung durch eine kurze Ablehming von Seiten der päßst. lichen Kurie verhindert worden, zur Ausführung zu gelangen. Ich kann wohl sagen, daß ein solcher Fall nicht, häufig vorkommt. Es ist üblich, daß wenn ein Souverän seine Wahl zu einem Gesandten, zu einem Botschafter getroffen hat, er dann aus Cour- toisie an den Souperän, bei dem der Gesandte akkreditirt werden soll, die Frage richtet, ob dieser ihm persona grata sei, es ist indeß ganz außerordentlich selten der Fall, daß diese Frage verneint wird, da es doch immer ein Rückgängigmachen einer einmal ge—
es Deutschen Reiches nach den jetzt in der katho⸗ f
schehenen Ernennung bedingt; denn was der Kaiser zu einer
solchen Ernennung thun kann, thut er vorher, ehe er anfrägt.
Also er hat ernannt, wenn er anfrägt, die verneinende Antwort ist also eine Forderung, das Geschehene zurückzunehmen, eine Erklärung: Du hast unrichtig gewählt. Ich bin ö. ziemlich zehn Jahren jetzt 6 Minister, ich bin seit einundzwanzig Jahren in den Ge— schäften der höheren Diplomatie, und ich glaube, mich nicht zu täuschen, wenn ich sage, es ist dies der einzige und erste Fall den ich erlebt, daß eine solche Frage verneinend beantwortet wird. Ich habe öfter schon erlebt, daß Bedenken ausgesprochen sind gegen Gesandte, die be— reits längere Zeit fungirt hatten, daß ein Hof in vertraulicher Weise den Wunsch ausgesprochen hat, daß ein Wechsel in der Fersen er⸗ olgen möge; dann aber hatte dieser Hof eine mehrjährige Erfahrung im diplomatischen Verkehr mit dieser Person hinter sich, hatte die Ueberzeugung, daß diese Persönlichkeit zur Sicherung der von dem Hofe gewünschten guten Beziehungen nicht geeignet sei, und äußer dann in der vertraulichsten Form, gewöhnlich in eigenhändigen Schreiben von Souverän zu Souverän, mit Erläuterungen, warum dies geschehen — und dennoch in einer sehr vorsichtigen Weise; es wird selten oder nie bestimmt gefordert. Es sind ja in der, neuesten Zeit einzelne wenigstens ein recht flagrantes Beispiel vorgekommen, daß die Abberufung eines Gesandten gefordert wird, aber, wie gesagt, die Versagung eines neu zu ernen- nenden ist mir nicht erinnerlich, daß ich sie l erlebt habe. Mein Bedauern über diese Ablehnung it ein außerordentlich lebhaftes; ich bin aber nicht berechtigt, dieses Bedauern in die Farbe einer Empsind⸗ lichkeit zu übersetzen, denn die Regierung schuldet unseren katholischen . daß sie nicht müde werde, die Wege aufzusuchen, auf denen die Regelung der Grenze zwischen der geistlichen und der welt⸗ lichen Gewalt, der wir im Interesse unseres inneren Friedens absolut bedürfen, in der schonendsten und konfessionell am wenigsten verstim menden Weise gefunden werden könne. Ich werde deshalb mich durch das Geschehene nicht entmuthigen lassen, sondern fortfahren, bei Sr. Majestät dem Kaiser dahin zu wirken, daß ein Vertreter des Reiches für Nom gefunden wird welcher sich des Vertrauens beider Mächte, wenn nicht in gleichem Maße, doch in einem hinlänglichen Maße für sein Geschäft . Daß diese Aufgabe durch das Geschehene wesent⸗ lich erschwert ist, kann ich allerdings nicht verhehlen.
Auf eine Entgegnung des Abg. Dr. Windthorst (Meppen)
erwiderte der Reichskanzler:
Der Herr Redner ist über den Gegenstand, von dem es sich hier handeltz zu meiner Genugthuung, wie aus den letzten wenigen Worten seiner Rede hervorging, mit mir vollständig einverstanden. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, so wünscht auch er die Beibehaltung der Gesandtschaft beim römischen Stuhle. Ich könnte mich mit der Kon—⸗ statirung dieses Einverständnisses begnügen, wenn nicht die Art, wie er dasselbe motivirt, mir zu einigen sachlichen Bemerkungen und Rek— tifikationen Anlaß gäbe. .
Der Herr Redner hat in Beziehung auf die kürzlich von uns versuchte Ernennung eines Botschafters beim heiligen Stuhle seine Verwunderung darüber ausgesprochen, daß der dazu designirte Kar= dinal nicht nach Rom gegangen sei, um sich die Antwort zu holen. In der Sache waren indeß zwei Antworten zu geben! die eine an Se. Majestät den Kaiser, der durch seine amtlichen Organe bei der römischen Kurie anfragt: »Ist euch das recht?« — die zweite an den Kardinal. Wenn ich richtig berichtet bin, so ist die Antwort an den Herrn Kardinal, das Verbot der Annahme enthaltend, schon sehr viel früher als die Antwort an Se. Mgjestät den Kaiser erfolgt. Nach dem ich hiervon überzeugt war schien es mir doch nöthig, daß Se. Majestät der Kaiser an Seiner Seite auch eine Antwort er- halte, und in Folge dessen habe ich späterhin — ich weiß nicht, ob fünf oder acht Tage nach der ersten Anfrage — den Wunsch aus— drücken lassen daß wir auch eine Antwort erhalten möchten. Die haben wir bekommen. Die Aktenstücke, die in den Zeitungen gedruckt sind, soviel ich den Abdruck habe sehen können — ich habe nicht noch= mal gelesen, was ich kannte — werden authentisch sein; — den Arti⸗ kel, mit dem sie verbrämt sind, kenne ich nicht.
Ich möchte auf die persönliche Kritik Sr. Eminenz des Kardinals, die der Herr Vorredner hier auf der Tribüne aussprach, nicht ein= gehen; nur auf das Wort »Dienstherr« möchte ich doch mit einem Wort zurückkommen. Der Herr Vorredner ist in der Geschichte ge— wiß bewandert — soweit ssie die kirchlichen Verhältnisse berührt —, und da erlaube ich mir die Frage, wer der Dienstherr des Kardinals Richelieu, des Kardinals Mazarin war. Beide Herren haben im Dienste ihres Souveräns, des Königs von Frankreich, recht wesent⸗ liche Streitfragen, obwohl sie Kardinäle waren, mit dem römischen Stuhle zu erledigen und zu verfechten gehabt. Also ganz durch— schlagend ist der Vergleich mit einem General-Adjutanten und dem Kardinal doch nicht, obschon ich, wenn es Sr. Heiligkeit gefiele, hier einen General-Adjutanten Sr. Majestät zum Nuncius zu ernennen, Sr. Majestät unbedingt zureden würde, ihn zu acceptiren.
Der Herr Vorredner hat es bemängelt, daß diese ganzen Ver— handlungen früher in die Oeffentlichkeit gelangt wären, als mit der von mir beanspruchten dienstlichen Verschwiegenheit im auswärtigen Dienst verträglich wäre. Ich kann nur aktenmäßig nachweisen, daß unsererseits keine Veröffentlichung früher stattgefunden hat, als bis ich von Rom das Telegramm von unserer dortigen Gesandtschaft amtlich erhielt: die päpstliche Kurie macht aus der Ablehnung kein Geheimniß und hat dem und dem fremden Gesandten unumwunden Mittheilung davon gemacht. ö
Von dem Augenblick an war es überflüssig! das Geheimniß zu bewahren. Ich glaube guch, daß es bis dahin der Presse gegenüber gewahrt ist. Ich habe Indizien, daß es Rom gegenüber schon vorher nicht gewahrt worden ist. Wie es so früh ruchbar werden konnte, darüber hatte ich, als der Herr Vorredner diesen Punkt berührte,