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rozinzial⸗ und statutarische Rechte erhalten haben, als subsidiäre e n i. wo dies nicht der Fall ist, unmittelbar.“ In Oester⸗ reich wurde 1811 »das allgemeine bürgerliche Gesetzbuch für die ge⸗ sammten deutschen Länder publizirt, unter Aufhebung des gemeinen Rechts und aller auf die »Gegenständes des Gesetzbuchs sich ö. ziehenden Gesetze und Gewohnheiten. Jetzt gilt es auch in 9 außerdeutschen österreichischen Ländern mit Ausnahme Ungarns. Der Code Napoleon, welcher in freier gesetzgeberischer Weise das römische Recht mit dem Recht der Gontumes verarbeitet hat, und innerhalb seines Geltungsbereichs sämmtliches bis dahin geltendes Recht beseitigt, gilt in Deutschland noch in einem großen Theile der Rheinlande und (jedoch überarbeitet) in Baden. — Mittelst Verordnung vom 4 Januar 1863 wurde endlich das »bürgerliche Gesetzbuch für das Königreich Sachsen« publizirt, welches indessen erst mit dem 1. März 1865 in Kraft getre⸗ ten lst. »Alle bisher gültigen Bestimmungen des bürgerlichen Rechts, welche in dem Gesetzbuch nicht aufgenommen«, sind durch dasselbe gleichfalls aufgehoben.
Die Gesetzgebung des vormaligen deutschen Bundes ist von wenig . Bedeutung für das deutsche Privatrecht, da dieselbe einerseits nur allgemeines deutsches Partikulgrrecht ge⸗ schaffen, und sich . nur wenig mit dem Privatrecht beschäftigt hat. Die deutsche Bundesakte vom 10. Juni 1815 enthält nur wenige Bestimmungen über die Mediatisirten, die rechtliche Stellung der christlichen Religionsparteien und Inden den Erwerb von Grundeigenthum, die Auswanderung Nach⸗ steuer, Nachdruck. Unter den späteren Bundesbeschlüssen sind hervorzuheben die über Nachsteuer und Abzugsfreiheit vom 35. Juni 1817 und die über den Nachdruck vom 6. September 1837, 9. November 1837, 22. April 1841, 19. Juni 1845.
Von ungleich größerer Wichtigkeit sind die während des Be— stehens des Bundes zu Stande gekommenen allgemeine deutsche Wechselordnung und das allgemeine deutsche Handelsgesetzbuch. Aus Veranlassung von Beschlüssen des Zollvereins hatte näm⸗ lich Preußen am 31. August 1847 sämmtliche deutsche Staaten eingeladen, eine Konferenz zur Berathung einer allgemeinen deutschen Wechselordnung zu beschicken. Aus den Berathungen der zu Leipzig vom 20. Oktober bis 9. Dezember 1847 tagen⸗ den Konferenz, bei welcher die meisten deutschen Bundesstagten vertreten wären, aging der un n der allgemetnen deütschen Wechselordnung hervor. Dieselbe erlangte zwar keine gemeinrechtliche Gültigkeit, wurde indessen allge⸗ meines Partikularrecht. In einzelnen Ländern, wurde sie, meistens ohne Aenderung, durch Einführungs— gesetze publizirt, in anderen unterblieb eine besondere Publi— kation durch die Landesgesetzgebung, und beruht ihre unver— änderte Geltung auf gewohnheitsrechtlicher Annahme. Später wurden auf Veranlassung der deutschen Bundesversammlung die sogenannten Nürnberger Novellen zur Wechselordnung ab⸗— gefaßt, welche durch Beschluß der Bundesversammlung vom 13. April 1861 den einzelnen Regierungen zur Einführung empfohlen wurden, und in den verschiedenen deutschen Staaten gesetzliche Geltung erhalten hahen. — Der Entwurf eines all— gemeinen deutschen Handelsgesetzbuches wurde in Folge Bun— desbeschlusses vom 18. Dezember 1856 von einer zu Nürnberg und später zu Hamburg tagenden Konferenz von Vertretern der deutschen Regierungen ausgearbeitet. Derselbe wurde vom Bunde den einzelnen Staaten zur unveränderten Annahme empfohlen und darauf in den Bundesstaaten mit ausführlichen Einführungsgesetzen publizirt.
Stadt und Land.“)
Die Bedeutung der großen Städte in politischer, wirthschaft— licher, ethischer wie Sihloh' Beziehung ist nicht erst in der neuesten Zeit hervorgetreten; schon bei den Völkern des Orients und des klassischen Alterthums, namentlich bei den Juden, Griechen und Römern, unterscheiden sich die höher kultivirten, politisch mehr entwickelten Zeiten von den früheren durch eine der Gegenwart ähnliche Konzentrirung des Volkslebens in großen Städten. Was der jüngere Seneca, Gellius und Plu⸗ tarch von Rom erzählen, paßt auch auf die Hauptstädte unserer Zeit. Dieses Wachsthum der großen Städte beruht weder auf neuen, noch auf zufälligen oder willkürlich herbeigeführten Verhältnissen, sondern auf Gesetzen, die mit Nothwendigkeit zu allen Zeiten walten und von denen die geographische Lage der Stadt eine hervorragende Stelle einnimmt.
9 Nach Dr. W. Roschers Betrachtungen über die geographische Lage der großen Städte, Vortrag gehalten am 27. Januar 1871 im , zu Leipzig. Leipzig 1871 J. C. Hinrichssche Buch— andlung.
. ; r t iele Städte führen ihren Ursprung auf den Fundor wich Naturprodukte zurück 1 blühen in den unweg samsten Gegenden empor, so die Steinkohlen,, die Salz⸗, Berg. werks, Mineralwasserstädte. Sie entwickeln sich schnell mit der Industrie, namentlich in neuerer Zeit in England Bir⸗ mingham 1730; 590 Einwohner, 1871: 343,K799 Einwohner; Manchester 1778: 2 — 3009 Einw.; 1871: 355700 Einw,), aber sie verfallen auch schnell, wenn die Produktion, die sie hervorgerufen hat, nachläßt oder gar aufhört. So ist Kutten— berg in Böhmen von 206,009 auf 13,900 Einwohner herab⸗ gegangen, und Freiberg in Sachsen zählte Anfangs des 16ten Jahrhunderts ca. 45,0060 Einwohner, jetzt deren nur 21,670. Andere Städte haben sich um befestigte Punkte, um Tempel, Klöster oder Wallfahrtsorte oder um Residenzen großer Herren gebildet. Die Vertheidigungsfähigkeit war zu allen Zeiten bei noch nicht hochkultivirten Völkern ein Motiv zur Städtegnlage ; so entstanden Athen, die griechischen Kolonialstädte in Vorder⸗ asien, die Römerlager an der Rhein- und Donaugrenze später die Städtebauten König Heinrichs J, neuerdings die Kosaken⸗ lager im südlichen Rußland. Die deutschen Reichsstädte sind größtentheils aus Kaiserlichen Palästen oder Bischofssszen er. vorgegangen. Mit der Blüthe der Kultur treten bei allen Völ⸗ kern diese Entstehungsgründe immer mehr zurück und verlieren ihre Bedeutung. . für die Entwickelung jeder immer mehr ihre Verkehrslage. 4 überall wegsamen Gebieten bildet der Mittelpunkt den Knoten des Verkehrs, solcher centralen Lage verdanken Moskau, obwohl dieses zunächst nur eine ringför⸗ mige Erweiterung der Kremlresidenz war, ö. München, Prag und das 6konomisch sehr unselbständige Madrid ihre 3 Die Schattenseite dieser günstigen Lage zeigt sich aber z. B. darin, daß in Wiens Nähe gegen 70 Schlachten geliefert wor⸗ den sind. In den meisten Ländern ist der Knotenpunkt des Verkehrs durch Ströme oder Kommunikationshindernisse vom Centrum nach einer anderen Stelle verrückt, und hier durch große Städte bezeichnet. Die letzten liegen besonders dort, wo Seen und Flußschiffahrt sich einander begegnen, wo also die Umladung aus einein Schiffe in das andere stattfinden kann, wie Hamburg, Bremen, Rotterdam, Antwerpen, Nantes, Bor— deaur, Glasgow, Cork, Bristol, ganz besonderd London, welches schon zu Tacitus Zeiten wegen seines Verkehrs berühmt war, Calcutta, Rangun, Bangkok, Nanking, Quebek, Philadelphia, T ew⸗Orleans. k ! Befördert wird die Gunst solcher Lage durch die Einwir⸗ kung der Fluth und Ebbe, beinträchtigt durch Versandung des Stroms oder Vergrößerung der Seeschiffe wodurch z. B., der frühere Vorzug Sevillas, Rouens und Dortrechts geschmälert ist, weil der Handelsstand hier versäumt hat, durch Vorhäfen, wie in Bremen (Bremerhafen), Lübeck (Travemünde), Stettin (Swinemünde), Riga (Dünamünde), St. Petersburg (Kron— stadt), Rom On u. 4. O. geschehen, Abhülfe zu schaffen. Im Einzelnen wirken bei dem Gedeihen dieser Seehandelsplätze sehr lokale Ursachen mit, so bei Hamburg, gegenüber Harburg, das tiefere Fahrwasser, welches auf der nördlichen Halbkugel bei allen von Süden nach Norden fließenden Strömen auf dem rechten Ufer liegt, weshalb auch Rotterdam, Antwerpen, Havre und Nantes sich auf dieser Stromseite ausgedehnt haben. Eine andere lokale Ursache sichert Alexandriens Emporblühen: sein Hafen ist von allen Nilmündungen vermöge der westöstlich gehenden Meeresströmung nicht der Zuschlämmung ausgesetzt.
— Im Binnenlande entwickeln sich große Städte an Strö⸗ men dort, wo die Schiffahrt nach oben zu aufhört, solcher Lage verdanken Bamberg, Heilbronn, Um, Wanfried, Cassel, Hannover, Braunschweig, Lüneburg, auch Schaffhausen ihre Bedeutung. Stronibiegungen sind zur Anlage von Städten, da diese von dem Scheitelpunkt aus ein großes Verkehrsgebiet beherrschen, besonders günstig; so liegen Regensburg, Magde— burg, Basel, Toulouse, Orleans, Lyon, Kasan, Jekatarinoslaw. Aehnliche Vortheile bietet die Gabelung eines Stroms, wofür bezeichnend ist, daß die Hauptstadt Mittelägyptens, im Alter⸗
thum Memphis, neuerdings Cairo, immer ziemlich an der
Stelle gelegen hat, wo das Nildelta beginnt. Den⸗ selben Erfolg hat die Einmündung eines wichtigen Nebenflusses in den Hauptstrom (Mannheim, Mainz, Coblenz, Lyon, Toulouse, Corrientes, St. Louis). Bei dem Einfluß eines Strom;ms auf das Gedeihen der an demselben belegenen Städte sind selbstverständlich noch viele lokalen Momente maß⸗
6 wie die Fruchtbarkeit des Bodens, die Gleichmäßigkeit
uflusses, das Gefälle u. s. w.; im Allgemeinen aber u a rn aß die 99 Meridian folgenden Ströme dem
llt als Gesetz, der olg Verkehr förderlicher sind, als die in westöstlicher oder umgekehr⸗ ter Richtung fließenden, weil jene Länder von größerer kliniati⸗ scher Verschiedenheit durchschneiden, also auch größere Verschieden⸗ heit in Bezug auf Ueberfluß und Mangel mit einander ver⸗ mitteln. Zu den frühesten Ansiedelungen gehören die Furth⸗
städte, die bei der steigenden Kultur hinter den Brückenstädten zurücktreten.
Am, Meere gedeihen die Städte besonders, wenn die Anzahl
uter Häfen an der Küste gering ist. Diesem Umstande ver—
1 neben der Lage am Tajo, Lissabon sein Emporblühen, auch Kopenhagen ist dadurch, vor allen anderen dänischen Küstenstädten, begünstigt. Bei Inseln drängt sich alles Städte— leben der Küste zu, am meisten der nach dem Festlande zuge⸗ wendeten Längenküste, in deren Mitte, wie auf Mallorca,
Candia, Negroponte, Corfu, Zante, Chios, auch auf Seeland 2c. die Hauptstädte liegen. Auf größeren Inseln bildet sich der erstentstandenen Stadt diametral gegenüber die zweite, dann in den Zwischenräumen, ebenfalls einander diametral entgegen gesetzt, die dritte und vierte, was besonders die Lage der Städte auf der Insel Irland veranschaulicht. Meerbusen haben auf die Städtebildung denselben Einfluß wie Strombiegungen: im innersten Winkel des Busens pflegt die Hauptverkehrs— stadt zu liegen, so Archangel, Odessa, St' Petersburg,
Kiga, Swinemünde, Wismar, Kiel, Schleswig, Flensburg, Ehristianig, Liverpool, Edinburgh, Inverneß, St. Malo, Genua, Neapel, Tarent, Venedig, Triest, Fiume, Korinth, Salonicki, Smyrna, Tunis, Suez, Balsora, Calcutta, Bang⸗ kok, Canton, Yeddo, besonders Hamburg und London, welchem letzteren noch die Meerenge von Calais und der Umstand zu Gute kommt, daß drei große Ströme, Schelde, Maas und Rhein, ihre Mündungen London gegenüber haben. Wenn die Spitze des Meerbusens aus Hafenlosigkeit oder anderen Grün—⸗ den zur Anlage eines Verkehrsplatzes nicht geeignet ist, so geht die kommerzielle Beherrschung des Busens auf einen anderen Platz über (Marseille, Bordeaux). Gute Häfen an Meerengen, wie Konstantinopel, Kopenhagen, Messina, Cadix, können als der gemeinsame Scheitelpunkt zweier konvergirender Meerbusen, die Vortheile von beiden Seiten hernehmend, be⸗ trachtet werden. Im Gegensatz zu den Handelsplätzen, die an die Basis einer Halbinsel gelegt werden, finden Kriegshäfen an der Spitze derselben ihre Stelle, von wo aus dieselbe Flotte zwei verschiedene Meere beherrschen kann (Toulon, Brest, Cherbourg, Pola, Sebastopol, Gibraltar, Maltch.
An Gebirgen liegen die Städte entweder auf den Um— gehungswegen (Anapg, und Baku für den Kaukasus, Saragossa und Toulsuse für die Pyrenäen, Wien und Lyon für die Alpen) oder auf dem kürzesten Durchschneidungswege (Tiflis, Stawropol für den Kaukasus, Lyon-Turin, Augsburg-Mai⸗ land, München Verong, Wien-Venedig für die Alpen. Wo die Hauptthäler des Gebirgs sich nach der Ebene zu öffnen, liegen in der Schweiz, in Thüringen und am Harz die Skädte. Wo Isthmen den Wasserverkehr hindern, bildet sich in der Regel auf jeder Seite des Isthmus eine Stadt (Panama — Portobelo, Hamburg — Lübeck, auch Konstantinopel, dem im Alterthum Chalcedon ö ist neben der Hafenstadt eine Isthmusstadt, weil der Landweg zwischen Europa und Asien hier nur wenig unterbrochen ist.
Das Emporblühen fast aller großen Städte wird sich auf einen oder mehrere der vorerwähnten Gründe zurückführen lassen, wenn auch dieselben oft nicht klar zu Tage liegen. So ist namentlich von Berlin häufig behauptet worden, seine Lage sei naturwidrig und seine Entwickelung eine künstliche. Berlin hatte aber schon als Hauptstadt der Mark Brandenburg in der Mitte zwischen der kursächsischen und mecklenburgischen Grenze, zwischen der Alt- und der Neumark, sowie zwischen dem uxalisch - baltischen und dem uralisch-karpathischen Land— rücken, mit drei Schiffahrtsverbindungen (Spree obere und untere Havel), die vermöge trefflicher Kanäle bis tief nach Polen hineinreichten, eine glückliche Lage, die J. G. Kohl der Verkehr und die Ansiedelungen der Menschen in ihrer Ab⸗ hängigkeit von der Gestaltung der Erdoberfläche, Dresden und Leipzig 1843) mit den Worten versinnlicht, daß diese Stadt mit den zahlreichen von ihr ausstrahlenden Wasser-, Land— und Eisenstraßen zwischen den beiden Strömen hänge, wie eine Spinne zwischen zwei Bäumen«. Auf der geraden Linie von der oberen Oder nach der unteren Elbe begründet, von Ham— burg und Breslau gleich weit entfernt, somit eine gerade Wasser⸗ straße don 120 Meilen beherrschend, an dem Punkte gelegen, wo die Diagonalen Norddeutschlands von Ostfriesland nach Oberschlesien, von Ostpreußen nach Luxemburg und von Memel nach dem südlichen Elsaß einander durchkreuzen, von der Süd⸗ ostecke des baltischen Meeres ebensoweit . wie von der Rheinmündung, von der niederländischen Grenze soweit wie von der russischen, von der Nordsee soweit wie vom mittel- deutschen Gebirge, mußte Berlin allmählich eine Großstadt werden, sobald sich aus dem Kurfürstenthum Brandenburg das Königreich Preußen, aus diesem der Zollverein, der
Norddeutsche Bund und endlich das Deutsche Reich entwickelte.
Die Provinz Hessen⸗Nassau. *) II. (Vergl. Bes. Beil. Nr. 19 vom 11. Mai d. 2.
Bodenbeschaffenheit. Die jüngeren Bildungen (Aufschwem— mungen) treien am ausgebreitetsten auf in dem . des nörd⸗ lichst gelegenen Kreises Rinteln und in dem Kinzig und Mainthal des südlichst gelegenen Kreises Hanau, sowie in der Wabernschen Ebene zwischen Cassel und Ziegenhain. In dem Weserthal, nament— lich rechts der Weser/ findet man einen milden lehmigen Alluvion— boden, durch die Abschwemmungen der Jura ⸗Weserkette hinreichend mit Kalktheilen gesättigt. Zu beklagen ist nur, daß das Thal mehr oder minder von den Ueberschwemmungen der Weser zu leiden hat, die auch im Sommer vorkommen und die nicht blos die Saaten schädigen, sondern durch Verkiesungen und bedeutende Avulsionen auch dauernden Schaden anrichten.
Ganz anzers verhält es sich mit dem Niederungsboden im Main— thal des Kreises Hanau; er besteht im Wesentlichen aus sandigen, zum Theil recht kiesigen ,, . die theils an Nässe leiden und nur der Waldkultur zugänglich sind, wie in dem Forstrevier der großen Bulau, theils sich dünenartig, wie in der Nahe von Ober- rodenbach, zu losen sterilen Sandhügeln erheben.
Vorzüglich dagegen ist der wellige Höhenzug, welcher durch die Nidder und Nidda von der Wetterau abgetrennt und dem Boden der leßteren ähnlich ist, und der sich von Windecken über Bergen und Seckbach nach Praunheim hinzieht. Er ist ein der Tertiärbildung des Grobkalks angehöriger Bördeboden, oft von ganz befonders guter Be⸗ schaffenheit des Aber und Untergrundes, der zugleich durch besonders gute klimatische Verhältnisse einen höheren Werth erhält.
Die Böden der Wabernschen Ebene sind verschieden; sie sind im Allgemeinen durch lehmige Anschwemmungen des Di. und AllüviLums gebildet; in den niedrigeren Stellen, namentlich des Ederthales, mit grobem kiesigen Untergrunde, wie bei Zennern, versehen, dann aber auch wieder zuweilen aus schwerem thonigen undurchlassenden Allu— vionboden bestehend. Kalk ist, wie in der Ohm. Niederung, weniger vorhanden, dagegen enthält er hier wie dort nicht selten in der Nähe der basaltischen Erhebungen durch deren Verwitterungen und ÄAb— schwemmungen, vorzugsweise in den sanft ansteigenden Geländen, be⸗ sonders gute Zusammensetzungen.
Rühmlichst zu erwähnen bleibt noch der milde Alluvionboden des klimatisch geschüßten Werrathales, besonders bei Eschwege zwischen der Wohra und der Werra, auf dem linken Ufer der letzteren und auf dem rechten Ufer dieses Flusses, da er zugleich basaltische und Kalk⸗ , enthält.
Die Verwitterungen dieser Gesteinsarten entscheiden überhaupt . über den Werth der Thal⸗ und Höheböden des ganzen
tegierungsbezirks. Dabei spricht freilich die Höhenlage oder die be⸗ schwerliche Kultur an den Hängen der Berge oft ein entscheidendes Wort mit. Die Thäler sind gewöhnlich nur von geringer Breite und werden theils durch Wiesen ausgefüllt, oder wo Ackerland vor— handen ist, sind die Früchte wegen der durch die flarke Verdunstung der Nebel schnell einkretenden Erkaltung häufig dem Befall ausgesetzt oder es tritt Nässe ein, der noch die Gefahren der Ueberschwemmung sich anreihen; an den aufsteigenden Thalwänden findet man nicht selten, wie auf einer Stufenlelter von unten bis oben alle Bonitäts— klassen des Ackers dargestellt. Daß die Kultur dadurch in hohem Grade erschwert werden muß, liegt auf der Hand. Auf der Höhe ist dieses Moment scheinbar von geringerer Bedeutung; aber nur schein—⸗ bar, denn da die Dörfer gewöhnlich in den Thälern liegen, so bietet die Erreichung der Plateaus der Bewirthschaftung in der Regel nicht ger g Schwierigkeiten dar.
enn die Thalsohlen an Nässe, Ueberschwemmungen oder Befall der Früchte, die Thalwände an Erschwerung der Kultur, ingleichen an Abschwemmungen der, Geile und des Kulturbodens leiden, so bilden die Rauhheit des Klimas, der bald naßkalte, bald flachgründige felsige Boden die Mißstände der Höhenlagen.
Da der eigentliche bunte Sandstein inehr denn 85 O. Meilen des Negierungsbezirks einnimmt, so läßt sich leicht ermessen, daß in vielen Kreisen Sandboden vorherrschend ist. Wo dieser durch Allupionen in den Thälern humose, oder durch Abschwemmung basaltischer oder kalliger Gebilde von den Thalwänden herab dergleichen Beimischun⸗ gen erhält, tritt er nicht selten in vorzüglicher Qualität hervor; ähn⸗ lich ist es, wenn Höhen, Berge oder , Gelände durch Ver⸗ witterungen nahestehender Basalte oder Kalkberge werthvollers Bei⸗ mischungen erhalten. Die Tiefe der Krume, die Beschaffenheit des Untergrundes und die Beschwerlichkeit der Zugänglichkeit und Bewirth= schaftung dürfen dabei freilich niemals aus dem Fluge gelaffen werden. Der durch Verwitterungen des Muschelkalks, des Röths und des Keuper-Mergels sowie des Zechsteins entstandene Boden ist in der Regel ein schwerer, steifer thonmergeliger Boden. Was die Höhenverhältnisse des Bezirks betrifft, so ergiebt die Tabelle 1 auf Seite 3 der statistischen Beschreibung von Metz, daß abgesehen von dem Kreise Gersfeld, dessen niedrigster Punkt Ma und dessen höchster 3022 ist, im Regierungsbezirk: 108 Ortschaften mit einer Meereshöhe von weniger als 506, 815 Ortschaften mit einer Meereshöhe von ol! bis 106907, 296 Ortschaften mit einer Meeres- höhe von 1901. bis 1500, und 14 Ortschaften mit einer Meereshöhe von 1501 bis 2009 vorhanden sind. Dabei wird angenommen, daß der zu. landwirthschaftlichen Zwecken benutzte Boden dieselbe durch- schnittliche Höhe hat, wie die Orte. Nach den beiden Schriften kommen, abgesehen von dem Kreise Gersfeld, nebst Orb einer- und Vöhl andererseits, von den 174
) Vach der »Denkschrift des Bezirks Kommissarius, Ober -Regie⸗ rungs-Raths Wilhelmy betreffend die Klassifikationstarife zur
anderweiten Regelung der Grundsteuer im Regierungsbezirk Eassel«.