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Stück Hammel im Stich ließen, die sie auf der Flucht belästigten. Die Feindseligkeiten haben um Melila herum vollständig aufgehört, aber zwei marokkanische Stämme sind auf der Ebene von Trafata in Kampf gerathen. Auf beiden Seiten gab es viele Todte und Ver wundete. Diese Affgire kann wegen der Repressalien, welche folgen werden, einen gewissen Ernst annehmen. — Constantine. B Ruhe herrscht in der ganzen Militär -⸗Division und die Kolonne des Generals Lacroix . friedlich ihren Marsch im Suf. Das Fest des Aid⸗el⸗Kebir wurde ohne Ruhestörung gefeiert und gab zu keiner Demonstration Anlaß. Die Ernte steht gut und die Frühjahrs- bestellungen werden unter den günstigsten Bedingungen vollendet: Versailles, 27. Mai. Die Nation alversammlung begann heute die Diskussion über das Rekrutirungsgesetz. Chanzy konstatirte, daß zwischen der Regierung und der be— treffenden Kommission eine Einigung in dieser Angelegenheit hergestellt sei und erklärte:; eine zu sehr ins Einzelne gehende Diskussion der Frage sei nm Der General beschwor die Versammlung, die Vorlage ohne Debatte zu genehmigen. Nachdem Brunet den Entwurf einer längeren Kritik umer— . ergriff Trochu das Wort, um hervorzuheben, daß der erfall, der Armee vorzugsweise durch das Nachlassen der Disziplin während des Kaiserreiches herrühre. Er legte der . ans Herz, wie nothwendig es sei, daß Frank— reich sich regenerire, indem es die nationale Erziehung und die Armee durch Disziplin und Dezentralisation umgestalte.
Spanien. Madrid, 24. Mai. In der Provinz Bar— celona wurde eine Carlistenbande geschlagen; sie verlor 12 Todte und 9 Gefangene. In den Provinzen Guadalajara, Valencia und Santander sind Banden aufgetaucht. Die Earlisten haben einen Courierzug der Nordbahn an dem kilometrischen Pfahl Nr. 509 angehalten und die auf demselben beförderte Korrespon— denz weggenommen. Die Bande von Caceres ist zerstreut und die von Burgos auf der Flucht.
— 25. Mai, 8 Uhr Morgens. Sechshundert Carlisten 66 durch Villafranea in der Provinz Guipuzcoa und durch— chnitten die Telegraphendrähte zwischen Beasin und Zumarraja. Die Vorhut des Generals Moriones wechselte einige Schüsse mit einer Bande von 800 Carlisten, welche Carasa befehligte; die Carlisten verloren 1 Todten, mehrere Verwundete und 3 Gefangene. Die Bande von Palencia wurde geschlagen; sie hatte zwei Todte und mehrere ihrer Leute wurden gefangen genommen. Der Marschall Serrano war am 23. . in Bilbao.
— Der Marquis Urquijo, Abgeordneter der Junta forale von Alava, unterhandelte am 23. d. M, mit dem Marschall Serrano wegen der Unterwerfung der Carlistenbanden dieser
Provinz, deren Gesammtstärke sich auf ungefähr 1500 Mann beläuft.
Italien. Rom, , Mai. In der Deputirtenkammer machten der Minister⸗Präsident und der Justiz⸗-Minister die Mittheilung, das Ministerium werde den Besetzentwurf über die religiösen Körperschaften entweder noch in der gegenwär— een Session oder zu Anfang der nächsten der Kammer vor— egen.
— Der Freiherr von Bibra, bayerischer Gesandter am italienischen Hofe, ist am 23. d. M. hier angelangt.
— Der Baron von Bille-⸗Brahe hat seine Entlassung als bevollmächtigter Gesandter des Königs von Dänemark am italienischen Hofe eingereicht. Derselbe hat bereits Rom ver— lassen, um nach seiner Heimath zurückzukehren.
Türkei. Konstantinopel, 26. Mai. Der neue arme— nisch.katholische Patriarch, Msgr. Kupo lian, hat gestern vom Sultan den In vestiturberat empfangen. Das Haupt der hulgarischen Kirche soll dem »Courrier de 1Orient« zufolge künftighin den Namen eines bulgarischen Patriarchen führen.
— 2X. Mai. Ein gestern in der griechischen Kirche ver— lesenes Schreiben des ökumenischen Patriarchen verkündigte über den bulgarischen Patriarchen die Exkommunikation. Gleichzeitig wurde über drei bulgarische Bischöfe das Anathem
ausgesprochen. Rußland und Polen. St. Petersburg, 26. Mai.
Der deutsche Konsul Dr. Bu sch ist hier eingetroffen und wird seine Funktionen übernehmen.
— Im Gouvernement Podolien ist die Cholera im Kreise Kamenez⸗Podolsd und der Stadt Proskurow ausgebrochen. Vom 1. bis 27. April a. St. erkrankten 322 und starben ö an , 3 ñ R
— Nach dem Reg. Anz.“ finden in diesem Jahre beson— ders verheerende Brände in Rußland statt. n,.
Amerika. Washington, 24. Mai. Der Senat hat einstimmig einen Gesetzentwurf angenommen, welcher die Summe von 50 900 Dollars zur Deckung der Unkosten für die von der nationalen Sternwarte in Washington vorzunehmen⸗
den Beobachtungen des Durchgangs der Venus im Jahr 1874 bewilligt.
Asien. Das »Journal de St. , , enthält unter dem 9. d. M. einen Bericht über den Stand des bereits längere Zeit währenden muselmännischen Aufstandes in Ching. Darnach umfaßt derselbe augenblicklich den anzen östlichen Theil der Provinz Gan-su, welche den ahr ichen Theil, der Mongolei berührt, von der sie durch den östlichen Theil der großen chinesischen Mauer getrennt ist. Nach Osten erstreckt sich der Aufstand bis zu der südwärts ge— legenen Stadt Ansi und der nordwärts gelegenen Barkül, welche sich beide im Besitz der Chinesen befinden. Noch weiter westlich ist das Land theilweise in der Gewalt des Jakub⸗Beck von Kachgar, theilweise aber ebenfalls von dem Aufstande er⸗ griffen. Diese Spalte zwischen den Ha uptsiz n der Revolution haben mehrere Einwohner von Urgha in Thibet benutzt, um ungefährdet von Khobdo über Barkül, Khami, Chatchjeou und die Staaten von Kukunoor nach Thibet zu gelangen. Ihre Aussagen bestätigten die bereits früher, aber weniger sicher,
medanern eine große Zahl von Thibetanern, Kalmücken und Leuten anderer Nationen an der Insurrektion betheiligt haben.
Das Land zwischen Si⸗ nin und An⸗si befindet sich in seiner ganzen Ausdehnung im Zustande der vollkommensten Anarchie und größten Unordnung. Die Einwohner der Städte befassen 1 noch zum größten Theil mit Handel und Ackerbau, die Landbewohner dagegen leben fast durchgängig von Räuherei. Nach einer Niederlage, welche die Insurgenten auf der Grenze zwischen Chan-si und Gan-su vom General Tziu⸗tzun-tan erlitten hatten, ist das Land von Neuem durch eine Räuberhorde in Unruhe versetzt worden. Die ganze Einwohnerschaft der kleinen Städte, Dorfer und Flecken fällt diesen Elenden zum Opfer, ehemals blühende Ortschaften sind jett von Trümmern und Leichen bedeckt. Nur wenigen chine— sischen Städten ist es, inmitten dieses Chaͤs, bis jetzt noch ge— lungen, den Angriffen erfolgreichen Widerstand zu leisten. Dahin gehört z. B. Dangor, zwischen Si⸗ nin und Daun. Mit schwachen Kräften hat diese Stadt ihre Unabhängigkeit u wahren gewußt und empfing die chinesischen Truppen und
ehörden, welche von der Oertlichkeit wieder Besitz ergriffen, mit offenen Armen.
Die Städte Lian - oder Er tchjseou und Tchjuan— lan sind in gleicher Weise im Besitz chinesischer Behörden, ob⸗ , sie von Aufständischen umgeben sind und die Bewohner
er Umgegend die chinesische Oberhoheit nicht anerkennen wollen. Liantchjen besitzt ausgedehnte Getreidefelder, von denen sie die Besatzungen der Stadt Lanctchjeu mit Vorräthen versorgt. Der Transport geschieht über die Militärstationen von Tumentza, auch wohl Tu- men- tzoun - tan genannt, und Lchjuän⸗ lan, an einem Soldaten⸗Piquet von 200 Mann, welches auf dem Wege stationirt ist. Im Laufe des Jahres 1871 hatten diese Mannschaften zahlreiche Gefechte mif den Insurgenten, und auch jetzt haben sie deren im Aleberfluß.
In anderen Städten befindet sich ebenfalls noch eine An— zahl chinesischer Beamte und Militär, die Ersteren sind jedo aller Macht beraubt, und die Soldaten beschränken sich . das Beobachten der Vorgänge, ohne thätlich einzugreifen, in= sofern sie nicht persönlich davon betroffen werden.
Es wird versichert, daß die chinesischen Beamten einige Male gezwungen worden sind ihre Siegel lügenhaften Berich⸗ ten an die Regierung von Peking beizufügen, welche von den Insurgenten aufgesetzt wurden, um eine falsche Meinung über die Lage der Dinge zu verbreiten, es wird sogar behauptet, daß einige dieser Berichte bedeutende Summen ' erzielt haben, die zum Unterhalt der Truppen sowie zur Verwaltung ver— wendet werden sollten.
Goumbgumm, das Heiligthum der Lammaisten, wurde vor einigen Jahren zum größten Theile von den Räubern zer⸗ stört und nur einer Einigung des Gouverneurs von Si⸗nin mit den Insurgenten ist es zu verdanken, daß es nicht voll— ständig der Vernichtung anheimgefallen ist.
Die Behörden von Lan⸗tcheu scheinen viel durch ihre Schwäche und Nachsichtigkeit zur Ausdehnung des Aufstandes n ,, zu haben, dasselbe trifft den Amban von Si⸗nin und seine Verwaltungsbegmten, welche sich mit den Rebellen in Verbindung gesetzt, sich durch Geschenke gewinnen ließen und Gelder des Staates, welche zur Besoldung der Truppen bestimmt gewesen, unterschlagen, sowie weniger Mannschaften unter den Waffen gehalten haben, als bestimmt war, und die Regierung über die wirkliche Sachlage in der größten Unwissen⸗ heit ließen. Der neue Amhan von Si⸗nin, welcher seit zwei Jahren ernannt ist, hat bis jetzt weder seinen Posten ein⸗ nehmen, noch Si⸗nin betreten konnen; er wartet auf den Ver⸗ lauf. der Ereignisse in Tehjuan⸗lan. Die Akhuns der auf—
ständischen Distrikte haben sehr oft selbst den Befehlen der
bekannt gewordenen Nachrichten, daß sich außer den Muham⸗
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Regierung Wiederstand geleistet, anstatt den Aufruhr zu unter— drücken, haben sie ihm mehrfach Vorschub geleistet.
Der Akhun von Su⸗tehjou, sowie der von Datun, Namens Eÿtza, scheinen eine größere Machtvollkommenheit als alle Uebrigen zu genießen. Der Erstere war vor dem Aus⸗ bruch des Aufstandes bei der Regierung sehr beliebt und hat von derselben mehrere Auszeichnungen erhalten. Der Akhun von Datun, einer der Häupter der Rebellion, bereitet r wie man sagt, die Gemüther darauf vor, sich die Herrschaft über Bogdokhan anzueignen.
Ein Lamamongole, welcher zu der Gesandtschaft gehörte, die man zum Empfang des neuen Khutuktu nach Thibet ge— schickt hatte, ist vor einigen Tagen mit zwei Begleitern nach Ulrgha zurückgekehrt. Er hatte Kukunoor im Norden des großen Sees gleichen Namens durchschritten, hatte dann die Quellen des Sinin erreicht und sich durch den nördlichen Theil von Da— tun nach Tumantza begeben. Von hier war er über Alachan nach Urgha gegangen. Diese Neise hatte er nur bei Nacht in Begleitung eines erfahrenen Führers vollenden können. Er
iebt an, daß die chinesischen Truppen auf Lan-tchjfu marschiren,
96 eine vorgeschobene Abtheilung daselbst bereits angekommen und Tzo-tzun⸗tan zum General⸗Gouverneur der Provinzen Chen-zi und Gan-su, sowie zum Oberbefehlshaber über alle Operationen ernannt sei, die zur Unterdrückung der Unruhen für nothwendig errachtet würden, . .
Unter den Insurgenten scheint augenblicklich nicht mehr dieselbe Einigkeit zu herrschen wie im Anfange des Aufstandes, wo ihre Thaten oder Unternehmungen ein bestimmtes Prinzip zu verfolgen schienen, und wo sie 5— 6000 Mann mit voller Ausrüstung unter den Befehl solcher Anführer stellen konnten, welche bedeutender Unternehmungen fähig waren. Jetzt ziehen sie nur noch in kleinen Banden von 50-3 Mann in schlechter Ausrüstung und Be⸗ waffnung umher. Zahlreiche Treffen im vergangenen Jahre haben den Geist der Regierungstruppen neu belebt und die Solonen gehen jetzt mit vollem Vertrauen gegen den Feind. Alles dies scheint dazu angethan, daß, wenn die Regierung zu Peking sich jetzt in energischer Weise auf die Offensive würfe und Tzo„tzun⸗tan wirklich mit der Führung der Truppen be— traut würde, man leicht der Insurgenten Herr werden und die Unordnungen in der Provinz Gan⸗su unterdrücken könnte. Man ift. dann allerdings keine Zeit verlieren, sondern müßte den durch die neueren Niederlagen auf die Insurgenten hervorgebrachten Eindruck nach Möglichkeit benutzen, Es würde zwar schwer sein, in dieser undisziplinirten Bevölkerung den aufrührerischen und räuberischen Geist vollständig zu ersticken, jedenfalls aber hängt es von der Geschicklichkeit der chinesischen Behörden ab, ein Linderungsmittel aufzufinden, welches im Stande ist, zwischen den beiden feindlichen Elementen, den Muselmännern und den Chinesen, das Gleichgewicht herzustellen.
Eine merkwürdige Erscheinung bietet Kukundor, welches trotz der Nähe vieler von dem Aufstande ergriffenen Orte, bis jetzt nichts davon zu leiden hatte. Im Gegentheil hat es sich mit den Insurgenten in Handelsbeziehungen gesetzt. Man scheint in Peking zu fürchten, daß wenn die Insurgenten einen Zug gegen das Land zwischen Si⸗nin und An-si unternehmen selbe „ sie auch leicht Kukunoor zum Schauplatze ihrer Ver— heerungen machen könnten. In Folge dessen sin die größten Vorsichtsmaßregeln durch sorgfältige Ueberwachung der Grenze getroffen worden.
Neichstags⸗Angelegenheiten.
Berlin, 28. Mai. In der gestrigen Sitzung des Reichs⸗— tages nahm in der Berathung des Brau steuer⸗Gesetzes zu §. 1 (Besteuerung der Surrogate) und den gestellten Amen⸗ dements der Aeg. Günther und Gen. und Dr. Löwe das
Wort der Bundes⸗Kommissar, Geheimer Ober⸗Finanz⸗Rath Hitzigrath:
Meine Herren! Ich möchte Sie Namens der Reichsregierung zu— nächst bitten, gerade im Interesse einer gerechten und gleichmäßigen Besteuerung der Surrogate das Amendement, das uns heute vorliegt, von den Herren Abgg. Günther und Genossen, ebenso abzulehnen, wie Sie dies bei der zweiten Lesung des Gesetzes in Bezug auf das in der Fanht fg gt wirklich völlig gleiche Amendement der Herren Sombark und Uhden gethan haben. Das jetzige Amendement unter— scheidet sich von jenem, wie Ihnen bereits der Herr Abg. Löwe gesagt hat, lediglich darin, daß das neue Aimendement für Kolonial und Rübenzucker den höheren Steuersatz von 1 Thlr. 10 Sgr. aufrecht erhalten und nur für Stärkezucker auf 1 Thlr. herabsetzen will. Ig, meine Herren, für die Praxis hat diese Unterscheidung gar keine Bedeutung. Bis auf sehr wenige vereinzelte Verfuche ist bis jetzt Kolonial, und Rübenzufker wegen des viel höheren Handelswerthes, den derselbe hat, nicht in der Brauerei zur Verwendung gekommen, und es ist auch kaum anzu= nehmen, ö. in Zukunft solche Konjunkturen eintreten könnten (oder es müßte ein 6 Mißwachs der Gerste stattfinden), daß diese
Sorten Zucker jemals in nennenswerthem Umfange zur Verwendung
kommen. Wir haben es hier also nach wie vor hauptsächlich mit dem Stärkezucker und dem Stärkesyrup zu thun.
Meine Herren! Der in dem Amendement vorgeschlagenen Gleich= stellung des Zuckers und Syrups steht die Erfahrung sowohl als auch das Gutachten unserer ersten technischen Behörden entgegen. Sie werden mir erlauben, Ihnen einmal wörtlich vorzulesen, was die Königlich preußische technische Deputation für Gewerbe in lhre Gut⸗ achten, welches sie zum Zweck der Vorbereitung des vorliegenden Gesetzes erstattet hat, über das Verhältniß dieser beiden Produkte zu einander sagt:
Der Stärkesyrup unterscheidet sich von dem Stärkezucker vor⸗ zugsweise durch einen größeren Gehalt an Wasser und Dextrin⸗ stoffen, welche das Festwerden der Masse verhindern. Wenn es sich um die Bereitung von Stärkesyrup handelt, so unterbricht man den Kochprozeß früher als bei der Zuckerbereitung und beläßt in der Masse einen größeren Theil des in Zucker umwandelbaren dex—⸗ trinösen Zwischenprodukts.
Meine Herren, zum Verständniß des Nachfolgenden muß ich nun hier einschalten, daß man xregierungsseitig ursprünglich beabsichtigt hatte, das gewöhnliche Verhältniß von Zucker und Syrup bei Kolonial- produkten, nämlich von 5 zu 3, auch für den Stärkezucker und den Stärkesyrup anzunehmen und demgemäß die Steuer von Stärkezucker auf 1 Thlr. 29 Sgr. von Stärkesyrup auf 1 Thlr. festzustellen. Hierüber befragt, sagt die technische Deputation weiter Folgendes:
Wir sind beauftragt uns darüher zu äußern, in welches Ver—⸗ hältniß die Steuersätze für Stärkezucker und Stärkesyrup zu stellen sind. Wir beehren uns, hierüber Nachstehendes zu berichten.
Es weichen bezüglich der Zusammensetzung Stärkezucker und Stärkesyrup nicht in dem Maße von einander ab, wie gewöhnlicher Zucker und der bei seiner Bereitung resultirende Syrup; Stärke⸗ shrup ist kein Abfall, sondern ein Zwischenproduft und kann durch Verlängerung des Kochprozesses in festen Zucker übergeführt werden. Die vorgeschlagenen Steuersätze für die in Rede stehenden Produkte, 1 Thlr. 20 Sgr. und resp. 1 Thlr. stehen in dem Verhältniß wie 5 zu 3. Eine diesen Zahlen entsprechende Verschiedenheit in der Zusanimensetzung der fraglichen Produkte waltet nicht ob. Genaue Zahlenverhältnisse lassen i zwar wegen der nicht konstanten Be—⸗ schaffenheit dieser Fabrikate nicht angeben, der Wirklichkeit näher aber liegt das Zahlenverhältniß 25 zu 2, respektive 5 zu 4. Letzteres steht auch mit den Angaben im Einklange daß guter Stärkesyrup circa 2 Ctr., der Stärkezucker circa 23 Ctr. Braumalz zu ersetzen vermöge. Nach diesem Verhältniß würden die Steuersäßze betragen, wenn der vorgeschlagene Satz von 1Thlr. 20 Sgr. für Stärkezucker beibehalten wird: 1 Thlr. 20 Sgr. und 1 Thlr. 10 Sgr., wenn aber der Steuersatz von 1 Thlr. für den Syrup zu Gründe gelegt wird; 1 Thlr. 7. Sgr. und resp. 1 Thlr.«
Soweit, meine Herren, das Gutachten. In der Regierungs ⸗Vor - lage wählten wir nun die ersteren Sätze von 1 Thlr. 2 Sgr. und 1Thlr. 10 Sgr. deshalb, weil sie den mittleren Durchschnitt bildeten, einerseits zwischen den schriftlichen Zeugnissen der Stärkezuckerfabrianten selbst, die ein dreifaches Rentement für den Zucker gegenüber dem Gerstenmalz in Anspruch nahmen, und den Angaben und Zugeständnissen der Brauer anderer⸗ seits, welche ein doppeltes Rentement ad minimum zugestanden. Ihre Kommission, meine Herren, hat dann geglaubt, noch schonender und vorsichtiger verfahren zu müssen: sie hat um weitere 10 Sgr. den Zuckersatz herabgesetz und darnach den Syrup entsprechend auf 1 Thlr. Es ist allerdings zunge gn daß streng genommen das Ver- hältniß von 5 zu 4 durch den Beschluß in der Kommission und dem entsprechend bei der zweiten Lesung etwas alterirt wird, streng genommen, müßte der Syrup 1 Thlr. 2 Sgr. zahlen; Ihre Kommission hat indessen geglaubt, diesen Satz abrunden zu sollen, ohne dadurch das richtige Verhältniß der beiden Produkte zu einander ernstlich zu gefährden. Meine . Der Bundesrath hat sich dem Beschlusse nach der zweiten Lesung in Bezug auf diesen Satz gern akkommodirt; aber sehr bedenklich erscheint mir jetzt das neue Amendement, welches darauf hinausläuft, um weitere 10 Sgr. den Stärkezucker herabzusetzen und solchergestalt mit dem Syrup völlig
gleichzustellen. . .
Meine Herren! Der praktische Erfolg einer solchen Maßregel würde meines Erachtens fein anderer sein, als der, daß die volle Prämie, die der Stärkezucker bisher gehabt hat, wenigstens zu einem großen Theil aus dem Gesetze gerettet wird und daß alle anderen Surrogate, welche der Versteuerung unterliegen, verdrängt werden eben durch den Stärkezucker. Es ist mehrfach geäußert wor⸗— den zur Begründung dieses Amendements, daß beide gleiche Preise haben, Stärkezucker und Stärkesyrup. Ja! es ist zuzugeben, meine Herren, daß eine sehr gute Prima⸗Qualität von weißem gut einge⸗ dickten Syrup ja unter gewissen Umständen einem mittleren Zucker im Preise zu Zeiten gleichsteht. Aber, meine Herren, daraus folgt doch noch nicht, gegenüber den Ausführungen der technischen Kom— mission, daß beide Produkte auch in ihrem Brauwerth gleich sind. Meine Herren, es ist ja bekannt, daß einer großen Reihe anderer
wecke sowohl, der Stärkezucker als der Stärkesyrup dient. Zum
rauen aber dient mehr der Stärkezucker, während der Stärkesyrup, wo Zucker niemals angewendet werden kann, vorzugsweise zum Ver⸗ schneiden des Koloniglsyrups verwendet wird. Ich kann mir nun sehr wohl solche Konjunkturen denken, wo die Nachfrage in letzterer Beziehung viel größer ist, als für Brausurrogate und ich kann mir denken, daß zu einer solchen Zeit sehr guter Syrup dem Stärkezucker im Preise gleich steht, ohne daß irgendwie deswegen ihr Brauwerth gleich wäre.
Meine
erren, wenn man aber auch wventuell gleichstellen wollte, was ich, wie gesagt, abzulehnen bitte, dann käme doch zunächst in
rage — und nach dem, was ich angeführt habe, wäre es meines rachtens das allein Richtige — daß von Syrup auch ein Saß von