1873 / 2 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Jan 1873 18:00:01 GMT) scan diff

meine u. s. w. normirt, und die Kriegsformation derselben wer⸗

den die Mobilmachungsbestimmungen ergeben. Die Bewaffnung,

Ausrüstung und Bekleidung der Offiziere und Mannschaften der

Eisenbahncompagnie ist vorerst jene der Pioniere; die Bestim⸗ mung eines besonderen Abzeichens in der Bekleidung wird noch folgen. Die neuformirte Compagnie garnisonirt in Ingolstadt. Die Einleitungen zu einem neuen Exercierreglement für die Kavallerie sind beendet, so daß dasselbe demnaäͤchst wird einge⸗ führt werden können.

Das Staats ⸗Ministerium des Innern giebt im Hinblick auf die Bestimmung in 5. 22 Abs. 3 der Verordnung vom 4. Dezember 1872, den Vollzug der Gewerbe⸗Ordnung für den Norddeutschen Bund in Bayern betreffend, bekannt, daß nicht beabsichtigt ist, die Begünstigung, welche durch die mit dem 1L. Januar 1873 außer Kraft tretenden Bestimmungen des 5. 19 Ziff. 1— ) und des §. 28 Ziff. 2 der Königl. Verordnung vom 28. April 1868, den Gewerbebetrieb im Umherziehen und den Hausirhandel betreffend, und die hiezu ergangenen, nun gleichfalls wirkungslos werdenden Entschließungen des vormaligen Staats⸗Ministeriums des Handels den Bewohnern gewisser Orte und Gegenden für den Gewerbebetrieb im Umherziehen durch Bewilligung der ermäßigten Abgabe für Ausfertigung der Hausir⸗ scheine zugestanden wurde, nun sofort generell wieder einzuführen, daß demnach in allen Fällen des 5§. 22 Abs. 2 der erstgenannten Königl. Verordnung die daselbst festgesetzten Abgaben insolange zu erheben sind, als nicht die Begünstigung einer ermäßigten Ab⸗ gabe neu ausgesprochen ist.

Die zur Prüfung und Bescheidung der auf Grund des §. 48 des Landtagsabschiedes vom 28. April 1872 angemel⸗ deten Entschädigungsansprüche für Kriegsleistungen an die Deutsche Armee in den Jahren 1870 71 im Ministerium des Innern niedergesetzte Kriegsentschädigungs⸗Kommission hat bereits mehrere Hundert Gesuche obigen Betreffs geprüft und endgiltig beschieden, eine weit größere Anzahl ist noch in der Instruirung begriffen. Die angemeldeten Ansprüche, welche sich . nicht genau übersehen lassen, werden ungefähr 200, 000 fl. etragen.

Das Königl. Staats⸗Ministerium des Innern hat dem General⸗Komite des landwirthschaftlichen Vereins unterm 2. De⸗ zember die Mittheilung gemacht, daß die bayerischen Gewerbe⸗ schulen auch ferner zur Ausstellung giltiger Zeugnisse für die wissenschaftliche Qualifikation zum einjährig freiwil⸗ ligen Militärdienst in Bayern berechtigt bleiben.

Sachsen. Dresden, 2. Januar. Am gestrigen Neu⸗ jahrsfeste fand in den Paradesälen des Königlichen Residenz⸗ schlosses Abends 8 Uhr eine Assemblse statt, bei welcher der König und die Königin, sowie der Kronprinz und die Kronprin⸗ zessin und Prinz und Prinzessin Georg die allgemeine Glück⸗ wünschungskur annahmen. Der Assemblèe waren zahlreiche Vorstellungen angemeldeter fremder und einheimischer Damen und Herren bei Ihren Königlichen Majestäten und Ihren König⸗ lichen Hoheiten vorausgegangen.

Württemberg. Stuttgart, 31. Dezember. Die heute ausgegebene Nr. 45 des Regierungsblattes enthält eine Verfügung des Justiz⸗Ministeriums, betreffend eine veränderte Eintheilung der Notariatsbezirke im Oberamt Tuttlingen, eine Verfügung des Ministeriums des Innern, betreffend den Auf⸗ enthalt in den Gemeinden des Landes, eine Bekanntmachung desselben Ministeriums, betreffend die Aufhebung der besonderen Staatsaufsicht über die Gemeinde Finsterroth, Oberamts Weins⸗ berg, und eine Bekanntmachung der Ministerien des Innern und des Kriegswesens, betreffend die Normirung der Quartierverpfle⸗ gung nach dem preußischen Reglement über Naturalverpflegung der Truppen, sowie die Verguͤtungstaxen für die militäͤrischen Quartier⸗ Vorspann⸗ und Botenleistungen pro 1. Juli 187273.

Baden. Karlsruhe, 30. Dezember. Das Gesetz⸗ und Verordnungsblatt Nr. 47 vom 28. d. M. enthält eine Verord⸗ nung des Handels⸗Ministeriums: die Viehzählung und die Zählung der landwirthschaftlichen Haushaltungen betreffend, welche die zum Vollzug des bundesräthlichen Beschlusses der Zählung am 10. Januar nöthigen Anordnungen trifft.

Sessen. Darm stadt, 31. Dezember. Das heute ausge⸗ gebene Großherzogliche Regierungsblatt Nr. 59 enthält unter Anderem ein Gesetz, die Erhebung der Staatsauflagen in den ersten sechs Monaten des Jahres 1873 betreffend.

Mecklenburg. Schwerin, 2. Januar. Zur Feier des Neujahrstages fand gestern Mittag auf dem alten Garten eine große Parade vor dem Großherzoge statt, der auch der Erb⸗ großherzog und die Herzöge Paul Friedrich und Johann Albrecht beiwohnten.

Die Nr. 69 des Regierungsblattes enthält u. A. eine Au f⸗ forderung an die Ortsbehörden zur pünktlichen Befolgung der Vorschriften wegen Ertheilung von Pässen u. s. w. an Reser⸗ visten und Landwehrleute und in Betreff der an Mannschaften des Beurlaubtenstandes ertheilten Auswanderungs⸗Konsense.

Belgien. Brüssel, 2. Januar. Bei dem Neujahrs⸗ Empfang vor dem König erklärte, wie dem „Fr. J.“ telegra⸗ Phisch gemeldet wird, der Bürgermeister von Brüssel, Anspach, daß in Belgien keine Partei bestehe, die nicht konstitutionell sei. Die allgemeine Zustimmung zu der Kongreßschöpfung finde Aus⸗ druck in der großen Institution der Bürgergarde, welche alle Bürger in Waffen zur Behütung und zum Schutz aller Rechte, Pflichten und Freiheiten versammle.

schränkt, von welchen nach dem Loose jährlich oder fast

oder 220,000 Lstr. mehr. Frankreich. Paris, 1. Zanuar. 15. Januar in den griechischen Gewässern zu verweilen.

Spanien. Madrid, 28. Dezember. Der heutige / Tiempo“ meldet: ‚Wenn man einem Schreiben, welches wir vor Augen haben, Glauben beimessen darf, so waren die Nachrichten aus Catalonien sehr beunruhigend. Der größte Theil der zur Ver⸗ folgung der Carlisten ausgesandten Miliz soll sich mit den Banden vereinigt haben, während der Rest geschlagen und zur Uebergabe gezwungen wurde. Dadurch sind auch die Insurgenten kühner geworden und haben den Kreis ihrer Operationen aus⸗ gedehnt, während die Armee vor Catalonien noch immer nicht die versprocheuen Verstärkungen erhalten hat. Ein anderer Brief aus Pampeluna an dasselbe Journal meldet, daß die In⸗ surrektion in Navarra täglich an Ausdehnung gewinnt und die Kommunikationen in dieser Provinz sich im schlechtesten Zu⸗ stande befinden. Der Kommandant von Pampeluna hat um Verstärkung ersucht und gestern sind zwei Bataillone eingetroffen.

2. Januar. (W. T. B.) Zwei Ausschüsse der Stände Von Navarra haben beschlossen, ein Freicorps von 500 Mann zur Bekämpfung der Carlisten zu errichten.

Italien. Rom, 28. Dezember. Am 22. d. M., vergan⸗ genen Sonntag, fanden in verschiedenen Provinzen Abge⸗ ordnetenwahlen statt. Die Betheiligung der Wähler war sehr gering.

Das Marine⸗Ministerium hatte eine Kommission von Offizieren mit dem Studium und der Prüfung verschiedener Modelle von Hinterladern für die Marine⸗Infanterie beauftragt. Dieselbe hat jetzt nach genauer Prüfung und Vergleichung der Waffen und der damit erzielten Resultate im Polygon von Vierreggio ihr Gutachten eingereicht. Es soll danach den Ba⸗ taillonen der Marine⸗Infanterie und der Marineschule eine be⸗ stimmte Anzahl von Waffen der bestbefundenen Systeme über⸗ geben werden und bleibt es dem Kommando der Schule über⸗ lassen, neue Versuche damit anzustellen und über ihre Resultate an das Marine⸗Ministerium zu berichten.

Nachdem die Maßregeln gegen die Tiber⸗Ueberschwem⸗ mungen lange Gegenstand von Kommissionsberathungen gewesen, hat das Municipium jetzt 2 Millionen Lire für Arbeiten zur Reinigung des Flußbettes bewilligt.

2. Januar. (W. T. B.) Der Papst hat am gestrigen Neujahrstage außer der palatinischen Garde auch die Ordens⸗ generale und die Zöglinge der auswärtigen Kollegien empfangen und deren Adressen entgegengenommen und beantwortet. Der französische Abgesandte de Coreelles beabsichtigte, schon heute nach Versailles zurückzukehren.

Das Zournal de Rome“ glaubt zu wissen, daß der General de Coreelles in Folge seiner Unterredung mit dem Kardinal Antonelli den Botschafterposten beim päpstlichen Stuhle nicht annehmen werde.

Rußland und Polen. St. Petersburg, den 1. Ja⸗ nuar. Wie der „Kr. B.‘ meldet, sind die Fregatte „Sswjet⸗ lana“ mit dem Großfürsten Alexis an Bord und die Korvette, Witjas“ am 27. Dezember in Nangasaki ein⸗ getr offen.

2 Januar. Nach dem heute ausgegebenen Bulletin über das Befinden des Großfürsten Thronfolgers nimmt das Fieber gradweise ab, der Zustand der Kräfte ist, trotz der durch die Krankheit verursachten Abschwächung, im Ganzen ein sehr zufriedenstellender.

Die Gesetzsammlung veröffentlicht den zwischen Ruß⸗ land und der Schweiz abgeschlossenen Postvertrag.

Monatsübersicht für Dezember. Der Kaiser kehrte in diesem Jahre später als gewöhnlich von Livadia, seiner Privatresidenz in der Krim, zurück. Das Petersburger Leben entfaltete sich daher in seinem vollen Glanze erst seit dem Anfang des Dezember nach neuem Style. Das Georgenfest, verherrlicht durch den Besuch des Prinzen Carl von Preußen, wurde mit den üblichen Ceremonien gefeiert, welche wie gewöhnlich eine Anzahl Fremder zur Newastadt hin⸗ zogen. Bald nach dem Georgenfeste gab die Erkrankung des Großfürsten⸗ Thronfolger Grund zu allgemeinen Besorgnissen in der Residenz. Unterleibstyphus mit starkem Fieber brachte den Thronerben in ernstliche Gefahr. die Dank der gesunden Kon⸗ stitution des Kranken und der Sorgfalt der Leibärzte, der DDr. Hirsch und Botkin, indessen allmählich beseitigt ward.

Die Haupt⸗ und Spezialkommissionen, welche mit den vorberei⸗ tenden Berathungen zur Einführung der allgemeinen Wehr⸗ pflicht betraut sind, haben ihre Arbeiten bis zu einem gewissen Punkte erledigt. Die einschlägichen Fragen waren außerst kompliztrt, indem die Begriffe über den Militärdienst seit 15 Jahren mancherlei Umgestaltung in Rußland erfuhren. Die Militärpflicht war bisher bekanntlich nur auf gewisse Klassen der . be⸗ : 9. n rli ein gewisser numerischer Satz von 1000 rekrutenpflichtigen 6 wohnern ausgehoben wurde. Die Ausgehobenen mußten unter den früheren Regierungen 25 Jahre dienen, während die Ver⸗ sorgung des Ausgedienten nicht hinlänglich gesichert war. Erst

Großbritannien und Irland. London, 1. Januar. Nach den am Zahresschlusse veröffentlichten Ausweisen über die Staatseinkünfte Großbritanniens belaufen sich die Ein⸗ künfte während der letztverflossenen drei Monate auf 7, 481, 362 Lstr., oder 627.265 Lstr. mehr als in dem entsprechenden Zeit⸗ raum von 1871. Die Gesammt⸗Einnahmen während des am 31. Dezember beendeten Jahres betrugen 77,688,920 Lstr., d. i. 5, 79, 809 Lstr. mehr als im vorhergehenden Jahre. Dieser Zu⸗ wachs gehört indeß nicht ganz dem wirklichen Finanzjahr an, denn der größere Theil desselben, der in dem am 31. März endenden Quartal erwuchs, gehörte dem vorhergehenden Finanz- jahr an. Der aktuelle Zuwachs der Einkünfte seit dem letzten Finanzausweise des Schatzkanzlers betrãgt 2,980, 600 Lstr. Mit Ausnahme der Kronländereien und vermischten Einkünfte, die mit einer nur unerheblichen Abnahme figuriren, weisen sämmt⸗ liche andere Zweige der Staatseinnahmen erhebliche Mehrertrãge auf. Zölle lieferten 20, 236,900 Lstr. oder 515,000 Lstr. mehr als im Jahre vorher; die Accise produzirte 23, 238, 000 Lstr. oder

der Kaiser Alexander II. veranlaßte unmittelbar nach seinem Re— gierungsantritte eine andere Auffassung des Soldatenstandes und Soldatenberufs. Er sorgte für zweckmäßigere Klei⸗ dung, sorgsamere Verpflegung, . Behandlung; er ver⸗ ringerte die Zahl der Dienstjahre und stieß alle unordentlichen Elemente aus dem Heere heraus. Der Soldatenberuf mußte als ein vollständig ehrenvoller sich bethätigen, und die Strafen, mit welchen die Vergehen der Soldaten be⸗ legt wurden, standen im Einklange mit den anerkannt besten Militãr - Gesetzgebungen der Neuzeit. Als Schlußstein der russischen Armee⸗Organisation fehlte nur noch die völlige Umwandlung der Armee nach modernem Bedürfniß die Ein⸗ führung der allgemeinen Wehrpflicht. Seit Ende 1870 war die Heranziehung aller Stände zum Militärdienst mit kürzeren, nach dem erlangten Bildungsgrade zu bemessenden Fristen beschlossen worden. Es fehlte aber viel, bis der Gedanke eine Geftalt ge⸗ wann, die sämmtlichen einmal bestehenden Verhältniffen gerecht ward. Die Kommission mit ihren Unterabtheilungen hatte un⸗

2,086,009 Lstr. mehr; Stempelgefälle lieferten 9, 644,000 Lstr., oder 228009 Lstr. mehr; Taxen 2 338,009 Lstr. oder 21,000 Lstr. mehr; die Vermögenssteuer realisirte 6, 688 000 Lstr. oder 2,9458, 000 Lstr. mehr; das Post⸗Amt 4690 909 Lstr. oder 170,009 Lstr. mehr, und der Telegraphen⸗Dienst 685,000 Lstr.

Das Geschwader des Contre⸗Admiral Chaillé hat den Befehl erhalten, bis zum

die Grundsätze so weit klar darlagen, daß man an die endliche Redaktion eines Entwurfs schreiten konnte. Dieser Entwurf liegt nun in 240 Paragraphen fertig vor. .

In Bezug auf die In du strie ist zu bemerken, daß in Mos⸗ kau ein Museum für Landwirthschaft, angewandte Mathematik und technische Wissenschaften eröffnet worden ist. Das betreffende

Gebäude besteht aus drei Etagen, und zwar befinden sich in den⸗ selben in der ersten Etage geologische Gegenstãnde und Abtheilung für Bergbau; die zweite Etage umfaßt die Abtheilung für Ma⸗ rine und Verkehrswesen; die dritte Etage ist vorzugsweise für landwirthschaftliche Gegenstände bestimmt. Das Museum von Turkestan, die Sektion für Galvanoplastik, Photographie u. dergl. bilden Nebenabtheilungen in diesem Museum. Die Sorgfalt, die man den technischen Fächern zuwendet, rechtfertigt sich ganz besonders, weil im Vergleich zu den Wissenschaften und Studien, die zum Civil⸗ und Militärdienst nöthig waren, die mehr in⸗ dustriellen Beschäftigungen im Publikum zurücktraten. U

Mit großen Festlichkeiten wurde inzwischen auch die Feier des hundertjährigen Bestehens der Petersburger Commerzschule begangen. Diese Anstalt, von der Kaiserin Katharina II. ge⸗ stiftet, und gegenwärtig der besonderen Fürsorge des Prinzen Peter von Oldenburg anvertraut, hat einen hohen Rutzen für Rußland gehabt. Etwa 3009 Zöglinge haben dort ihre Aus⸗ bildung erhalten, welche in industrieller Beziehung viel Ersprieß⸗ liches für Rußland geleistet. Es erhielten am 6. (18.) Dezember Allerhöchste Reskripte mit dem Ausdruck Kaiserlicher Anerkennung: der Kurator der Anstalt, Prinz Peter von Oldenburg, das Mit⸗ glied des Conseils der Anstalt, Geheimrath Baron Stieglitz und endlich die Anstalt selbst.

Der um Reform der Posteinrichtungen verdiente Baron Welho, Chef des Postdepartements in Rußland, unternimmt in nächster Zeit eine Rundreise, die sich bis nach Ost⸗Sibirien er⸗ strecken wird, eine so weit ausgedehnte Inspektionsreise, wie sie noch kein Chef des Postressorts unternommen hat.

Die Verhältnisse der Sektirer in der russischen Kirche gehen einer baldigen festen Regelung entgegen. Die Ausstellung von Ursprungszeugnissen, die Führung der Civilstands⸗Register für die Sektirer durch weltliche Behörden hebt die bisherigen Schwie⸗ rigkeiten, die in dieser Richtung beständig sich erheben wollen, mit einem Male auf. Die kirchliche Behörde vermochte die Sek⸗ tirer nicht zu kontoliren: die weltliche umgeht alle Meinungs⸗ verschiedenheit, und bleibt bei den staatlich nothwendigen Bezie⸗ hungen. Auch sonst bricht sich der Fanatismus der Sektirer an der zunehmenden Aufklärung des Klerus, welche die Regierung auf alle Weise fördert. Auch Privatleute, haben durch Schenkungen zu kirchlichen Zwecken, durch Restaurirung alter Kirchen dem Klerus finanziell zu Hülfe zu kommen gesucht. Auch kirchliche Brüderschaften und Vereine zur Kirchenpflege, und in Petersburg noch die großartige Gesellschaft der „Freunde religiöser Aufklärung“ suchen das Interesse für religiöse Dinge zu fördern und das geistige Niveau russischer Geistlichkeit zu heben. Im xussischen Zoll⸗Departement ward eine interessante Publi⸗ kation mit offiziellem Charakter herausgegeben: „Uebersicht des auswärtigen Handels für 1871. erster Band. Danach ist im letzten Dezennium der Ausfuhrhandel sowohl wie auch der Einfuhrhandel auf weit mehr als das Doppelte gestiegen; es be⸗ trug nämlich in den Jahren:

1861 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1368 1860 18701871

die Einfuhr TG. IS. 35 IGS. IJ. I8G5 Ss TN WM sid 33 die Ausfuhr 164. 167. 140. 171. 191. 201. 221. 217. 256. 351. 360 Millionen Rubel. Auf diese höheren Werthangaben, welche sich nach dem Jahre 1869 herausstellen, hat unbestreitbar die damals durchgeführte Aenderung des Tarifs Einfluß. Die größte Aus⸗ dehnung des Ausfuhrhandels kommt auf Petersburg mit Kron⸗ stadt; hierauf folgen Odessa, Riga, Rostow am Don, Taganrog, Wirballen, Archangel. Der Prozentsatz für die Ausfuhr ist bei allen diesen Handelsplätzen von 1870 auf 1871 in mehr oder weniger starker Zunahme (besonders in Petersburg und Odessa): eine unbedeutende Abnahme gegen das Vorjahr zeigte sich blos in Rostow am Don. Die genannten sieben Handelsplätze um⸗ fassen nicht weniger als 70 Prozent unseres gesammten Aus⸗ fuhrhandels.

In Bezug auf die Einfuhr nimmt St. Petersburg ebenfalls den ersten Platz ein. Dann folgen Moskau, Odessa, Wirballen,

Warschau, Riga, Rewal, Alexandrowsk und die genannten acht Plätze nehmen etwa S6 Prozent unseres gesammten Einfuhr⸗ handels in Anspruch. Am Stärksten ist die Einfuhr von Deutschland und Nordamerika. Nach Deutschland wurde im Jahre 1871 für 76 Millionen Rubel ausgeführt, aber für 162 Millionen von dort eingeführt; nach Nordamerika wurde in demselben Jahre nur für S60,000 Rubel ausgeführt,

dagegen für mehr als 16 Millionen Rubel von dort a r

Der Feldzug gegen Chiwa ist noch immer nicht eröffnet.

Es wurden bisher nur umfassende Rekognoszirungen vorgenom⸗

men, um sich von allen Terrainverhältnissen die pofitivsten

Kenntnisse zu verschaffen. In Folge verschiedener Streifereien,

die von den Parteigängern der Chivingen vorgenommen wur⸗

den, sind bereits kleinere Verkehrsstörungen eingetreten, In

Orsk blieb die Steppenpost 7 Tage aus, aber von ernstlicherem

Treffen war noch nichts bekannt. Die Streifzüge russischer Ab⸗ . und von Kosaken waren in dem Umfange, in wel⸗

em sie angeordnet wurden, mit Erfolg gekrönt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 28. De⸗ zember. Der Zusatzartikel in der am 18. d. M. unterzeichneten Münzeonvention, welcher die Bedenklichkeiten Dänemarks bei der Unterzeichnung gehoben hat, nämlich daß nach dem 11. Artikel solche Goldstücke in den Staatskassen uicht eingewechselt werden sollen, die durch Abnutzung über 2 Proz. ihres Gewichtes verloren haben, und welcher eben so bindend sein soll, wie die Convention selbst, lautet folgendermaßen:

.Es joll jedem der drei Reiche unbenommen sein, sich einer noch weiter gehenden. Einwechslungsverpflichtung rücksichtlich der für die Reiche geprägten Goldmünzen zu unterziehen, als derjenigen, welche aus dem 11. Artikel der Convention, verglichen mit dem 10. Artikel,

herfließt.

Amerika. Eine Depesche aus San Fran eis co meldet unterm 28. Dezember, daß das Flaggenschiff des amerikanischen Pacifie⸗ Geschwaders nach Honolulu abgegangen in um die Interessen der amerikanischen Bürger auf den Sandwichs⸗-Inseln wegen des durch den Tod des Königs verursachten Interregnums zu schützen. New⸗JYJork, 2. Januar. Die Staats schuld hat im Monat Dezember um 14 Millionen Dollars zugenommen. In der Staats⸗ kasse befinden sich 74375, 0090 Dollars in baarer Münze und 9.87 5,000 Dollars Papiergeld. Die Zunahme der Schuld ist durch den halbjährlichen Rechnungsabschluß der einzelnen Re⸗ gierungsabtheilungen veranlaßt; dazu kommt eine ungewöhnlich kleine Einnahme pro Monat Dezember, welche durch die Intraden

ablässig gearbeitet, und dennoch bedurfte es mehrerer Zahre, bis

pro Januar wieder ausgeglichen wird.

führen.

richten aus Mexiko zufolge hat sich der Kongreß vertagt. 62 . Erl ff des Prãsidenten Lerdo de Tejada sollen Botschafter Mexikos nach Deuischland und Spanien ge⸗ fandt werden. Die Tisenbahn von Veracruz nach Mexiko ist iert 6 neuesten Nachrichten aus Central⸗ Amerika per westindischen Postdampfer Moselle / lauten nach dem . A. C. hõchst erfreulich. Frieden und Fortschritt fahren fort, in den verschie⸗ denen Republiken die Oberhand zu behalten. In Honduras be⸗ festigt sich der Frieden mit jedem Tage mehr. Die Regierung schenkt ihre Sauptaufmerksamkeit der Reorganisation der ver⸗ schiedenen Verwaltungszweige des Staates. Die Regierung 2.

onduras hat von Costa Rica, Salvador und Guatemala Glück⸗ wunschschreiben anläßlich der Beendigung des jüngsten Krieges und der zukünftigen Aussichten des Landes erhalten, die Ge⸗

stehenden Differenzen durch Der Times geht Telegran 2. D. zu, wonach sämmtliche Schiffe des e nach Honolulu beordert worden wären, um daselbst eine der en, n fi i en . amerikanische Flotte zu konzentriren. J

Paris, Freitag, 3. Januar. Das „Journal officiel * zeichnet die von den Zeitungen Grafen v. Bourgoing von seinem? lichen Stuhle ausgestreuten Nachrichten als . sagt, daß der französische Gesandte am italienischen Hofe, Four⸗ nier, der ganzen Angelegenheit fern gestanden und daß zwischen Graf Bouͤrgoing und Fournier keinerlei Konflikt stattgefunden

ein Schiedsgericht herbeizuführen. Telegramm aus Philadelphia vom

1 Pacifie⸗Heschwaders

des dortigen englischen Geschwaders gleichtommende

anlãßlich der Entlassung des Botfchafterposten beim pãpst⸗ unbegründet und

. ö

habe.

n des Friedens und der Freundschaft Ausdruck geben. 2 der Ei eebahn wird mit allem mõglichen Eifer be⸗ trieben, da die Regierung von der Wichtigkeit der baldigen Vollendung des Werkes und der kommerziellen Vor⸗ theile, die es für die Republik erzeugen wird, erfüllt ist In Ricdragua hält das öffentliche Vertrauen an. Aus. Eo sta Rica liegen günstige Berichte uber den Fortschritt der Eisenbahn vor. Die Werke an der Seite von Lima machen, wie verlautet, befriedigende Fortschritte. In Quito, Ecuador, wurde am 24. November ein heftiger Erdstoß verspürt. Mehrere Lirchen und andere Gebäude wurden beschädigt. In einigen Theilen öffnete sich die Erde und ließ Kluften in dem Boden zurück. Das Verfahren der japanischen Regierung gegen den Kapitän des peruanischen Schiffes. Maria TEuz dürfte allem Anscheine nach zu ernstlichen Difierenzen zwischen den beiden Ländern Die Panzerfregatte Ind epen deneig. sowie die Korvette „Union? haben Befehl erhalten, sich nach den chinesischen und japanischen Gewässern zu begeben. Signor Garcia, der Kapitän der Indep endeneig, ist zum Be⸗ vollmächtigten Perus bei den Höfen in Neddo und Peking ernannt worden. Von Januar bis August dieses Jahres wur⸗ den 12,000 chinesische Kulis in Peru importirt. Die Einwan⸗ derung fängt an, beträchtliche Aufmerksamkeit zu erregen. Unter den Auspizien der peruanischen Regierung hat sich eine 4 pagnie gebildet, um die Einwanderung von Europäern zu fördern. In Arequipa wurde ein Erdstoß verspürt, der an Heftigkeit und Dauer sich beinahe dem, der am 13. August 1869 die Stadt heimsuchte, gleichstellte In den Centralstaaten von, Ame⸗ rika ist eine Bewegung im Gange, die zum Zwecke hat, die ver⸗ schiedenen Staaten zur Bildung einer Konföderation zu wen, flussen. Ihre Parole ist: Eine Regierung und ein Land. Die Vereinigten Staaten von Amerika sollen als Vorbild dienen. Im Rorden von Salvador hatte eine Eruption des Vul⸗ kans Santa Anna stattgefunden. Am Fuße dieses feuer⸗ speienden Berges befinden sich viele Kaffee⸗ Plantagen, die, wie man befürchtet, zerstört werden dürften. Die Indigoernte von Salvador ist in dieser Saison größer ausgefallen, in Folge dessen die Preise sehr gewichen sind. In Suatemala war Franziseo Sandoval, einer der Rebellenführer im Departement von Juliapa erschossen worden. Man erwartete einen günstigen Ausfall der Kaffeeernte von Guatemala. In Panama gan en am 29. November, dem Jahrestage der Unabhängigkeit der Land⸗ enge, große Festlichkeiten statt, die drei Tage lang dauerten. Die Exploration einer zwischenozeanischen Kanalroute über die Landenge sollte unter den Auspizien der Vereinigten Staaten Regierung wieder aufgenommen werden. In Lebu, im Süden von Chili, sind sehr reiche Goldminen entdeckt worden.

Asien. Vor einigen Tagen ist die Nachricht eingetroffen, daß . den Europäischen Kalender unter . tung der Jahres zählung von Kaiser Sinni oder Simu) angenom⸗ men hat.

Afrika. Der am 29. Dezember in Liverpool angekommene afrikanifche Postdampfer „Biafra“ bringt von der. Westküste Afrikas die Nachricht, daß der König von Ashanti die euro⸗ päischen Gefangenen befreit habe. Ein verheerender Orkan fuchte Madeira heim, in Folge dessen das englische Kanal⸗ geschwader unter der Leeseite der Insel eine Zuflucht suchen mußte.

Hülfeleistungen zur Linderung des durch die Sturm⸗ rn ö 12. und 13. Nopember verursachten Roth⸗ standes. ö Berlin. Der Deutsche Hülfsverein für den Nothstand an den Ostseeküsten wird in diefer Woche sein erstes Gaben ver⸗ zeichniß veröffentlichen. Seit der kurzen Zeit seines Bestehens sind dem Verein bereits 334090 Thaler zugegangen und zum großen Theil von demselben sofort zur Linderung des Nothstan⸗ des abgeführt worden. Zu den jüngst eingetroffenen Spenden gehört u. A. ein Beitrag von 206 Thalern von dem Vorschuß⸗ Verein zu Waldenburg i. Schl. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz folgt der Thätigkeit des Vereins mit überaus regem Interesse. ö ö J zum Besten der Nothleidenden an den Sstseeküsten von der Frau General von Voigts⸗ Rhetz und der Frau Stadtdirektor Rasch veranstaltete Konzert wird und zwar, wie wir hören, unter Mitwirkung der Frau v. Voigts⸗ Rhetz, der Frau v. Bronsart, des Frl. München, des Herrn Prof. Joachim, des Herrn Kammermusikus Lindner und des Männerquartetts des Domchors, am . d. M in den Konzert⸗ sälen des Königlichen Hoftheaters gegeben werden. ; Königsberg. Das hiesige Lokalkomite hat vorgestern 7009 Thlr. an den „Hülfsverein zur Linderung des Nothstandes an der Ostsee! zu Häaͤnden des Geheimen Kommerzien⸗Rath Bleichröder in Berlin und zwar mit der Bitte abgehen lassen, auch den durch die Sturmfluth am 13. November in unserem Regierungsbezirke geschãdigten Strandbewohnern etwas aus den zusammengekommenen Geldern zukommen zu lassen. Der Scha⸗ den im Regierungsbezirk Königsberg ist auf eine Höhe von etwa 1000 Thaler festgestellt. Elberfeld. Jür die in Noth gerathenen Bewohner der Ostseeküsten sind bis ha beim hiefigen Unterstützungs⸗Komite 6803 Thaler 18 Sgr. fg. eingegangen. . , sind bei dem Deutschen General⸗Konsul aus Schweden für die Nothleidenden in den deutschen Ostsee⸗ Provinzen 9637 Rdr. 50 Oere eingegangen und an das Deutsche Reichskanzler⸗Amt abgesandt worden. . Die in New⸗York veranstalteten Sammlungen haben bis jetzt die Summe von 4000 Dollars ergeben.

Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau.

London, Freitag, 3. Januar. Der Strike von etwa 60, 000 Kohlengruben⸗ und Eisenwerkarbeitern in Wales dauert

Königliche Schauspiele. Sonnabend den . Im QOpernhause. 6. Vorst.) Fantasca. Großes Zauber⸗Ballet in 4 Akten nebst einem Vor⸗ spiel (12 Bildern) von P. Taglioui. Musik von P. Hertel. Anfang 7 Uhr. M.⸗Pr. . Im Schauspielhause. (3. Ab. Vorst.) Clavigo. Trauer⸗ spiel in 5 Abtheilungen von Goethe. Anfang 7 Uhr. Mr. Sonntag, den 5. Januar. Im Dpernhause. (4. Vorst.) Die Hugenotten. Oper in 5 Abth. nach Scribe, Muffik von Meyerbeer. Ballet von P. Taglioni. Margarethe: Frl. Leh⸗ mann. Valentine: Fr. v. Voggenhuber. Urbain: Fr. Kupfer⸗ Berger. Raoul: Hr. Niemann. Mareel: Hr. Fricke. St. Bris: Hr. Salomon. Nevers: Hr. Schmidt. Anfang halb 7 Uhr.

Mittel⸗Preise. 3 Chauspiclhause (4 Ab. Vorstell) Zum 1. Male Duell. Lustspiel in 1 Akt von

wiederholt: Ein amerikanisches G. v. e. Hierauf, zum 1. Male wiederholt: Der Pathe

des Kardinals. Dramatische Anekdote in 1 Aufzug von Friedr. Meyer v. Waldeck. Zum Schluß: Die Dienstboten. Lebensbild in 1 Akt von R. Benedix. Anfang 7 Uhr. Mittelpreise.

Es wird ersucht die Meldekarten (ssowohl zu den Opern⸗ haus⸗ wie zu den Schauspielhaus Vorstellungen) in den Brief⸗ kasten des Spernhauses, welcher sich am Anbau desselben, gegen⸗ über der Katholischen Kirche, befindet, zu legen.

Dieser Briefkasten ist täglich für die Vorstellungen des fol⸗ genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet. Meldungen um Theater⸗Billets im Bureau der General⸗ Intendantur oder an anderen Orten werden als nicht eingegan⸗ gen angesehen und finden keine Beantwortung.

24 des Marine Verordnungs- Blattes enthält u. A. 5. 177, Theil II., des Strafgesetzbuchs für das aptirten Seitens

Schiffs⸗

Die Nr. Modifikation ĩ ., des : preußische Heer. Entfernung ungiltiger Stempelzeichen bei Waffen. Gemeinschaftliche Absendung von Korrespondenzen der einzelnen Schiffs⸗Kommandos. Inhalt⸗Verzeichniß der Bücherkisten n,, . e, r . Das Amts⸗Blatt der Deutschen Reichs-Telegraphen⸗Verwal⸗ tung, Nr. 23, enthält eine Verfügung vom 14. Dezember 1832 die Inftradirung der bei Deutschen Stationen aufgegebenen, via Ostende nach England zu befördernden Depeschen betreffend.

Die Nr,. 1 des „Preußischen Handels⸗-Archivs. hat folgenden Inhalt: Gesetzgebung: Schweden und Vorwegen: Abänderungen des Jolltarifs für Norwegen. Statistik; Deutsches eich: Nachweisung der Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern in dem Zollgebiet des Deutschen Reichs für die Zeit vom 1. Januar bis zum Schlusse des Monats November 1572. Großbritannien: Die Schifffahrt in den Britischen und Irischen Häfen während der Jahre G70 und 1871. Rußland: Jahresbericht des Generalkonsulats zu Riga für 1871. Mittheilungen: Tilsit, Posen, Stralsund, Glogau, Görlitz, Altona, Emden, Halle a. S.

des

Kunst und Wissenschaft.

Berlin, 3. Fanuar. Als zweite Novität kam am Sylvester⸗=

abend im Königfichen Schauspielhause eine dramatisirte Anek⸗ dote in einem Aufzuge von Friedrich Meyer von Waldeck zur Auffüh— rung, betitelt: Der Pathe des Kardinals“, welche auf histeri⸗ schem Hintergründe eine Begebenheit aus dem privaten Lehen des mächtigen Ministers Ludwigs X., des Kardinals Mazarin, im Ko⸗ sorit der Zeit vorführt. Die Anekdote dichtet dem bekannten Staats⸗ manne einen edlen Charakterzug an: Er hat noch in jüngeren Jahren als Hauptmann einst in einer kleinen Stadt den Sohn einer armen Wittwe, bei welcher er wohnte, als einziger Zeuge über die Taufe ge⸗ halten. Dieser sein Pathe, Julian Noireaud, ist inzwischen zu dem Goldschmied Roullard in Paris in die Lehre gangen, ist ein tüchtiger Geselle geworden und hat sich nicht nur das Vertrauen seines Lehrherrn, fondern auch die Liebe der Nichte desselben erworben. Meister Roullard aber hat die Feinde des Kardinals zu Kunden und ist, fonst ein harmloser Mann diesen zu Gefallen ebenfalls zu seinem erbitter⸗ ten Gegner geworden, der sogar eine sorgfältige Sammlung aller Schmäh⸗ schriften auf den Kardinal angelegt hat. Inzwischen aber ist nun der Kar⸗ dinal zum Premier⸗Minister ernannt, worden, und Meister Roullard sieht dadurch seinen Wunsch, den Titel eines Hof⸗Goldschmiedes zu erhalten, in weite Ferne gerückt, wenn er nicht des Kardinals und einer An hänger Gunst zu erwerben sich bestrebt. Als daher eines Töges drei Hofleute von der Partei des Kardinals in ieinen Laden treten, sucht er zwar seine Ehrerbietnng gegen denselben zu betheuern, als zur Un⸗ zeit Julian wieder mit einem Pack. Spottschriften ankommt und ihn unbewußt durch seine Offenherzigkeit vor den Kapalieren bloßstellt. Im höchsten Zorn und zum Ergötzen der Herren erklärt er den Gesellen für (inen Lägner und entläßt ihn sofort mit, den kompromittirenden Schriften aus seinem Dienst. Zufällig blättert dieser in einer Biographie des Kardinals, welche sich unter den Heften findet und ersieht daraus zu seinem Erstaunen, daß der gewaltige Minister niemand anders ist, als der ehemalige Hauptmann, der sich seiner so väterlich angengm men. Durch List weiß er sich Zutritt in das Hotel und zu der Veron des Ministers zu verschaffen, der durch die Offenherzigkeit des Burschen gewonnen, ihn als Pathe anerkannt und seines Wohlwollens versichert. Julian ist zwar zuerst betroffen, denn er hat mehr erwartet als die Frnennung zum Aufseher des Silbergeschirrs und die Er⸗ laubniß fich überall seinen Pathen nennen zu dürfen. In der darauf folgenden Audienz aber lernt er bald den Werth. dieses Geschenks schätzen. Der Kardinal behandelt ihn zur Verwunderung der Kavaliere als seinen Vertrauten, den er in allen wichtigen und unwichtigen Dingen zu Rathe zieht, und als der Minister auf kurze Zeit den Saal verläßt, wird Julian von allen Seiten umdrängt. Man sucht ihn durch reiche Geldgeschenke zum , ,. zu ge⸗ winnen Seine erste Unsicherheit weicht allmählich einer naiven Würde. Durch seine Fürsprache, erlangt der ebenfalls unter den Bittstellern erschienene Meister Roullard den ersehnten Titel eines Hofgoldschmiedes, welcher nun nicht mehr ansteht, dem reichen Gesellen die Hand seiner Nichte zu gewähren. 2 Die Hauptrollen des kleinen Stücks waren in den Händen der Herren Kahle, Oberländer, von Hoxar und des Frl. Kühle. Hr. Kahle atte als Kardinal Mazarin nur die rein menschlichen Charakter⸗ Hie te des Staatsmannes zum Ausdruck zu bringen und vereinigte in

Meister Roullard, während Herr v. Hor 1 lu er 2 Treuhetzigkelt des Fulian Roiraud auszeichncte und rz. Kühle als Nichte des Meisters nicht minder zu der beifälligen Auf⸗ nahme des Luftspiels beitrug.

ien Rr Kaudel s Gardinenpredigten“ *

Sanitätsbehörde ist nun auch derjenige erschienen, unterzeichnet von dessen Senior 34 * Lorent, der zugleich

esundheitspflege ist. t Se n rl * diejenigen der Sanitätsbehörde, aher technisch er⸗ schõpfender. amentli gare mn des Verfahrens, welches hier zur Einschränkung der Pocken⸗ seuche beobachtet worden ist, von Interesse. schreibt es ausdrücklich diesem Verfahren zu, daß die. J nicht fo verheerend wie in anderen größeren deutschen Städten au getreten ist Von allen Erkrankten sind nur 12 = 14 * gestorben; im Abienderungs⸗ hause 12 13, in Privathäusern 25 *. schtedenen Größe dieser Abweichungen von der das Medizinal Amt in der Regel die Aufnahme Absonderungshaus durchgesetzt hat: 39 in Privatwohnungen gepflegt.

v. Hoxar sich in der Darstellung

Moser's stets wirksames

ñ ds bildete G. v. arm Den Schluß des Abends bildete G unter der Mitwirkung

des Herrn Döring und der Frau Frieb⸗Blumauer.

dem Jahresbericht der des Gesundheitsraths Dr. Stachow, verfaßt aber Vorsitzender des Vereins für Sffent iche Der Bericht behandelt größtentheils dieselben

remen, 539. Dezember. Nach

.

In diefer Hinficht erscheint namentlich die speziellere

Gesundheitsrath

Der Gesundheitsra Epidemie hier

Es ergiebt sich schon aus der ver⸗ Durchschnittszahl, daß der Kranken in das von 355 Erkrankten wurden nur Der Bericht weist außerdem an Beispielen, die zum Theil von Auswandererschiffen herrühren, nach, wie wichtig in Zeiten einer Epidemie die Beachtung auch der leichte⸗ sten Fälle sei. Nächst den menschlichen Epidemien finden sich die Thierfeuchen behandelt, Hundswuth, Milzbrand und Maul- und Klauen seuche des Rindviehs. Dann werden die einzelnen Fälle summarisch aufgezeichnet, in denen der Gefundheitsrath durch das Medizinal Amt in Thätigkeit gesetzt worden ist, und schließlich ein Blick auf den Fort- gang der Anstalten für öffentliche Gesundheitspflege geworfen, nament= lich auf die demnächst fertige Wasse leit von deren Erõffnunz u. a. eine große öffentliche Wasch- und Bade⸗Anstalt erhofft wird.

Die Nachricht von dem Tode des Prof. S. Carius in Mar⸗ burg bestätigt sich nich t. Derselbe war erkrankt, befindet sich aber jetzt in Wiedergenesung.

München, 30. Dezember. Nachdem Prafessor Zumbusch sich entschlossen hat, sein Gypsmodell zu dem Den kmal für den ver⸗ storbenen König Maximilian zur Wiener Weltausstellung zu bringen, hat der König, um eine würdige Umgebung dieses kolossalen Monuments herstellen zu lassen, aus der Kabinetskasse die Summe von 5000 fl. der Landes kommission zur Verfügung angewiesen. Die Aufgabe, eine solche Umgebung des Denkmals zu liefern, hat nun die hiesige Gar tenbau⸗ Besellschaft übernommen.

Ehristiania, 23. Dezember. Vergestern ist das Dampfschiff „Jsbjörnen“ von Tromsö auf eine neue Expedition nach Szitz⸗ bergen ausgegangen und zwar mit dem Plane. so nahe an Bären⸗ Eiland heranzukommen, wie es die Eisverhältnisse erlauben und von dort aus nach dem Südeap auf Spitzbergen zu steuern. Sollte das Fahrwasser um Bären⸗-Eiland herum eisfrei sein, dann. wird ange nommen, daß es die Weftküste von Spitzbergen ebenfalls ißt. Ihm ent⸗ gegengesetzten Falle ist man genöthigt, bei nur geringer Aussicht auf zuten Erfolg, einen Versuch zu machen, sich von Süden her beim Prin; Carls⸗Vorlande durchzufchneiden. Daß im „Jsfierd. noch be⸗ deutende Vorräthe an Proviant und Kleidern vorhanden sind, ist be⸗ fannt. „Jsbjörnen' moird nicht abgeschickt, um die Besatzungen der ein⸗ gefrorenen norwegischen Fischerfahrzeuge vom Hungertode zu retten; aber man befürchtet, daß die Mannschaften einem andern Feinde, der Muthlosigkeit und Krankheit erliegen werden, wenn sie ohne Führer und sich selbst überlassen bleiben. .

Landwirthschaft.

Berlin, 3. Januar. Aus dem Ministerium für die Landwirth⸗ schaftlichen Angelegenheiten sind uns folgende vom 30. v. M. datirte Mittheilungen in Beziehung auf die Rinderpest und andere an⸗ steckende Viehkrankheiten zugegangen: w . = 143 Rach den eingegangenen amtlichen Berichten herrschte m Kö⸗ nigreich Ungarn am 15. v. Mts. die Rinderpest auf den Pußten Siaroselo, Briest, Güyrüsi, Bacsfai, Nemet, Terpinahata; in den Gemeinden Gyula, Hassany, Alt und Neu⸗Kacsdorf, Vörösmart, d Vokäny, Gyüd, Olasz, Märton, Berkesd, Katol, Freistadt Fünfkirchen des

Sepfe, Borjad, Lacsuk, Babarcz, Siklös, Puͤspöklak, Dräva Szabolcs, Dräva Szt. Remet Uerög, Jwän, Darda und Königl. Freistadt Fünfkirchen de Barangaer auf den Pußten Somodar, Guepssi, Földhidi Dr vaerdei, Pälfalu, Hetenv und in der Gegend der Gemeinde N. Baie m auf mehreren Pußten, sowie in den Gemeinden Bares, Nagy Bajom und Aszols des Schemeger, in den Gemeinden Morägp, Apati, U. Nana, 8a mãasii, Battasz ef, Szegszard und Vardom des Toln auer, —n der G em inge Esikvar des Stuhlweißenburger, Papa und Külss Vath des Veß⸗ primer, auf den Pußten Rancseva und Göbösjaras des Bavser, und in den Gemeinden Gairing, Malaczka und Gr. Schützen des Preß⸗ burger Comitats. In der Gemeinde Seregelves Res Stuhlweißen burger und in der Freistadt Zomber des Baczer Comitates ist die Rinderpest erloschen. In Slavonien ist diele Seuche in den Ge⸗ meinden Kutjevo, Lukasje, Kula, Porec und Tominovac des P of gg aner Comitats zum Aufbruch gekommen. Zur Hintenhaltung der Weiter⸗ verbreitung wie auch möglichst baldiger Ausrettung dieser, Seuche wurden allenthalben die strengsten peterinãr polizeilichen Maßregeln angeordnet und deren Durchführung mit aller Strenge gehandhabt.

D Ueber den Stand der Rinderpest in Oesterreich-Ungarn während der Zeit vom 2. bis 8. Dezember ist amtlich Folgendes ge meldet: Im obigen Zeitabschnitte it die Rinderpest er lo chen in Gali⸗ zien in Nnvra des Boörszczower, in Czerniow des Rohatvner und in Nowes⸗ zyn des Dolinaer Bezirks (der Dolinaer Bezirk ist hierdurch seuchefrei); der Bukewina in Bojan und Toporoutz des Czernowitzer Bʒirkes; in Dalmatien in Siste Igolo und Skaljaci des Cattaroer Bezirks; AÄusgebrochen ist die Rinderpest, im obigen Zeitraume in der Bu⸗ fowina in rufsisch Banilla des Wißnitzer und in Wassileu Des Kotz⸗ manner Bedirkes; Mähren in Neustift und Kröngu des Olmützer, CEiwanowitz und Chwalkowitz des Wischaner und Groß Senitz Des Littauer Bezirkes; Böhmen in- Holedei des Parzubitzer, Ho⸗ rinopes des Königinhofer, Seestadt! und Peßwitz des Ko⸗ motaner und Brezhrad des Königgrätzer Bezirkes; Nieder⸗ Desterreich im Simmering des Brucker Bezirkes und in 3 Wiener Stadtbezirken; Dalmatien in der Ragusaner Vorstadt Plocce, in Gibaria des Ragufaner und in Giurasevie des Cattarver Bezirkes. Außer den eben bezüglich des Aushruches der Rinderpest genannten Drren erschienen am 8. Dezember v. J. noch nachstehende Orte ver⸗ scucht! In Galizien Horoszowa des Borszezewer, Dedwele che la des Skalater, Kolendziani des Czortkower, Bukaczomze Bursztyn und Tenetniki des Rohatyner Bezirkes; in der Bukowina Norwesielita, Sahala und Kotuloskritza des Czernewitzer und Banilla des Wiß⸗ nitzer Bezirkes; in Mähren Laucan, Namiest, Nerst in. Schnebolin des Olmützer und ein Stunde von Lund eiburg-Gödinger Bezirkes gelegener Stall; in Böhmen Brür sammt Umgebung und Kahn de⸗ . Neundorf des Komotauer, Kladina. Streiderf, Chor, Fas und Scezemir des Pardubitzer Bezirkes; in Nieder- oͤsterreich Waldendorf des Großenzersdorfer, Gaudenzdorf des Sechshauser und. Unter⸗Themenan des Mistelbacher Bezirs fes; in Sberösterreich Bachmanning, Hundshagen und Lambach des Welfer Bezirkes; im Küstenlande das Territorium der Stadt Triest Jorenji⸗Konc und Beka des. Bezirkes Caro d Istria und das zur Ortsgemeinde Castelnuovo gehörige Dorf Szeloze im Bezirke Vo⸗ sosca; in Dalmatien Gilippi, Levorno, Kemaj. und Milkulich des Ragusaer, Mula, Podi⸗Mereevac und Trebesin des Cattaroer Bezirkes. Aus Ungarn ist im obigen Zeitraume ein weite⸗ rer Bericht über den Stand der Rinderpest nicht eingelangt. In Slavonien sind die Orte Kutjevo, Lukasse, Kula Porec und Tominovac des Pezeganer, sowie die Pußta Ribnja nächst Theresien⸗ feld des Veröcer Komitates verseucht. In Breznica und Lukacevac Klokoucevach des Veröcer Komitates ist die Rinderpest erloschen.

der glücklichsten Weise die Würde der Stellung mit den durchleuchtenden

fort, weil die Arbeitgeber sich weigern, die Erledigung der be⸗

gemuͤthlichen Regungen. Hr. Oberländer gab den gutmüũthigen polternden

Syrmien und ganz Kroatien sind von der Seuche vollkommen frei.