1873 / 4 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 06 Jan 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Gtaats⸗-Ministerium im Allgemeinen an den ältesten Staats⸗ Minister übergehen sollte. Es wird behauptet, daß bei Erlaß dieser Bestimmung die Berufung des Grafen von Roon zum wirklichen Minister⸗Präsidenten noch keineswegs in Aussicht ge⸗ nommen gewesen sei. .

Dies - findet eine anscheinende Stũtze in den Aeuße⸗ rungen der „Provinzial⸗Correspondenz! vom 27. Dezember v. J. und vom 2. d. M. ; .

Das den amtlichen Kreisen nahestehende Blatt hatte in der früheren Aeußerung die Bedeutung der neuen Regelung mit voller Berechtigung dahin angegeben, daß der Geist und die Richtung der Politik des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck auch nach der Niederlegung des Präsidiums des Staats⸗Ministe⸗ riums Seitens desselben in dem preußischen Ministerium maß⸗ gebend bleiben werde. . .

Zur Bestätigung dieser Ankündigung glaubte die „Provin⸗ zial⸗Correspondenz / auch auf die Faffung der Allerhöchsten Ordre vom 21. v. M. hinweisen zu dürfen, nach welcher nicht ein An⸗ derer persönlich zum Minister⸗Präsidenten ernannt worden sei, weil eben nicht ein Ministerium unter anderem Haupt und Na⸗ men an der Stelle des Ministeriums Bismarck treten sollte.

Diese Deutung ist, wie die „Proyvinzial⸗Correspondenz“ selbst in der Nummer vom 2. d. M. konstatirt hat, durch die Aller⸗

öchste Ordre vom 1. d. M, hinfällig geworden, während die ah. der politischen Stellung des preußischen Ministeriums zu dem Fürsten von Bismarck, wie sie von vorn herein gegeben war, der Sache nach allerdings in voller Kraft bestehen bleibt.

Aus den Widersprüchen des genannten Organs wird nun mit Unrecht gefolgert, daß bei Erlaß der Allerhöchsten Ordre vom 21. v. M. an die schließliche Lösung noch nicht gedacht worden sei und daß zwei verschiedene Richtungen innerhalb der Regierung bis zur letzten Entscheidung mit einander gerun— gen haben. ö .

Von einem solchen Gegensatze oder Kampf ist in Wahrheit absolut nicht die Rede gewesen. ;

Der Widerspruch in der „Provinzial⸗-Correspondenz“ beruht lediglich darauf, daß dieselbe bei ihrer ersten Mittheilung zwar über die wesentliche politische Richtung der beabsichtigten Regelung, nicht aber in Betreff der Entstehung und Bedeutung der Aller⸗ höchsten Ordre vom 21. v. M. so zuverlässig und vollständig, wie sonst, unterrichtet war und demzufolge die vorläufige An⸗ ordnung Sr. Majestät, durch welche bei der Enthebung des Fürsten Bismarck vom Präsidium, nur die zunächst erforder⸗ liche Vorsorge getroffen werden sollte, irrthümlich zugleich als eine definitive Bestimmung über das Präsidium ansah,

Wenn in der „Provinzial-Correspondenz“ vom 27. v. M. angedeutet worden ist, daß die damalige Allerhöchste Ent⸗ scheidung in Uebereinstimmung mit den. Anträgen des Fürsten Bismarck erfolgt ist, so kann mit gleicher Bestimmtheit versichert werden, daß die Ernennung des Grafen von Roon zum wirklichen Minister-Präfidenten nicht blos durchaus den Wünschen des Reichskanzlers entspricht, fondern auch bereits bei dem Erkaß der Allerhöchsten Ordre vom 26. v. M. bestimmt in Aussicht genommen war und nur deshalb nicht sofort erfolgte, weil vor⸗ . die definitiven Entschließungen Sr. Majestät in

etreff derjenigen Anordnungen gefaßt sein sollten, durch welche dem Grafen von Roon bei der Ueber⸗ tragung der ihm zugedachten neuen Funktionen eine Erleichterung seiner bisherigen Arbeitslast zu ge⸗ währen war.

Weit entfernt, daß es sich bei den getroffenen Entscheidun⸗ gen um irgend einen Widerstreit der Einflüsse und Wünsche ge⸗ handelt hätte, beruhen die Allerhöchsten Entschließungen vor Allem darauf, daß kein anderer Staatsmann in demselben Maße wie Graf von Roon nach seiner bisherigen Gesammtwirksamkeit und nach seiner persönlichen Vertrauensstellung zu dem Fürsten von Bismarck die Gewähr und Bürgschaft dafür giebt, daß er unter eigenem Namen und unter eigener Verantwortung in Wahrheit die Politik des Reichskanzlers in Uebereinstimmung mit dessen Sinn und Geist in jeder Beziehung fortzuführen Willens und im Stande sei, daß er, mit dem Verzicht auf eine großartige selbst⸗ ständige Handhabung des Steuerruders, doch freudig die volle Mitwirkung und Verantwortlichkeit für eine Politik übernehme, deren höchste und folgenreichste Bethätigung auf dem Boden des. gesammten Deutschen Reiches zu erfolgen hat, deren maßgebende Grundsätze und Gesichtspunkte aber auch in der inneren preußi⸗ schen Entwickelung und demgemäß in der Leitung des preußi⸗ schen Staats⸗Ministeriums zur Geltung gelangen müsse.

Daß dies auch in Zukunft geschehe, das ist die Aufgabe, welche durch das Vertrauen Sr. Majestät im vollen Einverständ⸗ nisse mit dem Fürsten von Bismarck dem Grafen von Roon übertragen worden ist, und welche er in selbstloser Hingebung für den öffentlichen Dienst in der Voraussetzung übernommen hn bei ihrer Lösung von allen denen unterstützt zu werden, denen des Vaterlandes Heil und Größe wichtiger ist, als jedes Persönliche Interesse.

Bei dem Bundes amt für das Heimathwesen stehen zu morgen folgende Termine an: 1) Ortsarmenverband Swi⸗ nemünde contra Ortsarmenverband Friedrich⸗Wilhelmsthal. 2) Ortsarmenverband Frankfurt a. O. contra Ortsarmenverband Görlitz. 3) Ortsarmenverband Kiel contra Ortsarmenverband Berlin. 4) Ortsarmenverband Bromberg contra Ortsarmenver⸗ band Graudenz. 5) Ortsarmenverband Gorezyn contra Orts⸗ armenverband Posen. 6) Ortsarmenverband Dresden contra Ortsarmenverband Berlin. 7) Landarmenverband Alt⸗Pommern contra Ortsarmenverband Jacobshagen. 8) Ortsarmenverband Genthin contra Landarmenverband der Provinz Sachsen. 9) Ortsarmenverband Kirchdornberg contra Ortsarmenverband Ro⸗ tingdorf.

Der Major im 1. Garde⸗Dragoner⸗Regiment Prinz zu Hohenzollern ist von seiner vor Kurzem angetretenen Urlaubsreise hierher wieder zurückgekehrt.

Königshardt, 31. Dezember. Das Gesuch des Presby⸗ teriums um unentgeltliche Ueberlassung von 10 Centnern Ge⸗ schützbronze aus eroberten französischen Kanonen zum Guß von zwei Glocken für die hiesige neue Kirche ist unter dem IJ. Dezember genehmigt worden. Das Artillexie⸗Depot zu i, . hat Auftrag zur Verabfolgung dieser Geschützbronze erhalten.

Bayern. München, 3. Januar. Das neueste „Militär⸗ Verordnungsblatt“ enthält folgenden Erlaß des Krieg s⸗Mini⸗ steriums vom 29. Dezember v. J.: „Se. . der König hat durch Entschließung d. d. Linderhof, den 19. Oktober J. J. die Instruktion für den Betrieb der Gymnastik und des Ba⸗ jonnetfechtens bei der Infanterie, wie solche soeben zur Darnach⸗ achtung und zum Vollzuge erlassen wird, genehmigt. Die bis⸗ herigen Vorschriften für den Unterricht der Königlich bayerischen

nfanterie VI. Theil Unterricht im Bajonnetfechten“ und II. Theil „Unterricht im Turnen“ treten gleichzeitig außer Kraft. Uebergangsbestimmungen folgen.“

Sachsen. Dresden, 4. Januar. Laut Ansage des Königl. Ober⸗Hofmarschallamtes werden Ihre Königlichen

Majestäten die beim Königl. Hofe vorgestellten fremden und

einheimischen Damen und Herren, sowie die Mitglieder der beiden hohen ständischen Kammern, zu dem auf Mittwoch, den 8. Ja⸗ nuar, Abends 8 Uhr, anbefohlenen Hafball in der zweiten Etage des Königl. Schlosses empfangen.

Württemberg. Stuttgart, 4. Januar. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde zunächst der Antrag der Abgeordneten Hölder und Schmid auf Revision resp. Beseitigung aller auf die Geschäftsordnung bezüglichen Bestimmungen der Verfassung, nachdem auch der Justiz⸗ Minister v. Mittnacht in feiner Eigenschaft als Abge⸗ ordneter sich dafür ausgesprochen hatte, angenommen und sodann der Antrag des Abgeordneten Elben und Genossen auf Verleihung des Rechtes der Initiative an beide Kammern mit 67 gegen 6 Stimmen genehmigt.

Hessen. Darmstadt, 3. Januar. Der Großherzog hat am 24. v. Mts. den Kammerherrn und Ministerialsecretär 1. Classe bei dem Ministerium des Großherzoglichen Hauses und des Aeußern, Legations⸗Rath Karl von Werner, unter Be⸗ lassung in dieser Stelle, gleichzeitig auch zum Hofeeremonien⸗ meister ernannt.

Mecklenburg. Schwerin, 4. Januar. Der Erb⸗ großherzog, die Herzoin Marie und der Herzog Paul Friedrich haben sich heute Morgen von hier nach Wernigerode begeben.

Sach sen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 3. Januar. Der Herzog ist heute zum Winteraufenthalt nach Gotha abgereist und wird dem Herzoglichen Hofe in Meiningen auf der Durch⸗ reise einen Besuch abstatten.

Gotha, 3. Januar. Aus dem Resultate der Land⸗ tagswahlen im Herzogthum Sachsen-Coburg-Gotha ergiebt sich, daß die Landbevölkerung einen numerischen Sieg über die städtischen Wähler insofern davon getragen hat, als die Zahl der gewählten Landwirthe die Zahl der in den Städten gewähl⸗ ten Beamten weit übertrifft.

Hamburg, 27. Dezember. Gestern starb hierselbst nach längerer Krankheit der Senator und Dr. der Rechte Friederich Sieveking. erselbe ward am 22. Juni 1832 zum Senator erwählt, bekleidete das Bürgermeisteramt in den Jahren 1861, 62, 64, 65, 67 und 68, und trat dann in den Ruhestand.

Elsaß⸗Lothringen. Metz, 1. Januar. Gestern ist der Stab und 2 Compagnien des 2. Bataillons Rheinischen Fuß⸗ Artillerie⸗Regiments Nr. 8 von Saarlouis kommend, hier eingerückt; dieselben verbleiben hier in Garnison.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 4. Januar. Die Detail⸗ berathungen über den Wahlrefomentwurf haben gestern mit den niederösterreichischen Abgeordneten in Wien begonnen und werden bis zum 15. d. M., an welchem Tage der Reichsrath wieder zusammentritt, nach und nach fortgesetzt. Aus Tirol wurden die Abgeordneten Hr. von Grebmer und Professor Wil⸗ dauer den betreffenden Berathungen zugezogen, und bezüglich Krains sind bereits in den letzten Tagen die Ansichten des Ab⸗ geordneten und Bürgermeisters von Laibach, Deschman, eingeholt worden. Von den Steuerreform⸗Gesetzentwürfen sind, wie die „Oest. Korr.“ erfährt, dia Entwürfe, betreffend die Ge⸗ bäude, die Erwerbs⸗ und die Einkommensteuer zur Einbringung im Reichsrathe vorbereitet.

Bei der gestrigen Ergänzungswahl für die ausgetre⸗ tenen 26 Gemeinderäthe wurden in sämmtlichen Bezirken die früheren Vertreter wiedergewählt; die Theilnahme der Wahler war ziemlich gering.

Aus Prag wird der „N. fr. Pr.“ geschrieben, daß der da⸗ selbst eingetroffene Entwurf des auf Böhmen bezüglichen Theiles des Wahlgesetzes die lebhafteste Zustimmung der maßgebenden Elemente der Verfassungspartei gefunden habe.

Bozen, 3. Januar. Die „Bozener Zeitung“ veröffentlicht einen Statthalterei⸗Erlaß, wonach den Meraner Schulkin⸗ dern der Besuch des Pfarrgottesdienstes wegen der dort gehalte⸗ nen aufreizenden Predigten verboten wird.

Pesth, 2. Januar. Der Ministerpräsident hat sich gestern nach Gödöllö begeben, um Ihren Majestäten Namens des Mini⸗ steriums die Glückwünsche zum neuen Jahre darzubrigen.

Schweiz. Bern, 2. Januar. Der neue in den Bundes⸗ rath gewählte Herr Eugen Borel von Neuenburg hat heute die Leitung des eidgenössischen Postdepartements übernommen. Derselbe ist erst 37 Jahre alt, somit der jüngste Bundesrath.

Großbritannien und Irland. London 6. Januar. (W. T. B) Ueber den Zustand Napoleons III. wird mitgetheilt, daß sein Befinden, obwohl er die Nacht vom Sonnabend auf Sonntag weniger ruhig verbrachte, ein ganz befriedigendes ist. Wahrscheinlich wird eine zweite Steinope⸗ ration nach einigen Tagen vorgenommen werden.

Frankreich. Paris, 4. Januar. Der Minister des Innern hat an die Präfekten folgendes Rundschreiben ge⸗ richt ch Paris, 30. Dezember. Das Toleranz⸗System, welches unter dem Titel der Gegenseitigkeit Betreffs des Paßwesens zwischen Frank⸗ reich und verschiedenen europäischen Staaten angenommen worden, ist auch auf Deutschland und Frankreich ausgedehnt worden. Bis zur Ankunft des Rundschreibens, welches zur Sicherung der Ausführung dieser Maßregel, die am E Januar 1873 in Kraft tritt, vorbereitet ist, fordere ich die Präfekten der französischen Departements auf, schon jetzt den mit der Reisenden⸗Polizei betrauten Agenten der französischen Bern? die nothwendigen Instruktionen zu geben.“

Der Minister des Innern, de Goulard, hat beschlossen, während der Dauer des Belagerungszustandes in Paris keine öffentlichen Vorlefsungen mehr zu gestatten.

Der Präfekt der Dordogne hat an seine Untergebe⸗ nen ein Rundschreiben erlassen, in welchem er dieselben zum Einschreiten gegen das Betteln von in Folge des Krieges in ihre Heimath entlassenen Soldaten auffordert. Der Präfekt bemerkt, daß die bedürftigen Militärs nur eine Bitte um Unterstützung an das Kriegs⸗Ministerium einzureichen brauchten.

Die Uled⸗Sidi⸗Sheik, einer der mächtigsten Stämme von Algerien, die seit 8 Jahren mit den Franzosen Krieg führen, haben den Aman verlangt. Nach einer Reihe von Niederlagen war ihr Scheik, Si⸗Hamra, gezwungen worden, die Wüste im Süden von Uargla mit dem Ueberbleibsel seiner Truppen zu gewinnen. Durch Elend, Entbehrungen und Strapazen aller Art geschwächt, hatten sich die vornehmsten Mitglieder des Stammes nach Metlili geflüchtet, von wo aus sie sich an den Kaid von Uargla wandten,

um ihn um seine Verwendung beim General⸗Gouverneur zu bitten. Der Kaid sandte die Bedingungen, unter welchen sich die Uled unterwerfen wollten, an die Militärbehörde, und der Gene⸗ ral⸗Gouvereur betraute den General⸗Kommandanten des Militär⸗ bezirks von Dran mit den Unterhandlungen. Nach längerer Zeit kam ein Abkommen zu Stande; nur verlangte der arabische Unterhändler drei Monate, um das Uebereinkommen von allen Oberhäuptern des Stammes ratifizien zu lassen. Die französische Militärbehörde ging auf diese letztere Bedingung ebenfalls ein.

6. Januar (W. T. B.). Gestern fand bei dem deut.⸗ schen Botschafter ein offizielles Diner statt, dem außer Thiers und Gemahlin der britische Botschafter Lord Lyons, der italienische Gesandte Nigra und mehrere Mitglieder anderer Ge⸗ sandtschaften, serner der Finanz-Minister Say und General Ladmirault beiwohnten. Wegen nicht unerheblichen Unwohlseins war Graf Rémusat an der Theilnahme verhindert, seine Ge⸗ mahlin war indeß anwesend.

Spanien. Madrid, 1. Januar. Der König hat heute den üblichen Neujahrs⸗Smpfang abgehalten, welchem das diplomatische Corps und die hohen Beamten beiwohnten. Die früheren Minister des Kabinets Sagasta waren nicht anwesend. Im Gespräche mit mehreren Gästen drückte der König seine Zu⸗ friedenheit mit dem Gesetze, betreffend Abschaffung der Sklaverei auf Portorico aus.

Portugal. Lissabon, 4. Januar. (W. T. B.) Die bei der Eröffnung der Kammern gehaltene Thronrede er⸗ wähnt der Finanzreformen, durch welche ein vollständiges Gleich⸗ gewicht der Einnahmen und Ausgaben des Staatshaushalts erzielt sei und konstatirt, daß der allgemeine Wohlstand des Landes sichtlich zunehme, was wesentlich der im ganzen Reiche herrschenden Ruhe zuzuschreiben sei. Die vor einigen Monaten stattgehabten unbedeutenden Unruhen hätten irgendwelche erheb⸗ liche Störungen nicht hervorgerufen und seien beseitigt, ohne daß eine Suspension der verfassungsmäßig garantirten Freiheiten er⸗ forderlich gewesen wäre. In den Handels⸗ und Kreditverhält⸗ nissen, sowie auf dem Gebiete der Landwirthschaft und der In⸗ dustrie mache sich ein allgemeiner Aufschwung bemerkbar. Die Regierung rechne für ihre Maßnahmen auf die Unterstützung der beiden Häuser des Parlaments und betrachte als die ihr zunächst liegende Aufgabe, die Eisenbahnlinien in den nördlichen Provin⸗ zen Minho und Beira auszubauen, durch deren Vollendung die kürzeste Verbindung zwischen Lissabon und Frankreich, und da⸗ mit zwischen Portugal und dem ganzen europäischen Staaten⸗ komplex hergestellt sein werde. .

Italien. Rom, 1. Januar. Die starken Regengüsse, welche am Lago Maggiore und in der Provinz Pavia niederge⸗ gangen sind, haben den Po und den Tessin von neuem ange⸗ schwellt, und der erste zeigte am Hydrometer von Becca 571 Cent., und der zweite an dem von Pavia 3 Meter über Null. Bald darauf fing aber in beiden Flüssen das Wasser wieder zu fallen an. Aber das Steigen im Po um 332 Centimeter und im Tessin um 256 Centimeter genügte schon, um in den Ge⸗ bieten von Mantua, Pavia und Piacenza wieder vielen Schaden anzurichten. Landstrecken, von denen das Wasser der frühern Ueberschwemmungen abgelaufen war, sind von neuem über⸗ schwemmt. Die an den beiden meist gefährdeten Punkten Ca⸗ salmaggiore und Ostiglia aufgeworfenen Erdwerke werden jedoch, wie man hofft, den Wogen des Po Widerstand leisten. Die In⸗ spektoren des Civil⸗Ingenieur⸗Corps von Mantua und Cremona, Commandeur Cavaletto und Kapitän Goretti, waren im Moment der Gefahr auf ihrem Platz auf der Flußwacht. .

6. Januar. Der von dem Kabinet von Versailles in außerordentlicher Mission an die päpstliche Kurie entsendete Graf de Corcelles hat, wie die „Opinione“ meldet, dem Papste und dem Kardinal Antonelli in der ersten ihm er⸗ theilten Audienz in der höflichsten Form, aber mit der größten Entschiedenheit erklärt, daß die von der klerikalen Partei dem Präsidenten der Republik gegenüber eingenommene Haltung Frankreich selbst gefährde, weil Frankreich des jetzigen Präsidenten nothwendig bedürfe. Wer sich gegen den gegenwärtigen Präsi⸗ denten wende, der sei auch gegen die Interessen der fran⸗ zösischen Nation. Der Präsident der Republik würdige aber die Vortheile guter Beziehungen zu dem Königreiche Italien; mit dem Papste werde man künftig nur in solchen Fällen zu verhandeln haben, in denen es sich um Sicher⸗ stellung seiner vollständigen Unabhängigkeit handele. An die Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes zu denken, oder selbst nur in Bezug auf vollendete Thatsachen Vorbehalte zu machen, sei jedoch unmöglich; Frankreich bedürfe des Friedens

und der Eintracht, welche durch die Politik der klerikalen Partei,

die Frankreich mit ganz Europa in Konflikt bringen und den Einfluß derselben nur schmälern würden, nicht erreichbar seien. Im Vatikan beschloß man, wie „Opinione“ hinzufügt, den Grafen de Corcelles zur Annahme des dortigen Botschafterpostens nicht aufzumuntern; gleichzeitig wäre auch seitens der klerikalen Partei Frankreichs dem Papste angerathen worden, den Grafen de Cor⸗ celles als Botschafter zurückzuweisen. „Dpinione“ schließt ihre Mittheilung mit den Worten: „Thatsache ist, daß Corcelles die Annahme des Botschafterpostens abgelehnt hat.“

Nußlaud und Polen. St. Peters burg, 4. Januar. Zum 1.13. Januar 1873 muß nach einer Mittheilung der „Moskauschen Zeitung“ die Ausstellung der Besitzurkunden an Bauern der Gouvernements Wladimir, Kostroma, Nishnij⸗Nowgorod, Ples⸗ kau und Ssmolensk beendet werden.

Der russ. „St. Petersb. Itg. wird aus Nowomirgo⸗ rod (Gouvernement Chersson) geschrieben, das in der Umgegend abermals die Cholera aufgetreten sei. Von 24 Erkrankten sind gleich in den ersten Tagen 9 gestorben. Es ist dies schon zum zweiten Mal, daß die Cholera im Jelissawetgradschen Kreise

im Winter auftritt.

4. Januar. (V. T. B.). Der Großfürst Thron⸗ fol ger hat eine sechsstündige Nachtruhe gehabt. Das Fieber läßt, namentlich in den . nach, das Allgemein⸗ befinden ist durchaus zufriedenstellend.

5. Januar. Dem heute Vormittag ausgege⸗ benen Bulletin zufolge hat derselbe die Nacht ziemlich . und gegen Morgen vier Stunden ohne Unterbrechung geschlafen. 24 . Fieberzustande ist seit gestern keine Veränderung ein⸗ getreten.

Der heutige „Regierungs⸗Anzeiger“ erklärt das Ge⸗ rücht, daß die Universität von Dorpat nach Poloez im Bezirk Wilna verlegt werden solle, für ein je der Begündung entbehrendes.

Dänemark. Kopenhagen, 2. Januar. Einem Tele⸗ gramm des Ritzau'schen Bureaus zufolge ist der König- unterm 28. Dezember zum schwedischen Kavallerie⸗General und der Kron⸗ prinz zum General⸗Lieutenant in der schwedisch en Kavallerie er⸗ nannt worden.

In einem Rückblick auf das Jahr 1872 schreibt die Berl. Tid.“: „In ökonomischer Beziehung ist 1872 ein gün⸗ igen Jahr gewesen. Die Ernte war im Ganzen genommen gut,

ie Kornpreise waren allerdings nicht ganz so hoch wie in eini⸗ gen der vorhergehenden Jahre, aber durchschnittlich doch so gut, daß die Ausfuhr dem Lande wie gewöhnlich ein fehr bedeutendes Kapital einbringen wird. Der „allgemeine Wohlstand machte sich auch auf dem stets reichen Geldmarkte bemerkbar, welcher letztere leinen Augenblick von dem, namentlich in den letzten Monaten des jetzt verflossenen Jahres an anderen Plätzen in Europa fühl⸗ bar gewesenen Drucke affizirt worden ist. Dieser reichliche Vor⸗ rath an Geld, welcher sich u. A. bei einem außerordentlichen Steigen der Nationalbank-⸗Zettelemission bemerkbar machte, hat eine Menge von mehr oder weniger soliden Aktiengesellschaften ins Leben gerufen und wenn wir uns auch in dieser Beziehung nicht mit andern Ländern, wie zum Beispiel Deutschland, messen können, so sind doch in diesem einen Jahre mehr derartige Ge⸗ sellschaften gebildet worden, als in vielen der vorhergehenden Jahre zusammen genommen. Die größte dieser und zugleich die größte der bisher im Norden gebildeten Aktiengesellschaften ist die Große nordische Telegraphengesellschaft, welche durch Zusammen⸗ schmelzung der beiden früher bestehenden Telegraphengesellschaften, nämlich der großen nordischen und der chinesisch⸗ japanischen entstand. Diese große Gesellschaft hat spaͤter Konzessonen zu einer Verbindung zwischen Dänemark und Frankreich, und zu einer Verbindung zwischen Gothenburg und Neweastle und Gothenburg-⸗Friedericia erhalten, wodurch dieselbe in den Stand gesetzt worden ist, ihre Thätigkeit bedeutend erweitern zu können.“

Asien. Aus Japan überbrachte der am 16. Dezember in San Francisco eingetroffene Dampfer „Great Republic“ folgende bis zum 23. November reichende Nachrichten: Die Gesandtschaft nach Corea war, wie gemeldet wird, von Erfolg begleitet, doch ist der Chef der Gesandtschaft noch nicht zurückgekehrt. Die japanische Regierung hat jetzt ungefähr 300 Ausländer als Beamte angestellt, unter diesen 41“ Amerikaner, 170 Engländer und 69 Franzosen. Aus Nagasaki wird gemeldet, daß 34 eingeborene Christen begnadigt worden sind und daß ihnen die Rückkehr gestattet wurde. Minister Mori ist ersucht worden, den Gesandtschaftsposten in Washington zu behalten. Nokayma wurde zum General⸗Konsul für Japan in Washington ernannt. Wie es heißt, wird am 1. Januar 1873 eine neue Dampfer⸗ linie zwischen Hong⸗Kong und San Francisco via Jokohama eröffnet werden. Es sollen ausschließlich Schraubendampfer ver⸗ wandt werden, welche die Reise zwischen Jokohama und San Francisco in sechszehn Tagen zurücklegen werden.

Afrika. Dem „Daily Telegraph“ zufolge, ist die Angabe, als beabsichtige der Khedipe eine ansehnliche Streitmacht nach Zanzibar zu senden, um mit Sir Samuel Baker zu kooperiren, unrichtig. Der Khedive beabsichtigt, nach dieser Mittheilung nur, eine kleine Expedition mit Vorräthen und Lebensmitteln an Sir Samuel Baker, der bei seinem Vordringen über Gondokoro nicht den gewünschten Erfolg gehabt hat, abzusenden. Diese Unterstützungsexpedition würde im hoöͤch⸗ sten Falle nur etwas über 1900 Mann zählen, und ihre einzige Aufgabe besteht darin, Baker Pascha die dringend nothwendigen Lebensmittel zuzuführen und über sein Verbleiben und seine Erfolge Nachrichten zurückzubringen. Oberst Purdy, einer von den amerikanischen Offizieren, welche der Khedive in seine Dienste genommen, ist zum Führer der Unterstützungstruppe ausersehen, und der vorstehende Bericht ist von demselben mit⸗ getheilt. Die neue Expedition soll von Nombos aus in Afrika eindringen und von dort aus, so gut es eben angeht, nach Süden ihren Weg verfolgen. Außer Oberst Purdy soll auch noch ein zweiter Amerikaner, Major Nasson, an dem Zuge theilnehmen. Der Zeitpunkt zum Aufbruch ist zur Stunde noch nicht festgesetzt, doch dürfte die Angelegenheit durch die letzten Nachrichten uͤber Baker beschleunigt werden.

Aus Zanzibar wird unter dem 18. Dezember von einem Besuche gemeldet, welchen Kapt. Wilson vom amerika⸗ nischen Kriegs dampfer „Jantie“, umgeben von seinem Stabe, dem Sultan gemacht, um ihm die Mißbilligung der amerikani⸗ schen Regierung gegen den Sklavenhandel auszusprechen. Der Sultan sandte darauf eine Erwiderung an den Kapitän, in welcher er bemerkt: Vor 33 Jahren verbot mir mein Vater Said⸗Said, Sklaven nach Maskat auszuführen. Die Sklaven, die heute dorthin transportirt werden, sind von den Arabern und Stämmen aus dem persischen Golf gestohlen. Ich will alle An⸗ strengungen machen, der Sache Einhalt zu thun.

Der Khedive von Aegypten wird, wie die „A. A. C.“ mittheilt, demnächst vier seiner Kinder zu gleicher Zeit verheira⸗ then. Der in Kairo erscheinende Nil“ zählt die Hochzeiten auf, die in Kairo gefeiert werden sollen und für welche glänzende Feste in Vorbereitung sind. Prinz Mohammed Temsik Pascha,

ältester Sohn des Vizekönigs, mit der Tochter von El-Hamy⸗

Pascha, Sohnes von Abbas⸗Pascha; Hussan Pascha, gleichfalls ein Sohn des Khedive, mit der Tochter von Mohammed Ali, Sdhnes Mehemet⸗Ali's; Hassan Pascha, Sohn von Achmet⸗ Pascha und Enkel von Ibrahim Pascha, mit einer Tochter des Vizekönigs; und Toussoun⸗Pascha, Sohn des Said⸗Pascha, mik einer Tochter desselben Herrschers.

Die Nr. 1. der Zeitung des Vereins Deuticher Eisenbahn-Verwaltungen hat folgenden Inhalt: Verein Deutscher Eisenbahn Verwaltungen: Eröffnung der Strecken Hude⸗ Brake Cle Staatsbahn), Komaneza Lupkow (. Ungarisch⸗ Balizische Eisenbahn), Ossegg⸗Komotau a c Eisenbahn), Lundenburg⸗Grußbach (im Betrieb der Kaiser Ferdinand⸗Nordbahm),

der Alföld⸗Tiumaner Bahnstation Essegg⸗Unterstadt und der Oester⸗

reichischen Staatsbahnstgtion Mühlhausen. Die preußischen Staats⸗ eisenba 52 Mittheilungen über Eisenbahnen. Vereinsgebiet. Bergisch⸗Märkische Eisenbahn, Schwerte⸗Wartburg eröffnet. Aus Bayern: Mühldorf-⸗Landau-Plattling; Immenstadt⸗-Sonthofen; Kran= kenkasse der Werkstätte⸗Arbeiter und Tagelöhner der bayerischen Staatsbahnen; Konzession der Hof⸗Naila-⸗Eichichter Bahn. Aus—⸗ land: Bernirsche Staatsbahn, Geschäftsbericht pro 1871. Belgische Staatsbahnen, Betriebsübernahme des belgischen Theils der Lurxem— burger Wilhelmsbahn und der Eisenbahn Perinster⸗Spag. Spanien zus dem Sgeschäftsberichte der Eisenbahngesellschaft von Cordova nach Sevilla; Eisenbahn von Mallorca. Persische Eisenbahnprojekte. Offizielle Mittheilungen über Eisenbahn-Einnahmen im Monat No⸗ vember 1872. Marktbericht. Eisenbahnkalender. Offizielle Bekanntmachungen, betreffend Emission neuer Bergisch⸗Märkischer Eisenbahn⸗ Stammaktien Verwaltung der Hessischen Nord⸗ und der Bberen Ruhrthalbahn und der Eröffnung der letzteren von Bestwig⸗ Nuttlar bis Warburg; Eröffnung der Strecke Steinheim - Altenbeken; Tarifänderungen; Ausloosung von Prioritäts- Obligationen; Stellen— vakanz; Submissionen ꝛc.

Statistische Nachrichten.

. Gießen, 1. Januar. Die Zahl der Studiren den an der hiesigen Universität hat sich gegen das Sommersemester gehoben; es nahmen an den Vorlesungen Überhaupt Theil 323, wobei 19 nicht immatrikulirte Hörer. Von den Immatrikulirten widmen sich der Theologie 14, der Rechtswissenschaft 75, der Arzneiwissenschaft 69, der Thierarzneikunde 8, der Kameralwissenschaft 17. der Architektur 5, der Forstwissenschaft 19, der Mathematik 14, der Philosophie und Philo⸗ logie 53, der Pharmacie und Chemie 39.

. 3 . e ĩ d 5 . in . Wim er Sen ester 707 Stu⸗ d Besuch der Vorlesungen , 77 Bade hd lich hc. Ti hinr sung heil, wovon 177 Badener und

Straßburg, 3. Januar. Der Neujahrs-Briefpostver⸗ kehr in Straßburg hat folgende Zahlen ergeben: Es wurden bei dem Kaiserlichen Postamte am 30 und 31. Dezember 56,089 gewöhn— liche Briefe, (darunter 5300 Lokalbriefe) aufgeliefert. Durch die hie⸗ sigen Briefträger sind in der Zeit vom 1. und 2. Januar 46, 600 Briefe bestellt worden.

Altbreisach, 3. Januar. Ueber die Rheinbrücke bei Alt— breisach kamen im Kalendersahr 1872: Personen zu Fuß 130,404, Reiter 133, große Thiere 4263, kleines Vieh 5916, Karren sammt Führer 1561, Personen⸗Fuhrwerke mit 1 Pferd 5878, do. mit 2 Pferden 5h09, Ferner passirten die Brücke: Fracht⸗Fuhrwerke, leere mit J Pferd 2418 mit 2 Pferden 2909, mits Pferden 393, mit 4 Gespann 294; Fracht Fuhrwer ke. geladene mit 1 Pferd 3186, mit 2 Pferden 3495, mit 3 Pferden 564, mit 2 Pferden 246, angehängte leere Fuhr—

werke 151. Kunst und Wissenschaft.

London, 4. Januar. (W. T. B.) Die Regierung hat, dem „Globe“ zufolge, der hiesigen ‚Geograpischen Geselkschaft“ die Mittheilung zugehen lassen, daß sie sich abgehalten sehe, auf die ihr jüngst betreffs Unterstützung der neuen Nordpol-Expedition gemachten Vorschläge einzugehen. ;

Quedlinburg, 31. Dezember. Das in einem Gipsbruche unweit Thale entdeckte Mammuthskelett ist nach Professor Giebel, der zur Besichtigung des Fundes und der Lagerstätte auf telegraphische Einladung gestern an Ort und Stelle war, nicht im Zusammenhange und kaum auch vollständig zur Ablagerung gekom⸗ men. Die Knochen liegen wirr durcheinander. Ausgegraben sind bis t beide Stoßzähne, der Unterkiefer mit den Zähnen, beide oberen Backzähne, ein Paar unbedeutende Bruchstücke des Schädels, die Schulter- und Beckenknochen, die langen Knochen der Gliedmaßen und vereinzelte Wirbel⸗ und Rippenfragmente. Es ist Vorkehrung getrof— fen, die noch fehlenden Wirbel, Rippen und Fußknochen mit mehr Sorgfalt herauszuholen, und wenn diese auch wirklich gefunden wer— den sollten, wird es kaum möglich sein, das Skelet wieder vollständig aufzustellen, da die meisten Theile gänzlich zertrümmert sind, der Schädel wahrscheinlich fehlt. Uebrigens lagen zwischen diesen Mam— muthsknochen noch verschiedene vom wollhaarigen Rhinoceros, vom Pferde und Hirsch, diluviale Mergel und die Art der Ablagerung ist ganz dieselbe, wie in den viel reicheren Knochenlagerststten des Seveken⸗ berges bei Quedlinburg. 5

Karlsruhe, 4. Januar. Der Großherzog hat nach höchster

Entschließung vom 31. Dezember 1872 den Professor Pr. Arwed Emminghaus an der Polytechnischen Schule in Karlsruhe auf sein Ansuchen behufs Uebernahme der Stelle eines Direktors der Lehens— Versicherungsbank für Deutschland in Gotha aus dem badischen Staatsdienste entlassen. Göttingen, J. Fanuar. Der Geheime Justiz⸗Rath und Pro⸗ fessor in der suristischen Fakultät, auch Senior des juristischen Spruch⸗ Kollegiums, Dr. Wilhelm Theodor Kraut, ist heute hier verstor— ben. Geboren zu Lüneburg am 15. März 1800, machte er seine Stu⸗ dien zu Göttingen und Berlin, besonders unter Hugo, Eichhorn und Savigny, habilitirte sich hier als Privatdozent 1822, wurde 1828 außerordentlicher, 1836 ordentlicher Professor der Rechte, war auch wiederholt als Prorektor, einige Jahre (1850-53) als Vertreter der Universität in der Ersten Kammer zu Hannover thätig. Seine Vor⸗ lesungen bewegten sich vorzugsweise auf dem Gebiete des deutschen Privatrechts, des Kirchenrechts und der deutschen Staats⸗ und Rechts—⸗ geschichte. Literarisch ist er besonders bekannt durch seinen Grundriß des deutschen Privatrechts (1830), durch sein Lüneburger Stadtrecht (1845) und ein zweibändiges Werk über die Vormundschaft nach den Grundsätzen des deutschen Rechts (1845 1847).

Am 4. d. M. ist in Gotha bei Prof. Petermann der Afrika⸗ reisende Carl Mauch eingetroffen. In Weimar ist Ed. Hier. gleichfalls als Afrikareisender bekannt, angekommen.

London, 31. Dezember. In Putney bei London starb am 26 d. M Archibald Smith, bekannt als ich en rl im Aster von 59 Jahren. Sein wichtiges Forschungsamt war eine im Auftrage der englischen Regierung ausgefährte magnetische Vermessung der ant⸗ arklischen Regionen. In Verbindung mit diesem Werk unternahm er eine Reihe von Forschungen über Kompaßabweichungen, deren Resul⸗ tate er in 18627 unter dem Titel „The Admiralty Manual for the Deriation of the Compass“ veröffentlichte. Dieses Werk wurde in vielen Auflagen gedruckt und in verschiedene Sprachen übersetzt. Als Anerkennung für seine wissenschaftlichen Arbeiten erhielt Herr Smith von der Royal Society eine ihrer Königl. Medaillen, vom Kaiser von Rußland einen in Diamanten gefaßten Kompaß, und von der briti⸗ schen Regierung erst ganz kürzlich ein Geldgeschenk von 2060 Lstr. Mit seinen wissenschaftlichen Forschungen verknüpfte Herr Smith den Beruf eines Rechtsgelehrten und praktizirenden Advokaten.

Gewerbe und Handek.

Londean, 3. Januar. Nachrichten aus Merthyr zufolge ist der Massen-Strike der Kohlengruben⸗ und Eisen⸗-A Arbeiter in Süd-Wales thatsächlich eingetreten. Im Augenblicke sind un— gefähr 6000 Arbeiter beschäftigungs und fast eben so viele Fami⸗ lien in Süd⸗Wales brodlos. .

J Verkehrs⸗Anstalten.

München. Die Generaldirektion der Verkehrsanstalten giebt unterm 29. v. Mts. bekannt: Zur Verwendung sewohl im internen Post— verkehr Bayerns als auch nach den andern deutschen Postgebieten und den fremden Staaten, mit Ausnahme Rußlands, haben durch die k Postanstalten nunmehr auch gestempelte Formulare von' Po st⸗ karten zur Ausgabe zu gelangen. Dieselben sind gleich den ungestem⸗ pelten aus gelbem Kartonpapier gefertigt und mit einem dunkelgrünen Stempel versehen, der im Hochdruck wie die Frankomarken das haverische Landeswappen und das Werthzeichen 2 Käeuzer enthält Diese gestempelten Postkarten sind wie die Frankomarken um den Nennwerth an das Publikum abzugeben. Ungestempelte Postkarten sind nach wie vor an das Publikum auf Verlangen um die seitherigen Herstellungskosten von 9 kr. für je 50 Stück abzugeben und von nun an dürfen auch je 5 Stück um einen Kreuzer abgegeben werden.

Wien, den 5. Januar (W. T. B.) Nach einer von der Direktion der österreichischen Südbahn getroffenen Bestimmung werden die Gesammt-⸗Wochenausweise der Südbahn in diesem Jahre stets am Montage publizirt werden. . .

Brüssel, 4 Januar. (W. T. B.) Die „Agence Havas⸗Bullier⸗ Reuter“ meldet, daß der Vertrag über Cession der Eifenbahninien der Societe Grande du Luxembourg an die neu gebildete Ge— sellschaft gestern Abend unterzeichnet worden ist. Stockholm, 31. Dezember. In den Stockholmer Skären ist überall durch das milde Wetter das Eis wiederum verschwunden und es sind mehrere Fahrzeuge angekommen und auch abgegangen. .

St. Peters burg, 4. Januar. Der „Börse“ wird mitgetheilt

daß der Generalgouperneur von West-Sibirien, General- Adjutant Chrutschtschow, bei seiner Abreise nach St. Petersburg von Deputirten verschiedener fibirischer Städte ersucht worden ist, allen feinen Einfluß zu verwenden, damit der Bau der sibirischen Bahn schneller ent— schieden werde. 3

Einem dem „Golos“ aus Odessa vom 2. Januar zugegan— genen Telegramm zufolge hat eine ziemlich starke Eisschicht die Ufer des Schwarzen Meeres um Odessa herum überzogen, doch gehen Dampfschiffe ungehindert aus dem Odessaer Hafen und in den— selben hinein. ö Der Dujepr und sein Meerhusen sind zugefroren und die Schiffahrt auf diesem Flusse hat ihr Ende erreicht.

New⸗NYork, 4 Januar. Der Hamburger Dampfer Ham— monia“ ist heute Morgen 2 Uhr; die Dampfer ‚Parth in und ‚»City of Broocklyn“ sind ebenfalls hier eingetroffen.

Königliche Schanspiele.

Dienstag, den J. Januar. Im Opernhause. (6. Vorstell.) Mignon. Sper in 3 Akten nach Göthes Roman: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Musik von Thomas. Ballet von Taglioni. Mignon: Frl. Ehun, K. K. Kammersängerin aus Wien, als Gast. Philine: Frl. Grossi. Wilhelm Meister: Hr. Woworski. Lasrtes: Hr. Salomon. Lothario: Hr. Betz. Anfang halb? Uhr. Mittel⸗Preise. ö

Im Schauspielhause. (6. Abonnements⸗Vorstellung.) Die Räuber. Trauerspiel in 5 Akten von Schiller. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Mittwoch, den 8. Januar. Im Opernhause. (5. Vorst.) Lo⸗ hengrin. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Elsa: Fr. v. Voggenhuber. Ortrud: Frl. Brandt. Lohengrin: Dr. Niemann. Telramund: Hr. Betz. König Heinrich: Hr. Behrens. Anfang halb 7 Uhr. Hohe Preise. ö

Im Schauspielhause. (J. Abonnements⸗Vorstellung. Das Glas Wasser, oder: Ursachen und Wirkungen. Lustspiel in 5 Akten von Scribe. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Es wird ersucht, die Meldekarten (sowohl zu den Opern⸗ haus⸗ wie zu den Schauspielhaus⸗Vorstellungen) in den Brief⸗ kasten des Opernhauses, welcher sich am Anbau desselben, gegen—⸗ über der katholischen Kirche, befindet, zu legen.

Dieser Briefkasten ist täglich für die Vorstellungen des fol— genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.

Meldungen um Theaterbillets im Bureau der General-In— tendantur oder an anderen Orten werden als nicht eingegangen augesehen und finden keine Beantwortung.

Inseraten⸗Expedition des Neutschen Reichs- Anzeigers und Königlich BEreußischen Ktaats-Anzeigers: Berlin, Wilhelm ⸗Straße Nr. 32.

Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.

Offene Nequisttion. Königliches Kreisgericht zu Lübben. Der Polizeirichter. Den 24. Dezember 1372. Der Carousselbesitzer Fried⸗ rich Merker aus Glienicke, Kreis Beeskow, ist wegen Gewerbeyolizei⸗ Kontravention durch Strafmandat vom 15. November 1871 zu Einem Thaler Geldstrafe, im Unvermögensfalle zu eintägiger it und fünf Silbergröschen Kosten rechtskräftig verurtheilt, und soll diese Strafe an ihm vollstreckt werden. Sein gegenwärtiger Aufenthalt ist un⸗ bekannt. Wir ersuchen auf denselben Acht zu haben, gegen ihn im Betretungsfalle obige Strafe zu vollstrecken und uns hiervon zu be— nachrichtigen.

Bekanntmachung, betreffend die Aussetzung eines Kindes. Am Abend des 30. Oktober 1872, etwa t Uhr, ist bei dem Hause 985 in Flensburg (Süderhohlweg) ein Knabe, R bis 1 Jahr alt, aus—⸗ gesetzt aufgefunden worden. Das Kind hat dunkelblaue Augen, cha⸗ rakteristische Kennzeichen fehlen. Die Kleidung bestand aus einem alten zerrissenen weißen Shirtinghemd, 1 Paar alten zerrissenen ge⸗ strickten Kinderstiefeln (ponceaufarbig! 1 kleinen weißen schmutzigen Unterrock, 1 alten zerrissenen weißen Shirtingunterrock, 1 alten Kattun⸗

Deffentlicher Anzeiger.

kleid (lillafarbig), 1 wattirten schwarzen Moiré⸗Unterrock mit wollenem rothem Unterzeug gefüttert, 1 Kattun-Leibchen mit Futter von weißem Parchent, 1 Damast⸗Börtchen mit Spitzen, 1 alten zerrissenen Kinder⸗ tuch, 1 kleinen Mütze von schwarzem Sammet mit rother Sammet⸗ kante. Das Kind war umhüllt mit einem grauen Umschlagetuche mit grünschwarzer Kante und schwarzen Franzen. In einem Bündel von lilla gestreiftem Zeuge lag neben dem Kinde 1 braunes baumwollenes Taschentuch, 1 Paar graue wollene Kinderstrümpfe, 1 weißes Kleid mit Stickerei auf der Brust, 1 weißes gesticktes Kleid, 1 weißer Shir⸗ ting⸗Unterrock, 1 kleine weiße, wollene Jacke mit schwarzen Punkten und weißem Hornknopf, 1 Uleines Börtchen mit Zacken. Wer über das Kind oder die Person, welche dasselbe ausgesetzt hat, Auskunft geben kann, wolle dies bei mir oder dem nächsten Polizeibeamten thun. Flensburg, den 2. Januar 1873. Der Staats⸗Anwalt.

Sandels⸗Register.

Bekanntmachung. Bei dem unterzeichneten Gerichte ist folgende Eintragung in das Gesellschaftsregister erfolgt: I) Nr. 28 (28).

8 * Inserate nimmt an dig autgrisirte Annongen⸗Expedition von Rudolf Mosse in Berlin, Leipzig, Hamburg, Frank- furt a. Al., Greslau, Halle, Nrag, Wien, München, Nürnberg, Atraßburg, Zürich und Stuttgart.

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2) Firma der Gesellschaft: . Jagdschlößchen Brauerei“. 3) Sitz der Gesellschaft: ¶Neustadt⸗ Eberswalde. Rechtsverhältnisse der Gesellschaft:

Inhaberin ist die unter Nr. 27 des Gesellschaftsregisters eingetragene Aktiengesellschaft Märkische Gewerbebank zu Neustadt⸗ Eberswalde

Die Gesellschaft hat am 13. Oktober 1872 begonnen. Eingetragen zufolge Verfügung vom 14. Dezember 1872 an demselhen Tage. . Neustadt⸗Eberswalde, den 14. Dezember 1872. Königliche Kreisgerichts⸗Deputation.

Bekanntmachung. Die in unser Firmenregister unter Nr. 119 eingetragene Firma: . - Papierfabrik Wolffswinkel Mar *. . ist erloschen, eingetragen zufolge Verfügung 361 Dezember 1872 an demselben Tage. Neustadt E W., den 29. Dezember 1872. Königliche Kreisgerichts⸗Deputation.