begriffen waren Liquidationen im Betrage von 285,900 Thlr. * 16 aufgebrachte Schiffe und 2 Stil 1. welche von 28
iquidanten erhoben worden sind. Die sammtsumme der Entschädigungen wird nach Vorstehendem die Summe von 5,182,447 Thlr. nicht überschreiten. Hiervon kommt indessen derjenige Betrag in Abzug, welchen Frankreich als Erlös der von ihm nach der Aufbringung ohne vorgängige Kondemnirun verkauften deutschen Schiffe und Ladungen nach Artikel 1 des Friedensvertrages vom 10. Mai 1811 an Deutschland zu erstatten hat. Der hiernach von Frankreich herauszuzahlende Be⸗ trag fließt der Reichskasse zu, da die Eigenthümer den Erfolg des vollen Werthes ihres verlorenen Eigenthums den Festsetzungen der Reichs Liquidations⸗Kommission entsprechend, bereits aus der Reichskasse erhalten haben. Bis jetzt sind von Frankreich zur Erfüllung der gedachten Verbindlichkeit 173,651 Thlr. an Deutschland gezahlt worden. Eine weitere Zahlung von gerin- gerem Betrage aus demselben Rechtsgrunde ist von Frankreich noch zu erwarten. Ermäßigt man die oben berechnete Gesammt-⸗ ausgabe des Reiches für die Rhederei⸗Entschädigung um diese Summe, so wird dieselbe voraussichtlich den Betrag von 5, 600, 000 Thlr. nicht erreichen.
— In der heutigen (22.) Sitzung des Hauses der Abge⸗ ordneten, welcher am Ministertisch die Staats⸗Minister Graf zu Eulenburg und Camphausen nebst zahlreichen Regierungs⸗ Kommissarien beiwohnten, theilte der Präsident v. Forckenbeck zu⸗ nächst das Ableben des Abg. v. Saucken⸗Julienfelde mit, dessen Andenken das Haus durch Erheben von den Plätzen ehrte.
Von dem Handels⸗Minister ist der Plan zum Bau eines Gewerbe⸗Museums eingegangen, vom Abg. Persius ein Schrei⸗ ben, welches dessen Ernennung zum Geh. Ober⸗Regierungs⸗Rath anzeigt; letzteres wurde der Geschäftsordnungs⸗Kommission über⸗ wiesen. — Eine von einigen dreißig Abgeordneten gestellte In⸗ terpellation wegen der Warnungen an die Presse, die Weihnachts⸗ Allocution des Papstes nicht mitzutheilen, wird morgen verlesen werden.
Das Haus setzte die zweite Berathung des Etats des Mi⸗ nisteriums des Innern fort. Die Abgeordneten Techow und Schmidt (Stettin) wünschten die Gehälter der Beamten des statistischen Bureaux höher normirt und letzterer regte die Ver⸗ schmelzung des preußischen mit dem Reichsbureau an, der Regie⸗ rungs⸗Kommissar von Wulfshein bemerkte, daß das statistische Bureau nicht besucht sei, weil sich keine Zuhörer gemeldet hätten. Zur Position: Landräthe, beantragt die Budget⸗ Kommission nach und nach die Bureankosten derselben so zu erhöhen, daß sie den wirklichen Bedürfnissen entsprechen. Der Abgeordnete Elsner von Gronow müänschte dies schon für dieses Jahr ausgeführt. Der Abg Spangenberg bedauerte, daß die Lage der den Landräthen gleichstehenden Beamten in den neuen Provinzen, welche früher ein Maximalgehalt von 2000 Thlrn. hatten, jetzt nur ein solches von 1600 Thlr. haben.
Abg. von Wedell-Vehlings dorff bedauerte, daß die Landräthe, welche gegen die Kreisordnung gestimmt, vor die Alternative gestellt worden, entweder abzudanken oder ihr Man⸗ dat niederzulegen.
Der Minister des Innern entgegnete, daß amtlich eine solche Alternative keinem Beamien gestellt worden sei. Ver⸗ traulich hätte er nur seine persönliche Ansicht geäußert, daß ein
herber Mißton zwischen die Stellung des Beamten und des Abgg. komme, wenn in einer so wichtigen Frage der Beamte gerade entgegengesetzter Ansicht ist wie sein Ressortchef. Den Ausführungen des Ministers des Innern trat der Abg. Lasker im Ganzen bei, der Abg. Reichensperger ( lpe) erklärte sich gegen dieselben. — Beim Schluß des Blattes sprach der Abg. Löwe.
. — Das Centralkomite der deutschen Pflegevereine hat seinen Mitgliedern, dem verstorbenen Fusten Bogislay Nad⸗ zivill, sowie dem ebenfalls vor Kurzem verstorbenen Dr. phil. M. Runkel einen ehrenden Nachruf gewidmet.
— Der frühere Kaiserl. russische Gouverneur der Ostsee⸗ provinzen, General⸗Adjutant v. Albedinsky, sowie der Kaiserl. russische FJlügeladjutant Kapitän Fürst Nicolaus Dolgo⸗ roucki sind gestern früh aus Wiesbaden hier eingetroffen und im Hotel Royal abgestiegen.
— Die Englische Post über Cöln vom 8. früh ist aus⸗ geblieben.
— Wiederholt und von mehreren Seiten sind wir darauf hingewiesen worden, daß der Verbreitung der Vierteljahrs⸗ hefte des „Deutschen Reichs und Königlich Preußischen Staats⸗ Anzeigers“ in weitere Kreise das Hochquart⸗-Format und die lan⸗ gen Zwischenräume ihres Erscheinens hinderlich seien. Um diese Anstände zu beseitigen, haben wir uns entschloffen, an die Stelle der Vierteljahrshefte demnächst Monatshefte kreten zu lassen. Dieselben werden im Wesentlichen diejenigen Artikel ent⸗ halten, welche die Besonderen Beilagen des „Reichs⸗ und Staats⸗ Anzeigers“ in jedem Monat bringen. Der Verlag der Monats⸗ hefte ist der hiesigen Buchhandlung „Earl Heymanns Verlag!“ übergeben, bei welcher auch das neubegründete „Centralblatt für das Deutsche Reich“ oeh,
Indem wir uns für heute auf diese vorläufige Notiz be⸗ schränken, behalten wir uns eine weitere ausführlichere Benach⸗ richtigung vor.
Hannover, 6. Januar. Der bisherige Landdrost von Leipziger hat folgende Bekanntmachung erlassen:
Von des Kaisers und Königs Majestät zum Präsidenten der Königlichen Regierung zu Aachen ernannt, habe ich heute mein Amt als Landdrost zu Hannover niedergelegt. In dieser meiner dienstlichen Stellung habe ich bei den Behörden stets bereite kräftige Üünterstützung gefunden, und die Eingesessenen des Bezirks haben mir in reichem Maße Vertrauen entgegengetragen. Meinen innigsten Dank hierfür und meine besten Wünsche für das Wohl des Landdrostei⸗Bezirks Hannover öffentlich auszusprechen, ist mir ein wahrhaftes Bedürfniß meines Herzens.
J. Januar. Der neue Landdrost von Hannover, von Bötticher, der sich gestern bei der Landdrostei eingeführt hat, erläßt folgende Ansprache:
Nachdem Se. Majestat der Kaiser und König Allergnädigst ge⸗ ruht haben, mich zum Landdrosten in Hannover zu ernennen, bringe ich zur öffentlichen Kenntniß, daß ich das mir anvertraute Amt am 66 Tage übernommen habe. Von, dem Bestreben geleitet, die
ohlfahrt des Landdrosteibezirks und seiner Bewohner mit allen mir * Gebote stehenden Kräften zu fördern, erbitte ich mir für meine
mtsverwaltung dig Unterstützung der Behörden und Beamten und das Vertrauen der Bezirkseingeseffenen.
Hannover, den 4. Januar 19833.
Der Königliche Landdrost. von Bötticher.
Bayern. München, J. Januar. Die neue aus Marmor gefertigte Gedenktafel der im deutsch⸗ französischen Krieg ge⸗
fallenen Studi⸗renden der Universitãt München wurde heute nach Abnahme der pronisorischen Tafel im Univ Sgebäude ange⸗ bracht. * * 22
Sachsem. Dres den, 8. Januar. Die Erste Kammer beendete in ihrer heutigen Sitzung die Berathung der in dem Vereinigungsverfahren über den Volksschulgesetzentwurf erzielten Resultate. Für 5. 19, bei welchem die Zweite Kammer die Be⸗ setzung der Lehrerstellen durch das freie Wahlrecht der Gemeinden beschlossen hatte, ist folgender Vereinigungsvorschlag formulirt worden als 5. 19A: . .
„In allen Orten, an deren gesammten Volksschulen der konfessio⸗ nellen Mehrheit mindestens 10 Lehrer angestellt sind, sowie in allen Städten, welche die revidirte Städteordnung angenemmen haben, steht das Vorschlagsrecht für die Lehrerstellen an den obenbezeichneten Schulen dem Gemeinderathe und beziehentlich dem Stadtrathe zu. Bei Be⸗ setzung der Stellen an den Schulen der Konfessionsminderheit übt der e n, Collater das Vorschlagsrecht aus. Bei allen übrigen Schul⸗ stellen steht das Vorschlagsrecht der obersten Schulbehörde zu.
F. 196 regelt ferner das Besetzungsverfahren. Die De⸗ batte eröffnete Klostervoigt von Posern mit einem lebhaften Protest gegen die Beseitigung des Patronatsrechts. Herr von Metzsch schloß sich ihm an, während die Herren von Burgk und Graf Rex und namentlich unter dem lebhaften Beifalle der Kammer, Herr von Erdmannsdorff den Standpunkt der Depu⸗ tation vertheidigten. Der letztere Redner bezeichnete den groß⸗ herzigen Verzicht auf das Collaturrecht, den die Deputation der Kammer ansinne, als das einzige Mittel, das Zustandekommen des Gesetzes zu ermöglichen; es gelte, ein hochgehaltenes Privat⸗ recht opferfreudig hinzugeben, um ein viel höheres und heiligeres Recht, das öffentliche Recht der Schule auf Bewahrung ihres konfessionellen Charakters, zu retten. Das sei der Standpunkt einer Ersten Kammer, die ihre Aufgabe richtig verstehe. Kultus⸗ Minister Dr. von Gerber betonte, daß das Schulpatronat weit geringeren Werth habe als das Kirchenpatronat, von dem es an⸗ fänglich eine Seitenwirkung gewesen sei. Die Selbständig⸗ machung der Schule erfordere eine andere Regelung im Sinne einer größeren Mitwirkung der Gemeinde, welche durch das neue Gesetz zu größeren Lasten herangezogen werde. So fest auch wohlerworbene Rechte in ihrer Begrundung sein mögen, so lasse sich doch eine Garantie für deren Fortbestand für alle Zeiten und für alle Umstände selbst vom Staate und von der Gesetzgebung nicht verlangen. Er hoffe, daß seine Bemerkungen beitragen würden, einer versöhnlicheren Auffassung des Vereinigungsvor⸗ schlages bei den Gegnern desselben Eingang zu verschaffen. Schließlich wurde dieser Vorschlag mit 29 Stimmen gegen 13 angenommen. Die übrigen Vereinigungsvorschläge wurden ohne Debatte angenommen, namentlich diejenigen zu §. 4 (3usammen⸗ setzung des Schulvorstandes) und §. 29 (Ortsschulaufsicht) bei namentlicher Abstimmung einstimmig gutgeheißen. Nach dem letzte⸗ ren soll die Ortsschulaufsicht über solche Schulen, welchen ein Di⸗ rektor nicht vorsteht, im Auftrage des Staates durch den dem Schul⸗ vorstande angehörigen Geistlichen ausgeübt werden, wofern nicht die oberste Schulbehörde diesen Auftrag widerrufe, oder von vornherein einer andern geeigneten Persönlichkeit überträgt. Nach dem erstern soll dieser, in dem Falle, daß der Pfarrer nicht die Schulaufsicht führt, von der obersten Schulbehörde bestellte Ortsschulinspektor Mitglied des Vorstandes sein. Bei einer Reihe von Differenzpunkten blieb die Kammer auch heute in Consequenz der gestern von ihr zu 55§. 6 und 7 gefaßten Be⸗ schlüssen bei ihren früheren Beschlüssen stehen. Ebenso hielt die Kammer ihren fe er Beschluß zu §. 16 aufrecht, demzufolge die Einrichtung der Seminare von der obersten Schulbehörde durch eine Seminarordnung geregelt werden soll, während der Beschluß der Zweiten Kammer sie durch Gesetz geregelt wissen will. Den Beitritt zu dem von der Zweiten Kammer beschlosse⸗ nen Antrag auf Vorlegung eines Gesetzes über die höhern Schulen lehnte die Kammer nochmals ab.
Württemberg. Stuttgart, 6. Januar. Der König hat sich gestern für einige Tage nach Bebenhausen begeben. Der Prinz Wilhelm von Württemberg ist von hier nach seiner Garnison Potsdam zurückgekehrt.
Tübingen, 6. Januar. Heute Mittag besuchte der König, welcher gestern mit hohem Gefolge in Bebenhausen eingetroffen ist, das physiologische Institut und das chemische Laboratorium der Universität hierselbst, welch letzteres im vorigen Spätjahr durch einen Anbau eine wesentliche Erweiterung erhalten hat. Se. Majestät wohnte in beiden Instituten, nach eingehender Besichtigung ihrer Einrichtung, einigen wissenschaftlichen Expe—⸗ rimenten bei, welche durch die Vorstände der Institute, Pro⸗ fessor Dr. von Vierordt und Professor Dr. Fittig veranstaltet wurden.
HSessen. Darmstadt, 7. Januar. Der Präsident des Staats⸗Ministeriums Hofmann ist heute nach Ablauf seines Urlaubs aus Berlin hierher zurückgekehrt.
— Der Zweiten Kammer der Stände ist heute der nachste⸗ hende Gesetzes-Entwurf, die Erhebung der direkten Steu ern betreffend, zugegangen:
Ludwig III., von Gottes Gnaden, Großherzog von Hessen und bei Rhein ꝛc. Wir haben Uns bewogen gefunden, unter Zustimmung i getreuen Stände zu verordnen und verordnen hiermit, wie olgt:
Art. 1. Die direkten Steuern werden nicht mehr in einmonat⸗ lichen, sondern in zweimonatlichen Raten erhoben, welche in den ersten fünf und zwanzig Tagen der Monate Januar, Marz, Mai, Juli, September und November zu entrichten sind.
Beginnt jedoch die Steuerpflichtigkeit einer Person im Laufe des Jahres mit einem der vorstehend nicht genannten Monate, so ist die erste zur Erhebung kommende Rais Ur eine einmonatliche.
Art. 2. Vorauszahlungen von Steuern für das laufende Steuer⸗ ehe können nur in Zahlungen von Sechstheilen der Jahressteuer statt⸗ finden.
Art. 3. Gegenwärtiges Gesetz tritt mit dem 1. Januar 1874 in Kraft.
Urkundlich ꝛc.
Aus den dem Gesetzentwurf beigegebenen Motiven läßt . Darmst. Ztg.“ nachstehend auszugsweise die Einleitung olgen: Nach den bestehenden Vorschriften werden die direkten Steuern in monatlichen Raten in den ersten Tagen jedes Monats erhoben und 8 hat sich der Steuererheber innerhalb dieser ersten 19 Tage jedes Monats in die auswärtigen rte seines Bezirks zur Steuererhe ung zu begeben. Auf dig Vorschriften beruht wesentlich die gegenwär⸗ tige Territorialerganisation der Distriktseinehmereien. Die Bezirke derselben wurden zwar bei der in den Jahren 1852 und 1855 vor— genommenen Organisgtion erheblich vergrößert. Es wird aber thmlich sein, eine weitere Vergrößerung der Bezirke und damit eine weitere ö, Verminderung des Personals der Distriktseinneh⸗ mer eintreten zu lassen, wenn man sich dazu entschließt, zu der Er⸗ hebung der Steuern in zweimonaflichen Raten überzugehen, weil alsdann die Erhebungszeit von, zehn Tagen ausgedehnt werden kann und dech noch bis zum nä sten Erhe⸗
ö
sterium Erörterungen stattgefunden, als er auf dem vorigen Landtag durch einen Antrag des Abgeordneten Fink angeregt wurde, welchen die Stände der Regierung zur Erwägung empfohlen haben. Bei der hierauf wiederholt stattgefundenen Prüfung hat sich die Regierung dafür entschieden, die — Maßregel in Vorschlag zu bringen. Nach vorläufiger Ermittelung wird man etwa den fünften Theil der bestehenden Distrikts⸗Einnehmereien eingehen lassen können, wodurch nach vollständiger Durchführung der neuen Organisation, die zur Ver⸗ meidung von Pensionirungen nur nach und nach in Vellzug zu setzen sein wird, eine Ersparniß von mehr als 20 09090 fl. erzielt werden kann. Damit den unbemittelten Steuerpflichtigen die Zahlung der Steuern in zweimonatlichen Raten nicht allzu schwer wird, ist weiter beab⸗ sichtigt, die Erhebung der Kommunalsteuern so zu bestimmen, daß sie n n * Monate fällt, in welchen die Staatssteuern nicht zu ent⸗ richten sind. ?
— Die „Darmst. Ztg.“ ist zu der Erklärung ermächtigt, daß die von verschiedenen Blattern gebrachte Nachricht, das Groß⸗ herzogliche Justiz⸗Ministerium beabsichtige, mehrere Friedensgerichte in Rheinhessen eingehen zu lassen, gänzlich unbegründet ist.
Braunschweig, 8. Januar. Die am 6. d. erschienene Nummer 1 der Gesetz⸗ und Verordnungssammlnng enthält ein Gesetz, die Zahlbarkeit der Renten und Entschädigungs⸗Kapi⸗ tale für die durch das Gesetz vom 31. Mai 1871 Nr. 33 auf- gehobenen Stolgebühren und Opfer, imgleichen die Vergütungen für nicht aufgehobene Mühewaltungen betreffend.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, J. Januar. Der e g hat sich von Gotha aus nach dem Elsaß begeben, um ei Schlettach Jagden abzuhalten.
Bremen, 8. Januar. In der heutigen Sitzung der Bre⸗ mischen Bürgerschaft beglückwünschte zunächft der Präsident Dr. Meinertzhagen die Versammlung zum neuen Jahre. Darauf folgte die Wahl des Präsidenten der Bürgerschaft für 1873, welche wiederum mit 111 Stimmen auf Dr. Meinertzhagen fällt, während sich 5 Stimmen für Richter Carstens, 6 für Dr. Adami erklären. Dr. Meinertzhagen dankte für das ihm abermals be⸗ wiesene Vertrauen. Er habe es an der Zeit geglaubt, jüngeren Kräften Platz zu machen. Freunde, die der Verhältnisse kundig, seien anderer Meinung gewesen und so wolle er denn abermals seine geringen Kräfte der Bürgerschaft zur Disposition stellen und versuchen, die Verhandlungen der Büͤrgerschaft in einer der Würde und Selbständigkeit der Bürgerschaft und des Staats entsprechenden Weise zu leiten.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 8. Januar. (W. T. B.) Nach einer Bekanntmachung des Ober⸗Präsidiums von Elsaß⸗Lothringen soll es von jetzt ab sowohl Deutschen als Fran⸗ zosen gestattet sein, ohne Paß die Grenze zu überschreiten und in den beiden Ländern zu reisen, unter der alleinigen Bedingung, daß sie nöthigenfalls im Stande sind, sich über ihren Namen und ihre Nationalität auszuweisen.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, J. Januar. Die Kon⸗ ferenzen mit den Abgeordneten aus Niederösterreich wer⸗ den in nächster Zeit stattfinden. Seitens des Ministers des Innern ist an eine Reihe hervorragender Abgeordneter aus diesem Kronlande heute die Einladung zu einer am Freitag stattfindenden Besprechung über die Wahlreform ergangen. Es wird sich in diesen Berathungen hauptsächlich darum handeln, die Differenzen zwischen den Absichten der Regierung und den Wünschen der Abgeordneten in Bezug auf die Vermehrungs= ziffern für Wien und die Landgemeinden auszugleichen.
Die Anzahl der direkt zu wählenden Abgeordneten in allen Ländern, mit Ausnahme Galiziens und des Küstenlandes, beträgt im Einzelnen für Niederösterreich 35, eventuell 36 (gegen- wärtig 18), für Oberöfterreich 16 (gegenwärtig 10), für Salz⸗ burg 4 (gegenwärtig 3), für Tirol 17 (gegenwärtig 10, für Vorarlberg 3 (gegenwärtig 2), für Steiermark 21 (gegenwär-⸗ tig 13), für Kärnten 8 (gegenwärtig 5) für Krain 10 (gegen⸗ wärtig 6), für Triest 3 (gegenwärtig 2), für Böhmen 0 (ge= genwärtig 54, für Mähren 34 (gegenwärtig 22), für Schleien LI (gegenwärtig 6), für Bukowina 8 (gegenwärtig 5) und für Dalmatien 8 (gegenwärtig 5). — Bezugeich der beiden Kron⸗ länder Böhmen und QOberöfterreich ist die Abgrenzung der länd— lichen und städtischen Wahlbezirke zum vollstäandigen Abschlusse gebracht worden.
— Für den Zusammentritt der Delegationen werden bereits die entsprechenden Vorbereitungen getroffen. Namentlich soll das Budget für das Jahr 1874 und die Rechnungsabschlüsse für die Jahre 1871 und 1872 bereits in Angriff genommen und überdies eine Kommission ernannt worden sein, welche einen Ge⸗ setzentwurf über die Regelung der Gehalte der gemeinsamen Beamten und Diener auszuarbeiten haben wird.
— 8. Januar. Die „Wiener Abendpost“ erklärt sich für ermächtigt, die Meldung verschiedener Zeitungen über die beab⸗ sichtigte Entlassung oder Abberufung des Grafen von Beust von seinem Botschafterposten nach beiden Richtungen hin als jeder Begründung entbehrend zu bezeichnen.
Agram. J. Januar. Erzbischof Mihgilovich ist in Angelegenheit des Ausgleiches abermals nach Ofen abgereist.
Brünn, J. Januar. Die ezechischen Blätter veröffent⸗ lichen eine Petition des hiesigen jungezechischen Vereines an
schlossenen Revision der mährischen Landtags⸗Wahlordnung.
Schweiz. Bern, 8. Januar. (W. T. B.) Der Ge⸗
sandte der Eidgenossenschaft in Rom erhielt von dem
undesrathe den Auftrag, unter Hinweisung auf die Nachtheile, welche jede Verzögerung für den Bau der Gotthard⸗Eisen⸗ bahn herbeiführen könne, die Regelung des Anschlusses der Linie Camerlata⸗Chiasso an die Linie Ghiasso⸗Lugano bei der italieni⸗ schen Regierung auf das Nachdrücklichste zu betreiben. = Der Bundesrgth hat die Walliser Regierung auf ihren Bericht über die Wirksamkeit der Jesuiten an den Schulanstalten dieses Kantons ernstlich bedeutet, von jeder weiteren Umgehung der bezüglichen Bundesgesetze abzu⸗ stehen, widrigenfalls ein eidgenösstscher Kommissär nach Wallis werde abgesandt werden. Großbritannien und Irland. London, 8. Januar. (W. T. B.) Der in außerordentlicher Misston von Rußland hier eingetroffene Graf Schu waloff hat, wie die „Pall Mall Gazette“! meldet, sich unmittelbar nach seiner Ankunft nach Walmer Castle zu Lord Granville begeben, um mit demselben eine Ko 34 m zu . = Nach dem heute Nachmittag 3 Uhr zu Chislehur über das Befinden Napoleons ill. 6 ö die Krankheitssymptome heftiger auf, jedoch ist der Zustand des Kranken im Allgemeinen noch der gestrige. GEhäslehurst, 8. Januar, Abends. Heute Abend ist ein Bulletin nicht ausgegeben worden. Der Zustand des
bungstermin Zeit enug für die folgenden Arbeiten Übrig bleibt. Ueber diesen Gegenstand hatten bereits bei dem Finanz ⸗Mini⸗
Kaisers ist noch der gleiche wie am Nachmittage. Die Schmer den sind heftig, aber die kräftige Natur des Käisers .
den Kaiser um Nichtsanctionirung der vom letzten Landtag be⸗
Frankreich. Paris, 7. Januar. Der Minister des Innern, Lefrane, wird heute auf den Tisch des Hauses einen Gesetzentwurf, betreffs der Bildung einer Zweiten Kammer, niederlegen. — Der Ministerrath versammelte sich
um 12 Uhr, um sich über die der Interpellation, betreffs Rocheforts gegenüber zu bewahrende Haltung zu besprechen.
— „Liberté“ meldet, der Unterrichts Minister Jules Simon gehe den Schwierigkeiten gegenüber, die er von allen Seiten findet, ernstlich damit um, sich zurückzuziehen.
— Die „Gazette des Tribunaur“ bestätigt, daß in der Provinz, namentlich in Toulouse und Avignon, gemäß dem Gesetze über die Internationale, Verhaftungen vorgenommen wurden, und setzt hinzu, daß auch in Paris unter gleichem Verdachte Verhaftungen erfolgten und die Untersuchung im Gange sei.
— Die „Patrie“ meldet: ;
Auf dem Schießplatze von Calais wird eine Reihe von Proben mit einer Kanone stattfinden, die auf einem neuen System beruht, wozu die Idee vom Präsidenten der Republik selbst ausging. Nach den ersten Versuchen der Kommission wird sich Herr Thiers mit dem Kriegs Minister dahin begeben, um sich von den erzielten Resultaten personlich zu überzeugen.“ . . 566 .
— Für die französische Feld⸗Artillerie ist kürzlich eine schon mit dem 1. Januar 1873 in Kraft getretene Erhö⸗ hung des Standes sämmtlicher Feld⸗Artillerie⸗Regimenter um je eine aktive Feld⸗Batterie verfügt worden. Der Stand der fran⸗ zösischen Feld⸗Artillerie stellt sich danach bei 30 Artillerie⸗Regi⸗ mentern zu 11 Feld⸗Batterien auf 330 Batterien.
— Der Gouverneur von Paris, General Ladmirault, und der Seine⸗Präfekt Cal mon haben morgen eine Zusam⸗ menkunft. Es handelt sich um die Errichtung eines militäri⸗ schen Kafinos. w
Versailles, 8. Januar. (W. T. B.) Bei einer heute abgehaltenen Versammlung des linken Centrums behufs der Wahl eines Vorsitzenden der Fraktion erhielt Casimir Perrier, der einer Union des linken Centrums mit dem rechten geneigt it, 50 Stimmen, während auf Christophe, der für eine Vereini⸗ gnng des linken Centrums mit der Linken ist, 43 Stimmen selen. Bet einem zweiten Wahlgange kam 6 zu keinem Resul⸗ tat und fürchtet man in Folge dessen eine Spaltung des linken Centrums.
— In der heutigen Sitzung der Nationalversamm⸗ lung kam der Antrag Broglie's auf Wiederherstellung des oberen Rathes für den öffentlichen Unterricht zur zweiten Berathung. Brisson protestirte gegen eine Einführung der Diener der Religion in den Rath und forderte die Säkularisirung des Unterrichts. Auch noch andere Redner ließen sich hören. Bischof Dupanloup wird morgen sprechen. — In einer Sitzung der Dreißiger⸗Kommission gab Larcy über die Arbeiten der Kommission während der Ferien der Nationalverfammlung Rechenschaft und begründete die Ursachen des langsamen Fort⸗ schreitens jener Arbeiten. Die Subkommission der Dreißiger⸗Kom⸗ mission wird nächsten Freitag eine neue Sitzung haben, welcher der Präsident der Republik beiwohnen wird. Dieselbe wird dann Montag der Kommission Bericht erstatten.
Türkei. Konstantinopel, 8. Januar. (W. T. B.) Der Generalgouverneur von Bosnien, Raschid Pascha, hat sich an die Grenze von Montenegro begeben, um vereint mit dem türkischen Kommissär Tefik Bey die Untersuchung wegen der Lipower Angelegenheit einzuleiten. Seitens der montene⸗ grinischen Regiernng wird ebenfalls ein Kommissarius erwarte.
Rußland. St. Petersburg, 8. Januar. (W. T. B.) Der Großfürst Thronfolger hat abermals eine recht gute Nacht gehabt. Das Fieber ist nur unbedeutend, der Pulsschlag sast normal; auch macht sich bereits eine Wiederzunahme der Fräfte bemerkbar.
Dänemark. Kopenhagen, 6. Januar. Unterm 2. d.
Nts. hat das Ministerium des Innern folgende Bekannt— machung, betreffend die Coursnotirung für Deutsche Reichs⸗ n auf der Kopenhagener Börse erlassen: Vom 1. Januar 1873 an sell auf der Kopenhagener Börse eine Coursnotirung für Deutsche Reichsmünze stattfinden, und zwar in llebereinstimmung mit der Bekanntmachung des gedachten Ministe⸗ tiums vom 30. September 1858, betreffend die Coursnotirungen auf der Kopenhagener Börse, so daß die an einem Notirungstage aufge— gbenen Umsätze in Deutscher Reichsmünze, welche bei der Feststellung des Courses in Betracht kommen könnten, ,, 300090 Mark betragen inüssen, und daß der Cours nicht in kleineren Brüchen als n, Rdl. dan scher Reichsmünze per 100 Mark Deutscher Reichsmünze nwtirt wird.
— 8. Januar. (W. T. B. Der Kriegs⸗Minister hat in heutiger Sitzung dem Folkething den Entwurf zu einem
Armeegesetze vorgelegt, wonach eine Mehrausgabe von 220 0090
Kthlr. jährlich für die Armee und von 730059 Rthlr. jährlich ir die Flotte, sowie der auf 8 Jahre vertheilte Betrag von 17 Nillionen Rthlr. für Befestigungsanlagen und Schiffe — wovon I Millionen für die Armee, 6 Millionen für die Flotte be⸗ fimmt sind — gefordert wird. Der Minister hob hervor, daß die Defensive weder einen Festungskrieg ins Auge fasse, noch auf tine einzelne Provinz beschränkt sein solle, die Armee müsse viel⸗ nehr in ihren Bewegungen frei und ungehindert sein. Aber, so schloß der Minister seine Ansprache, die Gesammtvorlagen eien auf eine Politik des Friedens und der Neutralität gebaut; diese müsse man aufrechtzuerhalten willens und im Stande sein, denn auch der kleine Staat Dänemark in die Waageschale kuropas ein Gewicht nicht werfen könne.
Amerika. Berichte aus Peru melden, daß eine außer⸗ ordentliche Kongreß⸗Session einberufen wurde, die ihre Sitzungen am 1. Dezember beginnen und sich ausschließlich mit der Erwägung von Regierungsmaßregeln beschäftigen sollte, die uf die Auferlegung eines Ausfuhrzolles auf falpetersaures Na⸗ ton Bezug haben. Der neue Importtarif hatte den Congreß fassirt und harrte nur der formellen Sanction des Präsidenten.
Asien. Aus Japan wird gemeldet, daß ein Wahlparla⸗ nent, aus 600 Mitgliedern bestehend, hergestellt werden soll. Eine Verordnung der Regierung befiehlt den Eingebornen, nicht die Schädel ihrer Köpfe zu scheeren, sondern ihr Haar nach luropäischer Weise wachsen zu lassen. Die Gesandten von Loochos burden von der japanischen Regierung ehrenvoll empfangen. Eingeborne Richter sind für jeden Polizeidistrikt ernannt worden.
—
Statistische Nachrichten.
Berlin. Der Magistrat beabsichtigt, die Volkszählungs⸗ resultate für Berlin zu veröffentlichen und hat bei den Stadt— zordneten die Bewilligung der betreffenden Kosten beantragt. Das Naterial soll nach folgendem Systeme bearbeitet werden:
L Abschnitt. Die Bevölkerung. S. J. Alter und Ge⸗ schlecht. §. 2. Alter und Familienstand. a. die Familienstands⸗Kate⸗
zorien, b. die Verheiratheten in den einzelnen Altersklaffen, e. Alters
bezeichnung in den Chen. 5. 3. Art des Zusammenlebens und Woh⸗ nens. a. Die Elemente der faktischen Bevölkerung nach ihrem Ver⸗ hältniß zum Haushaltsvorstande; ansässige und flottirende Bevölke⸗ rung; einzeln Lebende und im Familienband Lebende, b. die Dienst⸗ boten im Verhältniß zu der ansässigen Bevölkerung, e. die Bevöl ke⸗ rung in den Anstalten, d. die vorübergehend Anwesenden, e die aus Jamilienhaushaltungen Abwesenden. 3 4. Religionsverhältnisse: a2. Konfessionen, b. die schulpflichtigen Kinder nach dem Neligions⸗ bekenntniß, C. Mischehen und deren Kinder, d. die parochirten und nichtparochirten Religionsgemeinden. 5. 5. Die Schulbildung: a. die Analphabeten, b. Schulbildung, Religlonsbekenntniß und Alter. 5. 6. Die Berufs⸗ und , a. Einleitendes, b. Uebersicht der Berufsklassen mit Unterscheidung der Selbstthätigen und An gehörigen: Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Direktionspersonal, e. ge⸗ werbliche Charafteristik der Stadttheile, 4. Alter, Geschlecht und Familienstand, in Kombination mit den Berufsverhältnissen, . Selbstthãtige und Angehörige in den einzelnen Berufsklassen f. Arbeitgeber und Arbeitnehmer in den Berufsklassen, 5 die Frauen⸗ arbeit, h. die mit der Hauptbeschäftigung verbundene Nebenbeschäfti⸗ gung. S. 7. Geburtsort und Geburtsland der Bevölkerung: 2. das Verhältniß der geborenen Berliner zu den Zugezogenen, b. die einzel-
nen Theile des Deutschen Reichs und des Preußischen Staats ala:
Quelle des Zuzugs, c. die Alterzverhältnisse der einheimischen und zu⸗ gezogenen Bevölkerung, d. die Standes⸗ und Berufsverhältnisse der einheimischen und zugezogenen Bevölkerung, e. die Dauer der Anwe⸗ senheit der zugezogenen Bevölkerung in Kombination mit Beruf und Alter. Die , ,, . §. 9. Die Berliner Bevöl⸗ kerung nach sozialen und ethnographischen Gesichtspunkten: a. Adelige und Bürgerliche, b. die arbeiteade Klasse von Berlin, (. die Art des Wohnens der arbeitenden Klasse, d die Chambregarnisten und Schlaf⸗ leute nach Alter, Geschlecht und Beruf, e. das zunftmäßige und fa⸗ brikative Element, in der Berliner Industrie, f. die jüdische Bevölkerung nach ihren Berufs,, Wohnungs- und sonstigen Verhält⸗ nissen. 5. 10. Die besonderen Mängel einzelner Individuen (Taub⸗ stumme, Blinde und Geisteskranke).
II. Ab schnitt. Die Wohngebäude. 5. 1. Privatwohn⸗ häuser und öffentliche Gebäude, nach der Zahl der Haushaltungen nnd den Zwecken, welchen sie dienen. 5. 2. Unterscheidung der Vorder⸗ und Hofgebäude S8. 3. die Grundstücke mit Gas⸗ Wasserleitung und Wasserklosets. 5. 4. die Häuser nach der Höhe der Stockwerke. §. 5. die Grundstücke als Wohnort der Figenthuͤmer. 8 6. die Grund⸗ stücke mit Vor⸗ und Hintergarten. 5. 7. die Grundstücke, klassiftzirt nach der Zahl der Chambregarnisten, Schlafleute und Dienstboten.
III. Abschnitt. Die Haushaltungen. 5. 1. Charakteristik der Haushaltungen. 5. 2. Familienhaushaltungen mit und ohne Kin⸗ der. 5. 3. Familienhaushaltungen mit beiden Eltern und blos mit Vater oder Mutter an der Spitze, §. 4 Haushaltungen mit Dienst⸗ boten. 5§. 5. Haushaltungen mit Chambregarnisten und Schlafleuten.
§. 7. Die Haus⸗
haltungen mit direkten und Aftermieth IVI. Abschnitt. Die Wohnumgen. 5. 1. Uebersicht der Woh nungsstatistik. 8s 2. Die Höhenlage der Wohnungen. 2. Kom⸗ bination mit geschäftlicher Benutzung. b. In den Stadttheilen. 5. 3. Die Räumlichkeit der Wohnungen. 2. Heizbare und nicht heizbare Zimmer. b. Räumlichkeit und geschäftliche Benutzung. 5. 4. Die ü bervölkerten Wohnungen. 5. 5. Die Wohnungen mit Wasserleitung. §. 6. Die Wohnungen mit Wasserklosets. 5. 7. Die Wohnungen mit Gaseinrichtung. 5. 8. Die Wohnungen mit direkten und Astermie⸗ §. 9. Die gegen Feuersgefahr versicherten Wohnungen. 5. 10.
F. 6. Haushaltungen mit einguartirten Soldaten.
thern. Die Wohnungen ohne besondere Küche. 5. 11. Die Wohnungen mit Läden oder sonstigen Gewerkslokalen.
Abschnitt. Die Stadtbezirke mit Angabe der Civil⸗ und Militär⸗Bevölkerung, des Flächeninhalts ꝛc.
VI. Abichnitt. Vergleichende Statistik von 1861, 1864, 1867 und 1871. =
Wöien, 6. Januar. Seit dem Beginne der Epidemie G9. Mai v. J bis zum I5. v. M. herrschte die Cholera in Galizien in 29 Ortschaften; es erkrankten im Ganzen 35,448 Personen, von denen 23,148 genasen, 14,066 gestorben und 1234 in weiterer ärztlicher Behandlung verblieben sind.
— Nach den Aufstellungen des Kaiserlich Königlichen Finanz Ministe⸗ riums in Wien gestaltete sich die Waaren⸗Ein⸗ und Aus fuhr dies österreichisch-ungarischen Zollgebiets während der ersten drei Quartale v. J, folgendermaßen: Der Werth der ge⸗ sammten Einfuhr betrug 132.839.297 fl. gegen 394850460 fl. im 1— Quartal 1571, ist also um 37 988,832 fl. oder 6 * ge⸗ stiegen. Weniger günstig hat sich die Waarengus fuhr gestaltet, deren Gesammtwerth sich auf 293,313,396 fl. gegen 365,940,441 fl. im Vor⸗ jahre belief, mithin um 72,627. 045 fl. oder 19.8 * zurückgegangen ist. Die einzelnen Waarengattungen (nach den Klassen des Zolltarifs geordnet) waren an den vorgedachten Beträgen folgendermaßen betheiligt: Koloniaswaaren und Südfrüchte Einfuhr 21,759, 041 fl. i, 194. 232), Ausfuhr 11,B, 958720 fl. (—— T474 4406 fl) Tabak und Tabaks⸗ fabrikate E. 13,277,440 f. C 4630020 fl. A. 4,945, 805 fl. — 447, 960 f); Garten- und Feldfrüchte E. 32, 0724 682 f. CC 16017546 fl., A. 23, 050, 110 fl. — 41,344 969 fl.); Thiere E. 20, 948, 439 fl. * 6s oi3 fl), A. T5i3, 137 fi. — 332 d70 fi); therische Pro— dukte E. 13,7 10, 913fl. — 687, 1090 fl.), A. 10,379, 132 fl. C 1,988,942 fl.); Fette und fette Oele C. 15058, 135 fl. CK 4,160,384 fl), A. 2,109,502 fl. C — 3, 805,50 fl); Getränke und Eßwaagren E. 3,435,461
( 1, MꝘ—2,S98 fl.). A. 3. 673,733 fl. — 1953, 849 fl); Brenn⸗ Bau⸗ und Werkstoffe E. 16,763,553 fl. 4 2,028,659 fl), A. 24,650 446 fl. Ct 5146 fl); Arzenei⸗ Parfümerie⸗ Farb⸗ Gerb⸗ und chemische HSülfsstoffe C. A2. 497, 821 fl. ( 283,425 fl. A. 5, 087, g28 fl CC 367, 273fl.); Metalle, vererzt, roh und als Halbfabrikat E. 32,559,279 fl. (4 i691 sil), A. 33631,518 fi. 4. 533335314 fl; Webe. und Wirk= stoffe E. 72, 714,837 fl. (— 19,156,597 fl., A. 36,434, 708 fl. — 10,266, 8329 fl.); Garne E. 275324, 185 fl. (— 3,496,689 fl.). A. Mis hi7 fl. 44 S850, 503 fl); Wehe und Wirkwag ken &. 57 5966. 715
fl. (M 110.3856, 737 fl), X. 7, 661, 693 fl. (* 388 028 fl; Waaren
aus Borsten, Stroh, Basft ꝛc. Papier und Waaren daraus E. 3330751 f. C. 715. 576 fi), A. 83513731 i. 1 — 14163755 f(5; Leder, Kürschner⸗ und Lederwaaren ꝛc. E. 17,27 1,760 fl. 4 2.125./270fl.), A. 124757752 fl. — 102119 fl ) Holz-, Glas Stein⸗ und Thonwaaren & 635682, 175 fl * 1d, 839 fl), A. Ig ai, 305 i (-= 2716 351 fl); Metallwaaren E. 13,565, 650 fl. C 1.415, 020 fl.), A. 12,473,510
fl. (4 589,102 fl.); Land⸗ und Wasserfahrzeuge E. 23447724 fl.
24 365 fl, A. 347 I,385 f. ( ä Liss fl.; Insttumente, Maschinen und kurze Waaren E. 26,918,347 fl. (4 5,627,422 fl), A. 38,264,227 fl. (— 8,949,233 fl); chemische Produckte, Farb- Fett, und Zündwagren E. 4324, 684 fl. (4 16,321 fl), A. 5-037, 859 fl. — 343208 fl); literarische und Kunstgegenstände E. S, 176, 760 fl. (4 583,270 fl.), A. 3,577,445 fl. C 6103585 fl.); Abfälle E. 285,933 fl. (4 10,812 fl.), A. 670438 fl. TZ5ö 9,586 fl.
Die neuesten offiziellen Handel gausweise — 2 lassen erse⸗ hen, daß der Handel und die Industrie dieses Landes die Einwirkun⸗ gen des Krieges bereits überwunden haben. Für die ersten zehn Mo⸗ nate des Jahres 1872 beziffert sich der Werth ber Gesgmmtein⸗ fuhr we er auf 28846 Millionen Nes gegen 2745.5 Mil⸗ lionen Fres. in 1871 und 253238 Millionen Fres. in 1869. Es sind nämlich in 1872 eingeführt worden; Verzehrungsgegenstände für 675 Millionen Fres. (1871 für SI8,8 Millionen Frs, 1869 für 568,1 Mil- lionen Fres), Rohstoffe und Naturprodukte für 1663.4 Millionen Fres. (1871 für 117351 Millionen Fres, 1869 für 16245 Millionen Free), Zabritate fr zb. Mallgnn Föcs (sr1 für zßo s Minlig= lien Jrancs, (1863 für 330 3. Millionen Francs), andere Artikel für är Hilitionen Frans Jsörs e fit , Mai des, fis n re. Millionen Francs. Unter den wichtigeren Artikeln der Einfuhr fuͤr 1872 und 1869 sind folgende namentlich hervorzuheben: Seide für 345,3 Millionen Franks (1869: 34091 Millionen Franks), Wolle für 273,1 Million Franks (1869: 202,5 Millionen . Baum⸗ wolle für 171,9 Millionen Franks (13269: 220,2 Millionen Franke),
unter Wasser gesetzt und
1
Getreide und Mehl für 1544 Millionen Franks (1869: 55.21 Mil⸗ lionen Franks), Vieh für 133,7 Mill. Franks (1869: 98,55 Millionen
anks), Häute für 116,4 Millionen Franks (1869: 98,83 Millionen ranks), Kohlen für 1100 Millionen Franks (1869: 111,8 Millionen ranks), 2 für 102,2 Millionen Franks, (1859: 108,2 Millionen
anks), Wollengewebe für 87,2 illionen Franks (1869: 53, 8 Millionen Franks, Baumwollenwaaren für 68,5 Millionen Franks (869: 19,9 Millionen Franks), Flachs für 63,2 Millionen anks (1869, 55.4 Millionen Franks, Seidengewebe für 33,5 Millionen ranks (1869: 21,6 Millionen Franks), Indigo für 33.0 Millionen
anks (1869: 305 Millionen Franks, Kupfer für 21,4 Millionen sranks (1869: 26.4 Millionen Franks, Maschinen für 200 Mil⸗ lionen Franks 1869: 12.0 Millionen Franks).
Die Gesammtausfuhr Frankreichs während der ersten zehn Monate von 1870 reyꝑräsentirt einen Werth von 3027.3 Millionen Franks (gegen Q30,9 Millionen Franks im entsprechenden Zeitraum von 1871 und 2571.9 Millionen Franks in 1859) und vertheilt sich dieselbe auf: Fabrikate mit 172733 Millionen Franks (1871: 1281.3 Millionen Franks, 1869: 1472.8 Mill. Franks), Rohstoff⸗ und Natur⸗= produkte mit 13290 Mill. Franks (1871: 8581, Mill. Franks, 1869: 200,3 Mill. Franks), andere Artikel 165,0 Millionen Franks. (1571: 105,3 Millionen Franks, 1869: 108,7 Millionen Franks) Ünter den wich⸗ tigeren Artikeln der Ausfuhr heben wir hervor: Seidengewebe RI ,0 Millionen Frankz (1869: 391,5 Millionen Franks), Wollengewebe 2339 Millionen Franks (1869: 232,4 Millionen Franks), Wein 712,3 Mill. Franks (1869: 2229 Mill. Franke), Getreide und Mehl Jos, 1 Mill. Franks (1859: 65,5 Mill. Franks), Kurzwaaren 1203 Mill. Franks. ([s869: 129,5 Mill. Irs), Seide 116,3 Mill. Frs. (1865: 1435 Rill. Frs), Lederwagren 107,5 Mill. Irs. S689: 49,5 Mill Frs), raffi= nirter Zucker 93, Mill. Frs. 859; 62,1 Mill. Frs.), Kleidungsftücke 358,5 Mill. Frs. (1869; 79,8 Mill. Irs.) bearbeitete Häute und Felle S6 Mill. Frs. (1869: 66,6 Mill. Frs), Wolle 58,3 Mill. Irs. 1869: 36, Mill. Frs), Branntwein und Sprit 65,2 Mill. Irs. (1859: 54,7 Mill. Frs), Baumwollenwagren 595,1 Mill. Frs. (1859: 26 Mill. Frs), Metallwaaren 560 Mill. Frs. 1869: 324 Mill. Frs) künstliche Blumen und Putzsachen Il, 0 Mill. Frs. (1569: 2635 Mill. Frs), Schmucksachen 7,4 Mill. Irs. (1869: 16,6 Mill. Frs), Wollengarn 26,7 Mill. Irs, (1869: 25,8 Mill. Irs ), Möbel 22,4 Mill. FIrs. (1869: 204 Mill. Frs)
Kunst und Wissenschaft.
Berlin, 9. Jannar. Gestern eröffnete im Saale der Sing⸗ Akademie Emil Palleske seinen Eyklus von Leseabenden mit Shakespeare's Coriolan in der SchlegelTieckschen Uebersetzung. Der von früher bekannte Vorleser brachte das Drama in ausgewähsten Scenen mit seinem sonoren, modulationsfähigen Organ, weiches ihm in überraschender Weise die Auseinanderhaltung der einzelnen Per⸗ sonen und ihrer sich im sprachlichen Ausdruck verkörpernden Charaktere ermöglicht, zum wirksamen Vortrage. Plastisch hob sich die gewaltige Gestalt des Cajus Marcius in seiner Wahrheitsliebe, seiner Verach⸗ tung der Tribunen und seinem Trotz gegen die Senatoren namentlich in der Scene der Konsulatswahl von der Masse der übrigen römischen Bürger ab. Neben ihm war die Zeichnung des Menenius Agrippa, seines vornehmer angelegten, die Kleinlichkeit der plebejischen Partei mit überlegenem Humor behandelnden Freundes besonders in der Scene zwischen ihm und den Bürgern im ersten Akt (Erzählung des Gleich⸗ nisses vom Bauch und den Gliedern) vortrefflich gelungen. In allen Graden seiner vielgestaltigen Stimmmittel schilderte er die bewegten Scenen des zweiten Akts, den Empfang des Siegers, seine Ernennung als Coriolanus. Soweit die natürlichen Grenzen für den sprachlichen Ausdruck es erlauben, gelang auch die Scene des 5. Aktes zwischen Volumnia, Virgilia, ihrem Sohne und dem verbannten Coriolan im Volscijchen Lager. Das zahlreiche Publikum, welches den ganzen Saal eingenommen, nahm die Vorlesung mit vielem Beifall auf.
— Vor Kurzem hat Edw. Troß einen in 8 Farben gedrukten Holz⸗ schnitt aus der Zeit von e. 1526 entdeckt, während bis jetzt aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts nur Drucke in Gold, Silber und Farben mit 3 Formen bekannt waren. Es ist jener Goldschnitt in Hund, Metropolis Salisburgꝑnsis Folio 1582, der Biographie des Kardinals Lang gegenüber, eingebunden und stellt die mit Ornamenten umgebene Wappen des Kardinals Lang von Wellenburg, Enbischofs von Satz burg, eines geborenen Augsburgers, dar; es ist 270 Millimeter hoch und 225 Millimeter breit. Die Farben, die zum Druck verwendet wurden, sind: Roth, Schwarz, Gold, Hellgrau, Dunkelgrau, Oliven⸗ grün, Blau und Fleischfarbe; selbst die Schatten sind in das Bild, das den Eindruck einer schönen Glasmalerei macht, eingedruckt Die Ausführung dieses Farbendruckes ist besonders gelungen und genau, die Zeichnung, nach welcher er gefertigt ist, wenn nicht von Hans Burgkmair, doch von einem ihm nahe verwandten Künstler.
Berlin, 9. Januar, In der Nacht vom Dienstag zum Mitt⸗ woch war hier zwischen 2 und 3 Uhr ein ziemlich starkes und längere Zeit wahrnehmbares Nordlicht sichtbar.
Gandersheim, 6. Januar. In der Nacht zum Montag zog über die Stadt ein sehr heftiges Gewitter hin.
— Aus Ungarisch⸗Altenburg schreibt man unterm 6. d.: Bereits am 4. d. wurde in Ungarisch⸗Altenburg (und ebenso auch in Wieselburg) eine, jedoch nicht heftige Erderschütt erung verspürt, und zwar Vormittags um 8 Uhr 50 Minuten. Heute, den 6. jedoch erfolgte Nachmittags um 3 Uhr 47 Minuten ein starkes Erdbeben. Dasselbe war von rollendem Dröhnen begleitet, dauerte reichlich drei . und ließ deutlich ein Fortschreiten in der Richtung von Nord nach Süd beobachten.
London, 7. Januar. Wie die A. A. C.“ meldet, ist die Themse in Folge des starken Regens seit vorigen Freitag rasch ge—⸗ stiegen und hat wieder einen großen Theil der Umgebung von Wind⸗ sor überschwemmt. Von dem runden Thurme des Windsorschlosses aus sieht der Distrikt von Bray nach Staines wie eine 36 von Seen aus, und es ist schwierig, den wirklichen Lauf des Ausses 31 verfolgen. In den Binnengrafschaften Oxfordspsire und Berkshire ist die Themse ebenfalls ausgetreten und hat beträchtlichen Schaden an⸗ gerichtet. Die Fluthen haben Wohnhäuser hinweggespült, Werften
f in vielen Distrikten die Kommunikation zwischen den Städten und dem Lande abgeschnitten. 2 ĩ e — — — — 2
Gewerbe und Sandel .
— Der Professor Storck, welchem die Innen⸗Dekorirung des Industricpalastes der Wiener Weltausstellung, übertragen war, ist von der Leitung derselben zurückgetreten. Wie die Wiener Welt- ausstellungs Jeitung“ mittheilt, hat der Weltausstellungsleiter Baron Schwarz die Ansicht ausgesprochen, daß bei der Dekorirung der Ga⸗ lerien ein brauner Grundton vorzuziehen wäre, sowie daß die Kapitäle der inneren Tragsäulen, statt metallgrün, kupferroth zu halten seien, und verlangte derselbe von dem Professor Storck, daß derselbe die Jute⸗ verkleidung in dem angegebenen Sinne durchführen möge, was dieser sedoch verweigerle. Professor Storck verzichtete demnächst auf die Ka fiber der weiteren Arbeiten.
Verkehrs ⸗Anstalten.
— Die Nr. 2 der Zeitung des Vereins Deutsicher Ei⸗ senbahn⸗Verwaltungen hat folgenden Inhalt: Die Preußischen Staatseisenbahn⸗Projekte. — Mittheilungen über Eisenbahnen: Ver⸗ ein Deutscher Eisenbahn⸗Verwaltungen: die im T7. Quartal eröffne⸗ ten Bahnstrecken und Stationen. Vebra⸗Hanau: Geschäftsbericht pro 1871. — Personalnachrichten. Ausland: Schweizerische Nordost⸗ bahn: Restdividende. Eisenbahn⸗Kalender. — Offizielle Bekannt⸗ machungen, betreffend Eröffnung der Bahnstrecke Rumburg⸗Schlucenau der böhmischen Nordbahn, Stellenvakanzen, Submissionen ꝛc. — Privatanzeigen.
28 —