1873 / 12 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 14 Jan 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Rüben auf Zucker verarbeitet und daraus 3, 417013 Etr. Füll⸗ masse gewonnen worden. Von den verarbeiteten Rüben sind 16,486,904 Ctr. von den betreffenden Fabriken selbst gebaut, die übrigen 11,161,496 Etr, angekauft worden. Das muthmaß⸗ lich in der Campagne 1872173 noch zu verarbeitende Rüben⸗ quantum wird auf 34315188 CEtr. angegeben, so daß also überhaupt 61,963,588 Ctr. Rüben zur Zuckerfabrikation voraus— sichtlich zur Verwendung gelangen werden, während im Betriebs⸗ jahre 1871/72 nur 45.018363 Et. zur Verarbeitung gekommen sind. Es berechnet sich sonach für die laufende Campagne ein Mehr von fast 17 Millionen Centner Rüben, welches lediglich dem günstigen Ausfalle der letztjährigen Rübenernte zuzu⸗ schreiben ist.

Der Minister der geistlichen oc. Angelegenheiten Dr. Falk hat die medizinischen Fakultäten angewiesen, dem Uebelstande, daß die Studirenden der Medizin vielfach unmittelbar nach Ablegung des Tentamen physicum zum klinischen Unterricht übergehen, ohne theoretische Vorlesungen über Chirurgie und Medizin zu hören, dadurch entgegen zu treten, daß sie in jedem Semester für einen theoretischen Vortrag über Chirurgie und Medizin sorgen.

Der fünfte Vereinstag des deutschen nautischen Vereins wird am 20. Januar und an den folgenden Tagen im Hotel de Rome hierselbst abgehalten werden. Die Tagesordnung ist folgende: A. Versammlung der Delegirten am 20. Januar 10 Uhr Vormittags. Zusatz zu den Statuten. Wahl des Vorstandes 2c. 5. 19. B. Allgemeine Versammlung, woran jedes Mitglied Theil nehmen kann. J. Bericht des Vorstandes über den Stand der Interessen des Seewesens und über seine Geschäftsthätigkeit. II. In den Bezirksvereinen vorbereitete Gegenstände: 1. Seemannsordnung. Anwendung des 5. 47. Vorschläge für die Instruktion an die Bundeskonsuln. 2. Stran⸗ dungsordnung. Vorlage: Entwurf einer Strandungsordnung von Herrn Justizrath Perels. 3. Internationales Seerecht für Hayariegrosse, Bodmerei⸗ und Frachtkontrakte . Referent: Herr Tecklenborg. 4. Küstenbeleuchtung, einheimische und der Nach⸗ barstaaten. Verschiedene Anträge von Bezirksvereinen. 5. Schiff⸗ fahrtsabgaben in deutschen Häfen, Referent: Herr Professor Karsten. Vorlage: Tableau uͤber in mehreren Häfen bestehende Abgaben. 6. Lootswesen auf deutschen Strömen und an deut— schen Küsten. Referent: Herr Kapitaͤn Hein. Vorlage: Ueber⸗ sicht der auf einigen Revieren bestehenden Anstalten. 7. Bericht über Anmusterungen in deutschen Häfen, seit 1867, nebst An⸗ gabe der Ausländer. 8. Staatsseitige Bevorzugung der Tampf⸗ schiffe den Segelschiffen gegenüber.

Hanno ver, 13. Januar. Se. Hoheit der Herzog Paul von Mecklenburg⸗-Schwerin ist vorgestern Nachmittag hier eingetroffen und heute Nacht nach Bonn abgereist.

Bayern. München, 9. Januar. Der König hat 27 Beamten des äußern Verwaltungsdienstes, in huldvollster Wür— digung des von denselben durch Förderung der Interessen des landwirthschaftlichen Vereins in besonders hervorragender Weise bethätigten ersprießlichen Eifers, die Allerhö . wohl gefällige Anerkennung ausgedrückt, und deren Bekanntgebung durch das Regierungsblatt, was heute geschieht, angeordnet.

Nach amtlicher Bekanntgebung hatten die sämmtlichen Ge⸗ meinden des Königreichs am Schlusse des Jahres 1871 einen Schuldenstand von 29,340 753 fl. 18 kr. und betrug der Schuldenzugang in diesem Jahr 3,081,235 fl. 3 kr.

II. Januar. Die Vermählung des Prinzen Leo— pold von Bayern mit der Erzherzogin Gifela von Desterreich wird, wie nun bestimmt ist, am 24. April dieses Jahres zu Wien stattfinden, und die Neuvermählten werden einige Tage später hier eintreffen. Das Gesammtpersonal für den Hofstaat des hohen Paares ist bereits ernannt, und dasselbe hat vom 1. März nächsthin in Dienst zu treten.

Sachsen. Dresden, 13. Januar. Die Zweite Kam—⸗ mer beschäftigte sich in ihrer heutigen öffentlichen Sitzung, wel⸗ cher eine geheime vorhergegangen war, mit dem vom Abgeord⸗ neten Klemm erstatteten Bericht über das von der Regierung zum Zweck der Erweiterung des hiesigen Königl. Großen Gar— tens eingebrachte Postulat von 90, 006 Thlr., welches nach laͤn— gerer Diskussion gegen 15 Stimmen bewilligt wurbe. Dann folgte der Bericht der 1. Deputation über den Entwurf eines Kirchengesetzes, eine Abänderung der Bestimmungen in §. 25 der Kirchenvorstands⸗ und Synodalordnung über die Besetzung geistlicher Stellen enthaltend. Referent war der Abgeordnete Dr Biedermann. Die Mehrheit der Deputation . der Kam⸗ mer, ihre Zustimmung zu dem Kirchengesetze auszusprechen, während eine Minorität beantragte, diese Zustimmung abzu⸗ lehnen. Der Kultus⸗Minister Dr. von Gerber verwandte sich kurz für die Genehmigung des Kirchengesetzes und beantwortete eine Anfrage des Abgeordneten Ludwig wegen der Besetzung der Ober⸗Hofpredigerstelle dahin, daß die Ftegierung in ihren Bemü⸗ hungen fortfahre, eine ausgezeichnete Kraft für dieses Amt zu gewinnen. Nachdem der Präsident die Spezialdebatte eröffnet hatte und 5§. 1 des Kirchengesetzes mit 41 gegen 25 Stimmen abgenommen worden war, wurde über einen Antrag diskutirt, ohne Berathung und Abstimmung über die einzelnen Para⸗ graphen, die Zustimmung oder Ablehnung des Gesetzes im Ganzen zu erklären.

Hessen. Darmstadt, 13. Januar. Die zweite Kam— mer des Großherzogthums ist nunmehr auf den 20. Januar einberufen worden.

Mecklenburg. Schwerin, 12. Januar. Das Regie⸗ rungsblatt enthält eine Großherzogliche Verordnung vom 11. d. M., nach welcher bis zu anderweitiger Regelung durch die Reichs⸗ gesetzgebung alle Zahlungen, welche in Mecklenburg in Tha⸗ lern Gold, die einfache Pistole zu fünf Thalern gerechnet, zu leisten sind oder geleistet werden dürfen, in Courant nach dem Verhältniß von 100 Thlrn. Gold gleich 111144 Thlr. Esurant oder von 1 Pistole gleich 5 Thlrn. 26 l/ Schilling Eourant sollen geleistet werden können.

Oldenburg, 10. Januar. Das „Gesetzblatt“ veröffentlicht eine Verordnung vom 1. September 1872, betreffend Haus⸗ gesetz für das Großherzoglich oldenburgische Haus.

Braunschweig, 11. Januar. Neben den von Amtswegen or⸗ dentlichen oder außerordentlichen Mitgliedern der Herzoglichen Mi⸗ nisterial⸗Kommission sind noch ernannt zu ordentlichen Mit⸗ gliedern derselben: I) für die Sektion der innern Landesverwaltung und Polizei: der Kreis⸗Direktor Culemann, der Kammerrath von Pawel, der Polizei⸗-Direlktor Meyer; 2) für die Sektion der Fi⸗ nanzen und Handels⸗Angelegenheiten: der Finanz ⸗Direktor von ,, . Geheime Kammerrath Krüger, der Kammerrath

raf von Görtz⸗Wrisberg; 3) für die Sektion der Justiz: Ober- Gerichts⸗Präsident Dr. jur. Trieps, der Obergerichts⸗Vize⸗Prãäsi⸗ dent Knittel, der Ober⸗Staatsanwalt Rhamm; 4) für die Sek⸗

tion der geistlichen und Schul⸗Sachen: der Konststorialrath Abt

Ernesti, der Schulrath Professor Br. Gravenhorst, der General⸗

und Stadt-Superintendent Pfeifer; zum außerordentlichen Mit⸗

gliede; der Hof⸗ und Domprediger, Propst Dr. Thiele; 5) für

die Sektion der Militär⸗Sachen: der General⸗Lieutenant von

8 der Oberst von Seckendorff, der Obrist⸗Lieutenant von achholtz.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 12. Januar. Die Herzogin hat sich heute Mittag nach Gotha zu längerem Aufenthalte daselbst begeben.

Anhalt. Dessau, 11. Januar. Die Ges.é Sammlung veröffentlicht ein Gesetz vom 8. d. M. zur Ausführung des Gesetzes vom 19. Februar 1872, die Abänderung einiger weiterer Bestimmungen der Landschaftsordnung betreffend. Das neue Gesetz enthält Bestimmungen über die Abgrenzung der Wahl— bezirke, die Wahlen der Wahlmänner, Abgeordneten und Meist⸗ besteuerten.

Lübeck, 13. Januar. Die heutigen, Lübeckischen Anzeigen“ enthalten folgende Bekanntmachung:

Am 18. Januar d. J. kehrt der Gedenktag der Wiederauf— richtung des Deutschen Kaiserreichs wieder. So lange es noch an einem gemeinsamen, ganz Deutschland umfassenden, die Segnungen der Erfolge des großen Kampfes von 187071 feiernden Nationalfeste fehlt, eignet vorzugsweise jener Tag sich zu festlicher Begehung Ueberzeugt, dabei allseitiger Theilnahme der Bevölkerung zu begegnen, hat der Senat das Folgende be⸗ schlossen: Am 18. Januar Mittags wird mit den Glocken . licher Hauptkirchen der Stadt geläutet, auch von den Thürmen der St. Marien- und der St. Jacobi⸗Kirche der Choral, Nun danket Alle Gott“ geblasen werden. Wie der Senat voraussetzt, daß die Schulvorsteher dafür Sorge tragen werden, der ihnen unterstellten Schuljugend am 18. Januar die große vaterlän—⸗ dische Bedeutung dieses Gedenktages ans Herz zu legen, so sind die Geistlichen der Kirchen des Lübeckischen Freistaates veranlaßt worden, an dem auf jenen Tag folgenden Sonntage, bei dem Gottesdienste, des Ereignisses der Wiederaufrichtung des Deut⸗ schen Reiches unter der Führung seines ruhmgekrönten Kaisers in angemessener Weise, mit Dank und Fürbitte, zu gedenken. Der Ertrag einer am Sonntage, den 18. Januar d. J., zu ver⸗ anstaltenden Kirchen⸗Kollekte, fur die Invaliden aus den Kämpfen von 1870771 und die Hinterbliebenen der im Kampfe Gefallenen bestimmt, wird der „Kaiser Wilhelms⸗-Stiftung für deutsche In⸗ validen“ überwiesen werden.

Gegeben Lübeck, in der Versammlung des Senates, am 11.

Januar 1873. . Ed. Hach, Dr., Sekretarius.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 13. Januar. Der Finanz⸗ minister de Pretis han, der heutigen „Neuen Freien Presse zufolge, vom Kaiser die Genehmigung erhalten, einen Gesetz⸗ entwurf über Aufhebung der Inseratensteuer dem Reichstage vorzulagen. Demselben Blatte wird aus Rustchuk telegra⸗ phirt, daß, nachdem auf Befehl des Großvezirs die griechische Kirche wieder eröffnet war, die Bulgaren die Griechen bei der Abendandacht überfallen und die Thüren und Fenster der Kirche zertrümmert haben. Bei dem Tumult ist eine Person ums Leben gekommen, mehrere sind verwundet. Die Garnison ist kon⸗ signirt, um weitere Rühestörungen zu verhindern.

Großbritannien und Irland. London, 11. Januar. Der Prinz von Wales ist von seinem Besuche bei Sir An⸗ thonyn Rothschild in Aston Clinton nach Marlborough⸗House zu⸗ rückgekehrt. Wie verlautet, werden sich der Prinz und die Prinzessin Christian von Schleswig⸗Holstein auf längere Zeit nach dem Kontinent begeben.

Der , , der seit geraumer Zeit im Süden von London herrscht, ist, wie die ‚A. A. C.“ mittheilt, jetzt auch in Manchester und in den Töpfereibezirken von Stafford⸗ shire zum Vorschein gekommen.

Aus Calcutta wird der „Times“ unterm 10. d. tele— graphirt: Das Publikum billigt Sir W. Muirs Ernennung zum Finanz⸗Minister an Stelle Sir Richard Temple's. Die Türken bedrohen den Sultan von Lahej, der Aden mit Zufuhren versieht.

13. Januar. (W. T. B.) Die Leiche Napleons wird, dem „Globe“ zufolge, bis morgen Nachmittag 4 Uhr in Parade ausgestellt. Die Kaiserin Eugenie ist erkrankt und wird der Beerdigungsfeierlichkeit nicht beiwohnen können.

„Frankreich. Paris, 12. Januar. Nach dem Bericht über Algerien, welchen das „Journal Officiel“ veröffentlicht, ist die Ruhe in den Grenzdistriken und im Süden nicht ge⸗ stört worden. Die Aussichten für den Ackerbau sind durchaus befriedigender Art.

. Der Präsident des gesetzgebenden Körpers unter dem Kaiserreiche, Schneider, hat sich nach Chislehurst begeben.

In Folge der Abstimmung, welche gestern wegen der Wahl des Vorstandes des linken Centrums stattfand, wird sich eine Gruppe unter dem Titel Réunion de ja Rõpublique Conservatricen bilden. Das Programm, welches in einer vbr⸗ bereitenden Versammlung vorgetragen wurde, ist in folgenden Sätzen enthalten; „Der Verein besteht aus konservativen Re⸗ publikanern, d. h. aus Männern, die überzeugt sind, daß die Republik heute die allein in Frankreich mögliche Regierung ist, welche jedoch entschieden konservativ sein muß. Die Versamm⸗ lung hat die Absicht, außerhalb der extremen Parteien die Po⸗ litik zu unterstützen, welche zugleich auf der Botschast des Präsidenten der Republik und auf der in der Sitzung vom 14 Dezember vom Siegelbewahrer im Namen der Regierung gehaltenen Rede basirt ist“

Versgilles, 13. Januar. (W. T. B.) Der Prãäsident Grevy machte in der heutigen Sitzung der Nationalversamm⸗ lung. die Mittheilung, daß die Antragsteller der Interpellation über die Entlassung Bourgoing's mit der Regierung dahin über⸗ eingekommen seien, die Festsetzung eines Tages für die Beant⸗ wortung der Interpellation bis zum Mittwoch hinauszuschieben. D Larey berichtete heute über die Unterredungen des Präsidenten Thiers mit den Mitgliedern der ersten Subkommission des Dreißiger ⸗Ausschusses. Das Ergebniß soll geheim gehalten wer⸗ den, bis der . ent sich von Neuem vor der Kommission hat vernehmen lassen. Die Petitionskommission zt heute über die Petition des Prinzen Napoleon berathen und den Deputirten Depeyre, welcher derselben günstig gestimmt ist, mit 11 gegen 4 Stimmen zum Berichterstatter gewählt.

Spanien. Madrid, 12. Januar. (W. T. B.) Unter außerordentlich ahlreicher Betheiligung aller Klassen der Gesell⸗ schaft (man schätzt die Zahl der Anwesenden auf etwa 15 17090)

at hier heute eine Versammlung zu Gunsten der Auf⸗ ebung der Sklaverei in den Kolonien stattgefunden. Die Versammlung entsandte eine Deputation aus ihrer Mitte,

um die Regierung wegen ihrer Haltung in dieser Frage zu be⸗ glückwünschen. ;

Bei den Gefechten mit den Carlisten in den letzten Tagen sind die von Saballs, Castells, Fagola (in Catalonien) und Pallor (Murcia) befehligten Banden geschlagen und die drei letzteren Anführer getödtet worden. Andere Abtheilungen in den Provinzen Castellon und Navarra unter Cocalla Illo und anderen Fuͤhrern sind unter Zurücklassung vieler Todten und Verwundeten zersprengt und die Bande Fallada's von den Freiwilligen von Villaseco zurückgeworfen worden.

Italien. Rom, 13. Januar. (W. T. B.) Für Napo⸗ leon III. soll auf Befehl des Königs eine zwölftägige Hof— trauer angelegt werden. In Florenz ist eine Subskription eröffnet, zum Zwecke der Veranstaltung einer Leichenfeierlichkeit für Napoleon in der Kirche Santa Croce.

Nach einer aus Rom in Paris eingetroffenen telegra⸗ phischen Meldung hat der Papst am 13. d. M. die deutschen Katholiken, welche in Rom wohnen, empfangen.

Der Bericht des Abgeordneten Depretis über den Vor⸗ anschlag des Budgets des Bauten-Ministeriums für 1873 liegt gedruckt vor. Die ganze Summe beläuft sich einschließlich des Transports aus dem definitiven Budget des Jahres 1872 für das Jahr 1873 nach dem Vorschlage des Ministers auf 149,266,307 Fr. und nach den Anträgen der Kommission auf 145,978,555 Fr. Davon kommen nach dem Vorschlage des Ministers 525 Millionen auf die ordentlichen, 967 Millionen auf die außerordentlichen Ausgaben. Die Kommission will danach nur 926 Milliouen Fr. auf die außerordentlichen Ausgaben ge⸗ nommen wissen. Die von der Kommission bestimmten außer⸗ ordentlichen Ausgaben vertheilen sich folgendermaßen: 6,777, 500 Fr. für allgemeine Ausgaben, 22,215,611 Fr. für öffentliche Ar⸗ beiten, 61,248,752 Fr. für Eisenbahnen, 2, 000,000 Fr. als Ent⸗ schädigung für die Adriatisch-Orientalische Gesellschaft; zusammen 2, 235, 263 Fr. Die von der Köommission vorgeschlagenen Abzüge kom⸗ men auf Rechnung der im Bau begriffenen Eisenbahnen. Sie schlägt nämlich vor, die Ausgaben für die Ligurische Eisenbahn 15.303, 000 auf 6,507,000 Fr. herabzusetzen, die der Poüber⸗ brückung auf der Linie Modena⸗Mantua von 1,6200, 000 auf 650000 Fr. und die Million zu streichen, welche für die Voll⸗ endung der Linie Asesano⸗Grosseto ausgeworfen war. Diese Herabsetzungen sind in der Voraussetzung vorgeschlagen worden, daß diese Ausgaben im Jahre 1873 nicht nöthig find. Dagegen werden für die calabrisch⸗sicilianischen Eisenbahnen 6 Millionen mehr vorgeschlagen, im Ganzen 27,873,009 Fr. Die für die ealabrisch⸗sieilianischen Bahnen abgeschlossenen Kontrakte beliefen sich am Ende September 1872 auf S9, 568, 000 Fr., nämlich 49.556.090 Fr. für die ealabrischen und 40,12, 000 Fr. für die sicilianischen. Ueber die Zahl von Arbeitern an diesen beiden Bahnnetzen, welche vergangenen Sommer vom Fieber heimgesucht wurden, enthält der Bericht folgende Angaben: Es verließen 10,949 Mann die Arbeiten fieberkrank, 568 wegen anderer Krankheiten, 7065 aus Furcht vor dem Fieber; es wurden also 18,587 Mann außer Thätigkeit gesetzt. Dieser Umstand erklärt, warum die Arbeiten vorigen Sommer nicht mehr vorgerückt sind. Das Budget der öffentlichen Arbeiten wird nach der Wieder⸗ eröffnung der Kammern zuerst auf die Tagesordnung kommen.

Der Bericht des Kammerausschusses, welcher mit der Prü⸗ fung des neuen Rekrutirungsgesetzes betraut war, ist so eben zur Vertheilung gekommen. Das neue Gesetz geht von dem Grundsatze der allgemeinen Wehrpflicht aus und gestattet nur in so fern eine Ausnghme für die ältesten Brüder junger Waisen und die ältesten Söhne oder Enkel von Wittwen, als dieselben in die dritte Kategorie treten. Es werden jährlich 109000 Rekruten ausgehoben; da aber der Ausgabenetat des Kriegs⸗Ministeriums nicht gestattet, sie alle unter den Waffen zu halten, so müssen die bestehenden beiden Klassen beibehalten werden, deren erste 75 - 80, 000 Rekruten mit dreijähriger Dienstzeit umfaßt; die anderen werden in die zweite Klasse gestellt. Die ganze Dienstzeit dauert 19 Jahre. So wird das stehende Heer sich auf 645, 900 Mann belaufen, von denen 500, 900 zur ersten, 140 000 zur zweiten Klasse gehören. 260,900 Mann würden die mobile Miliz bil⸗ den, welche im Kriegsfalle das stehende Heer unterstützen muß, sei es, um in zweiter Linie zu kämpfen, oder um dis Festun⸗ gen und Küsten zu besetzen. Nach Ablauf der dreijährigen Dienstzeit können die ausgedienten Soldaten sich auf s Neue anwerben lassen und erhalten dafür am Ende ihrer Dienstzeit 120 Franken. Die einjährigen Freiwilligen treten nach dem Ablaufe ihres Dienstjahres in die zweite Klasse ein. ;

Rußland und Polen. St. Petersburg, 12. Ja— nuar. Das 19jährige Jubiläum des Großfürsten Michael Ni kolajewitsch als Statthalter im Kaukasus wurde am 18. Dezember in Tiflis festlich begangen.

Am Neujahrstage, dem Geburtstage des Groß fürsten Alexej Alexandrowitsch und der Großfürstin Helene Pawlowna, wird die Stadt festlich illuminirt werden. .

153. Januar. Das für das russische Reich pro 1873 aufgestellte Budget weist nicht allein kein Defizit, sondern noch einen Ginnahme⸗Ueberschuß auf.

Der Geheime Rath im russischen Ministerium des Aeuße⸗ . Westmann, ist zum Wirklichen Geheimen Rath ernannt worden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 7. Januar. Die Zweite Kammer des hier am 15. d. M. zusammentretenden Reichstages wird aus 194 Mitgliedern bestehen, wovon 112 alte und 78 neugewählte sind; für 3 Wahlkreise sind die Wahlen noch unbekannt geblieben. Von den Repräsentanten sind 45 civile oder militäͤre Beamte, 111 Landleute, 11 Kaufleute, 3

Priester, 4 Küster und Schullehrer, 2 Aerzte, 1 Literat, 7 Hand⸗

werker und 7 Bergwerksleute. Die Zahl der Landleute beträgt somit fast 60 Proz. der ganzen Reprãäsentationsanzahl.

Dänemark, Kopenhagen, 13. Januar. (W. T. B) Der Kultusminister C. C. Hall deutete in der heutigen Sitzung des Folksthings auf die Möglichkeit der Auflösung der Ver⸗ sammlung hin, da Seitens der Linken die Erklärung abgegeben wurde, sie werde bei der zweiten Lesung des Schulgesetzes gegen die Regierungsvorlage stimmen.

Amerika. Monatsübersicht. Die dritte und letzte Session des 42. Kongresses der Vereinigten Staaten ist am 2. Dezember in Washington eröffnet worden. Die dem— selben übergebene Botschaft des Präsidenten weicht insofern von allen früheren ab, als in derselben von Seiten der Administra⸗ tion dem Kongresse eine Reihe von Vorschlägen zur Prüfung anempfohlen wird, welche sich auf eine ausgedehnte , bindung durch Erbauung neuer Kanäle im Innern des Landes, auf Subvention derjenigen Dampfschifflinien, welche den Ver⸗= kehr zwischen San Franzisko und China, Japan und Austra⸗ lien, sowie den zwischen Brasilien und den Vereinigten Staaten vermitteln, und endlich auf die Erwerbung der sämmtlichen

Telegraphenlinien durch die Regierung beziehen. Bisher war es immer dem Kongresse überlassen gewesen, die Initiative in dergleichen Sachen zu ergreifen, oder man hatte es der Privat⸗ industrie überlassen, Bauten, wie die vorgeschlagenen, zu unter⸗ nehmen und auszuführen; daß die Centralbehörde es jetzt unter⸗ nimmt, mit solchen Plänen vorzugehen, legt jedenfalls Zeugniß von der immer wachsenden Centralisation in den Vereinigten Staaten ab. Sonst hebt die Botschaft des Präsidenten das un⸗ unterbrochene materielle Gedeihen des Landes im Innern und die seit der Entscheidung der Alabama⸗ und San Juan-Frage durch nichts mehr getrübten Verhältnisse zu den auswärtigen Mächten hervor, wobei nur Spanien und Mexiko mit einiger Reserve behandelt werden. Doch auch bei Erwähnung der beiden letzteren Mächte sindet man keine Andeutung! daß irgend welche Aenderung in den bestehenden friedlichen Verhältniffen zu befürchten wäre, und haben Diejenigen, welche in der Botschaft eine, wenn auch nicht drohende, doch wenigstens scharfe Sprache gegen beide Länder zu hören hofften, in ihren Erwartungen getäuscht gefunden. Das freundschaftliche Verhältniß der Vereinigten Staaten zu Deutschland, Rußland und Frankreich wird ganz besonders hervorgehoben. Auf die Finanzen übergehend, wird ein großes Gewicht auf die Ver⸗ minderung der Bundesschuld um 360 Millionen Dollars gelegt, auch eine Reduktion in den durch die Erhebung der Bundes⸗ steuern verursachten Kosten in Aussicht gestellt, eine Herabsetzung der Steuern aber für unzulässig erklärt. In Betreff der Reform des Civildienstes äußert sich der ,,. dahin, daß die An⸗ stellungen bisher zu sehr als der Lohn für politische Dienste be= trachtet worden seien, und daß es sein ernstliches Bestreben sein werde, die größtmöglichste Reform herzustellen, doch bedürfe er dazu der thätigen Mitwirkung des Kongresses. Indessen scheint der Präsident in dieser Beziehung bei den Führern der republikanischen Partei auf Widerstand stoßen zu sollen, da noch kürzlich einzelne derselben ihre Ansichten dahin ausgesprochen haben, daß die Stellen, welche die Regierung zu vergeben habe, als die opolia spima der siegreichen Partei angesehen werden müßten. . . . Der Finanz⸗Minister befürwortet in seinem Berichte die Umwandlung der ͤprozentigen Bundesobliggtionen in 5prozen⸗ tige, wozu seiner Meinung nach augenblicklich ein günstiger Zeit⸗ punkt sei, er spricht sich ferner gleichfalls gegen etwaige Reduk⸗ tionen der Steuern und besonders gegen die des jetzigen hohen Einfuhrtarifs aus, da seiner Meinung nach der augenblickliche Wohlstand der Vereinigten Staaten nur den hohen Eingangs⸗ zöllen zu verdanken sei, wodurch allein ein hoher Lohnsatz für die arbeitenden Klassen ermöglicht werde, Auch gegen eine etwaige Verminderung der Papiergeldcirkulation, um dadurch den Uebergang zur Wiederaufnahme der Baarzahlungen zu ermög— lichen, ist der Minister eingenommen er will vielmehr diesen Uebergang bis zu der Zeit verschoben wissen, wo die augenblick⸗ lich vorhandene Masse papierner Werthzeichen den durch ver— mehrte Einwohnerzahl und erhöhten Verkehr gesteigerten Bedürf⸗ nissen des Landes entsprechen wird. .

Sehr ungünstig ist das Bild, welches der Marine-Minister von dem Zustande der amerikanischen Flotte entwirft. Obgleich dieselbe aus 178 Schiffen besteht, worunter 68 Dampfer und 51 Panzerschiffe, so befinden sich unter dieser Zahl doch kaum 1 Schiffe, welche den Anforderungen der neuesten Zeit nur irgendwie entsprechen und welche im Falle eines Krieges mit Vortheil verwendet werden könnten. Eins der ersten Gesetze, welche dem Kongresse vorgelegt wurden, ist deshalb auch eins über den Bau neuer Kriegsschiffe gewesen, auch hat das Reprä— sentantenhaus sofort den Bau von sechs Schiffen genehmigt, welche allen Anforderungen der Neuzeit entsprechen sollen, der Senat hat indessen auf den Bau von zehn solchen Fahrzeugen, wie in der ursprünglichen Vorlage beantragt worden war, be⸗ standen, und die Bill ist deshalb dem Repräsentantenhause zur nochmaligen Berathung vorgelegt worden.

Nach dem Berichte des Kriegs⸗Ministers besteht die Armee der, Vereinigten Staaten zur Zeit aus 26,594 Mann. Derselbe spricht sich gegen jede Reduktion aus, da die Zustände in den südlichen Staaten, in denen augenblicklich ein großer Theil der Armee steht, eine solche Maßregel nicht zu rechtfertigen ver⸗ möchten. . an sehr unerfreuliches Resultat hat das Post⸗Departement geliefert. Dasselbe weist im laufenden Jahre ein Deficit von L42000 Dollars auf, und wird das Deficit des kommenden Jahres sogar auf 600909 Dollars geschätzt.

Die Botschaft des Präsidenten und die Berichte der ver— schiedenen Departements⸗Chefs haben im Allgemeinen im Lande einen günstigen Eindruck gemacht, wenn sie gleich auf den Handel und besonders auf den Geldmarkt ohne Einfluß geblieben sind. Das Goldagio, welches sich während des ersten Drittels des Monats auf über 13 Proz, hielt, sank später bis auf 115 Proz. herab, und zur Zeit ist keine Veranlassung vorhanden, ein wei⸗ teres Steigen zu befürchten. Der Exporthandel blieb gedrückt, was vorzüglich der Knappheit des Geldmarktes und den durch Mangel an Schiffsräumen veranlaßten hohen Frachtsätzen zuzu⸗ schreiben ist, und auch der Importhandel hat in seinen Umsätzen die entsprechende Periode des Vorjahres nicht erreicht.

Die Schuld der Vereinigten Staaten betrug am , , .

nach Abminderung derselben im November um 1,193,229 Dollars und nach Abzug des Baarbestandes im Schatzamte an demselben Tage von 103,186,751 Dollars, 2 60, 568,030 Dollars. Für den Dezember hatte der Finanz-Minister den Verkauf von o00oG0 Dollars in Gold und den Ankauf einer gleichen Summe von Bundesobligationen angeordnet, außerdem auch Bor 000 Dollars dreiprozentiger Certiflkate behufs Einlbsung ge⸗ kündigt, deren Verzinsung mit dem 31. Januar 1873 aufhört.

Im Hafen von New⸗Jork landeten im November 18,904 Einwanderer, unter denen sich 10,450 Deutsche befanden, 1170 mehr als in demselben Monate des vergangenen Jahres. Die Gesammt⸗Einwanderung im Hafen von New⸗Jork betrug wäh⸗ lend der ersten elf Monate 278, 361 Personen, worunter 121,338 Deutsche, gegen 218,717 Personen, worunter 78,929 Deutsche, in demselben Zeitraum des verflossenen Jahres. Es hat mithin die deutsche Einwanderung in New⸗Jork allein in dieser Periode um 42,409 Personen zugenommen.

Durch den so kurze Zeit vor der Zusammenkunft der Elek⸗ toralwähler erfolgen Tod Greeley's, wodurch den Wählern nicht einmal Zeit blieb, sich behufs der Nomination eines neuen Kan— didaten an die Urwähler zu wenden, ist die Frage vielfach an⸗ regt worden, was denn zu geschehen habe, wenn einmal der Jandidat der siegreichen Partei zu einem ähnlichen Zeitpunkte sterben sollte. Nach der Konstituͤtion steht es den Bleltoral— wählern allerdings vollständig frei, für wen sie ihre Stimmen bgeben wollen, sofern der von ihnen Erwählte nur den in der Fonstitution festgesetzten Bedingungen entspricht; praktisch ist diese Berechtigung aber schon seit langer Zeit durch die sehr ausgebildete Parteidisciplin aufgehoben worden, und sind die

Elektoralwähler moralisch gezwungen, nur für den von ihrer Partei aufgestellten Kandidaten zu stimmen. Es ist daher von der Presse aller Parteien in Anregung gebracht worden, auf die Mitglieder des Kongresses dahin einzuwirken, daß das System indirekter Wahlen abgeschafft und dem Volke durch direkte Wahlen die Erwählung des Prä⸗ sidenten, welche es faktisch bereits ausübt, überlassen werde. Von den dem Repräsentantenhause vorgelegten Gesetzesentwürfen ist besonders der des General Banks hervorzuheben, wonach die Amtsdauer des Präsidenten auf sechs Jahre verlängert und sein Gehalt auf 50, 060 Dollars erhöht werden soll, doch soll der jedesmalige Präsident von der Wiederwahl ausgeschloffen werden. Einen ähnlichen Antrag hat der Senator Summer im Senate eingebracht.

Sehr unerfreulicher Art sind die politischen Zustände in den südlichen Staaten. In Louisiana sowohl als in Alabama haben sich zwei gesetzgebende Versammlungen und zwei Regierungen gebildet, von denen jede die rechtmäßig gewählte zu sein be— hauptet und auch die nöthig erscheinenden gesetzlichen Verord— nungen und Ernennungen erläßt. Es dürfte schwer festzustellen sein, welche von ihnen, angesichts der vielfachen auf beiden Seiten bei der Wahl vorgekommenen Fälschungen, die recht— mäßig erwählte ist, ein Umstand, der es auch unmöglich macht, die dem General Grant zugefallenen Elektoralstimmen genau anzugeben; doch ist in Louisiana die Frage durch die Regierung in Washington dahin entschieden worden, daß die republikanische Regierung und gesetzgebende Versammlung als die zu Recht be— stehenden anzuerkennen seien, und wird voraussichtlich in Ala— bama dasselbe geschehen. Wenn auch diese Wirren ohne ernst— liche Ruhestörungen vorübergegangen sind, so dürften sie doch wegen der durch sie erzeugten Verwirrnng und Rechtsunsicherheit noch nachträglich eine schädliche Wirkung ausüben.

Am 4. Dezember gaben die Präsidentschafts-Elektoren ihre Stimmen ab. 29 Staaten stimmten für Grant und Wilson; in 6 Staaten, in welchen die demokratisch liberale Partei gesiegt hatte, zersplitterten sich die Stimmen in Folge von Greeley's Tode, doch fielen die meisten auf den Gouverneur von Indiana, Hendricks, als Präsidenten und auf B. G. Brown als Vizepräsidenten. In Louisiana und Alabama, in denen beide Parteien gesiegt haben wollen, wurden auch Elektoralstimmen für die Kandidaten beider Parteien abgegeben. Der Zahl nach erhielt Grant von 366 Stimmen 309, die übrigen 66 fielen theils auf Hendricks, theils sogar auf den verstorbenen Greeley.

Die amerikanische Kommission hat ihren Bericht über die an der mexikanischen Grenze verübten Grenzverletzungen voll— endet. Obgleich die Untersuchung nur auf einer Strecke von 500 englischen Meilen, von der Mündung des Rio Grande bis zur Stadt Rio Grande, angestellt wurde, so hat die Abschätzung des auf dieser Strecke von den Mexikanern angerichteten Scha— dens allein eine Summe von 30, 000,000 Dollars ergeben. Für das gesammte Grenzgebiet dürfte dieselbe kaum weniger als 100, 900,000 Dollars betragen. Um für die Zukunft dergleichen Raubzügen vorzubeugen, empfiehlt die Kommission eine schärfere Bewachung der Grenze durch Kavallerie.

Nachrichten aus Mexiko zufolge herrscht dort fortwährend eine Ruhe, an welche man bisher in jenem von Revolutionen zerwühlten Lande nicht gewohnt war. Lerdo de Tejada wurde am 16. November vom Kongresse als der erwählte Präsident proklamirt. Obgleich noch 45 Distrikte mit ihren Wahlberichten im Rückstande waren, so ergaben doch die bereits eingegangenen Berichte so viele Stimmen über die vorgeschriebene absolute Majorität, daß der Kongreß den Beschluß faßte, sich, ohne die weiteren Berichte abzuwarten, als Wahlkollegium zu konstituiren. Von den bis dahin eingegangenen Stimmen waren 9520 für Lerdo de Tejada, und 604 für Porfirio Diaz abgegeben worden, die übrigen 188 vertheilten sich auf verschiedene Kandidaten. Am 1. Dezember übernahm der neue Präsident sein Amt für die bis 1876 dauernde Periode. In der von ihm erlassenen Proklamation spricht derselbe aus, daß er der Konstitution stets nachkommen wolle und daß er hoffe, am Ende seiner Amts⸗ periode verkündigen zu können, daß alle Bürgerkriege vorüber seien. Für die durch die Wahl Lerdo de Tejada's erledigte Stelle eines Präsidenten des höchsten Gerichtshofes sind die Neuwahlen auf den zweiten und vierten Sonntag im Februar anberaumt worden. Als Kandidaten sind die Generale Anza, Iglesius und Riva⸗Palacios aufgetreten. Der General Porfirio Diaz traf in der Hauptstadt ein, doch rief seine Ankunft keine besondere Aufregung hervor. -

In der Eisenbahnfrage ist noch keine Entscheidung getroffen worden, doch hat der Kongreß das Rosenkranzsche Projekt, wo⸗ nach der Hafen von Tuapan am mexikanischen Meerbusen mit dem von Manzanilla am Stillen Ocean und ferner die Städte Mexiko, Pachuca, Queretaro, San Luis Potost, Aguas Calientes, Guadelajarg, Zecatecas und Colima mit einander durch Eisen⸗ bahnen verbunden werden sollen, der Regierung zur Prüfung anempfohlen, sich selbst aber die schließliche Entscheidung vorbe⸗ halten, welche, da sich der Kongreß am 15. Dezember vertagt, somit auf mindestens ein Jahr hinausgeschoben worden ist.

Die den Kaufleuten in Matamoras bisher bewilligten Zoll— erleichterungen sind aufgehoben worden, und tritt daselbst am 1. Januar der volle Tarif in Kraft.

In Central-⸗Amerika ist alles ruhig. Die Berichte über den Eisenbahnbau in Costa⸗Rica lauten sehr günstig. Auf der Strecke von Port Simon, welches zu einem Freihafen erklärt worden ist, nach Cartago schreiten die Arbeiten in befriedigender Weise fort, auch an der Strecke von Cartago bis zum Pacuaré—⸗ Flusse wird bereits gearbeitet. In Honduras sieht man der Vollendung der interoceanischen Eisenbahn entgegen, welche ohne Zweifel viel dazu beitragen wird, den Wohlstand und die Ein— tracht der Republik zu befördern. Wie es heißt, wird Don Fracigno Secca Präsident von Honduras werden und der jetzige provisorische Präsident das Kriegs⸗Ministerium übernehmen. In Salvador sind durch einen Ausbruch des Vulkans bei Santa Anna große Verwüstungen in den dort belegenen Kaffee⸗Plan⸗ tagen angerichtet worden. . .

Von liberaler Seite ist in Salvador, Honduras, Nicaragua und den übrigen Republiken Central⸗Amerikas der Plan ange⸗ regt worden, nach dem Muster der Vereinigten Staaten einen Bundesstaat zu bilden, und können alle Freunde des Friedens und des Gedeihens Central⸗-Amerikas die Ausführung desselben nur auf das Lebhafteste befürworten.

Die Differenzen zwischen Brasilien und der argentini⸗ schen Republik sind vollständig beigelegt worden. Die Haupt⸗ punkte des zwischen dem Marquis de San Vincente und dem General Mitre abgeschlossenen Vertrages sind folgende: Die zwischen dem Baron de Cotepipa und der Regierung von Pa⸗ raguay abgeschlossenen Verträge bleiben bestehen und werden von der argentinischen Republik anerkannt. Mit der argentinischen Republik und Uruguay wird die Regierung von Paraguay be⸗ sondere Verträge abschließen; sollten sich bei der Grenzregulirung

mit Paraguay Schwierigkeiten erheben, so werden sich die drei Alliirten in Gemäßheit des Vertrages von 1865 miteinander darüber verständigen. Alle drei verbündeten Mächte stehen in Bezug auf die von Paraguay zu zahlende Kriegsentschädigung auf völlig gleichem Fuße.

Die brasilianische Regierung bemüht sich von Neuem, einen Theil von dem Strome der europäischen Auswanderung nach Brasilien zu lenken, und hat zu diesem Zwecke Verträge mit mehreren Agenten abgeschlossen. Bis jetzt scheint es den Letz⸗ teren nur in England gelungen zu sein, Auswanderer anzuwer⸗ ben, wenigstens hat neuerdings die deutsche Auswanderung nicht bemerkenswerth zugenommen.

An der Wiener Weltausstellung wird sich auch Brasilien betheiligen. Die für dieselbe bestimmten Gegenstände sollen zu⸗ vor in Rio de Janeiro zur Ausstellung gelangen.

In der argentinischen Republik wurden die Sitzungen des Kongresses durch den Präsidenten Sarmiento geschlossen. Die diesmalige Session ist durch die Annahme mehrerer Vor⸗ lagen von der größten Bedeutung für die Zukunft des Landes gewesen. Zu den wichtigsten von dem Kongresse genehmigten Maßregeln gehört das Batemansche Hafenprojekt, wodurch ein⸗ mal die Unsicherheit des Hafens von Buenos Ayres und dann auch das langsame Laden und Entladen der Schiffe durch Leichter beseitigt werden soll sowie das Eisenbahngesetz, welches die Er⸗ bauung von 16549 Meilen neuer Schienenwege genehmigt. Daß sich zur Ausführung des letzteren Projektes das nöthige Kapital finden wird, dürfte bei der nachgewiesenen Rentabilität der vor— handenen Eisenbahnen und der von der Regierung gebotenen Garantie kaum zweifelhaft erscheinen. Die Einwanderung hat in letzter Zeit bedeutend zugenommen, so daß an manchen Tagen an 1900 Einwanderer, der Mehrzahl nach Italiener, in Buenos Ayres gelandet worden sind.

In Chili ist man auf den Ausfall der bevorstehenden Wahlen sehr gespannt und läßt sich noch nichts über das wahr⸗ scheinliche Resultat derselben sagen. Vom Senate ist eine neue Telegraphenlinie, welche Caldera und Lota, sowie die dazwischen liegenden Häfen verbinden soll, genehmigt worden. In Lebu, im südlichen Theile von Chili, sind reiche Goldminen entdeckt worden. Einige Aufregung hat die von der peruanischen Re— gierung auf die Ausfuhr von Salpeter aus Atacama gelegte Steuer verursacht. Da indessen der zu Chili gehörige Theil der Wüste von Atacama gleichfalls Ueberfluß an Salpeter hat, so beabsichtigt man, den Schlag, welchen die neue Steuer dem be— treffenden Geschäftszweige in Peru versetzen muß, zu benutzen, um diesen Handel in Chili selbst mehr emporzubringen.

Die Schwierigkeiten, welche zwischen Chili und Bolivia bestanden, sind durch die Vermittelung des Präsidenten von Peru, der nur in der Einigkeit der südamerikanischen Republiken deren künftige Größe sieht, beigelegt worden.

In Bolivia scheint die Regierung alles Mögliche thun zu wollen, um die Entwickelung der reichen mineralischen Schätze des Landes zu befördern, in richtiger Erkenntniß dessen, daß darauf allein der künftige Wohlstand des Landes beruht. Die Silberminen von Caracoles werden demnächst durch eine Eisen⸗ bahn mit dem Hafen von Mejillones verbunden werden, auch bestrebt sich die Regierung, dem Lande neue Abzugsquellen ver— mittelst Verbindungen mit dem Paraguay⸗ und dem Amazonen⸗ strome zu schaffen.

Die Regierung von Peru ist durch die Unparteilichkeit und Gerechtigkeit, mit welcher der Präsident Balta sein Amt ver— waltet, sehr gekräftigt worden. Das Militär⸗Gesetz, welches eine regelmäßige Aushebung und eine Dienstzeit von 5 Jahren, wo⸗ von zwei in der Reserve, festsetzt, wird demnächst genehmigt werden. Die finanziellen Verhältnisse sind durch die Gesetze über die Einkommensteuer von 4 Prozent, und die Erhöhung der Einfuhrzölle um 5 bis 10 Prozent sehr verbessert worden, wenngleich beide Gesetze wenig populär sind.

Durch die Angelegenheit des Coolin-Schiffes „Maria Luz“ ist in Peru eine große Aufregung hervorgerufen worden. Die peruanische Regierung hat in der Person des Herrn Garcia y Garcig einen außerordentlichen Gesandten nach China und Japan abgeschickt, der sich alsbald auf der Panzerfregatte „Indepen⸗ dencia“, deren Kommando er zu gleicher Zeit übernimmt, ein— schiffen wird. Auch das peruanische Kriegsschiff „Union“ ist von England nach den japanischen Gewässern beordert worden, um dort mit der „Independencia“ zusammenzutreffen. Doch . man allgemein nicht an den Ausbruch von Feindselig⸗

eiten.

Im Uebrigen lauten die Nachrichten aus allen Theilen Perus in hohem Grade befriedigend. Die Eisenbahn von Arequipa nach Puno, sowie die Linien zwischen Huarez und Chimbote, Pacarmayo und Guadelupe, Salaverro und Trujillo nähern sich ihrer Vollendung und wird Peru in wenigen Jahren ein Eisenbahnnetz von mehr als 700 Meilen besitzen; aber erst dann wird der wunderbare Reichthum des Landes zur vollen Entwickelung und Peru dazu gelangen, die ihm gebührende prädominirende Stellung unter den südamerikanischen Republiken einzunehmen.

China. Die chinesische Regierung hat, wie die „Austria“ mittheilt, eine einheitliche Kriegsflagge adoptirt, welche auch bereits am 2. November 1872 auf ihren Schiffen zum erstenmale gehißt wurde. Die Fluß⸗ und Seekriegsfahrzeuge Chinas, ferner die den Arsenalen in Footchau und Shanghai zugetheilten Dam⸗ pfer, sowie die Zollwachtschiffe werden fonach künftighin eine Nationalflagge am Flaggenmaste führen, und es wurbe bestimmt, daß diese betreffende Flagge von Einem Farbenmuster sei, und daß ihre Größe in Fuß und Zoll sich nach der Länge des Schif— fes, das sie führt, zu richten habe, so zwar, daß ein Schiff von nicht über 200 Fuß Länge eine Flagge zu führen habe, deren Diagonale eine Länge von 8 Fuß hat, und jene über 200 Fuß Länge eine Flagge, deren Diagonale 22 Fuß lang ist. Die Grundfarbe dieser Flagge ist gelb, die Form derselben eine drei⸗ eckige; es ist eine Drachenflagge, der Kopf des Drachen darin nach aufwärts gerichtet. Die Flagge selbst ist aus gelbem, der Drache aus blauem Flaggentuche,

Die. Seemannsordnung vom 27. Dezember 1872, nebst dem Gesetz, betreffend die Verpflichtung deutscher Kauffahrteischiffe zur Mitnahme hülfsbedürftiger Seeleute, von demselben Datum, ist . im Verlage der Königl. Geh. Ober⸗Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) erschienen.

Statistische Nachrichten.

Die hauptsächlichsten. Resultate der am 1. Dezember 1871 vorgenommenen Zählung der ortsanwesenden Bevölterung im Königreich Württemberg sind nach dem Jahresbericht der Handels- und Gewerhekammer daselbst folgende: Die Gefammtzahl der Einwohner betrug 1,818,541 (1867 1,ñ 778,396 Personen) und besteht aus 398,386 Familien oder Haushaltungen mit S76, is männlichen und