1873 / 30 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 01 Feb 1873 18:00:01 GMT) scan diff

er Prinz Albrecht, welcher in der Pause zwischen den beiden Umgängen in eine der Prosceniumslogen zur Linken getreten war, führte Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Carl, Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Marie und Se. Königliche Hoheit der Prinz Adalbert Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Elisabeth. . Während des dann folgenden Tanzes verweilten Se,. Ma⸗ jestät der Kaiser und König noch längere Zeit im Opernhause; Allerhöchstdieselben traten in die Logen des diplomatischen Corps und gerühten an einzelne hervorragende Persönlichkeiten einige Worte zu richten; auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Fried⸗ rich Carl und Se. Hoheit der Herzog Wilhelm von Mecklen⸗ burg verweiten längere Zeit im Ballsaale selbst. . Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin und die Königlichen Prinzessinnen zogen sich in der zwölften Stunde zurück, wahrend Se. Majestät der Kaiser und König mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen dem Ballfest bis nach 1 Uhr beiwohnten Der Schluß des Balles fand um 2 Uhr statt.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Landheer und die Festungen und für Rechnungswesen und der Ausschuß für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.

Im weiteren Verlauf der gestrigen Sitzung des Hauses der Abgeordneten nahm nach dem Abg. Dr. Petri der Minister der geiftlichen Angelegenheiten Dr. Falk das Wort, um den Standpunkt der Staatsregierung gegenüber dem Vorschlage der Kommission und den gestellten Amendements zu präzisiren. (S. unter Landtagsangelegenheiten). Darauf wurde der Art. 15 in der Fassung der Kommission unter Ablehnung sämmtlicher Amendements in namentlicher Abstimmung mit 262 gegen 117 Stimmen angenommen. Gegen die Fassung der Kommission nahmen zu Art. 18 nur noch die Abgg. Duncker und Dr. Reichens⸗ perger (Coblenz) das Wort, indem der Erstere für sein Amen⸗ dement eintrat, der Letztere auf die Generaldebatte znrückgriff. Nach einem kurzen Resums des Ref. Abg. Dr. Gneist wurde auch Art. 18 in der Fassung der Kommission in namentlicher Abstimmung mit 225 gegen 114 Stimmen angenommen, und damit die zweite Berathung der Verfassungsänderung beendigt. Die Sitzung schloß um 5 Uhr. Nächste Sitzung Dienstag 11 Uhr.

Se. Majestät der Kaiser und König haben be⸗ stimmt, daß auf die im Nebenetat des Großen General⸗ stabes befindlichen resp. dahin versetzt werdenden Offiziere bei nachgewiesener Invalidität bezüglich des Anspruchs auf die gesetzliche Pensionserhöhung die Bestimmungen der Allerhöchsten Ordre vom 4. Juli 1872 die direkt aus den Feldtruppen zur Land⸗Gensd'armerie ꝛc. versetzten Offiziere betreffend ebenfalls in Anwendung zu bringen sind.

Der Königlich württembergische General v. Spitz em⸗ berg, welcher als Vertreter seiner Regierung den Beisetzungs⸗ feierlichkeiten Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großfürstin Helene von Rußland in St. Petersburg beiwohnte, ist mit seinem Adjutanten auf der Durchreise von dort nach Stuttgart hier eingetroffen und im Hotel Royal abgestiegen.

Die Erleichterungen, welche sich aus den von der ober— sten Postbehörde mit einer Anzahl von Deutschen Lebens⸗ versicherungs⸗Anstalten abgeschlossenen Verträgen für die Beamten der Reichs⸗Postverwaltung ergeben, haben eine erfreu⸗ liche Zunahme in der Betheiligung der Postbeamten an der Lebensversicherung zur Folge gehabt. Nach den in Nr. 5 des Postamtsblattes veröffentlichten Uebersichten beläuft sich der Bestand der seit 1867 durch die Vermittelung der Postbehörden abgeschlofsenen Lebensversicherungen von Postbeamten gegen⸗ wärtig auf 3526 Versicherungen mit einer Gesammtversicherungs⸗ summe von 2,439,290 Thlr. und 59, 900 Fl.

Bayern. München, 30. Januar. Der König wird den neuernannten Gesandten des Königs von Schweden und Nor—⸗ wegen, Grafen v. Piper, morgen Nachmittag in feierlicher Audienz empfangen und dessen Beglaubigungsschreiben entgegen⸗ nehmen.

; Am 26. d. M. fand die feierliche Konstituirung des ueuen Ober⸗Medizinalausschusses durch den Minister des Innern, v. Pfeuffer, statt. Nachdem derselbe in einer längeren Sitzung die Entwickelung des bayerischen Medizinalwesens be— sprochen hatte, schritt das Kollegium zur Wahl der Vorstand⸗ schaft. Ober⸗Medizinalrath und Professor Dr. M. v. Pettenkoffer wurde zum J. Vorstand, Professor und Direktor Dr. J. Lind⸗ wurm zum Vorstand⸗Stell vertreter gewählt.

Sachsen. Dresden, 31. Januar. Die Erste Kam⸗ mer setzte heute die Berathung des Steuerreformenentwurfs ihrer Finanzdeputation fort. Bei Unterabschnitt C.: „Von der Ge⸗ werbesteuer “', 8. 10 (Gegenstand der Gewerbesteuer) und §§. 11 flg. (Berechnung des steuerpflichtigen Durchschnittsertrags von Handel und Gewerbe) machte Bürgermeister Müller Bedenken gegen die Möglichkeit geltend, bei der Großindustrie überhaupt nach den von der Deputation aufgestellten Grundsätzen eine Abschätzung des Durchschnittsertrags vorzunehmen. Sie wurden vom Referenten und dem Handelskammer⸗Präsidenten Rülke bekämpft. Die F§. 10 und 11, letzterer mit einer vom Finanz⸗Minister Freiherrn von Friesen vor⸗ geschlagenen redaktionellen Aenderung wurden schließlich angenommen. Dagegen wurde 5§. 12, welcher sich theils auf die Besteuerung der inländischen Versicherungs⸗ gesellschaften auf Gegenseitigkeit bezieht, theils den Voör⸗ schuß⸗ und Konsumvereinen und ähnlichen Genossenschaften für ihren Geschäftsbetrieb Befreiung von- der Steuerpflicht einräumt und zu dem im Laufe der Debatte mehrere Amendements gestellt wurden, schließlich ganz abgelehnt. Bei §. 14, welcher von der Berechnung des steuerpflichtigen Ertrags der Erwerbsthätigkeit der Aktiengesellschaften handelt, konstatirte Handelskammer⸗-Prä⸗ sident Rülke, daß derselbe seiner Ansicht han eine Doppelbesteue⸗ rung involvire, was vom Referenten bestritten wurde. Die

13, 14, 15 wurden angenommen. 5. 16 (Berechnung des steuerpflichtigen en n n, Verdienstes), nach welchem u. A. der der Gewerbesteuer unterliegende Durchschnittsertrag dann, wenn der Gesammterwerb, welchen der Beitrags⸗ pflichtige aus sämmtlichen der Ertragssteuer unterliegenden Erwerbs quellen bezieht, weniger als 106 Thlr. beträgt, steuer⸗ frei bleibt und bis zu 419 Thlr. nicht voll, sondern nur nach einer von 9,25 bis zu 0,9 ansteigenden Skala in Ansatz gebracht werden soll, eine Bestimmung, welche von dem Geheimen Finanz⸗ Rath von NostitzWallwitz und dem Referenten, ebenso wie §. 17, als eine große, den kleinen Gewerbtreibenden und Beamten ge⸗ machte Konzession hervorgehoben wurde, an welcher der kleine Grundbesitz nicht partizipire, wurde mit einem Amendement des Grafen Rex angenommen, wonach bei der Berechnung des

steuerpflichtigen Ertrags aus Amt, Betrieb von Kunst und Wis⸗ senschaft, Lohnarbeit, nicht, wie die Deputation vorschlägt, der Gehalt oder der Verdienst des letzten Jahres, sondern der Ge⸗ halt oder Verdienst nach dem Durchschnitt der drei letzten Jahre maßgebend sein solle, angenommen. Bei Unterabschnitt O „Ver⸗ theilungsmaßstab für die drei Gattungen der Ertragssteuer“, wurde §. 17 (gemeinsame Bestimmungen für die drei Gattungen der Ertragssteuer), wonach der steuerpflichtige Durchschnittsertrag der verschiedenen Erwerbsquellen ohne Rücksicht auf Schuld⸗ zinsen in Steuereinheiten auszudrücken ist, deren je eine auf den Thaler des Durchschnittsertrags aus dem Grundbesitze, Zins⸗ und Rentengenusse, und auf 1 Thlr. 10 Ngr. des Durchschnitts⸗ ertrags aus allen andern Erwerbsquellen gelegt werden soll, mit einem Amendement des Bürgermeisters Dr. Koch angenom⸗ men, wonach bei festen Gehalten und Pensionen eine Steuer⸗— einheit erst auf je 1 Thlr. 20 Ngr. des Durchschnitts⸗ ertrags zu setzen ist. Bei dem von der Einkommensteuer han⸗ delnden dritten Hauptabschnitte wurde die Berathung auf die morgende Sitzung vertagt.

Dem Geheimen Justiz⸗Rath beim Justiz⸗Ministerium, Thiemann, und dem ersten Vize⸗Präsidenten beim Ober⸗ Appellationsgerichte, DOr. Eduard Siebenhaar, ist die nach⸗ gesuchte Versetzung in den Ruhestand bewilligt worden.

Württemberg. Stuttgart, 29. Januar. Die 3weite Kammer beharrte in ihrer gestrigen Sitzung bezüglich des Eisen⸗ bahngesetzes wegen der Bahn von Stuttgart über Böblingen nach Freudenstadt und der Murrthal⸗Bahn bei ihren früheren, von der Ersten Kammer abgeänderten Beschlüssen. Beide Bah⸗ nen sollen für Rechnung des Staates ausgeführt und nicht, wie die Kammer gewollt, allenfalls auch in Privathände gegeben werden können. Auch in Betreff der Karlsruhe⸗Eppinger Bahn und deren Anschluß von Eppingen auf Heilbronn blieb die Kam⸗ mer bei ihrem früheren Beschlusse.

Die württembergische Staatsschulden⸗Zahlungs⸗ kasse hatte im Etatsjahr 1870/71 32,249,706 Fl. Einnahmen (inkl 607,139 Fl. Reste) und 219,247,226 Fl. Ausgaben (inkl. 188,692,070 Reste), unter den letzten 189, 363,120 Fl. zur Ka⸗ pitalientilgung (davon 187,189,620 Fl. Rest).

Die Staatsschuld belief sich am 30. Juni 1870 auf 171,401,820 Fl. Dazu kamen im Jahre 1870/71 18,760, 700 Fl. neue Anlehen, wodurch sich die Staatsschuld auf 190, 162,520 Fl erhöhte. Davon wurden im Jahre 1870/71 eingelöst 2,268,400 Fl., so daß sich der Passivstand am 30. Juni 1871 auf 187,894,120 Fl., also 16,492,300 Fl. höher stellte, als das Jahr zuvor. Unter der Staatsschuld befanden sich 4,400,000 Fl. unverzinsliche Kassenscheine und 3,000,900 Fl. unverzinsliches Papiergeld.

Baden. Karlsruhe, 30. Januar. Der Großherzog hat sich heute Vormittag gegen 8 Uhr wieder ins Murgthal begeben, um dort zu jagen. Se. Königliche Hoheit wird mit den ein⸗ geladenen Gästen auf Schloß Eberstein übernachten und morgen Abend nach Karlsruhe zurückkehren.

Hessen. Darmstadt, 30. Januar. Das Mi nisterium des Innern hat eine Vorlage wegen Erhöhung des Staats—⸗ beitrags für den Landesgewerbverein um 7000 fl. an die Zweite Kammer der Stände gelangen lassen. Es heißt darin:

In dem Entwurf des Staatsbudgets für die Jahre 1873 75

sind unter der Rubrik X. 3. 8. „Zur Verbesserung des Gewerbe⸗ wesens“ 7000 fl. mehr wie bisher vorgesehen worden, weil das dringende Bedürfniß vorliegt, die Mittel des Landesgewerbver⸗ eins ansehnlich zu vermehren, um demselben eine den Zeitver⸗ hältnissen entsprechende Wirksamkeit zu ermöglichen.

Anhalt. Dessau, 24. Januar. Im hiesigen Landtag kam dieser Tage die kirchliche Frage zur Verhandlung. Das Ministerium hatte in Verbindung mit einem Gesetzentwurfe wegen Aufgebung der Stolgebühren eine Dotation der evangelischen Kirche aus Staatsmitteln mit jährlich 15,000 Thlr. gefordert. Im Bernburger Landestheile besteht eine Pfarrbesoldungskasse, welche wesentlich dadurch erhalten wird, daß von den Einkünften reicherer Pfründen Abzüge gemacht werden. Diese Pfarrbesol⸗ dungskasse gewährt den ärmeren Pfründen Zulagen. Mit jener Dotation sollte nun die Pfarrbesoldungskasse auf das ganze Land ausgedehnt werden. Dagegen hatte sich eine lebhafte Oppo⸗ sition im Lande erhoben, die aus sehr verschiedenen Elementen zusammengesetzt war. Der Landtag forderte deshalb eine andere Kirchenverfassung. Nur eine kirchliche Synode könne die Frage mit freier Zustimmung der Gemeinden lösen. Um dem augen⸗ blicklichen Nothstand abzuhelfen, schlug die Kommission eine Ver⸗ willigung von 5000 Thlr. für das Jahr vor, zur direkten Auf—⸗ besserung gewisser geringer Gehalte. Der Landtag trat diesem Antrage bei, nachdem Minister von Larisch die Forderung einer kirchlichen Vertretung für berechtigt anerkannt hatte. Der Gesetz⸗ entwurf wegen Aufhebung der Stolgebühren, wurde von der Re⸗ gierung! zurückgezogen.

Lübeck, 28. Januar. In zwei außerordentlichen Abend⸗ sitzungen von je dreistündiger Dauer hat der Bürgerausschuß seine gutachtliche Berathung und Beschlußnahme über den An⸗ trag wegen Erhöhung der Senatskompetenz und der Beamten⸗ gehalte zu Ende geführt. Die Vorschläge der gemeinsamen Kom⸗ mission sind dabei hinsichtlich der Höhe nirgends beanstandet, für die minder hohen Gehalte ist sogar hie und da noch eine weitere Erhöhung beantragt und vom Bürgerausschusse gutacht⸗ lich empfohlen worden. Der Senat verstellt in seinem Propo⸗ sitionsdekrete nur diejenigen Vorschläge, welche der Kom—⸗ missionsbericht hinsichtlich der Beamtengehalte macht zur Mitgenehmigung der Bürgerschaft, indem er es hinsichtlich der vorgeschlagenen Erhöhung der Senatskompetenz der Bürgerschaft überläßt, ihm einen Antrag entgegen zu bringen. Der Bürgerausschuß erklärte sich mit überwiegender Majorität dem Kommissionsvorschlage entsprechend, für ein den gelehrten Senatoren zu bewilligendes Honorar von 7500 M.⸗B., lehnte es dagegen ab, eine Erhöhung des lediglich als ein Ehrensold zu betrachtenden Gehaltes der kaufmännischen Senatoren von 2000 M.⸗B. auf 30090 M.⸗B. zu befürworten. Die Vorlage des Antrages an die Bürgerschaft dürfte nun in kurzer Zeit er⸗ folgen, damit die Gehaltsauszahlung im Osterquartal schon nach den erhöhten Ansätzen vor sich gehen kann, denn der Senatsan⸗ trag geht auch dahin, daß die höheren Gehalte vom 1. Januar d. J. an gerechnet werden sollen.

Samburg, 30. Januar. In der gestrigen Sitzung der Bürgerschaft wurde die Berathung des Ausschußberichts über den Bericht der gemischten Kommission, betr. Revision der Ver⸗ fassung, fortgesetzt. Die sämmtlichen zu dem die Zusammen⸗ setzung der Bürgerschaft behandelnden Art. 50 gestellten Anträge wurden nach mehr als zweistündiger Debatte abgelehnt.

Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 31. Januar. Der Finanzausschuß verhandelte gestern die Anträge des Sub⸗

komites, betreffend die Beamtengehalte. Der Minister⸗Präsident und der Finanz⸗Minister traten für die Bestimmung der Reglie⸗ rungsvorlage ein, wonach die Feststellung des Ranges im Ver⸗ ordnungswege stattzufinden hat. Der Minister⸗Präfident erklärte diesbezüglich, die Regierung werde bemüht sein, diese Bestim⸗ mung wegen ihrer Wichtigkeit in beiden Häusern des Reichs⸗ rathes durchzubringen und müßte sich, wenn sie dieselbe nicht durchbringen sollte, die Erwägung vorbehalten, was mit der Vorlage weiters zu geschehen hätte. Der Minister⸗Präsident wies auf die maßlosen Agitationen hin, welche er vom Stand⸗ punkte der Autorität, wie im Interesse des Beamtenstandes als unstatthaft bezeichnete. Nach längerer Debatte wurde das Sub⸗ komite autorisirt, bei seinen weiteren Arbeiten nach dem Grund⸗ satze vorzugehen, daß bei der Rangirung der Beamten, die seit 1867 durch Gesetze festgestellt Bestimmungen auch künstighin nur im legislativen Wege abgeändert werden können, und wurde der Antrag Brestels genehmigt, wonach bei der Rangseintheilung der status quo beizubehalten ist.

Prag, 31. Januar. Dras „Prager Abendbl“ schreibt: Mehrfache Anzeichen lassen keinem Zweifel darüber Raum, daß die jüngst in der „Politik“ enthaltene Aufforderung, das Verbot des für den 2. Februar bei Zizkov beabsichtigten Tabors nicht zu befolgen und an diesem Tage eine Demonstration in Szene zu setzen, auf fruchtbaren Boden gefallen ist und daß man von gewisser Seite in der That einen Konflikt mit der Polizei pro⸗ voziren will. Zur Beruhigung aller Wohldenkender und Ord⸗ nungsliebender sind wir in der Lage, mitzutheilen, daß für diese Eventualität die geeigneten Sicherheitsmaßregeln getroffen sind, und daß, wie wir vernehmen, schon vor dem für das Meeting in Aussicht genommenen Zeitpunkte die Verlegung einer ent— sprechenden Militärmacht nach Zizkov und Umgebung in Aus⸗ sicht genommen ist. Es liegt in der Hand der Vertretung der Weinberg⸗Gemeinde, diese Maßregel durch eine entsprechende Hal⸗ tung von der Gemeinde abzuwenden.

Pesth, 30. Januar. In Oberhause wurde das Gesetz über den Postvertrag mit Deutschland publizirt und der Kolo⸗ nisten⸗Gesetzentwurf auf die Tagesordnung der Mittwoch statt⸗ findenden Sitzung gestellt.

31. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses wurde ein Antrag der äußersten Linken auf Ablehnung des Budgets verworfen und der Bericht des Finanz⸗ Ausschusses mit 318 gegen 32 Stimmen als Grundlage der Spezialdebatte angenommen.

Niederlande. Haag, 26. Januar. In Amsterdam haben angesehene Bürger ein Komite gebildet, welches einen „Volksverein“ unter der Devise: „Treue dem Könige (Konings- gezindheid) und Vaterlandsliebe“ errichten soll. Es ist beab⸗ sichtigt, durch diesen Verein in der Hauptstadt Amsterdam ein glänzendes Fest im Mai des nächsten Jahres zur Feier der fünfundzwanzigjährigen Regierung des Königs Wilhelm III. zu veranstalten. Auch im Haag und in den übrigen größeren Städten des Landes wird die Bildung von Vereinen zu dem nämlichen Zwecke vorbereitet.

Belgien, Brüssel, 31. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirten kammer machte der Finanz⸗ Minister Malou die Mittheilung, daß die Staatsregierung die Rechte der Gesellschaft des „Grand Luxembourg“ und alle damit zusammenhängenden weiteren Eisenbahn⸗Konzessionen und zwar vom 1. Januar ab wieder erworben habe. Nach dem Vertrage habe der Staat eine Rente von 22 Fres. per Aktie zu gewähren, könne aber den Aktionären eine Kapitalzahlung von 550 Fres. per Aktie offeriren. Die fälligen halbjährigen Zinsen seien mit 10 Fres. per Aktie zahlbar.

Großbritannien und Irland. London, 30. Januar. Die Königin wird auf Osborne am 5. Februar ein Conseil abhalten.

Der Prinz und die Prinzessin von Wales keh⸗ ren am 5. d. zur Saison nach London zurück.

In der Domning⸗Street fand gestern eine Kabinets⸗ berathung statt, bei der sämmtliche Minister zugegen waren. Am Abend gab der Premier-Minister Gladstone den Ministern ein Kabinetsdiner.

In Prussig House fand gestern Abend ein diplomati⸗ sches Diner statt, bei welchem der französische Botschafter Graf d'Harcourt, dessen Gemahlin und Tochter, die Gesandten Schwe⸗ dens, Italiens und der Niederlande nebst ihren Gemahlinnen, der österreichische Geschäftsträger, Freiherr von Erlanger, und mehrere Mitglieder der britischen Aristokratie, die Gäste des deutschen Botschafters und der Gräfin Bernstorff waren.

Ein Telegramm aus Bombay vom 29. ds. meldet, daß in den Bezirken von Oomravulte starker Regen gefallen ist, der den Baumwollplantagen erheblichen Schaden zugefügt und den Verkehr auf den Landstraßen gehemmt hat.

Frankreich. Paris, 30. Januar. Der Minister des Aeußern hat von der Kammer einen außerordentlichen Kredit von ungefähr 300,900 Frs. verlangt. Derselbe vertheilt sich folgendermaßen: 1) Für die Kosten der Grenzabsteckung der neuen nordöstlichen Grenze Frankreichs 110,500 Frs.; 2) für die Ge⸗ sandtschaft im Deutschen Hauptquartier in Frankreich 62, 000 Frs. ; 3) für die Straßburger Kommission 28,000 Frs.; 4 Entschädi⸗ gung für eine gewisse Anzahl der Beamten des Ministeriums des Aeußern für ihren Aufenthalt in der provisorischen Haupt⸗ stadt Versailles 92,427 Frs.

Der „Rhin“ ist am Montag Abend nach Reu⸗Cale⸗ donien abgegangen. Derselbe hat 420 Galeerensträflinge an Bord, unter welchen sich einige politische Sträflinge, wie der be⸗ kannte Marine⸗Offizier Lullier, befinden.

Die Zahl der Personen, welche in Paris als der Be⸗ theiligung an der Internationale verdächtig verhaftet wur⸗ den, beträgt bis jetzt ungefähr 130.

Versailles, 31. Januar. (W. T. B. Die Nation al⸗ versammlung setzte heute ihre Berathung über die Lieferungs⸗ geschäfte für die Vogesen⸗Armee fort. Der Berichterstatter von Segur entwickelte die Ansichten der für diese Angelegenheit nie⸗ dergesetzten Kommission und empfahl die Beschlüsse derselben zur Annahme. Der Deputirte Ferouillat vertheidigte in längerer Ausführung die von den Lyoner Stadtbehörden getroffenen Maß⸗ nahmen. Morgen soll die Diskussion weiter fortgesetzt werden.

Spanien. Madrid, 26. Januar. Die heutige , Gaceta“ veröffentlicht ein Königliches Dekret, welches den Marine⸗ Minister autorisirt, den Cortes einen Gesetzentwurf hinsichtlich der Organisirung einer Flotte vorzulegen, welche den doppel⸗ ten Zweck hätte, die Küsten in Kriegszeiten zu vertheidigen und in Friedenszeiten dem Schmuggel zu wehren. Diese Flotte würde drei Kategorien von Schiffen umfassen, und zwar würde die erste Kategorie 42 Dampfschaluppen von 30 Pferdekraft, die zweite 25 Dampfboote, jedes von 60 Pferdekraft, und die dritte Kategorie nur Schraubendampfer von 250 Pferdekraft zählen.

Die Kosten für die Herstellung dieser Flotte würden ungefähr 17 Millionen Franes betragen.

Italien. Fom, 28. Januar. Das amtliche Blatt pu⸗ blizirt ein Dekret, das den Bau von drei neuen Thurmpanzer⸗ schiffen, einem Kanonenboot erster und vier Kanonenbooten zweiter Klasse mit Schraube verfügt.

An den beiden Deichbrüchen des Po bei San Bene⸗ detto und Revere ward vorgestern mit je 1274 und 2920 Per⸗ sonen gearbeitet. Das Wasser ist in stetigem Sinken begriffen.

An der von der Turiner „Gazzetta di Popolo“ eröff⸗ neten Subskription für ein Mentana⸗Denkmal haben sich 61 Deputirte der Linken unter Uebersendung eines zustimmenden Schreibens mit 806 Lire betheiligt.

Am 25. d. M. legten Amerikaner und Engländer pro⸗ testantischer Konfession den Grundstein zur protestantischen St. Paulskirche. Unter den Anwesenden befand sich der amerika⸗ nische Gesandte am italienischen Hofe, Marsch.

Türkei. Konstantinopel, 30. Januar. (A. B.) Die zur Untersuchung des bulgarisch⸗griechischen Konflikts ernannten Regierungs-Kommissare haben heute an Bord eines österreichischen Dampfers die Reise nach Varna angetreten. Telegraphische Berichte aus Jerusalem melden, daß die offizielle Investitur des neuen griechischen Patriarchen mit großer Pracht stattgefunden hat.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 30. Ja⸗ nuar. Für die Reise Sr. Majestät des Schahs von Per— sien über das Kaspische Meer wird der Kriegsdampfer „Nasr— Eddin Schach von 160 Pferdekräften und mit fünf Kanonen in einer Weise ausgerüstet, wie sie für einen orientalischen Mon⸗ archen geeignet ist. Dieser Dampfer wird wahrscheinlich durch den Kriegsdampfer „Ural“ (100 Pferdekräfte und 4 Geschütze) eskortirt werden.

Dem „Gol.“ wird mitgetheilt, daß das Komite zur Ab⸗ fassung eines Projekts der persoͤnlichen Ableistung der Militär— pflicht in Finnkand unter Anderem die Bildung einer be— stimmten Anzahl von Schützenbataillonen aus Personen aller Stände projektirt hat.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 27. Januar. Der türkische Gesandte am russischen Hofe in St. Petersburg, Rustem-⸗Bey ist in Stockholm angekommen, um dem König die Glückwünsche des Sultans in Anlaß der Thronbesteigung zu überbringen. Er kam in Begleitung des Legations-Sekretärs Morel⸗Effendi und des Majors Osman⸗Effendi an und sollte, dem „Dag. Nyheter“ zufolge, feierlich vom Hotel Rydberg nach dem Schlosse, wo eine aus 100 Grenadieren der Leibgarde be⸗ stehende Ehrenwache aufgestellt, abgeholt werden. Heute empfing der König den Gesandten in besonderer Audienz.

Der portugiesische Gesandte am hiesigen Hofe, Vicomte de Soto Major, überreichte dem Könige vorgestern die für den 14jährigen Kronprinzen Oscar Gustav bestimmten Insignien des portugiesischen Thurm⸗ und Schwert⸗Ordens.

Für die mit Tode abgegangene Kaiserin von Brafilien, Amalia Augusta Eugenia, Herzogin von Braganza, geborene Prinzessin von Leuchtenberg und Schwester der verwittweten Königin⸗Mutter von Schweden ist eine mit dem heutigen Tage beginnende drei Wochen dauernde Hoftrau er angeordnet worden.

Dänemark. Kopenhagen, 29. Januar. Das Fol ke⸗ thing verhandelte vorgestern über das von der Linken einge— brachte Gesetz, betreffend die Besoldung der Prediger.

Nach den beim Ministerium des Innern eingezogenen Berichten aus Grönland ist das Wetter daselbst im Han⸗ delsjahre 1871 —72, gleichwie im vorhergehenden Jahre im Gan⸗ zen genommen, außergewöhnlich milde gewesen. Der Sommer 1871 war überall auf Grönland sehr heiß. Der Seehundfang war gering, dagegen gab aber der Dorschfang eine gute Aus⸗ beute. Die Daunen⸗Produktion war etwas geringer als im vo— rigen Jahre. Der Gesundheitszustand der Bevölkerung hat unter dem unruhigen Wetter gelitten, namentlich in den bei der Disko⸗ bucht liegenden Distrikten, wo eine Krankheit herrschte, welche sich durch Hautaffektionen verschiedener Art bemerkbar machte. Die Anzahl der Eingebornen war am Schlusse des Jahres 1871: 4463 Männer, 5082 Frauen, zusammen 9543 oder 70 weniger als in 1870.

Amerika. New⸗gork, 31. Januar. (W. T. B.) Ueber die aufständischen Bewegungen unter den Modok-⸗Indianern im Oregongebiete wird hierher gemeldet, daß letztere zu Unter⸗ handlungen mit den Behörden der Vereinigten Staaten ge⸗ neigt sind.

Die Regierungen von Chili und Bolivia haben den Präsidenten von Peru zum Schiedsrichter in allen zwischen ihnen schwebenden Fragen ernannt.

Nr. 3 des Armee⸗Verordnungsblatts hat folgenden Inhalt: Verordnung betreffend die Aufbringung von Kautionserhähksngen. Vom 14. Dezember 1872. Ansprüche der Offiziere der NMenetats des Großen Generalstabes auf Pensionserhöhung. Urlaubs-Ertheilung an Offiziere, Unteroffiziere und Gemeine. Abänderung der Vor— schrift im 5. 154 3. der Militär⸗Ersatz-Instruktion vom 26. März 1368. Theilnahme von Stabs-Offizieren des Garde⸗Corps am dies jährigen Departements⸗Ersatz⸗Geschäft. Die Theilnahme der in etatsmäßigen Stellen bei den Landwehr⸗-Bezirks⸗Kommandos reak— tivirten pensionirten oder zur Dispesition gestellten Offiziere an dem Offizier⸗Unterstützungs⸗Fonds. Formation einer Königlich bayerischen Eisenbahn⸗Compagnie. Versetzung der Reserve⸗Offiziere des Eisen⸗ bahn-Batalllons zur Landwehr. Rücksendung von Dienstsiegeln und Dienststempeln. Abänderung resp. Vervollständigung der in der Beilage zu Nr. 7 des Armee-Verordnungsblatts pro 1863 publizirten Zusammenstellung der für die Kommandirungen 24. zum Lehr-Infan terig Bataillon maßgebenden Bestimmungen. Nachweisung der im Qnartal 1872 vꝗorgekommenen Veränderungen im Bestande der Kaiserlich dentschen Telegraphen⸗Stationen. Anstellung von ein— jährig freiwilligen Pharmazeuten bei den Garnison-Lazarethen im Be— reiche des XIV. Armee⸗Corps. Bekleidung und Ausrüstung der zu den Unteroffizier⸗Schulen zu kommandirenden Unter offiziere und Offi— zierburschen. Bestimmungen über die gebührenfreie Beförderung telegraphischer Depeschen. Recherche nach dem Verbleib vermißter Nannschaften des Mecklenburgischen Grenadier⸗Regiments Nr. 89. Zerichtigung der Bezeichnung der Rations⸗Kompetenz in nach benannten Verpflegung Etat pro 1573. Wohlthätigkeit.

Nr. 4 des ‚„Centralblattes für das Deutsche Reich“ hat folgenden Inhait: ö Maß⸗ und Gewichtswesen. Justizwesen. Zoll⸗ und Stenerwesen. Konsulatwesen. Personal⸗Ver— anderungen, Titel⸗ und Ordens⸗Verleihungen.

= Nr. 10 der „Annglen der Landwirthschaft in den Königlich er n gr Staaten“ hat folgenden Inhalt: Deutsch— land; Uebersichten üer die Produktion und Bestcuerung, sowle über die Ein- und Ausfuhr von Tabak im Deutschen Zollgebiete für die

eit vom 1. Juli 1871 bis 30. Juni 1872. Aus einem Berichte über den Weinbau in Ungarn vom Jahre 1568 und 18665, sowie auch vom Jahre 1870 bis 1872 vom Konsul des Deutschen Reiches zu Pesth.

Kleine Mittheilungen aus der landwirthichaftlichen Versuchsstation zu Münster. Von J. König und J. Kiesom. Ueber Zuckerrüben—

Kulturversuche in Kanada. Literatur. Vereins⸗Versammlungen.

. Statistische Nachrichten.

In der Taubstummen⸗Anstalt zu Aachen waren im Laufe des Jahres 1872 46 Zöglinge, 25 Knaben und 21 Mädchen. Es traten 3 Knaben und 2 Mädchen aus der Anstalt; 1 Mädchen starb.

Stuttgart, 30. Januar. Die Königliche Kunstschule hier⸗ selbst, zählt zur Zeit 84 Besucher, nämlich 58 ordentliche und 26 Hospitanten, 58 Württemberger und 26 Nichtwürttemberger, 64 Schüler und 20 Schülerinnen (worunter 12 ordentliche und 8 Hospitantinnen). Von den 26 Nichtwürttembergern gehören an: Baden 6, Ham⸗2 burg 2. Preußen und Braunschweig je 1, Desterreich 1, der Schweiz 4, England 3, Frankreich 1L Amerika 7. Ihrer Berufsart nach sind unter den gegenwärtigen Besuchern der Kunstschule: 16 Bildhauer, 34 Maler, 4 Dekorationsmaler, 5 Zeichner, ! Kupferstecher, 1 Eylo⸗ graph, 3 Lithographen, 1“ Porzellanmaler, 4 Architekten, 2 Photo⸗ graphen, 12 Dilettanten. Die angegebene Frequenz von 84 Zöglingen übertrifft die des verjährigen Wintersemesters (79) um 5, die des ver⸗ flossenen Sommersemesters (76) um 8; ebenso steht die Zahl der Aus⸗ länder gegenüber von den beiden letzten Semestern diesmal höher um je 9.

St. Petersburg, 30. Januar. Das technische Eisenbahn— Inspektions-Komite meldet im „Reg. Anz. daß fich in den Tagen vom 23. bis 26. Januar 15 Unfälle auf den Eisenbahnen ereignet haben, von denen 13 durch die Verschüttung der Bahnen durch Schneestürme verursacht worden sind, und welche größtentheils nur mehr oder minder bedeutende Verspätungen der Zuge (um 1 bis 223 Stunden) zur Folge gehabt haben.

t Kunst und Wissenschaft. Berlin, 1. Februar. Gestern starb hier der Professor Dr. F. Schnakenburg Lehrer an der Kriegs-Akademie und am Kön igli— chen Lehrerinnen⸗Seminar.

München, 30. Januar. Im Königl. Residenztheater ge— langte gestern ein neues Lustspiel: Vom Regen in die Traufe“, von F. C. Schubert nach Calderon bearbeitet, zur erstmaligen Aufführung und ward vom Publikum sehr beifällig aufgenommen. .

Straßburg, 30. Januar. Der Bau des hiesigen Stadt⸗ thegters nimmt recht erfreulichen Fortgang und soll die Vollendung desselben Ende Februar c. definitiv stattfinden. Die Unterlage der Bühne sowie deren Seiten und Oberbau⸗Anlagen sind fertig und es fehlt hier wie im Zuschauerraum nur noch die äußere Bekleidung.

Rom, 26. Januar. Nach dem Beispiel von Turin und Florenz hat man sich auch hier mit der Bildung eines philologischen Vereins zum Studium der neuern Sprachen beschäftigt. Nach den Weihnachtstagen wurde die Subskription eröffnet, und fan⸗ den sich sofort so viele Unterschriften, daß am 20. Januar die Kurse für deutsche, französische und englische Sprache in dem Universitäts⸗ gebäude eröffnet werden konnten. Die deutsche Klasse, welche Pro— fessor Carl Fiedler leitet, besuchen beinahe 160 Zuhörer, die Hälfte scolari, vie andere uditori, d. h. solche, die nur zuhören; unter letzte⸗ ren befinden sich Professoren der Universität, Deputirte, Künstler, Studenten, Kaufleute und Handwerker, kurz Vertreter aller Klassen der Gesellschaft.

Unter dem Titel „Codex Cavensis Diplomaticus nunc pri- mum in lucem editus etc.“ erscheinen die Urkunden vom Ende des 8. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts, welche im Archive der Be⸗ nediktinerabtei zur heiligsten Dreifaltigkeit von Cava dei Terreni auf— bewahrt werden, herausgegeben von Hr. Michele Morcaldi und zwei andern Benediktinern des genannten Klosters. Die Dokumente sind interessant, namentlich als Quelle für die vergleichenden Studien des öffentlichen Röchts, der Gewohnheiten und Gebräuche, des Ackerbaues und des Handels zu jener Zeit. Das Werk wird 7 bis 8 Bände in von je 400 Seiten umfassen und mit chronologischen Verzeichnissen, Vokabularien ꝛc. ausgestattet sein. .

Kopenhagen, 29. Januar. Der langjährige Direktor des Ko penhagener Volkstheaters Kammer⸗Rath Lange, ist nach Mittheilung der „Berl. Tid. heute Vormittag nach längerer Kränklichkeit in einem Alter von 58 Jahren gestorben.

Gewerbe und Handel.

München, 28. Januar. Die technischen und chemischen Unter— suchungen, welche in Betreff des vor kurzer Zeit aufgefundenen St ein⸗ kohlenflötzes bei Murnau angestellt wurden, konstatiren, dem „N. K.“ zufolge, nicht nur eine große Mächtigkeit des Flötzes, sondern auch eine fast schwefelfreie Kohle, so daß sofort der Bergbau be— schlossen und bald darauf begonnen wurde. Jetzt ist das Unternehmen bereits in vollster Entwickelung und regstem Betrieb, ein Tiefschacht von über 209 Fuß ist eingetrieben, eine Dampfmaschine arbeitet an der Hebung, Hochbauten entstanden an einem früher ganz öden Platze.

Aus dem bereits erwähnten Bericht der Handelskammer über Hamburgs Handel im Jahre 1372 heben wir in Betreff des Verkehrs der einzelnen wichtigeren Waaren-Artikel Folgendes hervor: Das Geschaͤft in Baumwolle hat trotz mannigfacher un⸗ günstiger Umstände, denen der Artikel im Laufe des vergangenen Jah⸗ res ausgesetzt war, im Allgemeinen an Lebhaftigkeit und Ausdehnung demjenigen von 1871 nicht nachgestanden. Die Zufuhren betrugen 2815270 Ball. gegen 230,398 B. in 1871, u. a. von Nordamerika 42,74 B. (1871: 27,479 B.), Südamerika 67,867 B. (1871: 28, 395 B.). Westindien 25,341 B. (is7!: 36,4539 B.), England 123,951 B. (1871: 126,767 B.), Frankreich 9468 B. (1871: 579 B.), Bremen 5378 B. (1871: 7248 B.). Hiervon transitirten 171A 293 B. gegen 135,01 B. in 1871, während die Umsätze 111,339 B. be⸗ tragen haben. Von Kakao wurden 40,256 Säcke gegen 38,636 S. in 1871 zugeführt; das Geschäft in diesem Arti⸗ kel gewinnt in Hamburg immer mehr Ausdehnung. Die Ein— fuhr von Kaffee umfaßte 107,8 Millionen Pfd, gegen 128,5 Mill. Pfd. in 1871. die Ausfuhr und der Verbrauch ,. II2,8 Mill. Pfd. gegen 124,5 Mill. Pfd. in 1871. In Folge der geringen Ernte von 1871 und der vermehrten Prosperität aller industriellen und landwirth⸗— schaftlichen Geschäfte, sowie durch die große Flüssigkeit des Kapitals haben sich die Preise dieses Artikels zu einer Höhe gesteigert, wie man solche in sonst normalen Zeiten nicht gekannt. Die Erwartungen, welche man Anfang 1872 von dem Geschäft in Farbewaaren hegte, sind nicht vollständig in Erfüllung gegangen. Größere Zuführen, als der Bedarf erforderte, in Aussicht stehende große Ernten, veranlaßten rückgängige Preise einiger Hauptartikel. Für Mandeln war das verflossene Jahr ein ungilnstiges und belief sich die Einfuhr auf 24540000 Pfd. gegen 3,910, 006 Pfd. in 1871. Befriedigender war der Absatz in Rosinen, wovon 151,500 Kisten gegen 126,700 Kisten in 1871 eingingen. Die Einfuhr ven Korinthen umfaßte nur 2 Mil⸗ lionen Pfd. gegen 5 Millionen Pfd. in 1871. Der Handel in Getreide war während des ganzen Jahres ein schleppender; und im September und Oktober fand ein leidliches Versandtgeschäft, nament⸗ lich in Weizen, nach Großbritannien statt. In Hanf war das Geschäft wenig belangreich; die Zufuhren beliefen sich auf 4819 Ballen, gegen 5631 Ballen in 1871. Der Verkehr in Harz war, beson⸗ ders in der Mitte des Jahres ein reger, weil sich die Nachfrage für den Konsum bedeutend steigerte und die Spekulation ihre Aufmerk⸗ samkeit diesem Artikel zuwandte. Die Einfuhr von amerikanischem Harz betrug 92054 Fässer (1871: 65,810 Fässer), von französischem S460 Fäfsser (1871: 7436 Fässer). Das Geschäft in inlaͤndischen Häuten war ein recht befriedigendes. Für überseeische Wildhäute ge⸗ winnt der Hamburger Markt immer größere Bedeutung. Der Im⸗ port an solchen (990 009 Stück und 11,131 Ballen) erreichte eine noch nicht dagewesene Höhe und übersteigt den vorjährigen um ca. 403. Die Zuführen von Heringen stellten sich auf 94 000 To. gegen 191,700 To. in 1871. Durch starken Absatz nach dem Westen Deutschlands, gefördert durch die billigen Kartoffelpreise, wurden höhere Preise erzielt und steht, da wenige Zufuhren zu erwarten sind, eine weitere Steigerung derselben bevor. Die Einfuhr von Honig

betrug 1700, 909 Pfund gegen 1,570 000 Pfd. in 1871. Hörner wurden bedeutend mehr als in den vorhergehenden Jahren eingeführt und fanden zu steigenden Peeisen Absatz; die Zufuhr betrug 88 000 Stück gegen 5904400 St. in 1871. In Metallen feind ein äußerst lebhaftes Geschäft statt. Die große Geschäftsthätigkeit in allen Branchen mußte den Konsum bedeutend steigern, während die Produktion, durch die Arbeiter ⸗Agitationen und gekärzte Arbeitszeiten behindert, nicht in dem Maße fortschreiten konnte, wie der größere Verbrauch es wünschenswerth erscheinen ließ In Nutzhölzern ist in Folge enormer Zufuhren ein großer Umsatz erzielt worden; es gingen ein: Cedern zu Cigarrenkisten 85.700 1½ùουο bm. (1871: 322,500 ebm), Jacaranda 3,9537 000Ppfd.) 1871: 3,118,800 Pfd.), Mahagoni 754,000, Kubikmeter. (S871: (18713 133, 3001/9 Kubikmeter) 314, H00½ Kubikmeter), Nußhaum 609, 900 isico Kubikmeter) : Von Oel waren dle Zuführen durchgängig niedriger, als in 1871; sie betrugen: Leinöl 7470 Faß (1871: 16,679 F.), Palmöl 6389 F. (1871: 7388 F.), Cokosnußöl 4Il21 F. (18713 4273 F.), Olivensl 3,456, 00 Pfö. (1871: 6400000 Pfd.), Petroleum iS5, 151 Barr. und 4330 Kist. (1871: 265,703 Barr. und 9266 Kist. ). In Reis hat das Ge⸗ schäft einen außergewöhnlichen Umfang nicht erreicht, da Anregungen, die nachhaltig günstig auf den Artikel hätten influiren können, fehlten. Der Totalimport stellt sich auf 267,410 Säcke gegen 303, 060 Säcke in 1871. Das Geschäft in Salpeter hat eine bedeutende Äus— dehnung gewonnen, namentlich am Schlusse des Jahres, da verlautete da die Regierung in Peru den Artikel mit einem Ausfuhrzoll zu belegen respn. zu monopolisiren beabsichtige. Ob diese Gerüchte zur Wahrheit werden, kann erst die nächste Zeit lehren. Von Chili⸗Salpeter wurden 368,B511 Säcke gegen 246 256 S. in 1571 eingeführt. Der Import von Steinkohlen, welcher 1872 464,000 Last betrug, hat sich gegen 1871 um 47, 009 X. vermin- dert, veranlaßt durch wiederholte Strikes in den englischen Gruben und eine bedeutendere Bedarfsfrage für die englischen Fabriken. Das Geschäft in Tabak hat sich gehoben und zeigt sich für 1872 nicht nur eine erhebliche Zunahme der Importation, sondern auch des Absatzes, so daß die Vorräthe, welche sich auf das neue Jahr über— tragen, in den meisten Sorten noch unbedeutender sind, als die schon sehr geringen am Schlusse des J. 1871. Tuch die direkte Zufuhr von Thee ist im Zunehmen begriffen und wird wesentlich unter— stützt durch den erleichterten, seit Eröffnung des Suez- Kanals mehr und mehr durch Dampfschiffe vermittelten Verkehr mit China; eingeführt wurden 46,9135 Kisten Thee gegen 43724 Kisten in 1871. Der Import von Wolle belief sich auf 82, 143 Ballen, darunter 25, 968 B. vom Inlande, 46,833 B. von und via England. Der direkte Import bestand hauptächlich in Cap— wollen, während derselbe in Buenos⸗-Ayres⸗Wollen nur unerheblich war. Die Zufuhr von Zucker betrug 83 Millionen Pfund, darunter 43 Millionen Pfd. Rübenzucker aus dem Zollverein und Desterreich (ol: 133 Millionen Pfd., davon 99 Millionen Pfd. Rübenzucker). Die Roh-Zuckerpreiss sind gegen Enge des Jahres nicht unerheblich zurũck— gegangen. Die am Jahresschlusse vorhandenen Bestände' beliefen sich auf ea. 51 Millionen Pfd.

London, 1. Februar. (W. T. B.) Die gegen die hiesigen Gas— arbeiter erkannte Gefängnitzstrafe von einem Fahre ist vom Mini⸗ ster des Innern, Bruce, auf vier Monate herabgesetzt.

Kopenhagen, 30. Januar. Die hiesige Nationalbank hat heschlossen, den Diskont für Reichsmünzwechsel von 4] bis 5 * auf bis 45 * von morgen ab herabzusetzen. ö

Verkehrs⸗Anstalten.

Nr. 11. der Zeitung des Vereins Deutscher Eisen— bahn-⸗Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Die außerordentliche General⸗Versammlung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, Kommissions-Bericht über die Einführung einer übereinstimmenden Güter⸗-Klassifikation im Vereine Deutscher Eisenbahn⸗Verwaltungen. Mittheilungen über Eisenbahnen ꝛc. ;

Stettin, 39. Januar. Die außerordentliche Generalver— sammlung der Aktionäre der Berlin-Stettiner Eisenbahn⸗ gesellschaft, welche heute hier stattfand, beschäftigte sich zunächst mit dem mit der Angermünde⸗Schwedter Eisenbahngesellschaft wegen zeitweiser Ueberlassung des Betriebes und der Untechaltung der Anger— münde⸗Schwedter Eisenbahn geschlossenen Vertrage. Dem darüber vorgetragenen Bericht des Direktoriums zufolge wird von der Anger— münde⸗Schwedter Eisenbahngesellschaft die Fortsetzung der im Bau begriffenen Strecke in der Richtung von Pyritz auf Stargard ange— strebt. Die Vollendung des Baues der Bahn Angermünde⸗Schwedt bezw. die Exöffnung des Betriebes steht für den September d. J. in Aus⸗ sicht. Nach dem zwischen den beiderseitigen Gefellschaftorständen getroffenen Uebereinkommen übernimmt die Berlin-Stettiner Eisen—⸗ bahngesellschaft die Transportverwaltung und die für die Transprot⸗ verwaltung erforderliche Unterhaltung der Eisenbahn von Anger— münde nach Schwedt. Die Angermünde⸗ Schwedter Eisenbahn⸗ Gesellschaft überträgt alle ihre diesfälligen Rechte und Verpflichtungen an die Berlin⸗Stettiner Gesellschaft. Die letztere erhebt die Gefammt⸗ Einnahme der zu übernehmenden Bahnstrecke. Von dieser Brutto⸗ Einnahme erhält die Angermünde⸗Schwedter Eisenbahn-Gesellschaft 334 Prozent, die Berlin-Stettiner für die ihr erwachsenden Betriebs⸗ und Unterhaltungskosten 663 Prozent der Brutto⸗Einnahme. Die Dauer des Vertrages ist vorläufig auf- 4 Jahre festgesetzt. Tritt nicht ein Jahr vor Ablauf der Kontraktsperiode Seitens einer der kontra— hirenden Gesellschaften eine Kündigung ein, so gilt der Vertrag auf fernere 4 Jahre und wird jo weiter immer von vier zu vier Jahren stillschweigend verlängert. Dieses Uebereinkommen, welches noch ver— schiedene von uns übergangene Nebenbeftimmungen enthält, hat die Zustimmung des Verwaltungsrathes der Berlin⸗-Stettiner Eisenbahn— Gesellschaft, sowie auch die Billigung des Handels⸗Ministers bereits gefunden und auch die heutige Versammlung erklaͤrte sich mit 575 gegen 2 Stimmen damit einverstanden, daß ein solcher Vertrag abge⸗ schlossen werde In der außerordentlichen General⸗Versammlung vom 22. April v. J. wurde auf den Antrag eines Aktionärs beschlossen, die Bestimmungen der Nachtrags-Statuten vom 5. Mai 1863 dahin abzuändern, daß vom 1. Januar 1872 ab i) zu Ar— tikel II. c. die jährliche Remuneration der vier unbesoldeten Mitglieder des Direktoriums von 500 Thlrn. auf 1600 Thlr. erhöht, ) zu Artikel V. die Beschränkung der dem Verwaltungẽrath bewilligten Tantieme von * des Reingewinns auf ein Maximum von 4000 Thlr. aufgehoben werde. Dieser Beschluß ist Seitens des Handels-Ministers in formeller Bezichung insofern bemängelt worden, als der Gegenstand der Verhandlung nicht in der durch Artikel 238 des Handelsgesetzbuches vorgeschriebenen Weise in der Einladung zur außerordentlichen Generalversammlung am 22. April v. J. angekuͤn⸗ digt, worden. Es war deshalb eine Erneuerung des Beschlusses erfor⸗ derlich, welche heute mit 4 gegen 30 Stimmen erfolgte. Schließ— lich ermächtigte die Versammlung die Mitglieder des Direktoriums und des Verwaltungsraths auf Grund der in der heutigen General⸗ versammlung gefaßten Beschlüsse,. das erforderliche Nachtragsstatut zu entwerfen und rechtsverbindlich für die Gesellschaft festzustellen und zu vollziehen.

Heidelberg, 28. Januar. Das Projekt ist aufgetaucht, eine der Rigibahn ähnliche Eisenbahn nach dem Schlosse, der Molken⸗ kur, dem Kaiserstuhle und dem Kohlhofe anzulegen.

Altenburg, 30. Januar. Die „Alt. Ztg. erklärt berichtigend, daß weder an der Gera⸗-Weimarer Bahnlinie, noch an der Saalbahn in der Umgebung von Jena ein Spatenstich bis zur Stunde hat aus— gehoben werden können.

Bremen, 31. Januar. Die landespolizeiliche Abnahme der Eisenbghnstrecke Uelzen⸗-Langwedel wird zum 1. März d. J. und die Inbetriebsetzung dieser Bahnlinie unmittelbar darauf erfol⸗ gen. Das Personal für den Betrieb der Bahn wird am XV. Februar d. J. in Dienst treten.

London, 31. Januar. (W. T. B.) „Lloyds Liste“ schreibt, ö 8 e F . 1 2 ö . sn = . 2727 daß der Dampfer Murillo“ in Cadiz eingetroffen ist. Es ist nun⸗ mehr positiv festgestellt, daß der Murillo“ das Fahrzeug ist, welches das Auswandererschiff Northfleet“ niedergeranmnt hat. .