zu bewirken, welche nicht weniger als funfzig Thaler jährlich betragen dürfen.
— Der regierende Fürst Ferdinand zu Solms⸗Braun⸗ fels, geboren am 14 Dezember 1797, erbliches Mitglied des Herrenhauses, ist am 3. d. an den Folgen eines Lungenkatarrhs nach kaum elftägigem Krankenlager verschieden.
— Der General⸗Lieutenant und Gouverneur von Straß⸗ burg im Elsaß, von Hartmann, ist zur Abstattung persönlicher Meldungen von Straßburg hier eingetroffen.
Der General⸗Lieutenant, General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 19. Division von Tresckow, welcher zur Uebernahme der Geschäfte des General- Kommandos X. Armee⸗Corps, während der Abwesenheit des zur Wiederherstellung seiner Gesundheit beurlaubten Generals der Infanterie von Voigts⸗Rhetz, kommandirenden Generals dieses Armee⸗Corps, nach Hannover kommandirt ist, hat sich jetzt auf seinen Posten nach Hannover begeben.
— Der Oberst nnd Chef des Generalstabes J. Armer⸗Corps von Verdy du Vernois ist mit Urlaub von Königsberg i. Pr. hier angekommen.
— Die englische Post aus London vom 3. Abends über Cöln ist ausgeblieben.
Bayern. München, 3. Februar. Morgen werden der Prinz und die Prinzessin Adalbert nach Italien abreisen. Die Hohen Herrschasten werden drei Monate daselbst verweilen. Der König hat gestern zur Abschiedsfeier eine Familientafel
egeben.
. — Die Vollzugsbestimmung zur Verordnung in Betreff der Einführung von Chef⸗AUerzten für die Friedens⸗ Lazarethe sind heute mit dem Bemerken bekannt gegeben wor⸗ den, daß dieselben vom 1. April d. J. in Wirksamkeit zu treten haben, die bisherige Lazareth⸗Kommission vom gleichen Zeitpunkte an aufzulösen, und die zum Stande der Garnisons⸗Lazarethe zählenden Beamten nach wie vor in der Liste der betreffenden Lazarethe zu führen sind. Das Königliche Kriegs⸗Ministerium beabsichtigt für das Jahr 1873 die Ausgabe eines neuen Militär⸗ Handbuchs.
— Vom 1. Oktober d. J. ab wird das Stadtgericht zu Aschaffenburg mit dem dortigen Landgericht zu einem Gericht vereinigt werden, welches die Bezeichnung „Königliches Stadt- und Landgericht Aschaffenburg“ führen wird.
Sachsen. Dresden, 4. Februar. Ueber das Befinden der Königin ist heute früh das nachstehende Bulletin aufgelegt worden:
„Eine wesentliche Veränderung im Befinden Ihrer Majestãt der Königin ist nicht eingetreten. Die Nacht war durch Huftenanfälle 2 gestärt. Das Fieber hat etwas abgenommen. Das Allge⸗ meinbefinden ist zufriedenstellend. Dr. Fiedler.“
Das „Dr. J“ fügt noch hinzu, daß sich bis Nachmittags 2 Uhr in dem Befinden Ihrer Majestät keine weitere Verände⸗ rung gezeigt hat; namentlich ist eine Verminderung der Kräfte nicht eingetreten.
— Der Ersten Kammer lag heute der anderweite Bericht ihrer außerordentlichen Deputation für die Organisationsgesetze zur Berathung vor, welcher die Resultate des Vereinigungsver⸗ fahrens über das Behördenorganisationsgesetz, die revidirte Land⸗ gemeindeordnung, das Gesetz über die Bildung von Bezirks⸗
vertretungen und das Gesetz über das . in Verwal⸗
tungsstrafsachen enthält. Das Referat hatte Geh. Rath v. König übernammen. Es ist fast über alle Differenzpunkte eine Vereini⸗ gung erzielt worden, und der Ersten Kammer werden von. ihrer Deputation folgende Konzesstonen vorgeschlagen: von dem In⸗ stitute der Distriktaporsteher soll abgesehen, dagegen eine ange⸗ messene Vermehrung der Landgensd armen vorgesehen; die Kreisausschüsse sollen, jedoch mit einer im Vergleich zu dem Entwurfe und den Beschlüssen der Zweiten Kammer einigermaßen, namentlich, mit gewissen Ausnahmen, auf Entscheidungen erster Instanz beschränkten Kompetenz, beibehalten; die Oeffent⸗ lichkeit der Bezirks- und Kreisausschüsse, sowie — fakul⸗ tatipd — den werden. Doch hat ein Theil der Deputation, dem sich Präsident von Zehmen angeschlossen, seinen Dissens gegen , Bestimmungen der Entwürfe und namentlich gegen den ie Grundlage der neuen Organisation enthaltenden F. 5 des ersten der Eingangs gedachten Gesetze aufrechterhalten. In der allgemeinen Debatte resumirte Prãsident von Zehmen, der den Vorsitz an den Vize⸗Präsidenten Pfotenhauer abgetreten hatte, noch⸗ mals die Bedenken derjenigen Majoritãät der Kammer, welche bei der ersten Berathung den Vorschlägen der Deputationsminorität
zugestimmt hatte, gegen Modalitãt und Opportunitãt der Reform,
schloß aber hieran die Erklärung, daß diese Majorität, mit ein⸗ zelnen Ausnahmen, sich verständigt habe, im gegenwärtigen Mo⸗ mente, und im Hinblick auf den Zusammenhang der heute zur letzten Beschlußfassung vorliegenden Gesetze, auch dem Schul⸗ und dem Konsistorialgesetz, auf die Fortsetzung ihrer Opposttion
zu verzichten, um nicht der Regierung die ohnehin in mancher Bezie⸗
hung schon schwierige Situation noch zu erschweren. Zu beklagen habe er jedoch, daß die Regierung bei all' den Angriffen, denen die Erste Kammer ausgesetzt gewesen, kein Wort der Abwehr gehabt und überall, wo es die Durchsetzung ihrer Ansichten gegolten,
auf die selbstverläugnende Zustimmung der Ersten Kammer als
etwas Selbstverstãndliches ght habe. Noch drei andere Redner der zeitherigen Kammermehrheit, die Herren v. d. Planitz, von Falkenstein und Graf Hohenthal motivirten ihren Entschluß, den Entwürfen, wie sie aus dem Vereinigungsverfahren hervor⸗ gegangen, nunmehr zuzustimmen, der Erstere wies namentlich die Beschuldigungen und Verdächtigungen zurück, deren Gegen⸗ stand die Gegenvorschläge der Deputationsminorität in der Zwei⸗ ten Kammer, namentlich Seitens eines Redners, gewesen. Namens der Regierung dankte Staats⸗Minister v. Nostitz⸗Wallwitz den Vorrednern für ihren praktischen Entschluß, nicht durch die Fortsetzung ihrer Opposition die unläugbar bis zu einem ge⸗ wissen Grade vorhandene Spannung noch zu erhöhen. Er er⸗ klärte dem Präsidenten von Zehmen gegenüber, daß er sich be⸗ wußt sei, überall da, wo das verfassungsmäßige Recht der Ersten Kammer in Frage gestellt worden sei, für dasselbe einge⸗ treten zu sein, in eine Polemik zwischen beiden Kammern sich zu mischen, halte er am wenigsten fuͤr die Regierung für ange⸗ messen. — Die einzelnen Vereinigungsvorschläge wurden hierauf durchgängig, zumeist mit Einstimmigkeit, angenommen, & 5 des Organisations⸗Gesetzes mit allen gegen 3 Stimmen (Domherr von Watzdorf, von Böhlau, von Egidy). In einem einzigen Punkte wurde keine Einigung erzielt. Die Kammer verwarf auf Anrathen der Deputation auch heute einstimmig bei §. 19 des Bezirks⸗Vertretungsgesetzes das von der Zweiten Kammer beschlossene Vorschlagsrecht der Bezirksversammlung für die Be⸗ setzung der erledigten Antshauptmannstelle. Auch die Regierung
der Gemeinderathsversammlungen soll zugestan⸗
hatte die in dieser Beziehung gemachten Vereinigungsvorschläge für unannehmbar erklärt.
Württemberg. Stuttgart, 2. Februar. Zu Anfang der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde die Endab⸗ stimmung über das Weiderechts und Weideablösungsgesetz (hin⸗ sichtlich der Beschlüsse dieser Kammer über die abweichenden Be⸗ schlüsse der Ersten Kammer) vorgenommen und dasselbe mit 67 gegen 3 Stimmen angenommen. Auch wurde die Bitte an die Regierung mit 45 gegen 35 Stimmen beschlossen:
Das Retourbilletfystem mit ermäßigten reisen nach Zulassung der sonstigen Eifenbahnerträgnisse auch auf kürzere Entfernungen mehr und mehr auszudehnen.“ ; ;
Der Regierungs⸗Kommissär erklärte sich damit, ohne aber jetzt schon einen Zeitpunkt firiren zu können, einverstanden. Der Präsident theille mit, daß noch vier kleine Gesetzentwürfe zur Be⸗ rathung für diese Session einkommen werden: I) über Einlösung der 6prozentigen Staats⸗-Obligationen (über 5 Millionen Gul⸗ den), 2) Retablissementsgelder, 3) Aufbesserung der Pensionen, 4 Gerichtsschöffen betreffend.
Sach sen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 4. Februar. Bei dem Königlich preußischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Freiherrn v. Pirch fand gestern Abend zur Feier des Geburtstages Ihrer Königlichen Hoheit der Frinzessin Carl von Preußen eine Gesellschaft statt, welche Ihre Königliche Hoheiten der Großherzog und die Frau Großherzogin von Sachsen nebst Ihren Hoheiten den Prinzessinnen durch Höchstihre Gegenwart auszeichneten. Die Spitzen der Be⸗ hörden, die Hofstaaken, der Oberst und das Offizier⸗Corps des J. Bataillons des 94. Regiments (Großherzog von Sachsen) und zahlreiche andere Gäste wohnten der Feier an.
Bremen, 2. Februar. Der hiesige Volksbildungs⸗ verein hat gestern das Musterstaͤtut als Zweigverein der in Berlin seßhaften Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung mit einzelnen Abänderungen angenommen, und dann den pro⸗ visorischen Vorstand zum definitiven erwählt. Für die vor⸗ läufig beschlossenen beiden Volksblibliotheken kann die Vereins⸗ kasse nur etwa 1000 Mark hergeben; den Rest von 2000 Mark müssen außerordentliche Beitrge decken. Wegen der Fortbil⸗ dungsschulfrage hat der Vorstand den Verein der Volksschul⸗ lehrer um ein Gutachten ersucht.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 4. Februar. Das Bulle⸗ tin vom 3. d. Mts. über das Befinden der Kaiserin Carolina Augu sta lautet: Bei Ihrer Majestät stellte sich gestern Abends nach einem befriedigenden Tage eine mäßige Fieberzunahme mit Gallenausscheidungen ein, worauf erst nach Mitternacht ruhiger Schlaf folgte.
— Der Kommandant der 13. Division, FM. Baron Lud⸗ wig Piret, ist unter Enthebung von seiner Verwendung im stehenden Heere, zum Adlatus des Ober⸗Kommandanten der unga⸗ rischen Landwehr ernannt worden.
BPesth, 3. Februar. Auf der Tagesordnung des Abge⸗ ordnetenhauses standen heut die allgemeinen Beschlußanträge des Finanzausschusses in Betreff des Budgets. Der dritte An⸗ trag soll den Staatsrechnungshof anweisen, über die Regelung seiner eigenen Manipulation des ganzen Staatsbuchhaltungs⸗ Systems und der Staatsschuldenkontrolle einen Gesetzentwurf vorzulegen. Csawolsky beantragte eine prägnantere, viel schãr⸗ fere . da der Sraatsrechnungshof vom Gesetzartikel XVIII. 1876 hierzu verpflichtet und seiner Pflicht nicht nachgekommen sei. Diese Ansicht fand im ganzen Hause lebhafte Zustimmung, ber von Seite der Rechten Abgeordneter Polya Ausdruck gab. Der Antrag Csawelsky's wurde von einem großen Theile der Rechten zum Beschlusse erhoben.
Prag, 4. Februar. In der zweiten Hälfte des Monats Januar standen in Prag und in zehn zum Karolinenthaler, Smichower, Koliner und Trautenauer politischen Bezirke gehörigen Gemeinden 77 Cholerakranke in ärztlicher Behandlung. Davon sind 28 genesen, 30 gestorben und 19 am Schluß der
Rapportsperiode im Krankenstande verblieben.
Schweiz. Bern, 4 Februar. (W. T. B.) Der päpstliche Nuntius hat dem Bundesrathe ein vom 16. Januar datirtes päpstliches Sendschreiben überreicht, durch welches dem Msgr. Mermillod, Bischof von Hebron in partibus, in Anbetracht der Bedrängniß der christlichen Kirche im Kanton Genf die kirch⸗ liche Verwaltung und Jurisdiction als apostolischen Vikar mit den Rechten eines ordentlichen Landesbischofs im Kanton Genf übertragen wird.
Frankreich. Paris, 3. Februar. Das „Journal offieiel“ meldet: Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten und der Botschafter Ihrer britischen Majestät haben am 29. Janugr in Verfailles eine Deklaration ausgewechselt, welche den Zweck hat, den Tarif der dem am 5. November 1872 abgeschlossenen Han⸗ . angehängten Ausgleichungszölle eudgültig fest⸗ zustellen.
— Die Zahl der Bischöfe, welche an Thiers geschrieben, um denselben aufzufordern, zu Gunsten der Klöster in Rom bei der italienischen Regierung auf diplomatischem Wege zu interveniren, beträgt jetzt 15. Nach dem halbamtlichen, Soir“ hat der Präsident der Republik antworten lassen, daß die religiösen Orden von Italien nicht unterdrückt werden sollen und nicht zu befürchten ist, daß ihre Generale ausgewiesen werden. Die italienische Re⸗ gierung werde der Kirche nicht die Mittel benehmen, die Klöster aufrecht zu erhalten. Sie wolle blos die Beziehungen zwischen Staat und Kirche regeln, und die französische Regierung habe nicht das Recht, sich in das Gesetz über die religiösen Körperschaf⸗ ten einzumischen.
Versailles, 4. Februar. (W. T. B.) Die National⸗ versammlung beschäftigte sich heute mit der Berathung des Gesetzentwurfs Über die Arbeit der Kinder in den Fabriken und setzte als die Altersgrenze, unter welcher die volle Tagesarbeit nicht erlaubt sein soll, für Knaben das 13, für Mädchen das 14. Lebensjahr fest. Der Minister des Auswärtigen, Remusat, brachte eine Vorlage, betreffend die Ratifikation des englisch⸗französischen Handelsvertrages ein.
Griechenland. Auf Samos hat, wie den „Daily News“ vom 4. Februar von dort telegraphirt wird, ein Erdbeben große Zerstörungen angerichtet. Auch sind zahlreiche Verluste an Menschenleben zu beklagen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Februar. Der Minister der Staatsgüter hat nachträglich genehmigt, daß zu den Lizitationen der geistlichen Güter im Königreich Po⸗ len außer den Nationglrussen auch Ausländer nichtpolnischer Nationalität (also auch Deutsche) zugelassen werden dürfen. Diese Erweiterung des Kaufrechtes der gedachten Güter ist ledig⸗
lich im Interesse des Staatsschatzes geschehen, weil durch die größere Konkurrenz höhere Preise erzielt werden.
— Das astronomische und meteorologische Ob⸗ servatorium in Warschau ist seit dem 1. Januar d. 3. mit der dortigen Kaiserlichen Universität vereinigt und unter die unmittelbare Verwaltung der Universitätsbehörde gestellt worden.
— 4. Februar. (W. T. B) Das „Journal de St. Pe⸗ terssbourg“ meldet, daß die vor drei Jahren begonnenen Unter⸗ handlungen Rußlands und Großbritanniens über die central⸗ asiatische Frage in Bezug auf Feststellung der Grenze für die beiderseitigen Gebiete und ruͤcksichtlich der von beiden Staaten zu beobachtenden Handlungsweise zum Abschluß gelangt seien und zu einer vollstaͤndig befriedigenden Uebereinstimmung geführt hät⸗ ten. Rußlands Politik in Eentral⸗Asien, wie in Suropa, sei nur auf Erhaltung und Sicherung des Friedens gerichtet, wie ihm dies von seinen eigenen Interessen vorgeschrieben werde.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 30. Januar. Nach Mittheilung der „Post och Inr. Tid.“ wird der König morgen Nachmittag mit einem Extrazuge in Begleitung seines wachthabenden Adsutanten, des Majors Ribbing und des norwe⸗ gischen Hofmarschalls Holtermann, nach Christiania abreisen. Die Reisẽ der Königin nach Norwegen ist bis auf Weiteres aufgeschoben worden. Man nimmt an, daß der Bruder des Königs, der Herzog von Dalarne, während der Abwesenheit des Königs, welche . bis zum 20. Februar dauern wird, zum Vorsitzenden der zu erwählenden interimistischen Regierung ausersehen worden ist.
Dem Kronprinzen ist bei einem Falle das linke Bein beschädigt worden, meldet dasselbe Blatt und „Dagens Nyheter“ fügt hinzu, daß Dr. Haffström in Helstngborg nach Stockholm berufen worden ist, um die Heilung des Kronprinzen vorzuneh⸗ men, daß aber diefes neue Uebel nicht mit dem früheren, welches Dr. Metzger in Deutschland gänzlich geheilt habe, in Verbin⸗ dung stehe. kö
— Offiziell meldet „Rigstidenden“, daß das Gerücht über die Errichtung eines Zollverband es zwischen Schweden und Norwegen sowie einer Delegation der Volksrepräsentationen beider Reiche unbegründet ist. .
Christianig, 31. Januar. Einer Mittheilung des nor⸗ wegischen „Dagbladet/ zufolge, soll es die Absicht der Regie⸗ rung sein, dem Storthinge einen neuen Vorschlag zum Wehr⸗ pflichts gesetze vorzulegen. In diesem Vorschlage ist von der früher ausgesprochenen Anschauung, daß alle Wehrpflichtigen in bie Linien eintreten und dort eine gleiche Uebung und Dienstzeit haben sollten, abgegangen. Dagegen wird der Unterschied zwi⸗ schen Linie und Reserve festgehalten. Von den Wehrpflichtigen sollten jährlich 5400 Mann in die Linie aufgenommen und den verschiedenen Waffenarten zugewiesen werden, während die übrigen Wehrpflichtigen als Reserve dienen und wie bisher eine Rekruten⸗ schule in ebenso langer Zeit, wie es der Linie vorgeschrieben sei,
durchgehen sollten. Dänemark. Kopenhagen, 1. Februar.
ueberschwemmten in Dänemark sind jetzt g30, 082 Rdl. beim Central⸗Komite eingegangen.
Für die im Ganzen
Neichstags⸗Angelegenheiten. Die ‚B. A. C.“ giebt folgende Uebersicht über die seit der letz⸗
ten Sesston des Deutschen Reichstages unter dessen Mitgliedern
eingetrelenen Veränderungen. Ausgeschieden sind die Abgeordneten v. Keudell wegen Beförderung im Reichsdienste zum Gesandten in Konstantinopel, v. Krzyzanowski in Folge Niederlegung des Mandats, Graf Dohnäa⸗Kotzenau durch den Tod, Böhmer durch den Tod, Golsen durch den Tod, Reyscher durch Niederlegung des Mandats, Genast in 6 Beförderung im weimarischen Staatsdienste, Briegleb durch den
od. Wledergewählt wurden Regierung-sRath Genast (3. Wahlkreis des Großherzogthums Sachsen⸗Weimar) und der früher schon wegen Ernennung zum Kaiserlichen Appellations Rathe in Colmar ausgeschie⸗ dene Herr v. Puttkammer J. im Wahlkreis Fraustadt. Neugewählt wurden Staatsanwalt Kayser zu Küstrin für den Geh,. Leg⸗R. v. Keudell im Wahlkresse Königsberg i. d. Neumark; Probst Jazdzewski in Zduny an Stelle des Herrn v. Krzyzanowski im Wahlkreise Krotoschin, Staäté-Minister Pr. Falck an Stelle des Grafen Dohna im Wahl—⸗ kreise Lüben⸗Bunzlau, der Kaiserliche Kammerpräsident Petersen zu Straßburg an Stelle des Abgeordneten Golsen im Wahlkreise Kai⸗ . (derselbe hat bereits dem Deutschen Zollparlament ange⸗ zört, Stadtrath Dr. Weber zu Berlin an Stelle des Abg. Briegleb im Hersogthum Coburg. — Erledigt sind augenblicklich die Wahlkreise Neuwied (früherer Vertreter Böhmer) und Cannstadt in Württemberg ffrüherer Vertreter Reyscher).
Landtagsangelegenheiten.
Berlin, 5. Februar. Der dem Hause der Abgeordneten vorliegende Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Theilung des Sternberger Kreises, lautet;
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc. verordnen mit Zustimmung beider Häuser des er,. Uns erer Mo⸗ narchie was folgt: Einziger Paragraph: Aus dem Kreise Sternberg im Regierungsbezirke Frankfurt werden die beiden Kreise: Erster e Sternberger Kreis und Zweiter (östlichery Sternberger
reis gebildet, deren Abgrenzung die Anlage ergiebt. Urkundlich ꝛc. ODOrtsch af ts⸗BVerzeichn iß des Ersten (westlichen) und des Zweiten (östlichen) Sternberger Kreises.
Der Erste (westliche) Sternberger Kreis besteht aus den Ort⸗ schaften: Aurith (Gemeinde und Domäne), Balkgw, Balkow Grimnitz, Beelitz (Gemeinde und Gutsbezirk), Bergen (Gemeinden und Guts— bezirk, Bieberteich (Gemeinde- und Gutsbezirk), Bischofssee (Ge⸗ meinde und Domäne), Bottschow (Hemeinder und Gutsbezirk), Buch- holz (Gemeinde⸗ und Gutsbezirk), Elguswalde (Gemeinde und Guts⸗ bezirk, Cunersdorf (Gemeinde und Gutsbezirk, Eunitz. Döbbernitz
Gemeinde- und Gutsbezirk, Drenzig (Hemeinde und Domäne),
rauendorf, (Gemeinde, und Gutsbezirk), Friedrichswille (Gemeinde⸗ und Gutsbezirk), Groß⸗Gandern (Gemeinde⸗ und Gutsbezirk), Klein⸗ Gandern (Gemeinde⸗ und Guts bezirt), Goerbitsch (Gemeinde⸗ und Gutsbezirk), Amtsvorwerk . Gohlitz, Graeden (Gemeinde und Gutsbezirk), Grimnitz, Grunow 6. De, Hildesheim (Gemeinde und Gutsbezirk), Klein⸗Kirschbaum (Gemeinde und Gutsbezirk), Kloppitz, Kohlow (Gemeinde⸗ und Gutsbezirk) Kreemsen, Laessig, Laubow, Leichholz (Gemeinde! und Gutsbezirk), Leissom, Lieben (Gemeinde— und Gutsbezirk), Groß Lübbichem, Klein- Lübbichow atschdorf (Gemeinde⸗ und Gutsbezirk, Melschnitz, IJleuenzorf Gemeinde und Domäne) Neuendorfer Etablissement, Oetscher, Pinnow Gemeinde- und Gutsbezirk), Polenzig, Radach (Gemeinde- und
utsbezirk), Gro Rade, Klein Made, Rampitz (Hemeinde, Domäne und Königlicher Forstbezirk), Reichenwalde Gemeinde⸗ und Guts⸗ bezirk, Reipzig, Reppen (Königlicher Forsthezirk), Saepzig, Sandow Gemeinde⸗ und Gutsbezirk), Schmagorei (Gemeinde- und Gutsbezirk),
chwetig, Seefeld, Spudlow, Stenzig, Storkom, Tornew (Gemeinde- und Gutsbezirk), Trettin, Tschernow, Wildenhagen (Hemeinde und Gutsbezirk), Zerbow (Gemeinde und Gutsbezirk, Ziebingen (Ge— meinde⸗ und Gutsbezirk, Zohlow (Gemeinde, und Gutsbezirk), Zwei⸗ nert, und den Städten Drossen, Göritz und Reppen.
Der Zweite (östliche) Sternberger Kreis umfaßt die Ortschaften: Albrechtsbruch, Altona, Anapolis, Arendsdorf (Gemeinde⸗ und Guts⸗
bezirt),
bezirk), Baudachswerder, Beatenwalde, Beaulieu, Breesen, Breisach, Brenkenhofsfleiß, Burschen (Gemeinde⸗ und Gutsbezirk), Ceylon, Charlstown, Cöritten, Corsica (Gemeinde: und Gutsbezirk, Damm⸗ hbusch, Neu -⸗Dresden, Ernestinenberg, Florida, Freiberg, Friedrich der Große, Gartow und Forsthaus. Gartow, Glauschdors, Gleißen (Gemeinde- und Gutsbezirk Grabow (Gemeinde⸗ und Gutg= Grochow (Gemeinde⸗ und Grunow bei Lagow, Grenow bei Stock, Hammer, Hampshire avannah, Heinersdorf, Herzogswalde (Gemeinde! und Guts⸗ „zirk, Jamaica mit Mießenwerder, St. Johannes, Kemnath , und Gutsbezirk), , , (Gemeinde⸗ und Guts⸗ ezirk), Koeltschen, Königswalde (Gutsbezirk), Kriescht (Gemeinde und Domäne), Lagow (Huts⸗ und Königlicher Forstbezirk, Neu⸗Lagow, Langenfeld, Langenpfuhl, Limmritz (Gemeinde- und Königlicher Forst⸗ bezirk), Neu⸗Lꝓimmritz, Lindow (Gemeinde- und Gutshezirk), Luisa , und Gutsbezirk), Malkendorf, Malsow (Gemeinde⸗ und utsbezirk, Malta und Quebeck, Mannheim, Maryland (Gemeinde und Domäne), Mausckow, Meeckow, Neudorf (Gemeinde⸗ und Guts⸗ bezirk, Neuwalde (Gemeinde⸗ und Gutsbezirk), Oegnitz, Osterwalde (Gemeinde⸗ und Gutsbezirk), Ostrow, Petersdorf. Pensylvanien, Phi⸗ ladelphia, Priebrow, Rauden (Gemeinde⸗ und Gutsbezirk, Reichen, Reitzenstein, Fisk. Rehnen, Saratoga, Savannah, Schartowsthal, Scheiblersberg, Schermeisel (Gemeinde⸗ und Gutsbezirk), Schleestädt, Schönow (Gemeinde⸗ und Gutsbezirk), Schönwalde (Gemeinde und Gutsbezirk, Schwarzsel, Seeren, Selchow (Gemeinde und Gutsbezirk), Sonnenburg (Domäne), Sophienwalde (Gemeinde und Gutsbezirk), Spiegelberg (Gemeinde- und Gutsbezirk, Stock, Streitwalde, Siubbenhagen, Stuttgart, Sumatra, Tauerzig, Tempel, Teufelsvor⸗ werk, Trebow, Ulrica, Waldowslränk, Wallwitz (Gemeinde- und Guts⸗ bezirk), Wandern Gemeinde⸗ und Gutsbezirks, Wasserhof, Weiber⸗ werder, Wilhelmsthal, Woxfelde (Gemeinde⸗ und Gutsbezirk), New⸗ Jork, Jorkstown, Zelle und die Städte Königswalde, Lagow, Sonnen- burg, Sternberg und Zielenzig. Motive.
Die Theilung des Kreises Sternberg im Regierungsbezirke Frank⸗ rt, welcher auf 400 Meilen über 210 Kommunalbezirke und eine evölkerung von rund 92,090 Seelen enthält, ist schon seit mehreren
Jahren von den Propinzialbehörden als ein unabweisliches Bedürfniß bezeichnet worden. Der Kreis ist zu groß, um von einem Landrathe auch nur in räumlicher Beziehung genügend übersehen werden zu können, die Arbeitskräfte eines Landrathsamtes sind nicht ausreichend, um bei der von Jahr zu Jahr wachsenden Arbeitslast den Geschäfts— gang vor Stockungen zu bewahren. ö .
Unter diesen Umftänden haben die Kreisstände dem Plane zur Theilung des Kreises in zwei Kreise auf, dem Kreistage vom 14. in er 18723 ihre Zustimmung ertheilt; die Provinzialbehörden be⸗ Ürworten denselben. ; . .
Die Staatsregierung glaubt auf die Durchführung der Theilung ein um so größeres Gewicht legen zu sollen, als in Folge der Kreis⸗ Ordnung füuͤr die sechs östlichen Provinzen vom 13. Dezember 1872 erhöhete Anforderungen an die Kreis-Verwaltung werden gestellt werden.
Die aus der Anlage des Gesetzentwurfs sich ergebende Abgrenzung der beiden neuen Kreife, zu deren übersichtlicher Darstellung die an⸗ eschlofsene Skizze dient, beruht auf einer sorgfältigen Abwägung aller n Vetracht zu ziehenden Momente, und entspricht den Wünschen der überwiegenden Mehrheit der Betheiligten. — Das Oder⸗Bruch, soweit es den Kreis berührt, ist dem neuen J. westlichen, das Warthe⸗Bruch dem 2. östlichen Kreise zugetheilt. Die bestehenden Verkehrsverhältnisse sind mög⸗ sichst berücksichtigt und anderweit vorhandene Verbände (Kirch piele, Rent⸗ amt Sonnenburg) fast gänzlich unberührt gelassen. Die Einwohnerzahl, 666 und Steuerkraft ist ziemlich gleichmäßig auf die beiden neuen
reife vertheilt. Bei 43.163 Einwohnern wird der westliche Kreis 114,i28 Hektar Fläche mit 306,537 Thalern Grundsteuer⸗Reinertrag enthalten, dagegen der östliche bei 45, 42 Einwohnern 10238 Hektar Fläche mit 304,663 Thalern Grundsteuer⸗Reinertrag. Während jener Gö 60 Thlr. an Gesammtsteuern zahlt, entrichtet dieser 67,713 Thlr. Die Zahl der Ortschaften beläuft sich im westlichen Kreise auf 105, im östlichen auf 130, darunter befinden sich in jenem 3, in diesem 5 Städte; ferner in . 27 größere Güter von mindestens 1000 Thalern Grundsteuer-Reinertrag, in letzterem 17 .
Ist demnach an der Prästationsfähigkeit der beiden . eben so wenig zu zweifeln, wie an dem Vorhandensein geeigneter Elemente kr die Durchführung der obrigkeitlichen und kommunalen Selbst⸗ verwaltung in Gemäßheit der Kreisordnung vom 13. Dezemher 1872, so bietet auch die Auseinandersetzung des Kreisvermögens kein Bedenken egen die Realisirung des Theilungs⸗-Projektes. In letzterer Hinsicht n , die Kreisstände die Verwendung der vorhandenen Aktiv⸗Kapi⸗ tasten zum Ausbau verschiedener Kreis⸗-CGhausseen beschlossen und gleich⸗ zeitig die Beibehaltung eines gemeinsamen Chau sseebau⸗ Verbandes auch nach erfolgter Trennung des Kreises in zwei Kreise, ins Auge gefaßt. Kreisschulden sind nicht vorhanden. ; . Die gewählte Benennung der beiden Kreise als Erster und Zweiter Sternberger Kreis hat in dem Wunsche der Betheiligten sein n Grund, den alten Sternbergischen Namen, welchen einer der altesten Bestandtheile des preußischen Staats führt, nicht verschwinden zu sehen. Aehnlich liegt das Verhältniß, hinsichtlich der Benennung der beiden Jerichower Kreise im Regierungebezirke Magdeburg; der beiden Mansfelder Kreise im Regierungsbezirke Merseburg; ferner der beiden Priegnitzer und Havelländer Kreise im Regierungsbezirke Potsdam. ;
Was endlich die durch die Theilung des Kreises entstehenden Kosten anlangt, so sind dieselben bereits in dem Entwurf zum Staats⸗ Haushalts-Etat pro 1873 in Ansatz gebracht worden.
Die, Nr. 11 der Annglen der Lan zwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Zur Auswanderungsfrage. — Versuche über das Unterbringen der Saat in verschiedener Tiefe. — Vortrag, gehalten vom Prof. B. S. Jör⸗ gensen. — Aus der Provinz Schl swig-Holstein. — Aus dem Herzog⸗ thum Anhalt. — Versuche zur Erforschung der Zusammensetzung und
Gutsbezirk), Grundhof,
des Futterwerthes des Klees in den verschiedenen Vegetationsperioden. — Die Wanderlehrerfrage in 2 . Ref . Landmann seine Kinder ausbilden? Vortrag, gehalten von Dr. Schild. — Besondere Beilage zum Deutschen „Reichs- Anzeiger. Vermischtes: Ueber die Thätigkeit des westfälischen Vereins für Vogelschutz, Geflũ⸗ gel⸗ und Singvögelzucht, XIII. ordentliche =/ . . des Vereins der Spiritusfahrikanten in Deutschland. — Preisver⸗ zeichnisse. — Marktbericht. Viehpreise. Stärkepreise.
— Die Nr. 2 des „Amts⸗Blattes der Deutschen Reichs⸗ Telegraphen⸗Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügun⸗ gen vom 25. Januar, 1873. . Wittwenkassen⸗ Angelegenheiten und ,, e der von der preußischen Staats⸗ reglerung angestellten Telegraphenbeamten und Unterbeamten. — Vom 2. Januar 1873. Instradirung der deutsch⸗englischen Korrespondenz. — Vom 25. Januar 1873. Verfahren, wenn die Weiterbeförderung bereits abtelegraphirter Depeschen Seitens ausländischer Stationen wegen eingetretener Störung oder Unterbrechung beanstandet wird. — Vom 2J. Januar. Aenderungen des Stromlaufs Nr. 12 im Be⸗ triebs ⸗Reglement. — Vom 31. Januar 1873. Wiederholung der im Texte der Depeschen etwa enthaltenen Angaben bezüglich vorausbezahlter Antwort ꝛc. unter den dienstlichen Zusätzen. — om 31. Januar 1873. Verfahren, wenn Seitens der Korrespondenten in Betreff der richtigen Uebermittelung von Depeschen Zweifel erhoben werden. — Bescheidung vom 31. Januar 1873. Verfügung an die Kaiserliche Telegraphen⸗ Direktion zu N., die Abfassung der Dienstdepeschen nach dem Aus⸗
lande betreffend. Kunst und Wissenschaft.
In Stub ers Buchhandlung in Würzburg ist vor Kurzem die erste Hälfte des J. Bandes, der „Ausgewählten Werke Friedrichs des Großen“ erschienen. Die Verlagshandlung war bemüht, eine gediegene Auswahl zu bieten und hat zu diesem Zwecke den als Biographen und Commentator Dantes bekannten Professor Dr. Franz X. Wegele gewonnen. Die „Allgemeine Einleitung über die gesch chtliche und nalionale Bedeutung Friedrich des Großen“, dann die weiter beigefügte „Besprechung der Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg, sind beide gus der Feder Wegele's. Die sorgfältige Uebersetzung hat Heinrich Merken, der Verfasser der „Gedanken Friedrich des Großen“ besorgt. — Die Sammlung wird in 4 Bänden (6 Halbbänden) in Zwischenräumen von je 4 bis 5 Mo⸗ naten und in nachfolgender Reihenfolge erscheinen; Band J.. Denk würdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg Gon Friedrich Wilhelm, dem Großen Kurfürsten an). Geschichte meiner Zeit. Band II: Geschichte des sieben jährigen Krieges. Denkwürdigkeiten vom Hubertsburger Frieden bis zum Frieden von Teschen. Band III.: Betrachtungen über den gegenwärtigen Zustand des Staatensystems in Europa. Anti⸗Macchiavel. Der Fürstenspiegel. Ueber Erziehung. Vom Nutzen der Künste und Wissenschaften in einem Staate. Versuch über die Regierungsformen und Regentenpflichten. Briefe über Vater= landsliebe. Ueber die deutsche Literatur. Der IV. Band enthält eine Auswahl aus seinem Briefwechsel. —
Christignia, 31. Januar. Nach einem Telegramm des nor⸗ wegischen „Aftonbladet“ ist die von Hrn. Rosenthal in Bremen aus⸗ gerüftete Spitz bergen-Expeditisn mit dem Dampfschiffe „Grön—= land“, Kapitän Melmsom, am Dienstage von Jönsberg abgegangen.
Gewerbe und Handel.
Berlin. Die Aktien der Stadtberger Hütte werden zum Course von 105 in den nächsten Tagen an der hicsigen Börse von der Mirteldeutschen Bank worm G. Müller & Co. zur Einführung gelangen. Diese zu Stadthagen (Marsberg) in Westfalen belegenen, bereits seit dem Jahre 1834 als Gewerkschaft im Betrieb befindlichen bedeutenden Kupfererz-Gruben und Hütten arbeiten seit dem 1. Juli 1872 für Rechnung der Aktiengesellschaft, welche aus folgenden Aufsichtsraths⸗ Mitgliedern besteht: Herr Rudolph Rhodius, Fabrikbesitzer zu Linz a. Rh., Herr ö. Gustav Bunge und Kaufmann Otto Meurer, beide zu Cöln, sowie Herr Konsul Gustav Müller zu Berlin. Das Aktienkapital, in welchem ein Betriebsfonds von 250, 0900 Thlr. enthalten ist, beträgt 1 Million Thlr. ⸗
Das Kupfer-Distriktsfeld hat eine Größe von 15 Qu.-Meilen; die Nachhaltigkeit der Erze ist nach vorgenommener technischer Unter⸗ suchung und bergmännischer Erfahrung auf lange Zeit hinaus festge⸗ stellt. Die Extraftions-Anstalten gelten als Mustereinrichtungen. Die jetzige Anlage derselben gestattet nach seitherigen Erfahrungen die Pro⸗ duktion von 8 96000 Ctr. Raffinat⸗Kupfer. Nach den Durchschnitts⸗ zehlen der letzten 10 Jahre ergab sich nach rationellen Abschreibungen bei einem mittleren Verkaufspreise des Kupfers von nicht ganz 29 Thlr. pro Ctr. ein Durchschnitts-Reingewinn von ca. 10 Thlr. pro Ctr,
Betreffs der Einzelheiten dieses Unternehmens verweisen wir auf den im Inseratentheile enthaltenen Prospekt.
Verkehrs⸗Anstalten.
Berlin, 5. Februar. Nach einer summarischen Uebersicht über den Depeschen-Vertehr auf der Indo-Europäischen Te⸗ legraphenlinie im Monat Januar 1873 sind an gebühren⸗ pflichtigen Depeschen befördert: a. aus London, dem übrigen England und Amerika nach Persien und Indien 793 Stück, b. aus Persien und Indien nach London, dem übrigen England und Amerika 587 Stück, e. vom europäischen Kontinent — exkl. Rußland — nach Persien und Indien 146 Stück, d. aus Persien und Indien nach dem europäischen Kontinent — exkl. Rußland — 73 Stück, Summa 1509 Stück.
München, 2. Februar. Der Postanweisungs⸗Verkehr Bayerns im Jahre 1872 schließt ab im internen Verkehr mit göl,i47 Stück ein⸗ und ausgezahlter Postanweisungen und mit einer Ein und Auszahlung von 24,183, 851 fl. Gegen das Vorjahr ergiebt sich ein Mehr an Postanweisungen um 131,226 und ein um 32153340 fl. erhöhter Geldumsatz. Im Wechselverkehr wurden 268,189 Post⸗ anweifungen mit einer Summe von 7, 836,372 fl. ein- und 200,135 Stück ausbezahlt. In diesem Verkehre mußten excl. einer Mehraus— zahlung von 87,385 fl. (Augsburg) an fremde Postanstalten hinaus⸗
vergütet werden: 20045329 fl., ein Zeichen, daß die Einzah 64 anderen Staaten größer sind, als folche 3 dort. ö 23 ergiebt sich in diesem Verkehre ein Mehr von 65,045 ein- und 23,144 Stück ausgezahlten Postanweisungen, und der ein. umd ausgezahlten Summe um 1737, 935 fl. Im Ganzen wurden Post⸗ anwe j sungen eingezahlt: L219, 936 Stück (Vorjahr 1,023,562) mehr e, , 93 Vorfahr 996,912), mehr 154. 376 ung betrug 32 020,223 fl. (Vorjahr 27 mehr: ö. ö 9 g 32. 020,223 fl. Vorjahr 27 0656,48 fl) mehr: New⸗Nork, 3. Februar. (W. 9 f Weser * ist heute hier eingetroffen. J
Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Bureau.
Dresden, Mittwoch, 5. Februar. Nach dem frũ ausgegebenen Bulletin hat die Königin * die 1 lich gut verbracht; der Schlaf war weniger durch Husten ge⸗ stört, die Fiebererscheinungen haben etwas nachgelaffen. Gleich⸗ . sich die Hohe Kranke noch sehr schwach und ange—
Hamburg, Mittwoch 5. Februar. Einem Londoner ⸗ gramm der Börsenhalle⸗ zufolge ist gegen die . Dampfers Murillo , obgleich dieselben spanische Unterthanen sind auf den Rath juristischer Autoritäten bei dem englischen Abmi⸗ ralitätsgerichte eine Entschädigungsklage eingeleitet, weil der Zusammenstoß mit dem „Northfleet“ in englischen Gewãssern i , . Der 3 Schadenersatz beläuft sich auf
Sterl. Den Beklagten ist bereits eine B e, gten ist bereits eine Vorladung
London, Mittwoch, 5. Februar. Nach. einer v
hiesigen Konsul für St. Domingo . 9. 3 datirten Zuschrift, ist demselben bis jetzt irgend eine offizielle Mittheilung seiner Regierung über die erfolgte Verpachtun oder Veräußerung der Samana⸗Bucht nicht zugegangen. . einem unterm 4. Januar vom Präsidenten erlassenen Befehl solle die Angelegenheit vielmehr einer Volksabstimmung unter breitet werden, die aber noch nicht stattgefunden habe.
Bu karest, Mittwoch, 5. Februar. Nachdem di ir⸗ tenkammer ein Amendement, durch welches 66 . Preßsachen für unzulässig erklärt wird, angenommen hat, ist die von der Regierung wegen Modifizirung mehrerer Bestim⸗ mungen des Strafgesetzbuchs gemachte Gesetznorlage von der
Regierung wieder zurückgezogen worden.
. New⸗ or k, Dienstag, 4 Februar. General Banks hat im Repräsentantenhause eine Resolution des Inhalts eingebracht daß das Haus den Präsidenten ersuche, Verhandlungen mit der auswärtigen Mächten anzuknüpfen und im Einvernehmen mit denselben dahin zu wirken, daß den am Aufstande nicht theil⸗ nehmenden Bewohnern von Cuba Schutz gewährt werde, daß ferner die Emanzipationsgesetze und die Negeln einer civilifirten Kriegführung zur Anwendung gelangten und daß ein baldiger Friede herbeigeführt werde. Von dem Hause wurde die Resolution dem Komite für auswärtige Angelegenheiten überwiesen.
Shan gai, Dienstag 4. Februar. Das unterseeische Kabel zwischen hier und Nangasaki ist wiederhergestellt und seit heute wieder in Thätigkeit.
Melbourne, Dienstag. 4. Februar. Das gestern abge⸗— gangene Damfpacketboot „Baroda“ nimmt für 75,000 Pf Sterl. Gold mit nach Europa. ö
Königliche Schauspiele.
Donnerstag, 6. Februar. (Opernhaus.) 33. Vorstellung. Satanella. Phantastisches Ballet in 3 Akten und . von P. Taglioni. Musik von Pugni und Hertel. Frl. Rosita Mauri aus Barcelona als Gast. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Im Schauspielhause. Gö6. Abonnements ⸗Vorstellung.) Emilia Galotti. Trauerspiel in 5 Abtheilungen von G. E. Lessing. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Freitag, 7. Februar. (Opernhaus.) 34. Vorstellung. Die Stumme von Portici. Große Oper in 5 Akten von Scribe. Musik von Auber. Ballet von P. Taglioni. Elvira: Frl. Leh⸗ mann. Fenela: Fr. Guillemin. Masaniello: Hr. Formes. Pietro: Hr. Fricke. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Im Schauspielhause. (37. Abannements⸗Vorstellung. Das Glas Wasser, oder: Ursachen und Wirkungen. Lustspiel in 5 Akten von Seribe. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Es wird ersucht, die Meldekarten (sowohl zu den Opern⸗ haus⸗, wie zu den Schauspielhaus⸗Vorstellungen) in den Brief⸗ kasten des Opernhauses, welcher sich am Anbau desselben, gegen⸗ über der katholischen Kirche, befindet, zu legen.
Dieser Briefkasten ist täglich für die Vorstellungen des fol⸗ genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.
Meldungen um Theaterbillets im Bureau der General⸗-In— tendantur oder an anderen Orien werden als nicht eingegangen angesehen und finden keine Beantwortung.
Das Concert unter Leitung Richard Wagners,
welches gestern Abend im Concerthause durch die Bemühung des
hiesigen Zweigvereins des dertschen Wagnervereins zu Stande kam und den weiten Raum in allen Theilen vollständig gefüllt hatte, bildete ein hervorragendes musikalisches Ereigniß der Saison. Wagner befindet sich bekanntlich gegenwärtig auf einer Rundreise durch die größeren deutschen Städte, um für die Auf⸗ führung seines Nibelungenringes in Bayreuth geeignete Gesangs⸗ kräfte persönlich zu prüfen und eventuell zu gewinnen, zugleich
aber auch weitere Kreise für sein Unternehmen zu interessiren. Die
. Ergebnisse seiner Anschauung über die gegenwärtigen Zustände der Oper veröffentlicht er in einer Reihe von Aufsätzen in Fritzsch's musikalischem Wochenblatt.
Wie schwer es sein mag, ein rein gegenständliches Urtheil
über die Berechtigung der durch Richard Wagner vertretenen
Richtung zu fallen, was erst möglich, wenn die Aufführung seines Nibelungenringes Thatsache sein wird, so ist er doch un⸗ bestreitbar eine phänomenale Erscheinung auf dem Gebiete der Kunst. Von einer zahlreichen Menge von zum Theil pPersönlich aggressiven, zum Theil überschwänglich panegyrischen Flug⸗ schriften, die sich noch fortwährend mit Wagner beschäftigen, wird gleichwohl seine Genialität und das ernste Streben in seinen dramatischen Werken für die Reformation der Oper nicht verkannt. Und in der That liegt zwischen der ersten Aufführung seines Tann⸗ häuser“ in Paris, der dort im Jahre 1861 bekanntlich voll ständiges Fiasko machte und der ersten Aufführung seines „Lohengrin“ in Bologna lim vorigen Jahre ein Umschwung auf dem Gebiete der Oper, wie sie seit Gluck zum ersten Male mit gleicher Ener⸗ gie sich vollzieht. Wagner hat seit seinem ersten Auftreten seine
Gedanken und Ziele in mehreren Schriften niedergelegt, die unter den Titeln: „Die Kunst und die Revolution“ (1849), Das Kunstwerkt der Zukunft; (1850), „Oper und Drama“ (852), „Die deutsche Kunst und die Politik“ (i868) erschienen sind, und die verschieden⸗ artigste Beurtheilung erfahren haben. Er fordert für das Kunst⸗ werk der Zukunft das Zusammenwirken aller einzelnen Künste; Architektur, Landschaftsmalerei, Poesie, Musik, Tanzkunst und die untergeordneten dekorativen Künste, sowie alle mechanischen Leistungen der Bühnen⸗Technik: Alles soll sich in harmonischem Zufammenwirken bei seinem Kunstwerk der Zukunft betheiligen; eine Idee, welche übrigens bis zu einem gewissen Grade schon Schiller für seinen „Tell! zu Anfang des ersten Akts und in der Rütllseene im Äuge hatte, und die ihm unbegründete Vor⸗ würfe zugezogen hat. Das Hauptziel Wagners bildet daher die Aufführung desjenigen Werfes, welches er als Dichter und Komponist geschaffen und das im Sommer 1874 in Bayreuth dargestellt werden soll, des „Ringes der Nibelungen“.
Richard Wagner hat selbst im vorigen Jahre in seinem „Bericht an den deutschen Wagnerverein, (welcher die Sorge für das Zustandekommen übernommen) über die Umstände und Schick⸗ sale, welche die Ausführung des Bühnenspieles „Der Ring der Nibelungen“ begleiteten“, (Ceipzig 1872) sich geäußert, was ihn veranlaßte und bestärkte „die höchste Anspannung seiner kuͤnstle⸗ risch produktiven Kräfte für eine lange Reihe von Jahren der Ausführung eines Werkes zuzuwenden, welches jedem praktisch Erfahrenen als auf unsern Operntheatern unausführbar gelten mußte.“ Das Werk besteht aus vier Theilen. Einem Vorspiel „Rheingold“ und der Trilogie: „Die Walkyre“, „Siegfried“ und Siegfried's Tod“. Daß Wagner selbst an der Möglichkeit des Zustandekommens gezweifelt, geht aus folgenden Worten der an⸗
geführten Schrift hervor: „So wollte ich denn ein Werk schaffen und bis in das Kleinste deutlich ausführen, um es, vielleicht weit über meinen Tod hinaus, für den kommenden rechten Tag in Bereitschaft zu halten. Jedenfalls aber erwartet der Dichter⸗ komponist von der Aufführung die Inauguration einer neuen Aera auf dem Gebiete der Oper.
Daß Richard Wagner inzwischen nicht mit äußerster Kon⸗ sequenz seine Theorie von der Unstatthaftigkeit wie aller Künste so auch der Musik als Einzelkunst verfolgt, sondern sich den ge⸗ gebenen Verhältnissen fügt, bewies das Concert in Hamburg, und der hier zu besprechende gestrige Abend, an welchem er Fragmente seiner neueren Werke vorführte. Durch eine prächtige, von dem Prof. Stern geleitete Fanfare und, von allseitigem Beifall der dem Meister Lorbeerkranze und Blumen spendenden Versammlung begrüßt, trat Wagner an die Spitze der zu einem Ganzen vereinigten Kräfte der „Concerthaus⸗“ und der „Berliner Sin⸗ foniekapelle“, die mit Ausnahme des Schlußsatzes aus Tristan und Ifolde“, wo einige leichte Schwankungen vorübergehend be⸗ merkbar wurden, durch stattliches geschlossenes Zusammengehen sich auszeichneten. Eines seiner entschieden populärsten und wahrhaft monumentalen Werke in der der Meister die ganzen technisch⸗ orchestralen Mittel zu einem gewaltigen Stimmungsbilde verarbeitet hat, seine Tannhäuser⸗Duverture machte den Anfang und erhielt unter der Hand des Komponisten in den Stellen, welche den Hörselberg mit feinen Orgien malen, eine ungleich höhere, lebhafter nüan⸗ cirte Wirkung. Uebrigens beobachtete der Dirigent durchweg ein mehr zurückgehaltenes Tempo, als bei anderen Aufführungen bemerkt wird. Die sämmtlichen übrigen Nummern des Pro⸗ gramms waren Werken der neueren Periode seines Schaffens