1873 / 40 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 13 Feb 1873 18:00:01 GMT) scan diff

In der Begleitung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Adalbert von Preußen auf der Reise zur Beiwohnung der Trauer⸗ feierlichkeiten in Wien, befindet sich u. A. auch der General⸗Major und Commandeur der 4. Garde⸗Infanterie⸗Brigade von Dan⸗ nenberg.

Der General⸗Major, General à la suite Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 12. Division Kraft Prinz zu w ist gestern nach seiner Garnison Neiße zurückgekehrt.

Wie uns mitgetheilt wird, steht ein Umbau der linken Uferstraße des Schiffahrtskanals von der Kottbuse— Brücke bis zur Potsdamer Brücke bevor, indem die Chaussirum dort beseitigt und die bezeichnete Straßen⸗Strecke mit Pflastr versehen werden soll. Um die Instandseßungs⸗Arbeiten auf. du fiskalischen Chausseen, insbesondere auch im Thiergarten, in jeer Weise zu fördern, soll eine Dampf⸗Walze angeschafft werden

Die englische Post aus London über Cöln vom 12. d. M. früh ist ausgeblieben. zerlin. 20/1218

Bayern. München, 11. Februar. D; Stabs⸗Auditor und Militär⸗Bezirksgerichts⸗Di. welcher, wie schon früher erwähnt, als bay der Ausarbeitung einer Militär⸗Strafge Deutsche Reich mitzuwirken hat, reisen. u wendy u. Co. ö . . ,, do. ondoner Hofe, Gro. . gangenen Nacht vol Wien ahrik, Aktien- seinem Sohne, dem Attachsé 1. ; / schen Gesandtschaft am hiesigen⸗ yd im 8 „National“ abgestiegen. Gre Ak- an, Mt. Wige, in

ünchen verweilen Und dann auf seiel Posten nach London zurückkehren.

Sachsen. Dres den, 12. Februar. In dem Befinden der Königin schreitet die Besserung in der erfreulichstten Weise vorwärtg. Die Kräfte nehmen langsam, aber in stetigr Weise zu.

Wie die „Dresdner Nachrichten“ berichten, Jjat die von fünf Dresdner Schuldirektoren ausgehende Adresse an den Kultus⸗Minister von Gerber zu Gunsten des neuen Schul⸗ gesetzes und für Publikation desfelben im ganzen sächsischen Leh⸗ rerstande außerordentlichen Anklang gefunden ind konnte mit den Original⸗Unterschriften von 2570 sächsischer Lehrern an den Minister abgesendet werden.

Württemberg. Stuttgart, 11. Februm. Das Bulletin über das Befinden der König in-Murtter vom heutigen Tage lautet: „Bei Ihrer Mafestät war die verflossene Nacht durch wiederholte Hustenanfälle gestört; im übrigen Befinden kene wesentliche Aenderung.

Dr. Gärtner..

Das Regierungs⸗Blatt Nr. 4 enthält die Königliche Verordnung, betreffend die Veröffentlichung des am 8, De⸗ zember 1872 zwischen Württemberg und Bayern über theilweise Benützung des banerischen Gebiets für die Herstellung der Ulm⸗ Heidenheimer Eisenbahn abgeschlossenen Staatsvertrags.

Aus den gestrigen Verhandlungen der Kammer der Standesherren ist Folgendes hervorzuheben: Ueber eine Eingabe der ärztlichen Neunerkommission, betreffend das würt⸗ tembergische Irrenwesen, das den Professor Pr. v. Köstlin in Tübingen zum Verfasser hat, wurde beschlossen, dieselbe der Königlichen Regierung mit der Bitte zur Kenntnißnahme, vor⸗ zulegen: I) der Irrenfürsorge durch die Errichtung der hierfür er⸗ forderlichen Anstalten soweit dies jedoch aus Mitteln des Staats geschehen sollte, nach Zulassung der finanziellen Lage des Staatshaushalts wie bisher so auch ferner die nöthige Aufmerksamkeit zu schenken; 2) dahin Einleitung zu treffen, daß den Gemeinden und Angehbrigen der sog. Staatspfleglinge in den Privat-Irrenanstalten keine höheren Leistungen auf⸗ erlegt werden, als ihnen für Unterbringung dieser Kranken in den Staatsanstalten obliegen würden; 3) die Art und Weise der Vollziehung der in der Ministerialverfügung vom 9. Juli 1836 gegebenen Vorschriften hinsichtlich der Anstellung von Pfle⸗ gern für die in den Anstalten untergebrachten Kranken einer Untersuchung zu unterziehen und deren Handhabung zu über⸗ wachen; 4) die für die Ueberwachung der Privatanstalten be⸗ stehenden Vorschriften auf den Grund der durch die deutsche Gewerbeordnung gegebenen neuen Basis einer eingehenden Revi⸗ sion zugleich im Sinne des privatrechtlichen Schutzes des Kranken zu unterwerfen und die Konzessionirung wie die Ueberwachung der Privatanstalten einer sachverständigen Behörde zu übertragen. Minister v. Sick erklärte sich im Wesentlichen damit einver⸗ standen.

Sessen. Darmstadt, 12. Februar. Das Großherzogliche Kriegs-Ministerium hat an die Zweite Kammer der Stände am 29. v. M. ein Schreiben gerichtet, dem die „Darmst. Ztg.“ Folgendes entnimmt:

„In der Vorlage des Kriegs⸗Ministeriums an die Zweite Kam⸗ mer vom 3. November 1869, betreffend: die Rechenschaftzablage der Militärverwaltung für die Jahre 1866 und 1867 ist angeführt, daß aus dem Jahre 1866 noch einige Ausgaben rückständig seien, über welche die Verhandlungen noch nicht zum definitiven Abschluß hätten gebracht werden können und daß zur Deckung dieser Ausgabenre ste etwa 13–- 14 000 fl. erforderlich sein würden, die das Kriegs⸗-Mini-⸗ sterium, da ihm in den Verwilligungen für die laufenden Ausgahen keine Mittel zu Gebot ständen, nachträglich zu Lasten des Kredits für die Feldaufstellung in 18665 enipfangen müsse. Der Bericht des ersten Ausschusses verehrlicher Kammer in Beilage 341 zum 65. Prokokoll vom 28. Dezember 1869, Seite 155 158, hatte beantragt, den da—⸗ mals deshalb schwebenden Verhandlungen nicht vorzugreifen und sie durch nähere Erörterung dieser Verpflichtungen nicht zu alteriren, son= dern die demnächstige Vorlage abzuwarten. Weitere Verhandlungen, insbesondere in der 71. Sitzung verehrlicher Kammer vom 4. März 1870 haben wegen dieser n, ,,. nicht ftattgefunden. Nachdem inzwischen die deshalb aufgestellte Nachtragsrechnung von Großherzog licher Ober⸗Rechnungskammer nach stattgehabter Revision ohne Ver— änderung des Rechnungsergebnisses abgeschlossen worden ist, beehrt sich das Kriegs⸗-Ministerium, einen Auszug aus jener Rechnung zu über—⸗ . us diesem wolle entnommen werden, daß die Einnahmen und

usgaben 31,524 fl. 45 kr. betragen haben und daß zur Bestreitung und völligen Deckung der letzteren der Betrag von 115309 fl. 50 kr aus Großherzoglicher Haupt⸗Staatskasse dahier entnommen werden mußte. 6. In Gegenwart des Hofes und der (Geralität fand heute die Ueberreichung der mit dem Eisernen Kreuze in ern, zwölf Fahnen derjenigen Truppentheile der hessi⸗ fchen Divifion statt, welche den Feldzug mitgemacht haben. 29

Braunschweig, 12. Februar. Das Herzogliche Steuer? Kollegium veröffentlicht in Nr. 34 der „Br. Anz.“ die Listen der als höchstbesteuerte Grundbesitzer und Gewerbetreibende für 1873 wahlberechtigten Personen des hiesigen Landes.

(W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Landtages

reslau. Liegnitz. Berlin.

1871.

do. .

1I2. 1871. do

—⸗

pelttion an das Staats⸗Ministerium gerichtet, ob und welche Mßregeln die Regierung gegen den des Amtsmißbrauchs ange⸗ sruldigten Kammer⸗Direktor von Löhneysen ergriffen habe und 5 sie dem Landtag darüber eine Mittheilung zu machen gedenke.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 10. Februar. Prinz Earl von Baden ist heute zum Besuche am hiesigen Hofe eingetroffen und morgen wird Fürst Heinrich XIV. vo Reuß hier erwartet. e .

Auf dem am 17. d. M. zusammentretenden gothaischen Speziallandtag werden zunächst zur Verhandlung kommen: der Etat für die nächste vierjährige Finanzperiode und die den sämmtlichen Staats und Domänenbeamten in Anbetracht der jetzigen Zeitverhältnisse zu gewährende Besoldungserhöhung.

Lübeck, 11. Februar. (5. N.) Das heute veröffentlichte Protokoll der Bürgerschaftsversammlung vom gestrigen Tage ent⸗ . folgende, erst nach Schluß und Entlassung der Versamm⸗ ung eingegangene Rückäußerung des Senates:

„Was den Antrag auf Erhöhung der Kompetenz des Senates, je wie der Gehalte verschiedener Beamten anlangt, so erfüllt der das ,, der heutigen Berathung in dieser wichtigen An⸗ . mit lebhafter Befriedigung; er nimmt den ihm von der entgegengebrachten Antrag bezüglich der Erhöhung der do. z Senates mit Dank entgegen und tritt demselben, wie den von der Bürgerschaft zu seinem Antrage bezüglich do. 6 verschiedener Beamten beschlossenen Abände⸗ s bei.

do. der gemeinsamen Kommission veranschlagte Kosten⸗ nlp betrãgt f . Gehaltserhöhungen Ert. Mk. 60. 281, Ibovon allein auf die Erhöhung der Senatskompetenzen Crt. Mk. 22, 800 kommen; durch verschiedene bei den Berathungen im Bürgerausschuß und in der Buͤrgerschaft nachträglich beschlossenen Erhöhungen, sowie durch den Umstand, daß es sich bei dem vor⸗ liegenden Antrage nur um diejenigen etatsmäßig angestellten Beamten handelte, welche im Staatsbudget aufgeführt sind, während eine ganze Reihe von Beamten, deren Anstellung ledig⸗ lich durch die betreffenden Departements geschieht, bei denen sie fungiren, sowie viele Kommunalbeamten und die Geistlichen, einer Aufbesserung ihrer Gehalte nicht nur bedürfen, sondern sie auch, wie das sowohl im Bericht der gemeinsamen Kommission ausgesprochen, wie auch im Laufe der späteren verfassungs⸗ mäßigen Berathungen anerkannt ist, erhalten werden, sobald die jetzt genehmigte Hes men hn perfekt wird durch alle diese weiteren Konsequenzen wird 1 dann die für sämmtliche Gehalts⸗ verbesserungen direkt und indirekt aufzuwendende Summe wohl auf jährlich Ert. Mk. 80, 000 steigern.

Bremen, 12. Februar. In der heutigen Sitzung der Bürgerschal'ft wurden auf Antrag der Eisenbahn⸗Deputation SI3, 150 Mark für Anlage eines tzweiten Geleises auf der Geeste⸗ bahn und 150 000 Mark für Sandschüttungen behufs Umbau des Bahnhofs bewilligt.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 12. Februar. Die Leiche der Kaiserin Carolina Augusta ist heut und morgen in der Hofburgkapelle ausgestellt.

Im Abgeordnetenhause gedachte gestern der Prä⸗ sident, während die Versammlung sich von den Sitzen erhob, der hingeschiedenen Kaiserin mit warmen Worten, erbat sich die Ermächtigung des Hauses, die innigen Gefühle der Theil nahme an den Stufen des Thrones auszudrücken, und schlug vor, die Sitzungen bis nach der Leichenfeier zu vertagen. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.

Prag, 12. Februar. Se. Königliche Hoheit Prinz Adalbert von Preußen hat heute Morgen auf der Durch⸗ reise von Berlin nach Wien Prag passirt und ist am Staats⸗ bahnhofe von dem Statthalter, Feldmarschall⸗Lieutenant Baron Koller, empfangen worden.

Pesth, 11. Februar. Im Unterhause überreichte der Referent des Centralausschusses die Berichte über die Erhöhung der Civilliste und den Auslieferungsvertrag mit Belgien. Beide Berichte wurden auf die Tagesordnung der Donnerstag statt⸗ findenden Sitzung gesetzt. Sodann folgte die Berathung des Budgets des Kommunikations⸗Ministeriums. Der Minister Tisza besprach die bisherige Entwickelung des Kommunikations⸗ wesens, dessen gegenwärtigen Stand, zählte die Mittel auf, welche die Lasten des Staates, namentlich in Betreff der Eisen⸗ bahnen, verringern würden, und wies schließlich darauf hin, daß noch beträchtliche Opfer gebracht werden müssen, bis das Eisen⸗ bahn⸗, Land⸗ und Wasserstraßennetz ausgebaut sei.

Schweiz. Bern, 12. Februar. Der Bundesrath hat die Ausweisung des vom Papste zum apostolischen Vikar für Genf ernannten Pfarrers Mermillod aus der Schweiz be— schlossen, für den Fall, daß derselbe den Anordnungen der Be— hörde Widerstand leisten sollte.

Eine weitere Depesche von demselben Tage meldet: Der Bundesrath hat dem Pfarrer Mermillod durch die Genfer Re⸗ gierung die Antwortsnote auf das päpstliche Breve vom 16. Ja⸗ nuar zustellen lassen, mit der gleichzeitigen Aufforderung, sich in einer bestimmten Frist zu erklären, ob er Angesichts des Ein⸗ spruchs der Bundes⸗ und Kantonsbehörden gleichwohl die Funk⸗ tionen eines apostolischen Vikars auszuüben gedenke. Bejahenden⸗ falls, oder wenn eine Antwort in der angesetzten Frist nicht ein⸗ treffe, werde der Bundesrath, in Anwendung der Bundes⸗Ver⸗ fassung und im Einverständniß mit der Genfer Staatsbehörde, die geeigneten Maßnahmen treffen, um einen Vertreter des hei⸗ ligen Stuhles an der Ausübung eines dem Willen der Lan⸗ desbehörde und dem gesetzlichen Rechtszustande zuwiderlaufen⸗ den Mandates zu verhindern.

Niederlande. Haag, 10. Februar. Der „Staatseou⸗ rant“ meldet, daß der Handels⸗ und Schiff ahrtsvertrag so wie der Vertrag über das Konsulatswesen zwischen den Nie⸗ derlanden und Spanien heute beiderseitig ratifizirt worden ist.

Belgien. Brüssel, 11. Februar. Der Finanz⸗Minister hat heute der Repräsentanten kammer den neuen Handels⸗ ünd SchiffahrtsLvertrag mit Frankreich vorgelegt, welcher zwischen beiden Ländern am 5. Februar abgeschlossen worden ist.

Großbritannien und Irland. London, 1I. Februar. Mehrere Hoffestlichkeiten sind angekündigt. Die Königin wird am 23. d. im Buckingham ⸗Palast eine offizielle und diplomatische Cour, und der Prinz von Wales am 3. März, als Repräsentant der Königin, eine Lese im St. James⸗Pa⸗ last abhalten.

12. Februar. (W. T. B.) In der bereits erwähnten letzten Depesche des Fürsten Gortschakoff, welche dem Par⸗ lamente gestern mit der offiziellen Korrespondenz mitgetheilt

vorgeschlagenen festen Demarkationslinie) sich um so mehr ver⸗ anlaßt fühle, weil England sich verpflichte, seinen Einfluß auf Shere Ali aufzubieten, um denselben zur Annahme und Beob⸗ achtung einer friedlichen Haltung sowohl, wie zur Unterlassung jedes weiteren aggressiven Vorgehens und zum Aufgeben aller weiteren Eroberungen zu bestimmen. Dieser Einfluß Englands auf Shere Ali aber sel unbestreitbar und beruhe auf der mate⸗ riellen und moralischen Macht Englands. In der Abgabe einer derartigen Zusicherung Seitens Englands erblicke Rußland die reellste Garantie für Erhaltung des Friedens.

Dublin, 13. Februar. Das Verfahren wider den Pfarrer Loftus, welcher von den der Beeinflussung der Parla⸗ mentswahlen beschuldigten katholischen Geistlrchen in Galway als erster Angeklagter zur Verantwortung gezogen war, ist be⸗ endigt. Da die Jury sich über einen Urtheilsspruch nicht einigen konnte, wurde Loftus außer Anklage gesetzt.

Frankreich. Paris, 11. Februar. Das „Journal offi⸗ ciel“ enthält Näheres über die Verwüstungen, die ein Orkan am 7. Januar auf der Insel der Réunion anrichtete. Alle öffentlichen Gebäude der Hauptstadt Saint Denis haben bedeu⸗ tende Beschädigungen erlitten. Die Stadt Saint Pierre wurde zur Hälfte vom Meere verschlungen. Die Einwohner konnten nur mittels Booten gerettet werden. Die meisten Häfen sind zerstört, die Brücken und Straßen beschädigt, die Felder über⸗ schwemmt. Viele Wohnhäuser, Raffinerien und Magazine sind ohne Dach und dem Einsturze nahe. Den Verlust an der Zucker⸗ Kaffee⸗ und Vanille⸗Ernte für 1873 berechnet man auf nicht weniger als 50 Prozent. . In dem Berichte desselben Blattes über Algerien, wird über die in den Provinzen Algier und Oran anhaltende Dürre geklagt, in Konstantine dagegen sind die Aussichten für den Landbau besser. Die Ruhe ist nirgends gestört worden. „Avenir National“ schreibt: „Ein Handelsvertrag zwischen Frankreich und Japan foll nächstens zu Stande kommen. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten hat über diesen Gegenstand eine Unterredung mit den japanischen Gesandten gehabt, und es blieben nur 14. untergeordnete Fragen zu regeln.“ Die französischen Offiz iere müssen jetzt auf Befehl des Kriegs⸗Ministers General de Chissey den Messen an Sonntagen und Festtagen anwohnen. 12. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung erfolgte die Wiederwahl Grévy's zum Präsidenten mit 421 Stimmen, während 98 Stimmzettel unbeschrieben wurden; die bisherigen Vize⸗Präsidenten wurden ebenfalls wiedergewählt. Die Regierung hat Befehl gegeben, daß die spanische Grenze auf das Sorgfältigste überwacht werde. Nach der „Assemblée nationale“ soll die Prinzessin Clementine von Orlsans, die Gemahlin des Prinzen August von Sachsen⸗Coburg, welche morgen in Paris eintreffen wird, in Wien von dem Grafen Ehambord empfangen worden sein und erwartet man von ihrer hiesigen Anwesenheit einen be⸗ stimmenden Einfluß auf die bevorstehenden Entschließungen der Prinzen des Haufes Orléans. Wie dasselbe Blatt erfährt, sind hervorragende Mitglieder der ehemaligen Pariser Kom⸗ mune von London, Brüssel und Genf abgereist und haben sich nach Madrid begeben. Wie das „Journal de Paris“ mittheilt, wird die Auf⸗ nahme des Herzogs von Aumale als Mitglied der französi⸗ schen Akademie in der ersten Hälfte des April stattfinden; er wird von Guizot und Thiers eingeführt werden.

Prinz Alfons, Sohn der früheren Königin Isabella von Spanien, hat gestern Wien verlassen und wird heute in Paris erwartet.

Spanien. Madrid, 11. Februar. (W. T. B.) Im weiteren Fortgange der Sitzung der Cortes wurde eine Kom⸗ mission ernannt, welche dem König das Geleite bis zur Grenze geben soll. Der Antrag, zu erklären, daß die Nationalversamm⸗ lung die Staatsgewalt übernehme, daß dieselbe eine verantwort⸗ liche Regierung ernenne und daß dieselbe außerdem damit beauf⸗ tragt werde, die Form der republikanischen Regierung endgültig festzustellen, wurde unterstützt und die Berathung und die Beschlußfassung darüber in verschiedene Ab⸗schnitte eingetheilt. Der erste Abschnitt, welcher die republikanische Regierungsform feststellt und der Versammlung die Regierungs⸗ gewalt überträgt, wurde mit 256 gegen 32 Stimmen angenom⸗ men. Der ganze Antrag wurde hierauf in Erwägung gezogen. Salmeron unterstützte den Antrag und empfahl Einigkeit und Versöhnung unter allen Parteien, welche unter der Fahne der Republik zusammenstehen müßten. Es gäbe keine Republikaner von gestern und heute, alle seien Spanier. Der Ministerpräsident Zorilla stellte den Antrag, daß vor der Abstimmung eine Regie⸗ rung ernannt werde. Rivero erklärte darauf, daß der Präsident der Cortes für Erhaltung der Ordnung und Ruhe einstehen werde. Zorilla bestand auf seinem Antrage, Rivero appellirte an den Patriotismus, der über jedem Parteigeiste stehen müsse und forderte Zorilla auf, seinen Sitz auf der Ministerbank einzuneh⸗ men. Der Minister des Auswärtigen, Martos, bedauerte die Anwendung so gewaltthätiger Formen in einem Augenblicke, wo die Monarchie zu Grabe getragen werde. Rivero verließ darauf den Präsidentensitz und begab sich aus dem Saal. Figuerola trat an seine Stelle.

Nach den bisher getroffenen Bestimmungen ist die Ab⸗ reise des Königs und der Königlichen Familie auf morgen früh um 6 Uhr festgesetzt.

12. Februar. In der heutigen Sitzung der Cortes wurde die Regierung erwählt und besteht dieselbe aus fol⸗ genden Mitgliedern: Fizueras, Conseilspräsident, mit 244 Stim⸗ men erwählt, Francisko Salmeron. Minister der Kolonien (238 St.), Py Margall, Minisfter des Innern (243 St.), Cor⸗ dopva, Kriegs⸗Minister (239 St.), Nicolas Salmeron, Justiz⸗ Minister (342 St.), Beranger, Marine⸗Minister (246 St.), Castelar, Minister der auswärtigen Angelegenheiten (245 St.), Becerra, Minister der öffentlichen Arbeiten (233 St.), Echegaray, Finanz ⸗Minister (242 St.). Die Minister nahmen am Minister⸗ tisch Platz. Figueras hielt eine Ansprache, worin er hervor⸗ hob, daß er seine Erwählung als Ergebniß seiner politischen

Konsequenz betrachte; wenn Drense anwesend gewesen wäre, würde sicherlich dieser gewählt worden sein. Figueras konstatirte, daß die Wahlen in voller Freiheit vollzogen wären, und verliest Telegramme aus den Provinzen, in welchen gemeldet wird, daß überall die öffentliche Ordnung aufrecht erhalten sei. Er sprach ferner die Hoffnung aus, daß die Republik für immer auf festen Grundlagen errichtet sei. Spanien werde seinen berech⸗ tigten Einfluß im Westen Europas ausüben und seine volle territoriale Integrität bewahren. Nach dieser Rede ward die Sitzung geschlossen. Morgen soll die Wahl des Präsidenten der

worden ist, wird ferner betont, daß Rußland zu diesem Akte der

wurde von den Abgeordneten Koch und Genossen eine Inter⸗

Courtoisie gegen England (der Anerkennung der englischerseits

Cortes stattfinden. Die Ruhe ist ungestört.

; Italien. Rom, 9. Februar. Italienische „Militärzeitun⸗ gen“ berichten: Das Kriegs⸗Ministerium hat beschlossen, dieses Jahr während der Monate Juni, Juli und August drei Uebungsdiisio nen zusammenzuziehen, und zwar dle erste in Castiglione delle Stiviore (in Oberitalien) unter dem General⸗ Lieutenant Poninsky. Erste Infanterie⸗Brigade unter General⸗ Major Dall Aglio: 27. und 28. Infanterie⸗Regiment. Zweite Infanterie⸗ Brigade unter General⸗Major Ratti: 47. und 59. Infanterie⸗Regiment, 3. Bersaglier⸗Regiment, 8. Kavallerie⸗Regi⸗ ment. Eine Brigade Artillerie, eine Compagnie Sapeurs vom Genie⸗Corps und eine Abtheilung vom Train. Die zweite Di⸗ vision im Lager von Somma unter General⸗Lieutenant Ferrero. Erste Infanterie⸗Brigade unter General⸗Major Bonvicini: 33. und 34. Infanterie⸗Regiment. Zweite Infanterie⸗Brigade, Ge⸗ neral⸗Major Corchidio: 41, und 42. Infanterie⸗Regiment, 8. Ber⸗ saglier⸗Regiment, 20. Kavallerie⸗ Regiment. Eine Brigade Artillerie, eine Compagnie Sapeurs vom Genje⸗Corps und eine Trainabthei⸗ lung. Die dritte Division im Lager von San Maurizio unter General⸗ Lieutenant Franzini. Erste Infanterie⸗Brigade. General⸗Major Bianchi: 4. und 74. Infanterie⸗Regiment. Zweite Infanterie⸗ Brigade General⸗Major Bocca: 48. und 60. Infanterie⸗Regiment und 5. Regiment Kavallerie, eine Artillerie⸗Brigade, eine Com⸗ pagnie Sapeurs vom Genie⸗Corps und eine Train⸗-Abtheilung. 12 Offiziere, welche theils dem Generalstab, der Artillerie und dem Genie⸗Corps angehören, Aerzte und Kriegskommissäre sollen nach den Bahnhöfen der oberitalienischen Eisenbahngesellschaft kommandirt werden, um sich mit dem Eisenbahndienste in seinen Beziehungen zu ,, Operationen bekannt zu machen; und zwar soll die Instruktion in diesem neuen Dienstzweige den 1. März anfangen. Prinz Adalbert von Bayern ist mit seiner Gemahlin in Padua unter dem Namen Graf Andecho angekommen.

Türkei. (W. T. B.) Wie nach Wien aus Serajevo gemeldet wird, hat Assim Pascha eine Verständigung mit Montenegro zu Stande gebracht und werden die beider— seitigen Beziehungen nunmehr wieder in das normale Geleise zurückkehren.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 11. Februar. Herzog Eugen von Leuchtenberg, welcher an der Expe— dition gegen Chiwa theilnehmen wird, ist nach Moskau abgereist.

Eine neue Militär-Strafkompagnie für 260 Militärsträflinge soll einem am 6. Januar bestätigten Gutachten des Kriegsraths zufolge in Irkutsk errichtet werden.

Dänemark. Kopenhagen, 10. Februar. Der König empfing heute in hesonderer Audienz auf Schloß Amalienborg den von seiner Reise nach Berlin zurückgekehrten Deutschen Ge⸗ sandten am dänischen Hofe, Freiherrn von Heydebrand und der Lasa.

Amerika. Rio de Janeiro, 22. Januar. (W. T. B.) In der Deputirtenkamm er hat gestern die Diskussion über die Erwiderungsadresse auf die Thronrede begonnen. Nach der im August vorgenommenen Volkszählung beträgt die gesammte Einwohnerzahl Brasiliens 10,095,978, worunter sich 14683,864 Sklaven und 250, 909 Fremde befinden. Es herrscht hier augenblicklich eine drückende Hitze und fallen dem gelben Fieber täglich über 40 Menschenleben zum Opfer.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Berlin. Die Kommissionen des Herrenhauses haben be— reits zahlreiche Berichte erstattet. Zunächst ist die en. 9 Kommission über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Aufhebung der Fagd⸗ Rechte auf fremdem Grund und Boden in den vormals Kurfüͤrstlich—⸗ a n. und Greßherzoglich⸗Hessischen Landestheilen und in der

ropinz Schleswig⸗Holstein, (Referent Graf v. d. Schulenburg-Heßier), welcher mit einigen Fassungsveränderungen zur Annahme empfohlen wird. Die 16. Kommisston (Referent Graf zur Lippe) hat über den Entwurf eines Gesetzes üher das Grundbuchwesen im Jade— gebiet berichtet. Für den Gesetzentwurf sind mehrere Aenderungen vorgeschlagen werden. Ebenso in dem Gesetzentwurf über das Grundbuchwesen und die Verpfändung von Seeschiffen in Neu— vorpomm ern und Rügen, über welchen dieselbe Kommission (Bericht⸗ erstatter Herr von Goßler) berichtet hat. Von der Justizkommisston (Referent Herr r. Elwanger) liegt ein Bericht über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des 5§. 235 des Allgemeinen Berggesetzes vom 24. Juni 1865 vor. Die Kommission bringt mehrfache Aenderungen des Gesetzentwurfs in Vorschlag. Ebenso hat die 19. Kommission für den Gesetzentwurf über das Grund buchwesen in dem Bezirk des Justizsenats zu Ehrenbreit— stein (Referent Graf zur Lippe) verschiedene Aenderungen beantragt. Ferner dieselbe Kommission (Referent Graf zur Lippe) in Betreff des Gesetzentwurfs über das Grundbuchwesen in den Hohen⸗ zollernschen Landen. Desgleichen über den Entwurf eines . das Grundbuchwesen ꝛc. in der Provinz Schleswig⸗ Holstein (Referent Herr Malmros). Endlich hat die Justiz-Kom— mission über den Entwurf, betreffend die Aufhebung verschiedener Ge— . und Verordnungen der ehemaligen freien Stadt Frankfurt Berichterstatter Herr Wever) berichtet. Auch für diesen Gesetzentwurf sind einzelne 1 beantragt. Für die Schlußberathung über den Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung der Wegegesetz⸗ ping der Provinz Hannover, beantragt der Referent Graf zu

ünster, dem vorbezeichneten Gesetzentwurf in der von dem Abgeord⸗ . unverändert angenommenen Fassung die Zustimmung zu er⸗

eilen.

Statistische Nachrichten.

Die Rhederei Rostocks bestand zu Anfang des Jahres 1873 aus 358 Schiffen, von welchen 345 mit einer Tragfähigkeit von 49,556 Lasten 6000 Pfund) vermessen, die übrigen 16 im Bau be— 3 85 jedoch noch nicht gemessen waren. Von den ver- messenen Schiffen sind 15 bis zu 50 Last groß, 35 sind von 51— 100 Last, 179 von 101 bis 1569. 8. S3 von 151 bis 2090 L., 26 von 201 bis 250 Last, 7 von 251 bis 3090 L., und 3 über 300 L. groß. Das größte Schiff der Rostocker , die Bark „Gonstantin ! hat eine Tragfähigkeit von 320 8. Die durchschnittliche Tragfähigkeit der dermessenen 8 f beträgt 142, 8. gegen 1405 L. im Vorjahre. Der Baugrt nach zählt die Rostocker Rhederei 9 Dampfer, 1Fregatteschiff, 141 Barken, 4 Schoonerbarken, 163 Briggs, 13 Schoonerbriggs, 13 Schooner, 1 Huckergalnaß. 3 a ne md 5 Schaluppen. Von Eifen . * w. 29. k. 6 af . i nn Schiffe ö.

egen von Holz gebaut. In den letzten zehn Jahren war der Be— stand der Rostocker Rhederei folgender: ö Durchschnittl. Tragfähigkeit.

126,1 Last. 127,7 135,5 129,3 132,4 134,3 139,3 135, 140,7

Zahl der Schiffe. Tragfähigkeit. 369 a 66.

Anfang 1864 1865 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872

372 377 394 390 398 382 374 358

45,204 45,893 48, 100 49,923 51, 172 52,752 51, 727 49, 245

Kunst und Wissenschaft.

Das 1. eft des g. Bendes (Januar 18 1 Be r 1873) der von Dr. iber en, Dr. an und Dr. Bratuscheck . Phi⸗ ee . Mon atshefte (Berlin, Henscheh enthält die 2 Ab— . ungen, Ueber die vermeintliche Unhegreiflichkeit der mechanischen ausalität“ von Pr. E. Wille, und Zur logischen Frage, J. An. schauung und Denken von Prof. Dr. Rabus. Auf dicse beiden Ab⸗— e n, folgen Rezensionen von 3 philofophischen Werken. Den ö chluß des Heftes bildet ein . . von Dr. Hartsen über die katho⸗ gh Universitãt Löwen und ihre bedeutendsten Lehrer und deren riften, ine besondere über die von Löwener Professoren im Verein

mit andern katholischen Gelehrt n n, n, . ehrten de, , . ultramontane Zeit⸗

Frankfurt, 5. Februar. Die Sammlun ? 5. J ö gen der Sencken⸗ , . nat urforschenden Gesellschaft haben in den ersten . en dieses Jahres ansehnlichen Zuwachs durch Geschenke und ; zusch srhalten, so namentlich das Herbariuin durch A. Metzler hier, essen Munisicenz 8 erst jüngst ermöglichte, 1769 n f, Pflan⸗ zen, anzuschaffen. Sämmtliche in Endlichers Enchiridion angefüͤhrten Pflanzenfamilien in 2768 Gattungen mit 15,557 Spezies in circa 40000 Nummern sind nun vertreten und geordnet. Aus den Gärten sind vorhanden ca. 16,000 Nummern, aus der Wetterau gegen 3066, aus Deutschland überhaupt 860M, aus Europa, excl. Deutschland, aber incl. dem Kaukasus, Woo, aus Asien 2000, aus Afrika fast 60. Nord. amerika gegen 2000, Südamerika nebst Westindien 909, Australien nebst Inseln 5560 Nummern. Die Petrefaktensammlung erhielt Zuwachs durch . Geschenk des Verrn M. J. Landauer, durch Sendungen des Hern r. Kobelt, der Süd. Italien und Sizilien bereiste, und durch eine werthvolle Reihe von Versteinerungen aus dem n n. Museum 95 früher v. Hagenowschen Sammlung) in Stettin. Auch außer—⸗ alb der Frankfurter Kreise finden die Bestrebungen der Gesellschaft Unterstützung, wie die Theilnahme auswärtiger Gelehrten an deren Arbeiten, die Anwesenheit des Professors Semper in der vorigen Sitzung, nicht minder die Ueberweisung der geologischen Karte von , und den Thüringischen Staaten Seitens des Königl. Handels. Ministeriums in Berlin an die Bibliothek der Gesellschaft darthun. Als gute Vorzeichen dafür, daß auch das Interesse der Stadt selbst für . ie Gesellschaft und für ihr Mufeum ein steigendes ist, können die ger nn 9 ern nnn, . Geldgeschenke der Herren Me n . v. Donner, sowie die groß ingetr Rin 9 4 s ie große Zahl nen eingetretener

T Zu Hanau hat sich ein Verein zur Förderung der Kunst— Industrie daselbst gebildet. Nach den Et! re , i destens ein Drittel des Bestandes der Vereinskasse jährlich zur Ver⸗ mehrung der kunstgewerblichen Sammlungen der Zeichen⸗Atademie in Hanau verwendet und zu diesem Zwecke der Direktion dieser Akademie übergeben werden. Der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten hat, ö . des Vereins, die Direktion d kademie zur Annahme der Zuwendung durch Verfügt 12. November 1872 ermächtigt. J

München, 9. Februar. Wie seiner Zeit mitgetheilt wurde hat der König, aus Anlaß des 400jährigen k hiesigen Hochschule, an derselben mit einem Kapital von 16, 060 fl. aus der Kabi= netstasse ein Stipendium zur Förderung des Studiums der Gesch ichte unter dem Namen „Ludw g II. Stipendium“ errichtet; die betreffende Stiftungsurkunde hat nun unterm J. d. die Königliche Genehmigung erhalten, und wurde heute durch das Königliche Kul— tus-Ministerium publizirt. Dieselbe bestimmt: „Der Stipendienfonds zu 10,909 fl. wird unter Aufsicht, des Verwaltungsausschusses der Universität München von der Universitäts⸗Hauptkasse verwaltet, die Rente wird jährlich zur Verleihung eines Stipendiums an einen Studirenden der Geschichte an der Universität München ohne Unter⸗ schied der Confession und ohne Rücksicht auf den Besitz des bayerischen Indigenats verwendet. Das Stipendium wird von Üns und Unseren Nachfolgern jedesmal auf ein Jahr verliehen. Zu diesem Behufe sind hom Senat nach Einvernehmung der philosophischen Fakultät drei Bewerber vorzuschlagen, und ist hiernach von Unserem Staats⸗ Ministerium des Innern fur Kirchen und Schulangelegenheiten Antrag zu stellen. Die Aufforderung zur Bewerbung erfolgt durch Anschlag am schwar⸗ zen Brett jedesmal am Schlusse des Studienjahres. Eine Konkurrenz ˖ prüfung soll den Bewerbern um das Stipendium nur dann auferlegt werden, wenn die philosophische Fakultät nicht auf anderem Wege zu einer wohlbegründeten Ueberzeugung über die Würdigkeit der Bewer— ber gelangen kann. Anspruch auf das Stipendium haben Studirende, welche bereits zwei Semester hindurch mit historischen Studien gu einer Universität sich beschäftigen, zur Bewerbungszelt an der Münche— ner Hochschule immgtrikulirt sind und das Jahr des Stipendiengennỹ⸗ ses zu historischen Studien an der genannten Universität verwenden, oder das Stipendium zu einer wissenschaftlichen Reife im Interesse historischer Fortbildung benutzen wollen. Die Bewerbung sst nicht uf Studirende der philosophischen Fakultät beschränkt; der ersten Scktion dieser Fakultat aber und insbesondere den Vertretern der Ge— schichte in derselben bleibt, nöthigenfalls unter Beiziehung eines ander⸗ weitigen Fachmannes, die entscheidende Stimme bei Begutachtung der Bewerher vorbehalten. Bei dem Mangel entsprechender Bewerber ift die Jahresrente zu admassiren. Gegenwärtigen Stiftungsbrief bestä— tigen und bekräftigen Wir mit Unserer eigenhändigen Unterschrift und lassen zur Beurkundung Unser geheimes Kanzlei⸗Insiegel beidrucken.“

Zürmich, 5. Februar. An der hiesigen Universitä haben im Laufe dieses Semesters R stattgefunden. Die durch Büdingers Abgang erledigte Profefsur der allgemeinen Geschichte wurde den Herren Prof. Pr. Meyer von Knonau und Dr. J. J. Müller übertragen. Während Meyer von Kronau sich hauptsächlich mit Schweizergeschichte beschäftigt hat, ist Dr. Muller vorzugsweise für römische e und einzelne Geschichtschreiber des Mittelalters thätig gewesen. Zum außerordentlichen Professor für römisches Recht wurde Dr. Eduard Hölder in Sinn fr berufen. Seine Hauptarbeit ist die Zeitrech— nung nach römischem Recht.“ (Göttingen, 1872) Die Fireftion der Irrenheilanstalt, mit der eine ordentliche Professur der Psychiatrie an der Höochschule verbunden ist, erhielt hr. Gustäv Häguenin, sceit 1557 Dozent an der: medizinischen Fakultät. Habilitirt haben sich an der philosgphischen Fakultät Br. Arnim Baltzer für Geologie und Hr. ar. Abelsanz ein junger Armenier, für Chemie; an der medizinischen akultät Br. J. Seitz und an der juristlschen Dr. G. Huber. Die esammt Frequenz der Ho 6. beziffert sich in diesem Winter auf 469 Studirende, von denen 437 immatrikulirt, sind. Die Anzahl der weiblichen Studirenden beträgt 110 (81 Medizinerinnen, 28 Philofc⸗ phiunen und 1 Juxistin). Es ist dies der böchfte Stand seik Grün— dung der Universität.

London, 1I. Februar. In Pollakihields, unweit Glasgow, starb am 3. d, der populäre schottische Schriftsteller und Portrait— maler Ighn Kel so Hunter im 71. Lebensjahre.

Der Chirurg Isaak Baker Brown ist in London im 61. Lebensjahre gestorben.

Landwirthschaft.

Sch werin J, d,, Die bereits erwähnte Bekannt⸗ machung, betreffend die Einsetzung einer Kom mission zur Be⸗ förderung der Landwirthschaftlichen Ausbilbung junger Lente bäuerlichen Standes, lautet:

Nachdem die Vererbpachtung im Domanium und in den übrigen Landestheilen so weit vorgeschritten ist, daß in nächster Zeit der gröhte Theil alles bäuerlichen Besitzes in Erbpacht wird umgewandelt sein, bricht sich in immer weiteren Kreisen die Erkenntniß Bahn, daß sich die volle Ausnutzung der durch die Erbpacht gebotenen Vortheile nur durch die Hebung des landwirtihschaftlichen Betriebs, und diese wieder am sichersten Durch eine gründlichere Vorbereitung der heranwachsenden Generation für ihren zukünftigen Beruf erreichen lasse. In dem Wunsche nun, diese Erkenntniß fruchtbar zu machen, wollen Se.

1873 358 49H56 142,7

gen Leuten bäuerlichen Standes die Gelegenhert zu einer unentgeltli praktischen Ausbildung bei tüchtigen Landwirthen geben, uin deshalb unter Anweisung der erforderlichen öffentlichen Mittel eine dem Ministerium des Innern unterstellte Kommission unter dem NRa—= men Großherzogliche Kommission zur Beförderung der landwirth⸗ schaftlichen Ausbildung junger Leute bäuerlichen Standes, und beste⸗ hend aus dem Domänenrath von Schumann, dem Reutler Bühring und dem Rentier Voß hierselbst in Schwerin eingesetzt, welcher alle auf jene Allerhöchste Absicht bezüglichen Geschäfte überwiesen sind.

Diese Kommission wird es sich ins besondere angelegen sein lassen, auf den Antrag der Eltern und Vormüunder junge Leute, welche von der angebotenen Gelegenheit Gebrauch machen wollen, den zur An— nahme solcher Lehrlinge geneigten Landwirthen zuzuweisen, und unter den entsprechenden Bedingungen den Abschluß der Lehrverträge zu ver⸗ mitteln. Eltern und Vormüͤnder haben daher ihre Anträge, und zwar im Domanium durch Vermittelung der Großherzoglichen Aemter' an die bezeichnete Kommission zu richten, welche dem Befinden nach das Weitere veranlassen wird. Für die Lehrlinge wird ein Alter von min— destens 17 Jahren verlangt, die Lehrzeit ist auf nicht weniger als ein Jahr, und auf höchstens zwei Jahre berechnet.

chwerin, am 25. Januar 15973. Großherzoglich , Ministerium des Innern. etzell.

Ueber die Lan dwirthschaftlichen Verhältnisse des Kö— ni greichs Böhmen entnehmen wir den , ser g, Komite für die land⸗ und forstwirthschaftliche Statistik Böhmens für das Jahr 1871 (Prag, J. G. Calve'sche K. K. Universitäts⸗ Fiche, , 9 * diz ,,. Angaben: ;

Die mit Getreidefrüchten bestellte Ackerfläche faßt 2,659,914 Joch (= 5155 Ar.) oder 61,4 Proz. des . landes Darunter mit Weizen 20, 005 J. oder g, 70 Proz, mit Roggen aäio2tiosd, J. oder 23 66, Prez, mit Gerste 468,830 J. oder 155 Proz, mit Hafer 745,390 J. oder 7.21 Proz). Mit Hülsen⸗ früchten waren bestellt 71,s81!᷑ J oder 1,57 Proz., mit Hack— hten 771,075, J. oder 17,82 Proz. (darunter mit Kartoffeln S325, 130 J. oder 12, id Proz, mit Juckerrüben 192,490 J. oder 4.44 Proz, mit Futterkräutern 521, is J. oder 1,56 Proz. darunter mit Klee 412, 928 J. oder 9.00 Proz), mit Handelspflaͤnzen Raps, Mohn, Hopfen, Flachs und Hanf g5 „dis J. oder 2 Proz. Von der ganzen Ackerfläche des Landes waren 94,41 Proz. angebaut, während 59 Proz in reiner Brache blieben. Die Ausdehnung der Wiesen beträgt 9M2tz, 9 J. oder 10771 Proz. der produktiven Fläche. Das mit Hopfen bepflanzte Areal belief sich auf 9261,5 J. mit einem Durch— schnittsertrag' von 425 Ctr. pro Joch; am stärksten ist diese Kultur in den Kreisen Saaz (4811 JI), Leitmeritz (2052 J.) und Bunzlau 6 vertreten. Der Obstbau bildet einen reichlichen Ertraͤgs⸗ zweig des Grundbesitzstandes; die Zahl der Obstbäume im ganzen Lande schätzt man auf 148045700, wovon 71,7 Proz. auf Obstgärten 2, Proz, auf Baumschulen und 25.4 Proz. auf sonstige Flächen ent fallen. Die Weingärten umfassen ein Areal von 1756 J., der beste Wein wird bei Melnick gewonnen und hier ein Ertrag von 9 bis . Eimer ö. Joch erzielt.

Was den Viehstand betrifft, so zählte man 189.3337 Stü Pferde (44 Stück auf 100 J. Ackerland und 3,80 Stück auf oo d wohner), 1„0l,562 Stück Rindvieh 6700 St. auf 100 J. Ackerland und 3140 St. auf 100 Einw.), darunter 832, N72 Stück Kühe (20,4 auf 100 J. Ackerland und 173530 auf 100 Einw.), ferner I, 106, 290 Schafe Gö,00 auf 109 J. Ackerland und 21,76 auf 100 Einw.), 194,273 Ziegen (44 auf I00 J. Ackerland und 3,80 auf 1060 Einw ö. 5 Schweine (5,00 auf 100 J. Ackerland und 4,20 auf 166 tinw.). ) Anter den landwirthschaftlichen Nebengewerben nimmt die Rübenzuckerproduktion eine hervorragende Stelle ein und hat dieselbe in kurzer Zeit einen überraschenden Aufschwung genommen. Während Böhmen im Jahre 1861. nur 59 Rübenzuckerf̃abrlken befaß welche 6é-458,187 Ctr. Rüben verarbeiteten, sind im Jahre 1871 don 126 Fabriken bereits 15,279,423 Ctr. Rüben auf Zucker verarbeitet worden. Auch die Bierprodu ktion, unterstützt durch ausgezeich⸗ nete Gerste und Hopfen, welche im Lande wachsen, ist in fortwähren⸗ der Steigerung begriffen. Man zählte im Jahre 1871 im Ganzen 947 im Betrieb befindliche Brauereien, von welchen 51 mit Dampf einrichtung versehen sind. Das im Jahre 1871 erzeugte Bierquantum belief sich auf II 96548 Eimer oder durchschnittlich 1,41 Eimer auf jeden Kopf der Bevölkerung; im Jahre 1860 wurden nur 4424, 744 Eimer Bier produzirt. Die Biersteuer erbrachte 1871: 7, 389,532 Fl. oder 145 Fl. auf den Kopf. Die Zahl der Brennereien beltef sich 1871 auf 422, von welchen 369 im Betrieb waren und einen Steuerertrag von 2, 164,ů792 Fl. lieferten. Von sonstigen in Böhmen blühenden Gewerbezweigen, die zur Landwirthschaft in naher Bezie⸗ hung stehen, sind noch zu erwähnen: Stärkefabriken, Preßhefen- und Essigfabriken, Oelfabriken, Cichorien- und Kaffeesurrogatfabriken, Mühlen. und Flachsgarnspinnereien (über 30 an der Zahl, die meiften im Gitschiner, Königgrätzer und Leitmeritzer Kreise).

Gewerbe und Handel. Berlin. Um die Ergebnisse der beiden Preußischen Expedi—

tionen zur Erforschung der Ost- und Nordfee, welche auf de bevorstehenden Wiener Welt⸗Ausstellung zur 2 Anf . r bracht werden sollen, auch den heimischen Kreisen zugänglich zu machen, beabsichtigt der Deutsche Fischerei⸗Verein im März d. J. eine Vor-⸗Ausstellung derselben hierselbst zu veranstalten, und damit eine Ausstellung von Geräthschaften und Produkten der See— und Binnenfischerei, ohne Rücksicht auf deren Gebrauchs- oder Ur— sprungsort, zu verbinden.

Die Ausstellung wird im Lokal der neuen Markthalle am Schiff— bauer⸗Damm hierselbst stattfinden und am 25. Marz d. J. eröffnet werden. Die Entgegennahme von Gegenständen für dieselbe erfolgt in der Zeit vom J. bis 10. März d. J., und werden Exemplare des Ausstellungs⸗Programms, jo wie die näheren Bedingungen für die Theilnahne an der Ausstellung und Anmeldungs-Formulare im Bureau des Vereins auf Wunsch verabfolgt. 5

Das Unternehmen hat nur den Zweck, das Interesse an der wichtigen Fischerei mehr und mehr zu wecken und zu fördern.

In der gestern hierselbst stattgehabten Generalversamm— lung der Aktien- Gesellschaft für Holzarbeit“ (Simon), deren Geschäfts-Abschluß pro 1872 sich im Inseratentheil unserer heutigen Zeitung befindet, waren 2444 Aktien durch 28 Aktionäre mit 322 Stimmen vertreten Der die stetig fortschreitende, günstige Entwickelung der Gesellschaft darthuende Geschäftsbericht, desfen In— halt bereits in Nr. 32 unserer Zeitung mitgetheilt ist, wurde mit großer, Befriedigung entgegen genommen, und beschlossen, die auf 123 w festgesetzte Dividende schon vom 1. März er. an zur Auszah— lung gelangen zu lassen. Bei der hierauf folgenden Neuwahl des Verwaltungsraths wurden die durch das Loss ausgeschiedenen Herten Bankier Albert Kaempf und Kommerzien Rath Johannes Qu istorp aus Stettin einstimmig wiedergewählt. Ebenso ernannte die Verfamm— lung durch einstimmige Wiederwahl, die Herren M. Maß, Julius Joseph und Louis Wolff zu Revisoren für das laufende Ge— schäftsjahr.

London, J. Februar. Den Ausweisen des Handelsamtes zufo

betrug der Werth der Gesammtausfuhr im onat . 20,298,547 Lstr., d. h. I 418,567 Lstr, oder ca. I mehr als im Sa nuar 1872, was indeß kaum die Erhöhung in den Preisen fast aller Gattungen von Produkten darstellt. Im Pergleich mit Fanuar 1871 beträgt der Zuwachs 70 „. Die auffälligste Gigenthuͤmlichkeit in dem gegenwärtigen Ausweise ist die Bewegung in Kohlen. Der de— klarirte Werth, der Kohlenausfuhr stellte sich auf 834.598 Lstr. gegen 459,628 Lstr. im Januar 1872, aber während sich fomit ein peku⸗ niärer Zuwachs von ca. 77 ñHᷣpräsentirt, hat eine Abnahme von 437101 Tonnen oder ca. 5 der verschifften Quantität stattgefunden. Gleichzeittg liefern jene Fabrikate, die große Kosten für Heizmaterial involviren, wie Alkali, Glas, Maschinen, Eisen u. s. w., Beweife von

Königliche Hoheit der Großherzog den Gehöftserben und anderen jun⸗

der durch diese Lage verursachten verhältnißmäßigen Beschränkung.