1873 / 81 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Apr 1873 18:00:01 GMT) scan diff

helmsplatze Gottesdienst statt. Nach einem Chorale wurden alsdann zwei Hurrahs ausgebracht, das eine auf den Kaifer, das andere auf den Kronprinzen. Den Schluß dieser Feier machte die Parade, welche der kommandirende General des V. Armee⸗Corps, von Kirchbach, mit zahlreicher Suite über das 6. Regiment abnahm. Dem Regimente sind Seitens Sr. Ma⸗ jestät des Königs die Säkularbäaͤnder für die Fahnen seiner Bataillone verliehen worden. Die Königliche Kabinetsordre hat folgenden Wortlaut: . .

Ich verleihe dem 1. Westpreußischen Grenadier⸗Regiment Nr. , welches am 1. April d. J. die Feier seines hundertjährigen Be⸗ stehens begehen wird, hierdurch für die Fahnen seiner drei Bataillone die Säkularbänder, das Jahr der Erxichtung und den Stifter an⸗ gebend.

Indem Ich das Regiment aus Anlaß dieser Feier beglückwünsche, spreche Ih die Erwartung aus, daß es auch in dieser neuen Auszeich⸗ nung einen Antrieb erblicken werde, seiner zu allen Zeiten und insbe⸗ sondere noch während des letzten Krieges bewährten Treue, Tapferkeit und Tüchtigkeit auch in Zukunft stets eingedenk zu bleiben.

Berlin, den 27. März 1873.

Wilhelm.

Bayern. München, 31. März. Durch Königliche Allerhöchste Entschließung vom 26. werden 27 Reserve⸗ und 2 Landwehr⸗Seronde⸗Lieutenants von verschiedenen Infanterie⸗Regi⸗ mentern zur Eisenbahn⸗Compagnie versetzt.

Der hiesige preußische Gefandte, Frhr. von Werthern, ist vorgestern Abends von Berlin zurückgekehrt.

Das Kultus⸗Ministerium hat die Errichtung einer Frauen-Arbeitsschule in München genehmigt und dazu einen staatlichen Zuschuß von 4000 Fl. bewilligt. Der Ma⸗ gistrat genehmigte gestern die Errichtung des Denkmals für die gefallenen deutschen Krieger im nördlichen (neuen) Friedhofe nach dem vom Bildhauer Oehlemann abgeaͤnderten Modelle, und übertrug genanntem Künstler die Ausfuͤhrung mit 11,909 5. Der Erzguß, welcher aus von Sr. Majestät dem König schen⸗ kungsweife überlassenem Kanonenmetall bewerkstelligt wird, kommt auf 5050 Fl. zu stehen. Der Beschluß des Magistrats, für Errichtung eines Fröbelschen Kindergartens die Summe von 16, 800 Fl. zu genehmigen, hat die Zustimmung der Ge⸗ meindebevollmächtigten erhalten. Die Stadt soll demnächst in Sanitätsbezir ke eingetheilt und für jeden Bezirk eine aus Aerzten und Laien bestehende Sanitäts⸗Kommission ernannt wer⸗ den, welcher die Aufgabe zugewiesen wird, sich über alle die Sa⸗ nität und Salubrität der Stadt betreffenden Angelegenheiten zu informiren und bei der Durchführung der zur Forderung der Gesundheit ins Leben gerufenen Verordnungen mit thätig zu sein. Die Idee zu diesem Projekt, das schon in nächster Zeit zur Ausführung gelangen soll, hat Professor v. Pettenkofer ge⸗ geben.

Sach sen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 1. April. Heute Nachmittag kamen der Prinz Hermann und Sohn, Prinz Wilhelm, zu einem Besuche am Großherzoglichen Hofe hier an.

Württemberg. Stuttgart, 30. März. Der König ist gestern von Bebenhausen wieder in die Residenz zurück⸗ gekehrt. .

Hessen. Darmstadt, 31. März. Der Ministerial⸗ Direktor Kempff ist, wie die „Darmst. Ztg.“ meldet, gestern nach Berlin abgereist, um an den bevorstehenden Minister⸗Kon⸗ ferenzen über die Gerichts⸗Organisationsfrage Theil zu nehmen.

Oldenburg, 29. März. Der Landtag hat gestern in zweiter Lesung den Entwurf einer revidirten Gemeinde⸗Ordnung für das Herzogthum Oldenburg mit den beschlossenen Aende⸗ rungen in namentlicher Abstimmung mit 24 gegen 6 Stimmen angenommen. —ͤ

In der heutigen Sitzung wurden zwei Gesetzentwürfe, betreffend Abänderung der Gebuhrentarxe der Anwälte und be⸗ treffend Abänderung der Gehühren der Bevollmächtigten mit einigen vom Landtage beschlossenen Aenderungen angenommen. Der zweite dieser Gesetzentwürfe ist hauptsächlich der, in Rück⸗ sicht auf die eingetret'ne Entwerthung des Geldes die Gebühren⸗ sätze zu erhöhen. Ebenso wurde ein Gesetzentwurf für das Her⸗ zogthum Oldenburg, betreffend die Konsolidation verschiedener Anleihen, abgesehen von einer blos redaktionellen Aenderung, in zweiter Lesung in derselben Fassung genehmigt, in welcher der⸗ felbe aus der ersten Lesung hervorgegangen ist. Ferner beschloß der Landtag, der Staatsregierung die Befugniß zu ertheilen, im einzelnen Falle den oberen Post⸗ und Telegraphenbeamten den Beitritt zur Beamtenwittwenkasse zu gestatten und sprach wie⸗ derholt den Wunsch und die Hoffnung aus, daß die Pensions⸗ verhältnisse der Wittwen von Reichsbeamten baldigst durch die Reichsgesetzgebung geordnet werden möchten.

Braunschweig, 29. März. In der heutigen Sitzung der Landesversammlung wurde der Bericht des Aus⸗ schusses über die seit dem Schlusse des 13. ordentlichen Land⸗ tages vom 2. Juni 1872 bis zur Eröffnung des 14 ordent⸗ 5 Landtages vorgekommenen Geschäfte ohne Debatte ge⸗ nehmigt.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 1. April. Das Reichs⸗ gesetzblatt veröffentlicht die zweite Additional-Konvention zwischen der österreichischungarischen Monarchie und dem König⸗ reiche Belgien vom 13. Dezember 1872 zu dem Staatsvertrage vom 16. Juli 1853, betreffend die gegenseitige Auslieferung der Verbrecher. (Abgeschlossen zu Wien am 15. Dezember 1872, von Sr. Kaiserlichen und Königlichen apostolischen Majestät ratifizirt am 6. März 1873.)

Im Abgeordnetenhause legte der Finanz⸗Minister

estern einen Gesetzentwerrf vor, betreffs eines Lotterie⸗Anlehens 9 Stadt Graz und der Handels⸗Minister einen Gesetzentwurf, betreffs einer Eisenbahn von Knittelfeld über Wolfsegg an die steicrische Grenze. Das Gesetz über die polizeistrafrechtlichen Be⸗ immungen wider Arbeitsscheue wurde nebst einer Resolution es Ausschusses angenommen, desgleichen eine Resolution Seidls, welche die Regierung zur Einbringung eines Gensd'armeriegesetzes auffordert. Eine weitere Resolution Seidls, betreffend die Errichtung von Deportationskolonien für Vagabonden und Arbeitsscheue ward abgelehnt. Eine Kon⸗ sular⸗Konvention zwischen Oesterreich und Portugal, dann eine Additional⸗Konvention zu dem zwischen Oesterreich und Bayern, betreffs der nassen Grenze an der Salza und Salzach, im Jahre 1820 abgeschlossenen Staatsvertrage wurden genehmigt. Der

Gesetzentwurf über die Eisenbahn von Rakonitz an die Pilsen⸗

Prisener Eisenbahn und von Falkenau an die sächsische Grenze bei Graslitz ward, wie bereits gestern gemeldet, unverändert in, dritter Lesung angenommen.

Der Kaiser hat am 27. Maͤrz d. J. die Bestimmungen über die Bestellung und den Wirkungskreis des Lan deskul⸗ turrathes für Böhmen genehmigt. ;

Die österreichische Delegation wi. d im Landhause ihre Eröffnungsfitzung halten, worauf eine Stunde später im Gebäude der früheren ungarischen Hofkanzlei die ungarische De⸗ legation zusammentritt. Die galizischen Mitglieder der österrei⸗ chischen Reichsraths⸗Delegation sind bereits sämmtlich hier ein⸗ . und werden an den Delegation verha nd lungen, Theil nehmen. . W. T. B.) Der Kaiser wird am Donnerstag, den 3. d., die beiden Delegationen des österreichischen und des ungarischen Reichsraths in corpore empfangen.

Prag, 1. April. Der Kaiser Ferdinand ist gestern nach langer Krankheit zum ersten Male wieder ausgefahren.

Wie das „Prag. Abendblatt“ mittheilt, hat der Kai⸗ ser der Wahl des Dr. Wenzel Ritter v. Belsthn,. Advokaten in Prag, zum Bürgermeister der Landeshauptstadt Prag die Allerhöchste Bestätigung nicht ertheilt.

Joachimsthal, 31. März. Die Stadt Joachims thal ist vom Kirchhofe an bis oben hinauf fast ganz abgebrannt. Nur wenige kleine Häuschen am Berge stehen noch. Alle Behörden sind obdachlos.

Pesth, 31. März. Das Abgeordnetenhaus nahm den Gesetzentwurf über die Inartikulirung des Theisbahnvertrages an und beschloß, sich bei der Vermählung der Erzherzogin Gisela i fen aus 15 Mitgliedern bestehende Deputation vertreten zu lassen.

Das Oberhaus acceptirte heute die Gesetzentwürfe: über die Auflösung des Zinsengarantie⸗Verhältnisses der Donau⸗ Dampfschiffahrt⸗Gesellschaft, über die Inartikulirung der Wahl eines Kronhüters, über die Inartikulirung des mit Montenegro geschlossenen Auslieferungsvertrages, über die Verlängerung der Giltigkeit der hinsichtlich der Grundsteuer, Zuckersteuer, der Fleisch⸗ Bier⸗ und Weinverzehrungssteuer bestehenden Gesetze, über die Deckung der administrativen Ausgaben der Jurisdiktions⸗Waisen⸗ ämter und über die Inartikulirung des Theißbahnvertrages.

1. April. (W. T. B.) Im Abgeordneten hause wurde heute vom Handels⸗Minister der Gesetzentwurf, betreffend den Bau einer Eisenbahn von Czernowitz bis an die österrei⸗ chische Grenze bei Nowosielica (Galizien) eingebracht.

Beide Häuser nahmen den Plan des Ministeriums, aus Anlaß der Vermählung der Erzherzogin Gisela, ein Rettungs⸗ haus für Waisen der aͤrarischen Montan⸗ und Forstarbeiter zu gründen, billigend zur Kenntniß.

Agram, 31. März. Auf Anordnung des ungarischen Finanz⸗Ministeriums werden in den von der Hungersnoth heim⸗ gesuchten Gegenden des Veröczer und Syrmier Komitates die Steuerexekutionen bis zum 1. September sistirt.

Niederlande. Die niederländische Regierung hat, laut telegraphischer Meldung aus Penang, am 26. v. M. den Achinen, einem Stamme der Eingeborenen von Sumatra, in formeller Weise den Krieg erklärt.

Großbritannien und Irland. London, 31. März. Graf von Bernstorff⸗Weden ist auf der Deutschen Botschaft in London angekommen, um dem Begräbnisse des verstorbenen Botschafters beizuwohnen. Die Leiche wird am Dienstag Abend nach der deutschen Kapelle im St. James⸗Palast ge⸗ bracht werden, woselbst am Mittwoch die Leichenfeier stattfin⸗ den wird. Am Abend desselben Tages erfolgt die Ueberführung der Leiche nach Deutschland, um in Stintenburg (in Lauen⸗ burg), dem Landsitzleder gräflichen Familie, beigesetzt zu werden.

Ein Telegramm des Reuterschen Bureaus aus Cal⸗ cutta vom 29. März meldet: Sir Richard Temple's Finanz⸗ ausweis ist heute in der „Gazette of India“ veröffentlicht. Die wirklichen Einnahmen für das Jahr 1871 72 betrugen 50, 109, 093 Lstr., und die ordentlichen Ausgaben 46,984,915 Estr. Es ver⸗ bleibt somit ein Ueberschuß von 3,124,178 Lstr. Die außeror⸗ dentlichen Ausgaben für öffentliche Bauten während desselben Zeitraumes beliefen sich auf 1,628,474 Lstr. Die regulären Einnahmen in 1872 73 werden auf 49,905,000 Lstr., die or⸗ dentlichen Ausgaben auf 48,551,090 Lstr. veranschlagt, was einen Ueberschuß von 1354, 000 Lstr. ergiebt. Die außeror⸗ dentlichen Ausgaben für öffentliche Bauten werden auf 2,307, 000 Lstr. veranschlagt. Der Budget⸗Etat für das Jahr 1873— 4 giebt die Einkünfte auf 48,286,000 Lstr. und die ordentlichen Ausgaben auf 48,066,000 Lstr. an, in Folge dessen ein Ueberschuß von 220,009 Lstr. verbleibt. Die außerordent⸗ lichen Ausgaben für öffentliche Bauten während des kommenden Finanzjahres werden sich auf 3,878,900 Lstr. belaufen. Sir Richard Temple bezeichnet das abgelaufene Jahr als das gedeih⸗ lichste in der finanziellen Geschichte Indiens seit der Herstellung des gegenwärtigen Systems. Von siskalischen Veränderungen ist Abstand genommen, da der actuelle Ueberschuß den größeren Opiumeinkünften und der Reduktion in den Ausgaben ent⸗ springt. Der Total⸗Ueberschuß für die Finanzjahre 1869 70 bis 1872 —]3 beläuft sich auf 6 Millionen, welche Summe die früheren Defizits nahezu ausgleicht. Die aus der Einkommensteuer . desselben Zeitraumes bezogenen Ein⸗ künfte belaufen sich auf 4,5000900 Lstr. Es ist im Plane, die außerordentlichen Ausgaben für öffentliche Bauten in 1873 bis Id, wie oben bemerkt, im Belaufe von 3, 878, 000 Lstr. ohne Anleihe⸗Operationen zu decken. Während 1873 74 werden sich die Ziehungen von indischen Rathswechseln auf 143 Crowns Rupien belaufen. Der Kassenbestand am 31. März 1875 wird auf 19,300, 9090 Lstr. und zur selben Zeit im nächsten Jahre auf 14,800, 900 Lstr. veranschlagt. Die Zinsen der öffentlichen Schuld Indiens sind seit 1871 72 um jährlich 235,000 Lstr. reduzirt worden. Das im Umlauf befindliche Papiergeld über⸗ steigt 13,000,000 Lstr. Der Opiumverkauf realisirte 1,500,000 Lstr. über die Voranschläge.

1. April. (W. T. B.) Im Unterhause bestätigte der Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen, Viscount Enfield, auf eine Anfrage Mahons, daß weder der englische Militär⸗ Attaché in St. Petersburg, noch sonst ein englischer Offizier die russische Erpedition nach Khiwa begleiten werde.

Aus Toronto wird unterm 29. gemeldet, daß die Legislatur von Ontario prorogirt worden ist.

Frankreich. Paris, 31. März. Das offizielle Blatt enthält ein Dekret, welches vier Gensd'armen, welche „bei Gelegenheit der Unruhen in Rivesaltes sich durch ihren Muth und ihre Entschlossenheit ausgezeichnet haben“, die militärische Medaille verleiht. Dagegen votirte der Gemeinderath des ge⸗ nannten Ortes am Abend des Tags, an welchem die Unruhen vorfielen, ein Tadelsvotum gegen die Gensd' armen. Der Maire selbst hat seine Entlassung eingereicht.

Der Kriegs⸗Minister Cissey und der Unter⸗ richts ⸗Minister Sale Simon hielten vor Kurzem eine

machung um 1,644,000 Dollars abgenommen.

Chasseloup⸗Laubat, der vor einigen Tagen gestorben ist, war Abgeordneter für die untere Charente und Bericht⸗

am 28. März hatte diese Kommission den von ihm entworfenen und von der Kommission bis auf einige kleine Veränderungen angenommenen Gesetzentwurf beendigt. Er war geboren am 29. März 18065 zu Alessandria in Piemont. Im Jahre 1839 wurde er zum ersten Male von den Wählern der untern Cha⸗ rente in die Deputirtenkammer geschickt. Von 1858 bis 1867 Marine⸗Minister, wurde er am 17. Juli 1869 zum Minister⸗ Präsident des Staatsrathes ernannt. Als tüchtiger Geograph war ft zum Präsidenten der geographischen Gesellschaft in Paris erwählt.

Versailles, 1. April. (W. T. B.) In der National⸗ versam m lung stand heute die Fartsetzung der Berathung über die Munizipalverfaffung von Lyon auf der Tagesordnung. Die Sitzung verlief sehr stürmisch. Der Deputirte Le Royer wurde in seiner Rede unterbrochen und der Marquis von Gramont vom Präsidenten zur Ordnung gerufen, wollte sich aber dem Ordnungsrufe nicht unterwerfen. Der Präsident Grevn erklärte darauf, wenn er in der Versammlung keine Gerechtigkeit finde, wisse er, was er zu thun habe und hob sodann die Sitzung auf. Wie verlautet, wird Grevn den Vorsitz in der Nationalversamm⸗ lung niederlegen.

Eine große Anzahl von Deputirten aus allen Partei⸗ schattirungen hat sich persönlich zum Präsidenten Grevy begeben und denselben gebeten, dem Inzidenzfalle mit dem Marquis von Gramont keine weitere Folge zu geben. Nichtsdefto⸗ weniger wird voraussichtlich Grevy morgen die Niederlegung der Präsidentschaft erklären; dieselbe wird aber jedenfalls mit sehr großer Majorität abgelehnt werden.

Italien. Rom, 1. April. (W. T. B.) Aus Veran⸗ lassung der bevorstehenden Vermählung der Erzherzogin Gisela von Oesterreich wird, der „Liberta“ zufolge, ein Spezialgesandter die Glückwünsche des Königs nach Wien überbringen.

In der heutigen Sitzung der Deputirten kammer stellte der Abgeordnete Broglio, eine Interpellation an die Re⸗ gierung betreffs einiger am Sonntage vor der Jesuskirche wegen der in derselben gehaltenen Predigt vorgekommenen Ausschrei⸗ tungen Seitens der liberalen und der klerikalen Jugend und sprach über den Mißbrauch der Kanzel zu politischen Zwecken seine Mißbilligung aus. Der Justiz-Minister de Faleo erwi⸗ derte, daß über den Vorfall bereits eine Untersuchung eingeleitet sei, und daß die Gesetze ohne jegliche Rücksichtnahme zur An⸗ wendung gelangen wurden. Der Interpellant erklärte sich dar⸗ auf durch die Antwort des Ministers fur befriedigt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. April. Durch einen an den Minister des öffentlichen Unterrichts, Grafen Tolstoy, gerichteten Kaiserlichen Ukas sind die israelitischen Staatsschulen und die Rabbinen⸗Schulen aufgehoben und an ihrer Stelle pädagogische Seminare und Primär⸗-Schulen einge⸗ führt worden.

Odessa, 1. April. (W. T. B. Die Prinzen Leopold und Arnulf von Bayern (Söhne des Prinzen Luitpold) sind heute hier eingetroffen und nach Besichtigung der Hafen⸗ 3 und des Museums mit dem Abendzuge nach Wien weiter gereist.

Dänentark. Kopenhagen, 29. März. Die von der 3 beschlossene Adresse an den König lautet folgender maßen:

„Allergnädigster König! Als vor 3 Jahren das Ministerium Frijs, in Folge einer Abstimmung im Folkething sein Gesuch um Ab⸗ schied an Ew. Majestät eingereicht hatte, sprach das Folkething in einer Adresse an Ew. Masestät seine Hoffnung auf ein fruchtbares Zusammenwirken mit der Regierung Ew. Majestät, so wie seine Be⸗ reitwilligkeit zu einem derartigen Zusammenarbeiten aus. Das Fol- kething hat in seiner Handlungsweise die versprochene Bereitwilligkeit gezeigt. Ohne sich von dem Umstande beeinflussen zu lassen, da schon die Zusammensetzung des Ministeriums Holstein unumgängli die in der Adresse ausgesprochene Hoffnung abschwächen mußte, ging das Thing ruhig an die Arbeit, zeigte keinen Widerstand gegen irgend einen Vorschlag, weil derselbe von einem Ministerium ausgegangen war, welches nicht, als Ausdruck des Thinges gelten konnte, richtet! seine Meinungen sogar oft, nach denfenigen des Ministeriums und hat jetzt bei der vierten Versammlung geduldig seine volle Kraft angewandt, um eine Arbeit zu vollenden, welche ihre Bedeutung sowohl äußerlich als imerlich trägt, aber welche eine eben so ermüdende war, als die Aussicht auf eine entsprechende Ausbeute für die n ,, eine verschwindende gewesen ist. Es kann

rage zu

Thronrede die hat welche Hoffnung vom ganzen nis V ge⸗ theilt wird. Eine solche Uebereinstimmung hat jedoch in so geringem i zwischen dem Ministerium und dem Folkething geherrscht, daß die Thätigkeit des Ministeriums im Gegentheil wesentlich aus ganz anderen Gesichtspunkten hervorgegangen ist, als aus denjenigen, welche vom Volke schon bei der Wahl seiner Repräsentanten deutlich als die sei⸗ nigen zu erkennen gegeben und später mit vermahrter Kraft als solche bestätigt worden sind. Die Folge davon ist eine Lähmung der wich⸗ tigsten Zweige der Gesetzgebung, ein Verlust an Zeit und Arbeit in der Regierung und, im Thinge, sowie eine gewiß beim ganzen Volke , Unzufriedenheit mit dem jetzigen Zustande, welcher im höchsten Grade bedauernswerth und bei weiterem Fortbestehen desselben als bedenklich betrachtet werden muß.

Amerika. New⸗gork, 29. März. In verschiedenen Plätzen ist die TelegraphenVerbindung durch Stürme und Eis unterbrochen worden. Der japanische Gesandte Mori hat sich per Dampfer „Malta“ nach Liverpool eingeschifft. Zerstörende

hannah überschwemmt.

1. April. (W. T. B.) Die Staatsschuld der Ver⸗ einigten Staaten hat im Monat März laut offizielle: Bekannt⸗ Im Sat?

Revue über alle Schüler der Pariser Kollegien ab, die seit län⸗ gerer Zeit militärisch einexercirt worden sind. ö

schatze befanden sich am 31. März 69,537, 009 Dollars in Gold und 2, 653,000 Dollars Papiergeld.

erstatter der Kommisston für die Reorganisirung der Armee. Erst

Fluthen haben die Ufer des Hudson, Mohawk und des Susque⸗

Asien. Der Korrespondent der „Times“ telegraphirt aus Teheran unter dem 21. v. M.: Das große Nationalfest Nou⸗ voruz (Neujahrstag) ist mit außerordentlicher Pracht gefeiert worden. Den Ceremonien wurde ein europäischer Charakter gegeben und die Bevölkerung nahm großen Theil an den Freu⸗ denbezeugungen. Gute Ordnung und eine sehr reichliche Ernte haben Wohlergehen durch das ganze Land hergestellt. Derselbe Korrespondent meldet unter dem 28. v. M.: Se. Majestät der Schah sprach gestern in einer feierlichen Audienz mit Enthustasmus von seiner bevorstehenden Reise durch Europa, von der er günstige Resultate für das Land erwartet. Alle in⸗ neren Einrichtungen sind getroffen worden. Im Einklange mit der neuen militcrischen Organisation, welcher der Großvezier seine ganze Energie gewidmet hat, sind mehrere Feldlager in den verschiedenen Provinzen des Reiches gebildet worden.

Unter dem 360. v. M. wird telegraphirt: Der neue britische Gesandte wird hier innerhalb der nächsten 3 Tage erwartet und ein brillanter Empfang ist ihm vorbereitet worden. Die Reise k , nimmt die ganze Aufmerksamkeit des Publikums in

nspruch.

Australien. Ein Telegramm aus Sydney vom 28. meldet: Die Rekonstruktion des neuseeländischen Ministeriums steht nahe bevor. Oberrichter Arney versieht bis zur Ankunft von Sir James Fergufson, des neuen Gouverneurs, die Regie⸗ rungsgeschäfte interimistisch. .

Nr. 27. der Annalen der Landwirthschaft in den Königlich preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Preußen: Versetzung., Deutschland: Studium der Landwirthschaft, an der Uni⸗ versität Heidelherg. Die Kultur der Zwetsche zu landwirthschaftlichen Zwecken. Von F. A. Pinkert. Ueher die Nothwendigkeit der Errich⸗ tung einer Landeskultur⸗Rentenbank in Preußen. (Vom Ausschusse des Kongresses deutscher Landwirthe,) Literatur: 1) Handbuch der Samen⸗ kunde. Von Dr. Friedrich Nobbe. 2) Gras- und Kleesamen. Von Dr. L. Wittmack. Allgemeines homöopathisches Thierarineibuch. Von J. A. G. Kunz. Das landwirthschaftliche Genossenschaftswesen. Kreis⸗ ordnung für die Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Schle⸗ sien und Sachsen vom 13. Dezember 1872. Von Dr. H. Stolp. Land⸗ wirthschaftliches Vereinsblatt von Graf zur Lippe-Weißenfeld. Beson⸗ dere Beilage zum Deutschen Reichs Anzeiger. Vermischtes: Zwangs⸗Vieh⸗ versicherung. Verbesserung der Rindviehzucht durch Staatszuchten. Landwirthschaftliche Ausstellung der landwirthschaftlichen Gesellschaft Ostbelgiens zu Lüttich. Ausstellung zu Santiago in Chile. Dritter

Jahresbericht der landwirthschaftlichen Schule Marienberg bei Helm⸗—

stedt. Vierte Ausschreibung von Stagtspreisen für Käsereigenossen⸗ schaften. Vereins versammlungen. Marktbericht. Biehpreise.

Statistische Nachrichten.

Im Nachfolgenden geben wir eine Uebersicht der wichtigeren Waaren- Ein- und Ausfuhr zur See im Hafen von Reu— fahrwasser für das Jahr 1872 unter Hervorhebung derjenig n . ᷣ. welchen der bezügliche Verkehr der Hauptsache nach statt⸗ gefunden hat: ö

J. Einfuhr: Guano 20564 Ctr. (von Hull 14.956 Ctr., von London 5608 Ctrn); rohe Baumwolle 17,999 Ctr. (von London 11,22 Etr', von Hull 4844 Ctr.); grobe Bleiwaaren 8923 Ctr. won Stettin 2802 Ctr., von London 5075 Ctr.) kalzinirte Soda 34545 Ctr. won Newcastle 32,412 Ctr.); rohe Soda 11,õ377 Ctr. won Neweastle 1064732 Ctr.); Farhehölzer 3487 Ctr. von Hamburg 2945 Ctr.); Glaubersalz 6848 tr. (von Stettin 4134 Ctr., von Neweastle 6848 Ctr.); Pottasche 6664 Ctr. (von Petersburg 6664 Etr ); Schwefel 6511 Ctr. (von Hamburg 1234 Etr., von Lieata NI Ctr.); Schwefelsäure 6358 Ctr. (von Stettin), Roheisen 253, 233 Ctr. (von Glasgow 7819 Ctr., Grangemouth 62,5729 Ctr., Hull 8818 Ctr,, Leith 40,740 Ctr., Middlesborough 135, 143 Ctr.); altes Bruch⸗ eisen 87,8s7 Etr. (von Kopenhagen 11,817 Ctr., Amsterdam 16485 Ctr, Antwerpen 5407 Ctr., London 23,732 Ctr.); geschmie⸗ detes ꝛc. Eisen in Stäben 142,92 Ctr. (Leer 14,195 Ctr., Stettin 6117 Ctr,, Amsterdam 9001 Etr,, Antwerpen 4,217 Ctr, Hull 51 487 Ctr., Neweastle 124523 ECtr.); Eiseubahn⸗ schienen 100,676 ECtr. (Papenburg 33,563 Etr. (Amsterdam 14,562 Centner, Middlesborough 48,447 Ctr.); Winkeleisen N54 Ctr. (AÜmfterdam S323 Str. Antwerpen 3400 Ctr) ; schwarzes Essenblech, Stahlblech 2c. 59, 276 Ctr. (Amsterdam 5320 Ctr, Antwerpen II964 Ctr., Hull 34. M3 Ctr); ganz grobe Gußwaaren 21,763 Ctr. (Stettin 2446 Ctr., Lübeck 3572 Ctr., Glasgow 2093 Ctr., Grange⸗ mouth 8275 Ctr.); grobe Eisen⸗ und Stahlwaaren 46 626 Ctr. (Am⸗ sterdam 16,597 Ctr., Antwerpen 3814 Ctr., Hull 21,205 Ctr.); Kalk 145,713 Ctr. (Arcona 16,320 Ctr., Stettin 25,130 Ctr., Swinemünde 16,950 Etr., Faxoe 66,425 Ctr); rohe Kreide 589019 Ctr. (Arcona 2,020 Ctr, London 59,019 Ctr.); rohe Rindshäute 31,373 Ctr. (Hamburg 2440 Ctr. Antwerpen 10634 Ctr.,, Londen 014 Ctr., Havre 5125 Ctr.); Maschinen, überwiegend aus Gußeisen 6676 ECtr. Stettin 2650 Ctr', Hull 31,32 Ctr,); Bier 5787 Ctr. (London 5736

tr); Arrak. Rum, Franzbranntwein 3138 Et. (Stettin 2703 Ctr., Bremen 1222 Etr); Wein in Fässern 29,555 Ctr. (Stettin 6053 Ctr., Bremen 1190 Ctr', Amsterdam 1611 Etr.,, Bordeaux 17,477 Ctr.); Fleisch, zubereitetes, Schinken 2c. 8150 ECtr. (Stettin 4283 Ctr., Bre—⸗ men 1124 Ctr, Hull 1163 Ctr.); Pfeffer 6536 Ctr. (London 6065 Ctr) z. Heringe 131422 To. (Bergen 8047 To, Stavanger 123512 To., Fraserburgh 8334 To., Montrose 5470 To., Peterhead 47501 To., Wick 13,515 To); roher Kaffee 38,429 Ctr. (Hamburg 9073 Ctr.,. Amsterdam 7050 Ctr., Antwerpen 2781 Ctr., London 17.070 Ctr.); geschälter Reis 41,565 Ctr. (Bremen 16993 Etr. London A212 Ctr.); Salz 2,593 1434 Ctr. (Gloucester 177645 Ctr., Liverpool 2,270,550 Ctr.“, Celle 125,498 Ctr.); Melasse und Syrup 11615 Ctr. (Stettin 3767 Ctr., Bremen 23519 Ctr); Rohtabak F289 Ctr. (Bremen 45542 Ctr.); Thee 1,868 Ctr, (London 1739 Ctr); raffinirter Zucker 15,734 Ctr. (Stettin 12074 Ctr., Amsterdam 2,180 Ctr.); Rohzucker 13.078 Ctr. (Stettin 10,164 Ctr); Baumöl in Fässern 4538 Ctr. (Malaga 33582 Ctr.); Leinöl 8777 Ctr. (Hull 8.152 Ctr.); Talg 17,1 Ctr. (Antwerpen 14657 Ctr); Schmalz 16307 Ctr. (Stettin 7,313 Ctr., Hamburg 2440 Ctr, Bremen 394 Ctr.); Dachschiefer und Schieferplatten 29, 857 Ctr. (Portmados 21, N6 Gtr.; Steinkohlen 4,522, 063 Ctr. Burntisland 91,133 Ctr;); Grangemouth 188,908 Ctr., Granton 164959 Ctr, Grimsky 440.399 Ctr., Hartlepool NI, 232 Cir, Hull 525,333 Ctr., Leith 327,421 Ctr, New caftle J oz6. 2719 Ftr, Shilbs 248 521 Ctr., Sunderland I5 456 Ctr.); Asphalt 28,771 Ctr. Ctr. (Hamburg 6471 Ctr., Bremen 8.394 Ctr.); Petrolenm 189,996 Ctr. (Bremen 7452 Ctr, Baltimore 9,501 Ctr., New⸗Aork 103. 621 Ctr., Philadelphia 68,12 Ctr.) ; Fliesen, Mauer- und Dachziegel 2c. . (Antwerpen 33,352 Cir., Hull 25,279 Ctr., Neweastle

„980 Etr.).

II. Ausfuhr: Guano 4000 tr. (nach Stockholm 2800 Cte, Ystadt 1200 Ctr.); Lumpen 9g815 Ctr. nach Stettin; Roheisen 4000 Ctr. nach Stettin; Weizen 2,438,115 Ctr. (Amsterdam 97 639 Ctr— Rotterdam 49,370 Ctr', Antwerpen 171,570 Ctr., Grangembuth 2760 Ctr.“, Hull 335,747 Ctr., Leith 75,982 Ctr., London 748,875 Fir. Newcastfe 131,490 Gtr; Roggen 66,622 Ctr. (Stettin 41,957 Ttr.); Hülsenfrüchte 131,841 Ctr. (Hull 75,854 Ctr., Leith 15.420 Ctr., London 20 090 Ctr); Raps und Rübsaat 56,874 Ctr. (Stettin 12018 Ctr., London 17,000 Etr., Dünkirchen 12,400 Ctr)); Kar⸗ toffeln 31,170 Ctr. (Barrow 4080 Ctr., Leith 16,960 Etr., Liverpool Sabb Ctr); Blöcke oder Balken von hartem Holz 103,380 Tonn (Kiel 53635 T., Dortrecht 20,320 T., Rotterdam 6195 T., Gent 17,290 T., Ostende 8119 T., London 7193 T., Shields 3772 T.); dergl. von weichem Holz 190,863 Tonn (Stettin 5337 T., Wilhelms⸗ haven 299 T., Kopenhagen 5744 T., Bremen 2917 T. Antwerpen 2642 T., Alloa 2238 T., Barrow 2372 T., Cardiff 3023 T.,

(Bremen 26,149 Ctr.); Harze 16,795

Grangemouth 3710 T., Grimsby 11558 T., Hartlepool 5913 T. Hull 7200 T., Liverpool 500? T. London 51080 T., Reweastle 6875 T., Portsmouth 4330 T., Shields 3215 T. Sun⸗ derland 3127 T., Westhartlepool 3254 T., Bordeaux 6317 T. St. Nazaire 2660 T); Bohlen, Bretter, Latten 2c. 32537 T. (Papen⸗ burg 1238 T., Kopenhagen 1344 T., Bremen 2366 T., London 6871 Te, Bordeaux 2367 T, Havre 966 T., Rochefort 1010 T.); Knochen 9386 Ctr. (Kiel 2439 Ctr., Aberdeen 6510 Ctr.); grobe rehe Holz⸗ waaren 9607 Ctr. (Stettin 2256 Ctr., St. Petersburg 3000 Ctr., Kopenhagen 1170 Ctr., Randers 1210 Ctr, Amsterdam 10900 Ctr.); Bier 7892 Ctr. (Hull 3211 Ctr., London 2891 Ctr.)7 Mehl 19147 FItr. (Vengburg tz Gtr, Rendsburg 4577 Gtr, Schöezwig 582 Ctr, Stettin 6528 Ctr., Amsterdam 1320 Ctr); Oel in Fässern 1,059 Ctr. (London 7620 Ctr, Leith 1200 Ctr. ); Oelkuchen 20, 182 Ctr. Boston 1600 Cir, Hulk 9h Ctr, Lyon 65s Ctr5; Theer und Pech 9751 Ctr. (Aberdeen 3620 Ctr., London 6000 Ctr.).

London 31. März. Die Zahl der Deserteuxe in der britischen Arm ee nch dem 1. April 1858 und 31. März 1870 betrug laut einem parlamentarischen Ausweise 6363, und in dem Zeit⸗ raum vom 1. April 1870 bis 31. März 1877 8414. Im ersteren Zeitraume wurden 346, und im letzteren 697 Personen der betrügeri⸗ schen Anwerbung in anderen Corps überführt.

Kunst und Wissenschaft.

. Berlin, 2. April. Der Stabzarzt Dr. Hertel vom medi⸗ zinisch-chirurgischen, Friedrich- Wilhelms -Institut hat eine längere wissenschaftliche Reise nach Schweden, England, Schottland und Süddeutschland angetreten. .

Die hiesige Gesellschaft für Heilkunde beging am 24. v. M., in Arnims Hotel ihr achtzehntes Stiftungfest durch eine zahlreich besuchte Generalversammlung. Nach der Wahl der

erren Geh. Sanitäts-⸗Rath Dr. Stilling in Cassel, Hofrath Pro⸗ essor Dr. Billroth in Wien, Kaiserlich a . wirklicher Staats⸗

ath. Dr. von Adamowitsch in Wilna zu Ehrenmitgliedern, gab der Geheimrath Dr. H. W. Berend, Vorfitzender der Gesellschaft, eine Uebersicht ihrer . Thätigkeit, welche in 16 Sitzungen 39 Vorträge. Demonstrgtionen und Diekussionen bot. Den Schluß der Feier bildete ein Festmahl.

Das 3. Heft des 2. Jahrg. N. F. der vom Studienrath Dr. Müller in Hannover berausgegebenen Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte enthält zunaͤchst 2 Abhandlungen: ) Das Sond—⸗ gericht in der abteilichen Stadt Siegburg, von J. C. Dornbusch; 2) Zur Geschichte der Klosterwirthschaft; mit Benutzung des Sailer⸗ schen Nachlasses, bearbeitet von Adalb. Horawitz. Auf diese Ab⸗

handlungen folgen Referate über mehrere Schriften (Jähns Roß und

Reiter im Leben und Sprache, Glauben und Geschichte der Deutschen; J. G. Hamann's Schriften und Briefe, herausgegeben und erläutert von M. Petri; H. Hartmann's Bilder aus Westfalen, Sagen u. s. w.). Den Schluß des Heftes bilden mannigfache Beiträge zur deutschen Kulturgeschichte früherer Jahrhunderte, wie; Der Tabak in Cöln, mitgetheilt von L. Ennen; zur Geschichte der Landsknechte des 16, ö mitgetheilt von K. Jaenicke; Rangstreit zwischen zwei adelichen Familien der Eifel, mitgetheilt von J. C. Dornbusch; kurzer Bericht, wie der Bischof zu Münster am Kaiserlichen Hofe zur Audienz geführt worden, den 30. Januar 1664; der Cölner Rath verbietet, daß Flagellanten die Prozession der Römerfahrt begleiten, den 9. März 1706; den Cölner Rathsherren wird verboten, einen langen Bart zu tragen.

Die 1. Hälfte des 2. Jahrgangs des von Prof. Dr. von Holtzen dorff herausgegebenen Fahrbuchs für Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtspflege des Deutschen Reichs, die kürzlich im Verlage von Duncker und Humblot erschienen, hat folgen⸗ den Inhalt: Uebersicht der Geschäftsthätigkeit des Deutschen Reichs⸗ tags in der 2. und 3. Sitzungsperiode der 1. Legislaturperiode w. 16. Oktober 1871 bis z. 19. Juni 1872), von Geh. Reg.⸗Rath Dr. Metzel. Die Grundlagen der heutigen deutschen Kriegsverfassung, von Prof. Dr. Thudichum. Handel u. Zollwesen. Konsularwesen. Auswanderung. Wirthschaftliche Gesetzgebung, von A. Lammers. Uebersicht über die Literatur, über die deutsche Munzfrage in den Jahren 1869 1872, von Prof. Dr. Soetbeer. Seewesen, von Dr. Romberg. Die Reichsgesetzgebung, von Mitte 1871 bis Ende 1872.

Das Komite des Tegetthoff⸗Denkmals in Wien hat das Ergebniß des Konkurses zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Da⸗ nach wurden 22 Entwürfe eingesendet, welche durch vier Wochen in den Räumen des Kaiserlich Königlichen österreichischen Museums für Kunst und Industrie ausgestellt waren. Den ersten Preis (3000 Fl. 6. W) erhielt der Bildhauer Ferdinand Schlöth in Rom, den zweiten Preis (2000 Al) den Bildhauer Rau in Berlin und den dritten Preis (1000 Fl.) den Bildhauer Martin Paul Otto in Berlin.

Paris, 27. März. Gestern Nachmittags verstarb zu Paris im Alter von 75 Jahren Am 6édé Thierry, Mitglied des Instituts, . der Ehrenlegion und ehemaliger Senator des Kaiserreichs, der Bruder des Historikers Augustin Thierry, aber selbst als Verfasser zahlreicher Geschichtswerke, darunter eine Histoire des Gaulois, bekannt.

Wie aus Paris gemeldet wird, ist in der Nacht zum 29. März der bekannte Irrenarzt Dr. Morel in Rerier gestorben.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 2. April. Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende März er. 2,679, 5909 Thlr. 45 prozentige und 1562400 Thlr. 5prozentige, zusammen 4241900 Thlr. Pfandbriefe ausgegeben. Zugesichert, aber noch nicht abgehoben waren 1,064,300 Thlr. In der Feststellung begriffen 8 Darlehnsgesnche zum Feuerversicherungs⸗ werthe von 223,256 Thlr. An neuen Anmeldungen sind im März er. 11 Fälle mit 299,550 Thlr. ö hinzugekommen.

In der am 31. v. M. stattgehabten Generalversammlung der Altionäre der Berliner Bank, in welcher 4563 Stück vollgezahlte Aktien und 4375 Stück 40 prozent. Interimsscheine mit 417 Stimmen vertreten waren, wurde die vorgelegte Jah⸗ resrechnung und Bilanz pro 1872 und die vorgeschlagene Gewinnver⸗ . genehmigt, sowie dem Vorstande und Aufsichtsrathe Decharge ertheilt.

. Die nunmehr zur Vertheilung gelangende Dividende beträgt 14, und dem Reservefonds werden, nachdem ihm die statutarisch vorgesehe⸗ nen 5 zuettheilt, sowie für eventnelle Verluste durch eine Schäden⸗ . von 16, 0600 Thaler gesorgt ist, noch weitere 4,324 Thaler überwiesen.

Die darauf vorgenommene Wahl eines Aufsichtsraths-Mitgliedes an Stelle des ausgeschiedenen Herrn Banquier Anton Wolff hier, fiel auf den , . von dem Aufsichtsrathe kooptirten Herrn Banquier Sigmund Wolff von der Firma Hirschfeld C Wolff in .

Bezüglich des Bezugsrechts von unerhoben verbliebenen Aktien 2. r, . wurde beschlossen, dasselbe noch, Denfenigen zu gewähren, welche bis zum 1. Mai d. J. sich zur Ausübung desselben melden.

In der Generalversammlung der Aktionäre der Berliner Lombard⸗Bank am 31. v. M. waren im Ganzen 5 24 Aktionäre mit 188 Stimmen, welche 1565 Aktien oder 156,5 0 Thaler des Bank-⸗Kapitals vertraten. Die Genęralversammlung genehmigte den Geschäftsbericht des Direktors, die Vertheilung einer Dividende von 114 * pr. ultimo 1872 und die Bilanz einstimmig unter der Beschlußnahme, dem ausgeschiedenen Vorstandsmitgliede, Herrn Wald⸗ ann nn, Decharge, dem Direktor Hensel dagegen volle Decharge u ertheilen.

Die Abänderung der Statuten konnte in dieser Generalversamm⸗ lung um deswillen nicht zum Beschluß gelangen, weil das zu diesem Zweck erforderliche Aktienkapital zur vollen Höhe nicht vertreten war.

Es wird demnach zu dem gleichen Behuf vom Aufsichtsrath eine ,,, Generalversammlung zum 26. April er. einberufen werden.

An Stelle eines austrelenden Aufsichtsraths-Mitgliedes wurde der Banguier Adolf Stein, in Firma Bleß L Stein, hierselbst von den sich noch an der Wahl betheiligenden Aktionären einstimmig gewählt,

nachdem derselbe seine Bereitwilligkeit erklärt hatte, eine ihn eventuell treffende Wahl anzunehmen.

Seitens der Handelskammer des Kreises Hagen ist uns folgende Erklärung zur Veröffentlichung zugegangen:

Den in Folge unserer berichtigenden Erkärung vom 20. d. Mtg. in verschiedenen Blättern gegen uns gerichteten vielfachen Angriffen gegenüber halten wir uns verpflichtet, Folgendes zu bemerken:

1) Der Vorwurf, uns über die früher in unserem Kreise vorge⸗ kommenen Gründungen nicht ebenfalls geäußert zu hqhen, ist deshalb nicht gerechtfertigt, weil es nicht Aufgabe der Handelskammer ist, zu untersuchen, ob die für die verschiedenen Etablissements angegebenen Verkanfswerthe richtig oder angemessen sind. Wegen unserer Ansichten über Gründungen überhaupt 6 wir einfach auf unsern Jahres⸗ bericht pro 1871, Seite 5.

2) Wir würden uns deshalb auch . mit der Gründung des 83 Bernhard König befaßt haben, wenn blos von dem Verkauf seines

esteh enden Werkes die Rede gewesen wäre. Da es aber hieß; Die. großen Stahl- und Puddlingswerke des Herrn Bernh. König in . e sind behufs Umwandlung in ein Aktien⸗Unternehmen von einem

onsortium erworben worden“, so hielten wir es nach §. 1 des Ge— setzes über die Handelskammern vom 24. Februar 1876 für unsere Ii t. zu berichtigen, daß solche Puddlingswerke nicht exist i ren.

3) Die von uns angeführten Taxen über das Werk des Herrn Bernh. König, deren wir erwähnten, um den Begriff große Stahl⸗ werke“ festzustellen, sind im März 1872 auf Veranlassung des Kö⸗ niglichen Kreisgerichts aufgenommen worden. Nach dieser Zeit hat, wie aus einer uns vorliegenden amtlichen Bescheinigung des Letzteren . die Aufnahme einer gerichtlichen Taxe nicht mehr statt⸗ gefunden. .

Wir glauben hiermit unsererseits die Verhandlungen über diese Angelegenheit schlietzen zu dürfen.

Hagen, den 29. März 1873. .

Die Handelskammer des Kreises Hagen.

Frankfurt a. M., 1. April. In der gestern abgehaltenen Generalversammlung der Frankfurter Transport- und Glas- Versicherungs⸗Aktien⸗-Gesellschaft für das Geschäftsjahr 1872 waren 887 Aktien mit 187 Stimmen vertreten. In Abwesenheit des Vorsitzenden des Verwaltungsrathes ertheilte der Vize⸗Präsident den Bericht über die weitere Entwickelung sowohl, als auch über die Er⸗ fe nisf des Geschäftes und hob namentlich hervor, daß die Glas⸗

ranche befriedigende Resultate geliefert, während die Transportbranche und speziell das Seegeschäft Verlust ergeben habe.

Die Prämieneinnahme betrug fl. 395,980 gegen fl. 1,750 des Vorjahres, wovon fl. 149,827 in Rückversicherung wieder verausgabt sind. Die Schäden, abzüglich der Rückversicherungsantheile, beziffern sich auf, fl. 175,638. Die Konti für Schaden und Prämienreserve sind mit fl. 119, 994 xeichlich dotirt. Das Gewinn- und Verlust⸗ Konto weist einen Verlust von fl. 43,451 nach.

Nach geschehener Berichterstattung ertheilte die Generalversamm⸗ lung auf. Grund der, von dem Revisions-Ausschusse abgegebenen Er— klärung über den richtigen Befund des Rechnungsabschlusses dem Ver— waltungerathe Decharge und schritt sodann zur Wahl resp. Wieder- wahl der durch das Alter und Loos ausscheidenden Mitglieder des Verwaltungsraths, der Herren H. Flinsch, Stadtgerichtsrath Dr. Diehl und J. F. Schaͤfer⸗Stucky». Als Revisoren für das laufende Rech⸗ nungsjahr wurden die Herren Rudolf Leipprand, Otto Mayer und Wilhelm Schwager und als deren Ersatzmänner die Herren A. Moewes, C. A. Ronnefeldt und Dr. Pavenstedt ernannt.

Schließlich wurde zur Erledigung der Tagesordnung die Abände⸗ rung des §. 37 der Statuten; „Die ordentliche Generalversammlung ö der ersten fünf Monate anzuberaumen“, einstimmig ge⸗ nehmigt.

Leipzig, 21. März. Die heute stattgefundene General⸗ versammlung der Aktionäre des F. Schönheimerschen Bankvereins war von 17 Aktionären besucht, welche 715 Aktien mit 143 Stimmen repräsentirten. Der Vorsitzende des Aufsichtsraths, Professor Dr. Birnbaum, verwies zum ersten Gegenstande der Tages⸗ ordnung auf den gedruckt vorliegenden Geschäftsbericht pro 1872 und gab sodann einige Mittheilungen über die Geschäftsgestaltung im ge⸗ genwärtigen Jahr. Nach dem Beschlusse, von einer Vorlesung des Geschäftsberichts abzusehen, wurde zum zweiten Gegenstand der Ta⸗ gesordnung übergegangen und mitgetheilt, daß die Jahresrechnungen und Bilanzen von zwei vereideten Sachverständigen geprüft und von diesen, sowie vom Aufsichtsrath für richtig erklärt und genehmigt worden seien. Der Vorsitzende machte dar auf aufmerksam, daß nach §. 96 der Statuten es der Generalversammlung freistehe, die Geneh⸗ migung der Jahresrechnungen und Bilanzen, sowie die Entlastung so⸗ fort auszusprechen, oder zwei Revisoren zur Ueberprüfung der Rech⸗ nungen zu wählen und dieselben zur Ertheilung der Entlastung zu ermächtigen. Es wurde jedoch durch einstimmigen Beschlaß von Be⸗ stellung der Revisoren abgesehen und die Genehmigung der Jahres⸗ rechnungen und Bilanzen, sowie die Ertheilung der Entlastung ein—⸗ stimmig ausgesprochen. .

Hierauf wurde der dritte Gegenstand der Tagesordnung, die Er⸗ höhung des Aktienkapitales auf drei Millionen Thaler betreffend, be⸗ rathen. Nachdem der persönlich haftende Gesellschafter, Herr Ferdi⸗ nand Schönhaufen, die Nothwendigkeit einer solchen Erhöhung aus⸗ führlich motivirt und ein Aktionär unter Hinweisung auf die Geringfügigkeit des jetzigen Kapitales für zwei so ausgebreitete Ge⸗ schäfte, wie es der Geschäftsbericht konstatire, die Genehmigung be⸗ fürwortete, wurden die Anträge des Aufsichtsrathes, das Aktienkapital bis auf drei Millionen Thaler unter Beobachtung der im §. 5 der Statuten enthaltenen Bestimmungen zu erhöhen und die Festsetzung der Zeit und sonstigen Modalitäten der neuen Aktienemission dem Auf— sichtsrath zu überlassen, einstimmig zum Beschluß erhoben.

Hierauf wurde als vierter Gegenstand der Tagesordnung zur Neuwahl des Aufsichtsrathes auf die nächsten drei Jahre geschritten. Der vorliegende Antrag, die Zahl der Mitglieder des Aufsichtsraths auf sieben zu erhöhen, wurde abgelehnt und die Zahl derselben auf sechs festgesetzt. Gewählt wurden: Prof. Dr. Birnbaum in Plagwitz, Herr Advokat Anschütz in Leipzig, Herr Kaufmann Richard Auerbach (Firma Auerbach K Co. in Leipzig), Herr Banquier Max Meyer C Sohn (Firma Aron Meyer in Leipzig), Herr Rentier H. Beer sen. in Berlin uns Herr Banquier Eduard Herzberg (Firma Beer & Herzberg) in Berlin. 1

1. April. (W. T. B.). Die Leipeiger Bank hat den Diskont für Wechsel auf 54, für Lombard auf 65 Prozent erhöht.

Brüssel, 1. April. (W. T. B.) Eine Versammlung der Aktionäre der Banque de l'union, Jacob frères, beschloß die Auflösung der Gesellschaft. Gleichzeitig wurde derselben von einem Projekte zur Rekonstituirung der Bank Mittheilung gemacht, wobei die gegenwärtigen Aktionäre bei der Zeichnung für das Aktien- Kapital der neuen Gesellschaft bevorzugt werden sollen.

Bremen, 1. April. (W. T. B.) Die hiesige Bank hat den

Wechseldiskont auf 5, den Lombardzinsfuß auf 6 pCt. erhöht.

Nach einer Mittheilung des Ministerresidenten des Deutschen Reichs zu Santiago will die Regierung der Republik Chile eine Aus stellung von Erzeugnissen der Natur, der Industrie, der Hand⸗ werke und Künste, sowohl einheimischer als der übrigen Länder ver⸗ anstalten, welche am 5. April 1875 eröffnet werden und unter der Leitung der National- Gesellschaft für Ackerbau stehen soll. Der Präͤ⸗ ö. dieser Gesellschaft wird in dem bezüglichen Dekret des Präsi⸗ enten der Republik vom 2. Januar d. J. zum General⸗Direktor der Ausstellung ernannt.

Verkehrs⸗Anstalten.

Nr. 25 der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisen⸗ bahn⸗-Verwaltun gen hat folgenden Inhalt: Oherschlesische Eisen⸗ bahn, Haltestelle Steinkirchen. Die norwegischen Staatsbahnen. Vereinsgebiet: Dortmund⸗Gronan⸗Enscheder Eisenbahn, Halberstadt= Blankenburger Cisenhahn, Angermünde⸗ Schwedter Eisenbahn⸗Gesell⸗ schaft, nn,, Eröffnung der Strecke Monsheim⸗-Grün⸗ stadt. Sekundäre Lahn⸗Eisenbahn. Desterreichische Staats ⸗Eisen⸗