1873 / 85 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Apr 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Bayern. München, 4. April. Die Königlichen Staats⸗ Minister der Justiz und der Finanzen. Dr. von Fäust!e und Bert, werden, die Osterferien des Bundesrathes und Reichs⸗ tages benützend, auf kurze Zeit hierher kommen.

Zum Vollzug derjenigen Paragraphen der Militär⸗ Ersatz⸗Instruktion, welche e , n,. über den Ersatz⸗ bedarf des Heeres und dessen Vertheilung auf die Ergänzungs⸗ bezirke enthalten, wird vom Königlichen Kriegs⸗Ministerium die Uebersicht der Bevölkerung sämmtlicher Aushebungsbezirke des Königreichs Bayern nach dem Stande vom 1. Dezember 1871 unter Abrechnung der aktiven Militärpersonen und der Auslän⸗ der, d. h. der Angehörigen von anderen als der deutschen Bun⸗ desstaaten, heute bekannt gegeben. Nach derselben haben die Aushebungsbezirke des J. Armee⸗Corps eine Gesammtbevölkerung von 2,3333 071 und jene des II. Armee⸗Corps eine solche von 2,423,481 Bewohner.

Sachsen. Dresden, 5. April. Der Staats⸗Minister Freiherr von Friesen ist vorgestern, der Staats⸗Minister A be⸗ ken gestern von Berlin hierher zurückgekehrt.

Leipzig, 5. April. Eine von dem städtischen Verein zu Ehren der freisinnigen Landtagsabgeordneten in der Centralhalle veranstaltete, sehr zahlreich besuchte Fe stlich keit gestaltete sich zu einer großartigen Svation für Kaiser und Reich und den Reichs⸗ kanzler Fürsten von Bismarck. Die Einigung der verschie⸗ denen Schattirungen der liberalen Partei ist als thatsächlich erfolgt anzusehen; morgen soll liberale Parteiversammlung statt⸗ finden.

Baden. Karlsruhe, 4. April. Fürst Anton von Hohenzollern, welcher gestern zum Besuche der Großherzog⸗ lichen Familie hier eingetroffen war, hat heute Nachmittag * Karlsruhe verlassen, um sich nach Sigmaringen zu begeben.

Braunschweig, 5. April. In der gestrigen Sitzung der Landesversammlung wurde zunächst uber mehrere Petitio⸗ nen berathen und den Anträgen der Kommission gewäß über dieselben beschlossen. Der Antrag des Abgeordneten deibrock, wegen Aufhebung des Chausseegeldes auf den Staatsstraßen, wurde von dem Referenten wie dem Korreferenten zur Annahme empfohlen. Dem Gesetzentwurf über den Betrieb der Dampf⸗ kessel wurde im Ganzen die K ertheilt. Die Versamm⸗ lung gab ihre Zustimmung dazu, daß die Verhandlungen bis zum Herbste vertagt werden und sprach den Wunsch aus, daͤß der Landtag erst im November d. J. wieder berufen werden möge. Sie ermächtigte ferner den Ausschuß, zu dem etwa eintretenden Verkaufe bestimmt benannter Zubehörungen des Herzoglichen Kammerguts seine Zustimmung zu ertheilen und genehmigte die Proposition der Regierung wegen Erweiterung der Zwecke und Verstärkung der Mittel des Kloster⸗ und Stu⸗ dienfonds betreffend. Endlich genehmigte sie und zwar in der Hauptsache ohne Debatte und fast einstimmig die Propofition der Regierung wegen Neubau eines Polytechnikums⸗Gebäudes, indem sie die von der Regierung verlangten 300,000 Thlr. zur Verfügung stellte. Nur in einigen Nebenpunkten entspann sich eine unwesentliche Debatte.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 5. April. Die Kom⸗ mission hatte dem gemeinschaftlichen Land tage Vorschläge zu einem Kompromiß gemacht. Dieser Kompromiß, in seinem ersten Theile nur von den Gothaischen Mitgliedern der Kommission formulirt, geht dahin, daß der gemeinschaftliche Etat wenigstens in seinen, von den Abgg. Berlet, Müller und Werner beantrag⸗ ten, d. h. nach dem Theilungsschlüssel von drei Zehntel und sieben Zehntel zwischen Coburg und Gotha gemeinschaftlichen Einnahme⸗ und Ausgabeposten vorläufig auf Ein Jahr en blos genehmigt, ebenso auch der für das gesammte Staats⸗Ministerium etatisirte Aufwand von 65443 Thlr. vorläufig auf Ein Jahr unter der Voraussetzung verwilligt würde, die darin einbegriffenen Gehaltsverbesserungen sollten zunächst nur als einmalige Zulage gewährt, im Falle einer Pensionirung, Dispositionsstellung oder im Falle des Todes aber diese einmalige Zulage bei der Be⸗ rechnung des Pensions⸗, Dispositionsgehaltes und der Wittwen⸗ pension als eine feste Zulage angesehen werden. Außerdem sollte die Verwilligung fürs Ministerium noch an die Bedingung geknüpft sein, daß, wenn innerhalb des bevorstehenden Rech⸗ nungsjahres im Ministerium Stellen vakant werden, solche nur nach vorgängiger Zustimmung des gemeinschaftlichen Landtags oder seines Äusschusses wieder besetzt werden dürften. Dieser erste Theil des Komprisses wurde vom Landtag ohne Debatte mit allen gegen 6 (die coburgischen) Stimmen ange⸗ nommen, nachdem der Staats⸗Minister von Seebach erklärt hatte, daß unüberwindliche Bedenken gegen solche Lösung nicht vorhanden seien, insofern es sich ja nur um ein Provisorium von einem Jahre handele, wodurch ein Präjudiz für die Zukunft nicht gestellt werde, der Landtag selbst die Gehaltsaufbesserungen für die Beamten ja überhaupt schon für eine unumgängliche, unauf⸗ schiebbare Nothwendigkeit erklärt habe und das Ministerium, welches ohnehin vakant werdende Stellen nur da, wo solche nicht ent⸗ behrt werden könnten, wiederbesetze, durch die Mitwirkung des Landtagsausschusses bei einer solchen Wiederbesetzung sich nicht weiter gehemmt sehe. Auch der wichtigere Theil des Morchutt⸗ schen Vermittelungsantrages, der auf die Verfassung bezügliche, hat in dem heute zu Stande gekommenen Kompromiß Platz und Aufnahme gefunden, und dieser Theil ist von der Finanzkom⸗ mission einstimmig beantragt, vom Landtag selbst einstimmig an⸗ enommen worden. Er geht dahin: eine aus sieben Mitgliedern

estehende Kommission zu wählen, welche im Einvernehmen mit

der Herzoglichen Staatsregierung die Frage in Erwägung ziehe, ob und wie, mit Ausschluß der Vereinigung der Herzogthümer in Bezug auf das Vermögen und die Steuergesetzgebung, eine Vereinfachung und Verbesserung des Staatsorganismus und seiner Verwaltung herbeigeführt werde.

Der Staats⸗Minister von Seebach hatte zu diesem Theil des Kompromisses seine aufrichtige Befriedigung darüber zu erklären gehabt, daß wenigstens der Versuch gemacht werden solle, ob durch eine Verbesserung der Verfassung auf dem verfassungs⸗ mäßigen Wege sich nicht doch bisherige parlamentarische Unzuträg—⸗ lichkeiten beseitigen ließen. Die Mitglieder der Kommission wurden sofort gewählt, worauf der Staats⸗Minister die Vertagung des Landtages aussprach.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 6. April. Die Wiener Ztg.“ publizirt die Gesetze, betreffend die Wahl der Mitglieder des Abgeordnetenhauses, des Reichtags und, wodurch das Grund⸗ gesetz über die Reichsvertretung vom 21. Dezember 1867 ab⸗ geändert wird, vom 2. d. M.

Am 2. d. M. Nachmittags ist Prinz Leopold von Bayern, der Bräutigam der Erzherzogin Gisela, hier an⸗

zurückgekehrt. Kurz vor ihrer Abreise empfing die Königin in

den Jahre ein stetiger Fortschritt in jenen Werken, welche nicht allein

gekommen. Der Kaiser . sich zum Empfang des Prinzen selbst auf den Nordbahnhof begeben.

Der Großfürst Wladimir Alexandrowitsch von Ruß⸗ land trifft, aus Italien über Carmons zurücklehrend, am 7. d. M. in Wien ein.

Das Abgeordnetenhaus erledigte am 4 d. M, die auf der Tagesordnung stehenden Gegenstände im Wesentlichen konform mit den Anträgen des Ausschusses, darunter die Straf⸗ prozeßvorlage rücksichtlich der vom Herrenhause abgeänderten Paragraphe derselben und die Vorlage, betreffend die Eisenbahn Wien⸗Radkersburg.

Der von der ungarischen Delegation niedergesetzte Ausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten hat die Berathung des gesammten Budgets erledigt. Der Vertreter der Regierung, Orezh, machte dabei die Mittheilung, daß Graf Andrassy am kommenden Montage das Rothbuch vorlegen und zu demselben mündlich ein weiteres Exposé geben werde. Das Subkomite des Ausschusses für das Heerwesen, beantragte die Herabminderung der hauptsächlichsten Etatposten auf Beträge, welche den im vorigen Jahre dafür ausgeworfenen nahezu gleichkommen.

In vielen Städten, Olmütz, Brünn, Wischau, Graz u. s. w., haben aus Anlaß der Sanktionirung des Wahlgesetzes Opationen stattgefunden. Die Stadtvertretungen haben Dankadressen an den Kaiser votirt, die Häuser wurden illumi⸗ nirt, und auf den Straßen dem Kaiser lebhafte Hochs aus⸗ gebracht. U

Am 14. und 16. d. wird bei der Gemahlin des deut⸗ schen Botschafters v. Schweinitz offizielle Auffahrt stattfinden.

J. April. (W. T. B.) Das Roth buch, welches den Delegationen heute vorgelegt wird, enthält 9 die Korrespondenz wegen Ausführung des Handelsvertrages mit Frankreich enthal⸗ tende, 12 die Mission nach Persien betreffende und 453 andere Aktenstücke, welche sich sämmtlich auf die Laurion⸗-A1Angelegenheit beziehen. Aus letzteren ist hervorzuheben, daß Italien, Frank⸗ reich und Griechenland gleichmäßig der österreichisch⸗-ungarischen Regierung ihren Dank für die geleisteten „bons offices- aus sprochen haben.] .

Schweiz. Bern, 5. April. (W. T. B.) Die gestern zu Solothurn zusammengetretene Diözesankonferenz, welche ihre Berathungen heute fortsetzt, hat das Vorgehen des Vor⸗ orts Solothurn gegen Lachat in Sachen des Linderschen Legates gebilligt und zugleich beschlossen, daß bei dem anhängigen Pro⸗ zesse dem Domsenate als dritter Partei der Streit verkündigt werden soll.

Basel, 6. April. Die Baseler Diözesankonfer'enz hat die definitive Redaktion 3 Antwort an den Bundesrath auf den Rekurs des Bischofs Lachat genehmigt. Die Antwort rechtfertigt die Amtsentsetzung des Bischofs sowohl juridisch als historisch durch Anführung von Antezedenzfällen vollständig.

Großbritannien und Irland. London, 4 April. Die Königin ist gestern in Begleitung der Prinzessin Beatrice und des Prinzen Leopold nach Schloß Windsor

Bukingham⸗Palast die Zöglinge der mathematischen Schule des Christ⸗Hospitals, die Ihrer Majestät ihre Karten und Pläne zur Ansicht unterbreiteten.

Die Königin hat auf die ihr im Victoria⸗Park überreichte Loyalitätsadresse der Einwohnerschaft von Hackney durch den Minister des Innern Folgendes erwidert:

„Ich danke Ihnen für Ihre leyale und ergebene Adresse. Ich wünschte lange, diesen schönen Park zu besuchen, welcher der un⸗ geheuren Bevölkerung, die ihn umgiebt, die Mittel zu einer gefunden und angenehmen Erholung gewährt. Für den kordialen Willkommen, der mir von dieser industriösen und loyalen Gemeinde zu Theil wurde, statte ich meinen aufrichtigen Dank ab. Ich danke Ihnen auch für den in Ihrer Adresse ent⸗ haltenen Hinweis auf das große Interesse, das mein geliebter Gatte, der verstorbene Prinz Gemahl, an Allem, was die Gesundheit, die Vergnügungen und die Heimstätten der ärmeren Klassen meines Vel⸗ kes betraf, nahm, ein Interesse, das ich herzlich mit ihm theilte und niemals aufgehört hat, den hervorragendsten Platz in meinen Gedan⸗ ken einzunehmen. Ich anerkenne dankbar, daß, während Vieles zu thun übrig bleibt, während meiner Regierung ein gründlicher Fortschritt in dieser Richtung gemacht wurde, und ich hoffe, daß in jedem folgen⸗

die Gesundheit und das Behagen, sondern auch den moralischen Fort— schritt meines Volkes fördern, wahrgenommen werden wird.“

Im österreichischen Botschaftshotel fand am Mitt⸗ woch Abend ein diplomatisches Diner statt, bei welchem der neue persische Gesandte und seine Gemahlin, die Prinzessin Mal⸗ com Khan, die Gesandten Schwedens, Belgiens und Italiens, General Mohsin Khan, der Herzog und die Herzogin von Bed⸗ ford, Lord und Lady Napier of Ettrick, Lord und Lady Eger⸗ ton of Tatlon, der Premier⸗Minister Gladstone nebst Gemahlin und andere Personen von Distinktion die Gäste des Grafen Beust waren.

Frankreich. Paris, 4. April. Das „Journal des Debats“ berechnet den der französischen Staatskasse aus dem neuen Räumungsvertrage vom 13. März 1873 erwachsenden Vortheil im Ganzen auf 108,400,000 Franken. Nach den Be⸗ stimmungen jenes neuen Vertrages werden zuvörderst 500. Mil⸗ lionen in zwei gleichen Raten am 1. April und am 1. Mai bezahlt, wodurch ein Zinsverlust für die zweite Rate von nur 3, 125, 000 Fr. entsteht, gegenüber den 15 Millionen Zinsen, die bei der ursprünglich festgesetzten Vertheilung der Zahlung auf die Zeit vom 1. März 1872 bis zum 1. März 1873 der Staats⸗ kasse zur Last gefallen wäre, was eine Ersparniß von 1138755000 Fr. ergiebt. Ferner würde Frankreich nach den früheren Bestim⸗ mungen die Interessen einer Milliarde für ein ganzes Jahr (vom 1. März 1873 an), das heißt 50 Millionen zu zahlen ge⸗ habt haben, und vom 1. März 1874 an bis zu dem des fol⸗ genden Jahres die Zinsen des noch nicht eingelieferten Theiles der fünften Milliarde. Das würde 27,500,000 Franken, also zusammen 77,500, 0009 ausgemacht, haben. Nach der neuen Uebereinkunft wird die letzte Milliarde in vier Raten, auf vier Termine vertheilt, eingezahlt, was für die erste Rate, die nach drei Monaten bezahlt wird, an Zinsen 3,125,009 Fr., für die zweite, nach sechs Monaten einzuliefernde 4,166,666 und so weiter für die beiden letzten 5. 218,332 und 6,250,000, also zu⸗ sammen 18,799,998, ausmacht. Das ergiebt auch hier eine Er⸗ sparniß von 77,500 000 weniger 18,759,998, also von 58, 140 000. Mit der Summe, die an der oben genannten achten halben Mil⸗ liarde gespart wird, zusammen giebt das einen e, ,,, von 70 615,000 Fr. Frankreich hätte ferner an Unterhal⸗ tungskosten der Okkupationsarmee von 30 000 Mann, die noch 730 Tage auf französischem Boden bleiben sollten, ungefähr 43,800, 050 Fr. zu zahlen gehabt. Nach dem neuen Vertrage wird die Okkupationszeit auf drei Monate beschränkt, was mit den

liefert. Der Gesammtgewinn beträgt sonach 108400, 990. Die möglichen Verluste, welche der Staatsschatz durch die Exhö

des Zinsfußes der Schatzscheine, durch eine vielleicht nöthige An- leihe bei der französischen Bank und durch den Ankauf von Wechseln aus dem Ausland erleiden könne, halten die „Debats“ jener Summe gegenüber für ziemlich verschwindend.

Gestern fand im College Henri JV. die große Revue über die Schüler der Pariser Colleges, die seit einer Woche ein⸗ geübt werden, statt. Der Kriegs⸗-Minister General de Cissen und der Unterrichts-Minister Jules Simon wohnten derselben zu Pferde an. Heute Morgen wurde in allen Colleges ein Ta⸗ gesbefehl des Kriegs⸗-Ministers angeschlagen, worin sich derselbe 2 Anerkennung über die gute Haltung der Schüler ausspricht.

Die „Patrie“ meldet: In der Absicht, den Bewaffnungs⸗ dienst und die Proviantirung mit Munition durch den Gebrauch derselben Waffe und derselben Patrone für die ganze Armee zu vereinfachen, hat der Kriegs-⸗Minister einen Karabiner des Bewaffnuüngsmodells von 1866 angenommen, der für die Mann⸗ schaft der Artillerie zu Fuß bestimmt ist. In Kurzem wird die ganze Armee: Infanterie, Kavallerie, Gensd'armerie und Artille⸗ rie, eine Bewaffnung nach demselben Modelle, dem Chassepot von 1866, besitzen, mit demselben Mechanismus, demselben La⸗ dungsverfahren, derselben Patrone und nur durch die Länge des Laufes oder die Abwesenheit oder das Bestehen des Bayonnet⸗ säbels, je nachdem die Waffe für Fußvolk oder Reiter bestimmt ist, unterschieden.

6. April. (W. T. B.) Bei den heute stattgehabten Wahlen für den Pariser Gemeind erath sind zwei Radikale und ein Konservativer gewählt worden.

Versailles, 5. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung begann die Berathung des Gesetzentwurfs über die Bewilligung von Entschädigungen an die Stadt Paris und an die von der Okkupation betroffenen Departements. Am Montag soll die Berathung fortgesetzt wer⸗ den; nach der Beschlußfassung über den Gesetzentwurf werden die Ferien der Kammer ihren Anfang nehmen.

Spanien. Madrid, 5. April. (W. T. B.) Die Re⸗ gierung hat den Provinzialdeputationen die Wiederher⸗ stellung der aufgelösten Munizipalitäten aufgegeben. Zorilla ist in Madrid angekommen. Von den in Madrid sich aufhal⸗ tenden Cataloniern ist eine Erklärung erlassen worden, durch welche sie sich gegen die ihnen zugeschriebenen separatistischen Tendenzen verwahren. Noch Regierungsberichten ist der Car⸗ listen führer Eucula mit einem Verluste von 10 Todten und 20 Verwundeten geschlagen worden. Der zum Ober⸗Com⸗ mandirenden in Catalonien ernannte General Velarde setzt seine Operationen von Reus aus ins Werk.

6. April. Die „Gaceta“ veröffentlicht einen detaillirten Bericht über die Uebergabe von Berga an die Car listen und giebt dieselbe dem Verrathe des Kommandanten Morales Schuld. Das Blatt bestätigt die Hinrichtung von 67 Volon⸗ tären, die durch Bajonnet⸗ und Messerstiche getödtet wurden, wodurch die Exekution sich als Meuchelmord qualifizire.

Portugal. Lissabon, 5. April. (W. T. B.) Das Organ der progressistischen Partei erklärt das Gerücht, daß der Herzog von Louls die Absicht habe, wegen der all⸗ zufortgeschrittenen Tendenzen der hervorragendsten Mitglieder feiner Partei von der Leitung der Partei zurückzutreten, für un⸗ begründet. In den Sitzungen der Deputirtenkammer tritt eine lebhafte Opposition gegen die Gesetzentwürfe der Re⸗ gierung hervor.

Italien. Rom, 5. April. (W. T. B.) Nach den von dem Finanz⸗Minister Sella der Deputirtenkammer vorge⸗ legten Gesetzentwüͤrfen werden sich die Staatseinnahmen um 32 Millionen höher stellen; der Finanz⸗Minister wird auch nach Vorlagen, betreffend die Uebertragung des Staatsschatz⸗ dienstes an Kredit-Institute und die Regelung der Noteneirku⸗ lation einbringen. Der Papst hat den Großfürsten Wla⸗ dimir empfangen. Türkei. Belgrad, 5. April.

(W. T. B.) Der Fürst

hat bis auf Weiteres Risties mit der Leitung des Kriegs⸗

Ministeriums und den Finanz⸗Minister Jo vanoveis mit der Leitung des Kommunikations-Ministeriums betraut.

Rußland und Polen. St. Peters burg, 3. April. Eine besondere Kommission soll, wie der „Gol.“ müttheilt, unter dem Vorsitze des Fürsten Barjatinski gebildet und beauf⸗ tragt werden, die Mittel ausfindig zu machen, um bei der be⸗ vorstehenden Militärreform das Steigen des Budgets des Kriegs⸗ Ministeriums so viel als möglich zu verhindern. Als Mitglieder dieser Kommission werden die General⸗-Adjutanten Ignatjem und Tschewkin, der Geheim⸗Rath Jakobsohn, die Generale Jakowlem und Sattler und noch einige Personen genannt.

Ueber die Reise des Schahs von Persien bringt das „Journ. de St. Petersbourg“ folgende Nachrichten: Unter den Personen, welche das militäͤrische Gefolge des Hohen Reisenden während seines Aufenthaltes in Rußland bilden wer⸗ den, nennt man den General⸗Adjutanten Fürsten Menschikow, den General-Major der Suite des Kaisers Kawelin und den Flügel⸗Adjutanten Oberst Besak. Der persische Prinz Risa⸗ Kuli-Mirsa, Flügel⸗Adjutant des Kaisers, ist bekanntlich der Vetter des Schahs Nassr⸗ed⸗Din, wird aber keine offizielle Stellung bei seinem Hohen Verwandten. einnehmen.

6. April. (W. T. B.) Während der Dauer des Aufenthaltes des Deutschen Kaifers in Rußland sind der General⸗Adjutant Fürst Suwaroff, der General⸗Major à la suite Fürst Galitzin und der Flügel-Adjutant Fürst Metschersky zum Ehrendienste kommandirt worden.

Nach einem offiziellen Berichte traf eine Infanterie⸗ Kolonne, welche unter Beigebung einer Abtheilung Kosaken von dem Ufer des Atrekflusses aus abgesondert worden war, um den Uebergang der räuberischen Turkmanen auf das russische Ufer des Flusses zu verhindern, am 10.22. Februar mit einer zahl⸗ reichen Schaar turkmanischer Reiter zusammen, griff dieselben an und verfolgte sie bis zum spaten Abend. Die Turkmanen verloren einige Todte und Verwundete, auf russischer Seite war nur ein Kosake verwundet; es wurden 4360 Kameele erbeutet.

Schweden und Norwegen. Christignia, 31. Mär. Der König hat durch Reskript vom 24. d. M. den Antrag des norwegischen Storthings wegen Verlängerung der auf 2 Monate festgesetzten, grundgeseßmäßigen Versammlungszeit des Storthings bewilligt. Das Wahlkomite des Things e

Verpflegungskosten der in Verdun noch weitere 45 Tage zurück⸗

Sonnabend üͤber die fernere Dauer dieser Versammlung be⸗

bleibenden Besatzung nur noch einen Aufwand von 69015009 Fr. erfordert, daher eine Ersparniß von 317850900 Fr.

rathen und glaubt Ende Mai als den für die Beendigung der wichtigsten Arbeiten entsprechenden Zeitpunkt angeben zu können. Das Konstitutionskomite hat nunmehr sein ausführliches Gut⸗ achten über die zehn vorliegenden Vorschläge zur Ausdeh⸗ nung des Stimmenrechts abgegeben. Das Komite theilt sich in 3 Gruppen; die Mehrzahl desselben beantragt die Annahme der Vorschlaͤge: Dage und Sörensen die Minderzahl Aall und Kon⸗ sorten und nur ein Mitglied erklärt sich für den Vorschlag Sperdrups. Das Zollkomite des Storthings hat beschlossen, eine Herabsetzung des Zolles, namentlich für Manufakturwaaren, zu einem Betrage von 100000 Spezies, in Vorschlag zu bringen.

Dänemark. Kopenhagen, 3. April. Gestern wurde im Ländsthing die Bertrauensadresse mit 44 gegen 8 Stim⸗ men angenommen. 12 Mitglieder waren abwesend. Freitag wird sowohl im Landsthing wie im Folkething die letzte Sitzung vor den Osterferien stattfinden, in welcher die Antwort des Kö⸗ nigs auf die beiden Adressen mitgetheilt werden wird (inzwischen telegraphisch bereits gemeldet). Ünterm 22. März wurde der erzog Leopold Friedrich Franz Nikolaus von An—⸗ her zum Ritter des Elephanten-Ordens ernannt.

Asien. Der neue britische Gesandte am persischen Hofe, Mr. Taylour Thomp son, kam am 2. d. M. in Teheran an und wurde mit großer Feierlichkeit empfangen.

Nachrichten aus Afghanistan zufolge scheint es, daß der Emir wieder von Schirdar Abdul Rahman Khan, dem Sohne seines Vorgängers auf dem Throne, der, ob⸗ wohl ein Verbannter, die Hoffnung, eines Tages die Stellung eines Herrschers der Afghanen einzunehmen, noch nicht aufge⸗ geben hat, beunruhigt wird. Vor einiger Zeit hieß es, daß der Schirdar Sherabad okkupirt habe, und nun wird gemeldet, daß er den Oxus überschritten habe und daß seine Streitmacht in einem scharfen Scharmützel die des Gouverneurs des Emirs Naib Alam Khan, aufs Haupt geschlagen habe. Abduls Vetter, Schirdar Esa Khan, der dem Vernehmen nach in Gemeinschaft mit ihm agirt, hat sich der Stadt Akcha bemächtigt. Der Emir hat Jacub Khan befohlen, ins Feld zu rücken und Naib Alam Khan anzuweisen, bis zu seiner Vereinigung mit Jacub in der Defensive zu bleiben.

Australien. Telegramme melden unterm 3. d. M.: Das Parlament von Neu⸗Süd⸗Wales hat 50000 Lstr. zur Förderung der Einwanderung votirt. Das Parlament von Victoria wird Anfangs Mai zusammentreten. Die Handels kammer von Adelaide hat das südaustralische Parlament drin⸗ gend ersucht, Schritte zur Förderung der Einwanderung zu thun.

Australien. Lunalilo, König der Sandwichs-Inseln, wird in Kurzem in Begleitung des amerikanischen Generals Shofield die Vereinigten Staaten besuchen.

Die Nr. 13 des „Central-Blatt für das Deutsche Reich“ het. folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungs- Sachen: Mit⸗ theilungen über den' Stand der Rinderpest. Münzwesen: Notiz äber die Ausprägung von Reichs⸗Goldmünzen. Zoll, und Steuer— wesen: Bekanntmachungen über Besugnisse von Steuerämtern 2c. Hesmathwesen; Entscheldungen des Bundesamtes für das Heimath⸗ wesen. Postwesen: Bekanntmachungen, betreffend Behandlung der mit dem Vermerk „Sofort zum Protest“ versehenen Postmandate; betr. Postverdindung mit Konstatinopel; betr. Korrespondenzbeförde⸗ rung nach Brasilien ze. via Portugal; betr. Drucksachen und Waaren⸗ proben nach und aus Schweden; Uebersicht über die während des 1. Quartals 1873 im deutschen Reichs-Postgebiete eingerichteten und aufgehobenen Postanstalten. Marine und Schiffahrt: Bekannt⸗ machung, betr. die Aufhebung der Kommission für die Schiffspapiere zu Hamburg. Militärwesen: Bekanntinachung eines Nachtrags⸗ Verjeichnisses derjenigen höheren Lehranstalten, welche zur Ausstellung gültiger Zeugnisse über die wissenschaftliche Qualifikation zum ein— sährig freiwilligen Militärdienst berechtigt sind. Personal⸗Verände⸗ rungen 2c.: Ernennung von Geh. Kalkulatoren bei dem Rechnungshofe des Deutschen Reichs.

Die Nr. 7 des, Marine⸗-Vexordnungs⸗Blatt; enthält Vorschriften über den Dienstweg und Behandlung von Beschwerden der Rilltärpersonen des Heeres und der Marine, sowie der Eivil⸗

beamten der Militär⸗ und Marine⸗Verwaltung.

Die neuesten Entscheidungen des Reichs- Ober⸗Han⸗ delsgerichts in Leipzig betreffen: Was heißt „Schaden bei der Beförderung auf der Eisenbahn“ im 5. 25 des prenßischen Gesetzes dom 3. November 15387 Strenge Änforderungen an den Beweis des Kommissionärs, der sich von den Rechtsfolgen des nicht ingehaltenen Limiti dadurch befreien will, daß er vorgiebt, durch den Werkauf vom Kommittenten Schaden abgewendet zu haben. Als der Verletzte im Sinne der Paragraphen 217 und 263 des Strafgesetzbuches ist nur Derjenige zu betrachten, welcher die Vermögenseinbuße unmittelbar erlitten hat.

Von dem Werke: „Statistische Nachrichten von den preußischegn Eisenbahnen, bearbeitet auf Anordnung Sr. Ex⸗ cellenz des Herrn Ministers für Handel, Gewerbe und öffentliche Ar⸗ beiten von dem fechnischen Eifenbahn⸗Bureau des Ministeriums“ (Verlag von Ernst und Korn, Gropiussche Buch⸗ und Kunsthandlung, Berlin' 1873) ift der 19. Band erschienen. Derselbe enthält die Er⸗ gebniffe des Jahres 1871 nebst einer Uebexsichtskarte und drei Ni⸗ vellementsplänen, ferner als Anhang das Inhaltsverzeichniß der in Bezug auf die preußischen Eisenbahnen erlassenen und in der Gesetze Sammlung publizirten Gesetze, Statuten, Statuten ⸗Nachträge, Privi⸗ scgien c, auch die in den neuen Landestheilen während ihrer ehemaligen Landesangehörigkeit erlassenen Gesetze c, sowie Bestimmungen für die Aufstellung der technischen Vorabeiten zu Eisenbahnanlagen. Aus dem statistischen Theil des Buchs werden wir binnen Kurzem einen Auszug veröffentlichen.

Nr. 7 des Centralblatts der Abgaben⸗, Gewerbe⸗ und Handelsgesetzgebung und Verwaltung in den Königlich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Innere Geschäfts⸗ verwallung' der Steuerbehörden. Cirkularverfügung des Königlichen Finanz⸗RMnisteriums der Führung der Register bei Hebestellen, welche mit mehr als einem Beamten besetzt sind, betreffend, vom 19. Februar 1853. Abgaben vom Verkehr mit, dem Auslande (zoll, und eber= gangsabgabenj. Verfügung des Königlichen Finanz ·Ministeriums, die Ermittelung des Rettogewichts gleich großer Kolli dur probeweise Verwiegung der Umschließung betreffend, vom. 15. Februar 1875. Cirkularverfügung des Königlichen Finanz- Ministeriums, die Umwand⸗ lung des Nebenzöllamts J. in Oberschreiberhau in ein Nebenzellamt II. betreffend, vom 16. Februar 1873. Cirkularverfügung des König⸗ lichen Flnanz-Ministeriums, die Errichtung einer Zollexpeditien an Lehrter Bahnhofe bei Berlin betreffend, vom 24. Februar 1833 Cirkularverfügung des Königlichen Finanz⸗Ministerlums, die Befug⸗ niß der Hauptsteuerämter in Straßburg und Mülhausen betreffend, vom 26. Februar 1873. Mahl⸗ und Schlachtsteuer. Verfügung des Königlichen Finanz⸗Ministeriums, die Ermächtigung des gupt⸗ amts in Breslau zur Prüfung der mit dem Anspruch auf Mahl⸗ steuerbefreiung eingehenden Reisstärke betreffend, vom 20. * ruar 1873. Stempelsteuer. Cirkularverfügung des Königlichen Finanz⸗ Ministeriums, die Erhebung der Steuer von unter Kreuzband ein⸗ gehenden ausländischea Zeitungen betreffend, vom 19. Fehruar 1873. Verfügung des Königlichen Finanz⸗Minifteriums, die Tarifirung von

apierartigem Holzstoff betreffend, vem 25. Januar 1575. Verfũ⸗ de. des if l herr , , e eflee in Göln, die Tarifi= rung sog. Auticalcaire betreffend, vom 30. Januar 1873.

Nr. 238 der Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten“ hat folgenden Inhalt; Ernen⸗ nungen Studium der Landwirthschaft an der Un versität Halle. Welt⸗Ausstellung 1873 in Wien. Landwixthschaftliche Maschinen⸗ 6. am Felde. Petition, betreffend Vorspannleistungen. Aus dem Herzogthume Anhalt. Literatur; Vorschläge zur Beseitigung der Massen Auswanderung. Report of the Commissioner of Agriculturs for the Tear 1871. Vermischtes: Zur Rebenlaus. Handel mit Zucht- und Zugvieh. Fettviehbericht. ee

Statistische Nachrichten.

Einer gemeindeweise erstellten Zusammenstellung der vo cläu⸗ fügen Ergebniffe der Viehzählung vom 10 Januar d. J. im Bezirks amte Kitzingen, Regierungsbezirkes Unterfranken in Bayern, veröffentlicht vom dortigen Bezirksamte, entnehmen wir fol⸗ gende Mittheilungen: J. Bei einer Einwohnerzahl von 52 Gemeinden (worunter 2 über 2000, 6 über 1009 Einwohner) von 30,847 und S133 Haushaltungen beträgt die Zahl der Viehhaltungen 4509, hier⸗ von träiben Landwirthschaft 3686. II. Pferde 1030. Fohlen 36, über 3 Jahre alt 994; darunter: Hengste 16, Wallachen 635, Stuten 343. Der Benutzung nach dienen landwirthschaftlicher Arbeit So 3, gewerb— sichen oder Verkehrszwecken 185; sonstige Wagenpferde gab es 6. III. Rindvieh: Gesammtzahl 16,5665. Kalber 1493, Jungvieh (on 2 Jahre alt) 5089. Ueber 2 Jahre alt 10083, davon sind: Bul⸗ len (vorwiegend von der Scheinfelder, dann von der Frankenrace) 83, andere Stiere und Ochsen W493, Kühe 7507; von letzteren wurden zur Ackerbestellung angespannt 3270. IV. Schafe 7157, darunter veredelte Fleischschafe 330. V. Schweine 7641. TI. Ziegen 2556. VII. Bie- nenstöcke 1135, darunter mit beweglichen Waben 273.

Die soeben ausgegebene Nr. 17 der Mittheilungen der Großherzoglich Heffischen Centralstelle fär die Landes— statistik (für Monat Aprih hat folgenden Inhalt: Verzeichniß der— jenigen Gemarkungen im Großherzogthum Hessen, in welchen im Jahre 1871 Tabak gebaut wurde 2c. Meteorologische Beobachtun⸗ gen im Monat Januar 1873. Uebersicht der Normalsteuerkapita⸗ lien nach Kreisen für das Jahr 1873. Die Volkszählung im Großherzogthum Hessen vom 1. Dezember 1573. (Fortsetzung.) Zusammenstellung der aus dem Großherzogthum Hessen nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika im Jahre 1872 exportirten Waaren. Schulbildung der im Ersatzjahr 1871,72 bei der Groß⸗ herzoglich Hessischen (253 Division eingestellten hessischen Untertha⸗ nen. Sterbefälle und Todesursachen im Januar und Februar 1873.

Wien, 3. April (Wien. 3) Bei der Lebensversicherungs Ab⸗ theilung des ersten allgemeinen Beamten vereins Ter öster— reichisch-ungarischen Monarchie wurden im Monat März d. J. 674 neue Anträge über 772,750 fl. Kapital und 3300 fl. Rente ein⸗ gebracht. Abgeschlossen wurden in demselben Zeitraume 620 Ver— träge per 603,965 fl. Kapital und 309 fl. Rente, eine Abschlußziffer, wie sie bisher per Monat nicht erreicht worden war. Der Gesammt⸗ stand der Versicherungen hat sich nach Abschlag aller Erlöschungen auf 18,667 Polizen mit 16,535,600 fl. Kapital und 38,9665 fl. Rente er⸗ höht, von welchen Beständen 439, 294 fl. Kapital und 5000 fl. Rente in Rückversicherung gegeben sind. Seit Beginn des laufenden Jahres erloschen durch Todesfälle 42 Verträge, mit denen 33,7090 fl. Kapital fällig wurden. Die Vorschußabtheilung, deren Geschäftsstand mit Ende v. J. abschließt, zählt 83868 Theilhaber mit einem Vermögen von 577,759 fl, aus welchem mit Zuhülfenahme von Krediten im Centrale im Jahre 1872 1,085,956 fl. an Vorschüssen ertheilt wurden.

London, 2. April. Während des ersten Quartals dieses Jahres wanderten über Liverpool aus: 243399 Personen, 1666 weniger als in dem entsprechenden Zeitraume des Vorjahres, nach transatlan⸗ tischen Häfen. Die Abnahme fand hauptsächlich in ausländischen Auswanderern, deren Zahl 6994 war, statt.

St. Petersburg, 2. April. Der „Anzeiger für Preßangele⸗ genheiten“ meldet, daß in den zwei Wochen vom 25. Februar bis zum 109. März 88 Bücher, darunter zwei in dentsches und zwei in französischer Sprache, in Rußland erschienen sind. Im Laufe des Februar hat die ausländische Censur 197 Werke, nämlich 129 deutsche, 62 englische, 4 russische und 2 dänische, durchgesehen und 9 der deut⸗ schen Werke verboten. Jm der letzten Nummer des. „Anz. für Preßang.“ sind die Mittheilungen über die Theater im Jahre IS72 beendigt. Es ergiebt sich daraus, daß in Rußland 142 Theg⸗ ter und zwar größtentheils hölzerne bestehen. Die allgemeine Zahl der Städte im europäischen Rußland mit 2800 angenommen, ergiebt dies nur ein Theaser für je 20 Orte mit städtischem Charakter. Nicht all- Gouvernements⸗-Hauptstädte haben ein Theater; so ist Wologda ohne Theater und in Poltava spielt die Charkower Truppe auch nur während der Messe. Dafür haben allerdings einige Flecken und Dörfer Theater, so Ciechocnsk (Kreis Nieszawa)j, Buturlinowka (Kreis Bobrow), Ssmjeloje und Nowo⸗Alexandria.

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Stockholm, 1. April. Nach der letz Zählung beträgt die Bevölkerung Stockholms jetzt 139,896 Personen.

Kunst und Wissenschaft.

Das soeben in der Buchhandlung von Ferd. Beyer vormals Th. Theile zu Königsberg erschienene 2. Heft des 10. Bandes der „ÄAltpreußischen Monatsschräft“ (der Neuen Preußischen Provin⸗ zialblätter vierte Folge), herausgegeben von Rudolf Reicke und Ernst Wichert enthält: Abhandlunzen: Peter der Große, Herders Fürsten⸗ ideal. Von B. Suphan. Das Stammbuch des Pfgrrers Chri⸗ stoph AÄlt. Von Pfarrer Dr. Wolsborn. Die Waffenhalle des Herrn Blell auf Tuͤngen bei Wormditt. Von Dr. phil. Georg Bu⸗ jack. Westpreußen unter polnischem Scepter. Von Prof. Dr, A. Reusch. Ueber eine neue Copernicus⸗Handschrift. Mitgetheilt von M. Eurtze. Kritiken und Referate; August Hagen, No— rica, das sind Nürnbergische Novellen aus alter Zeit. Vong Carl Selke. Heinels Geschichte Preußens. Von C. F. Laudien. Alterlhumsgesellschaft Prussia 1873. Mittheilungen und An⸗ hang! Bernstein⸗Vergbau im Samlande. Von Pręf. Dr. G. Be⸗ rendt. Urkundenfunde (16— 18). Mitgetheilt von M. Perlbach. Universitäts-Chronik 1873 (Nachtrag und Fortsetzung). Lyceum Hosianum in Braunsberg 1873. Altpreußische Bibliographie 1872 (Nachtrag und Fortsetzung). Periodische Literatur 1873. Nach⸗ richten.

München, 4. April. (Allg. Itg) Dem Vernehmen nach hat der König verfügt, daß das Schlachtenbild Bodenmillers, das J. bayrische Armee⸗-Corßs im Kampfe bei Sedan zunächst Bazeilles darstellend, der neuen Königlichen Pinakothek einverleibt werde. Zu⸗ gleich hat der König angeordnet, daß dasselbe vorher noch an einige größere Städte Baherns, wo, Kunstvereine und Garnisonen sich be⸗ finden, zu einer zeitweiligen Ausstellung verschickt werde. ;

5. April. Dem außerordentlichen Professor an der Uni⸗ versität Würzburg, Dr. Frz. Brentano, ist die. erbetene Enthe⸗ bung von der Professur unter Anerkennung seiner Leistungen bewilligt.

Darm stadt, 5. April. Der Privatdocent Dr. Ernst 3im.= mermann sst zum außerordentlichen Professor bei der juristischen Fakultät der Landes -Universität ernannt worden.

Weimar, 5. April. Der Gro herzog hat dem Staatsanwalt bei dem Großherzog! Kreisgerichte hier, Dr. jur. Christian August Thon, die erbetene Entlaffung aus, dem Großherzogl. Staatsdienste behufs der Uebernahme einer ordentlichen Professur in der juristischen Fakultät der Universität Rostock gewährt.

London, 3. April. Das in Shangai erscheinende „Budant“

enthält Angaben über eine neue chinesische Zeitschrift nach , Modell, betitelt: Ving -⸗whan- socke oder „Monatliches

Bericht über den

Magazin“. Dasselbe besteht hauptsächlich aus Reproduktionen von dem Tageblatt, in dessen Bureau es herausgegeben wird. In der zweiten Nummer nehmen die behandelten Gegenstände folgende Ordnung ein: 1) Vergleichende Physiologie; 2) der Bau des Dam⸗ pfers, der zuerst die Telegraphendrähte von England nach Amerika trug; 3) humoristische Skizzen aus Japan; 4) zehn Skizzen, die ver⸗ schiedene Phasen des europäischen und chinesischen Lebens veranschau⸗ lichen; 5) fünf Artikel über chinesische Literatur, Religion, Gebräuche .; 6) zwei Dissertationen über Styl ꝛc. Der Inhalt nimmt 50 Seiten ein und das Magazin wird zu ca. 35 d. per Copie verkauft. Japan überflügelt indessen Ching bei Weitem. In Yeddo wurden im vorigen Jahre 24 Bücher veröffentlicht, von denen fast alle Uebersetzungen waren. Sieben sind Uebersetzungen von ausländischen Elementar- werken über Chemie oder Physik, vier über Geographie, zwei über amerikanische Geschichte und drei über bürgerliches Recht. Ein Buch enthält den japanischen Text aller Verträge Japans mit fremden Ländern; ein anderes eine vollständige Liste aller japanischen Beamten von einem gewissen Grade ab, und ein drittes handelt von den „Prin⸗ zipien der Freiheit.“

Wie den „Times“ aus Cairo geschrieben wird, wurde dem Khedive unlängst eine in französischer Sprache abgefaßte und von Touristen aller Länder unterzeichnete Adresse überreicht, worin Se. Hoheit ersucht wird, Maßregeln zu ergreifen, um die verschiedenen alt⸗ äagyptischen Tempel und Paläste, Denkmäler, vor Verfall zu schützen. Die Adresse empfiehlt es auch als höchst wünschenswerth, daß jedes kostbare Monument, wie z. B. die Höhlengräber Bem Hassans, die einen besonders großen historischen Werth beiten, ver⸗ antwortliche amtliche Hüter erhalten sollten, um sie gegen Verunstal⸗ tung Seitens der Befucher und der umliegenden Dorfbewohner zu schützen. Zur Deckung der Unkosten für die Erhaltung dieser Mo⸗ numente würden, so heißt es, die Touristen gerne bereit sein, eine kleine Eintrittsgebühr zu zahlen, um so mehr, da solche Gebühren in Pem⸗ peji, Herculanum, Verona, Nismes und anderen alterhümlichen Städten erhoben werden.

4. April. Dem verstorbenen englischen Philanthropen John Howard, der sich um die Verbesserung der Gefängnisse und die Behandlung von Gefangenen wesentliche Verdienste erworben hat, soll in London eine Statue gesetzt werden.

Landwirthschaft.

Das Märzheft des Landwirthschaftlichen Centralblgtts für Deutschland (Redacteur A. Krocker, Berlin, Verlag von Wie⸗ gandt und Hempeh eathält: Bericht über die zweite Versammlung des Deutschen Landwirthschafsraths. Aus dem Generalbericht über die Arbeiten der städtischen gemischten Deputation für die Unter— suchung der auf die Kanalisation und Abfuhr in Berlin bezüglichen Fragen, von Professor Dr. Virchow. Meteorologie, Technologie. Landwirthschaftliches Unterrichtswesen. Ländliche Fortbildungsschulen von Frhrn. von Old⸗Wachendorf und Herrn von Knauer⸗-Gröbers. Volkswirthschaft. Kolenialwollen in Deutschland. Durchschnittepreise der wichtigsten Lebensmittel in den bedeuten-sten Marktstädten der preußischen Monarchie für die Ernteiahre 1865,66 187172. Lan · deskultur-Gesetzgebung: Die Einrichtring von Schlachthäusern an der österreichisch⸗russischen Grenze zur Abhaltung der Rinderpest. Ver⸗ mischtes: Vorlefungen auf den landwirthschaftlichen Akademien im Sommersemester 1873 2c.

Mücheln (bei Merseburg), 1. April. Am 106. Juni wird bei Mücheln eine größere Thierschau, verbunden mit Ausstellung land⸗ wirthschaftlicher Maschinen und Geräthe, Sämereien und sonstiger die Landwirthschaft interessirender Gegenstände unter Gewährung von Prämien stattfinden.

Aschaffenburg, 3. April. Die außerordentliche Ver⸗ bands-Ausstellung der Rheinischen Gartenbau⸗Ver⸗ eine wird in der Zeit vom 15. bis 26. April in hiesiger Stadt stattfinden.

Braunschweig, 1. April. Der hiesige Landbauvexein wird Ende August d. J. in der Turnhalle eine allgemeine Gemüse⸗ Frucht- und Blumen⸗Ausstellung veranstalten. Mit dersel ben wird eine Prämiirung und Verloosung stattfinden.

Bremen, 31. März. Der Vorstand des Vereins gegen das Moorbrennen erläßt gegenwärtig ein zweites Preisausschreiben, das 260600 R.-M. aussetzt für das nachweislich beste praftische Ver⸗ fahren zur Massenverwerthung von Torf, und Moorerde,. Die schrift⸗ lichen Bewerbungen sind bis zum 1. Juni an den Landesökonomie⸗-Rath Griepenkerl in Braunschweig einzuliefern.

Gewerbe und Handel.

Elberfeld, 5. April. (W. T. B.). In der heutigen Gene— ralversammlung der vaterländischen Feuerverjiche⸗ rungs-Aktiengesellschaft wurde die Vertheilung von 65 Thaler Dividende pro Aktie für das Jahr 1872 beschlossen.

Leipzig, 5. April. (W. T. B.) Nach einer Bekanntmachung des Vorstandes des deutschen Prinzipal-Buchdrucker⸗ vereins wird die beabsichtigte Delegirtenversammlung von Prinzi— palen und Gehülfen vorläufig nicht stattfinden, und soll der Vereins⸗ tarif in allen Vereinsbuchdruckereien spätestens am Montag, den 21. d., eingeführt werden.

London, 3. April. verneure und Direktoren der Bank von England statt. An Stelle des Herrn George Leyall wurde Herr B. B. Greene, von der Firma Blyth und Greene, zum Gouverneur, und Herr H. H. Gibbs, Chef der Firma Anthonh Gibbs und Sons, zum Vize⸗-Bouverneur gewählt.

4. April. In der gestrigen fortgesetzten Enguete über die Kohlenknappheit und Theuerung wurde Mo. Wynne, der Vergwerks⸗-Inspektor in Nord⸗Staffordshire, Shropshire und Cheshire vernommen. Nach seinem Ermessen ist die Kohlenpanik weniger der mangelhaften Zufuhr als der ungestümen Vachfrage von Seiten der Fabriken und Eisenhütten zuzuschreiben. Diese ungewöhnliche Nach⸗ frage trieb die Kohlenpreise auf ihre jetzige Höhe. Im vorigen Jahre koftete die Tonne Kohlen 7 sh. 6 4. jetzt 20 und 25 6h. Allerdings

Gestern fand die jährliche Wahl der Gou—

stiegen während der letzten zwei Jahre auch die Arbeitslöhne um 40 pCt. bei gleichzeitiger Herabsetzung der Arbeitszeit. Die Zahl der Kohlengruben in den erwaͤhnten Distrikten ist von 222 in 1868 bis auf 235 in 1873 gewachsen. Die Kohlenausfuhr war nicht sehr be⸗ trächtlich.

Stockholm, 1. April. In Malmö haben über 200 Eisen⸗ bahn⸗ und Hafenarbeiter die Arbeit niedergelegt.

Verkehrs ⸗Anstalten.

Frankfurt a. M, 6. April. W. T. B) Das Sch wurge⸗ richt hat die Telegraphenbeamten Klier, Kaiser und Florenz wegen Depeschenverraths zu je fünf Monaten Gefängniß verurheilt und zu⸗ gleich gegen dieselben auf Unfähigkeit, binnen Jahresfrist ein öffent. liches Amt zu versehen, erkannt; die Kaufleute Auerbach, Werner und Jourdan sind wegen Beamtenbestechung zu 500, resp. 400 und 200 Thlr. Strafe verurtheilt, dagegen der ehemalige Telegraphenhülfs— arbeiter Herrmann und der Sensal Nonne freigesprochen worden.

Triest, 6. April. (W. T. B.). Der Lloyddampfer „Ausstria“ ist heute früh 6 Uhr mit der ostindisch⸗chinesischen Ueberlandpost hier eingetroffen.

London, 3. April. Das Handelsamt hat. vom Staats⸗ Sekretär für auswärtige Angelegenheiten die Abschrift eines in der Madrider Amtszeitung vom 21. März veröffentlichten Dekrets erhal⸗ ten, daß alles Material, welches für den Bau und Betrieb von Eisen⸗ bahnen vom Auslande nach den balearischen Inseln importirt wird, auf die Dauer von 10 Jahren von Zöllen eximirt.

Rom, 30. März. Die neuesten dem Bauten-Ministerium zu⸗ gegangenen Berichte melden, daß die Arbeiten am Tunnel im