Aller höchstdieselben die Durchlauchtigste Prinzessin Braut nach den für Ihre Hoheit in Bereitschaft gesetzten Appartements, den Königskammern, geleiten.
Diner en retraite. Auf Sr. Kaiserlichen und Königlichen Majestät
Allergnädigsten Spezial⸗-Befehl. Berlin, den 16. April 1873. Der Ober⸗Ceremonienmeister. Graf von Stillfried.
Berlin, 17. April 1873.
Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin⸗Mutter von ecklenburg⸗Schwerin ist gestern Abend hier einge⸗ troffen und im Königlichen Schlosse abgestiegen.
Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich der Niederlande ist heute früh hier eingetroffen und im Nieder⸗ ländischen Palais abgestiegen.
Mioinisterium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten. Der Dr. phil. Fr. Matz ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der Universttät zu Halle ernannt worden.
Für die vom nächsten Schuljahr ab in die enangelischen Bildungs⸗ und Erziehungsanstalten zu Droyssig bei Zeitz ein⸗ tretenden Zöglinge ist das Pensionsgeld einschließlich des Bei⸗ trags zum Krankenfonds . .
1) in dem Lehrerinnen⸗Seminar von 65 Thlr. auf Sh Thlr. 23 in dem Gouvernanten⸗-Institut von 105 Thlr. auf 130 Thlr. und ( .
3) in der Erziehungsanstalt für Töchter höherer Stände von 205 Thlr. auf 235 Thlr. jährlich erhöht worden.
Im Anschluß an die über die Aufnahme von Zöglingen unterm 21. v. M. (U. S860) ergangene Verfügung setze ich die Königliche Regierung zur weiteren Veranlassung hiervon in Kenntniß.
Berlin, den 10. April 1873. . .
Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗ Angelegenheiten. Im Auftrage: Greiff. An sämmtliche Königliche Regierungen,
sowie an die Königlichen Provinzial⸗
Schulkollegien zu Berlin und Han⸗
nover.
Das 9. Stück der Gesetz' Sammlung, welches heute ausge⸗ geben wird, enthält unter Nr. 8114; die Hohenzollernsche Amts⸗ und Landesordnung. Vom 2. April 1873.
Berlin, den 16. April 1873. J .
Königliches Gesetz⸗Sammlungs⸗Debits⸗Comtoir.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
reußen. Berlin, 17. April. Ihre. Majestät die k empfing heute Se. Königliche Hoheit den Prinzen Friedrich der Niederlande und Ihre Königliche Hoheit Die verwittwete Großherzogin von Mecklenburg⸗Schwerin. — Ihre Majestt wird am 75. d. M. über Coblenz nach. Baden zum Kurgebrauch reisen, und am 4. Juni hier wieder eintreffen.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern Vormittag um 11 Uhr militärische Meldungen entgegen und besuchte Abends um 7 Uhr die Vor⸗ stellung im National⸗Theater.
— Se. Majestät der Kaiser und König gedenken Sich, nach den bisher getroffenen Dispositionen, in den letzten Tagen dieses Monats nach St. Peters burg zu begeben. Die Abreise Sr. Majestät wird am Donner stag, den 24., Abends 10 Uhr 30 Minuten auf dem hiesigen Ostbahnhofe, die Ankunft in Königsberg am 25.,, Morgens 9. Uhr erfolgen, wo bis zum 26. im Königlichen Schlosse Aufenthalt genommen wird. Am Sonn⸗ abend, den 26., früh 81 Uhr wird die Reise nach St. Peters⸗ burg fortgesetzt, wo die Ankunft am Sonntag, Mittags 1 Uhr 50 Minuten erfolgt. — Für den Aufenthalt Sr. Majestät in St. Petersburg sind 10 Tage in Aussicht genommen.
— Der Bundesrath und die vereinigten , für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.
— Se. Majestät der Kaise rund König haben befohlen, daß die für den 18. und 24. d. Mts. angesetzten Frühjahrs⸗ paraden ausfallen, dagegen soll am 22. d. Mts, Vormittags 11 Uhr, eine Frühjahrsparade der gesammten Berliner Garnison stattfinden, welche Se. Königliche Hoheit der Prinz August von Württemberg, kommandirender General des Garde⸗Corps, kom⸗ mandiren wird.
— Der General⸗Lieutenant von Rauch, Commandeur der g. Division, ist zu den bevorstehenden Vermählungsfeierlichkeiten Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen von Glogau 3 eingetroffen und in Meinhardts Hotel abgestiegen.
— Der General-Major von Kanitz, Commandeur der 1. Garde⸗Infanterie⸗Brigade, ist zur Begleitung Sr. Majestät des Kaisers und Königs nach St. Petersburg kommandirt worden.
Der Generalarzt Dr. Roth, Corpsarzt des XII. Göniglich sächs.) Armee⸗Corps, ist zu einem im hiesigen Anatomiegebãude abzuhaltenden Operations⸗Kursus hier eingetroffen.
Posen, 15. April. Das Schreiben, welches Se. Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit der Kronprinz zu der Jubiläumsfeier des 1. Westpreußischen Grenadier⸗ Regiments Nr. 6 an dasselbe gerichtet hat, lautete wie ö. t:
Die Feier des 190 jährigen Bestehens des 1. Westpreußischen Grenadier⸗ Regiments Nr. 6 giebt Mir eine freudige Veranlaffung, demselben Meinen Gruß und Meinen Glückwunsch zu dem schönen Fefte zuzurufen. Doppelte Interessen verbinden Mich mit dem Regi⸗ ment, nachdem dasselbe in zwei Feldzügen unter Meiner hem ge⸗ standen und Ich dessen hervorragende Leistungen persönlich zu beoh= ächten und hoch zu schätzen die Gelegenheit gehabt habe. Möge die Geschichte feiner ruhmreichen Thaten und die Erinnerung an seine Helden in ihm fortleben und dazu beitragen, den altpreußischen Geist fortdauernd zu vererben und die Lorbeeren nicht welken zu lassen, mit
denen das Regiment im Laufe eines Jahrhunderts seine Fahnen geschmückt. 2 Berlin, den 30. März 1873. , Friedrich Wilhelm, Kronprinz, General⸗Feldmarschall.
Se. Königliche Hoheit der Kronprinz Albert von Sachsen hatte als General-Inspecteur durch seinen Adjutanten, Hauptmann von Minkwitz, das nachstehende Handschreiben an das Regiment gelangen lassen:
Dresden, den 28. März 1873. Hochgeehrter
err Oberst! . Je mehr Freude Sie Mir durch die Einladung zu dem schönen
Feste Ihres Regimentes bereitet haben, um so mehr schmerzt es Mich derfelben nicht persönlich Folge leisten zu können. Es hätte Mich sehr beglückt, bei dieser Gelegenheit die Bekanntschaft einer Truppe zu machen, die einen so ruhmpollen Antheil an den Thaten des glorreichen V. Cors genommen, zu welchem 1h in dienftlichem Verhältniß zu stehen, Mein Stolz ist. Ich erlaube Mir darum, Meinen Adfutanten, Hauptmann von Minkwitz, an Meiner Statt zu senden, er wird Ihnen mein Bedauern, dem Regiment Meine kameradschaftlichen Glückwünsche zu der erhebenden Feier aus prechen. . . Mit erneutem Danke für Ihr Andenken an Mich und mit herz⸗ lichem Gruß für Ihr Regiment verbleibe ich Ihr ergebener Albert, Kronprinz, General ⸗Feldmarschall. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erz⸗ herzog Leopold von Oesterreich, Chef des Regiments seit der Königsrevue vom Jahre 1858, ließ demselben nach⸗
olgendes Telegramm zugehen: . ö tugeh Wien, den 1. April 1873.
Herrn Oberst von Pannewitz, Commandenr des Königlich 1. Westpreußischen Grenadier⸗Regiments Nr. 6, Posen. ᷣ ‚ Dem heute versammelten Offiziercorps spreche Ich Meine regste Theilnahme an dem ruhmvollen Erinnerungskage des Regiments aus. Erzherzog Leopold, General der Kavallerie.
Bayern. München, 14. April. Der General⸗Adjutant Ludwig Graf von Rechberg und Rothenlöwen hat den Titel Excellenz erhalten. Derselbe begiebt sich als funktio⸗ nirender Ober⸗Hofmeister zur bevorstehenden Vermählung eben⸗ falls nach Wien. 3
— Bezüglich der jüngst unter dem Präsidium des Ministers v. Lutz abgehaltenen Sitzungen des obersten Schulrathes theilt das „Korr. Bl. v. u. f. D.“ mit, daß in denselben „wor⸗ zügsweise der Entwurf einer neuen Prüfungsordnung für die . an den humanistischen und technischen Lehranstalten⸗ zur Berathung gelangte und hierzu auch die Professoren Seidl in rl , und Prhm in Würzburg beigezogen waren. Der Ent⸗ wurf gelangte nach sehr umfassenden Debatten mit mehreren Abänderungen zur Annahme. Der oberste Schulrgth berieth auch die Grundfätze, von welchen bei künftigen Anstellungen für die Lehrerstellen ausgegangen werden soll, und erledigte eine Reihe von Beförderungen und Anstellungen für verschiedene Lehr⸗ anstalten, deren Bekanntgabe demnächst zu erwarten steht. —
— Vom Kriegs⸗-Ministerium wurden nunmehr die durch Allerhöchste Verordnung vorgeschriebenen Gesuchslisten für die Offiziere des Beurlaubtenstandes ausgegeben. Nach den fuͤr deren Anwendung getroffenen Verfügungen sollen die Offiziere ä. des Beurlaubtenstandes, wenn sie während ihrer Dienstespräsenz ein zur Aufnahme sich eignendes Gesuch zu stellen haben, dasselbe bei dem ihnen vorgesetzten Truppen⸗Kom⸗ mando anbringen, welches hiervon dem einschlägigen Landwehr⸗ Bezirks⸗Kommando K . und diesem die nöthigen Belege übersendet. Von d Landwehr⸗Bezirks - Kommando laufen dann die Gesuchslisten auf dem Dienstwege bis zur be⸗ scheidenden Stelle, wobei die Zwischen⸗Instanzen ihr Gutachten beifügen. Als Vorlage⸗Termin an das Kriegs⸗Ministerium werde der J0. des dem Erstellungs monat der Gesuchslisten folgenden Monats festgesetzt. Die Gesuchslisten finden Anwendung für Begutachtung von persönlichen Gesuchen und als Vorschlagslisten für Anträge auf Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Dieselben werden durch die Landwehr⸗Bezirks⸗Kommandos in monatlichen Terminen und zwar am letzten jeden Monats erstellt.
Württemberg. Stuttgart, 14. April. Der König hat heute den Obertribunal⸗-Rath v. Binder, welcher sich in den nächsten Tagen zur Theilnahme an den Sitzungen der Kommission für Berathung des Entwurfs einer Deutschen Strafprozeßordnung nach Berlin begiebt, in Audienz empfangen.
— 16. April. (W. T. B.) Von den Personen, welche sich an den neulichen Straßenexzessen betheiligt haben, sind heute zwei durch das hiesige Kreisgericht zu je 4 Monaten Ge⸗ fängniß verurtheilt worden.
Baden. Mannheim, 17. April. (W. T. B.) Gestern Abend hat hier wegen Erhöhung der Bierpreise ein großer Tumult stattgefunden, an welchem sich Tausende von Personen bethei⸗ ligten. Mehrere Brauereien sind zerstört worden. Das Militär mußte einschreiten und nahm zahlreiche Verhaftungen vor.
Hessen. Schlitz, 8. April. Prinz August zu Sayn⸗ Wittgenstein⸗Berleburg (geb. 6. März 1738), großherzog⸗ lich hessischer General⸗Lieutenant und, herzoglich nassauischer Premier⸗Minister a. D., feierte mit seiner Gemahlin, der am J. April 1823 mit ihm vermählten Prinzessin Franziska, geb. Alestina, gen. v. Schweitzer, geh. 27. Oktober 1802, die goldene Hochzeit. Gleichzeitig fand die silberne Hochzeit der einzigen Tochter des Jubelpaares statt, der mit dem Grafen Carl von Schlitz, gen. v. Görz, früherem großherzoglich hessischem Ge⸗ sandten zu Berlin und an andern Höfen (dem Verfasser einer „Reise um die Welt in den Jahren 1844 — 47“), am 7. April 1848 vermählten Prinzessin Anna v. Wittgenstein.
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 16. April. Gestern Mittag halb 2 Uhr traf Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen auf dem e Residenzschloß ein und reiste Abends, nachdem Se. Königliche Hoheit mit den
Höchsten Herrschaften noch den Festball im Preußischen Hofe be⸗
sfucht und alsdann dem Anfang der Festvorstellung im Theater
beigewohnt hatte, mittelst Extrazug wieder nach Berlin ab.
— Gestern fand hier, begünstigt vom schönsten Wetter und unter Anwesenheit zahlreicher Gäͤste aus allen Gegenden, das zur Vermählung der Prinzessin Marie von Sach sen⸗ Altenburg mit dem Prinzen Albrecht von Preußen von der Bauernschaft Altenburgs veranstaltete festliche Bauernaufreiten in der Landestracht statt. Der Zug be⸗ wegte sich unter dem Jubel der in den Straßen dicht gedrängt stehenden Menschenmenge nach dem Schlosse, wo in dem neu er⸗ bauten Saale in Gegenwart des Herzogs und der Herzogin von Sachsen⸗ Altenburg und des hohen Bräutigams die Deputation der Bauern und die Hormf⸗Jungfrauen, in ihrer nationalen Tracht, der Braut, der Prin⸗
essin Marie, das Festgeschenk, ein großes Oelgemälde, eine Alten⸗ . er Bauernhochʒeil darstellend, nebst einer Adresse überreichten. ire die Geschenkbringer von der Prinzessin und deren Eltern freundliche Dankfagungen empfangen und dann einige Er⸗ frischungen eingenommen hatten, begab der Zug sich in der⸗ selben Srdnung wieder zurück nach dem Saal des „Preußischen Hofes“, wo ein Festball stattfand.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 16. April. Die heutige „Straßb. Ztg.“ veröffentlich folgenden . .
In Erwägung, daß mir von drei und dreißig Mitgliedern des Gemeinderaths der Stabt Straßburg achtundzwanzig erklärt haben, sie 5 keinen Vorsitzenden acceptiren, der nicht Mitglied des Gemeinde⸗ raths sei, —
In Erwägung, daß diese Srklärung den Gesetzen vom 24. Fe⸗ bruar 1872, 5. 1, und vom 5. Mai 1855, Art. 19 widerspricht,
Auf Grund des Art. 13 des Gesetzes vom 5. Mai 1855, welches den Präfekten ermächtigt, den Gemeinderath auf zwei Monate zu suspendiren, ;
In Erwägung, daß die Cinsetzung der in der angeführten Ge⸗ setzesstelle vorgesehenen Kommission im gegenwärtigen Augenblicke auf Schwierigkeiten stößt, ;
Auf Grund des 8 4 des Gesetzes vom 24. Februar 1872, wel⸗ cher für solche Fälle Vorsorge trifft,
beschließe ich, was folgt: 4 ; .
§. 1. Der Gemeinderath der Stadt Straßburg ist auf zwei Monate suspendirt. r .
5§. 2. Dem außerordentlichen Commissar, Polizeidirektor Back, wird die Ausübung aller Rechte und Pflichten des Gemeinderathes übertragen.
Straßburg, den 15. April 1873. .
Der Präsident des Unter⸗Elsaß: v. Ernsthausen.
6
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 17. April. (W. T. B.) Die Reihe der zur Feier der Vermählung der Erzherzogin Gisela mit dem Prinzen Leopold von Bayern in Aussicht genommenen Festlich keiten wurde gestern Abend mit einem Hofconcert eröffnet, wel⸗ ches in dem prachtvoll dekorirten Redoutensaale in der Hofburg abgehalten wurde. Sämmtliche Mitglieder des Kaiserlichen kö mit alleiniger Ausnahme des noch in der Rekonvaleszenz
efindlichen Erzherzogs Franz Karl, der Prinz Luitpold von Bayern mit seinen Söhnen und Töchtern, die Prinzen von Wasa, Weimar und Holstein, der Herzog von Coburg und die hier akkreditirten Vertreter der auswärtigen Mächte nahmen an dem Concerte Theil. Vor dem Beginne desselben und während der Concertpausen hielten die Kaiserlichen Majestäten Cercle ab und die Botschafter der auswärtigen Mächte und deren Gemahlinnen wurden wiederholt durch Ansprachen des Kaisers und der Kai⸗ serin ausgezeichnet.
Pesth, 15. April. Im Ab geordnetenhause und Ober⸗— hause wurde heute eine Reihe von Gesetzen publizirt.
Belgien. Brüssel, 16. April. (W. T. B.) Die bel⸗ gische 3prozentige Anleihe von 230 Mill. Fres. ist so eben mit den zehn kontrahirenden Häusern abgeschlossen worden. Von diesen übernehmen die Belgische Nationalbank, die Société ge⸗ närale, die Belgische Bank und das Haus Rothschild je 25 Mil⸗ lionen, die Brüsseler Bank, die Banque de commerce, das Comp⸗ toir diescompte, die Union de eredit, die Berliner Handelsge⸗ sellschaft und das Bankhaus S. Bleichröder in Berlin je 125
Million Francs. Der Rest von 55 Mill. gelangt zum Emissions⸗
course von 81 zur öffentlichen Subskription.
Großbritannien und Irland. Bondon, 15. April. Prinzessfin Beatriee, die jüngste Tochter der Königin Victoria, vollendete gestern, am Ostermontag, ihr 16. Lebensjahr.
— Der britische Botschafter in Paris, Lord Lyons, ist auf einen kurzen Urlaub in London eingetroffen.
Frankreich. Paris, 15. April. Das „Journal offieiell“ veröffentlicht ein Dekret, welches die Neuwahlen für die Nationalversammlung in den Departements Loir⸗et⸗Cher, Cha⸗ rente inférieure, Rhone und Haute⸗Vienne auf den 11. Mai anberaumt.
— Der Minister des Innern hat nach einander alle Präfekten derjenigen Departements empfangen, welche Deputirte zu ernennen haben. Seine Instruktionen lauten auf absolute Neutralität. Das Absenden eines Schreibens wurde durch diese mündlichen Mittheilungen überflüssig. Der Präfekt des Rhone⸗ Departements, Cantonnet, der in Paris angelangt ist, erhielt bis jetzt noch keine Audienz beim Minister. .
Der frühere Minister der öffentlichen Arbeiten und Fabrikant Dorian ist heute gestorben. Derselbe war geboren am 24. Ja⸗ nuar 1814, wurde 1863 zum Deputirten als Oppositionskandidat im zweiten Wahlbezirke der Loire gewählt und im Jahre 1869 wiedergewählt. .
— Heute fand in der Kirche Saint Germain des Pres das feierliche Leichenbegängniß Saint Maxc Girardins statt. Alle Notabilitäten von Paris . sich eingefunden. Die Nationalversammlung war durch ihren ständigen Ausschuß, mit dem Pröäsidenten Buffet an der Spitze, vertreten; das Institut und die Gerichtshöfe, so wie die übrigen offiziellen Körperschaften hatten Deputationen gesandt. Die Familie Orleans war durch die Herzoge von Aumale, Nemours und Chartres repräsentirt. Der Präsident der Republik, dessen Ankunft man angekündigt, war nicht erschienen, jedoch durch einen Adju⸗ tanten vertreten. Außerdem hatten sich eine große Anzahl Deputirten, Schriftsteller und Gelehrten eingefunden.
16. April. (W. T. B.) Ein von Arago, Langlois und anderen hervorragenden Deputirten der Linken, sowie von mehreren Maires und Munizipalräthen von Paris untergeichnetes Cirkular unter- stützt die Rahl Rému sats, deren Erfolg, wie in dem Cirkular ausgeführt wird, eine Sicherung des allgemeinen Stimmrechts und eine Stärkung der Regierung auf dem republikanischen Wege sein würde.
Spanien. Wie der Madrider Korrespondent des „Daily Telegraph unterm 13. d. meldet, haben die Minister beschlossen, das von König Amadeo erlassene Dekret, das letzte seiner Re⸗ gierung, zu kaffiren und den entlassenen Offizieren ihre früheren Kommandos in den Artillerie Regimentern wiederzugeben. Die⸗ jenigen, welche ihre Plätze einnahmen — die meisten derselben waren Sergeanten in denselben Regimentern — haben Com— mandos in Cuba erhalten.
Italien. Rom, 10. April. Den Deputirten ist der erste Boranschlag der Einnahmen für das Jahre 1814 vorgelegt worden. Die Gesammtsumme stellt die Zahl von einer Milliarde und 175,959,719 Lire dar, geht also um 27 Millionen und einige Hunderttausende über die von der Kammer genehmigten Einnahmen des laufenden Jahres hinaus. Denn diefe betragen nach Parlamentsbeschluß 14148735, 661 Lire.
Von den einzelnen Posten soll die Grundsteuer in runder
Summe 178 Millionen, die Steuer auf bewegliches Vermögen 157 Millionen und die Mühlensteuer 70 Millionen einbringen. Von den indirekten Steuern ist die Stempelsteuer auf 119 Mil⸗ lionen, die Zölle und Hafensteuer auf 95 Millionen, die Ver⸗ brauchssteuer auf 62 Millionen, die Einnahme der Tabaksregie auf 74 Millionen, die Salzsteuer auf 75, die Einnahme vom Lotto auf 66 Millionen berechnet.
Das beim Vatie an akkreditirte dip lomatische Corps ist gegenwärtig folgendes: Desterreich: Kübeck, Bayern: Tauff⸗ kirchen (erhielt längeren Urlaub), Belgien: Pycke, Brasilien: d Alhandra, Frankreich: de Corcelles, Fürstenthum Monaco: Nal⸗ dini, Peru: Galves, Portugal: de Thomar, San Salvador: D. Ferdinando de Lorenzana.
Türkei. Sera jewo, 11. April. Der General⸗Gou⸗ verneur von Bos nien unternimmt eine Rundreise, welche bis Tuzla und Banjaluka ausgedehnt werden soll, um eine Versöhnung zwischen Christen und Türken anzubahnen.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 16. April. (W. T. B.) Die russische „Petersburger Zeitung“ nimmt bei der Besprechung mehrerer militärischer Publikationen Anlaß, den Nachweis zu führen, daß die Idee des Panslawismus ohne jede reale Unterlage sei und keine Zukunft habe.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 12. April. Beim schwedischen Reichstag war ein Antrag auf Abän⸗ derung des Wahlgesetzes eingebracht worden. Jetzt muß ein Repräsentant in der Ersten Kammer, der keine Diäten erhält, einen Grundbesitz von wenigstens 80000 Thlr. haben oder für ein jährliches Einkommen von wenigstens 40060 Thlr. Steuer bezahlen, ein Repräsentant in der Zweiten Kammer, der für jeden auf die Dauer von 4 Monaten bestimmten Reichstag 1200 Thlr. Diäten und Ersatz seiner Reisekosten erhält, entweder Grundbesitz zu einem Werthe von 1000 Thlr. haben oder solchen zu einem Werthe von 6000 Thlr. pachten oder für ein jährliches Einkommen von 3090 Thlr. Steuern erlegen. Der Aenderungs⸗ Antrag ging nun darauf hinaus, daß zur Wählbarkeit zu der Ersten Kammer, in welcher die Repräsentanten gleich denen in der Zweiten Kammer Diäten erhalten sollten, die Anforderungen auf die Hälfte, und zu der Zweiten Kammer die angeführten Zahlen auf resp. 5090, 3000 und 400 Thlr. herabgesetzt werden sollten. Die Erste Kammer hat diesen Antrag ohne Weiteres abgelehnt. In der Zweiten Kammer entspann sich eine lange Verhandlung, deren Resultat ebenfalls die Verwerfung war, (75 gegen 74 Stimmen).
— Die beiden Kammern des schwedischen Reichstages haben am 8. April, die Erste mit 59 gegen 31 Stimmen und die Zweite mit 127 gegen 29 Stimmen, einen Antrag des Be⸗ willigungsausschusses angenommen, wonach die (privilegirten) Branntweins ⸗Verkäufer in den Städten verpflichtet sind, ihren gesammten Nettogewinn zur Vertheilung an die Städte, Landsthings und Oekonomiegesellschaften abzugeben.
Dänemark. Kopenhagen, 14. April. Der König ertheilte am 11. d. M. dem Dichter, Etatsrath H. C. Andersen eine Abschiedsaudienz. Derselbe begiebt sich 6. zu seiner voll⸗ ständigen Genesung nach dem Süden.
Amerika. New⸗York, 16. April. (W. T. B.). In Grant in Louisiana ist es in einer Kirche zwischen Negern und Weißen zu einem Streite gekommen, bei welchem die Neger sich im Rathhause festsetzten und vertheidigten. Angeblich sind 100 Ne⸗ ger und nur ein Weißer bei dem Tumulte ums Leben gekom⸗ men. — In Knightstown in Indiana hatten die Bergleute die Arbeit niedergelegt; zum Ersatz wurden Neger in Arbeit ge⸗ nommen. darauf gleichfalls ein Kampf, der die Herbeirufung von Truppen nothwendig machte. — Nach weiteren, aus Mexiko eingegangenen Nachrichten, wird in der Botschaft, mit welcher der dortige Prä—⸗ sident den Kongreß eröffnete, Sympathie fur Spanien ausge⸗ drückt, den Abschluß eines Handelsvertrags mit Italien in Aus⸗ sicht gestellt und eine Modifizirung der Eingangszölle vorge⸗ schlagen.
— 17. April. (W. T. B.) Der gestern gemeldete Kon⸗ flikt unter Weißen und Negern in Grant fteht, hier ein⸗ gegangenen Mittheilungen zufolge, im Zusammenhang mit den obwaltenden Differenzen unter den Behörden in Louisiana. Zweihundert Neger sind bei der Vertheidigung des Rathhauses, das in Brand gerieth, in den Flammen umgekommen.
— Aus Central- und Südamerika sind per Post⸗ dampfer „Nile“ folgende, bis zum 13. resp. 30. März reichende Nachrichten eingetroffen: Die peruanische Deputirten⸗ kammer hat einen Gesetzentwurf angenommen, welcher Payta, Salaverry, Pisco und Pisagun sowie auch Parasmayo und Chimbote, wenn die Eisenbahnen, die Centralbahnhöfe in diesen letzten beiden Orten haben, gebaut sind, zu Eingangshäfen macht. Im Kongreß ist der wahrscheinlich auf wenig oder gar keine Opposition stoßende Antrag gestellt worden, sämmtlichen nun von der Regierung gefangen gehaltenen politischen Gefangenen einen vollständigen Pardon zu gewähren. Das Regierungs⸗Monopol der Salpeterausfuhr beschäftigt wieder die Aufmerksamkeit des Kabinets. Herr Lajora, der Finanz⸗Minister, richtete jüngst eine Note an den Kongreß, worin er ersuchte, daß die Frist des Monopols von 2 Jahren auf 2 Jahre 9 Monate ausgedehnt werde. Als Grund hierfür gab er an, daß die Re⸗ gierung es nicht möglich finden würde, zu einem rich⸗ tigen Schlusse bezüglich des Experiments zu gelangen, weil die Fabrikanten während der letzten 6 Monate . Un⸗ willen zu erkennen gaben, sich ihrer Produkte zu entledigen, in⸗ dem sie es vorziehen, dieselben bis zum Ablauf des Monopols zu behalten, während durch eine Ausdehnung der Frist die Re⸗ gierung in den Stand gesetzt werden dürfte, uͤber die durch sorg⸗ fältige Befolgung des vom Kongreß sanktionirten Planes fuͤr die gewonnenen Vortheile einen Bericht zu erstatten. Die Vor⸗ schläge des Ministers sind vom Kongreß günstig aufgenommen worden und sein Gesuch wird wahrscheinlich , werden. Der Kongreß hat die Aufbringung einer Anleihe gebilligt und der
Präsident hat die — ö Dreyfuß u. Co. ermächtigt, dieselbe zu nego⸗
ciirren. Ein Versuch, in Arequipa während des Carnevals eine Revolu⸗ tion zu Stande zu bringen, ist gescheitert, weil die Behörden von der ganzen Affaire vorher in Kenntniß gesetzt waren. Die Ver. Staaten⸗Erforschungs⸗Erpedition hat ihr Werk östlich vom Nicaragua⸗See vollendet. Sie wird nun Forschungen von San⸗Carlos nach den Punkten an der atlantischen Küste an⸗ stellen. San Salvador ist von einem sehr starken Erdbeben heim⸗ gesucht worden; der größere Theil der Häuser im Lempathale ist durch die häufigen Erdbeben unbewohnbar. Bei jedem Stoße
Zwischen den Strikenden und den Negern entstand
.
rollen große Felsenstücke von den Anhöhen herab. Durch die Deffnung der Erde hat sich eine tiefe Schlucht von 40 Ellen Breite und 400 Ellen Länge gebildet.
— Aus Buenos Ayres wird unterm 9. März gemeldet: In Montevideo haben weitere Erkrankungen am gelben Fieber stattgefunden. Die Behörde hat allen hier von diesem Platze ankommenden Schiffe eine 15tägige Quarantäne auferlegt. Die Unbequemlichkeit für Reisende und den Handel zwischen den zwei Städten ist sehr fühlbar, aber das Publikum ist für die Ergreifung der schärfsten Maßregeln. General Mitre ist als außerordentlicher Gesandter nach Paraguay abgereist, um die Grenz⸗ und andern Fragen mit dieser Macht zu regeln.
— Berichte aus Hayti via New⸗Jork melden, daß das Papier⸗ geld aus dem . gezogen worden ist und daß nur baares Geld zirkulirt. Eine Revolution brach in Les Gonaires aus, wurde aber schnell gedämpft. Dreißig Rädelsführer wurden hingerichtet.
— Kabeldepeschen aus New⸗JYVork vom 15. d. melden: Nachrichten aus Bermuda zufolge war daselbst die britische Kriegsfregatte Challenger“ mit der englischen Forschungs⸗Expe⸗ dition an Bord angelangt. Der „New⸗Jork Herald“ meldet den Ausbruch einer Truppenrevolte in Portorico zu Gunsten einer Republik. Aus Havana war Hülfe requirirt worden, in Folge dessen zwei Dampfer dahin abgeschickt wurden. Der britische Konsul hat sich der Sache des als Spion verhafteten amerika⸗ nischen Zeitungskorrespondenten O'Kelly angenommen. — Aus Mexiko wird gemeldet, daß der mexikanische Kongreß wieder eröffnet worden ist. In seiner Botschaft bemerkte der Präsident, es würde der Nation zur Genugthuung gereichen, zu wissen, daß Schritte ergriffen worden seien, um mit Frankreich freundschaft⸗
cope, Massachusetts, sind mit 4500 Ballen Baumwolle nieder⸗ gebrannt.
— Aus Rio de Janeiro wird unterm 26. März gemel⸗ det: Der Graf und die Gräfin d'Eu werden sich in Kurzem nach Europa begeben. Die Regierung hat den Kammern bis jetzt noch keine der in der Thronrede versprochenen Gesetzentwürfe vorgelegt. Das gelbe Fieber ist im Abnehmen begriffen. Nach⸗ richten aus Valparaiso melden unterm 2. März, daß die Angelegenheiten mit Peru einen ernstlichen Charakter annehmen, und daß die chilenische Regierung im Begriff sei, Maßregeln zu ergreifen, um Labourse aus diesem Lande zurückzubringen.
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Asien. Aus Teheran wird dem Londoner „Bureau Reuter“ unterm 109. d. telegraphirt: „Der britische Gesandte, Mr. Taylour Thomson, hatte eine Audienz beim Schah, um seine Akkreditive zu überreichen. Der Schah sagte, er würdige die Wahl, welche die Königin von England in der Person des Gesandten getroffen habe, und er drückte einen Wunsch für die anhaltende Förderung der zwischen Großbritannien und Persien bestehenden guten Beziehungen aus. Der Schah fügte hinzu, daß er London zu besuchen und somit eine neue Politik, welche den wahren Interessen der beiden Länder dienlich sein würde, einzuweihen hoffe.“
Afrika. Ueber die Lage der Dinge in Afghanistan wird dem Caleuttaer Pioneer“ von seinem Grenz⸗Korrespondenten ge⸗ schrieben, daß Faeub Khan seine Armee an der Grenze von Hergt zu dem Behufe konzentrirt, um die verbündeten Streit⸗ kräfte Abdul Rahmans und Essa Khans anzugreifen.
— Nachrichten aus der Kapstadt vom 15. März mel⸗ den: Der veranschlagte Werth der in diesem Jahre expor— tirten Diamanten beläuft sich auf 1,500, 900 Lstr. In St. He⸗ lena hat eine verheerende Ueberschwemmung viele Menschen⸗ leben gefordert und Beschädigung von Eigenthum angerichtet.
— Von der Westküste Afrika's bringt der Post⸗ dampfer „Roquette“ die Nachricht, daß am Cape Coast noch immer gewaltige Aufregung in Folge der erwarteten Invasion der Ashantee's vorherrscht. Bei der Abfahrt des „Roquette“ hieß es, daß die Ashantee's nur einen Tagemarsch entfernt wa⸗ ren, nachdem die Fantee's allenthalben geschlagen worden waren. Die Zahl der in britisches Gebiet einfallenden Ashantee's schätzt man auf 60-80, 000. Der König selber steht an der Spitze der Haupt⸗Division. Das westafrikanische Geschwader wacht auf der Höhe von Cape Coast über die britischen Interessen. Gou⸗ verneur Keate ist am 16. März in Cape Coast Castle ganz plötzlich gestorben.
tr. 25 des Amtsblattes der Deutschen Reichs-Post⸗ Verwaltung hat ö Inhalt: General⸗Verfügung vom 14. April 1873. Fahrpostsendungen nach Spanien vin Frankreich. General⸗Verfügung vom 11. April 1873. Verkauf einzelner Exem⸗ plare des „Postblatts“ an das Publikum.
Statistische Nachrichten.
Rücksichtlich der Ergebnisse des Stempelgefälls in Oesterreich im Jahre 1872 veröffentlicht die „Austrig! eine Ueber⸗ sicht der von den Magazinen im Jahre 1872 an die Verkäufer ver⸗ abfolgten Stempelmarken, gestempelten Wechselblankette und Pro— messenscheine; ferner die Stückzahl der der Stempelung unterzogenen Spielkarten, Kalender, Zeitungen und Ankündigungen, verglichen mit den Ergebnissen des Vorjahres. Wird der im Jahre 1872 hierfür eingegangene Gebührenertrag von 14,207,313 fl. der gleichartigen Ein⸗ nahme des Jahres 1871 per 15,379, 169 fl. entgegengehalten, so zeigt 4 n 1872 ein Steigen desselben um 828,144 fl., d. i. um
; rozent. ö
4 dem Gesammterträgnisse entfallen:
Im Jahre 1871
1872 Gulden
12, 802526 12, 929.709 156. 886 148.492 129.961 126.938 887.518 827.889 „Ankündigungen. 38.494 40.925 ö ., Kö 38. 155 45.188 „Wechselblan kette... 153.773 159.998 . Zusammen 14,207. 315 13,579. 169 Die von der Nationalbank, den Eisenbahn- und Dampfschiffahrts⸗ Unternehmungen, Sparkassen, Kredit, Eskompte, dann , . anstalten und ähnlichen Instltuten für gegebene Vorschüsse, Aufnahms⸗ und Versicherxungs⸗Urkunden, statutenmaäͤßig geleistete Einlagen einge⸗ löste Checks, erfolgte Pensionen so wie al ö ,, Fahr⸗ und Frachtkarten im Jahre 1872 entrichteten unmittelbaren Gebühren be⸗
Auf die Stempelmarken
Spielkarten.
„Kalender. 6.
trugen 629, 693 fl., daher gegen das Ergebniß im Jahre 1871 mit Einfchluß von 70,810 fl. für Dienstverleihungen bei Kommunitäten
liche Beziehungen zu erneuern. — Die Dwight Mills in Chi⸗
per 4001, 0Ol5 fl. mehr um 2,728, 678 fl., wovon namentlich auf Aktien und Obligationen 2,415,699 fl. entfallen.
— Die Petroleum ⸗Produktion in Amerika überstieg in 1872 die früheren Jahre um ein Bedeutendes. Den Statistiken des Titusville Herald“ zufolge beliefen sich die Berschiffungen von rohem Petroleum aus dem pennshlvanischen Oel-Distrikt auf 512,365 Faß, . zu 45 Gallonen. Die Gesammt-⸗Produktion dieses Distriktes
etrug in 1872 nicht weniger als 6,539, 000 Faß, die von Canada 530090 Faß, von West⸗Virginien, Ohio und Kentuck 325000 Faß, so dy die Gesammt⸗Produktion Amerikas 7,394, 000 Faß oder mehr als 20, 000 pro Tag ergiebt. In Pennsylvanien wurden sehr ausge⸗ dehnte neue Felder entdeckt und in anderen Distrikten die alten Terri⸗ torien beträchtlich ausgedehnt. Zum ersten Male in der Geschichte des Handels zeigte sich eine Abnahme in der Ausfuhr. Die Gesammtaus— fuhr aus den Ver. Stagten in Fässern von je 45 Gallonen betrug in 1872 — 2,951,310 Faß raffinirtes Petroleum, 363,736 Faß rohes etrolenm, und 132,228 Faß Naphta und Residuum, im Ganzen „4973344 Faß. Die Totalausfuhr von raffinirtem Petroleum zeigt eine Abnahme von mehr als 300,000 Faß oder 13A, 000900 Gallonen. Dieser Ausnahmestand des ,,, . wurde durch die Versuche der Produzenten und Raffineure, die Preise in die Höhe zu treiben, verursacht. Die 6 größere Produktion des Ja den Konsum dermaßen, daß der Vorrath ungemein zunahm. In , ,, erreichte der Vorrath am 1. Januar 1873 die Höhe von über 11 000900 Faß. Der Preis für rohes Petroleum auf dem Creek war im September so niedrig als 3 Dollar per Faß, stieg ö. 9 . einer theilweisen Stockung der Produktion plötzlich um oll. 60 C.
res überstieg
Knust und Wissenschaft.
Stuttgart, 16. April. (W. T. B.) Gestern starb in Ulm der bekannte Alterthumsforscher und württembergische Landeskonserva⸗ tor Ober⸗Studienrath Haßler. Derselbe war Mitglied des Frank⸗ furter Parlaments von 1848.
Dres den, 12. April. Aus Anlaß des kevorstehenden hundert⸗ jährigen Geburtstags Ludwig Tiecks soll auf Vorschlag des Ober⸗ Bürgermeisters am Baumann⸗-Sendigschen Haus am hiesigen Altmarkt, zur Erinnerung daran, daß daselbst der Dichter seine berühmten Vor—= lesungen gehalten, ein RellefMedaillon oder eine Inschrifttafel ange⸗ bracht werden. Die Mittel liefert der Verschönerungs⸗Fonds der Pr. Güntzschen Stiftung. Tieck ließ sich im Frühjahr 1891 in Dresden nieder, gründete sich hier, unterstützt durch die ö Mittel der verwittweten Gräfin Finkenstein, ein behagliches Daheim, und durchlebte in unserer Stadt als dramatischer Vorleser und Dramaturg seine Glanzperiode.
Paris, 15. April. Der vor Kurzem verstorbene Saint Marec⸗ Girardin war Vize⸗Präsident der Nationalversammlung und Mit— glied der französischen Akademie. Am 12. Februar 1801 in Paris geboren, machte er seine Studien im Collège Henri IX. Schon 1828 hatte er das erste Accessit des Preises für Beredtsamkeit an der fran⸗ zösischen Akademie erhalten. 1827 erhielt er den Preis für „die Lob⸗ rede auf Bossuet“, 1828 wurde er von Neuem von der Akademie für sein „Tableau de la littérature frargaise au seizièeme Siecle“ gekrönt. Kurz vorher war er mit der Leitung der Secunda im College Louis le Grand betraut worden und debutirte zugleich als Journalist im Journal de Döbats“. Unter der Juli⸗Monarchie wurde Saint Marc Girardin beauftragt, Guizot als Professor der Geschichte in der Faculté des lettres zu ersetzen, und zum Regquétenmeister im Staats⸗ rath ernannt. Gegen 1834 erhielt er den Lehrstuhl der französischen Poesie. Im selben Jahre wählte ihn das Wahlkollegium von Saint⸗ Trieix (Ober- Vienne) zum Deputirten. Gegen Ende 1837 wurde Saint Mare Girardin zum Mitglied des Königlichen Rathes des öffentlichen Unterrichts und zum Staagtsrath in außerordentlichen Diensten ernannt, 1848, während der Februartage, bestimmte man ihn bei der letzten Ministerkombinagtion der Juli⸗Monarchie zum Minister des öffentlichen Unterrichts. 1844 war er zum Mitglied der französi⸗ schen Akademie als Ersatz von Herrn Campenon ernannt worden. Unter der Republik und dem Kaiserreich hielt er sich von der Politik fern. Nach dem Kriege von 1870 trugen ihn die Wähler der Ober⸗ Vienne aus eigenem Antriebe auf ihre Liste. Er wurde zum Präsi⸗ denten des rechten Centrums ernannt. Saint Mare Girardin hat zahlreiche Schriften über Literaturgeschichte und wichtige Arbeiten für die „Revue des Deux Mondes“, namentlich über die christliche Poesie und die Werke von J. J. Rouffegu geliefert. Er hinterläßt einen Sohn, der gegenwärtig Sub⸗Präfekt in Corbeil ist.
Gewerbe und Handel.
= Die, am J. November 1859 ausgegebenen, noch im Umlauf befindlichen Großherzoglich sächsischen Kassengnweisungen müssen bis zum 30. April bei der Hauptkasse in Weimar zum Üm⸗ tausche präsentirt werden, widrigenfalls die Inhaber aller Ansprüche auf Einlösung verlustig gehen.
Bernburg, 16 April. (W. T. B.) Heute ist hier der Kauf⸗ vertrag gerichtlich vollzogen worden, wonach die bisher gewerkschaftlich betriebene Kohlenzeche Alexander Carl mit dem Reinerträgniß vom 1. Juli 1872 für den Preis von 575, 009 Thlr. in den Besitz der Aktiengesellschaft der vereinigten chemischen Fabriken zu Leopolds⸗ hall übergeht.
Wien, 17. April. (W. T. B.). Der Verwgltungsrath der österreichischen Südbahn beabsichtigt, dem Vernehmen der „Neuen Freien Presse“ zufolge, pro 1872 die Vertheilung einer Divi⸗ dende von 20 Fres. zu beantragen. Die aus den Erträgnissen des Jahres 1872 hierzu fehlende Summe von 750,009 Fres. soll in Hin⸗ blick auf die sich günstiger gestaltenden Erträgnisse, sowie mit Rück⸗ sicht auf die Entbehrlichkeit der staatlichen Zinsgargntie für das g ih Bahnnetz aus den Gewinnreserven früherer Jahre gedeckt werden.
Wiener Neustadt, 15. April. In Folge der gestrigen Auf⸗ forderung der Fabrikdirektior haben 90 Schmiede die Arbeit wieder aufgenommen und sind die Fabriksfeuer wieder angezündet. Eine größere Anzahl dürfte im Laufe des Tages und morgen sich einfinden. Mit 120 Schmieden ist der Fabriksbetrieb gesichert.
London, 15. April. Die Londoner Internationale Aus⸗ stellung von 1873 wurde am Ostermontage in der Alberthalle und den mit derselben zusammenhängenden Gallerien des Horticultural Garden ohne jede Ceremonie eröffnet. Nachdem während des ersten Jahrganges der internationalen Londoner Ausstellungen hauptsächlich Poterien und Schafwollwaaren und im vorigen. Jahre Baumwoll⸗ fabrikate, Schmuckgegenstände, musikalisch⸗ akustische Apparate und Papiere sammt den dazu gehörigen Arbeitsmaschinen ausgestellt waren, ind in der heurigen dritten Serie Seide und Sammet, Stahl, Messer⸗ chmiedearbeiten und Schneidewerkzeuge, Instrumente und Hülfs⸗ mittel für die Chirurgie, Wagen mit Ausnahmen jener für Eisen— bahnen und Tramways, Nahrungsmittel (und zwar landwirthicaft liche Produkte, eingepöckelte Eßwaaren, Spezereiwagren, Weine, Spirituosen. Biere und andere Getränke, sowie Tabak), ferner Ge⸗ räthe zum Trinken und für den Gebrauch von Tabak jeder Art, Er⸗ zeugnisse der Kochkunst, und 533. Maschinen und Rohstoffe für alle diese Produkte, zur Ausstellung . Einen großen Raum neh⸗ men auch wieder Gemälde und Kunstwerke ein, die dem Programm zufolge alle Jahre gusgestellt werden. Eine nicht uninteressante und r , Beigabe zur heurigen Ausstellung ist eine Schule ür populäre Kochkunst; in welcher durch Vorlesungen und anschau— liche Experimente englische Mädchen und Frauen der niederen und Mittelklassen gelehrt werden soll. eine billige und schmackhafte Mahl⸗ eit rasch zu bereiten. Am Eröffnung tage wurde die Ausstellung von über 10,0090 Personen besucht.
17. April. (W. T. B) Die „Times“ führt in 6 heuti⸗ gen City⸗Artikel aus, daß der andauernde Goldabfluß aus der