und böhmischen Fahnen geschmacknoll dekorirt. Nach einer kurzen Begrüßung Seitens des Kaiserlichen Statthalters Barons von Roller bestiegen die Höchsten Herrschaften einen Wagen und fuh⸗ ren durch die Stadt nach dem Hradschin und Belvedere, überall begleitet von dem ebenso ehrfurchtsvollen, wie herzlichen Grüßen des überaus zahlreich auf dem Bahnhofe und den Straßen ver⸗ sammelten Publikums. Den Abend verlebten Höchstdieselben in völliger Zurückgezogenheit auf Ihren Zimmern. Auch den Mon⸗ tag über haben Ihre Kais erlichen und Königlichen Hoheiten in keiner Weise Ihr Incognito aufgegeben, sondern die Zeit nur zu Aus⸗ flügen zu Fuß und zu Wagen durch die interessante Stadt benutzt.
Deute früh um 8 Uhr 55 Minuten fand die Weiterreise nach Wien statt.
Wie aus Prag telegraphisch gemeldet wird, nahm Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit im Laufe des gestrigen Tages die Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein. Abends fand große Tafel statt, wozu der Statthalter und mehrere militãrische Würdenträger geladen waren.
Heute Vormittag 8 Uhr 55 Minuten haben Ihre Kaiser⸗ lichen und Königlichen Hoheiten Prag verlassen und sind mittels Separatzugs auf der Franz-⸗Josefsssbahn nach Wien weitergereist. Der Stadthalter, Feldzeugmeister Koller, gab dem Kronprinzen bis zum Bahnhofe das Ehrengeleit.
Der Bundes rath trat heute zu einer Sitzung zu⸗ sammen.
Der Reichstag nahm im Sitzung 8. 11 des Gesetzentwurfs ; der zum dienstlichen Gebrauch einer Reichsverwaltung bestimm⸗ ten Gegenstände ohne Diskussion an. Der S§. 12. lautet:
„Dem Reichstage ist alljährlich von den im Grundbesitz des Reiches staͤttgehabten Veränderungen Kenntniß zu geben.“
Die Abgg. Lasker und Dr. Bähr beantragten, den Para⸗ graphen durch den Zusatz zu erweitern:
„Dem Reichstage ist ein Verzeichniß des als Eigenthum des Reichs feftgestellten Grundbesitzes mitzutheilen, auch alljährlich. u. s. w.“
Rachdem der Abg. Lasker diesen Antrag motivirt und der Bundeskommissar Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. v. Möller sich mit demselben einverstanden erklart hatte, erfolgte dessen An⸗
nahme. . Zu §. 13 hatte die Kommission folgenden Zusatz bean⸗
tragt: ‚. Der nach Artikel 72 der Verfassung dem Reichstage zu legenden Rechnung sind die von dem Rechnungshofe unter selbständiger un⸗ bedingter Verantwortlichkeit aufzustellenden Bemerkungen darüber beizufügen, ob und inwieweit bei der, Erwerbung, Be⸗ nutzung oder Veräußerung von Reichseigenthum, Abwei⸗ chungen von den Bestimmungen des gesetzlich festgestellten Etats oder von den mit den einzelnen Positionen des Etats verbundenen Bemerkungen oder ob unter Verant⸗ wortlichkeit der Centralbehörden Abweichungen von den Bestim— mungen der auf die Reichseinnahmen und Reichsausgaben oder auf die Erwerbung, Benutzung oder Veräußerung von Neichseigenthum bezüglichen Gesetze und Vorschriften statkgefunden haben. . In Folge einer Aufforderung des Abg. v. Benda erklärte der Präsident Delbrück (S. unter Reichstagsangelegenheiten), diesem Antrage nicht zustimmen zu können, Auch der Abg. Lasker sprach sich gegen denselben aus, worauf dessen Ablehnung erfolgte. Ss folgte nunmehr der Antrag des Abgeordneten Dr. Minck⸗
Verlanf seiner gestrigen über die Rechtsverhältnisse
witz: dem Gesetzentwurf folgenden Schlußparagraphen hinzuzu⸗
fügen: . . — ñ §. 14. Dieses Gesetz wird erst zur Publikation gelangen, wenn
die Regierungen der sämmtlichen Bundesstaaten dazu ertheilt haben, Rach längerer Diskussion, an welcher sich die Abgeordneten Pr. Minckwitz, Dr. Krapp, Miquel, Dr, Windthorst⸗Meppen und Lasker betheiligten, wurde dieser Antrag abgelehnt und die Sitzung um 36 Uhr bis morgen vertagt.
— Im weiteren Verlauf der gestrigen Sitzung des Herrenhauses wurde zunächst die Diskussion über 8. 18 auf⸗ genommen, welcher folgendermaßen lautet:
„Jedes Pfarramt ist innerhalb eines Jahres vom Tage der Erledigung, wo gesetzlich oder observanzmäßig ein Gnadenjahr besteht, vom Tage Der Erledigung der Pfründe an gerechnet, pauernd zu besetzen. Die Frist ist vom Ober⸗Präsidenten im Falle des Bedürfnisses auf Antrag angemessen zu verlängern.
Nach Ablauf der Frist ist der Bber⸗-Präsident befugt, die Wie⸗ derbesetzung der Stelle durch Geldstrafen bis zum Betrage von 16600 Thlr. zu erzwingen. Die Androhung und Festsetzung der Strafe darf wiederholt werden, bis dem Gesetze genügt ist. Außerdem ist, der Minister der geistlichen Angelegenheiten er⸗ mächtigt, bis dahin Stäatsmittel einzubehalten, welche zur Unter⸗ haltung der Stelle oder desjenigen geistlichen Oberen dienen, der bas Pfarramt zu besetzen oder die Besetzung zu genehmigen hat“
Graf Krassow beantragte, dem Paragraphen folgende Fassung zu geben:
„Wird die dauernde Besetzung eines Pfarramts länger als ein Jahr vom Tage des Freiwerdens der Pfründe gerechnet, ohne einen
nach Erachten des Ober⸗Präsidenten ausreichenden Grund, verzögert, so fteht demselben zu, die dauernde Besetzung binnen einer zu be— stimmenden Frist zu fordern und nach deren vergeblichem Ablauf bas Einkommen bis zur dauernden Besetzung des Amts mit Be⸗ schlag zu belegen und über dasselbe zu kirchlichen Zwecken der be⸗ treffenden Konfession zu verfügen. Gegen diese Anordnung ist binnen 30 Tagen die Berufung an den Königlichen Gerichtshof für kirch⸗
liche Angelegenheiten zulässig.“
An der Diskuffion betheiligten sich außer dem Antragsteller die Herren Grafen von der Schulenburg⸗Beetzendorf und Graf Brühl, welche die Regierungsvorlage bekämpften, während der Staats⸗-Minister Dr. Falk ihre Annahme empfahl. (S. unter Landtagsangelegenheiten.) Bei der Abstimmung wurde der An⸗ trag des Grafen Krassow abgelehnt und die Fassung der Re⸗ gierungsvorlage angenommen, Ebenso wurde der 8. 19 in der Fassung der Regierungsvorlage nach kurzer Diskussion, an der fich die Herren Graf Krassow, Graf Rittberg, von Bernuth, Wever, von Kleist⸗Retzom und der Staats⸗Minister Dr. Falk betheiligten, sowie die S§. 20 — 22 ohne Diskussion in dersel⸗ ben Fassung angenommen.
Zu 5§. 23, welcher lautet;
„Wer geistliche Amtshandlungen lin einem Amte vornimmt, welches ihm den Vorschriften der 55. 1 bis 3 zuwider übertragen worden ist, wird mit Geldstrafe bis zu 100 Thalern bestraft.
Dieselbe Strafe trifft denjenigen, der geistliche Amtshaudlun⸗ gen in einem von ihm nicht dauernd verwalteten Pfarramte vor⸗ nimmt, nachdem er von dem Ober-Präsidenten benachrichtigt wor⸗ den ist, daß das Zwangsverfahren Behufs Wiederbesetzung der Stelle in Gemäßheit der Vorschrift in §. 18 Absatz 2 eingelei⸗ tet sei.“
beantragte Graf Jork v. Wartenburg:
in beiden Absaͤtzen desselben hinter die Worte „Amtshandlun⸗ gen“ einzuschieben die Worte:
die Genehmigung
3 „mit bürgerlicher Wirkung“, während Graf Krassow den. Antrag stellte, im Absatz 1 statt 5. 1 = 3 zu setzen 8. 1 und 2“.
Da der Staats⸗-Rinister Dr. Falk den Yorkschen Antrag für unannehmbar erklärte, zog ihn der Antragsteller zurück. Herr von Kleist⸗Retzow nahm ihn wieder auf und befürwortete ihn. Das Haus lehnte jedoch sämmtliche Anträge ab und nahm §. 23 in der Fassung der Regierungsvorlage an. Ohne Diskussion wurden die §§. 24 und 25 in der Fassung der Vorlage angenommen. S. 26 lautet:
Die en m dieses , . über den Nachweis wissen⸗ schafllicher Vorbildung und Befähigung finden keine Anwendung auf Personen, welche pereits vor Verkündung dieses Gesetzes im geistlichen Amte ae ft find oder vor dem ersten Januar 1873 die Fähigkeit zur Anstellung im geistlichen Amte erlangt haben
Außerdem ist der Minister der geistlichen Angelegenheiten er⸗ mächtigt, denjenigen Personen, welche vor Verkündung dieses Ge⸗ setzeß in ihrer Vorbildung zum geistlichen Amte . waäͤren, den in diesem Gesetze vorgeschriebenen Nachweis der Vor⸗ bildung ganz oder theilweise zu erlassen. .
Der Minister der geistlichen Angelegenheiten ist auch ermäch⸗ tigt, Ausländer von den Erfordernissen des §. 4 dieses Gesetzes zu dispensiren.“
Dierzu beantragte Graf Krassow: Im Absatz 1 an Stelle der Worte: „vor dem 1. Januar 1873 ꝛc. 2c.“ zu setzen:
„eine theologische Prüfung bestanden haben.“
Herr Gobbin stellte dagegen den Antrag: betreffender Stelle folgende Fassung zu geben:
„Personen, welche vor Verkündung dieses Gesetzes im geistlichen
IMmte angestellt sind, oder die Fähigkeit zur Anstellung im geist⸗
lichen Amte erlangt haben.“
An der Diskusfion betheiligten sich die Herren Gobbin, Graf Hompesch, von Kleist⸗Retzow, Graf Gahlen, Graf Lands⸗ berg⸗Vehlen und der Staats⸗-Minister Hr. Falk. Dann wurde der Antrag des Grafen Krassow abgelehnt und der 8. 26 in der Fassung der Vorlage mit dem Amendement Gobbin an⸗ genommen.
§. A wurde nach der Vorlage genehmigt.
8. 28, welcher lautet:
„Die Vorschriften dieses Gesetzes über das Einspruchsrecht des Staats (85§. 1, 3, 10, 12, 15 uad 16) finden in den Fällen keine Anwendung, in welchen die Anstellung durch Behörden erfolgt, deren Mitglieder sämmtlich vom Könige ernannt werden.“
beantragte Graf Jork von Wartenburg folgendermaßen zu fassen:
„die Vorschriften dieses Gesetzes über das Einspruchsrecht des Staates
linden auf diejenigen Kirchen keine Anwendung, deren Aemter und
Wurden ohne Ausnahme, wie alle übrigen fo auch das oberste Amt
resp. die höchste Würde mit Angehörigen des Preußischen Staates
besetzt sind.“ Während Graf Krassow den Antrag stellte:
hinter dem Worte: ernannt“ einzuschalten; „oder bestätigt.“
Graf Krassow vertheidigte seinen Antrag, während Herr v. Kleist und Graf Vork den YVorkschen Antrag zur Annahme empfahlen. Da der Staats-Minister Dr. Falk sich gegen beide Anträge erklärte und namentlich den letzteren für unannehmbar hielt, so zog Graf Dork diesen Antrag zurück, Graf Udo Stol⸗ berg nahm ihn wieder auf. Bei der Abstimmung, welche durch Namensaufruf erfolgte und bei der sich 6 Mitglieder der Ab⸗ stimmung enthielten, wurde der Antrag mit 84 gegen 45 Stim- men abgelehnt, ebenso der Antrag Graͤf Krassow verworfen und §. 28 in der Fassung der Vorlage angenommen.
§. 29 wurde nach der Vorlage genehmigt und ein Antrag des Herrn von Senfft-Pilsach, für den nur der Antragsteller das Worl nahm, als §. 29a dem Gesetze einen neuen Paragraphen beizufügen, ohne weitere, Diskussion abgelehnt.
5. 30, welcher lautete; . ,
„Das gegenwärtige Gesetz tritt nicht vor dem Gesetz, betreffend die Äbänderung der Artikel 15 und 18 der Verfassungs⸗Urkunde vom 31. Januar 1850, in Kraft.
wurde auf Antrag des Grafen Rittberg, da die Publikation des in Rede stehenden Gesetzes bereits erfolgt ist, gestrichen und §. 31 sowie die Ueberschrift und Einleitung des Gesetzes ohne Diskussion genehmigt.
Um 3 Uhr wurde die Sitzung geschlossen und die nächste Sitzung auf heut anberaumt.
— Der heutigen (29) Sitzung des Herrenhauses wohn⸗ ten der Präsident des Staats⸗Ministeriums Feldmarschall Graf v. Roon, sowie die Staats- Minister Camphausen, Dr. Falk und Graf Königsmarck bei. Der Präsident Graf Otto zu Stol⸗ berg⸗Wernigerode eröffnete die Sitzung um 111 Uhr mit geschäftlichen Mittheilungen, worauf das Haus in die Tages⸗ ordnung eintrat. Der erste Gegenstand derselben war der 24. Bericht der Staatsschul den⸗Kommission. Der Refe⸗ rent Graf v. Behr⸗Negendank empfahl, der Königlichen Haupt⸗ verwaltung der Staatsschulden für das Verwaltungsjahr 1871 Decharge zu ertheilen, und das Haus trat diesem Antrage ohne Diskussion bei.
Der zweite Gegenstand der Tagesordnung, der mündliche Bericht der Agrar⸗Kommission über die Petition des Mat⸗ thes Kuballa zu Kranowitz, wurde, da der Referent, Graf Schwerin im Hause nicht anibvesend war, von der Tagesordnung abgesetzt.
Der dritte Gegenstand der Tagesardnung war die Vorbe⸗ rathung über den Gesetzentwurf, betreffend die kirchliche Dis⸗ ziplinargewalt und die Einrichtung des König—⸗ kichen Gerichtshofes für kirchliche Angelegen⸗ heiten. Es erfolgte zunächst die General- Diskussion über die Vorlage, zu welcher die Herren Dr. Schulze und Pr. von Goßler für die Vorlage, die Herren Graf Krassow, Graf zur Lippe, von Kleist⸗Retzow, Graf Brühl und Freiherr von Manteufel⸗Crossen gegen die Vorlage das Wort nahmen. Auch der Präsident des Staats⸗Ministeriums Graf von Roon nahm Veranlassung, in die Diskussion einzugreifen. Bei Schluß des Blattes nahm die Spezialdiskussion ihren Anfang.
— Se. Majestät der Kaiser und König haben vor Allerhöchstihrer Abreise nach St. Petersburg das jetzt nach mehr als 6monallicher Arbeit vollendete Fürsten-Diplom für den Reichskanzler Fürsten von Bismarck unterzeichnet. — Das Di⸗ plom, welches unter der obersten Leitung und Aufsicht des Ober⸗ Teremonienmeisters Grafen Stillfried nach dessen Anordnungen von dem Hofkalligraphen und akademischen Künstler Vietz aus⸗ geführt ist, enthält 12 Seiten Tert, diejenige mit eingerechnet, auf welcher sich das von dem Maler Nahde gemalte Fürstliche Wappen befindet. Auf der ersten Seite steht der Titel Sr. Majestät des Kaisers und Königs, im Bogen umrahmt von den Wappen der 12 Provinzen, darüber der Adler, darunter der Ramenszug Sr. Majestät. Die zweite Seite bringt die Moti⸗ virung der Erhebung in den Fürstenstand, in welcher der „un⸗ vergänglichen Verdienste ! des Fürsten um die Einheit und Größe des Vaterlandes gedacht wird, die dritte den Akt der Erhebung, die vierte die Bestimmungen über die Erblichkeit der Würde, die
Im Alinea 1 an
Wappen selbst. Es ist das frühere nur durch den Fürsten⸗ mantel und die Schildhalter, den preußischen Adler zur Rechten (heraldisch gesprochen) und den brandenburgischen zur Linken, ausgezeichnet. Rechts von dem Wappen sind dänische, links österreichische, darüber französische Fahnen angebracht, dar⸗ unter eln Miniaturbild Straßburgs. Die achte Selte bringt die Fortsetzung der Beschreibung des Wappens, die neunte Bestim⸗ mungen über die Nachkommen, die zehnte die Unterschrift Sr. Majestät des Kaisers und das Rubrum, die elfte und zwölfte einen Auszug aus der Fideikommiß⸗Stiftungsurkunde des Fürsten.
Das ganze Diplom enthält im Text — abgesehen von den kleineren 19 große Initialen. Dieselben sind im strengen gothischen Styl gehalten und für diese Arbeit durchweg neu kom⸗ ponirt. Dasselbe gilt von den Arabesken, die in reicher Fülle den Buchstaben umgeben, resp. denselben überranken.
Der Grundton der Arabesken ist mattes Gold mit braunen Schattenlagen, hin und wieder durch kleine farbige ornamentale Blumen belebt, und läßt den Buchstaben in klarem Weiß mit grauer Abtönung scharf und zart hervortreten. Außerdem sind sämmtliche große Anfangsbuchstaben des Textes neuer Kompo⸗ sition und mit kleinem Ornament umgeben; wie auch jeder kleine Buchstabe des ganzen Diploms mit einem Goldschatten ver⸗ sehen ist.
— Die Uebersiedelung der 3. und 4. Ingenieur⸗In⸗ spektion sowie der 2. Festungs⸗Inspektion, welche bisher hier garnisonirten, nach den denfelben durch die vom 1. Mai e. in Kraft tretende anderweite Organisation des Ingenieur⸗Corps zu⸗ gewiesenen Garnisonen Mainz, Cöln resp. Danzig hat dieser Tage stattgefunden.
— Nachdem die Begründung der Stelle eines etatsmäßigen Mitgliedes der Kaiserlichen Normal⸗Eichungs⸗Kommission vom 1. Januar 1874 ab in Aussicht genommen ist, sind dem König⸗ lich preußischen Eichungs⸗Inspektor der Rheinprovinz, Berg⸗ Assessor hr. Draßdo, einstweilen kommissarisch die Funktionen eines Hülfsarbeiters bei der gedachten Behörde und des Vertre⸗ ters des Direktors derselben übertragen worden, Gleichzeitig ist derselbe zum beigeordneten Mitgliede der Normal⸗Eichungs⸗Kom⸗ misson ernannt.
— Der Spezial-Kommissarius zu Fulda, seitheriger Kreis⸗ richter a. D. Reichau, ist bei seiner definitiven Uebernahme zur Verwaltung zum Regierungs⸗Assessor ernannt.
— Die Korporation der Kaufmannschaft zu Königsberg i. Pr. hat am 25. d. M. ihr fünfzigjähriges Jubiläum gefeiert. Zu dieser Feier ist eine Festschrift erschienen (Hartungsche Buchdruckerei in Königsberg i. Pr.), welche die Entwickekung des Handels und der Kaufmannschaft von Königs⸗ berg von Zeiten der Ordensritter an bis auf die Gegenwart schildert.
Posen, 28. April. Der Ober⸗Präsident der Provinz Posen, Günther, ist gestern Morgen mit dem Frühzuge von Berlin hier eingetroffen und in Myllus Hotel abgestiegen.
Hannover, 28. April. Ihre Majestät die verwitt⸗ wete Königin von Griechenland hat heute Nacht auf der Durchreise von Bückeburg nach Bamberg den hiesigen Bahnhof passirt.
Fulda, 28. April. (W. T. B. Zu den morgen begin⸗ nenden Konferenzen sind bereits sämmtliche preußische Bischöfe, mit Ausnahme des Bischofs von Kulm, v. d. Mar⸗ witz, hier eingetroffen. Die Konferenzen werden voraussichtlich drei Tage dauern und täglich 2 Sitzungen abgehalten werden.
Cöln, 28. April. Gestern Nachmittag traf, von Brüssel kommend, der Graf von Flandern hierselbst ein und nahm sein Absteigequartier im Hotel du Nord.
Bayern. München, 24. April. Mit Genehmigung des Königs hat, der „Allg. Ztg.“ zufolge, das Kriegs⸗Mini⸗ sterium verfügt, daß das erste Baͤtqgillon des ersten Fuß⸗ Artillerie⸗ Regiments von Ingolstadt nach Neu⸗Ulm, das erste Bataillon des zweiten Fuß⸗Artillerie⸗ Regiments von Germers⸗ heim nach Metz und das zweite Bataillon letztgenannten Regi⸗ ments von Neu-Ulm nach Germersheim verlegt werden. Der Vollzug dieses Garnisonswechsels ist, insofern er das erste Ba⸗ taillon des ersten und das zweite Bataillon des zweiten Fuß⸗ Artillerie⸗ Regiments betrifft, mit der Rückkehr dieser Truppen⸗ theile von den Lechfeldübungen zu verbinden; die Verlegung des dermalen in Germersheim stehenden Fuß⸗Artillerie⸗Bataillons nach Metz hat jedoch erst am J. Oktober d. J. stattzufinden.
= Vom Ministerium des Innern ist, wie das „Korr. Bl v. u. f. D.“ mittheilt, an das Gend Mwmeriekorps⸗Kommando eine Aufforderung zur gutachtlichen Berichterstattung über die für die Gendarmerie zweckmäßig und wünschenswerth er⸗ scheinenden Abänderung der Uniform und Adjustirung der DOffi⸗ ziere, Unteroffiziere und Mannschaften ergangen. Im Allge⸗ meinen sollen dabei die für die. Armee festgestellten Normen im Auge behalten, im Besonderen jedoch dem speziellen Dienste der Gend'armerie Rechnung getragen und eine allgemeine Ueberein⸗ stimmung mit den Sicher heitsmannschaften der übrigen Reichs⸗ länder angestrebt werden.
— 25. April. (W. T. B.) Der Prinz Leopold von Bayern und die Erzherzogin Gisela sind heute Nach⸗ mittag 33 Uhr hier eingetroffen. Bei ihrer Ankunft und auf der Fahrt durch die festlich geschmückten Straßen nach dem Residenzschlosse wurden dieselben von einer zahlreich versammelten Volksmenge auf das Wärmste empfangen und mit lebhaften Hochrufen begrüßt.
Mecklenburg. Schwerin, 2. April, Der Erbgroß⸗ herzog und der Herzog Paul Friedrich sind vorgestern von hier über Berlin nach Bonn gereist.
= Die Großherzogin-Mutter ist gestern Abend aus Berlin hier eingetroffen. — Morgen werden Depu— tirte der Ritterschaft die Ehre haben, Ihrer Königlichen Hoheit das kostbare Ehrengeschenk zu überreichen, von welchem das Modell bereits im vorigen Sommer in Doberan bei dem Jubiläum der 50 jährigen Anwesenheit der Großherzogin⸗Mutter in Mecklenburg praͤsentirt worden ist. Nach der Ueberreichung findet große Fest⸗ tafel im Palais Ihrer Königlichen Hoheit statt.
Sach sen⸗ECoburg⸗Gotha. Goth a, 28. April. Dem diesseitigen Speciallandttage, der heute wieder zusammen⸗ trat, sind zunächst die Etats der Staats? und der Domänenkasse für 1873,77 zugegangen. Letzterer zeigt ein Mehr von 77,98 Thlr. Reinertrag, wovon dem Staateè 38,599 Thlr. zu den ihm vertragsmäßig als sein fester Antheil schon zustehenden 33,50 Thlr., zusammen also 72,191 Thlr. jährlich aus den Domãänen⸗ erkrägen anfallen. Zur Veräußerung einer Domänen⸗Grund⸗
fünfte und sechste die Beschreibung des Wappens, die siebente das
stücksparzelle in hiesiger Stadt an die Privatbank hier, welche
unweit des Theaters bauen will, wurde Genehmigung des Land—
tags nachgesucht. Die Etats sind d ; . Vörberathnng Kberwie sen. s er Finanzkommission zur
DOesterreich⸗ Ungarn. Wien, 28. April. (W. T. B Während der Anwesenheit Sr. ö 363 gn)
6 Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preußen sind Höchstdemselben der Ceremonienmeister Freiherr von Stillfried. der Feldmarschall-Lieutenant Freiherr von Philippovies, der Oberst Baron Vlassits, der Flügel⸗Adju⸗ tant Major Freiherr von Loehneisen und der Fürst Rudolf von Liechtenstein als Begleitung zugetheilt.
— Der Prinz von Wales und der Prinz Arthur 53 Großbritannien sind heute Abend um 94 Uhr hier an—⸗ gekommen. Am Bahnhofe wurden dieselben vom Kaiser, welcher ö,, und den Hosenband⸗Orden trug, sämmt⸗ e, Erzherzogen, dem Herzoge von Modena, dem Herzoge von ö ung. dem Kronprinzen von Dänemark, sowie von dem briti⸗ j k Sir A. Buchanan und dem britischen Ausstel⸗ 366 Kommissar Mr. Owen empfangen. Außerdem hatten sich 95 enerale Maroicie und Bellegarde, der Statthalter von Nieder⸗
esterreich Freiherr von Eybesfeld und der Polizeidirektor Le⸗ monier von Wien zum Empfange eingefunden. Im Bahnhof V Compagnie als Ehrenwache aufgestellt, deren Musik⸗ 3 ⸗ ei Ankunft des Zuges die englische Volkshymne intonirte.
ö er Begrüßung der beiden Prinzen seitens des Kaisers 2 1 die gegenseitige Vorstellung des beiderseitigen Gefolges. 66. . Abendstunde hatte sich vor dem Bahnhofe
n ĩ n ö enge eingefunden, welche die Ankunft der
— Der Kronprinz von Dänemark ist hier eingetroffen . auf dem Nordbahnhofe, wo eine Ga ge en . . — aufgestellt war, von dem Erzherzoge Carl Ludwig 6 , der dänischen Gesandtschaft empfangen
— Der wpersische Bevollmächtigte Malcolm Khan hat heute Wien passirt, um dem Schah von Persien entgegen ö 7
= Das heutige Morgenblatt der Neuen freien Presse . die Mittheilung, daß der serbische Minister-Prä⸗ . ö. Risties gestern vom Kaiser in einer halbstündigen . lenz empfangen sei und ihm ein eigenhändiges Schreiben es . Milan übergeben habe, worin letzterer den Wunsch 534 rückt, freundliche diplomatische Beziehungen mit Oesterreich⸗ ngarn zu unterhalten, für die Einladung zur Weltausstellung 1 Dank ausspricht und seine Ankunft in Wien für den . d. J. ankündigt. Der Kaiser habe sich nach den politischen 1 Serbiens erkundigt und über den bevorstehenden esuch des Fürsten Milan seine Genugthuung kundgegebeun. 36 wird Risties mit dem Grafen Andrassy eine Konferenz aben und am Mittwoch nach Belgrad zurückkehren.
‚ — Bei der heutigen Berathung des Budget⸗Aus⸗ n, der Reichsraths-Delegätion über das Bud— 8 für das Ministerium des Auswärtigen wurde von dem ö. erichterstatter eine Resolution beantragt, in welcher die Befrie⸗ n der Delegation über die vom Ministerium des Auswär⸗ . befolgte Politik ausgedrückt wird. Graf Andrassy
ankte für das Vertrauen, das damit ihm gegenüber ausgesprochen werde, und fügte bei der über den gegen 9 geringeren Umfang des letzten Rothbuchs, entstandenen J rörterung hinzu, daß in einem wahrhaft konstitutionellen Staate
er Minister des Auswärtigen der Krone stets nur eine von den berechtigten konstitutionellen Faktoren getragene und unter⸗ stützte Politik anrathen könne. Auf eine Anfrage Rechbauers wegen der noch nicht erfolgten Anerkennung der spanischen Re⸗ publil erklärte Graf Andrassy, daß mit der formellen An⸗ erkennung gewartet werden müsse, bis die von der spa⸗ nischen Regierung einberufene konstituirende Versamm⸗ lung den Willen der Nation in Bezug auf die künftige Regierungsform ausgesprochen haben werde. Eine wei⸗ tere Anfrage betreffs des Verhaltens Oesterreichs bei der even= tuellen Wahl eines Papstes und der Ausübung des Desterreich in solchem Falle zustehenden Vetorechtes beantwortete Graf An— drassy mit dem Hinweise auf die Inopportunität der Besprechung einer derartigen Eventualität bei dem zu keinerlei Besorgnissen Anlaß gebenden Gesundheitszustande des Papstes und mit der Erklärung, daß er dem Kaiser Überhaupt die Verzichtleistung auf irgend ein demselben zustehendes Recht nie anrathen werde. Die beantragte Resolution wurde darauf einstimmig angenommen, ebenso das Budget für das Ministerium des Auswärtigen mit einigen, jedoch sehr unerheblichen Abstrichen.
ö Die gestrige Versammlung der deutsch⸗öster⸗ reichischen Partei, an welcher sich 30 Vertreter aller cislei⸗ thanischen Provinzen betheiligten, genehmigte das schon veröffent⸗ lichte Wahlprogramm mit einigen nur formellen Abänderun⸗ gen und ernannte demnächst ein aus 36 Personen bestehendes Reichs wahl omite, in welchem die verschiedenen Fraktionen der deutsch⸗österreichischen Partei, Konservative, Liberale, Deutsch⸗ nationale und Demokraten vertreten find.
Schweiz. Bern, 28. April. (W. T. B. Bei der gestrigen Volksabstimmung im Kanton Solothurn hat abermals die liberale Partei gesiegt. Zur Annahme ge⸗ langten das Schulgesetz, das Katastergefetz und das Gesetz über die Verwendung der Bettagssteuer; das Besoldungsgesetz wurde verworfen. In den Kantonsrath wurden 6 Liberale und ein Ukltramontaner gewählt.
Großbritannien und Irland. London 26. April. Der 30. Geburtstag der Prinzessin Ludwig von Hessen (Prinzessin Alice von Großbritannien) wurde gestern in Windsor in üblicher Weise gefeiert.
Frankreich. Paris, 21. April. Während der Ab⸗ wesenheit des Finanz⸗-Ministers Leon. San wird der Handels⸗
Minister Teisserene de Bort die Geschäfte desselben über⸗
nehmen.
— Der Generalrath des Departements der untern Seine hat noch 150 006 Fr. für die Errichtung der Artillerie A n= stalten von Rouvray votirt, so daß die Summe, welche die Stadt Rouen und das Departement zu diesen Anstalten bei⸗ steuern, jetzt eine Million beträgt.
Um bie. Armee⸗Mobilmachungs⸗Versuche, welche näch⸗ stens stattfinden sollen, zu erleichtern, hat der Kriegs⸗Minister befohlen, daß jedem Divisions⸗Generalstab ein Offizier beigege⸗ ben wird, der mit dem Transportwesen auf den Eisenbahnen betraut wird. Der Kriegs⸗Avifo ‚„Lamotte⸗Piguet“ ist zur Verstärkung der französischen Seestreitkräfte nach den spanischen Küsten abgegangen.
In Taͤrbes und Orthez sind zahlreiche spanische Flüchtlinge angekommen. .
. 28. April. (W. T. B.) Sämmtliche Blätter besprechen die Wahl Barodets, über welche alle, mit Ausnahme der ra⸗ dikalen Zeitungen, ihre Ueberraschung kundgeben. Die Journale der monarchischen Parteien betrachten die Wahl als das Resul⸗ tat der Politik des Präsidenten Thiers, welcher sich der Linken ö , habe, anstatt in den konservativen Parteien seine Stütze zu suchen, während die republikanischen Blätter die Erklärung für den Triumph der Radikalen in den von der Nationalver⸗ sammlung begangenen Fehlern finden, „Bien public“ hält die Erwählung Barodets für eine schwer wiegende Thatsache, deren Tragweite indessen durch eine Reihe von günstigen Umständen erheblich abgeschwächt werde und die keinen⸗ falls die Deutung zulasse, als ob der Radikalismus 90000 Parteigenossen gewonnen habe. — Der „Fran ais“ erklärt, die Barodetsche Wahl sei eine furchtbare Mahnung für die konser⸗ vativen Parteien und spricht die Hoffnung aus, die Regierung werde jetzt die Nothwendigkeit einsehen, ihren Stützpunkt in der Vereinigung aller konservativen Parteien zu suchen. — Die „Presse? konstatirt den Wahltag als einen neuen 18. März. — Gambetta und einige andere Führer der Radikalen bereiten, wie verlautet, Schritte vor, um dem Präsidenten Thiers die wohlmeinenden Gesinnungen, welche sie seiner Person gegenüber hegen, kund zu thun. Alle Gerüchte über bevorstehende Ver⸗ änderungen im Ministerium sind, der „Agence Havas“ zufolge, unbegründet.
; Spanien. Madrid, 25. April. Der Minister des Aus⸗ wärtigen, Castelar, hat folgendes Cireular an die spanischen Gesandtschaften im Auslande gerichtet:
Madrid, 23. April, 1 Uhr Morgens,
Heute, wo die , Versammlung der Permanenz-⸗Kom⸗ mission stattfinden sollte, haben sich zahlreiche Bataillone der alten Militz, auf dem Torasplatze und anderen Punkten der Stadt zu⸗ sammengezogen; von wem dieselben einberufen, weiß man nicht. Gleich darauf sind an der Front dieser Bataillone und in rebellischer Haltung ö. Offiziere und Generale erschienen. Das Erschelnen mehrerer
ataillone Freiwilliger der Republik und der ganzen bewaffneten Macht, sowie die Haltung der Bevölkerung haben den Rebellen das Nutzlose ihres Unternehmens bewiesen und nach den ersten Aufforderungen und ohne einen Schuß zu wechseln, haben sie die Waffen gestreckt, welche von der Behörde in Empfang genommen worden sind.
Der Regierung ist ein enthusiastischer Beifall gezollt und das · Ver⸗ halten der Rebellen einstimmig verdammt worden. Die Ruhe ist auf⸗ recht erhalten worden und man ist sicher, daß sie nirgend gestört werden wird. Es ist kein Unfall zu beklagen. Das allgem fine Resultat dieses Ruhestörungsversuchs ist äußerst günstig für die Autorität der Regierung gewesen, deren besonnene Haltung das größte Lob verdient.
. Ca stelar.“
28. April. ¶ W. T. V.) Die gestrige Versammlung der föderativen Repubikaner, an welcher sich viele un⸗ bewaffnete Nationalgarden betheiligten, ist ruhig verlaufen. — Die Gerüchte von einer partiellen Kabinetskrisis er⸗ halten sich.
Portugal. Lissabon, 28. April. (W. T. B.) Die für die Befestigung und Vertheidigung Lissabons eingesetzte Militärkommission hat heute ihre Arbeiten wieder aufge⸗ nommen. — Es kommen noch immer zahlreiche, der vornehmen und besitzenden Klasse angehörige spanische Familien hier an. Der ehemalige Ministerpräsident Zorilla hat noch in Elvas seinen Aufenthalt.
Italien. Rom, 23. April. Die Deputirtenkammer ist heute zum ersten Male nach den Osterferien wieder zusammen⸗ getreten. Die Sitzung mußte aber vertagt werden, weil die gesetzlich vorgeschriebene Anzahl von Abgeordneten nicht er⸗ schienen war. . , .
Türkei. Konstantinopel, 28. April. . * 83) Von Herrn von Lesseps wird die dem Journal „Turquie“ aus Athen telegraphisch zugegangene Mittheilung dementirt, daß er bei der griechischen Regierung die Konzession zur Durchstechung des Isthmus von Korinth nachgesucht habe, ein Unter— nehmen, an dem er sich keineswegs zu betheiligen gedenke. — Dem „Levant Herald“ zufolge ist hier am Freitage ein Abge⸗ sandter des Sultans von Atchin eingetroffen, um die Dienste der Regierung in dem Streite mit den Niederländern nachzusuchen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 25. April. Der Herzog Eugen von Leuchtenberg ist am 6. März in Taschkend eingetroffen.
— An der großen Parade am 20. April werden 51 Bataillone Infanterie, 333 Schwadronen Kavallerie und 106 Geschütze Theil nehmen, die in fünf Linien mit der Front nach dem Sommergarten aufgestellt sein werden, jedoch mit Ausnahme der Artillerie, die längs der Newa vom Paradeplatz am Win⸗ terpalais bis zum Sommergarten Aufstellung nehmen wird. Die Infanterie⸗Regimenter der Garde und das Lehrbataillon werden bataillonsweise in rechtsabmarschirten Zugkolonnen, die Schützen⸗Compagnien zu besonderen Bataillonen formirt, die Armee⸗Infanterie⸗Regimenter in doppelten Zugkolonnen, ohne Aussonderung der Schützen- Compagnien aufgest llt werden. Die Kavallerie, der vierten Linie nimmt in rechtsabmarschirten Regiments⸗, die der fünften in ebensolchen Divisions⸗Schwa⸗ dronskolonnen Stellung. Die ganze Parade wird Se. Kaiser⸗ liche Hoheit der Ober⸗Befehlshaber der Garde und der anderen Truppen des St. Petersburger Militärbezirks, die erste Linie Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst⸗Thronfolger, die zweite der General⸗Adjutant v. Dehn, die dritte der General⸗Lieutenant Tschengern, die vierte der General-Lieutenant Ssuchodolski und die fünfte der General⸗Lieutenant Baron v. Stackelberg kom⸗ mandiren.
— Ueber den Stand der Loskaufsoperation am 1. April 1873 meldet der ‚Reg.⸗Anz“:
Von den 80928 der Centralloskaufs-Kommission eingereich— ken Loskaufsdokumenten sind 7 l23 bestätigt, worden. Von die⸗ sen letzteren sind 21 307 Kontrakte auf Grundlage gegenseitiger Einigung zwischen Gutsbesitzern und Bauern und 335K 707 Kon⸗ trakte und die 22,159 Akte in den westlichen Gouvernements auf Forderung der Gutsbesitzer abgeschlossen worden. An den 77123 be⸗ eh tg Loskaufsdokumenten sind 6. ob, 49 jogenannter Revisions⸗ eelen betheiligt, die W„332.596 Dessi. 1726 Faden Land erworben haben und denen Loskaufsdarlehen im Betrage von 634,910,503 R. Ss8 K. bewilligt worden sind,
Der zee nab, bilanzirt mit 628,933,063 R. 11 K. Vom Passiv kommen dabei 274165, 326 R. 32 K. auf die Schulden der Gutsbesitzer an die ehemaligen Kreditinstitutionen, 62,259 R. 22 K. auf Strafgelder, 55,745 R. 9 K. auf die Kosten für Publikationen und Aufhebung der Seguester, 518,950. R, auf prozent. Billete 2 Gim if , oö, 5d Jö. nf. die Los kanfeschesne, 24h Scl Re 26 . auf die Rückerstattungen, s2,335,5534 R. 23 K. auf die 5h prozent. Scheine und 12475, 4569 R. 96 K. auf das Kapital zur Auszahlung der ununterbrochenen Haprozent. Rente.
Nach den Loskaufelontrakten beträgt Fer, Werth eines Seelenan—⸗ theils 34. Desss) 106 R. 35 K, wovon 47 R 12 K. auf die Bank— schuld und 59 R. 27 K. auf die bewilligte Summe in Loskaufspa⸗
pieren und Geld kommen. Nach den Loskaufsakten (in estli Governements) hat der Seelenantheil Gi Dessi) K. 64 R. 64 K., wovon 27 R. 5 K. auf die Bankschuld zu rechnen und 37 R. 59 K. auszuzahlen gewesen sind.
— Nach den letzten Nachrichten aus Taschkent, welche der Golos“ erhalten, nehmen von den Bucharen viele Partei für Khiwa. So sind im (asigtischen) Taschkend vier Bucharen ergriffen worden, welche das Volk gegen die Russen aufzuwie⸗ geln gesucht, ihre Mühe aber ganz verloren hatten; und bei Perowsk sollen kleine Unordnungen unter den Kirgisen vorge⸗ kommen sein. Inwiefern hierbei Musafar⸗Edin betheiligt ist, ist nicht bekannt, aber Nachrichten aus Samarkand zufolge erweckt die unruhige Lage Bucharas in den Bewohnern dieser Stadt die Hoffnung, daß sie nach Buchara werden übersiedeln können. Der Chan von Chokand, Chudojar, hat Lieferungen von Mehl für die russischen Truppen übernommen und benimmt sich so, daß von . 2. . befürchtet wird.
— 28. April. (W. T. B.) Zu Ehren der Anwesenheit des Deutschen Kaisers ist in vielen Straßen der 1 9. lich geflaggt. Eestern Abend besuchten beide Kaiser das Theater, wo das Ballet „Comaugo“ gegeben wurde.
Schweden und Norwegen. Sto ckhol m, 23. April. Ueher die bevorstehende norwegische Reise des Königs meldet eine Korrespondenz von Christiania an „Göteborgs Posten“:
„Ehe das Storthing Osterferien machte, ernannte es, wie man vernimmt, eine Deputation von 12 Mitgliedern, welche bei der Krö⸗ nung des Königs Oscar in Drontheim zugegen sein sollen. Man er⸗ zählt hier, daß der König etwa am 15. Juni Stockholm verlassen und sich über Jemtland nach Drontheim begeben wird. Hier wird er am 26. Juni auf St. Olaf, der größten norwegischen Fregatte, an Bord, gehen, um in der Gesellschaft des schwedischen Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, des Chefs des norwegischen Deyarte⸗ ments des Innern, Falsen, des Admirals Knap und wahrscheinlich mehrerer schwedischer und norwegischer Staatsräthe eine Tour bis zum Nordkap zu machen, eine Reise, die, von keinem Könige in den letzten 250 Jahren unternommen worden ist oder nicht seit der Zeit, da Christian IV. auf einer Jacht eine Reise dorthin machte. Dieses kleine Fahrzeug war während eines Sturmes nahe daran, an den 6 9 K. . mehrere Anker; ein kleinerer Anker,
elcher den önig rettete, wurde . d befindet si 9 5 e he ger ö vergoldet und befindet sich noch auf
— Beide Kammern nahmen am 19. den Königlichen Vorschlag zu dem neuen Münzsystem und damit zusammenhän⸗ gend die Billigung der mit Norwegen und Dänemark abge⸗ schlossenen Münzkonvention mit überwiegender Majorität an, nmlich in der Ersten mit 87 gegen 14 und in der Zweiten mit 128 gegen 44. Die Minagrität aber, stimmte ebenfalls nicht für die Verwerfung, sondern nur für Rücksendung an den Ausschuß, um noch einige angemerkte Abänderungen zu machen.
Die japanis che Gesandtschaft ist heute Nachmittag, wie „Snällposten“ meldet, begleitet vom Chef der Handels⸗ und Konsulats⸗ Abtheilung des schwedischen Departements für aus⸗ wäãrtige Angelegenheiten, Grafen C. Lewenhaupt, sowie dem Lieutenant der Scheeren⸗Artillerie, E. E. de Champs, welcher der Gesandtschaft während ihres Aufenthalts in Schweden attachirt worden ist, mit dem Dampfschiffe „Thunberg“ in Malmö angekommen. Die Gesandtschaft und ihre Begleiter wurden an der Schiffsbrücke vom Amtmanne abgeholt und zu Kramers Hotel geführt, wo ein Diner für die Reisenden bestellt war, Ein Extrazug mit zwei Königlichen Waggons nebst Schlafcoupäs waren zur Disposition derselben gestellt; die Ab⸗ reise von Malmö geschah um 35 Uhr Nachmittags. Der Extra⸗ zug wird morgen Mittag in Stockholm erwartet, wo die Ge⸗
sandtschaft an einer vom Innocenz⸗ Orden in der Börse arran⸗ girten Festlichkeit theilnehmen wird.
Amerika. Washington, 27. April. (W. T. B. Schatzsekretär Rich ardson hat für den Ihn i . den ö. lauf von sechs Millionen Gold und den Ankauf von einer Million Bonds angeordnet, auch bestimmt, daß die Zahlung der im Mai d. J. fälligen Staatsschuldscheincoupons ohne Disc ont⸗ abzug schon jetzt erfolgen kann.
Nr. des Amts-Blattes der Deutschen Reichs-Post⸗ verwaltung hat folgenden Inhalt: ö 23. April 1873: Seepostverbindung mit Norwegen auf den Routen Hamburg⸗Neontheim uud Frederikshavn⸗Christianssand. — Vom 24. April 1873: Errichtung einer Postanstalt am Weltausstellungs—⸗ platz? in Wien. Vom 253. Llpril 185733 Notirung des Gewichts der gewöhnlichen Packete. Vom 15. April 1873: Behandlung der Differenzen im Päckereiverkehre nach dem Auslande. — Vom 19. April 1873: Portofreiheit in Invaliden⸗Angelegenheiten. — Vom 253. April 1873: Berechnung des gemeinschaftlichen Portos für Fahrpost⸗ sendungen aus Rußland via Oesterreich. z
— Die Nr. 16 des „Central⸗Blattes für das Deutsch Reich“ enthält folgenden Inhalt: 1) Alte n inl . Mittheilungen über den Stand der Rinderpest. 2) Gewerbewesen: Ertheilung einer Apprehation als Arzt unter Dispensation der ärzt⸗ lichen Prüfung. 3) Münzwesen: Notiz über die Ausprägung von Reichs⸗-Goldmünzen. 4) Maaß und Gewichtswesen: Reyubiikationen von Bekanntmachungen ꝛ6. der Normal⸗Eichungskommission. 5) Zoll⸗ und Steuerwesen: Mittheilung bezüglich, des Verkehrs mit, stéuer—= pflichtigen Getränken zwischen Elsaß Lothringen und Baden. 6) Post⸗ wesen: Mittheilung, betreffend den Verkauf einzelner Exemplare des VPosthsattes. 7) Konsulatwesen: Mittheilung über Befugnisse des Kaiserlichen General⸗Konsuls zu Lima.
— Die Nr. 17 des Justiz⸗Ministerial⸗-Blatts für die Prenßische Gesetzg ebung und Rechtspflege. . im Bureau des JustizMinisteriums enthält: Bekanntmachung vom 19. April. 1873, betreffend den von der Feuerversicherungs⸗Gesellschaft Colonia in Cöln eingesandten Prämienantheil aus den Versicherungen der Justizbeamten im Jahre 1872. — Erkenntniß des Ober⸗Tri⸗ bunals vom 26. Februar 1873. Die ᷣ welche ein die Polizei leitender Beamter 6. B. ein Distrikts⸗Kommissar) in Angelegenheiten der Provinzial⸗Fenersozietät aufnimmt, sind innerhalb der Zuftändigkeit aufgenonimene fentliche Urkunden. Erfenntniß des Königlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte vom 8. März 1873, betreffend die interemistische Festsetznng und exe⸗ kutivische Beitreibung von Pfarrabgaben durch die Verwaltungsbehörde.
— Nr. 34 der Annalen der Landwirthschaft“ in den Königlich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Der Bericht des englischen Veterinär⸗Departements an das Parlament. — Die Kanalbauten zur Wiesenbewässerung auf den jütländischen Haiden. Deutsch von W. Finn. — Die natürlichen Vorräthe des Baker⸗Guano. = Vermischtes: Relative Menge und Preis des Viehes in den Ver— einigten Staaten von Nocdamerika. Der landwirthschaftliche Unter⸗ richt in der Volksschule. Stenographischer, Bericht über die sechste Generalversammlung des Vereins der Stärke-, Stärkesyrups⸗ und Stärkezuckerfabrikanten Deutschlands. . Das, Einsammeln voß Mai— käfern. Viehlade des landwirthschaftlichen Kasinos zu Lüdorf. Ein neuer Feind des Weinstocks. Ein dem Weinstock schädlicher Borken⸗ käfer. — Vereinsversammlungen.
Statistische Nachrichten. Während der ersten Hälfte des Monats April sind in Pꝛag
und in 5 zu zwei Verwaltungsbezirken gehörigen Gemeinden 52 Per