1873 / 104 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 01 May 1873 18:00:01 GMT) scan diff

nern besetzt, das Bahnhofsgebäude prangte, wie sämmtliche Bahn⸗ gebäude von Wirballen bis St. Petersburg in reichstem Schmucke von russischen Fahnen, auf dem Perron bildeten Mannschaften des 28. russischen Infanterie⸗Regiments Spalier und zur Begrüßung der Kaiserlichen Majestäten waren der General⸗Kommandant der Truppen des Militärbezirkes Wilna, General⸗Lieutenant und Ge⸗ neral⸗Adjutant Potakoff und der Civil⸗Gouverneur Fürst Obo⸗ lenski erschienen. Gegen 6 Uhr hatte der Zug die Station Land⸗ woroff erreicht. Hier sollte das Diner eingenommen werden. Vor dem Bahnhofsgebäude war ein Zelt errichtet und mit exotischen Gewächsen geschmückt, unter welchem Se. Majestät die auf dem Perron aufgestellten Mannschaften vom 27. russischen Infanterie⸗Regiment und auch eine Schwadron Husaren defiliren ließen. Dann verfügten Sich Allerhöchstdieselben in das Innere des Gebäudes, das durch Camelien und Rosen, durch blühenden Flieder und Hyazinthen und Tulpen, durch Lorbeer⸗ und Orangenbäume, durch die Büsten beider Kaiser zu einem prachtvollen Wintergarten umgeschaffen war, in dessen Mitte sich die kostbar servirte Tafel ö Se. Majestät saßen zwischen dem Grafen Berg und dem Fürsten Suworow. Jubelrufe, unter⸗ mischt mit den Melodien des „Heil Dir im Siegerkranz“, hier wie überall wie ein einziger immer stärker anschwellender Akkord bis St. Petersburg. In Wilna zog sich die Bahnlinie rechts entlang eine ausgedehnte Aufstellung von Truppen ver⸗ schiedener Waffengattungen, vom 18. Infanterie⸗Regiment, ferner kleinere Abtheilungen von Artillerie und Kosaken. Mit dem Ge⸗ neral Potakoff schritten Se. Majestät die Front derselben ab. Der Zudrang zu dem Bahnhof war außerordentlich. In Let⸗ kuhnen, der Grenze des kurländischen sogenannten Ober⸗ landes, hatten sich vornehme kurländische Edelleute zur Be⸗ grüßung des Hohen Gastes eingefunden. Die an die Festung Dünaburg befohlenen Salutschüsse mußten unterbleiben, da Se. Majestät Sich bereits zur Ruhe begeben hatten. Von da fuhr der Zug ohne Aufenthalt bis in den Morgen des 14.26. April hin⸗ ein. In Pskow, einer der ältesten Gouvernementsstädte, gaben trotz des frühen Morgens Mannschaften vom 3J. Infanterie⸗ Regiment dem in ruheloser Eile dahinfliegenden Zuge die Hon⸗ neurs. In Louga, das Morgens nach 9 Uhr erreicht war, be⸗ grüßten der Botschafter des Deutschen Reiches und General à la suite Sr. Majestät, Prinz Reuß, begleitet vom Legations-Rath von Alvensleben, und der Militär⸗Bevollmächtigte am russischen Hofe, General à la suite General-Major von Werder Se. Ma⸗ jestät der Kaiser und traten von da ab in den Zug ein. Je näher das Ziel der Reise rückte, desto rascher schien der Zug dahinzueilen, nur in Divenskaia, der letzten Station vor St. Petersburg, wurde 28 Minuten angehalten; hier legten Se. Majestät der Kaiser und der König an Stelle der russischen Interims⸗Generalsuniform die große russische Generalsuniform mit dem blauen Bande des Andreas⸗Ordens an. Schon zeigte sich der Park von Gatschina mit den fernliegenden Gebäuden des Schlosses, die im Morgenwinde flatternden Fahnen des Bahn⸗ hofsgebäudes, da wurden dem Zuge auch schon die Töne des „Heil Dir im Siegerkranz“ entgegengetragen und vereinigten sich mit dem Jubel des zahlreichen Publikums und so fuhr der Zug am Perron vor. Se. Majestät der Kaiser Alexander hatten Sich bereits Tags vorher nach dem Lustschlosse begeben und erwar⸗ teten nun hier auf dem Perron des Bahnhofes den Hohen Hast. Se. Majestät der Kaiser und König streckten dem Kaiserlichen Neffen aus dem Wagen die Hände entgegen; zuerst verließ Fürst Souworow den . dann der Kaiser, worauf Sich Beide Majestäten, bewegt von der Freude des Wiedersehens, in die Arme schlossen. Dann begrüßten Se. Majestät der Kaiser und König den Kaiserlichen Großneffen Se. Kaiserliche Hoheit den Großfürsten Thronfolger, den Kaiserlichen Neffen Ihrer Kaiser⸗ lichen Hoheiten die Eroßfürsten Constantin und Michael, empfangen darauf den Frontrapport der ersten Schwadron des Kasanschen Dragoner⸗Regiments Militär⸗Ordens, dessen ältester Chef Se. Majestãt sind, und schritten in Begleitung der zahlreichen glänzenden Suite die Front ab und begaben Sich zuletzt in das Bahnhofs⸗ gebäude, dessen innere Räume durch die Gewächshäuser von Gatschina durch Flieder und Jasmin, Rosen und Orangen in einen blühenden Frühlingshain umgewandelt waren. Hier war ein Frühstückstisch von 18 Kouverts servirt, an dem außer den Majestäten und den Großfürsten die vornehmsten Personen des Hofes theilnahmen; an einem zweiten, in dem daran stoßendem Zimmer nahm die übrige Suite Platz und um 12 Uhr 55 Mi⸗ nuten erfolgte die Abreise nach St. Petersburg, wo der Kaiser⸗ liche Zug um 2 Uhr eintraf. .

Ueber die Festlichkeiten zu Ehren Sr. Majestäͤt des Kaisers und Königs am Kaiserlich russischen Hofe erhalten wir folgende weitere Mittheilungen:

St. Petersburg, 28. April. Nach dem Familien⸗Diner im Winter⸗Palais haben Beide Majestäten gestern noch die Vor⸗ stellung des Ballets ‚Camargo“ in dem großen (steinernen) Theater besucht. Allerhöchstdiefelben saßen in der unteren Kai⸗ serlichen Lage allein, daneben Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Großfürstin Thronfolgerin, der Großfürst und die Großfürstin Conftantin. Die Herren im Gefolge Sr. Majestät des Kaisers und Königs saßen im ersten Range und folgten mit lebhaftem Interesse der überaus prächtigen Darstellung. .

Zu dem gestrigen Berichte ist nachzutragen, daß beim Em⸗ pfange Sr. Majestãt des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen hier, in St. Petersburg, auf dem Bahnhofe auch Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Großfürstin Thronfolgerin, die Großfürftin Nicolaus Nicolajewitsch, die Großfürstinnen Alexandra Petrowna und Olga Feodorowna, sowie die Prinzessin Therese von Oldenburg gegenwärtig waren. Im Winter⸗Palgis wurden Se. Majestät der Raiser und König von Ihren Kaiserlichen Hoheiten der Groß⸗ fürstin Katharina Michaelowna und der Prinzessin Helene Georgiewna empfangen. Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Nireolaus Nicolajewitsch, Höchstwelcher Se. Majestät bereits auf dem hiefigen Bahnhofe begrüßte, eilte bei der Einfahrt in die Stadt, dem Cortège voraus, um vor dem Winter⸗Palais am Soltikoff⸗Perron, zwischen der zur Ehrenwache kommandirten Com⸗ pagnie des Regiments Preobrashensk und dem Kaiserlichen Leib⸗ Convoi, also an der Spitze der ganzen bis zum Bahnhofe reichenden Militãr⸗Aufstellung, als kommandirender General des Garde⸗Corps und der im St. Petersburger Militär⸗Bezirk stehenden Truppen Seinen Platz zu nehmen. Als des Deutschen Kaisers Majestãt hier aus dem Wagen stiegen, näherten Sich Allerhöchst⸗ dieselben Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten, begrüßten Ihn militärisch und mit einem Handschlage und gingen dann

ebenso die gegenüberliegenden Gebäude.

die Spitze derselben, als sie unter Bezeigung der Honneurs in das Palais getragen wurden. . ̃ 3 e wollten Se. e der Kaiser das Grab Seiner Schwester, der Hochseligen Kaiserin Alexandra Feodorowna in der Peter Pauls⸗Kirche der Newa⸗Festung, mit den Grabmälern der ganzen Kaiserlich russischen Familie besuchen, und dann im Anitschkowschen Palais bei Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Groß⸗ fürst Thronfolger speisen. Für den Abend ist noch keine Dispo⸗ sition getroffen.

Zu der am 2. Mai stattfindenden großen Parade sind zu⸗ sammen 514 Bataillone Infanterie, 383 Escadron Kavallerie und 106 Geschütze befohlen worden. Da die Proben ergeben haben, daß eine Aufstellung der ganzen Truppenmasse in sechs Treffen auf dem Marsfelde nicht möglich oder doch der Uebersicht und Bewegung sehr hinderlich sein würde, so werden die Treffen auf nur fünf reduzirt und die ganze Artillerie auf dem Schloß⸗ Quai, vom Winterpalais bis zum Sommergarten aufgestellt werden, so daß Se. Majestät der Deutsche Kaiser auf dem Wege vom Winterpalais nach dem Marsfelde zuerst die Artillerie sehen würden. Kommandirt wird die Parade von Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten Nicolaus, das 1. Treffen von Sr. Kai⸗ serlichen Hoheit dem Großfürsten⸗Thronfolger, das 2. von dem Ge⸗ neral⸗Adjutanten von Dehn, das 3. von dem General⸗Lieutenant Dschengery, das 4. von dem General⸗Lieutenant Suchodolsky, das 5. von dem General⸗Lieutenant Baron von Stackelberg und die Artillerie von dem General⸗Adjutant Fürst Massalsky.

Wie telegraphisch gemeldet wird, hat am Dienstag Abend der von 2094 Militärmufikern und Tambours mit der größten Präzision ausgeführte Zapfenstreich stattgefunden. Auf dem Programme standen: Der Krönungsmarsch aus dem „Propheten“, das „Preußenlied“, die „Wacht am Rhein“ und ein Schlußchoral. Der Weg, den die Majestäten auf der Rückkehr von der Oper zurücklegten, war durch elektrisches Licht erhellt; Allerhöchst⸗ dieselben wurden von der dicht gedrängten Menge mit enthusia⸗ stischen Zurufen begrüßt.

Gestern Vormittag empfingen Se. Majestät den Ausschuß des deutschen Wohlthätigkeitsvereins in St. Petersburg und eine aus dreißig Personen bestehende Deputation von Angehörigen des Deutschen Reichs, welche Allerhöchstdenselben eine künstlerisch reich ausgestattete Adresse Namens der dortigen Deutschen über⸗ reichten. Um 2 Uhr fand im Beisein Beider Majestäten eine Parade des Kaiserlichen Marstalls statt. m 6 Uhr war Tafel bei Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland, wozu das Gefolge Sr. Majestät des Deutschen Kaisers und das Personal der deutschen Botschaft eingeladen waren. Um 9 Uhr begann der Ball in der Eremitage.

Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin haben, wie aus Wien telegraphisch gemeldet wird, gestern Mittag Ihren Ma⸗ jestäten dem Kaiser und der Kaiserin in der Hofburg Ihren Gegenbesuch abgestattet.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl ertheilte im Laufe des gestrigen Vormittags einige Audienzen, empfing höhere Militärs und angesehene Personen und machte Mittags eine Spazierfahrt durch die Straßen der Stadt.

Zhre Königliche Hegeit die Prinzessin Fried⸗ rich Carl und 'n h der Herzog von Anhalt machten gestern Mittags nach einer gemeinschaftlichen Spazier⸗ fahrt, Ihrer Maje i r L. Sittwetken Königin Elisabeth im Stadtschlosse zu Charlottenburg einen Besuch und kehrten zum Diner wieder zur Stadt zurück.

Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Albrecht nebst Gefolge trafen, wie aus Fran⸗ kenstein berichtet wird, am 28. d. M. früh 9g Uhr mit dem ersten Personenzuge aus Liegnitz daselbst ein. Zum Empfange am Bahnhofe hatten sich der Landrath Held, die Kreisstände, die evangelische und katholische Geistlichkeit im Ornat, der Krieger⸗ verein mit einer Musikkapelle, der Vorstand des Barmherzigen Brüderklosters, sowie zwölf weißgekleidete Mädchen, Zöglinge der höheren Töchterschule, eingefunden. Nach Verlassen des König⸗ lichen Salonwagens wurden Ihre Königlichen Hoheiten durch den Landrath begrüßt. Während des Verweilens auf dem Perron intonirte die Stadtkapelle die Nationalhymne. Im Wartesalon trug eines der Mädchen ein Festgedicht vor, ein anderes über⸗ reichte ein Blumenbouquet. Das Bahnhofsgebäude, der Warte⸗ salon, sowie der Gang durch ersteres waren festlich geschmückt, Das zahlreiche Publi⸗ kum begrüßte Se. Königliche Hoheit den Prinzen wiederholt mit lebhaftem Hurrah. Die Stadt hatte ebenfalls ein Festgewand angelegt. Am Breslauer Thor war eine Ehrenpforte errichtet. Hier wurden Ihre Königlichen Hoheiten von den Vertretern der Stadt, sowie der Schützengilde begrüßt. Der Wagenzug passirte sodann die Breslauer Straße, den Oberring und die Bberstraße nach dem Schlosse Camenz.

Ihre Hoheit die Prinzessin Marie von Sachsen-Meiningen, hat sich am Dienstag Mittag von Ihrer Majestät der verwittweten Königin und den hier anwe⸗ senden Mitgliedern der Königlichen Familie verabschiedet und Abends Berlin wieder verlassen.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Landheer und die Festungen und für Rechnungswesen hielten heute eine Sitzung.

Der Reichs tag trat im ferneren Verlauf seiner ge stri⸗ gen Sitzung in die Spezialdiskussion über den Antrag des Abg. Schulze und Genossen bezüglich der Gewährung von Reise⸗ kosten und Diäten an die Abgeordneten. Nachdem die Abgeordneten Krüger (Hadersleben) und Dr. Windthorst (Mep⸗ pen) für den Antrag gesprochen hatten, wurde derselbe mit 145 gegen 85 Stimmen angenommen. Darauf folgte die erfte Berathung des vom Abgeordneten Wiggers vor⸗ gelegten Gesetzentwurfes über Vereine und Ver⸗ sammlungen. Der Abg. Wiggers machte auf die Nothwen⸗ digkeit eines Vereinsgesetzes, namentlich Angesichts der bevorste⸗ henden Reichstagswahlen, aufmerksam. Der Abg. Ewald unter⸗ warf die Handhabung des Vereinsgesetzes in Preußen einer Kritik. Darauf wurde der Entwurf einer Kommission von 14 Mitgliedern überwiesen.

erst die Front der Ehrenwache entlang. Während der Zeit des Aufenthalts Sr. Majestät des Deutschen Kaisers hier, werden die Fahnen Ihrer beiden Infanterie⸗ und die Standarte Ihres Favallerie⸗Regiments

Apartements aufbewahrt werden. Zu diesem Zwecke waren sie

nach dem Eintritt Sr. Majestät in das Palais auf den kleinen ebracht worden, und Nicolaus Sich an

Exerzierplatz vor dem Soltikoff⸗Perron stellte Se. Kaiserliche Hoheit der Großfür

in dem Vorzimmer zu Ihren

Hierauf beschäftigte sich das Haus mit der Petition des Pastors Mühe aus Derben a. d. Elbe; ö

„Der Reichstag möge dafür wirken, 2 forthin an den heiligen Tagen alle Arbeit in den Fabriken und Werkstätten und auf dem Selde, sowie der Güterverkehr auf den Eisenbahnen gänzlich einge⸗ sstellt, der Personen⸗ und Pollverkehr auf das Näthigste be⸗ schränkt und alle mit der Ehre Gottes und der christlichen

die deutsche Jugend

i . . * 3 hrung

der zatte betheiligten h

rung in Erwägung gezogen worden sei.

tagsangelegenheit.)

Nachdem darauf zahlreiche Amendements abgelehnt worden waren, beschloß das Haus nach dem Antrage der Kommission, die Petition dem Reichskanzler mit dem Ersuchen zu über⸗ weisen, die Erhebungen, welche für die Beurtheilung der Ange⸗ messenheit und Nothwendigkeit eines i . Schutzes der in Fabriken beschäftigten Frauen und Minderjährigen gegen sonn⸗ tägliche Arbeit, sowie gegen übermäßige Beschäftigung an den Werktagen erforderlich sind, zu veranlassen und deren Ergebnisse . mitzutheilen. Hierauf schloß die Sitzung um

.

Der heutigen (24) Plenar⸗Sitzung des Reichstag es wohnten am Tische des Bundesraths die Staats⸗Minister Del⸗ brück, Camphausen, v. Kameke, v. Mittnacht und mehrere Bundes⸗ Kommissare bei. Zunächst wurde auf Antrag des Abg. Richter die Wahl einer Kommission von 28 Mitgliedern zur Vor⸗ berathung des Reichshaushalts⸗ Etats beschlossen. Daran schloß sich die erste und zweite Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend das Aufgebot und die Amortisation verlorener oder vernichteter Schuldurkunden des Nord⸗ deutschen Bundes und des Deutschen Reiches; (S. unter Reichstags⸗ Angelegenheiten); der Entwurf wurde ohne jede Diskussion angenommen. folgte die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Gründung und Verwaltung des Reichsinvalidenfonds auf Grund des mündlichen Be⸗ richts der Kommission. Ein Antrag des Abg. FIrhrn. von Hoverbeck, den Entwurf zur schriftlichen Berichterstattung noch⸗ mals an die Kommission zurückzuweisen, wurde abgelehnt. Der Abg. Stephani als Berichterstatter bezeichnete als hauptsächlichste Wuͤnsche der Kommission die zinsbar sichere Anlegung des zu gründenden Fonds, mit Ausschluß irgend welcher finanzieller RNebenzwecke, und die kontrolirende Mitwirkung des Reichstages bei der Verwaltung. Bei Schluß des Blattes dauerte die De⸗

batte fort.

In der heutigen (31.) Sitzung des Herrenhauses, welcher der Präsident des , Feldmarschall Graf Roon und die Staats-Minister Camphausen, Dr. Leonhardt. Dr. Falk und Graf Königsmarck sowie mehrere Regierungs⸗Kom⸗ missare beiwohnten und die der Präsident Graf Otto zu Stol⸗ berg⸗Wernigerode um 116 Uhr eröffnete, theilte der Präsident zunächst mit, daß Seitens der Minister des Innern und der Zustiz auf Grund einer Allerhöchsten Ermächtigung vom 25. v. Mts. ein Gesetzentwurf, betreffend den Gebrauch der deutschen Sprache im amtlichen Verkehr für die höheren Beamten und politischen Körperschaften eingegangen sei. Das Haus beschloß, diesen Gefetzentwurf an eine besondere Kom⸗ mission von 14 Mitgliedern zu verweisen, welche sofort nach Beendigung der Sitzung gewählt werden soll. Dann trat das Haus in die Tagesordnung ein, deren erster Gegenstand die Schlußberathung über den Gesetzentwurf, betreffend die Vor⸗ bildung und Anstellung der Geistlichen war. An der Generaldiskussion betheiligten sich die Herren Graf Mielezynski, Graf Flemming, Graf Krassow, Graf Brühl und Graf von Landsberg-Velen. Dann wurde die Diskussion geschlossen und auf den Antrag des Herrn Hr. Zacharige das Gesetz en blos in der bei der Vorberathung be⸗ schlossenen Fassung angenommen.

Der zweite Gegenstand war die Schlußberathung des Gesetz⸗ Entwurfs über die kirchliche Dis ziplinargewalt und die Errichtung des Königlichen Gerichtshofes für kirch⸗ liche Angelegenheiten. Bei der Diskussion nahm nur der Frhr. v. Maltzahn und Graf Brühl das Wort, dann wurde auch diefer Gesetzentwurf en blos nach den Beschlüssen der Vorbe= rathung angenommen.

Der dritte Gegenstand der Tagesordnung, der Gesetzentwurf, betreffend die Grenzen des Rechts zum Gebrauch kirch⸗ licher Straf⸗ und Zuchtmittel, sowie der vierte Gegen⸗ stand, der Gesetzentwurf, betreffend den Austritt aus der Kirche wurden ohne jede Diskussion nach den Beschlüssen der Vorberathung und gleichfalls en blos angenommen, und auf Antrag des Referenten Hrn. v. Voß eine Anzahl zu den kirch⸗ lichen Gesetzen eingegangene Petitionen durch die soeben erfolg⸗ ten Beschluͤsse des Hauses als erledigt erachtet.

Schluß der Sitzung 127 Uhr. Nächste Sitzung unbestimmt.

Der Finanz⸗Minister hat die Königlichen Kassen seines Ressorts anweisen lassen, die in ihren Beständen sich befindenden und ferner sich ansammelnden preußischen Friedrichs d'ors und kurhesfischen Pistolen, sofern sie das gesetzliche Pas⸗ sirgewicht haben, in angemessenen Summen durch die Regie⸗ rungs⸗Hauptkassen an die hiesige Reichs⸗Hauptkasse abzuliefern.

Die von einzelnen Königlichen Kassen in Zahlung ange⸗ nommenen hannoverschen Pistolen e zu denjenigen Goldmünzen, welche einen gesetzlich feststehenden Kurs nicht haben und deren Einziehung fuͤr jetzt noch nicht beabsichtigt wird; sie sind deshalb nicht mit einzuliefern, auch nicht weiter zu afferviren, sondern zu Zahlungsleistungen wieder zu verwenden.

Der vor Kurzem zum Abtheilungs⸗Chef im Ingenieur⸗ Komite ernannte General⸗Major Schröder, bisher Inspecteur der 7. Festungs⸗Inspektion, ist zum Antritt seiner neuen Stel⸗ lung von seiner bisherigen Garnison Magdeburg hier ein⸗ getroffen.

Magdeburg, 30. April. In der Neustadt sind dem „Magdeburger Korrespondent“ zufolge zwei Fälle der Erkrankung an Cholera konstatirt worden.

Bayern. München, 29. April. Gestern Abend stattete der König in österreichischer Uniform der Erzherzogin Gi⸗ sela und deren Gemahl dem Prinzen Leopold im Palais Luitpold einen längeren Besuch ab. Dem Vernehmen nach hat Se. Majestät der König angeordnet, daß auf Kosten der Königlichen Kabinetskasse diesmal ausnahmsweise um zweitau⸗ send Arme mehr als im Vorjahr, im Ganzen dreitausend, in Gasthäusern der vierzehn Polizeibezirke der Stadt am nächsten Sonntag ausgespeist werden.

Prinz Leopold und Prinzessin Gisela empfingen heute Mittag 1 Uhr die Aufwartung des diplomatischen Corps, und bald hierauf hat die Prinzessin die erstmalige Auf⸗ wartung der Damen der 1., 2. und 3. Hof⸗Rangesklassen ent⸗ gegengenommen, wozu sich dieselben in sehr großer Anzahl ein⸗

nderheit

Volkssitte und Volkswohlfahrt unvereinbare öffentliche Lustbarkeiten verboten, und also der Arbeiterstand und das Familienwohl geschützt,

gefunden hatten.

Vorwurf eines leichtfinnigen und unüberlegten Vorgehens machen

en. Darm stadt, 30. April. Gestern wurde im russischen Gesandtschaftshotel die Feier des Geburtstages des Kaisers Alexander festlich begangen. Mittags fand Galatafel statt, welcher der Großherzog, die Prinzen des Groß⸗ herzoglichen Hauses, sämmtliche hohe Hofchargen und die Ge⸗ sandten und Minister beiwohnten. Die Kapelle des Groß⸗ herzoglichen Leibregiments spielte in einem eigens hierzu errich⸗ leten Musikzelte während der Tafel. Einen Glanzpunkt des Festes bildete die am Abend trotz der ungünstigen Witterung stattgehabte Illumination mit Feuerwerl.

Der Prinz Alexander und die Prinzessin von Battenberg sind aus Dresden vorgestern Abend wieder hier eingetroffen.

Mecklenburg. Schwerin,. 30. April. Gestern Mittag wurde das der Großherzogin⸗Mutter in Veranlassung der fünfzigjährigen Anwesenheit Ihrer Königlichen Hoheit in Meck⸗ lenburg gewidmete Ehrengeschenk (Tafelaufsatz) von Mitgliedern der Ritterschaft überreicht. Eine von dem Landrath Freiherrn von Maltzahn auf Groß⸗Luckow gehaltene Ansprache schloß mit den Worten: „das Geschenk möge noch in späten Zeiten ein Zeichen der Liebe und Verehrung sein, mit welcher Mecklenburg an Ihrer Königlichen Hoheit hänge“. Nachmittags fand im Palais der Großherzogin⸗Mutter ein Diner statt, an welchem der Großherzog, die Großherzogin Marie und gegen hundert Mitglieder der Ritterschaft Theil nahmen. Der Minister⸗-Präsi⸗ dent Graf von Bassewitz brachte der Großherzogin⸗Mutter ein Hoch, worauf Ihre Königliche Hoheit ihren Dank ausdrückte.

Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 28. April.

Die

wiederum einberufene Landschaft des Herzogthums trat

heute Vormittags in der Aula des Josephinums zu ihrer 26. Sitzung zusammen, um die im März 1872 abgebrochenen Ver⸗ handlungen wiederum aufzunehmen. Nach Begrüßung der An⸗ wesenden Seitens des Landschaftspräsidenten Dr. Wagner, be⸗ schäftigte man sich lediglich mit dem Vortrage aus der Regi⸗ strande und mit der Ueberweisung der einzelnen Vorlagen und Eingänge an die betreffenden landschaftlichen Kommissionen. Von diesen der Landschaft vorliegenden Berathungsgegenständen sind namentlich folgende hervorzuheben: Höchster Erlaß, den Ent⸗ wurf eines Gesetzes über den Wegfall der für die Landtagsab⸗

eordneten . gewählten Stellvertreter betreffend, das Ver⸗ . des Friedrichs⸗Gymnasiums und des Lyeeums betreffend, die Restaurirung und künftige Verwendung der Leuchtenburg betreffend, die Ablösung des Salzbannrechtes der Saline Neu⸗ sulze betreffend, den Verkauf der Gößnitz⸗Geraer Eisenbahn be— treffend, ein Postulat zur Gewähr von Gehaltszuschüssen be— treffend und die Aufbesserung des Diensteinkommens der Volks— schullehrer betreffend.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 28. April. Der Erb⸗ großherzog von Oldenburg, welcher in diesem Semester die Vorlesungen an der hiesigen Universität besuchen wird, ist bereits hier eingetroffen und im Gasthofe „zum rothen Hause“ abgestiegen.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 29. April. Der Graf und die Gräfin von Flandern sind hier eingetroffen.

Das Reichs gesetz blatt veröffentlicht u. A. Gesetze, vom 11. April 1873 in Betreff der Auflaffung des Staats⸗ garantieverhältnisses der ersten Donau⸗Dampfschiffahrts⸗Gesell⸗ schaft; vom 11. April 1873, bezüglich der Besteuerung der ersten Donau⸗Dampfschiffahrts Gesellschaft und der Theilung ihrer Ein⸗ kommensteuer zwischen der Finanz⸗Verwaltung der im Reichs—⸗ rathe vertretenen Königreiche und Länder und jener von Un⸗ 6 vom 9. April 1873 uber die Veräußerung von unbeweg—

ichem Staatseigenthume; vom 13. April 1873, betreffend die Bewilligung zur Aufnahme einer unverzinslichen Lotterieanleihe für die Stadt Wien; vom 25. April 1873, betreffend die Be⸗ willigung zur Aufnahme einer unverzinslichen Lotterieanleihe für die Stadt Graz.

30. April. (W. T. B.) Sämmtliche Minister sind heute vom Kronprinzen von Dänemark und dem Grafen von Flandern empfangen worden. Der Kaiser hat den Kronprinzen und die Kronprinzessin des Deutschen Reichs noch gestern Abend nach Hetzendorf begleitet, wo er mit den fürstlichen Gästen im engsten Kreise das Familiendiner einnahm.

Heute Morgen ist der Großherzog von Olden— burg hier eingetroffen und bei dem Prinzen von Wasa abge— stiegen.

Schweiz. Bern, 30 April. (W. T. B. Der Bundes⸗ rath hat die Einladung der österreichischen Regierung angenom— men, sich an dem internationalen landwirthschaftlichen Kongresse zu betheiligen, der vom 19 bis 25. September in Wien statt⸗ finden soll. Der Ständerath Weber ist zum Mitgliede der vor— berathenden Kommission ernannt worden.

Niederlande. . 30. April. (W. T. B.) Die zweite Kammer beendigte heute die Diskussion über die Angelegen— heiten in Atchin. Die Minister der Auswärtigen Angelegenheiten und der Kolonien führten aus, daß die Kriegserklärug nothwen⸗ dig gewesen wäre, und daß man dem Ministerium nicht den

dürfe. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten fügte hinzu, daß man die in dieser Angelegenheit zwischen der Regierung und den Auswärtigen Mächten stattgehabten Ver— handlungen nicht ohne Weiteres tadeln und verurtheilen möge. Der Minister der Kolonien machte alsdann noch einige Mittheilungen über die Maßregeln, welche die Regierung behufs Verstärkung der Land und Seestreitkräfte zu einer zweiten Expe⸗ dition bereits ergriffen habe und noch zu ergreifen gedenke. Die Abgg. Lynden und Deroo erklärten, daß sie von der Bean⸗ tragung einer Tagesordnung Abstand nähmen, da die Ange— legenheit noch in der Schwebe bleibe und das Ministerium über— e. wissen müsse, ob es sich stark genug fühle, am Ruder zu eiben.

Frankreich. Paris, 29. April. Der Kriegs⸗Minister, der Minister des öffentlichen Unterrichts und der Marine⸗Minister beabsichtigen, morgen den militärischen Uebungen der Zög— linge der Paxiser Lyegen beizuwohnen.

320. April. ie der „Agence Havas“ von unterrichteter Seite mitgetheilt wird, ist der Präfident der Republik entschlossen sich durchaus auf dem Boden der konservativen Re⸗ publik zu halten und hofft er, dieselbe gegen die Umtriebe der Monarchisten wie der Radikalen auch weiter zur Geltung zu bringen. Der Ministerrath bereitet gegenwärtig die kon⸗ stitutionellen Gesetze vor, welche der Nationalversammlung am ersten Tage ihres Wiederzusammentritts vorgelegt werden sollen.

Spanien. Vom earlistischen Kriegs sch auplatze mel⸗

Carlistenführer Miret und Massachs mit 500 Mann in el⸗ lades einrũckten und die Einwohner aufforderten, 4 Kontribution zu leisten. Sie verbrannten die Civilregister, aber die Annäherung einer Truppenkolonne zwang sie, die Flucht zu ergreifen. Da der Pfarrer von Capellades verschwunden sst, bleibt die Kirche geschlossen und die Todten werden ohne religiõse Ceremonien beerdigt. Die Journale von Perpignan bezweifeln die Richtigkeit der Nachrichten, daß Don Alfonfo nach Frank⸗ reich zurückgekehrt und der Carlistenführer Saballs geflüchtet sei.

2 * M

Italien. Rom, 36. April. . T. B) Rach nn.

eines auf Aufhebung der Komite⸗Berathung 4 führung der Bureaun gerichteten Antrages setzte die Deputirten⸗ kammer heute die Berathung der Vorlage, betreffend die Er⸗ richtung eines Militär⸗Arsenals in Tarent fort. Der Finanz⸗ Minister Sella erklärte sich aus finanziellen Rücksichten gegen den Kommissionsentwurf, dessen Durchführung eine Ausgabe von 23 Millionen veranlassen werde und bat, den Ent— wurf des Marine⸗Ministers anzunehmen, nach welchen die betreffenden Ausgaben sich auf 6 Mill. beschränken würden. Nichtsdestoweniger nahm die Kammer den Artikel des Kommis⸗ sionsentwurfs, durch welchen 23 Mill. für den fraglichen Zweck bewilligt werden, an, worauf der Finanz⸗Minister beantragte, die Berathung einstweilen auszusetzen, damit die Regierung einen Beschluß fassen könne. Die Kammer vertagte fich in Folge dessen bis auf morgen. 2

Rußland und Polen. St. Petersburg, 29. April. Die Herzöge Shergei und Georg von Leuchtenberg sind am V. April aus dem Auslande wieder hier eingetroffen.

Die Auflösung des Garde⸗Schützen⸗Batail⸗ lons der Kaiserlichen Familie, das sich ausschließlich aus ehemaligen Apanagebauern ergänzt, was bei Einführung der allgemeinen ö. . haben würde, soll einem von der „R. S. P. 3.“ mitgetheilten Gerüchte zuf beschlossen sein. . .

30. April. (W. T. B.) Der russische Gesandte bei der Hohen Pforte, General⸗Lieutenant Ignatieff, hat einen mehr⸗ wöchentlichen Urlaub erhalten.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 26. April. Der Kaiserlich deutsche Gesandte an dem hiesigen Hofe, Freiherr von Richthofen, ist kürzlich von seiner dreimonatlichen Reise nach Neapel zurückgekehrt.

Asien. Aus Teheran vom 28. d. wird dem ‚Reuter⸗ schen Bureau“ telegraphirt: Der Großvezier begiebt sich mor— gen nach Kand, dem Landsitze des Shahs, der am 1. Mai die Reise nach Europa antritt. General Mohamed Aga, früher Kanzler der persischen Legation in London, ist zum Sekretär für öffentliche Bauten ernannt worden. Die englischen Inge⸗ nieure haben die Vermessung für die, in Gemäßheit der dem Baron von Reuter in London ertheilten Konzession, herzustellen⸗ den Chausseen und Eisenbahnen begonnen.

Während der Abwesenheit von Mirza Malcolm Khan, des neuen persischen Botschafters in London, fungirt Mirza Mohamed, der erste Sekretär der persischen Legation, als Geschãftsträger.

Neichstags⸗Angelegenheiten.

Dem Reichstag ist folgendes Gesetz, betreffend das Aufgebot und die Amortisation verbarener oder ver— nichteter Schul durkunden des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reichs vorgelegt worden.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König

von 4 2c. des Deutschen Reich verordnen, im Namen des Deutschen Reichs, nach erfolgter Zuftim⸗ mung des Bundesrathes und des Reichstages, was a itt

I. Das im §. 6 des Gesetzes, betreffend den außerordentlichen Geldbedarf des Norddeutschen Bundes, vom 9. November 1857 (Bundesgesetzblatt S. 157) vorgeschriebene Verfahren findet mit den in den nachfolgenden Paragraphen bestimmten Maßgaben auf sosche verlorene oder vernichtete Schuldverschreibungen und Schatzanweisun⸗ gen des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reichs Anwendung, welche entweder niemals mit Zinsscheinen versehen waren oder zu ien bereits abgelegten Theile der Bundes- oder Reichsschuld ge—⸗ ören.

§. 2. Das gerichtliche Aufgebot wird ohne vorgängige Bekannt⸗ machung der Reichsschulden verwaltung, auf Grund . Zeugnisses der letzteren darüber, daß die durch die verloren gegangene Urkunde rr r Schuld in ihren Büchern oder Etats noch offen stehe, er— assen.

§. 3. Der Aufgebotstermin wird mit zwölfmonatlicher Frist an— betet. gf, ü, e fac 6rf 5. 4. Ist das Aufgebot ohne Erfolg geblieben, und wird dem⸗ nächst von der Reichsschuldenverwaltung unter Wieberholung des im F. 2 erwähnten Zeugnisses bescheinigt, daß die aufgebotene Urkunde auch bis dahin nicht zum Vorschein gekommen sei, so wird das Amortisations⸗ Erkenntniß abgefaßt.

S. 5. Die nach §. 6 des Gesetzes vom 9. November 1867 und nach dem gegenwärtigen Gesetze erforderlichen Bekanntmachungen er— folgen durch den Deutschen Reichs⸗Anzeiger und durch je eine der in Frankfurt 4. M., Augsburg, Leipzig und Hamburg erscheinenden Zei⸗ tungen, deren Bestimmung der Reichsschuldenverwaltung überlassen ist. S8. 6. An Stelle der amortisirten Schuldverschreibung oder Schaauweisung, wird ene neue nicht ausgefertigt, wenn die Ver⸗ briefung des bezüglichen Theils der Bundes- oder Reichsschuld bereits geschlossen ist. In diesem Falle hat die Reichsschuldenverwaltung einer von ihr zu beglaubigenden Abschrift der mit dem Atteste der Rechtskraft versehenen Ausfertigung des Amortisations-Erkenntniffes, welche letztere bei ihren Akten aufzubewahren ist, ein Anerkenntniß der durch die amortisirte Urkunde verbrieften Forderung beizufügen. In dieses Anerkenntniß ist möglichst der vollständige Inhalt der amortisirten Urkunde und die Erklärung aufzunehmen, daß die Zah— lung des Kapitals und, soweit der Gläubiger Zinsen zu fordern berech—⸗ tigt ist, auch dieser von Seiten der Reichsschuldenverwaltung an den , des Anerkenntnisses ohne weitere Legitimation desselben mit voller Wirkung geschehen werde.

Urkundlich 2c. Gegeben ꝛc.

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posten zur Versendung von Postgegenstaͤnden 2c. nebst Portotarifen. Bearbeitet nach amtlichen Materialien. Ausgegeben im * . Ausgabe für Berlin mit besonderen Nachrichten für den Geschäftsver— kehr mit den Postanstalten in Berlin. Preis 15 Sgr. Ausgabe für Dentschland geh. Preis 19 Sgr. Verlag der Königlichen Geh. Ober⸗ Hofbuchdruckerei (R. v. Decker). Die General⸗Postverwaltung hat hiervon eine neue Ausgabe n welche in übersichtlicher Anord⸗ nung alle bei Brief⸗Packet⸗ und Geldsendungen, Postanweisungen c. nach Orten des In⸗ und Auslandes in Betracht kommenden neuesten Bestimmungen und Taxen enthält, und wie bisher dem Geschäfts⸗ mann ein nothwendiger und zuverlässiger Rathgeber sein wird. Das

det eine Reutersche Depesche aus Barcelona vom 26. ds., daß die

Nr. 35 der Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Stagten, herausgegeben 1 redigirt von dem General-Sekretariat des Königlichen Landes-Oekonomig- Kol- legiums . hat folgenden Inhalt: Preußen: Ernennungen. Justus von Liebig t. Der Bericht des englischen Veterinär⸗Deparfements an das Parlament S *ölnn Zum Schutz der Obstbäume gegen kleine Feinde, J. Von Br. Eruil Kalender. Aus der Provinz

reußen. Literatur: Landwirthschaftliche Studien von Paul Röper.

esondere Beilage zum Deutschen Reichs- Anzeiger Jermischtes: r / , des Hauptvereins Münster. Landwirthschaftliche ehranstalt in Herford. Landwirthschaftliche Winterschule zu Meß⸗ lirch von Dr,. von Hanstein. Zusammenlegung der Grundstücke in Frankreich. Vereins ver sammlungen. Marktbericht. Viehpreise. Stärke⸗ preise. Fettviehbericht.

Statistische Nachrichten.

Nach, den in der Zeitschrift des Königlich bayerischen statisti⸗ schen Bureau's mitgetheilten Ergebnissen der Volkszähkung vom 1. Dezember 1871 in Bayern betrug die ortsanwesende Bevölkerung nach dem Geschlecht: 2368,558 männliche und 2494, 897 weibliche, im Ganzen 4/863, 450 Personen. Hierzu sind die bayerischen Truppen bei der Qkkupationsarniee in Frankreich mit 11,277 Mann und 147 bei derselben befindliche weibliche Personen eingerechnet. Nach der bayerischen Staatsangehörigkeit ergab die Zählung 4770, Sõ9 Verfo⸗ nen, wovon 2316,55 männlich, und 2,454. 337 weiblich waren. Der Flächeninhalt des Königreichs beträgt 1348,53 Quadratmeilen die Quadratmeile zu 5625 Hektaren gerechnet) oder 7,556, 341,5 Hek⸗ tare; die Zahl der Wohnhäuser 795.960; die Zabl der Haushaltungen mit Ausschluß der Anstalten 1062, 374, wozu 93 bei den bayerifchen Akkupationstruppen gerechnet sind. Wohnplätze von mehr als 2000 Einwohnern zählt das ganze Königreich mit einer Bevölkerun von 1,112,211 Personen; die übrigen 3,739,815 Personen befinden si in Wohnplätzen von 20060 Einwohnern und darunter.

Kunst und Wissenschaft.

Der Dichter Martin Opitz von Boberfeld liegt be— kanntlich, in der Marienkirche zu Danzig im Gange vor der Dreifaltigkeitskapelle begraben. Die Inschrift der Steinplatte, welche jein Grab deckt, war im Laufe der Zeit vollständig zerstört worden. Der Bildhauer Freitag hat sich der Aufgabe unterzogen, die Grab⸗ stãtte des berühmten Dichters kenntlich zu machen. Die Platte trägt die Inschrift: MAkIIN OPILZ von BoOBERFELD, * 23. Dezem- ber 1597 in Bunzlau, 4 2. Aug. 1639 in Danzig. Darunter befin- det sich das Wappen des Dichters (demselben 1627 verliehen: fenkrecht getheilter Schild, links 3 silberne Sterne in rothem Fele, rechts auf Rasen wachsender Lorbeerbgum); inks davon ein schwimmender Schwan (mit Bezug auf des Dichters Ehrennamen „der Boberschwan ); rechts vom Wappen die Bürgerkrone (der Dichter führte in der Fruchtbringenden Gesellschaft die Bezeichnung: der Gekrönte„). Unter dem Wappen befindet sich zwischen Sanduhr und Todtenkopf die Widmung: „Dem Dichter seine Landsleute 1873... Sanduhr und Todtenkopf sind von der früheren Scusptur erhalten und restaurirt.

Aus der Pfalz, 25. April. Bei den Eisenbahnbauten in der Pfalz sind schon mehrfach Ueberbleibsel aus der Römerzeit ausgegraben worden. Neuerdings hat man wieder zwei solcher Funde gemacht; an Ler Donnersbergbahn bei Kirchheimbolanden auf der Markung der Gemeinde Bischheim, sodann an der Bahn von Landau nach Zweihrücken bei Hornbach. Die aufgefundenen Gegenstände be⸗ stehen in Töpferwaaren verschiedener Art, in Nadeln und anderen Sachen aus Bronze und Eisen, einigen Münzen, endlich einem rothen Sandstein mit lateinischer Inschrift. Diese Gegenstände, zur Zeit im Direktionsgebäude der Vfälzischen Bahnen zu Ludwigshafen aufgestellt, werden später der in Speyer befindlichen Sammlung von Alterthü— mern einverleibt werden.

München, 27 April. Professor Lauth, der bekannte Aegyp⸗ tologe, welcher auf Kosten des Königs eine wissenschaftliche Reise nach Aegypten unternommen hat, ist gestern nach einer sechsmonatlichen Abwesenheit wieder heimgekehrt. Zum provisorischen Kurator des Liebigschen Laboratoriums wurde Prof. Pr. Vollhardt, der lang⸗ jährige erste Assistent Liebigs bestellt. . .

Wien 29. April. Das Mitglied des Herrenhauses, Regierungs— Rath Dr. Theodor Georg Ritter v. Karajan, Kustos der ö Königlichen Hefbikliothek, wirkliches Mitglied der Kaiserlichen Aka⸗ demie der Wissenschaften zu Wien, ist heute Nachts um 11 Uhr im 63. Lebensjahre gestorben.

London, 28. April. Dr. Lottner, früher Professor des Sans— crit und Hülfs⸗Bibliothekar am Trinity College ** f Dublin ge⸗ sterben. Derselbe war ein Schüler Bopps und Grimms und Mit— arbeiter des Philologikal⸗Journal“ und an Kuhns „Zeitschrift« Stockholm, 25. April. Die von dem König Karl XV. hinterlassenen Kunstsammlungen, welche nicht zu den an den schwedischen Staat testamentirten gehören, sollen bei dem Lustschlosse . am 16., 20. und 24. Mai auf öffentlicher Auktion verkauft

erde .

Bedeutende Schneeniederschläge sind während der Zeit vom 22. bis 26. April in verschiedenen Gegenden Deutschlands benbachte worden. Auf Rügen ist der Höhenrücken bei Poseritz, Guftow bis Altefähr (gegenüber Stralsund) mit fußhohem Schnee bedeckt, so daß man in diesen hogen Lännern“ mit Schlitten fährt. In Sst— friesland liegt Schnee und im Harz hat der Schneefall vielfache Verzögerungen im Bahnverkehr herbeigeführt; bis ins Magdeburgische hinein lag der Schnee 4 Fuß hoch. Bei Erfurt bedeckte am 26. fußhoher Schnee den Boden. Das ganze schlesische Gebirgsland ift mit Schnee bedeckt. Auf der Rhön ist plötzlich der tieffte Winter ein— getreten Bei Trier fiel ebenfalls Schnee. Am Rhein und an der Molel bis nach Metz hinauf hat, die Obstblüthe und der Weinstock in i jungen Trieben sehr gelitten. Die Kälte hat sich bis weit nach Frankreich hinein erstreckt; ja Berichte aus Bordeaux und der Champagne theilen mit, daß durch eine plötzlich eingetretene Kälte von 3 bis 6 Grad in der Nacht vom 25. bis 26. April mehr als die Hälfte der Reben total vernichtet und dort auf eine Weinlese für 1873 gar nicht mehr zu rechnen ist. In Folge dessen befürchtet man einen vollständigen Weinmangel in jenen Gegenden.

. Gewerbe und Handel.

Berlin, 1. Mai. Die günstigen Betriebsresultate der Akt ien— gesellschaft vorm. Schaefer C Hauschner pro 1873, welche in der letzten Sitzung des Verwaltungsrathes Gegeustand des Berichtes der Direktion waren, haben den Verwaltungsrath veranlaßt, unge— säumt denjenigen Anträgen näher zu treten, welche die Direktion mit Rücksicht auf die Erweikerung des Betriebes und die Geschäftsaus— dehnung des Etablissements gestellt hatte. Weiterhin wurde die Er— richtung verschiedener Filialen an den geeignetsten Plätzen beschlossen, und von den projektirten Zweigniederlasfungen zunächst die Filiale in Königsberg i. Pr. genehmigt. Das Königsberger Institut wird unter die Autorität des Chefs der Firma M. Goldschmidt C Co. ge— stellt, und die geschlossenen Engagements, Pacht- und Miethevertraͤge lassen eine gedeihliche Entwickelung dieser Filiale erhoffen.

Dem in der General-Versammlung der Gothaischen Privatbank vom 21. April verlesenen Geschaͤftsbericht der Direktion ist Folgendes zu entnehmen: Das Aktienkapital betrug wie im Ver— jahre 1,800,090 Thaler, der Notenumlauf dagegen hat sich bedeutend 36 und stellte sich im mongtlichen Durchschnitt auf 2601, 210 mittel der Bank (Aktienkapital, Notenumlauf, Depositen, in Rechnun gezahlte Gelder) ergaben nach Abzu des ducchschnittlichen Fe! ,, von L030290 Thaler eine Gesammtsumme von 4223, 980 Thalern. Der Reingewinn in 1872 ermöglicht wie im Vorjahre die Vertheilung einer Dividende von 83x. London, 26. April. Der Minister für Indien, Herzog von Argyll, empfing gestern eine Deputation von der Gefellschaft zur

aler, gegenüber von ö Thalern im Vorjahre. Die Betriebs

Postbuch kann bei allen Postanstalten, Buchhandlungen, fowie durch Vermittlung der Briefträger bezogen 1 gen, sowie durch

Förderung der Künste nnd Wissenschaften (Society of Arts), welche