Civilbehörden zu begrüßen, in Kreuz, um den Thee im Bahn—⸗ hofsgebäude einzunehmen. .
Auf allen Stationen wurden Se. Majestät von den Kund⸗ gebungen der Liebe und Anhänglichkeit des Volkes und von dem grünen, knospenden Frühling empfangen, während in der nächsten Umgebung von St. Petersburg noch die Natur im tiefen Winterschlaf verharrte. Nach einer Fahrt von 10a Stunden langten Se. Majestät Sonntag Morgens 121 Uhr in bestem Wohlsein auf dem Ostbahnhofe hierselbst an, und so en⸗ dete die Reise unter der Gunst der Umstände in zu⸗ friedenstellendstem Verlauf ohne den geringsten störenden Zwischenfall.
— Auf eine von Angehörigen des Deutschen Reichs in Kowno Sr. Majestät dem Kaiser und König gelegent⸗ lich der Anwesenheit Allerhöchstdesselben in St. Petersburg über⸗ reichte Adresse ist an die Ünterzeichner folgendes Antwort⸗ schreiben ergangen: St. Petersburg, den 3. Mai 1873.
Se. Majestät der Kaiser une önig haben die *. mit welcher . von den in Kowno lebenden Deut chen bei Allerhöchftdero Besuch am xussischen Hofe begrüßt worden sind, mit Befriedigung empfangen. Wenn es Sr. Masestaͤt schon zur Genug⸗ thuung gereicht, überall im eigenen Lande den Sympathien der Unter⸗ . zu begegnen, so erfüllt es Allerhöchstdieselben mit doppelter
eude, die Gefinnungen treuer Anhänglichkeit und Ergebenheit auch 5 denjenigen Deutschen zu finden, welche fern vom Vaterlande auf fremdem Boden sich eine neue Heimath gegründet habe n. Die Kund⸗ gebung, welche von den Deutschen in Kowno dargebracht worden, be⸗ leitet von fo herzlichen Wünschen für das fernere Wohlergehen Sr. Mr eta hat , ,, ,,. daher wohlthuend angesprochen und ich bin beauftragt worden, allen Unterzeichnern der Adresse Sr. Ma⸗ jeftät aufrichtigen Dank dafür auszusprechen. Der Geheime Kabinets-Rath . Sr. Majestät des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen. von Wilmowski.
An den Konsul Herrn Szezesny und Genossen zu Kowno.
— Der Bundesrath und der Ausschuß desselben für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.
— Das Staats-⸗-Ministerium trat heute zu einer Sitzung zusammen.
— Der Bundesrath hat unter dem 5. Juli v. J. die Summe von 80 000 Thlr. für Erbauung eines deutschen Kran⸗ kenhauses in Konstantinopel unter der Voraussetzung der Erle⸗ digung mehrerer aufgestellten Bedingungen und Vorbehalte event. bewilligt. In Folge dessen ist dem Bundesrathe von der Reichsgesandischaft zu Konstantinopel: 1) ein revidirter Entwurf des Statuts für die künftige Verfassung des Deutschen Wohl⸗ thätigkeitsvereins und dessen Verhältniß zu der Verwaltung und Unterhaltung des neuen Krankenhauses, worin in völliger Ueber⸗ einstimmung mit den hier gestellten Anforderungen die Oberauf⸗ sicht und das Schutzrecht des Reiches gewahrt, die Verwaltung des Krankenhauses aber einschließlich der Unterhaltungskosten von dem Verein übernommen wird, 2) eine bindende Erklärung des Vereins wegen Ueberlassung von Grund und Boden, sowie der Gebäude des jetzigen Hospitals an das Reich, endlich 3) eine Zusammenstellung der wahrscheinlichen Einnahmen und Aus⸗ gaben des neuen Krankenhauses, sowie ein revidirter Kostenüber⸗ schlag nebst Plänen des Reubaues, wonach ein zweckentsprechen⸗ des Krankenhaus, einschließlich des dafür zu erwerbenden Grund⸗ stücks für rund 99 000 Thlr. herzustellen sein wird, vorgelegt worden. Der Bundesrath hat hiernach in der Sitzung vom 17. v. M. beschlossen, die Annahme der vom Evangelischen Deut⸗ schen Wohlthätigkeitsverein am 2. Februar d. J. beschlos⸗ senen Erklärung zu genehmigen und für die Erbauung eines nach den vorgelegten Plänen und Ueberschlägen für 9.000 Thlr. herzustellenden, dem Reich gehörigen Krankenhauses in Konstantinopel 80, 000 Thlr. und ziwar so zu bewilligen, daß die erste Rate mit 56,000 Thlr. in den Nachtrag zum Etat des Auswärtigen Amtes für 1873, die zweite mit 300090 Thlr. in den Etat des Auswärtigen Amtes für 1874 aufgenommen werde.
— Auf die Vorlage des Präsidiums, betreffend den Erlaß allgemeiner Vorschriften über das Verfahren bei zollfreiem Ein⸗ laß von Reis zur Stärkefabrikation, hat der Bundesrath in der Sitzung vom 27. v. M. nach Anhörung des Ausschusses für Zoll⸗ und Steuerwesen beschlossen, daß die vorgelegten ‚Vor⸗ schriften in Beziehung auf die zollfreie Einfuhr von Reis zur Stärkefabrikation“ allgemein im deutschen Zollgebiete zur An⸗ wendung zu bringen seien.
— Auf die Vorlage des Präsidiums, betreffend den Ab⸗ schluß eines Vertrages mit Belgien wegen gegenseitiger Ueber⸗ nahme hülfsbedürftiger Landesangehöriger, 57 der Bundes⸗ rath in der Sitzung vom 27. v. Mts. nach Anhörung des Ausschusses für Handel und Verkehr beschlossen, 1) dem Abschlusse eines Abkommens, wie es in der Präsidialvorlage be⸗ zeichnet ist, die Zustimmung zu ertheilen; 2) den Wunsch auszudrücken, es möge bei dem Abschlusse des Uebereinkommens konstatirt werden, daß nach demselben auch die Kosten der Be⸗ erdigung der in dem Gebiete des einen kontrahirenden Theiles verstorbenen und verarmt gewesenen Angehörigen des anderen Theiles von dem letzteren nicht zu erstatten sind.
— Das Kaiserliche Statistische Amt hat die Zusammenstellung der Gesammtergebnisse der Volkszählung im Deutschen Reiche vom 1. Dezember 1871, soweit es sich hierbei um die Feststellung der für die Vertheilung der Matrikular⸗-Beiträge und für die Zollabrechnung in Betracht kommenden Bevölkerungs⸗ zahlen handelt, gegenwärtig zum Abschluß gebracht und der Reichskanzler diese Uebersicht dem Bundesrath zur Beschluß⸗ nahme und zur thunlichsten Beschleunigung der an die Fest⸗ stellung der gedachten Ziffern zu knüpfenden r nnn über⸗ mittelt. Nach derselben zählt das Deutsche Reich eine (ortsan⸗ wesende) Gesammtbevöllerung von 41,009,999 Einwohnern. n fallen auf Preußen — 24,604 351 (Lauenburg 49,546),
ayern — 4,852,026, Sachsen — 2,556,244, Württemberg — 1,818,539, Baden — 1,461,562, Hessen — 852, 894, Mechlen⸗ burg⸗Schweri = 557, 897, Sachsen⸗Weimar — 286,183, Mecklen⸗ burg⸗Strelitz — 96, 982, Oldenburg — 3145777, Braunschweig — 311,764, Sachsen⸗Meiningen — 187,957, Sachsen⸗Altenburg — 142, 122, Sachsen⸗Coburg⸗Gotha — 174,339, Anhalt — 203,437, Schwarzburg⸗Rudolstadt — 75,523, Schwarzburg⸗FSon⸗ dershausen — 67.191, Waldeck — 56224, Reuß ält. L. — 45,094, Reuß j. L. — S9, 032, Schaumburg⸗Lippe — 32, 059, Lippe — 111, 135, Lübeck — 52, 158, Bremen — 1223402, Hamburg — 338,974, Elsaß⸗ Lothringen — 1,B549587. Die ortsanwesende staatsangehörige Bevölkerung betrug 39 961,231, die ortsanwesende bundesangehörige Bevölkerung mit Ausschluß
Abgg. v.
waldungen
der aktiven Militärpersonen auf 40,407,620 Einwohner. Von der ortsanwesenden Bevölkerung (61 000, 999) 2 529 941 in den Zollausschlüssen und 40 480 058 im Deutschen Zollgebiet. Zu den letzten kommen noch 197,528 Einwohner von Luxemburg und 217 der österreichischen Gemeinde Jungholz. so daß das gesammte Zollgebiet 40, 677,803 Einwohner umfaßte. 141
2 6 — w 7 Im weiteren Verlauf der gestrigen Sitzung des Reichstags wurde die zweite Berathung des Gesetzes über die Kriegsleistungen fortgesezt. Besonders lebhaft wurde die De⸗ batte über §. 6, an der ö außer dem Präsidenten Delbrück die inter, Friedenthal, Weigel, Hölder, v. Hennig und Grumbrecht betheiligten. Schließlich wurde mit Verwerfung aller Amendements 8. 6 in der Fassung der freien Kommission an⸗ genommen. S. wurde ohne Diskussion genehmigt. Dem ö 8, der von der Vergütung für Naturalquartler und Stallung han delt, beantragte dieselbe Kommission einen Zusatz zu geben, der solche Vergütung auch für Truppentheile gewährt, die auf Mär⸗ schen und Kantonnirungen das Quartier auf mehr als einen Tag in Anspruch nehmen. Trotz des Widerspruches des Bundes⸗ kommissars, Generals v. Voigts⸗Rhetz und des Abg. Grafen
Moltke wurde 5. 8 mit diesem Zusatz angenommen, und darauf
die Sitzung um 41 Uhr vertagt.
— In der heutigen 75. Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten waren am Ministertisch anwesend die Staats⸗ Minister Graf zu Eulenburg, Camphausen und Dr. Falk und mehrere Regierungs⸗Kommiffarien. Der Präsident von Forcken⸗ beck theilte zunächst den Verlust mit, den das Haus durch das Ableben des Abg. Staats⸗Minister a. D. von Bodelschwingh erlitten hat, und erhoben sich die Abgeordneten zur Ehre des Verstorbenen von ihren Sitzen. Die Interpellation des Abg. Pr. Virchow wegen der Publikation des Gesetzes, betreffend die Wohnungszuschüfe für Staatsbeamte, wurde durch den Finanz⸗ Minister Camphaufen mit der Erklärung erledigt, daß das Gesetz von Sr. Majestät dem Könige bereits voll⸗ zogen sei, und die Veröffentlichung bes. . Die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Aufnahme einer Anleihe in Höhe von 120 Millionen Thalern zur Erweiterung, Vervollständigung und besseren Ausrüstung des Staats-Eisenbahnnetzes wurde von der heutigen Tagesord⸗ nung abgesetzt, da ein Schreiben des Präsidenten des Staats⸗ Ministers Grafen v. Roon wegen der über den Rücktritt des betreffenden Ressort⸗Ministers schwebenden Verhandlungen diesen Wunsch aussprach. Die Entwürfe der Gesetze, betreffend die den Gerichtsbeamten bei den Kollegialgerichten im Bezirk des Appel⸗ lationsgerichtshofes zu Cöln für Reisen in Civilprozessen zu⸗ stehenden Reisekosten und Tagegelder, ferner, betreffend die Er⸗ höhung der Gebühren der Advokatanwalte und Advokaten im Bezirk des Appellaͤtionsgerichtshofes zu Cöln, sowie betreffend die Verwerthung der Forstnutzungen aus den Staats⸗ in den vormals kurhessischen Landestheilem wurden ohne Debatte in der Fassung der zweiten Be⸗ rathung angenommen. Dem Gesetzentwurf, betreffend die Betheiligung der Staatsbeamten bei der Verwaltung von Erwerbsgesellschaftin, wurde auf Antrag des Abg. Wachler (Oels) nach längerer Diskussion, in welche auch die Staats⸗Mi⸗ nister Graf zu Eulenburg und Camphausen eingriffen, folgender §. 4 zugefügt:
„Äuf einstweilen in Ruhestand versetzte Beamte finden die Be⸗ stimmungen des §. 3 keine Anwendung.“ .
Hierauf folgten die zweiten Berathungen der allgemeinen Rechnungen über den Staatshaushalt der Jahre 1869 und 1870, und wurden die Anträge der Kommission auf Ertheilung der Decharge angenommen. Nachdem noch der Finanz⸗Minister einen Gesetzentwurf, betreffend die Verwendung der aus der französischen Kriegskontribution auf Preußen entfallenden Geld⸗ mittel eingebracht hatte, wurde die Sitzung bald nach 12 Uhr geschlossen. Die nächste Sitzung findet morgen 19 Uhr statt.
nun- e, m , ,. ü // /// — Morgen Vormittag finden die Besichtigungen de
4. Garde⸗Regiments zu Fuß und des 3. Garde⸗Grenadier⸗Regiments
Königin Elisabeth auf dem Exerzierplatz bei Spandau statt.
— Der Staats⸗Minister a. D. Carl Freiherr v. Bo⸗ delschwingh auf Haus Heyde bei Unna ist am 10. d. M. Abends nach dreitägiger Krankheit im 73. Lebensjahre hier ver⸗ storben. Derselbe krat im Jahre 1837 als Landrath des Krei⸗ fes Hamm in den Staatsdienst, wurde 1844 zum Aber⸗Regie⸗ rungs⸗Rath bei der Königlichen Regierung zu Minden, 1845 zum Regierungs⸗Vize⸗Präsidenten in Münster, 1849 zum Re⸗ gierungs⸗Präsidenten in Arnsberg . Im Juli 1851 wurde dem Freiherrn v. Bodelschwingh das Finanz⸗Ministerium übertragen, welches er bis zu seiner im November 1858 erfolg⸗ ten Pensionirung verwaltete. Im September 1862 übernahm er abermals das Finanz⸗Ministerium, aus welcher Stellung er im Juni 1866 schied. Der Staats⸗Minister Freiherr von Bo⸗ delschwingh vertrat im Reichstage und im Hause der Abgeord⸗ neten den 2. Mindener Wahlkreis.
Bayern. München, 11. Mai. Der König hat sich heute Nachmittag 1 Uhr vom Nymphenburger Thiergarten aus mittelst Extrazuges nach Schloß Berg begeben.
— Herzog Max in Bayern, bei welchem aus Anlaß der Vermählung des Prinzen Leopold mit der Prinzessin Gisela, seiner Enkelin, bis jetzt noch keine Festivität stattfand, hat die Neuvermählten zu einem diesen Mittag im Herzoglichen Garten zu Bogenhausen stattfindenden Dejeuner mit Hofbräuhausbock eingeladen. ;
— Der General⸗Lieutenant Fr. Graf v. Bothmer, der kürzlich mit Wahrnehmung der Geschäfte der Inspektion der Ar⸗ tillerie und des Trains betraut wurde, ist jetzt zum Inspecteur derselben an Herrn v. Brodessers Stelle ernannt worden.
— Der „Allg. Ztg.“ zufolge wird der Staats⸗Minister des Innern, v. Pfeufer, in den nächsten Tagen nach Wien ab⸗ reisen, um als Vorstand der bayerischen Landeskommission von dem Bestand des bayerischen Theils der Ausstellung Kenntniß zu nehmen. .
Mecklenburg. Schönberg, 10. Mai. Zehn der zur Landesvertretung gewählten Ratzeburgischen Abgeordneten, welche die Verfassung für das Für stenthum Ratzeburg vom 6. November 1869 einer Abänderung für bedürftig halten, bevor sie in Wirksamkeit treten könne, haben unter dem 15. v. Mts. der Großherzoglichen Landesregierung zu e ,. den Entwurf einer revidirken Verfassung mit einem Schreiben vorgelegt. Sachsen / Weimar⸗Eisenach. Weim ar, 11. Mai. Der Großherzog ist gestern von der Wartburg wieder hierher zurückgekehrt.
— Heute Nachmittag fand auf, dem Marktplatze hierselbst die feierliche Uebergabe und Weihe einer von den Frauen und
Jungfrauen der Stadt dem hiesigen Krieger vereine gewidmeten
Fahne statt. An der Feier betheiligten fich die Großherzog⸗ liche Familie, das Offizier⸗Corpé, die Gemeindebehörden, die Veteranen von 1813, verschiedene andere Vereine hiesiger Stadt und über 20 auswärtige Kriegervereine. Der Geheime Kirchen- rath Dr. Hesse hielt die Weiherede. Der Großherzog, der Re⸗ giments⸗Oberst und der Ober⸗Bürgermeister hefteten jeder ein weißes Band mit Sinnspruch an die kunstvoll und reich gearbeitete Fahne, und nachdem dieselbe hierauf von einer Jungfrau den Vereinsvorstand und von diesem dem Träger übergeben worden war, schloß die Feierlichkeit mit einem Vorbeimarsch des Festzugs vor den Höchsten Herrschaften. Der übrige Theil des Nachmittags und der Abend waren sodann geselligen Vereinigungen gewidmet.
Oldenburg, 8. Mai. Durch die am 1. Mai d. J. in Kraft getretene neue Gemeinde⸗ Ordnung wird die auf das sogenannte Heimathsrecht gegründete Heimathsgemeinde durch die Einwohnergemeinde ersetzt, welcher alle in der Gemeinde dauernd Ansässigen, einerlei aus welchem Staate, angehören, während das zur Theilnahme an den Gemeinde⸗Aemtern und Wahlen befähigende Gemeindebürgerrecht an weitere Requisite, namentlich des dreijährigen Wohnens in der Gemeinde, geknüpft ist. Die örtliche Polizei, welche bisher von den Gemeindevorständen fa nur im Auftrage des Amtes wahrgenommen wurde, ist denselben ietzt zur selbständigen Verwaltung überwiesen worden.
Sach sen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg S8. Mai. Der Landtag für das Herzogthum ist auf den 12. d. M. einberu— fen worden.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 12. Mai. Ueber die tele⸗ graphisch bereits kurz gemeldete letzte Sitzung und den Schluß der Delegationen liegen jetzt folgende ausführliche Mit— theilungen vor:
Im großen Saale der Akademie der Wissenschaften in Wien fand am 10. d. M. um 11 Uhr Vormittags eine gemeinschaft⸗ liche Sitzung beider Delegationen statt. Auf der Tagesordnung stand die Abstimmung über die beiden Differenzpunkte, bezüglich deren im Wege des dreimaligen Nuntienwechsels eine Ueberein⸗ stimmung nicht erzielt werden konnte. Um halb 11 Uhr nahmen die beiden Präsidenten Ritter von Schmerling und Bela Perczel am Pröäsidententische Platz, und letzterer, das Präsidium führend, eröffnete die Sitzung, indem er die Schriftführer aufforderte, durch Namensaufruf die Zahl der Anwesenden zu konstatiren. Der Namensaufruf ergab das Resultat, daß von der Delegation des Reichsrathes alle 60 Mitglieder, von der ungarischen Delegation 53 Mitglieder anwesend waren. Zur Herstellung der Stimmen⸗ gleichheit wurden 7 Mitglieder der oͤsterreichischen Delegation ausgeloost.
Es wurde hierauf über die erste Frage abgestimmt, betref⸗ fend die Differenz zwischen den Beschlüssen der beiderseitigen
Werndl⸗Gewehren. Die stimmberechtigten 52 österreichischen De⸗ legirten stimmten einhellig mit Ja, die 52 ungarischen Delegirten mit Nein. Bei der zweiten Frage, betreffend das Absolutorium für die unter dem Titel 18 des Heeresbudgets, „Militärgrenze“, im Jahre 1870 und 1871 gemachten Mehrausgaben im Gesammt⸗ betrage von 699,873 fl. 47 kr. wiederholte sich derselbe Vorgang. Die österreichischen Delegirten stimmten einhellig mit Nein, die ungarischen Delegirten mit Ja, so daß 57 gegen 52 Stimmen votirten und der Präsident konstatiren mußte, daß die gesetzliche Stimmenmehrheit in beiden Fragen nicht erzielt worden sei. Nach einer kurzen Unterbrechung wurde das Protokoll verifizirt und die Sitzung um 12 Uhr 15 Minuten geschlossen.
Als Resultat dieser Abstimmung stellt sich heraus die Nicht= bewilligung der (von der österreichischen Delegation votirtem höheren Summe zur Anschaffung der Werndlgewehre und die Nichtertheilung der (-von der ungarischen Delegation votirten) Indemnität für die Differenz bei der Militärgrenze. — Nach dem von beiden Delegationen votirten Finanzgesetz für 1814 beläuft sich das gemeinfam zu bedeckende Nachtragsmehrerforder⸗ niß für i873 auf 794,793 fl. 50 kr. Das ordentliche Erfor⸗ derniß für 1874 beträgt 99,868,400 fl., das außerordentliche 10,680, 977 fl, zusammen also das gesammte, gemeinsam zu bedeckende Erforderniß 110,549,377 fl. Nach Abzug der Ein nahmen des Zollgefalls, welche mit 17,596,009 fl. eingestellt sind, beziffert sich die von den im Reichsrathe vertretenen König⸗ reichen unb Ländern zu den gemeinsamen Auslagen beizusteuernde Summe mit 63,831,872 fl. 62 kr., die auf die Länder der un- garischen Krone entfallende diesbezügliche Summe mit 27 366 656 fl. 84 kr.
In der ungarischen Delegation verkündigte Andrassy heute, der Kaiser habe die gleichlautenden Beschlüsse der Dele⸗ gationen sanktionirt und danke für die patriotische ðpferwilligkeit der Delegationen ungeachtet der exceptionellen finanziellen Schwie⸗ rigkeiten von Seite üngarns; ferner danke die Regierung für die vertrauensvolle Unterstützung Seitens der Delegation. Nach der Schlußrede des Vize⸗Präsidenten Perezel wurde die Delegatian unter anhaltenden Gljenrufen auf den Kaiser und die Kaiserliche Zamilie geschlofsen. — Die österreichische Delegation wurde nach einer konformen Erklärung Andrassy's und Schlußrede Schmer⸗ lings unter dreimaligem Hoch auf den Kaiser geschlossen.
— Gestern hat im Ceremoniensaale der Hofburg Gala⸗ Empfang der Mitglieder der auswärtigen Ausstell!ungs. Kommisfionen, der Kaiserlichen Kommission und der Feneralbirektion stattgefunden. Die Vorstellung erfolgte durch die resp. aktiven fremden Gesandten, den Handels⸗Minister und den Generaldirektor der Ausstellung.
— 13. Mai. (W. T. B) Der Kaiser von Rußland trifft, wie das „Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureau“ meldet, am J. Juni hier ein und wird während seines sechstägigen Aufent⸗ haltes im Lustschlosse Schönbrunn Wohnung nehmen. Der König der Belgier wird am 28. Mai erwartet.
Schweiz. Bern, 13. Mai. (W. T. B. Der Erzbischn Lachat hat in einem Schreiben an den Bundegrath die Erllã⸗ rung abgegeben, daß, obgleich er sich immer noch als Bischoj der ganzen Diözese Basel betrachte, er 1. behuf Vermeidung größerer Konflikte genf, Modifikationen in der Jurisdiktion über dieselbe eintreten lassen werde.
Niederlande. Haag, J. Mai. In Folge der indischen Ereignisse hat der Krkegs. Min ster, bekannt gemacht, daß für den indischen Kriegs dienst 10 Kapitäne und 40 Suhasten, Offiziere der Infanterie, 4 Lieutenants vom Ingenieur Ca unbo29 Aerzte erster, züheiter und dritter Klasse auf 2 Zuhre 5 tachirt werden sollen. Diejenigen, welche sich dazu melden un angenommen werden, erhalten 1509 Fl. zur Ausrüstin Außerdem sollen in diesem Jahre noch 1700 Mann Infanterie,
0 Mann Artillerie und 100 Mann Sappeurs nach Jarg ge,
b schickt werden. Ferner beauftragt der Kriegs⸗Minister lle Plat⸗
Delegationen im Betrage von 1,025,000 fl. zur Anschaffung von
X
Der ö Italien hier zurückerwartet. . . G r . — Ein Reutersches Telegramm aus Ottawa in Canada vom 9. d6. meldet: „In heutiger Sitzung des Repräsentanten⸗ auses theilte der Marine⸗Minister in Erwiderung auf eine terpellation mit, daß das Dominion beabsichtige, die britische Regierung zu ersuchen, gewisse Paragraphen von Mr. Plinsolls Bill, die als im hohen Grade nachtheilig erachtet werden, von ihrer Anwendung auf canadische Schiffahrt zu eximiren. In⸗ zwischen wünsche die Regierung des „Dominion“ einen cana⸗ dischen Lloyd zu gründen und für denselben eine legale Position nachzusuchen, die der, welche das englische Institut besitzt,
ãhnlich ist.“ (W. T. B.) Lord Granville gab in der
— 12. Mai. heutigen Sitzung des Oberhauses auf eine Anfrage von Lord Stratheden in Bestätigung anderweitiger Nachrichten die Erklä⸗ rung ab, daß die Mission von Sir Bartle Froͤre, abgesehen von dem Mißlingen seiner Sendung bei dem Sultan von Zan⸗ zibar, von Erfolg begleitet worden sei. — Des Pfingstfestes wegen wird das Oberhaus vom 27. Mai bis zum 9. Juni, das Unterhaus vom 27. Mai bis zum 5. Juni keine Sitzung halten.
Frankreich. Paris, 11. Mai. Das „Journal officiel“ veröffentlicht ein Dekret, wonach die Ausfuhr von sublimirtem Schwefel nach Spanien freigegeben wird.
— Der Schwiegersohn des Kaisers von Brafilien, Graf d' Eu, ist in Paris eingetroffen und von seinem Vater, dem Herzog von Nemours, empfangen worden.
— Gestern Abend fand eine General-Versammlung des deutschen Hülfsvereins statt; den Vorsitz hatte der öster⸗ reichische Botschafts⸗Rath Graf Hoyos, der vor dem Kriege einer seiner Vize⸗Präsidenten war. Da man beabsichtigt, in Paris einen besondern österreichischen Hülfsverein zu bilden, so handelte es sich um das Ausscheiden desselben aus dem deutschen Verein und um die Bestimmung, über das Vermögen desselben. Nach einer längeren Diskussion wurde im Prinzip beschlossen, daß das Vermögen in einer noch festzustellenden Weise unter die beiden Vereine vertheilt werden soll, und daß jeder dersel⸗ ben einen Ausschuß zu ernennen habe, um zu einer Verein⸗ barung zu gelangen. Der deutsche Hülfsverein schritt hierauf zur Wahl seines Vorstandes. Zum ersten Präsidenten wurde der deutsche Botschafter Graf Arnim, zum zweiten der bayerische Geschäfts träger Ruthhard, ernannt.
Spanien. Madrid, 8. Mai. Die „Gaceta“ bringt den Text des Tagesbefehls, den General. Nouvillas an die Armee richtete, als er vom Kriegs⸗Ministerium Besitz ergriff:
Soldaten! Indem ich vom Krlegs-Ministerium, dessen Leitung mir von der Regierung der Republik anvertraut wurde, Besitz ergreife, ist der erste Gedanke eines Veteranen für Euch, für die Atmee. Ihr habt gesehen, wie die Verleumdungen der Feinde der Freiheit vor den Thatsachen zu nichte wurden. Weit entfernt davon, an die . der Armee zu denken, will die Republit im Gegentheil dieselbe ver— vollkommnen, damit sie zugleich mit, den bewaffneten Bürgern der Schirm des Rechts und des Gesetzes sei. Niemals wird die Republik Euer Loos durch Ueberraschung entscheiden; niemals wird der Mi— nister der an Eurer Spitze steht, übereilt handeln, Er wird niemals wich⸗ tige Maßregeln ergreifen, ohne sie früher dem Ministerrathe vorgelegt zu haben, welcher so viele Beweise des Interesses gegeben hat, das er an Eurem Glanze nimmt, so viele Beweise seines lebhaften Wunsches, Subordination und Disziplin in Euren Reihen aufrechtzuhalten. Alle Reformen weitgehender Natur, die derselbe in der Armee einzuführen wünschen mag, wird er vorher dem Verdikte der Cortes, als der in veränen Stelle, unterbreiten.
Soldaten! Die Republik ist von der Nation ausgerufen worden, sie wird von den Cortes organifsirt werden, welche durch das vollständig freie allgemeine Stimmrecht eiwählt, der wahre Ausdruck der Volks⸗ Souveränetät sind. Eure Pflicht besteht darin, Eurem Chef zu ge⸗ horchen und ihm zu helfen, um den schon im Erlöschen begriffenen Bürgerkrieg zu Ende zu führen und die Ordnung und Ruhe, zu kon— solidiren, deren die Nation bedarf, um ihren souperanen Willen frei zum Ausdruck zu bringen. Wann sich die Cortes versammeln werden, so werden sie Euch eine neue Organisation auf Grundlage der großen modernen Prinzipien geben, damit Ihr werdet, was Ihr, sein sollt, nämlich die Soldaten eines freien Volkes und die Vertheidiger der Re⸗ publik, welche von allen, namentlich aber denen die zu ihrem Schutze hewaffnet sind, blinden Gehorsam fordert. Indem Ihr also den Geist des Gehorsams unter Euch pflegt, wahrt Ihr die öffent— liche Ordnung; indem Ihr die Entscheidung der Cortes erwartet, tragt Ihr dazu bei, die sozigle Disziplin zugleich mit Eurer eigenen zu kräftigen, und. Ihr könnt versichert sein, daß Euer Logs von diesen selben konstituirenden Cortes verbessert werden wird. Die Republik wird sich konsolidiren; diese Regierungsform hat die Zustimmung des ga en Volkes erlangt und verdient. Ihr werdet zu ihrer Kräftigung
eitragen, durch Eure Tapferkeit auf den K sowie durch Euren Gehorsam gegen die Gesetze und Eure Achtung vor den kon— stituirten Autoritäten und so werdet Ihr, wie Ihr es immer gethan, noch einmal das Recht und die Freiheit retten. Setzt in die Regie⸗ rung der Republik dasselbe Vertrauen, welches Ihr stets Eurem ehe— maligen General gezeigt habt, welcher Euch kennt und Eure Soldaten—⸗ herzen zu schätzen weiß.
Madrid, den 4. Mai 1873. Ramon Nonvillas. — 11. Mai. (W. T. B.) Die Regierung hat zur Be⸗ kämpfung der Carlistenbanden in den nördlichen Provinzen eine Truppenverstärkung von 5009 Mann abgehen lassen; für die Wahlen zur konstituirenden Nationalversammlung wurde die strengste Unparteilichkeit und die Beobachtung der vollstän⸗ digsten Wahlfreiheit somohl den Wählern als den Wahlkandida⸗ ten gegenüber allen Behörden eingeschärft.
— 12. Mai. Das Resultat der Wahlen zur konstitui⸗ renden Versammlung am ersten Wahltage ist, soweit die bisherigen Nachrichten reichen, folgendes: Es sind 138 Födera⸗ listen, 9 Radikale, 2 Konservative, ein Alphonsist und ein uni⸗ iarischer Republikaner ö. worden. Das Gesammtergebniß läßt sich noch nicht völlig übersehen; man rechnet indessen dar⸗ auf, daß 350 föderalistische und etwa 40 der Opposition aller Parteien angehörige Deputirten gewählt werden.
Italien. Rom, 8. Mai. Der König hat sich heute Morgen nach Neapel begeben und um 2 Uhr Nachmittags der Kaiserin von Rußland am Bord ihrer Jacht einen Besuch gemacht. Die Kaiserin erwiderte den Besuch im Königlichen Palaste und kehrte darauf nach Sorrent zurück.
— Der Fürst von Montenegro und der Prinz Alexan⸗ der von Hessen-Darm stadt sind hier eingetroffen.
— 9. Mai. Die Senatskommission für die Mi⸗ litärvorlagen hat gestern die Berathung folgender Vorlagen , . Reorganisation der Armee, Requisition von Pferden und Wagen in Kriegszeiten, Territorialmiliz⸗Eintheilung.
— 12. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Vormittags⸗
reich,
sitzung der Deputirtenkammer kamen die bereits gemeldeten, durch das Verbot einer Vollsversammlung veranlaßten Vor⸗ fälle des gestrigen Tages zur Sprache. Die Abgeordneten Doda und Cairoli sprachen sich mißbilligend darüber aus, daß die
beabsichtigte Versammlung verboten sei, wofür ein gesetzlicher
Grund nicht vorgelegen habe. Der Minister⸗Präsident Lanza suchte dagegen auszuführen, daß die Regierung gesetzlich befugt sei, Versammlungen zu verhindern, wenn dieselben eine Stö⸗ rung der öffentlichen Ordnung und Ruhe befürchten ließen; die Regierung könne keinesfalls gestatten, daß, während die Volks⸗ vertretung über das Klostergesetz in Berathung begriffen sei, der Versuch gemacht werde, eine Pression auf dieselbe auszuüben. Der Deputirte Ruspoli erklärte, indem er seinem Bedauern über die gestrigen Vorgänge Ausdruck gab, er hege das Vertrauen, daß die Regierung solche Unordnungen zu unterdrücken wissen werde. Minghetti beklagte sich über persönliche Unbilden, denen er Seitens der Theilnehmer an der Demonstration ausgesetzt ge⸗ wesen sei, weil er für den Regierungsentwurf sei. Fiorentino äußerte seine entschiedene Mißbilligung der Demonstration und verlangte Maßregeln zur Sicherung der Freiheit der Deputirten und der Ordnung, verzichtete indessen darauf, einen betreffenden förmlichen Antrag zu stellen, nachdem der Minister⸗Präsident erklärt hatte, daß man energisch gegen die Ruhestörer vorgehen werde. Der ganze Zwischenfall hat zu weiteren Folgen keine Veranlassug gegeben. Die Stadt ist völlig ruhig.
— Der König hat einen speziellen Bericht über die gestrigen Ereignisse verlangt. Die Regierung hat energische Maßregeln ergriffen, jeden Versuch zu weiteren Ruhestörungen sofort zu unterdrücken. Es sind noch mehrere Verhaf⸗ tungen vorgenommen; die gestern verhafteten Personen gehören dem Arbeiterstande an. Alle Blätter bringen Be⸗ sprechungen über die Vorfälle des gestrigen Tages. Die „Li⸗ bertâ“ hebt hervor, daß die Carabinieri und Polizeimannschaften, als sie zum Einschreiten genöthigt gewesen seien, sich mit der größten Mäßigung benommen hätten. Die „Voce della verita“ erwähnt eines Gerüchts, daß durch die gestrigen Vorfälle eine Aenderung in der Haltung der Minorität der Kammermitglieder bemerkt worden sei und letztere, anstatt das Klostergesetz zu ver⸗ werfen, sich der Abstimmung enthalten würden, eine Mittheilung, die indessen noch der Bestätigung bedarf.
— Die Deputirten kammer setzte nach Beendigung der gemeldeten, durch die gestrigen Ereignisse hervorgerufenen Zwischen⸗ debatte, die Berathung über das Klostergesetz fort, wobei der Präsident der Kommission Masit unter Widerlegung der gegne⸗ rischen Einwendungen den von der Kommission vorgeschagenen Entwurf vertheidigte. Nach der Sitzung fanden gegen einzelne Deputirten Demonstrationen Seitens der vor der Kammer ver⸗ sammelten Volkshaufen statt. . , nn
Schweden und Norwegen. Stockholm, 12. Mai. (W. T. B.) Die feierliche Krönung des Königs und der Königin hat heute Mittag in der Storkyrka statt⸗ gefunden. Der König legte den Weg vom Schlosse nach der Kirche, welche in ihrem festlichen Schmucke einen prachtvollen Anblick gewährte, trotz heftigen Regens zu Fuß zurück; die Kö⸗ nigin bediente sich eines Wagens. Eine unabsehbare Menschen⸗
menge war versammelt und begrüßte das Königliche Paar mit.
enthusiastischen Kundgebungen und endlosen Jubelrufen. Die Spezialgesandten der auswärtigen Mächte, die übrigen hier akkreditirten Mitglieder des diplomatischen Corps, die Mitglieder des ö. und die hohen Würdenträger wohnten der Cere⸗ monie bei.
Dänemark. Kopenhagen, 9. Mai. Die Reichstags⸗ session wird vermuthlich noch im Laufe der nächsten Woche geschlossen werden. Einige Eisenbahngesetze, sowie das Gesetz, betreffend Anlegung von Deichen auf der Insel Laaland, und ähnliche werden noch erledigt werden und die Königliche Sank⸗ tion erhalten können. Vorher erwartet man noch zur Behand⸗ lung des sogenannten Wahlgemeindegesetzes die Niedersetzung eines Ausschusses aus 9 Mitgliedern beider Thinge. Das Landsthing hat bereits einmal mehrere vom Folkething be⸗ schlossene radikale Aenderungen zum Gesetze abgelehnt. Es wurde deshalb von den Führern der Linken der Vorschlag zur Niedersetzung eines gemeinsamen Ausschusses bekämpft. Trotz⸗ dem wurde derselbe mit 46 gegen 28 Stimmen genehmigt.
Amerika. Aus dem chilenischen Konsulat in London geht der „Times“ folgende Zuschrift zu:
Mein Herr! Ihren Wunsch kennend, das Publikum stets daran zu verhindern, in illusorische Projekte gezogen zu, werden, und es in meiner Eigenschaft als Konsul für die Republik Chili für meine Pflicht erachtend, das Publikum dagegen zu warnen, sich irgendwie mit Par—⸗ teien einzulassen, die mit einer feindseligen Absicht gegen die chile⸗ nische Regierung mit Bezug auf die Provinz Araucanien in Ver⸗ bindung stehen, erlaube . mir, Ihnen mitzutheilen, daß unlängst die Herren Bath u. Son, von welcher Firma ich ein Mitglied bin, von einer Person aus Greenwich einen Brief empfingen, worin ihnen vor⸗ geschlagen wurde, in Geschäftsoperationen mit dem sogenannten König⸗ reich von Araucanien“ zu treten, und ich habe erfahren, daß unter dem Vorwande von Kolonisationszwecken Bonds emittirt wurden, zu dem Behufe, um sie hier und in Frankreich unterzubringen. Nachdem nun heute von einer Person, der einige angeboten worden waren, bei mir Erkun⸗ digungen eingezogen wurden, ob dieselben ven der chilenischen Regierung garantirt würden, kann ich mit Bestimmtheit konstatiren, daß dieselben gänzlich ohne die Sanction der Regierung emittirt wurden; und möge es auch bekannt werden, daß „Araucanien“, weit davon entfernt ein Königreich zu sein, eine Provinz der Republik ist. Sie enthält eine Bepölkerung von ungefähr 90900 Bew., hat große und bedeutende Städte, denen von der chilenischen Regierung in Santiago ernannte Beamte vorstehen, und Kapital sowie alle an der Küste ohne Erlaub⸗ niß der Regierungsbeamten ankommenden Güter würden konfiszirt und die Parteien als Schmuggler behandelt, werden. Ich brauche kaum hinzuzufügen, daß alle Personen, die mit irgend einer gegen die ö gerichteten feindseligen Organisation in Verbindung stehen, trenger Bestrafung nach den Gesetzen der Nepublik verfallen, Und, wenn Unterthanen Großbritanniens, sich den Strafen des Foreign En⸗ listment Akts aussetzen würden. 50e, . ich, mir zu be⸗ merken, daß ich in Uebermittelung dieser Mittheilung in Ueberein⸗ stimmung mit dem hiesigen Gesandten handle. Ich zeichne Ihr ge⸗ horsamer Diener Thomas K. Weir, Konsul.
Das Cours buch der Deutschen Reichs-Post-Ver⸗ werwaltung, Mai 1873, J. Abtheilung, enthaltend die Eisenbahnen in Deutschland und der österreichisch⸗ungarischen Monarchie und Ueber⸗ sicht der bestehenden Rundreise⸗ Touren mit Angabe der Billetpreise, bearbeitet im Coursbureau des Kaiserlichen General⸗Postamts. Ver⸗ lag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker), ist soeben ausgegeben und umfaßt die bis zum 1. Mai eingetretenen resp. mit demselben Tage eintretenden Aenderungen in dem Gange der Eifenbahnzüge. Abtheilung II. für Mai enthält die bedeu⸗ tenderen Eifenbahnrouten in Europa, außer Deutschland und Oester⸗ ferner Postverbindungen in Deutschland und den angrenzenden Ländern, Dampfschiffcourse; Reisetouren zwischen mehreren Hauptorten Europas, Verzeichniß der Bader und, Kurorte in Deutschland und den angrenzenden Ländern nebst Nachrichten über die Reiseverbindung
dieser Orte, Reisetouren zwischen Berlin und den bedeutenderen Bade⸗ Orten, Tarif für Courier⸗ und Extraposten, Wegemaße, Münzver⸗ gleichungs⸗Tabelle, Zusammenstellung der Bestimmungen über Be⸗ nutzung der Telegraphenlinien und Gebührentarif ꝛc. Mit 2 Karten.
— Nr. 30 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs-⸗Post⸗ verwaltung hat folgenden Inhalt;: Geueral-Verfügungen: Vom 5. Mai 1873. Warnung vor Verwendung zu stark gepreßter Brief⸗ kouverts. Vom 9. Mai. Annahme von Bestellungen auf das „Post⸗ blatt“ für das ganze Jahr. Vom 9. Mai. Eröffnung der Eisen—⸗ bahn zwischen Osnabrück und Hemelingen (Bremen).
— Nr. 10 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗ Telegraphen-Verwastung hat folgenden Inhalt: Verfügung: vom 7. Mai 1873. Aufhebung der Stempelpflichtigkeit verschiedener Gattungen von Urkunden und Schriftstücken.
Statistische Nachrichten. Die Nr. 7 der Annalen des Deutschen Reiches für Ge— se gebung, Verwaltung und Statistik, herausgegeben von Dr. Georg Hirth, enthält: Die Reform der Preußischen Volksschule vom 15. Ok— tober 1872. I. Circularverfügung, betreffend die Einrichtung, die Aufgabe, und, das Ziel der Volksschule. II. Circular- verfügung, die Mittelschule betreffend. Lehrplan für die Mittel- schulen. III., Circularverfügung, die Aufnahmeprüfung an den Kö⸗ niglichen Schullehrer⸗Seminarien betreffend. Vorschriften über die
Prüfung. IV. Circularverfügung, die Lehrordnung und den Lehr⸗
plan fuͤr die Königlichen Schullehrer⸗Seminarien betreffend. Lehr⸗ ordnung und Lehrplan. V. Circularverfügung, die Prüfungsordnung für Volksschullehrer, Lehrer an Mittelschulen und Rektoren betreffend. 1 Prüfungen der Volksschullehrer. 2) Desgleichen der Lehrer an Mittetschulen. 3) Desgleichen der Rektoren. — Elsaß⸗ Lothringen (Fortsetzung aus Jahrgang 1872). A. Gesetze und Verordnungen aus dem Verwaltungssahr 1872,73. B. Zweite Jahresübersicht über die Gesetzgebung und. Verwaltung in Elsaß⸗Lothringen für 1872175. (Amtlich. — Bestimmungen über den Verkehr mit der Reichspost. (Gesetze, Reglements und Instraktionen A. Gesetz über das Post⸗ wesen vom 28. Okt. 1871.
Kunst und Wissenschaft.
Naum burg 4. S., 5. Mai. Am 23. und 24. Mai d. J.
feiert die Landesschule Pforta ihr 330 jähriges Stiftungsfest. Düsseldorf, 10. Mai. Mit der Errichtung des Marien—
denkmals auf, dem Maxplatze war man bereits vorgestern Abend s weit vorgeschritten, daß die Säule fertig dastand; gestern und heute nun war man wit der Aufrichtung der Marienstatue, welche eine Höhe von 14 Fuß hat, beschäftigt, und heute Mittag gegen 12 Uhr verkündeten Böͤllerschüsse der Bürgerschaft die glückliche Vollen⸗ dung des Werkes. Die ganze Höhe des Denkmals beträgt 53 Fuß. = Dem „Börsenblatt für den deutschen Buchhandel“ zufolge, be⸗ findet sich auf der Sternwarte Pulkawa bei St. Petersburg ein altes, 1531 gedrucktes Buch, in welches Copernikus, dem es einst gehörte, viele Randbemerkungen, theils über sein Leben, theils astronomischen Inhalts geschrieben hat.
Landwirthschaft.
Berlin. Der Ausschuß des Deutschen Landwirth⸗ schaftsrathes war am 21. und 22. April hier versammelt. Der Vorsitzende, v. Wedell⸗Malchom, berichtete zunächst über die bis zum Zusammentritt des Ausschusses erfolgte Ausführung von Beschlüssen der zweiten Versammlung. Darnach sind u. A. Die von letzterer be— schlossenen Resolutionen mit Motiven Betreffs Besteuerung des Ta—⸗ baks und Einrichtung von Schlachthäusern an, der russischen und öster⸗ reich isch⸗ungarischen Grenze dem Reichskanzler-⸗Amte überreicht worden, während die vom General⸗Sekretär entworfenen, von den Antrag stellern begutachtete, Motive zu den Resolutionen Betreffs zollfreier Einfuhr von Dampfpflügen und Mähemaschinen, sowie rücksichtlich Spiritus-Fabrikatsteuer durch den Ausschuß festgestellt wurden, so, daß die Einreichung an das Reichskanzler⸗Amt demnächst sofort erfolden konnte. Hieran schlossen sich, Berathungen üher Aus—⸗ führung der noch nicht erledigten Beschlüsse der zweiten Versamm— lung, geschäftliche Mittheilungen, Berichte über die Thätigkeit der Kommissionen, Vorbereitendes für die Tagesordnung der dritten Ver— sammlung ꝛc, Auf die letztere wurden zunächst die in der 2. Versammlung wegen Mangels an Zeit nicht zur Berathung gekom⸗ menen Gegenstände (Fortbildungsschulen, Eisenbahnen und Gewähr⸗ leistung beim Viehhandel) gebracht und demnächst u. A.: ein im Auf⸗ trage der landwirthschaftlichen Centralstelle . das Großherzogthum Baden von dem Mitgliede Scipio gestellter Antrag, welcher die Un⸗ tersuchung des Hagelversicherungswesens in Deutschland und event. Vorschläge zur Organisation einer allgemeinen Deutschen Hagelversiche⸗ rungsanstalt, unter Kontrolle und Aufsicht der landwirthschaftlichen Vereine, bezweckt; ene. ein von dem Mitgliede Dr. Stöckhardt im Auftrage des Großherzoglich sächsischen Staats- Ministeriums gestellter Antrag betreffs Anstrebung eines einheitlichen Planes für Pferdezucht in . deutschen Staaten, welche nicht in der Lage sind, Ge⸗ stüte oder eine größere Anzahl von Beschälstationen begründen, res dauernd erhalten zu können; ein Antrag von von Lenthe: nber rung gleichmäßiger Notirung der Marktpreise für landwirthschaftliche Produkte betreffend. Die Fragen wegen Veränderungen des Zolltarifs, Was⸗ sergesetzgebung und ländlicher Arbeiterverhältnisse wurden in Folge von Be⸗ schlüssen der 2. Versammlung auf die Tagesordnung geb acht und außerdem für dieselbe in Aussicht genommen: Revision des Eisenbahn⸗ Bektriebsreglements vom 3. und 10. Juni 1870, betreffs Viehtrans⸗ portes; Bank⸗Gesetzgebung einschließlich Staats Papiergeld; Fabrikat⸗ steuer bei der Zuckerfabrikation. Zu längerer Diskussion gab eine ge⸗ legentlich zur Sprache gekommene prinzipielle Frage Veranlassung, welche aus dem im Fohhn wiedergegebenen Beschlusse ersichtlich wird. Derselbe lautet; Der Ausschuß hält es für wünschenswerth, daß die Vereine sich mit Eingaben nicht direkt an das Reichskanzler— Amt wenden, sondern zur Uebermittelung solcher den deutschen Land⸗ wirthschaftsrath benutzen. Aus den geschäftlichen Mittheilungen wird hier nur hervorgehoben, daß das der 2. Versammlung von Freiherrn von Ow erstattete Referat mit Korreferat von Knauer über Fortbil— dungsschulen den sämmtlichen Vereinen mit dem Ersuchen zugestellt worden ist, sich vor Zusammentritt der 3. Versammlung üher den Gegenstand äußern zu wollen, daß der General-⸗Sekretär mit Ausarheitung des Berichts über die 2. Versammlung beschäftigt ist und beabsichtigt wird, das Archiv des Deutschen Landwirthschaftsrathes nicht nur im Landwirthschaftlichen Centralblatte, sondern auch im Kommissions⸗ Verlage erscheinen zu lafsen. Der Vorbericht und Bericht über die 2. Versammlung, sowie die Denkschrift des Professor Richter über Zettelbanken, welche im n r. 1872 erschienen, können schon jetzt durch die Verlagsbuchhandlung Wiegandt u. Hempel bezogen werden. — In der Bertretung haben folgende Veränderungen stattgefunden: Ministerialrath v. . hat aus geschäftlichen und Gesundheits⸗ rücksichten sein Mandat für Bayern niedergelegt und ist an seine Stelle Hugo Ritter von Maffei, Gutsbesitzer in München, gewählt. An Stelle des, in Folge seiner Berufung als ordentlicher Professor an die Universität Rostock ausgeschiedenen. Grafen Dr. zur Lippe— Weißenfeld ist im Königreich Sachsen der Rittergutsbesitzer v. Watz⸗ dorff⸗Sollschwitz gewählt, während eine Wahl an Stelle von Schultz⸗ Petershagen (Brandenburg), welcher sein Mandat niedergelegt hat, noch nicht erfolgt ist.
Sandel und Gewerbe.
Wien, 13. Mai,. (W. T. B.). Gestern Abend hat eine aber— malige Konferenz im n n . stattgefunden, zu welcher außer den in den früheren Konferenzen Erschienenen noch die Bankhäuser Epstein. Paul hh Julius Goldschmidt, Mahlmann ugezogen waren. Ver gin ng üinister legte den Versammesten Lie
age vor, ob man nicht stalt zu einer Suspendirung der Bankakte i einer Finanzoperation greifen könne, durch welche der Devisen⸗ esitz der Bank verstärkt und folgeweise die metallmäßige Be⸗ derkang der Bank erhöht werde, Sämmtliche Anwesende bis auf ein einziges Mitglied sprachen sich aber gegen eine solche Maßregel aus, da eine rasche 86 ung größerer Posten von solchen Devisen unmöglich sei. Das Resultat der Berathung blieb demzufolge das