1873 / 125 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 28 May 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Der bei der Aussteuer⸗Versicherung nach Tabelle XIII. des neuen Geschäftsplanes (mit Prämien⸗Rückgewähr) am 31. Dezember 1871 vorhandene Versichecungsbest and von 215 Polizen über 125,826 Thlr. Versicherungssumme, hob sich bis zum 31. Dezember 1872 auf 416

olizen über 269, N77 Thlr. Versicherungssumme gegen eine einmalige raͤmienzahlung von 844 Thlr. 23 Sgr. 11 Pf. und zur Jahres— prämie von 8651 Thlr. 2 Sgr. 6 Pf.

Der Bestand der Kinderversorgungskasse nach Tabelle X. des alten Geschäftsplanes betrug am 31. Dezember 1571 1026 Polizen über 1578 Antheile, Ende 1872 959 Polizen mit 1481 Antheilen.

Der am 31. Dezember 1871 vorhandene Bestand der Renten⸗ Versicherung von 37 Polizen über 7988 Thlr. jährlicher Rente hatte sich bis zum 31. Dezember 1872 auf 39 Polizen über S427 Thlr. jährlicher Rente gehoben. . ;

Unter den bei der Lebensversicherung Betheiligten war in dem betreffenden Geschästssahre eine Sterblichkeit von 223, mnn3 Personen mit 192,33 33 Thlr, Versicherungs Summe zu erwarten. Es waren aber für 255 Todesfälle 204,093 Thlr. zu zahlen, demnach ergiebt sich, daß der Gesellschaft 35, r Personen mehr starben, auch 11,1590 60? Thlr. Versicherungs⸗Summe mehr fällig wurden, als die Rechnung erwarten ließ. . .

Auch bei der Begräbniß-Versicherung wurde die Sterblichkeits. erwartung überschriffen. Es- starben 235 mit 14625 Thlr. versichert gewesene Personen, während eine Sterblichkeit von 200,234 Personen mit 12,140,215 Thlr. Versicherungssumme zu erwarten war. Es hat alfo eine Ueberschreitung der Sterblichkeitserwartung um Ichzsis Per= sonen und 2484,63 Thlr. Versicherungssumme stattgefunden.

Schließlich ist noch zu erwähnen, daß die Gelder der Gesellschaft pupillarisch sicher angelegt werden und ein Verlust von dieser Seite bis jetzt nicht vorgekommen ist.

Verkehrs⸗Anstalten.

Nr 41 der zeitung des Vereins Deutscher Eisen⸗ bahn⸗Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt; Berlin⸗Anhaltische Eisenbahn (Geschäftebericht pro 1872). Berlin Hamburger Eisen⸗ pahn (Geschäftsbericht pro 1872). Cottbus Großenhainer Eisen= bahn. Unstrut-Eisenbahn⸗-Gesellschaft. Pfälzische Eisenbahnen (Geschäftsbericht pre 1872). Personalnachrichten. = Ausland: Frankreich. Eisenbahnkalender. Offizielle und Privat-⸗Anzeigen. Verzeichniß überzähliger Güter.

München, 25. Mai. Die Bahnlinie von Nürnberg nach Crailshe tm, welche etwas über 26 Stunden lang werden wird, ist nunmehr vollständig im Bau begriffen. Da si— eine Reihe von Thälern und Flüsfen, nämlich die Rednitz, Rezat, Altmühl, Sulzach, Wörnitz und Jaxt mit den dazwischen liegenden, oft sehr bedeutenden Wasserscheiden quer zu überschreiten hat, werden die Bauarbeiten sehr Fedeutend sein; doch hofft man, den Vollendungstermin im Jahre 1874 einhalten zu können. Da Reisende gus Fürth nach Ansbach z(. mit einem Umweg von 16 Stunde über Nürnberg fahren müßten, so wird eine Vizinalbahn nach der künftigen Station Gebersdorf gebaut werden, wofür ein sehr günstiges Terrain zu Gebote steht.

Konstanz, 24. Mai. Im hiesigen Bahnhofgebäude finden gegenwärtig Konferenzen badischer und, schweizerischer Be⸗ pollmächtigter wegen der Anschlüsse der Winterthurer Bahn statt. .

London, 25. Mai. Das unterseeische Kabel zwischen Madras und Penang, dessen Leitung kürzlich eine Unterbrechung erlitt, ist reparirt worden, wodurch die direkte Telegraphen Verbindung i fr Europa und China, Java und Australien wieder herge⸗ tellt ist.

Preise.

Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Bureau.

Wien, Mittwoch, 28. Mai, Vormittags. Beim Finanz⸗ Minister hat eine Konferenz stattgefunden, an welcher die Ver= treter der Kreditunstalt, der Bodenkreditanstalt, der Eskomptebank und der Anglobank, sowie Wodianer und Winterstein theil nahmen, Die genannten Vertreter erklärten, wie die „Neue freie Presse“ meldet, daß die bisherigen Maßnahmen der Regierung, nämlich die Suspendirung der Bankalte und die Ab⸗ verlangung der Rohlilanzen als das Zweckentsprechendste anzu⸗ schen seien, was die Regierung thun konnte. Bezüglich der von der Haute Finance vorzunehmenden Schritte fand der Plan am meiften Anklang, wonach ein mit 30 bis 50 Millionen zu bildender Kreditverein Wechsel eskomptiren und Papiere kaufen solle. Die Geldmittel für diesen Kreditverein hätte die Nationalbank auf Grund von Wechseln des Kreditvereins zu beschaffen. Die „Neue freie Presse hält einen ihr von anderer Seite zugekommenen Plan für ersprießlicher, wonach behufs der Ver⸗ hinderung von Exekutionsverkäufen eine Art Garantie Syndikat zur Uebernahme der exekutirenden Effekten zu bilden wäre. Das Blatt konstatirt, daß die einzelnen großen Institute noch immer Einlagen zurückweisen, so daß das in Wien momentan brach liegende Geld ohne Uebertreibung auf 50 Millionen taxirt wer⸗ den könne; auch sei die bisherige geringe Inanspruchnahme der verfügbaren Geldmittel der Natlonalbank höchst auffallend.

Ils fest beschlossen bestätigt sich die Liquidation der Wie⸗ ner Maklerbank, Industrialbank, Börsenwechslerbank (nicht zu verwechseln mit Wiener Wechslerbank) und Börsenkreditbank.!—

Die Nachricht über die Einzahlungsforderung der österreichisch⸗

italienischen Bank wird dementirt.

Rom, Mittwoch, 28. Mai. Das „Giornale di Roma“ dementirt die Nachricht, daß der französische Gesandte beim hie⸗ gen Hofe, Fournier, seine Entlassung gegeben habe.

; Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 29. Mai. Opernhaus. Mit aufgehobenem Schauspiel⸗Abonnement. Faust. Dramatisches Gedicht in 6 Ab⸗ theilungen von Goethe. Musik theils vom Fürsten Radziwill, theis von Lindpaintner. Anfang halb 7 Uhr. Kleine Preise.

Im Schauspielhause. (144. Abonnements⸗Vorstellung.) Maria und Magdalena. Schauspiel in 4 Akten von Paul Lindau. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Freitag, 30. Mai. Opernhaus. (128. Vorstellung.) Mignon. Sper in 3 Akten nach Goethe. Musik von Thomas. Ballet von Taglioni. Mignon: Frl. v. Bretfeld. —ᷣ Frl. Lehmann. Wilhelm Meister: Hr. Woworsky. Lothario: Hr. Schmidt. Lasrtes: Hr. Salomon. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗

Im Schauspielhause. (145. Abonnements ⸗-Vorstellung.) Der Elephant. Lustspiel in 4 Aufzügen von G. von Moser. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Die in den Königlichen Theatern gefundenen Gegenstände können von den Eigenthümern innerhalb 4 Wochen bei den Hauspolizei⸗-Inspektoren Schewe (Opernhaus) und Hoff—

7

me ister (Schauspielhaus) in Empfang genommen werden. Erfolgt die Zurückforderung der betreffenden Sachen in der angegebenen Frist nicht, so werden dieselben den Findern ohne Weiteres ausgehändigt.

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NW., mässig. Regen.

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5 E. L. l. R. * 8. 1

27. Mai. 7 Constantin. 335,9 11353 N., lebhaft. bedeckt. ij 28. Mai

7THaparanda. 338, 2.9 8. schw. heĩter.

7 Christians. 3374 42 WNW, mäss. wenig bewölkt.

7 Hernösand 335,0 46 0. re, . heiter.

7 Helsingfors. 337. 80 Windstille. eiter.

T Petersburg. 337, 60 NC., schw. sheiten.

7 Stockholm 337,5 89 S0, mäss. halb heiter.

7 Skudesnäs 335,5 72 NX. lebh. bewölkt.

7 0xröe. ..... 357,9 74 NMNM., schw. halb heiter.

S Frederick NM. schw.

S Helsingõör. 24. NNO. , schw. *)

7 Moskan.. 329.44 74 Q W. mässig. bedeckt.

6 , . 39 0,3 . —1 3 53 1a . a,. ;

Flensburg 335, 383.9 „schw. fast heiter.

7 Königsberg 556,4 05 7.5 2.3 O., schw. dedeckt.

6 Danzig. ... 335,9 0497 7 5-290 zieml. heiter.

w 5 . mãssig. ö 9 ieler Haf. 337,5 5 NO., mässig. trübe.

7Coslin ... 335,5 —– 04 10.33 0,1 O., schw. bedeckt.

6 Weserleuch 335,5 38,2 No., lebbaft. trübe.

7 Wilhelmsh. 335.9 6,7 NN., schw. trübe.

6 Stettin.... 335.4 1,2 9,2 04 0. mäss. trübe.

7 Gröningen. 337, 8,6 N., stille. bewölkt.

53 ö . ö. 1 bedeckt. elder .... ö 3 „schwach. .

6 Berlin .... 334.1 1.5 7,9 2.2 NW., schw. bedeckt.

6 Posen ..... 333,s 0,35 58,0 . 090 0. s. schw. bedeckt, Regen.

6 Mänster ... 3341 9,3 8.6 0,5 8D., schw. strübe, Regen.

Torgau .... 332,3 97 S4 14 W., leb haft. heiter. )

6 Breslau ... 329,7 —2.0 35 2,1 W., schw. bed., Regen.

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6 335, 90 00,4 O 2,0 W., mässig. trübe. Wiesbaden. 331,9 8,9 W., s. schw. heiter.) Ratihor ... 326,2 2, 9, O00 S., mäss. Regen. er,, 330.7 6 35 1.1 8M, mäss. trübe, Regen. Cherbourg 339, ! 9,8 X90. schw. srübe. Havre. 5355.1. 16.3 NG, mäss. trübe. Carlsruhe. . 2322 94 SW. schw. sehr bew Paris. .... 338,9 80 N., mässig. bedeckt.

7 St. Mathieu 340, 9.6 N., mässig. bedeckt.

) Gestern Regen bei starkem N. ) Gestern Nachm. 0X9. schwach. 37 Stroln S8. Gestern Nachm. S. schwach. Strom S. a) Gestern Abend und Nachts Regen. 3) Seit gestern Mittag Regen. o) Gestern Regen. ) Gestern egen.

Museum schlesischer Alterthümer in Breslau.

Der Vorstand des Museums schlesischer Alterthümer in Breslau erläßt folgenden Aufruf; ; ; .

Schlesien besaß schon im vorigen Jahrhundert, früher als irgend ein anderes deutsches Land, umfangreiche, die Verhältnisse, Sitten und Gebräuche seiner Einwohner betreffende Sammlungen, von denen wir leider Richts mehr haben, als ihre Beschreibungen und Abbildungen, welche in Den Werken ihrer einstigen Besitzer, Kund mann in Breslau, Hermann in Massel und Volkmann in Liegnitz enthalten sind. Mit dem Verluste scner Sammlungen schwand auch der Sinn für die Beachtung solcher

egenftände, welcher erst am Anfange des zweiten Dezenniums dieses Jahrhunderts durch Professor Dr. Büsching wieder hervorgerufen und mit außerordentlichem anerkennenswerthem Eifer benutzt wurde, um eine ziemlich bedeutende Sammlung zu Stande zu bringen. Ein neuer Stillstand erfolgte mit seinem bereits 1829 erfolgten Tode, und sollte nicht ein überaus reiches und die Kultur unserer Mrovinz nach allen Rücksichten behandelndes literarisches Material zu Grunde gehen, wel⸗ chem man nach langer Mißachtung endlich anfing Beachtung zu schenken, so erschien die Bildung eines besonderen Vereines dringend nothwendig, der es sich zur Aufgabe machte, Alles zu sammeln, was zur Kulturgeschichte unserer . von den vorhistorischen Zeiten bis zur Gegenwart irgend von Bedeutung ist. Es erfolgte dies im Jahre 1858. Seitdem hat der Verein für das Museum schlesischer Alter⸗ thümer die e n. Thätigkeit nach allen Seiten hin entwickelt.

Die Zahl der Mitglieder ist von 2158 im ersten Viertel jahre bis auf 700 gewachsen, welche durch ihre Beiträge von 1— 200 Thalern eine Jahreseinnahme von gegen 900 Thglern zu Stande bringen. Unter ihnen sind 40 Magistrate und Korporationen. Die Stadt Breslau zeichnet sich durch die höchste Beitragssumme aus.

Die Sammlungen des Vereins haben sich von wenigen hunder Stück in den erften Monaten des Stiftungsjahres bis auf mehr als 6h vermehrt, die Münzsammlung ungerechnet, welche allein 3600

lefische Stücke unter ca. 500 Nummern zählt, und die nicht schlesi⸗ en, welche sich auf etwa 2000 belgufen. . .

Einen wesentlichen Bestandtheil des zu Breslau im Sandstift (dem Königlichen Bibliotheksgebäude) aufgestellten Muscums bildet aber die von der Königlichen Universität im Jahre 1862 übernommene Sammlung, der Rest der von Büsching herstammenden. Zugãänglich find die Sammlungen in der Regel nur im Sommer, und zwar täg⸗ lich von 3—6 Uhr; für die Mitglieder des Vereins unentgeltlich.

In vier 5 man das Ganze zu gruppiren versucht. Von etwa 500 Begräbnißstätten t eine große Anzahl heidnischer Alterthümer, wie Todtenurnen, Gefäße aller Art, Waffen, Schmuck⸗ sachen, Hausgeräth, Spielsachen von Thon, Stein, Erz und Eisen enflehnt, darunter höchst eigenthümliche und schöne Gegenstände; die Gefäße allermeist von feiner, geschmackvoller Form, die Bronzen (wie der Spiralbrustpanzer von Schweidnitz, die Hammer von osenthal und die Armringe von Tscheidt bei Coͤfeh von trefflicher Arbeit.

SEBine zweite Abtheilung bilden die kirchlichen Gegenstände: ganze Altäre, Bilder, Altärgeräthe, Glasmalereien, Webereien, Stickereien, deli tenge , Kronleuchter. . ö

ie dritte Gruppe besteht aus ritterlich militärischen Alterthü⸗ mern: Rüstungen, . von der ältesten Form des 15. Jahrhun⸗ derts bis in die neuere Zeit, Zweihänder, Trommeln, Armbruͤste, Ka⸗ tapulte, Tartarenwaffen, Sporen, Hellebarden, Jagdgewehre u. s. w.

Die vierte Abtheilung umfaßt die häuslichen Alterthümer: Mö⸗ bel, musikalische Instrumente, Bergmännisches, Tischgeräth, Glas—⸗ arbeiten, Schmuckzeuge. Kleidungsstücke, Spiele, ö Ofen⸗ 4 Maße, Bauliches, Handschriften, Siegel, Petschafte und Ab⸗

ildungen. ]

Die Vermehrung der Sammlungen beruht theilweise auf Ge— schenken (350 Geschenkgeber zählt der letzte Katalog auf), theils auf Erwerbungen aus der Vereinskasse. .

Uuch Drucksachen mancherlei Art hat der Verein zunächst für die Mitglieder hergusgegeben. Abgesehen von kleineren, gelegentlich er. schlenenen erwähnen wir w n, der Sammlungen, welcher, 178 Seiten stark, is in zweiter Auflage zum Druck befördert warde. Jährlich zweimal läßt der Verein Berichte ausgeben (Schlesiens Vor⸗ Eit“ u. s' w., jeder mehrere Bogen stark, mit je 2 Tafeln Ahbil⸗

ungen, mehrfach im Buntdruck, Berichte, welche sich über alle Theile der Alterthumskunde verbreiten; 18 solcher Hefte liegen vollendet vor. Jamens des Vereins, allerdings auf Kosten eines Gönners der Sache,

und nicht zur unentgeltlichen Abgabe für die Mitglieder bestimmt, sind auch die „Fürstenbilder des Mittelalters“ von Dr. Luchs, ein starker Quartband mit 47 Tafeln Abbildungen, herausgegeben worden. Sämmiliche Schriften sind auch durch den Buchhandel zugänglich. Die Theilnahme Seitens des Publikums hat sich jedoch bei all den Erfolgen, dessen sich der Verein rühmen kann, im Ganzen noch nicht als eine der wichtigen Sache entsprechende erwiesen. Hat diese sich auch des Protektorats Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Frau Kron⸗ prinzessin von Preußen zu erfreuen und Fürsprache und Anerkennung bei der Generaldirektien der Königlichen Museen in Berlin, bei den Königlichen Regierungen Schlesiens, wie bei den Magistraten der Pro⸗

vinz erfahren, so fehlt doch noch viel, daß man die Unterstützung und

k welche die fur die Geschichte der Provinz so wichtigen ammlungen beanspruchen dürfen, für genügend erachten könnte. Zwar würden diese schon in der gegenwärtigen Anzahl, in dem künftigen Provinzial⸗Museum für bildende Künste be⸗ . und hell aufgestellt, demselben zu nicht geringer

ierde dienen; aber was würde sich erst erreichen lassen,

wenn die Theilnahme eine allgemeinere, eine lebhaftere wäre. Es ist daher vielleicht sogar als Pflicht für jeden Schlesier anzusehen, alles nach den oben angeführten Richtungen in das Musenm Gehörige, dessen er sich aus irgend welchem Grunde entschlagen muß oder kann, demselben zuzuwenden, oder von Funden oder der Untersuchung noch bedürfenden Funden Nachricht zu geben, damit wir immer mehr in den Stand gesetzt werden, möglichst vollständige Beiträge zur Kultur⸗ geschichte des fernen Ostens Deutschlands zu vereinigen und zur all⸗ gemein belehrenden Anschauung zu bringen was bei weiterer Zer⸗ splitterung, bei Abgabe des die Heimath Betreffenden an ferner lie= gende Orte, welche unsere Interessen in geringerem Grade theilen, nicht der Fall sein könnte.

. In den Bereich der Kulturgeschichte gehören auch die wilden und die Hausthiere, mit denen der Mensch gelebt; daher die Reste dersel⸗ ben, die in uranfänglichen Ablagerungen der Erde mit denen der Men⸗ schen zugleich vorkommen, ein nicht geringes Interesse beanspruchen. In Anbetracht dessen hat die Museumsverwaltung diejenigen ö. der Art, welche bereits in ihrem Besitz sich befinden, zu einer besonde⸗ ren Abtheilung für vorgeschichtliche Alterthümer vereinigt, und sie bittet, auch diesem Theile der Sammlung die allgemeine Theilnahme zuzuwenden und dieselbe als den Centralpunkt vorgeschichtlicher Funde Schlesiens fortan ansehen zu wollen.

Anmeldungen zur Mitgliedschaft des Vereins sowie Zuwendungen, seien es Geschenke, seien es Käufe, und auch Berichte über neue Funde nimmt der unterzeichnete Vorstand, sowie jedes einzelne Mitglied des⸗ selben entgegen.

Breslau, den 8. Mai 1873. Der Vorstand des Museums schlesischer Alterthümer:

Königlicher Kammerherr Graf Hoverden, Präses. Geh.⸗Rgth

Professor Dr. Goeppert, Vizepräses. Staatsarchivar Professor

br. Grüuhagen. Vikariats⸗Amtsrath Knoblich. Rektor

Dr. Luchs. Baurath Lüdecke. Professor Dr. Roß b ach. Baron

Hugo v. Saurma⸗Jelt sch. Kaufmann Selbst herr, Schatz⸗ meister Kaufmann R. Titze.

Leipzig. In der diesjährigen Buch⸗ und Kunst-Aus⸗ stellung im unteren Saale der Buchhändlerbörse, welche am 15. d. M. eröffnet wurde, ist Eng land unter den ausländischen Firmen beson⸗ ders reich vertreten. Das „Dr. J. nennt einige der hervorragendsten englischen Werke: The aretie regions With photographs taken on an arctic Expedition to greenland; by Will. Bradford (London, Sampson Low ꝛc. The Terra cotta architecture of Italy von Gruner London, John Murray Chefs d oeuvre of art and master Pieces of engraving (London, Sampson Low z.) llustrations of Ohina and its peoble (London, Thomson). Ein japanisch-englisches Wörterbuch von HBr. Hexburn, das Sanskrit ,, die Sanskrit Anthologie, die Bibliothek Indica (19 Hefte), Gram⸗ mgtiken des Tamulischen, der Tulusprache, des Hindostani ze. Das Morgenland ist überhaupt besonders vertreten durch verschiedene Schriften 9. B. durch eine Ausgabe des Korans), namentlich durch geogrgphische und kulturhistorische und sprachliche. Dazu gehört B. das Buch: Orientalische und linguistische Studien (New⸗HYork 1873).

Zu den interessantesten französischen Werken gehören: L'art pour tous Recueil de tombeaur (Paris, Baudry), die heiligen Evangelisten (ein Prachtwerk) Fraité élémentaire d'entomo- logie par Girard (Paris, Bailliere) Concours d' Architecture, 40 Photographien nach Zeichnungen von Architekten (Paris, Baudry). Das Ausland ist ferner durch folgende Werke vertreten: Die Silber⸗ vafe von Rikopol in der Kaiserlichen Eremitage (Petersburg, Hofbuch—= handlung), Album de Lérémitage imnpérial Jein höchst bedeutsames Werk), und Alterthümer von Kertsch (Petersburg), Von deutsch en Erzeugnissen ist das Feld der Photographien chr zahlreich besetzt. Von Brückmann (Berlin und München): Galerie deutscher Dichter Darmstädter Galerie Galerie im Kgiserlich Königlichen Belvedere (Verlag von Miethke und Wawen in Wien) = Rhododendronbilder aus den schweizer Alpen italienische Landschaften Album der Komponisten, Photographien von Christmann (z. B. Stadt und Land). Hanfstängl (Schlacht von Salamis und der Triumphzug des Germanikus mit der Thusnelda, Kaulbachs Nero) u. A. Noch zu erwähnen sind: ,,. zu deutschen Volks⸗ und Lieblingsliedern , und Wallfahrtsbilder, Spitzenbilder (Karl Mawer, Nürnberg). Auf dem Gebiete der Kupferstiche, Holzschnitte ꝛc. Wien im Weltausstellungs—⸗ jahre (Hölzels Kunstanstalt in Wien), Museum der modernen Kunst⸗ industrie, ein Handbuch mit Vorlagen für Industrielle aller Zweige (Brockhaus, Leipzig? Shakespegre⸗Galerie, Charaktere und Scenen aus den Dramen Shakespeares (Brockhaus Reisen in die Phi⸗ lippinen mit Abbildungen, Holzschnitten (Weidmannsche Buchhandlung in Berlin) Plan von Wien (Manzsche Buchhandlung in Wien). Rubens' Ildefonso Altar, radirt von Unger. Hierzu kommt das Prachtwerk: Krönung Ihrer Majestäten des Kö⸗ nigs Wilhelm und der Königin Augusta zu Königsberg 1861, welches 146 Bogen Text und 26 Illustrationen, olzschnitte, Photo⸗ graphien ꝛc, enthält (R. v. Decker, Berlin); und: Aus deutschen Bergen, ein Gedenkbuch an das bayerische Gebirge und Salzkammergut mit Holzschnitten Stuttgart, Kröner Ferner sind ausgestellt: Holzschnitt⸗ proben von Brendamour in Düsseldorf und Ferd. Tegetmeyer in Leipzig; Chromolithographien von Gerold u. A.; lithographirte Pläne zum deutsch⸗französischen Kriege (Greve in Berlin); ein Stahlsstich: Bismarck, von Merkel in Leipzig; Kupferstiche von Sachse u. Co. in Berlin: unveränderliche Lichtdruckbilder von Römler und Jonas in Dresden, Japan und seine Bewohner von Wilh. Heine in Dresden. Beachtung verdienen besonders die gelungenen Oeldruckbilder von Gerold, QVölzel, Siller und Zoller, die Farbendruckgemälde von Winkelmann und Söhne. Ueberschauen wir nun noch gie Werke für Kunst und Industrie, sowie die Lehrmittel, so tritt uns auch da manches zeit—

gemäße und praktische Werk entgegen. Als Prachtwerke sind zu

nennen: Zahn, Ornamente aller klassischen Kunstepochen (D. Reimer) Ornamentale Werke der italienischen Renaissance vom Bildhauer Hauptmann (Dresden, Hilbers⸗— Atlas zur allgemeinen Bau⸗ zeitung (Waldheim in Wien). Lehrmittel haben wieder reichlich ein⸗

geliefert: Reimer in Berlin (Erdglobus, Riesenglobus, physikalische

Wandkarten, Wandkarte zur mathematischen Geographie ꝛc. ,. Schott in Berlin (Globen), Schreiber in Eßlingen (große naturwissenschaft⸗ liche Wandtafeln mit Bergen, Seen 6), das geographische Institut in Weimar (großer Handatlas von Kiepert) und Stahel in Würz— burg. Von dem Letztern sind eine ganze Reihe interessanter Lehrmittel ausgestellt, von denen wir nur einige anführen: Demonstrationstafeln zu Vorlesungen über Botanik allerhand, Rechenapparate, Nechen— maschinen (xussische, chinesische 4). Vhysikalische Apparate, Lesekästen, botanische Wandtafeln für den Anschauungsunterricht, Telegraphen, Gewichte 26. 2c. Schließlich ist noch auf die reich ausgestatteten Ju⸗ gend⸗ und Volksschriften von O. Spamer (Ceipzig), Alfred Oehmigke und auf die Buchbinderarbeiten von Fritzsche, Herzog 2c. hinzuweisen.

Redaktion und Rendantur: Schwieger.

Berlin, Verlag der Expedition (Cesseh. Druck: H. Heiberg. Drei Beilagen (einschließlich der Börsen⸗Beilage).

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußi

86 125.

Erste Beilage

Mittwoch, den 28. Mai

schen Staats⸗Anzeiger.

1873.

m =. ——— in anz ⸗Minist er in m. 6 Zusammenstellung der am 1. April 1873 Lurch die Provinzial Renten banken erzielten Resultate. Am 1. April 1873 sind an Renten übernommen: Die Berechtigten 3 dafür Abfindungen Die 4 . ausge⸗ Die Kapitalien, welche von Bezeichnung zu osis des Betrages der Ablöfungs⸗ loosten, den Pflichtigen mit dem vollen Rente überhaupt Kapltali en sind am 185fachen Betrage der Rente 9 ö. an an Summa bis um 1 baar ö. ö.. 9 y. 9 enten zu osio ñ ) 18 zahlt sind und wofür die 8 . des Vel ngi⸗ voller sämmtlicher 1 April 183 fälligen Berechtigten die Abfindung in . NRentenbank . Direltion an en, vnn, des rel, Rente Rent cette ahl. Lee Ranenkeieshh gen bft baßen, 3 9. ; Staats ⸗Kasse Pflichtigen Rente 3. eren eingezahlt briefe betragen 7 betragen 5 . Re, ge m,, Re, gd ar, ge m, Rr , e, gem, e, e, , m, e, e , er m e. . 3 J 123614 226 i —m 16 14 3 27, 025 229 24 5 27,254 24 5 16,4027 Iz 9 76,350 , . 29 9 ür iz 1d s üs i 9) 25 iz; i, s, Q ss 17 3 8 g35 i 1 1725335 ö80 15 1 227 20 22720 227 20 4,990 69 7 91 h. 059 7 9 1,856 44 3 34,375 4, Magdeburg und zwar: . aus der ropsn;. Sachsen. 510 13 siolis = zul 1Unz ug zg io 11343 33 ion ung sio n 66g 4 6 aus der Provinz Hannover. 288 27 288 27 334 5 623 2 13,095 S 10 - 15, 16065 16 660 55778 . K 6113 i i- —. k 7 1365 5 7 9g.I51 26 2 57,216 ö 6. ö osen JJ P 1,1895 10 1,B895 10 1124 1,907 4 42,275 71915 65 42,354 15 63 5,693 611 68, 815 J 2,438 15 2,438 15 0 2,438 15 54,055 13326 8 54, 188 265 85 14687183 45, 650 . . Summa 31727 9 17, 384 8 17, 702 5 9 34529 Doss 7 v 59922357 1Io6ti i 40030111, 15 8,330 1 522, 765 5, 358 15 Hierzu die in den früheren Ter— 3. minen von den Rentenbanken über⸗ nommenen Renten und die dafür 4 ausgefertigten Rentenbriefe .. 397 721 14 31 3136419420 3,533, 916 4 3 311,688 25 3 845 604 29 384665446 9 S0 14 51184 765246 14 5 2640. 106 24101 132005610 7, 953,462 . e . , n n ü Außerdem sind an Renten über⸗ nommen und haben die Berech— tigten dafür in Schuldverschrei⸗ bungen erhalten: a. von der Paderbornschen Til⸗ o,, Sl M6 26 2 2.050, 000 2,978 20 5 2,032, N8 20 5]. 296,889 6 8 1,387, 100 36 p. wende n g Cichfelbschen Til= nnn nne, 42,9773 219 1,145,915 G 1,145,915 78,495 9 3 308,440 K— imer, s , , , s W , e s d- r , 6 666 ö v

Versonal⸗ Veränderungen in der Armee.

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. A. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Den 17. Mal 1873. Tesch, Zeug Feldw. von der Geschütz⸗ , zum Zeug Lt. befördert. v. Braun schweig, Ser. Lt. g. D., früher im Rheia. Drag. Regt. Nr. 3. bei der Kav. des 2. Bats. (Cöslin) 2. Poswm. Landw. Regts. Nr. 9 einrangirt.

Den 20. Mai 1873. v. Kalckreuth, Sec. Lt. von der Res. des 1. Brandenburg. Drag. Regts. Nr. 2, früher Sec. Lt. in diesem Regt, in demselben wieder angestellt. Gablenz, Hauptm. von der Garde Landw. Art, zur Dienstl. als Vorstand der Depot Verwaltung des Cisenbahn⸗Bats. kommandirt.

B. Abichiedsbewilligungen ze.

Den 17. Mai 1873. Nückles, Zeug- Pr. Lt. vom Art. Depot in Mainz, mit Pens. und seiner bisherigen Unif, der b⸗ schied bewilligt. Czerwinski, Pr. Lt. von ver Inf. des 1. Bats. (Riesenhurg) J. Osspreuß. Landw. Regts. Nr. 44 mit der Landwehr⸗ Armee Unif., der Abschied bewilligt. v. Schedlin⸗Czarlinski, Ser. Lt. vom 6 Ulan. Regt. Nr. 1, als temporär ganzinva⸗ lide mit, Pens. und der Regts. Unif, unter dem gejetzlichen Vorbehalt , Kühne, 3 Tt. von der Inf. des 2. Bats. (Schweid⸗ nitz; 2. Schles. Landw. Negts. Nr. 11, mit der Landw. Armee-⸗Unif. der Abschied bewilligt. Freymark, Rittm. a. D., früher Esc. Chef im 2. Schles. Huf. Regt. Nr. 6, der Char, als Major verliehen.

Den 26. Rai 1575. Moewes, Major g. D., zuletzt im Niederschles. Fuß- Art. Regt. Nr. 5 und Artill. Offiz. vom Platz in Glogau, unter Verleihung des Charakters als OberstLt., in die Ka⸗ tegorie der zur Disp. gestellten Offiziere versetzt. ungermann, Sec. Lt, vom 2. Nass. Inf. Negt. Nr. 88, mit Pen. nebst Aussicht auf Anstellung im Givildienst und der Regts. Unif.,, Brennecke, Sec, Lt, von der Ref. des Schles. Pion. Bats. Nr. 6, mit Pens., und der Landw. Armee⸗Unif,, Haberland, Pr. Lt, vom 3. Garde⸗Land⸗ wehr-Regt. mit Pens. nebst Aussicht auf Anstellung im Civildienft und der Landw. Armee⸗Unif., der Abschied bewilligt.

. Bekanntmachung. .

Während der diesjährigen Badesaison in Bad Rehburg vom 1. Juni bis ultimo August e. werden zwischen Wunstorf⸗Bahnhof und Bad Rehburg täglich vier Personenposten mit nachstehendem Gange coursiren: ;

Von Wunstorf-Bahnhof nach Bad Rehburg: . um 9. 30 Uhr Vorm. im Anschluß an die Eisenbahnzüge von Minden nach Hannover, von Hannover nach Minden, von Hannover nach Bremen und von Bremen nach Hannover in Wunstorf⸗Bahnhof um 8.25 Uhr, 8. 9 Uhr, 8. 5 Uhr und. 9.1 Uhr Vorm. ; b. um 2. 40 Uhr Nachm. im Anschluß an die Eisenbahnzüge von Hannoyer nach Bremen, von Bremen nach Hannover, von 1 nach Min⸗ den und von Minden nach Hannover, in ,, um 2. 5 Uhr, 1. 3 Uhr, 12. 55 Uhr, 1. 45 Uhr und 1. 24 Uhr achm.; c. um 5. 4 Uhr Nachm. im Anschluß an die Eisenbahnzüge aus Hanno⸗ per nach Bremen und aus Minden nach Hannover, in Wunstorf⸗ Bahnhof um 5. 31 Uhr und 49 Uhr. Nachm ; d. um S8 Uhr Abends im Anschluß an die Eisenbahnzüge aus Hannover nach Bre— men, gus Bremen nach Hannover, aus Hannover nach Minden und aus Minden nach Hannover, in Wunstorf⸗Bahnhof um 6. 53 Uhr, J. 31 Uhr, J. 15 Uhr und 6. 37 Uhr Abends.

Von Bad Rehtzurg nach Wunstorf⸗Bahnhof: a. um . 35 Uhr Vorm. in Wunstorf⸗Bahnhof um 7. 45 Uhr Vorm. im Anschluß an die Eisenbahnzüge von Hannover nach Bremen, von Bremen nach Hannover, von . nach Minden und von Min⸗ den nach Hannover, aus Wunstorf⸗Bahnhof um 9. 1 Uhr, 8. 5 Uhr,

S. 15 Uhr und 8. 33 Uhr Vormittags; b. um 10. 15 Uhr Vorm. in

Wunstorf⸗Bahnhof um 12. 26 Uhr Nachm. im Anschluß an die ECisenbahnzüge von Hannover nach Bremen, von Bremen nach Han— nover, von Hannover nach Minden und von Minden nach Hannover, aus Wunstorf⸗Bahnhof um 2. 5 Uhr, 1.3 Uhr, 1.3 Uhr, 1. 47 Uhr und 1.27 Uhr Nächm.; . um 4 15 Uhr Nachm. in, Wunstorf⸗Bahn⸗ hof, um 6. 25 Uhr Nachm. im Anschluß an die Eisenbahnzüge von Hannover nach Bremen, von Bremen nach Hannover, von Hannover nach Minden und von Minden nach Hannober, aus Wunstorf⸗Bahnhof um 6 53 Uhr, 7.31 Uhr, 28 Uhr und 6. 47 Uhr Abds.; d. um „45 Uhr Abds, in Wunstorf⸗Bahnhof um 9. 55 Uhr Abds.,, im An⸗ schluß an die Eisenbahnzüge von Minden nach Hannover und von

annover nach Minden aus Wunstorf⸗Bahnhof um 10. 32 Uhr und 1.15 Uhr Abends. Die Fahrt zwischen W erf ahnh'f und Bad Rehburg wird in 2 Stunden 109 Minuten zurückgelegt. Das Personen⸗ geld beträgt für die Tour pro Person 17 Sgr., Beichaisen und Neben⸗ wagen werden sowohl in Wunstorf⸗Bahnhof, als auch in Bad Reh⸗ burg nach Bedürfniß gestellt.

Hannover, den 26. Mai 1873.

Der Kaiserliche Ober⸗Postdirektor. chiffmann.

Neichstags⸗Angelegenheiten.

Berlin, 28. Mai. In der gestrigen Sitzung des Reichs⸗ tags leitete der Bundesbevollmäͤchtigte General-Postdirektor Stephan die Diskussion über den Postvertrag zwischen Deutsch⸗ land und Italien wie folgt ein:

Meine Herren! Wenn wir uns um etwa 15 Jahre im Geiste zurückverfetzen, so finden wir auf der apenninischen Halbinsel acht Post⸗ verwaltungen und in Deutschland deren sechszehn, jede mit der vollen Jutonomie der internen Gesetzgebung und der Ausübung völkerrecht⸗ licher Befugnisse. Die naturgemäße Folge dieses Zustandes war ein buntes Gewirr in den Tarifen, eine große Vers iedenheit in den Ge⸗ wichtssäßen und eine unglaubliche Vielgestaltigkeit in den. Transit= bestimmungen und Speditionsverhältnissen, Wenn man im Jahre 1858 einen Brief im Gewicht von etwa 15 Gramm (dem heutigen ein⸗ fachen Briefgewicht) von hier nach Neapel zu schicken hatte, so kostete biefer an Briefporko 13 Sgr., welcher Betrag in aliquote Theile zerfiel, auf deren jeden wieder eine andere Gewichtsprogression An⸗ wendung fand. Es wäre aber eine Illusion gewesen, anzunehmen, daß diefer Brief nun wirklich bis zu seinem Bestimmungsort frei von e, gekommen wäre. Im Gegentheil, es wurde im Bestimmungs⸗ ande noch ein weiteres Porko vom Adressaten erhoben, welches für den Abfender meist eine unbekannte Größe blieb. Die Berechnung einer Zeitungssendung von einigen Lothen Gewicht von Leipzig nach Palermo war so vereinzelt, daß man fast schneller mit einer kubischen Gleichung fertig wurde; und ich hege die Ueberzeugung, daß die Taxe für fast die Hälfte aller Sendungen im Verkehr mit Italien damals nach den Prnzipien der Wahrscheinlichkeitsrechnung ermittelt worden ist. Das noch Bedenklichere in den Verhältnissen lag aber darin, daß wir in unseren Beziehungen, vollständig abhängig waren von der Tutelarstellung, welche die Postverwaltungen von Desterreich und Frankreich in Hinsicht auf den Verkehr mit Italien eingenemmen hatten. Diesem Umstande war es kzispielsweise zu danken, daß nicht nur während einer gewissen Zeit, sondern Jahre lang, die Briefe aus Berlin nach Rom am Besten über 86 und Marseille und die Briefe auf Eöln nach Neapel am Besten über Prag und Wien ihren Lauf nahmen, und daß an gewi sen Tagen, je nachdem es dem Absender paßte, entweder den Vortheil des größeren Gewichts zu benutzen, oder den Brief nicht ganz zu frankiren u. s. w. gerade die umgekehrte Spedition die entsprechendste war. Nun, meine Herren, der Reiz der Mannigfaltigkeit, der öfter dem kleinstaatlichen Leben nach= gerühmt wird, war hier in der That im. vollsten Maße vorhanden, nur daß man unwillkürlich an die Definition der Aesthetik erinnert wird, daß einen Faktor des Reizes das Schauerliche ausmacht. Die Verwicklungen und Unsicherheiten waren beispiellos und die Folgen für die Wahrnehmung des Dienstes bei den einzelnen Postanstalten kann man sich ohne besondere Anstrengung der Phantasie vergegen⸗ wärtigen. Wie stellen fich dem gegenüber jetzt die Zustände dar? Wir haben direkte Beziehungen zur apenninischen Halbinsel, wir sind in unmittelbarem Austausch mit der Königlich italienischen Postver⸗ waltung, unabhängig von Verträgen zwischenliegender Staaten und von Den Maßregeln der intermediären Postverwaltungen. Wir benutzen die Wege, welche die schnellsten sind und die uns sämmtlich zu Gebote stehen; wir versehen einen Brief mit einer Reichspostmarke von 2x Sgr. und der Brief geht vollständig frei von Memel bis Agrigent! Diese thatsächlichen Resultate der er⸗ langten Einheit diesseits und jenseits der Alpen sind für Jedermann ö. greifbar, als daß mein schwaches Wort hier noch irgend Etwas jinzu setzen könnte, und ich schließe daher mit dem Wunsche, daß. es dem Hohen Hause gefallen möge, dem vorliegenden Akte, welcher diese Resulkate bessegelt, feine Genehmigung zu ertheilen.

Nach dem Abg. Schmidt (Stettin) erklärte der General⸗ Postdirektor: ö Meine Herren! Der Herr Vorredner hat mit der ihm auf die⸗ sem Gebiete eigenen Sachkenntniß genau diejenigen Länder bezeichnet, für welche noch ein höherer Portosatz als der von 24 Sgr. besteht. In Beziehung auf Rußland wird vor der Hand ein weiterer 3 schritt nicht zu machen n indem dort, im Innern noch der Satz von 3 Sgr. besteht und man füglich aicht verlangen kann, daß ein Staat für den internationalen Austausch einen niedrigeren Satz ein⸗ führe, als für seinen eigenen internen Verkehr. In dem Vertrage mit Frankreich ist bereits eine Klausel enthalten, welche in Aussicht nimmt, zu der Taxe von 25 Sgr. überzugehen. In Folge dessen ist auch bereits, nachdem vor einigen Tagen mit Italien der Postvertrag abgeschlossen worden ist, unsererseits an die französische ef fre, tung in diesem Sinne geschrieben. Der Erfolg steht freilich noch dahin. Dagegen ist in den Verträgen mit Spanien und Portugal eine ganz bestimmte, bindende Klausel enthalten, wonach noch im Laufe dieses En spätestens bis zum 1. Januar 1874 der Portosatz von 29 Sgr. auch im Verkehr mit der pyrenäischen Halbinsel ein geführt werden soll. Es ist nun ebenfalls nach dem Abschlusse des stalienischen. Vertrages sofort an die beiden Postverwaltungen ge⸗ schrieben und find dieselben ersucht worden, sich damit einverstanden zu

erklären, daß der ermäßigte Portosatz bereits vom 1. Oktober ab in

Kraft trete. Es bleibt alsdann im enropäischen Postspstem nur noch ein Vertrag mit Griechenland übrig, mit welchem Lande die Kaiser⸗ lich Königliche österreichisch⸗ungarische Postverwaltung die Vermittlung übernimmt. Nach einer hierher gelangten Mittheilung derselben ist fie auch bereits in bezüglichen Vertragsunterhandlungen begriffen, so daß in Aussicht steht, es werden demnächst auch Attika und der Pelo⸗ ponnes in das Gebiet der neueren europäischen Postverkehrs⸗Gemein⸗ schaft mit eingeschlossen werden.

In der allgemeinen Berathung des Reichshaushalts⸗ Etats für 1874 dußerte der Abg. Lasker u. A, der Reichs⸗ kanzler habe einmal gesagt, daß er im Jahre 1867 rücksichtlich der Bundesverfassung nöthigenfalls noch viel mehr zugestanden hätte, aber er (Abg. Lasker) glaube, daß Herr Richter mit Un= recht diese freimüthige Aeußerung als einen Wechsel betrachte, der den Aussteller binde.

Der Reichskanzler Für st v. Bismarckentgegnete hierauf;

Ich will nur eine kurze persönliche Bemerkung anticipiren, weil ich befürchte, wenn ich sie in einem späteren Stadium mache, nach der jetzigen Lage Ihrer Geschäftsordnung wieder die Veraulassung zu geben, daß eine Diskussion, die Sie schon geschlossen, neu eröffnet werden würde. .

Der Herr Vorredner hat eine 1 von mir gethane Aeuße⸗ rung in einer Weise citirt, aus der vielleicht geschlossen werden könnte, es fei mir die Bundesverfaffung bei ihrer Begründung nicht weit genug in der Richtung der heutigen Fortschrittspartei entwickelt worden.

Ich möchte doch verhüten, daß diese Meinung sich festsetzte. Wenn ich eine ähnliche Aeußerung gethan habe das kann ja in einem Privatgespräche leicht mißverstanden und. erweitert werden fo wird sie vermuthlich dahin gegangen sein, daß ich, um die Reichs⸗ verfassung überhaupt zu Stande zu bringen, der Autonomie der ein⸗ zelnen Regierungen, wenn es absolut nofhwendig gewesen wäre, noch größere Opfer gebracht haben würde, in der Hoffnung, daß die Ver⸗ faffung, nachdera sie einmal zu Stande gebracht wäre, im Sinne des Reiches von felbst sich weiter entwickeln würde. Aber auf eine Be⸗ reitwilligkeit, meinerseits dazu mitzuwirken, daß die Verfassung im Sinne der Fortschrittspartei weiter entwickelt werde, darauf möchte ich allerdings bitten, keine Wechsel zu ziehen.

Demnächst nahm der Präsident des Reichskanzler Amts, Staats-Minister Delbrück mit Rücksicht auf die Rede des Abg. Lasker das Wort: ;

Meine Herren! Ich erlaube mir nur wenige Bemerkungen, die sich zunächst anknüpfen an den Eingang dessen, was der Herr Vor⸗ redner gesprochen hat. Er hat am Eingange seiner Rede sich geäußert über die Stellung, welche die verbündeten Regierungen zu der Steuer⸗ reform, inbesondere zu der Frage über die Aufhebung der Salzsteuer und den Erfatz dieser Steuer Durch andere Abgaben genommen haben. Ich möchte zunächst, um die Thatsache richtig zu stellen, daran er⸗ Innern, daß ich, als ich am 1. Mai v. J. im Namen der verbündeten Regierungen mich über die Frage ausgesprochen, gesagt habe: die ver⸗ bünbeten Regierungen sind der Meinung, daß die Aufhebung der Salz⸗ fteuer und zwar die völlige es handelte sich damals um die Ermäßigung auf die Hälfte Gegenftand ihrer ernstesten und möglichst zu beschleuni⸗ genden Erwägung werde sein müssen. Ich habe nicht gesagt und konnte nicht fagen, denn es würde den im Bundesrath obwaltenden Ansichten widersprochen haben, daß die verbündeten Regierungen entschlossen seien, die Salzsteuer aufzuheben. Die verbündeten Regierungen haben bie damals zugesagte Erwägung eintreten lassen, und bevor ich auf das Ergebniß mit einigen Worten eingehe, möchte ich nur erwähnen, daß bereits seit mehreren Tagen eine dies allsige Mittheilung des Herrn Reichskanzlers, auf Grund der im Bundesrathe gefaßten Beschlüsse, in den, Händen Ihres Herrn Präͤsidenten ist, welche sich vermuthlich in Ihren ehen schon befinden würde, wenn nicht die Anlagen dieser. Mittheilung etwas umfangreich wären, und die Vorlage etwas Zeit im Druck erfordert haben würde. Ich eiwähne diefes, weil der Herr Vorredner einen Mangel an Rück⸗ sicht für das Haus darin gefunden hat, daß dem letzteren bisher eine Mittheilung in dieser e g Frage noch nicht zugegangen sei, .

Wenn ich nun auf die Sache selbst eingehe so will ich mich auf die , der Thatsachen beschränken. Die verbündeten Regie⸗ rungen haben eine Kommission niedergesetzt, welche sich mit der Frage beschäftigen sollte, welche Steuern im Falle der Aufhebung der, alz⸗ steuer an deren Stelle zu treten haben würde. Daß die verbündeten Regierungen die Salzstener nicht aufheben würden, ohne sie durch an⸗ dere Steuern ersetzt zu . habe ich am J. Mai v. J. ebenfalls beftimmt auszusprechen gehabt. Die von den verbündeten Regierun—⸗ gen niedergesetzte Kommission hat sich der ihr gestellten Aufgabe unter⸗ zogen, sie hat zwei Entwürfe ausgearbeitet, den Einen für eine an- derweitige Besteuerung des inländischen Tabaks in Verbindung mit einer Erhöhung des Zolles vom ausländischen Tabak, einen zweiten Entwurf in Beziehung auf eine Besteuerung gewisser Geschäfte durch Stempel. Cs waren dies Arbeiten einer von dem Bundesrathe nieder. gesetzten Kommifsion, welche nach der Natur der Sache dem Beschluß