1873 / 130 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 Jun 1873 18:00:01 GMT) scan diff

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Hoheit der Prinz Friedrich von Hohenzollern. Der Reichskanzler Fürst von Bismarck saß Sr. Majestät dem Schah gegenüber. Während der Tafel erhob Sich Ihre Majestãt die Kaiserin und brachte in französischer Sprache den Toast auf den Hohen Gast, den Se. Majestät der Schah mit einem Trinkspruch auf Se. Majestät den Deutschen Kaiser und König erwiderte. Die Toaste waren von einem dreimaligen Tusch begleiket. Die Musik wurde von dem Mufik⸗Corps des Kaiser Alexander⸗Grenadier⸗Regimentes Nr. 1 ausgeführt. Abends besuchte Se. Majestät der Schah, begleitet von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen das Victoriatheater. In der Loge befanden sich auch Ihre Königlichen Hoheiten Prinz Carl und Prinzessin Friedrich Carl.

Nach der Rückkehr manövrirte die Feuerwehr unter Leitung des Branddirektors Skabell vor den Fenstern der Wohnung Sr. Majestät des Schahs an der Lustgartenseite des Königlichen Schlosses. Auf das durch den Polizei⸗Präsidenten von Madai gegebene Signal waren die 35 Wagen in sieben Minuten zur Stelle, nahmen Aufstellung am Dom, machten demnächst zu sechs Spritzen Evolution, fuhren dann gleichsam im Parademarsch vorüber und nahmen dann wieder in derselben Ordnung, wie sie gekommen waren, ihren Abzug.

Heute Vormittag 11 Uhr fand zu Ehren Sr. Majestät des Schahs auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs eine Parade der gesammten hiesigen Garnison (ausschließlich des Kadetten⸗Corps) auf dem Tempelhofer Felde statt.

Die Truppen waren im Paradeanzuge mit Gepäck, die Fußtruppen in weißen Hosen erschienen, und standen dieselben um 10 Uhr 40 Minuten zum Einrücken in das Alignement be⸗ reit, das vorher genau bezeichnet war; die Fahnen und Standarten waren zuvor durch eine Compagnie 2. Garde⸗Regi⸗ ments zu Fuß und eine Escadron des Garde⸗Kürasster⸗Regi⸗ ments aus dem Königlichen Palais abgeholt worden.

Die Parade befehligte der kommandirende General des Garde⸗Corps, General der Kavallerie Prinz August von Würt⸗ temberg, Königliche Hoheit, ihm zur Seite als Chef des General⸗ stabes Oberst Bronsart von Schellendorff, das 1. Treffen der Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division, General⸗Lieute⸗ nant von Budritzky, das 2. Treffen der Commandeur der Garde⸗ ye, ion, General-Lieutenant Graf von Branden urg II.

Auf dem rechten Flügel des 1. Treffens hielten sämmtliche nicht in der Front befindlichen Königlichen Prinzen, sowie die als Zuschauer anwesenden Offiziere.

Mit dem Stabe des General⸗Kommandos des Garde⸗Corps begann sodann die eigentliche Aufstellung; auf diesen folgten

die Stäbe der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division und 2. Garde⸗In⸗

fanterie⸗Brigade General⸗Major von Kroͤsigk. Die letztere bestand aus dem 2. Garde⸗Regiment zu Fuß, Oberst von Oppell, und Garde⸗Füsilier⸗Regiment, Oberst von Papstein. Dann folgte der Stab der kombinirten Infanterie⸗Brigade; dieselbe wurde befehligt vom General⸗Major von Dannenberg, Commandeur der 4. Garde⸗Infanterie⸗Brigade, und bestand aus dem Kaiser Alexander Garde⸗Grenadier⸗Regiment Nr. 1, Oberst von Zeuner, Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗Regiment Nr. 2, für den er⸗ krankten Oberst Bogum von Wangenheim, geführt vom Major von Derenthall, Garde⸗Schützen⸗Bataillon, Major von Boeltzig, Garde⸗Pionier⸗Bataillon, Major von Krause und Eisenbahn⸗ Bataillon, Oberst⸗Lieutenannt Schulz, von letzterem jedoch nur 2 Compagnien.

Im 2. Treffen, Kavallerie, Artillerie und Train, unter dem Commandeur der Garde⸗Kavallerie⸗Division, General⸗Lieutenant Grafen von Brandenburg, hielten die Stäbe der Division, wie der kombinirten Garde⸗Kavallerie⸗Brigade, befehligt vom General⸗ Major von Krosigk, Commandeur der 1. Garde⸗Kavallerie⸗Bri⸗ gade; sodann folgten die Regimenter in nachstehender Reihen⸗ folge: Garde⸗Kürassier⸗Regiment, Oberst Freiherr von Branden⸗ stein, 1. Garde⸗Dragoner-Regiment, Oberst von Brozowski, 2. Garde⸗Ulanen⸗Regiment, Oberst von Rochow, 2. Garde⸗Dra⸗ goner⸗Regiment, Oberst Freiherr von Zedlitz⸗Leipe.

Artillerie und Train standen unter Befehl des Obersten von Dresky; es folgten das Garde⸗Artillerie⸗ Regiment, Corps⸗ Artillerie, Oberst von Scheliha, Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiment, Divifions⸗Artillerie, Major von Lyncker, Lehr⸗Batterie, Haupt⸗ mann von Krüger, Garde⸗Train⸗Bataillon, Brandenburgisches Train⸗Bataillon Nr. 3, Major von Pfannenberg. Die Infan⸗ terie stand in Compagniefront⸗Kolonnen, die Kavallerie in Regi⸗ ments⸗Kolonnen in Escadrons, Artillerie und Train in Linie.

Beim Erscheinen der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften wurde von der gesammten Parade⸗Aufstellung im Ganzen prä⸗ sentirt und demnächst beim Abreiten der Treffen das Honneur der Truppen durch brigadeweises Präsentiren wiederholt, je nachdem sich die Allerhöchsten und Höchsten Hrerrschaften näher— ten. Nachdem das erste Treffen vom rechten Flügel aus in Augenschein genommen war, erfolgte die Besichtigung des zwei⸗ ten vom linken Flügel ab. Beim Abreiten der Fronten waren die Allerhöchsten Herrschaften nur von der Generalität, den fremdherrlichen Offizieren und den betreffenden Vorgesetzten der Truppen begleitet. Nach dem Abreiten der Fronten erfolgte die Formation zum Vorbeimarsch, welcher demnächst ein Mal aus⸗ geführt wurde, und zwar bei der Infanterie in Compagnie⸗ front, bei der Kavallerie in Escadronsfront im Trabe, bei der Artillerie in Batteriefront im Trabe und bei dem Train mit vier Fahrzeugen im Trabe. Zum Präsentiren und zum Vor⸗ keel der Truppen wurden die gewöhnlichen Märsche ge⸗

asen.

Nach dem Vorbeimarsch formirten sich die einzelnen Truppen⸗ iheile zum Abmarsch und rückten demnächst unter klingendem Spiel in ihre Quartiere ab. Die Fahnen wurden nach der Parade durch eine Compagnie des 2. Garde⸗Regiments zu Fuß, die sämmt⸗ lichen Standarten durch eine Escadron des Garde⸗Kürassier⸗Regi⸗ ments nach dem Palais Sr. Majestät des Kaisers und Königs wieder abgebracht. Um keine Verkehrsstockungen in der Stadt herbei⸗ zuführen, hatten die Truppentheile sowohl beim An⸗ als Ab⸗ marsch Wege östlich und westlich der Friedrichstraße gewählt, nur die Fahnen⸗ und Standarten⸗Kommandos, sowie die Garde⸗ Artillerie passirten die Friedrichstraße.

. 9 Parade⸗Aufstellung war vom herrlichsten Wetter be⸗ güũnstigt.

Nach der Parade findet Diner im Adler-Saale des König⸗ lichen Palais statt. Abends ist Gala⸗Ballet im Königlichen DOpernhause.

Die Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen, für Justizwesen und die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Justizwesen hielten heute Sitzungen.

In der heutigen (44) Sitzung des Reichstags, der

am Tische des Bundesrathes der Reichskanzler Fürst von Bis⸗

marck und die Staats⸗Minister Delbrück und Dr. Fäustle mit mehreren Kommissarien beiwohnten, zeigte der Präsident Dr. Sim⸗ son an, daß ihm der General⸗Intendant der Königlichen Schau⸗ spiele, von Hülsen, dreißig Eintrittskarten zu der heutigen Gala⸗ Vorstellung im Königlichen Opernhause zur Benußung für Mit⸗ glieder aus dem Reichstage übersandt habe. Nachdem der Ge⸗ setzentwurf über die Kriegsleistungen im Ganzen und des—⸗ gleichen der Gesetzentwurf, betr. die Registrirung und die Bezeichnung der Kauffartheischiffe in dritter Berathung ohne Diskussion endgültig genehmigt war, trat das Haus in die zweite Berathung der von den Abgeordneten Dr. Völk und Dr. Hin⸗ schius vorgelegten Gesetzentwuͤrfe über die bürgerliche Form der Eheschließung und über die Beurkundung des bürgerlichen Standes ein. Die Kommission hat die beiden Gesetzentwürfe, die ursprünglich getrennt in das Haus eingebracht waren, in einen einzigen, der 56 . zählt, zusammengefaßt. Der 5§. 1, der von den Standesbeamten handelt, welche die Landes⸗Regierungen anstellen, gab den Abgg. Dr. Mayer (Donauwörth) und Br. Ewald Anlaß, das ö ein solches Gesetz überhaupt zu erlassen, zu bestreiten. Nachdem der Abg. Dr. Völk in eingehender Weise das Bedürfniß der in Rede stehenden Gesetzgebung motivirt hatte, wurde die Diskussion über §. 1 geschlossen. Vor der Abstimmung über denselben beantragte der Abg. v. Ketteler Aus— zählung des Hauses, welche die Anwesenheit von nur 131 Mit⸗ gliedern ergab. Die Sitzung mußte 14 Uhr wegen Beschluß⸗ unfähigkeit geschlossen werden. Der Präsident setzte die naͤchste auf Donnerstag 12 Uhr an.

Se. Majestät der Kaiser und König haben der Korporation der Berliner Buchhändler sowie dem Verschöne⸗ rungsverein zu Barmen die Rechte einer juristischen Peron zu verleihen geruht.

Nachdem der Staatshaushalts⸗Etat für das Jahr 1873 fest⸗ gestellt worden ist, hat der Finanz⸗Minister den Bezirks⸗Regie⸗ rungen eine Uebersicht der Einnahme⸗ und Ausgabe⸗Titel, be⸗ ziehungsweise Unterabtheilungen in den Kassen⸗Etats für die Verwaltung der direkten Steuern vom Jahre 1873 ab zugefertigt, um danach wegen Aufstellung der Ver⸗ waltungs⸗Abschlüsse und der Rechnungen von den direkten Steuern, das weiter Erforderliche zu veranlassen.

Gemäß dieser Uebersicht unterliegen einzelne Titel nur be⸗ züglich der Reihenfolge einer Abänderung, während die Bezeich⸗ nung der verschiedenen Positionen in dem Kassen⸗Etat für die Verwaltung der direkten Steuern im Wesentlichen unverändert bleibt. In Bezug auf die anderweite Einrichtung der jetzt gül⸗ tigen Einnahme⸗ und Ausgabe⸗Positionen hat der Minister Fol⸗ gendes bemerkt:

1) Die Titel in dem Kassen Etat sind in der Uebersicht der Zahl nach in Uebereinstimmung mit den entsprechenden Titeln in dem zu dem Staatshaushalts⸗Etat für das Jahr 1873 gehörigen Spezial⸗ Etat der Verwaltung der direkten Steuern aufgeführt.

27) Was die den Kataster⸗Sekretären bewilligten Funktionszulggen, sowie die mehreren in den größeren Städten wohnhaften Kreis—⸗ Steuer⸗Einnehmern bewilligten Lokalzulagen anlangt, so wird dieser⸗ halb besondere Verfügung ergehen.

3) Der Äbschluß der Aren e . welcher mit dem laufenden Jahre in Gültigkeit tritt, ist gleichzeitig mit der Aufstellung de— Entwurfs zu dem vorerwähnten Spezial⸗Etat erfolgt, so daß Verän⸗ derungen, welche etwa inzwischen bis zu der Festsetzung, beziehungs—⸗ weise Uebersendung des Kassen⸗Etats auf Grund besonderer Verfü—⸗ gungen hinsichtlich der Besoldungen, Amtskosten ⸗Aversa 2c. eingetreten ein sollten, in dem Letzteren nicht mehr haben berücksichtigt werden önnen. Die diesfälligen Beträge erscheinen demnach in den Abschlüs⸗ sen und Rechnungen als Zu⸗ oder Abgang gegen den Kassen⸗-Etat.

4 Vom laufenden Jahre ab sind in den einzureichenden Kassen⸗ Abschlüssen von der Verwaltung der direkten Steuern nicht allein die Beträge der einzelnen Einnahme⸗ und Ausgabe⸗Titel, wie sie der Kassen⸗ Etat nachweist, sondern auch die Beträge der etwaigen Unterabtheilun⸗ gen für jede besondere Unterabtheilung in besonderer Linie aufzuführen.

5) Der bisher unter Titel 9 Nr. 3 der Ausgabe „Sonstige Kosten (Extraordinarium)“ nachgewiesene Fonds ist mit dieser Be⸗ eichnung in dem vom laufenden Jahre ab gültigen Kassen⸗Etat in Wegfall gekommen und unter denjenigen Titeln, in welche die frag— lichen Kosten jetzt zerfallen, nämlich: .

Sonstige Kosten der Veranlagung und Erhebung, welche nicht in Form bestimmter Prozentsätze vom Steueraufkommen gezahlt werden: Titel 14: Bei der Klassensteuer, Titel 5: Bei der Gewerbestener. Sächliche und vermischte Ausgaben, Titel 17: Zu Bureaubedürf— nissen, Titel 29: Zu Djäten und Fuhrkosten, Versetzungs⸗ und Ver—⸗ tretungskosten, Titel 21: Zur Erstattung von überhobenen Steuern, Titel 2: Zur Unterhaltung der Dienstgebäude, Titel 23: Zu ver— mischten Ausgaben, in Zugang gestellt. Es ist dafür zu sorgen, daß die etwa nach dem Final⸗Kassen⸗Abschlusse bei der Verwaltung der direkten Steuern für das Jahr 1872 unter dem bisherigen Titel g Nr. 3 „Sonstige Kosten (Extraordinarium)“ verbliebenen Ausgabereste in, dem laufenden Rechnungsjahre bei denjenigen der vorerwähnten Titel, bei welchen ihr Verrechnung ihrer ,. nach zu erfolgen hat, in Ansatz g. „icht werden. Hinsichtlich der An⸗ weisung der auf die fraglichen tel zu übernehmenden Kosten ist Nachstehendes zu b ach en.

Sonstige Kosten de. Varant gung und Erhebung, welche nicht in Form bestimmter Hrozentsätßze vom Steueraufkommen gezahlt werden: a. dem Tüel 14: Bei der Klassensteuer“ fallen diesenigen besonderen zum Zwecke der Veranlagung und Erhebung dieser Steuer erforderlichen Ausgaben zur Last, welche durch den gesetzlich festgestell⸗ ten Prozentsatz nicht gedeckt werden und bisher aus dem Fonds zu Titel 9 Nr. 3 „Sonstige Kosten Extraordinarium)“ bestritten wor⸗ den sind, namentlich die Koften der bezüglichen Drucksachen u. a. m.

b. Auf Titel 15 „Bei der Gewerbesteuer“ sind diejenigen bisher aus dem Fonds zu Titel 9 Nr. 3 bestrittenen Ausgaben zu übernehmen, welche die Veranlagung und Erhebung der Gewerbesteuer betreffen, namentlich die Kosten der den Abgeordneten der Gewerbesteuer⸗ klasse A. J. zu gewährenden Reisekosten und Tagegelder, die Kosten der Drucksachen, welche die Kreis-Steuerkassen zu den lediglich im steuerlichen Interesse angeordneten Kontrolen bei der Hausirsteuer be⸗ dürfen, die Kosten für den Druck von Formularen zu selbständigen Gewerbescheinen u. 4. m. Es wird hierbei auch auf die Eirkular⸗ verfügung vom 19. September 1869 (IV. 11,957 H-M., 1V. 13,402 r II. B48 Min. d. In) Bezug genommen, wonach die Kosten ür Anschaffung der Formulare zu Gewerbe⸗Legitimationsscheine für , aus dem Fonds für polizeiliche Bedürfnisse zu be⸗ treiten sind. Die unter a. und b. vorstehend bezeichneten Kosten sind nicht, wie die bei den Spezialkassen zu verausgabenden Veranlagungs⸗ und Hebeprozente, unter Abtheilung L, sondern ö Natur nach unter Abtheilung II. „Unmittelbare Ausgabe der Regierungs-Haupt. kasse nachzuweisen. .

Sächliche und -vermischte Ausgaben: e. Die bisher auf den mehr⸗ erwähnten Titel 9 Nr. 3 Üübernemmenen nicht fixirten Amtskosten und Bureaubedürfnisse bei der Kataster⸗ und der Kassenverwaltung werden von jetzt ab unter Titel 17 „Zu Bureanbedürfnissen“ aufgeführt. Die diesfälligen Ausgaben beziehen sich auf alle Zahlungen zur Be—⸗ streitung der Geschäftsbedürfnisse der Katasterämter, der Kreis⸗Steuer⸗ kassen in den sechs östlichen und der Steuerkassen in den übrigen Provinzen, insoweit dieselben nicht bestimmungsmäßig aus den in diese Dienststellen ausgeworfenen Amtskosten⸗ i (Titel 18 und 19), beziehungsweise aus der bewilligten Hebegebühr (J. Abth. Titel

11 -= 16) zu leisten sind, und umfassen insbesondere bei der Kataster⸗

verwaltung die Kosten der Formulare für das Fortschreibungsgeschä die Kosten des Einbindens von Supplementsbanden zu i r Mutterrollen und Gebäudesteuerrollen, die Kosten für Inventarien? stücke, als: Dienstsiegel, Amtsschilder u. s. w. bei der Kassenverwal. tung die vorkommenden sachlichen Ausgaben, wie die Kosten für Druck Formulare, Geldschraͤnke, Bureau - Utenstlien u. s. w., soweit diese Kosten nicht nach den bestehenden Vorschriften von den Kaffen— Verwaltern zu bestreiten und nicht nach den obigen Erläuterungen zu Titel 14 und 15 auf jene Spezialfonds anzuweisen sind.

d. Unter Titel 20: „Zu Diäten und ö Versetzungs⸗ und Vertretungskosten! sind die bisher ebenfalls bei Tüel 9 Nr. 3 nach⸗ gewiesenen 6. für Dienstreisen der Kataster⸗ und Kassenbeamten, insofern dieselben nicht aus den bewilligten AmtskostenAversen zu be. streiten ünd, die Kosten der Stellvertretung oder der nöthigen Aushülfe in den Dienstgeschäften die Tage und Meilengelder und Umzugskosten, sowie etwaige Entschädigungen für Wohnungsmiethe an verfetzte Ve= amte zu verrechnen. e

e. Der Titel 21: „Zur Erstattung von überhobenen Steuern“ ist bisher durch eine Unterabtheilung des Titel 9 Nr. 3 unter der Bezeich- nung „Erstattung von Steuern aus Vorjahren“ gebildet worden. Die diesfälligen Rückzahlungen sind jetzt unter Titel 21 nachzu— weisen. ö f. Auf Titel 2 „Zur Unterhaltung der Dienstgebäude“ sind die Kosten, welche durch die nothwendige Unterhaltung der der Verwal— tung der direkten Steuern angehörenden Dienstgebäͤude entstehen und bisher bei Titel 9 Nr. 3 zur Verrechnung kamen, zu übernehmen.

g. Mit dem Wegfall des Titel 5 Nr. 3 sind unter Titel 25 „»Zu vermischten Ausgaben“ nachzuweisen die Kosten der ausnahms—⸗ weisen Zuziehung von Sachverständigen bei der Einschätzung umfang— reicher Liegenschaften zur Grundsteuer, die Gebühren der Bürger— meister und Amtmänner in einigen Bezirken von Rheinland und Westfalen für die Aufnahme des Güterwechsels behufs der Fortschrei= bung der Grund⸗ und Gebäudesteuerrollen, die Gebühren der Ge⸗ meinden u. s. w. in den sechs östlichen Provinzen für die Erhebung der Fortschreibungsgebühren von der Gebäudesteuer, die unein iehbaren Fortschreibungsvermessungs⸗Gebühren, die in Gebaͤude⸗ ufer, und Gewerbesteuer⸗Kontraventionssachen an Porto und Bestellgeld, Zeugen— gebühren und sonst entstehenden Kosten, die etwa nothwendigen Kosten der Kassen⸗Kuratelen, sowie andere unter einem der übrigen be— sonderen Titel nicht füglich nachzuweisende oder über— haupt nicht im Voraus zu bemessende Ausgaben.

Breslau, 3. Juni. Der diesjährige Johannis⸗Für sten⸗ thumstag bei der Breslau⸗Brieger Furstenthums⸗Landschaft wird am 24. d. M. eröffnet werden.

Bayern. München, 2. Juni. Der König weilt wäh— rend der Pfingsttage auf dem Linderhof und wird von dort vor Ende der Woche nach Berg zurückkehren.

Wie der „K. v. u. f. D.“ meldet, wird das Königliche Kultus ⸗Ministerium, veranlaßt durch Prof. Pettenkofer, dem nächsten Landtag ein Postulat von einigen Tausend Gulden vor— legen, welche zu wissenschaftlichen Forschungen im Gebiete der Hygiene verwendet werden sollen.

Sachsen. Dresden, 4. Juni. Einer Bekanntma— chung des Justiz-Ministeriums in der heutigen Nummer des „Dr. J.“ zufolge ist Dr. Wilhelm Nikolaus Rissen zu Leipzig

auf sein Ansuchen seiner Funktion als stellvertretendes Mitglied

der literarischen Abtheilung des in Gemäßheit des Reichsgesetzes über das Urheberrecht an Schriftwerken 2c. vom 11. Juni i870 gebildeten Sach verständigen vereins enthoben und an seiner Stelle dem Advokaten Franz Julius Berger zu Leipzig die ge— dachte Funktion übertragen worden.

Württemberg. Stuttgart, 29. Mai. Der Ent⸗ wurf des Hauptfinanz⸗Etats für die zwei Jahre 1873574 und 1874775 ist so eben im Druck erschlenen. Der Staats bedarf ist für 1873 74 auf 23. 253 688 fl., für 18745! 75 auf 24 040, 220, zusammen also auf 47,293,908 fl. festgesetzt. Zur Deckung die⸗ ses Gesammtaufwandes sind bestimmt: Reinertrag des Kammer— guts: 21,223,850 fl., direkte Abgaben: 12, 343, 650 fl., indirekte Abgaben: 10 685,500 fl., endlich der Zuschuß aus den Mitteln der Restverwaltung mit 3, 040,658 fl.

Baden. Karlsruhe, 29. Mai. Am 18. Juni d. J. findet die Konfirmatian des im Jahre 1857 geborenen Erb⸗ Großherzogs Friedrich Wilhelm hierselbst statt.

Hessen. Darm stadt, 2. Juni. Gestern Abend fand in dem Palais des Prinzen und der Prinzessin Ludwig die Ein⸗ segnung der Leiche des Prinzen Friedrich Wilhelm Au gu st Vietor Leopold Ludwig statt. Bei der stillen Feier waren außer den tieftrauernden Eltern, Geschwister und Großeltern, dem Onkel Prinz Wilhelm, der Prinzessin Battenberg und des Grafen Erbach⸗Schönberg webst Gemahlin noch gegenwärtig der Minister⸗Präsident Hofmann als Minister des Großherzoglichen

Hauses, die Königlich großbritannische Gesandtschaft Mr. Baillie ;

Geschãftstrãger und Mr. Jerningham, Attachs, der Dienst der a hsten Herrschaften und noch mehrere dem Hause der Hohen

eidtragenden nahestehende Herren und Damen. Die Leiche wurde darauf in feierlichem Kondukt nach dem Großherzoglichen Mausoleum übergeführt und daselbst beigesetzt.

Seitens Großherzoglichen Ministeriums des Innern ist an die Zweite Kammer u. A. eine Vorlage gemacht worden wegen Bewilligung eines weiteren Betrages von 7060 Fl. zu dem für Gehalt von Professoren der Landesuniversität im Ent— wurf des Staatsbudgets für 1872.73 vorgesehenen Dispositions⸗ fonds von 3200 Fl. Seitens Großherzoglichen Ministeriu ms der Finanzen ist u. A. eine Vorlage ergangen wegen Verwilli⸗ gung der Summe von 394909 Fl. für jedes Jahr der Finanz- periode zur laufenden Unterhaltung der Staats⸗ und Provinziak— straßen (anstatt der im Budgetentwurf vorgesehenen 334. 000 Fl.) Das Großherzogliche Ministerium des Innern beantragt die Bewilligung von 809 Fl. zur Erwerbung, Erhaltung und Wiederherstellung der Kapelle auf dem Hofe Iben. In den , eißt 4 .

»Es wäre sehr zu beklagen, wenn ein so schönes altes = mal nicht vor Verfall bewahrt werden . ch Alen cg . dreizehnten Jahrhnndert erbaut und nach dem Urtheile unst⸗ verständiger ein höchst interessantes Bauwerk. Sie trägt alle Kenn— zeichen des spitzhogigen Baustyls und ihre Formen erinnern sehr an diejenigen der Elisabethkirche zu Marburg. Solche Denkmale aus der ersten Blüthezeit des gothischen Baustyls sind selten geworden und verdienen darum große Beachtung, weil sie vorzugsweise über die Art der Entwickelung Und Ausbil- dung des Styls Atfschluß gewähren. Die Gesammtverhält ; nifse, sowohl als die Einzelnheiten des Baues sind in hohem Grade kräftig und, dabei doch äußerst zierlich. Sodann zeigt das auf dem östlichen Giebel sitzende, ganz von Hausteinen ag hrt! Thürmchen eine eigenthümliche, ebenso kühne als interessante Konstruktion. Die Mauern der Kapelle sind meist von Hausteinen und im Ganzen noch h auch die Gewölbe sind der Hauptsache nach erhalten. g en ehlt das Dach vollständig und das Gebäude geht feinem gãnzlichen

Verfalle entgegen, wenn nicht bald für deffen Wiederbedeckung ge⸗ sorgt wird.“

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 3. Zuni. Mit dem heutigen Nachtschnellzuge ist Prinzessin Marie von ihrer Reise nach Baden⸗Baden wieder hierher zurückgekehrt.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 3. Jani. (W. T. B.) Zu Ehren des Kaisers Alexander fand gestern bei den Kaiserlichen Majestäten in Schönbrunn ein großes Diner statt, welchem der Kaiser Alexander, der Großfürst⸗Thronfolger und dessen Gemahlin, sowie der Großfürst Wladimir beiwohnten. Außerdem waren die Mitglieder der russischen Gesandtschaft, der dänische Gesandte, der General Menabrea und der Graf und die Gräfin Andrassy anwesend. Gestern Abend war Ihé dansant in der Hofburg, auf welchem die österreichische und die russische Kaiserfamilie, der König der Belgier, der Großherzog von Sachsen, Graf Andrassy, Fürst Auersperg und zahlreiche Mitglieder der hohen Aristokratie und des diplomatischen Corps erschienen waren. Der König der Belgier ist heute nach Regensburg abgereist.

Schweiz. Bern, 1. Juni. Die wesentlichsten Sätze des neuen Berner Kirchengesetzes, welches soeben der Prüfung des Großen Rathes unterliegt, lauten nach der „Spen. Ztg.“:

§. 1. Die Glaubens- und Gewissensfreiheit ist im ganzen Um⸗ fange des Kantons Bern gewährleistet. An die la bel an r mn und an die Vornahme oder Unterlassung religiöser Handlungen dürfen keine Phg bezüglich auf bürgerliche oder politische Rechte geknüpft werden.

ie Glaubensansichten entbinden nicht von der Erfüllung bürgerlicher flichten. . pl §. 2. Die freie Ausübung der gottesdienstlichen Handlungen ist innerhalb der Schränken der Sittlichkeit und öffentlichen Ordnung jeder Konfession und Religions⸗Genossenschaft gestattet. Den Staats—⸗ ehörden liegt ob, gegen kirchliche Erlasse und Verordnungen, sowie gegen Handlungen kirchlicher Behörden, einzelner Geistlichen oder anderer Personen, welche die öffentliche Ordnung oder die Rechte der Bürger und des Stgates, oder den Frieden unter den Konfessionen und Religions- Genossenschaften beeinträchtigen, einzuschreiten und die geeigneten Maßnahmen zur Abhülfe zu treffen. .

§. 3. Das Begräͤbnißwesen ist Ortspolizeisache. Niemandem darf wegen Glaubensensichten oder aus anderen Gründen ein anstän⸗ diges Begräbniß auf dem öffentlichen Gottesacker versagt werden.

. 4. Die Ehe als bürgerlicher Vertrag ist von allen kirchlichen und konfessionellen Beziehungen unabhängig zu ordnen. Die Einholung des kirchlichen Segens darf erst nach vorausgegangener Civiltrauung stattfinden. Die kirchgemeindeweise Führung der Geburts⸗, Ehe⸗ und Sterberegister ist einem eigenen bürgerlichen Beamten zu übertragen.

Olten, 3. Juni. (W. T. B.) Als Endresultat des gestern hier stattgefundenen bereits gemeldeten Arbeiter kongresses ergab sich die Bildung eines Bundes der schweizer Arbeiter mit

einem Bundeskomite an der Spitze.

Großbritannien und Irland. London, 31. Mai. Der 7 legt vom 1. Juni ab für den verstorbenen Prinzen Friedrich Wilhelm, zweiten Sohn des Prinzen und der Prinzessen Ludwig von Hessen, eine Ttägige Trauer an.

In Falmouth legten gestern die niederländischen Kriegs⸗ dampfer „Bommelerwaard! und „Riorm“ auf ihrer Reise von Helvontsluys nach Java durch den Suezkanal an, um Kohlen einzunehmen. Am Donnerstag stechen sie wieder in See. Diese Schiffe sind zur Aktion gegen die Atchinesen bestimmt, und es sollen ihnen demnächst andere folgen.

Frankreich. Paris, 2. Juni. Der General Bataille hat an den Präsidenten der Republik folgendes Schreiben erichtet:

; 6. Marschall! Die Nationalversammlung hat Sie in ihrer Sitzung vom Mai zum Präsidenten der französischen Republik ernannt und in Ihre Hände die Geschicke eines Landes gelegt, welches von Leidenschaften durchwühlt und vom Untergange bedroht ist. Die gesammte Armee wird diese Ernennung mit Freude aufnehmen; sie wird in den neuen Präsidenten der Republik dasselbe unbedingte Vertrauen setzen, welches sie zu ihrem Ober⸗Befehlshaber hatte; ich perbürge mich für die einmüthigen Gesinnungen des zweiten Corps, das ich zu befehligen die Ehre habe. Jeder Versuch einer Ruhe⸗ störung oder eines Widerstandes gegen den Willen des Landes, dessen einziger Dolmetsch gegenwärtig die Nationalversammlung ist, wird mit schonungsloser Energie geahndet werden. Genehmigen Sie u. s. w. . .

Der kommandirende General des II. Armee⸗Corps: . Bataille.

Das „Pays“ meldet, daß alle Chefs der Gensd'ar⸗ merie⸗-Legio nen nach Versailles durch den Präsidenten Marschall Mae Mahon berufen worden sind. Dasselbe Blatt theilt mit, daß General Chanzy nach Algier verseßt und im Kommando seines Armee⸗Corps durch General de Cissey ersetzt werden solle. .

Die „Corr. Havas“ meldet: „Herr Magne beschäftigt sich angelegentlich mit der Revision des Budgetentwurfs fur 1854. Es scheint sicher, daß er die Einnahmen der Rohstoffsteuer verschwinden lassen wird. Um das Gleich⸗ gewicht herzustellen, soll er besonders auf eine Reduktion der Militärausgaben bedacht sein. Der Finanz-Minister ersuchte zu⸗ gleich die Sandelskammern von Paris, Bordeaux, Rouen und St. Etienne, ihre Ansichten über eine Steuer von 2 pCt. auf den Umsatz mitzutheilen.“ . .

Am Freitag wurde der Bericht Riants im Namen der Kommission für die Prüfung des Kriegsgeräths vertheilt. In demselben werden die Ausgaben, um eine Armee von 1,200, 000 Mann schlagfertig zu machen und mit Lebens⸗ mitteln für 45 Tage zu versehen, auf 1,930 461,868 Frs. ge⸗ schätzt. Die einzelnen Posten betragen: Lebensmittel 43,188,842 Fr., Hospitäler 14. 289 063 Fr; Kleidungsstücke 385,345,009 Fr., Lagerzeug 18,450, 000 Fr., militärische Equipagen 11,014,925 Fr, allgemeine Remonte 17,162,400 Fr., Lederzeug für die Kaval⸗ lerie 12,748,736 Fr., Futterwerk 28,800, 900 Fr., Artillerie 367, 462,902 Fr., Genie 1,500,000 Fr.

Das „Journal officiel“ berichtet aus Saigun:

Man hatte erfahren, daß ein einflußreicher, wegen seiner persönlichen Tapferkeit und seiner militärischen Fähigkeiten bekannter anamitischer Häuptling sich seit einiger Zeit auf einem wenig zugänglichen Punkte der am Fuße der Berge zwischen Chardoc und Hong Xuyen gelegenen sumpfigen Gegenden festgesetzt hatte. Man war indeß weit davon entfernt, zu glauben, d er größere Vertheidigungsmittel organisiren könnte, die späteren. 6 bewiesen aber, daß, wenn man diesen Sitz des Widerstandes nicht sofort vernichtet hätte, er für den 9. unserer Besitzungen hätte gefährlich werden können. uau 3 so heißt der in Rede stehende Häupt⸗ ling, übt einen großen Einfluß auf die Eingeborenen aus, er war der Gründer einer neuen religiösen Sekte und dehnte allmählich seine Herrschaft auf eine ig Anzahl von Dörfern aus. Der Inspektor der Angelegenheiten der Eingeborenen in Hong Euyen, Schiffs ⸗Lieute⸗ nant Poech, überwachte seit einiger Zeit die Umtriebe von Guau Thauh und verlangte die Ermächtigung, eine kleine Expedition * organisiren, um die Rebellen zu überraschen. In Folge des

angels sicherer Nachrichten über die Gesinnungen der Dörfer, durch die man kommen mußte, waren alle . etroffen, um deren Erhebung zu verhindern. Die Kanonenboote „Sagonie“ und „Flamberge“ legten an den Dörfern an, ließen sich Haͤuptlinge

unterftüũtzen, welche gegen einen im Centrum des in,,

gelegenen und wenig zugänglichen befestigten Punkt gerichtet war. Gegen 1 Uhr Nachmittags von Hong Tuyen abgegangen, befand sich die aus einer kleinen Anzahl enropäischer Soldaten und eingeborenen Milizen bestehenden Expeditions Kolonne bald vor den aus Brettern und Reißsäcken bestehenden Befestigungen, die durch eine Straße mit⸗ einander verbunden waren. Das Feuer begann alsbald. Der Feind hatte 39 Steinmörser und eine große Anzahl Gewehre, deren er sich hinter seinen Schutzwehren bediente, während unsere Soldaten ohne Schutz auf einein durchnäßten Boden, in den sie bis zum halben Körper hineinsanken, vorrücken mußten. Nachdem unsere Truppe die erste Linie der Festungswerke genommen, griff sie die zweite an und nahm ste ebenfalls. Guau Thauh und sein ältester Sohn wurden getödtet. Man fand ihre Leichen auf der Straße. Der Tod des Häuptlings hatte die Flucht der Seinigen 8 r Folge. Die Ermüdung der Truppen und das Terrain machten die Verfolgung der Rebellen schwierig. Indeß wurden doch sechzig Stück Waffen, Mundvorräthe und viele Munition erbeutet, und man konnte erkennen, welche großen Verhältnisse ein von einem geschickten und thatkräftigen Häuptling geleiteter Widerstand und von den feindlich gesinnten Be— völkerungen unterstützter Angriff hätte annehmen können, wenn man nicht mit Kraft gehandelt hätte.“ .

3. Juni. (W. T. B.) Der Präsident Marschall Mac Mahon empfing heute die Vertreter der konservativen Journale und sprach ihnen gegenüber aus, daß die neue Regie⸗ rung in Betreff der Beziehungen zu den auswärtigen Mächten der Politik des Präsidenten Thiers treu bleiben werde, welche stets auch die Unterstützung der Nationalversammlung gefunden habe. Die Mittheilung der „Times,“ daß die Anerkennung der jetzigen Regierung auf Schwierigkeiten en, sei, entbehrt, der „Agence Havas“ zufolge, der Begründung. Die Anerkennung sei vielmehr ohne jegliches Bedenken und ganz bedingungslos erfolgt.

Spanien. Madrid. Die „Gaeeta“ vom 26. veröffentlicht folgende Nachrichten vom Kriegsschauplatz.

Baskische Provinzen und Navarra: Der Kommandant der Freiwilligen von Cirauqui meldet die Wegnahme von 34 Maul⸗ thieren, die 4000 für die Bande von Dorregaray bestimmte Ra⸗ tionen von Maneru nach Dieastillo transportiren sollten. Die carlistische Bedeckung des Zuges ergriff beim Nahen der Frei⸗ willigen die Flucht.

Catalonien: Die 200 Mann starke Bande Mire brachte vorige Nacht in Masquefa zu, wo sie eine Kontribution erhob. Der Brigade⸗General Martinez Campos meldet, daß Saballs nach einigen Gefechten den Rückzug angetreten hat. Der Mi⸗ litär⸗Gouverneur von Tortosa meldet, daß gestern früh eine Ab⸗ theilung von 1000 Carlisten bei Vitarroya stand und die Ge⸗ legenheit erspähte, den Ebro zu passiren. In Barquera befinden sich die Banden von Cucata, Manero und des Pfarrers von Flix.

Der General⸗Kapitän Velarde hat der Provinzialver⸗ tretung von Barcelona angezeigt, daß die allgemeine Volks⸗ bewaffnung oder die Aufbietung des Landsturmes vertagt ist.

Der Minister des Innern hat folgendes Telegramm an den Gouverneur von Barcelona gerichtet:

„Die Feinde der Republik verbreiten beunruhigende Nachrichten über unseré Lage und die Lage in Frankreich, in der Absicht, das Land aufzuregen und Unordnung hervorzurufen. Die Cortes ver⸗ sammeln sich und werden der Regierung die nothwendigen Mittel verschaffen, um den carlistischen Aufstand zu unterdrücken und die Um⸗ triebe der reaktionären Parteien zu vereiteln.“

Der Admiral Topete ist in Freiheit gesetzt worden.

Italien. Rom, 1. Juni. Der König hat heute die Truppen und die Nationalgarde Revue passiren lassen und ist dabei von der zahlreichen Volksmenge lebhaft begrüßt worden.

Am 19. Mai wurden in Lissabon die Ratifikationen des Handelsvertrages ausgetauscht, welcher am 15. Juli 1872 zwischen Italien und Portugal abgeschlossen worden ist. Derselbe wird demnächst in Kraft treten, da die Verkündi⸗ gung desselben sowohl in dem einen wie in dem anderen Lande nahe bevorsteht. ö

3. Juni. (W. T. B.) Der frühere Ministerpräsident

Ratazzi ist gefährlich erkrankt. Der französische Gesandte beim Buirinal, Fournier, hat der Regierung gestern die offi⸗ zielle Mittheilung von dem Wechsel in der Präsidentschaft der Regierung gemacht. Die Deputirtenkammer setzte in ihrer heutigen Sitzung die Berathung des definitiven Budgets ort. Rom, 3. Juni. (W. T. B.) Die Ordens⸗Generale haben, wie hiesige Zeitungen melden, heute dem Präsidenten der Kammer einen Protest gegen das Klostergesetz übersandt. Der Senat hat die Berathung über das Gesetz, die Armee⸗ Reorganisation betreffend, begonnen. Die von mehr ren Red⸗ nern gegen die Gesetzesvorlage gemachten Einwendungen wurden von dem Kriegs⸗Minister Ricotti widerlegt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Juni. Die Großfürsten Nicolaus und Georg, Söhne des Großfürsten⸗Thronfolger, haben sich am 30. Mai auf der Kaiser⸗ lichen Dampfyacht „Standart“ nach England eingeschifft.

In der Begleitung des Kaisers auf der Reise nach Wien befinden sich auch der Reichskanzler Fürst Gort⸗ schakoff, der Minister des Kaiserlichen Hauses Graf Adler⸗ berg, sowie der Graf Schuwaloff. . ͤ

Die russischen Gesandtschaften in Ehing und Japan sind in Folge Verabschiedung des Generals Vlangali neu besetzt worden: Bützow ist nach Peking und an seine Stelle der in Turkestan angestellte Kammerherr Struve nach

NYeddo gesandt worden

Amerit a. Aus Valpargiso bringt die neueste Post folgende Nachrichten: Am 26. April fanden die Munizipal⸗ wahlen statt, die in größter Ordnung zu Gunsten der Regierung ausfielen. In Serona war ein großes Feuer ausgebrochen, das die Nationalbank einäscherte. Aus Montevideo wird un⸗ term 6. Mai gemeldet, daß das gelbe Fieber in rascher Ab⸗ nahme begriffen ist, und daß der Hafen von Buenos Ayres in Kurzem wieder eröffnet werden wird. .

Die neuesten Nachrichten aus Paragu an melden die Fortdauer der Caballers⸗Revolution, welche die Regierung nur mit Hülfe argentinischer oder brafilianischer Truppen zu unter— drücken im Stande ist. ;

Berichte aus Bolivia melden, daß Sennor Adolfo Ballivian zum Präsidenten dieser Republik if, wurde. Sennor Ballivian weilte lange Zeit in Europa, und sein Amts⸗ antritt wird als das beste Unterpfand angesehen, das für die gute Regierung des Landes sowie 5 dessen kommerziellen Fort⸗ schritt gegeben werden konnte. Es heißt auch, daß Sennor Lopez Gaana, ein brasilianischer Unterthan, eine Konzession zur 50Miäh⸗ rigen Ausbeutung desjenigen Theiles der Caracoles-Minen, welcher Staatseigenthum ist, ertheilt wurde. Die Regierung er⸗ hält den halben Nutzen des Reingewinnes und zwei Millionen

als Geiseln geben und bereiteten sich vor, die Hauptaktion zu

Dollars à Conto im Voraus.

Aus Rio de Janeiro liegen unterm 11. Mai folgende Nachrichten vor: Die Regierung hat den Kammern das Budget von 1874 = 75 vorgelegt. Darnach würden die Staatseinnahmen auf 104,000,000 0065 Reis und die Ausgaben auf 101,484,ů792 000 Reis veranschlagt, in Folge dessen ein Ueberschuß von 2,515,208, 000 Reis verbleibt.

In Entre Rios ist eine Revolution ausgebrochen, an deren Spitze muthmaßlich Lopez Jourdan steht. Die Rebellen haben Gualeguay, Victoria und Colon eingenommen, wurden aber in Gualequaycha, Panama nnd Nagoha zurück⸗ geschlagen. Sie zerschnitten in allen Provinzen die Telegraphen⸗ drähte. Die Hauptstadt steht nur mit Villaquay, Gualey⸗ quaycha und Nogoya in Verbindung. Die Regiernng der Kon⸗ föderation mobilisirt die Nationalgarde der angrenzenden Provinzen; dreitausend Mann sind von Santa und Torrientes oe, w, Die drei Provinzen wurden in Belagerungszustand erklart.

Nr. II des Central⸗Blattes der Abgaben⸗, Gewerbe⸗ und Handel s⸗-Gesetzgebung und Verwaltung in den Kö— niglich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Gesetz, be— treffend die Gewährung von Wohnungsgeldzuschüssen an die unmittel⸗ baren Staatsbeamten. Vom 12. Mai 1873. Cirkular⸗Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Uebergangsstellen für den Verkehr mit steuerpflichtigen Getränken zwischen Elsaß-Lothringen und dem Deutschen Zollgebiete betreffend vom 16. März 1873. Cirkular⸗ Verfügung des Königlichen Finanz⸗Ministeriums, den nämlichen Ge— genständ betreffend, vom 3. Mai 1873. Cirkular⸗Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, Bestimmungen über die Tara be— treffend, vom 26. März 1873. Cirkular⸗Verfügung des Königlichen Finanz⸗-Ministeriums, die Befugniß des Nebenzollamts in Napierken betreffend, vom 26. März 1873. Verfügung des Königlichen Finanz⸗ Ministeriums, die Befugniß des Königlich saͤchsischen Steueramts in Wurzen betreffend, vom 30. März 1873.

Nrn. 36 und 37 des Amts⸗Blatts der Deutschen Reichs-Postverwaltung haben folgenden Inhalt: General⸗-Ver⸗ fügung vom 24. Mai 1873. Expreßbestellgeld und Zeitungs⸗Ueber⸗ weisungsgebühr im Wechselverkehr. General⸗Verfügung vom 24. Mai 1873: Herausgabe einer neuen Gruppe Nr. XIII. General⸗Verfügung vom 29. Mai 1873: Korrespondenzvertehr mit Kap Natal, Mozam⸗ bique und Zanzibar. General⸗-Verfügung vom 29. Mai 1873: Be⸗ nutzung der Reichs⸗ und Eisenbahn⸗Telegraphen zur Beförderung von Postdienst⸗Depeschen. General⸗Verfügung vom 29. Mai 1873: An⸗ fertigung der statistischen Nachweisungen über den Päckerei⸗, Vorschuß⸗ und Briefverkehr.

Nr. 9. des Deutschen Postarchivs, Beiheft zum Amtsblatt der Deutschen Reichs-Postverwaltung, hat fol⸗ genden Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Die Kriminal⸗Statistik der Postverwaltung. Die Organisation von Post-Agenturen im Bexzirke größerer Städte. Kleine Mittheilungen: Ueber Geographie und Ethno⸗ graphie von Chiwa.

Nr. 45 der Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Ueber die Ergebnisse der Zusammenlegung der Grundftücke der zum Kreise Brilon, Regierungsbezirk Arnsberg gehörigen Stadtfeldmark von Niedermarsberg. Aus der Provinz Schleswig⸗Holstein, Ende Mai. Literatur: Nachrichten über den Hopfen von Neu⸗-Tomysl. La Plata Monatsschrift. Besondere Beilage zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger. Ver⸗ mischtes: Versammlung des Vereins der Milchproduzenten. Markt bericht. Viehpreise. Staͤrkepreise.

Statistische Nachrichten.

Potsdam, 30. Mai. Das Amtsblatt enthält Folgendes: stachdem in den letzten fünf Jahren umfangreiche Bemühungen stattgefunden haben, um die Gehälter der Elementarlehrer möglichst auf einen den Zeitverhältnissen entsprechenden Stand zu erhöhen, und so den berechtigten Klagen über unzureichende Besoldun⸗ gen Abhülfe zu verschaffen, wird eine Zusammenstellung des Gesammt⸗ ergebnisses der Gehaltsverbesserungen in abgerundeten Zahlen sowohl für die Lehrer als auch für die betheiligten Stadt- und Landgemein⸗ den, deren vielfach bewiesene Bereitwilligkeit zur Gewährung der er— forderlichen Geldmittel Anerkennung verdient, von Interesse sein.

Zur dauernden Verbesserung der Lehrerstellen werden aufgebracht:

I) von Landgemeinden seit 1888. . 18,000 Thlr. dazu seit 1872/73. ü 10000 ,

zusammen W, 0090 Thlr.

2) von Stadtgemeinden seit 1868 50000 Thlr. dan seit I 8 77J11.— zusammen 77,800 Thlr. also von Stadt⸗ und Landgemein⸗ 3 den zusammen. 2105,800 Thlr.

Außerdem sind von den seit 1867 im Staatshaushalt ausgewor⸗ fenen 765,000 Thlr. dem hiesigen Bezirke überwiesen:

I) zur dauernden Verbesserung der Lehrerstellen

15,7090 Thlr.

2) zu persönlichen Zulagen... 10100 zusammen 5, 800 Thr.

Der Gesammtzuschuß aus Staats- und Kommunalfonds beträgt somit 131,600 Thlr. . . ö

Von den circa 1000 städtischen Lehrerstellen haben fast sämmt⸗ liche eine Gehaltsverbesserung erfahren, während unter den circa 1500 Landschulstellen ein nicht unbeträchtlicher Theil als genügend dotirt und somit als einer Verbesserung nicht bedürftig erachtet werden konnte.

München, 1. Juni. Die Zahl der Studirenden an der Unirersität München hat sich im laufenden Sommerhalbjahr im Vergleich zu dem vorhergehenden Semester um ca. 7G verringert. Während im Sommersemester des vorigen Jahres 1220 und im letzten Wintersemester 1219 Studirende immatrikulirt waren, beläuft sich die Gesammtzahl der im gegenwärtigen Semester Inskribirten auf etwa 1150. ;

Stuttgart, 1. Juni. An der Universität Tübingen be— finden sich im laufenden Sommerhalbjahr 886 Studirende, worunter 320 ordentliche und 66 Hospitirende, 579 Württemberger und 307 Nichtwürttemberger. Die angegebene Gesammtfrequenz übertrifft die des letzten Wintersemesters (796 um 90, die e e fen Sommer⸗ semesters (872) um 14, und ist seit dem Wintersemester 1845145, wo die Frequenz 890 Studirende betragen hatte, die höchste Frequenz der Universität. Bemerkenswerth ist ferner, a während die Zahl der Nichtwürttemberger im letzten Wintersemester 220, im vorjährigen Sommersemester 280 betragen hatte, dieselbe diesmal auf 307 ge⸗ stiegen ist.

Heidelberg, 31. Mai. Nach dem eben erschienenen Adreßbuch der hiesigen Universität wird diese im laufenden Semester von S853 Studirenden besucht, worunter 80 Personen reiferen Alters und konditionirende Pharmazeuten. Gegen den Winterkurs hat sich die Frequenz um 161 erhöht. Es entfallen auf Theologie 27, auf Juris⸗ prudenz 451, 6 112, philosophische Fächer 213 Studirende, von welchen Preußen 350, Baden 135, die Schweiz 35, Nordamerika 32, Rußland 28 Hamburg 26, Hessen 26, Bayern 21, England 17 und Oesterreich 16 stellt.

Die „Mittheilungen der en hs hi hessisch en Centralstelle für die Landes statistik (NꝘr. 119 für Juni) hat folgenden Inhalt: Verzeichniß derjenigen Gemarkungen im Großher⸗ zogthum gell in welchem im Jahre 1872 Tabak gebaut wurde zc. Tägliche Wasserstände im Sktober, November und Dezember 1872. Die Geburten, Sterbefälle, . und Ehescheidungen im Großherzogthum Hessen in den Jahren 1870 und 1871. Me⸗

teorologssche Beobachtungen im März 1873.

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