1873 / 135 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 Jun 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Se. Majeßät der Kaiser und König haben Be⸗ hufs weiterer Hebung der Stellung der Divisions⸗, Gou⸗ vernements- und Harnison⸗-Auditeure, in Erweiterung der Allerhöchsten Ordre vom 30. Mai 1871 genehmigt, daß die Vor⸗ schläge wegen Verleihung des Ranges der Räthe vierter Klasse mit der Befugniß, die Uniform und die Abzeichen der Corps⸗ Auditeure zu tragen, fortan auf die 28 ältesten Auditeure der bezeichneten Kategorie ausgedehnt werden dürfen.

Der Hauptverein der evangelischen Gustayp⸗ Adolph⸗-Stiftung in der Provinz Brandenburg wird seine diesjährige ordentliche Generalversammlung am 18. und 19. d. M. in Frankfurt a. O. abhalten.

Die 27. Hauptversammlung des Gesammtvereins der Gustaw⸗ Adolf⸗Stiftung ist auf den 25 3. und 4. September festgesetzt. Als Versammlungsort ist Cassel bestimmt.

Danzig, 9. Juni. (W. T. B.) Von den an der Cho⸗ lera erkrankten polnischen Flössern sind, wie die „Danziger Zeitung“ meldet, fechs gestorben, vier noch in ärztlicher Behand⸗ lung verblieben.

Wiesbaden, 9. Juni. Gestern Abend 6 Uhr erfolgte die Ankunft Sr. Majestät des Schahs von Persien sammt dessen zahlreichem Gefolge. Am Perron der Eisenbahn waren der Ober⸗Prästdent von Bodelschwingh, der kommandirende General des XI. Armee⸗Corps v. Bose und die Spitzen der hiesigen Behör⸗ den erschienen, um den Hohen Gast zu empfangen. Nach einer kurzen Begrüßung bestiegen der Schah und Seine ersten Würden⸗ träger sofort die bereit gehaltenen Wagen, um direkt nach dem Schloß zu fahren. Y,. folgte auch das Gefolge und die Dienerschaft. Am Abend fand eine Serenade auf dem Schlotzplatz statt. Die eyangelischetirche wurde auf s Prachtvollste erleuchtet, wäh⸗ rend die Wafferleitung mächtige Garben gegen den Himmel warf.

Ems, J. Juni. Gestern trafen die Großherzoglich oldenburgischen Herrschaften, auf der Rückreise von der Schaumburg nach Oldenburg begriffen, hier ein und erwiderten einen Besuch, welchen Se. Majestät der König von Sachsen im Laufe dieser Woche auf der alten Burg abgestattet hatte. Die Höchsten Herrschaften wurden von Sr. Majestät am Bahnhof begrüßt und nahmen, vor Fortsetzung Ihrer Reise, nm 1 Uhr in den von Sr. Majestät bewohnten Gemächern des Kurhauses ein Dejeuner ein. Der Erbgroßherzog von Old'nburg geleitete seine durchlauchtigsten Aeltern nur bis Coblenz und kehrte von dort zur Fortsetzung seiner Studien nach Straßburg zurück.

Essen, 7. Juni. Se. Majestät der Schah von Per⸗ sien traf heute Nachmittags 6 Uhr hier ein, um das Etablisse⸗ ment des Geheimen Kommerzien⸗Raths Krupp zu besichtigen. Zum Empfang desselben waren der Ober-Präsident der Rhein⸗ provinz von Bardeleben und der Regierungs⸗Präsident Freiherr von Ende aus Düsseldorf hier eingetroffen; ebenso war der per⸗ sische Konsul Gebhard aus Elberfeld anwesend. Der Schah fuhr auf der Verbindungsbahn in das Ctablissement und besich⸗ tigte dasselbe sofort. Sr. Majestät wurde eine bespannte und mit Artillerie⸗Bedienungsmannschaft versehene 6pfündige Kanone vorgeführt, mit derselben verschiedene Exercitien vorgenommen und Allerhöchstdemselben zum Geschenk gemacht. Die Kanone teägt auf dem Rohre die Bezeichnung: „Sr. Majestät dem Kaiser von Persien“ und auf der Lafette das persische Wappen. Das Diner wurde vom Schah allein genommen, während die an⸗ deren Herrschaften, circa 60 Personen, in den Nebenräumen dinirten. Um 9 Uhr erfolgte die Abreise Sr. Majestät nach Cöln in Begleitung des General⸗Adjutanten Sr. Majestät des Kaisers und Königs, General⸗Lieutenant von Boyen, des Ober⸗ Präsidenten der Rheinprovinz und des Königlichen Eisenbahn⸗ Kommissariats.

Bayern. München, 6. Juni. Der König wird, wie der „Korr. v. u. f. D.“ mittheilt, auch der diesjährigen Frohn⸗ leichnams⸗Prozession nicht beiwohnen, und es unterbleibt in Folge dessen auch die offizielle Betheiligung der Staats- und Universitäts⸗ Beamten, sowie die Spalierbildung durch das Militãr.

8. Juni. Prinz Leopold begiebt sich, neueren Nach⸗ richten desselben Blattes zufolge, mit Gemahlin am 15. d. M. zum Besuche des Prinzen Karl auf einige Tage nach Tegernsee. Nach erfolgter Rückkehr bezieht das hohe Paar die nunmehr wohnlich eingerichtete Villa an der Schwabinger Landstraße.

Das Staats⸗Ministerium des Innern hat sämmt⸗ liche Referenten über Gewerbe und Industrie bei den Kreisregie⸗ rungen zur Weltausstellung nach Wien beordert mit dem Auf⸗ trage, dort namentlich jene Ausstellungsgruppen zu studieren. welche der Industrie und den Gewerben verwandt sind die in ihren respektiven Kreisen besonders betrieben werden. Ueber die Resultate ihrer Beobachtungen haben die genannten Beamten bis zum 1. Januar 1874 Berichte an das Ministerium einzu⸗ senden und zugleich Vorschläge zu machen, in welcher Weise Verbesserungen der heimischen Industrie anzubahnen, allenfallsige Lücken in ihr auszufüllen oder sonst zu ihrer Hebung und För⸗ derung Schritte zu thun seien. In gleicher Weise und mit den⸗ selben Aufträgen sind auch Beamte der Bergbehörden nach Wien abgesendet.

Sachsen. Dresden, 9. Juni. Der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg⸗Schwerin sind vorgestern Abend von Berlin hier eingetroffen, im „Hotel Belle⸗ ö und heute Mittag über Prag nach Wien ab⸗ gereist.

Der Verlauf der Kur des Königs in Ems ist dem Vernehmen des „Dresd. Journ.“ nach bisher von dem befrie⸗ digendsten Erfolge begleitet und scheint die gehegte Erwartung zu rechtfertigen, daß die dortigen Quellen den günstigsten Ein⸗ fluß auf das katarrhalisch⸗asthmatische Leiden des hohen Pa⸗ tienten äußern würden.

Württemberg. Stuttgart, 7. Juni. Das Regierungs⸗ blatt Nr. 17 enthält eine Bekanntmachung der Ministerien des Innern und des Kriegswesens, betreffend Erläuterungen und Ergänzungen der Militär⸗ErsatzInstruktion vom 26. März 1868 und der Verordnung, betreffend die Organisation der Landwehr⸗ we, , . und die Dienstverhältnisse der Mannschaften des Be⸗ urkaubtenstandes vom 5. September 1867, sowie weitere für Krieg und Frieden gegebene Bestimmungen über die Aushebung, Dienstzeit ꝛc. 2c, vom 23. Mai 1873.

9. Juni. (W. T. B.) Zu Ehren der Anwesenheit des Kaisers von Rußland, des n . Thronfolger⸗Paares und des Großfürsten Wladimir findet heute Abend Galadiner im Königlichen Residenzschlosse statt. Morgen wird eine Pa⸗ rade bei Cannstatt abgehalten werden.

essen. Darm stadt, 9. Juni. Die heutige „Darmst. ö enthält zum Geburtsfeste des Großherzogs Fol⸗ gendes: ?

„Der Geburtstag Sr. Königlichen Hoheit unseres allverehrten Großherzogs, von je ein Tag der Freude für Sein treues hessisches Volk, kehrt heute wieder. Er kehrt heute wieder unter ganz beson⸗ ders erhebenden Umständen, während sich das Land anschickt, in wenig Tagen das Fest des fünfundzwanzigjährigen Regierungsantritts seines Landesherrn zu begehen. Die Freude, welche das hessische Volk dar⸗ über empfindet, daß die Regierung Sr. Königlichen Hoheit es wie⸗ derum während eines Jahres mit den Segnungen des Friedens und der Fürsorge für die Wohlfahrt Aller beglückt hat, wird durch den auf die bevorstehende Feier noch gesteigert und vertieft. Das hessische Volk empfindet heute mehr als je, was es seinem Großher⸗ zog verdankt, und es wird aus vollem Herzen eiustimmen in den Ruf: Gott möge Se. Königliche Hoheit den Großherzeg schützen 2 erhalten; Gott schütze und erhalte das ganze Großherzogliche

aus!“

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 7. Juni Höchstem Befehle zufolge legt der Großherzogliche Hof für den Prinzen Adalbert von Preußen eine zehntägige Trauer von heute bis einschließlich den 16. Juni an.

9. Juni. Der Großherzog erfreut sich, wie aus Wien vom 6. Juni berichtet wird, fortdauernd des besten Wohlseins und besucht täglich die Ausstellung. Derselbe nahm außerdem an den in den letzten Tagen zu Ehren des Kaisers von Ruß⸗ land veranstalteten verschiedenen Festlichkeiten Theil und wohnte auch der großen Parade bei.

Oldenburg. J. Juni. Der Großherzog und die Großherzogin sind nach mehrwöchiger Abwesenheit, nachdem Ihre Königlichen Hoheiten die Wiener Weltausstellung besucht und darauf die Pfingstzeit auf Schloß Schaumburg an der Lahn verbracht haben, heüte wieder eingetroffen und haben die ge— wöhnliche Sommerresidenz in Rastede bezogen.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 9. Juni. (W. T. B.) Die heutige Eröffnung der Schiffsbrücke über den Rhein zwischen Gerstheim und Ottenheim bei Lahr gestaltete sich zu einem allgemeinen Volksfeste. Der Ober⸗-Präsident, die Generale v. Hartmann und Stein v. Kaminski und viele andere Notabilitäten von hier wohnten der Feier bei. Für den Abend ist eine Fahrt nach dem festlich beflaggten Lahr projektirt, wo , und ein Bankett im Kasinosaale vorbe⸗ reitet sind.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 9. Juni. (W. T. B.) Die außerordentliche japanische Gesandschaft hat heute in feierlicher Audienz dem Kaiser ihre Kreditive überreicht.

Schweiz. Zürich, 9. Juni. (W. T. B.) Die hiesige katholische Kirchengemeinde hat sich mit Dreiviertel aller Stimmberechtigten gegen das Dogma von der Unfehlbarkeit und für den Antrag der Altkötholiken ausgesprochen, daß die Lehre desselben aus der Schule und aus der Kirche zu verbannen sei.

Großbritannien und Irĩand. London, JT. Juni. Dem „Globe“ zufolge wird das Programm der Festlich keiten zu Ehren des Schahs von Persien einen Hofsall im Buckingham-⸗-Palast, einen Ball im Foreign Office, und mög⸗ licherweise einen solchen im indischen Ministerium, sowie eine Gala⸗Oper im Coventgarden⸗Theatre umfassen.

Der österreichisch⸗ungarische Botschafter Graf Beust ist am 5. d. M. von Paris hierher zurückgekehrt.

Frankreich. Paris, 7. Juni. Die „Liberté“ veröffent⸗ licht folgendes Rundschreiben, welches der Minister des Innern an die Präfekten erlassen hat:

ersailles, 5. Juni 1873. Vertraulich.) ,

Herr Präfekt! Seit einigen Tagen werden in mehreren großen Städten Formulare zu Adressen in Umlauf gesetzt, welche sich saͤmmt— lich, sei es in günstigem oder in feindlichem Sinne, mit den Parla—⸗ mentarischen Ereignissen vom 24. Mai befassen. Die Regie⸗ rung glaubt zen Gefühlen der Kammer einen getreuen Ausdruck zu geben, wenn sie, die einen wie die anderen mißbilligt. Gleichviel, welcher Geist in ihnen vorwaltet, würden solche Kundgebungen schließlich nur unnütz das Land aufregen, welches ein so dringen⸗ des Verlangen nach Ruhe verspürt. Wenn sie aus privater Ini—⸗ tiative hervorgehen, so können Sie offenbar, nicht umhin, ihgen freien Lauf zu . auch dann jedoch mit Strenge gegen alle Vergehen oder Uebertretungen durch Kolportage einzuschreiten, wie Ihnen dies mein ehrenwerther Vorgänger, Herr von Goulard, mittelst Rundschreibens vom 11. Januar angeordnet hat. Allein den General⸗ Räthen, Departements⸗Kommissionen und Gemeinderäthen gegenüber, welche sich als konstituirte Körperschaften ohne Rücksicht auf die ihren Gewalten gesteckte Grenze an diesen Kundgebungen betheiligen möchten, tritt das Gesetz in alle seine Rechte. Es ist der Wille des Präsiden⸗ ten der Republik, daß es ehrlich, rechtschaffen, ohne Einschränkung zur Anwendung gebrächt werde; seines Erachtens ist es nie zu entschuldigen, wenn eine Regierung die Angen zu einer Ungesetzlichkeit etwa deshalb verschließt, weil solche Adressen das neue Regime beifällig begrüßen und also ihrer Politik förderlich zu sein scheinen. Ich entspreche seinem aus⸗ drücklichen Wunsche, wenn ich urn die größte Wachsamkeit empfehle, um jeden Versuch dieser Art hintanzuhalten oder im Keime zu er—= sticken. Sie haben eintretenden Falls nicht nur ungesetzliche Beschlüsse der Gemeinde⸗ und Departementals⸗Versammlungen für ungültig zu erklären, sondern auch bei mir sowohl gegen diese Versammlungen selbst als gegen die Gemeindebeamten, welche sich an der Unterzeich⸗ nung von Adressen, die dem souveränen Ansehen der Nationalversamm⸗ lung feindlich wären, betheiligen sollten, die Ihnen geeignet scheinen⸗ den Strafmaßregeln zu beantragen. Empfangen Sie . .

eu ls.

Ein weiteter Erlaß des Ministers des Innern ver⸗ bietet den Präfekten, in Zukunft aus eigener Machtvollkommen⸗ heit Rundschreiben der Oeffentlichkeit zu übergeben. Anlaß zu dieser Anordnung gab das Circular des Präfekten der Jonne, Ducrest de Villeneuve, welches den republikanischen Charakter der herrschenden Regierung betonte.

Das „Journal officiel! veröffentlicht ein Dekret des Präsidenten der Republik, durch welches auf Antrag des Han⸗ dels-Ministers de la Bouillerie der Ober⸗Handelsrath reorganisirt wird. Diese Körperschaft soll fortan in drei Sek⸗ tionen, nämlich für Handel, für Ackerbau und für Gewerbe, zerfallen; jede dieser Sektionen soll aus 15 Mitgliedern bestehen, welche theils der Nationalversammlung, theils den Handelskam⸗ mern, theils endlich der Fachwelt zu entlehnen wären. In die Handelsabtheilung werden die Abgeordneten Pouyer⸗Quertier, Martel, Ancel, Alfred André, Chesnelong, Johnston, Lefebure, Louvet und Wolowski berufen. Der Ober⸗Handelsrath wird seine nächste Sitzung am Donnerstag abhalten. Ferner ver⸗ öffentlicht dasselbe Journal die Liste der Mitglieder des obersten Unterrichts.

Der Vize⸗Präsident der National versammlung, Vitet, ist am 4. d. M. Abends nach kurzer Krankheit gestorben. Derselbe war 1812 in Paris geboren. Seit 18354 war er Deputirter, konservativ und Anhänger der Politik Guizots. Nach der Re⸗

volution von 1848 ward er in die legislative Versammlung ge⸗ wählt und bewährte sich als entschiedener Gegner der republi⸗ kanischen Institutionen. Nach dem 2. Dezember 1851 trat er vom politischen Schauplatz ab. Durch die Wahlen von 1871 kam er wieder in die Nationalversammlung, ward zum Vize⸗Präsi⸗ denten derselben ernannt und bei jeder Neuwahl wiedergewählt. Seit 1845 war er Mitglied der Akademie. Er hat viele histo⸗ rische, kritische, literarische und kunstgeschichtliche Schriften heraus⸗ gegeben und war auch Mitarbeiter des, Journals des Savants“, der „Revue des deux Mondes“ und der „Revue contem⸗ poraine.“ ,

Der deutsche Botschafter Graf v. Arnim hat dem Präsidenten der Republik heute seine neuen Beglaubigungs⸗ schreiben überreicht.

9. Juni. (W. T. B.) Der Präsident, Marschall Mac Mahon, hat heute Nachmittag dem Deutschen Botschaf⸗ ter, Grafen v. Arnim, einen Besuch abgestattet. Der Präsi⸗ dent war in großer Marschalls⸗Uniform.

Der Marschall Canrobert hat auf Ansuchen des Präsidenten der Republik sein Entlassungsgesuch als Mitglied des obersten Kriegsraths zurückgenommen.

Versailles, 9. Juni. (W. T. B. Die National⸗ versammlung nahm in ihrer heutigen Sitzung für die Vor⸗ lage, betreffend die Erhöhung der Lehrergehalte an den Pri⸗ märschulen die Dringlichkeit an. Die Berathung einer von Gambetta und Genossen eingebrachten Interpellation über das Verbot des „Corsaire“ wurde auf morgen anberaumt.

Spanien. Madrid, 9. Juni. (W. T. B.) Nachdem in der geheimen Sitzung der konstituiren den Cortes ein weiterer Meinungsaustausch über die Frage des neuen Mini⸗ steriums stattgefunden hatte, beschloß die Versammlung einstim⸗ mig, dem um seine Entlassung eingekommenen Ministerium ein Vertrauensvotum zu ertheilen und zugleich die Mitglieder des⸗ selben aufs Neue in ihren Ministerposten zu bestätigen. Die Letzteren erklärten sich zur Wiederübernahme ihrer seitherigen Stellen bereit. In der darauf wieder eröffneten öffentlichen Sitzung wurde der in der geheimen Sitzung gefaßte Beschluß von den anwesenden 300 Deputirten einstimmig genehmigt.

Nach Meldungen, welche der Regierung aus Kata⸗ lonien zugehen, wäre die Disziplin unter den Truppen völlig wiederhergestellt. Der General Velarde hat das Kommando wieder übernommen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 8. Juni. Aus Nikolajew wird gemeldet, daß der Großfürst Kon⸗ stantin Nikolajewitsch am 5. d. M. an Bord des Dam⸗ pfers „Kasbek“ und in Begleitung des Militärgouverneurs Vize⸗ Admirals Arkas sich nach dem Südufer der Krim begeben hat.

Aus Orenburg eingetroffenen Nochrichten zufolge sind beim Durchmarsch des Orenburger Detachements durch Urgu Kirgisen, welche in früheren Jahren aus unserem Gebiet geflüchtet waren, freiwillig mit der Unterwürfigkeitserklärung bei dem General⸗Lieutenant Werewkin erschienen. Der Gesundheits⸗ zustand der Truppen dieses Detachemants war ausgezeichnet.

Wie die „Mosk. Ztg.“ erfährt, hat der Reichsrath nach Prüfung der Eingabe des Ministers der Volksaufklärung in Betreff einer Reorganisation der Verwaltung der untersten Schulen dieses Ressorts unter Anderem beschlossen:

a) Die gegenwärtig bestehenden Inspektoren der Volksschulen in den 33 Gouvernements, in denen die Landschafts-Institutionen einge⸗ führt sind und im Gebiet Bessarabien in Direktoren der Volksschulen umzubenennen und ihnen 142 Gehülfen unter dem Titel von Inspek— toren beizugeben. b) Zu den Obliegenheiten der Direktoren gehört die Leitung der elementaren Volksbildung, die persönliche Inspektion der Schulen zur Kontrole der Thätigkeit der Inspektoren, der Vorsitz im Schulrath und die unmittelbare Beaufsichtigung der in dem Kreise der Stadt befindlichen Elementarschulen, in welchen der Direktor seinen ständigen Aufenthalt hat. Was dagegen die Inspektoren betrifft, so ist ihnen die Aufsicht über die Elementarvolksschulen und der Vor—⸗ sitz im Kreisschulrath übertragen. c) Die gegenwärtig, unter der Lei⸗ tung der Goupernemente⸗Schuldirektoren stehenden Kreisschulen in den 33 Gouvernements, in denen die Landschafts-Institutionen eingeführt sind, desgleichen im Gebiet Bessarabien, in den Gouvernements des Wilnaschen Lehrbezirks, ferner in St. Petersburg und Moskau die in Stadtschulen umzugestaltenden Schulen, die von demselben Ministerium ressortirenden niederen Mädchenschulen, die hebräischen Staatsschulen und alle Privatlehranstalten für Knaben und Mädchen, sowie endlich die Personen, die ii mit Privat- und häus⸗ lichem Unterricht beschäftigen, werden der Kompetenz der Gouverne⸗ ments⸗Schuldirektoren entzogen und in Zukunft den Direktoren und Inspektoren der Volksschulen untergeordnet, in den Gouvernements Wilna, Kowno, Grodno, Minsk, Witebsk und Mohilew aber den lo⸗ kalen Direktionen der Volksschulen. Diese Reform hat vom Jahre 1874 an allmählich nach Maßgabe der für die Besoldung der Direk— toren und Inspektoren der Volksschulen ausgeworfenen Summen in Kraft zu treten.

Schweden und Norwegen. Christiania, 5. Juni. In der heutigen Sitzung des Storthings wurde die Bera⸗ thung des vom Budgetkomite eingehrachten Vorschlags, betref⸗ fend den Bau eines neuen Reichshospitals zu Ende geführt. Bei der Abstimmung wurde zuerst mit 74 gegen 33 Stimmen die Proposition des Abgeordneten T. Löberg, welche darauf aus⸗ ging, 460, 000 Rdl. zu einem neuen Hospital zu bewilligen, ver⸗ worfen. Darauf wurde mit 63 gegen 44 Stimmen der Vorschlag Sverdrups: „die Regierung zu ersuchen, dem nächsten Thinge einen Plan zum Reichshospital, berechnet zu 200 Betten und mit einem Kostenanschlag von ca. 200,000 Spezies vorzulegen“, angenommen.

Amerika. (Monatsübersicht. Einem Beschlusse des Kongresses gemäß gehen am 1. Juli d. J. Gesandtschaftsposten bei den centralamerikanischen Republiken von Costa⸗Riea, Gua⸗ temala, Honduras, Nicaragua und Salvador ein; die Vertretung der Vereinigten Staaten von diesem Zeitpunkte ab ist einem Ge⸗ sandten für die oben genannten fünf Staaten zu übertragen, und hat der Präsident für diesen Posten den Herrn Williamson von Louisiana ernannt.

Die , ,, der Schuld der Vereinigten Staaten während des April belief sich auf 2,247,485 Dollars. Die ge⸗ sammte Schuld betrug am 1. Mai, nach Abzug des baaren Kassenbestandes von 195,094,315 Dollars und einschließlich der zur Unterstützung der verschiedenen Pgeifie⸗Eisenbahnen aus⸗ gegebenen Obligationen 2218,12, 667 Dollars. Für den Monat Mai hatte der Finanz⸗Minister den Verkauf von 6 Millionen Dollars in Gold und den Ankauf von 1 Million Bonds an⸗ geordnet.

Während des April landeten im Hafen von New⸗QRork 41,745 Einwanderer, unter denen sich 15,119 Deutsche be⸗ fanden. In derselben Periode des Vorjahres wanderten 39,987 Personen, darunter 14979 Deutsche, ein. Die ge⸗ sammte Einwanderung hat mithin gegen den April 1872 um 1759 Personen zu⸗, die deutsche speziell dagegen um 140 Per⸗ sonen abgenommen. Für die ersten vier Monate des laufenden

Jahres ergiebt sich eine Zunahme der Einwanderung um 720 Per⸗ sonen, eine Abnahme der deutschen Einwanderung von 66 Per⸗ sonen gegen den gleichen Zeitraum in 1872.

Die Nordpol⸗Expedition des Kapitän Hall hat unglücklich geendet. Dieselbe verließ die Vereinigten Staaten am 29. Juni i871 auf dem Dampfer „Polaris“ und überwinterte unter 81 Gr. 38 Min. nördlicher Breite und 61 Gr. 44 Min. westlicher Länge, von diesem Punkte aus drang Kapitän Hall auf Schlitten bis zum 82. Grade nördlicher Breite vor, wobei es sich herausstellte, daß die früher von Dr. Kane gesehene offene Polarsee in der That nur eine Meerenge von etwa 15 Meilen Breite sei. Bald nach dieser Exkursion starb Kapitän Hall. Im August 1872 ging der Dampfer wieder südlich, gerieth aber während eines Sturmes am 15. Oktober in eine so mißliche Lage, daß man mit der Uebertragung des Proviants auf eine Eis⸗ scholle begann. Diese wurde während der Arbeit durch einen Sturm vom Schiffe fortgetrieben und befanden sich zur Zeit 18 Personen auf derselben, welche nach einer langen Irr⸗ fahrt von dem Dampfer „Tigreß“ aufgenommen und nach Neu⸗ Fundland gebracht worden sind. Unter den auf der „Polaris“ zurückgebliebenen Personen befinden sich zwei Deutsche, Dr. Bessels aus Heidelberg und Emil Schumann aus Sachsen. Sollten nicht binnen Kurzem Nachrichten von der „Polaris“ eintreffen, so beabsichtigt der Marine⸗Minister, ein Schiff zur Nachforschung auszusenden.

Am 7. Mai starb einer der bedeutendsten Staatsmänner der Vereinigten Staaten in neuerer Zeit, der Ober⸗Bundesrichter S. P. Chase. Einer der entschiedendsten Gegner der Sklaverei, übernahm er unter dem Präsidenten Lincoln die Stelle des Finanz⸗Ministers, welche er bis zum Jahre 1864 bekleidete, wo⸗ bei er in den schwierigsten Zeiten immer die zur Fortführung des Krieges gegen die Südstaaten nöthigen Mittel zu finden wußte. Sein Charakter war ein tadelloser und konnte ihm nie⸗ mals der Vorwurf gemacht werden, in irgend welcher Weise seinen persönlichen Vortheil wahrgenommen zu haben.

Die Wirren in Louisiang welche seit Monaten an— dauern und zu vielfachen Exressen Veranlassung gegeben hatten, scheinen ihrem Ende (utgegen zu gehen. Als in den ersten Tagen des Mai den Steuererhebungen, welche der von der Regierung in Washington anerkannte Gou⸗ verneur Kellogg ausgeschrieben hatte, von den Bewohnern von St. Martinsville Widerstand entgegengesetzt wurde und auch in den benachbarten Distrikten der Beförderung der von dem Gouver⸗ neur zur Unterstützung der Steuerbeamten ausgesandten Polizei⸗ mannschaften Hindernisse in den Weg gelegt wurden, ertheilte die Regierung in Washington den im Staate Louisiana stehenden Truppen der Vereinigten Staaten den Befehl, einzuschreiten und die Ordnung wiederherzustellen. Zu gleicher Zeit erließ der Prä⸗ sident eine Proklamation an die Bewohner Louisianas, in wel⸗ cher dieselben zur Ruhe und Unterwerfung unter die Anord⸗ nungen des Gouverneurs Kellogg aufgefordert wurden. Schon das bloße Erscheinen der Bundestruppen übte einen beruhi⸗ genden Einfluß aus, die Insurgenten legten die Waffen nieder,

unnd die Partei des Gouverneur MéEnery hat den Beschluß ge⸗

faßt, sich bis zur legalen Entscheidung der Streitfrage durch den Kongreß jeder ferneren thätlichen Opposition zu enthalten. Auch der Krieg gegen die Modoc⸗Indianer ist nach mehrfachen Ge⸗ fechten und nachdem die Indianer den sie verfolgenden Truppen öfters entschlüpft waren, durch die Unterwerfung des Stammes auf Gnade und Ungnade und die Gefangennahme seines Füh⸗ rers beendet worden. Wie es scheint, sind dadurch auch die viel⸗ fach gehegten Befürchtungen vor einem Aufstande der übrigen Indianerstämme beseitigt worden.

In Folge der vielen Klagen über die am Rio Grande vorgekommenen Grenzverletzungen, insbesondere von Seiten der Kickapoo⸗Indianer, welche von Mexiko aus Einfälle machten und sich mit ihrem Raube dann nach ihren im Innern belegenen Wohnplätzen zurückzogen, veranlaßten den Oberst Mackenzin mit einem Regimente Kavallerie den Rio Grande zu überschreiten und 80 englische Meilen weit in das mexikanische Gebiet einzu⸗ dringen. Derselbe gelangte bis an die Wohnplätze der Kickapoo⸗ Indianer, zersprengte die Indianer, welche etwa 40 Mann an Todten und Verwundeten verloren, nahm 40 Frauen und Kin⸗ der gefangen und kehrte dann, nach Zerstörung der Dörfer und des sonstigen Eigenthums, mit 50 Pferden und einer großen Zahl gestohlenen Viehs nach Texas zurück. Die Truppen hatten Verlust von einem Todten und zwei Verwundeten.

Am 21. fand in Cineinnati die Konvention der republika⸗ nischen Partei des Staates Ohio behufs Ernennung eines Kan⸗ didaten für den Posten des Gouverneurs statt. Die Wahl fiel auf den General Noyes. In ihrer „Platform“ sprach sich die Konvention aufs Neue für die von der Partei bei der vorjähri⸗ gen Präsidentenwahl aufgestellten Grundsätze aus, empfahl die größte Sparsamkeit in der Verwaltung des Staates und drang auf die Herstellung billiger Kommunikationsmittel, besonders durch die Erbauung von Kanälen, um die ackerbauenden Distrikte des Westens in den Stand zu setzen, einen Markt für ihre Pro⸗ dukte in den großen Handelsstädten des Ostens zu finden.

Der mexikanische Kongreß wurde am 11. April eröffnet. In der Eröffnungsrede verkündete der Präsident Lerdo, daß der Termin der gemischten Vereinigten Staaten⸗ und mexikanischen Kommission zur Untersuchung der Entschädigungsansprüche um zwei Jahre verlängert worden sei. Derselbe hob ferner hervor, wie das Land während der kurzen Zeit der Ruhe gediehen sei, daß die Finanzen sich gehoben und der Aufschwung des Han⸗ dels und der Industrie ein ersichtlicher sei. Auch seien die Be⸗ ziehungen zu den auswärtigen Mächten befriedigender Art. Zum Präsidenten des Kongresses wurde der Führer der juaristischen Partei, Gomez del Palacio, gewählt. Die Sitzungen des Kon⸗ gresses sollen bis Ende Mai dauern und werden dann sofort die Neuwahlen stattfinden. Zum Präsidenten des obersten Ge⸗ richtshofes erwählte der Kongreß José Maria Iglesias. Die Revolution in Tepio ist unterdrückt und auch in Jukatan die Ruhe wieder hergestellt worden.

In Salvador haben abermals Erdbeben stattgefunden und die Stadt Salvador vollends zerstört. Die Regierung hat in Folge dessen den Plan aufgegeben, die Hauptstadt auf der⸗ selben Stelle neu zu erbauen. Die zur Erforschung einer Nanalroute vom Atlantischen zum Stillen Meere ausgesandte Kommission hat in Nicaragua eine Linie aufgefunden, auf der das Unternehmen J ist, doch würden zur Herstellung desselben etwa 70 Millionen Dollars erfsrderlich sein. Die

Länge des Kanals würde etwa 28 englisch Die Revolution in Panama brach bei der Ankunft des fruͤhe⸗ ren Präsidenten Korreoso von Neuem aus. Am J. und 8. Mai fanden Gefechte zwischen den Regierungstruppen und der Na⸗ tionalgarde statt, worauf sich beide Parteien dahin vereinigten, den Bbersten Juan Pernet zum proyisorischen Präsidenten zu er⸗

e Meilen betragen.

nennen, bis der des Landes verwiesene Präsident Neica urückgekehrt sein wird. Während des Aufstandes waren Mann⸗

schaften der amerikanischen Kriegsschiffe „Pensacola“ und „Tus⸗ carora“ zur Beschützung des Eigenthums der Panama-⸗Eisen⸗ bahn kommandirt worden. Zum Präsidenten von Venezuela wurde einstimmig Guzman Blanco erwählt. Die Grenzstreitig⸗ keiten zwischen Columbia und Venezuela dauern fort. Der Vorschlag des Präsidenten von Columbia, die ganze Angelegen⸗ heit einem Schiedsrichter zu überweisen, wurde von Guzman Blanco abgelehnt. Ob eine projektirte Zusammenkunft der bei⸗ den Präsidenten eine friedliche Lösung der Frage herbeizuführen im Stande ist, muß dahingestellt bleiben.

Die erste Session des fünfzehnten Parlaments wurde in Brasilien am 3. Mai durch den Kaiser geschlossen und zu— gleich die zweite Session eröffnet. Derselbe sagte in der Thron⸗ rede, daß den Kammern Gesetzesvorlagen zugehen würden, durch welche eine Vermehrung der Telegraphen⸗ und Eisenbahn⸗Linien bezweckt würde, ebenso ein Plan für den Volksunter⸗ richt auf breiterer Grundlage. Die Zweite Kammer hatte die Verathungen über das Budget vollendet und lag dasselbe nunmehr dem Senate vor. Zu den wichtigsten, dem Parlamente bereits vorgelegten Entwürfen, gehört das neue Wahlgesetz, welches unter anderen eine Vertretung der Minorität aller Wählerklassen vorschlägt. Von kaum geringerer Bedeutung ist die Vorlage über die Reform der Nationalgarde, wonach dieselbe nur noch bei einem Aufruhr oder im Falle eines Krieges mit einer auswärtigen Macht einberufen werden soll. Alle der Nationalgarde bis jetzt obliegenden Verpflichtungen sollen den regulären Truppen uͤberwiesen werden, dahin gehört namentlich der Ronden⸗ und Patrouillendienst, die Bewachung von Ver⸗ brechertransporten und der Transporte öffentlicher Gelder.

Das gelbe Fieber war aus den brasilianischen Hafenstädten fast völlig verschwunden. .

Die Kronprinzessin von Brasilien und ihr Gemahl der Graf d'Eu haben sich nach Europa begeben.

In der argentinischen Republik nahm die bevor⸗ stehende Präsidentenwahl die allgemeine Aufmerksamkeit in An⸗ spruch. Die beiden bedeutendsten Kandidaten sind der General Mitre und der jetzige Minister des Unterrichts, Dr. Avellaneda. Man ist allgemein der Ansicht, daß der Letztere den Sieg davon tragen werde, wenngleich die Agitation für den General Mitre eine sehr große ist. Dieser befindet sich übrigens immer noch in Paraguay, um eine Beilegung der schwebenden Grenzstreitig— keiten zu vermitteln, doch dürfte dies augenblicklich bei den un⸗ geordneten Zuständen im letzteren Staate seine große Schwierig⸗ keiten haben. Die Caballero⸗ Revolution ist noch immer nicht unterdrückt worden, und scheint es fast, als ob die Regierung von Paraguay ohne die Hülfe Brasiliens oder der argentinischen Republik dazu außer Stande wäre.

In Montevideo herrscht noch immer das gelbe Fieber. Fast die ganze Bevölkerung hat die Stadt verlassen und aller geschäft⸗ licher Verkehr aufgehört.

Die Präsidentenwahl in Bolivien ist ruhig von Statten gegangen. Das Resultat derselben ist noch nicht festgestellt, doch ist es wahrscheinlich, daß Bellivian die Majorität erlangt hat, wenn dieselbe vielleicht auch nicht so groß ist, als die Kon⸗ stitution vorschreibt. In dem Falle würde die Nationalversamm⸗ lung die endgültige Entscheidung zu treffen haben.

Aus Chili wird berichtet, daß am 20. April die städtischen Wahlen in Valparaiso stattfinden sollten. Die liberale Partei rechnete mit Sicherheit auf den Sieg. Die chinesische Ansiedlung in Galleges ist in Folge des Einspruches der argentinischen Regierung aufgegeben worden.

In Peru hat der Kongreß die von der Regierung gefor⸗ derte Garantie von 5 pCt. auf ein Kapital von ein und einer halben Millionen Dollars bewilligt. Diese Summe soll zur Her— stellung einer unterseeischen Telegraphenleitung zwischen Payta und Panama benutzt werden. Die außerordentliche Sitzung des Kongresses sollte am 28. April geschlossen werden. Der Präsi⸗ dent Parde ö dann eine Reise nach dem Süden zu unternehmen und sich in Iquique, dem bedeutendsten Platze für die für Peru so wichtige Salpeterfabrikation, persönlich von der Möglichkeit oder Unmöglichkeit der Einführung des Salpeter⸗ monopols zu überzeugen. Die Minen in Caracoles liefern noch immer außerordentliche Erträge. Im März wurden aus 26,000 Centnern Erz 56,000 Mark Silber gewonnen.

Am Erbschaftsgerichte zu London wurde am 26. v. M. der „A. A. C.“ zufolge das Testament der am 26. Januar in Lissabon verstorbenen verwittweten Kaiserin von Bra⸗ silien eröffnet. Die Testamentsvollstrecker leisteten den üblichen Eid, daß das Testamentsobjekt in England nicht 180,000 Lstr. übersteigt. Die Erblasserin vermacht den 6 Kindern ihres ver— storbenen Bruders, des Herzogs Maximilian von Leuchtenberg, 280,000 Gulden, eine gleiche Summe den vier Kindern ihrer verstorbenen Schwester, Prinzessin Theolinde, Gräfin von Württem⸗ berg, und eine gleiche Summe ihrer Schwester Josephine, Köni⸗ gin⸗Mutter von Schweden und Norwegen, auf Lebenszeit und nach deren Tode ihren Kindern. Diese drei Legate sollen aus dem bayerischen Besitzthum der Erblasserin gezahlt werden. Von ihrem Eigenthum in Brasilien, das von ihrem verstorbenen Gat— ten herrührte, vermacht die Dahingeschiedene je ein Viertel dem Kaiser von Brasilien und dessen zwei Schwestern, während das letzte Viertel zwischen dem Könige von Portugal und dessen Geschwistern vertheilt werden soll. Zur Universalerbin setzt die Erblasserin ihre Schwester, die Königin⸗Mutter von Schweden und Norwegen, ein.

Wie aus Havanna gemeldet wird, hat in Cuba ein weiteres Gefecht zwischen den Insurgenten und Regierungs⸗ truppen stattgefunden, in welchem erstere 160, letztere 20 Mann einbüßten.

Asien. Einem Kabel⸗Telegramm aus Bombay vom 7. d. zufolge, meldet die dortige „Times“ daß ein Spezial⸗ gesandter des Emirs von Cabul sich nach Simla behufs einer Unterredung mit dem Vizekönig begiebt. Er ist angeblich der Träger einer wichtigen Mittheilung vom Emir.

Bekanntmachung.

tach den Bestimmungen der unterm 6. November 1854 höchst⸗ bestätigten Stiftungsurkunde über die, zur fortdauernden Erinnerung an die am 11. Juni 1854 stattgehabte Feier der silbernen Hochzeit Ihrer a, und Königlichen Majestäten gegründeten Berliner Spezial- Fußbel fest⸗Stistung werden auch in diesem Jahre wie bisher , . die Zinsen des Grundkapitals der gedachten Stiftung am Mittwoch, den 11. Juni, Vormittags 11 Uhr, in der evangelischen Kirche des Invalidenhauses an die von dem unterzeichneten Verwaltungsrathe dazu gusgewählten Vete— ranen nach vorangegangener kirchlicher Feier vertheilt werden.

Indem wir soiches zur öffentlichen Kenntniß bringen, laden wir ugleich alle Wohlthäter und Gönner der gedachten Spezialstiftung fag, als auch der National⸗Dank⸗Stiftung überhaupt, zur Theil⸗

nahme an diesem Akte der National -⸗Dankbazrkeit für unsere Hülfs⸗ bedürftigen alten Krieger hiermit ganz ergebenst ein. Invalidenhaus Berlin, den 25. Mai 1873. Der Verwaltungsrath der Berliner Spezial-Jubelfest⸗Stiftung. von Maliszewski. Glau. Hemptenmacher.

Die Nr. 39 des Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗ Post verwaltung hat folgenden Inhalt: GeneralVerfügung vom 5. Juni 1873. Post.! und Dampfschiff-Verbindungen nach den Inseln Föhr und Sylt. Genęral⸗Verfügung vom 5. Juni 1873. Er⸗ zm 6 Eisenbahnstrecke Münsterberg, Regierungsbezirk Breslau, Wartha. ;

Nr. 5 des Ministerialblattes für die gesammte innere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Verfügung an das Königliche Polizei ⸗Prä⸗ sidium zu N., die Fortgewährung, resp. den Wegfall der Invaliden— pensionen bei Beschäftigungen im Civildienste betreffend, vom 1. April 1873. Cirkular an sämmtliche Königliche Regierungen und Land— drosteien der Monarchie, die Aenderung in der Uniform der städtischen Polizei ⸗Exekutiv⸗Beamten betreffend, vom 30. März 1873. Be— scheid an die Königliche Regierung zu N., die Erfordernisse eines dop— pelten Domizils mit Bezug auf die Beitragspflicht zu Pfarr- und Schulbauten betreffend, vom 8. Oktober 1872. Bescheid an die Königliche Regierung zu N. den Gemeindebeitrag zur Unterhaltung einer öffentlichen jüdischen Schule betreffend vom 29. Januar 1873. Bescheid an das Königliche Provinzial⸗Schulkollegium zu N., Be— messung und Aufbringung der von Kommunen 2c. zu gewährenden Pension für Lehrer höherer Unterrichtsanstalten und Bildung eines Pensionsfonds bei solchen Anstalten betreffend, vom 20. Februar 1873. Verfügung an die Königliche Regierung zu N., die von den Kreis— Physikern auszuübende Kontrole über Mängel in den Apotheken be— treffend, vom 28. März 1373. Erlaß an die Herren Ober-Pröä⸗ sidenten zu Münster und Coblenz, die Annahme und Auszahlung von Sparkassengeldern durch die deutschen Postanstalten betreffend, vom 1. März 1873. Verfügung an die Königliche Regierung zu N. und Abschrift zur Kenntnißnahme und gleichmäßigen weiteren Veranlafsung an die sämmitlichen übrigen Königlichen Regierungen und die König— lichen Landdrosteien, die Bewilligung resp. Weitergewährung von Kreisunterstützungen an Hinterbliebene der Militärpersonen betreffend vom 14. März 1873. Bescheid an den Magistrat zu N. die Ver pflichtung zur vorläufigen Fürsorge für einen aus einer Irrenanstalt entlassenen Hülfsbedürftigen betreffend, vom 8. Februar 1873. Be—⸗ scheid an die Königliche Landdrostei zu N., die Armenpflegekosten für domizillofe Personen in der Provinz Hannover betreffend, vom 21. März 18713. Bescheid an den Magissrat zu N., die Verfolgung des Anspruchs eines Armenverbandes auf Erstattung von Kosten in Armenpfleg(sachen betreffend, vom 13. März 1873. Bescheid an die Königliche Regierung zu N., betreffend die Kautionsleistung resp. die Buchführung Seitens eines Kreissteuer-Einnehmers, welchem die Rendantur der Kreis⸗Sparkasse übertragen ist, vom 1. April 1873. Cirkular an sämmtliche Königliche Regierungen und Landdrosteien der Monarchie und das Königliche Polizei⸗Präsidium hierselbst, die Fortbenutzung der zur Eintragung von Dienstzeugnissen im gesammten Reichsgebiete in den einzelnen Bundesstaaten ausgestellten Gesinde⸗ bücher betreffend, vom 31. März 1873. Bescheid an die Königliche Regierung zu N., die Kompetenz der Ortspolizei⸗Behörde in Bezug auf die Regelung der sogenannten Straßengewerbe betreffend vom 19. März 1873. Bescheid an die Königliche Regierung zu N., die Einziehung des Ueberverdienstes eines Gefängnißgefangenen, wenn sich letzterer nach seiner Entlassung gleich wieder eines Verbrechens schuldig macht, betreffend, vom 31. März 1873. Cirkular an sämmtliche Herren Ober⸗-Präsidenten bez. Königlichen Ober- Präsidien die Nicht anwendung der Prügelstrafe gegen Arbeitshausgefangene betreffend, vom 12. April 1873. Cirkular an sämmtliche Königliche Regie⸗ rungen und Landdrosteien und an die Königliche Ministerial⸗Bau⸗ Kommission hier, die Quittungsleistung Seitens der bei Staatsbau⸗ ten beschäftigten Arbeiter betreffend, vom 29. März 1873. Eirku⸗ lare an sämmtliche Königliche Regierungen und Landdrosteien, (mit Ausnahme der Regierungen zu Sigmaringen, Oppeln, Marienwerder und Stralsund und der Landdrosteien Stade, Osnabrück und Hildes⸗ heim, welche bereits beschieden worden sind) und an die Ministerial⸗ Bau⸗Kommission hier, die Gewinnung von Baumeistern und Bau⸗ führern für Staatsbauten betreffend, vom 15. April 1873. Cirku⸗ lar an die Königlichen Regierungen zu Schleswig, Münster, Minden, Arnsberg, Cassel, Wiesbaden, Coblenz, Düsseldorf, Cöln, Trier, Aachen, und die Königliche Finanz⸗Direktion zu Hannover, das pen⸗ sionsfähige Diensteinkommen der Steuerempfanger betreffend, vom 9. Dezember 1872. Bescheid an die Königliche Regierung zu Dan⸗ zig und Abschrift zur Kenntnißnahme und eventuellen gleichmäßigen Beachtung an die übrigen Königlichen Regierungen der sechs . Provinzen, mit Ausschluß derjenigen von Stralsund, die Numerirung der Parzellen in den Grundsteuerkatastern betreffend, vom 11. Oktober 1872. Cirkular an die Königlichen Regierungen zu Münster, Min⸗ den, Arnsberg und Düsseldorf, die Gebühren fur die Anfertigung der Abschriften der Gebäudesteuerrollen 2c. Seitens der Katasteräͤmter für die Grundbuchämter betreffend, vom 4. Dezember 1872. ECirkular an die Königlichen Regierungen der sechs östlichen Provinzen, mit Aus⸗ nahme der Regierung zu Stralsund und Abschrift zur Kenntnißnahme und gleichmäßigen Beachtung an die Königliche Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern für Berlin, die Gebühren für An⸗ fertigung von Abschriften der Grund⸗ und Gebäudesteuerbücher betref⸗ fend, vom 4. Dezember 1872. Verfügung an die Königliche Regie⸗ rung zu N. und Abschrift zur Kenntnißnahme und Nachachtung an die übrigen Königlichen Regierungen in den sechs östlichen Provinzen aus— schließlich dersenigen in Stralsund; sowie die Abschrift zur Kenniniß⸗ nahme und entsprechenden gleichmäßigen Beachtung an die Königlichen Regierungen zu Münster, Minden, Arnsberg und Düsseldorf, die Par⸗ zellennumerirung für das Grundsteuerkataster betreffend, vom 21. Ja⸗ nuar 1873. Cirkular an die Königlichen Regierungen der sechs zstlichen Provinzen excel. der in Stralsund und die Königliche Direk— tion für die Verwaltung der direkten Steuern hier, die Zurückführung der bereits angelegten Folien des Grundbuchs auf das Steuerkataster betreffend, vom 17. Februar 1873. Cirkular an sämmtliche König liche Regierungen in den sechs östlichen Provinzen, mit Ausschluß der⸗ jenigen zu Stralsund, und Abschrift zur Kenntnißnahme und entspre— chenden gleichmäßigen Beachtung an die Königliche Regierung zu Stralsund und die Königliche Direktion für die Verwaltung der direk— ten Steuern hier, die Berichtigung der Flächenangaben in den Grund⸗ steuerkatastern betreffend, vom 3. Februar 1873. GCirkular an euer g, Königliche Regierungen (excel. Sigmaringen), die König⸗ liche Finanz⸗Direktion in Hannover und die Königliche Direktion fuͤr die Verwaltung der direkten Steuern hier, die Abrundung des sich bei der Veranlagung ergebenden Gewerbestener⸗ Solls betreffend, vom 17. Februar 1373. Cirkularverfügung an sämmtliche Königliche e , , die Erhebung der Steuer von unter Kreuz⸗

and eingehenden ausländischen Zeitungen betreffend, vom 19. Februar

1873. Cirkular an sämmtliche Königliche Regierungen und an die

Königliche Finanz-Direktion zu Hannover, die Zeitdauer der akademi=

schen Studien für die Aspiranten des Königlichen Forstverwal⸗

tungsdienstes betreffend, vom 28. März 1873. Erlaß, die Zeitdauer

der akademischen Fachstudien für die Äspiranten des Königlichen Forst⸗

verwaltungsdienstes betreffend, vom 28. März 1873. Cirkular⸗

Erlaß an sämmtliche Königliche Regierungen, sämmtliche Heren Pro—

vinzial⸗Steuer⸗Direktoren, die Königliche Finanz⸗Direktion in Hanno⸗

ver, so wie an die Hauptsteuer⸗Aemter und die Direktion für die

Verwaltung der direkten Steuern in Berlin und an die General⸗

Staatskasse, die Einziehungen der von 1750 bis incl. 1316 auf freien Stempeln geprägten preußischen Thaler, imgleichen derjenigen, welche von 1517 bis 1822 im Ringe geprägt find, betreffend, vom 21. April 1573. Bescheid an den Mühlenbesitze Herrn N. zu N. die Ver⸗ pflichtung eines Mühlenbesitzers zur Wegräͤumung des Eises im Frei⸗

gerinne betreffend, vom 9. April 1873.