1873 / 137 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 12 Jun 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Präsident des Reichskanzler⸗Amts erklärte u. A. auf eine An⸗ Hag. des Abg. Dr. Birnbaum, daß bezüglich der Erhebung der

ranntweinsteuer die Bera-hungen im Bundesrathe darüber

ob eine Fabrikatsteuer einzuführen sei, noch nicht zum Abschluß gelangt sei, so wie auf eine Beschwerde des Abg. von Putt⸗ kamer (Sorau), daß der Bundesrath mit einer besseren Re⸗

daktion der auf die Ausführung des Wechselstempelsteuer⸗Gesetzes bezüglichen Bekanntmachung beschäftigt sei. Auf eine Klage des

Abg. Seelig über die angebliche Unpünktlichkeit in der Bestel⸗

lung von Briefen seit Wegfall des Ausgabestempels, erwiderte der Bundeskommissar, Geheimer Ober ⸗Postrath Dunkel, daß durch die Beseitigung des Ausgabestempels das Beamtenperso⸗ nal von einer höchst lästigen und zeitraubenden Arbeit befreit sei und daß sich seitdem die Beschwerden des Publikums über verspätete Ablieferung von Briefen keinesweges vermehrt hätten. Auf eine Anfrage des Abg. Schmidt (Stettin) erklärte der Ge⸗ neral⸗Telegraphen⸗Direktor, Oberst Meydam, daß die erste sema⸗ phorische Station auf der Insel Vangeroog im Interesse der die Weser⸗ und Elbemuͤndung passirenden Schiffahrt eingerichtet sei und daß ähnliche Stationen je nach Bedürfniß einge⸗ richtet werden sollten, so z. B. im Laufe dieses Sommers auf der Insel Helgoland. Im Anschluß an den Etat der Tele⸗ graphenverwaltung wurden Petitionen von Telegraphenbeamten in Elsaß⸗Lothringen, welche die Gleichstellung mit den anderen im Reichslande angestellten Beamten in Betreff der Lokalzulagen erbitten, unter dem Widerspruch des Präsidenten des Reichs⸗ kanzler⸗Amtes dem Reichskanzler zur Berücksichtigung überwiefen und eine Resolution, die von den Kommissarien des Hauses beantragt ist, angenommen, nach welcher die Lokalzulagen der Telegraphenbeamten in Warschau, Malmoe und Basel in dem⸗ selben Maße erhöht werden sollen, wie dies bezüglich des Woh⸗ nungsgeldzuschusses für die in Deutschland wohnhaften Beamten in Aussicht genommen ist. Endlich wurden unter Zustimmung des Bundeskommissars, Wirkl. Geh. Ober⸗Regierungs⸗Rath Hertzog, zum Etat der Eisenbahnverwaltung folgende zwei von den Kommissarien des Hauses eingebrachte Resolutionen fast ein⸗ stimmig genehmigt:

L den Reichskanzler zu der Anordnung aufzufordern, 1) daß dem Reichstage alljährlich ein Bericht über die Verwaltung, den Betrieb und Bau der elsaß-⸗lothringischen Eisenbahnen, sowie des unter der Verwaltung des Reiches stehenden Theiles der Wilhelms— Luxemburg⸗ Bahnen zugestellt werde; 2) daß alljährlich die Veröf fentlichung auf gleichförmigen Grundlagen beruhender statistischer Zusammenstellungen über sämmtliche im Deutschen Reiche gelege— nen Eisenbahnen erfolge;

II. den Reichskanzler zu einer sachverständigen Ermittelung des ungefähren Werthes der durch den Friedensvertrag vom 10. Mai 1871 für das Reich erworbenen selsaß-lothringischen Eisenbahnen aufzufordern, um auch auf dieser Grundlage einen Anhalt für die Beurtheilung des Betriebes und dessen Resultate zu gewinnen.

Nachdem schließlich noch der Gesetzentwurf, betreffend die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben des Deutschen Rei⸗ ches an eine Kommission von 14 Mitgliedern verwiesen, d. h. fuͤr die laufende Session von der Tagesordnung abgesetzt war, wurde die Sitzung um 57 Uhr geschlossen und die nächste auf Freitag 12 Uhr angesetzt. ;

Zur Beiwohnung der Leichenfeierlichkeit für des Hoch⸗ seligen Prinzen Adalbert von Preußen Königliche Hoheit sind u. A, hier eingetroffen: der Contre⸗Admiral und Chef der Marine⸗ Station der Ostsee Heldt von Kiel, der Hauptmann und Flügel⸗ Adjutant Sr. Durchlaucht des Fürsten zu Schaumburg-Lippe, von Strauß-Torney, der General⸗Lieutenant und General⸗ Adjutant Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklen⸗ burg⸗Schwerin von Zülow, der Major z. D. von Baum⸗ bach, als Abgesandter Sr. Hoheit des Herzogs von Sachsen⸗ Altenburg, der General der Infanterie von der Armee Vogel von Falckenstein von Schloß Dolzig bei Sommerfeld.

Der Finanz⸗Minister hat unterm 29. v. M. eine Instruktion über die Veranlagung der auf den Ge⸗ setzen vom 1. Mai 1851 und vom 25. Mai d. J. be⸗ , Klassensteuer erlassen, die durch die Amtsblätter zur öffentlichen Kenntniß gebracht werden wird.

Der Termin für die Einsendung der Haupt⸗Nachweisungen an das Finanz⸗Ministerium ist im 5§. 14 der Instruktion auf den 15. Dezember festgestellt worden. Die pünktliche Innehal⸗ tung dieses Termins ist den Bezirksregierungen empfohlen worden, da es in der Absicht liegt, die nach §. 6 des Gesetzes angeordnete Berechnung darüber, ob und inwieweit der Normal⸗ Betrag der 11,000,000 Thlr. durch den aus der Veranlagung der Klassensteuer sich ergebenden Jahresbetrag der Solleinnahme überschritten oder nicht erreicht wird, gegen Ende dieses Jahres abzuschließen, die Ausführung dieser Absicht aber verhindert werden würde, wenn die Einsendung auch nur einer Haupt⸗ nachweisung über den bezeichneten Termin hinaus verzögert würde.

Um die Exreichung dieses Ziels sicher zu stellen und im Hinblick auf die Schwierigkeiten, welche sich für die nächst be⸗ vorstehende Veranlagung aus der Handhabung der neuen Ein⸗ schätzungs⸗Grundsätze ergeben werden, erschien eine angemessene Verlängerung der bisher vorgeschriebenen Fristen für die Aufstellung, Vorrevision und Feststellung der Klassensteuer⸗Rollen nothwendig. Die Instruktion hat sich darauf beschränkt, den Termin für die Vorlegung der revidirten Rollen Seitens der Landräthe ꝛc. an die Regierung auf den 1. November festzustellen. Im An⸗ schlusse hieran wird die Bestimmung wegen des Anfangs⸗ und Endtermins für die Veranlagung der Klassensteuer in den Ge⸗ meinden unter Berücksichtigung der Verhältnisse der einzelnen Kreise des Bezirks durch die Landräthe nach näherer Anordnung der Regierung getroffen werden.

Darüber, wie die vorbezeichneten einzelnen Fristen für die künftigen Jahre etwa anderweit dergestalt zu regeln, daß der gesetzlich bestimmte Termin für die Seitens des Finanz⸗ Ministers zu bewirkende Feststellung und Bekanntmachung der Steuersätze (8. 6 des Gesetzes) pünktlich innege⸗ 66 werden könne, hat sich der Minister die weitere Be⸗

immung auf Grund der bei der nächstbevorstehenden Veran⸗ lagung zu machenden Erfahrungen, noch vorbehalten.

Die Bezirksregierungen sind angewiesen worden, sich über diese Frage, sowie darüber, ob und in welchen Punkten etwa eine Erganzung oder Abänderung der Instruktion für die Folge nothwendig sein möchte, bis spätestens zum 1. März k. J. zu äußern. Wegen des zur Erlangung einer vollständigen Uebersicht über die Ergebnisse der Veranlagung an sich und im Vergleich zu der früheren Veranlagung erforderlichen Materials werden die Be⸗ zirksregierungen seiner Zeit mit näherer Anweisung versehen wer⸗ den. Bei Ausführung der Veranlagung handelt es sich wesentlich darum, die Steuerpflichtigen überall ihrem Jahreseinkommen gemäß eventuell unter Mitberück⸗ sichtigung der im 5. 7 des Gesetzes bezeichneten besonderen

Stufensätzen einzuschätzen, ohne Lücksicht darauf, ob dadurch im einzelnen Falle eine ö ung oer Ermäßigung des bisherigen Steuerbetrages herbeigeführt wir, indem nur dadurch, daß in dieser Beziehung durchweg korrel verfahren wird, eine gerechte und gleichmäßige Vertheilung ds Normalbetrages (8. 6 a. a. S.) und des der klassensteuerpflichtign Bevölkerung im Ganzen zu⸗ gesicherten Steuererlasses erreich werden kann. Auf die sorg⸗ fältige Beachtung dieses Gesictspunktes insbesondere bei der Aufstellung der Klassensteuerrllen durch die Gemeinde⸗Kom⸗ missionen sollen die Bezirksrgierungen in jeder geeigneten Weise hinwirken und zu diesem Zwecke den Kreis⸗Landräthen ꝛc. anempfehlen, die Gemeindenrstände über die bei der Ein⸗ schätzung im Allgemeinen und namentlich bei der Ermittelung des Jahreseinkommens der Pflihtigen zu befolgenden Grundsätze zeitig mit der erforderlichen Anweisung versehen. In Be⸗ treff des letzteren Punkts wird es sich unter Anderem darum handeln, bezüglich des Arbeitzverdienstes (85. 4 der Instruktion) unter Berücksichtigung der dert erwähnten Verhältnisse gewisse örtliche Normalsätze . welche im Allgemeinen und vorbehaltlich einer entsprechenden Mitberücksichtigung der indivi⸗ duellen Verschiedenheiten zum Anhalt für die Feststellung des Jahreseinkommens der in Rde stehenden Art zu dienen haben würden. Dem Ermessen der Bezirksregierungen ist überlassen, das in dieser Beziehung Erforderliche anzuordnen. Die gesent⸗ und gleichmäßige Durchführurg des Veranlagungsgeschäfts in allen Kreisen des Bezirks hat der Steuer⸗Departementsrath der Regierung fortgesetzt persönlih zu überwachen. Das Formular zu der Kaffensteuerrolle wird auf der Rück⸗ seite des Titelblatts mit einign Erläuterungen über die bei der Aufstellung der Rolle zu befilgenden Vorschriften versehen wer⸗ den. In Betreff des rechningsmäßigen Abschlusses der Rolle hat bisher in mehreren Regierungsbezirken die Einrichtung be⸗ standen, daß die aufgerechneten Seitenbeträge nicht in der Rolle selbst, sondern in einer besonderen, der letzteren beigefügten Zu⸗ sammenstellung rekapitulirt und addirt worden sind. Der Er⸗ wägung der Bezirksregierungen ist überlassen, ob eventuell ein gleiches Verfahren für ihren Bezirk anzuordnen sein möchte. Nach §. 1 Absatz ? des Gesetzes, betreffend die Aufhebung der Mahl- und Schlachtsteuer vom 25. Mai d. J. kann die Ein⸗ führung der Klassensteuer an Stelle der Mahl⸗ und Schlacht⸗ steuer in jeder mahl⸗ und schlachtsteuerpflichtigen Stadt durch Gemeindebeschluß bereit, vom 1. Januar 18754 ab erfolgen und soll alsdann gemäß 8§. 5 Absatz 3 ibid. die Erhebung der Klassensteuer in der betreffenden Stadt für das Jahr 1874 ohne Anrechnung auf den nach §. 6 des Gesetzes vom 25. Mai 1873 festgestellten Normalbetrag und ohne Rücksicht auf die darnach etwa eintretenden Erhöhungen oder Ermäßigungen der Stufensätze stattfin⸗ den. Wenn dieser Fall in einem Bezirke eintreten sollte, so ist zwar hin⸗ sichtlich der Veranlagung der Klaffensteuer für die betreffende Stadt ganz nach den Vorschriften der Instruktion zu verfahren, bei der Feststellung der Steuerrolle aber der Vorbehalt der Erhöhung oder Ermaͤßigung des Veranlagungsbetrages fortzulassen und dieser Betrag selbst nicht in die nach 5. 14 der Instruktion auf⸗ zustellenden Haupt- Nachweisung mitaufzunehmen, vielmehr bei Einsendung der letzteren besonders aufzuführen. Auch findet alsdann der 5. 18 der Instruktion für das Jahr 1874 auf die betreffende Stadt keine Anwendung.

Danzig, 11. Juni. W. T. B.) Auf den in der Weichsel bis zur Plehnendorfer Schleuse liegenden Flößen sind unter den polnischen Flößern bisher, wie die „Danziger Zeitung“ meldet, 13 Cholerafäkle konstatirt. Von den Erkrankten sind 8 verstorben und 5 noch in ärztlicher Behandlung. In der Stadt selbst und in den umliegenden Ortschaften sind bisher unter den Einwohnern keine Erkrankungen an der Cholera vor— gekommen.

Breslau, 10. Juni. In dem für Plenarsitzungen be⸗ stimmten Saale des hiesigen Regierungsgebäudes hatten sich heute Mittag sämmtliche Mitglieder des Regierungs⸗Kollegiums ver⸗ sammelt, um den neu ernannten Ober⸗Präsidenten Freiherrn v. Nordenflycht zu empfangen, welcher bald darauf in Beglei⸗ tung des Regierungs-Präsidenten Grafen v. Poninski erschien. Nach seinem Eintritt richtete der Ober⸗-Präsident an die Versam⸗ melten eine Ansprache. Hierauf stellte der Regierungs⸗Präsident Graf v. Poninski die anwesenden Mitglieder des Regierungs⸗ Kollegiums dem Ober⸗Präsidenten vor. Der Ol er⸗Präsident be⸗ suchte alsdann die einzelnen Bureaux, um sich über die Amts⸗ lokale zu informiren und das Beamtenpersonal kennen zu lernen. Der Ober⸗Präsident hat die Uebernahme der Geschäfte in folgendem Schreiben bekannt gemacht: „Nachdem Se, Majestät der König Allergnädigst geruht haben, mich zum Ober⸗-Präsidenten von Schlesien zu ernennen, bin ich hier eingetroffen, um mein neues Amt anzutreten. „Ich fasse die in der Berufung zum Verwaltungs⸗-Chef dieser schönen Provinz für mich liegende Auszeichnung und hohe Ehre in ihrem vollsten Maße. Um so schwerer empfinde ich aber auch das Gewicht der mir dadurch, überkommenen Verantwortlichkeit. Ich werde mit Ernst bemüht sein, die Pflichten meiner neuen Stellung in ihrem ganzen Umfange zu erfüllen. Mein eifriges Bestreben wird sein, die Interessen dieser Provinz nach allen Richtungen hin kennen Wu lernen, damit es mir möglich sei, dem Lande nützlich zu werden. Meine ganzen Kräfte sollen dieser Aufgabe gewidmet sein. Ich bitte die Bewohner der Provinz, mir hierin mit freundlichem Vertrauen entgegenzukommen, und ersuche die mir zur Seite gestellten und die mir nachgeordneten Behörden, mir dabei ihre Hülfe und ihren Bei⸗ stand zu leihen. Ohne Beides würde ich nicht glauben, die Ziele meines Strebens erreichen zu können. Mit dem heutigen Tage habe ich die Geschäfte des Ober-Prä— sidiums übernommen. Breslau, den 10. Juni 1873. ;

Frhr. von Nordenflycht.“

Coblenz, 11. Juni. Gestern Mittag kurz vor 12 Uhr traf Se. Majestät der König von Sachsen mit dem von Ems ankommenden Zuge hier ein und fuhr mit kleinem Gefolge in bereitstehenden Wagen nach Stolzenfels, woselbst ein kurzer Aufenthalt stattfand. Zur Rückfahrt nach Oberlahnstein resp. Ems benutzten Se. Majestät den um 2 Uhr 50 Minuten von hier abgehenden Zug.

Bayern. München, 10. Juni. Abends von Lindenhof wieder nach Schloß Berg zurückgekehrt.

Die Königin⸗Mutter wird wegen des Todes ihres Bruders, des Prinzen Adalbert von Preußen, die beabsichtigte Reise ins Tiroler Lechthal nicht antreten.

Entgegen der süngst erlassenen Generalkommando⸗Ordre bestimmt eine Entschließung des Königs vom 6. Juni, daß Ausrückungen der Truppen am Frohnleichnamstag in allen Garnisonen stattfinden sollen.

Nachdem die dreijährige provisorische Amtsdauer der beiden rechtskundigen Bürgermeister der Residenzstadt demnächst

Der König ist ir

wirthschaftlichen Verhältnisse zu den ebendaselbst angeordneten

meindekollegiums wiedergewählt worden, und zwar der J. Bür⸗

meister Or. Widnmayr mit 43 gegen 10 Stimmen.

Sachsen. Dresden, 11. Juni. Die Herzogin von Hamilton, geborene Prinzessin von Baden, gab og Hoheit, ist nebst ihrer Tochter, der Erbprinzessin von Mo⸗ naco, gestern Vormittag von Baden⸗Baden hier angekommen und in der Villa des Kronprinzen abgestiegen.

Der Landes kulturrath trat gestern zu der ersten Sitzung seiner dritten öffentlichen Versammlung hier zusammen.

Württemberg. Stuttgart, 10. Juni. Die Parade der Garnisonen Stuttgart und Ludwigsburg, welche heute Vor⸗ mittag zu Ehren des Kaisers von Rußland auf dem Can⸗ statter Wasen stattfand, war vom besten Wetter begünstigt und bot ein glänzendes militärisches Schauspiel. Um 9 Uhr ritten der Kaiser Alexander und König Karl, begleitet von einer glänzenden Suite, in den Platz ein. Hinter den Majestäten ritten der Großfürst Cäsarewitsch und der Prinz Hermann von Sachsen⸗Weimar, sodann kam das militärische Gefolge der beiden Monarchen, u. A. die Generale Graf Adlerberg, Rylejeff. Vojeikoff, v. Spitzemberg, v. Starkloff, der Oberst⸗ stallmeister Graf Taubenheim, dann die Tscherkessen des Czaren. Kaum hatten die Monarchen, von tausendstimmigem Hoch der Truppen unter den Klängen der russischen Nationalhymne em⸗ pfangen, ihre Aufstellung genommen, so fuhr die Königin Olga mit der Großfürstin Cesarewna und der Großfürstin Vera Konstantinowna in den Kreis ein. Kommandirt wurde die Parade, welche von Truppen der 26. Infanterie⸗Division (General v. Reitzen⸗ stein) und 26. Kavallerie⸗Brigade (General v. Salviati) gebildet war, von General v. Stülpnagel. Im ersten Treffen stand die 51. Infanterie⸗Brigade (General v. Hertz berg), im zweiten Treffen die 52. Infanterie⸗Brigade (General v. Pfeiffelmann), im dritten Treffen die 26. Kavallerie⸗Brigade, zu welcher noch das Ulanen⸗ Regiment Nr. 29 der 27. Brigade gestoßen war. Das vierte und fünfte Treffen bildeten das Feld⸗A rtillerie⸗Regiment Nr. 13 General v. Jagemann und Oberst v. Marchtaler) und das Train-Bataillon Nr. 13 (Major v. Acker). Ihre Majestäten besichtigten nun die Truppen, welche in Front gegen Nordwest aufgestellt waren. Sodann defilirten die Truppen vom rechten Flügel ab. Es wurde zuerst in Zügen sodann in Compagnie⸗ bezw. Escadrons⸗Kolonne defilirt. Um 105 Uhr war das mili⸗ tärische Schauspiel zu Ende.

Die Prinzessin Wilhelm von Baden, geborene Prinzessin Romanoffska, Herzogin von Leuchtenberg, ist gestern Nachmittag zum Besuche der Königlichen Familie hier angekom— men und im Königlichen Residenzschloß abgestiegen.

Baden. Karlsruhe, 10. Juni Der Präsident des k ist heute von Wien hierher zurück⸗ gekehrt.

Hessen. Darm st adt, 11. Juni. Die Erste Kammer der Stände tritt am 14. Juni, Vormittags 10 Uhr, zu einer Sitzung zusammen. Auf der Tagesordnung steht die Beschluß⸗ fassung wegen einer an den Großherzog aus Anlaß seines be⸗ vorstehenden Regierungs- Jubiläums zu richtenden Adresse, die Ersatzwahl zweier Mitglieder des ersten Ausschusses und die Be⸗ rathung und Abstimmung über die zu erwartende Mittheilung der Zweiten Kammer wegen Prolongation des Finanzgesetzes.

Auf der Tagesordnung der Zweiten Kammer, welche ebenfalls am 14. d. M. wieder zusammentritt, stehen die An⸗ träge der Abgeordneten Möllinger und Allmann auf Aufhebung des Gesetzes vom 14. August 1867 wegen Aufbringung der Kosten des zum Bahnbau erforderlichen Geländes, fowie der Antrag Möllingers wegen Einführung von Jagdwaffenpässen für das ganze Reich.

Die Regierung hat an die Zweite Kammer einen Gesetz entwurf gelangen lassen, welcher die Notare in Rhein—⸗ hessen in Fällen der Verhinderung, sei es in Folge eines un⸗ erwarteten vorübergehenden Abhaltungsgrundes, sei es in Folge längerer Krankheit oder berechtigter Abwesenkeit vom Amtssitze, zu regeln bestimmt ist“

11. Juni. (W. T. B.) Die erwartete Begegnung zwischen dem Kaiser von Rußland, welcher sich zu mehrwöchentlichem Kurgebrauch nach Ems begiebt, und dem auf der Durchreise nach Baden begriffenen Schah von Persien hat heute hier stattgefunden. Nach vorangegangener Begrüßung stellte der Kaiser dem Schah den Großfürst-Thronfolger nebst Gemahlin, sowie den Großherzog und Prinz Ludwig von Hessen vor, worauf der Schah seine Reise fortsetzte.

Mecklenburg. Schwerin, 11. Juni. Wie unter dem L. d. M. aus München gemeldet wird, ist die Großherzogin Alexandrine am 5. mit Gefolge dort angekommen und hat sich am 7. nach Tegernsee begeben, um daselbst längeren Aufent⸗ halt zu nehmen.

Der Großherzogliche Hof. hat wegen des Ablebens des Prinzen Adalbert von Preußen seit dem 6. d. M. eine 14tägige Trauer angelegt.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 11. Juni. Die Großherzogin und Prinzessinnen Töchter haben seit gestern ihren Aufenthalt in Belvedere genommen, wohin heute der Großherzog, welcher Vormittags von seiner Reise nach Wien zurückkehrte, sowie der Erzherzog nachfolgten.

Braunschweig, 11. Juni. Am Montag Abend traf die Herzogin von Anhalt-Bernburg hier ein, nahm in Schraders Hotel Quartier und reiste gestern Morgen nach Itzehoe weiter.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 10. Juni. Der Fürst ist aus Aachen, wo derselbe eine längere . gebrauchte, in erwünschtem Wohlsein hierher zurück⸗ gekehrt.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 12. Juni. (W. T. B. Einer Verordnung des Ober-Präsidenten zu⸗ folge, sollen von jetzt an alle Schriftstücke, welche von der Be⸗ zirks vertretung Lothringens und den Kreisvertretungen des Metzer Landkreises, der Kreise Diedenhofen, Saarbrücken, Chateau⸗Sa⸗ lins und Bolchen ausgehen, sowie die Protokolle der Verhand⸗ lungen und die Vorlagen der Behörden in deutscher und fran—⸗ zösischer Sprache abgefaßt werden. Die Bestimmungen der Ver⸗ ordnung sollen zunächst bis zum 1. Januar 1878 gelten.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 10. Juni. Das Reich s⸗ gesetzblatt“ veröffentlicht ein Gesetz vom 12. Mai 1873 in Betreff der Geschäftsordnung des Reichsrathes; ferner ein Gesetz vom 30. April 1873, womit Bestimmungen in Ansehung des

zu Ende geht, sind dieselben in der heutigen Sitzung des Ge⸗

im Inlande abzuhandelnden Nachlasses des jeweiligen Hauptes

b des Herzoglich nassauischen Hauses festgesetzt werden.

germeister Dr. Erhardt mit 40 gegen 10, und der Il. Bürger

Die Abreise des Großfürsten Wladimir von Rußland

erfolgte heute . um 11 Uhr mit dem Schnellzuge der rdbahn.

* bah „Dest. Corr.“ schreibt: Wie uns aus Konstantinopel berichtet wird, ist der Sultan noch nicht zu einem definitiven Beschluß hinsichtlich der Weltausstellungsreise nach Wien gelangt und wird der Vizekönig von Aegypten, wie es. scheint, erst nach dieser Beschlußfassung des Sultans die Zeit seiner

Reise bestimmen.

Niederlande. Haag, 11. Juui. (W. T. B.) Der pensionirte General-Lientenant van Swieten, zuletzt Kommandant der niederländisch⸗indischen Armee, ist wieder in den aktiven Dienst berufen und soll zur Disposition des Gene⸗ ral-⸗Gouverneurs von Niederländisch⸗Indien gestellt werden, um als Civil⸗Kommissär der Regierung und Ober⸗Kommandant der Truppen die Leitung der neubeginnenden Operationen gegen die Atchinesen zu übernehmen. ĩ

Amsterdam, 11. Juni. (W. T. B.) Von den Resul⸗ taten der Wahlen zur Zweiten Kammer sind bis jetzt 27 bekannt. Es wurden 16 liberale und 11 konservative und ultramontane Kandidaten gewählt. Die engeren Wahlen werden am 23. Juni stattfinden. Die Resultate aus 5 Wahlbezirken sind noch gänzlich unbekannt. Hier wurden die bisherigen De⸗ putirten Stielties und Delange (beide liberal) wiedergewählt. Eine engere Wahl wird zwischen dem bisherigen Deputirten Jolles (liberal) und Fabius (konservativ) stattfinden.

Großbritannien und Irland. London, 10. Juni. Der Prinz und die Prinzessin von Wales, der Herzog von Edinburgh und der Herzog von Cambridge haben sich zu den heute beginnenden Pferderennen in Ascot begeben.

Der britische Legations-Sekretär in Teheran, Mr. Thomsen, ist in Begleitung eines persischen Hofbeamten von Berlin in London eingetoffen, um die für den Empfang des Schahs von Persien erforderlichen Vorkehrungen zu treffen.

Frankreich. Paris, 10. Juni. Die französischen Zei⸗ tungen bringen jetzt den Wortlaut des Rundschreibens des Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten, Herzogs v. Broglie, an die Vertreter Frankreichs im Aus⸗ lande, von dem wir bereits einen Auszug mitgetheilt haben. Dasselbe lautet: . .

Mein Herr! Sie sind benachrichtigt worden, daß die National⸗ Versammlung durch einen Beschluß vom 24. Mai die Entlassung des Herrn Thiers, Präsidenten der Republik, angenommen und zu seinem Rachfolger in dieser Würde den Herrn Marschall Mac Mahon, Her⸗ zog bon Magenta, bezeichnet hat. Ich weiß schon, mit welcher ein⸗ stimmigen Achtung und Billigung üßerall der Name des neuen Prä⸗ sidenten aufgenommen worden ist. Der Glanz seiner Verdienste und

die Reinheit seines Charakters konnten nicht anders, als ihn zu dieser

hohen Stellung berufen. . —q ;

Ich halte es indessen für nöthig, Ihnen in aller Kürze die Trag⸗ weite der Ereignisse anzudeuten, welche diese Veränderung in der Person des Trägers der höchsten Gewalt herbeigeführt haben. Der Zwiespalt, welcher sich zwischen der Majorität der Versammlung und Herrn Thiers herausstellte, hat mit der auswärtigen Politik nichts zu thun. Ihr Gedächtniß wird Ihnen sagen, daß während der zwei. letzten Jahre die von Herrn Thiers eingeschlagene Richtung zur Herstellung unserer Beziehungen mit den auswärtigen Mächten nach den Unglügsfällen von 1870 in der Nationalversammlung nie Gegenstand eines 3 gewesen ist. Im Gegentheil haben zahlreiche Abstimmungen die An⸗ strengungen gedilligt, welche dieser berühmte Mann machte, um die Spuren unserer Leiden zu verwischen und Frankreich seine volle nationale Un—⸗ abhängigkeit wiederzugeben. Wie Sie bemerkt hahen werden, laßt der neue Präsident in seiner Botschaft, welche die Zeitungen zu Ihrer Kenntniß gebracht haben werden, in dieser Hinsicht seinem Vorgänger volle Gerechtigkeit widerfahren. Es ist also nichts an den Weifungen zu ändern, die Sie von der früheren Regierung erhalten haben. Ich werde dieselben weiter entwickeln, wenn die Gelegenheit sich zeigen wird, gemäß der Winke, die Sie mir selbst geben werden. Aber einst⸗ weilen sollen Sie sich an den Verwaltungsmaßregeln halten, die man Ihnen gegeben hat. 5 .

Es war einzig und allein die innere Politik, über welche der Präsident und die National-Versammlung sich entzweit haben. Die Mujorität der Versammlung war von der Ansicht durchdrungen, daß es eines energischen Widerstandes gegen das Umsichgreifen des revolu— tionären Geistes bedürfe, wie sich derselke in den letzten Wahlresul⸗ taten offenbarte. Sie war aber nicht der Ansicht, daß das neue, vom Präsidenten in Folge, der Wahlen gebildete Kabinet alle Garantien biete, welche von diesem wesentlich konservativen Gesichtspuntte aus als wünschenswerth erscheinen mußten. Es wurde also eine Tages orbnung angenommen, welche diesem Gedanken Ausdruck, gab. Die Minifter gaben ihre Entlassung und der Präsident, der nicht glaubte, seine politische Richtung ändern zu können, begleitete seine Minister auf diesem Rückzuge. . ; ᷣöᷣ

Die neue Regierung wird, ihrem Ursprunge getreu, a4lso eine entschlossen konservative Politik befolgen, das heißt eine Politik, die friedlich nach Außen und gemäßigt im Innern. Indem sie eine, un— beugsame Strenge allen Versuchen entgegenjetzen wird, welche die re⸗ volutionäre Partei machen sollte, um ihren Einfluß auf ungesetzlichem Wege auszubreiten, wird sie selbst nicht aus dem Rahmen der streng⸗ sten Gesetzlichkeit heraustreten. Sie beabsichtigt keinerlei Reaktion gegen die bestehenden Einrichtungen, noch wird sie eine solche versu⸗ chen. Die von unseren Vorgängern

allein wird, wenn sie es für angezeigt erachten wird, die große Frage bezüglich der Regierungsform entscheiden. ö Indem Sie die Bedeutung dieses wichtigen Ereignisses jo dar⸗ stellen, wie es den wirklichen Thatjachen entspricht, werden Sie. nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß die Fragen welche in der National⸗ versammlung erörtert wurde, nicht die Ruhe Frankreichs allein inter⸗ essirt, sondern die aller Nationen. . . Nicht in Frankreich allein hat sich der revolutionäre Geist gegen den öffentlichen Frieden und die Grundlagen der sozialen Ordnun verschworen. Keine Nation Europas ist frei von diesem Uebel un alle haben ein gleiches Interesse daran, dasselbe unterdrückt zu seh en. Die Verhältnisse Frankreichs und der mächtige Einfluß, den es auf seine ganze Umgebung ausübt, würden den Triumph der revolutionären Parte! gefährlicher machen, als sonst irgendwo. Die Sache der fran⸗ zösischen Gesellschaft ist identisch mit derjenigen der ganzen Civi⸗ lisation. . . Diese Erwägnngen sollen die Grnndlage der Sprgche sein, die Sie bezüglich der letzten Ereignisse zu führen haben. Bemühen Sie sich, diefelben der Regierung, bei der Sie beglaubigt sind, recht ins Bewußtsein zu bringen. . z Genehmigen Sie 2e. ; . . Broglie. Der Justiz⸗Minister Ernoul hat an alle General⸗Pro⸗ kuratoren ein Rundschreiben gerichtet, in welchem er diesel⸗ ben auffordert, die radikale Presse streng zu überwachen und so viel es in ihren Kräften steht, der Propaganda, welche dieselbe auf dem Lande gegen die Religion, die Familie und das Eigen⸗ thum macht, mit Entschlossenheit entgegenzutreten. 11. Juni. (W. T. B.) Prinz Napoleon hat sich gestern nach Schloß Cercey begeben, um Rouher zu besuchen, der dort erkrankt ist. Die Rückkehr Bourbaki's von Lon⸗ don wird unmittelbar erwartet. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, beabsichtigt die Regierung, bei erster Veran⸗

. vorgelegten konstitutionellen Se⸗ setzesvorlagen bleiben dem Urtheil der Versammlung unterbreitet. Sie

Der russische Botschafter Fürst Orloff hat heute dem Marschall⸗Präsidenten seine Kreditive überreicht.

12. Juni. Bezüglich der in mehreren Journalen ent⸗ haltenen Mittheilung, daß der Minister des Innern Beuls seine Entlassung eingereicht habe, wird von gut unterrichteter Seite gemeldet, daß der Herzog von Broglie denselben veranlaßt habe, sein Entlassungsgesuch in Anbetracht der Solidarität des Kabineis zurückzuziehen. Wahrscheinlich werde indessen Beule das Ministerium des Unterrichts und Batbie an seiner Stelle das Ministerium des Innern ubernehmen.

Italien. Rom, 8. Juni. Der König, hat auf die Kunde von dem Tode des Abgeordneten Ratazzi an den Bru⸗ der desselben nachstehendes Telegramm nach Frosinone geschickt: „Ich theile den Schmerz der Familie Ratazzi, und alle Patrigten mit mir. Empfangen Sie die Versicherung meines herzlichsten Bei⸗ leids, und theilen Sie dieselbe der Wittwe mit. Ich habe an ihm einen aufrichtigen Freund verloren.“ Vittorio Emanuele. Der Senat hat gestern die Verhandlungen über den, die Heeres-Organtisation betreffenden Gesetzentwurf ge⸗ schloffen und auch die letzten Artikel angenommen, Darauf beschäftigte er sich mit der Vorlage über die militärische Territo⸗ rial-Eintheilung des Königreichs. Die BSeputirten kammer war in den letzten Tagen so schwach besucht, daß die Sitzung wegen Beschlußunfãähigkeit aufgehoben werden mußte.

Türkei. Die „Neue freie Presse“ enthält ein Telegramm aus Konstantinopel vom 11. d. M., wonach der Vize⸗ König von Aegypten einen neuen Ferman vom Sultan er⸗ wirkt hatte, in welchem seine alten Rechte erneuert werden und ihm die vollständige Unabhängigkeit in Verwaltungsangelegen— heiten, sowie die Befugniß zugestanden wird, den Effektivbestand seiner Armee zu erhöhen und mit auswärtigen Mächten Ver— träge abzuschließen.

Rumänien. Bu karest, 11. Juni. (W. T. B.) Die von der türkischen Regierung verfügte Quarantäne an der rumänischen Grenze ist wieder aufgehoben worden.

Nußland und Polen. St. Peters burg, 11. Juni.

Der „Ehina Mail“ zufolge sind in Macao Menschenraub⸗ Expeditionen an der Tagesordnung. Die neuen Anti⸗Kulihandel⸗ Verordnungen, die in Gemäßheit der Instruktionen des britischen Kolonial⸗Ministers eingeführt wurden, haben zu beträchtlicher Diskussion Anlaß gegeben. Die Lokalblätter sind mit Briefen und Artikeln darüber gefüllt.

Afrika. Der Krieg an der Westküsste zwischen den Ashantis und den unter britischem Schutze stehenden Fantis scheint ernstlicherer Natur zu sein, als Anfangs vermuthet wurde. Durch in Liverpool eingelaufene Privatnachrichten wird bestätigt, daß der Marsch der Ashantis gegen Cape Coast Castle und Elwina nicht aufgehalten werden konnte, da die Fantis völlig disorganisirt und außer Stande waren, wirksamen Widerstand zu lessten. Die Zahl der auf gedachte Orte vorrückenden Ashan⸗ lis soll ungefähr 5 000 Mann betragen, während sie bei ihrer Annäherung von Elwina große Verstärkungen erwarten. Der größte Theil dieser Truppen ist gut bewaffnet und vollauf mit Kriegsvorrath versehen, viele von ihnen sind anstatt mit dem Birminghamer „shooter“ mit Enfield⸗Büchsen und Hinterladern bewaffnet. Vor dieser Macht mußten sich vor einigen Wochen die unter Lieutenant Hopkins stehenden Houffa⸗Truppen und Freiwilligen zurückziehen, indeß hofft man, daß das von Bermuda abgesandte Detachement des 2. westindischen Regiments die englische Besatzung in Cape Coast Castle unter dem neuen Regime und der Reorganisation der Fanti⸗Armee in den Stand setzen werde, den Ashantis mit gleicher Stärke zu begegnen. Unterdessen macht die Regierung alle möglichen Anstrengungen, um die britischen Interessen der Westküste zu schützen, und Zuführen von Kriegsmaterial und Proviant sowohl für die Truppen, als für die an der Küste stationirten Kriegsschiffe, verlassen Liverpool mit jedem Dampfer. Ueber den Verbleib Sir Samuel Bakers meldet der Korrespondent des „New⸗Jork Herald“ in Khartaum un⸗ term 30. April Folgendes: „Drei Elfenbeinboote kamen am ] April von Gondokoro mit der direkten Nachricht an, daß Sir Samuel Baker mit seiner Familie im Februar sich im besten Wohlsein in Fatuka befand. Die Verstärkungen von 200 Mann aus Gondokoro erreichten Baker in Fatuka am 5. Februar. Es

(W. T. B.) Dem „Russischen Invaliden“ zufolge ist der Kai⸗ ser von Oesterreich zum Chef des neuorganisirten 15. ukrgi⸗ nischen Uanen⸗ Regiments und der Erzherzog Ludwig Vietor zum Chef des 39. tomskischen Infanterie⸗ Regiments ernannt worden. .

Nach eingetroffenen Mittheilungen von der Ezpedi⸗ tion gegen Chiwa haben die russischen Truppen an der chi⸗ wesischen Grenze ein Fort errichtet, dem der Name Fort Sankt Georg beigelegt ist. Bei dem Vorpostengefecht am 27. April hatten die Russen im Ganzen einen Verlust von 9g Verwundeten, die ihnen gegenüberstehende feindliche Abtheilung ließ 3 Todte und 6 Verwundete zurück.

Dem „Russtschen Invaliden“ zufolge hat am 24. April in Chalaat die Vereinigung der russischen Dshi⸗ sak⸗ und Kasalinsk⸗Kolonne stattgefunden. Am 27. April, meldet dasselbe Blatt, haben die Chiwesen in der Nähe von Chalaat einen Angriff auf den Vortrab der russi⸗ schen Truppen gemacht, bei welchem die Obersten Tichmeneff und Iwanoff, sowie 4 Kosaken verwundet wurden. Die Chiwesen ergriffen die Flucht.

Schweden und Norwegen. Stockholm, J. Juni. Ein Telegramm von Christiania meldet, daß der König den Beschluß des Storthing in Betreff der Aufhebung der Statthaltereiwürde in Norwegen gebilligt hat. Ueber diese Angelegenheit geben die „H. N.“ folgende Einzelheiten: Als nach der Abtretung Norwegens von Dänemark an Schwe⸗ den die Norweger dazu aufgefordert, von dem damaligen däni⸗ schen Statthalter, nachherigen dänischen Könige Christian XIII., sich in Eidsvold eine Konstitution gaben und, diesen Christian zu ihrem Könige wählten, bald darauf aber mit dem damaligen Kronprinzen von Schweden, Carl Johann, die Konvention zu Moß abschlossen, in welcher ihnen die Konstitution von Eidsvold zugesichert wurde, Norwegen also seine Selbständigkeit und freie Verfasfung behielt, aber der König von Schweden zugleich König von Norwegen und als solcher berechtigt sein sollte, einen Vizekönig oder einen Statthalter über Norwegen einzusetzen (zum Vizekönig sollte nur der Thronfolger, zum Statthalter aber ein Norweger oder ein Schwede ernannt werden können) haben in Folge dessen einige Schweden die Statthalterwürde bekleidet; seit 1829 aber ist dieselbe nicht mehr befetzt gewesen und würde wahrscheinlich auch nie wieder besetzt worden sein. Nichts desto weniger hoben die Norweger im Jahre 1860 diese Würde auf und die Folge davon war, daß der Beschluß des Storthings die Königliche Bestäti⸗ gung nicht erhielt. Hiernach ist eine aus Schweden und Nor⸗ wegern bestehenden Kommission ernannt gewesen und hat auch Vorschläge zur Anordnung der unionellen Angelegenheiten auf⸗ gesetzt; diese wurden aber von dem norwegischen Storthing ver⸗ worfen und in Folge dessen auch von dem schwedischen Reichs⸗ tage. Mit der Abschaffung des Postens ist diese streitige Angele⸗ genheit nunmehr erledigt.

Dänemark. Kopenhagen, 9. Juni. Die Kinder des russischen Großfürstlichen Paares kamen gestern in Be⸗ gleitung der dänischen Königsfamilie von Friedensburg in Hel⸗ singör an und gingen nach einem Besuche bei der Prinzessin Auguste, Schwester der Königin Louise, an Bord des „Standard“, welcher um 3 Uhr nach Norden , .

Zu der unterm 27. v. M. zwischen Dänemark und Schweden abgeschlossenen Münzkonvention ist folgender Artikel, welcher mit der Konvention zusammen ratifizirt wurde, hinzugefügt worden: ö 6

Extra-Artikel. Se. Majestät der König von Schweden und Nor⸗ wegen erhält sich das Recht vor, anch in Betreff Norwegens der oben⸗ stehenden Konvention mit den Veränderungen in den Zeitbestimmungen für den Uebergang, worüber die hohen kontrahirenden Mächte sich einigen werden, beizutreten. Dieser Extra⸗Artikel soll dieselbe Gül= tigkeit haben wie die obenstehende Konvention und soll gleichzeitig mit derselben ratifizirt werden

Amerika. Wie ein New⸗Vorker Telegramm meldet, sind vier Mod oc⸗Indianer hingerichtet worden, indeß nicht in Folge kriegsrichterlichen Spruches. Es begegnete ihnen eine Ab⸗ theilung Freiwilliger aus Oregon, die sie trotz der Remon⸗ strirungen der Eskorte erschoß.

Asien. Aus China überbrachte die neueste Ueberland⸗ post folgende bis zum 26. April reichende Nachrichten: Der Kaiser, die Kaiserin und die Kaiserin⸗Wittwen kehrten am 9. April von den Kaiserlichen Gräbern zurück, und auf aus⸗ drücklichem Befehl des Kaisers war es der Bevölkerung gestattet, auf den Straßen zu bleiben, als er die Stadt am Tage passirte.

hieß, daß Baker mit diesen Truppen seinen Marsch nach dem Albert Nyanza und dem Territorium von Kabarego (früher Kamrast) aufs Neue aufnehmen werde. Wir erwarten stündlich die Ankunft eines Geschwaders von 19 Regierungsschiffen mit der Post, die zweifelsohne volle Details über Bakers jüngste Bewegungen bringen wird.“

Statistische Nachrichten.

Freiburg, 7. Juni. Das soeben ausgegebene amtliche Ver— zeichnlß der Universitätsangehörigen im Sommersemester 1873 weist im Ganzen 294 Studirende, darunter 10 Hospitanten und 100 Mediziner und Pharmazeuten auf. Unter den Fremden, deren Zahl bedeutend im Zunehmen ist, befinden sich Russen, Türken, Griechen, Italiener, Niederländer und Amerikaner. Im Ganzen ist das Ver⸗ hältniß der Fremden zu den Badenern wie 1: 2, während früher die Zahl der inländischen Studenten in viel größerem Maße überwog.

Kunst und Wissenschaft.

Berlin, 11. Juni. Der soeben ausgegebene Vierzehnte Jahresbericht über die Wirksamkeit der Juristischen Gesellschaft zu Berlin in dem Vereinsjahre 1872 73, erstattet durch den Vorstand in der Sitzung vom 20. April 1873, enthält einen Bericht über die Verwaltung der Savigny-Stif⸗ tung, der wir Folgendes entnehmen: ;

Diese Stiftung zur Förderung der Rechtswissenschaft wurde in der Sitzung der Juristischen Gesellschaft am 29. November 1861 in Anregung gebracht und wurden derselben mittelst Allerhöchster Kabi— netsordre vom 20. Juni 1863 die Korporationsrechte verliehen. Zu dieser Stiftung sind bis zum Schlusse des Jahres 1872 25,265 Thlr. eingegangen.

Der Kassenabschluß ult. Dezember 1872 wies außerdem einen Mehrbetrag an Zinsen und Coursgewinn von 1715 Thlr. 14 Sgr. 10 Pf. nach, einschließlich der Zinsen von 285 Thlr. und 500 Thlr., welche Kapitale mit der Maßgabe eingezahlt sind, daß deren Zinsen zum Kapitalfond geschlagen werden sollen, bis letzterer von 26,980 Thlr. auf 30,000 Thlr. sich vermehrt haben wird, wo dann nach den Statuten der ursprünglich beabsichtigte jährliche Turnus unter den betreffenden Akademien eintreten soll.

Die Zinsenmasse der Jahre 1371 und 1872 mit 2200 Thalern sind der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu München im Februar d. J. für die Zwecke der Stiftung zur Verfügung gestellt worden.

Das Advokaten⸗Kollegium zu Barcelona hat am 11. Juli 1869 ein Spanisches Savigny⸗Komite im Anschlusse an diese Stiftung ge⸗ gründet. An der Stiftunzsfeier betheiligten sich die höchsten Würden⸗ träger der Stadt Barcelona, sowohl die der Geistlichkeit, als auch die vom Civil⸗ und vom Militärstande, endlich auch der Prorektor der dortigen Universität und viele hervorragende Juristen, welche dazu eingeladen worden waren. Mittelst Schreibens des Prof. E. Duran, des Präsidenten dieses Kemites, vom 27. Oktober 1869 wurde an das hiesige Kuratorium der Stiftung das Ersuchen gerichtet, jenes Komite als mitgehörig zu der Stiftung zu betrachten unter Einsendung eines ersten Betrages von 500 Thlr. zum Kapital⸗Vermögen der Stiftung. Nach der Mittheilung waren bereits gezeichnet 1000 Realen von dem Advokaten⸗Kollegium, 400 R. von der dortigen Juristischen Fakultät, 500 R. von der dortigen Akademie der Gesetzgebung und Rechts⸗ wissenschaft, 500 R. vom Kollegium der dortigen Notare.

Aus Schweden wird gemeldet, daß am 14. Mai d. J., um 10 Uhr Abends, zu Norrbärke in Dalarna ein Met eorsteinfallũ stattgefunden hat. Dieses seltene Phänomen wurde von Dr. Nauck⸗ hoff beobachtet. Die Explosion des Meteors war von sehr starker Detonation bezleitet, und der genannte Gelehrte sah, wie die Steine in einem großen Walde niederficlen. Der Auffindung und Erforschung der gefallenen Meteore wurde große Sorge zugewendet und wurden besondere Belohnungen hierfür zugesichert.

Stockholm, 7. Juni. Während in dem südlichen Theile des Landes in dem letzten Winter beinahe gar kein Schnee gefallen ist, klagt man in dem nördlichen über die beinahe unerhsrte Menge des— selben und über die anhaltende Kälte. Bei Skellefteä lag der Schnee an manchen Stellen noch am 28. Mai 4 Fuß hoch, und noch war kein Gras gewachsen. Der Futtermangel ist in ganz Norrland groß, und keine Aussicht vorhanden, daß ihm bald abgeholfen werde. Jetzt ist die Schiffahrt wenigstens bis Skellefteä eröffnet.

Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Bureau.

Madrid, Mittwoch, 11. Juni, Mittags 1 Uhr. Die Ma⸗ jorität der Nationalversammlung ist zur Sitzung zusammenge⸗ treten, um über die vorhandene Ministerkrisis eine Entschließung zu fassen. Es sind militärische Vorsichtsnaßregeln getroffen, Trupps von Bewaffneten durchziehen die Straßen, alle strate⸗ gisch wichtigen Punkte sind aus Besorgniß vor einem möglichen Zusammenstoß besetzt. ;

Madrid, Mittwoch, 11. Juni, Abends 7 Uhr. Die Ma⸗ jorität der Nationalversammlung hat sich für die Bildung eines Ministeriums „der Versöhnung“ entschieden, 4 Mitglieder dessel⸗

lassnng den radikalen Gemeind erath in Lyon aufzulösen und durch eine provisorische Kommission zu ersetzen.

Die japanische Gesandtschaft befindet sich auf dem Wege nach Pecking. In Chinkeang wurde eine Rebellion im Keime erstickt.

ben sollen der Partei der Rechten, 4 der Partei der Linken an⸗