1873 / 147 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Jun 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Londen, 21. Juni. Die Mitglieder der amerikanischen Nordpolerpedition der Polaris, welche auf einem Eis⸗

fesde Monate lang auf dem Deean herumgetrieben, bis sie von

einem Dampfer aufgenommen wurden, sind in Washingten einge⸗ troffen. Am 5. Juni hatte Kapitän Tysen, einer der Geretteten, eine längere Unterredung mit dem Marine ⸗Minister, in welcher er seine früheren Berichte bestätigte. Es wurde eine aus Marine⸗= Offizieren zufammengesetzte Kommission mit Untersuchung der Angelegenheit be⸗ traut, und dieselbe hat, wie aus NewYork per Kabel gemeldet wird, einen Bericht erftattet, welcher die früheren Angaben über die zufäl⸗ lige Trennung der Bemannung des Polaris bestätigt, und den Arg⸗ 2 deß Kapitän Hall keines natürlichen Todes gestorben sei, zer⸗

eut. Die bisherigen Mittheilungen über das Rejultat der affiziellen Untersuchung bezüglich des unglücklichen Endes der amerikanischen Rordpol⸗Expedition ergänzt das nachstehende Telegramm des New⸗ HYHorker Kerrespondenten der Daily News“ vom 2. ds: Der offizielle Bericht des Marine Sckretärs bezüglich des Unterganges des „Pelaris- verscheucht den Argwohn betreffs der Weise von Kapitän Halls Tod, und zeigt, daß die Trennung der Bemannung unter Ka⸗ pitän Tyson eine zufällige war, erklärt indeß nicht das Fehlschlagen des Polaris, die auf dem Eise herumtrelbenden Leute zu retten. Wichtige wissenschaftliche Resultate sind gewonnen worden. Das muth⸗ 3 offene Polarmeer stellt sich als einen, den Weg in den Ken⸗ nedh Kanal eröffnenden Sund von beträchtlicher Ausdehnung heraus, mit einer fich nach Osten erstreckenden Bucht, die wahrscheinlich das

nördliche Gestade Grönlands definirt. Der Tigress“, der von dem

Marine Departement für die Hülfeleistungs⸗ Expedition gekauft wurde, wird Anfangs Juli in See gehen.“

Stockholm, 20. Juni. Die Direktion der königlichen Hof⸗ kapelle und Theater hat einen Preis von 5000 Thlr, ausg setz für die befte bis zum Ablauf des Jahres 1875 eingelieferte Kom-

osition einer Oper von wenigftens drei Akten über einen nordi⸗ schen Stoff.

Christiania, 19. Juni. Während ihres Aufenthalts in Stock= holm hat die Kronprinzessin von Dänemark der Königlichen Akademie für Literatur, Geschichte und Antiquitäten eine werthvolle

Gabe übermittelt, bestehend aus verschiedenen Kostharkeiten und Ge= genständen von histerischem Interesse, welche im historischen Muieum des Staats zum Andenken an die Eltern der Kronvrinzessin, König Carl XV. und Königin Lovisa, aufbewahrt werden sollen.

Gewerbe und Sandel.

Wir werden ersucht, darauf aufmerksam zu machen, daß nach dem Villenterrain Schön holz, dessen Verkauf im Inseratentheil d. Bl. vor einiger Zeit wiederholt angekündigt war, die neue ge. pflasterte Straße nicht von Schönhausen aus, sondern von Pankow aus Schönholzerstraße) die Königliche Forst entlang führt.

Dem in der ersten ordentlichen Generalversammlung vorgetra⸗

enen Rechensckaftsberichte der Vaterländischen Lebens⸗Ver⸗ i, , mfr , e smfiscz ät zu Elberfeld? entnehmen wir nachstehende Daten: In der Zeit vom Oktober bis Ende Dezem⸗ ber 1872 gingen 135 Anträge mit einer Versicherungssumme von 207,800 Thlrn. ein. Hiervon wurden 28 Anträge mit 51,8090 Thlrn. angenommen, 25 fernere mit 50, 509 Thlrn. Kapital abgelehnt und restliche 82 Anträge mit der zugehörigen Versicherungssumme von 105.460 Thlrn. als unerledigt auf das neue Geschäftsjahr übernom⸗ men. Das Gewinn. und Verlustkonto balancirt in Einnahme und Ausgabe mit 85 551 Thlr. 21 Sgr. Der Gewinnsaldo ist mit 7824 Thlrn. auf Beschluß der Generalversarmsung als Reserve auf das Jahr 1873 vorgetragen. Der mit 75.009 Thlrn. dotirte außerordent⸗ iche Reservefonds schließt mit einem Uebertrage für if Jahr 1873 von 49 040 Thlrn. Die Aktiva und Passiva der Gesellschaft weisen in den Schlußsummen 3,135,937 Thaler auf. ; ;

Wien, 24. Juni. (W. T. B) Die amtliche Wiener Zeitung veröffentlicht eine Kaiserliche Verordnung vom 21.8. M., nach wel⸗ cher im Falle der Auflösung einer Aktiengesellschaft die Vertheilung des

.

,

Vermögens diefer Gesellschaft oder die Vereinigung desselben mit dem Vermögen einer anderen Gesellschaft schon nach Ablauf von 3 Mo—= naten geftattet und die Finanzverwaltung ermächtigt wird, Aktienge⸗ bühren solcher Gesellschaften, welche sich innerhalb sechs Monaten nach ihrer Konftituirung wieder auflösen, ganz oder theilweise zu erlassen oder wieder zurückzuerstatten, auch bei Fusionirungen eine Ermäßigung der Gebühren eintreten zu lassen. Der ungarische Finanz-Minister hat in Gemäßheit der Petition der Pesther Handel skamm er bei

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der Nationalbank intervenirt. er Korrespondenzen melden, da das projektirte / nn, nach Art 96 ersten ungarischen Prãmienloose, jedoch in Silbewaluta eingerichtet werden wird. Verkehrs Anstalten.

London, 19. Juni. In einer neulichen Versammlung der Be⸗ fitzer von NReu⸗Granada⸗Bonds in Londen wurde das Projekt einer FBurchstechung des Isthmus von Darien zum Behufe der Her stellung cines Schiffskanals diskutirt. Unter denjenigen, welche die Fortfetzung des Unternehmens befürworteten, befanden sich der colum⸗ pische Gesandte, Don José Arosemena, und der britische Gesandte in Bogota. Die peruanische Regierung Hat ihrerseits eine Vermessung der Linie über die Flüsse Atrato und Napipi, dieselbe welche Alexan= der von Humboldt zum Beginn dieses Jahrhunderts empfahl, an geordnet.

Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Bureau.

Wien, Dienstag, 24 Juni. Der Fürst Karl von Ru⸗ mänien ist gestern Nachmittag um 5 Uhr mit der Nordbahn hier eingetroffen. Auf dem Bahnhofe wurde derselbe von dem Statthalter, dem Landes kommandirenden, dem Vertreter des Polizeipräfidenten, dem österreichischen General⸗Konsul in Bukarest und dem Oberst Schemel und Ober⸗Lieutenant Graf Castell, welche dem Fürsten für die Dauer seines Aufenthaltes zum Ehrendienste beibegeben sind empfangen. Der Fürst begab sich in einem Hofwagen nach seiner im Reichsfinanz⸗Ministerium hergerichteten Wohnung. .

Der Kaiser hat heute den Fürsten Karl von Rumänien empfangen.

Rom, Montag, 23. Juni, Abends. Der Papst empfing heute die Königin Ifabella in einer Abschiedsaudienz. Die Kö⸗ nigin wird Rom am Mittwoch verlassen. Das Konststorium, welches der Papst behufs der Ernennung neuer Bischöfe zu be⸗ rufen gedenkt, wird dem Journal „Paese“ zufolge nicht vor dem Monat November abgehalten werden. .

(

Zur Reform der Eisenzölle. . (Nach den Motiven des Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung des Vereins⸗Zolltarifs.)

Die deutsche Eisenindustrie, insbesondere die Roheisen⸗ Produktion ist nicht im Stande, der außerordentlich gesteigerten Nachfrage ohne Zufluß vom Auslande zu genügen. Die möglichste Erleichterung der Zufuhr vom Auslande liegt somit im allgemeinen Kw

Der Zoll, welcher im Jahre 1844 zum Schutze des vereinsländi⸗

schen Hochofenbetriebs auf das bis dahin zollfrei eingegangene Roh⸗ eisen mit 10 Sgr., pro Centner gelegt wurde, sollte nach der Absicht

der gesetzgebenden Faktoren nur einen vorũbergehenden Charakter haben. Er ist aber erst nach Ablauf von 20 Jahren mit dem Inktafttreten des deutsch⸗franzẽsischen Handels vertrages vom 2. August 1862 zunächst

auf 77 Sgr, im Jahre 1868 auf 5 Sgr. und im Jahre 1879) auf Eben so trat bei dem Materialeisen und den Gisenwaaren mit dem genannten Handelsvertrage eine rückgängige

24 Sgr. ermäßigt worden.

.

Bewegung des Zolltarifs ein.

Ungeachtet diefer wiederholten und nicht unerheblichen Zollermãßi⸗ der hierdurch veranlaßten Vermehrung der Einfuhr at, wie nachfolgende Uebersicht ergiebt, die inländische raschen Uebergang zur Maschinenarbeit gebieterisch fordert. In Folge

gungen und tro vom Auslande ; Eifenproduktion und Eiseninduftrie in dem letzten Jahrzehnt einer außerordentlichen Steigerung sich zu erfreuen gehabt. r , ni Gesammte Produktion von Stab⸗ . Hochofenproduktion. Und gewalztem Eisen. 53 ; Millionen Gentner. 12,

1650 Die Ein⸗ und Ausfuhr von (Vos. 6a und b) hat betragen: ; ; (Roheisen Pes. Ha) (Stabeisen 2c. Pos. 6b) Durchschnitt Millionen Centner. e der Jahre. Einfuhr. Ausfuhr. Einfuhr. Ausfuhr. 1861 - 62 238 . Os 1863 - 64 O, 022 1865 - 66 O. 2s Os 1867 65 6. w 1869 0 0.25 113 1871 0,8 12 1872 107 223 Der einheimische Eisenmperbrauch, nämlich die Differenz zwischen

der Ausfuhr von Noheisen, Materialeisen und groben Eijenwagren seinschließlich der Maschinen) und der einheimischen Hochofenproduktien

unter Hinzurechnung des eingeführten Rohęeisens, Materigleisens und der groben Eisenwaaren einschließlich der Maschinen, stellt sich wie

folgt:

at 1850-52 1860-62 1869—71 Centner. Centner. Centner.

3 361 000 12, 1135700 258,205. 000 1,964,500 2,630 309 5,730 200

436 400 614300 1.254400

1) Hochofenproduktion 2) Einfuhr

a. Roheisen . b. Materialeisen Ind grobe EGisenwaaren· Zuschlag zu letzterem behufs Reduftion auf Roheisen 333 Proz

Summe

418.100

146550 35,507,700

507,700 31,500

232609 N, 900 420600 5, 865,700 193

D 15,563, 700

139, 800

655, 100 218.400 1013, 300 14550 400 2.43

3) Ausfuhr nn,, b. Materialeisen und grobe Eisenwaaren· Zuschlag 333 Proz. Summe Einheimischer Verbrauch Pro Kopf Pfund . Davon ist: Eigene Yroduttion

. 1235 35, * oder 64 Proz. S3 Proz 95 Proz Ungeachtet der bedeutenden Erleichterung der ausländischen Kon- kurrenz und der außererdentlichen Steigerung des einheimischen Ver⸗ brauchs, hat also die inländische Eisenproduktion einen immer stei⸗ genden Theil des einhei mijchen Bedarfs gedeckt und zugleich einen ver⸗ mehrten Absatz nach dem Auslande gewonnen. ; Auch das mehrfach befürchteke Zurüÿckggehen der Preise der Er⸗ gnisse der inländischen Eisen⸗Industrie ist nicht eingetreten; es sind im Gegentheil die Preise für das inländiche, wie für das schottische ind englische Roheisen erheblich gestiegen. Der Preis des schlefijchen Kokseisens ist im Laufe des Jahres I572 von 5] Sgr. auf 71 Sgr. für den Centner gestiegen. In Glasgem hat, sich der Durchschnittẽ⸗ reis ven 53 Sh. 3 Pee. im Jabre 1869 auf 1068 Sh. 10 Pee per n im Jahre 1872 gehoben. Die Bewegung der Preise de Eisens und der Cijenwaaren in Hamburg in den Jahren 15862 72 ist in der Anlage L7. dargeftellt. Ungeachtet dieser Höhe der Preise ist die einheimische Produktien Zeit nicht im Stande der Nachfrage zu genügen und es wird all- Fi beftãtigt, 2 die Werkfstätten mit Auftrãgen überhãunft sind. d. i enger V

aschinen. . Die Maschinen induftrie erfreut sich in Deutschland eines großen Aufschwungs, wie aus nach stehender Zuammenstellung hervorgeht:

Roheisen, Stabeisen, Schienen ꝛc.

indung mit den Gijenzẽãllen steht der Eingangszoll

Maschinen Pos. 15 b., 1. und 2. (a2 - M. Einfuhr. Ausfuhr. Mehrausfuhr. Ei. Ctr. Ctr. 215,795 277, 141 61,346 90 76838 46065, 559 112741 AN, 985 422.346 145, 381 1871 315,424 482,917 167.493 1972 658, 8366 771,209 112.373 ;. Seit Jahren findet eine beträchtliche Mehrausfnhr von Maschinen statt; es bedarf somit diese Industrie eines Schutzes nicht mehr.

1863 1869 1870

Aufhebung der Maschinenzölle von höchster Bedeutung kerung jener Gegenden wird im Bęezuge der nöthigen Werkzeuge und Maschinen vom Auslande durch die Erschwernng der Einfuhr, sowohl

Betrieb der Landwirthschaft empfindlich beeinträchtigt.

beigeführte Mangel an ländlichen Arbeitern, welcher den mõglichst

jenes Mangels an Arbeitskräften sollen schon im vorigen Jahre große Flächen unbestellt liegen geblieben sein.

Es ist somit geboten, durch möglichste Begünstigung der Einfuhr von Maschinen die fehlenden Arbeitskräfte zu ersetzen, und es wird eine weitere Erleichterung der Eisenzufuhr von außen um so

letzten Jahrzehnts eine Vermehrung der Einfuhr keineswegs zur

dustrie auf den auswärtigen Märkten führt.

Berliner historische Gesellschaft. Die Berliner Hist orische Gefellschaft“ hielt im vergan⸗ genen Monat zwei Sitzungen, am 5. resp. 26. Mai. Am ersten der genannten Tage trug Herr Dr. Paetz über den jüngst durch 2. v. Ranke herausgegebenen Briefwechsel Friedrich Wilhelms IV. mit K. J. v. Bunsen vor. Im Anschluß an die Excurse des Herausgebers wurde gezeigt, welcher Gewinn für das historische Verständniß der Jahre 18306 —- 1857 ans dieser Publikation hervorgeht. . Am 26. Mai behandelte Herr Dr. Meyer in sehr ausführlicher Weise zwei neuere Werke, die sich auf die Geschichte und Kritik der Regierungszeit Neros beziehen, nämlich die Schriften von Raabe in Utrecht und Schiller in Constanz.

Während die erstere eine Streitschrift ist, hervorgerufen durch die 1863 in einem englichen Blatte aufgeworfene Frage: War Nero ein Ungeheuer?“ ist dies bei der zweiten Schrift nicht unmittelbar der Fall; vielmehr hat der durch zahlreiche Detailforschungen bekannte Schüler Mommsens sich nach dem Vorbilde des Meisters die gewiß dankenswerthe, aber gerade für Neros Zeit undankbare Aufgabe gestellt, die staatliche, soziale und geistige Gejchichte jener Epoche in umfassen⸗ der Weise zu behandeln. Trotz vieler schätzenswerther Einzelheiten ist die vorliegende Arbeit keine abschließende, zumal es dem Verfasser an eigentlicher Gestaltungskraft gebricht; dagegen würde das Buch als philologisch⸗historischer Kommentar zu Tacitus Suctonius u. . w. in hervorragender Weise brauchbar sein. Nächste Sitzung: Montag, den 30. Juni.

; Archäologische Gesellschaft.

Sitzung vom 10. Juni. Hr. Trendelenburg sprach über die Drientirung des kapitolinischen Stadtplans. Bisher galt die noch jüngst von Jordan vertheidigte Annahme Beckers, nach welcher der antike Plan umgekehrt wie in unsern modernen Karten Süden oben, Osten zur Linken, Westen zur Rechten gehabt habe. Bei dieier

Drientirung kommen aber, wie an den Inschriften der ihrer Lage nach bestimmbaren Fragmente nachgewiesen wurde mehrere Stücke verkehrt zu stehen, und es ergab sich als einzig mögliche Orientirung die, bei welcher Osten oben, rechts Süden, links Norden war. Diese im Sxystem der römischen Limitation begründete Orientirung wurde durch ein bisher von allen Topographen falsch angewendetes Fragment beftätigt, dessen Inschrift Theatrum Marcelli- nur bei der Ostorientirung lesbar ist, sobald man es richtig in den Grundriß des Theaters einreiht. Herr Engelmann sprach über Mosaikreliefs, die er sämmtlich für modern erklärte. Die Gründe dafür waren folgende, Einmal giebt es nicht das geringste Zeugniß darüber aus dem Alterthum; auch läßt sich in der Entwickelung des Mosaiks keine Stelle ausfindig machen, wo sie eingereiht werden könnten. Dazu kommt, daß von keinem der erhaltenen Reliefmosaike irgend eine sichere Fundnotiz vorhanden ist, daß fie in einer von alten Mosaiken abweichenden Technik angefertigt sind, in mehreren dieselbe Darstellung wiederholenden Exemplaren vorkommen und auf das genaueste mit antiken Reliefs übereinstimmen. Wären sie zur Zeit von Ciampini und Fnrietti bekannt gewesen, so würden diese nicht unterlassen haben, von ihnen zu reden. Außerdem lassen sich gegen jedes einzelne Menument dieser Klasse Gründe der Unechtheit vorbringen. Der Vortragende bezeichnete einen Venetianer Legni und den Urbinaten Pompeo Savini diejenigen, welche der Fälschungen sich schuldig gemacht haben. In der sich daran anknüpfenden Debatte wurde allgemein die Richtigkeit jener Behauptung eingeräumt, jedoch von den Herren Adler, Bötticher und Lessing darauf hingewiesen, daß in Deutschland im Mittelalter wirklich Rundfiguren von Mosaik angefertigt sind, wie Reste davon in Marienburg, Prag und Aachen beweisen. . Herr G. Wolff verlas Mittheilungen des Hrn. Alois Hauser an Hrn. Bötticher über seine (Hausers)

Finengung des Marktes der inländischen Cisen⸗Industrie, sendern im Gegentheil zur Erhöhung der Konkurrenzfähigkeit unserer Eisen⸗In⸗

Andererseits ist für diejenigen Theile Deutschlands, welche von den Bergbau-⸗Distrikten entfernt und vorzugsweise auf die Landwirthschaft angewiesen find, die Aufhebung der Eisenzölle und insbesondere die welchem die

Die Bevöl

Ausgrabungen auf Samothra ke. Hr. Schöne erklärte ein. zuerst von Bendorff veröffentlichtes Relieffragment aus Seli⸗ nu nt aus dem der alten Stele zu Sparta, Hr. ven Sallet legte das erste Heft der von ihm redigirten Zeitschrift für Nu⸗ mismatik“ vor, welches Aufsätze von Curtius, Sallet, Brandis, Rauch, Dannenberg und Friedländer enthält. Die „Zeitschrift für Numismatik“ soll in erster Linie das Alteithum, daneben aber auch Mittelalter und 16. Jahrhundert behandeln und wird mit Unter—⸗ stützung der Regierung in jährlich vier Heften mit Tafeln und Holz. schnitten erscheinen. Hr. Curtius legte der Gesellschaft das Schlußheft der Arch. Zeitung (Jahrgang 1872) vor, sowie das Maiheft der RerYune Arehsologiqgue, aus zur Erläuterung von Died. II. 5 dienende äathiopische Uckunde und der Auffatz von Perrot (L'art de LAsie min- ure) hervorgehoben wurden. Der Vortragende machte sodann aus

Briefen des Herrn Pr. Hirschfeld Mitttzeilungen über athenische

in Beziehung auf industrielle Thätigkeit, als auch in Bezug auf den Hierzu kommt in neuerer Zeit der namentlich in den östlichen Theilen Deutschlands durch Auswanderung und Uebersiedelung in die gröreren Städte her⸗ hat“ der Athena weiht.

Fun de, legte den Abdruck der metrischen Grabinschrift vor, welche dem in Agina verstorbenen Antistates aus Athen gewidmet ist, und besprach die im Kreise geschriebene Inschrift auf dem Deckel eines Thongefäßes, in welcher Lykinos das erste Werk, das er gemacht Zum Schluß machte Herr Lessing, soeben aus Wien zurückgekehrt, Mittheilungen über die dort ausgestellten unschänen Antiken und guten Abgüsse nach Antiken. Weltausstellung 1873 in Wien.

Wien, 21. Juni. (Wien. 35 Seit geftern ist dem Publikum,

welches die Weltausstellung besucht, ein neues, höchst interessantes

weniger verschoben werden dürfen, als nach den Erfahrungen des Schauspiel geboten; die Besteigung der Rotunde ist gestattet. Um

den Zudrang nicht gar zu maffenhaft werden zu lassen, sind aller= dings einige beschränkende Bestimmungen bezüglich der Zahl der auf einmal Zuzulassenden getroffen und wird eine besondere Gebühr von 20 Kreuzern erhoben; die Besteigung des Riesenbaues ist nicht nur ganz und gar unbedenklich, sondern nicht einmal besonders un⸗ bequem und mühsam, aber in hohem Grade lohnend. Sie wird in den nächsten Tagen sogar noch bequemer gemacht werden, wenn die Aufzüge vollends fertig sind, die das Auf⸗ und Ab⸗ steigen der Treppen zu dem unteren Hauptkranz der Rotunde, auf welchem das Dach ruht, ersparen. Der Zugang zum Aufstieg ist in den beiden Rotundenpfeilern an der westlichen Hauptgallerie, welche durch die vergoldeten Eisengitter kenntlich sind. Bequeme und feste eiserne Treppen, von denen aus man durch die genannten Gitter einen immer freieren Ausblick in die westliche Hauptgallerie und in die Rotunde erhält, führen im Innern des einen Pfeilers in einer Höhe von etwa 80 Fuß zum Dachkranz, der von innen und außen mit einer eisernen Gallerie umgeben ist.

Auf der inneren Gallerie übersieht man frei den ganzen weiten

Raum der Rotunde, die bekanntlich den größten frei überdachten Raum der Erde umschließt und im Durchmesser, 310 Fuß, die be⸗ rühmte Kuppel der Peterẽkirche in Rom um das Doppelte übertrifft. Da sonach auch der Umfang der Gallerie an 1000 Fuß beträgt, so würde man im Marschschritt 5 Minuten brauchen, um sie zu durch= schreiten. Der aufmerksame Beschauer Lraucht freilich länger; er hält bei jedem Schritte an, um das großartige Schauspiel, das sich unter und über ihm ausbreitet, immer von einem neuen Standpunkte aus zu genießen. ; 4 Von der äußeren Gallerie aus hat man zum ersten Male inen Gesammtüberblick aus der Vogelperspektive uber den ganzen Welt⸗ e n n, über die weitgestreckten Hallen des Industriepalastes, die lange Maschinenhalle und die eben so zahlreichen als zierlichen Nebenbauten, die vielen Pavillons, Restaurgtionen, Dienstgebãude, Maschinen⸗ und Bauernhänser, von deren Fülle man hier erst eine klare Vorstellung erhält, da man sie alle überschauen kann. Weiter= hin schweift der Blick über die grünen, waldigen Praterauen, über einen großen Theil der Stadt und ihrer nächsten Umgebung, über die Donau und den neuen Donau⸗Durchstich und westwärts zu den wal⸗ digen Abhängen des Kahlengebirges. Große Fernröhren, die auf der Gallerie angebracht sind, erhöhen die Reize der Aussicht. .

Von der äußeren Gallerie aus führen nun auf der Außenseite des Daches bequeme, mit festen Geländern versehene eiserne Treppen und Gãnge 24 den breiten Langen und Quersparren des trichterförmigen Daches der Rotunde zur Kuppel hinan, die wiederum von einer äuhe⸗ ren und einer inneren Gallerie in der Höhe von circa 169 Fußz um⸗ geben ist, und von hier führt eine eiserne Wendeltreppe auf der Nord= seite der Rotunde noch etwa 50 Fuß höher zu den Gallerien der Laterne, auf melcher die große vergoldete Kaiser⸗ krone thront, mit ihrer Spitze 268 Fuß über dem

Boden der Rotunde. Der Ausblick in die Ferne und Nähe ist von

diesen oberen Gallerien noch großartiger als von den Gallerien des Dachkranzes. In schwindelnder Tiefe liegt, der Estrich der Rotunde unter dem Beschauer, der von der inneren Gallerie der Laterne in die⸗ selbe hinabblickt. .

Das Hinahsteigen über die Treppen des Daches ist kaum unbe⸗ quemer als der Aufstieg und bald kommt man durch die den Aufsteige= pfeilern entsprechenden Gegenpfeiler in der Oftgallerie des Industrie⸗ palaftes an, um einen großartigen Aus⸗ und Anblic reicher.

Redaktion und Rendantur: Schwieger.

Berlin, Verlag der Grpedition (Eesseh. Druc: H. Heib erg. Drei Beilagen (einschliezlich der Bor en · Beilage)

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Prenßischen Staats⸗Anzeiger.

y 1M.

ö Neichstags⸗ Angelegenheiten.

Berlin, 24 Juni. In der gestrigen Sitzung des Reichs tags erwiderte der Prãsident des . er Han, Staats Minister Delbrück in der Diskussion über den Gesetz— entwurf, betreffend den nach dem Gesetze vom 8. Juli 1873 einstweilen reservirten Theil der Kriegskosten⸗Entschädigung, auf eine Anfrage des Abg. Richter, wie hoch sich die aus der Kriegs⸗ ö . noch zur Verfügung stehenden Summen

. Ich werde jedenfalls bei der dritten Lesung die von dem H

Vorredner gewãnschte Auskunft geb bin leider i 6 da ich nicht darauf vorbereitet . Be re G eib ie.

Ueber die Resolution in Betreff der süddeutschen St ö aaten erklärte der Königlich württembergische Bundesbevollmächti * = ö . . r 23 Meine Herren! Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen Namens im Auftrage der württem bergichen Regierung mit wenigen Womn die Annahme dieser Resolution Ihrer Budgetkommifsion empfehle. Die württembergische Regierung hat im Bundesrathe ich glaube das in diesem Hohen Hause sagen zu dürfen die Ansicht vertreten daß . die Kosten für die Ausrüstung des deut schen Heeres mit Gewehren und Geschützen nach ganz neuen Systemen und der Aufwand für die durch diese Ausrüstung bedingten Einrich⸗ tungen Neuformationen und Bauten als gemeinschaftliche Sache des Deutschen Reichs anzusehen und deshalb aus gemeinschaftlichen Ritteln des Reichs zu bestreiten seien. Wenn diese Ansichten der württember ischen Regierung nach den Beschlůsen des Bundesraths und nach D , in diesem Hohen , für richtig erkannt wird, oder wenn die⸗ jelbe wenigstens bezüglich ihrer Ausführung nicht für opportun ange— sehen wird, so hat das um auf die pecuniäre Seite einzugehen für Württemberg die Folge, daß Württemberg auch sein Retahlisse⸗ ment im weiteren Sinne aus eigenen Mitteln bestreiten muß. Meine Herren, ich glaube hier die Frage, ob Württemberg verfa ffungs - oder conventionsmäßig verpflichtet wäre, sein Retablissement im weiteren Sinne gerade nach denselben Grundsätzen einzurichten, wie solche für das norddeutsche, Retablissement aufgeftellt worden sind, bei Seite liegen lassen zu dürfen, es wird an der Anführung der Thatsache genügen daß Württemberg bereits auch sein Retablissement im weiteren Sinne nach denselben Grundsätzen, wie sie für die Staaten des vormaligen Norddeutschen Bundes aufgestellt worden sind, berechnet und aufgeftellt . Dieses Retablissement im weiteren Sinne wird für Wuürttem— erg einen Betrag von nahezu 4 Millionen Thaler ausmachen. Wenn diese Kosten nach der Ansicht der württembergischen Regierung 8 aus Reichsmitteln getragen worden wären, so hätte Württemberg daran nur nach dem Matrikular-Fuße Antheil zu neh⸗ men. Nun sollen aber diese Kosten vor Württemberg allein getragen werden, während Württemberg nach dem Gesetze vom 8. Juli 1872 über die französische Kriegsentschãdigung nur J seines Antheils nach dem Matrikular⸗Fuß und nach den sogenannten Leistungen im Krieg erhält. Meine Herren, ich glaube, es ist dadurch an' und für sich wenigstens einleuchtend dargethan, daß Württemberg nach den Be— schlüssen des Bundesraths und nach den Beschlüffen in . Hohen ause über das Retablissement benachtheiligt wird. Dieser Nachtheil erechnet sich für Württemberg auf ungefähr So0 000 Thlr.

Bei dieser Sachlage, meine en, ist es gewiß wenigstens ge⸗ rechtfertigt, wenn wie Ihre Budget⸗Kommission vorschlägt der Herr Reichskanzler ersucht wird, Ermittelungen darüber eintreten zu lassen, ob nicht durch die fraglichen Beschlüsse über das Retabliffe⸗= ment eine Vernachtheiligung einzelner Staaten, worunter auch Württemberg ist, eintritt. Wenn diese Ermittelungen erfol= gen so wird die württembergische Regierung in der Lage sein, ihrerseits ziffermäßig nachzuweisen, daß wirklich eine solche , für Württemberg eintritt. Würden den betreffenden Staaten, peziell Württemberg, Kompensationsansprüche entgegengehalten werden können, welche begründet sind, so versteht es sich von selbst, daß den elben nicht aus dem Wege gegangen werden wird. Meine Herren, bieten Sie Ihrerseits durch die Annahme dieser Rejolution die Hand, daß jolche Ermittelungen veranlaßt werden und daß den zu erhebenden Ansprüchen, wenn sie begründet erfunden wer- den, Rechnung getragen und daß solche Ansprüche aus Reichsmitteln vergütet werden.

In der Diskussion über das Gesetz, betreffend die Wohnungs⸗ geldzuschüsse an die Offiziere ꝛc. nahm der Präsident 3 Minister Delbrück nach dem Abg. Hölder das Wort:

Meine Herren! Die verbündeten Regierungen werden, wie ich vor⸗ aussetzen darf, dem Gesetzentwurf, wie er aus der zweiten Lesung her- 3 ist, ihre Zustimmung ertheilen, so wesentlich er sich auch nach den Beschlüssen der zweiten Lesung von dem von ihnen vorge— legten Entwurf unterscheidet. Ich muß Sie aber dringend bitten, bei den Beschlüssen der zweiten Lesung stehen zu bleiben und nicht durch Annahme des so eben entwigelten Amendementz eine der we— sentlichsten Grundlagen des Gesetzek in einer Weise abzuändern, welche es, wie ich annehmen darf, den verbündeten Regierungen nicht möglich machen würde, dem Gesetze ihrerseits zuzustimmen.

Ich glaube, das mit Offenheit sagen zu durfen, und ich glaube, daß ich dabei zugleich im Interesse des Hauses . Die Abäãn⸗ derungen, welche ihre Kommission vorgeschlagen hat, und welche von Ihn in zweiter Lesung angenommen sind, sind sehr wefentliche; indeß sie lafsen den Grundgedanken, welcher dem Gesetzentwurfe zu Grunde liegt, in der Hauptsache unberührt. Dieser Grundgedanke ist der, daß, wenn urch den Wohnungsgeldzuschuß das gesammte Einkommens verhãltniß der Livilheamten verbeffert wird, es dann eine Forderung der Gerechtig= keit ist, die Gleichmäßigkeit in den gegenwärtigen Gehaltsbezügen auch in Bezug auf die servisberechtigten Militärpersonen herzustellen. Dies ist der Gesichtspunkt, von dem die verbündeten Regie⸗ jungen ausge mußten. Der Herr Vorredner hat auf die im vorigen Jahre gefaßte Resolution hingewiesen. Die im vorigen Jahre gefaßte Resolutien und ihr Ursprung ergeben, daß sie sich zunächst nur auf die Civilbeamten hat beziehen können, Als die ver ündeten Regierungen aber daran gingen, dieser Resolution entsprechend die Gehaltsverbesfferungen für die Civilbeamten eintreten n lassen, mußten sie die 23 ache in Erwägung ziehen, daß eben dadurch das bis dahin bestandene Verhältniß des Einkoimenz zwi⸗

en den Civilbeamten und den servisberechtigten Militärpersonen zum geh her der letzteren alterirt würde. Die Gleichmäßigkeit und die 9 chtigkeit erforderte von ihnen, dafür zu sorgen, daß eine solche

lterirung nicht stattfinde Ich möchte nur noch eine ae n, anknüpfen an dasjenige, . der Herr Abgeordnete für Lohr bei der Generaldiskussion gesagt 2 Er hat darauf hingewiesen, daß der bayerische Landtag, als er . Bündnißvertrag seine Genehmigung ertheilte, zu der Annahme echtigt ewesen sei, daß für die Periode des . extra⸗ Rin Hewilligungen für die Armee nicht verlangt werden sollen. 9 bestreite die Richtigkeit dieser Unterstellung nicht, mache aber rauf aufmersam, daß nach Lage des Bündni ages das Pausch⸗ or. am 31. Dezember 1871 ablief. und daß also der ische * 3 seinen Entschließungen ur dieses eine Jahr ins Auge zu

In der Diskussion über das Münzgesetz ergriff der Prä⸗ sdent Delbrück nach dem Abg. Pr. Bamberger das . Meine Herren! Der Herr Vorredner hat bereits konstatirt, und

Dienstag, den 24. Juni

ich habe vor allen Dingen das Bedürfniß, diese Kenstatirung zu wiederholen, daß die verbündeten erungen, seitdem die dritte Lesung des Münzgesetzes an dem Art. 18 abgebrochen wurde, sich aufs Ernst⸗ lichste und fast unausgesetzt bemüht haben, dem Hause eine Vorlage 3u machen, welche die Papiergeldfrage nach allen ihren verschiedenen Seiten definitiv regell. Die Schwierigkeiten und auf welche dieser Versuch stieß, sind ebenfalls bereits zum Theil von dem Herrn Vorredner angedeutet worden. Sie beruhen im Wefentlichen auf der vielfach getheilten Ansicht, daß es kaum angänglich fein werde, die Papiergeldfrage isolirt von der Bankfrage zum legislativen Ab⸗ chluß zu bringen. Indem ich dies zunächst vorausschicke, kann ich zu dem Amendement, wie es jetzt vorliegt, selbst übergehen. Ich habe bereits bei der, dritten Lesung erklären, können, daß die verbündeten Regierungen dem ersten Alinea des damaligen Art. 18, demjenigen, welcher sich auf die Banknoten bezieht, inter der Voraussetzung würden zustimmen können, daß der in der damaligen assung vorgesehene Termin weiter hinaus gerückt wird. Der ermin ist in dem vorliegenden Amendement um ein Jahr wester binausgerückt, und ich halte mich zu der Annahme für berechtigt, daß dieses erste IAlinea, wie es hier in dem Amendement steht, keinerlei Bedenken bei den verbündeten Regierungen finden wird.

Was die Papiergeldfrage anbetrifft, so haben die verbündeten Regierungen bei den Erwägungen, die sie angestellt haben, Angesichts der Schwierigkeiten, die sich der definitiven Lösung der Frage entgegenstellten, sich auch nochmals ernsthaft die Frage vorzulegen gehabt, ob es im Interesse des Zustandekommens dieses wichtigen und von ihnen auf das Lebhafteste gewünschten Gefetzes, möglich sein würde, schlimmstenfalls auch das Alinen 2 Des Art. 18, wenn es in zweiter Lesung beschlossen war, anzunehmen. Sie sind aber nach wiederholter Erwägung zu keinem andern Ergebniß Je⸗ kommen als zu demjenigen, welches ich bei der dritten Leung der Sache hier bereits mitzutheilen in der Lage war, zu der Ueberzeugung nämlich, daß sie in der That nicht in der Lage fein würden, diefer Alinea, welches in der That nichts Anderes ausspricht, als reell die Abschaffung alten Papiergeldes, ihre Zustimmung zu geben. Ich habe es deshalb meinerseits mit lebhafter Befriedigung zu. begrüßen, daß der Herr Antragsteller und seine Freunde sich entschlossen haben, dem Hause einen anderen Vorschlag zu machen, inen Vorschlag, welcher den Gedanken, über den die verbündeten Regierungen mit überwiegender Mehrheit einig waren, zum Ausdruck bringt, den Ge— danken nämlich, daß das Staatspapiergeld einzuziehen ist, und daß an dessen Stelle Reichspapiergeld auszugeben ist. Ich finde diesen Ge⸗ danken in dem Amendement, welches Ihnen vorliegt, ausgedrückt. Ich muß dies deshalb betonen, weil die Fassung des Amendements vielleicht so gedeutet werden könnte, als läge dieser Gedanke nicht darin. Das Amendement spricht sehr positiv und mit Festsetzung eines bestimmten Termins aus, daß das Staatsvapiergeld eingezogen werden soll es fährt fort: dagegen wird nach Maßgabe eines zu erlassenden Reichs gesetzes eine Ausgabe von Reichspapiergeld stattfinden. Es ist dies weniger positiv ausgedrückt in Beziehung auf die Zeit. Während im ersten Satz eine bestimmte Zeit fixirt wird, fehlt eine solche Bestim⸗ mung im zweiten. Ich verstehe nun aber und ich glaube nach den Aeußerungen des Vorredners dazu berechtigt zu sein den Sinn des Amendements so, daß bis zu der Zeit, wo das Staatspapiergeld einzuziehen ist, Reichspapiergeld Über dessen Betrag u. s. w. das Reichsgesetz zu bestimmen hat ausgegeben werden soll. Wenn ich mich hierin nicht irre, so glaube ich annehmen zu dürfen, daß auch der zweite Theil des Amendements fur die verbündeten Re— gierungen annehmba rsein wird. Das Amendement ist heute vertheilt, ich kann von einem Beschluß des Bundesraths über die Sache nicht Frechen; indessen glaube ich aus der Gesammtheit der bisherigen Verhandlungen mich zu der Folgerung für berechtigt zu halten, daß auch dieser Theil des Amendements von den verbündeten Regierungen wird angenommen werden.

Nach dem Abg. Günther erklärte der Bundesbevollmächtigt Staats⸗Minister Cam phau sen: chtite

Meine Herren! Der Herr Abg. Mosle hat den dringenden 2 ausgesprochen, daß wir bei Einführung der ge ,. mit allen unseren alten Gewohnheiten brechen Und uns in die neuen Einrichtungen finden mögen. Es scheint mir, daß der verehrte Herr Abgeordnete diesen so lebhaft empfundenen Wunsch seinerseits nicht befolgt hat, indem er die Einrichtung, die in der Stadt Bremen hin⸗ sichtlich des Papiergeldes best ht, nämlich hinsichtlich des gänzlichen Mangels an Staatepapiergeld, auf das Reich übertragen zu sehen wünscht. Die Behauptung, daß nur zahlungsimpotente Staaten Pa— piergeld einführten, meine Herren, die wird am schlagendsten wider⸗ legt, wenn Sie ich die Staaten ansehen, die als Regierungen zu dem Deutschen Reiche gehören und die das Papiergeld eingeführt haben. Sie werden weder von dem Königreich Preußen, noch von dem König reich Sachsen, noch von den andern verbündeten Regierungen behaup⸗ ten wollen, daß es die Zahlungs impotenz gewesen sei, die sie zur Ein- führung von Staatspapiergeld bestimmt . Ich bin der Ansicht, daß im Gegentheil diejenigen Staaten zurückstehen, die sich den Ge= brauch des Papiergeldes gänzlich versagt haben. Ich bin also um auf den idealen Staat, d. h. auf den Staat, den der Herr Abgeord⸗ nete sich als den idealen Staat denkt, um auf England einzugehen, der entschiedenen Ansicht, daß die englische Geldzirkulation eine 6.

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erren, wenn Sie dies als richtig erkennen, wenn die Ver— ö 6 einer entgegengesetzten Theorie dem 2 ö Qpler auferlegt, ei, wie kämen wir dann dazu, das nicht zu thun, wie kãmen wir dazu, es zu unterlassen? Etwa blos deshalb. weil. man n Frankreich und in England nicht so klug ge— 1 diefelbe Einrichtung einzuführen? Das mögen sie von uns Nun, meine Herren, komme ich mit einigen Worten auf di des Amendements. Da verstehe ich nun dieses ,. . wie der Herr Prästdent des Reichskanzler⸗Amts, daß nämlich seine Bedeutung darin liegt, daß bis zum J. Januar 1876 sämmtliches Staatspapiergeld eingezogen werden muß, daß aber zugleich von da ab ein Reichspapiergeld kreirt und in Cirkulation gesetzt wird, über dessen Höhe und Modalitäten ein Gesez noch zu befinden haben wird Es wird also eine Verständigung zwischen der Reichsregierung und dem Reichstage stattfinden müssen. Insofern, meine Herren, würde ich für meinen Theil auch den Umstand, ob ein bestimmtes Datum zus gefüllt wird oder nicht, kein hesonderes Gewicht legen, denn es wird unter allen Umständen zu diesem Zwece erft eines Gesetzes bedürfen über welches dann die Verständigung herbeigeführt werden muß und in welchem Sinne diese Verständigung eintreten wird, das läßt sich ja im Voraus nicht voraussehen. Immerhin, meine Herren, gehe ich da— ven aus, daß der Sinn des Verschlages und der Sinn des Be— schlusses doch nur dahin aufgefaßt werden kann, die Reichsveckre— tung ist mit den verbündeten Regierungen darin einverstanden daß nachher diese Frage er gequo et bono geordnet werden soll, sie ist der Meinung, daß eine eingegangene Verpflichtung nicht Erfüllt werden würde, wenn etwa dann der Standpunkt Verkretung fände: wir wollen absolut kein Reichspapiergeld. Natürlich, das schließt nicht aus, daß ja Einzelne, wie sie heute diese Ansicht haben auch dann diese Ansicht haben mögen; aber ich würde vorgusfetzen, im Sinne der Majorität, die diesen Beschuß wahrscheinlich faffen wird, würde es doch liegen, daß später ein Gesetz mit gutem Willen von allen Seiten zu Stande zu bringen gesucht werden möchte. Endlich, meine Herren, wünsche ich noch einen Punkt zu berũhren Das ist die Verbindung, in die man das Papiergeld mit der Regu⸗ lirung des Bankwesens gebracht zu sehen wünscht. Meines Erachtens wird die Erfüllung dieses Wunsches wesentlich dadurch be⸗ dingt sein, wann man an die Frage wird wieder herantreten können Es ist ja nicht etwa Willkür der einzelnen Regierungen, daß man bis jetzt die Frage wegen Ordnung des Bankwesens noch nicht in Angriff genommen hat. Jeder, der die Verhältnisse des Bankwesens in Deunsch. land mit einem irgend umfassenden Blicke übersieht, wird anzuerkennen haben, daß eine Hauptaufgabe sein wird, die Cirkulation der Bank= noten in richtige Schranken einzuengen; Jeder, der diese Verhästniffe gründlich würdigt und kennt, wird zugestehen müssen, daß einer der wichtigsten, der nothwendigsten Schritte durch das erste Alina des 5. 18 in der That wird vorgenommen werden Mit der Aufstellung des Satzes, daß der Bankverkehr nur hand tiren joll mit Noten⸗Appoints von mirdestenz 009 Mark geben Sie sofort der ganzen Einrichtung einen anderen Charakter. als wie sie ihn in verschiedenen Staaten Deutschlands bisher hatte! Sie werden dann mit Naturnothwendigkeit die Banken darauf hin? leiten, den gesunden, bankmäßigen Verkehr zu erstreben und die Auf⸗ gabe nicht länger ins Auge zu fassen, durch kleine Appoints, die durch Allerlei künstliche Mittel in den Verkehr gebracht und im Verkehr er⸗ halten werden, den Versuch zu machen, die Banknoten zum Papier- geld werden zu lassen. Dann, meine Herren, wird eine Regulirung des Bankwesens sich wesentlich mit der Frage zu beschãftigen haben? wollen wir eine Centralanstalt haben, oder wollen wir die Selbständigkeit der. Staaten in dieser Hinficht und dis Selbständigkeit verschiedener. Banken anerkennen. Meine Her⸗ ren] nn Sie mir die Aufgabe stellen, Ihnen Auskunft darüber zu geben, was die deutschen Regierungen in diefer Beziehung auch nur wänschen, mögen, so muß ich mich vollständig außer Stande erklären, Ihnen hierüber auch nur die leiseste Andeutung zu machen Es ist schon sehr oft davon die Rede gewesen, das Bankwesen muß n, werden. Bis jetzt ist aber wenigstens im Bundesrathe . eine Regierung mit einem Vorschlage hervorgetreten, auch würden wir ja, wenn es sich um einen Vorschlag handelte, natürlich nicht einen ali⸗ gemeinen Wunsch zu erwarten haben, sondern einen genauen, auf der Kennt; niß des Bankwesens in den derschiedenen deutschen Staaten beruhenden Vorschlag zur definitiven Regulirung dieser Frage erwarten müssen Wie aber auch die Vorschläge ausfallen mögen, sie werden auf einen Punkt uns hinlenken müssen, inwieweit wir Garantien zu suchen oder zu schaffen haben, daß mit der Vermehrung der Noten nicht willkür= lich vorgegangen werden kann, daß wir zu prüfen haben, inwieweit die Schranken, die bisher in dieser Beziehung gezogen sind, vorhalten oder durch andere zu ersetzen sind. Meine Herren, ich meinestheils ver⸗ muthe, daß die Schranken etwas enger werden gezogen werden müssen; wenn es aber darauf ankommt, eine solche 83 in die Hand zu nehmen, dann, meine Herren, hätten wir niemals einen ungeelgneteren Zeitpunkt dazu wählen können, als die letzte Vergangenheit und die nächste Zukunft. Alle die Beziehungen unserer deutschen Banken sind alterirt, ihre Art und Weise der Geschãfts behandlung ist wesentlich modifizirt durch die eigenthümliche Situation, in der Deutschland sich befindet wegen der von Frankreich zu zahlenden Kontributionsgelder. Keine Bank in Europa, d. h. in denjenigem Theile von Europa, der auf den allgemeinen Geldmarkt inffuirt, hat sich seitdem in normalen Verhältnissen befunden, und diese normalen Verhältnisse können und werden meines Srachtens erst eintreten, nicht allein, nachdem die letzte Zahlung aus Frankreich ge—⸗ leistet sein wird, sondern sogar erst später, nachdem die letzten Nach⸗ wirkungen dieser Zahlungen, soweit sie auf den Geldverkehr Bezug haben überwunden sein werden. Es wird mindestenz noch das ganze ö 36. , . 6 müssen, bevor man annehmen n, zie Banken in dieser Hinsicht zu eir r nig , 2 j cht zu einem normalen Verkehr Mit diesen Bemerkungen habe ich nun nicht etwa de s entgegentreten wollen, auch die Bankfrage möglichst bald . 3 * 8 ich habe nur mit, diesen Bemerkungen den Hinweis nicht unterlaffen wollen, daß die Löͤsung nicht ganz so leicht ist, als wie sie manchem erscheinen mag, und daß ich wünsche, daß nicht eine Enttãuschung eintreten möge, wenn sie etwa nicht so rasch erfolgen follte, als wie sie von mancher Seite gewünscht wird.

Auf eine B des Abg. C der Prãsident De lbrüůck g Lasker entgegnete hierauf

Meine Herren! Ich habe meinerseits nur zu konstati 5 i

in den n ich über das letzte in , kussion stehenden kels 15 gemacht habe, keine andere Aff affung habe ausdrücken wellen, und ich glaube, dasselbe auch von dem König? lich preußischen Herrn Finanz- Möiister sagen zu könneu, als diejenige welche der Herr Vorredner als Absicht dieser Bestimmung bezeichnet?

Ueber die Resolution des Abg Augs q ; Abg. purg erklärte der Bundes kommissar Geh. Ober⸗Regierungs⸗ Rath 3 Michaelis: Meine Herren! Ich kann Sie nur dringend ersuchen, diesen An—⸗ trag nicht anzunehmen. Wäre in demselben eine Äu g ent⸗ halten, die . von Silb und den auf von Sil⸗ ber in umfangreicherem Maße vorzunehmen, fo würde gegen den An. trag nichts zu erinnern sein. Sie wiffen, daß die Einziehung von Silbermünzen zum des Verkaufs des Silbers bereits vor. bereitet ist; der ag geht aber davon aus, daß nicht mehr Goldmünzen ausgeprägt werden sollen, als. gleichzeitig an Silber.