1873 / 161 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 Jul 1873 18:00:01 GMT) scan diff

4. Diejenigen Bestimmungen, wonach außerhalb des Dienstes resp. obne spezielle Beurlaubung alle Mannschaften zu einer bestimmten Atendstunde in das Quartier zurückgekehrt sein müssen, finden auf Unteroffiziere, welche das Offizier⸗Seitengewehr tragen, nicht Anwen⸗ dung, auf die 1 brigen Unteroffiziere dagegen mit der Maßgabe, daß dieseiben eine Stunde länger, als die Gemeinen, außerhalb des Quar- tiers verbleiben dürfen. Jedoch sollen die Compagnie⸗Chefs 2c. befugt sein, einzelnen der letzteren Kategorie angehörenden ä teren oder ver⸗ heiratheten Unteroffizieren permanente Urlaubskarten vorbehaltlich jeder⸗ zeitiger Zurücnahme auszuhändigen. 3 464

e Es dürfen allen Feldwebeln und Wachtmeistern sowie denjeni⸗ gen Vize⸗Feldwebeln ꝛc., Sergeanten und Unteroffizieren, welche in Mannschaftsstuben oder besonderen Kasernen⸗Wohnräumen untergebracht sind, die Montirungs, und Armaturstücke von kommandirten Gemei⸗ nen, welche hierfür keine Geldentschädigung erhalten, gereinigt werden. Desgleichen sind die in Mannschafts- oder in besonderen Kasernen⸗ stuben einquartierten Unteroffiziere ꝛc. von dem Reinigen der Stuben, die arretirten Unteroffiziere 2c. von dem Reinigen der Arrestzellen zu entbinden. Den berittenen Unteroffizieren wird soweit angängig Pferd und Sattelzeug durch Gemeine gepußt. ö ;. .

f. Unteroffiziere von 12jähriger und längerer Dienstzeit dürfen nicht nur bei Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes, sondern auch wenn sonstige gewichtige Gründe ausnahmsweise ihr Auescheiden aus dem Dienst erforderlich erscheinen lassen, gegen ihren Willen entlassen werden. Den Betreffenden ist jedoch sechs Monate vorher durch den Truppentheil von der bestehenden Absicht protokolla⸗ risch Kenntniß zu geben; außerdem bleibt vor der Entlaffung die Ge⸗ nehmigung des General⸗Kommandos einzuholen, welches nach eigenem Befinden auch noch ein weiteres Hinausschieben des Entlassungstermins verfügen darf. ö ; ;

g. Diejenige Summe, welche Unteroffiziere vor ihrer Verhei⸗ rathung nachzuweisen und in der Kasse des Truppentheils zinsbar niederzulegen haben, wird hierdurch allgemein auf 100 Thaler erhöht.

Neben der Prüfung, ob in sozialer Beziehung die beabsichtigte eheliche Verbindung der Stellung des Unteroffizierstandes entspricht, haben die zur Ertheilung des Heiraths⸗Konsenses befugten Vorgesetz⸗ ten ferner in Berücksichtigung zu ziehen, daß die dienstlichen Inter⸗ essen eine Ertheilung des Verheirathungs⸗Konsenses an Unteroffiziere vor der Beförderung zum Sergeanten im Allgemeinen nicht wünschens⸗ werth erscheinen lassen. Inwieweit in Bezug auf Verheirathung der Unteroffiziere noch anderweite Bestimmungen zu treffen sind, resp. die obige Festsetzung über Höhe der nachzuweisenden Summe einer Aende⸗ rung bedarf, darüber wird einer Aeußerung der General⸗Kommandos zum 1. September 1874 entgegengesehen. r .

h) Die Truppenbefehlshaber haben nach Möglichkeit dahin zu wirken, daß die Unteroffiziere während ihrer Dienstzeit durch Erspar⸗ nisse diesenigen pekunjären Mittel gewinnen, deren sie in der ersten Zeit nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst bedürfen.

Berlin, 30. Juni 1873. ;

Kriegs⸗Ministerium. v. Kameke. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Dem J. Michel Hohen stein zu Plagwitz⸗Leipzig ist unter

dem 6. Juli d. J. ein Patent . auf eine Kuppelungsvorrichtung für Land⸗ und Eisenbahn⸗ Fuhrwerke in der durch Zeichnung und Beschreibung erläuter⸗ ten Konstruktion, ohne Jemanden in der Anwendung bekannter Theile derselben zu beschränken,

auf drei Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den

Umfang des preußischen Staats ertheilt worden.

Preußische Bank. . Wochen⸗Uebersicht der Preußischen Bank vom 7. Juli 1873. Aktiva. 1) Geprägtes Geld und Barren... . Thlr. 235,997, 000 2) Kassen⸗Anweisungen, Privat⸗Banknoten und Darlehns kassenscheine ö 4,376, 000 3) Wechsel⸗Bestände. . 194, 324,000 R 26, 294, 000 5) Staats papiere, verschiedene Forderungen unn 3, 204, 000 Passiva. 6) Banknoten im Umlauf̃ .... Thlr. 284,987, 000 ) Depositen⸗Kapitalien . , 28, 106, 000 8) Guthaben der Staatskassen, Institute und Privatpersonen, mit Einschluß des Giro⸗ 115,693,000 Berlin, den 10. Juli 1873. Königlich Preußisches Haupt⸗Bank⸗Direktorium. Boese. Gallenkamp. Herrmann. Koch.

Abgereist: Se. Excellenz der Staats- und Finanz⸗Mi⸗ nister Camphausen nach Süddeutschland.

Se. Excellenz der Erste Präsident des Kammergerichts, Wirkliche Geheime Rath, Dr. von Str ampff, nach der Schweiz.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 10. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König geleiteten gestern, wie aus Ems gemeldet wird, Se. Majestät den Kaiser von Rußland nach dem Bahn⸗ hofe, von wo Sich der Kaiser Alexander mit Gefolge mittelst Extra⸗ zuges nach Jugenheim begab.

Se. Majestät der Kaiser und König setzen die begonnene Brunnenkur mit dem besten Erfolge fort und haben gestern das erste Bad genommen.

Ihre Majestät die verwittwete Königin hat Sich am Bienstag Mittags von den in Potsdam anwesenden Mitgliedern der Königlichen Familie verabschiedet und Sich gestern Vormittags zu einem mehrwöchentlichen Aufenthalt nach Pillnitz begeben.

Ueber die weitere Durchführung der Kreisordnung theilt die ‚Prov.⸗Korr.“ Folgendes mit: .

Nachdem die Bildung der Amtsbezirke von dem Minister des Innern , und dem Kreistage bekannt gemacht ist, wird der⸗ selbe aufgefordert, aus der Zahl der Amtsangehörigen jedes Amts. bezirks (d. h. der innerhalb des Amtsbezirks wohnhaften Personen) die zu Amtsvorstehern und deren Stellvertreter befähigten Per— sonen vorzuschlagen. .

Behufs thunlichster Beschleunigung der Einrichtung der Amts— verwaltungen wird es sich empfehlen, daß die Kreistage schon bei Ge— legenheit der Berathung über die Bildung der Amtsbezirke den Kreis⸗ ausschuß oder eine besondere Kommission mit der Ermittelung der zu Amtsvorstehern und deren Stellvertreter befähigten Personen beauf⸗ tragen ) Das Vorschlagsrecht des Kreistages ist übrigens, wie bei den Verhandlungen im Landtage ausdrücklich hervorgehoben worden ist, kein Wahlrecht. Derselbe ist deshalb verpflichtet, dem Ober ⸗Präsi= denten alle in den einz'lnen Amtshezirken vorhandenen befãhigten Per⸗ sonen vorzuschlagen. Sollte ein Kreistag auch nach wiederholter an ihn ergangener Aufforderung des Ober⸗Präsidenten es ablehnen, die

von ihm gemachten Vorschläge zu vervollständigen, so soll bis dahin,

wo durch die Provinziglordnung eine Bestimmung darüber ergangen sein wird, in welcher Art eine Vervollständigung der Vorschläge des Kreistages erfolgen kann, dem Minister des Innern hiervon zur wei⸗ teren Beschlußnahme Anzeige gemacht worden. 2 ;

Der Kreistag hat in seine Vorschläge auch diejenigen Personen aufzunehmen, welchen einer der zur Ablehnung des Amtes eines Amts⸗ y e, . Entschuldigungsgründe zur Seite steht; zur Vermeidung von Weiterungen ist jedoch zugleich von dem Landrathe durch Rückfrage bei diesen Personen festzustellen, ob sie im Falle einer Ernennung den Entschuldigüngsgrund geltend zu mgchen beabsichtigen.

Die Vorschläge des Kreistages sind für jeden Kreis, amtsbezirks⸗

weise geordnet, —4 4 und dem Qber⸗Präsidenten von dem Land⸗ rathe . Berichts unter Vermittelung des Regierungs⸗Präsidenten einzureichen. Ist nach der Erklärung des Kreistages für einen Amtsbezirk eine zum Amtsyvorstehe⸗ geeignete, d. h. hierzu befähigte und verpflichtete bezw. bereite Person nicht zu ermitteln, so soll fich derselbe zugleich darüber äußern, ob die zeitweilige Wahrnehmung der Verwaltung sines solchen Amtsbezirks durch den Vorsteher eines benachbarten Amtsbezirks oder durch den Bürgermeister einer benachbarten Stadt thunlich ist. Fällt diese Aeußerung im bejahenden Sinne aus, so ist zunächst die Bereitwilligkeit des von dem Kreistage bezeichneten Amts⸗ vorstehers bezw. Bürgermeisters zur einstweiligen Wahrnehmung der Verwaltung des betreffenden benachbarten Amtsbezirks von dem Land⸗ rathe festzustellen, sowie auch event. die Zustimmung der städtischen Vertretung einzuholen.

Ergiebt sich hiernach die zeitweilige Wahrnehmung der Verwal— tung eines Amtsbezirks, für welchen eine zum Amtsvorsteher geeignete . nicht zu ermitteln ist, durch den Vorsteher eines benachbarten

mtsbezirks oder durch den Bürgermeister einer benachbarten Stadt als ausführbar, so ist hierüber dem Ober⸗Präsidenten behufs weiterer Anordnung von dem Landrathe Bericht zu .

Im anderen Falle hat der Kreisausschuß wegen Bestellung eines kommissarischen Amtsvoꝛstehers dem Ober⸗Präsidenten die geeigneten . zu machen. Im Interesse der Kostenersparniß ist hierbei darauf Bedacht zu nehmen, daß, sofern die Verhältnisse es gestatten, einem solchen kommissarischen Ämtsvorsteher die Verwaltung zweier oder mehrerer Amtsbezirke gleichzeitig übertragen wird. Daß die von einem kommissarischen Amtsvorsteher gleichzeitig zu verwaltenden zwei oder mehreren Amtsbezirke ein zusammenhängendes Flächengebiet um⸗ fassen, erscheint nicht unbedingt erforderlich. Rur muß der Amtssitz für den kommissarischen Amtsvorsteher so gewählt werden, daß der amtliche Verkehr zwischen ihm und den Bewohnern der einzelnen Ort— schaften der unter seiner Verwaltung vereinigten Amtsbezirke leicht und ohne Belästigung für den einen wie den anderen Theil stattfinden kann. Mit Rücksicht hierauf wird es sich beispielsweise empfehlen, als Amtssitz für den kommissarischen Amtsvorsteher eine Stadt zu bestimmen, welche zu den unter seiner Verwaltung Amtsbezirken eine centrale Lage hat und zugleich den ittelpunkt des Verkebrs für die Bewohner der letzteren bildet. Auch wird es unter Umständen ebenfalls im Interesse der Kostenersparniß rathsam und auch an sich zweckmäßig sein, das Amt eines kommiffarischen Amts— vorstehers einem Staats oder Kommunalbeamten als ein Rebenamt zu übertragen.

Bei der Auswahl der kommissarischen Amtsvorsteher wird mit besonderer Sorgfalt zu verfahren und werden hierbei nur solche . sonen zu berücksichtigen sein, deren geschäftliche Vorbildung, guter Ruf und soziale Stellung zu Bedenken keine Veranlassung giebt. Auf die Meldung tüchtiger Bewerber wird aber nur dann mit Sicherheit ge⸗ rechnet werden können, wenn die den kommiffarischen Amtsvorstehern zu gewährende Remuneration angemessen normirt wird. Die Fest⸗ setzung dieser Remuneration steht dem Kreisausschusse nach Anhörung der Betheiligten zu. Dieselbe wird der Auswahl der zu kommiffa— rischen Amtsvorstehern in Vorschlag zu bringenden Personen vorauf⸗ gehen müssen, da definitive Bewerbungen um ein solches Amt füglich . nach Festsetzung des damit verbundenen Einkommens erfolgen önnen.

Auf Grund der von dem Kreistage bezw. dem Kreisausschusse gemachten Vorschläge vollzieht der Ober-Präsident die Ernennung der Amtsvorsteher und deren Stellvertreter, oder die Bestallung der kom⸗ missarischen Amtsvorsteher und fertigt für jeden derselben eine beson⸗ dere Ernennungs⸗ oder Bestallungsurkunde aus.

Was die Dauer der kommissarischen Amtsverwaltung anbetrifft,

o wird in jedem Falle auf Vorschlag des Kreisausschů ses zu be⸗ stimmen sein, ob die Bestellung des Amtsvorstehers auf ündigung, auf eine bestimmte Zeit oder auf Lebenszeit zu erfolgen hat und ob in dem letzteren Falle ein Anspruch auf Pension zu gewähren ist. Ein solcher Pensionsanspruch darf jedoch nur unter zuftimmung der Be— theiligten eingeräumt werden.

Zobald der Landrath dem 8 . von der erfolgten Aushändigung der Ernennungs⸗ und estallungs⸗Uürkunden und der Vereidigung der Amtsvorstcher und deren Stellvertreter, sowie von den als Amtsvorsteher oder Stellvertreter fungirenden Gutsvorstehern, Gemeindevorstehern und 26 Anzeige gemacht hat, wird von dem Ober⸗Präsidenten für den betreffenden Kreis die erfolgte Bildung der Amtsbezirke und die Ernennung der Amtsvorsteher und deren Stellvertreter durch eine im Amtsblatt zu erlassende Bekanntmachung zur öffentlichen Kenntniß gebracht. In die Bekanntmachung sind auch die Namen der als Amtsvorsteher oder Stellvertreter fungirenden Gutsvorsteher, Gemeindevorsteher und Schöffen mit aufzunehmen.

; . Bekanntmachung ist zugleich auch in dem Kreisblatte abzu⸗ rucken.

Mit dem achten Tage nach Ausgabe des betreffenden Stücks des Amtsblatts treten die rücksichtlich der örtlichen Polizeiverwgstung bis— her bestandenen Vorschriften außer Kraft, und geht die Verwaltung der örtlichen Polizei und der sonstigen öffentlichen Angelegenheiten des 6 i näherer Vorschrift der Kreisordnung auf die Amtsvor—⸗

eher über.

Se. Majestät der Kaiser und König haben dem Commandeur der 12. Infanterie⸗Brigade von da ab, wo die Räumung des okkupirten französischen Gebiets eintreten wird, über die sämmtlichen bis zur vollständigen Abzahlung der fran⸗ zösischen Kriegsschuld als Besatzung von Verdun und der Etappenstraße von dort nach Metz zurückbleibenden Truppen auf die Dauer dieses Verhältnisses die Disziplinar⸗Strafgewalt, so⸗ wie die gerichtsherrlichen und Bestätigungsrechte eines Divisions⸗ Commandeurs mit der Maßgabe verliehen, daß dadurch die dem Kommandanten von Verdun nach dem Gesetze zustehenden gerichtsherrlichen Befugnisse nicht alterirt werden. 5

Bei der Rücklehr der Okkupationsarmee aus Frankreich werden folgende Dislokationen stattfinden: Füsilier⸗Bataillon des 3. Garte⸗Grenadier⸗Regiments Königin Elisabeth nach Wrietzen a. O.; Füßfilier⸗Bataillon 6. Brandenburgischen In⸗ fanterie⸗Regiments Nr. 52 nach Cottbus (statt nach Spremberg); 2. Bataillon Brandenburgischen Füsilier⸗Regiments Nr. 535 nach Oranien burg und provisorisch nach Königsberg N⸗M.; 2. Bataillon 6. Badischen Infanterie⸗Regiments Nr. 114 nach Constanz; 2. Bataillon Ostfriesischen Infanterie⸗ Regiments Nr. 78 nach Osnabrück (statt nach Emden). Das Magdebur⸗ gische Jägerbataillon Nr. 4 am 1. d. M. ist von Sangerhausen nach Naumburg a. S. verlegt worden.

Bei Graudenz beginnt in den nächsten Tagen eine größere Belagerungs⸗ und Pontonier⸗üebung in der Dauer von im Ganzen 6 Wochen unter Betheiligung des Ost⸗ preußischen Pionier⸗Bataillons Nr. 1, des Riederschlesischen Pionier⸗Bataillons Nr. 5, des Schlesischen Pionier⸗Bataillons Nr. 6, von drei Compagnien des Pommerschen Pionier⸗Batail⸗ lons Nr. 2 und einer Compagnie des Brandenburgischen Pionier⸗ Bataillons Nr. 3. Zu der Uebung wird ferner auf eine Zeit⸗

dauer bis zu 30 Tagen das Ostpreußische Fuß⸗Artillerie⸗Regiment Nr. 1 und das Niederschlesische Fuß⸗Lrtillerie⸗Regiment Nr. 5 , werden. Mit der Leitung der Uebungen ist 9 eren Orts der General⸗Major von Braun, Inspecteur der 1. Ingenieur⸗Inspektion, beauftragt worden. Derselbe hat sich am heutigen Tage in Begleitung des Inspektions⸗Adjutanten, Hauptmanns Taubert, nach Graudenz begeben.

Der General Lieutenant und Präses der General⸗ Ordeng⸗Kommission, Freiherr von Losn, hat sich mit einem mehrwöchentlichen Urlaube nach Holstein, und der Oberst⸗Lieute⸗ nant und Abtheilungs-Chef im Großen Generalstabe, Freiherr von Hilgers, desgleichen nach Süddeutschland begeben.

Der General⸗Major und Inspecteur der 2. Ingenieur⸗ Inspektion, Dieter ich, hat sich zur Besichtigung der Festungen in der Provinz Sachsen, fowie des Brandenburgischen Pionier⸗ Bataillons Nr. 3 und des Magdeburgischen Pionier⸗Bataillons Nr. 4 auf Dienstreisen begeben.

Der Chef⸗Präsident der Ober⸗Rechnungskammer, Stünzner hat sich auf Urlaub nach der Neumark begeben.

Der Kaiserlich russische Minister der Domänen, Wirkl. Geh. Rath von Walujew, welcher am Dienstag aus St. Peters⸗ burg hier eintraf, hat sich gestern Mittags über München nach Tegernsee begeben.

Breslau, 9. Juli. Vom J. zum 8. Juli ist 1 Person als an der Cholera erkrankt und gestorben und 1 Person als genesen polizeilich gemeldet worden; 3 Personen befinden sich noch in ärztlicher Behandlung.

Ratibor, 8. Juli. Nach einer Mittheilung des „Allg. Ob. Anz.“ sind in der Nachbarschaft in Altendorf, Plania, Proschowitz, Groß⸗Peterwitz, Marquartowitz, Koblau, Lekartow, Czyprzanow und Olsau Tholerafälle vorgekommen. In der Stadt selbst werden andauernd die geeignetsten Maßregeln zur Abwehr der Epidemie getroffen.

Bayern. München, 7. Juli. Nach dem neuesten Per⸗ sonalstande (Staatshandbuch vom 16. Juni) weist der König⸗ liche Staatsrath aus: 12 Staatsräthe im ordentlichen Dien ste hierunter 6 Minister) und 16 Staatsräthe im außerordentlichen Dienste; das Staats⸗Ministerium des Königlichen Hauses und des Aeußeren dagegen: 1 Minister, 1 Staats⸗ rath im a. o. Dienste, 5 Ministerial⸗Räthe, 1“ Geheimer Lega—⸗ tions⸗Rath II. Kl, 1 Legations⸗Rath, 1 Sber⸗-Zoll-Kath, 3 Ge⸗ heime Sekretäre, 3 Geheime Registratoren, 1 Regierungs⸗Asffessor, 1 Registrator, 2 Ministerial⸗Sekretäre II. Kl., 3 Kanzlei⸗Sekretãre; geheimes Hausarchiv: 1 Vorstand, 1 Hausarchivar, 1 Sekretär; geheimes Staatsarchiv: 1 Vorstand, 1 Geheimer Staatsarchivar, 1L Registrator, 1 Sekretär. Bayern unterhält z. 3. an auswärtigen Höfen 13 Gesandtschaften; General⸗Konsuln und Kosuln in den deutschen Staaten bestehen noch g; fremde Gesandtschaften am König⸗ lichen Hofe: 15, während fremde Konsuln, Agenten 2c. in Bayern 19 vorhanden sind. Das Ju stiz⸗Ministerium umfaßt folgendes Personal; 1 Minister, 3 Ministerial⸗Raͤthe, 1 Präsidenten des ober⸗ sten Gerichtshofes, 6 Appellationsgerichts⸗Präsidenten, 3 Direktoren des obersten Gerichtshofes, 9 Appellationsgerichts⸗-Direktoren, 28 Aber⸗Appellationsgerichts⸗Räthe, 106 Appellations gerichts⸗-Räthe, 39 Bezirksgerichts⸗Direktoren, 225 Bezirksgerichts⸗Räthe, 297 Stadt⸗ und Landrichter, 128 Bezirksgerichts⸗Assessoren, 313 Stadt- und Landgerichts⸗Assessoren, außerdem 2 Geheime Ministerial⸗Sekre⸗ käre, 1 Archivar, 48 Ober⸗Gerichtsschreiber, 350 Unter⸗Gerichts⸗ schreiber, 8, Sekretäre; ferner 1 General⸗Staatsanwalt, 10 Ober⸗ Staatsanwälte, 45 Staatsanwälte (II. und III. an Appellations⸗ gerichten und J. an Bezirksgerichten) und 37 II. Staatsanwälte an Bezirksgerichten, endlich 354 Advokaten und 390 Notare.

Hessen. Darmstadt, 9. Juli. Die Zweite Kam⸗ mer der Stände fuhr in ihrer gestrigen 25. Sitzung mit der Berathung des Ausgabebudgets fort. Das Refultat der Berathung war, daß bewilligt wurden: 1) für Penstonen 326,090 fl.. 2) für Bedürfnisfe des Großherzoglichen Hauses und Hofstaates 767,090 fl.; 3) für die Landstände 20, 050 . 4 füuͤr Matrikularbeiträge zur Reichshauptkasse 934 0009 fl.; 5) für das Ministerium des Innern 309,460 fl.; 6) für Krimi⸗ nalkosten 278,896 fl 7) für die Kreisämter 158,098 fl.; 8) für den Administrativ⸗ Justiz und Lehnhof 14 320 fl. 9) für die Ober⸗Medizinal⸗Direktion 4925 fl.; iC) für das Ober⸗Konsisto⸗ rium 25,B 330 fl.; 11) für die Ober⸗Studien⸗Direktion 16,3760 13 12) für die Ober⸗Rechnungskammer⸗Justizfikatur II. Abtheilung 52,28 fl.; 13) für Lokalpolizeibeamte 1775 fl.

Die Bewilligung unter Pos. 8 bis 11 wurde nur für 1873 ausgesprochen, fur die spätere Zeit ist besondere Beschlußfassung vorbehalten. Die Berathung über die Hauptabtheilungen Mi⸗ nister, Staatsrath und Kabinets-Direktion und Ministerium des Großherzoglichen Hauses und des Aeußern, wurde bis zur Vor⸗ lage der neuen Etats, die nach gestriger Mittheilung der Staats⸗ regierung in einigen Wochen bevorsteht, vertagt.

Am Schluß der Sitzung wurde die Diskussion über das Budget der Landes- Universität, welche im Anschluß an obige Positionen begonnen wurde, vertagt.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 9. Juli. Am 11. d. M. finden die ersten Synodal wahlen statt; im Laufe der nächsten Tage werden deshalb in den verschiedenen Wahlbezirken noch Besprechungen der Geistlichen stattfinden; die weltlichen Wahlmänner werden sich meist erst am Wahltage über die zu erwählenden Abgeordneten verständigen. Die Land⸗ tagswahlen im Weimarischen sind insofern bereits vorbereitet, als die amtlichen Wählerlisten aufgelegt find.

Oldenburg. Oldenburg, 8. Juli. Der Geburts⸗ tag des Großherzogs, der heute sein 46. Lebensjahr voll⸗ endet, ist in gewohnter Weise festlich begangen worden. Die Großherzogliche Familie weilt seit Anfang Juni auf Rastede, wo auch die Königin Amalie von Griechenland zum Besuch einge⸗ troffen ist.

ö städtischen Behörden haben die Aufhebun des Oktroi, einer kommunalen Konsumtionsabgabe auf frif eingeführtes Fleisch, beschlossen und steht, der W. 3.“ zufolge, zu erwarten, daß dieser Beschluß jetzt die Genehmigung der taatlichen Aufsichtsbehörde erhalten werde. An die Stelle des

ktroi tritt ein Zuschlag zur Einkommensteuer.

Waldeck. Arolsen, 8. Juli. Der Fürst hat den Hauptmann Freiherrn H. von Hadeln mit Führung der Ge⸗ schäfte Fürstlichen Hofmarschall⸗Amts beauftragt.

Oesterreich⸗- Ungarn. Wien, 9. Juli. Gestern Nach⸗ mittags fand ein Familiendiner im Marmorsaale der Hofburg statt, an welchem die Königin von Württemberg und die Großfürstin Vera Theil nahmen. Abends war großer Empfang in der großen Galerie des Lustschlosses Schönbrunn.

Der Kronprinz Rudolf war gestern in Farvis.

Prinz Luitpold von Bayern ist gestern aus München, Prinz Alezander der Niederlande aus Gmunden hier an⸗ gekommen.

10, Juli. (W. T. B.) Die heutige „Wiener Zeitung“ macht in ihrem amtlichen Theile bekannt, daß dem Direktor der Weltausstellung, Baron von Schwarz, von dem Kaiser in Anerkennung der geleisteten außerordentlichen Dienste das Groß⸗ kreuz des Franz⸗Joseph⸗Ordens verliehen worden ist.

Ag ram 8. Juli. Behufs Untersuchung der Vorfälle in Türkisch-Gradiseg, welche die Flucht bosnischer Christen veranlaßten, sind aus Serajevo der General⸗Gouverneur und der österreichische General⸗Konsul Dr. Theodorovie nach Türkisch⸗ Gradisca abgereist.

Schweiz. Bern, 7. Juli. Heute Vormittag 10 Uhr ist die Bundes⸗Versammlung zu ihrer ordentlichen Sommer⸗ session zusammengetreten. Den Nationalrath eröffnete der revisionistisch gesinnte Präsident Wirth⸗Sand von St. Gallen mit einer längeren von den Traktanden handelnden Ansprache, aus welcher die Allg. Ztg.“ folgende Stelle mittheilt:

Das wichtig fte Traktandum von allen ist dasjenige der Revision der Bundes verfassung. Wollen wir uns vielleicht nach den Erfahrun— gen des 12. Mai 1872 nur mit einer gewissen Scheu und Aengstlich⸗ keit an die große Aufgabe machen? Wahrlich, nein! Wir haben keinen Grund dazu! Der. Revisionsgedanke, den viele mit dem 12. Mai be⸗ graben wähnten für lange Zeit, ift wieder auferstanden zu neuem frischem Leben, und eingedrungen mitten ins Volk hinein, kräftiger und lebendiger denn je. ie zeugt der 27. Oktober des letzten Jahres, der uns hierher geführt (am 27. Oktober wurde der in seiner Mehrheit revisionistische Nationalrath gewählt) an diese Stätte, hier⸗ von zeugen die revifionsfreundlichen Wandlungen die sich in jüngster . in mehreren Kantonen vollzogen haben, und hiervon giebt endlich

eugniß der große Tag von Solothurn, an dem Tausende und aber Tausende aus allen Gauen des Vaterlandes sich zuiammenge— funden haben und begeistert sich gelobten, einzustehen und zu wirken ein Jeder an seinem Posten für die Erzeuerung unserer Grund⸗ gesetze. Diese Erscheinungen alle berechtigen uns wohl zu der Hoff⸗ nung, daß diesmal unsere Arbeit nicht vergeblich sein werde. Wir wollen sie deshalb mit Vertrauen und guten Muths in die Hand neh⸗ men. Es kann begreiflich weder in meiner Aufgabe noch in meiner Absicht liegen, mich hier über den Ihnen vom hohen Bundesrath vor⸗ gelegten Verfassungsentwurf zu verbreiten; ich beschränke mich darauf die Ansicht auszusprechen, daß er wohl geeignet sein dürfte widerstrei⸗ tende Ansichten zu versöhnen, und die Grundlage für ein Werk zu bieten, dem die Mehrheit des Volkes und der Kantone freudig zu⸗ stimmen und das den Zweck des Bundes der Eidgenossen: die Einheit, das Recht, die Ehre und Wohlfahrt der schweizerischen Nation zu heben und zu fördern, mehr und mehr erfüllen könnte.“

Im Ständerath hielt der Präsident, Roquin von Lau— sanne, ein Antirevisionist, keine Rede. Bei der Bestellung der Bureaus wählte, wie schon mitgetheilt, der Ständerath, dem Brauch gemäß seinen seitherigen Vize⸗Präßdenten Kopp von Luzern zum Präsidenten, und zum Vize⸗P äsidenten Köchlin von Basel, ersteren mit 33 von 40, und letzteren mit 26 von 42 Stimmen.

Niederlande. Haag, 6. Juli. Auf Java schreiten, wie die neuesten Meldungen von dort berichten, die Vorbereitun⸗ gen für die Expedition rasch vor, und Alles wird bis zum September daselbst in vollster Bereitschaft sein. General⸗Lieute⸗ nant van Swieten wird demnächst von hier nach Batavia ab⸗ reisen, um sein Amt als militärischer Ober⸗Befehlshaber und als Civilkommissar für die Expedition gegen Atchin anzutreten.

Großbritannien und Irland. London, 8. Juli. Aus Windsor wird gemeldet, daß die Königin in Begleitung des Prinzen Leopold und der Prinzessin Beatrice am Freitag, den 11. d. M. von da nach Osborne, auf der Insel Wight, übersiedeln wird.

Der Großfürst-Thronfolger von Rußland ist von seinem Ausflug nach dem Norden zurückgekehrt. Am Sonn⸗ abend wohnte Se. Kaiserliche Hoheit in Hull dem Stapellauf der für ihn daselbst gebauten prächtigen Dampf- Jacht, die den Namen „Czarewna“ erhielt, bei. Der Großfürst-Thronfol⸗ ger wird mit seiner Gemahlin und in Begleitung des Prinzen und der Prinzessin von Wales im Laufe dieser Woche das Är⸗ senal in Woolwich inspiziren und einer großen Revue der dor⸗ tigen Artillerie beiwohnen. Bei dieser Gelegenheit wird ihm das Offizier⸗Corps der Artillerie ein ähnliches Fest wie dasjenige, welches beim Besuche des Schahs in Woolwich stattfand, ver⸗ anstalten.

Gestern fand dem Großfürsten zu Ehren eine Revue der Truppen im Standlager von Aldershot statt, bei welcher außer Sr. Kaiserlichen Hoheit, dessen Gemahlin, der Prinz und die Prinz ssin von Wales, die Herzöge von Edinburgh und Cam⸗ bridge, und Prinz Eduard von Sachsen⸗Weimar zugegen waren. Am Abend besuchten Ihre Kaiserlichen Hoheiten den Ball, wel⸗ chen der Herzog von Northumberland zu Ehren des Prinzen und der Prinzessin von Wales in Northumberland⸗House gab.

Im österreichischen Botschaftshotel fand gestern zu Ehren der Herzogin von Cambridge, der Großher— zogin von Mecklenburg⸗Strelitz und des Herzogs und der Herzogin von Teck ein Diner statt.

Der schwedische Gesandte Graf Hochschild hat nebst Gemahlin eine Urlaubsreise nach Schweden angetreten. Der britische Gesandte in Madrid ist nebst Gemahlin auf Urlaub hier eingetroffen.

Das alljährliche Schützenfest der englischen Frei⸗ willigen⸗Corps wurde heute unter den Auspizien des natio⸗ nalen Schützenverbandes unter sehr zahlreicher Betheiligung auf der in ein Feldlager verwandelten Gemeindeweide von Wim ble⸗ don eröffnet. Unter den vielen Gästen von Nah und Fern be⸗ 6 sich auch Repräsentanten des Canadischen Freiwilligen⸗

orps.

Die Vorbereitungen für die Herbstmanöver der britischen Armee auf Dartmoor sind in thätigem Fortschreiten begriffen. Die Truppen werden sich auf dem Moor am 28. d. versammeln, worauf die Operationen mit einem WUebungslager“ beginnen werden. Am 21. August wird auf Ringmoor Down die Schlußrevue abgehalten werden, und am 23. August wird die Schein⸗Campagne ihren Abschluß fin⸗ den. An den Manbvern werden 12,151 Mann Truppen aller Waffengattungen und 2104 Pferde Theil nehmen.

Der hiesige Verein zur Verhinderung der Thierquälerei ger am J. d. unter dem Vorsitz des Earls von Harnowby seine jährliche Generalverfammlung, die sehr zahlreich besucht war. Der Sekretär verlas den Jah⸗ resbericht, aus welchem erhellt, daß die von dem Verein in Eng⸗ land während des abgelaufenen Jahres eingeleiteten gerichtlichen Verfolgungen wegen Thierquälerei in 1506 Verurtheilungen, darunter 1232 wegen Grausamkeit gegen Pferde, resultirten. Von den verurtheilten Perfonen wurden 110 mit Gefängniß und 1396 mit Geldbußen bestraft. Die Einnahmen des Ver— eins beliefen sich inkl. eines Saldos von 1400 Lstrn. auf 9952

Lstr., die Ausgaben auf 9632 Lstr. Das 50. Jahr seines Bestehens gedenkt der Verein im Juni 1874 durch einen Kon⸗ greß zu feiern, dem Repräsentanten aus allen Theilen der civi— lisirten Welt beiwohnen werden.

Ueber den Bauern⸗Aufruhr in Indien meldet ein Telegramm der Times“ aus Caleutta vom 7. d.: Pubna ist ruhig. Nirgends herrscht Aufregung. Die Unruhstifter wur⸗ den bestraft. Eine Proklamation wurde erlassen, welche es für gesetzlich erklärt, übertriebenen Forderungen von Seiten der Gutsherren Widerstand zu leisten, sich dazu aber keiner gewalt⸗ samen Mittel zu bedienen.

9. Juli. (B. T. B. Die „Times“ spricht sich in ihrem heutigen Morgenblatte gegen den, wie gemeldet, gestern vom Unterhause angenommenen Antrag Richard betreffs der Errichtung eines ständigen internationalen Schieds ge⸗ richts aus. Die irische Unterrichts kommisfion hat sich für den vom Minister für Irland, Marquis von Hartington, empfohlenen Gesetzentwurf, wonach Schuldirektoren in Folge geistlicher Censuren nicht abgesetzt werden dürfen, erklärt.

Frankreich. Paris, 8. Juli. Der Kriegs⸗-Minister hat befohlen, daß das an der schweizer Grenze gelegene Schloß Monthéliard eine Besatzung erhalte. Seit dem italienischen Kriege lagen dort keine Truppen mehr. Nur während des Krieges von 1879 1872 befand sich daselbst eine kleine Garnison, die aber nach dem Friedensschluß wieder abzog. Jetzt soll ein ganzes Bataillon (vom 46. Regiment), und zwar schon nächsten Don⸗ nerstag, dorthin verlegt werden. .

= 9. Juli. (W. T. B.) In Folge einer von dem hiesigen persischen Geschäftsträger an den päßstlichen Runtins er— gangenen offiziellen Notifikation von der Ankunft des Schahs von Persien, gab der Nuntius im Namen des diplomatischen Corps und als Doyen desselben den Wunsch zu erkennen, dem Schah vorgestellt zu werden. Der Empfang des Nuntius sowie

„der übrigen Mitglieder des diplomatifchen Corps hat heute

stattgefunden und währte 11! Stunde. Der Schah unter— hielt sich, wie „Univers“ meldet, mit sämmtlichen Ge— sandten, theils in französischer Sprache, theils durch Vermitte⸗ lung des Dolmetschers. An den Nuntius wandte derselbe sich mit besonderem Wohlwollen und fragte ihn nach zahlreichen Details über den Papst und dessen Gesundheitszustand. Dem großhritannischen Gesandten sprach er von Reuem seinen Dank aus für den Empfang, der ihm Seitens der Königin zu Theil geworden sei. In aͤhnlichem Sinne sprach er sich gegen den russischen Gesandten aus. Gegenüber dem dänischen Gefandten äußerte er, daß er, obwohl er nicht nach Kopenhagen gegangen sei, doch fast in freundschaftliche Beziehungen zu der Königlichen Familie von Dänemark getreten sei, da er die Bekanntschaft der Großfürstin Cesarewna von Rußland und der Prinzessin von Wales gemacht habe.

Spanien. Vom Kriegsschauplatz meldet man aus Barcelona: Vich ist enge blokirt. Der Cabecilla Cercos ist in Selva nächst Reus eingedrungen, plünderte dort mehrere Häuser und nahm 20 000 Realen mit sich. Der Verkehr auf der Eisen ahn von Saragossa wurde wieder aufgenommen, Dank einer bedeutenden Summe, welche die Compagnie den Carlisten gezahlt hat. Das ganze Land zwischen Vera und Opar⸗ zun ist von den Carlisten besetzt, die mehr als 2000 an der Zahl unter den Befehlen von Dorregaray, Martinez und Santa Cruz stehen. Dieser letztere ließ den Einwohnern von Oparzun ankündigen, daß sie die Stadt binnen kürzester Frist zu verlassen hätten. Alle Freiwilligen sind in diesen Orten in Bewegung. Die Cikadelle und Stabt St. Sebastian werden von ihnen be⸗ wacht. Die Mobilgarden, Karabiniers und Bürgergarden, unge— fähr 209, marschiren gegen Oparzun. Man sieht einem bedeu⸗ tenden Gefecht entgegen. Das Auftauchen des Brigadiers Caztor in Biscaya, der bis jetzt im Hintergrunde stand, bewog mehr als 2900 junge Leute die Waffen zu ergreifen. Dieser General aus den früheren Kriegen ist befonders populär. Mehr als 60000 Gewehre sollen in den kleinen Häfen von Biscaya ans Land geschafft worden sein.

Aus Bayonne wird unter dem 6. Juli gemeldet: In dem Gefechte bei Opar zun erlitt Santa Eruz einen Verlust von 6 Todten und 20 Verwundeten.

Italien. Rom, 9. Juli. (W. T. B.) Saint-Bon hat dis Marine⸗Ministerium definitiv angenommen. Das Ackerbau⸗Ministerium wurde Finali angeboten. Man versichert, daß das Ministerium morgen vollständig konstituirt sein werde.

Türkei. Konstantinopel, 8. Juli. Der persische Ge— sandte, Mohsin Khan, hat, wie ein Telegramm der „Preffe⸗ meldet, ein Einvernehmen mit der Pforte bezüglich aller schwe— benden Streitfragen erzielt. Der Abschluß eines türkisch⸗perfischen Handelsvertrages ist bevorstehend; Mohsin Khan wird bald nach Wien abreisen.

Nußland und Polen. St. Peters burg, 8. Juli. Ueber die Anzahl der Klöster in Rußland hat der heilige Synod statistische Erhebungen gemacht, denen gemäß 223 etat⸗ mäßige und 162 außeretatmäßige, sowohl Männer⸗ als Frauen⸗ klöster bestehen, in welchen außer den dienenden Brüdern und Schwestern 21,802 Personen leben.

Der „Russ. Inv.“ bringt einen Auszug aus einem Pr vatbriefe von dem am Flusse Taldyk (einem Nebenarme des Amu⸗Darja) 25 Werst hinter Kungrad aufgeschlagenen Nachtlager des orenburgschen Detachements, aus welchem wir Fol⸗ gendes mittheilen:

Heute, den 24. Mai, sind wir aus Kungrad auf dem Wege nach Chodsheili ausgerückt, während unser Vortrab aus 3 Sotnjen Kosaken sich bereits gestern zum Flusse Taldyk aufgemacht hatte, woselbst wir uns mit ihm um 2 Uhr Nachts vereinigt hatten. Hier erfuhren wir, daß in der außerordentlich dunklen Nacht vom 11. auf den 12. Mai ein ziemlich frecher Überfall von den Khiwanern gemacht worden war, von welchen ein Theil fast in unser Bivongk eingedrungen, jedoch sofort mit Verlust einiger Mann zurückgeichlagen worden ist; auf unserer Seite wurde ein Pferd getödtet. Die Führer und die Kir— gisen, welche sich bei unserer Kolonne befind en, versichern, daß die Turkmenen und Adajer nunmehr öfters auf nächtliche Ueberfälle aus- gehen. werden. Die von uns heute auf eine Strecke von 25 Werft durchschrittene Gegend bietet ein äußerst trauriges Bild; am Wege liegen weder bearbeitete Felder noch Ansiedelungen; überall aber Ueherrefte von Dörfern und verlassene Aecker, Gärten und Kanäle, welche Zeugniß dafür ablegen, daß einst hier der Ackerbau geblüht hat. In den letzten 10 Jahren ist die Unigegend von Kun— grad fortwährend den Verwüstungen des Bürgerkrieges ausgesetzt ge⸗ wesen und dadurch in einen trostlosen Zustand gerathen. Die Turk— menen sind die Geißeln dieses Landes. Gestern haben wir Nachrichten über das Vorrücken des Mangyschlakschen etachements erhalten, und heute Abend ist der Oberst Lomakin mit zwei Sotnjen Dagestaner ß uns ie, Die übrigen Truppen des kaukasischen Bezirks haben ihr n . in Kungrad aufgeschlagen. In Kungrad ist

eine Compagnie Infanterie und eine Sotnja Kosaken als Garnison

zurũckgelassen worden, welche durch eine weitere Sotnja kaukasischer Kosaken verstärkt werden soll. Morgen ziehen wir weiter.

Amerika. New⸗gork, 8. Juli. (W. T. B.) Die Cholera ist jetzt in Nashville vollständig erloschen.

Afrika. Aus der Capstadt sind Berichte vom 5. Juni hergelangt. Es ist nun Aussicht gegeben auf einen schiedsrich⸗ terlichen Austrag der Differenz zwischen der britischen Re⸗ gierung und dem Oranje-Freistaaten bezüglich des Laufes der von dem Gouverneur Barklay proklamirten Grenzlinie, welche die streitigen Diamentfelder dem Gebiete der ECapkolonie zuweist. Auf Vorschlag des Oranje⸗Freistaates ist der Ober⸗ richter der Capkolonie, Ball, als Schiedsrichter bestellt für den Fall, daß zwischen den Schiedsrichtern, dem Advokaten Barry von bri⸗ tischer, und dem Advokaten te Buchanan, von freistaatlicher Seite, Meinungsverschiedenheit abwalten sollte. In den Diamant“ bezirken waren in letzterer Zeit die Funde minder zahlreich, jedoch die Steine, die gefunden wurden, noch immer von erheb⸗ lichem Werthe. Einige Tage vor Abgang der Post war wieder ein sehr schöner Diamant von E69 Karaten zu Tage gebracht worden. Aus dem Trans vaal lauteten die Berichte über die Gold⸗ funde fortwährend sehr günstig. Aus den Diamantbezirken sind bereits viele Leute nach den neu entdeckten Transvaalschen Goldfeldern fortgezogen.

Neichstags⸗Angelegenheiten. Bei der Ersatzwahl eines Reichstagsabgeordneten im Kreise Neustettin ist der Rittergutsbesitzer von Arnim-Heinrichsdorf mit 4149 gegen 3349 Stimmen, zum Abgeordneten gewählt worden.

Die Nr. 19 des Armee-Verordnungs-Blatts hat fol⸗ genden Inhalt: Gesetz, betreffend die Bewilligung von Wohnungsgeldzu⸗ schüssen an die Offiziere und Aerzte des Reichsheeres und der Kaiserlichen Marine, sowie an die Reichsbeamten. Vom 36. Juni 1875. Verord⸗ nung, betreffend die Klassifikation der Reichsbeamten nach Maßgabe des Tarifs zu dem Gesetze vom 30. Juni 1873 über die Bewilligung von Wohnungsgeldzuschüssen 2c. Vom 30. Juni 1873. Wohnungs⸗ geldzuschuß fär die Offiziere, Acrzte und Beamten der Okkupationg⸗ Armee in Frankreich. Provisorische Formation eines Departements für das Invalidenwesen im Kriegs-Ministerium. Dislokation des Füsilier⸗Bataillons 3. Garde⸗Grenadier⸗Regiments Königin Elisabeth. Dislokation des 2. Bataillons Brandenburgischen Füsilier Regiments Nr. 35 und des Füsilier⸗Bataillons 6. Brandenburgischen Infanterie⸗ Regiments Nr. 57? Dislokation des 2. Bataillons 6. Badischen Infanterie⸗Regiments Nr. 114 und Besetzung der Burg Hohenzollern. Die Gewährung des Chargengehalts an überzählige Portopee⸗ fähnriche der Artillerie. Anderweitige Regelung der Gerichts barkeits⸗ Verhältnisse bei den in Frankreich zurückbleibenden Okkupations⸗Trup⸗ pen. Dislokation des 2. Bataillons Ostfriesischen Infanterie Meegi—⸗ ments Nr. J8. Dislokation des Magdeburgischen Fäger Bataillons Nr. 4. Dislokation des 2. Bataillons Brandenburgischen Füsilier⸗ Regiments Nr. 35. Rapportführung über die der Fahnenflucht beschuldigten Mannschaften, sowie deren Verpflegung auf dem Marsche und in der Garnison. Einsendung ven Führungs- und Qualifika⸗ tionslisten von den bei den Truppen eingetretenen Zößslingen des gro— ßen Militär-Waisenhauses zu Potsdam und des Militär⸗Knaben⸗Er⸗ ziehungs-Instituts in Annaburg. Todtenscheine, welche wegen Un⸗ genauigkeit der Angaben nicht ausgehändigt werden können.

Statistische Nachrichten.

Das Juli Heft 1873 der „Mittheilungen der Groß— herzoglich, Hessischen Centralstelle für die Landeßs⸗— statistik“ (Beilage zur Darmstädter Zeitung), hat folgenden Inhalt: Zahl der Hunde und Ertrag der Hundesteuer im Großherzogthum Hessen im Jahr 1872. Salzabgabestatistik des deutschen Zolspereins für das Jahr 1871. Die Einwanderung und Auswanderung im n. Hessen im Jahr 1879 und 1871. Meteorologische Beobachtungen in den Monaten April und Mai 1875. süebersicht der Weinproduktion im Großherzogthum essen im Jahr 1872. Sterbefälle und Todesursachen im Monat März und Rpril 1873. Rechnungsergebnisse der Vieh versicherungs-Anstalt für das Großherzog⸗ thum Hessen. Berichtigungen. .

Stockholm, 5. Juli. Die Ausfuhr von Vieh und Meie— reiprodukten von Göteborg nach England hat im verflosse⸗ nen Halbjahr folgende Resultate ergeben: Während im Jahre 1862 die Ausfuhr von Meiereiprodukten nur 7200 Pfd. Butter betrug (der Viehexport nahm erst 1865 seinen Anfang), betrug dieselbe in den 6 ersten Monaten d. J. 1212082 Pfd. Butter und 173,200 Pfd. Käse zu einem Werthe von über 1 Million Thaler. Die Vichausfuhr be—= trug 2190 Pferde, 8893 Stück Rindvieh, 567 Schafe und 366 Schweine zu einem niedrig berechneten Werthe von 24 Millionen.

Kunst und Wissenschaft.

Frankfurt a. M., 9. Juli. (W. T. B.) Der Porträtmaler Franz Winterhalter ist im 68. Lebensjahre gestern hier am Typhuß gestorben.

Wiesbaden, 4. Juli. Vom 18. bis 24. September wird hier eine Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte abgehalten werden.

Göln, 8. Juli. Nachdem Se. Majestät der Kaiser und König dem Dom bau⸗Vereine eine Anzahl eroberter französischer FVeschütze im Gesammtgewichte von 566 Ctr. zum Gufse einer grbßen Glocke für den Cölner Dom überwiesen, wurde eine Aufforderung zur Uebernahme des Gusses an die Glockengießer aller Länder erlassen und die Ausführung Andreas Hamm. zu Frankenthal in der Pfalz übergeben. Die neu zu gießende Kaiserglocke erhält einen Durch⸗ messer von 3,14 Meter, im Schlagringe gemessen, bei einer Gesammt⸗ höhe von 39.24 Meter einschließlich der Krone, und das Gewicht ohne Klöpel zu 25, 000 Kilogramm berechnet. Der aus weichem Schmiede⸗ eisen zu fertigende Klöppel wiegt ca. 700 Kilogramm. Ez sst pro 1872 ein Betrag von 249, 837 Thlr. für den Eslner Dom bah ver— wendet, im Laufe der neun Jahre von 1864 bis uit. 1872, im Ganzen aber 16,296,521 Thlr.

München, 8. Juli. Die Königliche Akademie der Wissenschaften wird ihre Festsitzung zur Vorfeier des Geburts— und Namenzfestes Sr. Majestät des Königs diesmal am I5. d. M. abhalten. In dersel ben wird der neue Verstand, Dr. Ignatz von Döllinger, zum ersten. Male präsidiren. Die historische Klasse der Akademie hat an Döllingers Stelle den Prof. v. Giesebrecht zu ihrem Sekretär gewählt.

London, 8. Juli. Der Philologe Dr. N. Heinemann aus Berlin, ist, der „A. A. C. zufolge, zum Deer br Meri Civil Service and Military gollege hierselbst, einer Unterrichtsanstalt für die Vor⸗ bereitung von Aspiranten für den höheren Staatsdienst, das diploma⸗ tische Fach, die Armee und Flotte, ernannt worden.

Stockhelm, 5. Juli. Die schwedische Alterthums⸗Ge⸗ sellschaft hat dem Pastor L. Palmgren den Auftrag ertheilt, die Grabhügel und andere, auf der in dem See Bolmen belegenen Insel Bolmsö und in der Umgegend befindlichen Alterthümer durch Grabun⸗ H 2 if gen 39. ö. 29 2. erforderlichen Geldmittel angewiesen.

ie Gesellschaft, ward ihre dies jährige wissenschaftliche Zusam am 31. d. M. in Wis by haben. ö fsenschafttiche Zusar 666

Wien, 38. Juli. Von der Sternwarte der hiesigen Universität wird in der heutigen „Wiener inn. Folgendes veröffentlicht: Als neunter Erfolg der von der Kalserlichen Akademie der Wissenschaften guf. Entdeckung telesfapischer Kometen ausgeschriel enen Pieife ift die Auffindung eines solchen Himmelskörpers zu verzeichnen, welche Herrn