1873 / 165 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Jul 1873 18:00:01 GMT) scan diff

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2) von Bieber nach Wetzlar und über Schloß Altenberg nach Leun, k ̃ ͤ

3) von Braunfels über Philippstein in das Weilthal bei Ernsthausen und von da einerseits Weil aufwärts nach Auden⸗ schmiede, andererseits abwärts bis in das Lahnthal bei Weilburg mit einer Abzweigung von Freienfels nach Gräveneck,

4 von Ahausen durch das Krumbachthal nach Bermbach,

5) von Aumenau über Langhecke und Münster zum An⸗ schluß an die Bahn von Eschhofen nach Camberg bei Ober⸗ oder Nieder⸗Brechen,

6) von Hahnstätten über Katzenellenbogen nach Obernhof,

7) von Dorchheim durch das Kerkerbachthal über Steeten, Dehrn und Limburg nach Fachingen und Hambach mit Abzwei⸗ gung von Schupbach nach Odersbach. ;

Bekanntmachung. .

Die Vorlesungen des Winter⸗Semesters 1873/74 auf der Königlichen Bau⸗Akademie beginnen am 16., die Immatrikula⸗ tionen am 6. Oktober a. e. 6.

Die Meldungen zur Aufnahme müssen unter Beifügung der Nachweise, welche nach den 5§. I Y der Vorschriften für die Königliche Bau⸗Akademie vom 5. September 1868 gefordert werden, in der Zeit vom 1. bis 30. September e. schriftlich bei dem unterzeichneten Direktor erfolgen und bleiben früher oder später eingehende hierauf bezügliche Gesuche unbe— rücksichtigt. . .

Da die Zahl der Aufzunehmenden gewissen Beschränkungen unterliegt, so kann bei dem voraussichtlich großen Andrange der Fall eintreten, daß die zuletzt sich Meldenden abgewiesen werden müssen. 53 Vorschriften sind in der Kasse der Bau⸗Akademie käuf⸗ lich zu haben und werden gegen Einsendung von 2 Sgr. 10 Pf. in Briefmarken per Kreuzband übersandt.

Berlin, den 15. Juli 1873.

Der Direktor der Königlichen Bau⸗Akademie. Professor und Baurath Luc ae.

Justiz⸗Minister ium. w Dem Rechtsanwalt und Notar Hanken in Tönning ist die Verlegung seines Wohnsitzes nach Itzehoe gestattet worden.

Bekanntmachung.

Bei der dem Plane gemäß am heutigen Tage vor Notar und Zeugen stattgefundenen 38. Prämienziehung des vormals Knrhessischen, bei dem Bankhause M. A. von Rothschild C Söhne in Frankfurt a. M. aufgenommenen Staats⸗Lotterie⸗Anlehns vom Jahre 1845 sind auf die 3060 Nummern der am 2. Dezember v. J. und am 3. Juni d. J. gezogenen 120 Serien die im beigefügten Verzeichnisse J. (a) aufge⸗ führten Prämien gefallen. . .

Die Auszahlung dieser Prämien in Thalerwährung findet, gegen Rückgabe der Prämienscheine, vom 15. Dezember d. J. ab täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Festtage, bei dem obengenannten Bankhause oder bei der Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse dahier statt.,.

Die Erhebung der Prämien kann jedoch auch bei allen übrigen Königlichen Regierungs- und bezw. Bezirks- Hauptkassen, sowie bei der Kreiskasse in Frankfurt a. M. und der Königlichen Staatsschulden⸗ tilgungskasse in Berlin geschehen, in welchem Falle die Prämienscheine bereits vom 1. Dezember d J. ab bei der betreffenden Kasse einge⸗ reicht werden können, da dieselben zunächst an die Regierungs⸗Haupt⸗ kasse in Cassel zur Festsetzung übersandt werden müssen, .

Zugleich werden die Inhaber der im weiter beigefügten Verzeich— nisse II. (a) aufgeführten, in den ersten 36 Prämien⸗Ziehungen heraus⸗ gekommenen Prämienscheine, von welchen die darauf gefallenen Prä⸗= mien bis jetzt noch nicht erheben worden sind, zur baldigen nachträg— lichen Erhebung der betreffenden Beträge, gegen Ablieferung der Prämienscheine hiermit aufgefordert.

Cassel, am 1. Juli 1573 .

Königliches Regierungs⸗Präsidium. von Hardenberg.

A. Ist der heutigen Nummer dieses Blattes beigefügt.

Aichtamtlich es. Deuntsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König erfreuen Sich, wie aus Ems telegraphisch gemeldet wird, des besten Wohlbefindens. Der Erbaroßherzog und der Herzog Paul Friedrich von Mecklenburg⸗Schwerin haben Sich bei Sr. Majestät verabschiedet und sind am Sonntag wie⸗ der nach Bonn zurückgekehrt.

S Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern Vormittag mit den beiden äl⸗ testen Söhnen Prinzen Friedrich Wilhelm und Heinrich, Königliche Hoheiten, und begleitet vom General⸗Major von Gottberg zu Wagen von Potsdam nach Spandau und von dort mit der Bahn nach Rheinsberg, woselbst die Höchsten Herrschaf⸗ ten das Königliche Schloß und die übrigen Sehenswürdigkeiten in Augenschein nahmen. Die Rückkehr von Rheinsberg nach dem Neuen Palais erfolgte Abends auf demselben Wege.

Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Marie von Rußland ist am Sonntag Abend von hier nach St. Petersburg abgereist. Der Kaiserlich russische Botschafter von Dubril gab Ihrer Kaiserlichen Hoheit bis zum Bahnhofe das Geleit.

Der Staats⸗Minister und Präsident des Reichskanzler⸗ Amts Delbrück wird während der Dauer seines Urlaubes im Reichskanzler-Amte durch den Wirklichen Geheimen Ober⸗Regie⸗ rungs⸗Rath und Direktor Eck, in der Abtheilung für Elsaß— Lothringen durch den Wirklichen Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath und Direktor Herzog vertreten.

Nach emer Bekanntmachung des Königlich norwegischen Departements des Innern sollen nach norwegischen Häfen bestimmte Fahrzeuge, wenn sie Cholerakranke an Bord haben, in Christianfand oder Frederiksvarn landen. In anderen Fele setzen die Schiffer sich der Unannehmlichkeit aus, die

ranken an Bord behalten und inzwischen in der Quarantäne liegen bleiben zu müssen.

Aus Anlaß der Eröffnung des Betriebes auf der Strecke von Gennep bis Goch der Nordbrabant⸗Deutschen Eisenbahn ist das bisherige Steueramt zu Goch in ein Nebenzollamt 1. Klasse umgewandelt, auf den Bahnhof verlegt und mit der Befugniß zur Abfertigung der auf den Eisenbahnen ein⸗ und ausgehenden Waarensendungen nach Maßgabe der in den 55. 63, 64 66 bis 71 des Vereinszollgesetzes getroffenen Bestimmungen, sowie zur Gestattung von Aus⸗ und Umladungen der auf den Eisen⸗ bahnen unter Wagenverschluß beförderten Güter (8. 65 des Vereinszollgesetzes) ausgestattet ist.

Der Kaiserlich russische General⸗Lieutenant und General⸗ Adjutant Graf Peter Schuwaloff hat am Sonntag Abend mit der Leiche seines in Carlsbad verstorbenen Vaters, des Oberst⸗Kämmerers Grafen Andreas Schuwaloff, die Rückreise von hier nach St. Petersburg fortgesetzt.

Der Kaiserlich russische Finanz⸗Minister von Reutern ist gestern früh aus St. Petersburg hier eingetroffen und im Hotel Royal abgestiegen.

Coblenz, 10. Juli. Der Ober⸗Präsident bringt durch das Amtsblatt zur öffentlichen Kenntniß, daß zufolge Entschei⸗ dung des Ministers der geistlichen Angelegenheiten vom 26. v. M. fortan das Studium auf dem hischöflichen Priester⸗ Seminar zu Trier das im 5§. 4 des Gesetzes vom 11. Mai d. J. über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen vor⸗ geschriebene Studium auf einer deutschen Staats⸗Universität zu ersetzen nicht geeignet ist.

Bayern. München, 13. Juli. Der Kaiser von Oesterreich verläßt heute Abend Uhr Possenhofen und wird morgen Vormittag in Wien eintreffen.

Die Verordnung bezüglich des Wohnungsservis der Offiziere und Militärbeamten, sowie eine Verordnung hinsichtlich der den Unteroffizieren zu gewährenden Zulage 2c. ist bereits festgestellt, und es steht die Publizirung in kürze⸗ ster Zeit zu erwarten. In neuester Zeit beschäftigte man sich mit dem Projekte, in ähnlicher Weise, wie die Offizlers⸗-Speiseanstal⸗ ten in . Kasernen, solche Anstalten auch für die Unteroffiziere zu errichten.

In Folge Allerhöchster Genehmigung ist durch Entschlie⸗ ßung des Staats⸗Ministeriums des Aeußern soeben die Entsen⸗ dung von 20 Verkehrsbeamten der verschiedenen Abtheilun⸗ gen, sowie von 5 Werkstättearbeitern auf Staatskosten zur Wie⸗

ner Weltausstellung verfügt worden. Es ist ein Aufenthalt von

14 Tagen daselbst in Aussicht genommen. Der Ober⸗-Münzmeister von Haindl ist vorgestern aus Berlin hierher zurückgekehrt.;

Sachsen. Dresden, 14. Juli. Die unter dem Protek⸗ torat des Kronprinzen stehenden Militärvereine Sach⸗ sens hielten gestern im Saale des hiesigen Kadettenhauses ihren ersten Delegirtentag zum Zweck ihrer Centralisation ab, der von 237 Delegirten der verschiedenen Vereine beschickt war. Der Kronprinz erschien in Begleitung mehrerer hohen Offiziere und richtete, nachdem der interimistische Präsident mit einem drei⸗ maligen Hoch auf den König von Sachsen und auf den Deutschen Kaiser die Sitzung eröffnet hatte, Worte dankender Anerkennung der beiden Hauptverdienste des Vereins, Aufrechterhaltung der echten Kameradschaft und der Gesetzmäßigkeit, an die Versamm⸗ lung, die die Worte mit Begeisterung aufnahm. ierauf ver⸗ ließ Se. Königliche Hoheit unter dreimaligem begeisterten Hoch der Versammlung auf den Hohen Protektor des Vereins den Saal. Ein Antrag des Vorsitzenden, den Deutschen Kaiser und den König Johann, sowie den Kronprinzen des Deutschen Reichs und den Prinzen Friedrich Carl von Preußen telegraphisch zu begrüßen, wurde zum einstimmigen Beschluß erhoben. Die Versammlung ging darauf zur Berathung des provisorischen Statutenentwurfs uber. Die Verhandlung, welche schon bei 5 1 der Statuten („Zweck des Bundes“) über die Frage: ob Een⸗ tralisation der sächsi chen Vereine oder Anschluß an den deut⸗ schen Kriegerbund, eine längere Debatte herbeiführte, wurde, nach⸗ dem die Versammlung sich konstituirt und den Antrag auf Wahl einer Kommission zur Besprechung der einzelnen Paragraphen genehmigt hatte, vertagt.

Ueber den gegenwärtigen Stand der Cholera theilt der „Anz.“ mit, daß seit dem 9. d. M. überhaupt 4 neue Eho⸗ leraerkrankungsfälle vorgekommen sind, so daß sich die sämmt⸗ lichen hiesigen Erkrankungsfälle an Cholera seit dem 1. bis mit 12. d. M. Mittags im Ganzen auf 12 belaufen. Bon den Er⸗ krankten sind 4 gestorben, genesen und 7 befinden sich noch dermalen in ärztlicher Behandlung. Nicht unerwähnt darf ge⸗ lassen werden, daß von den Erkrankten nur zwei Personen von hier, die übrigen aber ohne Ausnahme solche Personen sind, die ihren Wohnsitz in benachbarten, von der Cholera heimgesuchten Ortschaften haben und sich zur Zeit ihrer Erkrankung entweder nur auf Arbeit, oder in Geschäften in hiesiger Stadt befanden.

Württemberg. Stuttgart, 12. Juli. Die heute ausgegebene Nr. 26 des „Regierungsblattes“ enthält eine Ver⸗ fügung der Ministerien der Justiz und des Innern, betreffend die Anwendung des Metermaßes in den Güterbüchern, vom 8. Juli 1873.

Dem Staatsrath v. Rümelin ist die nachgesuchte Ent⸗ hebung von der Vorstandsstelle bei dem statistisch⸗topographischen Bureau ertheilt, derselbe aber zugleich in Anerkennung seiner ausgezeichneten Leistungen auf diesem Posten, zum Ehrenvor⸗ stand des Bureau ernannt, und die Vorstandsstelle des genann⸗ ten Bureaus dem ordentlichen Mitgliede desselben, Ober⸗Finanz⸗ Rath v. Riecke, unter Belassung in seiner Stelle bei dem Finanz⸗Ministerium, als Nebenamt übertragen worden.

HGessen. Darmstadt, 12. Juli. (D. Ztg.) Die Zweite Kammer der Stände fuhr in ihrer gestrigen 28. Sitzung mit Berathung des Ausgabebudgets fort. Es wurden bewilligt: 1) zur Verbesserung der Landwirthschaft 19,970 fl., 2) zur Verbesserung des Gewerbewesens 20000 fl., 3) für Statistik, statistisches Bureau 6700 fl., 4) für Reisekosten, Diäten und Remunerationen im Ressort des Ministeriums des Innern 14,500 fl., 5) für Austheilung des Regierungsblatts an Geistliche und Gemeinden 3198 fl., 6 an Beiträgen zur Staatsunterstützungs⸗ kasse 27,780 fl. (darunter zur Unterstützung der Taubstummen 133780 fl., 7) für Entschädigungen wegen aufgehobener Gewerbs⸗ privilegien 500 fl., 8) für Ausgaben zu Lasten der Einnahmen von Banken, Feuerversicherungs⸗-Gesellschaften und Eisenbahn⸗ Gesellschaften 39423 fl., 9) für Kosten für Abgabe des Reichs⸗ gesetzblatts an Gemeinden 609 fl., 10) für das Ministerium der Justiz 23,3260 fl., 11) für Gerichtshöfe 332,295 fl., 12) für Stadt⸗ und Landgerichte 324,689 fl. (darunter 56,000 fl. Schreib⸗ gehülfen⸗Vergütung), 13) für die Visitationskommission für die Stadt⸗ und Landgerichte 3300 fl., 14) für Friedensgerichte, Handels⸗, Rheinschiffahrts⸗ und Polizeigerichte 34,030 fl., 15) für Reisekosten, Diäten und Remunerationen in Ge⸗ schäftszweigen des Ministeriums der Justiz 5300 fl. Aus den Verhandlungen ist bemerkenswerth, daß ein Antrag der Abgg. Greim und Scriba, die Regierung um Regelung der Verhältnisse der Lehrer an den Taubstummenanstalten zu er⸗ suchen, Annahme fand, daß eine Uebereinkunft mit der Regie⸗ rung wegen Verwendung der von den Feuerversicherungsanstalten für gemeinnützige Zwecke zu entrichtenden Gelder getroffen würde und endlich ein Antrag des Ausschusses die Billigung der Kam⸗ mer erhielt, wonach 1) die Regierung ersucht wird, bei eintreten⸗ den Vakanzen, die sich bei den Banken, Feuerversicherungs⸗ und

Eisenbahngesellschaften als nothwendig ergebende Staatsaussicht gegen eine den Leistungen entsprechende Vergütung durch geeig⸗ nete, mit den hierzu erforderlichen Fachkenntnissen versehene Per⸗ sönlichkeiten eintreten zu lassen; 2 zur Einholung der Erlaubniß zu Mobilienversicherungen die Verwendung von Stempelpapier nicht ferner beansprucht wird. Im Ministerium der Justiz wurde die Besoldung für den dritten Sekretär nur bis zur ersten ein⸗ tretenden Erledigung verwilligt. Nach den Beschluͤssen der Kam⸗ mer sind nunmehr die Besoldungsklassen der Landrichter derart geordnet, daß in der ersten Klasse sechs, in der zweiten neun, sowie in der dritten und vierten Klasse je zwölf Landrichter sich befinden. Endlich ist zu erwähnen, daß die Kammer einen Bei⸗ trag von 15900 fl. zur Gründung juristischer Bibliotheken an den Stadt⸗, Land⸗ und Friedensgerichten zu bewilligen ablehnte.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 14. Juli. Nach den aus Carlsbad hier eingegangenen Nachrichten nimmt die Brunnenkur des Großherzogs einen durchaus günstigen Ver⸗ lauf, jedoch soll dieselbe nach neuerer ärztlicher Vorschrift vier Wochen lang dauern, so daß die Rückkehr Sr. Königlichen Ho⸗ heit nach Schwerin erst in den letzten Tagen dieses Monats er⸗ wartet werden darf.

Anhalt. Dessau, 13. Juli. Der Herzog empfing in voriger Woche in Wörlitz den Königlich preußischen Gesandten Grafen zu Solms⸗Sonnewalde. Zu Ehren desselben fand in Wörlitz eine Hoftafel statt.

Die Herzogin von Sach sen-Altenburg und die Prinzessin Friedrich Carl von Preußen sind gestern von Altenburg am Herzoglichen Hofe zu Wörlitz eingetroffen. Die Herzogin gedenkt, wie die „Leipz. Ztg.“ meldet, nach der am 18. d. Mts. in Wien stattfindenden Konfirmation der Prinzessin Elisabeth zum Besuche der Prinzessin Albrecht von Preußen nach Schloß Camenz zu gehen, die Prinzessin Friedrich Carl einen längeren Aufenthalt in Wörlitz zu nehmen. Auch die verwittwete Herzogin von Bern⸗ burg wird demnächst zu der obenerwähnten Feier in Wörlitz erwartet.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 14. Juli. Der König von Württemberg ist heute Mittag mittelst Separatzuges der Westbahn hier eingetroffen und am Bahnhofe von dem Kaiser und den hier anwesenden Erzherzögen empfangen worden.

Aus Cetinje wird gemeldet, daß, nachdem die Ab⸗ machungen zwischen dem Grafen Andrassy und dem Fürsten Nikita von Montenegro bezüglich der beiden Staaten abge⸗ schlossen worden, Fürst Nikita seinen bisherigen Kabinetssekretär Johann Sundecie zum diplomatischen Agenten und Konsul in Zara ernannt hat. Sundecic hat schon das Exe⸗ quatur Seitens des Kaisers Franz Joseph erhalten, und wird in den nächsten Tagen sein Amt in Zara antreten.

Niederlande. Haag, 9. Juli. Aus Batavia sind Briefe und Journale, bis zum 24. Mai reichend, eingetroffen. Der Regierungs⸗Kommissär Nieuwenhuijzen war Tags vorher aus den atchinesischen Gewässern nach Batavia zurückgekehrt. Die Blockade der atchinesischen Küsten wurde endlich auf be— stimmtere Anordnungen energischer gehandhabt. Die Besatzung von Singkal war durch Truppen aus den Oberlanden und durch Artillerie aus Patang verstärkt worden. Nach dem „Sumatra Courant“ war die Anlegung eines unterseeischen Kabels von Singkal nach Atchin für den Dienst der bevorstehenden zweiten Expedition projektirt; die Kosten für Herstellung dieser Telegra⸗ phenverbindung sind auf eine Million Gulden veranschlagt. Das „Allgemeene Dagblad vom Nederlandsch Indie“ meldet, die For⸗ mation der zweiten Expedition gegen Atchin sei bereits festgestellt, werde aber geheim gehalten werden.

Belgien. Brüssel, 13. Juli. In der Repräsen⸗ tantenkammer hat die Berathung über den Gesetzentwurf, betreffend den amtlichen Gebrauch der vlämischen Sprache, be⸗ gonnen. Der Justiz⸗Minister betonte die Nothwendigkeit für das Land, aus der Verschiedenheit der Sprachen keine Ursache der Entzweiung, sondern ein Mittel zur Civilisation werden zu lassen. Im Allgemeinen ist der Gebrauch der vlämischen Sprache nach dem neuen Gesetz in den vlämischen Provinzen im Gerichtsver⸗ fahren von dem Zeitpunkt ab, wo der Verklagte vor dem Unter⸗ suchungsrichter erscheint, gestattet. Sie ist jedoch nur erlaubt und muß auf Verlangen der Betreffenden durch die französische ersetzt werden.

Antwerpen, 14. Juli. (W. T. B.). In der hiesigen Gasanstalt ist eine große Feuers brunst ausgebrochen. Das Kohlenmagazin ist bereits vollkommen zerstört, jedoch hofft man, die Fabrik zu retten. Das Feuer wüthet noch fort.

Großbritannien und Irland. London, 12. Juli. Zu Ehren des Großfürsten-Thronfolgers von Rußland fand gestern in Woolwich eine große Artillerie⸗Parade statt, bei welcher, außer Sr. Kaiserlichen ehe, der Prinz von Wales, Prinz Arthur, der Herzog von Cambridge und Prinz Eduard von Sachsen⸗Weimar zugegen waren. Nach der Parade dinirten der Großfürst⸗Thronfolger und seine Fürstlichen Be⸗ gleiter mt den Offizieren der Royal Artillery, worauf er das Arsenal und das Königliche Laboratorium besuchte und diesen Etablissements eine sehr eingehende Besichtigung widmete.

In der gestrigen Sitzung des Oberhauses interpellirte Lord Stratford de Redeliffe den Minister für auswärtige Ange⸗ legenheiten darüber, eb der durch Vermittelung Großbritanniens und Rußlands abgeschlossene Vertrag zwischen Persien und der Türkei noch in Kraft sei, ob die Grenze zwischen den zwei mohammedanischen Ländern, wie sie durch diesen Vertrag geregelt wurde, thatsächlich niedergelegt sei und was mit der Karte ge⸗

schehen sei, die von den zwei vermittelnden Mächten für die ge⸗

nauere und immerwährende Definition der fraglichen Grenze entworfen wurde. Earl Granville erwiderte, der Vertrag befinde sich noch immer in Kraft; die erwähnte Karte sei den Regierun⸗ gen der Türkei und Persiens durch die vermittelnden Mächte über⸗ andt worden, aber es sei zu keiner Grenzdefinition gekommen, da inzwischen ernstliche, zuweilen mit ernsthafteren Resultaten dro⸗ henden Fragen entstanden seien. Jüngst sei aber der Vorschlag gemacht worden, daß eine Kommission der vier Mächte ernannt werden solle, um eine Grenzlinie zu entwerfen, und daß inzwischen, um Kollisionen vorzubeugen, der status quo beobach⸗ tet werden solle, bis die Linie von der Kommission geregelt und bezeichnet worden sei. Dies würde alle ernstliche Differenzen zwischen zwei Ländern beseitigen, deren augenscheinliches 6 die Erhaltung der freundschaftlichen . sei, und solche Beziehungen seien nicht allein für sie selber, sondern auch fuͤr die europäischen Mächte von Wichtigkeit.

Das Unterhaus nahm gestern die Spezialdebatte über die Paragraphen der Vorlage zur Errichtung eines obersten Gerichtshofes wieder auf, die bis auf den zurückgelegten §. 31

sämmtlich erledigt wurden. Schließlich passirte das Manöver⸗ gesetz die Komissions⸗Berathung.

In der Nachtsitzung lenkte Oberst C. Lindsay (Abingdon) die Aufmerksamkeit auf die militärische Politik der Regierung und hauptsächlich auf die Behandlung der Freiwilligen Corps. Er beantragte schließlich die Einleitung einer Untersuchung über den jetzigen Stand der Freiwilligen⸗Corps und über die Urfachen, welche dazu führten, daß üͤber 2000. Offiziere auf ihre Patente resignirten. Lord Elcho unterstützte den Antrag. Der Kriegs⸗Minister Cardwell erklärte sich durchaus gegen Kon⸗ skription, die Basis von Lord Elcho's militärischer Politik. Was die angebliche Unzufriedenheit unter den Offizieren betreffe, so beweise die Seltenheit von Patentverkäufen, daß dieselbe nicht so allgemein sei, als dargestellt werde. Mit Bezug auf den Rück⸗ tritt so vieler Freiwilligenoffiziere bemerkte er, daß ein großer

Theil derselben resignirt habe, weil sie die vom Krieg⸗Ministerfum

verlangte höhere Qualifikation nicht besaßen. Nach langer Dis⸗ kussion, an welcher sich nur die Militärs im Hause betheiligten, wurde der Antrag abgelehnt. ;

Frankreich. Paris, 14. Juli. (B. T. B. Der Schah von Persien wird am 18. oder 19. d. Paris verlaffen und sich wahrscheinlich zunächst nach Lyon begeben. Gestern hat ihm zu Ehren in Paris eine Illumination stattgefunden.

Versailles, 14. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung brachte der Prãsident Buffet die Rede des Herzogs von Choifeul in der Sitzung vom Sonnabend zur Sprache und erklärte, er habe sich bei seinen neulichen Auslassungen über die Armee durchaus darauf be⸗ schränkt, dieselbe wegen ihres jetzigen vortrefflichen Zustandes zu beglückwünschen und der Reorganisalion des Heeres überhaupt keine Erwähnung gethan, für deren Durchführung er Thiers und dessen Mitarbeitern jedenfalls würde volle Gerechtigkeit haben wiederfahren lassen. Der Präsident brachte darauf den Antrag ein, die Versammlung am 27. d. M. zu vertagen und eine Permanenz⸗Kommission zu ernennen. Der Justiz⸗Minister Ernoul beantragte, der Permanenz⸗Kommission die Befugnisse beizulegen, wegen etwaiger beleidigender Angriffe gegen die Na⸗ tionalversammlung die Gerichte zur Einleitung eines Strafver⸗ fahrens ermächtigen zu dürfen. Der Antrag rief eine sehr leb⸗ hafte Erörterung hervor, an der sich vornehmlich Arago und Gambetta betheiligten, welcher letzterer für die unbedingte Frei⸗ gebung der öffentlichen Besprechung eintrat. Nach einer außer⸗ ordentlich bewegten Debatte, in welcher noch mehrere andere Redner das Wort ergriffen, wurde zuletzt die Dringlichkeit für den Antrag angenommen. Jules Favre kündigte darauf eine Interpellation in Betreff der inneren Politik der Regierung an, deren Beantwortung auf Montag anberaumt ward. Sodann begann die zweite Lesung des Gesetzentwurfs über die Reorga⸗ sation der Armee.

15. Juli. (W. T. B.) Die republikanische Linke hat beschlossen, noch vor Beginn der Ferien Thiers ein Banket zu geben. -Der päpst liche Nuntius bemüht sich beim Schah von Persien Konzessionen für die Katholiken in Perfien zu erhalten und wird von dem Herzog von Broöglie dabei unterstützt.

Spanien. Madrid, 9. Juli. Die Regierung hat einen Aufruf an die Nation erlassen, in welchem es heißt:

„Die dringendste Aufgabe ist die Beendigung des Bürgerkriegs, welcher Catalonien, Navarra und Baskenland verwüstet. Wir machen einen letzten kräftigen Versuch dieses Ziel zu erreichen, indem wir die 1 den, Cortes uns gewährten Machtvollkommenheiten zur Anwendung

ringen.

Der Erlaß ruft alsdann die Vaterlandsliebe der Spanier an. Um die Freiheit zu erringen, habe die Regierung sich ent⸗ schlossen die unerbittliche Vollstreckung der Gesetze zu erzwingen und die Soldaten unter den Fahnen zu halten, bis der Friede im Lande hergestellt sein würde. Die schon eingerichteten Frei⸗ willigen⸗Bataillone werden aufgefordert, die Regierung zu unter⸗ stützen und gegen die Parteigänger des Abfolutismus ihren k Geist zu bethätigen. Der Aufruf schließt mit den

orten:

Unser Vaterland verlangt Opfer von allen seinen Kindern, und wer diese Opfer nicht in vollem Maß seiner Kräfte bringt, ift weder ein Liberaler noch ein Spanier.“

Wie telegraphische Nachrichten aus Perpignan vom 14. d. M. melden, hat in Barcelona eine Manifestation gegen die Carlisten stattgefunden. Der Civil⸗Gouverneur hielt eine Ansprache an die Theilnehmer der Demonstration und wies sie darauf hin, daß man durch solche Störungen der öffentlichen Ordnung keineswegs der Carlisten Herr werden könne, sondern sie auf den Schlachtfeldern aufsachen müsse.

Der Regierung ist von den Cortes ein Vertrauens— votum ertheilt worden.

In Madrid eingelaufenen Nachrichten zufolge ist Ve⸗ larde in Alcoy am 13. Juli eingezogen und hat die Miliz ent— waffnet, deren Führer indeß entkommen sind. Das Gerücht, daß die Internationalen sich Carthagenas bemächtigt haben, bestätigt sich. Unter Leitung von Galvez haben die Anführer daselbst einen Wohlfahrts-Ausschuß ernannt. Das in Puenta la Reyna befindliche Detachement hat kapitulirt und den Carlisten seine Waffen sowie 2 Geschütze ausgeliefert.

Italien. R om, 11. Juli. Die Deputirtenkammer hat vom 25. November 1872 bis zum 26. Juni 1873 außer dem Voranschlage und dem Definitivbudget für das laufende Jahr 77 Gesetzentwürfe berathen und in geheimer Abstimmung votirt, welche sämmtlich Annahme fanden. Ueber 30 von den durch die Regierung vorgelegten Gefetzentwürfen ist schon Bericht erstattet worden, für 16 andere sind die Berichterstatter wenig⸗ stens ernannt worden. Fünfzehn der von der Regierung vor⸗ gelegten Gesetzentwürfe unterliegen noch den Kommifsions⸗ prüfungen und neun befinden sich in den Händen der Aus⸗ schüsse. Sieben Gesetzentwürfe hat die Regierung wie⸗ der nrückgezogen. Aus parlamentarischer Initiative sind im Laufe. der gegenwärtigen Sitzungsperiode 50 Gesetz⸗ Entwürfe hervorgegangen, von denen 5 angenommen worden sind. 21. sind noch zu berathen; einer ist abgelehnt worden; 7 sind wieder zurückgezogen worden; 12 werden noch in den Vommissionen, 5 von Ausschüssen berathen und für einen ist der Berichterstatter ernannt worden. Außerdem wurde über 46 Tages⸗ ordnungen und Resolutionen abgestimmt, welche zum Theil von der General⸗Budget⸗Kommission und theils von einzelnen Mit⸗ ie, vorgeschlagen worden waren. Interpellationen und An⸗ ragen wurden im Ganzen 85 an die Minister gestellt und gegen Kammer Mitglieder wurde Erlaubniß zu gerichtlicher Ver⸗ folgung verlangt.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 13. Juli. Die Tobolsker „Gouvernements⸗-Zeitung“ meldet, daß der Sroßfürst Alezei Alegandrowitfch erst am 4 Juli in

omsk eintreffen und daselbst einen Tag verweilen wollte. Aus Tomsk gedachte Se. Kaiserliche Hohent nach Omsk zu reisen

und dort dreitägigen Aufenthalt zu nehmen; von Omsk sollte die Reise dann weiter mit dem Dampfschiff über Tara und To⸗ bolsk nach Tjumen gehen und sowohl in Tobolsk als in Tjumen ein Tag verweilt werden.

Wie dem „Gol“ geschrieben wird, beabsichtigt der Ge⸗ neral⸗Gouverneur von Kauffmann direkt von Ehiwa hierher abzureisen, ohne Taschkent zu berühren.

Der Dshityscharskische Gesandte, Turan Shadshi ist, einer Meldung des „Gol.“ zufolge, auf der Reise nach St. Peterburg durch Ssemipalatinsk gekommen. Jakub⸗bek, der jetzige Herrscher von Dshityschar, hat sich demnach ent⸗ schlossen, eine diplomatische Verbindung mit Rußland anzuknüpfen.

Der „Regierungs- Anzeiger“ veröffentlicht folgenden Kaiserlichen Ukas vom 11. (23.) Mai d. J.: ; Nach Prüfung einer Denkschrift des Ministers des Innern, be⸗ treffend die Regelung des gerichtlichen Verfahrens wegen der Ver— mögensverantwortlichkeit gefallener und während oder nach dem Auf— stande von 1863 verschollener Infurgenten, und in Erwägung: a. daß seit der Zeit der Unterdrückung des gedachten Aufstandes bereits neun Ihre verflossen sind; b. daß das Kontumatialverfahren nach dem Militär · Strafgesetz unzulässig und daher die Feststellung der Ver— mögensverantwortlichkeit in den Insurgentenbanden gefallener und während oder nach dem Aufstande verschollener Personen unmöglich tst; e. daß Se. Maiestät der Kaiser schon unterm 3. (155 Dezember 1864 anzuordnen geruht hat, daß auf die Strafe der Vermögenskon— fis kation, sowie auf die Todesstrafe so sesten als möglich und nur in ausnahmsweise wichtigen Fällen erkannt werden soll: hat das Minister⸗Komite beschlossen, die Allerhöchste Genehmigung zur Nieder⸗ schlagung aller aus der Zeit des Aufstandes von 1863 weren Ver⸗ mögenskonfiskation in den westlichen Gouvernements noch schwebenden Untersuchungssachen und der Einstellung weiterer gerichtlicher Nach⸗ forschungen nach dem hinterbliebenen Vormögen gefallener oder ver— schollener Theilnehmer an jenem Aufstande zu erwirken. Die Aller⸗ e, . Genehmigung hierzu ist unterm 11. (235 Mai 1853 ertheilt den.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 10. Juli. Die Königin Sophie kam am 8. d. M. Mittags nebst ihren beiden Söhnen, den Prinzen Gustav und Carl, in Christiania an, wo sie auf dem Bahnhofe von den Behörden der Stadt festlich empfangen wurde, und darauf nach dem Schlosse fuhr.

Man nimmt, den norwegischen Zeitungen zufolge, an, daß der Einzug des Königs Ssear und der Königin Sophie in Drontheim nach dem gemachten Reiseplan am

15. d. M. ungefähr um 10 Uhr Abends, stattfinden wird. In einer Versammlung von Hauseigenthümern in Drontheim ist einstimmig beschloffen worden, die Häuser der Einzugsstraßen mit Flaggen, Teppichen, Kränzen, Medaillons ꝛc— während des Einzuges zu schmücken.

Asien. In der Provinz Chikuyen in Japan, ungefähr 100 Meilen von Nagasaki, brach, wie der , g ,. wird, Ende Juni ein Aufstand aus, dessen Ursprung wahrschein⸗ lich in der Opposition der konservativen Partei der Bevölkerung gegen die Reformen und dem liberalen Fortschritt der gegenwär⸗ tigen Regierung zu suchen ist. Ein offizielles Rundschreiben des Gouverneurs in Nagasaki bezeichnet den Aufstand als einen der ländlichen Bevölkerung gegen die Städtebewohner, oder der Farmer gegen die Kaufleute. Die Bauern nahmen Schloß Eau⸗ kuska, den Sitz der Proyinzialregierung, ein, und verbrannten die Amtsgebäude und Archive, sowie alle Häuser derjenigen Einwohner, die sich weigerten, mit ihnen gemeinsame Sache zu machen. Nur drei Regierungsbeamten gelang es, nach Saga zu entkommen; die übrigen sollen von' den Insur⸗ genten getödtet worden sein. Die Telegraphenstangen wur⸗ den niedergebrochen und die telegraphische Berbindung ist gestört. Die Stärke der Insurgenten giebt man auf 50 000 Mann an, von denen jedoch der größere Theil unbewaffnet ist, so daß man keine Gefahr für Nagasaki fürchtet. Diese Nachricht kam von Japan unter den Daten des 24. und 26. v. M.

Unterm 5. Juli meldet eine andere Depesche die Unter— drückung des Aufstandes. Ein Minister des alten Daimio Kuwoda Harima hatte die Vermittelung zwischen den beiden Parteien in die Hand genommen und man fürchtete keine Er—⸗ neuerung des Kampfes. Der Postenverkehr im Lande war nicht unterbrochen, doch sollte die Wiederinstandsetzung der Telegraphen⸗ Verbindung 3 bis 4 Tage in Anspruch nehmen.

Australien. In der legislativen Versammlung der Kolonie Vietoria in Melbourne legte am 10. d' der Schatzsekretär das Budget für das neue Finanzjahr vor. Die Einnahmen sind darin auf 4205, 8378 Lstrl., die Ausgaben auf 4,171,688 Lstrl., einschließlich einer Summe von nahezu einer Million Lstrl. für Unterichts zwecke und öffentliche Bauten, veranschlagt. Der Schatzsekretär proponirte eine Anleihe von 1000000 Lstrl. für Eisenbahn⸗Ausdehnungen.

Neichstags⸗ Angelegenheiten.

Minden, 12. Juli. Behufs Neuwahl eines Abgeordneten zum Deutschen Reichstage für den 2. Wahlkreis des Regierungsbezirks landräthlichen Kreise Herford und Halle in Stelle des verstorbenen Staats-Ministers Freiherrn von Bodelschwingh, ist der Tag, an wel⸗ chem die Auslegung det Wählerlisten zu beginnen hat, auf den 26. d. M. und der Tag der Wahl auf den 26. Augnst cr. festgesetzt worden.

Kunst und Wissenschaft. München, 12 Juli. Heute wurde in der Millerschen Erz , das Standbild König Maximilians J. gegossen, im rzgewichte 144 Gentner. Der Guß vom Haupt bis zur Brust fand

unlängst statt. Es sind nunmehr noch die letzte große Umgebungs.

figur, die „bayerische Wehrkraft und Stärke“, und die 4 Atlanten zu behandeln, worauf das gesammte kolossale Denkmal von Zumbusch in plastischer Beziehung vollendet sein wird. Dies dürfte der „Alla' Ztg.“ zufolge gegen Herbst der Fall sein. Der architektonische Theil, nämlich das Postament aus rothem Porphyr und die Stufen aus schwarzem Syenit, wird gleichzeitig in der Ackermannschen Anstalt zu Weißenstadt im Fichtelgebirge gearbeitet. Von Seite der Akademie wurde 3. Thiersch mit einem Porträt Liebigs (Kniestüch be— auftragt.

Im Verlage von FJ. A. Brockhaus in Leipzig erschien soeben nach der 4. Auflage aus dem Französischen übersetzt:; „Die mensch— liche Gesellschaft in ihren Beziehnngen zu Freiheit und Recht“, von Demetrius von Glinka, Kaiserlich russischem Gesandten in Lissabon (Go 25 B.). In dem vorliegenden Werk will der Verfasser den Beweis führen, daß alle gesellschaftlichen Einrichtungen Produkte der . Ideen des Rechts und der n,. Jede von ihnen habe einen verschiedenen Vernunftgrund zum Äus— gangs punkt, jede eine andere und zwar i i, Tendenz, und sede bringe eine besondere Gesammtheit von gesellschaftlichen Einrich- tungen hervgr. In der Wirklichkeit erscheinen sie stets in gegenseitigem, aber ihrer Natur nach gegensätzlichem Verhältniß zu einander. Um diese beiden entgegengesetzsin Sirömungen, wie sie aus der Freiheits- und der Rechts⸗Idee herfließen, zu mäßigen, wäre es geboten, die eine

durch die andere aufhalten zu lassen, was aber nur auf dem Grunde

iner genauen Kenntniß beider Ideen erreicht werden könne. Der Verfasser sucht daher den Ursprung, die logische Bewegung bei⸗ der Ideen und die Erscheinungen, die sie in der Wirklichkeit, in den verschiedenen Fermen der menschlichen Gesellschaft hervorbringen, darzulegen und hat den Stoff auf folgende 15 Abschnitte vertheilt: 4 Das Recht. 2) Das Civilrecht. 3 Die Verletzungen des Rechts. ) Die Gerechtigkeit. 5) Die legitime Tutorstät. 6) Die Freiheit. 1) Das Stgatsrecht (die patriarchalische Gesellschaft und insbesondere die Monarchie). 8) Die sozialen Einrichtungen des alten Rom. 9) Das Staatzrecht (die Republik. 10 Von ' den sozialen Institu⸗ tionen Athens im Alterthum. 11 Das Staatsrecht (der Feudalstaat). 12 Das Staatsrecht (der konstitutionelle Staat). 13) Bas Staats. recht (die sekundären sozialen Prinzipien). 14) Die sozialen Formen in ihrer Gesammtbeziehung betrachtet. 15) Das Völkerrecht.

Tübingen, 14. Juli. (W. T. B.) Die Enthülvtung des Uhland⸗Denkmals hat heute Mittag, vom schönften Wetter be— günstigt, unter großer Betheiligung der Bevölkerung stattgefunden. Die Feier eröffnete mit einem Festgesang. Sodann folgte die Fest⸗ rede des hiesigen Professors Koest lin, welche eine Char. kteristik Uhlands als Dichter und Volksmann gab. In einer zweiten Rede sprach Dr. Elben aus Stuttgart Namens der deutschen Sänger dem Dichter Dank und Huldigung aus.

Kopenhagen, 106. Juli. Gestern ist die Versammlung der Naturforscher geschlossen worden. Auf den Verschlag des Etats⸗ raths Steenstrup wurde ein Telegramm an den Profesfor Nordenfkjöld nach Tromsö ahgesandt, worin ihm und seinen Genossen der Dank der Naturforscher für die heldenmüthigen Anstrengungen und aufopfernden Enthehrungen im Dienste der Wissenschaft ausgedrückt wurde. Die nächste Naturforscherversammlung, und zwar die 12. an der Zahl, wird nach 5 Jahren in Schweden abgehalten werden. Die Vorträge, welche auf der dies jährigen Versammlung, sowohl in den allgemeinen als den Sektionssitzungen gehalten worden sind, werden demnächst nach den Manufkripten der Betreffenden in einem gesammelten Werke dem Druck übergeben.

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Asigeinern- Himmels- ansicht.

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ort. FF. ü. E., . in.

14. Juli. 19,6 N0O., mässig schön. 15. Juli.

13.4 8S80., mäss. beldeckt.

10,9 WS W., lebh. Regen.

12,2 SS., stark. bewölkt. Windstille. heiter. SW., mäss. halb heiter. SSO ., lebh. halb beiter. OS0O., schw. bewölkt.

S Eredericks m Windstille. ö

& Helsingöõör.— SVW. 2. S. schw. 2)

Moskau. . .. 339,7 NW., schw. bewölkt.

6 Memel .... 336,2 0,0 * heiter.

Flensburg 3342 12.5 trübe.

7 FKönigsberg 335.3 0.8 heiter.

G Putbus... 3324 - 2, 1 bezogen. a)

7EKieler Haf. 3329 ; starker Regen. )

7 Cöslin .... 333.5 —1, 0 5 3,9 80, mäss. heiter.

6 Weserleuch 333.7 1: bedeckt.

Wilhelmsh. 333,1 S0O., schw. Regen.

8 tettin .... 334.7 —1, 8 3,7 8, schw. heiter. s)

7Z Gröningen . 334,9 . W., stille. bewölkt.

S Bremen .. 33435 127 NVW., schw. bew., Regen.

elder ... 3349 ; Sm.. M müss

6 Berlin .... 333.6 —1, 8 1.6 N., schwach. ganz bedeckt. s)

Fosen ..... 332.33 1.5 . S S., mãssi völlig heiter.

6 Wänster ... 333,0 2.4 ; 38Ww., bedeckt.

3

0

7 Constantin. 336,7

I Haparanda. 334. 8 Christians. . 332. T lernösand . 333,8 Petersburg. 336, h 7 Stockholm 355, 8 7 Skudesnäs. . 334.4

335,0

1

G Lorgan .... 330 9 - 3.1 bedeckt. ) 6 Breslau ... 32 9 42,0 heiter. 355,3 sehr bewölkt bedeckt. trübe. s) 28 W., mässig. bewölkt. SM., mäss. Regen. W., lebhaft. Regen. S W., mässig. bedeckt. SV.. mässig. bew, Regen. W., lebh. bedeckt.

ann, 357.2 7 8t. Mathieu 337,2

) Gest. Nachm. W. lebhaft. ) Strom S. Gestern Nachm. Sw. zu 8. mässig. Strom S8. 3) Heute Morgen Gewitter und Regen. N Aorgens Gewitter u. Regen. 3) Gest. Abend 10 Uhr Gewitter n. Regen. ) Gest. Abend und Nachts Gewitter n. Regens ) Nachts zwei Gewitter. ) Gest. Nachm. und Abends Regen. c) Gest, et was Regen.

Gewerbe und Handel.

München, 10. Juli. Da die Frequenz an der Königlichen polytechnischen Schule hierselbst die bei der Errichtung gemachte Berechnung auf etwa 600 Besucher zur Zeit nahezu um das Doppelte übersteigt, so werden Eiweiterungsbauten an dieser Anstalt unumgäng⸗ lich nothwendig. Es sind auch die Entwürfe hierzu nebst den Koften— voranschlägen im Gefammtberrage von circa 500, R 0 Fl. so weit vor⸗ bereitet, daß dieselben dem nächsten Landtage vorgelegt werden können. Ebenso sollen, der „Allg. Ztg.“ zufolge, schon mit Beginn des näch⸗ sten Studienjahres fünf neue Professuren kreirt werden.

Wien, 14 Juli. (W. T. B) In der heutigen Versam m- lung von Buchdruckereibesitzern, in welcher die Mehrzahl der größeren Druckereien Oesterreichs, Deutschlands und der Schweiz ver— treten war, gelangte eine Resolution zur Annahme, wonach ein Mini⸗ maltaxrif zwischen den Prinzipalen und Gehülfen vereinbart und in den deutschen, österreichischen und schweizerischen Druckereien eingeführt werden soll. Die Resolution sprach sich ferner für die Herstellung ciner engen Verbindung der Buchdrucereibesitzer-⸗VTereine Unter ein' ander aus. (

15. Juli. (W. T. B) Der Delegirtentag der Han— delskammern hat fernere Beschlüsse gefaßt: Es sei eine reichere Dotirung der Bankfilialen anzustreben. Die Nationalbank solle auch Industrieaktien lombardiren, wenn hierfür noch zwei akkreditirte Fir⸗ men garantiren würden. Die Garantie sei durch Accepte zu leisten, welche den Garanten nicht in ihren Kredit eingerechnet werden. Eg möge bei Eskompte von Wechseln und besonders von Domizilen eine Erleichterung gewährt werden, z. B. sollen bei direkten Wechseln zwei Firmen genügen, bei den Domizilen sollen nicht zwei Firmen dem— selben Bezirke angehören müssen. Die Nationalbank werde angegangen werden, soliden. Provinzialbanken, gewerblichen Aushüifekaffen und Vorschutzzvereinen ein n ausgedehnten Reeskompte zu gewähren, den Sparkassen werde das Recht eingeräumt werden, Kreditvereine mit so= lidarischer Haftung zu bilden und allen Kreditvereinen werde von der Bank zur Eskomptirung unter den noch festzustellenden Bedingungen ein Kredit bewilligt werden, Die Regierung werde erfucht werden, die Kompetenz der politischen Landesbehörden bezüglich der Genehmigung von Kreditvereinen zu erweitern. Der Antrag, die Aushülfskomites in den Provinzen von der Verpflichtung zu entbinden, ihre Garantie in Wechselform zu leisten und 20. Prozent der Garantiefumme einzu⸗ zahlen, wurde durch Stimmengleichheit abgelehnt.

Der Finanz-Minister hat die Anträge der Börsen⸗ kam mer, betreffend das Verfahren gegen Insolvente genehmigt. Die— selben gehen dahin, daß, wer bis Ablauf eines aufzustellenden Ter⸗ mines nicht einen Ausgleich zu Stande gebracht oder Gründe für die Unterlassung dessen angegeben hat, für immer für börsenunfähig er— klärt werden soll. Böswillige Schuldner werden danach als solche

durch Anschlaz am schwarzen Brette gekennzeichnet. Was das