1873 / 182 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 Aug 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Reichs haben sich nach den jetzt aufgestellten Einnahmeweisen im . r . d. J. erheblich günstiger, als im ent⸗ sprechenden Zeitraume des Vorjahres gestaltet. Die Sollein⸗ nahme sämmtlicher in Betracht kommenden Abgabenzweige be⸗ trägt 46856, 779 Thlr. gegen 37,507,459 Thlr. im Vorjahr, zeigt also eine Zunahme von g, 349, 320 Thlr. oder 24,5 Proz. Werden von derselben die für gemeinschaftliche Rechnung gezahl⸗ ten Bonffikationen in Abzug gehracht, welche sich auf 2668, 764 Thlr. gegen 1,ů 176 847 Thlr. in 1872 beliefen, so ergiebt sich für das laufende Jahr ein Reinertrag von 44188, 015 Thlr. und gegen das Vorjahr ein Mehr von? S57 403 Thlr. oder 21,9 Proz. Hiervon ent⸗ fallen auf die einzelnen Steuerzweige: Zölle 233573511 Thlr. (mehr 4 185,206 Thlr. oder 2153 Proz.), Rübenzuckersteuer ihr gor Tft. smneht 2 483 8. Xflr. oder 7 Proz), Salz inet 6b. Ze Thlr. (mehr IHö 19 Thlr. oder . Proz) Tabal⸗ steuer 178, 958 Thlr. (weniger 34.531 Thlr. oder 161 Proz), Brannt⸗ weinsteuer 7,192. 382 Thlr. (mehr 681.290 Thlr. oder 10 Proz.), Uebergangsabgaben von Branntwein 104171 Thlr. (mehr 4336 Thlr. oder 74, Proz.), Brausteuer 2,697,663 Thlr. (mehr 359,778 Thlr. oder 169 Proz.) Uebergangsabgaben von Bier 143,100 Thlr. (mehr 37, 043 Thlr. oder 349 Proz.) Die auf gemeinschaftliche Rechnung gezahlten Bonifikationen für exhor⸗ Kͤrten Zucker, Tabak, Branntwein sind im laufenden Jahr erheb⸗ lich höher, als in 1872 gewesen, und kommt hierbei hauptsächlich die Mehrausfuhr von Rübenzucker und Spiritus in Betracht. Die Bonifikationen an Rübenzuckersteuer betrugen 816,209 Thlr. gegen 435,572 Thlr, in 187 2, die an Branntweinstener 1 805,610 Thlr. gegen 710,859 Thlr. in 1872. Bei den übrigen Steuer zweigen beliefen sich diese Vergütigungen: bei den Zöllen auf 10511 Thlr. 1872: 5485 Thlr.), bei der Salzsteuer auf 1097 Thlr. (1872: 1317 Thlr.), bei der Tabakssteuer auf 265667 Thlr. (1872: 17,446 Thlr.), bei der Brausteuer auf S760 Thlr. (1872: 6168 Thlr..

Die einzelnen Bundesstaaten waren an der oben nachge⸗ wiesenen Solleinnahme für das erste Halbjahr d. J. folgender⸗ maßen betheiligt: Preußen mit 3163217, 997 Thlr. (1872: 25, 594,959 Thlr.), nämlich: Ostpreußen mit 1123 230 Thlr. (1672: 903,450 Thlr.), Westpreußen mit 1,104,850 Thlr. (1872: 9233576 Thlr.), Brandenburg mit 4,166. 855 Thlr. (1872: 34438, 936 Thlr.), Pommern mit 1,931,162 Thlr. (1872: 1,559, 363 Thlr.), Posen mit 1463,40 Thlr. 1372: 1.224173 Thlr.), Schlesien mit 3, 206,264 Thlr. (1872: 2,957, 662 Thlr.), Sachsen mit 5,916,143 Thlr. (1872: 4,204 192 Thlr.), Schles⸗ wig⸗Holstein mit 932,326 Thlr. (1872; S35 509 Thlr.), Han⸗ nober mit 2,590,823 Thlr. (1872: 1877418 Thlr.), Westfalen mit 1,571,911 Thlr. (1872: 13279 888 Thlr.). Hessen⸗Nassau mit 1,514,295 Thlr. (1872: 151875718 Thlr.), die Rheinprovinz mit 4,996,269 Thlr. (18723: 4703, 043 Thlr); sodann: die Hohenzollernschen Lande mit 24167 Tylr. (1872: 23342 Thlr.), Lauenburg mit 15,487 Thlr. (1872: 15,970 Thlr.) die Kaiser⸗ lichen Haupt⸗Zollämter Lübeck mit 167,560 Thlr. (1872 149,946 Thlr.), Bremen mit 280153 Thlr. (872: 202,180 Thlr.), Hamburg mit 6963856 Thlr. (1872: 494,167 Thlr.); endlich: Bayern mit 1,906,855 Thlr. (1872: 1,964,500 Thlr.), Sachsen mit 3,186,365 Thlr. (1872 2,669,466 Thlr.), Würt⸗ temberg mit 87,754 Thlr. (1872: 820421 Thlr.), Baden mit 1,319,439 Thlr. (1872: 1,B319 203 Thlr.), Hessen mit 901,655 Thlr. (1872: 688,216 Thlr.), Mecklenburg⸗-Schwerin und Strelit mit 303,508 Thlr. (1877: 265,445 Thlr., Sachsen Weimar mit 148,998 Thlr. 1872: 109,173 Thlr.), Oldenhurg mit 349 846 Thlr. (1872: 146967 Thlr), Braunschweig mit 1007161 Thlr. (1872: 549,026 Thlr.), Sachsen⸗Meiningen mit 221,900 Thlr. (1872: 185,287 Thlr.), Sachsen⸗Altenburg mit 104439 Thlr. (1872: 93475 Thlr.), Sachsen⸗Coburg⸗Gotha mit 119, 133 Thlr. (1872: 165,310 Thlr.), Anhalt mit 949 842 Thlr. (1872: 673,519 Thlr., Schwarzburg⸗Rudolstadt mit 52,364 Thlr. (1872: 43K 354 Thlr.), Schwarzburg⸗Sondershausen mit 18661 Thlr. (1872: 19055 Thlr.), Reuß ä. 8. mit 11,295 Tar. (1872: S995 Thlr.), Reuß j. L. mit 67.029 Thlr. (1872: 66010 Thlr), Elsaß⸗Lothringen mit 2578, 314 Thlr. (1872: 1,651,915 Thlr.). Den vorstehenden Beträgen treten sodann noch die im Großherzogthum Luremburg aufgekommenen, mit dem Reiche gemeinschaftlichen Zölle und Steuern mit 330,438 Thlr. (1872: 146,977 Thlr.) hinzu.

Der General⸗Lieutenant, General à la suite Sr. Ma⸗ jestät des Kaisers und Königs und Commandeur der Garde— Cavallerie⸗Division Graf von Brandenburg!lI. ist von seiner Urlaubreise nach Domanze in Schlesien, und der Major und etatsmäßige Stabsoffizier des 1. Garde⸗Dragoner⸗Regiments Herzog von Oldenburg, von einem mehrwöchentlichen Ur— laube nach Norderney hierher zurückgekehrt.

Der Generalmajor und Commandeur der 11. Infanterie⸗ Brigade von Rothmaler ist gestern von der Okkupations⸗ Armee hierher in seine Friedensgarnison zurückgekehrt. Der Stab der Brigade wird heute hier erwartet, um demnächst zu demobilisiren.

Der Major und Escadrons⸗Chef vom 1. Garde⸗Dra⸗ goner⸗ Regiment, Prinz Friedrich zu Hohenzollern hat sich nach Hohenzollern begeben.

Bayern. München, 2. August. Der König wird nach einer Meldung der Allg. Ztg.‘ dieser Tage von Hohen⸗ schwangau auf Schloß Berg eintreffen und sich sodann auf einige Zeit nach München begeben.

Aus Anlaß der Rückkehr des 10. Infanterie⸗Regiments aus Frankreich in seine frühere Garnison Ingolstadt wird sich Prinz Ludwig, der Oberstinhaber des Regiments, zur In— spizirung desselben morgen nach Ingolstadt begeben.

Das Kriegs⸗-Ministerium hat heute das Reichs⸗ gesetz vom 13. Juni d. J., betreffend die Kriegsleistungen, in seinem Verordnungsblatt publizirt.

Dem von den Kammern des letzten Landtages ausge⸗ sprochenen Wunsche, es möchten die Dienststunden der Post⸗ anstalt für den Verkehr mit dem Publikum an Sonn⸗ und Feiertagen nach Analogie des §. 26 Abs. III. des Reichspost⸗ reglements vom 30. November 1871 neu geregelt werden, war im Königlichen Landtags⸗Abschiede die Gewährung unter Bedacht⸗ nahme auf das Erforderniß des Dienstes in Aussicht gestellt worden; der „Allg. Ztg.“ zufolge soll nun eine entsprechende Verordnung alsbald erscheinen und durch dieselbe bestimmt werden, daß an Sonn⸗ und Feiertagen die Paket⸗ und Brief⸗ post⸗ und die Zeitungsschalter während mehrerer Stunden des Tags geschlossen bleiben sollen.

Das Reg.⸗Bl. meldet, daß unter dem 10. Juli d. J. dem Fabrik⸗ und Gutsbesitzer Georg Benedikt Ritter von Po⸗ sching er zu Oberfrauenau die erbliche Reichsrathswürde verliehen worden ist.

Sachsen. Dresden, 2. August. Ueber das Befinden

des Königs ist gestern Abend 6 Uhr 40 Minuten nachstehen⸗ des Bulletin ausgegeben worden: . .

Pillnitz, 1. August. Der heutige Tag verlief den Umständen angemessen gut. Eine wesentliche Veränderung im Befinden Str. Ma— jestät ist seit heute früh nicht eingetreten.

Dr. Fiedler. Dr. Ullrich.“

Das heutige Bulletin lautet: . 3 :

„Pillnitz, 2. August. Se. Majestät der König haben in der letzten Nacht wenig geschlafen. Troßdem ist das Befinden befriedigend.

Dr. Wagner. Dr. Fiedler. Dr. Ullrich.“

Baden. Karlsruhe, 2. August. Der Großherzog wird morgen Nachmittag, in Gemeinschaft mit dem Erbgroß⸗ herzog, der Prinzefsin Victoria und dem Prinzen Ludwig Wilhelm, Karlsruhe verlassen, um sich über Coblenz, wo die Gro her e gin den hohen Reisenden sich an⸗ schließen wird, nach Castbourne in England zu begeben. Dort gedenkt die Großherzogliche Familie zum Gebrauch des Seebades bis Anfang September zu verweilen. In der Umge⸗ bung der Höchsten Herrschaften befinden sich die Hofdame, Frei⸗ fräulein von Gayling, der Ober⸗Hofmeister der Großherzogin, Freiherr von Edelsheim, und der Leibarzt Hofrath Dr,. Tenner.

Die heutige „Karlsr. Ztg.“ veröffentlicht die landes⸗ herrliche Verordnung, welche die Wahlen für den nächsten Landtag anordnet. .

Auf Anregung des Ober⸗Bürgermeisters hat sich hier ein Komite zur Labung der heimkehrenden Oktupations⸗ truppen gebildet; dasselbe ist gestern Nachmittag erstmals in Thätigkeit getreten und hat bereits gestern 3 Zuͤge bewirthet. Es passirten die Stadt gestern u. A. ein bayerischer General und verschiedene bayerische und preußische Stabsoffiziere, sowie von Truppengattungen preußische Kuͤrassiere und bayerische Ehe⸗ vaurlegers. Das anwesende Verpflegungs⸗Komite und andere Herren besorgten die Verabreichung der Erfrischungen an die Truppen. In Folge des Aufrufs in den hiesigen Blättern sind bereits namhafte Beiträge für die Erquickung der Truppen, u. A. von dem Großherzog 160 Gulden, eingegangen.

Mecklenburg. Neu strelitz, 31. Juli. Nach einer im „Off. Anz.“ enthaltenen Bekanntmachung sind dem unter dem Patronate des Großherzogs stehenden Mecklenburg⸗ Strelitzschen Landesvereine für deutsche Invaliden, zugleich bei Landesherrlicher Bestätigung des in der General⸗ Versammlung zu Neubrandenburg am 26. Mai d. J. angenom⸗ menen Statutes, die Rechte einer juristischen Person verliehen worden. Der Verein, welcher seinen Sitz in Neu strelitz hat, wird durch den aus der Mitte des geschäftsführenden Ausschusses erwählten Vorstand, bestehend aus dem Vorsitzenden, dem Schriftführer und dem Kassirer, nach außen vertreten. Der Vor⸗ stand, sowie der Ausschuß werden durch Benennung der be— treffenden Personen im Hof- und Staatshandbuch des Groß herzogthums legitimirt.

Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Mein ing ech 31. Juli. Der Landtag hat sich heute konstituirt, nachdem er sämmtliche bis jetzt vorliegende 23 Wahsen für gültig erklärt hat. Seitens der Herzoglichen Staatsregierung sind dem Laud⸗ tage bis jetzt nur zwei Vorlagen zugegangen, die eine, die Kon⸗ vertirung der beiden fünfprozentigen Anleihen im Gesammtbetrage von 1360, 000 Thlr. in eine 4) prozentige Landesschuld be⸗ treffend, wodurch der Ausgabe⸗Etat pro Jahr um 13,273 fl. entlastet werden würde, die andere wegen des Ankaufs des Ritterguts Rabelsgrube bei Liebenstein für das Herzoglich Sachsen Meiningensche Haus, wozu der aus dem Verkaufe des Bades Liebenstein gebildete Kaufgelderfond die Mittel bietet. Weitere Vorlagen sind, der „Dorfz.“ gufo g nicht zu erwarten. Die Aufbesserung der Pensionsgehalte fuͤr einen Theil der Staatsdiener und deren Wittwen soll bei Aufstellung der neuen Etats (mit dem 1. Januar k. J. beginnend) Berücksichtigung finden.

Elsaß⸗Lothringen. Metz, 1. August. Die gestern bei

der Einweihung des Denkmals für die Gefallenen des sächsischen Armee⸗Eorps bei St. Privat im Namen des Kron⸗ prinzen von Sachsen, welcher in Folge der Erkrankung des Königs wieder nach Dresden abgereist war, von dem Königlich sächsischen General der Kavallerie Senfft von Pilsach ver⸗ lesene An sprache lautete nach der „Straßburger Zeitung“ wie olgt: f „Hier, wo es dem sächsischen Armeecorps zum ersten Male in dem vergangenen Feldzuge vergönnt war, werkthätig am Kampfe theil⸗ zunehmen, um unter den Augen des Deutschen Kaisers an der Seite seiner heldenmüthigen Garden hier entscheidend eingreifen zu können, hier will es den vielen Kameraden ein Denkmal setzen, die ihr Blut im gerechten Kampfe für Deutschlands Ruhe und für Deutschlands Ruhm verspritzt haben, nicht nur auf diesem Schlachtfelde, sondern in allen Schlachten und Gefechten der denkwürdigen Kriege 1870— 71, wo Sachsen Mitkämpfer waren. Möge es sein ein Zeichen unseres Schmerzes über ihren Verlust, doch auch unseres gerechten Stolzes über ihre Thaten. Möge es sein eine Mahnung an unsere Nachfolger, es diesen gleichzuthun im Opfermuth und Todesperachtung. Und sollte auch versucht werden, diesen Boden, der ja mit ihrem Blute errungen, Deutschland wieder zu entfremden, so sei es ein Unterpfand, daß die Sachsen wieder Schulter an Schulter mit den anderen deutschen Stammen stehen werden, und ihr Blut vergießen für Kaiser und Reich, für das geliebte deutsche Vaterland.“

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 2. August. Gestern Abend fand zu Ehren des Schah von Persien in Schön⸗ brunn ein Galadiner statt. Heute kam der Schah gegen Mittag nach Wien und wurde vom Kaiser auf dem Südbahnhofe empfangen. Beide Majestäten fuhren sodann nach dem Weltausstellungsge⸗ bäude, wo im Kaiserpavillon ein Dejeuner bei dem Kaiser statt⸗ fand. Nach demselben besichtigte der Schah, von dem Kaiser ge⸗ leitet, zuerst die Rotunde, dann die Abtheilungen des Deutschen Reiches, Italiens, Frankreichs und Großbritanniens, sodann die Abtheilung Oesterreichs und Persiens. Hier verabschiedete sich der Kaiser pon seinem hohem Gaste, der dann noch die Abthei⸗ lungen Japans und Chinas und schließlich den persischen Pa⸗ villon besichtigte. Um 47 Uhr verließ der Schah die Weltaus— stellung und kehrte nach Laxenburg zurück.

Der Gesetzentwurf über die Arrondirung der ungarischen Komitate ist seiner Vollendung nahe und kommt in der nächsten Session vor die Legislative. „P. N.“ ver⸗ nimmt, daß dasselbe eine Verbesserung der jetzigen Territorial⸗ eintheilung der Komitate bezweckt. In der oberen Gegend sollen mehrere Komitate (Arva, Thurocz, Liptau) mit einander ver⸗ einigt, insbesondere aber in Siebenbürgen namhafte Territorial⸗ Veränderungen vorgenommen werden.

Wie der „Pesther Lloyd“ meldet, hat der Kaiser nach Vortrag des ungarischen Landesvertheidigungs⸗Ministers die dies⸗ jährigen Herb stübungen der Honveds eingestellt.

Schweiz. Bern, 2. August. (W. T. B.) Die Sitzungen

des Nationalraths und des Ständeraths wurden heute durch die betreffenden Präsidenten geschlossen.

3. August. Der Bundes-Präsident Ceresole hat die Einladung des Kaisers von. Oesterreich zur Wiener Weltausstellung mit Rücksicht auf die wichtigen noch schwebenden Geschäfte dankend abgelehnt.

Großbritannien und Irland. London, 1. Juli. Der . von Rußland und Ge⸗ mahlin sind von ihrem Besuche beim Herzog von Richmond in Goodwood zurückgekehrt und begaben sich heute in Begleitung des Prinzen und der Prinzessin von Wales zu einem Abschiedsbefuche der Königin nach Osborne auf der Insel Wight.

Die verwittwete Herzogin von Cambridge hat in Begleitung ihrer Schwester, der Großherzogin von Meck⸗ lenburg⸗Strelitz, London verlassen und sich nach ihrem Schlosse Rumpenheim, in der Nähe von Frankfurt a. M., für den Herbst begeben.

Der Prinz und die Prinzessin Christian von Schleswig-Holstein haben ihre Reise nach dem Haag zum Besuche des niederländischen Hofes bis Ende dieses Monats ver—

oben. h Der Kaiserlich russische Botschafter am hiesigen Hofe, Graf Brunnow, ist von Darmstadt auf seinen Posten hierher zurückgekehrt.

Im Oberhause stellte in der Sisung vom 29. v. M. Lord Granville den Antrag, daß die Botschaft der Königin, welche dem Hause die beabsichtigte Heirath zwischen dem Herzog von Edinburgh und der Großfuͤrstin Maria Alexandrowna von Rußland anzeigt, in Erwägung gezogen werde, und empfahl den Erlaß einer Adresse, worin der Königin für ihre Botschaft ge⸗ dankt und versichert werde, daß das Haus stets das lebhafteste Interesse an Allem, was die Königliche Familie angehe, empfinde, und bereit sein werde, in Gemeinschaft mit dem anderen Hause des Parlaments seine Zustimmung zur Bewilligung einer wei⸗ teren Apanage für Se. Königliche Hoheit zu ertheilen. Der Redner fügte hinzu, er hege nicht den mindesten Zweifel, daß das Haus diese Adresse mit ebenso großer Befriedi⸗ gung genehmigen werde, wie bei früheren ähnlichen Ge⸗ legenheiken, denn es sei die Charakteristik der Hei⸗ rathen des englischen Königshauses, daß sie auf gegen⸗ seitiger Zuneigung beruhten. „Ich brauche“ fuhr Lord Gran⸗ ville fort „wohl kaum zu erwähnen, wie jung der Herzog von Edinburgh war, als er zuerst die Hoffnung auf diese Ver⸗ bindung hegte; und, Mylords, die Basis, auf welcher die Un⸗ terhandlungen für diese Heirath von Ihrer Majestät und dem Kaiser von Rußland geführt wurden, war, daß die projektirte Verbindung eine solche sei, die der Zuneigung entspringe. Früher wurde Heirathen, die zu politischen Zwecken stattfanden, viele Wichtigkeit beigelegt, aber Ew. Lordschaften wissen, daß solche Verbindungen selten die Er⸗ zielung der politischen Zwecke, für welche sie beabsichtigt waren, zur Folge hatten. Es ist ohne Zweifel das Interesse Rußlands wie Englands, daß die beiden Länder auf gutem Fuße mit einander stehen, und es hat nicht an Beweisen der Wünsche Sr. Majestät des Kaisers von Rußland gemangelt, freundschaftliche Beziehungen mit unserer Nation zu unterhalten. Der Marquis von Salisbury ergriff hierauf das Wort, um im Namen des abwesenden Herzogs von Richmond den Antrag zu unterstützen. Er drückte seine Ueberzeugung aus, daß alles, was zum Glück der Königin beitrage, allen Klassen ihrer Unterthanen Vergnügen bereiten werde. Obwohl diese Ehebündnisse nicht die Politik dieses Lan⸗ des affizirten, so seien sie seinem Ermessen nach doch die Mittel, die zur Erhaltung des Friedens führen. Die Adresse an die Königin wurde hierauf einstimmig genehmigt.

Demnächst erhob sich der Marquis von Ripon, um die aus dem Unterhaus herübergekommene Bill zur Amendirung des Elementarunterrichts⸗Gesetzes von 1870 zu erläutern und zur zweiten Lesung zu empfehlen. Von Lord Lyttelton und Lord Fortescue mit einigen Worten kräftig unterstützt, wurde die zweite Lesung der Vorlage genehmigt.

Im Unterhause wurden der Nachmittagssitzung mit einer Reihe eröffnet. Auf eine Anfrage Newdegates, ob die Re⸗ gierung beabsichtige, das Haus der Gemeinen bezüglich des zwischen Großbritannien und Frankreich abgeschlossenen Han⸗ dels-Vertrages zu Rathe zu ziehen, erwiderte Gladstone (der, von seinem jüngsten Unwohlsein gegesen, wieder auf seinem Platze erschien, die Regierung gebenke, das Haus darüber nicht zu consultiren, weil die Regierung durch den neuen Vertrag keiner— lei neue Tarif⸗Verpflichtungen eingegangen sei. Auf den Antrag des Premier-Ministers verwandelte sich das Haus in ein Komite, um die Botschaft der Königin bezüglich der Verlobung des Hezogs von Edinburgh in Erwägung zu ziehen. Mit dem Antrage auf Bewilligung einer weiteren Apanage für den Herzog verknüpfte Gladstone einige mit großem Beifalle aufgenommene Bemerkungen über die projektirte Ver⸗ bindung zwischen den Höfen Rußlands und Großbritanniens. „Was dieses Land betrifft,“ sagte er, „so hoffe ich, daß die Zeit vorüber ist, wo es für nothwendig befunden wurde, derartige Verbindlichkeiten einzugehen, ohne jenes große, unerläßliche und, ich kann sagen, Weihe ertheilende Element die persönliche Zuneigung. Auf dieser höchst soliden Basis beruht die gegen⸗ wärtige Verbindung, und sie bildet den ersten und stärksten Grund für unsere Wünsche, daß sie während des Lebens der interessirten erlauchten Personen mit jeder Segnung gekrönt werde. Ich möchte auch sagen, daß, obwohl in den Wechselfällen der Geschichte die Zeit kam, wo wir durch besondere Umstände ge⸗ zwungen waren, das russische Reich als einen feindlichen Staat anzusehen, doch Gott verhüten wolle, daß wir die Wiederkehr einer solchen Zeit erleben oder was noch schlimmer ist, daß wir uns angewöhnen oder erlauben sollten, Gefühle der Feindseligkeit oder des Argwohns gegen eine Macht zu hegen, mit der wir in Allianz stehen. Ich freue mich, und ich glaube, das Haus und das Land werden sich über die Bildung dieses neuen Bandes der Freundschaft zwischen zwei großen Reichen freuen, und ge— statten Sie mir, zu sagen, daß, wenn wir eine Wahl der Zeit, in welcher wir wünschen könnten, daß eine derartige Be⸗ ziehung zwischen der Kaiserlich russischen Familie und dem Königshause des Vereinigten Königreiches gebildet werde, aus⸗ zuüben hätten, wir uns wohl freuen mögen, daß sie in die Re⸗ gierung eines Kaisers, wie Se. Kaiserliche Majestät fiel, der be⸗ reits feine Regierung nicht durch Plaͤne rücksichtsloser Ver⸗ größerung noch durch bloßen Pomp und Gepränge angesichts einer zu leicht bewundernden Welt, sondern durch jenen großen Akt legislativer Weisheit und Menschlichkeit, der in der Geschichte fast ohne Beispiel dasteht und der an und für sich genügend ist, eine Regie⸗ rung nicht allein ehrenvoll, sondern berühmt zu machen, ich meine, die Emaneipation der Leibeigenen Rußlands ausgezeichnet hat.“ Gladstone beantragte sodann die Erhöhung der Apanage

die Verhandlungen in

Interpellationen

des Herzogs von 15,000 auf 25,000 Lstr. per annum, sowie die Bewilligung einer lebenslänglichen Jahresrente von 6000 Lstrl. für die Großfürstin Marie für den Fall, daß sie ihren Batten überlebt. Er erinnerte das Haus indeß daran, daß, als dem Prinzen in 1866 ein Jahrgeld von 15,000 Lstr. votirt wurde, die Bestimmung getroffen wurde, daß, im Falle Se. Königliche 1 den Thron von Sachsen⸗Coburg⸗Gotha be⸗ steige, die Königin mit der Zustimmung des Parlaments diese Apanage reduziren oder gänzlich widerrufen könne. Schließlich ersuchte er das Haus um einstimmige Genehmigung der mini⸗ steriellen Vorschläge. Hunt unterstützte den Antrag im Namen der Opposition mit dem Bemerken, er sei überzeugt, daß, wenn eine größere Summe verlangt worden wäre, das Haus dieselbe bewilligt haben würde. Auf die Frage Holls, ob die Großfürstin sich zur Staatskirche bekennen werde, erwiderte Gladstone, daß sich die Frage außerhalb der in der Thronfolgeakte vargesehenen Eventualitäten bewege. So viel er wisse, werde die Religion der Großfürstin der Heirath keine Schwierigkeiten bereiten. Hierauf wurden Resolutionen im Ein⸗ klange mit dem Vorschlage des Premier⸗Ministers angenommen, und Gladstone kündigte an, daß dem Hause ein denselben Wir⸗ kung gebender Gesetzentwurf unverzüglich vorgelegt werden würde.

Frankreich. Paris, 2. August. Der General Chan zy hat am 30. die Stadt Algier verlassen, um eine Rundreise in Kabylien zu machen. Er wird Palestro, Bordj, Menaiel, Fort National, Dellys und Umgegend besuchen und am 5. August zurückkehren.

Der Minister des Innern, Beuls, hat die Präfek⸗ ten, in deren Departements Wahlen vorzunehmen sind, nach Versailles eingeladen.

Am I. d. M. fand eine Sitzung des obersten Kriegs⸗ raths statt. Gegenstand der Besprechung waren die neuen Befestigungspläne für Paris.

Wie der „Echo du Nord“ erfährt, wäre es im Prinzipe beschlossen, die bestehenden Befestigungen von Lille zu schleifen und an ihrer Stelle eine Reihe von Forts in großer Entfernung von der Stadt zu errichten.

2. August. (W. T. B.) Die „Union“ vom heutigen Tage veröffentlicht einen Brief des Grafen Chambord an den Deputirten Cazenove de Pradine, worin er demselben innigst dankt und beglückwünscht, daß er in der Sitzung der Nationalversammlung vom 24. Juli trotz des Wider⸗ spruches des rechten Centrums und selbst der gemäßigten Rechten seinen Antrag aufrecht erhalten habe, daß eine Deputation der Versammlung der Grundsteinlegung für die Kirche auf dem Montmartre beiwohnen solle. Der „Agence Havas“ zufolge wird der Brief als ein schlechtes Vorzeichen für die Fusions⸗ projekte betrachtet.

Einer Mittheilung des „Paris Journal“ zufolge sind angesichts der ernsten Lage in Spanien Befehle nach den Kriegs⸗ häfen von Rochefort und Toulon gesandt, wonach drei Korvetten nach den spanischen Küsten gehen sollen. Das Mittel meergeschwader soll gleichzeitig Befehl erhalten haben, sich zum Auslaufen bereit zu halten.

3. August. (W. T. B.) Der Graf von Paris hat sich am Freitag nach Villers bei Trouville begeben. Nach der „Agence Havas“ zugegangenen Nachrichten wäre die Absicht einer Reise nach Frohsdorf aufgegeben; von den Journalen wird dies mit dem Briefe des Grafen von Chambord an den Deputirten Ca— zenove de Pradine in Verbindung gebracht.

Versailles, 3. August. (W. T. B.) Die „Correspon⸗ dance de Versailles“ bespricht die von Frankreich Spanien gegenüber einzuhaltende Politik und erklärt dabei, Frankreich beschränke sich auf Beobachtung einer vollständigen Neutralität, die französische Regierung nehme weder für die Re⸗ gierung in Madrid, noch für die Carlisten Partei, habe die spa—⸗ nische Republik nicht anerkannt und unterhalte mit derselben nur diejenigen rein offiziösen Beziehungen, welche von den Rücksich⸗ ten einer guten Nachbarschaft geboten würden. In die . inneren Schwierigkeiten Spaniens dürfe sich Frankreich nicht einmischen, seine ganze Thätigkeit müsse sich gegen⸗ wärtig darauf beschränken, seine eigenen Grenzen gegen Spanien hin zu sichern und in Spanien selbst seine Landesangehörigen zu schützen. Bei der Berennung oder bei dem Bombardement irgend eines spanischen Platzes hätten die französischen Konsuln auf Beobachtung der völker⸗ rechtlichen Grundsätze zu bestehen, damit den französischen Landesangehörigen Zeit bleibe, sich in Sicherheit zu bringen. Wenn diesen Forderungen der französischen Konsuln nicht Ge⸗

nüge geschehe, würde es von den Ereignissen abhängen, welche

Politik dann von der französischen Regierung weiter einzuschlagen sei. Auch bezüglich der in Südspanien einander gegenüber⸗ stehenden Parteien sei die Beobachtung einer durchaus neutralen Haltung geboten. Die Politik Frankreichs Spanien gegenüber sei durchweg diejenige der Nichtintervention, und dieselbe harmonire durchaus mit derjenigen, welche Frankreich überhaupt dem Aus⸗ lande gegenüber beobachte.

Spanien. Madrid, 2. August. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Cortes wurde ein Gesetzentwurf über. die Trennung der Kirche vom Staat und eine Vorlage über die Requisition von Pferden in den bas kischen Provinzen und dem Militär⸗Distrikt von Burgos eingebracht. Die Regierung machte Mittheilung von mehreren ihr zugegangenen Telegram⸗ men, wonach der „Vigilante“ an Spanien zurückgegeben ist und die Nachricht von dem Vorgehen der Kommandirenden der frem⸗ den Geschwader vor Malaga bestätigt wird. Die letzteren haben darnach nicht blos das von den Insurgentenschiffen beabsichtigte Bombardement von Malaga verhindert und dieselben veranlaßt, sich nach Karthagena zurückzubegeben, sondern auch zur Siche— rung der Ausführung dieser Weisung Contreras als Geißel bis nach geschehener Rückkehr der Insurgentenschiffe zurückbehalten. Das Vorgehen der fremden Kriegsschiffe und die Inhaftnahme von Contreras ist in Folge einer vorgängigen Verständigung unter den Kommandanten des deutschen, britischen und französi⸗ schen Geschwaders erfolgt.

Der Angriff auf Valeneia hat heute Morgen um 6 Uhr begonnen.

Depeschen aus den Provinzen vom 2. August Nachmit⸗ tags melden über den Stand der Insurrektion Folgendes:

Die auf Bildung von Kantonalregierungen gerichteten au f⸗ ständischen Bewegungen nehmen mehr und mehr den Cha⸗ rakter eines reinen Plünderungskrieges an.

Die aus 80 Offizieren und 600 Matrosen bestehende Besatzung der Fregatte „Carmen“ hat sich anheischig gemacht, die Insurgenten in Karthagena unter die Botmäßigkeit der Regierung zurückzuführen, und verläßt morgen den Hafen von Ferrol.

Nach einem der Regierung gestern Abend von Malaga zugegangenen Telegramm wäre durch einen Handelsdampfer die

von keiner Seite bis jetzt bestätigte Nachricht überbracht worden, daß die Kommandirenden der fremden Geschwader vor Malaga zusammengetreten seien und Contreras, der sich am Bord des „Almansa“ befunden und Malaga mit einem Bombardement bedroht habe, bedeutet hätten, daß die Insurgentenschiffe sich nach Karthagena zurückzubegeben hätten, und daß man eventuell Sicherungsmaßregeln für Ausführung dieser Anordnung ergrei⸗ fen werde.

Auf die von der Regierung der Vereinigten Staa⸗ ten von Nordamerika an die hiesige Regierung gerichtete Anfrage, ob sie für die Handlungen der Insurgentenschiffe irgend welche Verantwortung übernehme, hat letztere verneinend geantwortet.

Bei einer zwischen dem General Martinez Cam⸗ pos und den Insurgenten von Valeneia gestern stattge⸗ habten Unterredung machten die letzteren einen verräther'schen Ueberfall, in Folge dessen ein Theil des Gefolges des Gene⸗ rals getödtet wurde. Der General hat trotzdem den den Insur⸗ genten bewilligten, heute Morgen zu Ende gehenden Waffenstill⸗ stand aufrecht erhalten.

Ein Telegramm vom 2. August Abends berichtet:

Nach einer hier von Gibraltar eingetroffenen telegraphischen Meldung werden die beiden Insurgenten⸗Kriegsschiffe „Al⸗ mansa“ und „Victoria“ auf ihrem Wege von Malaga nach Karthagena durch ein kombinirtes Geschwader von britischen und deutschen Kriegsschiffen begleitet. Die Schiffe dürften heute in Karthagena eintreffen. Die Fregatte Villa de Madrid“ ist zu den Insurgenten übergegangen und wird von einem fremden Kriegsschiffe überwacht.

Der General Pavia ist heute von Sevilla nach Cadiz aufgebrochen.

Die Nachricht von der Plünderung der Suceur⸗ sale der spanischen Bank in Valencia bedarf noch der Bestätigung.

Weitere telegraphische Berichte vom 3. August, Aben?es, melden:

Das Bombardement von Valencia hat von drei ver⸗ schiedenen Punkten aus begonnen und sind die Regierungs— truppen der Stadt näher gerückt. Es werden noch Verstaͤr⸗ kungen aus Aragonien erwartet, ehe zum Sturm geschritten werden soll.

Vor Cadix haben die Insurgenten die Insel San . geräumt; dieselbe wurde sofort von den Truppen

esetzt.

Castelar will morgen bei den Cortes die Verschiebung der Berathung über die künftige Staatsverfassung bis dahin be⸗ antragen, wo die Delegirten der Provinzial⸗Deputationen ein⸗ getroffen sind denen in der Frage der künftigen Eintheilung des Landes eine berathende Stimme zugestanden ist. Ferner soll derselbe den Antrag stellen wollen, überhaupt eine Ver⸗ tagung der Sitzungen bis zum 1. September d. J. eintreten zu lassen.

Die hiesigen Anhänger der Partei der Intransigen⸗ ten hatten für heute eine anticarlistische Volksversamm— lung anberaumt, dieselbe aber offenbar nur zum Vorwand ge—⸗ nommen, um eine Kundgebung gegen die Regierung herbeizu⸗ führen. Bei dem Abmarsch der Menge nach dem Prado gaben die vorangetragenen rothen Fahnen Veranlassung zu Protesten von anderer Seite. Es kam zu Streit und Schlägen mit Stöcken unter der versammelten Menge, die Fahnen wurden hierbei zer⸗ rissen und die beabsichtigte Kundgebung wurde vereitelt.

Aus Gibraltar, 3. August, kommt die Nachricht, daß das britische Geschwader im Mittelmeer in der Nacht vom 2. zum 3. August daselbst vor Anker gegangen ist.

Bilbao, 1. August. (W. T. B.) Don Carlos hat sich mit dem größten Theile seiner Streitkräfte nach der Pro- vinz Biseaya gewendet, in der Nähe sind nur einige Ab⸗ theilungen zurückgeblieben. Es heißt, der Marsch gehe auf Guernica zu und Don Carlos beabsichtige, demnächst den Eid auf die Fueros (die Rechte und Freiheiten der baskischen Pro—⸗ vinzen) zu leisten.

3. August. (W. T. B.) Don Carlos ist gestern in Guerniea eingetroffen und hat den Eid auf die Fueros geleistet, sodann aber den Marsch auf Durango angetreten. Unter den carlistischen Parteigängern ist großer Jubel, ein Manifest von Don Carlos ergeht sich in Lobeserhebungen auf die Freiheiten von Biscaya.

Griechenland. Athen, 2. August. (W. T. B.) Die Kammer genehmigte heute in dritter Lesung den Vertrag mit der Laurioncompagnie mit 109 gegen 6 Stimmen. Die Com⸗ pagnie zahlt darnach an den Staat eine Abgabe von 55 Proz. des Reingewinns.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 2. August. Zwischen den Ministerien des Innern und des Krieges schweben Verhandlungen darüber, daß bei Ginberufung beurlaubter Soldaten und Unteroffiziere zu außerordent⸗ lichem Kriegsdienste denselben gegen Bezahlung durch die Land⸗ schaft obligatorische Fuhren gestellt werden sollen. Als Norm für diese durch die Landschaft zu leistende Bezahlung gilt die Entfernung der Kreisstadt vom Sammelpunkt und ferner der Betrag von vier Kopeken pro Werst und Pferd während des Wintels, nämlich vom November bis April, und von fünf Ko— peken während der Sommermonate. .

Ueber die Zustände in Chiwa berichtet eine Kor⸗ respondenz der „M. Ztg.“:

Obgleich auf den Bazars der von uns genommenen Stadt der Sklavenhandel gezwungener Weise für immer aufgehört hat, haben einige turkmenische Stämme nichtsdestoweniger die Absicht, dem Bei⸗ spiel Chiwas nicht zu folgen, sondern, wie bisher, Räubereien zu ver—⸗ üben und friedliche Leute gefangen zu nehmen, um sie auslösen zu lassen oder zu verkaufen, was übrigens die Jomuden selbst nach der Einnahme Chiwas durch unsere Truppen auch gethan haben. Sie plünderten ein russisches Fahrzeug, das sich in Handelsangelegen— heiten am turkmenischen Ufer befand, und führten den Lootsen, einen russischen Bauern, in Gefangenschaft. Wohl oder übel liegt die Nothwendigkeit vor, auch mit den Turkmenen reine Rechnung zu machen. Uater den russischen Truppen brennt man, vor Begier, auch mit den Jomuden sich zu messen, welche einer gütlichen Beilegung der Sache mit Chiwa sich am meisten widersetzt haben. Der Ehan ist seinem Oheim übergeben, in dessen Hause er auch Woh- nung erhalten hat; den Urheber des Krieges zwischen Rußland und Chiwa aber, den bekannten Divanbegi Ata-Murat⸗bek, hat man ge— änglich eingezogen. Das Vermögen der Regierung von Chiwa ist eguestrirt. Die in den Palästen gefundenen bemerkenswerthen Gegen— stände sind für öffentliche und Privatmuseen bestimmt. .

3. August. (W. T. B.) Dem „Regierungsanzeiger“ zufolge ist für diejenigen, welche an der Expedition nach Chiwa betheiliat waren, eine silherne Medaille mit der Aufschrift: „Für die Expedition nach Chiwa 1873. bestimmt. Diese Medaille soll an einem Bande, welches die Farben der

Bänder des St. Wladimir⸗ und des St. Georgen⸗Ordens hat, auf der Brust getragen werden.

Die Großfürsten Alexis Alexandrowitsch und Nikolaus Constantinowitsch sind heute zu Obersten avancirt. Der Herzog Eugen von Leuchtenberg ist zum Flügel⸗Adjutant des Kaisers und der Oberst Loma⸗ kin zum Generalmajor ernannt worden.

Dem Genergl Kauffmann ist der St. Georgen⸗ Orden zweiter Klasse und den Generalen Wer ewkin und 2 watchew der St. Georgen⸗-Orden dritter Klasse verliehen worden.

. Ueber den Aufenthalt des Erzherzogs Albrecht in Warschau und die daselbst stattgehabten Festlichkeiten mel⸗ det der „Dziennik Warschausw,ki“:

Gestern, am 27. d, war Galadiner im Lazienkipalaste, zu welchem zweihundert Personen geladen waren. Der Kaiser von Rußland brachte einen Trinkspruch auf den Kaiser von Oesterreich und den Deutschen Kaiser, sowie auf deren Armeen aus. Erzherzog Albrecht von Oester⸗ reich sandte sogleich Telegramme darüber an den Kaiser nach Wien und an die österreichischen Regimenter, deren Inhaber der Kaiser von Rußland ist. Hierauf trank der Kaiser, sich gegen den Erzherzog Al⸗ brecht, der ihm zur Rechten, und gegen den Statthalter Grafen Berg, der ihm zur Linken saß, wendend, zu Beiden als Feldmarschällen zweier

Armeen, auf das Wohl der Vertreter beider benachbarten und befreun⸗ deten Heere.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 30. Juli. In den Scheerengewässern bei Stockholm sind in diesen Tagen unter Befehl des Commandeurs A. Pettersen Uebungen mit der dort stationirten Flotten-Abtheilumg vorgenommen. An diesen Uebungen haben auch einige Compagnien Infanterie und Artillerie Theil genommen.

Dänemark. Kopenhagen, 31. Juli. Prinz Arthur von Großbritannien machte u. A. von Fredensborg einen Ausflug nach der Sommerresidenz, der verwittweten Königin Caroline Amalie, Sorgenfrei bei Lyngby, und begab sich darauf mit der Königlichen Familie nach Schloß Frederiksborg. Dieses Schloß, welches während der Regierungszeit König Friedrich VII. abbrannte wird seitdem wieder hergestellt. Gegenwärtig ist man mit der Vollendung der inneren Ausschmückung beschaäftigt.

Amerika. New⸗York, 2. August. (W. T. B) Nach hier eingetroffenen Nachrichten ist in Portland im Oregongebiete eine große Feuers brun st ausgebrochen, welche 366 Häuser ver⸗ nichtete und ca. 150 Familien obdachlos machte. Der angerichtete Schaden wird auf 1,500,000 Dollars geschätzt.

Havanna, 2. August. (W. T. B.) gie ist eine carli⸗ stische Verschwörung entdeckt und sind in Folge dessen mehrere Verhaftungen vorgenommen worden. Der Ober⸗-Kom⸗ mandirende der Insurgenten Cespedes hat das Eintreten in Friedenspverhandlungen mit Kommiffarien der Regierung abgelehnt. In der Nähe von Puerto-Prineipe haben einige bedeutendere Gefechte stattgefunden.

Die Vr, 15 des. Marine-Verordnungs-Blatts.“ hat folgenden Inhalt: Abänderung in der Bekleidung der Marine⸗Mann⸗ schaften. Reglement über die Annahme, Ausbildung und Prüfung der Sekretariats- und Registratur-Applikanten bei den Marine⸗-Sta⸗ tions⸗Intendanturen. Die Liguidirung der Unterrichtsgelder. Ein— sendung von Führungs- und Qualifikations-Listen von den bei den Truppen eingetretenen Zöglingen des großen Militär-Waisenhauses zu Potsdam und des Militär⸗Knaben-Erziehungs⸗Instituts zu . Abänderung des Inhalts-Verzeichnisses der Schiffsbücherkisten. Aen⸗ derungen in der Zusammenstellung der in der Land- und Marine— Artillerie vorhandenen gezogenen und glatten Geschütz-Kaliber.“ Die Löhnung der zweiten Schiffsköche, Verbesserung der Bekleidung der Unteroffiziere. Rapportführung über die, der Fahnenflucht beschul⸗ digten Mannschaften, sowie deren Verpflegung auf dem Marsche und in der Garnison. Das Gesetz über die Rechtsverhältnisse der zum dienstlichen Gebrauche einer Reichs verwaltung bestimm fen Gegenstände. Einreichung von Anzeigen S. M. Schiffe über den Eingang der von dem Hydrographischen Bureau der Admiralität versendeten Hydrogra—

phischen Mittheilungen, und Nachrichten für Seefahrer ꝛc. Personal⸗

Veränderungen.

Das Coursbuch der deutschen Reichs-Postverwal⸗ tung, August 1873, J. Abtheilung, enthaltend die Eisenbah— nen in Deutschland und der österreichischungarischen Monarchie und Uebersicht der bestehenden Rundreise⸗Touren mit Angabe der Billet⸗ preise, bearbeitet im Coursbureau des Kaiserlichen General-Postamts, Verlag der Königlichen Geheimen Ober⸗-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker), ist soeben ausgegeben und umfaßt die bis zum 1. August eingetretenen resp. mit demselben Tage eintretenden Aenderungen in dem Gange der Eisenbahnzüge. Ferner Abtheilung II., August, enthaltend die bedeutenderen Eisenbahnrouten in Europa, außer Deutschland und Oesterreich, ferner Postverbindungen in Deutschland und den angren⸗ zenden Landern, Dampfschiffcourse; Reisetouren zwischen mehreren Dauptorten Europas, Verzeichniß der Bade⸗ und Kurorte in Deutsch⸗ land und den angrenzenden Ländern nebst Nachrichten über die Reise⸗ verbindung dieser Orte, Reisetouren zwischen Berlin und den bedeu— tenderen Badeorten, Tarif für Courier⸗ und Extraposten, Wegemaße, Münzvergleichungs⸗Tabelle, Zusammenstellung der Bestimmungen über Benutzung der Telegraphenlinien und Gebührentarif 2c. Mit 2 Karten.

Statistische Nachrichten.

Würzburg, 31. Juli. An choleraartigen Erscheinungen (Cholera, Cholerine und Brechdurchfall) sind nach amtlichen Quellen in der Zeit vom 8. bis 30 Juli im Königlichen Juliusspitale 2 männliche und 17 weibliche Personen erkrankt, davon 8 weibliche ge⸗ storben, 3 Personen genesen ünd 8 befinden sich noch in Behandlung; in der Stadt und Stadtmarkuug erkrankten 3 männliche und 7 weib⸗ lich Personen, gestorben sind 1 männliche und 2 weibliche Personen, genesen ist 1 Pecson, in Behandlung befinden sich noch 6 Personen. Es find demnach in der Zeit von 3 Wochen 29 Personen erkrankt, davon 11 Personen gestorben, 4 genesen und 14 befinden sich noch in

Behandlung. ö ( Kunst und Wissenschaft. .

München, 31. Juli. . Der Privatdozent an der Universität Göttingen Dr. C. Stumpf ist zum ordentlichen Professor der Philosophie an der Universität Würzburg ernannt und dem ordent⸗ lichen Professor an der Universität Würzburg r. C. Umpfenbach die wegen seiner Berufung an die Universität Königsberg erbetene Enthebung von der Professur unter Anerkennung seiner verdienstvollen akademischen Lehrwirksamkelt bewilligt worden.

London, 30. Juli. In Exeter hat am 29. ds. der 30. Jah⸗ reskongreß des britischen archäologischen Instituts be⸗ gönnen. Der Earl von Devon führte den Vorsitz und hielt die Eröffnungsrede. ; - .

Stockholm, 30. Juli. Der „Post och Inr. Tid.“ zufolge ist der schwedische Bildhauer Professor Johan Peter Molin heute auf dem Landsitze Ekudden bei Waxholm mit Tode abgegangen. Derselbe war am 17. März 1814 in Gothenburg geboren

Rom, 30. Juli. Am vergangenen Sonntag, um Mitternacht, wurden heftige Erdstöße im Livisrhal, verspürt. In Isota flüchteten alle Einwohner ins Freie. Am nämlichen Tage verspürte man auch in Belluno Erdstöße.

Landwirthschaft.

Im Regiermgsbezirk Po᷑tsdam wird die Ernte im Ganzen

mittelgut ausfallen. Auf gutem und mittlerem Boden befriedigt der