1873 / 184 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 06 Aug 1873 18:00:01 GMT) scan diff

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emäß den Anordnungen des Herrn Präsidenten und der Herren Mit—

fi des heut installirten Hohen Kollegiums Ihre amtliche Thätig⸗ keit zu üben, habe ich darauf hinzuweisen, wie Ihre Pflichttreue, Ihr Diensteifer, Ihre stets prompte und sorg alige Mitwirkung bei Auz-⸗ führung der Ihnen übertragenen Geschäfte einen sehr wesentlichen Faktor bildet zur entsprechenden Förderung der Arbeiten und der Auto⸗ ritãt des Kellegiums. Bewähren Sie diese Eigenschaften nter allen Verhaͤltnissen, rechtfertigen Sie das in Sie gesetzte Vertrauen!

Wir Alle aber, meine Herren, wollen bei diesem wichtigen und feierlichen Akt, wie in unseim amtlichen Wirken überhaupt, uns mit freudiger Bewegung des Herzens noch eins gegenwärtig halten, daß nämlich unser allergnädigster Kaiser, König und Herr es ist, der der evangelischen Kirche in allen Seinen Landen Sein volles warmes Herz schenkt, der durch Sein Vorbild in echter Gottesfurcht und Fröm—⸗ migkeit allezeit darauf hinweist, worauf es im evangelischen Christen⸗ thume wesentlich ankommt, der die wunderbaren Erfolge Seines sieg⸗ gekrönten Heeres und die zahlreichen sonstigen Gnadenerweisungen in Haus und Land stets mit aufrichtiger Demuth und als ihm von Gott anvertraute Pfunde entgegengenommen hat, der auch uns, die wir ge⸗ würdigt sind, als Seine Diener zu wirken, zuruft: Gehet hin und thuet desgleichen! .

Geben wir dem Gelübde, welches als das Echo dieses Zurufs in unsern Herzen sein Ja und Amen ertönen läßt, demgemäß auch jetzt einen freudigen und begeisterten Ausdruck, indem wir die Gefühle der Verehrung und Dankbarkeit gegen unsern Landesherrn, gegen den erhabenen Schirmherrn unserer theuern evangelischen 2 in den Ruf zusammenfassen: . . .

Se. Majestät Unser Kaiser und König Wilhelm, Unser aller⸗ ädigster Herr, sei gesegnet mit Seinem ganzen Kaiserlichen und e gen Hause; Er lebe hoch! t ;

Die Versammlung stimmte in diesen Ruf dreimal be⸗

geistert ein.

In Folge Allerhöchster Bestimmung waren unter Lei⸗ tung des Staats⸗Ministers von Kameke die Kommissarien der einzelnen Ministerien zusammengetreten, um die Vorschläge für eine angemessene Feier der auf den 2. September d. J. ange⸗ setzten Enthüllung des Siege sdenkmals auf dem Kö— nigsplatze in Bekathung zu nehmen. Die von dieser Kom⸗ miffion an Allerhöchster Stelle befürworteten Vorschläge haben, der „Prov. Corr.“ zufolge, in allen wesentlichen Punkten die Genehmigung Sr. Majestaͤt erhalten.

Von den Truppen der Okkupations⸗Armee treffen morgen, den 7. d. Mts., auf dem Potsdamer Außen⸗ Bahnhofe hier ein: Um 9 Uhr 20 Minuten Vormittags die 6. leichte Batterie des Pommerschen Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 2, Divisions⸗Artillerie, und 4 Pionier⸗Comragnie des Pom⸗ merschen Pionier⸗Bataillons Nr. 2; um 2 Uhr 30 Minuten Nachmittags 1 Escadron des Pommerschen Dragoner⸗Regi⸗ ments Nr. 11 und 4 Pionier⸗Compagnie des Pommerschen Pio⸗ nier⸗Bataillons Nr. Z und um 9 Uhr 30 Minuten Abends verschiedene Stäbe.

Die auf dem Anhalter Bahnhofe eintreffenden Militär⸗ fig werden ebenfalls auf dem Außen⸗Bahnhof am Kanal ent⸗ aden werden.

Der General⸗Lieutenant und Commandeur der Garde⸗ Kavallerie⸗Division Graf von Brandenburg hat sich behufs Recognoscirung des diesjährigen Manöver⸗Terrains auf einige Tage nach Jüterbogk begeben.

Der General⸗Major und Präses des Ingenieur⸗Komites Leuthaus ist von der vor einiger Zeit unternommenen Dienst⸗ reise nach Elsaß⸗Lothringen behufs Inspizirung der dortigen Festungen hierher zurückgekehrt.

Der Oberst und Chef des Generalstabes des Garde⸗ Corps Bronsart von Schellendorff ist von seiner Ur⸗ laubsreise wieder hier eingetroffen.

Der Oberst⸗Leutenant und Direktor der vereinigten Artillerie⸗ und Ingenieur⸗Schule Roerdansz hat sich mit einem mehrwöchentlichen Urlaube nach Schlesien begeben.

Die kommissarischen Berathungen über den Mangel an ländlichen Arbeitern und die zur Abhülfe dieses Noth⸗ standes geeigneten Maßregeln haben am 30. v. Mts. ihren An⸗ fang genommen. Unter dem Vorsitze des landwirthschaftlichen Ministers, Grafen Königsmarck, hat die Konferenz in drei Sitzungen alle bisher in Anregung gebrachten Vorschläͤge, welche in einer vom landwirthschaftlichen Ministerium vorgelegten Denk⸗ schrift zusammengestellt waren, sowie noch einige andere damit in Zusammenhang stehende Fragen einer gründlichen Erörterung unterzogen. Am Montag, 11. d. M., wird die Schlußberathung stattfinden, bei welcher noch einige vorbehaltene Punkte zur Er⸗ wägung kommen sollen.

Der amtliche stenographische Unterricht im Hause der Abgeordneten beginnt am Donnerstag, den 14. August. Neben verschiedenen theoretischen Kursen, die hauptsächlich für Schüler der oberen Klassen höherer Lehranstalten bestimmt sind und bis zum 1. Oktober (in etwa 12 Unterrichtsstunden) beendet sein werden, finden auch praktische Uebungen für Diejenigen statt, welche sich zu Fachstenographen ausbilden wollen. Die Kurse . unentgeltlich. Anmeldungen werden vom Freitag, den

.d. ab, Vormittags von 10 bis 123 Uhr im stenographischen

Bureau des Hauses der Abgeordneten entgegengenommen.

Das Gießerei und Maschinenfabrikation umfassende 86, zu Malapane in Oberschlesien wird in isheriger Weise durch die preußische fiskalische Verwaltung fortgeführt, was zur Berichtigung mehrfach verbreiteter, ent⸗ gegengesetzter Ansichten hierdurch mitgetheilt wird.

Königsberg, 5. August. (W. T. B.) Die Cholera ist, wie der ‚„Ostpreußischen Zeitung“ gemeldet wird, auch in Braunsberg in heftiger Weise zum Ausbruch gekommen. Die Zahl der bis gestern daselbst erkrankten Personen betrug 174; von diesen waren 67 gestorben. Eine Compagnie des da⸗ selbst garnisonirenden Ostpreußischen Jãger⸗Bataillons Nr. I hat in dem dortigen Stadtwalde Baracken bezogen. Hier in Kö⸗ nigsberg hat die Zahl der an der Cholera Erkrankten die Ziffer 1090 bereits überschritten.

Bayern. München, 4. . Der Justiz⸗Minister Dr. von Fäu stle war vorgestern zu dem König zum Vortrag nach Schloßberg beschieden.

Heute Morgen 5. Uhr ist Prinz Arnulph von Wien und Nachmittag 1 Uhr Prinz Ludwig von Ingolstadt hier⸗ her zurückgekehrt.

Die Ankunft der Kaiserin von Oesterreich wird nãchster Tage hier erwartet.

Dem „Korr. v. u. f. D. zufolge unterliegt die auf die Beschlüsse der letzten protestantischen General⸗Synode zu erlafsende Allerhöchste Entschließung zur Zeit der Sanktion . Königs, so daß dieselbe alsbald wird publizirt werden

Um die Gebühren für die Revision der Pläne über

Baulinien und Bauführungen gleichförmig zu regeln, wurden die betreffenden Vorschriften einer Rewvision unterzogen, und es wird die auf Grund derselben genehmigte neue Königliche Ver⸗ ordnung soeben im Regierungsblatt publizirt. .

Augsburg, 5. August. (W. T. B.) Nachdem hier einige Cholerafälle vorgekomnen, beschloß der Gesundheitsrath in heutiger Sitzung, die bäm Ausbruch der Cholera gesetzlich vor⸗ geschriebenen Maßregeln sogleich anzuordnen. (

Heute, am Gedenktage der Schlacht bei. Weißen⸗ burg, rückten nach dreijähriger Abwesenheit die Augsburger Garnisontruppen das dritte Infanterie⸗Regiment Prinz Carl! und das vierte Chevauxlegers⸗Regiment König hier wieder ein. Die Stadt war festlich geschmückt. An der Spitze der mit Kränzen und Blumenspenden reich be⸗ dachten einziehenden Mannschaften ritten der Kriegs⸗Minister Freiherr v. Pranckh und der General der Infanterie und kom⸗ mandirende General des J. Bayerischen Armee⸗Corps, Freiherr v. d. Tann, begrüßt von den lauten Zurufen der Bevölkerung.

Sachsen. Dresden, 5. August. Ueber das Befinden des Königs ist dem „Dr. J.“ heute Vormittag das nach⸗ stehende Bulletin zugegangen: .

Pillnitz, 5. August. Die Nacht war eine gute, Se. Majestät der Konig haben den größten Theil dersel ben geschlafen, fühlen Sich aber trotzdem heute früh wenig gestärkt. ;

Dr. Fiedler. Dr. Carus. Dr. Ullrich.“

Württemberg. Stuttgart, 2. August. Der heutige „St. A. f. W.“ enthält folgende Berichtigung:

„Bezüglich der in einzelnen Blättern enthaltenen Mittheilung, nach welcher bei dem Königlich württembergischen Armee⸗Corps sogenannte Erntebeurlaubungen nicht stattfinden, erfahren wir, daß durch einen Erlaß des General⸗Kommandos bereits unter dem 1. Juli d. J. genehmigt worden ist, eine Anzahl Leute bei jeder Compagnie, Escadron oder Batterie auf 8 bis 10 Tage zur Unterstützung ihrer Angehörigen während der Erntezeit zu beurlauben und diese bis zum Beginne der größeren Uebungen gestatteten Beurlaubungen abwechselnd eintreten zu lassen, um a den ländlichen Interessen möglichste Berücksichtigung zu gewähren.“

Friedrichshafen, 2. August. Der König ist nach einer Abwesenheit von drei Wochen heute Nachmittag, von Beben⸗ hausen kommend, hierher zurückgekehrt.

Hessen. Darm sta dt, 5. August. Die Herzogin Anna von Mecklenburg⸗Schwerin ist heute früh bei dem Prinzen und der Prinzessin Carl zu längerem Besuche auf der Rosenhöhe eingetroffen.

Mecklenburg. Rostock, 4. August. Die Großher⸗ zogin Alexandrine traf gestern Morgen mit dem ersten Zuge im Salonwagen, von Schwerin kommend, auf dem hiesigen Bahnhofe ein, woselbst sich die Chefs der Behörden zur Be⸗ grüßung eingefunden hatten. Nach kurzem Aufenthalte setzte Ihre Königliche Hoheit in bereitstehender Equipage die Reise nach Doberan und dem Heiligen Damm fort. .

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 4. August. Zur Feier des Geburtstages des Erbgroßherzogs zu Sachsen, welcher Tag von der Großherzogin auf dem Jagd⸗ schlößschen des Gabelbachs, unweit Ilmenau, festlich begangen ward, wurde Derselben von den Bürgern Ilmenaus ein Fackel⸗ zug dargebracht; derselbe bewegte sich durch den Wald von der Stadt nach dem Jagdschlößchen.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 4. August. Der Kaiser hat heute den Grafen von Paris und den Prinzen von Joinville und . den Großfürsten Constantin Niko⸗ lajewitsch von Rußland empfangen. Am J. d. M. fin⸗ det ein Souper in Schönbrunn und nach dem Souper Feuer⸗ werk statt.

Prag, 4. August. Gestern hat unter dem Vorfitze des Dr. Herbst die erste konstituirende Sitzung des Prager Central⸗ Wahlkomites für Böhmen stattgefunden. Die von Dele⸗ girten sämmtlicher Bezirks⸗Wahlkomites in Böhmen besuchte Versammlung wählte ein engeres Aktionskomite, welchem die eigentliche Leitung der Wahlen in Böhmen zufällt. Die Auto⸗ nomie der einzelnen Wahlkreise wurde auch bei der Einsetzung des leitenden Aktionskomites in Prag im Auge behalten, indem der Beschluß gefaßt wurde, daß an den Sitzungen des Aktions⸗ komites auch die Delegirten der einzelnen Bezirks⸗Wahlkomites theilzunehmen berechtigt seien.

Großbritannien und Irland. London, 3. August. Aus den Parlamentsverhandlungen vom 1. d. M. ist nur die Debatte im Unter hause hervorzuheben, zu welcher die Komiteberathung der Vorlage bezüglich der Erhöhung des Jahrgehalts des Herzogs von Edinburgh Anlaß gab. Bei 5§. 1 entspann sich eine heftige Diskussion. Sir Charles Dilke ver⸗ warf einen der Präcedenzfälle, auf die fich der Premier⸗Minister zur Unterstützung der zweiten Lesung bezog, und Gladstone ta⸗ delte in seiner Erwiderung in scharfer Weise die Erneuerun der Opposition, nachdem eine große Majorität des Hauses 9 bereits zu Gunsten der Bill entschieden habe, was einen entschie⸗ denen Protest der Minorität und die Zurücknahme der gerügten Aeußerung Seitens des Premier⸗Ministers zur Folge hatte. Bei Artikel 2 und 3 beantragte Anderson Amendements des Inhalts, daß des Herzogs Jahrgehalt und der Großfürstin Mitgift nicht zahlbar sein sollen, wenn der Prinz den Thron von Sach⸗ sen⸗Coburg⸗Gotha besteige, ohne indeß auf eine Abstimmung darüber zu bestehen. Gladstone erwiderte darauf, daß der Her⸗ zog, obwohl er ein deutscher Fürst werden würde, nicht aufhören werde, ein Mitglied der Königlichen Familie zu sein. Gleich⸗ zeitig wies er auf die verhältnißmäßige Geringfügigkeit des der Großfürstin ausgesetzten Wittthums hin. Die dritte Lesung der Vorlage wurde hierauf für die nächste Sitzung anberaumt. Die Diskussion über das indische Budget wurde wieder aufgenom⸗ . aber nicht erledigt und bis zur heutigen Sitzung ver⸗

oben.

5. August. (W. T. B.) Heute fand der Schluß der gegenwärtigen Parlaments⸗Session statt. Die Thron⸗ rede spricht die Hoffnung aus, daß die Heirath des Herzogs von Edinburgh ein neues Band der Freundschaft zwischen Rußland und Großbritannien sein werde, sie erwähnt ferner den Abschluß des Handelsvertrages mit Frankreich und die Auslieferungs⸗ verträge mit Italien, Dänemark, Schweden und Brasilien und konstatirt, daß, obgleich die Thätigkeit des Handels zwar etwas nachgelassen habe, doch die allgemeine Lage des Landes be⸗ friedigend sei.

Frankreich. Paris, 3. August. Der Kriegs⸗Minister hat unterm 22. v. M. an den Ober⸗Befehlshaber der Armee von Versailles, an den Gouverneur von Paris und die übrigen

kommandirenden Generale folgendes Rundschreiben richtet: niche, . Ich habe die Ehre, Sie zu ersuchen, an die unter

Kommando stehenden Corpsführer die Aufforderung ergehen zu

Ihrem dern

. daß sie die im Dienste befindlichen elsaß lothringis en Soldaten daran erinnern, daß den mit Deutschland geschlessenen Verträgen zu= folge diejenigen unter ihnen, welche sich außerhalb Europas (in Algerien und den Kolonien) aufhalten, bis zum 1. Oktober laufenden Jahres das Recht, für die französische Nationalität zu optiren, ausüben können.

Was die aus Elsaß Lothringen gebürtigen Minderjährigen anbe. langt, die unter irgend einem Titel unserem Heere angehören, wird es gut sein, sie nochmals davon in Kenntniß zu setzen, daß das Deutsche Reichskanzler⸗Amt nur diejenigen Optionen ven Minderjährigen als gültig betrachtet, welche mit der Genehmigung der Eltern oder der gesetzlichen Vormünder geschehen. Die deutschen Behörden verlangen sogar, daß die Eltern oder Vormünder der Minderjährigen selbst in gültiger Weise für die französische Nationalität optirt und ihren Wohnsitz in , n. aufgeschlagen haben.

Da die Bestimmung, welche die sich außerhalb Europas aufhal⸗ ten den Personen angeht. sich auch auf die Minderjährigen bezieht, so ist es unumgänglich nothwendig, daß Sie die Interessirten durch ihre direkten Vorgesetzten davon benachrichtigen, daß nur diejenigen, welche in Algerien oder in den Kolonien dienen, ihre Wohlthat beanspruchen dürfen. Dagegen bedürfen diejenigen minder ãhrigen, außerhalb Europas (in Algerien und den Kolonien) stationirenden Corps ange⸗ hörenden Soldaten, welche ihre Volljährigkeit vor dem 1. Oktober erreichen und ihre Optionserklärung vor dieser (der letzten von den Verträgen festgesetzten) Frist abgeben werden, zur Ausühung ihres Optionsrechts der Genehmigung ihrer Eltern oder ihres Vormundes nicht mehr.

Ich lege großen Werth darauf, daß diese Bestimmungen den In teressirten deutlich auseinandergesetzt werden, und wünsche, daß Sie den Corpsführern die Weisung ertheilen, mich durch Ihre Vermitte⸗ lung von besonderen Fällen in Kenntniß zu setzen, über welche Auf⸗ klärungen wünschenswerth wären. Genehmigen Sie, General, u. s. w.

Der Kriegs⸗Minister,

General du Barrail..

5. August. (W. T. B.) Nach einer telegraphischen Meldung aus Wien hat gestern der Graf von Paris dem Grafen von Chambord seinen Besuch abgestattet. Die „Agence Havas“ meldet, daß Ersterer dem Letzteren seine Ehr⸗ erbietung und Willfährigkeit bezeugen wolle, ihn als Familien⸗ haupt anerkenne und seinerseits seiner Thronprätendentenschaft entsage. Der Graf von Paris gebe indessen seine politischen Ideen nicht auf und halte daran fest, daß die Krone nur durch

ie Nationalversammlung übertragen werden könne. Das „Jour⸗

nal de Paris“ faßt den Schritt des Grafen von Paris als ein Zeichen der vollzogenen Versöhnung zwischen den beiden Linien auf und hebt hervor, daß derselbe ein Zerwürfniß unter den Prinzen von Orleans nicht hervorgerufen habe.

6. August. Gestern Abend sind, wie aus Nancy ge⸗ meldet wird, die für Nancy bestimmten französischen Truppen dort eingerückt. ;

Versailles, 5. August. (W. T. B.) Der Präsident Mac Mahon hat sich heute Morgen nach Calais begeben, um den dort stattfindenden Artillerie⸗Schießversuchen beizuwohnen; seine Abwesenheit von hier wird etwa drei Tage dauern.

Nach Wien sind mehrere Mitglieder der National⸗

versammlung abzgereist.

Spanien. Madrid, 5. August. (W. T. B.) Aus Cadix wird gemeldet, daß die vollständig demoralisirten Auf⸗ ständigen gestern mehrere für reich geltende Personen verhaftet und die Zahlung von Lösegeld von denselben gefordert haben. Die zu den Aufständischen übergegangene Artillerie schlug sich darauf wieder auf die Seite der konservativen Partei, die Junta legte ihre Gewalt in die Hände der in Cadir befindlichen frem⸗ den Konsulen nieder, und diese ernannten Rances zum Präsi⸗ denten einer provisorischen Junta bis dahin, wo wieder legitime Behörden eingesetzt seien. Rances zeigte der hiesigen Regierung telegraphi ch an, er habe das ihm übertragene Mandat nur an⸗ genommen, um zu verhindern, daß von den vor Cadix liegenden fremden Schiffen Truppen ans Land . würden. Der Ein⸗ marsch General Pavia's in Cadix soll heute Nachmittag statt⸗

nden. ] In Valencia haben die Insurgenten, dem Vernehmen nach, diejenigen Mitglieder der Junta, welche von Uebergabe ge⸗

sprochen hatten, erschossen. ;

Italien. Rom, 2. August. Der Präfekt von Arezzo hat in Erfahrung gebracht, daß man im Laufe des Monats August große Wallfahrten nach dem Alvernia veranstalten will, an denen zahlreiche Pilgerschaaren aus allen Theilen Italiens Antheil nehmen sollen. Infolge dessen ist nach Einholung des Gutachtens des Provinzial⸗Sanitäts⸗Raths, der sich, dem Beispiel seiner Kollegen folgend, einstimmig gegen die Abhaltung der be⸗ absichtigten Wallfahrten ausgesprochen hat, von ihm eine Be⸗ kanntmachung erlassen worden, wonach bis auf Weiteres Wall⸗ fahrten auch in diese Provinz nicht gestattet sind, und Pilger, welche einzeln oder schaarenweise dieselbe betreten sollten, von den Gensd'armen wieder über die Grenze gebracht werden sollen.

5. August. (W. T. B.) Nach aus authentischer Quelle stammenden Nachrichten entbehrt das bereits dementirte, trotzdem aber durch Pariser Privatkorrespondenten aufrecht er⸗ haltene Gerücht, daß das Königreich Italien eine neue An⸗ leihe demnächst aufzunehmen beabsichtige oder wegen einer solchen Anleihe bereits abgeschlossen habe, jeder Begründung.

Türkei. Konstantinopel, 6. August. (W. T. B.) Eine Vacht des Sultans ist mit dem ehemaligen türkischen Bot⸗ schafter in Teheran Ech ref Pascha nach Brindifi abge⸗ gangen, um den Schah von Persien aufzunehmen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 5. August. (W. T. B. Der Gesandte von Kaschgar ist heute vom Kaiser in Zarskoe Selo empfangen und hat demselben einen eigenhändigen Brief Jakub⸗Bey's überreicht. Auf die Anrede des Gesandten erwiderte der Kaiser, er hoffe, daß die von Ruß⸗ land Kaschgar gegenüber gehegten guten und nachbarlichen Ge⸗ sinnungen auch von Jakub⸗Ben getheilt und daß die beider⸗ seitigen freundschaftlichen Beziehungen in demselben Geiste, aus welchen der im Jahre 1872 abgeschlossene Vertrag hervorgegangen sei, fortgesetzt werden würden. Auf Einladung des Kaifers wohnte der Gesandte sodann einer Revue der Truppen im Lager von Zarskoe Selo bei und nahm darauf am Dejeuner im Kaiserlichen Zelte Theil.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 2. August. Der König und die Königin nebft den beiden Prinzen, dem ältesten und dem dritten, (der zweite ist auf der See und der vierte auf Gotland bei der Prinzessin Eugenie) werden schon am 10. D. M. von Norwegen hier erwartet. Die beabsichtigte Reise der Königin mit den Prinzen nach Sofiero am Sunde bei Hel⸗ singborg soll wegen der in Helsingborg ausgebrochenen Cholera aufgegeben sein.

. Ueber das zu dem Jubeltage der verwittweten Kö—⸗ nigin vorzugsweise in Stockholm, Gothenburg und Schonen eingesammelte Kapital von S5. 000 Thlr., über dessen Verwen⸗ dung zu einem wohlthätigen Zwecke der Königin die Entschei⸗ dung überlassen wurde, hat Ihre Majestät bestimmt, daß es dem an demselben Tage zur Erinnerung an den König Oscar J. und seine Gemahlin gestifteten Verein zur Unterstützung Schutzloser und Gefallener überliefert werden soll, und hat aus eigenen Mitteln 30,000 Thlr. hinzugefügt.

Die Prinzessin Eugenie, welche, noch immer nicht von ihrer Krankheit genesen, die Sommermonate auf ihrer Villa Fridhem bei Wisby bewohnt, besuchte am Sonntag die Stadt.

Zum schwedisch⸗norwegischen Gesandten in Rom ist der Kabinetssekretär in dem Departement der auswärtigen Angele⸗ genheiten Franz Henrik von Essen ernannt. Zu seinem Nachfolger als Fabinetssekretär ist der Expeditionssekretär Graf Levenhaupt und zu dessen Nachfolger als Expeditionssekretär der Legationssekretär in Rom S. C. J. Cedersträhle ernannt worden.

Christiania, 2. August. Der König, die Königin und die Prinzen sind gestern Abend um 8 Uhr hier angekommen und an der Eisenbahnstation von den Behörden der Stadt empfangen worden. Zu dem festlichen Einzuge Ihrer Majestäten waren die auf dem Wege vom Bahnhofe nach dem Schlosse liegenden Häuser mit Flaggen, Blumenkränzen und Teppichen geschmückt und die Straßen von dichten Volksmassen besetzt, welche die Königliche Familie mit anhaltendem Hurrahrufen be⸗ grüßten. Nach der Ankunft im Schlosse zeigten sich die König⸗ lichen Herrschaften auf dem Balkon und wurden mit lautem Jubel empfangen.

Amerika. New⸗Jork, 6. August. (W. T. B) In Hun—⸗ terspoint auf Long⸗-Igland hat ein in einer Oelfarrik ausgebroche⸗ nes Feuer, bei welchem auch Menschenleben zu Grunde gingen, großen Schaden angerichtet.

Statistische Nachrichten.

Danzig, 5. August. Ueber den Stand der Cholera meldet die. ⸗Westpr. Ztg.: Im Stadtbezirk betrug der Zugang seit gestern Mittag 8 Erkrankungen, in Summa 36 Erkrankungen, 24 Sterbefälle. Im Landkreise ist in Schellingsfelde und Ohra neuerdings die Krank- heit aufgetreten und sind in Ohra 2 Erkrankungen 1 Sterbefall, in Schell ingsfelde 1 Sterbefall vorgekommen. In Weichselmünde sind im Ganzen 165 Personen erkrankt und 38 davon gestorben.

Würzburg, 4. August. Der offiziell veröffentlichte Rapport vom 2. d. M. weist als Bestand der Cholerakranken nach: 2 männ- liche und 12 weibliche Kranke. Am 2. August waren nach der glei⸗ chen Quelle bis Abends 5 Uhr dazu 2 männsiche und 5 weibliche Kranke neu zugegangen, macht also als Gesammtkrankenstand: 4 männ—⸗ liche und 17 weibliche Kranke. Am 3. August 5 Uhr Abends wurde folgendes Bulletin ausgegeben: Neuer Zugang 2; gestorben 3; in Be⸗ handlung 13.

Dres den, 5. August. Von gestern Mittag bis heute Mittag sind 6 neue Erkrankungsfalle an der Cholera und 8 Todesfälle bei bereits früher Erkrankten amtlich angezeigt worden. Der gegenwärtige Bestand der Cholerakranken in hiesiger Stadt beträgt 24. Seit dem ersten Cholera⸗Erkrankungsfall, der sich am 19 Mai d. J. hier er⸗ eignete, sind bis heute Mittag aus hiesigem Stadtgebiete überhaupt 82 Cholera-⸗Erkrankangsfälle, und zwar 56 seit dem 31. Juli zur An⸗ meldung gelangt. Von den erkrankten Personen, unter denen sich 17 von auswärts befinden, sind 12 genesen, 46 gestorben und 24 in Be⸗ handlung verblieben.

Das Augustheft Nr. 121 von 1873) der, Mittheilungen der Großherzoglich Hesjischen Centralstelle für die Lan— desstatistik“ (Beilage zur Darmstädter Zeiturg) hat folgenden In— halt: Zusammenstellung aus den Octroi⸗Rechnungen der Staͤdte Darm— stadt, Offenbach, Gießen, Alsfeld, Lauferbach und Mainz für das Jahr 1872. Schulbildung der im Ersatz-Jahr 1872,73 bei der Großh. hess. (25) Division eingestellten hessischen Unterthanen. Uebersicht des Verkehrs auf den Schiff brücken, beziehungsweise fliegen den Brücken bei Mainz, Worms, Gernsheim, Oppenheim und Kost— heim im Jahre 1872. Uebersicht der Veränderungen an den Eia— kommensteuerKapitalien von 1870 auf 1873. Uebersicht der Ein⸗ nahmen aus Stempelpapier, Stempelmarken und Spielkartenstempel im Jahre 1872. Meteorologische Beobachtungen im Juni 15873. ö Durchschnittspreise der Fruchtmärkte im Januar bis

uni 3.

Lübeck, 30. Juli. (O. N.) Die nach Vorschrift des Einkom⸗ mensteuergese ßes vom Steuerbureau alljährlich anzufertigende statistische Zusammenstellung über die Steuererträ gn sse ist jetzt hinsichtlich des Jahres 1872 publizirt und ergiebt, daß 155553 Koztribuenten hier ein Gesammtjahreseinkommen von 16,194,300 Mark eine Steuer von 312,96 Mark bezahlt haben. Im Jabre 1871 war die Zahl der Kontribuenten 14,5761, das steuerbare Einkommen 15,426,560 Mark und die erbrachte Steuer 297,836 Mark. In der niedrigsten Klasse, nämlich 3 Mark für ein Einkommen von 300-509 Mark steuerten 8869 Kontribuenten, also mehr als die Hälfte der Gesammtzahl, ihr Ein⸗ kommen war auf 3,547,600 Mark geschätzt, also wenig mehr als ein Fünftel des Gesammteinkommens; ihre Steuerergebniß erbrachte nur 265,607 Mark, alio etwa ein Zwölftel des ganzen Steuerertrages. Von 500 1900 Mark, in welcher Gruppe die Steuer von 3 Mark bis 12 Mark steigt, versteuerten 3790 Kontribuenten ein Einkommen von 2687, 800 Mark mit 23,947 Mark. Bis zu einem Einkommen von 3090 Mark steigt die Steuer dann auf 84 Mark 12 Schilling; in dieser Gruppe steuerten 2257 Kontribuenten für 4,144,000 Mark Einkommen eine Steuer von 82,724 Mark. Mit einem Jahres—⸗ einkommen von 3000 Mark beginnt der feste Steueransatz von 3,

und während also in den Gruppen mit abgemindertem Steueransatz

14906 Kontribuenten nur 138.279 Mark, also etwa 3 der Gesammt⸗ an. aufbringen, fallen auf die übrigen 647, welche nach dem festen

nsatz kontribuiren, die 3 Steuer mit 1743426 Mark. Unter den das höchste Einkommen Versteuernden finden sich vier Personen mit je 75, Mark und eine mit 110000 Mark Einkommen.

Kunst und Wissenschaft. In Carl Heymanns Verlag hierselbst ( Anhaltischestraße 12) ist erschienen: „Das Schwurgericht (Schwurgericht oder

Schöffengericht?!“ Abhandlung von A. FJ. Grohmann, Ge— richtẽverwalter. (3. 3 B) Der Verfasser stellt sich auf die Seite derjenigen Rechtslehrer, welche sich fr die Nothwendigkeit der Reform und die Einführung der Schöffengerichte erklären, und legt seinen Standpunkt in folgenden Abschnitten dar: Organisation des Rechts, soweit die⸗ selbe für die Untersuchun! interessirt. Das Strafverfahren strebt mit Nothwendigkeit, dem Offizialprinzip zu. Abirrung des Offizialprinzips. Rückschlag, begünstigt durch die politische Konstell ation. Schwärmerei für das Schwurgericht. Das Schwurgericht ist nicht ungbhän—⸗ giger, als gelehrte Richterkollegien. Letzte Garantien der Staats⸗ einrichtungen. Die englische Rechtspflege ist in der Entwickelung

zurückgeblieben. Laiengerichte bezeichnen eine niedrige Entwickelungs

stufe. Das englische Schwurgericht ist wesentlich ein Laiengericht. Welche Bewandtniß es mit der Einstimmigkeit des Verdikts hat. Der Kern des englischen Schwurgerichts ist in Frankreich nicht afsimisirt. Die französische Staatsanwaltschaft und Untersuchung. Beschränkungen der Laienrechtsprechung. Die Trennung der 31 und Rechtsfrage ist logisch möglich, aber praktisch unausführbar. Die für Verurtheilun— gen erforderliche Stimmenzahl. Schriftlichkeit. Rechtsmittel. Die Nach⸗ ahmung des Schwurgerichts, Die Schwurgerichtsfrage ist eine Prin— zwienfrage und wissenschaftlich noch nicht entschieden. Das neue Schöffengericht ist ein Fortschritt. Aussichten des Schöffengerichts.

Unter dem Titel „Polizeistrafgesetz buch“ hat der Stadt⸗ rath Otte in Merseburg eine systematische Zusammenstellung der vor— zugsweise im Regierungsbezirk Merseburg für Uebertretungen geltenden, in dem Reichsgesetzblatt, der Preußischen Gesetz Sammlung und den Amtshlättern der Königlichen Regierung zu Merseburg ent— haltenen Strafhestimmungen (Halle, G. Schwetschkescher Verlag 1873) veröffentlicht. Das Buch ist vorzugsweise zum praktischen Gebrauch für landräthliche Behörden, Polizeirichter, Rechts- und Polizeianwälte bestimmt und namentlich darauf, berechnet, daß mit Einführung der neuen Kreisordnung das Bedürfniß nach einer solchen Zusammenstel⸗ lung sich für viele Amts, Guts⸗ und Gemeindevorsteher fühlbar machen wird. Ehronologische und alphabetische Sachregister erhöhen die Brauchbarkeit des Buches.

Das 6. Heft (2. Jahrg.) der Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte“, herausgegeben von Dr. J H. Müller, Stu— dienrath, (Hannover, Druck und Verlag der Schlüterschen Hofbuch⸗ druckerei, in Kommission bei Carl Meyer hat folgenden Inhalt: Die Entwicklung der Volkswirthschaft im Deutschen Reich, von Jo— hannes Falke. —Geschichte des Postwesens in der Reichsstadt Cöln (Fortsetzung) von L. Ennen. Buͤcherschau: Rheinlands Baudenkmale des Mittelalters, herausgegeben von Dr. Fr. Bock. Untersuchungen über das Hofsystem im Mittelalter, von Br. K. Th. von Inama— Sternegg Die „hohe Registratur“ des Magisters Lorenz Fries, von Dr. A. Schäffler. Buntes.

Erlangen, 2. August. Die Pfnrorektorswahl an der hie— sigen Universität ist fast einstimmig auf ein Mitglied der medizi⸗ nischen Fakultät, Dr. Hugo v. Ziemßen, den Vertreter der speziellen Pathologie und Therapie, gefallen.

Das 8. (Augu t) Heft des 2. Jahrgangs der ‚Forstlichen Blätter“, Zeitschrift für Forst⸗ und Fagdwesen, herausgegeben von J. Th. Grunert und Dr. O. V Leo (Leipzig, Verlag von Hein⸗ rich Schmidt) ist soeben ausgegeben worden. Dasselbe hat folgenden Inhalt: JI. . Ueber Grundrente und Waldrente. Von Dr. Carl Roth, ordentlichem Professor der Forstwissenschaft an der Uni⸗ versität in München. Schaͤtzung der Lohhecke und Ueberhalten von Eichen in derselben. Vom Kommunaloberförster Middeldorpf in Man⸗ derscheid bei Trier. Die Weymouthskiefer und ihr forstlicher Werth, von A. Schier, v. Arnimschem Revierförster in Voigtsgrün bei Kirch⸗ berg (Sachsen). Ueber Kiefern-Kulturen. Vom Professor Dr. E. D. H. Becker in Rostock. Zur Reinertrags Theorie. Von August Böhm, Forstingenieur und Taxator z Hohenwang in Obersteiermark. Il. Büch eranzeigen. III. Mittheilungen.

Grimma, 31. Juli. Heute verstarb hierselbst der Ehrenbürger . Geschichtschreiber Grimma's, der emeritirte Professor Ritter M. orenz.

Am 1. d. M. starb zu Darm stadt der ref for der Juris⸗ prudenz Deurer, welcher schon vor mehreren Jahren schwerer Krank— heit halber sein Lehramt in Gießen niedergelegt hatte.

Die Universität Feng hat dem ordentlichen Professor der Theologie, Dr. phil. Karl Holsten in Bern, das Diplom eines Doktors der Theologie, honoris causa, zugesandt.

Sch affhausen, 29. Juli. Nach den Blättern von Schaff⸗ hausen hat der Pfarrer Keller in Siblingen in der Nähe dieser Ortschaft Neberreste einer nicht unbedeutenden römischen Nieder⸗ lassung entdeckt. Die sofort unternommenen Nachgrabunzen zeigten ziemlich ausgedehnte Fundamentsmauern. Das auf diesen Mauern ruhende Gebäude hatte eine Länge von 52 Fuß und eine Breite von 26 Fuß. Von diesen Ueberresten wurde ein Plan aufgenommen, die⸗ selben jedoch, nachdem die angetroffenen Fundstücke geborgen waren, wieder zugeworfen. Jetzt sind an derselben Stelle die Ueberreste eines weiteren, größeren Gebäudes durch Aufgraben offen gelegt. Der Flächenraum dieses zweiten Gebäudes beträgt 102 Fuß ins Ge⸗ viert. Die Mauern sind ausgeführt von weißem Jurg⸗Kalk, wie er sich auf dem Randen findet. Sie zeugen von großer Härte und Dauer⸗ haftigkeit. Eine römische Heizkammer war noch deutlich zu erkennen, ebenso Cementböden; auch fand man noch sehr schön erhaltene, einfache, aber grelle Wandmalereien. Unter den Fundgegenständen beider Ge⸗ bände befinden sich: Ziegelträmmer, wovon einige wenige das Legionen⸗ Zeichen der elften und einundzwanzigsten tragen; Stücke von Ürnen und Gefäßen aus Thon, die eine sachkundige, geschmackvolle Verarbeitung erkennen lassen, und zierliches Ornamentwerk aus dem Pflanzen- und Thierreiche tragen; in eintgen Resten von Thongeschirren sst deutlich der offenbar vor dem Brennen eingedrückte Name 8 XTURIO zu lesen.

In Rom starb am 28. Juli der Bildhauer Rinaldo

Rinaldi. Er war der einzige noch übrig gebliebene Eleve Canova's und 80 Jahre alt geworden.

Stockholm, 2. August. In Wisbny ist zur Zeit die Ge— sellschaft zum Schuß der Alterthümer in Schweden ver sammelt und hat gestern ihre Versammlungen eröffnet.

Landwirthschaft.

Brüssel, 5. August. (W. T. B.) Dem „Etoile belge“ zu⸗ folge verlautet, daß im Hennegauischen, in der Nähe ven Che— niay, Fälle von Rinderpest vorgekommen sein sollen.

Rom, 30. Juli. Die Ernteberichte, welche aus Ober⸗ und Mittelitalien im Handels und Ackerbau⸗Ministerium ein- laufen, sind, den It. N. zufolge, sehr befriedigend. Aus den Süd⸗ provinzen fehlen die offiziellen Berichte noch, man erwartet sie aber noch vor Ende des laufenden Monats. Privatnachrichten zufolge ist die Ernte auch dort eine vortreffliche.

Stockholm, 2. August. Die Heuernte ist in Schweden und Norweg en überall im Gange und nach den bisherigen Berichten in diesem Jahre ausnehmend ertragreich. -In Schonen sind die Schafpocken wiederum ausgebrochen und zwar in dem nöndlichsten Theile des Hä⸗ rades Wemmenhög in dem Bäuerngute Räfstad im Kirchspiele Gustaf, wo von 50 Schafen 28 erkrankt und davon 2 geheilt sind; auch an andern Stellen, sowie im Kirchspiel Genarp haben sie sich gezeigt, und die Länsregierung hat bei der Regierung angefragt, ob zur Hem⸗ mung der Krankheit Maßregeln ergriffen werden sollen. In Bäne⸗ mark ist die Einfuhr von Schafen aus Schonen verboten.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 6. August. Auf der Indo⸗Europäischen Tele⸗ graphenlinie wurden im Menat Juli d. J. an gebührenpflichtigen Depeschen befördert: a. aus London, dem übrigen England und Amerika nach Persien und Indien 561 Stück, b. aus Persien und Indien nach London, dem übrigen England und Amerika 457 Stück, e vom europäischen Kontinent exelusive Rußland nach Persten und Indien 75 Stück, d. aus Persien und Indien nach dem curo— . Kontinent exclusive Rußland 756 Stück, Summa 1170

ick.

WBfen, 5. August. (W. T. B.). Der internationale Saaten- und Getreidemarkt ist heu ? eröffnet worden Es waren gegen 1500 Theilnehmer anwesend. Nachdem Uhl aus Wien zum Präsidenten und Strasser aus Pesth zum Schriftführer gewählt waren, berichtete Namens des Wiener Börsenvorst andes der Referent Leinkauf über den Ausfall der Ernte in Sesterreich- Ungarn. Nach dem Berichte ergiebt sich für Ungarn ein Ausfall von 3 bis 4 Mill. Metzen Weizen gegen den Därchschnittsertrag, für die cisleithanische Reichshälfte in Weizen eine volle Mittelernte. Der Ausfall an Roggen beträgt fur Cieleithanien 10 Millionen, für Ungarn 6 Millionen, zusammen 18 bis 17 Millionen Metzen gegen eine mittlere Ernte. Der Ertrag an Geiste und Hafer ist in beiden, Landestheilen der einer vollen Meielernte. (ie Exportfähigkeit DOesterreich⸗Ungarns läßt sich auf 4 Millionen Metzen Weizen und 5 bis 6 Millionen Metzen Gerste taxiren, dagegen wird ein namhaftzer Import von Roggen erforderlich sein. Nach den Be— richten der Vertreter von Bayern, Württemberg und Norddeutschland über den dortigen Ernteausfall, der im Allgemeinen ein weng gůn · stiges Resultat aufweist, wurde einstimmig beschlossen, alljährlich im August in Wien einen internationalen Saatenmarkt abzuhalten. Fer⸗ ner wurde der Vorstand der Wiener Fruchtbörse beauftragt, eine inter⸗ nationale Kommission bis zum nächsten Jahre provisorisch zu bestellen, in welcher alle Länder des Kontinents vertreten sein und der alle vor— liegenden Anträge bezüglich der Transportangelegenheiten und der Geschäftsusancen überwiesen werden sollen.

Stockholm, 2 August. Die Zolleinnahme in den sämmt⸗ lichen Zollstationen Norwegens hat in den ersten 6 Monaten dieses Jahres 1,641,498 Spd. oder 112986 mehr als 1877 und 2 5, 652 mehr als 1871 betragen. Die Steigerung des schwedischen Handels ist ersichtlich aus dem Wechselumsatz an der stockholmer Börse, dieser hat im Monat Juli in abgerundeten schwedischen Riksthalern betragen 1867: 7,815,900, 1868: 8 854,000, 1869: S333 4 oo, 15870; ,. 5 30M. 0M, 1871: 9g, 958,000, 1872: 15.0090, 9007 und 373: 17458, 000. Die fremden Münzsorten, welche dabei in diesem Jahre, sowie auch in den vorhergehenden am meisten resp. ausschließ⸗ lich betheiligt waren, sind: Lftr. S, s96, 009, deutsche Mark vreuß Crt. (früher hamburger Mark Banko) 3,464. 00 und Francs 3,525 G0.

Verkehrs⸗Anstalten.

Stettin. 5. August. (W. T. B) Der Po idampfer des balti⸗ schen Lleyd „Hum bosdt“ ist am 3. d. M. von N w Jork in Havre eingetroffen und heute Morgen nach hier weitergegangen.

Die Königliche Regierung in Schleswig hat unter dem 29. Juli angeordnet, daß die aus den russischen Ostfeehäfen und den Häfen der östlichen Provinzen kommenden Schiffe nicht eher löschen oder Mannschaft an das Land setzen dürfen, bevor eine ärztliche Untersuchung des Gesundheitszustandes an Bord statt⸗ gehabt und festgestellt worden ist, daß ein Verdacht der Cholera nicht vorliegt.

Liver vool, 5. August. (W. T. B.). Der Dampfer „Volta“ ist heute von der afrikanischen Westküste hier eingetroffen.

Stockholm, 39. Juli. Die Eröffnung der Dampf⸗ schiffslinie zwischen Gothenburg und Frederikshavn wird am Sonntag, 17. August; mit dem Dampfschiffe Vulkan“, welches die erste Reise von Gothenburg antritt, stattfinden. ;

Aus dem Walff'schen Telegraphen-Bureau.

Dresden, Mittwoch, 6. August, Vormittags. Laut des soeben aus Pillnitz eingetroffenen Bulletins hat der König ruhig geschlafen, die Mattigkeit ist geringer.

Haag, Mittwoch, 6. August. Die durch die Verfügung vom 30. Oktober 1872 ernannte, mit der Prüfung der Frage der Einführung eines neuen Münzsystems betraute Kommission hat dem Könige einen neuen Bericht abgestattet, in welchem sie in An⸗ betracht dessen, daß nunmehr in Deutschland die Goldwährung definitiv zur Annahme gelangt ist, für die Niederlande ebenfalls die Einführung der reinen Goldwährung empfiehlt.

Madrid, Dienstag 5. August, Abends. Das energische Auftreten der Regierung ruft allenthalben einen günstigen Ein⸗ druck hervor. Nach dem vor Sevilla errungenen Erfolge schlägt sich die Armee mit großer Hingebung und Tapferkeit. Der An⸗ griff auf Valencia wird mit allen Kräften fortgesetzt: die Regie⸗ rung erwartet, daß sich die Stadt heute ergeben wird. Unter den Insurgenten in Karthagena herrschen innere Zwistigkeiten. Nach vollstandiger Unterdrückung der Insurrektion wird die Re⸗ gierung alle ihre An rengungen gegen die Carlisten richten.

Die Königliche Münze zu Berlin. (Im Anschluß an Nr. VII. der Artikel „Zur Charakteristik der Industrie Berlins,“ über die Königliche Staats⸗ Druckerei.)

Am Ende des 16. Jahrhunderts befand sich die Münze in dem Hause Poststraße 5. Von da kam sie 1607 in den Seiten⸗ flügel des Schlosses an der Spree. Bei dem Umbau eines Theils des Schlosses durch Schlüter und dem Einsturz des von ihm projeltirten Münzthurmes ward sie 1704 in die jetzigen Räume Unter⸗ wasserstraße 2 verlegt. Im Jahre 1750 und spaͤter wurden die Lo⸗ kalitãten bedeutend vergrößert und umgebaut. Als dann im Jahre 1794 das Werdersche Rathhaus abbrannte, wurde das am Werderschen Markt 8 und 9 gelegene Münzgebäude nach den Entwürfen von Gilln durch Gentz erbaut. Dieses Gebäude war aber nur in seinem Erdgeschoß für Münzzwecke bestimmt. Die

eigentlichen Betriebs⸗Werkstätten wurden in den Jahren 1840 und 1841 durch den damaligen Bau⸗Inspektor Bürde erweitert und bei dieser Gelegenheit die bisher zum Betriebe benutzte Wasserkraft zum größesten Theil durch Dampfmaschinen ersetzt. In dem⸗ selben Jahre 1841 wurde die sogenannte „neue Münze,“ welche unter der Regierung Königs Friedrich II. in der nach ihr be⸗ nannten Münzstraße Nr. 10 und 11 erbaut worden war, aber schon seit Anfang des laufenden Jahrhunderts, nur noch hin und wieder zur Aushülfe wie auch zur Maschinenbau⸗Werkstatt benutzt, nicht mehr in geregelten Münzbetriebe sich befunden hatte, ganz aufgehoben und wurden ihre Räumlich⸗ keiten zur Erbauung der Königlichen Kunstgießerei verwendet, deren erstes, großes Werk der Guß des Rauchschen Deakmals Königs Friedrich II. war.

Zunächst im Jahre 1859, als die Aussicht auf den Krieg die Thätigkeit der Königlichen Münze so außerordentlich steigern

ließ, daß dieselbe nicht im Stande war, allen an sie gestellten Anforderungen zu genügen, stellte sich die Nothwendigkeit heraus, dieselbe um. und neu zu gestalten und sie auch zu größeren Leistungen fähig einzurichten. Zu diesem Zwecke wurden im Jahre 1860 die angrenzenden Grundstücke Unterwasserstraße Nr. 5 und Holzgartenstraße Nr. 1, 2 und 3 angekauft. und im Jahre darauf die Erweiterungs- und Umbauten zuvörderst der Betriebsgebäude begonnen. Auch diese⸗ Bauten sind ein Werk des Königlichen Bauraths Bürde, vollendet wurden sie im Jahre 1864. Die zwei Dampfmaschinen, welche die erforderliche Be⸗ triebskraft geben, eine größere nach Woolfscher, Konstruktion, von 40 Pferdekraft, eine kleinere Hechdrüuckmaschine, von 16 Pferdekraft, und eine Dampfpumpe, sind, ebenso wie verschiede ge andere Apparate in den Werkstätten, in der Borsigschen Maschinen⸗Bauanstalt, nach den speziellen Angaben des Direktors Waltz in Moabit, gebaut worden. Die Auf⸗