überreichten hierauf den Hammer an Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit den Kronprinzen, und Höchstdemselben folgten sodann die übrigen Prinzen des Königlichen Hauses, die General⸗ Feldmarschälle, die Generale, die Staats⸗Minister, der Ober⸗Prã⸗ sident der Provinz Brandenburg, der Commandeur des Ka⸗ detten⸗Corps, der Commandeur des Berliner Kadettenhauses, der Landrath des Kreises Teltow, die Baumeister ꝛe.
Dann trat der Pfarrer des Kadettenhauses zu Berlin, Bollert, vor den Altar und hielt die Weihrede. Nach derselben sang die Versammlung den Choral; „Fürchtet Gott, den König ehret“, worauf sodann der Minister-Präfident, Feld⸗ marschall Graf von Roon Sr. Majestät dem Kaiser Namens der Armee und des Vaterlandes den Dank für diesen Beweis Allerhöchster Huld und Fürsorge aussprach und mit einem dreimaligen begeisterten Hoch auf Se. Masestät den Kaiser schloß, in welches die ganze Versammlung begeistert einstimmte. Se. Majestãt dankten dem Grafen von Roon und sprachen auch dem Feldmarschall Grafen Moltke Allerhöchstihren Dank aus. Mit dem Gesange des Chorals „Nun danket Alle Gott“ endete die Feier, worauf die Fronten⸗Besichtigung der Berliner Kadetten durch Se. Majestät erfolgte.
— Von Sr. Majestät dem Kaiser und König ist die Ermächtigung ertheilt worden, die von dem britischen Ge⸗ neral Fox hinterlassene, aus etwa 11.000 altgriechischen, phöni⸗ zischen 2c. Münzen der seltensten Art bestehende Münzsammlung für das Königliche Münzkabinet in Berlin anzukaufen.
— Die von einigen Zeitungen gebrachte, dem „Frankfurter Journal“ sogar telegraphisch von hier gemeldete Nachricht, daß die Postkafsen die Weisung erhalten hätten, fortan die ö5sterreichischen Viertel-⸗Gulden zurückzuweisen, ist voll⸗ ständig aus der Luft gegriffen.
— Die Rheinschiffahrts⸗Central⸗Kommission in Mannheim hat am 30. Juni die diesjährige ordentliche Sitzung beendet, in welcher, außer den gewöhnlichen Angelegen⸗ heiten — Rechnungswesen, Pensionen, Prüfung des statistischen Jahresberichts, gegenseitige Mittheilungen über ausgeführte Strombauten ꝛc. — eine Reihe van Beschwerden rheinischer Schiffer zur Verhandlung kam und in einer Appellsache end—⸗ gültig entschieden wurde. Die wichtigsten Verhandlungen be⸗ ziehen sich außerdem auf die projektirte stehende Rheinbrücke bei Germersheim, auf das Gesammtnivellement des Rhein⸗ stroms, mit dessen Ausarbeitung der Königlich preußische Strom⸗ bau⸗Direktor Nobiling in Coblenz unter Mitwirkung der Hydro⸗ techniker der übrigen Rheinuferstaaten betraut ist, auf die Strombauten im Rheingau und eine für 1874 beschlossene gemeinschaftliche Strombefahrung von Basel bis in das Meer. Bei der Germersheimer Brücke handelt es sich um die Interessen sowohl der Festung wie der Schiffahrt, die eben auf dem Oberrhein neues Leben entwickelt. Die mit manchen Schwierigkeiten und großen Kosten verbundene Herstellung eines Gesamminivellements des Rheinstroms wird demnächst beendet werden. Das Längenprofil wird nicht allein als eine Uebersicht des Rheingefälles und der Wasserstandsverhältnisse des Stromes, sondern auch als die sicherste und richtigste aller bisherigen Höhenfeststellungen über Amsterdamer Pegel im ganzen Gebiet Fes Rheinstromes zu dienen haben. Ganz besonders werden die Nullpunkte der Pegel⸗ und Mnriametersteine mit ihrer Marke für die Nivellements von Seitenzuflüssen, Kanälen und Eisen⸗ bahnen als Anschluß⸗ und Fixpunkte dienen. Wegen der Stromkorrektion im Rheingau, die, nach dem von Preußen vor⸗ geschlagenen Plane, einen Kostenaufwand von 700 000 Thlr. erfordert, finden im Laufe dieser Woche in Geisenheim zwischen Preußen und Hessen Verhandlungen statt.
Preußischer Seits ist dazu der Rheinschiffahrts⸗Bevollmäch⸗ tigte, Geheimer Ober⸗Regierungs Rath Dr. Jacobi und hessischer Seits der Rheinschiffahrts⸗Bevollmächtigte Ministerial⸗Rath Dr. Neidhardt, Mitglied des Bundesraths, ernannt. — Im Art. 31 der Rheinschiffahrts⸗-Akte ist bestimmt, daß von Zeit zu Zeit Strombefahrungen durch Wasserbau⸗Techniker sämmtlicher Rhein⸗ uferstaaten vorgenommen werden sollen, um die Beschaffenheit des Stromes, die Wirkung der zu dessen Verbesserung getroffe⸗ nen Maßregeln und die etwa eingetretenen neuen Hindernisse einer regelmäßigen Schiffahrt zu untersuchen und festzustellen. Seit der letzten Strombefahrung (April⸗Mai 1861) sind 12 Jahre verfloffen, da ist inzwischen eine größere Anzahl von Bauten am Rhein aufgeführt worden, auch hat sich die Schiff⸗ ahrt inzwischen immer weiter ausgedehnt. Die Central-Kom⸗ mission hat deshalb beschlossen, daß im September beziehungs⸗ weife Oktober 1874 eine neue Befahrung des Rheins durch Wasserbautechniker stattfinden soll, für welche Baden die nöthigen Vorarbeiten übernommen hat.
Rathenow, 30. August. Am 2. September wird hier das Denkmal, welches die Stadt und die Bürgerschaft den in den Feldzügen von 1864, 1866 und 1870/71 gefallenen Krie⸗
ern aus der Stadt und ihrer Garnison, dem Königlichen C ud u bur gischen Husaren⸗Regiment (GZietensche Husaren) Rr. 3, aus Dankbarkeit gesetzt hat, feierlich eingeweiht werden. Das Denkmal besteht aus einer 17 Fuß hohen Säule aus Sandstein, die auf einem mit 4 gußeisernen Votivtafeln ge⸗ schmückten, ziemlich 10 Zuß . Sockel steht, der auf Sand⸗ fteinstufen ruht. Ein 4 Fuß hoher vergoldeter Adler mit aus⸗ gebreiteten Flügeln krönt die Säule.
Bayern. München, 29. August. Wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, hat sich der König von Hohenschwangau nicht direkt auf Schloß Berg zurückbegeben, sondern wird erst nach einer
kleineren Gebirgstour in der Mitte der nächsten Woche (am 3. oder 4. September) dort eintreffen.
— Die Großfürstin Constantin von Rußland traf gestern Nachmittags mit Gefolge von Mariabrunn bei Röhr⸗ moos hier ein und setzte nach eingenommenem Diner im Baye⸗ rischen Hof Nachmittags die Rückreise in die Heimath fort.
— Aus allen Theilen des Landes treffen Berichte über großartige Vorbereitungen zu einer würdigen Feier des 2. Sep⸗ tember ein. In den größeren, wie in den kleineren Städten sind in den betreffenden Tagesblättern patriotisch gehaltene Auf⸗ rufe an die Bevölkerung enthalten.
— 30. agg. Freiherr von Stauffenberg, der viel⸗ jährige Präsident der Kammer der Reichsräthe, wird, der „Allg. Ztg.“ zufolge, auch für den bevorstehenden Landtag wieder zum J. Präsidenten dieser Kammer ernannt werden. .
— Das Regierungsblatt publizirt heute die Königliche Allerhöchste Verordnung, die Gebühren der Advokaten und Rechtspraktikanten in ig, n n Rechtsstrei⸗ tigkeiten betreffend. Die mit Rücksicht auf die seit Einführung der Prozeßordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten gemachten Erfahrungen haben die Nothwendigkeit einiger Aenderungen der Gebühren Drdnung vom 21. Juni 1870 ergeben; es wurde die⸗ selbe deshalb einer genaueren Revision unterworfen, als deren
Resultat die neue Königliche Verordnung erlassen wurde, welche mit deml. Oktober d. J. in Wirksamkeit zu treten hat.
Mit der Königlichen Allerhöchsten Verordnung über die Wohnungsgeldzuschüsse der Offiziere, welche in den nächsten Tagen publizirt werden wird, erfolgt zur gleichen Zeit an Stelle der Beilage B. zu den Vollzugsvorschriften vom 1. Januar 1873 für das Reichspensionsgesetz die Erlassung einer neuen Tabelle über das pensionsfähige Diensteinkommen der Offiziere, weil die Wohnungsgeldzuschüsse zum Servis und somit auch zum pensionsfähigen Diensteinkommen zählen, und dadurch sich auch die nach Dienstzeit und Diensteinkommen be⸗ messeren Pensionen in entsprechender Weise erhöhen. Die König⸗ liche Verordnung hat mit der Wirkung vom 1. Januar 1873 an in Kraft zu treten.
— Nachdem schon vor einigen Wochen von Seite des Kö⸗ niglichen Kriegs⸗Ministeriums mit Rücksicht auf die dermaligen Gesundheitsverhältnisse eine Beschränkung und beziehungsweise Sistirung der Herb stübungen angeordnet worden, ist neuer⸗ dings den kommandirenden Generalen die Ermächtigung ertheilt worden, in denjenigen Corpsbezirken, in welchen die Cholera zum Ausbruch gekommen ist, die diesjährigen Herbstübungen in so weit zu sistiren, beziehungsweise zu beschränken, als bei der Ausführung derselben eine Verbreitung der Epidemie zu be⸗ sorgen steht.
Würzburg, 28. August. Dem Vernehmen nach wurden
aus Anlaß des Gesundheitszustandes der benachbarten Ortschaften
die Brigademanöver, welche in der zweiten Septemberwoche bei Rottendorf stattfinden sollten, auf unbestimmte Zeit vertagt.
Sachsen. Dresden, 31. August. Das heutige „Dr. J.“ veröffentlicht eine Verordnung des Finanz⸗Ministeriums, durch welche, um dem im Lande eingetretenen Mangel an kleinen Courantmünzen möglichst abzuhelfen, sämmtliche zum Ressort des Finanz⸗Ministeriums gehörige Spezialkassen angewiesen werden, die von ihnen in Zahlung erhaltenen, sowie die ihnen von den hiesigen Eentralkassen zugehenden ⸗ und z⸗Thalerstücke alsbald in einer zu deren möglich gleichförmigen Verbreitung geeigneten Weise zu den von ihnen zu bewirkenden Zahlungen weiter zu verwenden, dagegen bis auf andere Anordnung der Einlieferung von dergleichen Münzen an die Finanzhauptkasse auf Ueberschuß⸗ gelder sich zu enthalten.
Württemberg. Stuttgart, 31. August. Der heutige „St.⸗A.“ veröffentlicht das von dem Festausschuß der bürgerlichen Kollegien festgestellte BRrogramm für das deutsche National⸗ fest am 2. September.
Baden. Karlsruhe, 29. August. Durch Verfü⸗ gung des Großherzoglichen Ministeriums des Innern vom 26. d. M. wird vestimmt, daß die Wahlmännerwahlen für die mit Entschließung vom 30. Juli angeordneten Erneuerungs⸗ und Ersatzwahlen zur Zweiten Kammer der Ständeversammlung am 19. September zu beginnen haben. Die Einberufung der Stände wird darauf zu der gewöhnlichen Zeit im November stattfinden.
Pforzheim, 28. August. Die Feier des 2. Septem⸗ ber wird nach dem aufgestellten Programm in unserer Stadt in folgender Weise begangen werden: Am Vorabend finden Festgeläute und Böllerschüsse statt. Der Festtag selbst wird in gleicher Weise, sowie mit Tagwache eingeleitet. Später folgt Festzug mit Betheiligung der Schuljugend, der Behörden und Einwohner, des Veteranenvereins, der Er⸗ frischungsmannschaft, der Feuerwehr, Gesang⸗ und sonstigen Vereine; sodann folgt Gottesdienst der verschiedenen Konfessionen, Gesang der Schulkinder, Vorträge der Gesangvereine auf dem Marktplatz und Festrede. Nachmittags ist Musik und allgemeine Belustigung auf dem Turnplatz und Abends Feuerwerk. Die Stadt wird sich in vollen Flaggenschmuck kleiden.
Hessen. Darmstadt, 29. August. Prinz Ludwig . sich gestern zu den Herbstübungen nach Gießen be⸗ geben.
— Der Finanz⸗Ausschuß der Ersten Kammer tritt am 9. k. M. behufs Berathung des Budgets zusammen.
— Der Ausschuß der Landessynode hat, dem „Fr.
zufolge, behufs Regelung verschiedener in der Kirchenver⸗ fassung nicht berührten Punkte den Antrag gestellt, das Kirchen⸗ regiment aufzufordern, unverweilt nach dem Inslebentreten der Kirchenverfassung Entwürfe über nachfolgende Ge⸗ setze vorzubereiten und auf verfassungsmäßigem Wege ver⸗ abschieden zu lassen, nämlich über kirchliche Wahlordnung, Kirchenzucht, Verwaltung des Kirchenvermögens, Zahl und Be⸗ reich der Decanate, Geschäftsordnung der Landessynode, Aus⸗ übung der kirchlichen Disziplinar⸗Gerichisbarkeit, kirchliche Dienst⸗ pragmatik, Klassifikationsgesetz, Visitationsordnung und endlich ein Gesetz über die Aufbringung der Mittel zur Bestreitung der kirchlichen Bedürfnisse. Das letztgenannte Gesetz soll auf dem Selbstbesteuerungsrecht der Ortskirchengemeinde beruhen und dieses Prinzip an Stelle der seitherigen Beitragspflicht der Civil⸗ gemeinde treten.
Mainz, 29. August. In der gestrigen Gemeinderaths⸗ sitzung wurde die Abhaltung einer Feier des 2. September beschlossen und zu diesem Behuf eine Kommission gewählt. Diefer Kommission wurde ein unbeschränkter Kredit bewilligt, um das Fest würdig zu begehen. — Der Bürgermeister gab in derselben Sitzung eine Uebersicht der Oetroir Einnahmen im 1. Semester d. J. Demgemäß hat das 1. Quartal ertragen 58,159 fl., das 2. Quartal ertrug 64,071 fl., zusammen 122,230 fl., das 1. Semester 1872 ertrug 119.462 fl., folglich im gegenwärtigen Jahre Mehreinnahme 2767 fl.
Worms, 28. August. Der Stadtrath hat in seiner gestri⸗ gen Sitzung beschlossen, daß der 2. Septem ber feftlich gefeiert werde und dieser Feier durch Beflaggen der städtischen Gebäude, sowie durch Läuten aller Glocken am Vorabende und in der Frühe des Festtages Ausdruck gegeben werde.
Sach sen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 28. August. Der Großherzog und die Großherzogin sind mit den Prinzessinnen und ihren Hofstaaten heute Morgen nach 5 Uhr vermittelst Extrazuges von Friedrichshafen hierselbst ein⸗ getroffen.
Prinz Heinrich der Niederlande, sowie die Prinzen Bernhard, Alexander und Ernst von Sachsen⸗Wei⸗ mar sind gleichzeitig hier angekommen.
Oldenburg. Oldenburg, 28. August. Der Groß⸗ herzog wird am 1. September seinen Aufenthalt von Gülden⸗ stein nach Eutin verlegen. Der jüngste Sohn des Großherzogs, Herzog Georg, gebraucht augenblicklich eine Badekur auf der Insel Sylt.
Braunschweig. Braunschweig, 30. August. Eine gestern erfolgte Bekanntmachung der hiesigen Polizeidirektion untersagt aus Gesundheitsrücksichten den Aufzug und die Fest⸗ lichkeiten auf dem Kleinen Exerzierplatz am 2. September.
Bremen, 28. August. Der 2. September wird auch hier als Volksfest gefeiert werden. Abends vorher veranstal⸗ ten die größeren Vereine einen glänzenden Fackelzug. Am Tage des Festes selbst werden auf allen Gebäuden die Fahnen wehen und von allen Thürmen die Glocken läuten; in den Kirchen findet Gottesdienst statt, in den Schulen eine Feier mit Reden, Deklamationen und Gesängen. Das Festmahl wird auf dem Schützenplatz eingenommen werden.
Lauenburg. Ratzeburg, 31. August. Ein Festkomite, welches sich hier gebildet, ladet die Bewohner Raͤtzeburgs und der Umgegend ein, sich an dem auf Montag, den 8., und Dienstag, den 9. September d. J., festgesetzten Erin nerungsfeste . selbst zu betheiligen. Auch für dies Jahr sind die obigen Tage und nicht der 2. September gewählt worden, weil die Garnison erst am 6. September von den Herbstübungen zurückkehrt. Die Reihenfolge der Festlichkeiten wird in einem Festprogramme ver⸗ öffentlicht.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 30. August. Der Kaiser begab sich heute Abends nach Ischl. Vormittags hat der Kaiser den Kardinal Rauscher in besonderer Audienz empfangen.
— Die Kaiserin wird dem Vernehmen nach Mitte Sep⸗ tember von Ischl nach Schönbrunn zurückkehren.
— Der Aufenthalt der Königin Olga von Grieche n⸗ land in Wien wird nur wenige Tage dauern. Ihre Majestät trifft heute hier mit ihren Geschwistern, dem Großfürsten Niko⸗ laus Konstantinowitsch und der Großfürstin Vera Kon⸗ stantinowna zusammen und reist mit denselben in die Krim ab.
— An der heutigen Gala⸗Tafel nahm auch der Her⸗ zog Srnst von Sachsen-Altenburg Theil, der morgen Wien wieder verläßt.
— Kronprinz Albert und die Kronprinzessin Ca⸗ . e von Sachsen reisen dem Vernehmen nach mor⸗ gen ab.
— Gestern Nachmittag fand in Schönbrunn eine Hof⸗ t afel statt, zu welcher Fürst Milan sammt Gefolge, die ober⸗ sten Hofchargen, Graf Andrassy, Freiherr v. Schwarz und Andere geladen waren.
— Die Großfürstin Vera ist heute Vormittags 10 Uhr mit der Westbahn angekommen und in der Hofburg abgestiegen.
— Der deutsche Botschafter, General⸗Lieutenant v. Schwei⸗ nitz, ist von Passau hierher zurückgekehrt.
— Die Ausschreibung der Neuwahlen für den Reichs⸗ rath findet am 10. oder am 15. September statt. Die ur⸗ sprüngliche Absicht der Regierung, auf dem flachen Lande die Wahlmännerwahlen noch vor Schluß des September stattfinden zu lassen, ist nicht ausführbar, da bis zu diesem Termine die Reklamationsfrist für die Wähler noch nicht abgelaufen ist. Die Wahlmännerwahlen werden deshalb Anfangs Oktober erfolgen.
— In den Tagen vom 1. bis zum 6. September d. J. wird hier der zweite österreichische allgemeine Veteranentag abaehalten.
Pesth, 31. August. (W. T. B.) Ueber die Aufnahme einer ungarischen Anleihe sind Unterhandlungen mit der österreichischen Kreditanstalt und der Rothschildschen Gruppe im Gange; die Nachricht, daß die Anleihe in Brüssel kontrahirt wer⸗ den solle und dort bereits abgeschlossen sei, entbehrt dagegen der Begründung. . .
Schweiz.
Basel, 31. August. (W. T. B.)
ruhen. Sobald sich eine hinreichende Anzahl altkatholischer Ge⸗ meinden organisirt haben wird, soll im Einverständniß mit den Bundes⸗ und Kantonalbehörden eine schweizerische Nationalkirche gegründet und organisirt werden. Der Bischof, welcher durch Abgeordnete der Behörden, der Geistlichen und der Gemeinden gewählt wird, soll nur der Wahlbehörde den Eid zu leisten haben, während ihm eine Verpflichtung Rom gegenüber unter⸗ sagt sein soll.
Frankreich. Paris, 29. August. Der Präsident der Republik wird sich in nächster Woche nach dem Creuzot begeben, wo eine neue Stahlkanone probirt werden soll.
— Die Pariser Garde réèpublicai ne“ (Pariser Stadt⸗ garde) soll neu organisirt werden. Sie besteht jetzt aus 2 Re⸗ gimentern von je ? Bataillonen und wird auf ein Regiment zu 3 Bataillonen reduzirt werden. Sie soll auch ihren Namen ändern und wieder, wie früher, „Garde de Paris“ heißen.
— Die „Patrie“ enthält folgende Mittheilung: Nach den glaubwürdigsten Nachrichten wird der Prozeß Bazaine in Trianon bei Versailles verhandelt werden. Das Kriegsgericht wird in der großen Vorhalle seine Sitzung halten. Dieselbe ist 45 Meter lang und 9 Meter breit. Man wird auf der Treppe weitere Galerien errichten, so daß man in der Breite vier Meter gewinnt. Der Marschall Bazaine wird während des Prozesses in Trianon⸗sous⸗Bois wohnen. Die Ausgaben für die Herrich⸗ tung des Saales sollen sich auf 6000 Fr. belaufen.
— Dem „Ordre“ zufolge wird das auf die Umbildung des Generalstabs⸗Corps bezügliche Projekt, welches die Auf⸗ hebung der Spezialschule mit sich bringt, von der Kommission der 45 einer definitiven Prüfung unterworfen werden. Die Mehrheit der Kommission soll gn den Entwurf sein.
— 30. August. (W. T. B.) Der Präsident der Re⸗ publik hat, gutem Vernehmen nach, bei der Gnaden⸗Kom⸗ mission die Begnadigung zahlreicher verurtheilter Commu⸗ nards bei Gelegenheit der bevorstehenden volligen Räumung des franzöfischen Gebiets beantragt.
— Nach Pripatmittheilungen, welche der „Agence Havas“ zugehen, wären die Beziehungen zwischen dem Grafen von Chambord und dem Grafen von Paris fortdauernd sehr herzlicher Art. Graf von Chambord soll in Briefen und in der Konversation den Grafen von Paris mit dem Titel „Dauphin“ bezeichnen.
— 31. August. (W. T. B.) Der „Frangais“ meldet, die Führer der konservativen Partei würden noch vor dem Ende der Ferien der Nationalversammlung zusammentreten, um zum Voraus sich über den Gesetzentwurf betreffs der kon stitutionellen Fragen schlüssig zu machen.
— 1. September. (W. T. B.) Unter den bei der diplo⸗ matischen Vertretung Frankreichs im Auslande in Aussicht genommenen Veränderungen gilt jetzt die Abberufung Lanfrey's von Bern als keinem Zweifel mehr unterliegend. Die beabsichtigte Ernennung Chaudordy's zum Botschafter in Wien wuͤrde von einer bezüglichen Rückäußerung der österrei⸗ chisch⸗ungarischen Regierung abhangig sein. Von einer Er⸗
Den
„Baseler Nachrichten“ wird aus Olten gemeldet, daß das Centralkomite der schweizerischen Altkatholiken in der heutigen Delegirtenversammlung beantragen wird, einstweilen keine durchgreifenden Kirchenreformen zu beschließen, bis die künftige Kirchenorganisation durchgeführt sein wird. Diese soll eine demokratische sein und auf der Gemeinde als Grundlage be⸗
setzung des französischen Gesandten bei der Königlich italienischen Regierung, Fournier, ist neuerlich abermals die Rede.
Spanien. Madrid, 31. August. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Cortes erklärte sich Salmeron auf das Entschiedenste gegen die Annahme eines von Orense gestellten Antrages, welcher Amnestie für die Insurgenten verlangte. Der Antrag wurde in Folge dessen mit 119 gegen 42 Stimmen ver⸗ worfen. Der Minister des Innern, Maisonnave, brachte darauf eine Gesetzesvorlage ein betreffs Wiederherstellung der Bestim⸗ mungen des Gesetzes von 1822, welche den Militärdienst für alle Bürger von 20 bis 35 Jahren obligatorisch machen.
— Eine große Anzahl von Cortes mitgliedern ist dem Vernehmen nach geneigt, dem Finanz⸗Minister während der Vertagung der Cortes die weitgehendsten Vollmachten zu ertheilen, um demselben die Beschaffung der zur Bekämpfung der Carlisten nothwendigen Mittel möglich zu machen.
— Der seitherige spanische Geschäftsträger in Bern, Martra, soll, wie verlautet, nach Brüssel versetzt werden.
— Der „Agence Havas“ vom 31. August geht die Nach⸗ richt zu, daß Bilbao aufs Neue von den Carlisten ange⸗ griffen worden sei. .
— Nach Briefen, welche aus Karthagena eingetroffen sind, macht sich bei den Insurgenten Mangel an Lebens⸗ mitteln fühlbar; auch innere Zwistigkeiten sind ausgebrochen. Ein Theil der Anführer wird beschuldigt, er wolle den Platz den Carlisten übergeben. Vor dem Hafen befinden sich augenblicklich 11 fremde Kriegsschiffe.
Italien. Rom, 27. August. Der Marine⸗Minister San Bon weilt zur Zeit in Venedig. Am 22. wohnte der⸗ selbe am Bord der „Tripolis“ den Versuchen mit den neuen Whitehead⸗Luppis Torpedos bei. ö
— Der diesseitige Gesandte am russischen Hofe, Marchese Cavaceiolo, hat die Präfektur von Palermo über⸗ nommen.
— Die „Liberta“ meldet: Die zur Liquidation der römischen Kirchengüter eingesetzte Kommission setzt ihre Arbeiten fort. Die Kommission verlangt in den vielen zweifel⸗ haften Fällen, wo der religiöse Charakter einer Korporation nicht ganz feststeht, Vorlage von Dokumenten, welche geeignet sind, den Laiencharakter der Gesellschaften zu beweisen.
— 30. August. (W. T. B.) Der Minister des Innern hat ein Cirkularschreiben an die Präfekten erlassen, in welchem er denselben Instruktionen für den Fall von Arbeits⸗ einstellungen ertheilt und sagt, daß nach den dem Minister zugegangenen Informationen die Partei der „Internationale“ überall Arbeitseinstellungen herbeizuführen suche, und daß na⸗ mentlich der Genfer Kongreß sich bemühe, vom kommenden Sep⸗ tember ab einen allgemeinen Strike in sämmtlichen industriellen Etablissements hervorzurufen. Das Rundschreiben empfiehlt die energische Anwendung der zur Aufrechterhaltung der Gesetzlichkeit nothwendigen Maßregeln. ee, e , .,
— Die Nachricht, daß der italienische Gejandte beim groß⸗ britannischen Hofe, von Cadorna, die Absicht habe, seinen Posten aufzugeben, wird von der Opinione“ mit dem Bemer⸗ ken dementirt, daß derselbe nach Beendigung seines gegenwär⸗ tigen Urlaubs nach London zurückkehren werde.
— Das Gerücht, daß Frankreich am Ausgange des Mont⸗Cenis⸗Tunnels Befestigungsarbeiten vor— nehmen lasse, wird von der „Italie“ als unbegründet be⸗ zeichnet.
Türkei. Konstantinopel, 29. August. Der Sch ah von Persien ist in Poti angelangt.
— Der russische Gesandte, General Ignatieff, reist am Montag nach der Krim. Seine Abwesenheit wird vierzehn Tage währen.
— 30. August. (W. T. B.) Heute wurde eine Verfügung der Regierung erlassen, nach welcher die Börse als ein Staats-⸗Institut anzusehen ist. Dieselbe soll unmittelbar dem Finanz⸗Minister unterstellt werden und ein Regierungs⸗ kommissär den Berathungen des Börsenkomites beiwohnen. Zur Ausarbeitung neuer Statuten ist eine gemischte Kommission er⸗ nannt worden.
Belgrad, 29. August. Der Minister⸗Präiident Ristie steht an der Spitze des Kabinets und führt die Staats⸗ geschäfte fort. Derselbe wird nicht nach Wien gehen.
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Rußland und Polen. St. Peters burg, 29. August Der Kaiser ist, wie schon telegraphisch mitgetheilt wurde, am 27. d. M. Abends von Zarskoje⸗Sselo nach Moskau abgereist.
Der „Odessaer Bote“ meldet, daß der Kaiser auf der Reise durch Rußland in die Krim mit der Kaiserin am 6. September Morgens in Odessa eintreffen und im Hause des Ge⸗ neral⸗Gouverneurs absteigen wird. Um 2 Uhr Nachmittags, nachdem Se. Majestät eine Truppenrevue abgehalten, soll die Welterreise von Odessa nach Livadia erfolgen.
— Die Aufhebung der besonderen dienstlichen Vorrechte, die bis jetzt für die Gouvernements Olonez und Wjatka bestanden, soll zur Zeit bei der Regierung Gegenstand der Erwägung bilden.
— Bei der Haupt⸗Ingenäieur⸗Ver waltung soll, wie der „M. 3.“ geschrieben wird, die neue Stellung eines Inspek⸗ tors der Ingenieur⸗Niederlagen und des Arsenals kreirt werden, welcher die spezielle Aufgabe hat, über die Versorgung der In⸗ genieuer⸗Niederlagen und der Truppen mit Requisiten des In⸗ genieurressorts, sowie auch über die Thätigkeit des Ingenieur⸗ Arsenals die unmittelbare Aufsicht zu führen. Der Inspektor soll im Rang eines General-Majors stehen und von dem Gene⸗ ral-Inspektor des Ingenieurwesens ausschließlich aus den Offi⸗ zieren des Ingenieurcorps gewählt werden.
— Der Medizinal⸗Rath des Ministeriums des Innern ist bei der Reviston der gegenwärtig zu Kraft bestehenden Vor⸗ schriften für die Eröffnung von Privat⸗-Apotheken unter Berücksichtigung der aus neunjähriger Praxis gewonnenen Er⸗ fahrungen zur Erkenntniß der Nothwendigkeit gelangt, daß die⸗ selben einer Abänderung bedürften, und hat demnach neue Vor⸗ schriften erlassen, die in der St. Petersburger „Polizeizeitung“ veröffentlicht werden.
. — 30. August. (W. B. B.) Nach einer vom General Kauffmann eingegangenen Meldung hatte der Stamm der Jumuden die Zahlung des Tributs verweigert und die zu dessen Erhebung abgesendete russische Truppenabtheilung zwei Mal überfallen, dabei aber jedes Mal schwere Verluste erlitten und zuletzt sich in die Wüste gestüchtet. Bei der Rückkehr des General Kauffmann von seiner Inspektionsreise war indeß ein großer Theil des Stammes zurückgekehrt und hatte ohne weiteren Anstand mit der Entrichtung des Tributs begonnen. Der Ver⸗ lust der Russen bei den stattgehabten Gefechten betrug an Todten: 2 Offiziere und 8 Soldaten, an Verwundeten 4 Offiziere, dar⸗ unter hen Commandeur des Detachements und 38 Soldaten.
— 31. August. (W. T. B.) Die von dem Londoner Jour⸗ nal „Daily Telegraph“ aus Taschkend vom 26. d. gebrachte Nachricht über einen neuerlichen Aufstand in Chiwa hat hier bisher keinerlei Bestätigung gefunden. .
Moskau, 31. August. (W. T. B.) Der Kaiser hat gestern Abend 10 Uhr auf der Kurskbahn seine Reise nach Livadia fortgesetzt.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 27. August. Nachdem in einem Schreiben vom 17. Juli an den König das Staatscontor eine auf das nunmehr abgeschlossene Neichs⸗ hauptbuch für 1871 gegründete Liquidation mit dem Reichs⸗ schuldencontor in Betreff der Ueberschüsse, Ersparungen und De⸗ fizits des erwähnten Jahres eingesandt hat, nach welcher das Staatscontor an das Reichsschuldencontor die Ueberschüsse mit 7,992,351 Rthlr. auszuzahlen hat, wovon gleichwohl schon 7 Millionen ausgezahlt sind, so hat der König am 30. Juli be⸗ fohlen, daß das Staatscontor nicht allein den Rest. 992,317 Rthlr., an das Reichsschuldencontor aus zahlen, sondern auch nach üblicher Weise die Hauptresultate des neulich abgeschlossenen Reichshauptbuches durch den Druck veröffentlichen soll.
Dänemark. Kopenhagen, 28. August. Der König wird Anfang des nächsten Monats eine Reise nach Deutschland antreten und auf Rumpenheim mit der dort weilenden Königin Louise und der Prinzessin Thyra zusammentreffen. Der Kronprinz wird während der Abwesenheit des Königs die Regentschaft führen und zu dem Zwecke seine Residenz von Schloß Fredensborg nach Charlottenlund verlegen.
— Vor einigen Tagen haben die militärischen Uebungen in der Ungegend von Kolding begonnen. Dieselben werden von einem Chef, 20 Offizieren und 36 Unteroffizieren nebst einigen Dragonern, welche den Ordonnanzdienst versehen, vorge⸗ nommen. Die Disposition entspricht derienigen im Feldübungs⸗ lager bei Hald. Jede der beiden Divisionen hat ihre Brigaden, ihre Kavallerie, Artillerie und alles Uebrige, was zu einem voll— ständig ausgerüsteten, feldtüchtigen Truppen⸗Corps mit beson⸗ derem Ober⸗Kommando gehört. Jeder Unteroffizier repräsentirt ein Bataillon, eine Escadron oder eine Batterie. Ingenieur⸗ truppen, Ambulanzwesen, Intendantur, Lazarethe, Depots, Trains u. s. w. sind nur illusorisch vorhanden. Die Uebung dient als Vorbereitung für die größeren Manöver.
Statisti sche Nachrichten.
Stand der Cholera. Königsberg, 30. August. Seit dem Ausbruch der Cholera sind am hiesigen Orte im Ganzen bis gestern erkrankt 1097, und gestorben 502 Personen. Im städtischen Krankenhause waren in dieser Zeit untergebracht: 259 Personen, und befanden sich gestern als Bestand noch 59 Kranke. — Am 28. August e. sind angemeldet: erkrankt 75, gestorben 33, am 29. Auguft erkrankt 57, gestorben 4 Personen. — Berlin, 30. August. Von gestern auf heute sind als an der Cholera erkrankt gemeldet: 20 Personen, darunter 8 Todesfälle. — Brom berg, 29. August. Seit dem 17. Juni d. J., an welchem der erste Cholerafall hierselbst konstatirt wurde, sind bis heute Mittag 143 Fälle von Erkrankungen an der Cholera, darunter 94 mit Tode und 21 mit Genesung endigende Fille bei der Sanitäts⸗Kommission angemeldet worden. — Magde⸗ burg, 31. August. Am 30. ÄUugust erkrankten an der Cho— lera 70 Personen, gestorben sind 34 Personen. — Vom Militär sind vom 29. auf den 30 August (bis früh 7 Uhr) hier an der Cholera, erkrankt 1 Mann, gestorben 1 Mann. In Summa kamen seit dem 20. Juli in Behandlung 193 Mann. Daven sind geheilt 50, gestorben 42 Mann, in Behandlung 11 Mann. — In der Zeit vom 1. bis 7. August sind in der Neustadt an der Cholera erkrankt 269, gestorben 75, genesen 101, in Behandlung geblieben 88. — In der Zeit vom 8. bis 14. August sind dort erkrankt 270, gestorben 75, genesen 111, in Behandlung ge⸗ blieben 8. — Vom 15. bis 21. August sind dort erkrankt 325, ge⸗ storben 81, genesen 146, in Behandlung geblieben 98. — Vem 22. bis 28. August sind dort erkrankt 273, gestorben 86, genesen 101, in Behandlung geblieben 8s. — Am 29. August sind dort 40 Personen gestorben. — Burg, 29. August. In der Zeit vom 22. bis 28. 8. M. sind in hiesiger Stadt an der Cholera erkrankt 28 Personen; davon sind gest. 12 Personen, genesen 11 Personen und noch in Behandlung 5 Pers. — München, 28. August. Vom Mittwoch Abends bis Donnerstag Abends, sind an der Cholera und choleraverwandten Krankheiten 24 Erkrankungs⸗ und 15 Todesfälle, von Donnerstag Abends bis Freitag Abends 35 Erkrankungs⸗ uad 14 Todesfälle vorgekommen. — Die Gesammtzahl aller Erkrankungen beträgt 618, die der Todes fälle 260. — In Augsburg sind bis jetzt 4 Erkrankungs⸗ und 3 Todesfälle zu verzeichnen. — In Ingolstadt erkrankten seit dem 10. August 71 und starben 30 Personen. Vom 24. d. bis 26. d. wurden außer⸗ dem 18 neue Erkrankungen und 7 Todesfälle gemeldet. — In Manching sind 2 jschwere Erkrankungen konstatirt. — Aus Lands⸗ hut wurden innerhalb zwei Tagen 11 Erkrankungen und 1 Todesfall berichtet. — Würzburg, 30. August. Stand der Erkrankungen an Cholera, Cholerine, Brechdurchfall in der Stadt inkl. Juliushof⸗ pital am 29. August 5 Uhr Abends: Gesammtsumme der seit 8. Juli bis 27. August 1873: Erkrankten 169, Verstorbenen 45. Be⸗ stand am 28. August: männlich 3, weibtich 6; Zugang am 29. August: männlich 1, weiblich —; gestorben: männlich —, weiblich 2; genesen: männlich —, weiblich 1; verbleiben am 29. August, 5 Uhr: männlich 4, weiblich 3. — Dres den, 30. August. Von gestern bis heute Mittag ist hier 1 neuer Erkrankungsfall an der Cholera, 1 Todesfall und die erfolgte Genesung von 1 Cholerakranken zur amtlichen Meldung gelangt. Der Krankenbestand beträgt semit heute Mittag 6 Personen. — — Heilbronn, 30. August. Seit gestern sind 15 neue Erkrankun⸗ gen an der Cholera eingetreten; gestorben sind 4 Personen, somit Erkrankungen im Ganzen 32, gestorben 14, Krankenstand 18 Personen. — Wien, 29. August. In Wien sammt allen Vorstädten sind vom 27. zum 28. August 57 neue Brechruhr ⸗Erkrankungen vorgekommen. — Prag, 30. August. Zu den am 28. d. M. in den sämmtlichen Spstälern Prags verbliebenen 32 Cholerakranken sind gestern 6 hin⸗ zuge kommen Von diesen 38 Kranken sind 5. genesen, 5. gestorben und 28 im Krankenstande verblieben.
Kunst und Wissenschaft.
Hannover, 30. August. (W. T. B) Der Juristentag hat bei der Berathung über die von der Gesetzgebung zur Verhütung unsolider Begründung oder mißbräuchlicher Verwaltung von Aktien⸗ gesellschaften zu treffenden Vorsichtsmaßregeln folgende Be⸗ schlüsse gefaßt: .
Es empfehle sich, die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen na— mentlich insofern zu ändern, als a. die Gründer einer Aktien- gesellschaft zu verpflichten seien, die für die Begründung wich⸗ tigiten Angaben, namentlich diejenigen über nicht in Geld be⸗ stehende Einlagen mittelst unterschriftlich vollzogener Prospekte kundzugeben; b. als die Gründer ferner für jede veranlaßte Täuschung sowohl in Bezug auf die Angaben des unter a) erwähnten Prospektes und das Vorhandensein und den Werth der Aktienzeich— nungen, wie auch bezüglich der wirklich geleifteten Einzahlungen als solidarisch verhaftet erklärt werden müßten. Demnächst sei c) die Bestimmung aufzuheben, nach welcher es gestattet ist, nach erfolgter Einzahlung von 40 pCt. die Zeichner von Inhaber-Aktien von der
Haftung für fernere Ein zahlungen zu befreien. Die Gerichte aber seien
d) zu ermächtigen, jeder Zeit auf Antrag einzelner Aktionäre, wenn wichtige Gründe vorliegen, die Mittheilung einer Bilanz oder sonstiger Aufklärungen nebst Vorlegung der Bücher und Papiere anzuordnen,
auch eine Untersuchung der Geschäftsführung zu veranlassen. Endlich
Elsa: Fr. v. Voggen huber.
müsse auch e) dem einzelnen Aktionär, soweit dessen Interesse erheische, ein Klagerecht auf Einhaltung der gesetzlichen und statutarischen Vor⸗ schriften über die Geschäftsführung gewährt werden. — 3. Nach erfolgter Wahl seiner ständigen Deputation ist der Juristentag heute geschlofsfen worden. Die ständige Deputation besteht aus: Thomsen (Hannover), Kühne (Celle, Meyer (Thorn), Jung (Krankfurt 4. M), v. Wächter und Drechsler (Leipzig), Brunner, Kunoweki, Mäckower, Borchardt (Berlin), Schwartze (Dresden), v. Stenglein, Haußen (München), v. Kißling (Linz), Jaques (Wien), v. Stießer (Karlsruhe), Wiedemann (Stuttgart), Albrecht (Damburg), Becker (Oldenburg). . .
Eisenach, 238. August. Gestern und heute tagte hier der Deutsche Anwalttag. Derselbe war von 130 —140 Rechtsan⸗ wälten fast aus allen deutschen Staaten besucht. Zum Präsidenten des dies sährigen Anwalttags wurde Dr. Schaffrath von Dresden, zum Vize⸗Präsidenten Dr. Creumacher von hier gewählt. In der gestrigen sechsstüändigen ersten Sitzung des Anwalttages wurden nach ein⸗ gehender gründlicher Verhandlung Beschlüsse über die Zwangsvoll⸗ streckung gefaßt; nur zu dem, in dem Eatwurfe festgehaltenen Grund⸗ satze, daß die Zwangvollstreckung durch selbständige Beamte ohne Lestung der Gerichte geschehen soll, wurden erhebliche Modifikationen und Garantieen beantragt. Ein Antrag, bei der Vollstreckung von Verurtheilungen zu einer persönlichen Handlung oder Unterlassung von allem Geld⸗ und Gefängnißzwange — von Geld⸗ oder Gefäng⸗ nißstrafen — ganz abzusehen, wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. In der heutigen ziemlich fünfstündigen Sitzung wurden nur innere Angelegenbeiten des Anwalttages verhandelt. U
— Die Nr. 70 der „Wissenschaftlichen Beilage“ der Leipziger Zeitung, vom 31. August, enthält folgende Aufsätze: Prof. Br. Clemens Brockhaus, über die theologische Bedeutung der kirchlichen Kunstarchäologie. — Kunst und Kunst gewerbe auf der Welt— ausstellung. VII. — Besprechungen und Rezensionen. ꝛ
Prag, 29. August. Der Kaiserlich russische Staatsrath und Universitätsprofessor in Dorpat Dr. Moriz Willkomm ist zum ordentlichen Professor der systematischen Botanik und Direktor des botanischen Gartens an der hiesigen Universität ernannt worden.
— In Florenz ist die Bild säule Geldonis enthüllt worden. Vor 18 Jahren hatte die Subskription der Societ dei Filodramma- tici Concordi für dasselbe begonnen, und später gah auch das Muni⸗ cipium einen Beitrag dazu. Die Statue ist in Marmer von dem Bildhauer Cam bi ausgeführt und drei Meter hech.
Landwirthschaft.
Halle, 31. August. (B. T. B) Die Wanderversamm lung der deutschen und österreichischen Bienenwirthe wird nicht in diesem, sondern erst im nächsten Jahre 1874 stattfinden.
Rordhausen, 31. August. Der ‚„Landwirthschaftsverein der goldenen Aue“ veranstaltet in der Zeit vom 4 lis inkl. 6. September d. J. eine große Ausstellung von Erzeugnissen des Garken⸗ und Feldbaues hierselbst.
Gewerbe und Handel.
Die Nr. 68 der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisen⸗ bahn⸗Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Deutsche Eisenbahn⸗ Statistik fär das Betriebsjahr 1871: II. Transportmittel und Lei⸗ stungen derselben. Mittheilungen über Eisenbahnen und sonstige Transport⸗Anstalten. Vereinsgebiet. Berliner Briefe. Aachen⸗Mast richter Eisenbahng ⸗sellschaft, April⸗Einnahme Buschtshrader Eisenbahn, Bahnunfall. Personalnachrichten. Ausland: Französische Eisenbahn⸗ Projekte. Spanische Nordbahn, Geschäftsbericht pro 1872. Eisen⸗ bahnkalender. Offizielle Anzeigen. Verzeichniß Nr. 4 überzähliger Güter. Offizielle und Privat⸗-Anzeigen.
Breslau, 1. September. (W. T. B. Die große Dampf⸗ mehlmühle in Dürgoy bei Breslau ist heute früh nieder gebrannt. ö
Cöln, 27. August. Heute Abend wurde hierselbst das Jubi— läum des 25jährigen Bestehens des A. Schaaffhausenschen Bankvereins gefeiert.
Rom, 2. August. Die Einfuhr von der Insel Elba betrug in der ersten Hälfte dieses Jahres 97,786 Tonnen und ging meift nach Frankreich, dessen Eisenindustrie über die Hälfte in An⸗ spruch nahm. 28,000 Tonnen wurden nach England verschifft, und der Rest ging in italienische Fabriken.
Berkebrs⸗Anstalten. .
New⸗JYPork, 31. Angust. (W. T. B.) Der Postdampfer des baltischen Lioyd,,Washington“, Kapitän Arnold, ist gestern via Havre mit Post, Pafsagieren und voller Ladung nach Stettin ab— gegangen. Der Postdampfer „Ernst Moritz Arndt“ folgt am 10 September.
Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Bureanu.
London, Montag, 1. September, Vormittags. Nach aus Karthagena vom 30. August hier eingegangenen Nachrichten drohten die Insurgenten am Donnerstage, gegen die englischen Schiffe Feuer zu geben, wenn die den Aufständischen gehörenden Schiffe, Vittoria“ und, Almansa fortgeführt werden sollten. Admiral Jelverton antwortete den Insurgenten, er gäbe ihnen 40 Stunden Zeit, ihre Drohungen in Erwägung zu ziehen. Darauf wurden Verhandlungen eingeleitet und ist eine gütliche Lösung der Streitfrage wahrscheinlich. Der Admiral Yelverton wird die Schiffe „Vittoria“ und „Almansa“ nach Gibraltar führen, unter der Bedingung, sie der Regierung zu Madrid nicht vor Ent—⸗ scheidung des Kampfes bei Karthagena auszuliefern.
Perpignan, Sonnabend, 30. August. Der Carlisten⸗ General Saballs hat nach den aus Spanien vorliegenden Mel⸗ dungen die Städte Olot, Vidreras und Santa Colonna unter der Drohung zur Ergebung aufgefordert, dieselben sonst wie Tortella in Brand stecken lassen zu wollen.
Kopenhagen, Montag, J. September. Der Reichstag ist durch einen offenen Brief des Königs auf den 6. Oktober d. J. einberufen worden. — Die gesetzlichen Maßregeln gegen die Einschleppung der Cholera sollen den aus Lübeck kommenden Schiffen gegenüber sofort in Kraft treten.
Königliche Schauspiele.
Dienstag, 2. September. Opernhaus. (152. Vorstellung.) Auf Allerhöchsten Befehl: Militär⸗Vorstellung. J. Abtheilung: Festfeier. II. Abtheilung: Sardanapal. Historisches Ballet von Paul Taglioni, J. und III. Akt. Anfang halb 8 Uhr. Mitziel⸗
reise. ö Ueber den bei Weitem größten Theil der Billets ist Aller⸗ höchst verfügt worden.
Die permanent reservirten Billets haben für diese Vor⸗ stellung Gültigkeit, müssen jedoch, da über die vorderen Plätze des ersten Ranges und des Parquets Allerhöchsten Orts Be⸗ stimmung getroffen worden, auf die weiter zurückliegenden Bänke vertheilt werden.
Schauspielhaus. (165. Abonnements ⸗Vorstellung. Das Testament des großen Kurfürsten. Schauspiel in 5 Aufzügen von G. zu Putlitz. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Mittwoch, 3. September. Opernhaus. (153. Vorstellung.) Lohengrin. Romantische Oper in 3 Alten von R. Wagner. Ortrud: Frl. Lammert. Lohengrin: Hr. Diener. Telramund: Hr. Betz. König Heinrich: Hr. Fricke. Anfang halb 7 Uhr. Hohe Preise.
Schauspielhaus. (166. Abonnements ⸗Vorstellung. Das Stiftungsfest. Schwank in 3 Akten von G. v. Moser. Hierauf: Die Dienstboten. Lebensbild in 1 Akt von R. Benediz. Anfang
halb 7 Uhr. Mittelpreise.