Auf dem Königlichen Schloß, dem Königlichen und den Prinz⸗ lichen Palais wehten die Königlichen Standarten. Die Linden, die den Thoren angrenzenden Partieen des Thiergartens und namentlich der Königsplatz boten ein Bild des festlich bewegtesten Lebens dar. ᷣ
Auf dem Königsplatz war, in der Flucht der Sieges⸗ allee, dem Denkmale suͤdwärts gegenüber, der Königliche Pavillon errichtet worden, daneben und davor die Podien für die Ehrengäste, ferner zwei große Tribünen einander gegenüber an der Süd⸗ und an der Nordseite des Platzes, und zwar der⸗ gestalt, daß zwischen beiden eine breite Front für das Publikum
ei blieb.
. Das Denkmal selbst war in seiner unteren Hälfte durch Draperien verhüllt, die v. Wernerschen Gemälde in der oberen Sãulenhalle durch hellbraune Linnentüũcher, die Reliefs des Piedestals durch große rothe Vorhänge mit schwarz⸗weißen Borten. Ein kreis⸗ förmiges Spalier von Fahnenstangen, in ihrer Mitte mit runden Adlerschildern geschmückt und unter einander durch Eichenguirlanden verbunden, umgab das Denkmal.
Der Königliche Pavillon war in zeltartiger Form auf acht⸗ eckiger Basis angelegt. Die Grundfarbe des Zeltmaterials war roth mit Gold, aber unterbrochen durch eine schwarz⸗weiße Dra⸗ perie; zwei vorspringende Zeltdächer breiteten sich seits warts aus. Auf der Spitze des ansteigenden Daches wehte die Königliche Standarte. . .
Gegen zehn Uhr begannen die Podien und Tribünen sich zu füllen. Auf der niedrigen Estrade zwischen dem Denkmal und dem Königspavillon nahm die Geistlichkeit und der Dom⸗ chor Platz, auf der zu beiden Seiten des Königliche Pavillon halb—⸗ kreisförmig sich hindehnenden die geladenen Ehrengäste, darunter die Inhaberinnen des Louisenordens und des Verdienstkreuzes. In größeren Gruppen um das Denkmal ordneten sich die die gesammte Armee und Marine vertretenden Offiziere, die Aerzte und Militärbeamten Kammerherren, Johanniterritter, diese unter Führung des Fürsten Pleß, u. s. w. Auf den Stufen des Denkmals selbst hatten die beim Bau desselben thätig ge⸗ wesenen Künfiler und Werkleute Aufstellung genommen. Unmittelbar rechts hinter dem Königspavillon befanden sich unter der Tribüne A die Sitze der Invaliden, fast alle mit dem Eisernen Kreuze dekorirt, auch mehre darunter aus den Jahren 1813 bis 1815.
Bald nach 10 Uhr waren die zur Feier und Parade kom⸗ mandirten Truppen und Armee⸗Deputationen vollständig auf⸗ marschirt, die Infanterie im engeren, die Kavallerie im weiteren Kreise. Die Truppen zogen mit Musik gleichzeitig von allen Seiten her auf. Der jetzt reich besetzte, weite Platz gewährte nunmehr ein überaus glänzendes und festliches Bild. Deftlich zunächst dem Kaiserpavillon und der Tribüne standen die Kadetten und das Lehrbataillon.
Ziemlich gleichzeitig mit der Eskorte, welche die Re⸗ gimentsfahnen nach dem Königsplatze geleitete, langten Ihre Königliche Hoheit die Herzogin Wilheim von Mecklen⸗ burg, sodann Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin mit dem Prinzen Waldemar und den Prin⸗ zeffinnen Victoria und Charlotte, unmittelbar darauf, an der Seite ihres Gouverneurs, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Friedrich Wilhelm und Prinz Heinrich, ferner Ihre Königliche 2 die Prinzessin Karl, Ihre Majestãt die verwitwete
önigin, zuletzt Ihre Majestãät die Kaiserin-Königin an. Inzwischen war auch der Reichskanzler Fürst von Bismarck er⸗ ienen. sch Um 10 Uhr verkündeten drei Kanonenschläge den Moment, in welchem Se. Majestät der Kaiser und König das Palais
verließen. Beim Heraustreten aus dem Palais richteten Aller⸗
hõchftdieselben an die Se. Majestãt erwartenden Feldmarschãlle und kommandirenden Generale, bei Erwiderung der ehrfurchts⸗ vollen Begrüßung derselben, folgende Worte:
Es ist ein erhebendes Gefühl für Mich, bei Beginn dieser be⸗
dentungs vollen Feier, welche die Reihe der Dankes⸗ und Ehrenbezeu⸗
gungen schließen wird, Sie hier, meine Herren, ebenso um Mich ver⸗ sammelt zu sehen, wie in allen Schlachten und Gefechten, wo Sie an der Spitze ihrer Truppen sich in so hohem Grade ausgezeichnet haben.
Darauf stiegen Se. Majestãt zu Pferde und begaben Sich in Begleitung Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des
kommandirenden Generalen, den General⸗Adsutanten, den Gene⸗ walen à la stäte und den Flügel⸗Adiutanten Sr. Majestãt, nach dem gõnigaplas
Auf bem Wege dahin wurden Se. Majeslãt überall von
den begeifterten JZubelrufen des Publikums begleitet und bei der
Ankunft auf dem Platze von den Honneurs der Truppen und dem lebhaften Hurrah der ganzen Versammlung enthufiastisch
begrüßt. Nachdem Se. Mejestãt den Pavillon auf seiner weft lichen Seite umritten hatten, nahmen Allerhõchstdieselben rechts
von demselben Stellung, gegenuber der Geistlichkeit, welche mit den Sängern des Domchors vor der Siegessaule stand. Die
Tambours der Infanterie und die Trompeter der Cawallerie
gaben das Zeichen zum Gebet. Der Domchor intonirte sodann den Choral: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“. Nach Be ⸗ endigung des Gesanges hielt der Feldpropst der Armee Dr. Thielen
folgende Zestrede:
Im Namen des Vaters, des Sahnes und des heiligen Geinsie·. Amen.
Darid, der Ktãnig des Volkes Gottes, betet 1 Chron. 30, 10-13:
Gelobet seist Du, Herr Gott Jarael, ewiglich. Dir gebũhret die Majestãt und Gewalt, Herrlichkeit 4 und Dank; denn Alles was im Himmel und auf Erden ist, das ist Dein. Dein
ist das Reich nnd Du bist erhöhet über Alles zum Obersten
Dein ift Reichthnm amd Ehre vor Dir, Du herrschest uber Alles; in Deiner Hand feht Kraft und Macht, in Deiner Hand steher
und stark zu machen. Nun, unser Gott,
Ein Sieges denkmal ist ee, das hier auf diesem stõnigs
Platze fich erhebt, ein Denkmal hehr und groß, wie kein zweites — zt, eine Chrensänle, welche das dankbare Vaterland dem siegreichen Heere zum dauernden Gedächtniß der glor⸗
reichen . non 1864 und 66, 1870 und 71 errichtet mhmreichen Thater ber Befr.
GSrinnerung hat in den Herzen
und sie gehoben, als es galt, ven Sie hat die Armer gestählt zu nen Siegen. Sie hat die Opfer freudigkeit des Volkes belebt und geslagene Wunden sorglich und lie⸗ r Nacheiferung in erhebendster Art in Erfüllung gegangen. Die Siet säule verkündet der Mit und Nachwelt, was Hingebung und Aug her vermögen. In Verb i⸗
Und heute, em Jahreztage ber großen Entscheidung von
Schan, auf Befehl Sr. Mejeftäf unserz Raisers und Ränigs und in Gegenwart der Meyräsenmtanten der tapferen Armee und ihrer üchwer nnd mor den sonft bernfenen urd versammelten Sengen allen weihen wir dies Sieges⸗ n . bend gepflegt.
Ramen des dreieimnigen Gottes nnd flellen daffelbe, un ser Aõnigs⸗ haue, Cand, Vall und Heer damit narer seinen allmä
Gnabenschuß, belennen mit nnserm Mönig unh Herrn aus tief-
stem Herzensgrunde: Nicht uns, nicht uns, sondern Dir, o Herr, gebührt allein die Ehre; Du hast uns er Beten und Flehen gnãdig erhört, Deine allmächtige Hand hat so Großes und Derrliches vollbracht und uns Sieg um Sieg gegeben; Dein Werk ist es, daß unser deutsches Volk, aufs Neue wieder vereinigt mit seinen so lange von ihm getrennten Gliedern, der alten Herrlichkeit des Deutschen Rei⸗ ches in neu verjüngter Kraft und Größe unter seinem sieggekrönten Heldenkaiser sich erfreut. Und vor Dir, Herr unser Gott, geloben wir heute, gelobt unser Volk und Heer aufs Neue, Deiner Gnade und Hülfe, die uns so reich gesegnet hat, allezeit eingedenk zu blei⸗ ben, in unwandelbarer Treue und im Gehorsam gegen Dein Gebot unverrückt zu stehen zu unserem Kaiser und König, den Deine Gnade uns gegeben, zum großen, theuren Vaterlande, und sein Recht und seine Ehre, seine Einigkeit, seinen Frieden und seine Freiheit unter Deinem gnädigen Beistande stets hoch ahren, allezeit bereit Gut und Blut dafür ilf, o Herr, laß wohlgelingen! Amen.
Dir, allmächtiger Gott, und Deiner Gnade befehlen wir un⸗ sern theuren Kaiser und König mit allen Regierenden im Reiche, Dir unser Vaterland, Volk und Glieder. Erwecke und erhalte dur i Du weit über Bitten und Verstehen an uns gethan hast, den Geist der Gottesfurcht, der Zucht, der Treue, der Demuth, des Gehor⸗ sams, der freudigen Opferwilligkeit in unserem Geschlecht und in unseren Nachkommen; tröste und richte auf Alle, die ihr Liebstes für die Größe und Einheit des Vaterlandes dahin ge⸗ geben haben, durch den Hinblick auf die großen Güter, die damit erworben und versiegelt sind. Erhalte unserm Lande den edlen Frieden und steure dem Unglauben, der nach Dir nicht fragt, und dem gottlosen Wesen in unsrem so reich gesegneten Volke. Herr, sei uns gnädig und erbarme Dich unser Aller. Dein Name sei gelobet in Ewigkeit! Amen.“
Nach Ertheilung des Segens ritt der Minister⸗Präsident, Seneral⸗Feldmarschall Graf von Roon, an Se. Majestät den Kaiser und König heran und bat um die Erlaubniß zur Ent— Allerhöchstdieselben gaben mit dem Degen das Zeichen, und die Hüllen sanken. Die Truppen prä⸗ sentirten das Gewehr und riefen: Hurrah!“ sämmtliche Musik— corps intonirten: Heil Dir im Siegerkranz!“ Vom Alsenufer herüber dröhnten die ersten der 101 Salutschüsse, dazwischen ertönten die Glocken der Haupt⸗ und Residenzstadt, die ganze Ver⸗ sammlung schwenkte die Hüte, wehte mit Tüchern und begrüßte mit unendliche. Jubel das herrliche, in hoher Pracht und Schönheit sich darstellende Monument. wahrhaft historischer Moment!
Der Domchor intonirte und sang sodann den ersten und dritten Vers des Chorals: „Nun danket Alle Gott“ unter Be⸗ gleitung der Regimentsmustk des Kaiser Franz Garde⸗Grena⸗ Dann umritten die Allerhöchsten und errschaften langsamen Schrittes das Denkmal, und ich die Allerhöchsten Damen in die Wagen begaben, begann die Parade.
Vorher richteten Se. Majestät der Kaiser an die Deputationen der Armee folgende Worte:
„Ich freue Mich, die Vertreter Meiner Armee an dem heutigen Tage um Mich versammelt zu sehen — einem der schönften Tage Meines ganzen Lebens — an dem Ich diese Siezessäule als Zeugniß der Thaten der Armee im höchsten Dankgefühle der Mit⸗ und Nach⸗ Ich beauftrage Sie, diefe Meine Gefühle den Truppen bei Ihrer Rückkehr in die Heimath mitzulheilen.“
Demnächst ritten Se. Majestãt, gefolgt von der gesammten Suite, welcher sich gleich nach der Ankun der Reichskanzler Fürst von Bismarck angeschlossen hatte, die Truppenfronten der Infanterie und darau und nahmen sodann Aufstellung an der Kreuzung der Sieges⸗ allee mit der Charlottenburger Chaussee, woselbst Truppenkörper unter dem Kommando Sr. Königlich des Prinzen August von Württemberg defilirten.
Gegen 1 Uhr war die Parade beendigt, und Se. kehrten in Begleitung der Höchsten Herrschaften sowie de
Suite in die Stadt zurück, wohin auf verschiedenen Truppen bereits voran abmarschirt waren. In unabsehbaren Zügen strömte nunmehr das Publikum auf den freigegebenen Körigsplatz um das herrliche Denkmal ö der ruhmreichen Thaten inseres Heeres Tronprinzen, der Prinzen des Königlichen Saufes, der fremden Fürftlichkeiten, und gefolgt von den General⸗Feldmarschällen, den
zu halten und zu w einzusetzen.
eer, seine Führer und alle seine das Gedächtniß der Wunder, die
hüllung des Denkmals.
Es war ein großartiger,
dier⸗Regiments Nr. 2.
welt überliefere.
ft Sr. Majestãt auch
f der Kavallerie entlang
sãmmtliche en Hoheit
Wegen die
in der Nahe zu be⸗
Nachmittags begaben Sich Beide Kaiserliche Majestãten in das Königliche Schloß, wosebst zur Feier des
Tages um 31 Uhr im Weißen Saale, der Bildegalerie und de
n anstoßenden Ge⸗ ern ein größeres Gala⸗Dner stattfand. Einladungen hatten emselben erhalten: die her anwesenden Mitglieder der Kö⸗ niglichen Familie nebst Gefolg, Se. Königliche Hoheit der Groß⸗ Schnerin nebst Gefolge, der Reichs⸗ kanzler Fürst von Bismarck, die General⸗Feldmarschãlle, die Staats minister, die kommandienden Generale, die auf Allerhöchsten Befehl hir ei gesammten preußischen Armee, die, Präsidien des hauses und des Spitzen der Königlichen und Poꝛsdam, nerale und die Stabsoffiziere der die Deputation des Johanniter⸗ die Spitzen der Vereine für gebliebenen der Landwehrl einige Geistliche, Notabilitãten dr Fun men des Louisen⸗Ordens und des Ganzen waren etwa 570 Einladungen ergangen.
mufik wurde im Weißen Saal om Musikcorpz des Regiments zu Fuß und in di Bilder des Faiser Alexander⸗Garde⸗Grendier⸗R Bei der Festtafel richteten König folgende Worte an die Wsa Am Denkmal auf dem Kreujblge treten uns die Worte entgegen: mid rann n Namen Teiner Herrlichkeit? Den Gefallenen zum Gedächtniß, kn Lebenden zur Anerkennung, den , e . künftigen Geschlechtern zur Nacheilrung. Kriege werden nicht ge—⸗ führt, Siege richt errungen ohne kroße Opfer. Die letzten Kriege haben deren nur zu schwere und nen im Stillen unser erster T Friedens eines halben Jahrhund
herzog von Mecklenburg⸗
die Admirale, ngetroffenen Deputationen der Reichstages, auses der Abgeordneten, jädtischen Behörden von Berlin, Spandau und Chrlottenburg, die aktiven Ge⸗ n der Parade gewesenen Truppen, und des Malteser⸗Ritter⸗Ordens, Kankenpflege und für die Zurück⸗ zer Jeldprobst der Armee und st und Wissenschaft, Da⸗ Verdienstkreuzes ꝛc. Die Tafel⸗ 2. Garde⸗ galerie von der Kapelle egiments ausgeführt.
Se. Masestãt der Kaiser und
rzliche gefordert. Den Gefalle⸗ — Waährend des segensreichen
ift in Preußen die Anerkennung
mit unsern treuen Verbündeten im letzten glorreichen Kriegeschritten wir von Siegen zu Siegen, welche Gottes gnadenreicher Wle uns bescheiden wollte, bis zur Einigung Deutschlands im neuen saiser · reiche. So leere Ich denn Mein Glas zum Danke dem gpferilligen Volke, zum Danke Meinen hohen Verbündeten und zum Dane für unsere ruhmreiche Armee.“
Abends 6 Uhr fand in der Domkirche ein Festgottes ĩenst statt, welchen der Hofprediger Baur abhielt.
Im Königlichen Opernhause war Abends eine Militãr⸗zest⸗ vorstellung veranstaltet. Dieselbe begann nach dem Erschenen der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften um 7 ihr und bestand aus einer eigentlichen Festfeler und der Balkt— vorstellung ‚Sardanapal“. Die bedeutend verstärkte Königlihe Kapelle leitete den ersten Theil mit der unter Leitung ds Kapellmeisters Eckert ausgeführten Ouvertüre zu Menerbees Oper „Ein Feldlager in Schlesien! ein. Darauf hob sich der Vorhang und zeigte in einem hohen Saal von einfacher ernster Architektur auf einem von grünen Gewächsen halb verborgenen Postamente ein gewaltiges Eisernes Kreuz, während an dem Fuß desselben ein Schild mit dem rothen Kreuz der Genfer Kon⸗ vention lehnte. In einem schwungvollen Prologe wies Fr. Erhart, als gewappnete Borussiga, auf die Bedeutung des Tages und dieser Zeichen, und auf die Erfüllung hin, welche die Worte König Friedrich Wilhelms III. an dem Denkmal der Befreiungs⸗ kriege auf dem Kreuzberge „den Gefallenen zum Gedächtniß, den Lebenden zur Anerkennung, den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung“ deren auch Se. Majestaͤt der Kaifer und König bei der Festtafel gedachten, in den Thaten des letzten Krieges erhalten haben. Inzwischen verwandelte sich die Scene und zeigte den gothischen Bau des Monu⸗ ments auf der Anhöhe mit dem im Morgennebel .
verhüllten Ueberblick über die Residenzstadt Berlin mit ihren Kuppeln und Thürmen, auf beiden Selten eingefaßt von eichen⸗ bekränzten, mit Vietorien gekrönten Säulen. Ein noch⸗ maliger Scenenwechsel führte den Beschauer vor das gelun⸗ gene Bild des neuen Sieges⸗-Denkmals auf dem Koͤnigs= platz, vor welchem das Musikeorps des Garde ⸗Kü⸗ rassier⸗ Regiments und der Königliche Opernchor Stel⸗ lung genommen hatten. Rauschend tönten die Klänge der „Wacht am Rhein“ durch das Haus, bis zu einem sanften Adagio verhallend, während dessen die Standbilder der preußi⸗ schen Herrscher von dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm bis Kö⸗ nig Friedrich Wilhelm III., gruppirt zu beiden Seiten des Ersteren, langsam heraufstiegen, worauf die Orchester die Natio⸗ nalhmmne anstimmten und die Versammelten sich von ihren Plätzen erhoben, ehrfurchtsvoll der Loge zugewendet, in welcher Ihre Majestäten der Kaiser und König und die Kaiserin⸗Königin Platz genommen hatten.
Der Feier und der darauf folgenden Balletvorstellung wohnten Ihre Majestäten, Se. mel hl und Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Carl, Prinz Albrecht, die Prinzessinnen Marie und Elisabeth, die Großherzogin Mutter, der Herzog und die Herzogin von Mecklenburg⸗Schwerin bis gegen den Schluß bei.
Die meisten Privattheater brachten zur Feier des Tages
durch Festprologe ein. Die Stadt war Abends zum Theil illuminirt.
Aus den größeren Städten Preußens und der übrigen deutschen Staaten liegen bis heute über die Feier des 2. Sep⸗ tember folgende Nachrichten vor:
Breslau, 2. September. Die Stadt hat zur Feier des heutigen Tages festlich geflaggt In den Kirchen und in den jüdischen Synagogen hat Festgottesdienst stattgefunden. Die Geschäftslokale sind meist geschlossen. Um 13 Uhr Mittags wurden von den Thürmen der Stadt Choräle geblasen. Fur den Abend ist eine Illumination der städtischen Gebäude und Denkmäler vorbereitet.
Dres den, 2. September. Zur Feier des heutigen Tages waren hier schon am frühen Morgen die sämmtlichen grid und städtischen Gebäude, sowie viele Privathäuser mit Flaggen in den deutschen und sächsischen Farben reich geschmückt, Vor⸗ mittags wurde in allen evangelischen Kirchen unter Theilnahme sehr zahlreicher Andächtigen dus allen Kreisen Dankgottesdienst abgehalten. Nach Beendigung der kirchlichen Feier fanden in den Lehranstalten und Schulen Festvorträge statt, während der gewöhnliche Unterricht heute ausgesetzt blieb. Bei dem Festaktus in der Kreuzschule waren die städtischen und Schulbehörden durch die Herren Ober⸗ Bürgermeister Pfotenhauer, Superintendent Br. Meier, Stadt—⸗ rath Heuhner und Stadtrath Kunze vertreten. Viele Geschãfts⸗ inhaber hielten ihre Lokale den ganzen Tag über, die meisten während des Vormittags geschlossen. Nachmittags und Abends sind von mehreren Priwatgesellschaften an verschiedenen Orten besondere Festlichkeiten veranstaltet, und mit Eintritt der Dunkel⸗ heit werden die öffentlichen Plätze auf städtische Kosten durch Gaspyramiden festlich erleuchtet sein.
Stuttgart, 2. September. Die Sedanfeier begann hier⸗ selbst am gestrigen Abend mit einer Gedächtnißfeier an den mit Blumen geschmückten Gräbern der im letzten Feldzuge gefallenen Krieger. Die Festrede hielt der Prälat Gerock vor der zahlreich versammelten Bevölkerung. Der kommandirende General des 13. Armee⸗Corps v. Stülpnagel war bei der Feier zugegen. Im ganzen Lande wurden Abends 8 Uhr auf den Bergen Freuden feuer angezündet.
Heute hat die Stadt ein festliches Gewand angelegt, die Häuser sind beflaggt, die Geschäfte geschlossen. Die ganze Einwohnerschaft feierte den Tag als Festtag. Am Vormittage fand Gottesdienst in allen Kirchen statt; nach der Stiftlirche bewegte sich ein großer Festzug. Am Nach⸗ mittage feierten alle Schulen den Tag durch befondere garn. keiten für die Schuljugend. Heute Abend ist Festversammlung im Liederkranzgarten, welche von zahlreichen Theil nehmern, darunter auch von vielen Sffizieren, besucht ist. Die Festrede wird der Reichstagsabgeordnete Elben halten.
Schwerin, 2. September. Der heutige Festtag ist hier, wie in ganz Mecklenburg, in würdiger Weise begangen worden. Nach einer Morgenmusik wurde in allen hiesigen Schulen Schul⸗ akt, später in sämmtlichen Gotteshäusern FJestgottesdienst gehalten. Nachmittags fand ein aus sämmtlichen Schulen, den Veteranen
g6kriege nie erloschen. Diese jungen Generation wiedergetõnt
uu den Waffen zu greifen Bürgern bestehender Festzug nach dem Schloßgarten statt.
So ist jene Mahnun
aus dem Befreiungskriege, den Reservisten aus dem letzten fran⸗ zösischen Kriege, den Gewerken, der Schützengilde und vielen
Tie Ansprache, welche der Minister⸗Präsident und Kriegs⸗ Minister General⸗Feldmarschall Graf pon Roon, bei der Feier der Grundsteinlegung zu dem Bau der Central⸗-Ka⸗
Ldetten⸗Anstalt in Lichterfel de an Se. Majestät den kung Kaiser und König richtete, hat folgenden Wortlaut:
len mn . Allergnädigster Kaiser,
Wenn ich am Schlusse der h der Allergnädigst ertheilten Erlaub Majestät anzureden, Gebrauch mache, estät zu danken im Namen des keit in der verlesenen Stiftung Namen der Armee un d ftige Führer in dies ihren ernsten und edlen Beruf vorbe der Armee, deren Werth und Bedeutung E Ihren erhabenen Vorfahren — d
dem Beistande de Ma jestät, des R den preußischen und deutschen kränzen geschmückt haben; Väter würdig, die Unabh Pflichterfüllung und freudiger Hingebung so entschlossen als bereit und daher auch ge arbeiten eines zwar kriegstüchtigen, frevelhaften Störungen zu bewahren; — im N ches, nach seiner bewährten, woh erreichten Organisation, es sein — in sich aufni der es hervorgeht, selbst ist, wel bestrebungen, wie in seinen Kriegsthat Volkes ist, aus dessen Söhnen es besteht.
Das heute baulich begründete, e Schwierigkeiten und Bedenken ins Le dem Lande und Heere ein neues Zeugni sorge nicht nur des Kriegsherrn für despaters für das Volk, w
bedeutungsvollen Feier von Ew. Kaiserliche und so geschieht es, um Ew. Ma⸗ Instituts, dessen heilsame Wirkfam— S. Urkunde gebührend gewürdigt worden d des Landes. Im Namen des. Heeres, zu gründenden Bildungsstätte für reitet werden sollen; im Namen w. Majestät — gleich urch Königliche Fürsorge zu einer be—= zu erheben gewußt, deren glorreiche Thaten, unter s Allmächtigen und unter der sicheren Führung Ew. gemehrt, dessen Einheit begründet und Namen mit unverwelklichen Ruhmes — . im Namen des Heeres, welches, seiner ängigkeit und Freiheit des Vaterlandes in auch ferner zu schützen eignet ist, die Friedens⸗ aber friedliebenden Volkes vor amen des Heeres, wel⸗ vohl nachgeahmten, aber bisher nimmer die gesammte Nation umspannt und — muß es Heeres, welches die Nation, aus der Tüchtigkeit seiner Friedens⸗ as getreue Spiegelbild des
eiches Größe
t nach Ueberwindung mancher en tretende große Werk giebt 6 von der unermüdlichen Für⸗ die Armee, sondern auch des Lan⸗ eil Alles, was jener nü
Und in dieser Beziehung finde ich mich veran auch im Namen des Landes
Wenn ich diese schlichten deutungsvollen Feier im lebend den allgemei ten wage, so
t, auch dieses n laßt, Ew. Ma⸗ den ehrfurchtsvollsten Dank aus⸗
Worte am Schlusse der heutigen be— igen Vorgefühl der morgen stattfinden⸗ neren und bedeutungsvolleren an Ew. M geschieht es mit der tiefsten Empfind ß die anwesenden hervorragenden Repräsentanten gefühl, dem ich, nach Amt und ärmste mit empfin⸗ aus voller Seele: ajestät den Kaiser ädigsten Herrn!“
ajestät zu rich⸗ ung meines Herzens. des Heeres und des Landes, das Dank zorte zu geben gewürdigt wur den, rufe ich, unter ihrer freudigen Zustimmung,
Gott erhalte und segne Se. M
und König, unsern Älkergn
Se. Maßestät der Kaiser und König lebe Hoch! Hoch! Hoch!
Prinz Otto ist eingetroffen und
de, aufs W
Bayern. München, 1. September. aus Hohenschwangau wieder in Nymphenburg ch in den nächsten Tagen zur Jagd nach Oberammer⸗ Prinz Luitpold hat die Inspektionsreise
unternommen, sondern si
gau zu begeben. aufs Lechfeld nicht gleitung seiner beiden Adjutanten, Freyschlag von Freyenstein, nach R — Der General⸗Major Karl Frhr. unter Enthebung von seiner Funktion als stüts verwaltung und Verleihung des Ch Lieutenant, mit Pension verabschiedet; der Commandeur des 15. st Friedrich Frhr. v. Treu berg, erie⸗Brigade betraut worden. ginn der Kommissionsberathungen im Staats— stiz über den dem nächsten Landtag vorzu⸗ wurf über das Vormundschaftswefen Verlassenschaften ist auf den
ch vorerst in Be⸗ Freiherrn von Limpöck und egensburg begeben.
v. Leoprechting ist, Vorstand der Landge⸗ arakters als General⸗
Infanterie⸗Regiments, Ober patriotische Vorstellungen zur Aufführung und leiteten dieselben unt k . Infant Ministerium der legenden Gesetzent die Behandlung der
9. September d. J. festgesetzt.
Sachsen. Dresden, 2. September. und die Kronprinzessin sind gestern Mitt rückgekehrt.
— Der Erzherzog Carl Ludwig 8 Uhr nach Wien abgereist.
— Der Prinz Georg hat sich Crossen begeben, um in Vertretung nerals, des Kronprinzen von Sachsen, der 3. und 4. Infanteriebrigade beizu
Friedrichshafen, 30. August. welche gestern nach Wien abgereist ist, zugleich mit ihrer Schwester nach Drianda
Der Kronprinz ag von Wien zu⸗
ist gestern Abend
gestern Nachmittag nach des kommandirenden Ge⸗ den Detachementsübungen
Württemberg. Großfürstin Vera, wird sich von dort, Griechenland, schlosse ihrer Eltern,
der Königin in der Krim, dem Lust⸗ der Großfürstin September deren
des Großfürsten und Constantin von Rußland, begeben, wo am 11. silberne Hochzeit gefeiert werden soll.
83 Dar m fstzat, 81. Aug: * verschiedenen Blättern des Gro lungen über zahlreiche Todes daten während des Mar Gieß en ist die lungen ermächtigt worden, tägigen Marsche des 1. Groß ments Nr. 115 von Darmstadt nach Folge von Erkrankung starb und 4 zu sein, in ein Lazareth auf Der Gestorbene hatte nach ärztlicher stehenden Lungenleidens eine
Mecklenbur
Gwegenüber den von ßherzogthums gebrachten Mitthei⸗ fälle und Erkrankungen von Sol⸗ sches zu den Herbstübungen bei auf Grund amtlicher Ermitte⸗ zu berichtigen, daß auf dem drei— herzoglich Hessischen Infanterie⸗ Gießen nur ein Mann in Mann, ohne bedeutend er⸗ genommen werden mußten. Aussage in Folge eines be⸗ schwache Konstitution.
g. Schwerin, 1. September. erzogin und die Herzogin Marie werden m mittag, vom heiligen Damm kom
„Darmst. Ztg.“
Die Groß orgen Nach mend, hier eintreffen.
Schwarzburg⸗Sondershausen. 1. September. aus der Fürstlichen Ober
Sondershausen, prinz und die Erbprinzessin sind herrschaft hierher zurückgekehrt.
Reuß. Gera, 1. September. Die Fürstin⸗Mutter ist von ihrer Schweizerreise zurückgekehrt u einige Zeit in Schloß Ebersdorf verweilen.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 1. September.
T. B.) In Colmar haben von den 26 des Bezirkstages von Ober-Elsa geschriebenen Eid geleistet. Der Bezirkstag erklärte sich daher für beschlußunfähig und wurde die dies desselben durch den Bezirks⸗Präsi
nd wird von jetzt ab
(W. ewählten Mitgliedern nur 11 den vor⸗
jährige ordentliche Sitzung denten geschlossen.
Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 1. September. (W. T. B.) Die Königin von Griechenland nach der Krim abgereist.
— Der internationale medizinische Kongreß ist heute von dem Erzherzog Rainer, dem Protektor der Ver— sammlung, eröffnet worden.
— 2. September. Die „Oesterreichische Korrespondenz“ be⸗
ist von hier über Pesth
stätigt, daß der König von Italien gegen den 20. d. Mts. zu einem etwa achttägigen Aufenthalte hier einzutreffen gedenkt.
— Das „Neue Fremdenblatt“ veröffentlicht einen Brief Rogeards, in welchem derselbe seine vom Bürgermeister von Voeslau in höherem Auftrage verfügte Ausw eisung aus Oesterreich mittheilt.
Prag, 1. September. Gestern und heute wurde hier die Jubelfeier des 900jährigen Bestandes des prager Bisthums in festlicher Weife begangen.
Schweiz. Bern, 1. September. (W. T. B.) Die in⸗ ternationale Konferenz zur Feststellung des Anschlu sses der Gotthardsbahn an die oberitalienischen Bahn⸗ linien ist vom 3. auf den 8. September vertagt worden.
Olten, 1. September. (W. T. B.) In der gestrigen Versammlung der Delegirten des schweizerischen libe⸗ ralen Katholikenvereins wurde der aus den Baseler Nachrichten“ bereits mitgetheilte Antrag des Central-Komites der Schweizer Altkatholiken betreffs der Kirchenreformen ange⸗ nommen und dabei das Central⸗Komite beauftragt, schon jetzt einige hauptsächliche, vom Prinzip der Toleranz geforderte kirch⸗ liche Reformen vorzunehmen, sowie zwecks Entscheidung über die Konstituirungsfrage die Delegirtenversammlung sobald als möglich wieder einzuberufen. Im Ganzen waren) 87 Delegirte anwesend; unter diesen Michaelis und der Pater Hyaeinth, welcher letzterer die Schlußrede hielt. .
— Die hier gleichzeitig mit den Abgeordneten des Vereins der liberalen Katholiken versammelten Delegirten der Schweizer Altkatholiken haben zur Theilnahme an dem demnächst in Konstanz stattfindenden Altkatholikentage in Kon⸗ stanz eine Deputation von 17 Mitgliedern gewählt.
Lu zern, J. September. (W. T. B.) Zu Ehren . r 8 hat hier gestern eine große Opation von zahlreichen Delegirten der in der Schweiz wohnenden Franzosen stattgefunden. Herr Thiers erwiderte eine an ihn gerichtete Anrede und sprach darin die Hoffnung aus, daß die Republik in Frankreich aufrecht erhalten bleiben werde.
Niederlande. Amsterdam, 1. September. (W. T. B.) Van Lynden, früherer Minister des reformirten Kultus in dem konservativen Kabinet Heemskerk, ist, dem Vernehmen nach, mit der Bildung eines neuen Kabinets beauftragt worden.
Großbritannien und FIriand. London, 1. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Dem „Globe“ zufolge hätte Glab—⸗ stone die Absicht, bei Eröffnung der nächsten Parla⸗ mentssession das Budget vorzulegen und damit gleichzeitig die Aufhebung der Einkommensteuer vorzuschlagen, worauf dann sofort die Auflösung des Hauses erfolgen sollte.
— 2. September. Die Zahl der aus England nach Para le Monial Pilgernden beträgt, wie der „K. 3.“ gemeldet wird. 120 Priester, 180 Frauen, 340 Männer. Der Dampfer, auf dem sich dieselben eingeschifft haben, führt die päpstliche und die britische Flagge, so wie eine Abbildung des heiligen Herzens.
— Der Attorney⸗General Coleridge ist dem Vernehmen nach zu einer hohen Richterstelle berufen und wird wahrscheinlich in den Pairsstand erhoben werden. Als sein Nachfolger werde der Solieitor⸗General Watkin William und als deffen Nach—⸗ folger Henry James genannt. K
Frankreich; Paris, 3. September. (W. T. B.) Der Mittheilung eines republikanischen Blattes, daß der Herzog von Broglie sich der Republik zuneige, wird vom „Francais? ein entschiedenes Dementi ertheilt. Der „Francais“ erklärt, das Ministerium vom 24. Mai begünstige keine der verschiedenen konservativen Parteiansichten auf Kosten der anderen.
— Der neue Vertreter der spanischen Republik, Abarzuza, dessen Empfang beim Minister des Auswärtigen am Sonnabend stattgefunden hat, machte bei dieser Verankas⸗ sung die spanischen Angelegenheiten zum Gegenstande offizieller Erörterungen und sprach der französischen Regierung für die Aufrechterhaltung der freundschaftlichen und nachbarlichen Be⸗ ziehungen zwischen beiden Ländern, welche er bat auch fernerhin fortzusetzen, seinen Dank aus.
— Die Eröffnung des internationalen Orienta— listen⸗Kongresses hat heute stattgefunden. Es waren zahl⸗ reiche Theilnehiner aus Großbritannien, Deutschland und den Verei⸗ nigten Staaten anwesend; zum Präsidenten wurde der japanische Minister⸗Resident in Paris, Samesima Naomba, gewählt.
— (W. T. B.) Wie der „Rappel“ meldet, werden Deputirte der republikanisch gesinnten Departements nach Naney gehen, um dort Herrn Thiers auf der Rückreise aus der Schweiz zu empfangen, dem zu Ehren ein großes Fest⸗ mahl stattfinden soll. Die „Assemblée nationale“ versichert, daß die Regierung entschlossen sei, etwaige Agitationen für das Mahl nicht zu dulden.
— (W. T. B.). Gestern Abend sind nahe an tausend englische Pilgerfahrer, unter ihnen der Herzog von Norfolk und andere Katholiken von hervorragender Stellung, hier eingetroffen, um sich nach Paray le Mönial zu begeben. Bei ihrer Ankunft hatte sich eine große Volks⸗ menge angesammelt, es kam jedoch keinerlei Störung vor.
Spanien. Madrid, 1. September. (W. T. B. Die amtliche „Gaceta“ veröffentlicht die Aus führ ungs bestim⸗ mungen zu dem Gesetze über die Regelung des Defizits und den Modus der Repartition der Zwangsanleihe unter den einzelnen Provinzen.
= Im Ministerrathe wurde heute die Angelegenheit der Artillerie⸗Offiziere berathen; eine befriedigende Lösung derselben steht in baldiger Aussicht.
— Die Besatzung des Forts Viang (bei Logronno in Navarra), aus 120 Freiwilligen und 30 Husaren bestehend, hat dasselbe nach längerer und lebhafter Vert eidigung an den Ge⸗ neral Dorreg gray übergeben. Die Carlisten bedienten sich 3 Angriffe des Petroleums, um das Fort in Brand zu stecken.
— Zwischen den Offizieren, welche bestimmt waren, nach Catalonien zu gehen, um die Bataillone „Tarifa“ und „Bejar“ zu reorganisiren, und dem Generalkapitän von Madrid ist es zu erheblichen Differenzen gekommen. Die Offiziere nahmen den Auftrag an, verlangten aber die strengste Anwen⸗ dung der bezüglichen militärischen Bestimmungen. Der Kriegs⸗ Minister 2 tte eine Ausgleichung, der ö ist jedoch noch nicht beigelegt.
— . weiteren nn aus Karthagena über Lon⸗ don hat sich der britische Admiral Jelverton entschlossen, die Fregatten „Vittoria“ und „Almansa“ heute nach Gi⸗ braltar bringen zu lassen und sich den Insurgenten gegenüber erboten, an die großbritannische Regierung das Ersuchen zu
richten, die Schiffe der spanischen Regierung nicht auszuliefern. Die von der Junta in Karthagena geforderten Garantien hat der Admiral indessen verweigert; die Insurgenten sollen des⸗ halb entschlossen fein, sich der Wegführung der Schiffe mit Ge⸗ walt zu widersetzen und dieselbe unter Mitwirkung der Forts vermittelst ihrer Panzerschiffe zu verhindern. Durch noch fort⸗ dauernde Verhandlungen mit der Junta hofft der Admiral, einen Konflikt noch vermeiden zu können; falls derselbe ange⸗ griffen würde, wuͤrde er sich genöthigt sehen, die Panzerschiffe der Insurgenten zu nehmen und vielleicht das Arsenal zu bom⸗ bardiren.
— 2. September. (W. T. B.) In einer Konferenz zwischen dem Finanz⸗-Minister und dem Bankaus? schusse sollen die Schwierigkeiten vollkommen beseitigt sein, die 1 die Bank verhinderten, der Regierung einen Vorschuß zu geben.
— Nachrichten aus Karthagena über London zufolge sind die britischen Panzerfregatten , Triumph“ und „Swift— sure“ heute von hier abgegangen und haben die Infurgenten⸗ schiffe „Almansa“ und „Vittoria“ nach Gibraltar geführt, ohne daß von Seiten der Aufständigen irgend welcher Widerstand ge⸗ leistet wurde.
Italien. Rom, 31. August. Der Minister des In⸗ nern hat nachstehendes Cirkular an die Präfekten des Königreiches erlassen, in welchem er ihnen die Richtung vor⸗ zeichnet, die sie bei Arbeitseinstel lungen zu verfolgen haben:
. . Rom, 20. August 1873.
Dieses Ministerium hat schon in seinem Cirkular vom 5. Juli dieses Jahres N. 5989 den Verdacht ausgesprochen, daß die Ar⸗ beitseinstellungen von der Umsturzpartei, namentlich von dem In⸗ terngtionlen Arbeitervereine in Scene gesetzt werden. Diesen Verdacht bestätigen außer den Umständen, die in gedachtem Citkular angeführt sind, die jüngsten Unordnungen, welche in mehreren Provinzen vorge⸗ kommen sind. Sie bestätigen, daß der Hauptzweck des Kongresses, wel⸗ cher nächsten Monat in Genf abgehalten werden soll, gerade darin be⸗ steht, eine allgemeine Arbeitseinstellung in allen Fabriken zu Stande zu bringen, wo die gefährliche Gesellschaft Wurzel gefaßt hat. Ich zweifle nicht, daß Ew. Wohlgeboren von der Nothwendigkeit überzeugt sind, den Arbeitseinstellungen mit der größtmöglichen Vorsicht vorzubeugen, wobei Sie genau zu unterscheiden suchen werden, ob die Arbeitseinftel? lungen die Folgen natürlicher Umstände, oder ob sie Kunstprodukte der Parteileidenschaft sind. Indem ich die Anweisangen erneuere, welche in dem oben erwähnten Cirkulare enthalten sind, damit durch kluge Vorsichtsmaßregeln und behutsames Eingreifen der Staats⸗ behörden allen Anlässen zu Arbeitseinstellungen wo möglich vorgebeugt wird, muß ich Ew. Wohlgeboren aber auch das Verhalten andeuten, welches die Staatsbeamten zu beobachten haben, wenn dennoch Ar⸗ beitseinstellungen vorkommen sollten. Da die meisten derselben Kund⸗ gebungen der Umsturzpartei sind, und, wo sie auch nicht in Unorz⸗ nungen ausarten, schon an sich selbst ein Angriff auf den freiẽn bürgerlichen Verkehr und eine Bedrohung der öffentlichen Ruhe und Ordnung sind, so ist es vor Allem e, der Staatsbeamteten, den arbeitenden Klassen bei Arbeits instellungen die Beobachtung der ge⸗ setzlichen Vorschriften zu empfehlen und energisch für die Aufrechthal⸗ tung der Ordnung zu sorgen. Ew. Wohlgeboren müssen, wenn Sie sich in die Streitigkeiten der Arbeitnehmer und Arbeitgeber einlaffen hen die größte Umsicht dabei beobachten, und dürfen vor Allem keine Verpflichtungen eingehen, weil, wenn Sie dieselben hernach nicht erfüllen können, Sie Ihrer Autorität Abbruch thun und die öffentliche Ruhe und Ordnung in Gefahr bringen. Zu solchen Ver⸗ handlungen scheinen die Gemeindebehörden einen viel natürliche⸗ ren Beruf zu haben. Unter diesen Voraussetzungen werden Ew. Wohlgeboren in Uebereinstimmung mit den anderen Behörden hoffentlich im Stande sein, Arbeitseinstellungen vorzubeugen oder aber, wenn sie dennoch stattfiaden soellten, Unruhen, welche aus denselben hervorgehen sollten, energisch zu unterdrücken. Es ift die Pflicht und sogar der Stolz unserer Tage, die Verbesserung der Lage der arbei⸗ tenden Klassen anzustreben. Aber gerade deshalb müssen die Arbeiter vor den gleißnerischen Vorspiegelungen 6 bewahrt werden, welche sie unter deni Vorgeben, lhre Lage ver zessern zu wollen in poli⸗ tische und soziale Umwälzungen zu verwickeln suchen, denen die armen bethörten Arbeiter hernach zum Opfer fallen, während ih e schlauen Verführer in der Regel den Kopf geschickt aus der Schlinge zu ziehen verstehen. .
Cantelli, Minister des Innern.
— 2. September. (W. T. B. Die Abreise des Königs nach Wien wird nach den jetzt getroffenen Bestimmungen in der zweiten Hälfte dieses Monats stattfinden. — Während der Abwesenheit des Königs, welchen die Minister Minghetti und Visconti⸗Venosta nach Wien begleiten, wird dem Vernehmen nach der Kronprinz Humbert mit der Regentschaft betraut und dem Minister des Innern Cantelli der Vorsitz im Ministerium übertragen werden Die Nachricht, daß zwischen letzterem und dem Minister⸗Präsidenten wegen einer Meinungsverschiedenheit in administrativen Fragen Differenzen ausgebrochen seien, wird 4 der „Agenzia Stefani“ als vollkommen unbegründet be⸗ zeichnet.
Griechenland. Athen, 1. September. (W. T. B.) Bei der Nachwahl zur Deputirtenkammer in Messenien ist Comm undu ros wiedergewählt worden.
Türkei. Konstantinopel, 2. September. (W. T. B.) Der russische Gesandte, General Ignatieff, ist mit Urlaub nach, der Krim abgereist. Wie versichert wird, begiebt sich der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten Raschid Pasch a nach der Krim, um den Kaiser von Rußland im Namen des Sultans zu begrüßen.
Belgrad, 2. September. (W. T. B) Der National⸗ ökonom My ato vie ist zum Finanz⸗Minister ernannt worden.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 31. August. Die Enthüllung des Denkmals der Kaiserin Katha⸗ ring II. soll, der Pet. Gas. zufolge, nicht, wie anfänglich be absichtigt war, im Mai des künftigen, fondern am 28. Rovember⸗ 6. Jahres stattfinden. In Folge dessen werden die Arbeiten
eschleunigt.
— 2. September. (W. T. B.) Die Kaiserin von Ruß land ist gestern in Begleitung der Großfürstin Marie Alexandrowna und der Großfürsten Sergius und Paul nach Liva dia abgereist.
Mos kgu, 30. August. Der Kaiser hat gestern dem Zielschießen der Infanterie und Artillerie beigewohnt; am Abend besuchte Se. Majestãt das Große Theater. Heute fand ein Ma⸗ növer statt. Um 7 Uhr Abenbs nahm Se. Majestät bei dem General⸗Gouverneur das Diner ein und trat um 16 Uhr die Weiterreise auf der Kursker Bahn an.
Tiflis, 31. August. (W. T. B. Der Schah von Persien ist heute von hier nach Baku abgereist.
Amerika. New⸗JYork, 1. September. (W. T. B.) Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat sich laut amtlicher Bekanntmachung im Monat August um 6, 7652, 006