8. Zwiener, desgl., Ch. Finger, Stellmachermeister, B. Kintzel, ausbesitzer, Frz. Hoffmann, Schneidermeister, Herzog. Haus besitzer, C. Eltner, Tischlermeister F. Grieger, desgl, A. Reichel, desgl, V. Vogel, desgl, Aug. Metzer, aufmann, J. B. Mav, desgl., J. Pätzold, Bäckermeister, Ed. Teiber, Schlossermeister, A. H. Stto, Nagelschmiedemeister, Frz. Re ich en b ach, Fabrik- aufseher, Carl Moritz, Fabrikarbeiter. H. Balzer, deszl, Aug. Fischer, desgl, Anton Frost, Expedient, Fr. Hoffmann, Kauf⸗ mann, A. Hornig, desgl, Frz. Rieger, Postfußbote, Carl Ju st, Maurer, Run ge, Färbereigrbeiter, Sskar Werner, Schuhmacher⸗ meister, Ant. Harnig, Schneidergeselle, r m mn Schneider, 8 Großpiet sch, Aufseher, Frz. Gersch, Weber, Ad. Barfuß, rieftrãger, Ed. Ul l(rich, Maschinenwärter, Wilh. Wagner, Hausbesitzer, Alb. Klein, Porzellandreher, Jos. Bartsch, Schnei⸗ Termeister, Carl Gorlt, Tapezierer, Fos. Gottschlich, Berg—⸗ mann, Herm. Burkart, Hotelier, Heinr. Göb el, Schuhmacher⸗ meister, Alfred Baumgärtner, Sattlermeister. Jul. Lehn⸗ hardt, Pfefferküchler; . . außerdem: Urbainczek, Kreisgerichts⸗Sekr. in Gleiwitz, H. erlemann (nicht Forchmann, wie in Nr. 209 des Reichs- und Staats⸗-Anzeigers“ gesagt ist) in Höxter, Merdas nicht Flosky in Rr. 21) gewesener Büärgermeister in Koschmin, Em. Martin, Oberförster in Laband, Kreis Tost.
— Seit dem 11. d. M. tagt in Meiningen die Reichs⸗ Schulkommission zur Berathung einiger, das höhere Schul⸗ wesen betreffender, besonders die einheitliche Organisation höherer Schulen angehender Fragen. Bei dieser Kommission sind be⸗ theiligt: Ober⸗Regierungs-Rath Dr. Wiese für Preußen, Gym⸗ nasial⸗Direktor Professor Dr. Heerwagen aus Nürnberg für Bayern, Geheimer Rath Dr. Gilbert aus Dresden für Sachsen, Ministerial⸗Direktor Dr. von Binder aus Stuttgart für Würt⸗ temberg, Ober⸗Schulrath Dr. Deimling aus Karlsruhe für Baden, und Schulrath Dr. Hartwig aus Schwerin für Mecklenburg.
— Behufs persönlicher Meldungen aus Anlaß ihrer kürzlich erfolgten Beförderung sind hier eingetroffen: der General der Infanterie und Gouverneur von Posen, Freiherr von Wrangel und der General⸗Major von der Armee von Kleist.
— Der General⸗Major und Präses der Artillerie⸗Prüfungs⸗ Kommission von Kameke ist von seiner Dienstreise behufs Besichtigung der Küstenbefestigungen der Nordsee hierher zurück— gekehrt.
— Der General-Lieutenant und Chef der Admiralität, Staats-Minister von Stosch hat sich mit einem mehrwöchent⸗ lichen Urlaube nach England begeben.
— Der Geheime Legations⸗Rath Dr. 666 im Auswär⸗ tigen Amt hat einen mehrwöchentlichen Urlaub angetreten und sich nach Süddeutschland begeben.
— S. M. S. „Ariadne“ ist am 15. d. Mts. Morgens in Neufahrwasser angekommen.
Bayern. München, 14. September. Der König wird den Linderhof, wohin Se. Majestãt sich von Hohenschwangau aus begab, morgen verlassen, aber erst noch einen Ausflug nach dem Hohenkopf unternehmen, bevor die Rückkehr nach Schloß Berg erfolgt.
— Der König hat de dato Linderhof, 12. September, folgende Bekanntmachung, die Einberufung des Land— tages betreffend, erlassen: ;
»Wir haben nach Antrag Unseres Gesammt⸗Staats⸗Ministeriums auf Grund erstatteten Gutachtens des Ober-Medizinalausschusses be⸗ chlossen, mit Rücsicht auf die zur Zeit bestehenden Gesundheitsper⸗
ältnisse die gemäß Art. 2B des Gesetzes vom 10. Juli 1865, die Ab⸗ kürzung der Finanzperioden betreffend, mit Ende des laufenden Mo⸗ nat veranlaßte Einberufung des Landtages bis auf Weiteres auszu⸗— setzen. Zugleich beauftragen Wir Unser Gesammt-⸗Staats ⸗Ministerium, sobald die gegenwärtig obwaltenden Bedenken gehoben sein werden, Uns sofort wegen Berufung des Landtages die entsprechenden Anträge zu unterbreiten.
Ludwig.“
— Das General⸗Komite des landwirthschaftlichen Vereins hat in einer Reihe von Sitzungen eine neue Gestütordnung be⸗ rathen. Die Beschlüsse des General⸗Komites gelangten als Vor⸗ schläge an das Ministerium des Innern, welches in Folge dessen eine neue Lan desgestüt⸗Ordnung ausarbeitet, deren Geneh⸗ migung bereits in den nächsten Tagen in Aussicht steht.
— In Ausführung des z. 15 der Allerhöchsten Verord⸗ nung vom 4. März 1872 wurde unter Vorbehalt der gesetzlichen Regelung der Rechtsverhältnisse der Beamten des Heeres vor— läufig über die Pensionsverhältnisse der oberen Mili⸗ tärbeamten, dann der Unterbediensteten des Königlichen Heeres im Hinblicke auf Abschnitt III. S. 5 Ziff. III. des Bünd⸗ nißvertrages vom 23. November 1870 auf Grundlage des Reichs⸗ gesetzes vom 31. März 1873, die Rechtsverhältnisse der Reichs⸗ beamten betreffend, unterm 7. d. Mts. eine Verordnung erlassen. Demzufolge erhält jeder obere Militärbeamte des aktiven Standes des Heeres, welcher sein Diensteinkommen aus dem Militäretat bezieht, aus letzterem eine lebenslängliche Pension, wenn er nach einer Dienstzeit von wenigstens 10 Jahren in Folge eines körperlichen Gebrechens oder wegen Schwäche seiner körperlichen oder geistigen Kräfte zu der Erfüllung seiner Amtspflichten dauernd unfähig ist und deshalb in den Ruhestand versetzt wird. Ist die Dienstunfähig⸗ keit die Folge einer Krankheit, Verwundung oder sonstigen Be⸗ schädigung, welche der Beamte bei Ausübung des Dienstes oder aus Veranlassung desselben ohne eigene Verschuldung sich zu⸗ gezogen hat, so tritt die Pensionsberechtigung auch bei kürzerer als 10 jähriger Dienstzeit ein. Wird ein Beamter vor Voll⸗ endung des 10. Dienstjahres dienstunfähig und deshalb in den Ruhestand versetzt, so kann demselben bei vorhandener Bedürftigkeit mit Allerhöchster Genehmigung eine Pension entweder auf be⸗ stimmte Zeit oder lebenslänglich bewilligt werden. Die Pension beträgt, wenn die Versetzung in den Ruhestand nach vollendetem 10., jedoch vor vollendetem 11. Dienstjahre eintritt, 9 und steigt von da ab mit jedem weiter zurückgelegten Dienstjahre um 139 des Diensteinkommens. Ueber den Betrag von 60g dieses Einkommens hinaus findet eine Steigerung nicht statt. Bei Pensionirungen in Folge einer Krankheit ꝛc. bei kürzer als 10 jähriger Dienstzeit beträgt die Pension stets /g im Falle einer Dienstunfähigkeit vor Vollendung des 10. Dienstjahres 20g des Diensteinkommens. Den zum Richteramte berufenen Audi⸗ teuren bleiben die ihnen nach Artikel 23 der Militär⸗Strafgerichts⸗ ordnung zugestandenen Rechte bis zur anderweiten gesetzlichen Regelung der bezüglichen Rechtsverhältnisse vorbehalten. Die neue Verordnung soll für die Pensionsansprüche aller jener Militärbeamten des Heeres rückwirkende Anwendung finden, welche unter dem in 5. 15 der Allerhöchsten Verordnung vom 4. März 1872 gemachten Vorbehalte oder mit Anwendung des §. 56 des R.-⸗Mil. Pens.⸗Ges. vom 27. Juni 1871 bereits in den 6 versetzt wurden. Ferner soll diese Verordnung auch auf die in Folge der neuen Organisation des Königlichen
Heeres ernannten und inzwischen bereits in den Ruhestand ge⸗
tretenen unteren Civilbediensteten der Militärverwaltung gege⸗ benen Falles angewendet werden.
* 4 Sachsen. Dres den, 15. September. Am 16. 3. M. wurde hier die sächsische Pastoral⸗Konferenz unter dem Vorsitz des Superintendenten Dr. Meier abgehalten. Die Ver⸗ sammlung erklärte sich unter Anderm einstimmig mit dem Wunsche des Referenten einverstanden, es möge im Einverständnisse mit der Synode durch kirchenregimentliche Anordnung der Konfir⸗ mandenunterricht künftig eine größere Ausdehnung erfahren.
Württemberg. Friedrichshafen, 11. September. Zur Feier des Geburtsfestes der Königin fand heute in einem zu diesem Zwecke besonders eingerichteten Saale des Kö⸗ niglichen Schlosses russischer Gottesdienst statt, worauf die Hohe Frau die Glückwünsche des Hofstaats und der anwesenden Gäste entgegennahm. An dem Diner um 2 Uhr nahmen, außer Ihren Majestäten, der Prinz und die Prinzessin Wilhelm von Baden, die Landgräfin von Hessen, der Herzog Eugen von Württemberg, Graf und Gräfin Erbach, sowie die übrigen Gäste und Angehörigen des Hofs, und die hiesigen Geistlichen und Beamten Theil. Nach aufgehobener Tafel unternahm der Hof bei günstigem Wetter auf dem Dampfboot „Eberhard“ eine Fahrt in den Ueberlinger See. Die Rückkehr erfolgte gegen 7 Uhr Abends, nachdem der Prinz und die Prinzessin Wilhelm von Baden bei ihrer Besitzung Kirchberg das Boot verlassen hatten.
Sessen. Darmstadt, 15. September. Heute Morgen ist hier die außerordentliche evangelische Landessyndo de im Sitzungs⸗ saale der Zweiten Kammer zusammengetreten. Auf der Tages⸗ ordnur e steht die Berathuna des Kirche nc errarungs⸗ Entwurfs.
Anhalt. Dessau, 13. September. Der Herzog hat in der letzten Zeit in Begleitung des Prinzen Albert von Sachsen-Altenburg von Wörlitz aus verschiedene Ausflüge gemacht, um größere Jagden abzuhalten.
— Die Garnisonen des Landes sind nach Beendigung der K nun in die betreffenden Städte wieder ein⸗ gerückt.
Reuß. Gera, 13. September. Die Fürstin ist mit dem Erbprinzen und der Prinzessin Elisabeth aus Wildbad heute zurückgekehrt, um für die nächsten Wochen Aufenthalt in , zu nehmen, wo gegenwärtig sich der Fürstliche Hof
efindet.
Elsaß⸗ Lothringen. Straßburg, 15. September. (W. T. B.) Die „Straßburger Zeitung“ meldet, daß die Kreis⸗ und Bezirks tage in diesem Jahre nicht wieder zusammentreten werden. Die nächste Einberufung derselben wird erst im kom⸗ menden Jahre 1874 erfolgen.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 14. September. Der Kaiser ist heute Mittag von Penzing aus mittelst Separat⸗ Hofzuges nach Linz abgereist. Die Rückkehr Sr. Majestät er⸗ folgt ͤbermorgen im Laufe des Nachmittags.
— Die Wahltermine für die einzelnen Kronländer sind jetzt publizirt.
Pesth, 15. September. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung des Ministerraths ist, dem „Pesther Lloyd“ zufolge, der Beschluß gefaßt, den Einfuhrzoll auf Getreide zeit⸗ weilig aufzuheben, und wird sich der Handels⸗Minister Graf Zichy nach Wien begeben, um das Erforderliche für die Durch⸗ führung dieser Maßregel mit der Regierung zu vereinbaren. Der Ministerrath beschloß ferner, Mazuranie zum Banus von
Kroatien zu ernennen.
Großbritannien und Irland. London, 14. Sep⸗ tember. Nachrichten von der Gold kü ste melden ein Gefecht mit den Aschantis am 14. August. Beim Auffahren im Flusse Prah wurde das Kriegsschiff „Rattlesnake“ mit Schüssen empfangen und der Commodore Commerell so schwer verwun⸗ det, daß er sich nach Cape Coast begeben mußte. Auch andere Offiziere wurden verwundet. Zur Strafe zerstörten die Englän⸗ der die Stadt Chamah, aus welcher die Schüsse gekommen. — Die Korvette „Encounter“ und das Kanonenboot „Philo— mel“ gehen morgen nach der Goldküste ab.
Schweiz. Bern, 15. September. (W. T. B.) Der Appellations⸗ und Kassationshof hat heute beschlossen, die renitenten 69 Geistlichen des Berner Jura sämmtlich von ihren Aemtern abzuberufen.
Genf, 15. September. (W. T. B.) Gestern Nachmittag hat sich, wie das „Genfer Journal“ meldet, eine Deputation aus dem Chablais, gegen 6 bis 800 Personen an der Zahl, unter der Führung der Deputirten Taberlet und Folliet über den Genfer See nach Ouchy (dem Hafenplatz von Lausanne) begeben, um Hrn. Thiers eine Ovation darzubringen.
— Die Münzkonvention von 1865 hat die Schweiz er—⸗ mächtigt, ihre Silberscheidemünze vom Jahre 1862, die bekannt⸗ lich nur Sooo Feingehalt besitzt, provisorisch beizubehalten, mit der Bestimmung jedoch, daß diese Münzen bis zum 31. Dezem⸗ ber 1877 gänzlich aus dem Verkehr zurückgezogen werden sollen. Die Schweiz . hierfür also nur noch vier Jahre vor sich, und es hat sich das Finanz⸗Departement denn auch bereits mit der Frage beschäftigt, wie die Einlösung dieser Münzen am besten und zu gelegenster Zeit bewerkstelligt werden könnte, ohne die Cirkulation zu beeinträchtigen. Auf seinen Antrag beschloß der Bundesrath, die Einlösung innerhalb zwei Jahren vollständig durchzuführen, nämlich vom 1. Januar 1876 bis 31. Dezem⸗ ber 1877. Das Finanz⸗Departement wird daher anläßlich der Be⸗ rathung des Budgets für 1874 die Ermächtigung verlangen, während des nächsten Jahres 4 Millionen in Ein- und Zwei⸗ frankenstücken zu ss /ig prägen zu lassen. Diese Operation soll dann in den Jahren 1875, 1876 und 1877 fortgesetzt werden.
Niederlande. Haag, 11. September. In Brielle hatte heute die Enthüllungsfeier des allegorischen Monu⸗ mentes statt, welches zur Erinnerung an die erste Landung der Geusen, den Beginn des Unabhängigkeitskrieges der Niederlande, errichtet worden, und zu welchem im vorigen Jahre am 1. April der erste Stein von dem Könige gelegt wurde. Die Stadt war festlichst geschmückt. Aus allen Theilen des Landes waren Kor⸗ porationen und Schaaren von Besuchern herbeigeströmt. Der König traf in Begleitung seines Bruders, des Prinzen
einrich, und feines juͤngeren Sohnes, des Prinzen
lexander, Mittags aus dem Haag in Brielle ein und wurde auf dem Wege bis zum Festplotze und von der dichtgedrängten Volksmasse, welche, dort versammelt war, mit Jubel. begrüßt. Der feierliche Enthüllungsakt ging in würdigster Weise von Statten. Vom Festplatze begab sich der König mit den beiden Prinzen unter nicht enden wollen⸗ den Hochrufen der Volksmenge nach dem Rathhause, wo Se. Majestät an einem Festmahle theilnahm.
— Heute ist der Marine⸗Kapitüän Jansen von hier nach Konstantinopel abgereist. Demselben ist die Mission übertragen worden, als Delegirter der Niederlande an der Konferenz theilzunehmen, welche daselbst zusammentreten wird, um über die Einführung einer internationalen Schiffsmessung und eines internationalen Tonnenmaßes und über die Schlichtung der be⸗ stehenden Differenzen bezüglich der Zollerhebung auf dem Suez⸗ Kanale zu berathen.
— 15. September. (W. T. B.) Der König hat leute die Sitzung der Generalstaaten mit einer Thron⸗ rede eröffnet. In der letzteren wird hervorgehoben, daß die allgemeine und die finanzielle Lage der Niederlande eine befriedigende sei. Durch die Herstellung eines Hafens in Vlis⸗ singen werde ein neuer Handelsweg erschlossen, die Verwicke⸗ lungen, welche durch die indischen Besitzungen der Niederlande herbei⸗ gefuͤhrt worden, ließen die Zeichen von Sympathie und Freund- schaft um so werthvoller erscheinen, die der Regierung Seitens der auswärtigen Mächte zu Theil geworden, die Blokirung Atchin werde aufrecht erhalten, zu energischer Fortsetzung des Kampfes gegen die Atchinesen seien gleichfalls alle Vorberei⸗ tungen getroffen. In den westindischen Besitzungen sei die Lage eine zufriedenstellende, der Vertrag mit England über die Ein⸗ wanderung in Surinam sei von den günstigsten Folgen.
— Die Demission des Kriegs⸗Ministers Grafen von Limburg⸗Stirum ist vom Könige angenommen und der Marine-Minister Broex mit der einstweiligen Führung der Geschäfte des Kriegs⸗-Ministeriums beauftragt worden.
Frankreich. Paris, 14. September. Das „Journal offieiel enthält ein Dekret, welches dem General de Chanzy, General⸗Gouverneur von Algerien, das Recht verleiht, die Aus⸗ führung der Dekrete vom 24. Dezember 1870 und 20. Februar 1873, welche das Civil⸗Territorium in Algerien erweitert und das Militär⸗Territorium beschränkt hatten, in allen Theilen der französischen Kolonieen einzustellen, wo ihm ihre Anwendung verfrüht erscheint, und diese wieder dem Militär⸗Kommando zu übergeben. Diese Maßregel wird folgender Maßen begründet:
„In Erwägung, daß die Anwendung des Dekrets von 24. De— zember 1870 nur unter der Bedingung möglich, daß die Verwaltun und Justiz über hinreichende Aktionsmittel verfügt; in Erwägung, ug in der That diese Mittel in dem größten Theile der Territorien, wo die Bestimmungen des Dekrets in Kraft gesetzt wurden, fehlen und aus ihrer Anwendung Verlegenheiten und große Schwierigkeiten für die öffentliche Ordnung und die europäischen Interessen entspringen; in Erwägung, daß bis zum Augenblick, wo es möglich sein wird, die Bestimmungen des neuen Regimes anzuwenden, es unumgänglich noth⸗ wendig ist, die Aufrechterhaltung der Ordnung und der Sicherheit, so wie die Amtsverrichtungen der Justiz dort zu sichern.“
— Prinz Napoleon ist gestern hier angekommen, von wo er nach einigen Tagen Aufenthalts nach Korsika gehen wird.
— 15. September. (W. T. B.) Der Graf von Cham⸗ bord dürfte, wie die „Agence Havas“ vernimmt, nachdem jetzt die Räumung des französischen Gebiets vollzogen ist, in nächster Zeit eine Kundgebung über seine Stellung zur Fusionsfrage erlassen.
— Die Cholera tritt in verhältnißmäßig milder Form auf; es kommen täglich etwa 10 Todesfälle an derselben vor.
— 16. September. (W. T. B.) Von einer großen An⸗ zahl von Protestanten ist eine Adresse an die der pro⸗ testantischen Konfession angehörigen Mitglieder der National⸗ versammlung gerichtet worden, in welcher dieselben aufgefor⸗ dert werden, sich gegen jede monarchische Regierungsform aus⸗ zusprechen.
Spanien. Madrid, 15. September. (W. T. B.) Die Cortes haben den Antrag, betreffend die Wiedereinführung der Todesstrafe in gewissen in den Kriegsartikeln vorgesehenen Fällen angenommen.
— Heute hat zwischen Castelar, Manuel Concha, Moriones und Sanchez Bregua eine Konferenz statt⸗ gefunden, in welcher der Feldzugsplan zur Bekämpfung der Carlisten in den nördlichen Provinzen festgestellt wurde. General Concha wird das Oberkommando ubernehmen und in etwa drei ie, e. sich mit Verstärkungen nach den nördlichen Provinzen egeben.
Italien. Rom, 15. September. (W. T. B.) Der König wird am 17. September, Nachmittags 5 Uhr, in Wien eintreffen. Mehrere Senatoren und Deputirten begleiten Se. Majestät bis zur Grenze. Die Mitglieder der italienischen Ge⸗ sandtschaft, welchen sich der portugiesische Gesandte anschließt, reisen dem Könige bis Udine entgegen.
Griechenland. Nach den letzten Erhebungen besteht die griechische Armee der „Army and Navy⸗Gazette“ zufolge aus 1 General, 1 General⸗Lieutenant, 3 General⸗Majors, 19 Obersten, 32 Oberst⸗Lieutenants, 41 Majors, 200 Hauptleuten, 233 Lieute⸗ nants und 214 Fähnrichen: in Summa 735 Offizieren. Von dieser Zahl gehören 21 zum Generalstabe, 351 zur Infanterie, 32 zur Kavallerie, 32 zur Artillerie, 14 zum Train, 78 zum Genie, 74 zur Gensd'armerie, 61 zum Sanitäts⸗Corps, 34 zur Intendantur.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 14. September. Um den Mangel an Marine⸗Offizieren nach Möglichkeit zu beseitigen, sind durch einen Allerhöchsten Befehl vom 30. August (11. September) fast alle Garde⸗Marine's zu Midship⸗ man befördert worden. Ausgenommen sind nur die Garde⸗ Marine's der diesjährigen Entlassung. Eine ähnliche außer⸗ ordentliche Maßregel ist nur während des Krimkrieges schon ein⸗ mal vorgekommen.
— Der, R. J.“ veröffentlicht in seiner Nummer vom 9. d. M. den nachstehenden, mit einem Kourier am 6. September einge⸗ troffenen ausführlichen Bericht des General⸗Adjutanten von Kauffmann über die jüngsten, telegraphisch bereits ge⸗ meldeten Vorgänge im Chanat:
Als General-Adjutant von Kauffmann sich nach der Einnahme von Chiwa mit der Lage der Verhältnisse im Chanat vertrauter ge⸗ macht hatte, gelangte er zu der Ueberzeugung, daß es nothwendig sei, in den Beziehungen eine Aenderung eintreten zu lassen, die zwischen den Turkmenen und der Regierung, des Chans von Chiwa bestanden, um die Regierung des Chans in die Lage zu setzen, unseren Forderun⸗ gen in der Zukunft gerecht werden zu können. Wahrend des Aufent⸗ haltes unserer Truppen in Chiwa stellte es sich heraus, daß die Herr⸗ schaft über die in der Dase von Chiwa lebenden Turkmenen eine rein nominelle ist und . die Turkmenen die Autorität des Chans aus⸗ schließlich zu ihrem Vortheil und zu ihren Zwecken benutzten. Nicht der Chan war Herrscher und Gebieter der turkmenischen Nomaden, sondern diese hielten ihn vielmehr beständig in ihrer Hand. Stark an Zahl, etwa 30, 000 Kihitken, repräsentirt die turkmenische Bevölke⸗ rung der Regierung des Chans gegenüber ein drohendes Element; dieser sehr kriegerische und Kis zum Aeusersten entschlossene und räu. berische Stamm kann einen Mann von der Kibitke und somit gegen 30 000 bewaffnete, außerordentlich kühne, freche, räuberische Krieger auf schd⸗ nen, schnellen, ausdauernden Rossen ins Feld stellen. Unter sich nach dem Prinzip der Gemeindeverwaltung regiert, sind die Turkmenen an
Gehorsam nicht gewöhnt; sie unterwerfen sich entschieden keiner Autorität und keiner Gewalt und erfüllen keinerlei Forderungen des Chans und seiner Regierung. Ohne an die Kasse des Chans Abgaben zu entrichten, sind die Turkmenen der Regierung des Chans gegenürer nur nominell ver⸗ pflichtet, zum Schutze des Territoriums eine bestimmte Anzahl Krie⸗ ger zu stellen. Auch diese Leistung erfüllten sie nicht in der Weise, wie der Chan es befohlen hatte, sondern wie sie es für sich selbst zweckmäßiger hielten; sie stellten nicht die vom Chan angegebene An— zahl Krieger, sondern nach Maßgabe der Möglichkeit und nach eigenem Gutdünken. In die Reihen der chiwesischen Kriegsmannschaft einge— treten, bezogen sie vom Chan Gehalt und hielten sich überdies für verpflichtet und vollkommen berechtigt, beim Durchstreifen der Lände—⸗ reien ihrer eigenen Landsleute, der Unterthanen des Chans, die Be⸗ wohner in Kontribution zu setzen und ihnen alles abzunehmen, was sie bedurften, angeblich um ihrer Aufgabe als Beschützer des Landes gerecht zu werden. e /, ü
Indem die Turkmenen bewaffnete Mannschaften stellten und diese . als eine ihrer Unterthanenstellung zukommende Leistung der Regierung des Chans gegenüber bezeichneten, eigneten sie sich das Bewußtsein und die Ueberzeugung an, daß nur sie im Stande seien, der Regierung des Chans den erforderlichen Schutz zu gewähren und das Land gegen jeglichen Feind zu vertheidigen. Diese Ansicht wurde, wie es scheint, auch vom Chan selbst und der ganzen Bevölkerung getheilt. Wie sehr sich der Chan in den Händen der Turkmenen be⸗ fand, geht daraus hervor, daß er verschiedene Geld⸗ und Naturalab⸗ gaben von der ganzen übrigen Bevölkerung des Chanats erhob, er sich aber niemals erkühnte, auch die Turkmenen mit irgend welchen Ab— gaben zu belegen. Diese plünderten die friedlichen Einwohner, hatten die Nutznießung der besten Ländereien des Chanats ohne Abgaben zu zahlen und wurden für ihre Zügellosigkeit, ihre Ueberfälle, Diebstähle ze, die eine Einnahmequelle für sie bildeten, keiner Bestrafung von Seiten des Chans unterworfen.
Es war mit dem Programm der Aktion gegen Chiwa entschieden nicht vereinbar, daß man diesem zügellosen Stamme gestattete, auch fer⸗ nerhin in der angegebenen Weise im Chanat sein Treiben fortzusetzen. Trotz seines aufrichtigen Wunsches (woran sich jetzt kaum mehr zwei⸗ feln läßt), unsere Forderungen zu erfüllen, wäre der Chan unter den bestehenden Verhältnissen doch kaum im Stande gewesen, denselben gerecht zu werden. .
In Anbetracht dessen faßte der Oberbefehlshaber der Truppen den Entschluß, den gegenwärtigen Aufenthalt der russischen Beiatzung im Chanat zu benutzen, um die obigea Zustände bis zu einem gewis— sen Grade zu ändern, die Turkmenen materiell und moralisch zu schwäͤchen, ihrem Uebermuth und ihrer Unbändigkeit Schranken zu setznn. Der Generaladjutant von Kauffmann legte den Turkmenen daher eine Kontribution auf und befahl mit der Eintreibung derselben bei dem vor allen andern zahlreichen, starken und unruhigen Jomu—⸗ denstamme der Bairam⸗Schaly den Anfang zu machen. Die Kontri⸗ bution von 300,000 R. konnte im Hinblick auf die Gesammtzahl der turkmenischen Kibitken angelegt werden. Um diese Verfügung bekannt zu machen und den Zahlungsmodus und die Frist festzusetzen, beschied Generaladjutant von Kauffmann schon am Ende des Monats Juni die Aeltesten der einzelnen Jomuden⸗Abtheilungen vor sich nach Chiwa. Erst am 5. (17) Juli erschienen dieselben, und auch dann noch bei Weitem nicht vollzählig, ein neuer Beweis dafür, wie sehr den Turkmenen Gehorsam und Erfüllung irgend welcher Forderungen und Befehle, von wem sie auch kommen mögen, jonder⸗ bar und unbegreiflich erschien. Als ihnen die Eröffnung in Betreff der Kontribution gemacht wurde, erklärten die erschienenen Aeltesten dem Befehlshaber der Truppen nach einigem Schwanken, daß dieselbe entrichtet werden solle. Darauf eniließ General-Adjutant von Kauff⸗ mann fünf der Aeltesten, je einen ven jeder Abtheilung, mit der Weisung, sie mögen dem Volke von ihrem Enischluß Kenntuiß geben und für die Zahlung des Geldes Sorge tragen. Die übrigen Aeltesten, zwölf an der Zahl, behielt der Befehlshaber als Geißeln im Lager zurück, in der Absicht, sie zu entlassen, sobald die Kontribution von den Jomuden anfange ein⸗ zugehen. Die oben erwähnten fünf Aeltesten kehrten am 6. (18. Juli aus Chiwa in ihre Abtheilungen zurück.; Um den Gang der Erhebung der Kontribution zu überwachen, ließ General⸗Adjutant ven Kauffmann am 7. 9.) Juli unter dem Befehl des General⸗Majors Golowatschew ein Detachement in der Stärke von 8 Compagnien, 10 Geschützen Rar—⸗ unter zwei Mitraillensen) und der gesammten Kavallerie des Tur— kestanschen und Kaukasischen Corps (8 Sspaotnien und eine Raketen Batterie) von Chiwa gegen Chasawat vorrücken (wo die Niederlassyn· gen der Jomuden vom Stamme Bairam⸗Schaly am Kanal von Cea⸗ sawat eigentlich beginnen) ausrücken.
Am anderen Tage nach dem Eiagtzeffen der Truppen bei Cha— sawat ging dem General-⸗Major Golowatschew die Nachricht zu, daß die Jomuden sich nicht nur nicht zum Erheben der Kontribution an⸗ schicken, sendern von ihren Lagerplätzen aufgebrochen seien und uns bewaffneten Widerstand zu leisten beabsichtigten. Auf Grund dieser Nachrichten beschloß General Golewatschew auf dem Wege, der an der linken Seite des Kanals ven Chasawat nach Smurkschir führt, gegen die jomudijchen Nomadenlager vorzurücken. ;
Am 9. (213) Juli um 5 Uhr Morgens von der Schlucht Saikesch ab⸗ marschirt, langte das Detachement um 8 Uhr bei der Schlucht Ba— sarket an. Um seine Truppen zusammenzuziehen, ließ General Golo— watschew die Tete der Kolonne Halt machen und gleichzeitig eine be— rittene Vorpostenkette aufstellen, von welcher unverweilt die Meldung einlief, daß sich in verschiedenen Richtungen unbedeutende, etwa zehn Mann starke Schaaren von Jomuden zeigten, die das Detachement offenbar beobachteten. Gleichzeitig brachten von den Turkmenen ent . flohene persische Sklaven die Nachricht, daß jene nach Ismamut-ata übersiedelten. . .
Auf diese Kunde hin übertrug General-Major Golowatschew die Verfolgung der Turkmenen einer aus fünf Ssotnien nebst einer Raketen⸗ batterie bestehenden Vorhut unter dem Befehl des Obersten Block, während er selbst mit dem übrigen Theil des Detachements der Ka⸗ vallerie nachrückte und um 12 Uhr Mittags bei der Schlucht Basarket anlangte, wo er wegen Mangels einer Bräcke Halt machen mußte, Auf die Nachricht, daß die Kavallerie eine feindliche Karavane ereilt habe, sandte der Chef des D'tachements 2 Compagnien des turkestan— schen Schützenbataillons zur Unterstützung der Kavallerie ab, während er von Sappeuren eine Brücke über die Schlucht schlagen ließ. Inzwischen erreichte Oberst Block etwa 10 Werst von dem Standorte des Detache⸗ ments eine große Karavane, die aus einer sehr beträchtlichen Anzahl Wagen, Vieh und Mannschaften bestand und den Sandwüsten zueilte; er nahm ihr das Vieh und die Wagen ab und die Turkmenen trieb er in den Fluß Saikesch, wo ein großer Theil derselben umkam, indem sie theils erschessen wurden, theils ertranken. Nur einer kleinen Schaar derselben gelang es, über den Fluß zu setzen und die Sandstrecken zu erreichen, wo sie gleichfalls von den wohlgezielten Granaten zu leiden hatten. Angesichts der Unmöglichkeit, über die Schlucht zu gelangen, bevor eine Brücke hergestellt worden, und um nicht seine Streikraäͤfte zu zer ⸗ stückeln, ließ General Golowatschew noch an demjelben Tage die Ka— vallerie des Obersten Bleck zum Gros zurückkehren. Gleichzeitig wurden auf seinen Befehl alle Häuser der Jomuden, das Getreide, und überhaupt alle Vorräthe derselben von Jangiap bis zum Lager der Truppen auf der Strecke einer Werst zu beiden Seiten des Weges den Flammen übergeben. Am 10. 22) Juli marschirte General Golo⸗ watschew bis Ismamutata, darauf nach Smukschir, wo er am 12. 24) Juli . und bezog endlich am 13. 25.) Juli bei dem Dorfe Tschandyr ein Lager. -. .
Am 13. (265. Juli um 33 Uhr Nachmittags lief ven den Piquets die Meldung ein, daß sich auf der rechten Seite des Lagers bedeutende Turkmenenschagren gezeigt hätten. In der Voraussetzung, daß, die Turkmenen auf das Lager einen Ueberfall auszuführen beabsichtigten ond um demselben vorzubeugen, sandte General Golowatschew sogleich zwei Kompapnien des dritten Schützenbataillons, zwei Kempagnien des achten Linienbataillons und einen Zug Schnellfeuergeschütze unter dem Befehl des Obersten Nowomlinski auf der rechten Seite des Lagers voraus, mit der Weisung, sie sollten an einem geeigneten Orte in Schlachtordnung Stellung nehmen und den Ueberfall abwehren. Die Wahl des Platzes und die Aufstellung der Truppen war dem
Stalschef des Detachements, Oberst-Lieutenant Friede, übertragen. Kaum schickten die Truppen sich an, bei dem ersten trockenen Kanal sich in Schlachtordnung zu stellen, als die Turkmenen in großen Massen, Anfangs vor dem Lager, dann auch auf der rech⸗ ten und linken Seite desselben erschienen. Nachdem General Golo⸗ watschew von dem Oberst⸗Lieutenant Friede Bericht hierüber erhalten, ließ derselbe das Lager alarmiren und auf der linken Seite desselben sechs Ssetnien Kavallerie mit einer Raketenbatterie vorrücken, während er sich selbst zum Detachement des Obersten Nowomlinski begab und die Truppen im Lager in der Stärke von vier Compagnien Infante⸗ rie, zwei Ssotnien und acht Geschützen unter dem Befehl des Obersten Omeljanowitsch zurückließ.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 10. September. Der König hat beschlossen, daß die zu dem Konsulats⸗Distrikte in Hamburg gehörenden Häfen an der Weser und Nordsee unter das Konsulat in Bremen verlegt werden sollen.
— Die verwittwete Königin hat den sämmtlichen Aufsehern und Arbeitern in den bedeutenden Besitzungen des ihr zum Wittwensitz übergebenen Königlichen Lustschlosses Tull⸗
garn in Södermankand in dem Parke des Schlosses ein Fest
gegeben.
Amerika. Washington, 15. September. (W. T. B.) Der offizielle Bericht des Ackerbau⸗Departements für den Monat September veranschlagt den Ertrag der Ernte an Baumwolle auf 4 Millionen Ballen und an Getreide auf 250 Millionen Scheffel.
New⸗gork, 15. September. (W. T. B. In Schreve⸗ port (Loussiand) ist das gelbe Fieber mit großer Heftigkeit aufgetreten. 600 Fälle sind bereits konstatirt, von denen die Mehrzahl einen tödtlichen Ausgang hatte.
Asien. Nach einer dem „Reuterschen Bureau“ in London aus Teheran zugegangenen Nachricht wäre der bisherige Groß⸗ vezir als Gefangener nach Koom geschickt. Nach anderweitigen sachrichten wärs die Absicht, das Großvezirat aufzuheben, auf⸗ gegeben und es würde der frühere Staats ⸗Minister Moostofi Khan für diesen Posten genannt.
Statistische Nachrichten.
Stand der Cholera: Berlin, 15. September. Von gestern auf heute sind als an der Cholera erkrankt gemeldet: 25 Personen, darunter 12 Todesfälle. — Seit Beginn der Epidemie sind im Gan⸗ zen bis heute als erkrankt gemeldet 640 Personen; davon sind genesen 102 Personen, gesterben 433 Personen, in der Behandlung verhlieben 110 Perfonen. - Polen, 15. September. Am 13 d. M. erkrankte und starb in biesiger Stadt eine Person, am 14. September c. sind keine neue Erkrankungen vorgekommen. Genesen: 2 Personen. Laza—⸗
rethbestand am 15. September e.: 3 Personen. — Magdeburg,
15. September. Am 14. d. M. sind hier an der Cholera erkrankt 10, gestorben 9, am 15. d. Mts. erkrankt 1, gestorben 2 Personen. — Stendal, 14. September. Die Cholera begann hier am 8. August. In der ersten Woche eckrankten 21 und starben 14 Personen; in der zweiten 47 mit 25, in der dritten 14 mit 47, in der vierten 134 mit 59, in der fünften bis inkl. 11. September 66 mit 25 Todesfällen. Die Zahl der täglich Gestorbenen schwankte im Maximum zwischen 7 und 14 und erreichte am 1. September die Höhe von 21. Im Ganzen sind bis zum 12. September erkrankt 385. gestorben 180. — Dresden, 15. September. Seit dem am 19. Mai d. J. einge⸗ tretenen ersten Choleraerkrankungsfalle bis dato sind hier überhupt 149 Perjonen an der Cholera erkrankt und von denselben 55 wieder genesen, M gesterben und 2 zur Zeit nech in Behandlung verblieben. — St. Petersburg, 14. September. Bis zum 11. September waren 175 Cholerapatienten vorhanden; im Laufe des Tages kamen 27 hinzu, genasen 11, starben 12, so daß zum 31. August 179 in Behandlung verblieben. Seit dem Auftreten der Krankheit (am 6. August) sind im Ganzen 434 Personen erkrankt, 73 genesen und 182 gestorben.
Breslau, 12. September. Die Einrichtung eines städtischen statistischen Bureaus wird nach dem Beschlusse der Stadtver— ordnetenversammlung am 1. Oktober ins Leben treten.
— Die ven der Kaiserlichen Königlichen statistischen Central— Kommission in Wien herausgegebenen Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik enthalten in dem jetzt veröffentlichten J. Hefte des 20sten Jahrgangs eine ausführliche Arbeit über den Bergwerks betrieb der 'm Reichsrathe vertretenen Länder der österreichisch⸗ ungarifchen Monarchie für das Jahr 1871, bearbeitet von Josef Rossiwall, Vize⸗Direkter der Kaiserlich Königlichen administrariven Statiftik. Wir entnehmen daraus die folgenden wichtigen Angaben.
Der Gesdwerth der gesammten Produktion des Bergbaube⸗
trie bes (ohne die Salzproduktion) belief sich im gedachten Jahre auf 38,532,295 Fl. gegen 29,864,357 Fl. im Jahre 1870, ist mit⸗ hin um S„567, 8395 Fl. gestiegen. Ünter den wichtigeren Mon⸗ tanprodukten sind namentlich hervorzuheben: Eisenerze 15427, 952 Ctr. (Wiener) gegen 14913407 Ctr. im Jahre 1870, Kupfererz 317575 Eir., (i870: 463,885 tr), Bleierz 144461 Ctr. (1570: 156,515 tr) Gelderz 39347 Ctr. (1570: 38262 Ctr), Silbererz 875732 Ctr. ( 1810: 925435 Ctr,), Quecksil bexerz 322,135 Ctr. (1870: 430.5380 Ctr), Zinneiz 24385 Ctr, (1870: 41318 Cir.), Zinkerz 241, 107 Ctr. (i870: 241.5450 Ctr,), Schwefel kies 212,934 Ctr. (1876: 235,509 Etr), Graphit 458.168 Cr. (1870: 445435 Ctr.), Alaun⸗ und Vitrielichiefer 65,761. Etr. 15870: 1350,43 Gtr.), Steinkeblen 7I779,639 Ctr. (15790: 67, 118,268 Ctr.), Braunkohlen 75,399,239 Ctr. (1870: 61,753,349 Etfr. ). Die wichtigsten Produkte des oͤfterreichischen Bergbaubetriebes sind hiernach Eisenerze, Stein und Braunkohlen und tritt bei diesen eine erhebliche Zunahme der Förderung gegen 1870 hervor. Der Eisenerzbergban ist am bedeutendsten in Steiermark (1871: 60133412 Etr., Kärnten (2185144 Ctr.), Böhmen G3894.1063 Ctr. und Mäh— ren (1,335, 9 Ctr.). Der Haupttheil der Steinkohlenproduktion ent— fällt auf Böhmen mit 443961, 7323 Ctr; außerdem kommen noch Mähren mst 8748, 637 Ctr, Schlesien mit 18,329,316 Ctr. und West— galizien mit 4416, 6358 Ctr, in Beiracht. Bezüglich der Braunkohlen⸗ förderung steht wieder Böhmen mit 42cz7,022 Ctr. voran; daneben haben nur noch Kärnten mit 19,770 312 Ctr. und Oesterreich ob der Ens mit 4,575 582 Gir. bedeutendere Produtt on. 2
Die gesammte Produktion des Düttenbetriebes reprãsentirt für 1371 einen Geldwerth von 251552. 188 Fl. gegen 24,600,209 Fl. im Vorjahre. Die wichtigsten Produkte desselben waren: Silber 32.685, Wiener Münzpfund (180: 31 7906 W. Münzpf), Frisch= Roheisen L469, 171 W. Ctr. (1870: 4.305.395 Ctr.), Guß ⸗Reoheisen 739. 344 Etr. (1870: 669078 Ctr. . Kupfer 0985 Cir. (1879: 16,111 Ctr.), Glätte 29, 837 Ctr. (1870: 14682 Ctr), Blei 61,431 Ctr. (1870: 80746 Ctr.), Schwefel 20415 Ctr. (1870: 253,147 Ctr), Eifenvstriol III, Ss72 Gtr. (i870: 124804 Ctr.), Alaun 24. 245 Ctr. (1870: 28,410 Ctr.).
Kunst und Wissenschaft.
Berlin, 16. September. Im laufenden Monat findet in Wien ein meteorologischer Kongreß statt, auf dessen Programm das im verflossenen Fahre in Leipzig ernannte, aus den Herren Buys— Ballot, Pr. Neumeyer and R. Scott bestehende Suokomite u. a, auch die Diskussion gesetzt hat über die Frage der „Praktibilität und Zweck mäßigkeit der Wetter⸗ und Sturm-⸗Signale in Eurepa?“. Das Sub⸗ komite hat die Frage in sechs Unterfragen zerlegt und die europäischen Meteorologen, auch wenn sie den Wiener ,, besuchen soll⸗ ten, zur Begutachtung derselben aufgefordert. ie sechs Unterfragen beziehen sich auf 1) den praktischen Nutzen der gebräuchlichen Sturm- signale, 2) die Zweckmäßigkeit, um vor dem kommenden Winde zu warnen, außer den r e zen über Richtung und Stärke des Win⸗ des, welcher schon weht, auch die „Gradients“ des Barometers hinzu⸗
zufügen, 3) die Nothwendigkeit, außer den Veränderungen in der Höhe des Quecksilbers im Barometer auch den Stand und die Ver⸗ änderungen des Thermometers, Hygrometers und anderer meteoro⸗ logischer Instrurnente mitzutheilen, das Minimum dessen, was in Bezug auf die Sturmwarnungen der eine Direktor dem eines an⸗ deren Bezirks mitzutheilen, oder im Austausche von einem andern zu erhalten hätte, 5) die physikalischen Gesetze, nach denen die Bewegungen im Luftmeere geschehen und 6) auf die Möglichkeit, den in See längs der Küste segelnden Schiffen die Witterungsverhältnisse durch 82 phoren, oder durch Signale von den Leuchtthürmen aus bekannt! u geben. Herr Professor Dr. Prestel in Emden hat sich in einer kur än Brochüre (bei Th, Hahn Wwe. in Emden) Über alle sechs ö geäußert und schließt seine Besprechung mit den Worten: Der größte Dienst, welchen die elektrische Telegraphie in Beziehung auf die V8 ö kerbestimmung des Wetters, wie sie der Schiffer, Fischer und irn. wirth zu fordern berechtigt ist, leistet, wird eben der fein, daß sie d ; Meteorologen zur Kenntniß solcher Daten verhilft, welche . sind, um die Gesetze entwickeln zu können, nach welchen sich das Wetter verändert und nach welchen diese Veränderungen über die Erd Oberfläche fortschreiten. Aus diesen Gesetzen werden sich dann ** stimmte Regeln ergeben, nach welchen sich das Wetter, allein nach dern an ein und demselben Orte beobachteten Stande und den Ver 9 rangen des Barometers, Thermometers und der Windfahn? * bestimmen läßt.“ ö 4
— Die Nr. 74 d Wissenschaftli Bei — Die * er „Wissenschaftlichen Beilgge Leipziger Zeitung“ vom 14 September enthält . Zur Bevölkerungsfrage, mit Rüchiicht auf Sachsen. J. — Besprechut⸗ gen und Recensionen. — Verz ichniß der auf der Universttät despz im Winterhalbjahr 1873 — 74 zu halkenden Vorlesungen. ig
— Meyers Deutsches Ighrbuch ist jetzt im zweiten Jahr— gang unter Redaktion von Max Wirth erschienen (Hildburghausen Verlag des bibliographijchen Inscituts is.3 Wie engt en, ; 5 ] e 2 . 6. ö 2 geber in dem Verwort mittheilt, hat er die Redaktion des zweiten Jah 6 eh wart . ? n des zr Jahrgangs des Deutschen Jahrbuchs auf Grund einer Verständigung mit Hertn Meyer übernommen, weil er ebenfalls ein historijch: encykle pad sches Jahrbuch gründen wollte, welches ebenso wie das Deutsche Jahrbuch ein getreues Bild der fortschreitenden Gesammtthätigkeit der ciisisirten Völker auf dem. Gebiete der Politik, der Kirche, der Volkswirthschaft Technik, Wissenschaft, Kunst und schönen Literatur liefern sollte! Daß die Verschmelzung der beiden Unternehmungen und die lad ar berg geführte Erweiterung des Kreises der Mitarbeiter das Werk, weiches gleichzeitig eine fortlaufende Ergänzung des Meyerschen Ronversatic ns. lexikons bildet, seinem Ziele erheblich näher geführt hat, beweist das nach— felgende Inhaltsverzeichniß des zweiten, auf das Jahr 1872 beʒzaglichen Jahr; gangs: Politische Umschau; Uebersicht der Ereignisse. Von em Heraus- geber, R. Andree und J. Fehr. — Geographie: Uebersicht der Reisen und Entdeckungen. Von Richard Andree Statist sche Ueber fichken n Kirche und Schule;: Katholisches Kirchenwesen. Protestantisches Kirchen⸗ wesen. Von Dr. E. Bezold. Unterrichtswesen im Deutschen Reich ö., — Kunst. Bildende Kuͤnste. Bon F. Pecht. Musik. Von Franz Gehring. Theater. Von Heinrich Goll. — Wirth haft? lgꝰᷣ un gemeinnützige Bestrebungen: Velkswirthschaftliche Umschau. Von dem Herausgeber. Deutsches Gesellschaftsrecht. Von Karl' Garcis. Ar beiterverhältnisse. Von Pr. Fr. Kleinwächter. Ländliche Aibeiter⸗ verhältnisse. Von Prof. Dr, von der Goltz. Sparkasfenwesen. Von J. Landgraf. Genossenschaften. Von dem Herausgeber Gefangniß⸗ Desen. Ven G. Spitäler. Von Prof zr. S erhen e mn Städte. Von Neßmann. Gartenbau. Von H. Jäger . ; lische Fabrikgesetzßzebung. — Produktion und Verkehr: Die gt ten hältnisse der Effektenbörsen. Von Karl Gareis. Welthändei Grün dungen. Von Prof. Clement und Dr. Sax. Mãnzwesen Von Hr. A. Luschin. Maß und Gewicht. Peostwesen. Telegraphemwesen Eisen˖ bahnen. Von Dr. Karl Schmeidler. — Wafsserstraßen. Von Hensell — Landwirthschaft. Von Karl Birnbaum. — Forstwirthschaft. Von Dr. O. V. Leo. — Fischerei. Von Freiherrn von den Wengen = Technik: Brückenbau. Von Prof. Dr. Heinzerling. — Eisendahntech⸗ nik. Von Prof. Sonne. Werkzeug⸗ und Fabrikationsmafchigen. Von Dr. Hartig. — Landwirthschaftliche Gerälhe und Maschinen. Chemi⸗ sche Technologie Von O. Müller. — Wissenschaft: Allgemeiner Charakter und Stand der Naturforschung. Von Pr. A. Vzlk * ö. Physik. Von Dr. Klein. — Chemie. Ven Prof. Dr. F. Schneider Astronomie. Meteorologie. — Von Dr. Klein. — Minerasogleꝰ un Geologie. Von L. Würtenberger. — Botanik. Von Pr G 2 — Zoblogie. Palfontologie. Von Dr. Fr. Rätzel. — Phyfiolog!e. Von Prof. Dr. Aubert. — Chirurgie. Pathologie und Thera vie. Von Prof. Dr. Eulenburg. — Augenheilkunce.,. * Von Prof. Dr. Dor. — Veterinär wissenschafst. Anthropologie vnd Ethnologie. Von Dr. H. Obst. — Alterthumswiffenschaft. — Literatur: Historische Literatur. Von Dr. Hans Prutz. Volkswirth— schaftliche Literatur. Von **. Technologische Literatus. Von K Karmarsch. Deutsche schöne Literatur. Von Prof. Dr. A Stern. Englische Literatur. Von Richard Garnett. Französische Literatur? Ven J. Mähly. Itallenische Literatur. — Kriegswesen: Von Albert Schmidt. Heeresorganisatien der europäischen Staaten. Bewaffnung der Heere. Festungsbau. Kriegsflotten. Militärische Anforderungen an den Deutschen Reichstag. Stärke der Land⸗ und Seemacht der Staaten. Die Verluste des deutsch-französischen Krieges 1870– 7 Rilitãrschẽ Literatur 157 172. Nekrolos. 6 ö
Wolfenbüttel, 11. September. Der hiesige Ortsverein für Geschichte hielt am Montag eine Sitzung, zu welcher zunächst des erfreulichen Wachsthums des Vereins gedacht wurde. Derselbe zäblt bereits 73 Mitglieder, welche fast allen Zweigen des Gelehrten— standes angehören. Die Herren von Schmidt-Phiseldec und Voges gaben sodann Bericht über eine neuliche Exkursion des Vereins nach dem Kloster Heiningen, dessen Urkunden ein Mitglied desselben, Irchivregistrator Ehlers, herauszugeben beabsichtigt, da sie jedenfalls zu den ältesten geschichtlichen Dokumenten unserer nächsten Umgebung zu rechnen sind. Die Kirche, im romanischen Styl und bis auf den zerstörten Kreuz⸗ gang wohl erhalten, enthält außer ihrem schön n Bau, der in die Zeit Heinrichs des Löwen fallen mag, manche Merkwürdigkeiten, u. A ein altes, kosbares Kruzifix im Siyle des 14. Jahrhunderts, ein Rekro— legium (Todtenbuch) des Klosters, welches zwar nicht in das Mittel alfer hinaufreicht, aber doch für die Geschichte der letzten Jahrhunderte des Klosters ven Wichtigkeit ist und namentlich auch Äufschluß geben mag über die hier ansässigen Familien der damaligen Zeit.
London, 11. September. Ein New-Yorker Telegramm der „Daily News“ bringt Nachrichten über das Schicksal der verunglückten amerikanischen Nordpol-Expedition. Darnach fand der Dampfer „Tigreß“ gegen Mitte August das Lager des „Polaris“ auf der Littleton⸗Insel. Das Schiff war gesunken und die Beman— nung hatte sich in Booten, die aus dem Wrack hergestellt worden nach dem Süden begeben. Die „Tigreß“ ist nun mit ihrer Aufsuchung beschãftigt. .
— Am A. August starb in Wilna im Alter von 60 Jahren der als Geschichtsforscher und Sammler von Alterthümern bekannte Graf Eustach Tyszkiew icz. Derselbe hat nicht blos zahlreiche archäo— logische und histerische Schriften und größere Werke herausgegeben, sondern auch in Wilna ein sehr reichhaltiges Museum von Alterthü⸗— mern gegründet, dessen langjähriger Vorstand er war. :
Gewerbe und Sandel.
Dortmund, 15. September. (W. T. B) In der soeben stattgefundenen Sitzung des Aufsichtsraths des Deutschen Berg— werks vereins wurde die Bilanz festgestellt und nach den statuten⸗ mäßigen Abschreibungen ein Reingewinn von 167 000 Thalern kon. statirt. Ein Antrag auf Fusion mit einer englischen Gesellschaft, wobei der deutsche Bergwerksverein mit 2 Millionen Thalern einge= setzt werden sollte, wurde im Interesse der Aktionäre einstimmig ab⸗ gelehnt. Außerdem wurde beschlossen, der Generalversammlung, welche am 4. Oktober stattfindet, die Vertheilung einer Dividende von , . und die Dotirung des Reservefonds mit 47, 00 Thlrn. vor⸗ zuschlagen.