Militär ⸗Zustiʒ Seamte. Durch Verfügung des General-Auditeurs der Armee. Den 10. September 1873. Hiersemenze, Justiz-Rath, Div. Aud. der J. Div, in gleicher Eigenschaft zur 6. Div, Mei⸗ necke, Justiz Rath, Div. Aud. der 6. Div., in gleicher Eigenschaft zur 8. Div., Metz ke, Justiz⸗Rath, Garn. Aud. in Königsberg i. Pr., als Div. Aud. zur 1. Div. vom 1. Oktober c. ab versetzt.
Aichtamtlich es Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 17. September. Se. Majestät der Kaiser und König begaben Allerhöchstsich heute früh 8 Uhr mittelst Extrazuges nach Großbeeren, um dem Manöver der 1. Garde⸗Infanterie⸗Division beizuwohnen, und kehrten gegen 1 Uhr Mittags von Zehlendorf aus mittelst Extrazugs der Berlin⸗Potsdamer Bahn wieder nach dem Palais zurück. Um 162 Uhr nahmen Se. Majestät den Vortrag des Civil⸗Kabinets entgegen und gedachten um 3 Uhr Se. Hoheit den Prinzen Carl von Baden in Audienz zu empfangen.
Am 19. d. M., Vormittags 11 Uhr 45 Minuten, beabsich⸗ tigen Se. Majestät der Kaiser und König Sich mittelst Extra⸗ zuges der Berlin⸗Lehrter Eisenbahn über Stendal, Salzwedel und Uelzen nach Harburg zu begeben. Von Harburg erfolgt die Weiterreise zu Wagen über den „schwarzen Berg“ nach Buxte⸗ hude, wo Se. Majestät um 7 Ühr Abends eintreffen. Nach Beendigung der am nächsten Tage daselbst stattfindenden Trup⸗ penbesichtigungen kehren Se. Majestät der Kaiser und König nach eingenommenem Dejeuner Nachmittags 2 Uhr auf dem⸗ selben Wege hierher zurück. Die Ankunft erfolgt Abends .
— Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht ist vorgestern Nachmittag 5 Uhr 5 Minuten nach Buxtehude ab⸗ gereist.
— Auf Grund des Wortlautes der Allerhöchsten Kabinets⸗ Ordre vom 1. Januar 1872, wonach der Chef der Adm ira⸗ lität nicht allein Vorstand der Verwaltung der Marine ist, sondern auch den Oberbefehl derselben nach den Allerhöchsten Anordnungen führt, ist die im 5. 4 des Flotten⸗ und Salut⸗ Reglements vorgesehene Führung des Kommandozeichens neben der Flagge des Marine⸗Miisters nicht mehr neben der⸗ jenigen des Chefs der Admiralität statthaft, und ist die letztere vielmehr als das den Oberbefehl repräsentirende Kommando⸗ zeichen anzusehen.
— Durch Verfügung des Chefs der Admiralität vom 16. August er. haben die drei bei der Stettiner Maschinenbau⸗ Aktien ⸗Gesellschaft Vulcan“ im Bau befindlichen Torpedo⸗ boote folgende Namen erhalten: I) „Notus“ der große Torpedo schleppdampfer, 27) „Zephyr“ der kleine Raddampfer, 3) „Rival“ das kleine Turbinenschiff.
Der General der Infanterie und Präses der Ober⸗Militär⸗ Examinations⸗Kommission von Holleben hat sich mit Urlaub nach Thüringen begeben.
— Der Königlich sächsische Major und Militär⸗Bevollmäch⸗ tigte von der Planitz hat sich mit Urlaub nach außerhalb be⸗ geben.
— Heute Mittag rückte die hiesige Garnison von den Manövern hier wieder ein.
In Folge amtlicher Veranlassung ist von dem in Nr. 213 des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ veröffentlichten „Unter⸗ suchungsplan zur Erforschung der Cholera und deren Verhütung. Denkschrift, verfaßt von der durch den Bundesrath eingesetz ten Cholera⸗Kommis⸗ sion für das Deutsche Reich“ ein Separat-⸗Abdruck veranstaltet worden. Demselben sind zur Vervollständigung noch die in der Denkschrift erwähnten vier Schemata beigegeben, deren Anwendung für die Anzeigen und Berichte über Cholera⸗ fälle ꝛc. von der Kommission empfohlen wird. Der Separat⸗ Abdruck kann sowohl im Wege des Buchhandels wie auch durch die Expedition des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“, Wilhelm⸗ straße 32, bezogen werden.
— S. M. Schiffe, Grille“ und „Musqguito“ sind am 15. d. M. in Kiel eingetroffen.
— S. M. Kbt. „Drache“ wird nach Beendigung der Umarmirungs⸗ und Reparaturarbeiten in die 2. Reserve einran⸗
girt werden.
Frankfurt a. M., 16. September. (W. T. B.) Die Berathungen des hier seit zwei Tagen versammelten Kon⸗ gresses für öffentliche Gesundheitspflege haben zu der Gründung eines Vereins für öffentliche Gesundsheitspflege eführt, der über ganz Deutschland ausgedehnt werden soll. m hier anwesenden Ober⸗Bürgermeister, Bürgermeister und Ma⸗
n,, aus den nahmhaftesten deutschen Städten haben
ereits ihren Beitritt erklärt. Zum Vorsitzenden wurde Ober⸗ Bürgernieister Hobrecht in Berlin, zu Mitgliedern des Ausschusses Dber⸗Bürgermeister Ehrhardt in München, Dr. Lent in Cöln, Geh. Sanitäts Rath. Varrentrap in Frankfurt a. M., Geh. Ober⸗Baurath Wiebe in Berlin uud Ober⸗Bürgermeister Winter in Danzig gewählt.
Dayern. München, 14. September Das Ministe⸗ rium des Innern macht in seinem Amtsblatt (Nr. 39 vom 10. September) die Grundsätze für ein internationales Regulativ zur Tilgung der Rinderpest, welche die im Jahre 1872 in Wien stattgehabte internationale Konferenz in Vorschlag gebracht hat, so wie das von den deutschen Bundesregierungen für den Fall des Ausbruchs der Rinderpest vereinbarte Verfahren bekannt.
— Die für die Dauer der Erntezeit beurlaubten Mann⸗ schaften der Regimenter wurden wegen des Auftretens der Cholera in mehreren Garnisonsstädten bekanntlich bis zum 15. d. M. in Urlaub belassen; nach neuester Anordnung des Kriegs⸗ Ministeriums ist nun aus gleichem Grund der Urlaub jener Mannschaften bis zum 15. des nächsten Monats verlängert worden.
— Durch Allerhöchste Entschließung vom 22. Juli wurden die Bestimmungen über die „Anleitung für die Uebungen der Kavallerie im Zerstören von Schienengeleisen und Telegra⸗ phenleitungen genehmigt.
— Die 1 der Gewerbeschulen, an welcher im Kultus⸗Ministerium seit längerer Zeit . eitet wurde, tritt, wie verlautet, erst mit dem Schuljahr 1874/75 ins Leben.
— Die General⸗Synode der evangelischen Kirche der Pfalz ist auf den 19. Oktober nach Speyer einberufen.
Baden. Karlsruhe, 14 September. Der Groß⸗ 6 ist heute früh in Karlsruhe eingetroffen, hat im Laufe es Tages die Vorträge der hier anwesenden Mitglieder des
Staats⸗Ministeriums, der Geh. Räthe Dr. Nüßlin und von Freydorf, des Staatsrathes Ellstätter und des Präsidenten Tur⸗ ban entgegengenommen, den kommandirenden General des XIV. Armeecorps, General der Infanterie von Werder, und eine größere Anzahl anderer Personen empfangen, und ist des Abends 8 Uhr 30 Minuten nach Baden gereist, von wo Se. Königliche Hoheit morgen, Montag, sich nach Schloß Meinau zu begeben gedenkt.
Gessen. Darmstadt, 16. September. Die außeror⸗ dentliche Landessynode begann gestern in ihrer 3. Session die Berathung des Entwurfs einer Verfassung der evangelischen Kirche des Großherzogthums. Bevor in diese Tagesordnung ein⸗ gegangen wurde, fand ein Antrag des Abg. Küchler, wonach kein Redner länger als zehn Minuten sprechen darf, die Billi⸗ gung der Synode. Von dem von der Regierung vorgelegten Verfassungsentwurfe selbst wurden die ersten drei Artikel erledigt. Art. J fand insoweit Zustimmung, als darnach die evangelische Kirche des Großherzogthums ein Theil der gesammten evange⸗ lischen Kirche ist und alle evangelischen (lutherische, reformirte, unirte) Gemeinden des Landes umfaßt; dagegen wurde der Schlußsatz „unbeschadet des Bekenntnißstandes der einzelnen Gemeinden“ abgelehnt. Ein Zusatzantrag der Abgeordneten Schlich und Genossen, dem Art. 1 ein förmliches Bekenntniß an⸗ zufügen, wurde verworfen. Art. 2 (Selbständigkeit der Kirche, Oberaufsichtsrecht des Staates) wurde in der Fassung des Aus⸗ schusses einstimmig angenommen. Art. 3 (Unterwerfung der Gemeinden und Glieder unter die Verfassung und kirchlichen An⸗ ordnungen; Nichtverpflichtung einer Gemeinde, in Lehre und Kultus etwas anzunehmen; Verbot, ohne Zustimmung der Lan⸗ dessynode in Lehre und Kultus Seitens einer Gemeinde etwas zu ändern) wurde gegen 4 Stimmen angenommen.
Braunschweig. Braunschweig, 16. September. Am Sonntag Nachmittag ist Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg von Preußen hier eingetroffen und in Schraders Hotel abgestiegen.
Sach sen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen, 14. September. Der Erbprinz Bernhard und die Prin⸗ zessin Marie sind hierher zurückgekehrt; der Erstere wird sich demnächst nach Berlin begeben. Auch der Herzog Bernhard und Gemahlin haben die Sommerresidenz Altenstein verlassen und die hiesige Residenz bezogen. Der regierende Herzog und die Herzogin werden noch einige Wochen in Bad Liebenstein verweilen.
— Die beiden Bataillone des Thüringischen Regi⸗ ments Nr. 32 sind gestern früh von den Manövern, an denen sie Theil genommen hatten, wieder in die hiesige Garnison ein⸗ gerückt.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 15. September. Die Herzogin ist gestern Abend von Oberhof wieder zurück⸗ gekehrt und auf Sommerschloß Kallenberg eingetroffen.
Neuß. Greiz, 15. September. Der Fürst und die Für⸗ stin sind heute nach Bückeburg zum Besuch des dortigen Fürst⸗ lichen Hofes abgereist.
Oesterreir, Ungarn. Wien, 16. September. Der Kaiser ist Sonntag, den 14. d. M., Nachmittags nach Lin abgereist und gestern, den 15. d. M., Abends wieder 6 Schönbrunn zurückgekehrt. ;
— Die Kais erin ist gestern Abends von Ischl in Schön⸗ brunn angekommen.
— Der König von Italien trifft am 17. d. M. 5 Uhr Nachmittags im Südbahnhofe ein und wird auch von den Erz⸗ herzogen dort empfangen werden. Am 19. d. M. findet eine Soirée bei dem italienischen Gesandten Grafen Robillant statt.
Pesth, 15. September. Der „Pesther Lloyd“ meldet: Nachdem der gestern abgehaltene Ministerrath die zeitweilige Auf⸗ hebung des Getreideeinfuhrzolles beschlossen, begiebt sich der Handels⸗Minister Zichy morgen nach Wien, um die Durch⸗ führung dieser Maßregel mit der österreichischen Regierung zu vereinbaren.
Dasselbe Blatt meldet, daß im gestrigen Ministerrathe die Ernennung Mazuranies zum Banus von Kroatien beschlossen worden ist. Mazuranies hat nach einer Besprechung mit den Parteigenossen die Annahme zugesagt und reist über Berufung des ungarischen Minister⸗Präsidenten heute nach Ofen.
Niederlande. Haag, 13. September. Der König kehrte mit den Prinzen Heinrich und Alexan der vorgestern Abend von Brielle wieder hierher zurück.
Heute wurde die ordentliche Session der General staaten durch den Minister des Innern, Gertseema, im Namen des Kö⸗ nigs geschlossen. Im Eingange der Rede, welche der Minister bei diesem Anlaß an die Kammer richtete, heißt es: „Die abge⸗ laufene Session hat sicher nicht die Resultate ergeben, welche die Regierung gehofft hatte. Gesetzentwürfe von hohem Belange, deren Erwägung in den Sektionen und deren Behandlung in den öffentlichen Versammlungen ein großer Theil Ihrer Zeit gewidmet war, haben die Genehmigung der Repräsentation nicht erlangen können.“ Weiteres wird über die durch die Ablehnung dieser Entwürfe hervorgerufenen Kabinetskrisis nicht angedeutet. Der übrige Theil der Rede des Herrn Gertseema beschäftigt sich mit der Aufzählung der Vorlagen, über welche in der Session eine Vereinbarung erzielt wurde.
— Das Budget, welches der Minister der Kolo⸗ nien in einer der letzten Sitzungen vorlegte, weist zwei Abtheilungen auf, eine für das Mutterland und eine für Ost⸗ indien. Das Ausgabebudget für das Mutterland soll sich im 3 Jahre auf 18,143,322 Fl., das für Indien auf 4833827 Fl. belaufen, was eine Gesammtziffer von 112,977,149 Fl. darstellt. Dem steht nun eine Einnahme von 123,537.399 Fl. gegenüber, von denen dem Mutterlande 48,908,967 und Indien 74,628,432 Fl. entwachsen. Der Ueberschuß beträgt also 10,560,250 Fl. Den bedeutensten Posten unter den Ausgaben bildet die innere Verwaltung und der An⸗ kauf von Lebensmitteln im Betrage von 445 Millionen. Dann das Budget des Krieges mit 223 Millionen, das der öffentlichen Arbeiten mit 97 Millionen, das der Marine mit 8 Millionen, Unterricht, Kultus mit 8 Millionen, Justiz mit 46 Millionen. Aus den Mittheilungen der Rechnungskammer ergiebt sich, daß die Verwaltungsjahre 1867 bis 1872 im Ganzen einen Ueber⸗ schuß von über 66 Millionen abgeworfen haben. Davon fallen 10 Millionen weg als Tilgung eines rückständigen Guthabens der Handelsgesellschaft, während 366 Millionen in den Schatz des Mutterlandes geflossen sind. So bleibt eine Summe von 1946 Millionen disponibel. Der Minister schlägt vor, davon 26 Millionen für außerordentliche öffentliche Arbeiten zu ver⸗ wenden. Die Kosten des Krieges gegen Atschin werden zu 26 Millionen angeschlagen.
Belgien. Antwerpen, 16. September. (W. T. B.) Bei der hier stattgehabten Neuwahl von 2 Mitgliedern für die Deputirtenkammer haben die Kandidaten der katholischen Partei mit einer Majoritũät von 200 Stimmen gefsiegt.
Frankreich. Paris, 15. September. Unter den Ge⸗ neralen, welche zu Kommandirenden der Regional⸗Armee⸗ Corps ernannt werden sollen, befinden sich die jetzigen Corps⸗ Kommandirenden der Paris⸗Versailler Armee, nämlich Bataille, Montouban, Douai und Elinchant; ferner Forgeot und Prince⸗ teau (von der Artillerie), Espivent de la Villaboisnet, gegen⸗ wärtig Oberbefehlshaber in Marseille; Letellier⸗Valazé, Kom⸗ mandant in Rouen; Herzog d'Aumale; d'Aurelle des Paladines; Garnier, Kommandant der 2. Division des 5. Corps; Chanzy (Algerien; Grenier; Bourbaki, gegenwärtig in Lyon, und Ducrot, gegenwärtig in Bourges. Ladmirault, Gouverneur von Paris, behält seine Stellung.
— Der General Cabrera ist in Paris angekommen.
— Nach dem „Memorial de la Marne“ sollen die An⸗ sichten der Genie⸗Offiziere, welche beauftragt sind, die neue Grenze und die Art ihrer Befestigung zu studiren, Vitry als einen Central⸗Waffenplatz bezeichnet haben.
— Laut der „Ere nouvelle“ von Tarbes kündigt ein Tages⸗ befehl des Generals Forgeot an, daß die Reffye⸗Kanone endgültig angenommen ist. Im Arsenal von Tarbes werden 1200 Stück angefertigt.
— Die Zeugen im Prozeß Bazaine sind für den 6. Ok⸗ tober geladen. Die gerichtliche Verhandlung wird demnach an jenem Tage beginnen.
— Der Minister für die öffentlichen Arbeiten hat mit den großen Eisenbahn⸗Gesellschaften Verträge zur Erleichterung des Getreide⸗Transports abgeschlossen, welche auf Grund der Verträge vom 14. März 1868, die unter ähnlichen Verhältnissen zu Stande kamen, in gewissen Fällen 33 Prozent betragen. Die Gesellschaften verpflichten sich, diese Ermäßigungen auf drei Monate zu gestatten. Zur Entschädigung dürfen sie nach jener Frist das Maximum des Frachttarifs nehmen, sobald dies ohne Schädigung des allgemeinen Wohles geschehen kann.
— Wie der „Observer“ meldet, hat sich der Graf von Paris vor einigen Tagen nach Randan (Puy⸗de⸗Döme) zurück⸗ begeben, um die Herzogin von Montpensier, die am Fieber er⸗ krankt ist, zu besuchen.
— 16. September. (W. T. B.) Vom Kriegs⸗Minister ist die schleunige Aufhebung der vom früheren Präsidenten Thiers eingerichteten Militär⸗Barackenlager angeordnet worden. Die Truppen sollen, wie früher, kasernirt werden.
Spanien. Madrid, 16. September. (W. T. B.) Eine Abtheilung Freiwilliger, die von Malaga hier ankam, wei⸗ gerte sich, den Marsch nach dem Norden fortzusetzen. In Folge dessen kam es zu einigen, jedoch nicht bedeutenden Unordnungen, die sofort unterdrückt wurden. Die Meuterer wurden entwaffnet.
— Die „Times“ enthält ein Telegramm aus Madrid vom 16. d., nach welchem Tags vorher das Bombardement von Carthagena begonnen hatte. Von der Landseite war die voll⸗ ständige Blokirung des Platzes hergestellt, von der Seeseite her war dieselbe ungausführbar. Auf Herbeiführung einer Kapitula⸗ tion durch Einleitung förmlicher Verhandlungen wurde nicht mehr gerechnet.
Hendaye, 16. September. (W. T. B.) Die republi⸗ kanische Munizipalverwaltung von Pampelona hat, wie hierher gemeldet wird, eine Verfügung erlassen, wonach die Geistlichkeit und die carlistischer Sympathien verdächtigen Familien innerhalb 24 Stunden eine Summe von 100000 Dueros bezahlen sollen. Niemand darf die Stadt verlassen.
Italien. Rom, 16. September. (W. T. B.) Der König ist, hier eingetroffenen Telegrammen zufolge, von der Bevölkerung auf seiner Reise allenthalben mit Enthusiasmus begrüßt worden. Aus Veranlassung derselben sind dem Mini⸗ sterium von vielen Munizipal⸗Junten Glückwunschschreiben zuge⸗ gangen.
— Der Minister des Innern, Cantelli, hat während der Abwesenheit Visconti⸗Venostass das Ministerium des Aeußern und der Ackerbau⸗Minister Finali das Finanz⸗ Ministerium für Minghetti mit übernommen.
Mailand, 16. September. (W. T. B.) Der König ist heute Vormittag um 11 Uhr hier eingetroffen und von der zahlreich versammelten Bevölkerung bei seiner Ankunft auf das Lebhafteste begrüßt. Die Behörden und eine große Anzahl von angesehenen Privatleuten in Venedig werden sich nach Mestre begeben, um den König dort zu empfangen.
Türkei. Konstantinopel, 16. September. (W. T. B.) Die Nachricht, daß der Präsident des Staatsraths, Kiamil Pascha, seine Demission eingereicht habe, bestätigt sich nicht. Derselbe hat nach Wiederherstellung seiner Gesundheit die Ge⸗ schäfte wieder übernommen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 14. September. Der dem „R. J.“ entnommene Auszug aus dem Bericht des Generals Kauffmann über die Vorgänge im Chanat Chiw a (vergl. die gestr. Nr.) lautet weiter:
Kaum aber waren die Turkmenen vor dem Lager erschienen, so gingen sie auch zum Angriff auf das Detachemement des Obersten Nowomlinski vor und versuchten gleichzeitig das Lager von der nörd⸗ lichen und südlichen Seite zu umzingeln. Der Fronteangriff der Turkmenen wurde mit großen Verlusten für dieselben durch das Feuer der Schützen des 3. Schützen⸗Bataillons und durch die Schüsse der Schnellfeuergeschütze zurückgeschlagen. Inzwischen draggen die feind⸗ lichen Schaaren, welche das Lager von der rechten Seite umgangen hatten, unter dem Schutz der anstoßenden Gärten hartnäckig vor, um die bei der Nachhut befindlichen Kameele zu erbeuten und ungeachtet des wohlgezielten Feuers einer Compagnie des zweiten Schützen⸗Bataillons und der Bedeckungsmannschaft gelang es ihnen, fünf derselben in ihre Gewalt zu bringen. Die Turk⸗ menen hatten für diesen Ueberfall schwer zu büßen; unter dem Feuer des 2. Schützen⸗Bataillons und der Bedeckungsmannschaft ergriffen sie die Flucht, wurden aber unterwegs von dem Gewehrfeuer der 2. Com- pagnie des 3. Schützen⸗Bataillons empfangen, da QOberst Nowom⸗ linski, der die Bewegung der Turkmenen nach der rechten Seite des Lagers bemerkte, dieselbe in die an ihrem Rückzugswege liegenden Gär— ten vorgeschoben hatte. Die Turkmenen hatten große Verluste an Todten und Verwundeten und ließen selbst die erbeuteten Kameele zurück. Der Angriff derselben auf die linke Seite des Lagers hatte den folgenden traurigen Fall zur Folge. Als unser Kosakenpiquet, das von der ersten uralschen Ssotnja abgeschickt war und auf dieser Seite des Lagers etwa 300 Schritte von demselben stand, die in der Ferne auf der Sandfläche erscheinenden Turkmenen wahrnahm, zog es sich unter Gewehrfeuer langsam zum Lager zurück. Der Fähn⸗ rich Kamenezki, der an diesem Tage die Dejour bei der Kavallerie hatte, war soeben ausgeritten, um die ,, zu revidiren und begab sich zu dem erwähnten Piquet. Bei demselben angelangt, ließ er, an= stätt den Rüczzug fortzusetzen, das Pipuet umkehren und mit dem Säbel zum Angriff gegen eine kleine Turkmenenschagr vorgehen, stieß hierbei aber auf eine größere, etwa 100 Mann zählende Partie, die sich in einem Hohlweg verborgen gehalten hatte. Sowohl im Lager
als auch beim Detachement des Qbersten Nowomlinski wurde man sogleich diesen Ueberfall auf das Piquet gewahr; aus dem ersteren wurden unverzüglich eine halbe Ssotnja unter dem Befehl des Ka— pitäns Lobow und ein halber Zug Schützen des 4. Schützen- Bataillons abgeschickt, während von dem Detachement des Dbersten Nowomlinski ein halber Zug der 4. Compagnie des 3. Schütz en⸗-Bataillons im Laufschritt vorrückte. Leider kam in Folge der großen Entfernung die Hülfe zu spät. Es gelang den herbeigeeilten Mannschaften nur noch die Leichname der Gefallenen aufzulesen, unter denen sich der Fähnrich Kamenezki, drei Kosaken der ersten Uralfchen Ssotnfa und ein Kosak der 3. Uralschen Ssotnja befand. Als die Turkmenen den Anmarsch unserer ganzen Kavallerie sahen, zogen sie sich eiligst zurück und schlossen sich, von dem Feuer unferer Infan⸗ terieabtheilungen verfolgt, ihren Kameraden an, die den Angriff auf die Front machten. Während der oben erwähnten Ueberfälle auf die rechte und linke Seite des Lagers erneuten die Turkmenen wiederholt die Attake auf die Compagnie des Obersten Nowomlinski, doch blie— ben alle ihre Anstrengungen erfolglos; sie wurden jedesmal mit be— trächtlichem Verluste zurückgeschlagen. Inzwischen rückte unser Kavallecie gegen den Feind vor, der von ihrem wohlgezielten und erfolgreichen Raketenfeuer sehr zu leiden hatte und schloß sich der Infanterie des Obersten Nowomlinski an. Die Turkmenen wichen zurück. Da ließ der General⸗Major Golowatschew ie gesammte Kavallerie vorgehen und gab ihr die Compagnien des Obersten Nowomlinski und Schnellfeuergeschütze zur Unterstützung bei, während die 1. Compagnie des 8. Bataillens ins Lager zurückkehrte. Die Verfolgung wurde auf einer Strecke von 33 Werst fortgefetzt. Die auf dem Wege umherliegenden Menschenleichname, welche die Turkmenen ihrer Gewohnheit zuwider nicht hatten mitnehmen können, sowig die getödteten und verwundeten Pferde waren Zeugen ihrer gro— Fen Verluste und der eiligsten Flucht. Gegen 7 Uhr Abends kehrte General- Major Golowatschew mit seinen Truppen in das Lager zurück. Infanterie und Artillerie hatten keine Verluste, bei der Ka—⸗ vallerie aber waren ein Offizier und vier Kosaken gefallen und ein 2 : *. a orf.
ach dem Gefe ei dem Dorfe Tschandyr am 13. 25. Juli beschloß General⸗Major Gelowatschew, seinen Soldaten einen Rafttag 9. . ben und dann energisch vorzurücken, um die Turkmenen vollständig zu zerstreuen. Er hatte daher den Plan, mit sechs Compagnien, allen Geschützen, mit Ausnahme der Mitrailleusen, von denen eine verborben war, und der Kavallerie am 15/27, Juli nach dem Mittelpunkt der turkmenischen Niederlassungen bei Iljalla und Kyfyl-takyr zu mar⸗ schiren. Am 13/25. Juli gab er von dieser Absicht dem Sbersten Ssarantschew Kenntniß, der sich mit dem Orenburger Detachement bei Kunfa-Urgentsch befand, und erwartete seinen Anschluß zum 15.27. Juli. In der Nacht zu diesem Tage wollte General-Major Golowatschew aus dem Lager aufbrechen. Alle Vorkehrungen waren bereits getroffen, als um 97 Uhr Abends beim Piquet an der rechten Flanke des Lagers zwei Schüsse fielen, die auf eine gegen das Piquet anrückende etwa 30 Mann starke Turkmenenschaar abgefeuert wurden. Rleichzeitig meldeten Oberst Lieutenant Omeljanowitsch und Major Dreschern, welche mit der Revision der Posten beauftragt waren, daß man im Umkreise des Lagers von Zeit zu Zeit Feuer blinken sehe und Pferdegewieher höre.
In der Voraussetzung, daß der Feind einen nächtlichen Ueberfall wagen könnte, verschob General⸗Major Golowatschew den Abmarsch bis zum Tagesanbruch und befahl, aus sämmtlichen zurückbleibenden Lastwagen und Gepäckstücken unter dem Schutze zweier Compagnien des 4. Schützenbataillons und zweier Schnellfeuergeschütze einc allge—⸗ meine Wagenburg zu errichten. Gegen 35 Uhr Morgens war die Wagenburg fast beendigt und das Detachement fing an, auf dem Wege nach Iljally vorzurücken. Voran ging der Disposition gemäß die ganze Kavallerie, mit der Division des Sberstlientenants Jessipow und einer Raketenbatterie an der Spitze; ihr folgten die Divifion Sr. Königlichen Hoheit des Fürsten Eugen Maximilianowitsch Romanowski, dann die uralsche und endlich die kaukasische. Nach der Kavallerie sollte eine Infanterie⸗Kolonne in folgender Ordnung marschiren: voran das 2. Schützenbataillon und ein Kommando Sappeure, dann das 3. Schützenbatgillon mit einer Division reitender Artillerie und das 3, Linien batgillon mit einer Diviston der 2. Batterie der J. turkestan— schen Artilleriebrigade. Diese Truppentheile fingen an, sich in Marfch⸗ kolonnen zu ordnen.
Kaum war die Kavallerie vom Lager aufgebrochen und rückte über zwei Brücken auf dem Wege nach Iljally vor, als plötzlich auf allen Seiten des Detachements und des früheren Lagers Geschrei hörbar wurde und Massen berittener Turkmenen gegen letzteres befonders die rechte Seite desselben anstürmten. Augenblicklich nahmen nun auf Befehl des Qberst-Lieutenants Glawazki, welcher vor der Tete ritt, die Raketen⸗Batterie und die sie deckende Division des Oberst-Lieute⸗ nants Jessipow, sowie auch die 8. und 12. Orenburger Ssotnja Stellung, und die Raketen begannen ihre Arbeit unter den feindlichen Scharen. Gleichzeitig ließ Gberst⸗Lieutenant Glawazki die Division Sr. Hoheit und die Uralsche Vivision des Heeresältesten Baron Krü— dener rechts von der Divpision des Qberst-Lieutenants Jessipow zur Attaque vorgehen, während der Chef der gesammten Kavallerie des Detachements, Oberst Block, der sich zum 3 n des Gefechts bei dem General⸗Major Golewatschew in der Nähe der Wagenburg be⸗ fand und die auf den Weg debouchirenden Ssetnien passiren ließ, mit der kaukasischen Division links von der Abtheilung des Oberst⸗-Lieute⸗ nants Jessipow auf den Feind losging.
Sobald das Geschrei des Feindes ertönte und die Raketenbatterie ihr Feuer eröffnete, nahm General-Major Golowatschew persönlich die Kompagnie des 2. Schützen-Bataillons und führte sie im Lauffchritt zur Position der Raketenbatterie, der Stabschef, Oberst- Lieutenant Friede, aber ließ gleichzeitig die Artillerie rechts vorrücken, da man nach dem besonders starken Geschrei und Stampfen der Pferde an⸗ nehmen mußte, daß der Feind gerade auf dieser Seite in dichten Massen herankomme. Eben hierher ließ er durch den Fähnrich Tschertkow das 3. Schützen⸗Bataillon dirigiren; das 8. Linien= Bataillon, die Bedeckung der Artillerie, wandte sich auch nach rechts während die Sappeure Ordre erhielten, sich links von den kaukasischen Ssotnien des Oberst- Lieutenants Kwinitadse aufzustellen. Standhaft hielt die Division Jessipows (die 8. und 12. Orenburger Ssotnja) den ersten erbitterten Anprall des Feindes aus. Die Ra⸗ ketenbatterie rückte, nachdem sie ihr Werk gethan, schleunigst links ab um den Platz für das zweite Schützenbataillon zu räumen; diefes rücte im Laufschritt in die Stellung ein und feuerte mehrere Salven auf die Turkmenen ab, die jetzt kaum mehr als zehn Schritte von der Front entfernt waren, so daß man . des Halbdunkels schon die Gesichter und Figuren der Angreifer unterscheiden konnte. Die Turk— menen kämpften mit verzweifelter Entschlossenheit; die Mützen ins Gesicht gedrückt, mit dem Säbel in der Hand, drangen sie im Lauf— schritt auf die Bajonette ein. Es entspann sich ein Handgemenge; selbst einige Offiziere des Bataillons kamen in die Lage, mit dem Säbel sich gegen den Feind, wehren zu müssen. Darauf wurde auf der ganzen Kampflinie ein lebhaftes Feuer eröffnet.
Inzwischen waren die Sfotnien schnell vorgerückt, um den ersten Angrfff des Feindes abzuschlagen, sie mußten aber wegen der Dun kel⸗ heit und des dichten Staubes, den die Turkmenen aufgewirbelt, Halt machen. Mit Säbeln und Gewehrfeuer wehrten sie sich gegen die feindlichen Schaaren, die, von allen Seiten gegen unsere Kaävallerie= fronte eindrangen. Inzwischen nahm das 3. Schützenbataillon auf den Befehl, rechts vorzugehen, im Laufschritt die Stellung der Divi⸗ sion Seiner Hoheit ein, welche beim Nahen der Schützen Ordre er⸗ halten hatte, die Fronte zu räumen, schnell und in guter Ordnung hinter das Bataillon abrückte und dann links von den Sappeuren Stellung nahm; die Uralsche Diviston des Heeresältesten, Baron Krüdener, trat nach einem biin Handgemenge ihren Platz gleichfalls der Infanterie und Artillerie ab und theilte sich in zwel Kolonnen, von denen die 3. Uralsche Ssotnia die Artillerie rechts umging und auf der äußersten rechten Flanke die erste Uralsche Ssotnja links von der Divisten Seiner Hohelt sich aufstellte.
Als das 3. Bataillon Fronte bildete und die Ssotnien abrückten, um den Schützen den Platz zu räumen, folgte der Feind denselben auf dem Fuße bis zu den e n,
3. Schützen ⸗ Bataillon sich auch mit dem Bajonnet und mit Salven Bahn hrechen mußte. Auf einige Minuten aufgehalten, ging der Feind abermals zum Angriff über und es entfpann sich ein Hand⸗ gemenge. Einzelne Tollkühne, die bis in das Innere der Sch acht⸗ ordnung vorgedrungen waren, wurden von Basonnetten durchbohrt. 6 n V 29. ö e, ,. Schaaren abge⸗
en, schickte es ihnen Salven nach und brachte i beträchtli in ef, Gi h ch chte ihnen beträchtliche
In dem Moment, als der Feind sein Geschrei ertönen ließ und zur Attake vorging, standen die Geschütze noch bei der Brücke an der Stelle, die sie im Lager eingenommen hatten, beide Divisionen in Marschkolonnen formirt. Nachdem sie einige Faden vorgerückt waren, mußten sie in Folge der Bewegung der 3. Uralschen Ssotnja, welche der Infanterie den Platz räumte, Halt machen.
— Oberst Lieutenant Tereikowski, der sich bei den Geschützen befand, erhielt Befehl, die Batterie nach der rechten Seite hin zu entfalten und ließ gleichzeitig, als er das Kampfgeschrei der vorn und rechts aus den (Gärten vordringenden Turkmenen vernahm, schleunig eine Infan— terie⸗Division porrücken. Die Batterie nahm mit der Fronte nach der rechten Seite hin Stellung und schleuderte dem Feinde auf 70 Faden Entfernung Kartätschen zu. Nach sechs Schüsfen verstummté das Geschrei auf eine Sekunde, auch das Feuer der Batterie wurde eingestellt. Unmittelbar darauf aber ertönte das Geschrei abermals, ein Zeichen, daß die Turkmenen einen neuen vorzweifelten Angriff auf die rechte und linke Seite des früheren Lagers machten. Ohne eine Minute zu verlieren, wandte Oberst Lieutenant Tereikowski zwei Geschütze von jeder Divi⸗ sion nach rechts und links und feuerte nach zwei entgegengesetzten Richtungen je zwei Kartätschenschüsse ab, während zwei auf dem Platze gebliebene Geschütze der Fußartillerie die feindlichen Schaaren mit Kartätschen bestrichen, die sich nach dem Angriff auf das 3. Schützenbataillon gegen die Batterie wandten. Die Wirkung der Kartätschen war entsetzlich; das Geschrei verstummte, der Feind wich zurück, die Batterie konnte in eine neue Position einrücken und sich an die rechte Flanke des 3. Bataillons anlehnen, von wo sie nunmehr dem abziehenden Feinde Granaten nachsandte.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 13. Sep⸗ tember. Der König hat gestern die sämmtlichen Mitglieder der Kirchenversammlung nach Drottningholm zum Siner w en und ließ dieselben mit seinem Dampfer „Sköldmön“ abholen.
Am 19. d. M. wird Se. Majestät nach Lin köping abreisen und am 24. d. M. wieder hierher zurückkehren.
— Wegen der umfassenden Reparatüren im Innern des Stockholmer Schlosses dürfte die Königliche Familie ihren Auf⸗ enthalt in Drottningholm bis gegen das Ende des Oktober ver⸗ längern. — Die verwittwete Königin wird am 29. vom Tullgarn hierher zurückkehren. Ihre Enkelin, die Kronprin⸗ zessin Luise von Dänemark, wird im Oktober eine Reise nach den Niederlanden antreten, um ihren Großvater, den Prin⸗ zen Wilhelm Friedrich der Niederlande zu besuchen.
— Nachdem der Reichstag den bezüglichen Regierungsan⸗ trag angenommen hat, soll, nach einer Verfügung vom 2. 8d. M. vom 1. Oktober an die Flotte und die Skärenflotte unter der Benennung „Königliche Flotten zu einem Corps vereinigt werden. In derselben werden 140 Offiziere und 190 Unteroffiziere sein.
Amerika. Aus New⸗Jork wird unterm 15. d. M. per Kabel gemeldet: Nachrichten aus Shrewport (Louisiana) mel⸗ den, daß das gelbe Fieber dort im Zunehmen begriffen ist; es sind 609 Personen daran erkrankt. Die Sterblichkeit ist furchtbar. Das gelbe Fieber herrscht auch in Mobile.
— Wie die neueste westindische Post meldet, brach in Val⸗ paraiso am 28. Juli eine große Feuersbrunst aus, die Schaden in Höhe von einer halben Million Dollars anrichtete. — Die Post bringt ferner Einzelheiten über das Erdbeben am 7. Juli, das in seinen Wirkungen allgemeiner gewesen zu sein scheint, als Anfangs geglaubt wurde. Es wurde längs der ganzen Südküste Perus verspürt. In Quillota wurden viele Gebäude zerstört. In Ligna schätzt man den Schaden auf 50, 9000 Dollars und den von Limache auf 137,000 Dollars.
. —. Nachrichten aus Buenos Ayres zufolge dauert der Krieg in Entre Rios noch immer fort. In der argentinischen Republik nimmt die Präsidentenwahl die öffentliche Aufmerksam⸗ keit in Anspruch, und in den Provinzialstädten haben dieserhalb Unruhen stattgefunden. In Chivileoh wurden 10 Personen ge— tödtet und 30 verwundet. Viele glauben, General Mitre werde gewählt werden. Die rivalisirenden Kandidaten sind Dr. Elsina und Dr. Avellanda. In Rio de Janeiro haben während der letzten 6 Wochen keine Todesfälle am gelben Fieber stattgefun den.
Asien. Aus Japan bringt die neueste Ueberlandpost folgende Nachrichten: Das Avancement in der japanischen Armee soll künftighin nach Verdienst stattfinden. — Die Kaiserin hat eine von Ausländern verwaltete Seidenfabrik besucht. — Ein ja⸗ panischer Arzt hat ein Hospital für Aussätzige eröffnet, in welchem er vollständige Kuren in wenigen Monaten bewirken soll. — Eine neue Verwickelung mit Coreng ist entstanden. Es haben viele lokale Aufstände stattgefunden, die aber größtentheils unterdrückt wurden.
— Aus China meldet die „China Mail“ vom 2. August u. A. Folgendes: Die „Pekinger Zeitung“ brachte keine Noti⸗ sikation von der den auswärtigen Gesandten gewährten Audienz. — Li⸗Huag⸗Chang hat einem chinesischen Unternehmer das aus⸗ schließliche Recht, Kohlen⸗ und Eisengruben in den nördlichen Provinzen ausbeuten zu dürfen, unter der Bedingung ertheilt, daß keine Europäer dabei beschäftigt werden. — Es soll eine Expedition nach Formosa gesandt werden, um die Ureingeborenen ö gingen schiffbrüchige Seeleute mit Gastfreundschaft zu be⸗ andeln.
— Aus Indien wird der „Times“ telegraphirt: „Die Moßla⸗Fanatiker haben sich in Puttamsy erhoben. Das 43. Re⸗ giment aus Calicut tödtete 8 Unruhestifter; 4 Soldaten und ein Polizist wurden verwundet. Die Gerichtshöfe von Nanibhun sind mit Pachtgelderklagen überschwemmt. Die Beziehungen zwischen Grundherren und Pächter sind unbefriedigend.“
Die Nr. 19 des „Amts-Blatt der Deutschen Reichs⸗ Telegrgaphen-Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügung: vom 5. September 1873. Berichtigung des internationalen Reglements.
— Nr. 18 des e er , , ,,, folgen · den Inhalt: Verordnung, betreffend die Abgrenzung der Bezirke der Disziplinarkammern. Vom 11. Juli 1873. — Aufstellung und Ein⸗ reichung der Personal⸗ und Qualifikationsberichte. Die Her e Va. der Instruktion, betreffend das Etappen⸗ und Eifenbahnwesen vom 20. Juli 1872. — Die Führung des Kommandorcichens neben der Flagge des Chefs der Admiralität. — Disziplinarkammern in Pots—⸗ dam und Schleswig. — Druckfehler⸗Berichtigung — Utensilienkasten. — Uniformirung der Dockwärter und Schleusenwärter. — Die Wech⸗ selziehung S. M. Schiffe und Fahrzeuge im Auslande.
— Die Nr. 75 der Annalen der Landwirthschaft in den Königlich preußifchen Staaten“ hat folgenden In= halt: Preuß en: Verleihung. — Bekanntmachung, behufs Ausfüh⸗ rung des Gesetzes vom 30. April C., betreffend die Organisation der
ten Infanterie⸗Abtheilungen, so daß das Generalkommissionen für die Provinzen Posen, Pommern und Bran⸗
denhurg. — Deutschland: Amtliches Verzeichniß der land? forstwirthschaftlichen Aussteller des ehen. Reiches, welchen 83 der internationalen Jury der Weltausstellung in Wien Ehrenpreise zu⸗ erkannt worden sind. — Internationaler Flachsbau⸗Kongreß in Wien. Vorschlag zu Versuchen über die Entwickelungsfähigkeit der baye⸗ rischen Rinderrassen bei kräftiger Ernährung. — Literatur: Besondere Beilage zum Deutschen Reichs- Anzeiger. —Vermischtes: Bildung eines Vereins von Brennerei⸗Interessenten für Dirschau und Umgegend. — robearbeiten mit landwirthschaftlichen Maschinen auf dem Verfuchs⸗ e, gn g. 6 . , des Geh. Raths in ö achtrgg zu dem Seuchengesetze vom Jahre 1869. — Marktbericht. — Viehpreise. — Singe, et .
Statistische Nachrichten.
Stand der Cholera: Königsberg, 16. September. In vergangener Woche bis 13. inkl. sind hier . der 66 128 12 senen erkrankt und 80 gestorben. Am 15. sind angemeldet: erkrankt 16, gestorben 14 Perionen; am 14. Septbr. e. sind angemeldet: er⸗ krankt 10, gestorben 10 Personen. - Elbing, 15. September. Seit Beginn der Cholera sind hier erkrankt 324 Personen, gestorben 222 Per⸗ sonen, in Behandlung resp. genesen 16 Perfonen. Seit dem 17 d. M. sind erkrankt 25 ,,. gestorben 15 Personen. - Berlin, 16. Sep⸗ tember. Von ge stern auf heute sind als an der Cholera erkrankt ge— meldet: 26 Personen, darunter 12 Todesfälle. — Pofen, 16. Sch tember. Am 15. September erkrankte und starb an der Cholera ein Kind. Aus dem Cholera⸗Lazareth wurden als genesen drei Personen entlassen, so daß sich gestern Abend in der Stadt Posen kein Cholera⸗ kranker befand. — Neustadt a. W. Seit dem 1. August bis zum Erlöschen am 9. dieses Monats erkrankten von 1255 Einwohnern 109, es starben 70, genasen 38 Personen. — Magdeburg, 16. September Am 16. d. M. sind hier an der Cholera erkrankt 19, gestorben 7 Personen. — Burg. In der Zeit vom 12 bis 15. d. Mis. sind an der Cholera erkrankt 7 Perfgnen und gestorben 8 Personen. — Oschers leben, 12. September. Seit dem 9. . M. kein ö. Seit dem ersten Auftreten der Seuche am 29. v. M. sind überhaupt erkrankt 38, gestorben 2l, genesen 3, in Be⸗ handlung geblieben 14 Personen. — München, 15. September. Vom 15. bis 14. Abends sind 6 Erk inkungs⸗ und 2 Todesfälle vorgekommen. — Augs burg, 14. September. Weder Zugang noch Abgang, von früher in Behandlung 3 Personen. — — Landshut, 13. September. Vom 1I. bis 12 September Abends sind an Cholera 23 erkrankt 6, gestorben 3 Personen. — Speyer, 13. September. Vom gestrigen Tage ist weder eine Erkrankung noch ein Todesfall an der Cholera zu melden. — Heilbronn, 15. Sep⸗ tember. Erkrankt vom 25. August bis 14. September 139 Personen, gestorben 57, genesen 74. Vom 14 bis 15. September neu erkrankt ., gestorben 1, genesen 4. Gesammtzahl der Erkrankten 144, der Ge⸗ storbenen 58, der Genesenen 75. Noch in Behandlung 8. — Wien, 15. Seytember. Bom 13. zum 14. September sind in Wien, außerhalb der Spitäler, 31 neue Erkrankungsfälle an Brechdurchfall amtlich gemeldet worden. Prag. Zu den am 14. September in den jämmtlichen Kranken⸗-Anstalten Prags verbliebenen 17 Cholera— kranken sind am gestrigen Tage 2 hinzugekommen. Von diesen 19 Kranken sind 5 genesen, 1 gestorben und 13 im Krankenstande verblie— ben. — Bernburg, 15. September. Vom 1. bis 13. d. M. er— krankten an der Chelera in Bernburg 2 Personen, davon farben 22, in Plötz kau 2 Personen, davon starben 2, in Nienburg 4 — davon starben 3, in Hohenerxleben 4 Personen, davon tarben 2, in Neun dorf 6 Personen, davon starben 4.
Kunst und Wissenschaft.
— Im Verlage der Königlichen Geheimen Ober -Hofbuchdruckerei R. v. Decker) ist soeben das 8. Heft der . Vereins für die Geschihte der Stadt Berlin, Berlinische Rach— richten von L. Schneider (XVI. Jahrh.) erschienen. Daffelbe ent⸗ hält u. A. folgende Aufsätze: Was der Abt Trittheim zu Spanheim von den Sitten der Berliner vor 368 Jahren erzählt. — Ein 66 liner Auto da Fe. — Tetzel in Berlin. Einzug des aus dem Türken⸗ kriege zurückkehrenden Kurprinzen Joachim in Berlin. — Tod Joa⸗ chims II. — Ein Turnier in Berlin. — Ringelrennen in Berlin u s. w. — Heft bis 9 (Jahrgang XXIII) der, Zeitschrift für Bau⸗ wesen,“ herausgegeben unter Mitwirkung der Königlichen technischen Bau, Deputation und des ArchitektenVereins zu, Berlin. Redigirt von G. Erbkam, Bau⸗Rath im Königlichen Minifterium für Han⸗ del, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, (Verlag von Ernst und Korn Gropiussche Buch⸗ und Kunsthandlung) hat folgenden Inhalt: Amt⸗ liche Bekanntmachungen: CFircular⸗Verfügung d. 4. Berlin, den 29. März 1873, die Form der Quittungsleistung über Tagelöhne und Beträge für Akkordarbeiten betreffend. Eircular⸗ Verfügung d. d. Berlin, den 21. Mai 1873, betreffend die Revision der Rechnungen bei Garnisenbauten, wenn die Kosten den Betrag von 20 Thlrn. nicht erreichen. Circular · Verfügung d. d. Berlin, den 30. Juni 1873, be⸗ treffend den Diätensatz fr Bau Inspektoren nach dem Gefetz vom 24 März 1373. Personal Veränderungen bei den preußischen Bau— beamten (Mitte Juli 1873). Bauwissenschaftliche MRit⸗ theilungen: Die St. Gertraudt- Stiftung zu Berlin vom Bau— meister Fr Koch in Berlin. Die Verlegung der Königlichen Berliner Porzellan Manufaktur von dem Direktor der Manufaktur, Geh. Re⸗ gierungs⸗Rath Möller in Berlin. Studien über Krankenhaäͤuser mit Anwendung der daraus gewonnenen Resultate auf das Programm und die Vorarbeiten des neu zu erbauenden Krankenbauses in Wiesbaden vom Architekten E. Plage in Metz (Schluß folgt). Der eiserne Ueber— bau der Eisenbahnbrücke über die Ruhr bei Alstaden auf der Strecke Mülheim -Duisburg vom Geheimen Bau⸗Rath Baensch in Berlin. Ueber die Bewegung vierrädriger Eisenbahnwagen in Curven vom Bauführer Boedecker. Die Cisterzienser⸗Klosterkirche in Salem, mit Zeichnungen auf Blatt 45 bis 50 im Atlas, aufgenommen vom Bau⸗ Rath Lang und Assistenten Warth in Karlsruhe. — Mittheilungen nach amtlichen Quellen: 62. und 63. Baubericht über den Ausbau des Domes zu Cöln vom Dom⸗Baumeister, Regierungs- und Ban⸗= Rath Voigtel in Cöln. — Anderweitige Mittheilungen. — Mitthei⸗ lungen aus Vereinen. — Literatur. . — Im Verlage von Karl J. Trübner in Straßburg ist soeben erschienen: „Elsaß Lothringen im Reichstag vom Beginn der ersten Legislatur-Periode bis zur Einfüh— rung der Reichsverf assung.“ Sämmtliche auf Elsaß⸗-Lothrin⸗ gen bezügliche Interpellationen, Gesetzentwürfe, Verwaltungsberichte und Debatten mit sämmtlichen Reden des Fürsten Bismarck, sowie den wichtigeren Reden der Abgeordneten im Wortlaute, einer genauen Wiedergabe des Ganges der Debatten und Abstimmungen, einem Sachregister und einem Anhang, enthaltend die Reichsverfassung und das Reichswahlgesetz, nach den stenographischen Protokollen und den Drucksachen des Reichstags redigirt und herausgegeben von Dr. Au gu st Schricker. Dasselbe hat folgenden Inhalt: Abschnitt aus der Throntede vom 21. März 1871. Interpellation der Abgeordneten Graf Lurburg und Genossen, betreffend die handelspolitische Lage der Provinzen Eisaß und Lothringen, vom 14. April 1871. Gesetz, be⸗ freffend die Vereinigung von Elsaß-Lothringen mit dem Deutschen Reiche. Antrag der Abgeordneten Dr, Thomas und Dr. Köchl, be= treffend die Neugestallung des Unterrichkewesens in Elssz Vothriügen. Gesetz, betreffend die Bestellung des Bundes, Oberhandelsgeri ts zum, phersten Gerichtshof in Eligß⸗-Lothringen. Gesetz, betreffend bie Be—= schaffung von Betriebsmitteln für die Eisenbahnen in Elsaß Lathrin, gen. Abschnitt aus der Thronrede vom 15. Funi 1871. 6 aus der Thronrede vom 16. Oktober 1871. Gesetz, betreffend den außerordentlichen Geldbedarf für die Reichs⸗-Cisenbahnen in Elsaß⸗ Lothringen. Abschnitt aus der Thronrede vom 8. April 1872. Ueber- sicht über die seit der Vereinigung in Elsaß . Lothringe erlassenen Ge⸗ setze und allgemeinen Anordnungen, sow e über die Einrichtung. und den Gang der Verwaltung. Besprechung der eisten Jahresübersicht. Gesetz, betreffend den außerordentlichen Geldbedarf für die Reichs⸗ Eisen bahnen in Elsaß Lothringen. Gesetz., betreffend den Termin für die Wirksamkeit der Verfassung des Deutschen Reichs in Elsaß⸗