1873 / 230 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 30 Sep 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Armee vorgeschriebenen Paletots, dessen Brustrevers von den Admiralen mit blauer Seide gesieppt zu tragen find. Auch darf erner der in der Marine allgemein eingeführte Filzhut bei chlechtem Wetter in gewöhnlichem Dienst mit Wachstuch⸗Bezug getragen werden.

Der Adresse des Herzogs von Ratibor haben ferner zugestimmt: ;

aus Uerdingen: L. Schmitz, Stadtverordneter, Heckmann, Bürgermeister, Joh. Hüveler, E. H. Oam büchen, Lehrer, Joh. Fehmer, Joh. Müller, Breuer, Kaufm., C. Bauch, Lehrer, ö Stadtverordn, T Markewitz, Steuer⸗Aufseher, Martin van Beers, Kaufm., Nölscher, Assist, Peter Fett weis, Kunst⸗

artner, Fr. Bech stein, Hauptlehrer, C. Braun er, Lehrer, C. r aß, 2 der Pöheren Stadtschule, Rich. Horst es, Kaufman, Theod. Menicker, desgl, Carl Gerter, Gustar Röhr, Kaufm. L. Dick, Stations. Vorft, Peter Hüveler, L. Müller, Wilh. Müller,

oh. H ij fen, Ünternehmer, OH. Det mer, Bahnmeister, Joh Müller, . J. Schmitz, Buchhalter, Joh. Pieper, Wilh. W. Beiinger, Lehrer a. d. höh. Stadtschule, J. Wilker, Alb. Brink⸗ mann, Kaufmann, C. Maßen, desgl, Louis Herbertz, desgl., Dillenburg, Rektor der höheren Stadtschule, Joh. Möhlen, Nnternehmer, Pet. Baumeister, Hoffmann, Stollwerk, Rektor, E Meleter; ; . .

aus Dülken: 6. Wolff, Kaufm. u. 1 Dr. Meu⸗ lenberg, pr. Arzt, M. Bücklers, Geh. Kommerzien Rath. Dr. E Zan sen, Stadtverordn. u. Fahrikbes, Dr. Höffling, Rektor der höheren Bürgerschule, Franz Gierlings, Stadtverordn., und Fabrikbes, Al. Gierling s, Kaufm., B. Hoogen, desgl., Klin ger, Fabrikbes., Rudolpb Krings, desgl,, G. Heis, Rechts praktikant, G. Görtz, Stadtverordn. u. Kaufm., Dr. Schä fer, Lehrer d. höh. Bürgerschule, Heinrich Kamp, Brauereibes., Clemens Jos. Mäßer, Apotheker. Wilh. Fürwentsch, Stadtverordn. u.

mmermstr., F. Alfter, Eisenb. Stat. Vorst. A. Stegemann, Kfm., ö Clem ens, Stadtverordn. u, Kaufm, Volmer, Lehrer d. höh. Bürgerschule, Edmund Gierlings, Kaufm.R, J. P. Schmitz, Werkführer, H. Stef feng, Lehrer der höheren Bürgerschule, C. Eskens, Kaufm., Ernst Ortmann, Techniker, J. Schmitz, Ver⸗ waltungs⸗Sekretär, Wilh. Rutscheidt, Kaufm. Wimm ers, Post⸗ amtz-⸗Affist, M. Frankefer, Kaufm., Carl Besche imer, desgl. Mardersteck, Pel. Komm, J. Kox, Postamts⸗Assist ;

aus Ke velaer (Wallfahrtsort im Reg. Bez. Düsseldorf): Anton Terhöven, Kaufm., Theodor Terhöpen, desgl.ͥ, Franz Ter höven, desgl.

Der Minister des Innern hat sich in einem Spezialfall dahin ausgesprochen, daß es nicht dem Sinne und der Absicht der Bestimmung der Nr. 62 der Ausführungs⸗-Instruktion zur Gewerbe⸗Ordnung vom 21. Juni 1869 entspricht, wenn in dem Verfahren bei Entziehung einer ertheilten Approbation u. s. w. dem betreffenden Angeschuldigten nur der Tenor der Seitens der Staatsanwaltschaft gestellten Anträge mitgetheilt wird. Es sei vielmehr dem Angeschuldigten, im Interesse einer möglichst umfassenden Vertheidigung, nach Analogie der das Verfahren in Strafprozessen und respektive in Disziplinar⸗Unter⸗ suchungen regelnden Gesetze ꝛc. vom 3. Januar 1849 Ges. Samml. S. 14 (8. 51), 21. Juli 1852 Ges. Samml. S. 465 S. 34) und 25. Juni 1867 Ges. Samml. S. 933 (8. 218), die Mittheilung einer Abschrift der voll ständigen Anklage⸗ schrift nicht vorzuenthalten. Dieses Verfahren, welches auch durch den Wortlaut der oben gedachten Ausführungsbestimmung nicht ausgeschlossen werde, erscheine um so richtiger, als schon der §. 71 der Allgemeinen Gewerbe⸗Ordnung vom 17. Januar 1845 in der Fassung, welche er durch das Gesetz vom 22. Juni 1861 erhalten hat, in gleichem Falle abschriftliche Mittheilung der ganzen Anklageschrift vorgeschrieben habe und Angesichts der Tendenz, welche die Gewerbe⸗Ordnung vom 21. Juni 1869 in dieser Beziehung verfolge, nicht anzunehmen sei, daß durch die zur Ausführung derselben erlassene Instruktion die Garantien, welche den Betheiligten durch die Vorschriften über das Ver⸗ fahren gegeben worden, eine Abschwächung haben erfahren sollen.

Die Bestimmungen des Gesetzes vom 24 März d. J., betreffend die Tagegelder und Reisekosten der Staats beamten, finden auf landräthliche Bureaugehülfen, als Priyvat⸗ beamte zwar grundsätzlich keine Anwendung, die Minister des Innern und der Finanzen haben jedoch in Berücksichtigung der Verhältnisse jener Privatbeamten unter Modisikation des Er⸗ lasses vom 29. Januar 1864 genehmigt, daß den mehrgedachten Bureaugehülfen, vom Jahre 1873 ab, für die Theilnahme am Ersatzgeschäfte, soweit solches außerhalb der Kreisorte stattfindet, Diäten und Reisekosten nach dem Satze von Einem Thaler Zehn Silbergroschen pro Tag beziehungsweise Zwanzig Silber⸗

roschen für die Meile aus Staatsfonds gezahlt werden.

Zum Besuch der vereinigten Artillerie⸗ und In⸗ genieur⸗Schule pro 1873/74 sind 264 Artillerie- und In⸗ de,, , kommandirt worden; dieselben sind bereits hier getroffen.

Dem Spar⸗ und Vorschußverein von Post⸗ beam ten im Bezirk der Ober⸗Postdirektion Berlin sind bis Ende September 1873 1055 Mitglieder beigetreten. Die laufen⸗ den Einlagen betragen monatlich 92 Thlr. 22 Sgr. 4 Pf.; an außerordentlichen Einlagen sind 42552 Thlr. und an Geschenken 2221, Thlr. baar eingezahlt.

Am Sonnabend Abend ist der Lokal⸗Personenzug von Eydtkuhnen bei Bahnhof Königsberg mit einem Rangirzuge zusammengestoßen. Ein Beamter ist schwer verletzt und an der Verletzung gestorben. Weitere Menschen⸗ leben sind nicht zu beklagen. Drei Passagiere und mehrere Be⸗ amte haben Kontusionen erlitten, welche nachhaltige Folgen nicht erwarten lassen. Verkehrsstockung hat nicht stattgefunden. Ur⸗ sache des Unfalles ist lediglich Unaufmerksamkeit des den Ran⸗ girdienst leitenden Beamten.

Nach dem Vorgange einer rheinländischen Eisenbahn⸗ gesellschaft hat auch die Stadt Remscheid beschlossen, die Obli⸗ gationen einer jetzt von ihr aufzunehmenden Anleihe in Reichs⸗ münzbeträgen auszufertigen. Demgemäß ist derselben von des Kaisers und Königs Masestät ein Privilegium zur Ausgabe von Inhaber⸗Obligationen im Betrage von 300,000 Mark er⸗ theilt worden.

Breslau, 28. September. Das Konsistorium für die Provinz Schlesien veröffentlicht im „Kirchl. Amtsblatt“ nach⸗ stehenden Erlaß des Evangelischen Ober⸗Kirchen⸗

rathes: ; Berlin, 18. September 1873.

Auf den Bericht vom 4 d. M. betreffend den beabsichtigten Zu⸗ jammentritt mehrer Kreissynoden, eröffnen wir dem Königlichen Kon storium, daß der Grund, der uns im Frühjahr veranlaßte, die Aus g der diesjährigen Kreissynoden bis in den Herbst d. J. anzu⸗ ordnen, gegenwärtig und, da inzwischen die neue Gemeinde und Sy⸗ nodalordnung publizirt ist, im verstärkten Maße noch fortbesteht. Mit der Einführung der neuen Semeinde⸗ und Synodalordnung soll auf Befehl Sr. Majestãt unverzüglich vorgegangen werden, und es werden

alle 6 gemacht, sobald als nur irgend möglich die Wahl der Gemeinde ⸗Kirchenrathe vorzunehmen. Wir geben uns der Erwar⸗ tung hin, daß die Neubildung der Gemeinde ⸗Kirchenräthe zeitig genug erfolgen kann, um den Zusammentritt der Kreisspnoden noch im Laufe dieses Jahres u ermöglichen. Unter solchen Verhältnissen müssen wir eine n 12 Vertagung der diessährigen Kreis⸗Synodalversammlungen wũnschen.

Evangelischer Ober⸗Kirchenrath.

Herrmann.]

Bayern. München, 28. September. Der Zustiz⸗ Minister Dr. v. Fäu stle ist von einem kurzen, in Pöcking am Starnberger See zugebrachten Urlaub gestern hierher wieder zu⸗ rückgekehrt.

Sachsen. Dresden, 30. September. Das heutige Dr. . veröffentlicht folgende Bekanntmachung des Gesammt⸗ Ministeriums vom gestrigen Tage, die Versammlung der Stände 2 0 6 Sachsen zum nächsten ordentlichen Landtage be⸗

end:

Se. Majestät der König haben beschlossen, die getreuen Stände des Königreichs Sachsen zu einem in Gemäßheit des 5. 115 der Ver⸗= fassungsurkunde abzuhaltenden ordentlichen Landtage auf den 13. Ok- tober d. J in die Residenzstadt Dresden einberufen zu lassen. Aller⸗ höchstem Befeble gemäß wird Solches und daß an die Mitglieder beider ständischen Kammern noch besondere Missiven aus dem Mini—⸗ sterium des Innern ergehen werden, hierdurch zur öffentlichen Kennt⸗ niß gebracht.

Der Staats⸗Minister Abeken ist von seiner Urlaubs⸗ reise zurückgekehrt und hat die Geschäfte seines Departements wieder übernommen.

Leipzig, 29. September. Der Prinz und die Prin⸗ zessin Carl von Preußen trafen gestern Abend 56 Uhr mit Gefolge auf der Berlin⸗Anhalter Bahn von Berlin hier ein. Ihre Königlichen Hoheiten übernachteten in Hauffe 's Hotel und reisten heute Morgen 6 Uhr auf der Königlichen Staats⸗ bahn nach München weiter.

Der Herzog von Sachsen⸗Meiningen langte heute Morgen um 7 Uhr mit dem Dresdener Schnellzuge nebst Gefolge von Schlesien aus Breslau hier an und reiste Vormit⸗ tags 116 Uhr nach Eisenach weiter.

Sessen. Darmstadt, 27. September. (D. 3.) Die außerordentliche Landes synode erledigte in ihrer gestri—⸗ gen 12. Sitzung die 85§. 102 bis 115 und den 5. 84 des Ver⸗ fassungsentwurfs, erstere der Regel nach in Gemäßheit der Aus⸗ schußanträge, letzteren unter Zugrundlegung einer von dem Ab⸗ geordneten Küchler vorgeschlagenen Formulirung.

S. 102 behandelt die Beschlußfassung der Synode über Verfas⸗ sungsgesetze, sowie Aenderungen der Gottesdienstordnung oder der kirch⸗ lichen Bücher; die von der Regierungsvorlage proponirte und von der Ausschußminorität adoptirte Creirung von konfessionellen Spezial⸗ synoden bezüglich der , . und aller das Bekenntniß berührenden Gegenstände fand keinen Anklang. Die §5§. 103 (persönliche Stimm- abgabe), 104 (Recht der Vertreter des Kirchenregiments und der Staatsregierung, jeder Zeit in der Landessynode gehört zu werden), 1065 (Beginn der Sitzungen mit Gebet; Schluß der letzten Sitzung mit Gebet; regelmäßige Oeffentlichkeit der Verhandlungen) und 105 (Geschäftsordnung der Landessynode) werden ohne Debatte angenommen. 107 handelt von der Kompetenz der Landessynode und wurde zu- timmend erledigt. Danach bildet das Bekenntniß keinen Gegenstand der Gesetzgebung. Nunmehr ging die Landessvnode zur Berathung des §. 84 über den Geschäftskreis der Dekanatssynoden über und acceptirte eine von dem Abg. Küchler vorgeschlagene Formulirung be- züglich dieses Paragraphen. Die §5§. 108 (Recht der Gemeinden auf . von Kirchengesetzen, die Gegenstände der Lehre oder des

ultus betreffen, Verfahren hierbei), 109 (Synodalbescheid, Sanktion der Kirchengesetze durch den Großherzog, Verordnungsrecht desselbem), 1I0 (Tagegelder und Tzangportkosten der auswärtigen Mitglieder der Landes synode), 11 (Schließung, Vertagung und Auflösung der Landes- synode durch den Großherzog), 12 Bildung eines Landessynodalaus—⸗ schusses aus dem Synodalpräsidenten, 2 geistlichen und 2 welt- lichen Mitgliedern, 113 (Zusammentritt dieses Ausschusses), 114 (Kompetenz desselben) wurden angenommen. 86 wurde noch 5. 115 berathen. Danach hat der Geistliche das Wort Gottes lauter und rein zu verkündigen, mit einem christlichen Lebenswandel der Gemeinde voranzuleuchten und dem geistlichen Beruf in Wort und That allezeit Ehre zu machen. Ueber die Art der Verkündigung des Wortes Gottes bestanden Meinungsverschiedenheiten. Das Kirchen- regiment verlangte diese Verkündigung nach Maßgabe des Bekenntniß⸗ standes seiner Gemeinde“, die Ausschußminorität nach Maßgabe des Ordinatiensgelöbnisses und des Bekenntnißstandes seiner Gemeinde“, die Ausschußmajoritãät unter Beobachtung des Ordinationggelöbnisses, sowie der in seiner Gemeinde etwa bestehenden besonderen Ordnungen“. Nach einer längeren Diskussion wurde ein Antrag Buchner Schröder angenommen, wonach jene Verkündigung „nach Maßgabe des Ordi⸗ nationsgelöbnisses und der in seiner Gemeinde bestehenden Ordnungen“ erfolgen soll.

Mecklenburg. Schwerin, 29. September. Der Erb⸗ großher zog, der Herzog Wilhelm, welcher, gestern früh, von Toberan kommend, hier eingetroffen ist, der Herzog Paul Friedrich und der Fürst Heinrich VII. Reuß, welcher

estern Morgen hier eintraf, haben sich am gestrigen Abend von

. auf einige Tage nach Ludwigslust begeben. Der Herzog n,, Albrecht ist am Sonnabend Abend hier ange⸗ ommen.

Sach sen Weimar⸗Eisenach. Weimar, 28. September. Am Großherzoglichen Hof ist eine mit dem heutigen Tage be⸗ ginnende achttägige Hoftrauer für den Herzog Carl von Braunschweig angesagt worden.

Sach sen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 2. September. Der Herzog hat sich gestern nach Rentweisdorf bei Bamberg begeben und ist von dort weiter nach Schloß Hinterriß in Tirol 6. ,, . gereist, wo Se. Hoheit längere Wochen verblei⸗

en wird.

Elsaß⸗ Lothringen. Metz, 29. September. (W. T. B.) Die Ergänzungs wahlen für den Bezirkstag haben die Wiederwahl von drei früheren Mitgliedern des Bezirkstages, Lauthier, Abel und Bezanson, welche die Ablegung des Eides verweigert hatten, ergeben.

Schweiz. Bern, 25. September. Heute Morgen erfolgte der Schluß der diesmaligen fast ausschließlich Eisenbahn⸗ Angelegenheiten gewidmeten Session der Bundesversamm⸗ 3 ö z ö Praͤsident des Nationalraths, Ziegler, hielt folgende

ußrede:

Meine Herren! Gestatten Sie mir, am Schlusse unserer Be— rathungen noch einige Worte hinzuzufügen. Unsere diesmaligen Ver- handlungen haben in ungewöhnlichem Maaße den Charakter der Geschäftsmäßigkeit getragen; sie werden gleichwohl denkwürdig blei- ben dadurch, daß eine bedeutsame Seite der nationalökonomischen Entwickelung unseres Landes zum ersten Male auf den Boden des Bundes eine neue um fassende gesetzliche Gestaltung gefunden hat. Welcher Werth dieser Arbeit beizulegen sei, kam erst die Zukunft ganz zu Tage bringen. So viel kann aber schon heute als gewiß angenommen werden, daß durch die neu⸗

geschaffene Ordnung der Staat gewisse Rechte, derer er sich nie hätte begeben sollen, wiedergewonnen hat und auf der andern Seite für diese Unternehmungen zugleich eine Reihe von Hem mungen beseitigt und eine Einheit der Entfaltung geschaffen worden ist.

bleibt uns nun zu wünschen, daß in der Sonne friedlicher Arbeit des

Volkes h zahlreichen Pläne neuer Eisenbahnlinien bald thatsäch r in den Boden unseres Landes sich . und damit

lich und si n so mancher Thalschaft das ersehnte Mittel neuer höhter Thätigkeit briugen mögen. Hoffen wir auch, daß, indem sol= cher Gestalt die Entfernung, welche in Raum und Zeit die Eidgenos⸗ sen und die verschiedenen Gauen trennt, immer mehr zu schwinden und auf ein Minimum herabzusinken sich anschickt, zugleich auf das inner⸗ lich Trennende und Abfteßende in ähnlicher Weife sich reduzire und die Wege sich ebnen und vewielfältigen mögen, auf welchen ja zur Wah⸗ rung der Ehre und der Wohlfahrt des Landes sich zusammenzufinden Alle berufen sind. Mitten in unserer Arbeitszeit ift, wie er es in seiner schlichten Treue früher gewünscht, in aller Stille ein Mann in die Gruft gesenkt worden, dessen Wirken auf dem Boden des nenen eidgenõssischen Bundes so bedeutungèvoll und nachhaltig war, daß Sie mir wohl in dem Bedürfniß zustimmen, ihm vor unserem Auseinan- dergehen noch einen Moment dankbaren Andenkens zu widmen. In jenem Kampfe, der bestimmt war, den Ideen des neuen Bundes zum Durchbruch zu helfen, der Ersten und Entschiedensten Einer, hat Frey⸗Herosee als Mitglied der Revisionskommission der Tagsjatzung vom Jahre 1848 und nachher in 18 jähriger Amtsdauer als Mit- glied des Bundesrath, an dessen Spitze ihn das Vertrauen der Bundesversammlung zu wiederhelten Malen berief, in friedlichem, segensreichen Schaffen seinem Vaterlande treu gedient und, als das zunehmende Alter ihn von seiner hohen Stellung in der obersten Exe kutivbehörde zurücktreten ließ, lieh er noch während zweier Amtsperio- den als Mitglied ihrer Behörde dem öffentlichen Wohle seinen auf reiche Erfahrung gestützten Rath, bis ihn schwere Krankheit zwang, völlig ins Privatleben zurückzutreten, wohin ihm das Bewußtsein treu erfüllter Pflicht und die ungetheilte Anerkennung seiner Zeitgenossen als heller Abendstern folgt. Daß uns Alle einst ein jolcher leuchten möge, ist der aufrichtige Wunsch, womit ich diese Abtheilung des Nationalraths geschlossen erkläre.“

Belgien. Lüttich, 29. September. (W. T. B.) Das Journal „de Liege“ erklärt dem „Etoil belge“ gegenüber die Nachricht von dem bevorstehenden Eintreffen des Grafen von Chambord auf Schloß Gesves für unbegründet.

Frankreich. Paris, 27. September. Der Minister des Innern hat an die Präfekten folgendes Rundschrei⸗ ben erlassen:

rosperitãt und er⸗

Versailles, 27. September 1873.

Herr Präfekt! In meinem ersten Rundschreiben fetzte ich Ihnen auseinander, was die Regierung von Ihnen erwartete; indem ich an—⸗ deutete, weiches Ihre Haltusg sein mußte, empfabl ich Ihnen an, Sie möchten sich an die Spitze der Konservatwen stellen und jederzeit über die strenge Vollziehung des Gejetzes wachen. Sie haben diese Weisungen befolgt und bald die Bande der Hierarchie sich enger knüpfen, die Gewalt sich in Ihren Händen befestigen und die Ruhe sich über das ganze Land ausbreiten sehen.

Aber nicht genug, dem Prinzip der Autorität Geltung zu ver⸗ schaffen, ist es nothwendig, die Wohlthaten dieser Autorität fühlbar zu machen, indem Sie der Verwaltung eine Thätigkeit aufdrücken, welche eine Reihe von Revolutionen mir haben schwächen können. Es wäre zweifelsohne unklug, gewisse Formalitäten zu unterdrücen, welche sowohl die Privatinteressen wie die öffemlichen Interessen ernstlich ge⸗ währleisten; kürzliche Beispiele zeigen, welchen Gefahren die Abwesen⸗ heit solcher heilsamen Zügel die Zukunft der Gemeinden und die Finanzen des Staats aussetzt. Dagegen ist die schleunige Akwickelung der Geschäfte ein Bedürfniß aller Zeiten, ihren Gang beschleunigen heißt nicht sie in Gefahr bringen, und alle Ihre Anstrengungen müssen sich diesem Ziele zuwenden.

Seit zwei Jahren hat sich die Arbeit der Präfekturen sowie die⸗ jenige der Centralverwaltung vermehrt: wir haben das Rechnungswesen der Gemeinden wiederherstellen, die Kriegskosten liquidiren, die Ent⸗ schädigungen vertheilen, das neue Rekrutengesetz einführen müssen; Sie haben, Herr Präfekt, überdies das Gesetz vom 10 August 1871, die Sessionen der Generalräthe verdoppeln und monatliche Zusammen⸗ künfte der Departementalkommission einsetzen sehen; und dennoch hat die Unzulänglichkeit des Abonnementsfonds nicht gestattet, die Zahl und die Besoldung Ihrer Angestellten zu erhöhen,

Indem wir diesen ausnahmsweisen Schwierigkeiten Rechnung tragen, können wir nicht umhin, zuzugeben, daß gewisse langsame Ge— wohnheiten in mehreren Departements konstatirt worden sind; es ist Ihre Sache, Herr Präfekt, gegen diese Neigung zu wirken und das Pflicht⸗ und. Verantwortlichkeitsgefühl in allen denjenigen, welche irgendwie bei der öffentlichen Verwaltung mitzuwirken die Ehre haben, neu zu beleben.

Unter den verschiedenen Fragen, welche Ihnen vorgelegt werden, erheischen die einen eine unverzügliche Eatscheidung; es sind das ein⸗ fache Antworten, telegraphische Depeschen, Ordnungs⸗ und Ueberliefe er,, . sie sind als dringende zu behandeln, und ihre Lösung darf nicht länger als zwei Tage austehen; die Centralverwaltung ist Ihnen, insofern das von mir abhängt, mit dem Beispiele voran—⸗ gegangen. . K

Andere Fragen verlangen im Gegentheil ein gründliches Studium und Spezial Untersuchungen; eine Wochenfrist wird beinahe immer hinreichend sein und darf nur im Fall äußerster Nothwendigkeit über- schritten werden. ;

Endlich werden die Geschäfte, deren Entscheid nicht von Ihnen, sondern von einem gewöhnlichen Gerichtshofe oder von der Ober⸗Ver= waltung abhängt, nichtsdeftoweniger Ihre Aufmerksamkeit beschäftigen. Die schleunige Zurücksendung der Gerichtsakten, die Vorladungsbriefe, welche zu erneuern Sie sich nicht scheuen werden, sind dazu angethan, Verzögerungen, wofür Sie verantwortlich scheinen könnten, abzukürzen.

Sie werden den Herren Unterpräfekten die gleiche Pünktlichkeit anempfehlen Diese werden ihrerseits die Gemeindebehörden, welche an der Einleitung der meisten Geschäfte Theil nehmen, zur Eile treiben, damit die auf der Präfektur und Unterpräfektur gewonnene Zeit nicht auf der Mairie verloren gehe. Die Maire's, auf welche Weise sie gegenwärtig gewählt werden, dürfen nicht vergessen, daß sie die Agenten der Centralbehörde sind, und daß ihre wichtigsten Eigen schaften mit diesem Charakter zusammenfallen

Die Unterpräfekten werden also nicht anstehen, ihnen, so viel es thunlich ist, diejenigen Rathichläge und Weisungen zukommen zu lassen, die sie in der Führung der Interessen, welche ihnen anvertraut sind, leiten können. Zu diesem Behufe müͤffen Sie die Unterpräfekten auf- fordern, eine Gemeinde ihres Arrondissements um die andere zu be⸗ suchen. Das Militärzzesetz ruft sie, gleich Ihnen, Herr Präfekt, nur an die Hauptorte der Kantone; es ist überdies nothwendig, daß sie alljährlich die Hälfte der Gemeinden des Arrondissements besuchen, da= mit die Runde je nach Verlauf, von zwei Jahren vellständig gemacht sei. Ihre Aufmerksamteit wird sich den verschiedenen Anstalten: 6 Schule, Pfarrhaus, Hospiz, Asul, und den Landwegen zu⸗ wenden.

Auf diese Weise werden Sie die Bedürfnisse kennen lernen, sich von den Mißbräuchen Rechenschaft ablegen, die Verbesserungen, welche die verschiedenen öffentlichen Dienste Crheischen, an Ort und Stelle

rufen, die Wünsche oder die Klagen Jarer Schutzbefohlenen anhören.

hre Beobachtungen werden in an Sie gerichteten Berichten niederge⸗ legt werden, deren Hauptinhalt mir mitzuth'eilen Ihnen obliegt. Was * Unterpräfekt für sein Arrondissement thun wird, werden Sie elbst für das Hauptarrondissement thun oder durch Ihren Sekretär thun lafsen. So wird es Ihnen gelingen, Herr Präfekt, die & wohn⸗ heiten der Ordnung, der Genauigkeit, der Hingebung, welche die fran

zöfische Verwaltung auszeichnen, aufrecht zu erhalten oder zu entwickeln,

die Bande zwischen den Munizipalitäten und der Centraigewalt enger

zu knüpfen, das lokalt Gedeihen zu begünstigen und die wohlwol⸗

, aufgeklärte Vormundschaft zu uͤben, mit der das Gesetz Sie ekleidet.

Nichts ist geeigneter, die Anstrengungen einer Natien zu unter- ätzen, deren bewundernswerthe Lebengfählgkeit durch die Liebe zur it, zur Sparsamkeit, zur vielgestaltigen Thätigkeit sich erklärt und Genie eine aufmerfsame, regelmãßige, ge etzes kundige Verwaltung Theischt, die von dem Satze du cchdrungen ist, daß eine gute Verwal. tung nicht . 12 2 . die 5. ö. * ehrlichen

ierungen ist. Genehmigen Sie, Herr Vr w. 66 Der . 23 Innern.

eule.

Der Präsident Mac Mahon nahm heute Nach⸗ mittag im Beisein des Fürsten von Serbien auf der Ebene von Satorn eine Revue über das 2. und 3. Corps und die Reserve der Armee von Versailles, im Ganzen aber 15 20,000 Mann, ab. Das Schauspiel war von herrlichem Wetter be⸗

ünstigt. ;

39. . Der Beschluß, welcher den Marschall Bazaine vor das Kriegsgericht stellt, und der nach der Eröffnung der gerichtlichen Verhandlung vorgetragen werden wird, lautet:

Herr Bazaine (Frangols Achille), Marschall von Frankreich, ist angeklagt, am 28. Oktober 1870 1) mit dem Feinde kapitulirt und den Platz Metz, über welchen er das Ober · Kommando hatte, übergeben

haben, bevor er alle Vertheidigungsmittel, die ibm zur Verfũgung

anden, erschöpft und Alles gethan hatte, was die Ehre und Pflicht ibm vorschrieb; Y als Ober-⸗Befehlshaber der Armee in offenem Felde eine Kapitulation unterzeichnet zu haben, in Folge deren seine Truppen bie Waffen streckten; nicht Alles, was ihm die Pflicht und die Ehre porschrieb, gethan zu haben, ehe er mündlich und schriftlich unterhan . delte; Verbrechen, vorgesehen in den Artikeln 9 und 219 des Mi⸗ litär⸗Strafgesetzbuches, die auf obige Verbrechen Todesstrafe mit mi⸗ iitärischer Degradation setzen. Daraufhin ist er vor das erste Kriegs⸗ gericht des ersten Militärbezirks verwie len. ; .

Auf Befehl des Kriegs⸗Ministers werden jetzt in der franzõsifschen Armee mit einem neuen Bayonnette-Epêe*, welches das Sabre -Bayonnette- ersetzen soll, Versuche gemacht. Dieses neue Bayonnet ist 51 Centimeter lang, mit einem Drücker (neues Modell) versehen und wird in einer ledernen Scheide ge⸗ tragen.

. 29. September. (W. T. B.) Der Präsident Mae Mahon empfängt morgen den neuen türkischen Gesandten zur Neberreichung seiner Kreditive in besonderer Audienz.

Der Graf von Paris hat den Grafen von Chambord aus Anlaß des Geburtstags des letztern telegraphisch beglück⸗ wünscht.

h Das Journal „Pays“ ist des jetzigen Provisoriums müde und spricht sich für definitive dauernde Konstituirung der Republik aus. Letztere könne jedoch nur von einer besonders dazu erwählten konftituirenden Versammlung geschaffen werden.

Spanien. Madrid, 28. September. Der am 26. d. M. gestorbene ehemalige spanische Botschafter in Paris, Don Sa⸗ kustiano Slozaga, war 1803 zu Logroũo geboren. Zuerst Advokat in seiner Vaterstadt, dann politischer Flüchtling, kehrte er 1833 in sein Vaterland zurück und wurde in die Cortes ge⸗ wählt. Er warf sich bald zum Führer der monarchischen Dpposition auf, stimmte für die Erhaltung der Ersten Kammer und gegen die Privilegien des Klerus. Espartero, mit dem er rivalifirte, schickte ihn im Zahre 1840 als Gesandten nach Paris. Nachdem die Infantin Isabella mündig erklart worden war, wurde er Amtsnachfolger von Lopez, mußte aber vor der Qppo⸗ fition in den Cortes das Feld räumen. Er verweilte vier Jahre in England, wurde aber durch die sich Narvaez gegenüber ohn⸗ mächtig fühlende Opposition zurückgerufen und trat an die Spitze der progresststischen Partei in den Cortes. Nach der Julirevolution 1854 schloß er sich an Espartero an und erhielt von die em den französischen Gesandtschaftsposten, lehrte aber bald wieder in die Cortes zurück und war der Haupturheber der Konstitution von I1855. Der Sieg O Donnells drängte ihn darauf noch einmal in den Hintergrund. Während der Septemberrevolution von 1868 war er in Frankreich. Er schloß sich derselben an und kam nach Madrid, um Antheil an den Arbeiten der konstituiren⸗ den Kommission zu nehmen, die ihn zu ihrem Präsidenten er⸗ nannte. Doch blieb er nur zwei Monate dort und kehrte sodann zu seinem Pariser Gesandtschaftsposten zurück. .

Die „Gaceta“ enthält ein Dekret, das die den jungen Leuten der Reserve gewährte Frist bis zum 20. Oktober verlän⸗ gert und dieselben zugleich ermächtigt, sich in der Hauptstadt der Provinz, wo fie fich gerade befinden, zu stellen Ein Rund⸗ fchreiben erklärt die Tragweite des Dekrets hinsichtlich der Presse und trägt den Gouverneurs der Provinzen auf, den Umlauf der Blätter nicht zu behindern. Das Dekret ist nur auf die Blätter, die in den bezüglichen Provinzen erscheinen, an⸗ wendbar.

29. September. (W. T. B.) Ein gestern von der Zinken der Cortes erlassenes politisches Manifest wurde unmittelbar nach seinem Erscheinen konfiszirt. Gestern fand eine Versammlung der Radikalen bei Montesimos statt; die Partei der Konstitutionellen Ritt heute bei Serrano zu einer Berathung zusammen.

Das 4. Bataillon der Freiwilligen von Barcelona ist auf Befehl der Regierung aufgelöst worden. ;

Italien. Rom, 25. September. Die „Opinione“ be⸗ richtet, daß die zur Liquid ation der Klostergüter eingesetzte Kommission schon die Besitzergreifung eingeleitet habe, daß sie aber für die Ausführung der Maßregeln die Rückkunft der Mi⸗ nister erwarte.

Herr von Corcelles ist nach Rom zurückgekehrt.

Die „Italie“ theilt mit, daß der Zu stiz⸗Minister Vigliani den neuen Strafgesetzentwurf beinahe vollendet habe. Statt der Todesstrafe und mehr als zehnjähriger Zwangsarbeit und Zuchthausstrafe wäre im neuen Coder die Deportation vor⸗ geschlagen ie.

Dem „Pungolo“ von Neapel wird aus Rom geschrieben, daß der Marine⸗Minister alle alten Kriegsschiffe, wie die „Maria Adelaide“, Gaeta“, „Italia“ ꝛc. abtakeln und zwei ueue große Panzerschiffe und mehrere kleinere Dampfer von außerordentlicher Geschwindigkeit bauen lassen werde. Die ersteren sollen in Spezia und die anderen in Genua, Livorno und auf anderen geeigneten Werften gebaut werden.

3 , r . den ge plötzlich an einem lagflusse verstorbenen Gueraz zi auf Kosten der Stadt feierlich zu beerdigen. Sobald sich die Nachricht von seinem Tode in der Stadt verbreitete, wurden alle Läden geschlossen, und Abends fanden keine Theatervorstel⸗ lungen statt.

29. September. (W. T. B.) Die Jesuiten haben das Generalatshaus verlassen und sind in dem letzteren nur vier oder fünf Patres zurückgeblieben.

Venedig, 29. September. (W. T. B) Der König ist bei seiner Rückkehr von Berlin auf allen italienischen Eisenbahn⸗ stationen von der Bevölkerung mit großem Enthusiasmus em⸗ pfangen worden. An mehreren Orten waren Musikcorps auf⸗

spielten.

Turin, 29. September. (W. T. B.) Der König ist heute früh 2 Uhr hier eingetroffen. Prinz Amadeus und der Prinz von Savoyen⸗Carignan, sowie die Behörden erwarteten Se. Majestãät am Bahnhofe, wo sich trotz der frühen Morgen⸗ stunde auch eine zahlreiche Menge eingefunden hatte, die den

König aufs Lebhafteste begrüßte.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 28. Sep⸗ tember. Der Groß fürst Nikolai Nikol ajewitsch d. J. ist am 25. September aus dem Gouvernement Minsk nach St. Petersburg zurückgekehrt.

Das große Uebungsgeschwader des General⸗Ad⸗ jutanten Butakow ist am 23. September aus Transund nach Kronstadt zurückgekehrt und theils auf der großen, theils auf der östlichen Rhede vor Anker gegangen.

Im Komite der irregulären Truppen ist, wie die R. W.“ meldet, das Projekt für die Ein⸗ führung der landschaftlichen Institutionen im Gebiet des donischen Kosakenheeres in der vergangenen Woche endgültig geprüft worden. Dasselbe soll nun zunächst dem Militãrkonseil zugehen und dann dem Reichsrath zur Bestätigung vorgelegt werden. Die hauptsächlichste Abweichung dieses Projekts besteht darin, daß die landwirthschaftlichen Institutionen des donischen Kosakenheeres nicht von dem Ministerium des Innern, sondern von dem Kriegs⸗Ministerium ressortiren sollen. Diese Eigen⸗ thümlichkeit soll dadurch bedingt sein, daß die Leistung der Mili⸗ tärpflicht seitens der Kosaken mit den durch die administrative Reorganisation einzuführenden Landprästanden im engsten Zu⸗ sammenhange steht, da die Kosakenbevölkerung sich für ihre eigene Rechnung für den Militärdienst ausrüstet.

Zur Ausrüstung gelehrter Expeditionen, um den Durchgang der Venus durch die Sonnenscheibe im November 1874 zu beobachten, sind, der, M. 3. zufolge, dem Ministerium der Volksaufklärung die erbetenen 35.000 R. vom Reichsrath bewilligt worden.

Warschau, 25. September. Die Eröffnung des LR. und X. Departements des dirigirenden Senats fand nach der Pause während der Sommerferien am 13. September statt, und da die Gerichts verhand⸗ lungen jetzt in russischer Sprache geführt werden mũssen, so *r auch der Ober⸗Prokurator die Eröffnungsrede russisch. Wie der Korrespondent des Gerichtsboten“ mittheilt, wird im nächsten Jahre die russische Sprache im Appellationsgericht und im darauf folgenden in den Kriminalgerichten und in den Civil⸗ und Handelstribunalen eingeführt werden.

Danemark. Kopenhagen, 26. September. Der König wird morgen nach der Stadt kommen und auf Amalien⸗ burg einen Staatsrath abhalten, in dem voraussichtlich eine Anzahl von Gesetzentwürfen, die dem Reichstage vorgelegt wer⸗ den sollen, die Königliche Sanktion erhalten werden.

Amerika. New⸗Jork, 29. September. (W. T. B.) Gerüchtweise verlautet, es sei neuerdings von amerikanischen Truppentheilen ein Einfall in das mexikanische Gebiet gemacht worden. .

Die britische Fregatte „Niobe“ hat, laut Nachrichten über London, 29. September, die Stadt Omog in Hondu⸗ ras, deren Bewohner englische Unterthanen geplündert, gemiß⸗ handelt und gefangen genommen hatten, durch ein Bombarde⸗ ment gezwungen, die Gefangenen wieder frei zu geben und den Beschädigten Schadenersatz zu gewähren.

Asien. Betreffs des Angriffs gegen die Larut⸗ Piraten hat die britische Admiralität aus Penang vom 26. d. M. weinere telegraphische Nachrichten erhalten. Die Stadt, die fie okfupirten, ergab sich mit 3060 Mann und die Pallisaden und Dschunken wurden zerstört. Der Depesche zufolge fochten die Piraten brav, aber der Verlust der Briten war nur un⸗ bedeutend.

Anstralien. Aus Melbourne wird unterm 26. d. M. per Kabel gemeldet: Die legislative Versammlung hat nach dreitägigen Debatten einen Antrag, dem Ministerium ein Mißtrauensvotum zu ertheilen, mit einer Majoritãt von 15 Stim- men verworfen.

Die neuesten Entscheidungen des Reichs⸗Oberhan⸗ delsgerichts in Leipzig betreffen: Ereès de pouvoir. Höhe der Succumbenzstrafe bei einer Mehrheit von Kassationskläger und Beklagten. Die Indemnisation nach dem Reglement vom Jahre 1738 Art 35 findet in Elsaß-Lothringischen Sachen nicht mehr statt. Bösliche Handlungsweise“ der Eisenbahnbediensteten in Unterlassung 6 Handlungen erfordert das Bewußtsein der Gefähr⸗ ichkeit.

Statistische Nachrichten.

Berlin, 30. September. Von vorgestern auf gestern sind als an der Cholera erkrankt gemeldet 9 Personen, darunter 6 Todesfälle. Seit Betzinn der Epidemie sind im Ganzen als erkrankt gemeldet 828 Personen, davon sind genesen 190 Personen, gestorben 561 Personen, in der Behandlung verblieben 77 Versonen.

= Nach einer Berechnung, welche der Regierungs⸗Rath Gutwasser in Dresden angestellt und in den ‚„Mittheil. f. d. öff. Feuervers. A. ver öffentlicht hat, sind im Königreich Sachsen in den 30 Jahcen 1841 bis 1870 2135 bis 21490 schadenverursachende Blitzschläge auf Ge⸗ bäude gefallen. 1620 Blitzschläge, über welche genauere Umstände be⸗ kannt sind, trafen 1665 Gebäude; in den Jahren 1864 1870 kamen 38 Fälle vor, in welchen ein Blitzstrahl mehr als ein Gebaude traf so beschädigte in Ischovau im Jahre 1867 derlelbe Blitz die Kirche und 5 verschiedene Gebäude. Eine eigenthümliche, auch in den preußi⸗ schen Provinzen Sachsen, Posen und am Rhein beobachtete Erschei⸗ nung sist die Zunahme der Blitzschläge auf Gebäude in den letzten Jahren. Während die Gebäude im Königreich Sachsen von 1859 bis 871 nur um cg. 3x zugenommen haben, beträgt die Zunahme der Blitzschläge auf dieselben ca 1007. Auch ist es zuerft in dem Jahre 1867, dann aber auch in den folgenden Jahren vorgekommen, daß Gebäude im November und Dezember vom Blitz getroffen worden sind. Diese Erscheinungen, sowie die Zunahme der Blitzschläge hängen vielleicht mit der Entwickelung des r ,, zusammen. Auf die einzelnen Monate fielen von den 1620 Blitzschlägen in Prozenten: Januar Ga,, Februar Gas, März 9e, April 1gu, Mai 1718, uni 326, Juli 2536, August 17,4, September 140, ktober 0, is, November Gan, Dezember Cisx. Die zahlreichsten

Beschädigungen, welche Blitze an einem Tage verursachten, waren am 3. Juni 1867 21 und am 3. Juni 1868 34 Gebäude. Im Vergleich

gestellt, welche unter dem Beifall der Versammelten abwechselnd die italienische, die deutsche und die österreichische Volkshymne

mit dem benachbarten Bayern ist Sachsen 3 mal so stark vom Blitz schlag bedroht. Daß die Kirchthürme von Gewittern besonders ge= fährdet sind, namentlich von Wintergewittern, beweist auch die Er fahrung in Sachsen. In den Jahren 1841 1870 fielen auf Kirch thürme 70 Blitzschläge, diejenigen ungerechnet, welche keine Beschãdi⸗ gung verurfachlen; die Gefahr für die Thüärme stellt sich hiernach i8mal größer, als für die gewöhnlichen niedrigen Gebäude, ein sultat, welches mit den von Herrn v. Bezold in München für Bayern berechneten fast übereinstimmt. Von 25 Städten erlitten nur 6 mehr, dagegen 23 entschieden weniger Schaden durch Gewitter, als die länd- like ümgebung, wag zum Theil der etwas größeren Anzabl von Blitz. ableitern in den Städten, zum Theil dem Zusammengedrängtsein der Häuser in den Städten zuzuschreiben ist. In Sachsen waren am f. Januar 1870 in Städten 323, auf dem Lande 3os x der Gebäude mit Blitzableitern versehen. Was den Einfluß der Flüsse auf die Gewitter betrifft, jo stimmen, wie wir hier nur kurz bemerken wolsen, die Erfahrungen in Sachsen nicht mit den in Bahern und Hamburg gemachten überein. Von den 3670 Orten des Königreichs Sachsen sind 2563 in den qu. 30 Jahren gar nicht von einem Blitzstrahl auf Gebäude getroffen worden, von den übrigen: 748 einmal, 235 zweimal, 82 dreimal, N einmal, 16 fünfmal, 3, 4, 2, 1 resp. 6, 7, 8, 9 mal, Dres den 25 mal. -.

In den Jahren 1841— 1871 hat der Blitz 239 Gebäude ge⸗ troffen; 1293 oder 58 * der Schläge zündeten, Ml6 oder 42 3 waren sogenannte kalte Schläge. Der Gesammtschaden belief sich, auf ca. 14 Millionen Thaler. In neuerer Zeit hat sich das Verhãltniß der zündenden zu den kalten Schlägen in Folge der Vermehrung der harten Bedachungen günstiger gestellt 1861 —– 1879 wie 45533: 5353 X. Von den auf Gebäuden mit harter Bedachung gefallenen Blitzen haben nur 22 z gezündet; bei Gebäuden mit weicher Bedachung zündeten

I73 X der Blitzschlagfälle.

Von der Statistik des Lübecischen Staates, heraus, gegeben vom statistischen Bureau des Stadt- und Landamtes, ist Heft JJ. (Lübeck, Ferdinand Grautoff, 1873) erschienen. Dasselbe enthält die natürliche Bewegung der Bevölkerung in den Jahren 1845 6 Cnit 8 graphijchen Darstellungen auf 4 Tafeln). Anhang, J. Ueberschuß der Geburten über die Sterbefälle, Ueberwiegen der Zu⸗ züge über die Wegzüge und umgekebrt in den Jahren 1846 1870. Die Bevölkerung in den einzelnen Jahren 1846 1570, berechnet aus den beiden letztgenannten Verhältnissen und den Volkszählungen. Geburten, Sterbefälle und Ehejchließungen in den einelnen Land, gemeinden während des gleichen Zeiraumes. In der Stadt Lũbeck und den, dem Um fang der jetzigen Vorstädte annähernd entsprechenden Gebietstheilen während der Jahre 1813 1845 vorgekommene Gerur- ten, Sterbefälle und ertheilte Kopulationsscheine. Anhang II. Ge⸗ burten, Sterbefälle und Eheschliehungen in den Jahren 1871 und 1872. Natürliche und örtliche Vem e gung der Bevölkerung während der Volkszählungs⸗Periode 1867-1871.

Das statistische Bureau des Stadt, und Landamts hat ferner eine eberficht der hauptsächlichsten Resultate der Vod ks zählung im Lübeckifchen Freistaate vom J. Dezember 1871 veröffentlicht, einen Auszug aus den in der Statistik erscheinenden aus- führlichen Tabellen. Nach derselben betrag die ortsanwesende Bevßlke⸗ rung am 1. Dezember 1871 verglichen mit 3. Dezember 1267): Stadt und Vorstãdte 35, 743 *. A45) Landbezirke und Travemũnde 12415 ( 230, zusammen 53, 158 ( 2975); ohne Militär und Schiffs. besatzung 39, 009 ( 2322), und 12,050 S7), zusammen 51059 ( 2I35). Von der Bevölkerung waren 25, 104 (4 1353) mãnnliche und , 054 CC 1622) weibliche; 42,3867 lübecksche Staatsangehörige, S165 Angehoͤrige anderer Staaten des Deutschen Reichs, 1125 Aus⸗ länder; 9, S7 Lutheraner, 579 Reformirte, 684 Evangelische, 400 Römisch⸗katholische, 104 Bekenner anderer christlicher Konfessionen, 565 Juden (4 ohne Angabe der Religion); 1275 einzeln lebende selbst⸗ ständige Personen; 10,862 Haushaltungen mit 49.617 Personen. Dem Beruf nach gehörten 9625 zur Landwirthschaft und Gärtnerei; 16,991 zur Industrie; 6376 zum Handel; 6413 zum Verkehr; 5281 zu den persönliche Dienste Leistenden; 593 zum Militär; 2947 zu anderen, 3932 zu keinen Berufsarten.

Knust und Wissenschaft.

Von dem Jahrbuch der Preußischen Forst⸗ und Jagd⸗Gesetzgebung und Verwaltung herausgegeben von Bernhard Danckelmann, Königlich preußischem Ober⸗Forstmeister und Direktor der Forst⸗Akademie zu Neuftadt-Eberswalde, redigirt von FW. Schneider, Königlich preußischem Geheimen Regierungs Rath und Professor, ist des sechsten Bandes erstes Heft (Berlin 1873, Verlag von Julius Springer) erschienen.

Leipzig, 28. September. Der am 26. September verstorbene dramatische Schriftsteller Roderich Benedix war am 21. Januar 1811 hier geboren und wendete fich, nach Vollendung seines Gym⸗ nasialkursus auf der Fürstenschule zu Grimma und auf der Thomas⸗ schule hierselbst, 1331 der Bühne zu. Zuerst bei der Bethmannschen Truppe, dann als Tenorist an Theatern des Rheinlandes und West⸗ falens thätig, wurde er später Regisseur am Theater in Wesel, und hier vermochte er sein Luftspiel Das bemooste Haupt“ auf die Bühne zu bringen, welches, mit außerordentlichem Beifall aufgenom men, über alle Theater Deutschlands ging und für seine Lebensthãtig⸗ keit entscheidend wurde. Er entsagte der Bühne als ausüben der Künstler, nahm, vielfach literarish beschäftigt, zuerst seinmn Wobn⸗

ö) 2 46 in ( rfeldx * sibß in Cötn, leitete 6441 43 . Clkertäz, water als Ste-

regisseur in Cöln das Theater, erhielt dann eine Lehrerftelle an der rreinischen Musikschule und wurde 1855 als Intendant des Stadt⸗ tbeaters nach Frankfurt a. M. berufen. Jedoch gab er 1858 diese Stellung auf und wandte sich wieder hierher, wo er hinfort seiner literarischen Thätigkeit ausschließlich lebte. Von den früheren Werken, die Benedix herausgab, erwähnen wir die sechs Bände starken , deut⸗ schen Volkssagen (1839 1840), ferner eine populär geschriebene Ge⸗ schichte der Freiheitskriege unter dem Titel „1813, 14, 15. Ein Volks⸗ buch“ (138415, dann das „Handbuch für die Reise von Rotterdam bis Straßburg“, den mit vielen eigenen Beiträgen während der Jahre 1836 42 herausgegebenen „Niederrheinischen Volkskalender“; sowie besonders die Bilder aus dem Schauspielerleben“, 2 Bände, 1847) mit vielen, dem Leben nacherzählten, theils ergötzlichen. theils rührenden Zügen und treffenden Charakteristiken. Seinen schriftstellerischen Ruf verdankt Benedix aber nicht seinen Novellen, soendern seinen dramatischen Werken. Sie haben den Verzug, daß sie original, aus dem bürgerlichen Leben des deutschen Volkes berausgedacht und gestaltet sind Seine Schauspiele wie Der lange Israel“, Mathilde“, „Der Kaufmann“ ꝛc0, sind freilich bereits in den Hintergrund getreten; dafür sind aber viele seinerLustspiele noch immer beliebte Repertoire⸗ Stücke, wie 3 B. „Der Weiberfeind“, Eigensinn“, Die Hochzeitsreise“, Die Eiferfüchtigen „Die Diest⸗ boten., „Der Störenfried, „Ein Lustspiel', Doktor Wesper, „Der Vetter“, Das Gefängniß“ Uu. a. m. Wackere Gesinnung, deutsche Sitte und tüchtige Charakterzeichnung sind die Grundzüge der Benedix schen Dichtungen.

Das 10 (Oktober) Heft I. Jahrg) der Forstlichen Blätter, Zeitschrift für Forst⸗ und Jagdwesen“, heraus—⸗ gegeben von Julius Theodor Grunert und Dr. Ottomar Victor Leo, (Leipzig i873, Verlag von Heinrich Schmidt), bat folgenden In halt: J. Aufsatze: Ueber Grundrente und Waldrente. Von Dr. Carl Roth, ord. Professor der Ferstwissenschaft an der Universitãt in München (Schluß). Der forstliche Theil der Wiener Weltausstellung. Von Gustav Hempel. II. Bũcheranzeigen. III. Mittheilungen.

Landwirthschaft.

New⸗ Y rk, 29. September. (W. T. B) Nach dem von dem landwirthschaftlichen Bureau pro September erftatteten offiziellen Berichte ist die Getreideernte eine gute, im mittleren Durch⸗

schnitte 81 Prozent ergebende. Der Prozentsatz von 1872 war S5 Prozent.