1873 / 231 p. 1 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 01 Oct 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Gewerbe und Sandel.

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Für Ba dern mind folgende Gewerhsprivilegien⸗ verlängert worden: Das dem Musiklehrer Johann Roth von Uffenheim, z. 3. in Nürnberg, unterm 6. Septeniber 186, verliehene und bis dahin 1873 laufende Privilegium auf ein mechani⸗ sches Notenpult aus Eisen für den Zeitraum von einem Jahre, vom 6. September 1873 anfangend, und das der Augsburger Kamm⸗ garn spinnerei zu Augsburg unterm 16. Mai 1872 verliehene Pri- vilegium auf einen elektromagnetischen Absteller zu Vorbereitungs- maschinen für Spinnereien für den Zeitraum von zwei Jahren, vom 16. Mai 1874 anfangend.

Dresden, 26. September. Königlich sächÜüsche Erfin dungspatente. Auf fünf Jahre ertheilt: am 11. September 1873 Herrn Heinrich Hirzel zu Leipzig auf einen Gaevermehrer; am II. September Hern Clement Bernard zu Waldenburg in Schlesien für Heirn Evence Copée zu Haine St. Pierre in Belgien auf die von Herrn Copée erfundenen Verbesserungen an Koksöfen; am 12. Sep= tember Herrn Jacob Müller, Pen er gabe n, zu Chemnitz, auf die Verbindung der einzelnen Röhrenstücke durch gußeiserne Kappen bei Röhrendampfkesseln.

Leipzig, 29. September. werkertag ist auf den 23., 24. und 25. Oktober d. J rufen worden.

Der zweite deuntsche Hand⸗ hierher be⸗

Verkehrs ⸗Anstalten.

Der Direktion der Lübeck-Büchener Eisenbahn.⸗Gesellschaft ist vom Senat zu Lübeck Erlaubniß zur Vornahme weiterer Nivellements für eine Eisenb ahn von Lübeck nach Travemünde ertheilt worden.

Triest, 30. September, Morgens. (W. T. B) Der Lloyd⸗ dampfer Saturno“ ist mit der ostindisch'chinesischen Ueberlandpost gestem 11 Uhr Vormittags aus Alexandrien hier eingetroffen.

Aus dem Welff'schen Telegraphen-Buregu.

Paris, Dienstag, 30. September, Morgens. Das „Jour⸗ nal officiel“ veröffentlicht eine Reihe von Dekreten, durch welche die sofortige Bildung von 18 Armee⸗Corps angeordnet wird, welche dazu bestimmt sind, künftig die 18 Militärbezirke von Frankreich zu bilden. Die algierischen Spezialtruppen werden ein 19. Armee⸗Corps bilden. Zu Befehlshabern dieser Corps sind ernannt: Clinchant, Montaudon, Lebrun, Deligny, Bataille, Douay, Herzog von Aumale, Ducrot, Cissen, Forgeot, Lalle⸗ mand, Lartigue, Picard, Bourbaki, Espivent, Aymard, Salignae, Fenelon, Aurelle de Paladin. Die Armee von Versailles wird gleichzeitig aufgelöst, General Ladmirault bleibt Gouverneur von Paris und Kommandant der ersten Militär⸗Division. Weiter werden Dekrete veröffentlicht, durch welche eine Anzahl neuer Regimenter der verschiedenen Waffen errichtet werden. Die Armee wird im Ganzen aus 144 Regi⸗

mentern Infanterie, 70 Kavallerie⸗ und 38 Artillerie⸗ Regimentern bestehen. Ueber die Frage wegen Abgrenzung der Territorial⸗ Militär⸗Bezirke ist noch nichts Definitives festgesetzt. ö

Rom, Dienstag, 30. September, Vormittags. Wie die „Opinione“ mittheilt, würde sich das Ministerium unverzüglich mit der Frage wegen der Wiedereröffnung des Parlaments be⸗ schäftigen; ie gegenwärtige Session dürfte wahrfcheinlich ge⸗ schlossen un, die neue am 18. oder 19. November eröffnet wer⸗ den. Die Cholera ist überall, mit Ausnahme Neapels, im Abnehmen begriffen.

New⸗gork, Dienstag, 30. September, Morgens. Ob⸗ schon die finanzielle Lage sich zu bessern fortfährt, dauert doch die Stockung im Handelsverkehre fort. Von den Zeitungen wird der Ankauf von Wechseln durch die Banken befürwortet und anempfohlen, um dadurch dem Handel und dem Enportgeschäfte zu Hülfe zu kommen. .

St. Petersburg, Dienstag, 30. September, Vormittags. Der Großfürst Constantin ist gestern in Begleitung seiner Söhne aus Wien hier wieder eingetroffen. Der bisherige erste Sekretär der russischen Gesandtschaft in Wien, Kammer⸗ herr von Davydoff, ist in gleicher Eigenschaft nach London versetzt.

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 1. Oktober. Opernhaus ( 178. Vorstellung.) Die Zauberflöte. Oper in 3 Abtheilungen. Musik von Mozart. Königin der Nacht: Frl. Grossi. Pamina: Frl. von Bretfeld. Sarastro: Hr. Fricke. Tamino: Hr. Schott. Papageno: Hr. Schmidt. Anfang halb ? Uhr. Mittel⸗Preise.

Schauspielhaus. (193. Abonnements⸗Vorstellung. ) Auf Begehren: Der geheime Agent. Lustspiel in 4 Akten von F. W. Hackländer. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Donnerstag, 2. Oktober. (I79. Vorstellung. Die Stumme von Portici. Große Oper in 5 Akten. Musik von Auber. Ballet von Taglioni. Elvira: Frl. Lehmann. Fenela: Frl. Giese. Masaniello: Hr. Diener. Pietro: Hr. Fricke. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Schauspielhaus. (194. Abonnements⸗Vorstellung) Ein Schritt vom Wege. Lustspiel in 4 Akten von E. Wichert. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Es wird ersucht, die Meldekarten (sowohl zu den Opern⸗ haus⸗ wie zu den Schauspielhaus⸗Vorstellungen) in den Brief⸗ kasten des Opernhauses, welcher sich am Anbau desselben, gegen⸗ über der Katholischen Kirche, befindet, zu legen.

Dieser Briefkasten ist täglich für die Vorstellungen des fol⸗ genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.

Meldungen um Theater⸗Billets im Bureau der General⸗

Intendantur oder an anderen Orten werden als nicht eingegangen angesehen und finden keine Beantwortung.

Tele gra phisehe ritter nngsheriehte. Allgsciaι Nirarnela ansieht

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29. September. 7Helsingfors 332.90 105 WSV., lebh. bedeckt. 30. September. 1.4 .. schr. hoiter. 4,4 MNSVW. ,s. stark Regen. i) We sehw. vedeckt. ) VSV. , schw. bedeekt. SS N. lebh. halb heiter. ) WNVW., stark. Regen. W. lebhaft. wenig bewölkt. VNV. , mãss. WS V., schw. 3 l, W. mässig. heiter. S8Vw., schw. heiter. 9 W. schw. keiter. 5,0 heiter. 6 Me schw. dewölkt. SVW. z. W., m leicht bewölkt. 2,8 M., mäss. trübe. W., schw. heiter. XV., schw. heiter. 3, 6 W., s. schw. trühe. N.. stille. etw. bewölkt. NO., schw. heiter. NO., s. sch. NW., schw. hewälkt. 7.0 W.. mäss. trübe. gzieml. heiter. bed, Regen. trübe, Nebel. sehr bewölkt Nehel. halb heiter. bedeckt. starker Nebel. trübe.

7 Haparanda. 331,1 Christians. . 330.8 Hernõsund. 332 9 T Helsingfors 333,5 IStockholr. 333,7 7 Skudesnãs. . 337, 4 70röe .... 357, 0 8 Frederiksh. 8 Helsingõr. 6 Nemel .. .. 337.2. 00 7 Flanusbarg 3385 7 Königsberg 3:

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Wiener Weltausstellung 1873.

Gruppe 25. Sektion 2 und 3. Die Malerei und die Skulptur der Gegenwart. (Vergl. No. 228 d. Bl.) VI.

Die französische Skulptur⸗Ausstellung wirkt nicht weni⸗ ger imponirend, wie die der französischen Malerei. Dem an⸗ gebornen formalen Talent und der allgemein verbreiteten tech⸗ nischen Begabung kommt die Gründlichkeit des Naturstudiums im Pariser Ku nstunterricht zu Hülfe, um diesen Gebilden fran⸗ zösischer Plastik ein durchschnittliches Gepräge von wohlthuender Vollendung zu geben. Was sie nur zu häufig vermissen lassen, ist allerdings die ruhige, schlichte, unbefangene Größe, Hoheit oder naive Anmuth und Grazie. Die ihre nimmt fast immer die Ma⸗ nieren der Koketterie, des sinnlichen Raffinements oder der modernen Eleganz an; ihre Großartigkeit ist von theatralischem Pathos oft kaum zu unterscheiden. Aber dazwischen bleibt immer noch genug des Gesunden und Vortrefflichen, um sie den Wettkampf in der Plastik mit jeder andern Nation nicht scheuen zu lassen. In der Kunst der Bronzebehandlung ohne Konkurrenten unter Allen, haben die Franzosen eine außerordentliche Fülle der schönflen Bronzestatuen, Gruppen, Statuetten nach ihrer Meister Modellen auszustellen, welche man großentheils im Industrie⸗ Palast unter den Erzeugnissen der großen Bronzewaarenfabri— kanten zu suchen hat. Auch der plastischen Kunst gegenüber wett— eifern der Staat, die großen Städte und die Kunstliebe reicher Privaten Frankreichs in der Förderung und Pflege ihres Ge⸗ deihens. Die Forderungen eines immer höher gesteigerten Luxus haben die französische Skulptur auch wieder zu der in der römi— schen Kaiserzeit beliebten Kombinirung verschiedenartiger edlen und kostbaren Materialien behufs reicherer malerischer Wirkungen ihrer Gebilde geführt, wie dunkle Bronze und Onyx, in welcher Komposition besonders Cordier prächtige Arbeiten ausstellt, oder farbige Marmore, theilweise Versilberungen und Vergoldungen der Statuen oder ihrer Schmucktheile, Gewande, Haare ꝛ. Sehr be⸗ deutend nach Zahl und künstlerischem Werth sst‘ das ideale Genre vertreten, in welchem der Hauptnachdruck auf die eindringend studirte und durchgebildete Menschengestalt gelegt ist, welche darum noch keineswegs auch immer von besonders idealem Stil zu sein braucht. Ausgezeichnete Schöpfungen die⸗ ser Art sind: Perrauds Marmorgruppe „Erziehung des Bachus“, seine Statue der Verzweiflung; Depl anche s grandios gedachte und gemeißelte Kolossalstatue der Eva nach dem Sündenfall; seine reizend naiv bewegte Bronzefigur des auf der Schildkröte stehenden Knaben; Connya's Marmorgruppe des sterbenden, von seinem Bruder unterstützten, nackten Jüng⸗ lings; Caille's Bachant mit dem Panther spielend; Bar— rias Marmorgrupps Der Schwur des Spartakugs“ (der Knabe steht neben dem Kreuz seines, sich in Todesqualen daran windenden Vaters), ein Werk von tragisch erschütternder Ge— walt; Schön ewerks ertrunkene und vom Meer ans Land gewor⸗ fene Jungfrau; Hiolle's Narziß; Millets bekannte Ariadne

und sein Merkur; Le Peres sterbender Dienec's; Earrier⸗

Belleuse's zwischen den Fittigen des Adlers schlafende Hebe. Ein Paar Figuren von besonderer Feinheit der Empfindung und der Gestaltung schuf Du bois in seinem Florentischen Sanger und seinem Johannes der Täufer“, Carpea uz in seinem, Neapo⸗ litanischen Fischer“. Ein Werk von effektvollem, wenn auch phanta⸗ stisch theatralischem Pathos, Bourgeois in seiner Delphischen NVnthia. Cles ing er bildete, gar zu kurz und gedrungen in den For⸗ men, aus Silber mit einem kostbaren Schmuck von Cameen, Arm⸗ ringen 2c. die nackte Phryne vor dem Areopag, eine bronzene Kastagnettentänzerin und die Reiterstatue Franz Josephs als ungarischer König, das Schwert schwingend, den Krönungshügel a ,, Unter den historischen Porträt- und Charakter⸗

guren treffen wir einige von hoher Vorzüglichkeit: Ce Peres Diogenes, Moreaus Bronzestatue des Aristophanes, Tru⸗ Fhemes Marmorfigur Mirabeaus und die schönste unter allen: Caudrons Moliere, sitzend im Stuhl, nachsinnend über die Komödie des menschlichen Lebens, die seine Hand auf die Blätter

jederzeit geblieben. selbst der Unbedeutenden, eine Virtuositãt in der Behandlung Lebenden, Jerichau,

des Buchs in seinem Schoß zu zeichnen im Begriff scheint. Eine sehr anziehende Sammlung kleinerer, heiter naiver, anmuthiger Tinderscenen und Figuren in Terracotta und Marmor stellte Itasse, sehr bedeutende Terracottastatuetten, Büsten und Gruppen Carpea ux aus. Als Thierbildner reihen sich unter die ersten modernen Cain, Fremiet (von diesem auch die lebensgroße Bronce geharnischter Reiter des 14 Jahrhunderts“ zu Roß in der westlichen Vorhalle), Meme und J. Bonheur; als Medailleur F. Levillain. In jenen Dekorationsstatuen aus Bronze und Onix, Versilberungen und Vergoldung, deren Erwähnung geschah, leistet Cordier besonders Glänzendes und Bestechendes.

Die italienische Skulptur zählt unter ihren Künftlern St. Jacob, die deutsche und römische Schulung des plastischen

vielleicht mehr Talente, als die jeder andern Nation. Unverloren ist ihr die Tradition und stetige Uebung der plastischen Technik Das Geschick darin ist wie ein Gemeingut

des Marmors, wie sie anderswo der Vorzug der vollendeten Meister sein würde, dort die gewöhnliche Eigenschaft auch hand⸗ werksmäßiger Arbeiter. Der darin begründeten Gefahr, in der Uebung dieser leeren technischen Virtuosität ihre Befriedigung zu suchen, wie dieselbe sie der Masse des Pubikums ja auch durchaus gewährt, entgeht die Mehrheit der italienischen Bild hauer nicht.

ihrer Abtheilung im Indftriepalast, statt als Kunstwerke und Ausstellungsobjekte in ihren Kunstfälen plaeirt. Bildhauer ist äußerst zahlreich. Es wäre ebenfo unmöglich, als überflüssig, sie alle, die Urheber dieser Kinderfigürchen „aller⸗

liebsten“ leinen Buben. Mädchen, nackten Phrynen, Bebar⸗

Männer in Seifenblasen

deurs, berühmter nen, Strickerinnen, Roman⸗ unb Dramenfignren, höchster Triumph in der „täuschenden“ Wiedergabe eines Spitzen⸗ besatzes, eines Seidenstoffs, Schleiergewebes oder Trikots zu lie⸗ gen scheint: die Tantardini, Barzaghi, Guarnerio, Martinoli, Tabacchi, Zocchi, Confani, Piatti, Mar⸗ tin oli, Bareaglia u. A. m. Manche von ihnen können sehr viel Besseres, als nur diese Marmorwaaren fabriziren. Selbst in solcher verleugnet Guarnerio nicht sein schönes ernstliches Talent; Barzaghis kleine ‚Vanarella“ ist ein Meisterstück; seine Phryne raffinirt, gesucht, aber von bestrickendem Reiz der

ihrer Jugend, Leserin⸗ machender Kindergruppen,

Form und tadelloser Vollendung der Durchbildung im Marmor.

Tantardini hat hier in der Kolossalgestalt der Clio am Piedestal des Denkmals für Cavour ein zwar etwas zu süß⸗ weichliches, aber immerhin edles und großartiges Werk gebildet. In Magni's Kolossalstatue der Gerechtigkeit beeinträchtigt die gar zu theatralische Haltung den rechten Charakter der groß entworfenen Gestalt. Besenders rühmend hervorzuheben wären einige mehr charakteristische Figuren, wie die Bronzestatue des Troubadour von Franceschi, die des jungen italien ischen Sängers des 15. Jahrhunderts von Am ore, in allerdings etwas gesuchter

Steifheit und Schlichtheit der Haltung; die mit feinem edlen

Reiz geschmückte sitzende, schon drapirte Marmorstatue Fabiola's ni; entlehnte Figur der an der Achsel schmerzhaft verwundeten, die Wunde prüfenden braunen Sklavin Sira von Rondoni, nackten Theile in dunkler Bronze,

von Masini; die, demfelben Roman

die Gewandung in weißem Marmor, ausgeführt. Das originellste und nicht blos durch die se Eigenschaft hervorragendste plastifche Werk der italienischen Skulptur. hier aber ist Monteverd es Gipsmodells: Jenner einem kleinen nackten Buben, den er auf seinen Knien hält, die Kuhpocken impfend, eine Schöpfung der realistischen Kunst in ihrer letzten Konsequenz; aber von einer unvergleichlichen Kraft der Ncfurbeobachtung, wie der künstlerischen Gestaltung, und einer imponirenden phrasenlosen Aufrichtigkeit und Wahrhaftig⸗ keit im Genie seines Meisters zeugend.

Die spanische Skulptur hat nur ein Werk, das aber von gtoßem Verdienst, aufzuweisen: ein lebensgroßes Gipgmodell des todten Heilands von Agapito Valmit jana, von hohem heili⸗ gen Ernst der Empfindung und tüchtigstem Studium.

cht. In richtiger Selbsterkenntniß haben dieselben denn auch größere Schaaren ihrer Marmorfiguren zur Dekoration

Die Zahl dieser

Allegorieen ꝛc. zu nennen, deren

malerisch effektvoll die

Die künstlerische Kraft und Lust der Belgier und Nieder⸗ länder befriedigt sich in der Malerei. Für die Skulptur bleibt ihnen wenig zur Verfügung. Fraikin und van den Kerck— hove, Cattier, Brunin, thun sich in der belgischen Skulptur hervor; die Niederlande haben kein plastisches Werk ausgestellt.

Die schweizer Bildhauer zählen meistens wie Carsni mit seinen Marmorstatuen idealen Senres zu der italienischen Gruppe, oder wie Marcello (die Fürstin Castiglione) zu der Pariser Schule; theils ist in ihnen wie in Dorers Portrãt⸗ statuen historisch berühmter schweizer Persönlichkeiten, in Rufs symbolischen Reliefs, in Schlöths Marmorfiguren, Relief⸗ kompositionen und monumentalen Arbeiten wie dort in der Rotunde sein Kolossalmodell des Denkmals der Schlacht von

Talents unverkennbar.

Die dänische Skulptur wurzelt nach wie vor in den Tra— ditionen Thorwaldsens, wenn auch ihr Hauptmeister unter den keineswegs ein Nachahmer desselben ge⸗ nannt werden kann. Saabye, Thielmann, Hasselriis stellen neben seinen zahlreichen Marmoören und Modellen manche tüchtige Arbeit aus.

Schwedens und Norwegens Plastik ist nur ganz spär⸗ lich durch die Statuen dreier Meister, Börjesson, Kjellberg, Borch vertreten.

Die englische Skulptur kann auf gleiche Driginalitãt, wie die englische Malerei, nicht Anspruch erheben. Nationale Eigenthümlichkeit zeichnet höchstens die Thierfiguren und Grup⸗ pen in Bronze von Böhni aus. Westmacotts Eva, und Andromeda, Marshalkls Undine, Marmorstatuen (zumal die letzter) von graziöser poetischer Erfindung und schöner Voll⸗ endung, verrathen in nichts einen spezifisch britischen Geist; es sind kosmopolitische Schöpfungen.

Rußland hat seit wenigen Jahren, nachdem seine Bild⸗ hauerei es sich lange einzig an der Nachahmung und Verfla⸗ chung fremder Muster und Richtungen genügen gelassen, ein junges frisches Talent von ganz ungewöhnlicher Bedeutung und echt nationaler Eigenart in Aikalkowsky erstehen sehen. Seine berühmte Statue Iwans des Schrecklichen, im Stuhle sitzend, die Bibel auf den Knieen, den Stab mit der Stahlspitze neben sich in den Boden gebohrt, erscheint hier in vortrefflichein Bronzeguß und bestätigt nur jene enthusiastischen Schilderungen, welche wir über das erste Modell derselben ehedem empfingen. Neben ihm sind: Kamensky mit der hübschen Genregruppe nder erste Schritt'“ Brodzky mit der Amor und Maͤdchen, Schröder mit der Bronzestatuette Peter des Großen; beson⸗ ders aber Tschischoff mit seinen Gruppen aus russischem Volkslehen rühniend zu nennen. Des Letzteren „Im Unglück«, ein trostlos in trübem Brüten dasitzender, bärtiger rufssischer Bauer, dem sein Knabe, hülflos theilnehmend am väterlichen Leid, zwischen den Knien steht, ist ein Werk von tief rührender schlichter Kraft des wahrhaften innigsten Ausdrucks. Kl odt, und ihn noch überholend in der Meisterschaft feiner Charakte⸗ ristik der Thiere und Menschen, Lanceret, excelliren in kleinen Bronzegruppen und Figürchen von Pferden und Jagdstücken, letzterer besonders auch von solchen aus dem Leben der Völker“ stmme des asiatischen Rußland.

Griechenland hat nur ein Paar Bildhauer aufzuweisen, welche in seiner Abtheilung im Industriepalast, in der gefährlichen . . Gypsabgüsse alter klassischer Skulpturfragmente Athens, aus stellten.

Redaktion und Rendantur: Schwieger.

Berlin: Verlag der Expedition (Tæessel. Druck: H. Heiberg. Drei Beilagen seinschließlich der Börsen⸗Beilage)

Deutscher Neichs⸗Anzeiger

und

Königlich Prenßischer Staats⸗A,nzeiger.

f Aas Abonnement hrträgt 1 Thlr. 15 Kgr.

; für das Vierteljahr.

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* —— 8 Alle Nost · Anstalten des In und Anzlandes nehmen 9 2 Bestellnng an; für gerlin außer den hiesigen . Hostanstalten auch die Expedition: Milhelmstr. 32.

66231.

Berlin,

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Se Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Direktor der Taubstummen⸗Anstalt in Berlin, Rei⸗ mer, den Rothen Adler⸗Orden vierter Klasse; dem Kirchmeister und Bürgermeisterei⸗Beigeordneten Georg Heinrich Kaz zu Hilchenbach im Kreise Siegen den Königlichen Kronen⸗Orden vierter Klasse; dem Schullehrer Pohlmann zu Bielefeld den Adler der Inhaber des Königlichen Haus-Ordens von Hohen⸗ zollern; dem Schullehrer und Cantor Melberg zu Eltmanns⸗ hausen im Kreise Eschwege, dem Ober⸗Feuermann und Zimmer⸗ mann Joseph Plum zu Aachen und dem ehemaligen Schiffer Ede Folkers Vissers zu Norderney, Amts Norden, das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen.

Deuntsches Reich.

Die durch das Reichsgesetz vom 23. Mai d. J. (Reichs⸗ Gesetzblatt, Seite 117) eingesetzte „Verwaltung des Reichs⸗In⸗ validen⸗Fonds“ hat am heutigen Tage ihre Wirksamkeit be⸗ gonnen. Mittheilungen und Anträge, welche sich auf Ange⸗ legenheiten des Reichs⸗Invaliden⸗Fonds beziehen, sind fortan an die Verwaltung desselben zu richten.

Berlin, den 1. Oktober 1873. Der Reichskanzler. In Vertretung: Delbrück.

Bekanntmachung.

Aufhebung der See⸗Postverbindung mit Norwegen auf der Route Frederikshapn-⸗Christians sand.

Die Postdampfschiffahrten zwischen Frederikshavn (in Jütland) und Christianssand werden Anfangs Oktober eingestellt. Die letzte Fahrt in der Richtung nach Norwegen findet am 2. Oktober statt, nach Ankunft der am Tage vorher um 5 Uhr 10 Minuten Abends von Hamburg abgegan⸗

genen Post. Berlin, den 30. September 1873. Kaiserliches General-Postamt.

Bekanntmachung. Die Postverbindungen . Hamb arg und Geestemünde (Bre⸗ 2 einerseits, Helgoland andererseits gestalten sich in der Zeit vom 1. bis inkl. 16. Oktober d. J. wie folgt:

A. Zwischen Hamburg und Helgoland (Dampfschiff Helgoland.) Von Hamburg: Donnerstag um 9 Uhr Vormittags; von Helgo— land: Freitag in den Morgenstunden.

B. Zwischen Geestemünde (Bremerhafen) und Helgoland Dampfschiff „Nordsee.“

Von Geestemünde: Sonnabend, den 4 Oktober; von Helgoland: Montag, den 6. Oktober. . .

Mit dem Dampfschiffe von Hamburg erhalten sämmtliche für Helgoland bestimmte U,, Beförderung, welche spätestens am Abend vor dem Abgange des Schiffes in Hamburg eintreffen. Außerdem werden mit dem Dampfschiffe weiter befördert die Brief- und Fahrpostgegenstände, welche mit dem Courierzuge von Berlin und die Briefpostsendungen, welche mit dem Courierzuge über Har⸗ burg am Morgen des Abgangstages nach Hamburg gelangen.

Mit dem Dampfschiffe von Geestemünde (Bremerhafen) werden die spätestens am 3. Oktober nach Beestemünde gelangten Brief⸗ und Fahrpostsendungen nach Helgoland weitergesandt.

i n, den 25. September 1873.

Der Kaiserliche Ober⸗Post⸗Direktor. In Vertretung: Jaffke.

Königreich Preußen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

Dem Regierungs-Rath Zucker in Posen bei dem Aus⸗ scheiden desselben aus dem Staatsdienste den Charakter als Ge⸗ heimer Regierungs⸗Rath zu verleihen;

Den Kammergerichts⸗Rath Oppenheim hierselbst, den Tribunals-Rath Kirchhoff in Königsberg und den Appella⸗ tionsgerichts⸗Rath von Forcade de Biaix in Hamm zu Ober ⸗Tribunals⸗Räthen;

Die Kreisrichter Kirchner in Brieg, Jensch in Landes⸗ hut, Escch in Breslau, von Nahmen in Namslau, Sch u⸗ barth in Landeshut, Schulz in Neumarkt, Brauer in Bol⸗ kenhayn, Afsig in Jauer, Methner in Ohlau, Theremin in Landeshut, Steiner in Oels, Qlbrich in Neurode, Mosch⸗ ner in Striegau, Paur in Bernstadt, Lindner in Reichen. bach und Lehne in Ohlau zu Kreisgerichts⸗Räthen; sowie

Den Staatsanwalt Wachler zu Oels zum Ober⸗Bergrath zu ernennen.

Berlin, 1. Oktober.

Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin Mut⸗ ter von Mecklenburg ist gestern Abend hier eingetroffen, hat im Königlichen Schlosse übernachtet und heute Mittag die Reise nach Schwerin fortgesetzt.

fürstlich hessischen Verordnung vom 29. Zuni

Dis riplinarbehörde in

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Nachdem durch die Verordnung vom 26. Juni 1867 über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Kurfürstenthum Hessen (GesetzSamml. de 1867 S. 1085) die aus §. 45 der Kur⸗ 1821 über die Umbildung der Staatsverwaltung in dem Kurfürstenthum Fin abgeleitete Kompetenz der Gerichte zur Untersuchung und

estrafung solcher Amtsvergehungen der Geistlichen, welche die Amtsentsetzung nach sich ziehen, in Fortfall gekommen ist, in⸗ zwischen auch durch das Gesetz vom 12. Mai d. J. über die kirchliche Disziplinargewalt und die Errichtung des Kö⸗ niglichen Gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten (Gesetz⸗ Samml. S. 198) die Grenzen festgestellt sind, inner⸗ halb deren die Kirchen die Disziplinargewalt über die Kirchendiener selbständig auszuüben befugt sind, so bestimme Ich zur Beseitigung der Zweifel über die Zuständigkeit der kirch⸗ lichen Behörden zur disziplinarischen Verfolgung folcher Amts⸗ vergehnngen der Geistlichen und Kirchendiener, welche die Dienst⸗ entlassung nach sich ziehen, auf Ihren Bericht vom 24. Septem⸗ ber dieses Jahres fuͤr den Amtsbereich des Konsistoriums in

Cassel, was folgt:

Für Disziplinarsachen gegen Geistliche beamte wegen solcher Amtsvergehungen, welche die Amts⸗ entietzung nach sich ziehen, bildet die entscheidende erster Instanz das Konsistorium in Cassel, und in zweiter Instan3z der Minister der geist⸗ lichen Angelegenheiten als die dem letztern vorgesetzte kirchliche Behörde. Das Verfahren regelt sich nach den wegen der Dis⸗ ziplinar⸗Untersuchungen gegen Geistliche und Kirchenbeamte über— haupt bestehenden Bestimmungen, unter Beachtung der wegen Ausübung der kirchlichen Disziplinargewalt durch das Gefetz vom 12. Mai d. J. (Gesetz⸗Samml. S. 198) gegebenen landes⸗ gesetz lichen Vorschriften.

Dieser Mein Erlaß ist durch die Gesetz-Sammlung zur öffentlichen Kenntniß zu bringen.

Berlin, den 27. September 1873. Wilhe lm= Falk. An den Minister der geistlichen 21. Angelegenheiten.

Privilegium wegen Ausgabe auf den Inhaber lautender Obliga— tionen der Sammtgemeinde Malstatt⸗Burbach⸗Rußhätte im Kreise Saarbrücken im Betrage von 60, 000 Thlr.

Vom 3. September 1873.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛe., ertheilen, nachdem die Gemeinde⸗Vertretung der Sammtgemeinde hütte im Kreise Saarbrücken behufs Errichtung einer Gasanstalt in Malstatt zur Aufnahme einer Anleihe von 66, 006 Thlr. gegen Ausstellung auf den Inhaber lautender und mit Zins⸗ coupons und Talons versehener Obligationen Unsere landesherrliche Genehmigung nachgesucht und bei diesem Antrage im Interesse der Sammtgemeinde sowohl als der Gläubiger sich nichts zu erinnern ge— funden hat, in Gemäßheit des Gesetzes vom 17. Juni 1833 wegen Ausstellung ven Papieren, welche eine Zahlungsverpflichtung an jeden Inhaber enthalten, durch gegenwärtiges Privilegium Unsere landes⸗ herrliche Genehmigung zur Ausgabe der gedachten Obligationen unter nachstehenden Bedingungen. . 33

§. 1. Es werden ausgegeben: 600 Obligationen, jede zu 100 Thlr. in Summa 60 000 Thlr. ö . .

Die Obligationen werden mit fünf Prozent jährlich verzinst und die Zinsen halbjährlich am 1. Juli und 31. Dezember von der Ge⸗ . zu Malstatt gegen Rückgabe der betreffenden Coupons gezahlt. . ;

Zur Tilgung der Schuld wird jährlich Ein Prozent von dem Kapitalbetrage der ausgegebenen Obligationen nebst einer den Zinsen der schon eingelästen Obligationen gleichen Summe verwendet, so daß die ganze Schuld in sieben und dreißig Jahren, vom Jahre nach der Kapitalaufnahme an, getilgt sein wird; es soll iedoch der Gemeinde vorbehalten bleiben, den Tilgungsfonds zu verstärken, um die Rück—⸗ zahlung der Schuld dadurch zu beschleunigen,

Den Obligations⸗Inhabern steht kein Kündigungsrecht gegen die Gemeinde zu. ,

§. 2. Zur Leitung der die Ausstellung, Verzinsung und Tilgung der auszugebenden Obligationen betreffenden Geschäfte wird eine be⸗ sondere Kommission gebildet, bestehend aus dem Bürgermeister und zwei Mitgliedern des Gemeinderathes, welche von diesem letzteren zu wählen sind. *

§. 3. Die Obligationen werden unter fortlaufenden Numm ern und zwar von Nr. 1 bis 600 versehen. J

Die QObligationen werden nach dem beigefügten Schema ausge— stellt, von der Kommission (6. 2) unterzeichnet und von dem Ge⸗ meinde⸗Einnehmer kontrasignirt. Denselben ist ein Abdruck dieses Privilegiums auf der Rückseite der Obligation beizufügen.

§. 4. Den Obligationen werden für die nächften fünf Jahre Zinscoupons und Talons nach dem beigefügten Schema beigegeben. Mit Ablauf dieser und jeder folgenden Periode werden nach vorheriger öffentlicher Bekanntmachung (§. 13) neue Zinscoupons und Talons Aan die Vorzeiger der Talons, oder, wenn leßtere abhanden gekommen sein sollten, dem rechtzeitigen Vorzeiger der Obligationen ausgereicht, daß das geschehen, wird auf den Oligationen vermerkt. 6

Die Coupons und Talons werden mit der wirklichen Unter chrift des Gemeinde⸗Einnehmers, dagegen nur mit der faesimilirten Unter⸗ schrift der Kommission versehen. . .

§. 5. Von dem Verfalltage ab wird gegen Auslieferung der Zinscoupans der Betrag derselben an den Vorzeiger durch die Ge meindekasse gezahlt; auch werden die fälligen Coupons bei allen Zah⸗ lungen an diese Rasse, namentlich bei Entrichtung der Kommunal⸗ steuern, in Zahlung angenommen.

6. Die Zinscoupons werden ungültig und werthlos, wenn sie nicht binnen fünf Jahren nach dem Verfalltage zur Auszahlung prä—⸗

den 1. October, Abends.

und Kirchen⸗

1874.

sentirt werden. Die dafür ausgesetzten Fonds verfallen zum Vortheil der d, e,.

ö z. Die Nummern der zu tilgenden Obligationen werden jähr⸗ lich durch das Loos bestimmt und wenigstens in Monate . ieh. Zahlungstermine öffentlich bekannt gemacht. ;

5. 8. Die Verloosung geschieht unter dem Vorsitze des Bůrger⸗ meisters durch die Kommission (5. 3 in einem, 17 Tage vorher durch die im 8. 13 angeführten Blätter zur öffentlichen Kenntniß zu brin⸗ genden Termine, zu welchem das Publikum Zutritt hat. Ueber die Verloosung wird ein von dem Bürgermeister und den übrigen Mit⸗ gliedern der Kommission zu unterzeichnendes Protokoll aufgenommen.

§. 9. Die Auszahlung der ausgelooften Obligationen erfalgt an den hierzu bestimmten Tagen nach dem Nomina swerthe durch die Ge⸗ 4 an den Vorzeiger der Obligation gegen Auslieferung der⸗ elben.

Mit dem zur Zahlung bestimmten Tage hört die Verzinsung der ausgeloosten Obligationen auf. Mit letzteren find zugleich die ausge⸗ reichten nach dem Zahlungstermine fälligen Zinscoupens einzuliefern; geschieht dies nicht, so wird der Betrag der fehlenden Coupons von dem Kapital gekürzt und zur Einlöͤsung diefer Coupons benutzt.

S. 10. Die Nummern der ausgesbosten, nicht zur Einlõsung vor⸗ gezeigten Obligationen werden in der nach der Bestimmung unter 7 jahrlich zu erlafsenden Bekanntmachung wieder in Erinnerung gebracht.

Werden die Obligationen, dieser wiederholten Bekanntmachung ungeachtet, nicht binnen dreißig Jahren nach Dem Zahlungstermine zur Einlösung vorgezeigt, auch nicht als verloren oder vernichtet, zum Behufe der Ertheilung neuer Obligationen binnen diefer Frist ange⸗ meldet, so sollen nach deren Ablauf die Obligationen als gẽtilgt ange⸗ sehen werden und die dafür deponirten Kapitalbeträge der Malstatter Gemeindekasse anheimfallen.

F. 11. Die Nummern der etwa aus freier Hand von der Ge⸗ meinde angekauften und nicht verloosten Obligationen sollen ebenfalls durch die im S. 13 angeführten Blätter publizirt werden.

. 12. Für die Verzinsung und Tilgung der Schuld haftet die Gemeinde Maälstatt mit ihrem Vermögen und ihren gesammten Ein⸗ künften und kann, wenn die Zinsen oder die ausgeloosten Obligationen nicht zur rechten Zeit gezahlt werden, die Zahlung von den Glaͤubigern gerichtlich verfolgt werden.

§. 13. Die in den §§. 4, 7, 8, 10 und 11 vorgeschriebenen Bekanntmachungen erfolgen durch das Kreisblatt, durch die in Saar⸗

krücken und St Johann erscheinenden öffentlichen Blätter, durch das

Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier und durch den Deut⸗ schen Reichs und Preußischen Staats ⸗Anze iger. 1 . S. 14. In Ansehung der verloren gegangenen und vernichteten Obligationen oder Zinscoupons finden die auf die Sta atsschuldscheine und deren Zinscoupons Bezug habenden Vorschriften der Verordnung vom 16. Juni 1819 wegen des Aufgebots und der Amortisation ver⸗ lorener oder vernichteter Staatspapiere 55. 1 bis 13 mit nachstehenden näheren Bestimmungen Anwendung: = K. Die im 8. 1 jener Verordnung vorgeschrie bene Anzeige muß der im 5. 2 dieses Privilegiums genannten Kommiffion gemacht werden. Dieser werden alle diejenigen Geschäfte und Befugnisse beigelegt, welche nach der angeführten Verordnung dem Schatzministerium zu⸗ kommen, gegen die Verfügungen der Kommission findet jedoch der Re⸗ kurs an die Regierung zu Trier statt;

R das im 5§. 5 der Verordnung gedachte Aufgebot erfolgt hei dem Landgerichte, zu dessen Bezirk die Gemelnde Malstatt gehört;

. die in den §S§. 6, 9 und 12 derselben Verordnung vorgeschrie⸗ benen Bekanntmachungen sollen durch im §. 13 dieses Privilegiums angeführten Blätter geschehen;

. A. an die Stelle der im 8. 7 der Verordnung erwähnten sechs Zinszahlungstermine sollen vier und an die Stelle des im F. 8 er⸗ wähnten achten Zinszahlungstermines soll der fünfte treten.

Zur Urkunde dieses und zur Sicherheit der Släubiger haben Wir das gegenwärtige, mit Rücksicht auf das Gesetz vom 10. April 1872 durch das Amtsblatt der Regierung in Trier zur öffentlichen Kenntniß zu bringende landesherrliche Privilegium Allerhöchst eigen händig voll zogen und unter Unserem Königlichen Insiegel aus fertigen lassen, ohne kit dadurch den Inhabern der Obligationen in Ansehung ihrer Be⸗ JLedigung eine Gewährleistung von Seiten des Stactes zu bewilligen oder Rechten Dritter zu präjudiciren.

Gegeben Berlin, den 3. Seytember 1873.

Wilhelm. Zugleich für den Minister des Innern.

Camphausen. Dr. Ach enbach.

Rheinprovinz; Regierungsbezirk Trier. Malstatter gemeinde Obligation. ö ( Gemeindestempel )

über Thaler Preußisch Courant.

Die Endesunterzeichneten, durch das Allerhöch fte Privilegium vom 3. September 1873 hierzu ausdrücklich ermächtigt, beurkunden und be⸗ kennen hiermit, daß der Inhaber dieser Obligation die Summe ven

Thaler Courant, deren Empfang als Darlehen sie beschei⸗ nigen, von der Gemeinde Malstatt zu fordern hat.

Die auf fünf Prozent jährlich na ern Zinsen sind am 1. Juli und. 31. Dezember jeden Jahres mit jedes Mal Thir. . . 7 .. fan g werden aber nur gegen Rückgabe der ausgegebenen Jinscoupons gezahlt. ; ; f

Die näheren Bedingungen sind in dem umftehend abgedruckten Privilegium enthalten.

Malstatt, den Die Kommission. Der Bürgermeister. Die kommittirten Gemeinderaths⸗

Mitg lieder. Beigefügt sind die Coupons Serie IJ. Nr. 1 bis 10 nebst Talon.

Eingetragen Kontrolbuch .

Der Gemeinde Einwohner.