(genständen Ihrer bevorstehenden Thätigkeit übergehend,
der Bemerkung beginnen, daß die Vorbereitungen zur
isordnung in unserer Provinz allseitig mit
Elfer und mit dem redlichen Streben getroffen worden sind, welches eine so weit und so tief greifende Umwandlung
erwaltung der öffentlichen Angelegenheiten herbeizu⸗
bestimmt ist, eine gedeihliche Wirkfamkeit zu sichern.
Sinn für Gesetzmäßigkeit, welcher unsere zur Mitarbeit berufene epölkerung erfüllt, ihre Neigung und Fähigkeit zu gemeinnützigem AWUbständigen Wirken, der bisher bethatigte Entschlaß, an ein felt gen arteistandpunkten bei jenem eminent praktischen Werke nicht festzu= alten, dies Alles giebt der Hoffnung Raum, daß die großartige euerung, vielfach und auch da, wo bei der Beurtheilung Unbefangen⸗ heit, Gewissenhaftigkeit und Einsicht nicht fehlen, mit Mißtrauen auf⸗ genommen, sich für unsere Provinz glücklich vollziehen und, beilsam er weisen wird. Aber das Gefetz erheischt zu seiner Durchführung auch die Mitwirkung der Previnzial-Vertretung. Es ist, insbesondere die Bildung der, für viele Streitfälle an die Stelle der bisher kompetenten Staatsbehörden tretenden Verwaltungsgerichte, welche Ihre Einberufung nothwendig gemacht hat, indem die, nicht schon durch das Gesetz bestimmten Mitglieder dieser Gerichte, deren eines in s'dem Negierungsbezirke bestehen soll, von Ihnen zu wählen sind. Sie werden bei dieser wichtigen Funktion von der Ueberzeugung iich kiten lassen, daß von einer glücklichen Wahl der zu berukenden Per sönlichkeiten eine ersprießliche Thätigkeit jenes neuen Organs der
Selbstverwaltung mehr oder weniger abhängig istd«———
Außerdem erfordert die Lage der besondern Provinzial-Angelegen. heiten Ihren abermaligen Zusammentritt, indem bezüglich Ihrer Institute nicht nur über deren Verwaltung für einen längeren Zeit- raum Rechenschaft abzulegen ist, sondern auch neue Voranschläge von
Ihnen festzustellen sind. . . ⸗
Die große Zahl solcher taubstummen Kinder in der
m, die noch eines genügenden Unterrichts entbehren, läßt die
rweiterung Ihrer Taubstummenanstalten im hohen Grade wün— schenswerth erscheinen. Es werden Ihnen deshalb von Ihren Land⸗ armen⸗Direktionen bezügliche Vorlagen zugehen, denen Sie eine sorg— fältige Prüfung und wohlwollende Beurtheilung gewiß angedeihen lassen werden. . - . ö
In Betreff des Landarmenwesens, sowie in Betreff der Mittel zur Unterstützung von Hebammen, kommt es Ihrerseits auf Erklä⸗ rungen und Beschlußfassungen an, welche durch befondere Denkschriften von Ihnen werden erbeten werden.
Demnächst sind von Ihnen, außer den Eingangs erwähnten, noch andere wichtige Wahlen zu vollziehen, über weiche das Ällerhöchste Propositionsdekret sich verbreitet, und meinerseits Ihnen nähere Mit— theilungen zugehen werden.
Wenn ich, ehe ich schließe, mir gestatte, bei dieser Gelegenheit Ihren Blick auf die Lage der Provinz zu lenken, so werden Sie sich mit mir in der befriedigenden Betrachtung begegnen, daß diefelbe iu einer erfreulichen Entwickelung begriffen ist, wenngleich noch manche Schwierigkeiten zu beseitigen, viele Wünsche zu erfüllen bleiben.
Der größere Zufluß von Kapital, der verringerte Zinsfuß, sowie der Ertrag mittelguter Ernten ist unserer Landwirthschaft sehr zu statten gekommen und hat die Lage vieler Besftzer wesentlich gebessert.
Die Strebsamkeit unserer Landwirthe, gefördert durch ein reges Vereinsleben, läßt immer neue Erfolge auf dem Gebiete der Verbesse⸗ rungen erwarten. Insbesondere eröffnet die sich mehr und mehr aus— breitende Viehzucht die Aussicht auf höhere Bodenerträge. Mancherlei Verbesserungen in der Bewirthschaftung des Landes finden allmählich auch bei den kleineren Besitzern immer mehr Eingang. Hopfenbau und, andere nebensächlich betriebene, aber Gewinn bringende Kultur— zweige gewinnen an Ausdehuung.
Unsere Pferdezucht erhält sich auf ihrer bisherigen Höhe und ist auch für viele kleine Besitzer eine reichliche Einnahmequelle. Das preußische Pferd hat in dem letzten großen Kriege feinen alten Ruf bewährt, und unsere Provinz liefert nicht blos für unsere eigene Ka⸗ vallerie, sondern auch für andere deutsche Heereskörper einen ansehn⸗ lichen Theil des erforderlichen werthvollen Materials.
Die Ausbeutung des der Provinz eigenthümlichen Fossils, des Bernsteins, nimmt immer größere Dimensionen an, und sieht noch einer weiteren Entwickelung entgegen, wenn die jetzt unternommenen Versuche, den Bernstein durch unterirdischen Bau zu gewinnen, Erfolg haben. Unser Handel, insbesondere der überfeeische, steht in gesunder Blüthe und hat in der seit Ihrem letzten Zusammensein verlaufenen Periode ansehnliche Gewinnste zu verzeichnen gehabt, während nach dem Wechsel der Konjunkturen vorübergehend auch Zeiten geringeren Verdienstes oder wohl gar des Verlustes eingetreten sind. Die dankenswerthen Ermäßigungen des neuesten Vereins⸗Zolltarifs, wenn auch nicht alle Wünsche erfüllend, werden dem Handel wie nicht minder der Landwirthschaft förderlich sein. Die großen Börsenkrisen, welche an einem auswärtigen Weltplatze und neuerdings auch auf dem andern Kontinente sich zugetragen haben, werden hof⸗ fentlich für unsern Handelsstand ohne empfindliche direkte Einwirkung bleiben. — Von besonderer Wichtigkeit für unsere Provinz sind, und
werden hoffentlich nicht ohne ein günstiges Ergebniß bleiben, die be⸗ vorstehenden Verhandlungen mit dem großen Nachbarreiche zur Herbei⸗ führung von lang ersehnten Erleichterungen des Handelsverkehrs.
Auch die Fabrikthätigkeit auf manchen Gebielen der Produktion hebt und steigert sich an mehreren Orten der Provinz mit entsprechend lohnendem Erfolge, wenn schon das Streben, ein stark ausgeprägtes industrielles Leben in unserer Provinz zu erwecken, in mancherlei natürlichen Hindernissen seine Schranke findet.
Verschiedene Erzeugnisse des Gewerbfleißes, wie der Landwirth⸗ schaft, haben auf der großen Weltausstellung in Wien verdiente An— erkennung gefunden.
Zum Zwecke einer vollkommeneren Ausbildung unseres Hand— werlerstandes werden die Bestrebungen fortgesetzt.
Die günstige Finanzlage des Landes hat die Staatsregierung in den Stand gesetzt, auch unserer Provinz ansehnlichere Beträge als früher für zahlreiche Bedürfnisse zuzuwenden. Hafenverbesserungen, Leuchtthürme, Stromregulirungen, Kanalanlagen, sind mit Aufwen⸗ dung bedeutender Geldfummen in der Ausführung begriffen oder u Stande gebracht, und auch der Bau (chaussirter Straßen zat auf Staatskosten mehr, als es bis vor Kurzem der Fall war, ge⸗ fördert werden können, was um so erfreulicher und Auch für kie nächste Zeit um so mehr zu erhoffen ist, als viele Kreise durch Her⸗ stellung von Chausseen ihre Kräfte in hohem Grade angespannt haben. ;
Die beiden großen, auf Staatskosten gebauten Schienenwege, welche zur Ergänzung der Ostbahn den Verkehr vermitteln sollen, sind kürzlich vollendet worden, und versprechen weiten Strecken der Pro⸗ vinz, wie auch dem Großhandel, namhaften Aufschwung, wenn auch manche Interessen durch die neuen Bahnen nicht befriedigt werden, vielleicht sogar eine Beeinträchtigung erfahren. Deshalb und da un⸗ sere ausgedehnte Provinz ohne Zweifel noch eine große Vervollständi⸗ gung ihres Eisenbahnnetzes bedarf, wenn Landwirthschaft, Handel und Sewerbsamkeit sich in vollem Umfange entwickeln sollen, sind viele Eisenbahnprojekte aufgestellt, deren wohlwollende Prüfung Seitens der
taaisregierung zu hoffen ist, wiewohl nicht alle, an sich wünschens⸗ werthe Verbindungen sich alsbald werden herstellen lassen. In der Ausführung begriffen ist die, vermöge einer kräftigen Initiative und kelbsteigenen Betheiligung der Bevöl kerung herzustellende wichtige Bahn, n. , Handels meiropole der Provinz mit. dem Königreich J. * nden soll während auf dem andern jüdöst ichen Anschluß⸗ ie Verbindung mit dem Nachbarlande glücllicherweise bereils ergestellt ist, und eine weitere Verbindung mit Polen für die Haupt— tadt der Provinz in direkter Linie angestrebt wird.
Die förderlichfte Pflege ist dem Unterrichtswesen in der Provinz zu Theil geworden. Unserer Unjversität sind bei der Ausfüllung ein⸗ getretener Lücken oder bei Gründun neuer Lehrstühle höchst schäͤtzeng⸗ werthe Kräfte sagefihtt, 3. Institute sind bermehrt oder reicher ö en. — erwähne insbesondere (gewiß auch zu
2. n, nn 63. ä. mitz der Universität verbun⸗ denen x 6 welches jungen Männern der be⸗
sitzenden Klasse bie Gelegenheit bietet, einc gründliche und wiffenschaft⸗
2 —
* 1 *. * * liche Ausbildung für die Landwirthschaft in der Heimaih zu gewinnen. — Gymnasien sind neu gegründet oder aus dem Patronat von Kom— munen auf deren Antrag und zu ihrer Erleichterung in das des Staats übergegangen. An der Hebung und Vermehrung von Schullehrer⸗ Seminarien, Mittel., und Elementarschulen wird eifrigst gearbeitet, unter kräftiger Beihülfe des Staats. Auch unsere, der Propinz werthe Kunst⸗Akademie erfreut sich fördernder Theilnahme der Staats⸗ regierung.
Getrübt wird das im Ganzen erfreuliche Bild von der gegen⸗ wärtigen Lage unserer Provinz durch den Umstand, daß wir in dem kurzen Zeitraume seit Ihrer letzten Versammlung zweimal von der Seuche, die so zahlreiche Opfer fordert, heimgesucht worden sind, un— geachtet alles Eifers der Staats. und Kommunalbehsrden, iht zu steuern. Sie ist jetzt glücklicher Weise im Erlöschen, und wenn sie während ihrer Herrschaft zahlreichen Personen Gelegenheit gegeben hat, Hingebung an Beruf und Menschenliebe in der Pflege des Räch⸗ sten zu bethätigen, so wird sie auch dazu dienen, das Streben nach verbesserten Salubritätszuständen zu steigern und zu beleben.
Nicht ohne Besorgniß kann man das Augenmerk richten auf die schwierige Lage mehrerer, namentlich größerer Stadtgemeinden, die für ihre stets wachsenden Bedürfniffe größtentheils auf die Steuerkraft ihrer Einwohner hingewiesen sind, und durch eine Aenderung der innern Steuergesetzgebung ihre Verlegenheiten gesteigert sehen. Es wird keine leichte Aufgabe der städtischen Verwaltungen sein, hoffentlich aber ge⸗ lingen, ohne übergroßen Druck der städtischen Bevölkerung Mittel und Wege zu finden, daß der Haushalt der Kommunen unter Berücksich⸗ tigung unabweislicher Bedürfnisse fortgeführt werden kann.
Ich entledige mich meines Allerhöchsten Auftrages, indem ich unter Ueherreichung des Königlichen Propofitions⸗-Dekrets und Land⸗ tags⸗Abschiedes vom 15. v. Mis. und mit dem Ausdrucke des lebhaften Wunsches für ein der Provinz ersprießliches Erzebniß Ihrer Bera— thungen, den 21. Provinzlal-Landtag des Königreichs Preußen für er⸗ öffnet erkläre.“
Der Landtags⸗Marschall, Graf zu Eulenburg⸗Wicken, ent⸗ gegnete hierauf:
„Wir haben die Ehre, Ew. Excellenz aufs Neue, auch für diesen XXI. Provinzial ⸗ Landtag, als den Königlichen Kommissarius zu be— grüßen .
.Wir dürfen mit Zuversicht dem Wohlwollen Ew. Excellenz die Förderung unserer provinziellen Interessen und Institutionen em— pfehlen. Eine längere Zeit des gemeinschaftlichen Wirkens berechtigt auch dazu, Freude und Leid des Lebens als ein gemeinsames Erlebniß zu betrachten.
Ew. Excellenz haben der erfreulichen Resultate der Ernte Erwäh⸗ nung gethan, durch welche die Provinz in diesem Jahre gesegnet ist, und welche geeignet ist, über manche Sorge der Vergangenheit hinweg zu helfen.
Sie haben den Verlust erwähnt, den die Provinz gemacht hat durch das Abscheiden eines hervorragenden Ehrenmannes, eines Mitgliedes
es Provinzial Landtages, des Landhofmeisters Grafen zu Dohna— Lauck, der dem Provinzial⸗Landtage besonders nahe gestanden hat eine Reihe von Jahren hindurch als Marschall und als treuer Führer. Wir haben keine würdigere Art, dieses Ehrenmannes zu gedenken, als daß der Königliche Herr Kommissarius in Gemeinschaft mit dem Landtage ihm einen Denkstein der Erinnerung darbringt.
Wir werden die Vorlagen, welche Ew. Excellenz uns gemacht haben, mit Sorgfalt erledigen, und sehen in der Bildung der Verwal⸗ tungsgerichte ein neues Glied in der Kette der Selbstvperwaltung ent⸗ stehen. Wir dürfen nicht zweifeln, daß diesen neuen propinziellen Sr— ganen dieselbe Treue beiwohnen wird, durch welche in den alten Orga⸗ nen das Gemeinwohl gefördert worden ist. Wenn die bisheriger
Organe sich ein bleibendes Andenken erworben haben durch Organi⸗
f
sation ihrer ständischen Anstalten, durch ihre hervorragenden Leistungen
für die Kreis-Chausseebauten und sehr erhebliche Leistungen für Ge— währung des Grund und Bodens an die neuerdings erbauten Eisenbahn⸗ Linien, so sind auch zwei wichtige Eisenbahnlinien, die von Königsberg über Lyck nach Brsesk Litefski und die von Marienburg nach Mlawa durch Privatunternehmung ins Leben gerufen worden, welche von un⸗ berechenbarem Vortheil für den Verkehr der Provinz werden müssen, der vorzugsweise unter dem Drucke der nahen Grenze gelitten hat. Wir haben den Männern Dank zu sagen, welche durch ihre rast— losen Bemühungen diesen südlichen Änschluß bis an die russischen Staatsbahnen durchgesetzt haben, und wir sind erfreut, von Ew. Ex⸗ gellenz zu erfahren, daß die Staatsregierung auf die Erleichterung der Verkehrsverhältnisse mit Rußland ein sorgfältiges Auge richtet. . So hoffen wir, daß auch die veränderte inners Organisation un⸗ seres Landes dem Gedanken entsprechen wird, der sie hervorgerufen hat, und daß dadurch Befriedigung und Wohlftand sich reichlich mehre. . Se. Majestät unser Allergnädigster Kaiser und König möge auch diese Frcht seiner segensreichen und ruhmreichen Regierung noch reifen sehen in ungestörter Kraft. An der besten Frucht aber, die unserm Herrn und Könige erwachsen soll, lassen Sie uns mit Treue und Fleiß mitarbeiten, wenn auch unter veränderten Verhältnissen, das ist die Treue und Liebe unseres Volkes zu König und Vaterland. ö Deß zum Zeugniß beginnen wir auch diesen Landtag mit dem Muf:
Se. Majestät der Deutsche Kaiser, König Wilhelm J, lebe hoch! Die Versammlung stimmte begeistert in das dreimalige Hoch ein.
Zu Mittag war Gallatafel bei dem Ober⸗Präsidenten, zu der sämmtl che Abgeordneten, die Spitzen der Civil⸗ und Militär⸗ Behörden, sowie sonstige Notabilitäten eingeladen waren.
Der Landtags⸗Marschall, Graf zu Eulenburg⸗Wicken, brachte den Toast auf Se. Majestät den Kaiser und König aus, indem er hervorhob, daß, wenn es überhaupt altherge⸗ brachter und werther Beruf sei, bei allen festlichen Gelegenheiten des Allerhöchsten Landesherrn zu gedenken, die getreuen Stände der Provinz Preußen den Vorzug hätten mit warmem Ferzen und wahrer Begeisterung Sr. Masjestät ihres Königs, des Deut— schen Kaisers zu gedenken.
Der Ober⸗Präsident reihete daran ein Hoch auf die Provinz Preußen, die, wenn sie auch viele schwere Heimsuchungen durch Kriege und sonstige Kalamitäten erfahren, sich doch niemals in weiteren Bestrebungen auf allen Gebieten der Wirthschaft und des Gewerbefleißes habe beirren lassen, die in der Opferwillig⸗ keit allen andern Provinzen des Staates und dem Deutschen Reiche zum Vorbilde gedient und, wie zu hoffen, auch die auf dem Gebiete der sozialen und kirchlichen Verhältnisse in bedauer⸗ licher Weise entbrannten Kämpfe zum staatlichen Frieden bal⸗ digst überwinden möge.
Hierauf folgte noch ein Toast auf den Ober⸗Präsidenten von Horn und von Lehterem auf den Landtags⸗Marschall und seinen Stellvertreter.
Rendsburg, 7. Oktober. Die heutige dritte Sitzung des Proyvinzial-Landtags wurde von dein Landtagsmarschall um 121, Uhr eröffnet. Eingegangen war eine Proposition des Abgeordneten, Landesdirektors von Ahlefeld, auf Abänderung des S. 532 des Statuts für die Verwaltung der proyinzialständischen Brandyersicherungs⸗Anstalten vom 77. Dezember 1872.
Der Tagesordnung gemäß fanden die Vorberathungen: 1) über den Entwurf eines Finanz⸗Etats für die allgemeine ständische Verwaltung für das Jahr 1874, 2) über den Ent⸗ wurf eines Finanz⸗Etats für die Verwaltung der proyinzial⸗ ständischen Brandversicherungs Anstalt für das Jahr 1874, 3) über den Antrag des ständischen Ausschusses, betreffend den Erlaß eines Pensions⸗-Reglements für die ständischen Beamten und definitive Anstellung von 4 vorläufig auf Kündigung an⸗
Gegen die gedachten Entwürfe ward nichts zu erinnern ge ae . drehte sich die Diskussion nur um einzelne unerheb⸗ iche Punkte.
Zu Mitgliedern der schleswig⸗holsteinischen Deputation für das Heimathswesen wurden einstimmig wieder erwählt: der frühere Abgeordnete Bockelmann, jetzt in Kiel, der Regierungs⸗ Rath 4. D. von Stemann in Kiel und Stadtpräsident Graba in Glückstadt, und zu deren Stellvertretern: Abgeordneter Dr. Wachs⸗Hanerau, Inspektor Dahms⸗Haseldorf und Regierungs⸗ Rath a. D. Kraus⸗Kiel. .
Hannover, 7. Oktober. Der Provinzial⸗Landtag genehmigte in seiner heutigen Sitzung den Voranschlag des ständischen Haushaltsplans für 1874 mit Aussetzung der Po⸗ sition für das Landarmenwesen. Die beantragte Erhöhung der Gehalte der ständischen Beamten wurde bewilligt. Die Aende⸗ rung des Gehalts⸗Regulativs für die ständischen Taubstummen⸗ lehrer wurde zum Beschluß erhoben.
Wiesbaden, 7. Oktober. In Betreff der gestrigen ersten Sitzung des 6. Kommunal-Landtags ist noch hervorzu⸗ heben, daß die wichtigen Wegebauvorlagen einem besonderen Wegebau⸗Ausschusse von 7 Mitgliedern überwiesen und daß ein besonderer Eingabe⸗Ausschuß von Mitgliedern gebildet werden soll.
— In der heutigen 2. Sitzung wurden nach Ver⸗ lesung des Protokolls die Wahlen zu den verschiedenen Ausschüssen vorgenommen und sodann noch ein Schreiben des Ober⸗Bergamts zu Bonn, die Wahl eines Mitgliedes des Ku⸗ ratorium der Bergschule zu Dillenburg betreffend, verlesen und dem Eingabe⸗Ausschuß überwiesen.
8
Württemberg. Friedrichshafen, 3. Oktober. Die Prinzessin Louife von Preußen ist heute von Schloß Montfort, die Prinzessin Wilhelm von Baden von Schloß Kirchberg zum Besuche Ihrer Königlichen Majestäten hier angekommen und nach eingenommenem Diner wieder ab⸗
8
gereist.
HBessen. Darmstadt, 7. Oktober. Die Er ste Kam⸗ mer erledigte in ihrer gestrigen 8. Sitzung den Entwurf der Kreisordnung und genehmigte solche schließlich in einer Gesammt⸗ abstimmung einstimmig. Als Dissense gegenüber den Beschlüssen der Zweiten Kammer hebt die „D. Z.“ hervor:
„I) nach Art. 3 soll die Veränderung eines Kreises nicht durch Gesetz, sondern durch V rordnung erfolgen; 2) nach, Art. 7 soll die Verweigerung' der Annahme eines unbe⸗ soldeten Kreis⸗ oder Provinzial⸗Amtes nicht mit erhöhter Zuziehung zu den Kreis⸗ resp. Provinzial Abgaben geahndet werden;
3) nach Art. 10 sollen nicht nur zu Gunsten der Städte, sondern auch zu Gunsten anderer Orte Abweichungen von dem Vertheilungs⸗ maßstab der Kreis- und Provinzial-Abgaben stattfinden können;
4) zu Art. 12 wurde der Zusatz George, wonach jeder Kreistag eine Geschäftsordnung festzustcllen und feine Beschlüsse auf Grund von Ausschußberichten zu fassen hat, abgelehnt;
5) zu Art. 14 (über die Zahl der Bezirksrathsmitglieder) wurde
ein Zusatz angenommen, wonaͤch die Standes herren und der Senior der Familie Freiherr Riedesel in dem Kreise, in dem die Standes— herrschaft resp. deren größter Theil liegt, Mitglieder des Kreistags sein sollen. Dieser Zusatz wurde zir Bedingung der Annahme des Art. 14 gemacht; s
6) nach Act. 17 sollen Aktiengesellschaften und juristische Perso⸗ nen auch durch andere Personen als ihre gesetzlichen Vertreter, Stan— desherren und außerhalb des Kreises wohnende Wahlberechtigte durch
Vertreter an den Kreistagswahlen Theil nehmen können;
7 nach Art. 33 soll der Kreistag nicht einen Stellvertreter des Vorsitzenden wählen;
8M nach Art. 45 sollen nur aktive Pfarrgeistliche, Kirchendiener und Elementarlehrer nicht Mitglieder des Kreisausschufses sein. Die
gestellten Beamten, statt.
Zweite Kammer hatte aktive Staatsbeamte, Geistliche, Lehrer an öffent⸗ lichen Anstalten und Angestellte des Kreises ausgeschlossen;
„Y) cnach, Art. A5 sollen von den 4 Ersatzinännern des Provinzial— ausschusses 2 von dem Provinzialtag aus seiner Mitte gewählt wer⸗ den; nach demselben Artikel sollen nur aktive Pfarrgeistliche außer. Kirchendienern und Elementarlehrern nicht Mitglieder des Provinzial⸗ ausschusses sein können, während die Zweite Kammer die Geistlichen schlechtweg ausgeschlossen hatte;
19) zu Art. 98 wurde ein Zusatz beschlossen, wonach einem Pro⸗ vinzial-Direktor über die Angestellten der Provinz dieselbe Strafbe— ogni wie einem Kreisrath über die Angestellten des Kreises zustehen soll;
11) nach Art. 101 soll der Provinzialausschuß nicht erst bei An— wesenheit von 7, sondern schon bei einer solchen von 5 Mitgliedern beschlußfähig sein.
Mecklenburg. Schwerin, 7. Oktober. Der Erb— großherzog und die Herzöge Wilhelm und Paul Friedrich haben sich vorgestern von hier bez. nach Sabor in Schlesien, Doberan und Wernigerode begeben. — Der Herzog Johann Albrecht ist gestern Morgen von hier nach Dresden
abgereist.
Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen, 6. Oktober, Der regierende Herzog Georg wird mit seiner Gemahlin im Laufe der Woche die Residenz von Bad Liebenstein hierher verlegen.
— Der Erbprinz hat zu seiner militärischen Ausbildung in Berlin seinen Wohnsitz genommen und die Prinzessin sich zu einem längeren Befuch nach Schlesien begeben.
Bremen, 2. Oktober. Gestern traten der General⸗Steuer⸗ Direktor Hasselbach aus Berlin, der Provinzial⸗-Steuerdirektor Sabarth aus Hannover und andere hohe Steuerbeamte aus Ol⸗ denburg, Schwerin und Braunschweig hier zusammen, um mit den Vertretern des Senats das Nähere über die Einverleibung des oberhalb der Stadt belegenen Theils des Gebiets am inken Weser⸗ Ufer in das Zollgebiet, namentlich den Zeitwunkt der Einverleibung und die zu erhebende Nachsteuer festzustellen.
Oesterreich⸗ Ungarn! Wöien, 6. Oltober, Gestern Abend nh . in ber großen Galerie des Ctaiserlich König— lichen Lustschlosses Schönbrunn ein Diner bei dem K aiser statt, an welchem u. A. die Königin der Niederlande, der Prinz Leo⸗
old und die Prinzessin Gisela von Bayern theilnahmen. 7 Der neuernannte französische Botschafter am Kaiserlichen und Königlichen Hofe, Marquis d'Harcourt, ist vor einigen Tagen hier angekommen und wird demnächst zur Ueberreichung seiner Beglaubigungsschreiben empfangen werden.
Prag, 6. Oktober. Die Ju belfeier der Gründung des Prager n . geschlossen.
e st 3. ober. er Kaiser un Pri h sind He chigelangt und fuhren lle dee 3. rend des mehrtägigen Aufenthaltes Sr. Majestät werden Mi⸗ nn denen zunächst über die dibhůlfe egen den? er Landbevölker l z65⸗ . berathen heb n Erms sodann über die Reichs⸗
Schweiz. Bern, 7. Oktober. (B. T. B.) Der Bun⸗ desrath hat heute den von der Minorität des großen Raths in Neuenburg gegen das neue Neuenburger Kirchengesetz erhobe⸗ nen Rekurs mit Rücksicht auf die kantonale Souveränetät abzu⸗ weisen beschlossen. .
. * n n hat eine Verordnung, betreffend die Or⸗ ganisation des öffentlichen Kultus in den katholischen Gemeinden des Jura, erlassen.
Niederlande. Haag, 3. Oktober. Wie der „Staagts⸗ Courant“ vom 2. d. M. mittheilt, ist nach einem bei dem De⸗ partement der Kolonien eingetroffenen Telegramme des General⸗ Gouverneurs von Niederländisch⸗Indien Groß⸗Edi von einer Abtheilung niederländischer Truppen besetzt und bei Klein⸗ Edi von Schiffen der niederländischen Marine mit Erfolg operirt worden. In schriftlichen Berichten, welche bei dem Departement der Kolonien gus Batavia eingegangen, war bereits von einer gewissen gespannten Lage, die sich in Edi gebildet hatte, Meldung gemacht worden; ein Theil. der Bevölkerung hatte sich infolge atchinesischer Einwirkung mit der dem niederländischen Gouvernement freund⸗ schaftlichen Gesinnung des Radjas nicht einverstanden gezeigt, und man traf deshalb Vorkehrungen für den möglichen Fall, daß der Radja und der gutgesinnte Theil der Bevölkerung auch gegen feindliche Unternehmungen Seitens ihrer Nachbarn beschützt werden müßten. Aus dem Telegramme ist zu schließen, daß ein Theil der in Deli lagernden Infanterie nach Groß⸗Edi in Be⸗ satzung gelegt worden, und daß bei Klein⸗Edi eine feindliche Bewegung durch die Marine bezwungen werden mußte. .
— Ueber die Zusammensetzung der zweiten Expedition gegen Atchin werden jetzt folgende nähere Mittheilungen gemacht. Das Expeditions⸗-C'orps bilden: fünf auf Kriegsstãrke gebrachte Feldbataillone Infanterie, zusammen 4550 Mann (in Friedens- zeit besteht ein Feldbataillon aus ungefähr 120 Mann in Kriegs⸗ zeit aus 870); ein Bataillon Barissans, ungefähr 500 Mann; zwei Compagnien der beiden Pangerangs, zusammen 240 Mann; eine ungefähr 509 Mann starke Abtheilung Mineure und Sappeure; 100 Mann Kavallerie und eine aus 1500 Mann bestehende Lan— dungs⸗Division der Flotte, zusammen 7190 Mann, wozu eine sehr ansehnliche Artillerie Mannschaft kommt, deren numerische Stärke noch nicht angegeben wird. Dies Expeditions⸗-Corps ist somit das an Zahl stärkste, das je in Niederländisch⸗Ostindien zur Ver— wendung gebracht worden. Bassarans sind inländische Truppen, welche die Fürsten von Madura und Sumanap vertragsmäßig verpflichtet sind zur Verfügung des niederländischen Gouver— nements zu halten. Die Compagnien der Pangerangs sind Ab⸗ theilungen der Legionen von Mangkoe Negors in Soerakarta und von Pakon Alam in Dijoejokarta, besonderer inländischer Corps in den Fürstenländern, welche der Soesonhoenan von Soerakarta und der Sultan von Djoejokarta ebenfalls vertrags⸗ mäßig auf Kosten des Gouvernements zu halten verbunden sind.
— 7. Oktober. (W. T. B.) Die Zweite Kammer hat sich heute auf unbestimmte Zeit vertagt.
Großbritannien und Irland. London, 6. Oktober. Der italienische Gesandte am hiesigen Hofe, Ritter Cadorna, ist nach längerer Abwesenheit in Italien auf seinen Posten zurückgekehrt.
— In Erwiderung auf eine Petition der Einwohnerschaft von Birmingham, worin die Regierung ersucht wurde, dem Obersten Sir Garnet Wolseley solche Instruktionen zu ertheilen, die dazu beitragen dürften, die Streitigkeiten mit den Aschantis zu einer friedlichen Lösung zu bringen, hat der Premier⸗-Minister Gladstone durch seinen Privatsekretär antwor— ten lassen, daß das Ministerium die mit Bezug auf die unglück— lichen Ereignisse an der Goldküste zu ergreifenden Schritte mit vieler Sorgfalt in Erwägung ziehen würde.
— Wie der „Hour“ vernimmt, wurde in den letzten Kabi⸗ netssitzungen die Frage der Aufkösung des Parlaments erörtert und endgültig beschlossen, vor dem Frühjahr keine Auf⸗ lösung stattfinden zu lassen.
Frankreich. Paris, 6. Oktober. Der Krie g56⸗ Minister hat in Folge der befriedigenden Resultate, welche die Einführung des einjährig-⸗freiwilligen Dienstes gehabt hat, in einem Cirkular an die Corps-Befehlshaber verschiedene Maß⸗ regeln vorgeschrieben, welche auf Hebung und Erweiterung dieser Einrichtung berechnet sind.
— Der Ministerrath hat sich gestern Vormittag versam⸗ melt und sich mit den neu einzuführenden Steuern beschäftigt. Es liegen verschiedene Vorschläge vor, darunter einer betreffend die Besteuerung des Geschäfts⸗-Umsatzes. Bekanntlich hat die Budget-Kommission im Juli sich geweigert, das Ausgabenbudget in Angriff zu nehmen, bevor nicht der Finanz⸗Minister die Ein⸗ nahmen genau festgestellt hat.
Trianon, 7. Oltober. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Prozesses gegen Bazaine wurde der Bericht des Generals Riviere weiter verlefen. Die als Richter funktionirenden Generale hatten Situationskarten, um auf ihnen die Einzelnheiten der Operationen des Marschalls genau zu ver⸗ folgen. Letzterer beharrte in der gleichen ruhigen Haltung wie gestern. Der Bericht kot wenig Gesichtspunkte von Interesse dar. Die Sitzung schloß erst am Abend.
Spanien. Madrid, 6. Oktober. (W. T. B.) Der Ge— neral Moriones hat, wie der Regierung gemeldet wird, in Navarra einen erheblichen Erfolg über die Carlisten davonge⸗ tragen und ihnen große Verluste beigebracht. Dieselben hatten in der Nähe der Ortschaft Agarzuza außerordentlich starke Posi⸗ tionen inne, waren aber bereits um Mittag völlig geschlagen und auseinandergesprengt und werden lebhaft verfolgt. Die telegraphische Verbindung mit Frankreich ist in Folge eines hef⸗ tigen Sturmes gestört.
Italien. Rom, 3. Oktober. Das Dominikaner— kloster Santa Maria sopra Minerva mit dem Sitz des Ordens⸗
generals wird nach einer diesem zugefertigten Anzeige in allen 5 seinen Theilen, wo es noch nicht geschah, in den nächsten Tagen
expropriirt. Das Kloster gehört zu den größten und reichsten. Das Ministerium des Unterrichts soll fortan darin eingerichtet werden.
Die „Italie“ dementirt die Nachricht des „Univers“, daß die Pforte beschlossen habe, die armenischen Katholiken als eine von der Autorität des Monsignore Kupelian ganz unabhängige und von der Gemeinschaft mit den Neuschismatikern getrennte Gemeinde zu behandeln, und der französische Gesandte vom tür⸗ kischen Minister eine in diesem Sinne abgefaßte Mittheilung er⸗ halten habe.
— Der Benediktinermönch, Bischof in partihus intidelium und Coadjutor des Erzbischofs von Sidney in Australien, Beda Vaugham ist mit den Akten des englischen Provinzial-Konzils in Rom eingelroffen, um sie dem Papst zu unterbreiten.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 4. Okto⸗ ber. Für die Mitglieder der Kirchen versammlung sind von der Regierung die durch den Wortführenden derselben (dem Erzbischofe) geforderten Gebühren mit 14257 und der Ersatz für Reisekosten mit 2456 Rth. angewiesen worden. Außerdem hat der Staat die Besoldung der dabei angestellten Beamten und Bedienten, sowie die Kösten für den Druck der Protokolle zu bestreiten. Wahrscheinlich wird die Kirchenversammlung ihre Verhandlungen in der nächsten Woche am Mittwoch absch ießen. — In Malms gedenkt man eine Reiterstatue des Königs Carl X. Gustaf aufzustellen und die dazu erfor— derlichen Geldmittel durch Subskription zusammen zu bringen.
Dänemark. Kopenhagen, 6. Oktober. Der Reichs⸗ tag wurde heute um 12 Uhr durch den Konseils-Präsidenten in rein geschäftlicher Weise eröffnet. Nachdem ein neunmaliges Hoch auf den König ausgebracht, wurde Krabbe mit 56 Stimmen zum Präsidenten und Christensen mit 58, Hansen mit 52 Stimmen zu Vize⸗Präsidenten des Folkethings erwählt. .
Die Enthüllung der Reiterstatue Königs Friedrich VII. erfolgte heute gegen halb drei Uhr Nachmittags unter nicht enden wollenden Hurrahs eines zahlreichen Publikums.
J. Oktober. (W. T. B) In der heutigen Sitzung des Folkethings ist vom Finanz⸗Minister ein Gefetzentwurf ein⸗ gebracht worden, durch welchen derselbe ermächtigt wird, die Anleihe vom Januar 1864 in London zu kündigen.
Asien. Aus Afghanistan und Bokhara veröffentlicht der „Daily Telegraph“ nachstehende Telegramme:
Samarkand, 31. August. In Seistan sind die afghani⸗ schen Truppen, kommanditt von Iskander Khan, der Persöͤnlich⸗ keit, die unlängst in England war, und die sich mit Shir Ali ausgesöhnt hatte, in einem Gefecht mit den Persern besiegt wor⸗ den und haben beträchtliche Verluste in Balkh erlitten. Der Bey Mohamed Ali wurde von einem Afghanen getödtet, nach dessen Weib er trachtete. Shir Ali hat seinen zweiten Sohn Ibrahim Khan zum Bey ernannt, aber letzterer ist noch nicht in Balkh eingetroffen. Shir Ali selber wird in Kurzem in Balkh mit Truppen und drei Mitrailleusen, die unlängst in Cabul ein⸗ trafen, erwartet, und dort wie in Maimane und Andkhoi werden
große Vorbereitungen für seinen Empfang getroffen. Zwei europäische Reisende sind in Balkh ermordet worden. Einer nannte sich Asew, der andere gab sich für einen Tartaren aus. Man fand in ihrem Besitz viele in einer europäischen Sprache geschriebene Papiere, und man besorgt, daß sie die Schweizer Reisenden Picquet und Rivas waren. Shir Ali hat eine Ge⸗ sandtschaft an Jaeub Bey in Kaschgar, bestehend aus einem afghanischen Sirdar und Ischan Uraka, der früher der Liẽb⸗ lingsgefährte des flüchtigen ältesten Sohnes des Emirs von Bokhara war, gesandt. Die Gesandtschaft überbringt reiche Geschenke, und ihr Zweck ist, die Auslieferung des Sohnes des Emirs von Shir Ali zu erlangen. In Kulab sind ernstliche Unruhen ausgebrochen. Der frühere unabhängige Bey ist aus
Mann gegen ihn abgeschickt. In Badakschan ist der Bey vom Amte vertrieben worden, und Mahmud Schah wurde an seiner Stelle installirt. In Anbetracht aller dieser Thatsachen glaubt man, daß Shir Ali Absichten auf Bokhara hegt. Eine afgha⸗ nische Gesandtschaft war kürzlich in Bokhara und wurde im Geheimen nach Karshi zum Emir geschickt. In den Bergdistrikten von Macha Magian und Jarab, den russischen Provinzen in der Nähe von Samarkand, sind Unruhen ausgebrochen. Kaschgar, 2. September. Das Gerücht von dem Tode Jacub Beys bestätigt sich nicht. Er hat die chinesische Ste Manou, die er mehrere Monate lang belagerte, eingenommen. Kokai, 2. September. Die Rebellion der Kara Kirgisen ist wiederum ausgebrochen. Die Insurgenten haben Usgent ein— genommen, und der Khan hat sich, begleitet von Atta Bey und
Khan hat den Beistand der Russen nachgesucht. Afrika. am 4. Oktober in Dartmouth gelandete Postdampfer „Edinburgh Castle“ folgende bis zum 10. v. M. reichende Nachrichten: Das ganze Land bekundet viel Interesse an den Wahlen für den le⸗ gislativen Rath. In Timberland herrschte wegen Regenmangels große Dürre. Die Grenze befand sich in einer sehr ungeregelten Lage und die Friedens-Kommission war zurückgekehrt, ohne etwas ausgerichtet zu haben, da die Pondos auf einem Feldzuge gegen die Pondomisen begriffen waren. Die Post ; zu brachte Nachrichten, die keinen Zweifel übrig lassen, Goldfelder sich als lohnend erweisen. Eine Firma hatte 6 Pfund Gold erhalten. Lebensmittel waren sehr knapp.
Deutschen Reichspostverwal⸗ t: Generéel⸗Verfügung vom 2.
= 3 2 5 * ** iebe. — General⸗Verfügung vom
Das Amtsblatt der 61
—
tung, Nr. 71, hat folgenden Inl
1 Oktober 1873. Kurzschrift im Postbetriel zeneral — 4. Oktober 1873. Postdampfschiff⸗Verbindung Stralsund⸗Malmoe. — Bescheidung vom 4. Oktober 1873. Den Deutschen Reichs⸗Post⸗ und
al 1 ( — 9 e
Telegraphen⸗Kalender von Lüdemann betreffend. ;
Die Nr. 81 der ‚Annalen der Lantwirthschaft in den Königlich preußischen Staaten“ enthält: Preußen: Titelverleihungen. Mittheilungen über den Stand der Rinderpest. mine zur Ve pachtung von Königlichen. Domänen. Erwerbungen des Königlichen landwirthschaftlichen. Muscums im III. Quartal 183. Die K. K. Gartenbgu-Gesellschaft zu Wien und der Kongreß deutscher Gärtner und Gartenfreunde daselbst. Die Konservation der Nahrungs⸗ mittel. Von Dr. Ferd. Wilbrand. Literatur: Die soziale Frage auf dem platten Lande Ven Ferdinand Knauer. Atlas der chemischen Technik von Dr. Friedrich Schedler. Besonders Beilage zum Deut— schen Reichs Anzeiger. Vermischtes: Eine Vergiftung von 15 Morgen Gerste durch gifthaltiges Ammonigksuperphosphat. Die Ernte in Italien. Die Getreideernte der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Marktberscht. Viehpreise. Stärkepreise.
Statistische Nachrichten.
Berlin, 8. Oktober. Von vorgestern auf gestern sind als an der Cholera erkrankt gemeldet 10 Personen, darunter 2 Todesfälle.
Seit Beginn der Epidemie sind im Ganzen als erkrankt enehzet: Sz79 Personen, davon sind genesen 209 Personen, gestorben 588 Per⸗ sonen, in der Behandlung verblieben 82 Personen. .
— Der Geschäftsumfang und die Aufgaben des Kaiserlichen Post-Zeitungs⸗Amts zu Bert'in und des mit demselben ver bun denen Gesetz⸗-Sammlungs⸗Debits Comptoirs haben innerhalb Wweler Jahrzehnte einen Aufschwung erfahren, welcher dem rapiden Wachs thum der Berliner Presse entspricht. Das Vost · Zeitungs . Amt steht nach dem „Postarchiv, mit 2643 Postanstalten und lo8 Zeitungs verlegern in unausgesetzter Geschäftsverbindung. Di Zahl der zur Versendung gelangenden Exemplare von Zeitungen
und Zeitschriften aller Art ist. in stetem Steigen be
griffen. Welche Massen von JZeitungssendungen
Afghanistan zurückgekehrt und der Emir von Bokhara hat 3000
dem Autobatchi, in Person in den Feldzug begeben, da 3000 Mann seiner Truppen zum Feinde übergegangen sind. Der
Vom Cap der guten Hoff nung bringt der
Zusammenstellung der im Oktober 1873 und später anstehenden Ter⸗
alltäglich bei
dem. Post-Zeitungs Amte zur Auflieferung, Sortirung, Verpackung und Versendung gelangen, erhellt beispielsweise aus der an fl festgestell ten Thatsache, daß am 3. November p. J. von politischen Zeitungen: Morgens 63 2bß Exemplare im Gesammtgewichte von 3452 Kilo, Abends z, 05 Crxemplare im Hesammtgewichte von 502 Kilo, von nichtpolitischen Zeitungen; im Laufe des Tages 46,405 Exemplare im Gesammtzeiwichte von 2436 Kilo, also an einem Tage mehr als 200,000 Exemplare im Gesammtgewichte von etwa 220 Tentnern bei dem Post⸗Zeitungs⸗Amte zur Auflieferung gelangten.
— Die Elementarlehrer-Wittwen⸗ und Waisenkasse für den Regierungsbezirk Göslin hatte in Jahre 18572 (ohne die Rücstände) 34,593 Thlr. Einnahme, 29260 Thlr. Ausgabe, am Jahresschsuß 5332 Thlr, Bestand. Das Attivvermögen der Kaffe ist im Jahre 1872 von 38,20 auf 51,9090 Thlr. augewachsen. Unter den Ausgaben im Jahre 1872 sind 18,550 Thlr. für Kapitals anlage, 9772 Thlr. Pensionen an Lehrerwittwen und 735 Thlr. Pensionen an Waisenfamilien. . .
Speier, 7. Olftober. (W. T. B) Von gestern bis heute sind hier 37 neue Erkrankungen und 15 Todesfälle an der Cholera vor= gekommen. Im Ganzen sind bisher 229 Personen erkrankt und 101 gestorben. . . -
— Das statistische Bureau in Braunschweig hat auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1871 eine Uebersicht der Zahl der Einwohner und der Wohnhäuser im Herzogthum zusammengestellt, aus der das „B. Tagebl“ nachfolgende Nachrichten mittheilt. In 43 politischen Gemeinden, nämlich in 1 Städten, 13 Flecken und 426 ländlichen Gemeinden lebten 1. Dezember 1871 in 34556 Bohn= häusern und 40, 254 Haushaltungen 311764 Menschen, davon 155,355 männlichen und 156,409 weiblichen Geschlechts. Von diesen waren 281,744 Braunschweiger und 30,020 Nichtbraunschweiger. Der Reli⸗ gion nach giebt es 300,196 Lutheraner, 2793 Reformirte, 7039 Kathe liken, 574 Dissidenten und 1171 Juden. Im Herzogthume Lbten 271 Blinde, 188 Taubstumme und 612 Blöd⸗ und Irrsinnige. Die Stadt Braunschweig zählte in 3799 Wohnhäusern 13,099 Haushallungen und 57,883 Einwohner, von denen 29.400 mãnnlichen und. 28, 483 weiblichen Geschlechts, 48,640 Braunschweiger und 9243 Nichtbraun schweiger waren. Der Religion nach giebt es in Braunschweig 53.228 Lutheraner, 1704 Refermirte, 2298 Katholiken, 39 Dissidenten und 394 Israeliten. Es lebten in Braunschweig 73 Blinde (davon 17 im Blindeninstitute, 54 Taubstumme (davon 2 im Taub stummen Institute) und 48 Blödsinnige. In der Idiotenanstalt zu Erkerode be⸗ fanden sich 30 Blödsinnige, in d 3⸗J s zu Königslutter brigen 12 thums hatten: Wolfen⸗ Wohnhäusern 10455 E.. Heimstedt in 755 W 7574 j W. 5531 G, Schlangen in i W. dri G.
̃ ti nigslutter in 377 W.
38. „Seesen in 3233 W 3378
E., Gandersl 295 W. 24372
ndorf in 241 W 2164
tinw. Von den 15 Flecken
218 W. 2024 E., Langelsheim
E. Neuftadt Harzburg in
1 E., Lutter am Barenberge
W. 1504 E., Greene in 120
Zorge in 171 W 1327 G.
33 W. 1775 T, Braun; 38 E. und in The⸗
193 3 171
Sr er TR Krers
1 ; Braunschweig 23 231 5 Riddagshamen . * * 46 Gemeinden 1 un . Vechelde ꝛ 3 ĩ 135 R 1363 5 I FFepin- ĩ 3 y 181 U ) J 23 5 edihne in 34 Gem n 1854 W. und 13,36 8. 4 ed 1 863 W und i 8 e Kreis XV
k G. und 1957 W.
in 3 Geme
Einw. in und 1 E, im Amtsg.
n 21 G. und 1449 H. 12 E., im Amtsg. Vorsfelde 1449 , im Amtsg. Cal e in 10 Ort⸗
mJznelreo * zahlte in
tsg. Gandersheim Seesen in 12 O. renberge in 14 O „und das Amtsgericht Greene in 17 Q und 8e? CG er Kreis Helzminden hat in 4934 W. 41,585 E. avon leben im Amtsg. Holzminden in 1 tsch. und
z; 28 rn. 42. 5 58 . und ch. und ch. und
14970 H 42.236 E. in O. und 1488 H. und 1402 H. 11,803 EG.,
,,, 29 welchen Preußen mir 1 2 Krr är
1Wohnhäusern
55 G
96 z 1250 1rd jr 16 „4, Braunschweig mit * partizipiren, wurden in 10 243 8 ‚ nnn d 13171 18r SF 670 Einw. gezählt, davr oinunion Drter 39 222 2 54 * . n , . * , 25BRIte *r Der einseitige, Braunschwe allein gehörende t . zahlte in 108 H. 11
Im Jahre 1872 kamen nach der „Austrie der österreich⸗ ungarischen Küste Schiffbrüche und trandun vor: von segelschiffe⸗ 3 resp. 9 (1871: ), von kleinen Fahrzeugen 1871: resp. 5), zusammen 7 2 — 9 5 Menschenleben gingen dabei nicht (1871: 7) verloren.
Kunst und Wissenschaft.
n, 8. Oktober. Die statutenmäßige 6. Jahresversammlung Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Berlin vurde am 6. d. M., Abends, durch den Justiz-⸗Rath Goltz eröffnet. von Homeyer wurde zum 1. Versitzenden, Freiherr Oberst von s Stellvertreter gewählt. Herr Dr. Cabanis über- hriftführeramt. Die Gesellschaft besichtigte am Dien st ag,
gischen Garten, woran sich eine Festtafel daselbst an demselben Abend eine Sit ab. Dente findet 2A Besichtigung des zoologischen Museums statt, bei welcher Gelegen
zr. Cabanis über Peruanische Vögel und Graf von Berlepsch
über amerikanische Vögel sprechen werden. Am Donnerstag, den . wird die Schlußsitzung und Besuch des Aquariums stattfinden. Herr von Homeyer wird über die Heerstraßen der Vögel, Dr. Brehm 1) über die Vienenfresser im Freileben und in der Gefangenschaft; 23) über die Vogelschutzfrage; 3) über Mitglieder der Gruppe Garrular
dessen
in der Gefangenschaft, sprechen. — Das soeben in der Buchhandlung von Ferd Bever vormalg Theile zu Königsberg, erschinene 36. (Doppel) Oer den Bandes der Altpreußischen Mongtsschrift! (der en Preußischen Provinzialblätter vierte Folge), herausgegeben von Nudel . Veicke und Ernst Wichert, enthält: Abhandlungen: Der Dent sche Drden und Littauen 13509 3853. Ven Fritz Boldt. Rn, tien eines germanischen Rundschildes Jus der Eisenzeit in der mme lung der Alterthumsgesellschaft Prussia zu Königsberg. Ven Tie (dor Blell in Tüngen. Die Willkür der Stadt Saalfeld zem hre 1560. Mitgetheilt von Konrad Roßberg . — Ken fee von Robert Schück. Kritiken nnd erer at; Verein für Älterthumskunde in Elbing Alterthum he lell haft
Prussia 1873. Von Dr. Meckelburg. — Mittheilungen und nnn
Josef von Eichen der ff ina