1874 / 1 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 02 Jan 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Ferner sind mit Urlaub hier n, . 3

der General⸗Lieutenant, General à la suite Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 12. Division Kraft Prinz zu Hohenlohe⸗Ingelfingen, von Neisse,

der General ⸗Lieutenant, General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 14. Division von Obernitz von Düsseldorf, ö

der General⸗Lieutenant und Commandeur der 3. Division von Hartmann von Stettin, ö

der General der Infanterie, General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Gouverneur von Mainz, von Boyen, von Mainz.

Der Oberst von Unger, aggregirt dem Generalstabe der Armee und kommandirt zur Vertretung des Commandeurs der 12. Kavallerie⸗Brigade, hat sich nach Beendigung seines Urlaubs nach Neisse zurückbegeben.

Der Kaiserlich russische Ober⸗Hofmeister Graf Potocki ist gestern Abend nach mehrtägigem Aufenthalt nach St. Peters⸗ burg abgereist.

Der Königlich italienische General⸗Major und General⸗ Adjutant Negri ist gestern mit seinem Begleiter, Kapitän Nasi, über Wien nach Rom zurückgekehrt.

Von dem vor einiger Zeit zur Ausführung von Dyna⸗ mit⸗Sprengarbeiten nach Hirschfelde, Königreich Sachsen, abge⸗ rückten Tetachement des Gifenbahn⸗Bataillons ist ein Theil desselben hierher zurückgekehrt, während der Rest noch pro Januar an dem gedachten Orte kommandirt bleibt.

In dem mit dem Augusta⸗Hospital verbundenen Krankenpflegerinnen-Afyl sind die hier stationirten Schülerinnen in der Krankenwartung theoretisch und praktisch nunmehr so weit ausgebildet, daß sie die Krankenwartung in Familien übernehmen können. Anfragen in dieser Beziehung sind an die Vorsteherin des Asyls zu richten, welche auch über die Bedingungen nähere Auskunft ertheilt.

Der Courierzug Nr. II. des Haupteourses der König⸗ lichen Ostbahn traf gestern mit 1 Stunde 33 Minuten Ver⸗ spaͤtung hier ein. Grund: Federbruch des Postwagens und Zer⸗ springen des Radreifens an der Maschine in Filehne.

Der Courierzug Nr. II. des Nebencourses traf gestern mit 2 Stunden Verspätung hier ein. Grund: spätere Abfahrt von Bromberg und Abwarten des, durch den Unfall in Filehne ver⸗ spätelen Courierzuges II. vom Hauptcours.

Die mit dem Courierzuge aus Thorn gestern Vor⸗ mittags 5 Uhr 47 Minuten fällige Post ist 25 Stunden ver⸗ spätet hier eingetroffen.

Wiesbaden, 31. Dezember. Mit dem 1. Januar 1874 tritt die baupolizeiliche Verordnung für das vormalige Herzog⸗ thum Nassau vom 22. November 1826 außer Anwendung und die Baupolizei⸗Verordnung der hiesigen Regierung vom 26. d. M. (mit Ausnahme der Stadt Wiesbaden) in Kraft.

Bayern. München, 30. Dezember. In der gestrigen Sitzung des ersten Ausschusses der Kammer der Reichs⸗ räthe erklärte sich der Staats-Minister der Justiz, Dr. von Fäustle, mit den von dem Referenten Reichsrath v. Hauben⸗ schmied über den Gesetzentwurf, „die Zuständigkeit der Ge⸗ richte in Strafsachen betreffend“ in dessen Vortrage dargeleg⸗ ten Gesichtspunkten im Wesentlichen einverstanden und stellte, bezüg⸗ lich der Frage, ob das vorwürfige Gesetz auch auf die Materie der Ehrenbeleidigungen im Sinne des Beschlusses der Kammer der Abgeordneten zu erstrecken sei, den Standpunkt der Königlichen Staatsregierung, nach der „Allg. Ztg.“, dahin fest: daß die Herein⸗ ziehung dieser Materie und deren Regelung in dem eben be⸗ zeichneten Sinne für in hohem Grade bedenklich erachtet werden müsse, sowohl aus den vom Hrn. Referenten erörterten Grün⸗ den, als auch insbesondere deshalb, weil der Begriff „Behörde“ ein in vielen Fällen schwankender sei, und daher zu vielfachen Kon⸗ troversen Anlaß zu geben drohe. Der Minister fügte bei, daß jedenfalls der Königlichlichen Staatsregierung die definitive Schlüssigmachung über diesen Punkt bis zu der Zeit vorbehalten werden müsse, zu welcher die Beschlüsse beider Kammern hierüber feststehen. Bei der hierauf folgenden besonderen Diskussion wurde zunächst ge⸗ gen Ueberschrift und Eingang des Gesetzentwurfes eine Erinne⸗ rung nicht erhoben. Zu Art. 1 und 2 des Entwurfs, welche beide Artikel der Beschluß der Kammer der Abgeordneten in einem Artikel zusammengefaßt hat, ward der Antrag des Refe⸗ renten: ‚Es sei dem obenerwähnten Beschlusse der anderen Kammer zuzustimmen, jedoch mit der Modifikation, daß die bei Art. 58 Nr. 3 des Gesetzes vom 26. Dezember 1871 neu ein⸗ geführte Litt, b. wegzulassen und hiernach die Literirung der weiter folgenden Bestimmungen itt. «—h. entsprechend abzu⸗ ändern sein, einhellig angenommen. Dabei wurde angeregt, wie es zweckmäßig sein dürfte, beim seinerzeitigen Druck des Gesetzes die im Art. 1 des Entwurfs reproduzirten Artikel des Gesetzes vom 26. Dezember 1871 durch die Art des Abdrucks in der Art zu kennzeichnen, daß sofort ins Auge falle, daß es sich hier blos um Allegate, nicht aber um selb⸗ ständige Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes handle. Der Königliche Justiz⸗Minister erklärte, dafür Sorge tragen zu wollen, daß diese Anregung die entsprechende Berücksichtigung finden werde. Zu Art. 3 des Entwurfs (Art. 2 des Beschlusses der Kammer der Abgeordneten) beantragte der Referent Zustimmung, womit der Ausschuß sich einhellig einverstanden erklärte. Zu Art. 4 des Entwurfs (Art. 3 des Beschlusses der Kammer der Abgeordneten) schlug der Referent ebenfalls Zustimmung, jedoch mit der Modifikation vor, daß I) die Worte „durch das Gesetz= blatt zu verkünden“ als überflüssig, und mit der künftigen offi—⸗ ziellen Bezeichnung des fraglichen Publikationsorgans nicht über⸗ einstimmend, zu streichen, und 2) statt des 1. Januars“ der 1. Februar k. J. als der Tag, an welchem das Gesetz in Wirk⸗ samkeit treten soll, einzustellen sei. Auch mit diesen Modifikations⸗ anträgen erklärte sich der Ausschuß einhellig einverstanden.

Der Art. 1 des von der Staatsregierung der Kammer der Abgeordneten vorgelegten Gesetzentwurfs, „»den Mehr⸗ bedarf fur einige theils im Bau vollendete, theils noch in der Ausführung begriffene Staatsbahnen betreffend“, stellt u. A. den Bedarf zur Vervollständigung der Staatseisenbahnen zur Be⸗ streitung des Mehraufwandes für den Bau und beiehungsweise das Fahrmaterial der Bahnen: a. Regensburg⸗-Ingolstadt⸗ Donauwörth 3, 109,090 fl, b. Ebenhausen⸗Gränze⸗Mesningen auf 1,309, 000 fl., C. Lindau⸗hayerisch österreichische Grenze einschließ⸗ lich Herstellung der Doppelbahn nach Oberreitnau auf 5109 000 fl.; dann speziell für das Fahrmaterial der Bahnen: d. München⸗ Memmingen auf 771/0090 fl., e. Augsburg⸗Ingolstadt auf 485,400 fl., f. Nürnberg⸗Crailsheim auf 710,800 fl., g. Rosen⸗ heim⸗Mühldorf auf 431,200 fl. fest.

7 31. Dezember. Dusch ein heut eingetroffenes Alle hõch⸗ stes Reskript, d. d. Hohesischwangau, 29. Dezember, ni der Landtag bis einschließlich⸗ 14. Februar verlängert. /

Der diesseitige Gandte beim Päpstlichen Stuhl, Graf v. Tauffkirchen, reist / der „Allg. Ztg.“ zufolge, in Jürzester Zeit nach Rom, um sesn Abberufungsschreiben zu ühfrreichen. Nach der Rückkehr von Kom, wohl gegen Ende Jann sirs, wird sich Graf v. Tauffkirchest nach Stuttgart begeben, urg den ihm übertragenen Gesandtschaftsposten am Königlich württchbeygischen Hofe zu übernehmen. /

Sachsen. Dresden, 31. Dezember. Der gang hat den Chef des bisherigen Kronprinzlichen Hofstaates, Höfmarschall und Oberst⸗Lieutenant à la suite Friedrich Clemens Senfft von Pilsach zu seinem Ober⸗-Stallmeister und den Kammer⸗ herrn Wolf Siegfried Karl von Lüttichau zu seinem Käm⸗ merer und zum Ober⸗Hofmeister bei dem . der Königin ernannt. !

. 3 HGessen. Darm stadt, 30. Dezember. Die Riglerung hat, wie das „Fr. J.“ meldet, die Zweite Kammer rücksichtlich des Volksschul⸗Gesetzes in besonderem Schreiben ersucht, falls diese sich nicht schon ohnehin veranlaßt sehen sollte, über die letzten Beschlüsse der Ersten Kammer überhaupt nochmals in eine Berathung einzutreten, doch jedenfalls den Beschluß der Ersten Kammer, wonach die 8, des im Regierungs⸗Entwurf enthaltenen Ausschlusses der Ordens⸗-Angehörigen von den Volks⸗ schulen als Bedingung der Annahme der Gesetzes bezeichnet wird, zur nochmaligen Berathung und Beschlußfassung zu bringen.

Bremen, 31. Dezember. An Stelle des zurücktretenden Bürgermeisters Mohr wurde in heutiger Senatssitzung der Se⸗ nator Grave zum Bürgermeister auf die Jahre 1874 - 1877 einschließlich erwählt.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 31. Dezember. Der diesseitige außerordentliche Botschafter am heiligen Stuhle, Graf Paar, hat sich nach Rom begeben. .

Lemberg, 31. Dezember. Der Landtag hat die Regie⸗ rungsvorlage über die Grundbücheranlegung mit den von der Rechtskommission beantragten Aenderungen in zweiter und drit⸗ ter Lesung en blo« angenommen. Czerkawski und Genossen beantragten, die Regierung zur Errichtung einer medizinischen Fakultät an der Lemberger Universität auf Staatskosten auf⸗ zufordern. ;

Czernowitz, 30. Dezember. Nach Erledigung lolaler Vorlagen schloß der Landeshauptmann mit einem Hoch auf den Kaiser heute die Session des Landtags.

Triest, 30. Dezember. Die heutige „Triester Ztg.“ veröffent⸗ licht den Wortlaut des Schlußberichts der internationalen Tonnenkommission. Derselbe beleuchtet zuerst die Gesichts⸗ punkte, von welchen die Kommission ausging, bespricht dann die Aichungssysteme im Allgemeinen, wobei das Moorsomsche als das beste gekennzeichnet wird, schlägt ein überall zu acceptirendes System

vor und schließt mit dem Gutachten in Betreff der Suez⸗Kanal⸗

Frage, worin 14, beziehungsweise 13 Franks als Abgabe für die Nettotonne vorgeschlagen werden, die jedoch allmählich bis bei . k von 2,600, 000 Tonnen auf zehn Franks

erabsinkt. Pe th, 31. Dezember. In beiden Häusern des Reichs⸗

tages wurde gestern das Budgetgesetz promulgirt. Heute wurden

in beid 1 Häusern die Heeresergänzungsgesetze, ferner die Gesetze betreffs der finanziellen Rechtsnormen und der Gömörer Industriebahnen publizirt. Im Oberhause beglückwünschte der Erzbischof Haynald den Präsidenten Majlath zum Jahreswechsel.

Agram, 31. Dezember. In der heutigen Landtags⸗ sitzumng wurde der Gesetzentwurf über die Verantwortlichkeit des Banus und Sektionschefs in zweiter Lesung dem Kommis⸗ sionsantrage gemäß angenommen. Schließlich ward der Gesetz⸗ entwurf über Ausübung der Richtergewalt in erster Lesung an⸗ genommen.

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Schweiz. Bern, 29. Dezember. Die französische Ge⸗ sandtschaft hat dem Bundesrath offiziell angezeigt, daß das Archiv der päpstlichen Nuntiatur von Luzern nach Bern geschafft und auf Wunsch des heiligen Stuhles von ihr in Aufbewahrung genommen worden sei. Der neue französische Gesandte Graf Ehaudordy hat dem Bundesrathe seine Ankunft jetzt definitiv für den 2. Januar angemeldet.

Der russische Gesandte in Bern, Fürst Gortschakoff, geht 3. Monat in Urlaub. Während seiner Abwesenheit ist sein Sekretär, Herr Glinka, mit der Leitung der Geschäfte beauftragt. . . / 8

Großbritannien und Irland. London, 30. De⸗ zember. Der Herzog von Edinburgh hat heute in Beglei⸗ tung seiner Adjutanten, Oberst Colpille und Kapitän Haig, Lon⸗ don verlassen und über Berlin, wo seine Königliche Hoheit 24 Stunden verweilen wird, die Reise nach St. Petersburg angetre⸗ ten. In St. Petersburg werden, wie die „A. A. C.“ mittheilt, anläßlich seiner Vermählung mit der Großfürstin Marie die fol⸗ genden Königlichen Persönlichkeiten erwartet: Der Prinz und die Prinzessin von Wales, Prinz Arthur von Großbritannien, der Herzog von Cambridge, der Herzog von Coburg⸗ Gotha, der Kronprinz und die Kronprinzessin des Deutschen Reichs, Prinz und Prinzessin Ludwig von Hessen, Prinz Alexander von Hessen, die Prinzessin Mary von Baden und Prinz Wilhelm von Württemberg. Am 27. Januar wird dem neuvermählten Paar in Moskau von dem dortigen Adel ein großer Ball gegeben werden, nachdem der Adel von St. Petersburg eine ähnlche Festlichkeit vorher veranstaltet haben wird.

Londoner Blättern zufolge hat der Herzog von Edin⸗ burgh in seinem Namen und dem der Großfuͤrstin Marie eine Einladung des Lordmayors und der Lady Mayoress zu einem großen Balle, der zu Ehren ihrer Vermählung im Mansion⸗House gegeben werden soll, angenommen. Der Ball wird wahrscheinlich Mitte März stattfinden.

General Sir Abraham Roberts, einer der ältesten Ofsi⸗ ziere der britischen Armee, starb am 28. Dezember in Clifton in dem vorgerückten Alter von 90 Jahren. Der verstorbene General, der im Jahre 1890 in die Armee trat, machte die indischen Feldzüge von 1800 1803, den Nepaulkrieg in 1814, sowie die afghanischen Kriege von 1838 und 1839 mit, in denen er eine Brigade befehligte. Erst wenige Tage vor seinem Tode erhielt er aus den Händen der Königin auf Windsor in Anerkennung 6 langen und wichtigen Dienste das Großkreuz des Bath⸗ Ordens. ;

Dem „Daily Telegraph“ zufolge wird der größere Theil der Minister während der zweiten Woche des Januar nach der Hauptstadt zurückkehren, woͤrauf die Kabinetsberathun⸗ gen wieder beginnen werden. Auch wird der Nachfolger des verstorbenen Unterstaatssekretärs im Ministerium des Innern,

Winterbotham, nicht vor der Rückkehr des Premier⸗Ministers und seiner Kollegen ernannt werden.

1. Januar. (W. T. B.) Nach dem über die britische Staats⸗Finanz verwaltung in den letzten 9 Monaten veröffentlichten Expose übersteigen die wirklichen Staatseinnahmen den Voranschlag um 21 Millionen. Die „Daily News“ glauben annehmen zu dürfen, daß Lord Gladstone Ende März d. J. ö. Einnahmeüberschuß von fast 4 Millionen werde nachweisen önnen. ,

Frankreich. Paris, 30. Dezember. Das „Journal officiel! veröffentlicht heute das gestern von der Nationalver⸗ sammlung angenomm ne Budget. Das General⸗Ausgabe⸗

Budget beträgt Fres M, 532, 689,922, nämlich Staatsschuld und Dotationen 1ů210õ5 M,401; Justiz⸗Ministerium 334749 356; Mi⸗ nisterium des Aeuß Civil⸗General⸗Goupch ne

11,255,509; Ministerium des Mnern und nt von Algerien (ersteres Fo, 814,163, letzteres 29, 771,914 M3, 586 077; Finanz⸗Ministerim 0.612219; Köiegs⸗Ministerium Mö, ß0 9,226; Marine⸗ und Kʒölonial·Mi⸗ nisterium 152,944,750] Ministerium des öffentlichen Unterrichts, der Kulten und schönen Künste 96,076,068; Ackerbau⸗ und Handels⸗Ministerium 15,483,640; Ministerium der öffent⸗ lichen Bauten, gewöhnlicher Dienst S4 868,940; außer⸗ ordentliche Arbeiten 75, 614403, im Ganzen 160,483,449; Kosten für die Regie, das Eintreiben und die Ausbeutung der Steuern und Staatseinkünfte 246,388,449; Zurückerstattungen, Zurückzahlungen, Prämien und Diskonto 15,935, 9909. Die bis jetzt votirten Einnahmen belaufen sich auf 2,389, 386,199, so daß ein Defizit von 143,303,723 übrig bleibt, welches durch die neuen Steuern gedeckt werden soll. Zu den 2,537, 689,922 allgemeinen Ausgaben kommen noch Departemental⸗ und spe⸗ zielle Ausgaben, welche 344,987, 142 betragen und die durch be⸗ sondere Hülfsquellen gedeckt sind, und 82,981,491 für spezielle Dienste, für die ebenfalls spezielle Einnahmen vorhanden sind. Dazu kommen dann 173 bis 220 Millionen, die auf die Liqui⸗ dationsrechnung verausgabt werden sollen, so daß die Staats⸗ ausgaben Frankreichs für nächstes Jahr 3133 bis 3180 Millio⸗ nen betragen werden.

Was die Liquidations-Rechnung anbelangt, so berieth die Budget⸗Kommission gestern über diese Frage. Dieselbe hatte die darauf im nächsten Jahr zu verwendende Summe auf 173 Millionen festgesetzt, wovon 126 auf das Kriegs Ministerium kommen sollen. Der Kriegs⸗-Minister nimmt 173 Millionen in Anspruch, so daß, falls dieselben bewilligt werden, die Total⸗ summe der Kredite auf die Liquidations⸗Rechnung 220 Millionen betragen und das Kriegs⸗Ministerium für 1874 im Ganzen un⸗ gefähr 6395 Millionen zu seiner Verfügung haben wird. Die 47 Millionen, welche der Kriegs⸗Minister verlangt, sind bis jetzt noch nicht von der Kommission bewilligt worden. Die Debatten, welche in dieser Hinsicht stattfinden, werden geheim gehalten werden.

(W. T. B.) Die Nachricht, daß das vor Civitavecchia stationirte französische Kriegsschif „Orénoque“ zurückberufen werden solle, wird von der Agence Havas“ als unbegründet bezeichnet. Es liege durchaus nicht in der Absicht, in Bezug auf das Schiff oder in Betreff der Instruktion, welche dem Kommandanten des⸗ selben von der vorigen Regierung ertheilt worden seien, irgend eine Aenderung eintreten zu lassen. .

Versailkes, 31. Dezember. Die kon stitut io nel le Kommission hielt heute wieder eine Sitzung; Präsident Batbie gab Kenntniß von einem Schreiben des Herzogs von Broglie, worin derselbe ankündigte, daß die Minister von der Kommission vernommen werden wollen. Hr. Batbie ergriff hierauf das Wort, um die verschiedenen Wahlsysteme durchzugehen, welche in Frank⸗ reich üblich gewesen waren, und suchte darzuthun, daß das all⸗ gemeine Stimmrecht, wie es heute besteht, nicht der Tradition von 1789, sondern der von 1793 gemäß sei, und daß das von der Konvention aufgestellte System niemals geübt worden sei. Hr. Batbie besprach dann alle Wahlgesetze, und verglich hierauf die verschiedenen vor die Kommission gebrachten Systeme. .

(W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Natio⸗ nalversammlung stand der Gesetzentwurf, betreffend die Zuschlagsteuer auf Getränke und Oele, zur Berathung. Mehrere Mitglieder der Versammlung sprachen sich gegen die Bewilli⸗ gung aus und verlangten anstatt dessen eine Belastung des Grundeigenthums. Der Finanz- Minister Magne erwiderte darauf, daß eine Erhöhung der Grundsteuern voraussichtlich im nächsten Budget eintreten müsse, wenn das Militärgesetz voll⸗ ständig durchgeführt werden solle. Die Vorlage wurde sodann angenommen, und ver tagte sich darauf die Versammlung bis zum 8. Januar k. J. ;

1. Januar. (W. T. B.) Der heutige Neujahrs⸗ empfang des Präsidenten Mac Mahon ist ohne einen bemerkenswerthen Zwischenfall verlaufen. Der Präsident hielt keine allgemeine Ansprache an die Anwesenden. Als der Präsi⸗ dent der Nationalversammlung, Buffet, ihm seine Glückwünsche aussprach, sagte er: Indem ich Ihnen meine Glückwünsche darbringe, bringe ich sie Frankreich dar. Der Marschall Mac Mahon erwiderte darauf: Frankreich müssen wir Alle unsere Kräfte weihen.

Spanien. Madrid, 31. Dezember. (W. T. B.) Don Carlos ist mit den in Navarra versammelten Truppenab⸗ theilungen und einem Theile der in der Provinz Alayg befindlichen Streitkräfte am 28. d. von Vergara nach Bilbao auf⸗ gebrochen, wo derselbe gestern eingetroffen ist. Die Carlisten eröffneten anfänglich ein Feuer auf den Hafenort von Bilbao „Portugalete und beschossen darauf das Fort Desiero; ihre Avantgarde befindet sich dem Fort Castro Urdiale gegenüber. Die Vertheidigung und die Verproviantirung von Portugalete und des Forts Desiero erscheint gesichert.

In Cartagena war gestern eine große, von einer Ezplosion begleitete Feuersbrunst bemerklich; man vermuthete, daß eine der Insurgenten⸗Fregatten in Brand gerathen sei.

Gestern waren die hier anwesenden Generale versam⸗ melt, um die gegenwärtige militärische Lage im Norden zu besprechen, und soll Serrano die Abberufung von Moriones verlangt haben. . ;

Ein Erlaß der Junta für die öffentliche Schuld spricht sich für die Zulassung der Deponirung der am 31. Dezem⸗ ber 1873 fälligen Coupons aus. ,

Italien. Rom, 27. Dezember. Es hestätigt 4 der „It. R.“ zufolge, daß der König gleich nach dem Weihnachts⸗ empfang nach Neapel gehen und dort wenigstens einen Monat verweilen wird. .

Die Nachwahlen für das Parlament, die in der letzten Zeit stattfanden, sind vorwiegend im Sinne der gemäßigten Partei ausgefallen. Der M arine⸗Minister St. Bon wurde in Venedig und Pozzu oli gewählt und hat in letzterer Stadt an⸗ genommen, weil hier die Entscheidung früher geschah.

Das öffentliche Konsistorium, das am 26. d. M. stattfinden sollte, ist auf den 8. Januar verschoben worden.

In Belluno ist am 25. Morgens 6 Uhr 25 Minuten wieder ein heftiger Erdstoß verspürt worden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 31. Dezember. (W. T. B) Das in süddeutschen Zeitungen verbreitete Gerücht von einem bevorstehenden Rücktritte des Fürsten Gartschakoff wird von gut unterrichteter Seite als vollständig un be— gründet bezeichnet.

Asien. Ein Telegramm der niederländischen Regierung

aus Singkal (an der Westküste Sumatras) vom 26. Dezember enthält nachstehende Meldungen des Generals van Swieten über die weiteren Vorgänge vor Atchin. Es war ein Bivouak auf dem rechten User des Atchin⸗Flusses dem Kampong Djawa ge⸗ enüber, nicht weit vom Kraton, errichtet worden. Ein Bataillon agerte auf dem linken Ufer in dem Kampong Djawa und hatte durch eine hölzerne Brücke Kommunikation mit dem Haupteorps. Sowohl unter den Koelies (Arbeitern, als unter den Truppen waren viele Kranke, und es wurden diese in den Feld⸗Ambu⸗ lanzen verpflegt, um die Hospitalschiffe nicht zu infiziren (bes- metten). Der infolge davon entstandene Mangel an Koelies war Ursache, daß die Zusammenziehung der Truppen in dem Bivouak drei Tage in Anspruch genommen hatte (had geduurd). Die Truppen mußten wegen der Cholera die jedoch in Abnahme begriffen war, Rast halten. Dadurch, sagt General van Swieten, stärken wir uns, während die Reihen der feindlichen Schaaren, welche Mangel an Lebensmitteln leiden, durch Desertionen sich lichten werden. Es war noch keine Berührung (aanraking) mit dem Sultan (behufs Erzielung einer Uebereinkunft über seine Unter⸗ werfung) erlangt. .

Die mit der neuesten Packetbootpost aus Batavia ein⸗ getroffenen Berichte reichen bis zum 22. November. Sie melden, daß in der Woche vorher die Entscheidung der Truppen der zweiten Expedition nach Atchin, welche von Batavia, Samarang und Sonvabaja abgingen, auf ausdrückliches Verlangen des Ge⸗ nerals van Swieten in aller Stille von Statten gegangen war, weil dieser irgend welche Feierlichkeiten nicht für passend erachtete in so ernstem Augenblicke. Es ist diese Ezpedition die größte und bestausgerüstete, die seit 1816 in Niederländisch⸗Ostindien ins Feld gezogen; sie bestand bei ihrem Abgange aus 8156 Soldaten und 389 Offizieren (init 1037 Dienern), 33 Civilpersonen, 3280 Koelies und 243 Frauen, 74 Kanonen nebst der Flotte, mit einer Landungsdivision von reichlich 100 Mann. Unter den Truppen war eine Anzahl Cholerafälle vorgekommen, und es war nach dem „Javaschen Courant“ in Batavia das Gerücht in Umlauf, es hätten Bedenken bestanden gegen den Abgang der Java⸗Expedition unter solchen Umständen, General van Swieten hätte deshalb per Telegramm bei dem Könige ange⸗ fragt, und ein bestimmter Befehl, den Abgang der Gzpedition zu bewerkstelligen, wäre die Antwort gewesen. In Batavia war die Cholera in Abnahme. Die „Penang Gazette“ erklärt die vor einiger Zeit verbreitet gewesene Version, daß die Pfeffer⸗ Plantagen längs der Westküste Sumatras von den Atchinesen niedergebrannt worden seien, für unbegründet.

Afrika. Nach aus Cape Coast Castle in London einge⸗ gangenen Nachrichten vom 15. Dezember v. J. waren die britischen Truppen unter dem Ober⸗-General Wolseley in energischer Ver⸗ folgung der Aschantis begriffen. Letztere setzten ihre Flucht auf dem jenseitigen Ufer des Prah mit großer Eile fort. Es waren britische Verstärkungstruppen eingetroffen.

Die Finanz-Verwaltung Preußens in den Jahren 1870, 1871 und 1872.

(S. Nr. 308 Jahrg. 1873 d. Bl.) Aufstellung des Staatshaushalts-Etats für 1873.

Aus diesen Ablösungen (von Passivrenten) in Verbindung mit der am 1. Juli erfolgten Tilgung der Hprozentigen Anleihe vom Jahre 1859 erwuchs dem Staatshaushalts⸗Etat eine sehr bedeutende Entlastung. Inzwischen hatte Frankreich auf die Kriegskontribution bereits sehr bedeutende Abzahlungen geleistet. Die ersten 2 Milliarden Franken, welche vertragsmäßig bis zum 1. Mai 1872 gezahlt werden sollten, waren schon bis Mitte März 1872 vollständig eingegangen, und während für die resti⸗ renden 3 Milliarden nach dem Friedensvertrage eine Frist bis zum 2. März 1874 bestand, gelangte bis zum Dezember 1872 schon eine weitere Milliarde Franken zur Abzahlung. Es war außerdem schon damals anzunehmen, daß Frank⸗ reich die Abtragung der letzten 2 Milliarden nach Möglichkeit beschleunigen würde. Das Deutsche Reich war somit in der Lage, über sehr bedeutende Geldmittel zu verfügen, und es durfte ferner bestimmt erwartet werden, daß von den Kontributionsgeldern nach allen für unmittelbare Reichs⸗ zwecke in Aussicht genommenen Verwendungen noch ein erheb⸗ licher Betrag zur Vertheilung an die einzelnen Bundesstaaten verbleiben würde.

In dem Augenblick, wo an die Aufstellung des preußischen Staatshaushalts⸗Etats für das Jahr 1873 gegangen wurde, konnte daher die Finanzlage Preußens, und zwar sowohl die damalige aktuelle Lage, als die Aussicht auf die weitere Ent⸗ wickelung, als eine außerordentlich günstige angesehen werden.

Zu der Entlastung des Etats in Folge der oben darge⸗ stellten Schuldentilgungs Maßregeln kam, daß mit dem Jahre 1872 abermals eine der zehnjährigen Tilgungsperioden der 3Iprozentigen Stgatsschuldscheine ablief, und daß sich der plan⸗ mäßige Tilgungsfonds für dieselben vom Jahre 1873 ab um den Betrag der ars der Tilgung während dieser Periode resul⸗ tirenden Zinsersparnisse ermäßigte. Bei dem Staatsschulden⸗Etat trat daher, nach Gegenrechnung der neu hinzutretenden Zins⸗ ausgaben für die in den letzten Jahren bewilligten erheblichen Kredite für Eisenbahnzwecke, ein Minder⸗-Erforderniß von S79, 300 Thlr. ein. Der Matrikularbeitrag Preußens verminderte sich in Folge der sich immer ö. entwickelnden Finanzlage des Reiches, dem für das Jahr 1873 ein Ueberschuß von 5, 187,339 Thlr. aus dem Jahre 1871 zur Verfügung stand, um die Summe von 6100,509 Thlr. Bei den Ausgabefonds für Porto und sonstige Frachtgebühren in Staatsdienst⸗ Angelegenheiten konnten nach den Erfahrungen der letzten Jahre ire 350900 Thlr. als Minderbedarf abgesetzt werden. Neben diesen sehr erheblichen Ersparungen an den Ausgaben durften sodann die Einnahmen gegen das Vorjahr erheblich höher veranschlagt werden. Obwohl. die seit Beendigung des Krieges eingetretene Steigerung der Arbeits⸗ löhne und der Materialpreise zu einer sehr merklichen . der Betriebskosten führte, ließen sich doch die Nettoerträge der Berg⸗, Hütten- und Salinenverwaltung um 1573,B526 Thlr., die der Eisenbahnverwaltung um 705,204 Thlr. veran⸗ schlagen. Die klassifizirte Einkommensteuer kam, anstatt mit „652,000 Thlr. im Vorjahr, für 1873 mit 7, 900, 000 Thlr.

zum Ansatz, die direkten Steuern insgesammt mit einem Netto⸗ Mehrerträgniß von 1,831, 0090 Thlr. Bei den indirekten Steuern ließen die thatsächlichen Ergebnisse der letzten Jahre ganz besonders bei der Stempelsteuer eine höhere Veranschlagung zu. Sie kam mit 10000900 Thlr. gegen 7000, 900 Thlr. im Jahre 1877 zum Ansatz. Der Gewinnantheil von der Preußi⸗ schen Bank wurde gegen 1,026,667 Thlr. im Vorjahre um 287,090 Thlr. höher im Etat ausgebracht. Die Seehandlung hatte im Jahre 1871 einen Geschäftsgewinn von 2,455, 340 Thlr. erzielt; über den nach Maßgabe des Staatshaushalts⸗Etats für 1871 zu den allgemeinen Staatsfonds abgeführten Gewinnbetrag hinaus 1B 755,340 Thlr. Dieser Mehrgewinn würde dem Ka⸗ pitalkonto der Seehandlung zugewachsen sein. Zu einer solchen Vermehrung des Grundkapitals lag aber kein Bedürfniß vor, zumal da im Laufe des Jahres 1872 die der Seehandlung ge⸗ hörigen Spinnereien zu Erdmannsdorf und Eisersdorf für 956. 060 Thlr. und 105,000 Thlr. verkauft worden waren, und damit der bisher in diesen Etablissements angelegte Theil des Kapitals wieder für die eigentlichen Zwecke der Seehandlung als eines Geldinstituts des Staates verfügbar wurde. Es wurde deshalb für 1873 neben einem anschlagsmäßigen Jahresgewinn von 750,00 Thlr. eine Kapitalablieferung in dem ungefähren Betrage jenes Mehrgewinnes mit 17750, 000 Thlr., im Ganzen eine Einnahme von der Seehandlung von 2506, 060 Thlr. gegen S00,000 Thlr. im Vorjahr, in Ansatz gebracht. Die Einnahmen des vormaligen Staatsschatzes, die aus dem ausgedehnten Ver— kauf der in den neuen Provinzen zur allmählichen Veräußerung bestimmten vielen vereinzelt gelegenen Staatsgrundstücke (soge⸗ nannten Streuparzellen) neuerdings sehr erheblichen Zufluß erhielten, wurden mit der Summe von 5,250 000 Thlr., gegen 3,300 000 Thlr. für 1872, in den Etat eingestellt. .

Die Summen, über welche für das Jahr 1873 zu neuen Verwendungen verfügt werden konnte, waren in der Hauptsache folgende: 1) Netto⸗Mehrerträgniß der sogenannten Betriebs⸗ Verwaltungen 8, 89g8, 909 Thlr., 2) Mehreinnahmen der übrigen Verwaltungszweige 2,686,000 Thlr., 3) Ersparniß bei der Staatsschuld 879, 000 Thlr., 4) Etsparniß an Matrikularbeitrag Helo 000 Thlr., 5) Ersparniß an Porto 350 000 Thlr. 6) der Ueberschuß aus dem Jahre 1871 mit 9, 273, 000 Thlr.; Summa 28, 186, 000 Thlr.

Es kann der Finanz⸗Verwaltung eines Landes kaum eine wichtigere Aufgabe gestellt werden, als die, in einer so günstigen Finanzlage den zur Verfügung stehenden ungewöhnlich reichen Mitteln nach allen Beziehungen hin die richtige Verwendung zu geben. Die Finanz⸗Verwaltung hat sich dabei von folgen⸗ den Gesichtspunkten leiten lassen.

1) In erster Linie kommt es darauf an, in allen Zweigen der Staatsverwaltung die Ausgabefonds bis zum vollen Maße des vorhandenen Bedürfnisses zu dotiren und unverkürzt die Mittel zu allen Ausgaben bereit zu stellen, welche erforderlich sind, um sowohl die ideellen, als die materiellen Interessen der Ration wirksam zu fördern, namentlich allen Bedürfnissen gerecht zu werden, welchen in den letzten Jahren bei Beschränktheit der verfügbaren Mittel nicht voll hat genügt werden können.

2) Da die Einnahmen auch das sich danach ergebende er⸗ höhte Ausgabe⸗Bedürfniß übersteigen, so ist das Land berechtigt, eine Erleichterung der Steuerlaft zu erwarten. Es ist daher Pflicht der Regierung, Steuern, welche unzweckmäßig oder drückend sind, zu beseitigen oder zu ermäßigen.

3) Auch in der günstigsten Lage darf nicht vergessen werden, daß Jahren der Fülle auch wieder weniger günstige Jahre zu folgen pflegen, in denen unergiebige Ernten, Stockungen im Ver⸗ kehrsleben die Staatseinnahmen spärlicher fließen lassen. Eine vorausblickende Verwaltung muß daher darauf bedacht sein, die reichen Mittel günstiger Perioden zugleich zur Verminderung der Staatsschuld, somit zu einer nachhaltigen, der Zukunft zu Gute kom⸗ menden Verbesserung der Finanzlage des Staates zu benutzen.

Ergebniß der Finanzverwaltung des Jahres 1872.

Der Abschluß der Finanzverwaltung des Jahres 1872, welcher im März 1873 stattfand, ergab ein Resultat, welches die günstigen Ergebnisse der beiden vorangegangenen Jahre noch weit übertraf. Es stellte sich ein Ueberschuß der Einnahmen über die Ausgaben in Höhe von 27,720,555 Thlr. heraus. Unter dem Einfluß der günstigen Lage der Verkehrs- und Erwerbsverhältnisse hatten die Einnahmen in den wichtigsten Zweigen die Ansätze des Voranschlages weit überstiegen. Es lieferten Netto⸗Mehrerträgnisse: die Domänenverwaltung 118,000 Thlr., die Forstverwaltung 1,417,000 Thlr., die Ein⸗ nahmen aus Ablösungen und Verkäufen 554.000 Thlr., die direkten Steuern 1,555,000 Thlr., die indirekten Steuern 736,900 Thlr. (darunter die Stempelsteuer mit 6,759, 0900 Thlr.), die Einnahme von der Preußischen Bank 746,000 Thlr., die Verwaltung für Berg⸗, Hütten⸗ und Salinen⸗ wesen 6,317,000 Thlr., die Eisenbahnverwaltung 2.209000 Thlr., die allgemeine Finanzverwaltung in Folge der oben dargestellten Maßregeln zur zinsbaren Nutzung disponibler Kassenbestände 1,141,000 Thlr.

Zu diesen Mehrerträgnissen, welchen neben Mehreinnahmen von weniger erheblichem Betrage bei den Gerichtskosten eine Mehreinnahme von 1,378,000 Thlr. hinzutrgt, kamen dann be⸗ trächtliche Ersparnisse an den Ausgaben. Dadurch, daß im Jahre 1872 Schatzanweisungen gar nicht im Umlauf gewesen waren, und die Realisirung von Eijenbahn⸗A1nleihebeträgen, für welche die Zinsen im Etat ausgebracht waren, gänzlich hatte ausgesetzt werden können, waren hei dem Titel zur Verzinfung der Stagtsschuld 932,060 Thlr. erspart worden. Bei dem allge⸗ meinen Fonds zu unvorhergesehenen Ausgaben (Haupt⸗Extra⸗ ordinarium) waren 229,900 Thlr. unverwendet geblieben.

Unter Zusammenrechnung der Mehreinnahmen und der Ausgabe⸗Ersparnisse und nach Gegenrechnung aller bei ver⸗ schiedenen Zweigen der Verwaltung eingetretenen Ueberschreitun⸗ gen der etatsmäßigen Ausgabefonds ergab sich der oben be⸗ zeichnete Ueberschuß.

Vergleichung der Finanzlage am Ende des Jahres 1869 mit der am Ende des Jahres 1872.

Wenn man die Finanzlage Preußens am Schluß der drei⸗ jährigen Periode 1870,72 mit der Lage am Beginn dieser Pe⸗ riode vergleicht, so tritt eine sehr wefentliche Verbesserung her⸗ vor. Dem Anwachsen der Brutto⸗Einnahmen des Staates steht zwar bei den technischen Betriebs verwaltungen (Domänen⸗, Forst= Bergwerks- Eisenbahnverwaltung) eine sehr bedeutende Steige⸗ rung der Betriebskosten gegenüber, weil die Beamtenbesoldungen, die Arbeitslöhne und die Materialienpreise erheblich gestiegen sind. Nichts desto weniger sind im Ganzen genommen die Netto⸗ Einnahmen des Staates sehr beträchtlich gestiegen. In dem nachfolgenden Tableau ist ersichtlich gemacht, wie sich bei den

wichtigsten Titeln, aus welchen sich das Staatseinkommen zu⸗ sammensetzt, die Netto⸗Erträge stellen.

Nr. Titel. 1870. 1871. 1872. 1873. Thlr. Thlr. Thlr. Thlr.

I. Domänen: nach dem Voranschlage MI, 080 7,547,770 725, 125 7, 102, 182

nach dem wirklichen ͤ Aufkommen!) 743 1,089 7,597,490 7, 176, 554 2. Forsten: ; , ,, 6,392, 100 6,406,500 5,926, 810 6, 112,180 nach dem wirklichen Aufkemmen. 6M 2, 284 6,094, 6557 7,627,425

III 543

Direkte Steuern: nach dem Voranschlage 40,493, 040 41,052, 000 41,219,411 43, 205, 000 Aufkommen. 0, 840,749 41,242, 527 42,8382, 639 „Indirekte Steuern: nach dem wirklichen Aufkommen. ö, III, 365 12,910,779 19, S49, 458 nach dem Voranschlage nach dem wirklichen 00 000 700 000 Soo, 0 Bank: nach dem Voranschlage 1,400,000 1,475,000 1,B715, 000 2, 002000 Aufkommen. 2, 133,734 2,248,466 2,461,141 . Staatsschatz: nach dem wirklichen Aufkommen. 3,40, 000 2,050,000 3,300, 000 men der allgemeinen Kassen⸗Verwaltung: 1 hh, 749 624,996 680,984 nach dem wirklichen Aufkommen. 1.698, 228 nach dem Voranschlage 4,109, 449 4,937,672 4,962, 806 6, M 8, 53 nach dem wirklichen

nach dem wirklichen nach dem Voranschlages l 1,729,735 11,755, 0065 1 1, 604,142 15, 092, 060 Seehandlung: 700, 000 700,000 S00, 000 2,500,009 Aufkommen. nach dem wirklichen nach dem Voranschlages 3, 140, 000 2,050 000 3, 300, 000 5,‚250, 0090 Verschiedene Finnah⸗ nach dem Voranschlage ; S24 086 1,796,499 Bergwerke verwaltung: Aufkommen. PJ Ih, 292 5,557 493 11,342,987

Eisenbahnverwaltung: nach dem Voranschlage 12,588, 232 13,766,574 11,566, 536 12, 355, 626 nach dem wirklichen

. lh 287, 858 16,914,631 14,335,705

Aufkommen.

Nr. 25 des „Marine⸗Verordnungs⸗Blatts“ hat folgen⸗ den Inhalt: Vereinfachungen des Liquid ations- und Rechnungswesens im Geschäftsbereiche der Marine⸗Veriwaltung. Die Aufstellung der Konto⸗Abschlüsse. Benutzung der Eisenbahnroute Kiel⸗Danzig durch Marine⸗Kommandos. Pensionen der im Marinedienste z. als Beamte angestellten Militärpensionäre bei ihrem Ausscheiden aus die⸗ sem Dienste. Eintheilung des Titel 8. Verwendung der Dampf⸗ barkassen. Beschränkung des Depeschenverkehrs. Personal⸗Ver⸗ änderungen. Benachrichtigungen. IJ

—— Nr. 100 des Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗ Post verwaltung hat folgenden Inhalt: General⸗Verfügung vom 30. Dezember 1873; Münzwährung im Bezirke der Kaiserlichen Ober⸗ . in Schwerin; vom 25. Dezember 1873: Beförderungs- risten der Posten; vom 31. Dezember 1873: Adressirung der Dienst⸗ Packete bei der Postverwaltung in Folge der Einführung gedruckter Packetadressen; Anzeigen über das Verfehlen von Eisenbahnanschlüässen; Behandlung der gewöhnlichen Packete; Aversionirurg von Porto⸗ und Gebührenbeträgen. Bescheidung vom 13. Dezember 1873: Verzinsung der Guthaben von Mitgliedern der Post-Spar⸗ und Vorschußvereine bei Bersetzungen; vom 26. Dezember 1873: Gegenseitiger Austausch von General⸗Cirkularen der Kasserlichen Ober -⸗Postdirektionen.

Statistische Nachrichten.

Das Kaiser lich statistische Amt veröffentlicht in dem jetzt heransgege= benen 3. Hefte, Ahth. 2, der Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs Uebersichten der in den freien Verkehr des deut— schen Zollgebiets getretenen und der aus dem freien Verkehr desselben ausgeführten Waaren für 1— 3. Qu ar— tal 1873. Wir geben daraus die nachfolgende Zusammenstellung der wichtigeren Ein⸗ und Ausfuhrartikel (verglichen mit dem Vorjahre), bemerken aber zur richtigen Würdigung der Ziffern vorweg, daß, während bei der Einfuhr alle diejenigen Waagren, welche der Verzollung nach dem Nettogewichte unterlegen haben, mit letzterem nachgewiesen worden sind, jämmtliche übrige Artikel, auch die aug—= geführten, nur mit ihrem Bruttogewichte angegeben werden.

Verzehrungsgegenstände; Weizen Einfuhr 5,044. 891 Ctr. (gegen 18372 * 241,254 Ctr.), Ausfuhr 4,143,268 Ctr. (gegen 1872 1,965,223 Ctr.); Roggen E. 9.929, 845 Cir. (4 1,826, ii Ctr.), A. 2915, 734 Ctr C WM, 665 Ctr.); Bier E. 128, ig5 Ctr. w 2,585 Ctr.), A. 579,623 Ctr. (4 91,148 Ctr.); Arrak, Rum, Branntwein E. 68,511 Ctr. (4 10284 Ctr.), A. 478. 361 16Ctr. ( 3623, 376 ECtr); Wein CG. i, 172 578 Gtr. (E 552,335 Gir.) A. 262,095 Cir. (— 56,230 Ctr.); Butter E. 95, 332 Gtr. (4 Ih Ctr), A. 217.057 Ctr. ( 2,855 Ctr.); Fleisch, zubereitetes, Speck ꝛc. G. ht, 758 Ctr. (.- Zöß, hoö Gir), J. 44,2 iz Gir, (= i6,is7 Gtr); getrednete Südfrüchte E. 217411 Ctr. ( 37479 Ctr); Gewürze E. 56,503 Ctr. Ct 4826 Gtr.), Heringe E. 435.704 To. (4 77.349 To); roher Kaffee E. 1463598 Ctr. (* S6 367 Ctr.); Mehl G. 1099, 449 Etr. (. 32.867 Ctr.), A. 15710300 Ctr. CC 206,932 Ctr -); geschälter Reis E. 952,522 Ctr. (4 171,753 Ctr.); Rohtabak E döS 968 Ctr. (4 274,255 Ctr.), A. 48,471 Ctr. (— 20.023 Ctr. ); Thee E. 14195 Etr. (— 21 Eir.); raffinirter Zucker E. 165,533 Ctr. 58,591 Ctr.), A. 95,3 8 Ctr. ( 8,523 Etr.); Roh zucker E. 146559 Ctr. (— 380705 Ctr), A. 128919 Etr. (4 760, 753 Ctr. ; Schmalz E. 685,732 Ctr. (4 315,100 Ctr.), A. 33, 104 Ctr. ( Tol Gir)

I. Rohstoffe: Steinkohlen und Koks E. 29,291,539 Ctr. C 10,463,264 Etr.), A. 51,969, 868 Ctr. (4 4968, 326 Ctr.); Baumwolle E. 2,8064135 Ctr. (K 795,214 Ctr.), A. 949, Sh Ctr. (4 414062 Ctr. ); Schafwolle E. S6, 475 Ctr. (—- 18,469 Ctr.), A. 187909 Ctr. C 95,694 Ctr); Rohseide E. 44,632 Ctr. (- 5587 Ctr.), A. 11.640 Ctr. (4 62 Ctr.); Flachs E. S802, 304 Ctr. ( 254,375 Ctr.), A. 451900 Cir, (— 90656 Ctr); Hanf G. 555,364 Ctr- ( 1738,981 Etre), A. 260,283 Ctr. (4. 75, 064 Etr); Roheisen E. Sn 8b, 218 Gtr. (= 553 016 Gtr.), A. 1.63, J561 Ctr. E 96407 Gtr.); rohes Blei E. 110161 Etr. (44 28,783 Ctr.), A. 368, 800 Ctr. ( 1473. Ctr.); Rohkupfes C. 2395 Cr. ( Is66 Gtr3, A. 47963 Ctr. (E990 Ctr.); Rohzink E. 63,454 Ctr. (- 32, 852 Ctr. ), A. 458997 Ctr. (4. 7198 Ctr); Soda, rohe, E. 248, go Ctr. ( 2217 Ctr.), A. 45,758 Cir C6 7016 Etr ); Farbholz E. 440,476 Ctr. (— 297,362 Ctr), A. 77,820 Ctr. ( 45,0907 Ctr.);

) Das wirkliche Aufkommen ist dergestalt berechnet, daß der Ist= Einnahme, einschließlich der Cinnahmen auf Reste gus . und ausschließlich der in das nächftfolgende Jahr übergegangenen Ein= nahme Ausstände, die Summe der Ist⸗Ausgabe und der verbliebenen Ausgabe: Reste nach Abzug, der gus dem Vorfahre übernommenen Ausgabe⸗Rückstände gegenüber gestellt ist. In den Ziffern für 1875 ist die weitere Steigerang der Betriebskosten, welche aus der Er= höhung des Diensteinkommens der Beamten durch Gewährung der

Wohnungsgeldzuschüsse erwächst, noch nicht berücksichtigt.