1874 / 4 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Jan 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Kammer syolle über die Aufbesserung der Beamtengehälter erst bei der Schlußberathung über das Budget sich entscheiden. Die Behauptung des Abg. Freitag, daß die General⸗Direktion der Verkehrsanstalten ihre Beamten zur Wahl liberaler Reichstags⸗ kandidaten verpflichtete, wies Hocheder als grundlos zurück. Die Debatte wurde auf Montag vertagt.

Nach den Erläuterungen zur Nachweisung über die den Centralfonds zugewiesenen Staatseinnahmen und deren Verwendung im Verwaltun sjahre 1872 schließen die Rechnun⸗ gen für die einzelnen Etats, wie der „Corr. v. u. f. D.“ mit⸗ theilt, wie folgt ab. (Ziffer 1) bedeutet den Budgetansatz für 1 Jahr der 11. Finanzperiode, Ziffer 2) den wirklichen Auf⸗ wand, Ziffer 3) den Mehr⸗ oder Minderbetrag gegenüber dem Budgetansatz.)

taatsschuld: 1) 16,873,376 Fl., 2) 16,A326784 Fl. 254 Kr.

3) minder 546,591 Fl. 365 Kr.; K. Haus und Hof: I) 3, 156,807 Fl.; 2) 3, 157,533 Fl. 504 Kr. 3) mehr 726 Fl. 51 Kr. Staatsrath: I 70006 FI., 2) 65,207 Fl. 52 Kr, 3) minder 798 Fl. 8 Kr., Landtagsversammlung und Landtagsarchiv: I) 139,340 Fl., 2) 304,520 3 245 Kr., 3) mehr 165,189 Ji. 24 Kr. Staats⸗Ministerium des öniglichen Hauses und des Aeußern: ) 409,900 Fl, 2) 361,968 Fl. 464 Kr., 3) minder 47031 Fl. 133 Kr. Staats⸗Ministerium der Justiz: I) 6,205,790 Fl., 25 6,041,519 Fl. 169 Kr., 3) minder 164,270 Fl. 436 Kr. Staats⸗Ministerium des Innern: 1) 9, 396,615 Fl, 2) 9,275,626 Fl. 27 Kr., 3 minder 120,988 Fl. 33 Kr. Stagts— Ministerium des Kultus: 1) 7,952, 645 Fl., 2) 7,440,364 Fl. 351 Kr.; 3) minder 512,289 Fl. 246 Kr. Staats⸗Minister der Finanzen: I) 1,5118292 Fl., 2) 1,064,321 Fl. 17 Kr., 3) minder 33, 376 Fl. 43 Kr. Rilitäretat? I) 19 576,743 Fl, 2) I. G', 748 gi. 15 Kr., 3) mehr: 15 Kr. Pensionen der Wittwen und Waisen-der Staatsdiener: 1) 845,000 Fl., 2 858,211 Fl. 8 Kr., 3) mehr 13,211 Fl. Sz Kr. Ausgaben auf Reichszwecke: 1 9510 400 Fl., 9, 134,392 Fl. 7 Kr., 3) minder 373,007 Fl. 526 Kr. Reichs eservefonds: I) 215,616 Fl., 2) 3) minder 215,616 Fl., Summa: 1 74 968, 5635 Fl., 2 73,136, 1953 Fl. 223 Kr., 3) minder LS39, 436 Fl. 371 Kr. Hiervon ab: 58,550 Fl. 27 Kr., Mehrbeträge der Normal. gegen die Budgetpreise, welche bestimmungsgemäß dem Reichs⸗Reservefonds zur Last zu schreiben sind, dem— nach Rest des Minderaufwandes: 1780,386 Fl. 106 Kr.

Von der Königlichen Staatsregierung ist dem Präͤsidium der Abgeordnetenkammer ein neuer Gesetzentwurf, betreffend die pfälzischen Eisenbahnen (Erhöhung der Zinsengarantie), und ein weiterer Gesetzentwurf, „die Ausdehnung und Vervoll⸗ ständigung der Staatseisenbahnen betreffend“, übersandt worden. Im letzteren wird ein Kredit von 57, 157,700 Fl. verlangt zur Herstellung einer Bahn durch das Fichtelgebirge im Anschlusse an die in Ausführung begriffene Bahn von Nürnberg über Hers⸗ bruck nach Neuhaus, von da über Schnabelwaid, Kirchenlaibach und Redwitz nach Oberkotzau und von ,, über Arz⸗ berg nach Franzensbad; Herstellung einer Verbindungs⸗ bahn zwischen Hersbruck und Pommelsbrunn; Ver⸗ legung des Bahnhofes in Hof und seiner Einfahrt⸗ strecken; Herstellung einer Eisenbahn Donauwöth⸗Treuchtlingen und Verlegung des Bahnhofes in Donauwörth; Herstellung einer Bahn Gemünden⸗-Schweinfurt und eines Rangirbahnhofes bei Oberndorf; Fortsetzung der Bahnlinie von Miltenberg über Amorbach zur Landesgrenze; Herstellung einer Verbindungsbahn zwischen Wolnzach und Münchsmünster und eine Verbindungs⸗ bahn zwischen Kaufering und Bobingen über das Lechfeld.

Der Brandversicherungs-Gesetzentwurf kommt am 12. Januar in dem eigens dafür zusammengesetzten Spezial⸗ ausschuß zur ersten Berathung.

Sachsen. Dresden, 5. Januar. Der König hat die nachgesuchte Versetzung seines General⸗Adjutanten, General⸗ Lieutenant von Thielau, in den Disponibilitätsstand mit der i . Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der zeit⸗

erigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen genehmigt und demselben das Großkreug bes Albrechts⸗Ordens verliehen.

Die Erste Kammer wird erst am 12. Januar ihre Sitzungen wieder beginnen, da es ihr an allem Berathungs⸗ stoffe fehlt.

Mecklenburg. Schwerin, 5. Januar. Der Erb⸗ großherzog ist heute Morgen und der Herzog Paul Friedrich gestern Abend von hier abgereist. Der Fürst Hugo⸗Win dischgrätz und die Prinzessinnen Alexan⸗ drine, Olga und Marie Windischgrätz sind gestern Abend hier eingetroffen.

Der MinisterialRath von Bülow hierselbst ist unter dem 27. Dezember v. J. zum Geschäftsträger am Königlich preußischen Hofe ernannt worden.

Im Laufe des bevorstehenden Winters werden am 23. und 30. Januar, am 3., 10. und 17. Februar Hofbälle statt⸗ finden, von denen der zweite ein Gallaball sein und sich an die Feier des Geburtstages der Großherzogin anschließen wird. Aus Veranlassung des Geburtstages des Großherzogs werden Hoffestlichkeiten nicht stattfinden.

Sach sen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 3. Januar. Bei der heutigen engeren Wahl eines Bürgermeisters für die hiesige Residenz wurde Rechtsanwalt Fürbringer zu Greiz mit 536 Stimmen von 770 abgegebenen gewählt.

Sach sen⸗Coburg⸗ Gotha. Gotha, 3. Januar. Der Herzog ist heute früh nach Gotha abgereist.

Der Kabinets⸗Rath r. Tempeltey ist von seiner 5. als Hofkapell⸗ und Theater⸗Intendant auf wiederholtes Nachsuchen vom 1. d. M. ab enthoben worden.

Die vom Landtage genehmigten Verfassungs⸗ Veränderungen beschränken sich, wie die „Weim. Zig.“ meldet, im Wesentlichen auf die Neubildung des gemein⸗ schaftlichen Landtags und die damit in Verbindung stehen⸗ den Abänderungen des Staatsgrundgesetzes resp. der in dassel be aufgenommenen Geschäftsordnung. Der Landtag soll nämlich künftig aus den Mitgliedern der beiden Spezial⸗-Land⸗ tage, nämlich 19 für Gotha und 11 für Coburg, also aus 30 Mitgliedern bestehen, während die jetzige Zahl seiner Mitglieder nur 21 und zwar 14 für Gotha und 7 für Coburg be⸗ trägt. Diese und 5 Stellhertreter wurden zeither von den Son⸗ der⸗Landtagen durch Wahl nach absoluter Stimmenmehrheit zum gemeinschaftlichen Landtag abgeordnet. Der hiermit ver⸗ bunden Ausschluß mehrerer Abgeordneten vom gemein⸗ schaftlichen Landtag hatte mehrseitig Mißstimmung erregt und die neue Umgestaltung hervorgerufen. Einen Vorschlag Herzog⸗ licher Staatsregierung auf Erhöhung der Diäten für alle nicht am Versammlungsorte wohnenden AÄbgeordneten von 23 Thaler auf je 4 Thaler (die hier und in Coburg domizilirenden erhalten je 2 Thaler pro Tag) lehnte der Landtag, wie wir bereits mit⸗ theilten, ab, er gab jedoch, in Anerkennung der Thatsache, daß der im Jahre 1852 bestimmte Etatssatz von 25 Thlr. den gegen⸗ an gn Theuerungsverhãältnissen nig angemessen sei, der Her⸗ zoglichen Staatsregierung anheim, ihren Vorschlag dem Land⸗ tage vor Schluß der gegenwärtigen Wahlperiode wieder zur Be⸗

Neuß. Greiz, 4. Januar. Der Für st und die Fürstin sind heute nach Bückeburg zum Besuch des dortigen Fürstlichen Hofes abgereist.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 5. Januar. (W. T. B.) Der , von Vorarlberg ist bei Beginn der heutigen Sitzung, auf deren Tagesordnung ein gegen das Gesetz über die direkten Wahlen gerichteter Antrag stand, durch eine Kaiser⸗ liche Ordre geschlossen worden.

Von Seiten des pästlichen Stuhles ist die Ernennung der Erzbischöfe von Salzburg und Gran zu Kardinälen dem

Investitur nachgesucht worden.

Wie die „Reform“ meldet, wird der Gesetzentwurf, be⸗ treffend die Ostbahn, den ersten Gegenstand der Reichstags⸗ Verhandlungen nach Wiederbeginn derselben bilden.

Schweiz. Bern, 5. Januar. (W. T. B.) In Folge der neuesten Demonstrationen von Seiten der Ultramon⸗ tanen im Berner Jura sind in dem Orte Saignelégier Sei⸗ tens der Regierung energische Maßregeln angeordnet worden, auch sind zwei Kommissare der Regierung an Ort und Stelle abgegangen.

Der neue französische Gesandte, Graf von Chau⸗ dordy, ist heute hier eingetroffen.

Großbritannien und Irland. London, 3. Januar. Wie das Hofjournal meldet, werden der Herzog von Edin⸗ burgh und die Großfürstin Marie von Rußland nach ihrer Hochzeit der Königin auf Windsor einen Besuch abstat⸗ ten. Da die Hohen Herrschaften Gäste Ihrer Majestät sind, wird eine Reihe von Gemächern für ihre Aufnahme vorbereitet werden.

Die Königin hat Don Anibal Gonzales zum Ge⸗ neral⸗Konsul der Repubik Ecuador in London bestätigt.

Der amerikanische Gesandte am hiesigen Hofe, Gene⸗ ral Schenck, ist von einer längeren Reise in Frankreich nach London zurückgekehrt.

Die Kommissäre für die Tilgung der Nationalschuld machen bekannt, daß die Summe von 556,692 Lstr., d. i. der vierte Theil des Ueberschusses der Einnahmen über die Ausgaben während des am 30. September 1870 beendeten Jahres, im ersten Quartale dieses Jahres zur Reduktion der Staatsschuld verwen⸗ det werden wird.

Nach der Marineliste pro 1874 sind gegenwärtig für die britische Marine die folgenden Schiffe im Bau begriffen: 4 Schrauben⸗Schaluppen, 7eiserne Schrauben⸗Korvetten, I eiser⸗ nes Schrauben⸗Truppenschiff, 8 Kanonenboote, 2 Schaufel⸗ Schleppdampfer, 3 eiserne gepanzerte Schraubenschiffe, 2 gepan⸗ zerte Thurmschiffe und 1 eisernes Torpedoschiff, im Ganzen 28 Kriegsfahrzeuge.

Frankreich. Paris, 4. Januar. Die Münz⸗Kom⸗ mission wird sich am 8. Januar hier versammeln. Die Kom⸗ missare sind: für Frankreich: die Herren Dumas, Dutilleul; für Belgien: Herr Jacobs; für die Schweiz: die Herren Herzog und Lardy. Die Kommissare von Italien sind noch nicht angekommen.

5. Januar. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach wird der Prinz Alphons von Asturien, der Sohn der ehema⸗ ligen Königin Isabella, am Sonnabend nach Wien zurückkehren, um dort seine Studien fortzusetzen.

Der spanische Gesandte Abarzuza, der für den Fall der Bildung eines aus Elementen der Intransigenten be⸗ stehenden Ministeriums seinen Rücktritt zu nehmen entschlossen war, verbleibt vorläufig auf seinem Posten.

Spanten. Mehrere Paristi⸗ Blätter enthalten Mitthei⸗ lungen über die füngsten Ereignisse in Madrid. Darnach haͤtte das neue Ministerium sofort nach seiner Installation eine Proklamation erlassen, in welcher alle Parteien aufgefordert werden, sich gegenüber der gemeinsamen Gefahr, welche von den Carlisten und Intransigenten drohe, zu vereinigen und nach Niederwerfung derselben eine allgemeine Volksabstimmung über die Form der zukünftigen Regierung in Aussicht gestellt wird.

Die Journale melden ferner, daß der Marschall Serrano sich jetzt definitiv für die Annahme des Präsidiums im Ministerium erklärt, der Admiral Topete dagegen die Uebernahme des Marine⸗Ministeriums abgelehnt hätte. Auch solle die Abberufung des Generals Moriones in Aussicht stehen und derselbe durch den General Lopez Dominguez ersetzt werden. Alle diese Nachrichten entbehren indeß bisher der Bestätigung.

Die „Times bringt folgendes Telegramm aus Madrid vom 4: Die Nacht ist ohne Ruhestörungen verlaufen; zahlreiche Patrouillen durchzogen die Straßen. Die Truppen wurden gegen Morgen in die Kasernen zurückgezogen, und trägt die Stadt eine durchaus ruhige Physiognomie an sich. Die Eisen⸗ bahn und Telegraphenstationen sind zugänglich.

Wie dem „Reuterschen Bureau“ vom spanischen Kriegs⸗ schauplgtze gemeldet wird, steht der General Moriones im Be⸗ griff, sich mit seinen Truppen, vermuthlich nach Santander, wiedereinzuschiffen, da derselbe am weiteren Vorrücken gehindert ist. Die Carlisten halten Bilbao in einer Stärke von 24 Bataillonen eingeschlossen. Ein der „Agence Havas“ aus Sommorrostro (bei Bilbao) vom 2. d. M. zugegangenes Tele⸗ gramm meldet gleichfalls, daß Moriones sich mit allen seinen Truppen wieder eingeschifft hat.

5. Januar. (W. T. B.) Die amtliche ‚„Gaceta“ publi⸗ zirt die Dekrete, durch welche Martos zum Justiz-Minister, Echegara zum Finanz⸗Minister, Mosquera zum Handels⸗Mi— nister, Albaeeda zum Civil⸗Gouverneur von Madrid ernannt werden. Ein anderes Dekret setzt die gesetzlichen Bestimmungen über die konstitutionellen Bürgschaften außer Wirksamkeit und stellt ganz Spanien unter die Bestimmungen des Gesetzes über diezöffentliche Ordnung vom 23. April 1876. Eine Cirkular⸗ verfügung des Ministers des Innern weist die Gouverneure der Provinzen an, alle Journale mit carlistischer oder kantonaler Tendenz zu suspendiren.

Nach aus Sarggossa hier eingelangten Nachrichten war es dort gestern zwischen den Regierungstruppen und den sogenannten Freiwilligen der Freiheit zu einem Zu sammen⸗ stoß gekommen. Es entspann sich ein achtstündiger Kampf, bei dem die Regierungstruppen 200 Gefangene machten und 5 Ka⸗ nonen, sowie eine große Anzahl von Gewehren und Kriegs⸗ munition erbeuteten. Der Aufstand gegen die Regierung wurde durch den Gemeindergth und durch die Provinzial⸗Deputation herbeigeführt, welche sich der Gewalt über die Stadt vollständig bemächtigt hatten. Nach den letzten von dort eingegangenen Nachrichten sollten der Gemeinderath und die Provinzial⸗Depu⸗ tation aufgelöst werden.

Fur die vergangene Racht waren in Voraussicht etwa

schlußfassung vorzulegen.

Kaiser amtlich notifizirt und um die Vornahme des Aktes der

sichts maßregeln getroffen worden; die Nacht ist aber ruhig verlaufen. .

Ein weiteres Telegramm meldet: Marschall Serrano hat als Präsident der Exekutivgewalt ferner Citona zum General der Kavallerie, Rzquierdo zum General der Infanterie und Ros Olano zum General der Artillerie ernannt. Aus den Provinzen sind Seitens der Civil⸗ und Militär⸗Autoritäten sehr zahlreiche Telegramme eingelaufen, in denen erklärt wird, daß die neue Regierung auf deren Ergebenheit mit Sicherheit zählen dürfe. Gleichzeitig wird gemeldet, daß die Ruhe im Ganzen überall aufrecht erhalten worden sei. Valladolid kam es zu Unruhen, die Ordnung ist aber auch dort wiederhergestellt.

Italien. Rom, 5. Januar. (W. T. B.) Dem frühe⸗ ren französischen Gesandten beim italienischen Hofe, Fournier, ist vom Könige der Großkordon des St. Mauritius und La⸗ zarus⸗Ordens ir ft worden.

Der Papst hat heute eine zahlreiche Deputation irlän⸗ discher Katholiken . . .

Der neue österreichische Gesandte beim päpstlichen Stuhle, Graf Paar ist hier eingetroffen und hat dem Kardinal Anto⸗ nelli seinen Besuch abgestattet.

Türkei. Die „Voce de la vérita? vom 5. Januar ver⸗

öffentlicht ein Telegramm aus Konstantinopel, nach welchem der Sultan die Streitigkeiten über das Patriarchat unter den k Armeniern zu Gunsten der Hassunisten entschieden atte.

Rumänien. Bukarest, 5. Januar. (W. T. B.) Prinz Bruder des Fürsten Karl

Friedrich zu Hohenzollern, von Rumänien, ist hier eingetroffen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 4. Januar. Die Vermählnng der Großfürstin Maria Alexan⸗ drowna und des Herzogs von Edinburgh ist der „St. Pet. 3tg.“ zufolge auf den 11. Januar festgesetzt.

Bekanntlich ist es eine Hauptfrage der militärischen Organisation, so schreibt die „N. 3.“, zu deren endgültiger Bearbeitung und Entscheidung eine besondere Kommission beim Kriegs⸗Ministerium bestellt ist, ob die Verwaltung alles dessen, was sich im Rücken der Armee befindet, eine selbständige Gestalt annehmen, oder ob dieselbe der gesammten Armeeverwaltung unterzuordnen sei. Wie nun die „N. 3.“ hört, wäre man gewiß, die Frage zu Gunsten der selbständigen und selbst verantwort⸗ lichen Organisation zu entscheiden, so daß der Verwaltung fol⸗ gende Obliegenheiten zuständen: I) Die Administration aller im Rücken der Armee liegenden Wege und den zu ihrem Schutz zurückgelassenen Truppen; 2) die Verwaltung aller dem Feinde abgenommenen Landestheile bis zur Bestellung eines General⸗ Gouverneurs. 3) Die Lieferung von Leuten, Kleidern, Gegen⸗ ständen, Proviant und anderen Erfordernissen für die Armee. Den Ausschlag soll dabei der Wunsch gegeben haben, die Verant⸗ wortlichkeit und die Aufgaben der Ober⸗Befehlshaber zu vermindern. Die Naturalverpflegung der Militärpferde ist, wie die „R. St. P. 3.“ meldet, durch einen Beschluß des Reichsraths vom 17/29. November in eine Geldabgabe umgesetzt worden.

5. Januar. (W. T. B.) Der Herzog von Edin⸗ burgh ist gestern hier eingetroffen und bei seiner Ankunft vom Kaiser empfangen worden. Die Stadt war mit Flaggen ge⸗ . die Bevölkerung begrüßte den Herzog mit lebhaften

urufen.

Dem Wirklichen Geheimen Rath W. Titow, Mitglied des Reichsrathes im Departement für Civil⸗Angelegenheiten und Kultus, wurde anläßlich seines 50 jährigen Amtssubiläums für seine in der Diplomatie und im Reichsrathe geleisteten Dienste der Dank des Kaisers mittelst besonderen Kaiserlichen Reskriptes ausgesprochen.

Amerika. Washington, 5. Januar. (W. T. B.) Die auf den Virginiusfall bezügliche diplom atische Kor⸗ respondenz ist dem Kongresse mitgetheilt worden. Eine dieselbe begleitende Botschaft des Präsidenten Grant hält daran fest, daß der „Virginius“ prima facie als ein amerikani⸗ sches Schiff anzusehen gewesen sei. Die Wegnahme des Schiffes und die Hinrichtung eines Theils der Mannschaft wären eine Verletzung des Völkerrechtes gewesen, zu dessen Prinzipien sich Spanien indeß wieder bekannt habe, als es in die Wiederherausgabe des Schiffes willigte. Das schließlich zu Stande gekommene Arrangement müsse als ein gerechtes, die Aufrechterhaltung guter Beziehungen zu Spanien förderndes be⸗ trachtet werden.

Alsien. An das niederländische Kolonien⸗Ministerium ist ein Regierungs⸗-Telegramm aus Batavia, vom 29. Dezember, gelangt, welches nachstehende Meldungen aus 2 Telegrammen des General-Lieutenants van Swieten enthält, die am 28. De⸗ zember in Singkel (einer an Atchin grenzenden niederländischen Niederlassung an der Westküste Sumatras) aufgegeben worden waren:

„Bei einer Rekognoszirung, bei welcher es sich um eine Unter⸗ suchung handelte, wie der Kraton angegriffen werden könne, war man, wie das erste dieser Telegramme berichtet, auf einen großen Kampong gestoßen, der sorgfältig befestigt war und hartnäckig vertheidigt wurde; nach einem ungefähr siebenstündigen Gefecht war das Kampong mit allen seinen Verschanzungen, genommen und war man ungefähr sieben Minuten weit, über Passar-⸗-Atchin auf dem rechten Fluß- ufer, vorgerückt. Die niederländischen Truppen, die sich aus⸗ gezeichnet benommen, hatten in diesem Gefecht 7 oder 8 Todte und 78 Verwundete, Der Kampf sollte an nächsten Morgen fortgesetzt werden. Die Verluste des Feindes waren sehr groß; in der ersten Verschanzung wurden 30 Todte gefunden und in den übrigen nach Verhältniß, (nar crenredigheid). Nach dem zweiten Telegramme, bei welchem, wie bei dem ersten, das Datum nicht angegeben ist, waren von dem Regierungs-Kommissar Briefe an den Sultan abge⸗ schickt worden, auf welche noch keine Antwort eingetroffen war. Die Fortsetzung der Qperationen gegen den Kraton wurden verschoben, bis ein genügender Vorrath von Lebensmitteln und Kriegsbedarf herbei— geschafft wäre, um kräftig agiren zu können. Die 26 Monkims (öftlich vom Flusse) waren überwältigt, die 5 Monkims (der westliche Be⸗ zirk) verhielten sich neutral (onzydig), die 22 Monkims (im Süden) waren durch die Verluste, welche sie erlitten hatten, entmuthigt. Bei dem Feinde herrschte Mangel an Reis. Das Wetter war günstig, die Cholera nahm ab.“ Nach einem weiteren dem Kolonien⸗Ministerium zugekomme⸗ nen Telegramme des General⸗Lieutenants van Swieten, welches am Morgen des 31. Dezember in Penang aufgegeben worden, hatte am 26. Dezember wieder ein sehr ernstes Gefecht behufs Rekognoszirung des Terrains vor dem Kraton stattgefunden. Der Zweck wurde erreicht mit schwerem Verluste. Es fielen 1 Offizier und 15 Soldaten, leicht verwundet wurden 5 Offiziere und 55 Soldaten. Eine Batterie für n Geschütz war nun im Baue; sie sollte baldigst in Bereitschaft sein und stark

bevorstehender Unordnungen besondere militärische Vor⸗

bewaffnet werden. Der Radja von Pedir war mit 1500 Mann in den Kraton gekommen und hatte sich der Kriegspartei daselbst

Nur in Taragona und.

angeschlossen. Eine Abtheilung der Flotte sollte entsendet wer⸗ den, ihn und sein Volk dafür zu züchtigen. Der Bote, welcher die Briefe des Regierungskommissaͤrs an den Sultan zu über⸗ bringen den Auftrag gehabt, war mit dem Tode bedroht, in Fesseln geworfen und, von Allem beraubt, in das Binnenland gebracht worden, die Briefe aber wurden nicht dem Sultan übergeben, sondern zerrissen. Das Volk hatte sich der Gewalt bemaͤchtigt. Der Geist der niederländischen Truppen blieb vor⸗ trefflich. Der Ober⸗Befehlshaber hatte ihnen durch Tagesbefehl seine Zufriedenheit bezeugt.

Ein Privat- Telegramm aus Penang vom 30. Dezember bringt noch folgende Mittheilungen, die mit obigen in völliger Uebereinstimmung sind:

„Der Radja von Pedir, einem großen Kampeng mit einer Bevöl- kerung von 30,5900 Seelen an der Ostküste von Atchin, ist mit einer starken Streitmacht in den Kraton. eingerückt, um den Atchinesen zu Hülfe zu kommen. Diese haben sich geweigert, in Unterhandlung zu treten. Es werden sehr hartnäckige Gefechte geliefert. Von nieder⸗

ländischer Seite werden Vorbereitungen getroffen, Pedir anzugreifen.“

Die Monkims, von welchen oben Erwähnung gethan wird, sind Distrikte, welche aus 26, 22 und 25 Gemeinden bestehen, die auch Sagis und im Malaiischen Kottas genannt werden. Sie umgeben die Stadt Atchin, und zwar die 26 Monkims im Osten, die 22 Monkims im Süden und die 25 Monkims im Westen. Der erste Distrikt, wo die Niederländer diesmal ihre Landung bewerkstelligt haben, ist bereits in deren Gewalt; die 25 Monkims verhalten sich neutral in Erinnerung an die erste niederländische Expedition, die auf ihrem Gebiete stattgefunden hatte; und die 27 Monkims, welche am nächsten bei der Stadt Atchin und dem Kraton gelegen sind, sind jetzt der Schauplatz harter Kämpfe und ihr Muth durch schwere Verluste gebrochen. —— Das neueste Wochen⸗Bulletin des Vice⸗Königs von Indien über die bengalische Hungersnoth besagt, daß in Dude die Besorgniß durch den stattgefundenen Regen einiger⸗ maßen gehoben wurde, und daß in mehreren Provinzen die Aussichten der Frühjahrsernte gut sind. In Tirsus, Sarun und Bhagulporn hat es ebenfalls ein wenig geregnet, aber es wurde dadurch keine allgemeine Besserung bewirkt, und die Preise der Lebensmittel steigen. Die Betheiligung der ärmeren Be⸗ völkerung an den Nothbauten ist bereits beträchtlich. Wie der „Times / ⸗Korrespondent in Calcutta meldet, ist die Reisernte nicht günstiger, als Sir G. Campbell anticipirte. Die Aussichten der künftigen Ernte sind noch immer erträglich.

Afrika. Von der Goldküste liegen per Dampfer „»Anglian“ wieder Nachrichten vor, die bis zum 15. Dezember reichen. Die zur Theilnahme an der Expedition nach Kumassi bestimmten britischen Truppen sind in Cape Coast Castle ange⸗ kommen. Der „Himalaya“ brachte am 10. Dezember die Schützen⸗ brigade, und der „Tamai! am 12. das 23. Regiment. Die Truppen wurden indeß nicht gelandet, sondern wegen der unter ihnen vorherrschenden Krankheiten auf eine vierzehntägige Kreu⸗ zungsfahrt geschickt. Sir Garnet Wolseley, der jüngst von einer Inspektionstour aus dem Innern zurückkehrte, hat sich mit 500 Matrosen und Marinesoldaten zur Verfolgung der Aschantis nach dem Prah begeben. Er hoffte, den Fluß am 25. v. M. zu erreichen. Die Äschantis ziehen sich in großer Eile über den Prah zurück, und den neuesten Nachrichten zufolge hatte das Gros ihrer Armee den Prah in großer Unordnung uüberschritten. Viele ertranken, und die Todten und Verwundeten wurden am Ufer zurückgelassen. Ihre Nachhut erlitt auch große Verluste in dem Scharmützel mit dem Oberst⸗Lieutenant Ward am 27. No⸗ vember. Das ganze Land his zum Prah ist nun, wie der Be⸗ richterstatter der „Daily News“ meldet, im Besitz der Eng⸗ länder. Die Heerstraße nach dem Prahsu hoffte man gegen den 20. Dezember fertig zu stellen. Der Marsch nach Kumasst wird demnach zu Anfang Januar angetreten werden.

Die Londoner Handelsbehörde hat vom Staats⸗Sekretär für auswärtige Angelegenheiten Kopien von Depeschen des bri⸗ tischen Gesandten in Lissabon erhalten, welche die ganze Gold⸗ küste von Cape Talnas bis zur Bucht von Benin vom gel⸗ ben Fieber für heimgesucht erklären, und melden, daß die Lokalbehörden in Madeira beschlossen haben, über alle von der. Küste Afrikas kommenden Schiffe ohne Unterschied, selbst wenn sie reine Gesundheitspässe von allen Häfen, die sie anlaufen, mit⸗ bringen und kein Todes⸗ oder Krankheitsfall an Bord stattgefun⸗ den hat, eine Quarantäne zu verhängen.

Den neuesten Nachrichten von Natal zufolge nehmen die Operationen gegen die aufständischen Kaffern. ihren Fortgang. Nach den Aussagen zweler gefangen genommener Spione befinden sich die Rebellen an den Ufern des Orange⸗ flusses außerhalb der Grenze der Kolonie, wo der Häuptling Langalibalelo eine Höhle bewohnt. Ein Nachbar des Letzt⸗ genannten, Namens Putini, wurde, weil er mit den Rebellen im Bunde stand, hart bestraft. Es wurden ihm 7000 Stück Rindvieh, sowie 1560 Gewehre weggenommen. Zur Verfolgung der flüchtigen Rebellen werden fliegende Kolonnen organisirt.

Landtags⸗ Angelegenheiten. Berlin, 6. Januar. Die Abgeordneten Dr. Friedenthal und Genossen haben im Hause der Abgeordneten den Entwurf einer Vereinsordnung für die Provinz Posen eingebracht.

Das Goursbuch der Deutschen Reichs⸗Postverwal⸗ tung, 1874 Januar, J. Abtheilung, Verlag der Königlichen Ge⸗ heimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker), ist soeben ausgegeben. Dasselbe enthalt die Eisenbahnverbindungen in Deutschland und der österreichischungarischen Monarchie und Uebersicht der hestehenden Rundreise⸗Touren mit Angabe der Billetpreise, bearbeitet im Cours- bureau des Kaiserlichen General⸗Postamts, und umfaßt die bis zum J. Fanuar eingetretenen resp. mit demselben Tage eintretenden Aen— derungen in dem Gange der Eisenbahnzüge. Ferner Abtheilung II. Januar-Februar, enthaltend die bedeutenderen Eisenbahnrouten in Europa, außer Deutschland ud Oesterreich, ferner Postverbindungen in Deuischlind und den angrenzenden Ländern, Dampfschiff-Course, Reisetouren zwischen mehreren Hauptorten Europas, Tarif für Courier— und Extraposten, Wegemaße, Münzvergleichungs- Tabelle, Zusammen⸗ stellung der Bestimmungen über Benutzung der Telegraphenlinien und Gebührentarif ꝛc. Beigegeben sind 2 Karten.

Statistische Nachrichten.

München, 4. Januar. Von gestern bis heute Abend sind hier an Cholera 28 Erkrankungen und 7 Todesfälle vorgekommen.

Das 1. und 2. Heft (Janugr— Juni) des 5. Jahrgangs 1873 der Zeitschrift des Königlich Bayerischen Statistisch en Buregu“, redigirt von dessen Vorstand Dr., Georg Mayr (München 1873, Kommissionsverlag von E. A. Fleischmanns, Hofbuch⸗ und Kunsthandlung), hat folgenden Inhalt: Die Betheiligung des Königlich bayerischen statistischen Bureaus an der Wiener Weltaus⸗ stellung in Gruppe 26. . über den Verkauf von Ge⸗ treide auf den bayerischen Schrannen, sowie über die erzielten Durch⸗ schnittépreise für die Monate Oktober, Nowember und Dezember 1872,

desgleichen für die sechs hauptsächlichsten Schrannen nach einzelnen Wochen; desgl. für das n, ,. 1572. Die Ernte⸗Ergebnisse des Jahres 1872 in Bayern von Dr. Mayr. Beiträge des König

lich bayerischen statistischen Bureaus zu den auf der Wiener Weltaus⸗

stellung im Pavillon des Welthandels enthaltenen Nachweisen über die Geschichte der Preise von Dr. G. Mayr. Viktualienpreise an ver⸗ schiedenen Orten Bayerns während der Monate Oktober Dezember 1872; desgl. für das Kalenderjahr 1872. Statistik der Immobiliar⸗ Feuerversicherung; von Dr. G. Mayr. Nachweisungen über den Verkauf von Getreide auf den bayerischen Schrannen, sowie über die erzielten Durchschnittspreise für die Monate Januar Juni 1873 desgl. für die sechs hauptsächlichsten Schrannen nach einzelnen Wochen. Statistik der bayerischen Sparkassen nach der Erhebung für 1869. Weitere Ergebnisse der Volkszählung von 1871. Ausscheidung der Gemeinden nach der Zahl ihrer Einwohner und der Bevölkerung nach der Volkszahl der Gemeinden. Bewegung der Bevölkerung des Königreichs Bayern im Kalenderjahr 1872 von Dr. G. Mahr. Viktualienpreise an verschiedenen Orten Bayerns während der Monate Januar Juni 1873. n nn, der Anzahl der vor⸗ handenen Bierbrauereien, Branntweinbrennereien, Essigfabriken, Essig⸗ siedereien und sonstigen Anstalten für Fabrikation von Spirituosen, Malzfabriken, deren Produktion, Malzwverbrauches und des Werthes der betreffenden Produkte während des Jahres 1872 in den Regie— rungsbezirken diesseits des Rheins; zusammengestellt im Königlichen Staats⸗Ministerium der Finanzen. Definitive Ergebnisse der Volks⸗ zählung von 1871 im gesammten Deutschen Reiche. Literatur.

Dessau, 2 Januar. Der „Anh. St. A.“ veröffentlicht nach⸗

folgende Uebersicht über die bei den Gerichten des Landes in den

Jahren 1870, 1871 und 1872 geführten Unter suchungen wegen Verbrechen, Vergehen und Uebertretungen:

wegen Verbrechen wegen Ueber⸗ und Vergehen. tretungen.

1670 s ier nisse 233 As 35 ig zg Big 2655 85 I33 2363 253 dis I; 124 155 igihisz 1595 143. 29 333 553 1560 1354 155

Im Kreisgerichtsbezirk Dessau Im Kreisgerichtsbezirk Cöthen Im Kreisgerichtsbezirk Zerbst. Im Kreisgerichtsbezirk Bernburg. Im Kreisgerichtsbezirk Ballenstedt. 150 187 2181 730 12481301 Im Singen VG iGo s rs London, 3. Januar. In Großhritannien und Irland erscheinen dem „Printers Register“ zufolge nunmehr 131 tägliche Zeitungen, von denen 24 auf London, 72 auf die Provinzen, 13 auf Schottland, 18 auf Irland, 2 auf Wales und 2 auf die Kanal—⸗ inseln kommen.

Kunst Wissenschaft und Literatur.

Das soeben erschienene Januarheft der von F. Schneider und Comp. hierselbst herausgegebenen Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine“, welche seit dem 1. Januar d. J. einen neuen Redacteur in der Person des Hauptmann G. von Maxses erhalten haben, bringt folgende Aufsätze: Redaktionswechsel der Jahr bücher. J. König Friedrich der Große und sein Bruder Heinrich in den Jahren 1763 - 1778. II. Seydlitz in seiner Bedeutung für die Reiterei von damals und jetzt, von Kaehler, Major im Großen Gene— ralstabe. III. Der Virginiusfall von H. Vogt, Major im Großen Generalstahe. JV. Boguslawski und Scherff. V. Zum Prozeß Ba⸗ zaine. VI. Umnschau auf militärischem und maritimem Gebiete. VII. Umschau in der Militär ⸗Literatur.

Seit dem Dezember erscheint in Breslau eine Deutschse Reichs⸗Schulchro nik“, Quellen für die Geschichte des vatersändi⸗ schen Unterrichtswesens, unter vertragsmäßiger Betheiligung praktischer Schulmänner, herausgegeben von Rudolf Hoffmann. Dieselbe will den Unterrichtsangelegenheiten aller deutschen Lande ihr Interesse widmen und amtliche Erlasse, die sich auf den Unterricht beziehen, ihrem Gegenstande nach verzeichnen, die betreffenden Behörden in ihrem Walten kennen lernen und hervorragende Mitglieder derselben biogra⸗ phisch skizziren, endlich die Leser mit den Schulanstalten und deren fegensreichem Wirken bekannt machen. Mittheilungen, die sich auf Schulen und Lehrer beziehen, werden im Korrespondenzwege aus allen Theilen des Deutschen Reichs erbeten. Das Blatt erscheint jeden Monat mindestens 16 Seiten 8. stark. .

Von dem Geheimrath Dr. Adolf Soetbeer kommentirt, erschien soeben die deutsche Münzperfassungs⸗-⸗Gesetzgebung im Verlage der Firma Palm & Enke in Erlangen. Dieser Kom— mentar eröffnet ein neues Sammelwerk, dessen Bestim mung die gus— führliche wissenschaftlich⸗praktische Erläuterung der Deutschen Reichs⸗ ie , un von 1873 an sein wird. Von Dr. E. Bezold redigirt

er K Dr. Endemann und Dr. von Holtzendorff, des Reichs ⸗Oberhandelsgerichts-Rathes Dr. Puchelt und des General⸗ Staatsanwaltes Dr. Schwarze.

Jena, 3. Januar. An Professor Bursians Stelle ist von Ostern

verfität Prof. Dr. Rudolph Schsll von Greifswalde berufen worden und hat den Ruf angenommen. Ebenso wird die durch Kuno Fischers Abgang nach Heidelberg erledigte Professor der Philgsophle mit nächstem Sommersemester durch Prof. Dr. Eucken in Basel wieder befetzt werden. Die Universität ist während dieses Wintersemesters von 396 Studirenden besucht, darunter 79 Theologen, 73 Juristen, 74 Mediziner und 152 Philosophen.

München, 1. Januar. Im verflossenen Jahre 1873 haben im Königlichen Hof- und Nationaltheater 170, im Königlichen Residenztheater 176, zusammen 346 Vorstellungen stattge⸗ funden. Hen diesen fallen auf das n, i 204 Vorstellungen (32 im Hof- und 172 im Residenztheater), auf die Qper 141 und auf das Ballet 1 Vorstellung. Die übrigen 8 Balletvorstellungen wurden mit Lustspielen oder kleineren Opern gegeben. Die Zahl der aufgeführten Stucke bei den 204 Schauspielvorstellungen betrug: 38 den ganzen Abend ausfüllende Lustspiele, 31 den ganzen Abend nicht ausfüllende Lustspiele, 12 den ganzen. Abend ausfüllende Schauspiele, 5 den ganzen Abend, nicht. aus— füllende Schauspiele und 17 den ganzen Abend ausfüllende Trauer⸗ spiele. Ueberblick man sämmtliche Opernaufführungen, so ergiebt sich, daß Adams Postillon zusammen in 1873 3 Aufführungen gegen 3 des Jahres 1872 erfuhr; Aubers Teufels Antheil 5, Stumme von . 3, Domino 5. zusammen 13 gegen 9 des Jahres 1872

eethobens Fidelio 3, Ruinen 1, zusammen 3 (6); Bellinis Nacht⸗ wandler 1; Boildieus Weiße Frau 5 (3); Cherubinis Wasserträger 4 G); Davids Lalla Rookh 4 (2); Flotews Allessandro Stradella 5 (4; Glucks Orpheus und Eurydike 1, Armida 1, zusammen 2 63); Gounods Faust 4 (7); Grisars Gute Nacht 4; Halevys Jüdin 2 (1); Holsteins Heideschacht 1 G); Lachners Cornaro 2; Lortzings Wildschütz f, Waffenschmied 6, Czaar und Zimmermann 2, Undine 4, zusammen 13 (9; Maillards Glöckchen 4 (1 ; Mehuls Joseph 3 (z Meyerbeers Hugenotten 5, Afrikanerin 1, Robert d T. 4. Prophet 3, zusammen 13 (8); Mozarts Figaros Hochzeit 4, Zauberflöte 3, zusammen 7 63); Rheinbergers Thuürmers Töchterlein 3. 7 Raben 1, zusammen (; Rossini's Tell 5 (98); Schenks Dorfbarbier 1; Schumanns Genovevn 3, Manfred 3, zusammen (673 Spohrs Jessonda 2 (3); Verdi s Troubadour 1 (G3); Wagners Rienzi 4, Lohengrin 4, Meistersinger 2, Walküre 1, Fliegende Holländer 3, Tannhäuser 7, zusammen 21 (21); Webers Freischütz 5, Oberon 1, Abu Hassan 1, zusammen 7 (9.

Der Vollzug der Verfügung des Kultus- Ministeriums wonach am 1. Januar 1874 die Glasmalerei als Königliche Anftalt auf- gehoben und die Gebäude derselben für die Zwecke der Königlichen Afademie der bildenden Künste verwendet werden sollten, ist auf Be⸗ fehl des Königs vorläufig sistirt.

Mainz, 30. Dezember. Bei den Restgurationsarbeiten am Ostchore des Domes i. am Sylvestertage der Hauptbogen am Eingange des Chores geschlossen werden. Damit ist, jener Theil der Arbeit vollendet, wodurch der Pfeiler endlich überflüssig wird. Die oberen Theile desselben sind bereits herausgenommen und der Abbruch

des ganzen Einbaues wird nunmehr unmittelbar folgen.

cheint diele Sammlung von Kommentaren unter Mitwirkung der

ab für den Lehrstuhl der klassischen Philologie an der hiesigen Uni⸗—

Gewerbe und Handel. . Berlin. In der Ueberzeugung, daß ein Centralblatt für alle wirthschaftlichen Interessen, wie es in anderen Ländern bereits besteht, auch für Deutschland ein Bedürfniß sei, haben sich 17 Mitglieder des deutschen Handelstags mit einander verbunden, um die Mittel aufzubringen, das seit drei Jahren in kleineren Verhältnissen erschei⸗ nende „Deutsche Handelsblatt“ so zu erweitern, daß es den Ansprüchen gerecht werden kann, welche an ein solches Blatt zu stellen sind. Die Zeitschrift „Deutsches Handelsblatt, Wochenblatt für Handelspolitik und Volks wirthschaft“, welche wöchent lich 1—2 Bogen stark unter Herausgabe des General⸗Sekretärs des deutschen Handelstags Dr. Alexander Meyer (Verlag von Leon⸗ hard Simion in Berlin) erscheint, hat sich deshalb die Aufgabe ge⸗ stellt, alle Zeitfragen von volkswirthschaftlichem und handelspolitischem Inhalt zu erörtern und die großen noch schwebenden Aufgaben, wie die Ordnung des deutschen Bankwesens, die Revision des Aktiengesetzes, die Schaffung eines deutschen Eisenhahngesetzes thunlichst zu fördern Außer erörternden und kritischen Artikeln wird das Deutsche Handels- blatt in jeder Nummer eine . Zusammenstellung der wich⸗ tigsten Ereignisse der abgelaufenen oche bringen, ferner über die Verhandlungen der Gesellschaften und Vereine, welche sich mit wirth⸗ schaftlichen Interessen befassen, Bericht erstatten und die wichtigsten literarischen Erscheinungen auf national-ökonomischem Gebiet besprechen. Eine besondere Rubrik werden die Kundgebungen des bleibenden Aus⸗ schusses des deutschen Handelstages bilden, welcher seit drei Jahren das Deutsche Handelsblatt zu seinem Organ erwählt hat. Die am J. Januar d. J. erschienene Nr. J hat folgenden Inhalt: Das Börsen⸗ jahr 1873. Die neue österreichische Silber⸗Anleihe von 80 Millionen Gulden. J. Depotfixen. Wochen⸗Uebersicht. Volkswirthschaft⸗ liche Gesetzzebung. Staatsfinanzen. Zölle. Eisenbahnen. Banken. Industrie⸗Gesellschaften. Industrie. Geldmarkt. Kaufmännische Kreditperhältnisse. Kommunal Kredit. Bank⸗ Ausweise. Börsen⸗Usancen. Kundgebungen des deutschen Han⸗ delstages. Anzeigen. .

Das XI. und XII. Heft Jahrgang 1873 der Zeitschrift für Kapital und Rente (Berlin, Weidmannsche Buchhandlunz) hat folgenden Inhalt: J. Vom 1. Oktober 1863 bis 30. September 1873. Ein Ruͤckblick. (Vom Herausgeber) II. Finanzielle Chronik des Jahres 1872. (Fortsetzung. IX. Monat September. Neue Emis⸗ sionen und sonstige Modifikationen: 1) Staats⸗-Kredit, 2) Korpora⸗ tions⸗Kredit, 3) Gesellschafts⸗Kredit: a. Eisenhahn ⸗Gesellschaften, b. Industrie⸗Gesellschaften, Banken. III. Auszüge aus den im Jahre veröffentlichten Geschäftsberichten von Aktien⸗Gesellschaften. Banken. IV. Sachregister: a. Zur finanziellen Chronik des Jahres 1872 Mo⸗ nat September, b. Zu den Auszügen auß den im Jahre 1873 veröf- fentlichten Geschäftsberichten der Aktien⸗Gesellschaften. V. Miscellen. Nr. IX. Die gegenwärtige Lage der „Union“, Aktien ⸗Gesellschaft für Bergbau, Eisen⸗ und Stahl⸗Industrie zu Dortmund. II. Literatur. VII. Die Spezifikation der französischen Kriegskosten. VIII. Alpha— betisches Register zur finanziellen Chronik der Monate April bis incl. September 1872. ö

Die ‚Deutsche Industrie⸗Zeitung“, Organ der Handels⸗ und Gewerbekammern zu Chemnitz, Dresden, Plauen und Zittau, (ver- antwortlicher Redacteur; Max Diezmann in Chemnitz! enthält in Nr. 1 des Jahrganges 1874: Die industrielle Schweiz. Von A. Lam mers. Handels⸗ und Gewerbekammern: Plenarsitzung der Handels- und Gewerbekammer zu Zittau am 3. Dezember 1873. Technik: Ofenrohrbiegemaschine. Von H. Falcke. Th. Halls Parallelschraub⸗ stock. Fortschritte im Bau der Streichgarn⸗Spinnerei-Maschinen seit dem Jahr 1862. Von GE. Tänzler. Herstellung von Façonstäben für Hufeisen von G. A. Kästner. Aufthauen gefrorener Dynamitpatronen. Schornstein für Kesselgnlagen. Anthracenbestimmung. Industrielle Briefe: Manchester: Wochenschau über den englischen Maschinen⸗ und Metallmarkt. Technische Briefe: Augsburg: Hängelager. Lite⸗ rarisches: Buchner und Gnauth: Das Kunsthandwerk. Technische Notizen. Fragen. Beantwortungen. Industrielle Notizen. Vermischte Notizen. Personal⸗Nachrichten. Patentertheilungen.

St. Petersburg, 4. Dezember. Wie der Börse“ aus Riga telegraphirt wird, hat in Eydtkuhnen am 1. Januar die Annahme von Gütern zur Beförderung aus Rußland über die Grenze wieder begonnen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Im vierten Quartale 1873 sind in Oesterreich⸗Angarn folgende neue Eisenbahn: Strecken dem öffentlichen Ver kehr übergeben worden: I) Königgrätz Chlumetz (3510 Meilen) und Nim— burg ⸗Lysa⸗Prag (6, Meilen) österreichische Nordwestbahn 1022 Mei- len, 25 Sternberg⸗Grulich (Mährische Grenzbahn) 11,56 Meilen, 3) Lemberg⸗Stiys (Erzherzog Albrechtsbahn) 9,5, Meilen, 4) Zweig bahn Miskolcz-Diosgyßr (ungarische Staatsbahn) 115 Meilen, 5) Legenye⸗Mihalyi⸗Kaschau (ungarische Nordostbahn) 6,30 Meilen, 6) Karlstadt⸗Fiume (ungarische Staatsbahn) 22, Meilen, 7) Für Eilgut⸗ und Frachtenverkehr n n n, (Pilsen · Priesener Bahn) 950 Meilen, 8) Rumhurg⸗Georgswal de⸗Ebersbach (böhmische Nordbahn) 1590 Meilen, 9 Villach⸗Tarvis (Kronprinz-Rudolf⸗Bahn) 34 Meilen, 10) Neusiedl⸗-Lag Zellerndorf (Eigenthum der Lundenburg⸗ Nikolsburg⸗Grußbacher Bahn) im Betriebe der n , , T Nordbahn 662 Meilen. Zusammen 7333 Meilen. In Deutschland wurden in derselben Epoche nur 48,3 Meilen neue Bahnstrecken er⸗ öffnet. ; In Bezug auf den Verkehr zwischen Deutschland und Kron⸗ stadt wahrend des Jahres 1873 liegen folgende Angaben vor: Es liefen in dieser Periode aus Deutschland in den Kronstädter Hafen 489 Schiffe (darunter 202 Dampfer) ein, und 587 Schiffe dahin aus. Ausgeführt wurden: 21000 Pad Hanf, 212 000 Pud. Potasche, 73, 0900 Pud Talg, 27,900 Pud Butter, 57000 Pud Olein, 199090 Pud Glycerin, 32.0090 Pud Häute, 64,0090 Pud Knochen, 14,090 Pud animalische Kohle, 28, 000 Pud Daunen, 1,448,000 Tschetwert Roggen, 75, 009 Tschetwert Weizen und 248,009 Matten. ;

Kopenhagen, 5. Januar. (W. T. B.) Das Leuchtschiff „Trindelen“ hat heute Morgen Fredrikshavn verlassen, um seine gewöhnliche Station im Kattegat wieder einzunehmen.

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, J. Januar. Opernhaus. (6. Vorstellung.) Der Freischütz. Oper in 3 Abtheilungen von Kind. Musik von C. M. von Weber. Agathe: Fr. Mallinger. Aennchen:; Frl. Haupt. Max: Hr. Diener. Caspar: Hr. Fricke. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗

reise. 7 Echaushlelhaus. (6. Vorstellung.) Die Neujahrsnacht. Schauspiel in 1 Akt von Benedig. Hierauf: Ein Afrikareisender. Plauderei in 1 Akt von Emile Najae, deutsch von A. Winter. Zum Schluß: Die Hochzeitsreise. Lustspiel in 2 Akten von R. Benedir. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Donnerstag, 8. Januar. Opernhaus. (J. Vorstellung) Esmeralda. Großes Ballet in 3 Akten und 5 Bildern von J. Perrot. Musik von Pugni. Esmeralda: Frl. Adele Grantzow, vom Kaiserlichen Hoftheater in St. Petersburg, als Gast. Vor letztes Auftreten des Frl. Grantzow. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗

reise.

ö Ec auspielhant (J. Vorstellung. ) Der Elephant. Lust⸗ spiel in 4 Aufzügen von G. von Moser. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗ Preise.

Donnerstag, 8. Januar. Im Saal⸗Theater des König⸗ lichen Schauspielhauses. Fünfte Vorstellung der fran gn, Schauspieler⸗Gesellschaft. Triosieme représentation de: Les vieux Gargons. Comédie en cinq actes, en prose, par Mr. Vic- torien Sardou.

Die in den Händen der Schauspielhaus⸗Abonnenten ver⸗ bliebenen Abonnements⸗Billets werden von der Theater⸗Haupt⸗ Kasse gegen Erstattung des bezüglichen Betrages zurück⸗

genommen.